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Pulsschlag88 |

Analyse Ende Gelände, ein kapitalismuskritisches


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Bündnis aus verschiedenen linken und klimapoli-
„Zurück in der Grube. tischen Gruppen, hatte 2015 im Rheinland eine
Ende Gelände 2“1 – Die Anti- erste Massenaktion gegen Braunkohle durch-
geführt. Bereits bei dem Auswertungstreffen
Kohlebewegung in der Lausitz im im Spätsommer 2015 begannen die Gespräche
Mai 2016 über die Zukunft des Bündnisses. Eine Frage
„Das Aktionswochenende hat alle unsere war dabei, inwieweit die Auseinandersetzung um
Erwartungen übertroffen […]. Mehr als 4000 den Vattenfall-Verkauf und die damit einherge-
Menschen aus etwa 12 Ländern waren auf hende Debatte um den Klimaschutz als starkes
dem Klimacamp. Freitag und Samstag sind Signal für den Kohleausstieg genutzt werden
etwa 3500 Menschen in die Aktion zivilen Un- könnte. Auf der Aktionskonferenz in Leipzig
gehorsams gegangen und haben gezeigt, dass im November 20157 fiel die Entscheidung: Das
sie Kohleausstieg selbst in die Hand nehmen Bündnis geht 2016 mit einer Massenaktion in
wollen.“2 Mit diesen Worten kommentiert die Lausitz. Der selbstbewusste Slogan „Wir sind
eine Pressesprecherin der Massenaktion Ende das Investitionsrisiko“ sollte verdeutlichen, dass
Gelände den letzten Aktionstag. Die Aktion Investitionen in fossile Energie auf entschlossen­
war zweifelsohne ein Höhepunkt für die Kli- en Widerstand in der Zivilgesellschaft treffen
mabewegung: Vom 9. bis 16. Mai 2016 fand und dass dieser Widerstand auch wirtschaftliche
das 6. Lausitzer Klima- und Energiecamp statt, Auswirkungen hat, weil er Braunkohleförderung,
mit über 4000 Teilnehmenden das wohl bislang physisch aber auch politisch, stoppen und un-
größte Klimacamp überhaupt. Den 3500 am rentabel machen kann.
zivilen Ungehorsam beteiligten Aktivist*innen Die Aktionskonferenz in Leipzig machte
gelang es, die Infrastruktur am Braunkohleta- aber auch deutlich, dass der Konflikt, in dem
gebau Welzow-Süd für bis zu 48 Stunden zu das Ende Gelände-Bündnis agiert, komplex
blockieren. 1500 Personen folgten dem Aufruf ist und nicht nur zwischen Gewinninteressen
von 20 Nichtregierungsorganisationen (NGOs) großer Energieversorger einerseits und Kli-
zur Demonstration am Tagebaurand.3 magerechtigkeit andererseits verläuft.
Die breite Beteiligung in dieser Region ist In der Lausitz gibt es eine lange Tradition
bemerkenswert – umso mehr, weil sie seit Jah- des Braunkohlewiderstands. Seit Jahrzehnten
ren bei Aktivist*innen dafür bekannt ist, dass engagieren sich Initiativen und Bündnisse
sich nur schwer für radikalere Aktionen dorthin gegen die Kohle und ihre ökologischen und
mobilisieren lässt. Ziviler Ungehorsam ist zwar sozialen Folgen. Diese Initiativen arbeiten dabei
seit der Lakoma-Besetzung4 in den 1990ern in einem Spannungsfeld von Widerstand und
Teil des Protestrepertoires in der Lausitz, aber Kooperation. Anders als das Rheinland ist die
insgesamt selten und dort weniger verankert als Lausitz eine strukturschwache Region, die be-
beispielsweise im rheinischen Braunkohlerevier. reits nach dem Mauerfall einen Strukturbruch
erlebte, der mit einem massiven Wegfall von
Intervenieren in den Konflikt: „Wir sind Arbeitsplätzen und der Abwanderung insbe-
das Investitionsrisiko“5 sondere junger Menschen einherging. Kohle
Nach dem Regierungswechsel 2014 in Schwe- war damals einer der wenigen bleibenden
den hatte der Staatskonzern Vattenfall an- Wirtschaftszweige. Vattenfall ist der wichtigste
gekündigt, seine Braunkohlesparte in der Arbeitgeber in der Region. In vielen Familien
Lausitz verkaufen zu wollen. Dieser Prozess gibt es Personen, die bei Vattenfall oder einem
konkretisierte sich im Herbst 2015 mit der of- Zulieferer arbeiten. Widerstand bedient sich
fiziellen Eröffnung des Bieterverfahrens6 – eine deshalb legaler Mittel, Protest und konkrete
Entwicklung, die von der Anti-Kohlebewegung Verhandlungen mit Vattenfall und der Politik
aufmerksam verfolgt wurde. gehen Hand in Hand. Während einige vor
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FORSCHUNGSJOURNAL SOZIALE BEWEGUNGEN 29. Jg. 4 | 2016 Download Date | 9/29/17 7:03 PM
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Ort im Vorfeld der Aktion die Zuspitzung die Mobilisierung für die Aktion 2016 in
des Konflikts durch zivilen Ungehorsam für der Lausitz bei der Klimakonferenz in Paris
notwendig hielten, gab es auch Befürchtun- begann, war das Bündnis schon nicht mehr
gen wegen negativer Auswirkungen auf die unbekannt. Die internationale Mobilisierung
Arbeitsplatzsituation und das soziale Umfeld. wurde zudem von Klimaaktivist*innen in vielen
Das Wissen um diese Problematik führte auch verschiedenen Ländern, die Aktionstrainings
im Bündnis zu intensiven Diskussionen, geht anboten, informierten und Busse organisierten,
es doch um zwei Kernanliegen: Das Festhalten unterstützt. Der Vattenfall-Verkaufsprozess, der
an der Klimagerechtigkeit kann konkret nur Schweden als Verkäufer, Tschechien als Käufer
heißen, im globalen Norden jetzt aus der Kohle und Deutschland als Förderungsland umfasst,
auszusteigen. Um Klimagerechtigkeit herzustel- beförderte die Wahrnehmung des Lokalen als
len, braucht es aber einen gerechten Übergang international.
(Just Transition), der nicht auf Kosten der Darüber hinaus war Ende Gelände Teil von
Arbeitnehmer*innen und der Sozialstruktur in Break Free8, einer globalen Aktionswoche, in
der Region gehen darf (Müller 2016: 95-98). der auf sechs Kontinenten 20 Aktionen unter
Für einen gerechten – und schnellen – Struk- dem Slogan Break Free from Fossil Fuels orga-
turwandel in der Lausitz gibt es bislang keine nisiert wurden. Die gemeinsame Pressearbeit
Konzepte. Protest kann diese Leerstelle sicht- trug dazu bei, Ende Gelände international
bar machen, aber nicht füllen. bekannt zu machen.

Die Internationalisierung des Lokalen: Eckpunkte des Protestes


Vom Gipfel in die Grube Ende Gelände hat viel von anderen Bewegun-
Klimaschutz und Klimagerechtigkeit lassen gen gelernt. Voraussetzungen für das rasche
sich nur global denken. Der erste Ansatzpunkt Wachstum waren der offene Vorbereitungspro-
der deutschen Klimabewegung war deshalb, zess und die Ankündigung des Protestes und
Klimawandel auf internationaler Ebene zu des Protestrahmens. Die Strategie, für Aktionen
thematisieren. 2009 mobilisierte die Bewegung zivilen Ungehorsams für den Klimaschutz offen
zum Klimagipfel nach Kopenhagen. Die Erfah- zu mobilisieren, ist nicht neu. Schon 2009 in
rung, dass der bunte, breite und große Protest Kopenhagen hatte ein Bündnis offen zu Rec-
für das Gipfelergebnis völlig unerheblich war, laim Power aufgerufen, Castor? Schottern!
führte in der radikalen Klimabewegung zu hat diesen Ansatz weiter ausgearbeitet. Die
einem Strategiewandel hin zu lokalen Ener- Vorgehensweise wurde in einem Aktionskon-
giekämpfen. Während der Fokus zunächst sens festgehalten, übernommen aus der gewalt-
auf dem Ausbau lokaler Kontakte lag, begann freien Aktionstradition (Banse/Habermann
2013 eine vorsichtige Reorientierung hin zu 2012: 55). Damit ist es gelungen, ein diverses
internationalen Netzwerken. Ende Gelände Bündnis mit unterschiedlichen Aktionserwar-
als Massenaktion zivilen Ungehorsams setzte tungen zusammen zu halten. Auch bereits
dann auf die Internationalisierung des Lokalen: erprobte Ansätze guter Aktionsvorbereitung
Klimawandel wird lokal verursacht, der (inter- wurden übernommen: Aktionstrainings sowie
nationale) Protest muss deshalb an diese Orte Bezugsgruppenbildung und die Anwendung
gehen, die Verantwortlichen sichtbar machen der Fünf-Finger-Taktik in der Aktion selbst.
und stoppen. Dieser Ansatz stieß schon 2015 Ein visuelles Element ist die Verwendung
auf Resonanz. 2016 reisten knapp 20 Busse mit der weißen Staubanzüge. Die Anzüge haben
insgesamt fast 1.000 Aktivist*innen aus dem eu- einen medialen Wiedererkennungswert
ropäischen Ausland zur Ende Gelände-Aktion und erzeugen eindrucksvolle Bilder in den
an. Mehrere Faktoren machten dies möglich. staubigen Kohletagebauen. Außerdem setzt
Bereits 2015 war international über die sich Ende Gelände dadurch optisch von
Aktion im Rheinland berichtet worden. Als Strukturen wie dem Schwarzen Block ab
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und knüpft stattdessen an die Symbolik der wurde die Massenaktion als das Protestereignis
Friedfertigkeit an. für 2016 wahrgenommen.
Eine neuere Taktik, die Ende Gelände Die Internationalisierung des Protestes
bereits 2015 stark genutzt hatte, ist die Ver- war in zweifacher Hinsicht wichtig. Einerseits
weigerung von Personalien. Ende Gelände wurde international mobilisiert, internationaler
bricht damit mit einer früheren Tradition Austausch und Netzwerke wurden vertieft.
zivilen Ungehorsams, die davon ausgeht, dass Andererseits wurde die Aktion bereits im
Aktivist*innen mit ihrem Namen zur Rechts- Vorfeld zu einer Inspiration für andere, der
verletzung stehen und mögliche Sanktionen Austausch über Aktionsformen im Kontext von
gerichtlich klären lassen – häufig verbunden Break Free wurde von vielen als ermutigend
mit politischer Prozessbegleitung. Ende Ge- wahrgenommen. Die Break Free-Aktionen in
lände argumentiert hingehen, dass Klimaschutz Wales, UK und Newcastle, Australien, waren
nicht strafbar sein dürfe. Insofern scheint es von Ende Gelände inspiriert.
legitim, alles dafür zu tun, die strafrechtliche Die Teilnahme an der Aktion war für
Verfolgung so schwer wie möglich zu machen. viele Aktivist*innen mit einem Gefühl der
Als Massenaktion setzt Ende Gelände darauf, Ermächtigung verbunden. Die langandauern-
dass es nicht möglich ist, alle Aktivist*innen den Blockaden führten dazu, dass der Betrieb
erkennungsdienstlich zu behandeln. am Kohlekraftwerk Schwarze Pumpe massiv
gedrosselt werden musste. Der Augenblick,
„Diese Bewegung wird den Kohleausstieg als der weiße Rauch, der beständig aus den
durchsetzen“9 zwei Kraftwerksblöcken nach oben steigt, bei
Dieses Zitat aus einer Pressemitteilung des einem Kraftwerksblock immer weniger wurde
Bündnisses spiegelt die Wahrnehmung der Ak- und schließlich verschwand, machte die direkte
tion innerhalb der Bewegung wider. Während Wirksamkeit der Aktion weithin sichtbar.
Ende Gelände die Massenaktion als großen Medial ist es dem Bündnis gelungen, nicht
Erfolg betrachtet, müssen bei einer genaueren nur in der bundesweiten, sondern auch in
Analyse verschiedene Ebenen voneinander der internationalen Öffentlichkeit Gehör zu
getrennt werden. finden. Die offene Mobilisierung und die
Für die Bewegung selbst war die Aktion in Pressearbeit zu Kleingruppenaktionen in der
der Lausitz ein Erfolg. Bereits im Vorfeld wuchs Lausitz während der Klimaverhandlungen in
der Vorbereitungskreis stark an. Viele, die 2015 Paris trugen dazu bei, das Bündnis bereits im
als Teilnehmer*innen dabei waren, brachten Vorfeld als Anti-Kohle-Akteur zu etablieren.
sich 2016 aktiv in die bundesweite Organisa- Über die Aktion berichteten nicht nur deutsche
tion ein. Die Frage, wie „Neue“ eingebunden Medien. In Schweden gelang es, im Kontext
werden können, wie Wissen weitergegeben der ohnehin massiven Kritik an den Verkaufs-
werden und die Bewegung lernen kann, war plänen der Regierung, dem Kohlethema durch
ein wichtiges Thema. Die offene Ankündigung die Protestaktion weitere Aufmerksamkeit zu
der Aktion und der Treffen machten den Vor- verleihen. Das schwedische Parlament willigte
bereitungskreis zugänglich. Regionalgruppen, dennoch in den Verkauf ein.
die vor allem die Mobilisierung unterstützten, Anders als bei bundesweiten und interna-
waren oft ein erster Anlaufpunkt für Interes- tionalen Medien ging es in der lokalen Presse
sierte. Durch den aktuellen Hintergrund des deutlich weniger um den Verkaufsprozess
Verkaufsprozesses erhielt der Protest in der oder die Kohleförderung vor Ort. Vielmehr
Lausitz zudem eine besondere inhaltliche Plau- drehte sich die Debatte um Rechtsstaatlichkeit
sibilität. Die Situation wurde als Window of und Gewalt und damit um die von Vattenfall
Opportunity eingeschätzt, als eine Möglichkeit, und lokalpolitischen Akteuren stark befeuerte
in den Verkauf einzugreifen und damit einen Delegitimation des Protests, der sich nicht an
Unterschied zu machen. In der Klimabewegung den rechtlichen Rahmen gehalten habe.10 Der
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FORSCHUNGSJOURNAL SOZIALE BEWEGUNGEN 30. Jg. 1 | 2017 Download Date | 9/29/17 7:03 PM
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Fokus auf den Begriff Gewalt ist erstaunlich Verpflegung für mehrere tausend Personen
und steht im Gegensatz beispielsweise zu den aufgestellt, eine logistische Leistung, die aus-
tatsächlichen Verletztenzahlen; in den Presse- schließlich auf ehrenamtlicher Organisation
mitteilungen von Vattenfall und der Polizei beruhte.
finden sich keine Hinweise auf verletzte Ange- Dies wirft die Frage auf, ob Aktivismus in
stellte oder Polizist*innen.11 dieser Form unendlich skalierbar ist oder ob
Vor Ort verschärfte sich die Rhetorik in die Selbstorganisation auf dem Camp und in
Folge der Proteste. Die nachfolgenden Ausein­ der Massenaktion andere Strukturen braucht.
andersetzungen in den Landtagen Sachsens Für 2017 überlegt das Bündnis, mit einem
und Brandenburgs zeugen davon. Während Flächenkonzept im Rheinland aktiv zu werden.
in Brandenburg die AfD in einem Antrag im Ähnlich wie im Wendland sollen verschiedene
Anschluss an die Aktion forderte: „Rechts- Aktionen und Aktionsformen nebeneinander
staat erhalten – Gewalt durch Ökoterroristen stehen und von unterschiedlichen Akteuren
bekämpfen“12, sprach in Sachsen Alexander durchgeführt werden. Wenn die Zahl der
Krauß (CDU) von „Terrorismus“.13 Dies er- Aktivist*innen, die sich an den Anti-Kohle-Pro-
schwert es lokalen Initiativen, ihren Widerstand testen beteiligt, weiter so rasant ansteigt, wird
als legitim anerkannt zu wissen. Gleichzeitig nicht nur das Aktionskonzept, sondern auch
hat Ende Gelände damit unter den lokalen die unterstützende Infrastruktur neu gedacht
Braunkohlegegner*innen die Debatte darüber, werden müssen. Wie das aussehen kann, soll im
welche Form des Widerstands notwendig und August 2016 auf dem Klimacamp im Rheinland
legitim ist, neu in Gang gesetzt. ausprobiert werden. Das Aktionslabor dient
Die scharfen Auseinandersetzungen zeigen dazu, in Vorbereitung für das Flächenkonzept
gleichzeitig, dass Ende Gelände mit der Aktion im Sommer 2017, mit verschiedenen Aktions-
einen wunden Punkt getroffen hat. Die in Paris formen zu experimentieren.
vereinbarten Klimaziele sind mit der fortgesetz-
ten Braunkohleverstromung nicht vereinbar. Jana Bosse promoviert an der Freien Uni-
Aufgrund ihrer großen Abhängigkeit von der versität Berlin zur deutschen Umweltbewegung,
Kohle, aber auch fehlender Konzepte für den finanziert durch ein Stipendium der Deutschen
Strukturwandel, halten die Landesregierungen Bundesstiftung Umwelt. Kontakt: jana.bosse@
in Sachsen und Brandenburg dennoch an der fu-berlin.de
Kohleförderung fest. Das abstrakte 1,5°Ziel
von Paris und die damit verbundenen Konflikte
Verwendete Literatur
in der Lausitz konkret zu machen ist der Erfolg
von Ende Gelände. Banse, Frauke/Habermann, Friederike
Ähnlich wie der Atomausstieg ist auch 2012: Vom Ende der Globalisierungsbewe-
der Kohleausstieg mit hitzigen Debatten und gung – und dem, was kommt. Ein Rück- und
langen politischen Auseinandersetzungen Ausblick. In: Forschungsjournal Soziale Bewe-
verbunden. Die Anti-Kohlebewegung hat es in gungen Jg. 25, Heft 1, 51-60.
den letzten Jahren geschafft, das Thema auf die Müller, Tadzio 2016: Geschichte schreiben.
Agenda zu setzen. Der Braunkohleweltmeister Die Zukunft des Bergbaus – Standpunkte II. In:
Deutschland wird in den nächsten Jahren über politische Ökologie, Heft 34, 94-99.
den Ausstieg aus der Kohle diskutieren müssen.
Anmerkungen
Ausblick: Too Big to Camp?
Das Camp hatte am Aktionswochenende mehr 1
Aufkleber, Ende Gelände-Material für die Ak-
Einwohner*innen als einige der umliegenden tion 2016, https://www.ende-gelaende.org/
Dörfer zusammen. Innerhalb von wenigen de/mitmachen/mobi-material/ [19.07.2016]
Tagen wurden sanitäre Infrastruktur und 2
https://www.ende-gelaende.org/de/press-re-
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| 9/29/17 PMJg. 1 | 2017
7:03 30.
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lease/pressemitteilung-vom-15-5-2016/ Interview
.....................................................................................................................................
[19.07.2016]
3
https://www.lausitzcamp.info/pressemittei- Ende Gelände! hat es geschafft,
lung-vom-18-05-2016-groesstes-lausitzcamp-al-
handlungsfähige Akteure in
ler-zeiten-war-voller-erfolg/#more-5305,
https://www.ende-gelaende.org/de/press-re- einem internationalen Prozess
lease/pressemitteilung-vom-15-5-2016/ zusammenzubinden
[19.07.2016] Interview mit Insa Vries, Sprecherin von
4
Anfang der 90er Jahre wurde der Ort Lakoma Ende Gelände!
in der Nähe von Cottbus besetzt und über
Mit der Kampagne Ende Gelände! hat die
mehrere Jahre kulturell genutzt, bis er 2003
Klimabewegung in Deutschland viel Aufsehen
geräumt wurde und dem Tagebau weichen
erregt und die Debatte um den Ausstieg aus der
musste.
Braunkohle vorangetrieben. Im August 2015 be-
5
https://www.ende-gelaende.org/de/
setzten über 1.000 Aktivist*innen den Tagebau
[19.07.2016]
Garzweiler im rheinischen Braunkohlerevier.
6
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/
Im Mai 2016 kamen etwa 4.000 Menschen
vattenfall-braunkohle-103.html [19.07.2016]
ins Lausitzer Klima- und Energiecamp, um von
7
h t t p : / / 2 015 . e n d e - g e l a e n d e . o r g / d e /
dort aus die Braunkohlegrube „Welzow“ und
node/166.html [19.07.2016]
das dazugehörige Kraftwerk „Schwarze Pumpe“
8
https://de.breakfree2016.org/ [02.08.2016]
zu blockieren. Darunter befanden sich knapp
9
Hannah Eichberger, Pressesprecherin
von Ende Gelände, Pressemitteilung vom 1.500 aus ganz Europa angereiste Klima-Akti-
15.05.2016, https://www.ende-gelaende. vist*innen. Insa Vries ist Sprecherin des Ende
org/de/press-release/pressemitteilung-vom- Gelände!-Bündnisses. Im Interview mit Simon
15-5-16-12-26-uhr/ [19.07.2016] Toewe erläutert sie die Gründe für den Mobi-
10
Ich danke Inken Behrmann für die Zusen- lisierungserfolg der Klimabewegung, die dis-
dung ihrer Ergebnisse einer Diskursanalyse kursive Strategien der Braunkohle-Lobby und
der Berichterstattung über die Massenaktion den Zusammenhang zwischen Kohleausstieg
(Seminararbeit). und demokratischer Repräsentationspraxis.
11
Die Übergriffe auf Aktivist*innen aus
einer Demonstration heraus und rechte Simon Toewe (ST): Die Aktionen von Ende
Angriffe wurden hingegen nicht thema- Gelände! in der Lausitz führten dazu, dass
tisiert http://www.opferperspektive.de/ zum ersten Mal in Deutschland ein Braun-
aktuelles/pressemitteilung-rechte-gewalte- kohlekraftwerk wegen politischen Protests
skalation-waehrend-der-ende-gelaende-pro- gedrosselt werden musste. Wie kam es dazu?
teste-durch-die-landespolitik-totgeschwiegen Insa Vries (IV): Der Klimabewegung
[19.07.2016] in Deutschland ist es über Pfingsten zum
12
http://afd-fraktion-brandenburg.de/wp-con- ersten Mal gelungen, direkt in die deutsche
tent/uploads/2016/06/Rechtsstaat-er- Stromversorgung einzugreifen. Dafür gab es
halten-Gewalt-durch-%C3%96koterroris- verschiedene Gründe. Zunächst einmal die
ten-bek%C3%A4mpfen.pdf [20.07.2016] schiere Anzahl an Menschen: Knapp 4.000
13
http://www.lr-online.de/nachrichten/sach- haben sich an den Blockaden beteiligt. Das ist
sen/Saechsische-CDU-haelt-Kohle-Gegner-fu- eine Anzahl, mit der niemand gerechnet hatte
er-Terroristen;art1047,5477104 [20.07.2016] und aufgrund derer weder die Polizei noch
Vattenfalls Sicherheitskräfte die Blockaden
verhindern konnten. Hinzu kommt eine äußerst
deeskalative Polizeistrategie. Während der
Proteste war die Polizei praktisch abwesend.
Auch eine staatsanwaltliche Prüfung konnte
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FORSCHUNGSJOURNAL SOZIALE BEWEGUNGEN 30. Jg. 1 | 2017 Download Date | 9/29/17 7:03 PM

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