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Mann Fremder Geheimnis

Vorder
Der erste Tag

Im Tag zwischen den Bergen


hoch über dem Silbersee kreist ein leerer Greifvogel.
Braunes und grünes Gras hustet trockene Luft
angewickelt mit Düften und Käfern auf den Weg entlang.

Am Ursprung die Holzhütte mit Ofen und knarrender Tür,


ein Steinchenweg davor, verdörrende Bank, alles alt, der Hausherr auch.

Ein Fremder nähert sich mit seinem Hund,


klopft an die Tür und ruft nach innen
schaut um und atmet aus.

Der Fremde setzt sich vor den Eingang auf die Holzbank, wartet
Und hört in die Stille, ins Ungewisse und hört die Schritte, die im Kies knirschen ins Ungewisse,
näherkommen.
Rußung

Das Wolfstier liegt bei.


Der Gast, der vor der Tür den Herrn empfängt,
steht langsam auf zum Gruß, dafür setzt sich der Herr.
Zu alt für Konventionen

Die Wolken ziehen zu


Ein hocher Wind kühlt
Die rauen Stoppeln öffnen sich zu Worten
von niemandem sonst gehört
und Antwort: Nein, sie ist nicht hier.

Nach dem Abschied,


drinnen im Haus,
der Griff am Schlüssel, zittrig fest, vor Kraft gespannt,
öffnet der Hausherr, was nur er kennt,
was den Anderen verschlossen bleibt durch ihn
Das Geheimnis

Der Rest der Welt verdunkelt


auch er wird Schatten

Wackelnd, pendelnd, Staubskörner der Vergangenheit


plasten sich auf Boden, Stuhl und platschen in den Rest Dämmerung
Tierschatten wandern als Lichtlose,
schleichen tapsend an der Erinnerung vorbei

Er sinkt, die Hand faustet sich an Ader, um Wurzel


Schlauch, in der das Gas zur Flamme glimmt

Ins kleine Holzhaus sind Farben zurückgekehrt

Und in sein Herz weiß


seinen Mut rot
sein Lächeln schwarz.
Sein Gesicht hält sich wie ein in Wasser Untertauchter an Bojen

Sie ist da und sie ist es nicht.

Das letzte Licht verrinnt,


mit ihm seine Gedanken in den Schlaf,
der See schlummert wie tief verbunden nebenan.

Auch die Möbel entladen ab, atmen sich leer und senken den Bauch.
Die Nacht 1

In der Nacht
wäscht der Fremde den Ruß ab vom Scheitern
spürt den Stein in der Brust

taucht ein
im eiskalten See
der Mond über ihm
wie eine eisenschwere Decke legt er sich auf ihn
und hüllt ihn ein,
um ihn zu stählern
vor der Hitze, die ihn erwartet
und in ihm glüht (das kommt noch)
Der zweite Tag

Im Tal am Rand der zwei Berge


Der silberne Einsee zu Fuß
Eine Motte flattert aus der Luft,
das Gras nickt ein, braun, grün und grau, staubsprühend taub
desinteressierte Natur,
aber ein Käfer und der Strommast brummen sich zu

Zu Hause wackelt die Diele auf Erde


dazwischen Boden
in Brettern gezäunt
vor ihm erbaut, nach ihm zerfallend.
Der Bach versiegt.

Ein Stamperl Öl, Adieu


Ein zweites noch

Der Fremde müht sich her,

Durst und schwere Knochen


warten und suchen nebenbei

der schwere Revolver in seiner Hand.

Der Wind mit Schmutz und Schweiß


gräbt sich an seinen Handrücken
klebt sich dort fest an seinen Haaren

Ein letzter Blick ins Innere,


Ein letzter Blick von tausend noch
der Bach fließt klar
Er, zwar unfreiwillig,
steht dran und nimmt den Stein
sich selbst hervorgesagt
Der chirurgische Akt

Der Herr steht im Türrahmen, die Sporttasche in der linken Hand

Der Fremde tritt durch das Holztor


durch den Kies
vor den Herrn,
nur noch das Brummen des Käfers

Und wie ein 16-jähriger schaut er


aus seinem Faltenbartgesicht heraus,
hebt den Revolver und schießt
ohne zu zielen
ein Loch in die Brust des Mannes
groß genug .i

Die Tasche wirbelt aus der Hand,


der Mann zu Boden,
Staub wirbelt mehrfach auf
zur Seite und vermischt sich mit dem Blut.

Die letzten beiden Menschen.

Die Bank, die Tür, der Kies,


dann drinnen der Tisch und die Stühle,
der Boden, das Holz der Türen und des Betts,
die Federn der Bettwäsche vergießen langsam ihre Wärme,
denn es wird Nacht.
Der Vogel

Durch knusprige Wolken


taucht der Vogel ab
und auf
durchdringt in Höhe
und fühlt sich

Ein scharfer Blick


im Sturzflug
nähert und nähert er sich
schwingt ab und fliegt wieder hoch
durch knusprige Wolken
und bricht ins Hoch

Doch dann,
die Sonne dunkelt,
kalt, schattig
und er alleine
die Wolken undruchbrechbar

Anpassung an schlechter als davor


Unter
Die tiefe Hütte

Tief im Wald
hinter der moosbwachsenen Tür
Frühlingsfeuchte
wackelnde Luft
Im Haus, wo keine Schwärze ist,
tritt Schwärze ein, der kleine Punkt
Und unaufhaltsam
ergreift die Schwärze die geometrischen Objekte des Raums
Stuhl, Vorhang, Tisch, Karaffe
jetzt ist sie drin im Holz
neben braun, grün, rot und gelb und lila und füllt sie an

Meine Tochter spielte am Boden


von hinten kroch ein Krabbler in mich
seitdem hielt ich ihn geheim vor der Welt
hielt ihn in mir verschlossen

Nun, Jahre später am selben Ort


das Schwarz sitzt ruhig und hormlos im Halz.
Schaue ich in mich,
schaue ich den Krabbler an,
dessen Eintreten nicht meine Schuld war,
sondern dessen Nicht-Beachtung

Der Herr, nun mit Bart und einem Loch in der Brust, tritt ein und lächelt
Nun hier, Jahre später, wo er nicht hinkonnte und nicht hindurfte, zurück am selben Ort
Der rückwärtige Mann

Überraschend

Ein Mann, vollkommen in Schwarz sitzt da.


Elegant hat er es sich gemütlich gemacht und hält in der flachen Hand den grauen Stein.
Der Herr mit Bart und Loch in der Brust, nun wieder ohne Lächeln, hält inne.
„Wenn du rauf kannst, kann ich runter“ und hinter der Ganzkörperschwärze leuchten die Augen
bunt.
Durch das Zimmer fließt das silberne Wasser,
der Mann greift herein und schöpft einen Schluck ohne den Mann in Schwarz aus den Augen zu
lassen.
Der Stein in dessen Hand wird schwarz, ununterscheidbar, der Mann aus Schwarz selbst wird
silbrig, mattet ab und schrumpf oder schmilzt sich in einen Stein zusammen, den der Mann
in Schwarz, nun stehend, in seiner Hand hält.

Der Mann steht vom Wasser wieder auf und hält einen Stein in der Hand.
Der Mann in Schwarz wird wieder silbrig, leuchtet bunte Reflexionen, mattet ab, sinkt in den
Stein zusammen
und hält nun den Stein in der Hand, auf der anderen Seite des Wassers, aus dem er eben noch
getrunken hat.

Der Mann in Schwarz ist rückwärtig der Mann mit Bart geworden.

Er hört von draußen gegen die Tür schaben, ein Pranke,


und greift sich einen farbigen Anorak und macht sich auf den Weg zur Hütte, zurück.
Pilzetau

Auf der Rückseite des Hauses


sprießen nach diesem Vorfall
eine Gruppe Pilze aus dem Boden, fünf Stück

Sie stehen stramm und gesund


mitten im Sturm, in der Hitze, im Frost und in Einsamkeit.

Nach einer Zeit werden sie größer und wachsen


auf der Rückseite des Hauses
mit Blick zum Hang
steht die Gruppe Pilze
mit Blick zum Hang
im Schatten des Hauses
Waldkehr / Nacht 2

Die wenigen Sekunden nach dem Mord


senkt sich das Licht und die Welt dämmert.
Keine Zeit zu verlieren, das Alter wieder ins Gesicht gewittert.

Der Mann mit Bart (nicht verwirren lassen), der Fremde, der Unbekannte, nimmt die Sporttasche,
wiegt sie in links, so schwer wie der Revolver in rechts
und pfeift den Hund zu sich, der auch klug schaut
und beide gehen
Mit langen schattigen Schritten durch den Wald,
der leblos aderlässt, sein grün und blau in grau eintauscht
kommen sie an die Grenze
und
mit kurzen Schritten in die Wüste vor dem Berg
übertreten durch die Grenze zur Wüste,
der Sand ist lauter kleine Steinchen
einst Wasser, nun verdörrt
und nach 1 Meter
stehen sie vor dem Hügel, der selbst vor dem Berg steht aus Sand,
lauter kleine Steinchen
Zweite Runde: Der erste Tag

Die Holzhütte flimmert im Sonnenloch


Die Leiche am Boden.

Knirrschend,
Zwei Füße und an seiner Seite vier über den Boden schabende Pranken
gehen der umgekehrte Mann und die Echse
durch den Kies zur Hütte

Da, wo der Herr tot umgefallen ist,


bildet sich Schwarz, cremig,
wie Honig zieht der umgekehrte Mann es zur Betrachtung in die Luft
klebt am Finger, und tropft zähflüssig wieder herunter
und herauf

die Knochen, die restlichen noch nicht von Schwarz verschluckt


zerkrachen in den Mund der Echse und sie verschluckt sich an etwas Schwarz
es rotzt durch ihre Nasenlöcher raus

Der umgekehrt Mann nimmt die Sporttasche


ein zweites Exemplar der gleichen Existenz
und ebenso wie der fremde Gast, er macht sich auf den Weg
hinterlässt die Hütte als Ort gleichzeitig gelb und grau
Zweite Runde: Die Nacht 1

Der See schneidet silbrig in das Blau hinter den Bäumen,


sattdunkel, zwei drei Häutchen freigelegt
dahinter die Masse, aus der sich Mondluft zu einer Pranke festigt,
die von innen freilegt in unsere Welt und reinlugt.

Der umgekehrte unserer Welt Unvertraute


spült im Bach den gebrochenen Stab
zwei Zitronen liegen auf dem hellbau-weiß karierten Tuch
das Plantschen der Echse unbekümmert im See,
für sie ist dunkel und hell gleich
Hinterverzeichnis
Hügel und Wasserfrau

Mitten im Hügel aus Sand


steigt sie als Wasserfrau auf, die Flosse platscht den Sand

und aus der selben Herzenskraft, aus der er den Revolver schoß auf den Herrn
nimmt er den Revolver und hält den Stein vor sie
und schießt ein Loch in den Stein, das ist höllisch heiß auf der Hand
und alles Licht scheint durch den Stein auf sie

doch er erkennt nur die Pflanze, die Blume ihrer innerlich


die erste oder letzte
er nimmt sie an sich und mit

sie plantscht weiter und kümmert sich um eine Alge,


die aus den Körnern wächst

für ihn geht es nach oben, links, zu C


Punkt C

Er bringt die Blume hin


und legt sie und sich sanft
ins Wasserbad, mitten im Bach, geformt im Strudel
und nebenan die Höhle des Burgschlafs, gewunden im Berg
und der Brunnen aus gebrochenem Stein, getrocknet, mit antiken Verzierungen.

Er legt die Blume ein, sanft,


und ein einziger Faden Licht, rot
wickelt sich um seinen Finger, dann um die Hand, dahin
wo alles her-, aber nichts hinkommt

links oben füllt sich zu Oben


und schließlich:

Oben ist erfüllt.


Punkt C'

Staubig, kommen er und sein Reptil an Punkt B,


er schiebt den Sand zur Seite, wo überall die Hufabdrücke sind,
er legt ein Steinei frei
aus ein paar Algen und Steinchen aus Salz
nimmt es in seine Handfläche und hält es fest
zusammen mit der Echse geht er aber nach rechts, oben rechts
und spiegelt den Punkt C an der AB Achse

und an Steinstufen hinab


kommt er zu einer Steinesammlung, Runen
in deren Mitte gehört der Stein (er legt ihn auch rein)
der goldschwarz wird
tiefes Blau erfüllt die Ebene, wie in der Dämmerung
aber belebt

rechts oben füllt sich zu Unten,


und auch hier endlich:

Unten ist erschaffen.


Innen
Die Blume

Man öffnet die Blume,


entfernt die mehrfarbigen Blütenblätter eins nach dem anderen
um zu einer inneren Schicht zu gelangen.

Das Geschenk der Blume wird nicht übergeben, sondern liegen gelassen.

So wie die Wahrheit offenbart wird, so wird die Blume zerstört.


Die offenbarte Wahrheit ist die Blume.
Vorher (Rückgeschichte des umgekehrten Mannes)

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