- NET

ZSTÜC
KE -
 ... INHALT ...

INHALT 2
NETZSTÜCKE 3
LOKALE POLICLUBS UND NGOS 4
Schockwellenreiter 5
Klabauterbund 5
Daedalus-Gesellschaft 6
Allgemeiner Gewerkschaftsbund 7
HANNOVER RELOADED 8
Die stille Macht Hannovers 8
Man sieht sich 15
MACHTSPIELCHEN IN DER ADL 19

IMPRESSUM: NETZSTÜCKE
Texte: Peer Bieber, Lars Blumenstein, Patrick Kurrat,
Sascha Morlok, Philipp Seeger
Redaktion der deutschen Zusatztexte/Projektleitung:
Peer Bieber und Lars Blumenstein
Übersicht der deutschen Deutsche Chefredaktion: Tobias Hamelmann
Shadowrun-Publikationen von Pegasus: Coverbild: Eric Williams
Illustrationen: Gunnar Lippoldt
Regelbücher: Lektorat: Benjamin Plaga
Shadowrun Grundregelwerk Danksagung: Martin Schmidt, Tatiana Urbanowicz und
Arsenal 2070 Rasmus Abromeit
BodyTech
Runnerkompendium
Schattenrüstzeug
Straßenmagie Pegasus Spiele GmbH,
Vernetzt Straßheimer Str. 2, 61169 Friedberg, unter der Lizenz von
Schattenkatalog Catalyst Game Labs und Topps Company, Inc. © 2012 Topps
Company, Inc. Alle Rechte vorbehalten. Shadowrun und Topps
Quellen- und Abenteuerbände:
sind Handelsmarken und/oder eingetragene Marken von Topps
Almanach der Sechsten Welt (Quellenband)
Berlin (Quellenband) Company, Inc. in den USA, in Deutschland und/oder anderen
Blut und Spiele (Quellenband und Abenteuerband) Staaten.
Emergenz (Kampagnenband) Catalyst Game Labs ist eine Handelsmarke
Fronteinsatz (Quellenband) von InMediaRes Productions, LLC.
Geisterkartelle (Kampagnenband)
Konzerndossier (Quellenband)
Konzernenklaven (Quellenband) ISBN 978-3-941976-37-5
Krisenzonen (Quellenband)
Machtspiele – Handbuch für Spione (Quellenband) Druck & Bindung via 360 Grad Mediendesign
Rhein-Ruhr-Megaplex (Quellenband)
Schattenstädte (Quellenband)
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Unterwelten (Quellenband)
Verschwörungstheorien (Quellenband) WWW.PEGASUS.DE
Wildwechsel (Quellenband)

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2 MACHTSPIELE
 ... NETZSTÜCKE ...

Durch die getönten Scheiben drang das Licht des hannöverischen Nachtlebens kaum ins Innere der BMW-
Edellimousine. Allerdings hätte man bei der Geschwindigkeit, mit der sie sich fortbewegte, auch kaum mehr als
ein wirres Farbengemisch aus Neonleuchten und halbtransparenten AR-Glyphen erkennen können.
Wiedner genoss es, in diesem Wagen herumgefahren zu werden. Als hochrangiger Interessenvertreter von
Saeder-Krupp hatte das Leben Vorteile, wie sie einem nur der weltgrößte Konzern bieten konnte, und dies war
nur eine von vielen Annehmlichkeiten. Zudem schob er hier in Hannover eine deutlich ruhigere Kugel als noch
vor ein paar Jahren in Essen, auch wenn ihm Möller und Hyvönen, die Statthalterin des Drachen, oftmals im
Nacken saßen, wenn es darum ging, Profile, Projektionen und Informationen für den Drachen oder Julian Ser-
getti zusammenzustellen, der nominell sein Vorgesetzter war. Für solche „niederen Tätigkeiten“ hatte er jedoch
Untergebene. Wenn er etwas nicht war, dann ein Schreibtischtäter oder Aktenschieber. Sein Spiel war die fünfte
Macht. Du bist, wen du kennst. Gefallen gegen Gegengefallen. Master and Servant.
Und Diener gab es in Hülle und Fülle. Speichellecker, Jasager, Karrieristen, Leute, die für ein Sprungbett bereit
waren, alles zu tun. Angehende Manager, Beamte, Journalisten, Politiker. Vor allem Politiker. So wie die Person,
die ihm gerade gegenübersaß. Ein junger, aufstrebender Mann, gerade einmal vier Monate in einem politischen
Amt. Silbergrauer Anzug, Mittelklasse, Krawatte der Marke Selbstbinder, frisch rasiert. Ein Allerweltsgesicht
ohne Profil. Ohne Wiedererkennungswert. Eine leere Matrize, die nur darauf wartete, beschrieben zu werden.
Das Gespräch: Vorgeplänkel.
„Nun, mir ist durchaus bewusst, Herr Nasielski, dass die Regierung in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Des-
halb hat die Commerzbank ja auch die Subventionen erhöht, und Hochtief kommt gar nicht mehr hinterher, all
die sozialen Wohnungsbauprojekte zu realisieren. Allerdings gehen S-K bald die Investitionsobjekte aus, weshalb
man vorschlägt, das Programm vermehrt auf Ostdeutschland auszudehnen. Zum Beispiel auf Thüringen. Schließ-
lich will Ihre Partei ja auch nicht, dass die ganzen linken und rechten Randzonenparteien dort weiter Fuß fassen.“
„Welche Kompensation schwebt S-K vor, Herr Wiedner?“, antwortete Nasielski wie aus der Pistole geschos-
sen. Der Mann hatte es wohl eilig, den Deal unter Dach und Fach zu bringen. Weniger Vorgeplänkel als erwar-
tet, aber das kam Wiedner nur entgegen.
„Nun, erst einmal Zugang zum Kultusministerium. Die magischen Hochschulen, Sie verstehen. Man
ist der Meinung, dass es hier noch viel Potenzial in dem Allianzland gibt, auch wirtschaftlich gesehen. Diese
ganzen Mittelstandsbetriebe und magisch-völkischen Werkstätten...“ Wiedner reichte dem jungen Mann eine
digitale Akte mit Extrapolationen und wirtschaftlichen Prognosen aus der Drachenhöhle und blickte abermals
nach draußen, während der junge Mann mit dem fast schon femininen Körperbau die Akte studierte. Als er
nach einem Tumbler mit altem Glenlivet griff, fiel sein Blick auf einen Mückenstich auf seinem Handrücken.
„Man sollte ja meinen, dass die Biester längst ausgestorben sind“, sagte er und begann sich zu kratzen.
„Eine Mücke kann dem Löwen mehr zu schaffen machen als ein Löwe der Mücke“, sagte Nasielski beiläufig,
ohne von den Daten aufzublicken.
Einen Augenblick blickte Wiedner den jungen Mann etwas irritiert an, fing sich dann aber und setzte wie-
der sein Kameralächeln auf.
„Nun, was meinen Sie, Nasielski?“ Er reichte dem Mann ebenfalls ein Glas mit dem bernsteinfarbenen
Whisky. „Ich kann Ihnen versprechen, dass Sie nicht lange hier in Hannover in einem Ministerium versauern
müssen, wenn Sie nicht wollen. Und unter uns: Sie wären nicht der erste PNO-Mann, dessen Karriere wir
einen Schubs in die richtige Richtung geben. Sie kennen die ehemalige Erwachtenministerin Heiden?“

MACHTSPIELE 3
 „Verfügen Sie über mich, wie Sie es für richtig halten.“
Nasielski streckte ihm die Hand entgegen, die Wiedner ein-
schlug. „Das ist die richtige Einstellung, mein junger Freund.
Wenn Sie Ihre Karten richtig spielen, sehe ich für Sie eine
glorreiche Zukunft in Thüringen und in ein paar Jahren
vielleicht auch in Hannover.“
Später, nachdem „ihn“ Wiedner an der Expo-Plaza rausgelas-
sen hatte, stand Nasielski schwer atmend in einer Nebengasse.
Es dauerte ein wenig, bis sich ihr Körper und die Gesichtszüge
rekonfigurierten und sich ihre „femininen Züge“ wieder als
deutliche Formen abzeichneten. Auch die Haare waren nun
wesentlich länger und hatten Textur und Farbe geändert.
Nachdem sie sich wieder vollständig bioverwandelt hatte,
NETZSTÜCKE
trennte sie aus dem Innenfutter des Jacketts ein Kleid und
dünne, faltbare Ballerinas heraus, zog beides an und entsorgte
dann Anzug, Hemd, Schlips und Schuhe. Als „Partygirl“ der
hannöverischen Nachtszene wechselte sie im Kommlink ihre
SIN, aktivierte ihr Tarnprofil unter der virtuellen Maschine
von „Nasielski“ und verschlüsselte die Kommunikation zu ih-
ren Ohrsteckern und dem Kehlkopfmikro. Sie verstaute das
Kommlink im Schenkelholster und tätigte einen Anruf, wäh-
rend sie zwischen den Nachtschwärmern untertauchte.
„Watson-Watt Systems. Wen wünschen Sie zu sprechen?“
„Authentifizierungsphase.“
[Zugang Schockwellenreiter-Netzwerk gewährt]
* * *
> VPN-Zugangsdaten erkannt
> Personalisierten, biometrischen Schlüssel generieren und ein-
geben
> Schlüssel: ******-######-*****
[Dynamisches Entschlüsseln/Verschlüsseln aktiviert]
[Chaperon-IC zugeschaltet]
[S-K Wyrmfrei aktiv]
# Zeige versteckte Foren an (nur Lesezugriff )
# Strippenzieher-Archiv freigeschaltet und dynamisch verlinkt
# Neu: Politische Willensbildung [UPDATE]
[Folge Link]
[Anzeigen]
[Schreibzugriff für Schockwellenreiter-Gruppe, Snow-WT,
Justizopfer, Antifa, Wattegel, Corpshark, Eva, Myriell]
> Information ist ein dynamisches Gut, das immer aktualisiert
und verbessert werden will. Von daher haben wir den Eintrag
über die lokalen Policlubs und NGOs kürzlich noch um ein paar
weitere interessante Stücke erweitert.
> Zeitgeist
LOKALE POLICLUBS UND NGOS
gepostet von Wattegel [Update durch Zeitgeist]
Auch wenn man es in den Siebzigern kaum für möglich halten
mag, gibt es durchaus noch zivile Bündnisse von Metamen-
schen, die aus reinem Gutmenschentum und Überzeugung für
soziale und gemeinnützige politische Dinge streiten, die der
4 MACHTSPIELE
„Einen Augenblick bitte. Authentifizierung?“
„Der Anführer eines großen Heeres kann besiegt werden.“
Die automatische Stimme des Operator-Agenten am an-
deren Ende änderte sich plötzlich in eine raue Männerstim-
me.
„Aber den festen Entschluss eines einzigen kannst du
nicht wankend machen… Eindeutige Stimmmustererken-
nung. Die Leitung ist sicher. Guten Abend, Alekto. Bericht.“
„Parasit ausgeführt. Die Nanitenkolonien wurde durch
die Biodrohne transferiert, allerdings sollten Sie die Arbeits-
gruppe anweisen, dem Cocktail das nächste Mal ein Anti-
histaminikum beizumischen, um die typische allergische
Reaktion des Stichs zu eliminieren. Die Kolonien sollten sich
in den nächsten Stunden an die Seh- und Hörnerven setzen
und ein einwandfreies Feed liefern, solange Sie Wiedner aus
der Drachenhöhle raus und fernab von Blauem Glibber hal-
ten. Die Blut- und Gewebeproben sowie den biometrischen
Scan, den ich während des Treffens gemacht habe, schicke ich
auf gewohntem Weg. Ist alles bereit für die nächste Phase von
Operation 3.25?“
„Unsere hannoverischen Bauern sind noch auf dem Weg,
Technik und Intermediär zu installieren. Gute Arbeit. Nut-
zen Sie ein paar Tage Ihre lokale Tarnidentität, falls ich Sie
noch vor Ort brauche. Und informieren Sie Nasielski über
den Werdegang des Gesprächs. Hanning Ende.“
Gesellschaft als Ganzes (und nicht nur einem Bruchteil) dienen.
Ganz im Gegensatz zu den meisten anerkannten Denkfabriken
und Lobbyinstituten halten sich diese Graswurzelbewegungen
auch noch meist im legalen Bereich der politischen Einfluss-
nahme auf. Und dennoch vermögen auch diese Davids, seien es
nun Policlubs, Vereine oder Gesellschaften, Steine ins Rollen zu
bringen, die als Lawine auch schon mal einen Goliath begraben
haben.
SCHOCKWELLENREITER
Vereinszentrale: keine, dezentralisiert aufgebaut
Sprecher: Hacker „Zeitgeist“
Die heute sicherlich bekannteste organisierte Hackervereini-
gung sind die Schockwellenreiter, die ihre Wurzeln im Chaos
Computer Club haben. Als der Crash-1.0-Virus das Internet
und damit große Teile der Hosts und Treffpunkte des CCC
zerstörte, verschwand auch der Verein von der Bildfläche. Man
vermutet bis heute, dass viele Mitglieder Schlüsselrollen bei
der Bekämpfung des Virus (Beteiligung an Echo Mirage nicht
ausgeschlossen) und dem Wiederaufbau des Netzes spielten.
Nachdem sich der CCC mit dem Beginn des Matrixzeitalters
und der Übernahme der Gitter durch die Corporate Court Ma-
trix Authority (CCMA) und die Megakonzerne aufgelöst hatte,
wurde es still, bis fünfzehn Jahre später die Schockwellenreiter
auftauchten, die sich eine Hackerethik auf die Fahne geschrie-
ben haben, die der des CCC ähnelt. Man vermutet, dass einige
Kernmitglieder des CCC die Schockwellenreiter ins Leben rie-
fen, nachdem sie die fünfzehn Jahre genutzt hatten, um die Kon-
zerne zu unterwandern und an die experimentelle Hard- und
Software für die Matrix heranzukommen bzw. an deren Ent-
wicklung mitzuarbeiten. Aufgrund des Hacker-Hintergrundes
und auf Druck der Megakons (sowie einer gewissen Nähe zu
„semi-legalen Untergrundströmungen“) agieren die Schockwel-
lenreiter heute vor allem hinter den Kulissen. Dennoch tauchen
immer wieder Veröffentlichungen, Artikel, digitale Flugblätter
und Mahnungen der Schockwellenreiter in deutschen Medi-
en und öffentlichen Netzwerken auf, wenn es darum geht, die
Beschneidung von Bürgerrechten, Netzmissbrauch, Cyberter-
rorismus oder Verbrechen seitens des Staats und der Konzerne
anzuprangern.
Dabei vertreten die Schockwellenreiter folgende Kern-
punkte:
● Schutz der (digitalen) Privatsphäre
● Schutz von Information durch (un)gezielte Manipulation
● Freier Zugriff auf Information (Daten, Programme, Copy-
right)
● Förderung des Rechts auf Kommunikation (Matrixzugriff )
● Politische Neutralität und Verzicht auf Vorverurteilung
● Schutz von Systemen und Identitäten vor illegalen (schwar-
zen) Hacks und Cyberterrorismus
Auch wenn die Schockwellenreiter in der Öffentlichkeit als
anonyme Gruppe auftreten, um der Verfolgung zu entgehen,
sind in den Schatten gewisse Hacker-Persönlichkeiten bekannt,
die zum direkten Umfeld der Gruppe gezählt werden können.
Neben dem inoffiziellen Sprecher Zeitgeist, einem ehema-
ligen White-Hat-Hacker und Journalisten aus dem Frankfurter
Raum, sind dies vor allem Imperativ, der Besitzer des Matrix-
clubs Falcon’s Maze in Nürnberg (ein Hobgoblin), der Techno-
mancer Spime sowie Anne Archiste, eine legendäre Hackerin
und Matrix-Vandalin der Autonomen Szene, die früher mit dem
Ost-Berliner Schattenlandknoten assoziiert war, bevor dieser
vom BIS kurz nach dem Crash 2.0 mit Gewalt aufgelöst wurde.
> Schöner Eintrag zur Eigenwerbung. Aber das beantwortet
nicht wirklich die Frage, wer im Hintergrund bei euch die Fä-
den zieht und wer die Geldgeber sind? Wer sind die ominösen
Gründer bzw. Kernmitglieder und wie beeinflussen sie eure
Aktivitäten heute (unter der Annahme, dass einige sicherlich
immer noch leben)? Letztendlich seid ihr auch nicht so trans-
parent, wie ihr immer tut. Vielleicht ist es an der Zeit, mal
auszupacken.
> Antifa
> Transparenz ist ein zweischneidiges Schwert. Im Inneren
versuchen wir, so weit wie möglich transparent zu sein – auch
mit und zwischen allen Mitgliedern, die alle dieselben Mitbe-
stimmungsrechte haben (egal ob Gründer oder Nicht-Gründer,
auch wenn der Meinung von „Älteren“ allein aufgrund ihrer
Erfahrung oft ein größeres Gewicht beigemessen wird). Ein
wichtiger Kernpunkt unserer Ethik ist allerdings auch, verant-
wortungsvoll und integer mit den uns anvertrauten Informa-
tionen umzugehen und gegebenenfalls die Anonymität einer
Person oder Quelle zu wahren, sofern diese durch Veröffentli-
chung in Gefahr geraten könnte. Letztendlich sind diese Iden-
titäten und wie wir unsere Interna handhaben nicht wichtig.
Es geht darum, was wir tun und wie wir es tun, nicht wer wir
sind. Märtyrertum überlassen wir anderen.
> Zeitgeist
KLABAUTERBUND
Vereinszentrale: Freie und Hansestadt Hamburg
Sprecher: Viktor Neubaum (de facto)
Die Frage, ob es sich beim Klabauterbund um einen wirklichen
Policlub handelt, ist nicht einfach zu beantworten. Das, was ein-
mal der Klabauterbund werden sollte, formte sich aus den vielen
ökologischen bis ökoanarchistischen Gruppen, die sich nach der
Schwarzen Flut 2011 gegründet hatten. Im Angesicht von der
MACHTSPIELE
Flut verschluckter Küstenstädte, die auch Teile von Hamburg
unbewohnbar gemacht hatte, sahen viele Heimatlose und Aus-
steiger ein Ende der modernen Zivilisation gekommen und be-
gannen, alternative Lebensstile für sich zu entdecken und in der
Küstenregion des heutigen Norddeutschen Bundes Kommunen
zu gründen, was wiederum andere ideologisch verwandte Per-
sonen anlockte. So entstand bald ein bunter Haufen von Alter-
nativen, Anarchisten, Umweltaktivisten, aber auch – durch das
Erwachen und die zunehmende Einflussnahme der Konzerne
– Naturzauberern, Kapitalismus- und Konzernkritikern sowie
anderen Freidenkern. Man propagierte eine ökologische Le-
bensweise und Selbstversorgung sowie den Verzicht auf (nicht
lebensnotwendige) Technologie. Mit dem Crash 1.0 gewann die
Bewegung ein gewaltiges Medienecho, und man begriff sich als
politische Bewegung, die ein neues Miteinander propagierte.
Als man versuchte, die Bewegung einheitlich zu organisieren,
erkannte man, dass man es bei den Gruppen nicht nur mit ein
NETZSTÜCKE
paar vereinzelten, sondern mit einigen Hundert Strömungen zu
tun hatte. So gab es ökoschamanistische Gruppen, die auf die
Unterstützung der „Klabautermänner“ bei der Behebung der
Schäden durch die Schwarze Flut hofften (was aufgrund der
vielen Medienberichte der Bewegung ihren Namen gab), aber
auch anarchistische und konzernfeindliche Gruppen, die damit
begannen, in Robin-Hood-Manier Frachtschiffe zu überfallen,
oder gegen die Umweltverschmutzung der Konzerne mit mili-
tanten Mitteln vorgingen.
Bis heute haben es die moderaten Kräfte in der Bewegung
nicht geschafft, diese Umtriebe zu unterbinden, zum Teil auch,
weil man teilweise von der Versorgung abhängig ist. Zwar ver-
urteilen einige Mitglieder bei grünen Kundgebungen regelmä-
ßig solche Aktionen (vor allem wenn es mal wieder zu Kollate-
ralschäden gekommen ist), beteuern aber gleichzeitig, dass man
ja nicht jedes Mitglied (oder jene, die sich als solche ausgeben)
in seinen Aktionen kontrollieren könne. Im Laufe der 60 Jahre
seines Bestehens sind die verschiedenen Gruppen jedoch im-
mer enger miteinander verwachsen, sodass Piraterie und grüne
Sprawlguerilla von den meisten Mitgliedern hinter vorgehal-
tener Hand als legitime Maßnahmen gegen die Megakonzerne
angesehen werden.
Ein weiterer verbreiteter Standpunkt ist die Ablehnung ei-
ner übertechnisierten Gesellschaft. Dies umfasst etwa den zu-
nehmenden Gebrauch von Drohnen im Alltag, computer- und
matrixgesteuerte Abläufe in der Wirtschaft und im Haushalt,
aber auch Körpermodifikationen und andere Verbesserungen,
die zu einem Ungleichgewicht in der Bevölkerung führen wür-
den. Natürlich verzichten nicht alle Klabauterbundler auf die
Annehmlichkeiten der modernen Technik (so ist die Gruppe,
die sich aktiv in der Matrix bewegt, nicht klein), allerdings gibt
es auch jene, die einen sehr radikalen Ansatz in diesem Bereich
verfolgen und 2070 selbst vor direkter Aktion gegen Techno-
mancer nicht zurückschreckten.
> Aufgrund ihres Fokus auf Ökologie und Technikfeindlich-
keit ziehen es viele Mitglieder vor, in sich selbst versorgenden
Kommunen zu leben. Einige dieser Kommunen verkaufen ihre
Ökolebensmittel und andere Erzeugnisse (Naturfoki, Drogen)
auch in Hamburg und Umgebung auf kleinen Bauernmärkten.
> Myriell
Eine offizielle Öffentlichkeitsvertretung der Bewegung exi-
stiert eigentlich nicht, da man immer darauf Wert legt, dass je-
des Mitglied und jede Kommune für sich selbst spricht. Für die
Beilegung interner Konflikte existiert jedoch eine Art Schieds-
gericht, das Einigungs-Gremium, das entweder in Wildost
oder außerhalb Hamburgs irgendwo im Norddeutschen Bund
zusammenkommt. Es besteht aus zwölf Mitgliedern der wich-
tigsten aktiven Strömungen, wobei der Vorsitzende und sein aus
zwei Personen bestehender Beirat für ein Jahr gewählt werden
5
 (diese Wahlen erfolgen bei Treffen recht informell durch Hand-
heben). Diese bewusst offene Struktur wurde gewählt, um die
Flexibilität der Bewegung zu erhalten.
> Da man versucht, die Verhandlungen korrekt nach dem
selbstauferlegten Regelwerk durchzuführen, arten die Treffen
oft in ermüdende Debatten über Tagesordnungspunkte, Ge-
schäftsordnung und allgemeine Meinungsverschiedenheiten
aus. Oft nutzen die radikalen Flügel der Bewegung das Gremi-
um als Bühne für die Verbreitung ihrer Ansichten, weswegen
das Interesse in den Jahren deutlich abgenommen hat.
> Myriell
> Da viele Mitglieder der Klabauter auf deutschen oder sogar
internationalen Fahndungslisten stehen und auch GreenWar
nachgesagt wird, dass es die Kommunen benutzt, um dun-
kelgrünes Gedankengut zu verbreiten, finden sich auf diesen
NETZSTÜCKE
Treffen mitunter auch V-Leute der HanSec (sofern das Treffen
auf Hamburger Boden stattfindet) und anderer Landes- bzw.
Bundesbehörden. Allerdings hat es allein aufgrund der schie-
ren Größe der Gruppe und ihrer Sympathisanten bisher noch
keine Behörde gewagt, eine Verhaftung vor Ort vorzunehmen.
> Snow-WT
Daneben existiert noch der Ältestenrat, der ein breit aufge-
stelltes Diskussionsforum ist, in dem die ältesten Mitglieder der
Klabauter organisiert sind. Innerhalb der Bewegung hat er da-
durch ein hohes Ansehen. Hier wird über die programmatische
Ausrichtung des politisch-aktiven Teils des Klabauterbundes
friedlich (häufig auch unter Beihilfe von Drogen) diskutiert.
Eine Richtungsänderung aus diesem Kreis wird von den mei-
sten moderaten Mitgliedern des Bundes akzeptiert, für die ra-
dikalen geht es allerdings oft nicht weit genug. In den letzten
Jahren hat sich der Hamburger Viktor Neubaum aufgrund
seiner Eloquenz und Trideogenität zumindest in der breiten
Öffentlichkeit als Sprachrohr hervorgetan. Der Zwerg vertritt
als Ökoschamane den moderat-politischen Flügel des Kla-
bauterbundes, der die ökologische und technologiesparsame
Lebensart der Bewegung in den Vordergrund stellt, die er durch
den Crash 2.0 abermals bestätigt sieht. Dies wird vor allem vom
radikalen Flügel nicht sehr gerne gesehen, der Neubaum Gel-
tungssucht und einen zu legeren Umgang mit den „Verbrechen“
der Konzerne unterstellt.
Der Einflussbereich des Klabauterbundes beschränkt sich
im Wesentlichen auf Hamburg und den Norddeutschen Bund,
allerdings finden sich auch einige Ableger in Nordrhein-Ruhr,
Thüringen und Brandenburg. Unterstützer findet der Kla-
bauterbund vor allem in ökologischen und anarchistischen
Bewegungen (etwa Grüne Zellen), neo-paganen Zirkeln (wie
Hexencoven oder druidischen Vereinen), aber auch bei Pira-
tengruppen wie den Roten Korsaren und Störtebekers Erben.
Auf der politischen Ebene haben etliche Mitglieder Verbindung
zu den Grünen, der Anarcho-Syndikalistischen Union (ASU)
oder im beschränktem Umfang auch zur Partei der Neuen Ord-
nung (PNO). Diese Organisationen benutzen ihre Kontakte
zum Bund aber auch, um neue Mitglieder für sich zu gewinnen,
wobei die meisten Klabauter eine politische Karriere (und ihre
Zwänge) aufgrund ihres Lebensstils ablehnen.
DAEDALUS-GESELLSCHAFT
Vereinszentrale: München
Sprecher: Manuela Winde
Die Daedalus-Gesellschaft ist mit Funkfeuer wohl einer der
jüngsten Policlubs in der ADL. Sie propagiert eine ethische
protechnische, prowissenschaftliche und Pro-Bodytech-Agenda
und eckt damit insbesondere in den konservativen Bevölke-
rungsschichten oft an. Anders als Evo, Proteus oder der Ham-
6 MACHTSPIELE
burger Thinktank Group Trans, die eher trans- oder posthuma-
nistische Ziele verfolgen, stellt die Daedalus-Gesellschaft jedoch
die Beherrschbarkeit von Technologie und Fortschritt und den
verantwortungsvollen Umgang mit diesen Technologien in den
Vordergrund. So sehen Anhänger dieser politischen Strömung
in Körpermodifikationen zwar einen Gewinn für die Gesell-
schaft (wenn alle daran partizipieren können), lehnen aber
extreme Auswüchse wie etwa militärische Kybernetik ab und
halten die „Zügellosigkeit“ von Cyber-Fetischismus und die Ab-
hängigkeit von kosmetischen Körpermodifikationen gerade in
Bezug auf Cyberpsychosen und Verlust der Menschlichkeit für
bedenklich, wenn nicht sogar gefährlich.
Die positiven und fortschrittlichen Ansichten des Policlubs
fallen erst seit Beginn der Siebziger auf fruchtbaren Boden,
nachdem auch in der breiten Bevölkerung Körpermodifikati-
onen, Matrix-Allgegenwärtigkeit (etwa durch AR) und ähnliche
Aspekte ihre Stigmatisierung verloren haben und zu für Otto
Normalverbraucher erschwinglichen Preisen verfügbar sind.
Aufgrund zweier Crashs, einer radikal-konservativen Deutsch-
Katholischen Kirche und der jüngsten KI- und Technomancer-
phobie ist die deutsche Gesellschaft nie wirklich mit den tech-
nischen Neuerungen der Sechsten Welt warm geworden (die
Schatten und Konzern-Eliten ausgenommen, versteht sich). Zu-
dem fehlte in der Vergangenheit auch der politische Wille (bzw.
der Lobbyismus und die Unterstützung durch die Medien), um
die Einführung von neuen Technologien aktiv zu pushen. Wäh-
rend man im konservativen Lager selbst heute neue Standard-
technologien, wie etwa die der Matrix, nur in der Sicherheits-
politik aufgegriffen hat, um neue Überwachungsmaßnahmen
einzuführen und zu rechtfertigen, herrscht im linken Lager oft
noch immer eine Technikignoranz, die mitunter sogar in Tech-
nikfeindlichkeit mündet. Aufgrund des Konservatismus in der
Gesellschaft verlief die Akzeptanz jenseits vom Arbeitsplatz oft
langsamer als in anderen technikprogressiveren Ländern (Asien,
UCAS).
Ziel der Daedalus-Gesellschaft ist vor allem die Aufklärung
der Gesellschaft, was die Chancen und Risiken einer neuen
Technik anbelangt. Hauptbetätigungsfeld des Policlubs sind da-
her Seminare und die Förderung von Bildungs- und Informati-
onsangeboten in und außerhalb der Matrix. Darüber hinaus un-
terstützt die Gesellschaft wissenschaftliche Forschungsgruppen
oder -projekte sowie Startups, um diesen Interessengruppen eine
freie Forschung und Entwicklung unabhängig von Konzerninte-
ressen zu ermöglichen.
Bei den Mitgliedern des Policlubs handelt es sich vor allem
um Personen mit einem überdurchschnittlichen Bildungsgrad,
hauptsächlich Akademiker aus dem Bereich der Naturwissen-
schaften, Medizin, Psychologie, Soziologie, Philosophie und
anderen Geisteswissenschaften, oft mit Auslandserfahrung und
liberaler Einstellung. Besonders starken Einfluss besitzt die Dae-
dalus-Gesellschaft inzwischen in den großen Universitäten und
Exzellenzclustern Deutschlands, den Kultusministerien der Al-
lianzländer, dem Bundesministerium für Verkehr, Telekommu-
nikation, Wissenschaft und Forschung sowie in halbstaatlichen
oder gemeinnützigen Einrichtungen wie der Deutschen For-
schungsgemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft zur För-
derung der Wissenschaften oder der Fraunhofer-Gesellschaft
zur Förderung der angewandten Forschung, in deren Steuer-
und Ethikgremien sie oft vertreten ist.
> Interessanterweise hält man sich aus allem raus, was die
magische (Aus-)Bildung und Forschung an sich angeht. Mit
der Dr.-Faustus-Gesellschaft wollte man sich anscheinend
nicht anlegen.
> Myriell
Zudem war die Daedalus-Gesellschaft (zusammen mit
Funkfeuer) maßgeblich für die programmatische Erweiterung
der PNO mitverantwortlich, was auch dafür sorgte, dass sie ei-
nige ihrer Mitglieder in der Partei platzieren konnte.
Aufgrund ihrer programmatischen (Bio-)Ethik kommt es
immer wieder zu (verbalen) Auseinandersetzungen mit Vertre-
tern von wirtschaftlichen Förderern (sprich den Großkonzer-
nen), die nicht selten ethisch-moralische Verpflichtungen hinter
die Verwendung (z.B. für militärische Zwecke), Marktreife (z.B.
unausgegorene Produkte, deren gesundheitlichen und sozialen
Einfluss auf die Gesellschaft man nicht abschätzen kann) und
Einkünfte eines Produktes oder einer Technologie stellen. Auf-
grund der Polarisation beider Gruppen und zum Teil verhär-
teter Fronten findet man viele Ex-Konzerner in den Reihen der
Daedalus-Gesellschaft, denen von ihren früheren Arbeitgebern
aufgrund von „Interessenskonflikten“ gekündigt wurde.
> Allerdings ohne eine fette Abfindung zu kassieren. Druck,
Mobbing und Rausschmiss unter fadenscheinigen Begrün-
dungen sind patente Mittel, um festzustellen, wie weit die
Leute für ihre Überzeugung zu gehen bereit sind. Die meisten
knicken sehr früh ein, was die mit der festen Überzeugung als
Gegner umso gefährlicher macht.
> Corpshark
Dennoch kann man davon ausgehen, dass heimliche Sym-
pathisanten und Geldgeber aus den Reihen der Konzerne kom-
men.
> Um seine Vorstellung von Ethik und Moral durchzusetzen,
schreckt der Policlub auch nicht vor dem Einsatz von Shadow-
runnern zurück. Schon mehr als ein Team wurde ausgeschickt,
um das eine oder andere Forschungsprojekt der Konzerne zu
sabotieren oder gar komplett zum Scheitern zu bringen.
> Eva
> „Aufklärung und Wahrheit“ und eine neue Wissenschaftse-
thik. Riecht alles irgendwie nach den Bayrischen Illuminaten,
findet ihr nicht auch?
> Snow-WT
> Die Zentrale der Daedalus-Gesellschaft befindet sich in
München, wobei das an sich kein ausreichendes Kriterium ist
(auch Fraunhofer und die MPG haben ihre Verwaltungen dort).
Allerdings gibt es etliche Hinweise darauf, dass die Vorsitzen-
de des Policlubs, Manuela Winde, ein Mitglied bei den Illumi-
naten ist.
> Anne Archiste
ALLGEMEINER GEWERKSCHAFTSVERBAND
Vereinszentrale: Hannover
Sprecher: Dr. Peter Lewandowski
Der Allgemeine Gewerkschaftsverband (AGV) ist in seiner
jetzigen Form das traurige Überbleibsel des einst weitver-
zweigten Gewerkschaftssystems in Deutschland. Auch nach
dem Zusammenbruch des Deutschen Gewerkschaftsbunds in
den Vierzigern besaß man durch den AGV eine gewisse Form
von politischem Einfluss auf das Wirtschaftsleben (nicht zu-
letzt, da er einen Platz als Beisitzer im Bundesrat innehatte),
aber die Konzerne mit der LDFP als Steigbügelhalter nutzten
die geopolitischen Turbulenzen und den Zusammenbruch des
Mittelstandes während des Crashs 2.0 auch dazu, das Thema
Gewerkschaften in der ADL nachhaltig und endgültig zu be-
graben (zumindest dachten sie das). 2067 wurde auf Antrag der
LDFP-Fraktion im Bundesrat der AGV der Status als Beisitzer
durch das Bundesverfassungsgericht aberkannt. Als gemeinnüt-
zige Vereinigung der deutschen Gewerkschaftsinteressen (oder
was davon übrig war) und Nachfolger (und Erbe) des DGB ver-
lor der AGV durch den politischen „Rausschmiss“ und weiterer
MACHTSPIELE
Demontage durch die Konzerne nicht nur in der Öffentlich-
keit sein Gesicht. Massive Mitgliederflucht und ein Einbruch
bei den Spenden sorgten dafür, dass der AGV für einige Jahre
nahezu ganz aus der Öffentlichkeit verschwand. Erst als 2072
Peter Lewandowski als neuer Vorsitzender begann, den AGV
als „Zusammenschluss zur Umgestaltung des politischen und
gesellschaftlichen Klimas zur Stärkung der Rechte und Verbesse-
rung der Lebensbedingungen von Arbeitnehmern und Arbeit-
nehmerinnen“ umzustrukturieren, geriet der AGV wieder in die
Medien.
> Und auf das Radar der Konzerne, die den Gegner schon aus-
gezählt wähnten.
> Corpshark
Die Hauptaufgabe des AGV besteht immer noch in der Ver-
tretung der wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Interessen
NETZSTÜCKE
abhängig Beschäftigter, ohne dass diese allerdings Mitglied des
AGV sein müssen, sodass es sich heute bei dem AGV tendenziell
eher um einen Policlub als um einen Verein oder eine klassische
Gewerkschaft handelt. Ziel des AGV ist es, die Bedingungen der
Arbeitnehmer nicht-extraterritorialer Konzerne national mit-
tels politischer Einflussnahme zu verbessern. Zu diesem Zweck
unterstützt der AGV arbeiterfreundliche Parteien des linken
Spektrums (USPD, ESP), wobei er sich als Vermittler versteht.
Zur Programmatik gehört es auch, neue Strategien und Model-
le zu erarbeiten, wie soziale Auffangsysteme in Firmen etabliert
werden können, ohne dass Produktivität und Wirtschaftlichkeit
leiden.
> Lewandowski gilt als jemand, der außerhalb starrer Struk-
turen, wie sie oft noch in Firmen anzutreffen sind, denkt und
sich eher als eine Art arbeitnehmerfreundlicher Unterneh-
mensberater sieht. Diese Vorgehensweise, Veränderungen be-
wirken zu wollen, ohne durch bindende Verträge und Streiks
Druck auf die Firmen auszuüben, halten viele der alten, kon-
servativen Funktionäre für Verrat an der Sache, weshalb es
immer wieder zu verbalen Attacken auf den Vorsitzenden
kommt.
> Anne Archiste
> Allerdings muss man leider sagen, dass er mit dieser wei-
chen Methode, neuen Denkanstößen, Kollektivismus und
transparenter Öffentlichkeitsarbeit bisher besser dasteht als
seine Vorgänger, die nämlich rein gar nichts mehr erreicht ha-
ben. Allerdings macht genau das Lewandowski zur Zielperson
für die Konzerne.
> Corpshark
Daneben fördert der Gewerkschaftsverband Bildungspro-
gramme für Arbeiterkinder, unterstützt Arbeitslose bei der
Jobfindung (Coaching, Weiterbildung, Umschulung), stellt
Rechtshilfe, initiiert Programme gegen Jugendarbeitslosigkeit
und engagiert sich im Bereich des sozialen Wohnungsbaus, wo-
bei die Mittel bisher jedoch noch sehr limitiert sind.
Trotz seines nach außen hin gemäßigten Images unterstüt-
zen die eher radikaleren Flügel des AGV viele linksgerichtete
Gruppen in Deutschland, wie etwa die Solidarischen Netz-
werke (Seilschaften von Mitarbeitern innerhalb von Großkon-
zernen), Studierendenvertretungen oder linke Sprawlguerilla
wie den Spartakusbund. Diesen Gruppen stellt man Informa-
tionen, Geld, oder Fachkräfte zur Verfügung.
> Gerüchten zufolge dienen die Konten des Policlubs auch zur
Geldwäsche dieser Gruppen, und man bemüht sich (insbeson-
dere in den Schatten), Ausbilder für den militanten Zweig der
Arbeiterbewegung aufzutreiben.
> Anne Archiste
7
 HANNOVER RELOADED
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> Ihr kennt das ja. Manche Dinge dauern länger, Recherchen
werden nicht fertig oder das Ergebnis kommt zu spät. Und
manchmal gehen durch einen Glitch tatsächlich auch ein paar
Megapulse verloren oder werden falsch verlinkt. Wie auch im-
NETZSTÜCKE
mer, hier ein Nachschlag für alle, die nicht von der Hauptstadt
lassen können.
> Justizopfer
>>> AR-Fenster Anfang
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>>> AR-Fenster Ende
DIE STILLE MACHT HANNOVERS
gepostet von Corpshark
Manche nennen es Politikberatung. Manche die Fünfte Gewalt.
Die meisten kennen es als Lobbying oder Lobbyismus.
Lobbying bedeutet zunächst einmal Interessenvertretung
mit dem Ziel, politische Entscheidungen zu beeinflussen. Heu-
te beschränkt sich dieses „politische Gestaltungsmittel“ jedoch
nicht nur auf den Bundesrat der Allianz Deutscher Länder. Die
Beeinflussung erfolgt bereits lange vor den tatsächlichen Ent-
scheidungen auf Landes- bzw. Parteiebene unbemerkt von der
Öffentlichkeit (und mitunter auch anderen Parteigenossen) und
schließt meist Patronage oder Korruption, seltener auch Erpres-
sung oder Bedrohung mit ein.
> Patronage bedeutet vor allem Parteispenden und Politfi-
nanzierung. Alles andere ist dann eher illegal und undemo-
kratisch, wobei es inzwischen auch rechtlich unproblematisch
ist, dass jemand mit einer Konzernzugehörigkeit gleichzeitig
in der Politik aktiv ist (zum Teil freigestellt mit vollen Ge-
halts- oder sogar Sonderbezügen für sein Engagement), was
Lobbyarbeit in Reinform darstellt.
> Justizopfer
Früher, als es noch keine Megakonzerne gab, die direkten
Einfluss geltend machen konnten, war Lobbying vor allem
wirtschaftlich geprägt. Auch heute sind die meisten Aktivi-
täten wirtschaftlicher Natur und dienen den Interessen eines
oder mehrerer Konzerne oder gewissen Industriezweigen, hin-
ter denen Konzerne stehen, für die eine gewisse, laxe Gesetz-
gebung günstig ist. So waren Proteus, Shiawase Biotech und
Aztechnologys Genetique Hauptdrahtzieher der Interessen-
gruppen Freie Familienwahl, Pro-Evolution und MyGene, um
die genetische Gesetzgebung zur Förderung von Designerba-
bys und genetischen Therapien aufzuweichen, was die Kon-
zerne sicherlich Millionen gekostet hat – im Angesicht der
zu erwartenden Einnahmen in dem Marktsegment aber quasi
Peanuts.
> Da die meisten Politiker, die in Gremien über solche Themen
beraten, keine Wissenschaftler sind, sind „wissensbasierte
Beratungen“ unumgänglich, die gerne von wissenschaftlichen
Forschungsgruppen, Consultants und „Key Opinion Leaders“
8 MACHTSPIELE
JUSTIZOPFER – KURZPROFIL
Man nennt mich Justizopfer, weil ich in meinem Dead-
End-Job mit dem Justizministerium der ADL verbandelt
bin. Macht euch allerdings nicht die Mühe, mich dort auf-
zuspüren. An meine Sicherheitsfreigabe und meinen licht-
losen Bunker kommt ihr eh nicht ran.
Falls es euch interessiert (und ihr es glaubt, ich könnte
ja hier alles reinschreiben), ich bin ein Oger, allerdings bin
ich sehr öffentlichkeitsscheu (Brainz, kein Muskel; von Be-
ruf sozusagen „Datenspinne“). Falls ihr auf der Suche nach
Informationen seid, über unsere schöne Hauptstadt Han-
nover, die Regierung und ihre Schergen, Allianz-Politik
und ihr Parteienspektrum, Ministerien oder andere Insti-
tutionen der ADL, könnt ihr mir [hier] eine Nachricht
zukommen lassen (ich sitze da praktisch an der Quelle).
Ansonsten wird euch jeder Info-Schieber in Hannover
sowieso an mich verweisen. Ich bin da ein langjähriger
Aktivposten. Und auch wenn ich als Sympathisant der
Schockwellenreiter ein Verfechter von freier Information
bin, kann auch ich nicht von Luft und Liebe leben. Aller-
dings bin ich gerne bereit, benötigte Informationen gegen
Gegeninformation, Selbstkostenumlage oder Gefallen zu
tauschen (ich bin Broker, kein Unoger, es geht es mir auch
nicht um schnöden Mammon, ich bin Idealist). Glaubt
aber nicht, ich würde diesen Gefallen nicht einfordern bzw.
ihr könnt euch da rauswinden, wenn ich bei euch auf der
„digitalen Matte“ stehe. Im Zweifel habe ich da ein paar
Profis, die mir auch noch einen Gefallen schulden, und die
wollt ihr nicht kennenlernen ;-).
Das nur zur Warnung. Ansonsten bin ich für die Schat-
ten recht umgänglich und schon lange genug dabei.
Was noch zu mir? Ach ja, ich bin ein Gourmet. Und als
solcher mit gutem Essen bestechlich…
durchgeführt werden, die ihre Fördergelder natürlich auch von
den Kons bekommen.
> Sozialdarwinist
Methoden und Instrumente
Es gibt eine ganze Reihe von Mitteln und Wegen, wie die einzel-
nen Gruppen ihre Interessen vertreten lassen. Das ist in Brüssel
nicht anders als in der gesamten ADL, wobei es hier in Han-
nover nur deswegen eine höhere Konzentration der Gruppen
gibt, weil die Bandbreite größer und das Gewicht mancher Ent-
scheidungen schwerwiegender ist. Aber diese Gruppen gibt es
natürlich auch überall in den Landeshauptstädten, wo man das
Ganze dann bayrischen Filz, rheinischen Klüngel usw. nennt.
Auch die Hamburger Pfeffersäcke versuchen immer wieder, den
Senat zu beeinflussen, genauso wie die Konzerne die Bezirke in
Berlin. Das wichtigste Mittel sind dabei persönliche Kontakte
und Netzwerke. Gute Verbindungen zu den politischen Ent-
scheidungsträgern und relevanten Medienvertretern sind für
den Lobbyisten das A und O. Kontaktpflege bei einem guten
Essen, auf dem Golfplatz, auf einer Party, nach einer Presseve-
ranstaltung oder beim Besuch in einem Klub, zu dem nur Mit-
glieder Zugang haben, gehören zum Handwerkszeug. Kontakte
werden von beiden Seiten in der Regel schon früh geknüpft, da
Lobbyisten mit ihrem Netzwerk ein probates Mittel sind, selbst
sein Netzwerk zu erweitern und schon früh Seilschaften zu bil-
den, die karrierefördernd sind.
> Darum sind die Kommlinks von Lobbyisten genauso gut
geschützt wie die von Schmidts. Das „Schwarze Buch“ eines
Lobbyisten (das heute nicht mehr nur Nummern, sondern gan-
ze psychologische Profile enthält) ist seine wichtigste Res-
source und deshalb auch immer wieder Ziel von Runnern.
> Snow-WT
Letztendlich dienen die Kontakte dazu, Informationen zu
beschaffen oder auszutauschen. Zum einen bekommt der Lob-
byist Einsicht in die Abläufe und den derzeitigen Stand eines
Gesetzesentwurfs, lernt, wer wichtig ist (also wer manipuliert
werden muss), und sammelt Informationen über mögliche
Feinde und deren Schwachstellen.
> Letztendlich nichts anderes als das, was soziale Chamäleons
in den Schatten machen. Das Ziel ist halt ein anderes.
> Flitter
Darüber hinaus verkaufen sich Lobbyisten gerne als Infor-
mationsdienstleister, die „Argumentationshilfen“ in Form von
Gutachten oder den bereits ausformulierten, juristischen Wort-
laut von zukünftigen Gesetzestexten liefern, die für die vertre-
tene Interessengruppe nutzbringend sind. Je komplexer das
Themengebiet, desto mehr sind die Leute von externen Dienst-
leistern abhängig und desto größer die Einflussnahme.
> Wie war das noch? „Wir wollen mit Informationen überzeu-
gen, nicht mit gutem Essen.“ Ja genau. Mit Desinformation.
> Sermon
Aufgrund der schlechten Konnotation des Wortes Lobbyist
nutzen die wenigsten Leute, die dieser Profession nachgehen, die-
se Berufsbezeichnung. Sie nennen sich Juristen, Consultants oder
PR-Berater und sind von einer Aura der Seriosität umgeben. Oft
sind es sogar ehemalige Alphatiere wie hochrangige Politiker, Mi-
nister oder Ex-Kanzler, die sich damit nach dem Ende ihrer politi-
schen Karriere noch eine goldene Nase verdienen. Die klassischen
Dunkeldeals, bei denen EBZ (Europäische Bargeldlose Zahlungs-
mittel, umgangssprachlich Ebbie) und andere zertifizierte Wäh-
rungen (inklusive belastendem Material) die Hand wechseln bzw.
Nutten, Drogen und andere Gefälligkeiten zum Einsatz kommen,
finden dagegen eher hinter verschlossenen Türen statt.
Akteure
Allein in Hannover gibt es mehr als zweitausend Lobbygruppen,
die wiederum mit anderen Niederlassungen und Lobbygruppen
auf der ganzen Welt vernetzt sind und von Firmen aus allen Ebe-
nen unterstützt werden, um ein günstiges Klima zu schaffen. Die
häufigste Organisationsform, in der man versucht, Interessen zu
bündeln und durchzusetzen, sind Verbände. Klassische Beispiele
hierfür sind der Dachverband der deutschen Hochschulen, der
Zentralverband der deutschen Wirtschaft, der Verband Deutscher
Agrarbauern oder der Verband der Fleischersatz-Erzeuger, wobei
in den letzten beiden die AGC tief ihre Finger drin vergraben
hat (und sich gern mit westphälischen Wurstbaronen bekriegt).
Neben den Verbänden gibt es viele weitere Gruppen und Or-
ganisationen, die versuchen, ihre Anliegen mittels Lobbyarbeit
durchzusetzen, wozu auch einzelne Großkonzerne und Klubs
wie die Scharnhorst Lounge gehören. Dazu zählen auch ma-
gische Gruppen, die sich um die Legalisierung gewisser Zauber
und Rituale bemühen. Persönliche Interessen und eine Agenda
stehen hier immer im Vordergrund.
> Wie die Lobby zur Akzeptanz von Technomancern, gespon-
sert z.B. durch Funkfeuer oder die Group Trans in Hamburg.
> Snow-WT
Zum Schluss gibt es noch jene, die vorrangig die Interessen
der größeren Allgemeinheit oder derjenigen vertreten, die sich
nicht selbst organisieren oder vertreten können (die sogenannte
MACHTSPIELE
Lobby der Schwachen). NGOs (Non-Governmental Organiza-
tion, auf Deutsch Nichtregierungsorganisation) und Policlubs,
vor allem aus dem sozialen, Pro-Meta- oder Umweltbereich ge-
hören dazu, ebenso Verbraucherschützer, die vor den Gefahren
warnen, die von Transplantaten, Gentherapie, Nanotech, mo-
dernen Lebensmitteln und anderen Produkten (inklusive der
Matrixwahrnehmung mittels AR) für die Bevölkerung ausge-
hen. Man darf jedoch bei alldem nicht vergessen, dass die Inte-
ressengemeinschaften vielfach gegenläufige Ziele haben und sich
auch untereinander bekriegen, wobei die Kleinen regelmäßig
den Kürzeren ziehen.
> Wobei z.B. Graswurzel-Anti-Konzernbewegungen (die die
Konzerne wieder an die Kette legen wollen) auch gerne mal
Schützenhilfe aus dem Sprawlguerilla-Lager von Attack! be-
kommen, die Runner anheuern, um der Konzernlobby mal so
richtig einen einzustielen.
NETZSTÜCKE
> Roter Oktober
Im Folgenden habe ich mal die wichtigsten Fraktionen in
Hannover zusammengefasst.
Der Wirtschaftsboss (Saeder-Krupp)
Wie auch im Ruhrplex ist
Lofwyrs Einflussnahme in
Hannover sehr subtil und
indirekt. Als größter Ar-
beitgeber der ADL und
Hannovers (Hannover-
sche Versicherungs- und
Finanzdienstgesellschaft,
Ruhr-Nuklear, Teutonia
Baustoffe GmbH, Volks-
wagen) hat Saeder-Krupp
durch seine zahlreichen Tochtergesellschaften, die ihrerseits
wieder Interessenvertretungen finanzieren, in der ADL und in
Europa massiven Einfluss. Auch wenn es sich um ein scheinbar
dezentrales System handelt, kann man davon ausgehen, dass
Lofwyr die legislativen und exekutiven Tätigkeiten der Regie-
rung und die Aktivitäten der Lobbygruppen kontinuierlich
im Auge behält. Er nutzt also alle denkbaren Ansatzpunkte
für politischen Einfluss. Und sind wir mal ehrlich: Trotz aller
Komplexität durch die verschiedenen Staaten ist die Allianz
Deutscher Länder mit ihren zankenden Fraktionen für den Dra-
chen vermutlich nichts anderes als eine etwas größere Version
des Molochs Ruhrplex selbst, und die ADL nur ein Puzzlestein
auf dem Weg zur Kontrolle Europas über die NEEC in Brüssel.
Aufgrund der multilateralen Herangehensweise über unzählige
Läufer und Bauern gibt es bei Saeder-Krupp auch nur wenige
zentrale Puppenspieler. Die einzigen, die wirklich nennenswert
sind, sind Thorsten Wiedner (Hauptstadt, ADL-Politik und
Allianzministerien), NEEC-Minister Gustav Möller (Euro-
papolitik), Konzerngerichtshof-Richter Jean-Claude Priault
(Konzerne) und Vanadis Hyvönen (Politik Nordrhein-Ruhr),
wobei neben Wiedner auch die anderen drei bisweilen in
Hannover aktiv sind. Darüber hinaus verfügt der Drache über
zahlreiche weitere Unterhändler, Horch- und Aktivposten vor
Ort. Eines dieser Aktiva ist der Volkswagen-Konzern, dessen
Staatsanteile 2068 an S-K veräußert wurden und der somit voll-
ständig in S-Ks Besitz überging. Da Volkswagen insbesondere in
Norddeutschland (und dort maßgeblich im NDB) stark vertre-
ten ist, pflegt der Konzernvorstand natürlich gute Kontakte zur
Landesregierung unter Volkmar Augstein (was allerdings auch
schon vor der Übernahme durch S-K der Fall war).
> So ist der Abriss eines halben Stadtteils in Bremen für den
Bau eines neuen Werkes kein Problem für die Landesregie-
9

THORSTEN WIEDNER
Thorsten Wiedners (geboren 2019 in Unna) gesamter
Werdegang ist eng mit Megakonzernen verknüpft. Bevor er
in den Dienst Saeder-Krupps trat (als freischaffender Be-
rater, offiziell ist er nicht mit dem Megakonzern liiert und
besitzt keine S-K-SIN), wuchs er als Konzernbürger von
Fuchi Industrial Electronics in der Unnaer Arkologie auf.
Als Sohn einer Kybernetikerin mit dem Fokus neuroelek-
trische Schaltkreise im aufgehenden ASIST-Zeitalter und
eines Matrix-Programmierers der ersten Stunde verbrachte
der junge Wiedner einen Großteil seiner Kindheit in den
unterschiedlichsten Zentralen des Konzerns auf der ganzen
Welt, wo er mit den diversen Sparten des Konzerns, aber
auch vielen Kulturkreisen (vor allem Japan, Hongkong und
Pan-Asien, UCAS, Australien) in Berührung kam. Wäh-
NETZSTÜCKE
rend eines Aufenthalts in Nischni Nowgorod geriet Wie-
dner 2035 ins Kreuzfeuer eines Extraktionsversuchs seiner
Eltern (Gerüchten zufolge durch Renraku), bei dem sein
Vater ums Leben kam. Später studierte er aufgrund der An-
stellung seiner Mutter in einem Fuchi-Forschungskomplex
im Seoul-Incheon-Megaplex an der Hanyang-Universität
Wirtschaftsinformatik mit dem Fokus Matrixökonomie
und virtuelles Marketing. Nach seiner Trainee-Zeit in den
„Eingeweiden“ des Konzerns (vor allem Neo-Tokio, Bo-
ston) nahm er später eine Stelle bei Fuchi UK in Cambridge
an, wo er als aufstrebender Manager direkt unter Charles
Nakatomi arbeitete und später in der Fuchi-Arkologie in
Volta Redonda in Metrôpole die Geschäftsentwicklung der
Südamerika-Sparte führte. Nach dem Fuchi-Bürgerkrieg
und dem Zerfall des Konzerns verließ er Fuchi, um sich
selbstständig zu machen. Als freier Berater war er einige
Jahre für Saeder-Krupp und andere europäische Firmen
in Lateinamerika tätig (vor allem aufgrund von Kontakten
zur amazonischen Regierung wie auch nach Argentinien),
bevor er Anfang der Sechziger mit Gründung der NEEC in
die ADL zurückkehrte, um Julian Sergetti als Unterhänd-
ler zu unterstützen (der im Konzernnetzwerk faktisch sein
Vorgesetzter ist). Neben Deutsch, Englisch und Japanisch
als „Muttersprachen“ spricht Wiedner fließend Spanisch,
Portugiesisch, Koreanisch sowie Mandarin und gilt als bio-
technisch und kybernetisch voll ausgestattet. Er wohnt mit
seiner Frau (einer rassigen Brasilianerin namens Clarinha,
die mit vierzig dank biogenetischer Therapien noch wie
Mitte zwanzig aussieht) in einer freistehenden Villa am
nördlichen Leinebogen in Hannover.
rung. Schließlich schafft man damit Arbeitsplätze. Und bei
Volkswagen handelt es sich ja auch um einen einheimischen
Konzern.
> Snow-WT
> Nach der Übernahme hat S-K einen neuen Vorstandsvorsit-
zenden bei VW eingesetzt. Die alte Spitze war noch zu sehr
mit dem Staat verbunden, und man suchte jemanden, der ein
wenig vertrauter mit der Konzerndoktrin ist. Ziel von Charlot-
te Ziegler-Voigt ist es, die „nicht erwünschten“ Kontakte zur
Regierung oder auch zur Treuhand auszuschalten, die immer
noch existieren.
> Justizopfer
Alfred Herrhausen Stiftung für politische Bildung (FBV)
Die Alfred Herrhausen Stiftung für politische Bildung in Han-
nover ist die Zentrale für das gesamte FBV-Lobbying in der
ADL und in Europa. Hervorgegangen aus der Alfred Herrhau-
sen Gesellschaft, dem internationalen Forum der Deutschen
10 MACHTSPIELE
Bank (und benannt nach dem ehemaligen Vorstand), und lange
Jahre geleitet und ausgebaut von Chef-Lobbyist und Geronto-
krat Léon Fischer (derzeit wieder politisch aktiv als Magistrat
in Frankfurt), beschäftigt sich die AHS nicht ausschließlich mit
dem Wirtschafts- und Finanzlobbyismus, der dem FBV bereits
zu Nachtmeisters Zeiten eine Vormachtstellung im Bankengefü-
ge der Großen sicherte.
> Durch die Kontrolle großer Teile der LDFP, die Beraterfunk-
tion bei Allianz und Ländern und seine Funktion als größter
Kreditgeber der ADL (zusammen mit S-K) muss der FBV ja
nicht mehr wirklich Lobbying betreiben, um irgendetwas di-
rekt zu erreichen.
> Justizopfer
> Das würde ich so nicht sagen. Bankenkonglomerate wie HKB,
Chalmers & Co. oder Wuxing warten nur auf eine Gelegenheit,
dem FBV eins vor den Bug zu schießen, und unterhalten ihrer-
seits eine entsprechend große Lobby-Maschinerie in der Stadt.
> Corpshark
> Seit der Gründung des Sternschutzes in seiner jetzigen Form
unter der Ägide des FBV hat der FBV seine Interessen in dieser
Hinsicht sehr stark diversifiziert, was ja zumindest in Berlin
zum Erfolg führte. Und der Plan, die Polizei in Hannover durch
den Sternschutz zu ersetzen, wurde ja nicht aufgegeben, son-
dern wird jetzt weniger mit der Brechstange verfolgt, sondern
indem man sich nach und nach dem Innenministerium annä-
hert. Steter Tropfen höhlt den Stein.
> Abeemick
Neben dem Hier und Jetzt versucht die Herrhausen-Stiftung
durch Konferenzen, Diskussionsrunden und Publikationen zu
Themen wie z.B. Bildung, Wissenschaft, Toleranz, Europa und
Governance, bereits heute die Zukunft von morgen zu schaf-
fen. Die sogenannten Foresight-Programme des FBV sollen
schon früh die Weichen für ökonomische Entwicklungen, die
Erschließung neuer Standorte, die Schaffung von Zukunftsstäd-
ten (und das Leben darin), geopolitische Strömungen und die
Bildung von neuen Eliten stellen. Nicht umsonst ist Berlin für
die Mitglieder der AHS so ein Steckenpferd. So waren denn
auch die brillanten Vorschläge zur Einrichtung des Berliner Ra-
tes nicht nur der Verdienst von Isabelle Jandorf, sondern tragen
ganz klar die Handschrift von FBV-/Herrhausen-Lobbyisten.
Klar, die Herrhausen-Stiftung hat der ADL die Chance gege-
ben, in der Öffentlichkeit zu strahlen, und bekam im Gegen-
zug ein 4,6 Millionen Einwohner starkes Versuchsutopia (alle
wirtschaftlichen Interessen des FBV und der anderen Konzerne
mal außen vor). Derzeit wird die Alfred Herrhausen Stiftung
vom Fischer-Freund und -Protegé Samiel von Niederstauffen
geleitet, der bis 2065 Finanzminister im Kabinett der Bernzen-
Regierung war. Von Niederstauffen koordiniert alle Aktivitäten
der AHS mit anderen Gruppen des FBV wie der Allgemeinen
Stiftungsverwaltung GmbH (mit Sitz in Frankfurt), die öffent-
lichkeitswirksam Sport, Kunst, Kultur und Wissenschaft un-
terstützt, Business Schools (zur Erstellung von Gutachten und
Ausarbeitung von Wirtschaftsmodellen) und Beraterfirmen wie
McKinsey oder Rupert, Down und Beimler Consulting, einer
in Hannover ansässigen Filiale des Geschäftszweigs.
> Justyna Wisniewska, offiziell eine persönliche Assistentin
von Niederstauffen, ist eine stadtbekannte Schmidt für den
FBV, die gerne Runner anheuert, um Background-Checks von
Leuten zu machen oder belastendes Material zusammenzutra-
gen. Oder zu generieren, falls es sich tatsächlich um einen
integren Politiker handelt (aber wo findet man den in der
Hauptstadt schon).
> ghoti

RUPERT, DOWN UND BEIMLER CON-
SULTING
Die renommierte Consulting-Firma und Tochter des
Frankfurter Bankenvereins ist in einem erstaunlich be-
scheiden wirkenden Bürogebäude an der Hildesheimer
Straße (Südstadt) untergekommen. RD&B geht hier den
üblichen Aufgaben einer Consulting-Firma nach: anderen
Firmen für teuer Geld das schriftlich geben, was deren Mit-
arbeiter schon vorher wussten, und Ausreden für Stellen-
abbau liefern.
> Tatsächlich betreiben sie Industrie- oder besser gesagt
Finanzspionage für den FBV. Die Einblicke, die man in die
Struktur und Finanzsituation der untersuchten Firmen be-
kommt, werden an die Konzernmutter weitergeleitet und zur
„Anpassung“ der Angebote genutzt.
> Strass
> Woher weißt du das?
> Justizopfer
> Bettgeflüster ist was Feines.
> Strass
> Auch wenn es vielleicht nicht so klar gesagt wurde: Lobby-
ismus ist ein ziemliches Haifischbecken. Wenn man als Runner
darin verwickelt wird, weiß man anfangs nie, wer hinter einem
Politiker oder seinen Interessen steht. Vielleicht ist es nur
ein Kon. Vielleicht sind es aber auch viel privatere Gruppen
und Zirkel (und ich wähle dieses Wort mit Bedacht), die es
gar nicht mögen, wenn irgendeiner in ihren Angelegenheiten
herumstochert. Es gibt einen Grund, warum bestimmte Leute
für Medien und Reporter tabu sind.
> Snow-WT
Meinungsforscher und -macher
Es ist sicherlich nicht verwunderlich, dass der Status Hannovers
als Medienstandort massiv aufgewertet wurde, seit es als Haupt-
stadt der ADL ausgewählt wurde. War man damals in der BRD
als Landeshauptstadt von Niedersachsen höchstens von lokaler
bzw. regionaler Bedeutung, zogen die meisten Hauptstadtjourna-
listen zusammen mit der Regierung von Berlin nach Hannover.
Zwar ist die Hauptstadt nicht mit Medienstandorten wie
Hamburg, München oder auch Köln zu vergleichen, aber den-
noch ist Hannover der Anlaufpunkt, wenn es um politischen
Journalismus geht.
Auch wenn Hannover deutlich gemächlicher und provin-
zieller (und langweiliger!) daherkommt als die Glitzerwelten
Kölns und Münchens oder die harte Schlagzeilenwelt im Nor-
den der Allianz, ziehen dennoch täglich Horden von Journa-
listen von Pressekonferenz zu Pressekonferenz. Zwischendrin
werden noch Privatinterviews mit Politikern, Experten und
Wahlforschern geführt und dann noch schnell ein paar Stimmen
von der Straße eingefangen. Wichtig sind aber auch in Hanno-
ver Schnelligkeit und Exklusivität. Um dies zu gewährleisten,
beschäftigen die Medienkonzerne (neben ihrem Stammperso-
nal) häufig Freelancer, die auf Trends aus sozialen Netzwerken
und Politforen angesetzt werden (in der Fachsprache auch User-
Generated-News-Agencies genannt), welche sich dort besonders
stark aufschaukeln.
Aufgrund des speziellen Interesses der Medien an Hannover
ist natürlich nicht jeder Journalist Teil der deutschen Presseland-
schaft. Jeder größere ausländische Medienkonzern, der den An-
MACHTSPIELE
spruch an sich legt, aus aller Welt zu berichten, unterhält in der
ADL einen oder mehrere Auslandskorrespondenten, die sich in
oft in Hannover ansiedeln.
> Oder in Essen.
> Cynic
> Und in Wahrheit für Herren im Spionagegeschäft arbeiten.
> Spime
Wer sich solch einen Luxus nicht leisten will, der kauft die
Nachrichten bei einer der unzähligen Nachrichtenagenturen,
die ebenfalls ihre Korrespondenten in Hannover haben. Dies
führt zu einer sehr internationalen Mischung unter den Jour-
nalisten, wobei einige der größeren Medienkonzerne auch dazu
übergegangen sind, Einheimische einzustellen.
NETZSTÜCKE
> Vergessen sollte man in diesem ganzen Medienzirkus natür-
lich nicht, dass es auch Korrespondenten der konzerninter-
nen Medien vor Ort gibt. Nicht jeder Konzern möchte seinen
Bürgern freien Zugang zu „feindlichen“ Medien gewähren und
versorgt sie deshalb lieber selbst.
> Antifa
Da die DeMeKo ADL-weit der größte Konzern in Sachen
Presse, Funk und Trideo ist, ist es nicht verwunderlich, dass auch
große Teile der politischen Berichterstattung über das Medi-
enimperium abgewickelt werden. Quantitative Wahlforschung
mittels Umfragen, Hochrechnungen und der Erstellung von
Prognosen vor Wahlen sind in der heutigen Zeit mit den in-
teraktiven Möglichkeiten der Telekommunikationsmedien ein
Leichtes, zumal die DeMeKo bzw. ihre Meinungsforschungsin-
stitute Infrachoice und die Gesellschaft für Sozialforschung
und statistische Analysen mbH, zusammen mit der Medien-
tochter PolitNET (mit Sitz in Hannover), den Zuschauern und
Konsumenten gewisse Anreize (Gutscheine, Bonusprogramme)
bieten, an den Umfragen teilzunehmen, die in den Werbepausen
auf allen Kanälen angeboten werden. Und das gilt nicht nur für
die Medien, die unter der Fuchtel des Kons stehen, sondern auch
für andere Sender, die zu interessierten Megakons gehören und
im Gegenzug die Daten bekommen.
> So wie Ætherlink, wo das Ganze dann aufbereitet und an
den Drachen in Neu-Essen geschickt wird.
> Cosmic
In Hannover ist die DeMeKo zusätzlich zu ihren News-
Formaten wie dem Allianz Tagesspiegel und dem Tomorrow
Fokus mit dem Politikfeed DePolis und dem Politsender Kon-
trovers stark vertreten und veröffentlicht in den Wahlphasen
fast täglich neue Statistiken, Umfrageergebnisse, Interviews mit
den Spitzenkandidaten und Politbarometer.
> Durch die vielen Landesregierungen finden gefühlt alle
paar Monate Wahlen statt. Man hat praktisch nie Ruhe vor
irgendwelchen Meinungsforschern (oder virtuellen Agenten)
im Auftrag der DeMeKo, die einem in der Innenstadt Fragen
zu Parteien und deren Wahlprogrammen stellen.
> Strass
Dabei sollte man nicht außer Acht lassen, dass gezielte Fehl-
prognosen, gefälschte Statistiken, umgeschnittene Interviews
und direkte Wahlbeeinflussung durch subjektive Berichterstat-
tung durchaus probate Mittel der Beeinflussung von Wählern
auf der untersten demokratischen Ebene sein können.
Eine besondere Rolle bei der Politik-Berichterstattung
nimmt der NDR ein, der in Hannover, in der Nähe des Masch-
sees, eines seiner vier Regionalstudios im Norddeutschen Bund
11
 unterhält und sich dort neben der Allianzpolitik auch mit regio-
nalen und lokalen Themen beschäftigt. Hierbei sind die Repor-
ter gewohnt kritisch, wenn auch nicht so prohamburgisch ein-
gestellt wie im NDR-Hauptstudio (zur Erinnerung, der Sender
gehört inzwischen der Freistadt). Daneben tummeln sich um den
NDR einige mehr oder minder unabhängige Trideo-Produkti-
onsstudios, die etwa die beliebte Krimiserie Tatort Hauptstadt
oder den Polittalk Hannover Aktuell für den Sender produzieren.
Während der NDR jedoch nur regionale Bedeutung hat, sind
der einzige inländische Herausforderer der DeMeKo weiterhin
die Deutschen Sendeanstalten, die von Mitsuhama im Zuge
der Konzentrierung seines europäischen Medienangebotes im
deutschsprachigen Raum zu einer Tochterfirma des österreichi-
schen Medienkonzerns MediaSim umstrukturiert wurden. Der
Medienkonzern hatte sich schon früh ein Gelände in Hannover-
Nordstadt gesichert, auf dem er das DSA-Hauptstadtstudio errich-
ten ließ, das allerdings inzwischen etwas in die Jahre gekommen ist
NETZSTÜCKE
und in dem neben Büros auch Produktionsräume und Studios des
früher „öffentlich-rechtlichen“ Fernsehens angesiedelt sind.
Auch werden hier Beiträge und Formate für österreichische
und schweizerische Medien produziert. Zudem befindet sich
dort das hauseigene Meinungsforschungsinstitut Institut für
politische Demoskopie GmbH (IPolD), das Wählerbefra-
gungen für alle Trid- und Radiosender der DSA durchführt.
> Erwähnenswert bei den Sendeanstalten ist noch, dass es
aller Konzerndoktrin zum Trotz selbst nach all den Jahren
seit der Abstoßung immer noch enge Verbindungen zwischen
Angestellten und Journalisten der DSA und den Sendern der
Regionalsparte gibt. Auch der Umstand, dass etliche von ih-
nen sich nun in der Hand von anderen Konzernen befinden,
scheint hieran kaum etwas geändert zu haben.
> Galore
Wegebner (AGC und Proteus)
AGC und Proteus haben vor allem wirtschaftliche Interessen,
die beide Konzerne unabhängig voneinander vertreten lassen.
12 MACHTSPIELE
Ihre Agenda ist allerdings sehr ähnlich. Als Forschungskonzerne
in neuen Sparten, vor allem in den Bereichen Genetik (bei der
AGC durch General Genetics Worldwide), gilt es, die Akzep-
tanz und den Zulassungsprozess von genveränderten Produkten
im Lebensmittelbereich (AGC; Kunstfleisch und transgene
Lebensmittel) bzw. der Medizin (Proteus) frühzeitig zu beein-
flussen, weshalb als gesichert gilt, dass beide Konzerne zahl-
reiche Vertrauensleute im Gesundheitsministerium und seinen
Ämtern und Instituten haben. Darüber hinaus hat die AGC, als
diversifizierter Konzern und Umweltverschmutzer, bereits seit
Langem Verbindungen zum Umweltministerium, um im Not-
fall Schadensbegrenzung betreiben zu können.
Eurokraten (Eurokons)
Neben Saeder-Krupp als Strippenzieher beim Thema NEEC-
Integration gibt es noch andere Eurokons, die ein starkes In-
teresse an einer Ausweitung europäischer Rechte und Kom-
petenzen haben. Diese Akteure halten jedoch wenig von einer
andauernden Vorherrschaft und Bevormundung durch den Es-
sener Megakonzern, weshalb sie ihre Lobbyisten in alle NEEC-
Mitgliederstaaten entsenden, um die Implementierung von
Brüsseler Gesetzen zu unterstützen oder eigene Lobbying-Ak-
tivitäten in Brüssel auf Mitgliedsstaaten-Ebene voranzutreiben.
Auch wenn es in Bezug auf die ADL mitunter Zweckallianzen
gibt – schließlich operiert man im Einzugsbereich des Großdra-
chen und seiner Helfershelfer –, sind diese Kooperationen oft
von langjährigem Misstrauen, Argwohn und vor allem Konkur-
renzdenken geprägt, sodass sich eine effektive Zusammenarbeit
oft schwierig gestaltet.
Neben dem FBV sind Hildebrandt-Kleinfort-Bernal
(HKB), NeoNET (vertreten durch die skandinavische Erika)
sowie Zeta-ImpChem als „Eurokraten-Quartett“ die treibende
Kraft der Eurokon-Bestrebungen in der ADL, auch wenn sich
andere Eurokons wie ESUS, Mærsk, Regulus, Spinrad und Me-
ridional zunehmend engagieren.
Der zentrale Treffpunkt zum Händeschütteln und Rühren
der europäischen Werbetrommel ist das Robert-Schuman-Fo-
rum, das monatlich Vorträge und Diskussionsrunden veranstal-
tet, zu denen immer bedeutende NEEC-Minister und -Beamte,
Landes- und Allianzpolitiker, Wirtschaftsweise und Konzern-
funktionäre aus ganz Europa als Gäste bzw. Redner eingeladen
werden. Zu den berühmtesten Gästen des Forums zählen unter
anderem die amtierende Z-IC-Chefin und frühere CPC-Ab-
geordnete Katrina Thyssen, Finanz-Patriarch Richard Bührle
(einer der Hauptaktionäre und Gründer des Schweizer Phar-
mariesen), der Erika-Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzende
von NeoNET Anders Malmstein, der etwa jedes halbe Jahr die
ADL und dann auch Hannover besucht, sowie HKB-Deutsch-
landchef Thomas Perry.
> Natürlich sind auch andere Eurokons wie Lusiada oder Az-
technology-Dassault mit von der Partie, wobei allerdings je-
dem klar ist, dass hier nicht alle gleich sind.
Wenig verwunderlich sollte sein, dass auch Mitglieder
der Europäischen Fortschrittspartei im Publikum anzutreffen
sind, um Parteispenden und Unterstützung für die noch re-
lativ junge Partei einzuwerben. Besonders auffällig ist dabei
der NDB-Spitzenkandidat Kilian Behrens. Der Troll trat nach
Differenzen bezüglich der Ausrichtung der Europapolitik von
der ESP zur EFP über und gilt als einer der Kandidaten, denen
bei der nächsten Wahl gute Chancen vorausgesagt werden.
> Justizopfer
Um dem Ganzen einen angemessenen Rahmen zu geben,
spendierte das Quartett sich ein eigenes Kongresszentrum, die
Europa-Halle in der Südstadt, die vor einigen Monaten einge-
weiht wurde.
> Für uns Chamäleons ist das Robert-Schuman-Forum übri-
gens auch interessant, um „Networking“ zu betreiben. Im Pu-
blikum treiben sich auch etliche Schmidts rum, und es gibt
viele kleine Pausen zwischen den Vorträgen, in denen man
bei einem Aperitif ungezwungen ins Gespräch kommen kann.
Natürlich haben die Schlipse auch hier ihre Bodyguards dabei,
die allerdings auch mal einen Diskretionsabstand halten. Auch
kann man eine solche Veranstaltung gut nutzen, um mal einen
Blick in das Kommlink eines Politikers oder Execs zu werfen.
> ghoti
Die Japanoclique
Wie in diversen Foren schon mal erwähnt, hat sich in den letz-
ten Jahren unter der Schirmherrschaft von MCT in Nordr-
hein-Ruhr (Komatsu, Monobe, Yakashima, Sony), aber auch
in Hannover (Daiatsu-Hanomag) ein neuer japanischer Block
gebildet, der in – für Konzerne in diesen Breiten ungewohnter
– Eintracht seine Interessen vertritt. War die „Japanoclique“
anfänglich nur an ihren Standorten in Nordrhein-Ruhr und
Stuttgart (vor allem Sony) operativ tätig, um ihren „japanischen
Brückenkopf “ zu zementieren, haben sich ihre Aktivitäten und
die Einmischung auch auf politischer Ebene in den letzten Mo-
naten deutlich ausgeweitet, wobei man vor allem diplomatische
Anlässe der japanischen Botschaft nutzt, um Lobbying zu be-
treiben.
> Anscheinend ist die Clique auf Konfrontation mit den deut-
schen und europäischen Großkonzernen auf deren eigenem
Gebiet aus. Fragt sich nur, was passiert, wenn Lofwyr ent-
scheidet, den wildwuchernden Bonsai mal wieder zurechtzu-
stutzen und nicht zur zu pinzieren.
> Deckard
Neben Ex-MCT-Deutschlandchef Yohiro Tanashika, der
sich neben seiner Funktion als Sprecher der Deutsch-Japanischen
Gesellschaft an Rhein und Ruhr aufgrund seiner langjährigen
MACHTSPIELE
Erfahrung und Kontakte auch ein Zubrot als MCT-Lobbyist
verdient (und in Hannover auch bei vielen CVP-Anlässen ein
gern gesehener Gast ist), ist für die Clique der in den Niederlan-
den geborene Politologe Adrian Asaeda (Norm, Mitte 40) als
Lobbyist tätig, der einige Jahre in Brüssel für NEEC gearbeitet
hat und die Methoden der Eurokons aus nächster Nähe studie-
ren konnte.
> Da Asaeda unabhängig ist (d.h. keine Konzernzugehörigkeit
besitzt), konnte sich die Clique erstaunlich schnell auf diesen
Kandidaten einigen. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los,
dass den Hardlinern Asaeda untergeschoben wurde. Shiawase?
> Anne Archiste
Kriegstreiber und Friedensstifter
(Ares, Ruhrmetall und die MET2000)
NETZSTÜCKE
In Zeiten knapper Staatskassen (vor allem wenn es keine aku-
ten Konflikte gibt, die die Landesgrenze bedrohen) werden die
Dienste von Lobbyisten besonders wichtig, um einmal erlangte
Pfründen zu verteidigen. Dies gilt umso mehr in Bereichen, die
direkt vom Staatshaushalt abhängig sind – zuallererst für die
Rüstungs- und Verteidigungsindustrie. Unternehmen wie Ares,
Ruhrmetall und die MET2000 (aber auch S-K und Proteus)
haben ein besonderes Interesse daran, dass die staatlichen Aus-
gaben für Panzer, Kampfflugzeuge, U-Boote, Kriegsschiffe und
Drohnen, aber auch Waffen, Polizeiersatzdienste, Militärtech-
nik und andere (Überwachungs-)Sensorik auch bei wirtschaft-
lichem Abschwung weiter fließen.
Die Krone der Lobbymaschinerie in dieser Hinsicht ist der-
zeit das Zentrum für Friedensforschung der MET2000, das
am laufenden Band Studien und Analysen veröffentlicht, mit
denen bei Regierung, Konzernen und Medien geworben wird
und die (natürlich) alle belegen, wie wichtig es ist, wenn die
MET2000 eingreift, und was alles Schlimmes passieren wird,
wenn nicht.
> Schon so manch angesehener Forscher hat seine Seele an
das Zentrum verkauft. Von den ganzen Politikern brauchen wir
gar nicht erst zu reden.
> Deckard
Gerade die immer wieder aufkeimenden Konflikte im Bal-
kan (sozusagen vor der Haustür von NEEC und ADL) werden
immer gerne genutzt, um Horror-Szenarien zu zeichnen und die
Wichtigkeit der Europäischen Krisengruppe in Sarajevo zu be-
tonen.
> Angeblich wurde hinter verschlossenen Türen im Innenmini-
sterium auch irgendetwas von „sich ausbreitenden toxischen
Bedrohungen“ aus der SOX gefaselt.
> Justizopfer
Auch für Ares war die Rüstungslobby von jeher der Ein-
stiegspunkt für die Lobbytätigkeit des Konzerns in der ADL.
Trotz der starken Konkurrenzsituation mit deutschen bzw. fran-
zösischen Rüstungskonzernen wie Saeder-Krupp, Ruhrmetall,
Proteus, Aerospatiale und Dassault/Esprit hat gerade der Ein-
stieg von Aztechnology über die Dassault/Esprit-Akquisition zu
einer Verunsicherung in Europa und bei den Importeuren euro-
päischer Rüstungstechnologien gesorgt, sodass sich Ares Arms
deutlich besser positionieren konnte, was nicht zuletzt Ares-Eu-
rope-VP Søren Johannsons (Schatten-)Verdienst in Brüssel ist.
Doch auch in der ADL und speziell in Hannover trägt das kom-
plizierte Netzwerk politischer Verstrickungen und Seilschaften
inzwischen Früchte, das von Regionalmanagerin und Ares-
Cheflobbyistin Dr. Amrei Baasner zwischen den UCAS, der
CAS und der ADL in den vergangenen Jahren gewoben wurde.
13

KURZPROFIL DR. AMREI BAASNER
*10.12.2031 in Dortmund. Doktor der Politwissenschaf-
ten. Früher Bundesvorsitzende der Jungen Volksdemo-
kraten. Mitglied der CVP. Mitglied des Thinktanks Inf-
opol GmbH von Dr. Armin Glanzmann, seines Zeichens
(früherer) Leiter des Öffentlichkeitsmanagements von
Ares Europe. Hat gute bis sehr gute Kontakte zu allen grö-
ßeren Parteien und laut unseren Quellen in Hannover eini-
ge abhängige Kontakte – Schmiergeld, Erpressung – in den
höheren Rängen der Allianzregierung, von denen u.a. ein
General a.D. [Mitschner, inzwischen tot] und der Staatsse-
kretär im Bundesinnenministerium Timm Röhler [inzwi-
schen entlassen, weil aufgeflogen] als bestätigt gelten.
NETZSTÜCKE
> Obwohl Baasner rein optisch ziemlich unscheinbar ist, ist
sie eine ziemlich ausgefuchste Manipulatorin, die das Spiel
unter Glanzmann von der Pike auf gelernt hat, der – Gerüchten
zufolge – noch immer aus dem Ruhestand heraus agiert und
neben seinem Apartment im Zooviertel auch über ein Haus im
Taunus verfügt und oft zu Beratungen in Hanau ist. Legendär
ist Baasner in der Szene vor allem dadurch geworden, dass
sie es zweimal geschafft hat, Innenministerin Sagehorn einen
ihrer Leute als Staatssekretär unterzujubeln. Zwar wurden bei-
de entdeckt, dennoch fragt man sich, wie weit Ares‘ Einfluss
im Bundesinnenministerium tatsächlich geht und wie es ums
Verteidigungsministerium steht (wo es in Bezug auf Ares fast
zu ruhig ist).
> Zeitgeist
Allerdings ist die Rüstungsindustrie nicht das einzige Feld,
auf dem sich Ares lobbyistisch betätigt. Neben der hart um-
kämpften Automobilindustrie wirbt Baasner verstärkt für die
Entertainment-Sparte des Konzerns, um gegen den Widerstand
von DeMeKo und Mitsuhama mit einem seriöseren Programm
(jenseits multimedialer Propagandabespaßung der Action Me-
dia Group und Sportübertragungen) in den deutschen Markt
einzudringen.
Einer der Gründe für Baasners Erfolg ist auch, dass sie bei
wichtigen Projekten nicht auf irgendwelche Runner zurück-
greift, sondern vor allem die Crème de la Crème anheuert, ver-
treten und bereitgestellt durch NPP Consulting in Frankfurt.
Champion der Erwachten (Draco Foundation)
Auch wenn die Draco Foundation seit über fünfzehn Jahren in
der Stadt gastiert, ist sie erst in den letzten fünf Jahren deutlich
aktiver geworden. Beschränkte sie sich in der Vergangenheit auf
die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen (wie dem
Dunkelzahn-Institut für Magische Forschung in Karlsruhe)
und ihre Rolle als Nachlassverwalter, so haben nicht zuletzt der
Tod von Interimschefin Aina Dupree und die plötzliche Rück-
kehr von Nadja Daviar vor einigen Monaten deutlich mehr Be-
wegung in die Foundation in Hannover gebracht. Geführt wird
das deutsche Hauptquartier, das neben Karlsruhe nur noch klei-
ne Außenstellen in Essen, Berlin und München unterhält, seit
Kurzem von Thoralf Lappmann, einem keltischen Druiden,
der in seiner Antrittsrede versprach, „in Zukunft die Werte, die
Dunkelzahn einst vermitteln wollte, noch stärker hochzuhalten“.
> Von Lappmann weiß man nicht viel, außer dass er gute Be-
ziehungen zum druidischen Seminar Christenberg unterhält und
ansonsten als arkaner Forscher lange Zeit in England tätig war.
> Enigma
14 MACHTSPIELE
Die Draco Foundation widmet sich inzwischen vor allem
Erwachten und ökologischen Themen, seien es nun Magiefor-
schung, Zauberei, Erforschung der Metagenetik, Umweltschutz,
Areale mit magischer Hintergrundstrahlung, Paracritter oder
die Drake-Agenda, und nutzt ihre Ressourcen, um Gesetze zu
beeinflussen, die den Schutz von bestimmten intelligenten Spe-
zies sowie (Para-)Flora und (Para-)Fauna gewährleisten, ob nun
vor Verfolgung (Verfolgung von Drakes durch Drachen) oder
Ausbeutung (Paracritter zu Wach- und Forschungszwecken).
> Wobei die Draco Foundation eine der wenigen Institutionen
ist, die selbst Großkonzernen die Stirn bieten können, weil sie
über weitreichende Schatten-Aktiva verfügen.
> Wattegel
Neben dem Hauptquartier in Hannover, wo sich die Foun-
dation in direkter Nähe ihres Sitzes in Kirchrode als Schirmherr
des Wissenschaftsviertels etabliert hat und die Tierärztliche
Hochschule und das Institut für paranormale Wesen fördert (als
Gegenpol zur AGC), arbeiten auch die anderen Niederlas-
sungen in der ADL am Ausbau der metahumanistischen Agen-
da der DF.
> Außerdem gibt es Gerüchte, dass Big D’s Ressourcen nicht
nur für die Universitäten eingesetzt werden, sondern auch in
einen lokalen Wicca-Coven und den Bloxbergbund fließen.
> ghoti
So dient die Nymphenburg in München unter Natalia
Wolkova vor allem zu Repräsentationszwecken und als Veran-
staltungsort für Vorträge, Diskussionsrunden, von der Founda-
tion gesponserte Kongresse und Events, die zum Teil auch dazu
dienen, der blauweißen Schickeria Spenden für Projekte aus der
Tasche zu leiern. Auch die Kooperation mit der Berliner Preu-
ßenstiftung, die sich ja vor allem im Bereich deutscher Kunst-
und Kulturgüter engagiert, dient der Förderung des Lobbyings
beider Institutionen (in der Regel gegen die Konzerne). Bei
der Niederlassung in Essen kann man davon ausgehen, dass sie
dem alleinigen Zweck dient, Lofwyr im Auge zu behalten, was
vermutlich auch der Grund ist, warum der Drache sie de facto
aus Neu-Essen verbannen ließ. Darüber hinaus kann man an-
nehmen, dass die Draco Foundation alle im mitteleuropäischen
Raum agierenden Drachen überwachen lässt und dabei auch auf
die deutschsprachigen Schatten zurückgreift.
> Insider behaupten, dass es kürzlich auch gewisse Annähe-
rungen zwischen dem FBV und der Draco Foundation gegeben
habe. Angeblich trafen sich erst kürzlich FBV-CEO Stüeler-
Waffenschmidt und Nadja Daviar im Grand Palace in Hannover
zu einer privaten Unterredung und einem ausgiebigen Sekt-
frühstück.
> Corpshark
Förderverein Maschseefreunde
In einer Gründerzeitvilla in der Königsstraße (Mitte) residiert
dieser feine Club. Ohne Einladung eines Mitglieds sollte man
das Betreten gar nicht erst versuchen, denn die Sicherheit ist
zwar dezent, aber ausgesprochen aufmerksam. Drinnen erwar-
tet einen eine gediegene Atmosphäre mit dunklen Holzvertäfe-
lungen und weichen Sesseln. Hier treffen sich alteingesessene Fa-
milienoberhäupter Hannovers sowie andere Honoratioren und
Gönner der Stadt. Vordergründig fördert der Verein wohltätige
Zwecke, insbesondere eine Tombola zum alljährlichen Maschs-
eefest. Im Hintergrund laufen jedoch Aktivitäten, die eindeutig
in unser Gewerbe ausstrahlen und vor allem dazu dienen, den
Status quo der Reichen und Mächtigen in Hannover zu erhal-
ten, wenn nicht sogar auszubauen. Die Maschseefreunde sehen

NPP CONSULTING
# Link Frankfurt Shadowpedia
# Suche: NPP Consulting
# Öffne Diskussionsthread [Autor Abeemick]
NPP Consulting ist eine Art Frankfurter Kuriosität. Dahinter
verbirgt sich eine unscheinbare Firma mit dem Namen Neu-
mann, Paihanen & Partner, die man auf den ersten Blick für
eine Kanzlei oder Werbefirma halten könnte. Laut ihrem Ma-
trixauftritt ist NPPC aber eine international tätige Unterneh-
mensberatung mit Sitz in Frankfurt und dem Geschäftsfeld
„Executive Risk Consulting“. Grob gesagt heißt das, dieses Un-
ternehmen berät keine Firmen, sondern hochrangige Manager
als Privatperson in Fragen der persönlichen Karriere, des Ma-
nagements und bestimmter Problemlösungen.
Jaana Paihanen, die Gründerin des Unternehmens, ist eine
vielgelobte Wirtschaftlerin mit blütenweißer Weste (Schatten-
historie nicht ausgeschlossen), die nach einer kurzen, aber steilen
Karriere beim FBV ausstieg und sich selbstständig machte. Ihr
Partner Markus Neumann ist ein Rechtsanwalt, ebenfalls mit
Konzernkarriere, aber etwas seltsamen Flecken auf der Biogra-
phie. So wurde er z.B. einmal mitten in einer toxischen Zone
in Schottland vom Militär aufgegriffen, kam aber mit der hart-
näckigen Behauptung davon, er habe Outdoor-Urlaub machen
wollen. Juniorpartner der beiden ist ein gewisser Rainald Foster.
Während Paihanen für Ökonomisches und Neumann für
Rechtliches zuständig ist, sind Fosters Kompetenzen außer
„Frühstücksdirektor“ und ein netter Kerl zu sein ziemlich un-
klar.
> Rainald Fosters Datenspur dümpelt auf den ersten Blick relativ
unscheinbar daher. Man findet ihn vor allem in In-Bars, Restau-
rants, Cafés und anderen Szeneläden zwischen Heidelberg und
Frankfurt, in denen er gerne als sportlicher, aber eher oberfläch-
licher Partylöwe auftritt, den jeder Türsteher zu kennen scheint.
Hinter der Fassade ist Foster allerdings der Infobroker von NPP
Consulting, ein Networker, der über viele Kontakte verfügt und
dessen alleinige Aufgabe es ist, diese Kontakte zu pflegen sowie
neue aufzubauen, nicht nur in die Schatten. Foster verfügt über
Verbindungen zu den Medien, politischen Gruppen und so ziemlich
jedem, der irgendwie nützlich sein könnte – sei es der Concierge
des Steigenberger Hotels in Frankfurt oder der Barkeeper im DMSO.
Die beste Möglichkeit, mit ihm in Kontakt zu kommen, ist es,
sich mit einem oder zwei guten Jobs einen Namen zu machen
sich dazu berufen, die Interessen der Freiberufler, insbesondere
natürlich der hannöverschen, zu wahren. Dadurch bilden sie ein
Gegengewicht zu den konzerngetriebenen Lobbygruppen.
> ... und haben dabei ebenso wenig Scheu wie diese, Akti-
onen an unsereins outzusourcen.
> Strass
MAN SIEHT SICH
gepostet von ghoti
Das Leben unserer Politiker und ihrer Bürokratie ist anstrengend
und verlangt nach Abwechslung. Und natürlich wird ihnen ein
bisschen was geboten. Über die üblichen Naherholungsgebiete
MACHTSPIELE
und in einer der Bars wie dem Cocoon Club herumzuhängen.
Dann kann man sicher sein, früher oder später von ihm ange-
sprochen zu werden und die Karte einer seiner aktuellen, schnell
wechselnden Firmen zu bekommen, die alle für NPPC arbeiten,
bevor sie wegen zu vieler rechtlicher Probleme neu gegründet
werden.
> Zeitgeist
> Sagt man nicht über Foster, er hätte „lose Kontakte“ zum Dra-
chen nach Essen? Wenn das wahr ist, hat NPP ein ganz schönes
Kuckucksei im Nest.
> Red Anya
> Business ist Business.
> Flitter
NETZSTÜCKE
Hinter der Fassade ist NPPC jedoch ein wichtiger Teil der
Frankfurter Schatten. Es handelt sich hier sozusagen um einen
institutionalisierten Schieber, der hochrangigen Klienten (da-
runter auch Managern großer Ex-Ter-Firmen) unterstützend
unter die Arme greift.
Die Sache läuft dabei in etwa so ab: Der Kunde erläutert sein
Problem – vielleicht schlechte Zahlen in der Bilanz, vielleicht ein
Kollege, der bei Beförderungen immer die besseren Karten hat.
Am Ende des üblichen Business-Smalltalks schlägt NPP dann
eine Reihe von Strategien vor, jede ausführlich diskutiert und
bewertet. Neben dem üblichen Sermon, den Unternehmensbe-
rater vorschlagen – wie Leute zu entlassen und im Betrieb den
Rotstift anzusetzen –, kommt man irgendwann zu etwas exoti-
scheren Vorschlägen wie „Effektivitätssenkung konkurrierender
Produktionsstätten“ (sprich Sabotage) oder „forcierte Umorien-
tierung von Kollegen“ (sprich einen Kollegen dazu bringen, dass
er die Firma verlässt). Von diesen Ausdrücken gibt es viele. Das
Ganze wird mit dem Hinweis verbunden, dass solche „Maßnah-
men“ zwar sehr effektiv, aber nach geltendem Recht bestenfalls
quasi-legal wären und dass sie natürlich dringend davon abraten
würden und natürlich auch keine Verantwortung übernehmen.
Der Kunde wird sich bedanken und beiläufig erklären, für
welche „Maßnahme“ er sich entschieden hat. Auch hier gibt es
zahlreiche unverfängliche Arten, so etwas auszudrücken, ohne das
Kind beim Namen zu nennen (für den Fall, dass doch mal jemand
zuhören sollte, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen). Nach Beratung
und erfolgreicher Abwicklung wird dem Kunden irgendwann die
Rechnung zugeschickt. Da der Business-Code für solche Umgän-
ge relativ eindeutig ist, gibt es niemals Missverständnisse.
> Wobei wir hier von normalen Kunden reden. Offizielle Schmidts
wie Regionaldirektorin Baasner rufen NPPC eher direkt an und
geben Anweisungen, ein Team für einen bestimmten Zweck zu-
sammenzustellen. Wer einmal in der Kartei von NPPC drin ist, hat
daher Zugriff auf ziemlich lukrative Jobs.
> Domestos
wie Weserbergland, Steinhuder Meer, Südheide und Wedemark
könnt ihr in jedem Reiseführer genug lesen. Hier mal eine kleine
Auswahl der Plätze, die ich für nennenswert halte.
Markthalle
Wo also geht der gemeine Schlipsus Politicus aus? Die Antwort
lautet: Das kommt ganz darauf an. Landes- und Lokalpolitiker
versammeln sich mittags traditionell in der Markthalle. Diese
hat etwa die Fläche eines Fußballfeldes und ist vollgestopft mit
Ständen, an denen man Spezialitäten aus aller Welt, aber auch
aus der Region kaufen kann. Und natürlich gibt es die Möglich-
keit, einen Imbiss einzunehmen. Es wurde nie bestätigt, aber
man munkelt, der Brand der Markthalle im Jahre 2053 ging auf
15
 einen Anschlag auf die Landesregierung zurück. Seitdem wurde
die Halle komplett neu aufgebaut, und ihre Sicherheitstechnik
wird stets auf dem neuesten Stand gehalten.
> Dennoch ist die Markthalle weiterhin für jedermann zu-
gänglich. Das Dilemma konnte die Polizei bislang nicht lösen.
> Justizopfer
Room With a View
Als bestes Restaurant der Stadt gilt das Room With a View im
Penthouse des Pavillon Plazas in Garbsen. Wie der Name schon
sagt, hat man von hier aus einen wunderschönen Blick über die
Stadt, den Deister und das Steinhuder Meer. Die Besucher ge-
hören zur gesellschaftlichen Elite. Hier diniert Bundeskanzler
Linnheimer mit Gustav Möller, Monika Stüeler-Waffenschmidt
und auswärtigen Regierungschefs. Die bereitgestellte Sicherheit
NETZSTÜCKE
ist auf entsprechendem Niveau, hinzu kommen diverse Bodygu-
ards der Gäste.
> Ich bevorzuge ja das Glashaus in Kirchrode. Dort gibt es
immer die allerneuesten Ideen der experimentellen Nanokü-
che und es ist nicht ganz so Upperclass.
> Justizopfer
Oper
Dank der großzügigen Förderung der Regierung und anderer
Sponsoren (z.B. DeMeKo) hat die Oper in Hannover inzwi-
schen einen ähnlichen Status wie die Mailänder Scala. Hier
machen in jeder Spielzeit neue Weltstars dem geneigten Publi-
kum ihre Aufwartung. Der Opernbesuch gehört für praktisch
jeden zum Pflichtprogramm, der in Hannover etwas werden
will. Denn wer will schon nicht als kulturbeflissen gelten? Daher
findet man zu den Premieren eine unglaubliche Dichte von Po-
litprominenz – und eine entsprechend nervöse Sicherheit.
> Da sich viele Fraktionen in der Oper einfinden, kreuzen sich
hier mitunter die Wege von verschiedenen Runnern, die das
Ambiente für verschiedene Aufträge nutzen.
> Strass
Funtastic
Das Funtastic an der Expo Plaza ist die bekannteste Disco Han-
novers. Es hat in den letzten 20 Jahren kräftig expandiert und
verfügt nun neben der Hauptdisco über drei neue, räumlich
getrennte Floors, auf denen jeweils andere Musik gespielt wird.
Außerdem gibt es eine Cocktail-Lounge, in der die Musik so
weit heruntergeregelt ist, dass man sich normal verständigen
kann.
Findige Geschäftsleute haben Lunte gerochen, und die Ge-
bäude drum herum beherbergen nun von Fresstempeln über
Drogerien bis hin zu einem Supermarkt eigentlich alles, was das
Nachtschwärmerherz begehrt. Das Funtastic ist somit eine der
Attraktionen, die es auch schon mal schaffen, den Spektakeln in
der Zenit-Arena den Rang abzulaufen.
Hurricane Inn
Das Hurricane Inn ist ein Sarghotel der besonderen Güte im
Bezirk Misburg, das von dem polnisch-russischen Schieber
Proyzik als Umschlagplatz für Waren aller Art genutzt wird.
Sobald man mit ihm Kontakt aufnimmt und er einen Routine-
check durchgeführt hat, bekommt man eine Kommlink-App,
die einem Zugang zu bestimmten Sargboxen gibt, die ansonsten
als „Besetzt“ ausgeschrieben sind. Die Boxen sind speziell abge-
schirmt, und sobald man die Tür schließt, kommt man über den
16 MACHTSPIELE
internen Schirm in ein umfangreiches AR-Menü, das das derzei-
tige Sortiment abbildet. Nach Bestellung und einer Anzahlung
wird die Box für maximal 48 Stunden gesperrt, und am Ende der
Zeit und nach Bezahlung der restlichen Gebühr wieder für die
eingeloggte ID freigegeben. Proyzik ist dafür bekannt, alles in
seiner Liste innerhalb dieser zwei Tage besorgen und deponieren
zu können. Daher variiert das Angebot häufiger.
Wilhelmstein
Anno 2023 war die Festung Wilhelmstein im Steinhuder Meer
kurzzeitig Sitz der Bundesregierung. Inzwischen ist dort das
Gästehaus der Allianz Deutscher Länder untergebracht. Es kur-
sieren wilde Gerüchte über die Sicherungsanlagen vor Ort, die
vermutlich von der Regierung selbst in Umlauf gebracht wur-
den. Tatsächlich basiert die Sicherheit hier aber vor allem auf der
Abgeschiedenheit, die es erlaubt, mit Positivlisten zu arbeiten.
Nur wenige Kilometer südlich liegt Schloss Hagenburg, der Sitz
des Bundespräsidenten.
Die Höhle
Die Höhle ist ein Club in Vahrenwald (Bezirk Nordstadt), der
die unterste Etage sowie den Keller eines Bürohauses einnimmt.
Im Erdgeschoss ist die Höhle in drei Abschnitte aufgeteilt: Lob-
by, Dancefloor und Büroteil. Einige der angesagtesten Newco-
mer-VJs haben hier schon ihre Musik aufgelegt. Während das
Erdgeschoss für sämtliche Klientel freigegeben ist, gilt der Keller
als Geheimtipp – nicht nur zu Messezeiten. Wer eine Einladung
hat, gilt als angesagt, und schon so manches Business-Meeting
wurde aus einer Messehalle direkt in den Club verlegt, um Ge-
schäfte mit ein wenig Stil abzuschließen. Auf dem Schwarzmarkt
sind die Preise für eine Karte in die Höhle astronomisch, und
kein normaler Mittelklasse-Manager kann sich den Eintritt in
den namensgebenden Teil des Ladens leisten. Grob behauene
Steinwände und dumpf leuchtende falsche Fackeln und Kerzen
sind das Markenzeichen der Höhle und werfen nur ein schales
Flackern über die feiernde Meute. Der Keller besteht aus drei
Kammern, von denen zwei für die Clubgänger geöffnet sind.
Der dritte und letzte Teil ist für private Meetings reserviert.
Hannoversche Schmidts, die wirklich auf Privatsphäre stehen,
sorgen dafür, dass das anzuheuernde Team Eintrittskarten und
Zugangsberechtigungen für die dritte Kammer erhält.
Chez Nikita
Das Chez Nikita ist der Spiegel der „feinen“ Hannover Gesell-
schaft. Hier kann jedes erotische Abenteuer ausgelebt, jeder se-
xuelle Wunsch erfüllt, jede Perversität befriedigt werden. Jeder
„Gutmensch“, der mal abseits vom schönen Schein seine Phanta-
sien ausleben will, ob Homophilie, Futanari, BDSM, Urophagie
(und ähnliche Abwandlungen), Fetisch, Personafix-Rollenspiele,
sexuelle Gewalt, Verkehr mit anderen Metarassen oder alles zu-
sammen, wird hier fündig. Viele Hannoveraner kennen dieses
Etablissement in Mühlenberg, aber die wenigsten sprechen über
das Nikita in der Öffentlichkeit (allein um sich nicht mit dem
Odeur der Perversität zu umgeben).
> Was im Chez Nikita passiert, bleibt im Chez Nikita.
> Strass
Auch wenn sie nicht die Besitzer des Clubs sind, halten die
Vory hier die Hand auf und versorgen die Betreiber (die ihre
Privatsphäre schätzen, vermutlich selbst aber auch aus der guten
Gesellschaft der Stadt stammen) des Clubs ständig mit neuen
Mädchen aus dem Ausland (bei besonders exklusiven Kun-
denwünschen notfalls auch von der Straße). Vlad, ein voll ver-
chromter Ex-Samurai, der bis unter die Schädeldecke mit Mili-
tärkybernetik ausgestattet ist und dem man die Cyberpsychosen
am irren Blick und der zuckenden Gesichtsmimik ablesen kann,
agiert mit einer Gruppe Untergebener als Zuhälter und Schlie-
ßer der Nutten, die in den angrenzenden Apartmenthäusern un-
ter eher unwürdigen Zuständen „gehalten“ werden und selten
mal in die Stadt dürfen. Nur bei Kundenbuchung (es gibt da ei-
nen reichhaltigen Katalog) werden die Nutten vom Serviceper-
sonal (Visagisten, Bioshaper) herausgeputzt und aufgehübscht
und dann in einem ansprechenden Ambiente dem Kunden vor-
geführt und notfalls im Stile der lateinamerikanischen Muñecas
umoperiert. Wer nicht mindestens alle zwei Monate mindestens
eine Buchung hatte, wird auf die Straße gesetzt oder anderwei-
tig „verarbeitet“. Wiederholte Dosen von Laés oder Feenstaub
sorgen dafür, dass die Anonymität des Kunden gewahrt bleibt
(und vermutlich dafür, dass sich weniger Stricher und Huren das
Leben nehmen). Trotz aller Brutalität und Menschenverachtung
hinter den Kulissen wird der zahlende Kunde mit Champagner,
Kaviar (liefert Capo Olivieri) und ausreichend Exotik geködert.
So wirbt das Chez Nikita in eingeweihten Kreisen seit einigen
Monaten mit Eliza, einer blonden Russin, die mit ihrem Greif-
schwanz so einige verrückte Dinge anstellen kann, während die
eher klein geratene Nartaki Thai Ming allein mit ihren vier Ar-
men Mann oder Frau (oder ein Paar) um den Verstand bringen
kann.
> Gerüchten zufolge schafft im Chez Nikita darüber hinaus
auch eine Changeling unter dem Namen Carmen an, die das
Fell und die Züge einer Raubkatze besitzen soll. Ob es sich
tatsächlich um eine Plüschi handelt oder ob die Betreiber ei-
nen waschechten Gestaltwandler für eine entsprechend „zoo-
phile“ Klientel prostituieren, möchte ich eigentlich gar nicht
spekulieren.
> Justizopfer
Der Grund, warum der Laden auch für unsereins interessant
ist, ist, dass aufgrund seines besonderen Status und des Willens
der Behörden, beim Chez Nikita beide Augen nicht zur zuzu-
drücken, sondern auch in die ganz andere Richtung zu blicken
(ein Hoch auf die Bigotterie), die Keller des Etablissements
für andere Handelsobjekte verwendet werden: Militärtechno-
logien. Denn das Chez Nikita ist einer der wenigen Orte, wo
man illegal an solch illustres Spielzeug wie Raketenwerfer oder
Sturmkanonen kommen kann. Natürlich sollte euer Leumund
stimmen, da der Tzar Ruben Trepnischkow natürlich nicht will,
dass der Verkauf dieser exklusiven Waren die Kettenhunde der
Regierung auf den Plan ruft.
Hommage
Dieses Nobel-Restaurant hat eigentlich nur eine Daseinsberech-
tigung: teuer zu sein. Der einzige Grund, warum man(n) hier
essen gehen will, ist, um den Geschäftspartnern zu zeigen, dass
man es sich leisten kann. In Hannover gibt es mehrere dieser
Etablissements, aber das Hommage ist eines der größten und
elitärsten. Direkt in Garbsen am Leine-Bogen gelegen, bietet es
einen wunderschönen Ausblick auf die angrenzende Golfanlage.
Alle wichtigen Persönlichkeiten der Hauptstadt gehen hier ein
und aus, seien es Don Olivieri (der alleine deswegen per du mit
Sterneköchin Allegra Bertrani ist, weil er die exklusivsten Zu-
taten herbeischaffen kann), Samiel von Niederstauffen nebst sei-
ner „Assistentin“ oder die amazonische Botschafterin. Gereicht
werden Speisen der traditionellen wie zeitlosen Grande Cuisine,
die natürlich französisch ist. Einige dorthin eingeladene Runner
haben schon den Fauxpas begangen, blind zu bestellen, weil sie
die französische Karte (aus handgeschöpftem Papier) nicht lesen
konnten. Man muss nicht erwähnen, dass diejenigen schnell in
der Versenkung verschwunden sind. Das kommt davon, wenn
man sich nicht benehmen kann.
MACHTSPIELE
> Sich im Hommage einzupassen ist in der Tat ein Gesel-
lenstück für jedes soziale Chamäleon und ein gutes Training,
wenn man für größere Shows wie bei der Grand Tour gebucht
wird. Die Sicherheit ist exquisit, und mit zweifelhafter Kyber-
netik (so man sie denn aufspürt, allerdings gibt es Scanner
selbst an den Serviceeingängen) wird man gar nicht ins Re-
staurant gelassen. Selbst Bodyguards müssen draußen blei-
ben, wenn sie nicht vorher im System und von der Haussicher-
heit akkreditiert wurden.
> Strass
> Besitzer des Hommage ist im Übrigen eine Investorengrup-
pe der Ceata GmbH mit Sitz in Bukarest, wobei bisher noch
niemand die Investoren zu Gesicht bekommen hat, wenn man
von Ciprian Constantin, dem Anwalt der Gruppe, und Seba-
stien Arnaud absieht, der möglicherweise der Geschäftsführer
ist. Ist vielleicht auch kein Wunder. Ceata ist Rumänisch und
NETZSTÜCKE
bedeutet Nebel …
> Zeitgeist
Teela’nas Witchstore
Dieser kleine aber feine Taliskrämer-Laden befindet sich im er-
sten Stock eines Wohnhauses direkt in der Lister Meile (Nord-
stadt). Soyanka Regner, oder Teela’na, ist eine bekennende Wic-
ca und betreibt den Laden unter ihrem Wicca-Namen zu den
normalen Geschäftsstunden zwischen 09:00 und 18:00 Uhr.
> Seit der gescheiterten Bodensanierung um den De-Haën-
Platz ist die Einkaufsstraße übrigens zusammen mit dem
ganzen Stadtteil List den Bach runtergegangen, und eine gan-
ze Reihe von zweit- und drittklassigen Einzelhändlern hat sich
schließlich dort niedergelassen, sodass die Meile weiterhin
existiert, jedoch nie an den ursprünglichen Glanz anknüpfen
konnte.
> Justizopfer
Teela’na verkauft hier nicht nur den üblichen Tinnef und
Tand, den man sich so als abergläubischer Normalbürger zu-
legt, wie zum Beispiel Halbedelsteine, Traumfänger oder falsche
Liebestränke. Hier bekommt man auch Glühmoos und kann,
wenn man genügend Kleingeld vorweisen kann, die brandneu
entwickelten Magieblick-Augentropfen erstehen. Um an den il-
legalen Stoff zu kommen, muss man einen entsprechenden Leu-
mund vorweisen können, dann ist es aber kein Problem, auch
hochkarätige Foki zu erstehen oder Kontakte zu den ansässigen
Coven und Zirkeln zu bekommen, die Verzauberungen und
Foki auch nach Kundenwunsch anfertigen bzw. als Lehrmeister
agieren können.
Le Bateleur
Ein magisches Etablissement der ganz anderen Art ist Le Ba-
teleur – der Gaukler (benannt nach der Karte des Narren im Ta-
rot). Ansonsten ein kleiner Salon oder Club, wie man ihn häufig
in Hannover antrifft, besitzt Le Bateleur den okkulten Charme
spiritistischer Vereinigungen des späten 19. und frühen 20. Jahr-
hunderts, und Magie es auch, die die Mitglieder und die Klientel
zu diesem Ort führt. Geleitet wird Le Bateleur von Monsieur
Samuel (oder Samael), einem distinguierten Engländer mit
Knebelbart und Halbglatze, sowie der Italienerin Madame
Mesmer, die sich selbst gerne als „Medium“ bezeichnet. Le Ba-
teleur bietet neben Salonkultur und Fachgesprächen zu Magie,
Geistern und Okkultismus vor allem magische Dienstleistungen
an, seien es Illusionsvorstellungen, Séancen, magische Tränke,
offene Geisterbeschwörungen und vor allem divinatorische Vor-
rausagen durch magisches Kartenlegen oder andere Techniken.
Allerdings ist das nur die legale Fassade. In Wirklichkeit dient
17
 der Salon als Operationsbasis für eine pan-europäische magische
Gruppe, die sich Anima Sola (die einsame Seele im Fegefeuer)
nennt und deren wirkliches Geschäft deutlich illegaler Natur ist.
> Die Anima Sola ist ein loser Zusammenschluss von Liber-
tären und anderen magisch begabten Freigeistern, die sich
eher dunkleren Patronen wie dem Widersacher oder der Ver-
führerin verschrieben haben. Man ist vereint in dem Streben
nach Macht und nach Abkürzungen, um diese auf dem ein-
fachsten und schnellsten Weg zu erreichen.
> Enigma
Auch bei diesem Geschäft handelt es sich um magische
Dienstleistungen, die jedoch deutlich in den Bereich gehen, die
ich als Laie als „Schwarze Magie“ bezeichnen würde. Magische
Geistesmanipulation mit dem Ziel, jemanden zu diskreditieren
oder in den Wahn zu treiben, alle Spielarten ritueller Zauberei,
NETZSTÜCKE
durch Geister induzierte Unfälle und Besessenheit. Wer auf der
Suche nach eleganten, magischen Mitteln ist, um seinen Gegner
aus dem Weg zu räumen (temporär oder permanent), findet im
Le Bateleur jemanden, der das Zeug dazu hat. Ich persönlich ma-
che einen weiten Bogen um das Haus in der Nordstadt.
> Angeblich hat PsiAid die Gruppe deswegen auf dem Kieker
und sucht nach Möglichkeiten, jemanden in die Gruppe ein-
zuschleusen. Darüber hinaus scheint es auch gewisse Span-
nungen zwischen der Gruppe und der ominösen Münchner
Anwaltskanzlei Stark, Theissen und Van der Mer (die auch in
Hannover ein Büro besitzt) zu geben, was mir persönlich die
Gruppe gleich sympathischer macht.
> Stout
Kölsche Klamotten
Ein kleiner, unscheinbarer Karnevalsladen mitten in Linden,
der die Jecken und alle Verkleidungswilligen rund ums Jahr mit
einem großen Bestand an Kostümen, Accessoires, Schminke,
Latexmasken und AR-Schnickschnack versorgt und sowohl zu
Halloween als auch in der fünften Jahreszeit seine Hochphasen
hat. Allerdings ist dies nur das Nebengeschäft des Laden, dessen
Äußeres so unscheinbar ist, dass niemand auch nur auf die Idee
kommen würde, dass das Who‘s Who der hannoverschen Cha-
mäleons dort regelmäßig ein und aus geht und dem Laden sein
wirkliches Einkommen beschert.
Johan „Jupp“ Zomoyoni, ein Deutscher mit südafrika-
nischer Abstammung und einer Historie in der Special-FX-
Szene im Dunstkreis der Bavaria-Studios, verfügt neben der öf-
fentlichen Sammlung nicht nur über einen gut sortieren Fundus
an täuschend echten Uniformen und Berufskleidung (Hotels,
private Sicherheit, Polizei), aktuellem Konzernchic, Designer-
Imitaten und Modeplagiaten (plus zugehörigen Requisiten) für
die meisten „Runnergrößen“, er ist auch im technischen Bereich
sehr gut ausgestattet. Neben moderner Ausrüstung wie pro-
grammierbaren Latexmasken und den schwer zu bekommenden
Nanitencreme-Verkleidungen verfügt Jupp über eine gut sor-
tierte Werkstadt mit zahlreichen Prothesen, Perücken und an-
derem Maskenzubehör (um andere Körperkonturen zu schaffen
oder das Geschlecht zu wechseln) – sozusagen alles, was man für
eine realitätsnahe Verkleidung ohne Magie braucht.
> Darüber hinaus hat Jupp das elektronische Zubehör, um bi-
ometrische Scans zu nehmen oder zu verarbeiten. So können
Verkleidungen auf den Körper maßgeschneidert oder Finger-
abdruck- und Retinaduplikate angefertigt werden, falls man
selber die Fertigkeit nicht mitbringt oder die Ausrüstung zu
Hause lassen musste. Kostet eine Stange Geld, ist dann aber
auch jeden Cent wert.
> Justizopfer
18 MACHTSPIELE
> Natürlich reden wir hier nicht von High-End-Technologien,
wie sie Geheimdienste verwenden. Aber in der Regel reicht
eine gute mundane Verkleidung, um sein Gegenüber zu täu-
schen. Den Rest erledigt dann eure „Verkaufsmasche“.
> ghoti
Neben seinen beiden Aushilfen Vanessa und Gilian, die in
einem separaten abschirmten Raum beim Anlegen von Verklei-
dungen behilflich sind, arbeitet Jupp mit einer weiteren Visagi-
stin und einem Maskenbildner zusammen, die für den letzten
Schliff sorgen.
Der Laden neben Räer
Einer der wichtigsten Läden, wenn man in Hannover länger in
den Schatten laufen möchte und ein wenig Ausrüstung benötigt.
Räer war eine Hildesheimer Militärausrüsterkette mit einer Fili-
ale in der Marienstraße (an der Grenze von Mitte und Südstadt).
Direkt daneben hat seit eh und je ein weiterer Laden existiert,
der gebrauchtes und auch neues Militärequipment verkauft.
Den Namen konnte sich noch nie jemand merken, und so war
es immer „Der Laden neben Räer“. Selbst als der Namensgeber
schon längst Konkurs angemeldet hatte, blieb der Name ste-
cken. Da der Laden neben den geleckten Nachbarn schon von
außen irgendwie schäbig wirkt und auch nicht klar ist, was es
hier gibt, betritt kaum jemand einmal zufällig oder aus Neugier
den Laden, in dem es auf den ersten Blick nur Elektronikschrott
der Marke Restrampe gibt.
Wer sich allerdings für Schusswaffen und Zubehör (kleine-
re Kaliber) interessiert, muss hier nur nach „Achmed“ fragen
und bekommt dann eine Liste der verfügbaren Artikel, die zwar
überwiegend gebraucht, aber in gutem Zustand sind.
> Achmed ist hier nur ein Schmidtsynonym. Ein beliebig aus-
sehender Südeuropäer wird sich des anfragenden Kunden an-
nehmen und den illegalen Katalog zur Verfügung stellen.
> Deckard
> Die wirklich heißen Sachen bekommt man hier allerdings
nicht. Dafür ist die Lage einfach ein bisschen zu gut. Es ist
eher was für semilegales Zeug, dafür aber wiederum eine aus-
gezeichnete Quelle, was man so hört.
> Zwieblblootz
Paladin Limousinenservice
Jeder wichtige Mensch in Hannover, der was auf sich hält, be-
sitzt entweder einen Dienstwagen mit Chauffeur oder leiht sich
eine Limousine. Zu diesem Zweck gibt es hier die unterschied-
lichsten Anbieter. Der renommierteste ist allerdings der Paladin
Limousinenservice (im lokalen Jargon Paladin-Taxi), der aus-
schließlich gemoddete Mercedes Paladin im Fuhrpark hat.
Konzerner, Lobbyisten und Diplomaten bevorzugen diesen
Service, da er einige Zusatzdienstleistungen anbietet. Um die In-
sassen zu schützen, werden Dummy-Limousinen eingesetzt, um
in Tunneln oder an vitalen Punkten einen Austausch vornehmen
zu können. Unter Umständen werden sogar Doubles eingesetzt,
um einen falschen Start- oder Zielpunkt vorzugaukeln. Paladin
Taxi geht sogar so weit, einzelne ALI-Knoten hacken zu lassen,
um die Wegpunkte seiner Limousinen zu verschleiern, weswe-
gen es schon ein paarmal mit MCT, den lokalen Behörden und
dem Verkehrsministerium aneinandergeraten ist.
> Und wie ich im RA*ZANNG schon direkt beim Wagen ge-
schrieben habe: Dieser Limousinenservice verkabelt seine Wa-
gen mit Mikrofonen und Kameras, um „pikante“ Details der
Fahrgäste direkt in die Matrix zu streamen. Jeder, der hier
mitfährt, weiß davon, und es gibt ein Gentlemen’s Agree-
ment, dass nur aufgezeichnet wird, falls der Gast dies explizit
wünscht. Natürlich ist das ein PR-Mittel der allerersten Güte,
und das lässt sich Paladin Taxi auch entsprechend bezahlen.
> Strass
> Aus einer der Limos stammt auch das heiße Sextape von
Sammy-Samurai-Darstellerin Dana Kalenjo mit dem lokalen
High-Society-It-Girl Lisa.
> ghoti
> Lisa ist praktisch auf jedem Ball und jeder Gala in Hannover
zu finden, es sei denn, es findet zeitgleich eine Veranstaltung
in Duisburg oder Stralsund statt. Die Matrix gibt praktisch
nichts zu ihr preis, nicht mal einen Nachnamen.
> Justizopfer
> Das liegt daran, dass sie ein freier Geist ist und deswegen
niemand ihren Lebenslauf nachvollziehen kann.
> Enigma
Besser-Leben Escort-Service
Auch wenn Escorts von wohlhabenden, oft stadtfremden
Herren augenscheinlich nur für die Begleitung zu einem gesell-
schaftlichen Anlass als Armschmuck oder kluge Gesellschafte-
rin gebucht werden, ist das wahre Ziel meist der erotische oder
sexuelle Kontakt zu einer gutaussehenden und gebildeten, pro-
fessionellen Gespielin (oder einem „Spielgefährten“) ohne Bor-
dell-Mief und Straßenstrich-Charakter. Escorts werden dafür
bezahlt, ein gewisses Image aufrechtzuerhalten. Sie sind Beglei-
ter und Statussymbole, die sich bei gesellschaftlichen Anlässen
nicht nur wohlfühlen, sondern auch mit Witz, Charme, Bildung
und Allgemeinwissen Konversationen führen können, ohne an-
zuecken. Besser-Leben offeriert neben diesen obligatorischen
Dienstleistungen noch einige Besonderheiten. Die Damen sind
neben ihrer Haupttätigkeit ausgebildete Personenschützer und
nehmen gegen einen gewissen Aufpreis auch diesen Job wahr.
> Natürlich ist ein einzelner Bodyguard oftmals nur die „first
line of defense“. Der Vorteil der Escort-Damen und -Herren ist,
dass sie zu jeder Zeit „nah“ an der Zielperson sind. ;-)
> Deckard
Scanner-sichere Bioware-Implantate (seltener hochqualita-
tive Talentleitungen bei Personal ohne paramilitärische Ausbil-
dung) sorgen für Unauffälligkeit bei Anlässen oder Treffen mit
hoher Sicherheit.
> Wobei das nur teilweise richtig ist. Vorsicht also, wenn das
scheinbare Escort-Model deutliche Defizite in ihrer Aura auf-
weist.
> Deichbrecher
Darüber hinaus sorgen neben Schweigegeboten, die für das
Geschäft Standard sind, kraniale Implantate wie Datenfilter für
ein zusätzliches Maß an Sicherheit für den Kunden.
Eye in the Sky (Privatermittler)
EITS ist eine kleine Hightech-Firma, die sich darauf speziali-
siert hat, physische und digitale Bewegungsprofile ihrer Kunden
anzufertigen. Diese Muster dienen vornehmlich dem Schutz
von hochrangigen Politikern und Diplomaten (oder anderen
Personen mit besonderem Status), allerdings auch von deren Fa-
milien und Angehörigen, die unter der konstanten Bedrohung
von Entführungen und Erpressungen leben. EITS verwendet
dafür nicht nur virtuelle Kommlink-Verfolgung, sondern setzt,
wie der Name vermuten lässt, auf zahlreiche in der Luft (aber
MACHTSPIELE
auch am Boden) befindliche Drohnen, die von einem Kader an-
gestellter Rigger kontrolliert werden. EITS hat somit unter dem
Deckmantel einer Privatdetektei immer ein Auge auf Hannover,
um bei Störfällen oder einem Amber Alert zeitnah agieren zu
können. Behilflich hierbei sind Verträge und Übereinkünfte mit
der Polizei und Protec, damit die Drohnen stadtweit agieren
dürfen.
> Möglich wurde das vor allem durch die weitreichenden
Befugnisse durch die jüngsten Überwachungsgesetze, auch
wenn viele Sachen grenzlegal sind. Zwar werden nur die Kli-
enten im „Auge behalten“, die diesen Service beauftragt ha-
ben, allerdings soll es schon vorgekommen sein, dass das BIS
bei EITS eingefallen ist, um alle aufgezeichneten Daten vor
Ort zu sichten und sich auch genau die anderen Personen an-
zuschauen.
> Justizopfer
NETZSTÜCKE
MACHTSPIELCHEN IN DER ADL
(SPIELLEITERINFORMATIONEN)
Diese Spielleitersektion enthält einige Abenteuervorschläge, bei
denen der Spielleiter das Hannover-Setting und die im Shadow-
run-Quellenbuch „Machtspiele“ beschriebenen Parteien und
Spionagedienste verwenden kann.
En Passant
Carl Frieder (CVP) ist der junge, aufstrebende Star der Landes-
politik des Norddeutschen Bundes. Bisher strikt protektionis-
tisch und wirtschaftlich konservativ, benimmt er sich seit einer
Reise nach Hamburg vollkommen anders und spricht von den
Möglichkeiten der norddeutschen Hafenstädte Lübeck und
Bremen in einer Neuen Hanse mit der Freistadt Hamburg. Da es
schon mehrfach dazu gekommen ist, dass sich Leute nach einem
Besuch in Hamburg um 180 Grad gedreht haben, interessiert
sich der Verfassungsschutz für die Vorgänge, auch wenn er damit
seine Kompetenzen überschreitet. Also werden Runner benö-
tigt, die die Schritte des Abgeordneten in Hamburg nachvoll-
ziehen und nach Hinweisen suchen. Nach der sprichwörtlichen
Suche nach der Nadel im Heuhaufen finden die Runner einen
Hinweis auf ein Treffen zwischen Frieder und einigen Unbe-
kannten im Altonaer Fischhaus „Unsere Frau am Hafen“ (Schat-
tenstädte, S. 173). Bei ihren Nachforschungen stoßen sie auf
einige bewaffnete Schattenmänner im Dienste der Ältermänner
(Schattenstädte, S. 143, und Verschwörungstheorien, S. 170) und
können herausfinden, dass Frieder nach einer Kundgebung im
Leineschloss von einem der Ältermänner neue Anweisungen
erhalten soll. Doch Frieder wird während der Rede mit einem
großkalibrigen Gewehr erschossen, und der Landtag geht im
Chaos unter. Wie die Charaktere da wohl wieder rauskommen?
Feuerball
Andreas Drexler gehört zum weiteren Kreis der Nationalen
Aktion und ist auch bei der auf der Sprawlguerilla-Welle mit-
schwimmenden Gruppierung Das Letzte Manifest (Berlin, S.
125) involviert. Allerdings hatte er seine Finger zu tief in der
Kasse und muss um sein Leben fürchten, falls dies entdeckt wird.
Deshalb hat er einen Deal mit Argus gemacht, die ihn rechtzei-
tig rausholen wollen, wenn er sie mit Informationen versorgt.
Zurzeit befindet sich Drexler auf der von einer Tarngesellschaft
geleasten Burg Katz (Westrhein-Luxemburg), zusammen mit
25 rechten Aktivisten und einem riesigen Lager voller Waf-
fen, Munition und jeder Menge Sprengstoff, das die NA über
einen der Aryan Brotherhood nahestehenden Kontakt bei der
19
 ERLA, dem Nachrichtendienst der CAS, organisiert hat. Aller-
dings meint die ERLA herausgefunden zu haben, dass der Deal
kompromittiert wurde, und hat ein Team losgeschickt, um die
rechten Aktivisten und Beweise loszuwerden, bevor es zu einem
internationalen Zwischenfall kommt. Argus weiß zwar nicht ge-
nau, was die ERLA vorhat, aber die Kombination aus gesteiger-
tem Nachrichtenverkehr, ERLA, Nationaler Aktion und Burg
Katz lässt alle Alarmglocken klingeln. Aufgrund knapper Res-
sourcen und wenig Zeit schickt man Shadowrunner los, die die
Burg Katz infiltrieren und Andreas Drexler extrahieren sollen.
Allerdings wissen weder die Runner noch Argus, dass die ERLA
noch einen Notfallplan hat, falls die Vitalmonitore ihres Teams
ausfallen. Dafür steht eine für den Bodenangriff konfigurierte
Drohne des Typs Federated-Boeing Unicorn (s. Fronteinsatz,
MilSpecTech-Katalog, S. XXIV) bereit, die einen verheerenden
Unfall im Bergfried der Burg verursachen soll, in dem sich das
Waffenlager befindet. Angesichts der Menge an Sprengstoff vor
NETZSTÜCKE
Ort dürfte die Burg danach in Schutt und Asche liegen und al-
les weg sein, was die Beweislage im Sinne der CAS beeinflussen
sollte.
Unter Schafen
Auf dem Waterlooplatz in Hannover gibt es aus Protest gegen
ein aktuelles Gesetz eine Sitzblockade, die sich zu einer kleinen
Zeltstadt ausgeweitet hat. Diese will man wegen der Aufmerk-
samkeit der Öffentlichkeit nicht gewaltsam räumen, also heuert
man Runner an, um die Angelegenheit „pressekompatibel“ zu
erledigen. Sei es, dass sie einen Gewaltausbruch provozieren, da-
mit man die Polizeiknüppel auspacken kann, Drogen verteilen
oder die Leute auf ein neues Ziel hetzen, das weniger im Ram-
penlicht steht – für kreative Vorschläge ist der Schmidt offen.
Letztlich ist ihm der Weg egal, solange es keinen Skandal gibt.
Das Problem dabei ist, dass einige Prominente, darunter auch
Oppositionspolitiker mit Sicherheitsleuten und einige Sprawl-
guerilla-Aktivisten, unter den Demonstranten sind. Ferner sym-
pathisieren einige Polizisten heimlich mit den Protesten, sodass
es ein Informationsleck gibt: Die Aktivisten wissen bereits, dass
die Runner auf dem Weg sind, und sind davon nicht im Gering-
sten begeistert.
Diener zweier Herren
Ein aktuelles Gesetzesvorhaben droht tatsächlich, den Interes-
sen der Industrie zuwiderzulaufen. Der zuständige Staatssekre-
tär, der von der Sicherungsgruppe des BKA beschützt wird,
zeigt sich bislang uneinsichtig und erschreckend unbestechlich.
Das muss geändert werden. Seine eigene Partei beauftragt die
Runner mit der heiklen Mission, ihn aus dem Amt zu entfer-
nen oder sich zumindest den „Argumenten“ zu öffnen, ohne
die Polizei auf den Plan zu rufen oder ihn in einen öffentlichen
Skandal zu verwickeln. Ersteres birgt die Gefahr, dass das Kom-
plott auffliegt, Letzteres würde auf die Partei zurückfallen. Mord
und Entführung scheiden also aus. Leider stellt sich der Auftrag
als nicht so einfach heraus, da der Staatssekretär bereits an den
Strippen einiger anderer Mächtiger hängt, die es gar nicht mö-
gen, dass ihnen die Runner ins Handwerk pfuschen, und alle
Hebel in Bewegung setzen, um die Runner davon abzuhalten.
Von Menschen und Maulwürfen
Das Hotel Lärchenhof in Bothfeld ist eine Frontorganisation
der CIA, was allerdings nur wenige der Mitarbeiter wissen. An-
20 MACHTSPIELE
scheinend gibt es aber einen Maulwurf innerhalb der Firma, und
ein Schmidt der Agency schleust die Runner mit Tarnjobs in das
Unternehmen ein, um ihn aufzuspüren. Ob als Putzfrau, Koch,
Hotelgast oder Wachmann, die Runner müssen, ohne Aufsehen
zu erregen, herausfinden, wer in dem Hotel für die andere Seite
arbeitet und für welche. Problem 1: Es gibt ziemlich viele Ver-
dächtige. Problem 2: Der Maulwurf fühlt sich verfolgt und fängt
an, seine Mitagenten aus dem Weg zu räumen, was im braven
rechten Umfeld Bothfelds für Aufsehen sorgt und die Behörden
auf den Plan ruft, die nun ihrerseits anfangen, in dem Hotel he-
rumzustochern und den Runnern auf die Pelle rücken.
Frankfurt ist nicht genug
Der Frankfurter Bankenverein hat immer noch viele Verbin-
dungen zu Ares und Knight Errant, die man nicht ohne Weiteres
und insbesondere nicht ohne einen Anlass lösen kann. Warum
also nicht einen Anlass herbeiführen? Über eine Außenstelle des
Sternschutzes organisiert ein übereifriger FBV-Schattenmann
aus Frankfurt einen zu verkraftenden Schlag gegen die eigene Al-
fred Herrhausen Stiftung und ihre Politnetzwerke, um es Knight
Errant in die Schuhe zu schieben. Doch die CIA hat Wind von
der Sache bekommen und Ares ins Vertrauen gezogen. Die Run-
ner werden von einem Schmidt, der für Ares-Cheflobbyistin
Amrei Baasner arbeitet, angeheuert, um den konzernpolitischen
Zwischenfall zu verhindern und Beweise gegen den Strippenzie-
her in Frankfurt zu sammeln, um sie Samiel von Niederstauffen
unter die Nase zu halten. Doch auch Major Woods hat von der
Sache erfahren und ein Runner-Team angeheuert, um es dem
FBV Mann heimzuzahlen, was den Runnern ihre Arbeit nicht
gerade erleichtert.
Eine falsche Fährte
Argus muss innerhalb der ADL zurzeit leiser als gewohnt auftre-
ten, und die Informationen zwischen den Diensten fließen eher
zäh. Deshalb würde Argus auch gerne auf andere Art und Weise
erfahren, was in Raum 335, Sublevel 2 der Karlsruher Horst-
Stöckter-Universität der Bundeswehr (Verschwörungstheorien)
vor sich geht. Vor Ort stellen die Runner fest, dass die Univer-
sität ziemlich gut gesichert ist und auch die Draco Foundation
wissen will, was in dem Raum vor sich geht. Natürlich findet die
Dr.-Faustus-Gesellschaft das alles gar nicht witzig. In dem Raum
befindet sich übrigens gar nichts, er dient nur als Falle für alle
möglichen Organisationen, die sich illegalerweise zu sehr für die
Geheimnisse von Karlsruhe interessieren.
Plausible Abstreitbarkeit
Die Runner sind sehr erstaunt und zweifeln, als sie von Argus an-
geheuert werden und Herr Schmidt dies sogar offen zugibt. Aber
die Sache ist wichtig, dringend und die Runner für ihre Professi-
onalität und Diskretion bekannt. Sagt zumindest Herr Schmidt,
egal ob es stimmt oder nicht. Es gibt bei der BIS-Außenstelle in
Berlin einen Verräter namens Erwin Hanke. Dieser ist dabei, eine
Datei mit Informationen über Argus-Agenten an die Vory zu
verkaufen. Dies muss verhindert werden, und die Datei muss wie-
derbeschafft werden. Für den Notfall bekommen die Runner von
Herrn Schmidt sogar stimmige Argus-Ausweise. Was die Runner
nicht wissen: Herr Schmidt ist von Ares, Erwin Hanke ist kein
Verräter, und auf dem Chip sind geheime Anweisungen für einen
Undercover-Mann des BIS bei den Vory. Argus dürfte bei dieser
Sache nicht allzu gut aussehen, denkt sich Herr Schmidt.
 NETZSTÜCKE

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MACHTSPIELE