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Weil die neue Regierung weitere Wahlen für sinnlos hielt, wollte Komg. P m ad Gan en. a
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zusetzen. Wilhelm ernannte ihn · am 22. Septem ber 1862 zum preußtschen . Mimsterprasidenten
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Als die Zweite Kammer den Militärhaushalt ablehnte, erklärte Bismarck, n~t a s ~uc ohne
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gierung und Parlament keine Lösung vorsehe und damit der Kömg als Verfas_ unggeber em s
Notrecht zur letzten Entscheidung habe (Lückentheorie); zweite?s vertra_~ er die Auffassung,
dass „die großen Fragen der Zeit nicht durch Reden und Mehrheitsbeschlusse, so~dern durch
Blut und Eisen entschieden werden". Die Regierung arbeitete seitdem ohne gesetzlichen Haus-
halt, erklärte die Landtagsbeschlüsse für ungültig, löste 1863 erneut den Landtag au_f und setzte
einzelne Altliberale Schikanen und Prozessen aus. Die Liberalen erklärten das Regierungshan-
deln für verfassungswidrig und errangen bei den Neuwahlen zwei Drittel der Sitze. Im Übrigen
kooperierten sie mit der Regierung in der Wirtschaftspolitik, suchten also nicht die Regierung
auf revolutionärem Weg zu stürzen, weil ihnen dafür die Massenbasis fehlte .
Die Regierung Bismarck besaß nicht nur die entscheidenden Machtmittel im Staat, sondern konn-
te die Liberalen auch in der nationalen Frage ausbooten. Der militärische Sieg über Österreich
1866, die folgende Auflösung des Deutschen Bundes und die Weichenstellung zu einer Reichs-
gründung über den Norddeutschen Bund wurden von linken wie rechten Zeitgenossen als deut-
sche Revolution von oben verstanden. Die Konservativen wandten sich von Bismarck ab, weil er
die nationale Politik der Liberalen betrieb. Die Liberalen wiederum, die in der nationalen Frage
in Großdeutsche und Kleindeutsche gespalten waren und die Einigung nach der Erringung der
Freiheit durch Verhandlung anstrebten, sahen ihre Politik als gescheitert an. Bismarck nutzte den
militärischen Erfolg von 1866 zu einem Versöhnungsangebot an die Liberalen. Er unterbreitete
dem Landtag ein Gesetz, das den Haushalt der vergangenen Jahre nachträglich legalisieren sollte.
Diese Indemnitätsvorlage fand eine Mehrheit. Zwei Drittel der Abgeordneten des linken
Zentrums und die Hälfte der Abgeordneten des Fortschritts nahmen die Zusammenarbeit mit
der Regierung Bismarck auf; einige Liberale schlossen sich an.
Aus der Spaltung der Fortschrittspartei ging eine rechtsliberale Partei hervor: die National-
liberalen, die die Priorität der nationalen Einheit betonten. Um ihretwillen waren sie bereit auf
eine Führungsposition im Parlament zu verzichten und Kompromisse mit der konservativen
Regierung einzugehen. Sie wollten durch Regierungsbeteiligung einen schrittweisen Ausbau des
Verfassungsstaates und der bürgerlichen Gesellschaft erreichen.

Einigungskriege Der Wie~er Kong~ess hatte 1815 die Herrschaft der alten Mächte im
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(gnech. pentas=funf) außenpolitisch abgesichert: Em Gleichgewicht de f ·· f G ß „ h Eng-
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sätze O sterre_ichs zu den anderen Großmächten wiederum boten Preußen die Chance eine
deutsche Nationalstaatsgründung
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Preußen hatte sich l849/50 das Ziel gesetzt, die kleindeutsche Einheit durch eine Union von
28 norddeutsc~e~ Staate? zu verwirklichen. Doch Österreich drohte mit Krieg und Preußen
kehrte daraufhm m den wieder belebten Deutschen Bund zurück dessen Politik von nun an durch
de_n Führungskamp~. beiden Großmächte bestimmt wurde,(Dualismus). Österreich wollte
seme Stellung als Prasidialmacht gebrauchen, um durch die Aufnahme aller Völker der Donau-
monarchie seine ~ührung im Bund zu sichern (Mitteleuropa- bzw. 70-Millionen-Plan). Preußen
nutzte zur Blockierung der österreichischen Pläne sein Vetorecht und baute seine wirtschaftliche
Vormacht a~s. Seit 1859 erhielt Preußen Unterstützung vom Deutschen Nationalverein, der ein
liberales klemdeutsches Reich anstrebte. Weil Österreich eine Kooperation der beiden Führungs-
mächte im Deutschen Bund ablehnte, wurde das preußische Militärkönigtum paradoxerweise auf
eine kleindeutsche Politik im Sinne der Liberalen gedrängt, freilich ohne den liberalen Weg zu
übernehmen, der über Freiheit und parlamentarische Mehrheitsbeschlüsse zur Einheit führen
sollte.
Schleswig und Holstein hatten seit 1850/52 eine Sonderstellung in der dänischen Verfassung
(Personalunion, aber unauflöslich mit Holstein verbunden). 1863 beseitigte eine Verfassungs-
änderung diese Sonderstellung, integrierte Schleswig in den dänischen Staat und trennte es von
Holstein ab, das zum Deutschen Bund gehörte. Gegen diesen Vorgang wandten sich die deutsche
Nationalbewegung und Bismarck, wenn auch aus unterschiedlichen Motiven. Die National-
bewegung wollte ein unabhängiges Schleswig,und Holstein, Bismarck aber suchte über diesen
Konflikt die Bindung Österreichs an die preußische Politik zu erreichen, die insgeheim auf die
Annexion Schleswigs und Holsteins durch Preußen hinauslief. Dank Bismarcks Diplomatie
intervenierten England und Russland nicht, als Preußen und Österreich 1864 erfolgreich Krieg
gegen Dänemark führten. Dänemark trat Schleswig und Holstein ab, Preußen besetzte Schles-
wig, Österreich okkupierte Holstein. ..
Bismarck suchte über Differenzen in der Besatzungspolitik den Krieg mit Osterreich. Dazu
erreichte er die Zusage der Neutralität Frankreichs und Russlands sowie ein Bündnis mit Italien.
Österreich brachte Preußens Verstöße gegen die gemeinsamen Verwaltungsgrundsätze vor den
Bundestag und verlangte Maßnahme?. des ~eut_schen Bundes g_egen P~eußen. Pre~ßen be_setzte
daraufhin Teile Holsteins, wogegen Osterreich im Bundestag die Mobilmachung emes Teils der
Bundesarmee durchsetzte. Nun sah Preußen den Deutschen Bund als beendet an und begann den
Angriff auf einzelne Bundesstaaten. Die Entscheidung fiel in Böhmen. Der preußische General-
stabschef Helmuth von Moltke dirigierte seine Armee auf den neuen Eisenbahnen zur Schlacht
bei Königgrätz. Dort errangen die ~t gefü_hrten und durch die Heeresreform modernisierten
preußischen Truppen den Sieg über Osterreich. .. .. . .
Bismarck setzte bei König Wilhelm durch, gegenuber Osterreich au! Gebietsforderungen
zu verzichten falls es Preußen bei einer Neugestaltung Deutschlands freie Hand lassen würde.
Auf dieser Ba~is schritt Preußen nicht nur zur Annexion von Schleswig und Holstein, sondern
auch von Hannover, Kurhessen, Nassau und der Stadt Frankfurt am Main. Mit den übrigen
Staaten nördlich des Mains schloss Preußen den Norddeutschen Bund, den ersten deutschen
Bundesstaat mit Reichstag, Reichskanzler, Bundesheer, Verfassung und einem erdrücken-
den Übergewicht Preußens. Die süddeutschen Staaten blieben zwar souverän, waren aber an
Preußen wirtschaftlich (Zollverein) und militärisch (Schutz-und-Trutz-Bündnisse) gebunden.

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B 5 Anton von Werner, Kaiserproklamation in Versailles, 1885, Öl auf Leinwand (3 . Fassung zu
Bismarcks 70. Geburtstag).

- Der Historiker Volker Ullrich beginnt sein Buch zur Geschichte des deutschen Kaiserreiches mit den fol-
genden Sätzen: ,,Es war bitterkalt im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles, an jenem 18. Januar 1871, als
das deutsche Kaiserreich ausgerufen wurde. Das Ganze war eine militärische Veranstaltung. Wohin der Blick
auch fiel - Uniformen, Säbel, Fahnen und Standarten; die wenigen Gestalten im Frack verloren sich inmitten
dieser kriegerischen Gesellschaft. Das Volk war nicht vertreten, nicht einmal durch seine Abgeordneten des
gewählten Parlaments, des norddeutschen Reichstags - ein getreues Abbild der Tatsache, dass der klein-
deutsch-preußische Nationalstaat nicht durch demokratischen Willensentscheid, sondern durch Siege auf
11
dem Schlachtfeld zu Stande gekommen war. Nehmen Sie zu diesem Urteil über die Reichsgründung Stel-
lung. Berücksichtigen Sie dabei sowohl das Gemälde von Anton von Werner (B 5) als auch die Darstellung.

Aus Deutschland verdrängt, orientierte sich Österreich in der Folgezeit zum Balkan hin. Obwohl
d ie Entthronung der norddeutschen Fürsten durch Preußen die Legitimitätsprinzipien verletzte
und das europäische G leichgewicht veränderte, akzeptierten die Großmächte die neue Ordnung.
Bismarck benutzte Frankreichs Versuch, den vakanten spanischen Königsthron 1870 mit einem
ihm genehmen Kandidaten zu be_setzen, um Napoleon III. zu einer Kriegserklärung zu pro-
vozieren. Die Hohenzollern verzichteten zwar angesichts einer französischen Kriegsdrohung

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darauf, dass ein ka olis~hes Mit?lied ihres Hauses ~panischer König wurde. Als aber Napo-
leonlll. P:eußen durch eme Verzichtserklärung auf alle Zeit zu demütigen versuchte, erweckte
Bismarck m der so ge~a?nten Emser Depesche den Eindruck, König Wilhelm habe den franzö-
sischen Botschafter dupiert (s. Methodenseiten, S. 328 f.). Als Frankreich daraufhin Preußen den
Krieg erklärte, entschlossen sich neben dem Norddeutschen Bund auch die süddeutschen Staaten
zum Kriegsbündnis. Dieser Deutsch-Französische Krieg galt als nationale Aufgabe. Den weit
überlegenen deutschen Truppen unterlag Frankreich in kürzester Zeit. Napoleon wurde gefan-
gen genommen und kapitulierte. Im Frieden von Frankfurt (Mai 1871) musste Frankreich Elsass
und Lothringen an Deutschland abtreten und eine hohe Kriegsentschädigung zahlen.
Mit Frankreich war der entschiedenste Gegner einer deutschen Einheit unter den europäischen
Großmächten besiegt. Damit stand angesichts der allgemeinen Siegesfreude einem Beitritt der
süddeutschen Staaten zum Norddeutschen Bund nichts mehr im Wege. Als der bayerische König
Ludwig II. von Bismarck mit der Zahlung von jährlich 100 000 Goldmark dazu bewegt werde~
konnte, dem preußischen König Wilhelm die deutsche Kaiserkrone anzubieten, war der Weg f~ei
für die Gründung eines kleindeutschen Reichs als Bundesstaat der deutschen Fürsten. I_m Spie-
gelsaal Ludwigs XIV. im Schloss zu Versailles wurde am 1~.Janu_ar 1871 das Deuts~he Reich ~B 5)
ausgerufen und der preußische König zum deutschen Kaiser Wilhelm 1. proklamiert. .

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