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10.

Juni 1815 20 Minuten


Der Wiener Kongress

Irénée Mornod und Nils Gauthey

Auskamm der
Kongress
Es ist fertig
Das Treffen fiindet seit September 1814 statt, aber
dieses Mal ist es vorbei. Nach neun Monate der
Diskussion, aber auch der Festlichkeit in der Stadt
Wien, haben die Regierung der Staaten ein Lösung
gefunden, um Europa neu zu organisieren. Es war nicht
einfach, jedes Königreich wollen etwa anders, und es
musste viel diskutiert werden, z.B. im Fall von Polen,
einem stark eingeladenen Gebiet. Zahlreiche
Spezialisten wie Geographe und Statistiker wurden
herangezogen um die Grenzziehung abzuschliessen.

Alles begann damit, dass Napoleon nach seiner


Niederlage während des Frankreichfeldzugs im April
1814 abdanken musste. Seither ist so viel passiert. Erst
Ludwig XVII wird zum König von Frankreich gemacht.
Dann 30.Mai 1814, der Vertrag von Paris wird
unterzeichnet. Er regelt das Schicksal Frankreich, er
reduziert das französische Staatsgebiet auf das, was es
vor der Revolution war. Er kündigt auch den gerade
beendeten Kongress an, der in Wien stattfand, um Die wichtigsten Führungspersönlichkeiten haben einen Vertrag unterzeichnet.
Europa neu zu organisieren. Am 18.September trafen
die wichtigste Staatsoberhäupter und Diplomaten in
Wien ein; die Gespräche konnten also beginnen.
Gestern wurde der Vertrag von allen Staatsoberhäubtern
unterzeichnet. Die neuen Konturen Europas werden
beschrieben, aber es gibt auch andere Artikel, wie die
Abschaffung des Sklavenhandels oder die Schweizer Schweiz Neutral ?
Neutralität.

Unsere Reporter waren vor Ort.


Ein einfachige lösung finden ist schwierig
Bei diesem Treffen stellt sich neben den verschiedenen
Forderungen auch die Frage: „Was tun mit der Schweiz“.
Es kommt nicht in Frage, es an Frankreich zu binden, und
eine Aufteilung zwischen den vier siegreichen Ländern
würde neue Konflikte versprechen. Tatsächlich wirft die
Suche nach einer Lösung für die Schweiz gewisse
Probleme auf.

So entstand die Idee einer neutralen Schweiz. In der


Schlussakte des Wiener Kongresses erkannten die
Großmächte die Schweiz als unabhängigen Staat an,
verhängten ihr bewaffnete Neutralität und garantierten
damit die Integrität und Unverletzlichkeit ihres
Territoriums. Aber diese Neutralität war mehr
aufgezwungen als gewählt. Diese Neutralität wurde 1815
jedoch nur von wenigen Menschen ernst genommen. Sie
geriet fast in Vergessenheit und wurde sogar zum ersten
Mal während des Kongresses verletzt, als Soldaten der
Schweizerischen Eidgenossenschaft unter dem
Kommando von General Niklaus Franz von Bachmann
in die Franche-Comté einmarschierten.
Niklaus Franz von Bahmann
(Schweizer Armeekommandant) Am Ende wurden die Grenzen neu gezogen. Die Schweiz
verlor einige Gebiete, gewann aber das Gebiet der
heutigen Kantone Neuenburg und Jura, einige
Gemeinden rund um Genf sowie viele andere hinzu.

Österreich Russland
Der Knüller des Tages
Neueste Meldungen
Der große Gewinner ? Gestillter Expansiondrang ?

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10.Juni 1815
Beobachtung der
Betroffenen
Österreich, der große Gewinner ?
• Interview des österreichischen Regierungschefs, Klemns Wensel von
Metternich
Welchen Anspruch wollten Sie für Ihr Königreich Sie sagen, dass sie zugehört wurde, also Sie haben alles
geltend machen? bekommen was Sie wollten.

Von Metternich : Europa befand sich in einem Von Metternich : Ja, wenn man an die Position in
schwierigen Moment seiner Geschichte. Ein Mann Europa denkt. Wir befinden uns im Zentrum und
dehnte seine Macht über sein Frankreich hinaus aus können daher eine echte Vermittlerrolle zwischen Ost
und sorgte so für Unruhe in ganz Europa. Ich wollte und West spielen. Das wird nicht einfach sein, vor
zusammen mit dem König und ganz Österreich daran allem jetzt, da Russland direkt an unserer Grenze liegt.
arbeiten, Frieden zu bringen und eine gewisse Stabilität Aber ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen
in Europa wiederherzustellen. Deshalb wollten wir werden. Wir haben jetzt ein Europa, das stabil ist, und
auch, das will ich nicht verschweigen, eine europäische das war unser wichtigstes Ziel. Wir haben uns auch
Großmacht werden. Wir haben im Osten Russland vergrößert, indem wir mehr Gebiete im Westen und
und Preußen und im Westen Frankreich und England, auch einige norditalienische Staaten wie Venetien
also müssen wir eine starke Macht sein, um nicht von hinzugewonnen haben. Dies geschah jedoch nur, weil
diesen großen Königreichen "aufgefressen" zu werden wir beschlossen hatten, die österreichischen
und für ein Gleichgewicht auf diesem Kontinent zu Niederlanden(die belgium) den Neerländern zu
sorgen. überlassen. Ein positiver Punkt ist die Schaffung des
Europäischen Konzerts, ein Treffen, das einmal im
Wurden Sie angehört? Oder wollte man Ihre Jahr stattfinden wird, um Kriege innerhalb Europas zu
Beschwerden nicht hören? verhindern. Wir bilden nun zusammen mit Russland,
England und dem Kaiserreich Preußen die Heilige
Von Metternich : Ja, klar, die anderen haben uns Allianz. Wir sind davon überzeugt, dass das Prinzip
zugehört. Sie wissen, dass wir sind die Gastgeber der Monarchie die beste Option ist, um ein Königreich Klemns Wensel von Metternich
dieses Kongresses sind, also haben uns die anderen zu führen.
auch respektiert. Aber das liegt auch daran, dass wir
bereits zu den wichtigsten Mächten Europas gehören Daher sind die Schlussfolgerungen dieses Kongresses
und Napoleon durch unser Land gereist ist, sodass für uns vollkommen in Ordnung et wir sind sehr
wir genauso betroffen sind wie die anderen Länder, zufrieden mit der Arbeit, die wir geleistet haben.
die auf dem Kongress vertren waren..

Russland, gestillter
Expansionsdrang?
• Interview des russische Regierungschefs,
Nikolaï Saltykov .
Welchen Anspruch wollten Sie für Ihr Königreich Sie sagen, dass sie zugehört wurde, also
geltend machen? haben Sie alles bekommen, was Sie wollten.

Nikolaï Saltykov : Unser Land, Sieger der Nikolaï Saltykov: Eine Durchfahrt zum Mittelmeer
Napoleonische Kriege, beansprucht Gebiete in durch den Bosporus wurde uns nicht gewährt. Aber
Westeuropa. Hauptsächlich Gebiete in Polen und im wir haben in Finnland und Polen
Osmanischen Reich. Unser primäres Ziel ist die Entschädigungsgebiete erhalten. Damit sind wir
Annäherung an Europa, wir möchten aber auch über näher an Europa herangerückt. Da dies unser
den Bosphorus Zugang zum Mittelmeer erhalten, um Hauptziel ist, sind wir mit dem Ergebnis der
aktiver am europäischerSeehandel teilnehemen zu Konferenz zufrieden.
können. Das Osmanisches Reich musss zerstückelt
werden, es ist einn Land ausser Kontrolle und zu
mächtig. Damit berauben wir uns selbst
«verwestlicht».

Wurden Sie angehört? Oder wollte man Ihre Nikolaï Saltykov


Beschwerden nicht hören?

Nikolaï Saltykov: Es ist offensichtlich! Wir sind der


Riese Europas und Sieger der Napoleonischen
Kriege. Unser Land ist finanziell, politisch und sozial
ausgeglichen und stabil. Wir schlugen die Franzosen
1812 zurück, als sie bei uns einmarschierten und die
Abdankung Napoleons I. erlaubten. Aus diesem
Grund haben uns andere Länder zugehört und
unsere Meinung berücksichtigt.

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10.Juni 1815
Beobachtung der
Betroffenen

Frankreich, den fall und die


unterwerfung vermeiden?
• Interview des französisches Diplomat, Charles-Maurice
de Talleyrand-Périgord.
Was waren Ihre Ziele? Wie dachten Sie, dass Sie Sie sagen, dass Sie zugehört wurde, aber haben Sie
es schaffen würden ? etwas bekommen? Kommen Sie besser weg als
erwartet?
Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord : Eine
Expansion war nicht zu erwarten. Nach der letzten Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord : Ja, unser
Niederlage Napoleons sollten wir lediglich unser grosser Sieg ist, dass wir die Territorium aus der Zeit
Territorium aus der Zeit vor der Revolution und dem vor der Revolution haben. Das bedeutet einen
Kaiserreich zurückerobern. Wir wollten nicht ins ziemlich großen Bereich, mit dem wir Einfluss auf die
Abseits gedrängt werden, wir wollten trotz der Wirtschaft Europas haben können, so werden wir ein
Kriegszeit, die nun vorbei war, ein großes und wichtige Macht bleiben. Aber diesen Punkt haben die
mächtiges Königreich in Europa bleiben. Der König anderen nicht gesehen oder nicht verstanden. Sie
hatte mich geschickt, weil er von meinem organisierten das europäische Konzert, ohne
diplomatischen Geschick wusste. Wir hatten also Frankreich einzuladen. Das ärgert mich, denn dadurch
geplant, zu versuchen, Bündnisse mit Österreich oder fühlt man sich als Außenseiter. Dieses Konzert ägert
sogar England zu schließen. mich auch, weil ist ist eine Allianz der Österreich mit
Russland, also Metternich hat unsere Allianz nicht
Konnte Frankreich seine Ideen durchsetzen, oder respektiert da er mit Russland eine Pakt gegen der
wurden Sie von den anderen Königreichen ins Abseits Frankreichd untergeschrieben.
gedrängt ?
Charles-Maurice de Talleyrand-
Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord : Ja, die
anderen Königreichen haben mir zugehört, aber ich Périgord
stand eindeutig nicht im Mittelpunkt der Diskussion.
Die Österreich haben mit mir viel arbeiten, weil sie
keine russische expansion mochte, deswegen hat sie
mit occidentalische Königreich diskutiert.

Schlussfolgerung

1. Mehrere Länder in Europa befinden sich derzeit in Schwierigkeiten (politische,


finanzielle und soziale Instabilität). Die siegreichen Länder wollen dann die
Schwierigkeiten anderer Länder ausnutzen, um ihr Territorium zu vergrößern
und sich zu entwickeln. Das Land mit der größten Schwäche ist Frankreich, und
die Länder, die am meisten expandieren und sich entwickeln, sind
Großbritannien, Österreich und Russland.
2. Für Frankreich wird das Schlimmste vermieden: Es erlangt sein Territorium vor
der Revolution zurück, ist nun aber von mächtigen Ländern umgeben, die ihm
den Ruhm stehlen. Frankreich ist nicht mehr die Großmacht der
napoleonischen Ära.
3. Österreich vergrößerte sein Territorium in Norditalien erheblich und gab seine
Besitzungen am Rhein und in Westdeutschland auf. Mit den anderen
Gewinnerländern wurde ein Bündnis geschlossen: Heilige Allianz Sie ging als
großer Gewinner aus der Konferenz hervor.
4. Schließlich Russland: Sein Hauptziel ist die finanzielle Annäherung an
Westeuropa. Sein Territorium hat sich auf Finnland und Polen ausgeweitet und
ist so Europa nähergekommen. Damit ist sein Hauptziel erreicht. Russland wird
dann zum Giganten Europas, das Land ist auf dem Höhepunkt.

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