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Historische Tatsache Nr.

Der Verrat an
Osteuropa
von

Udo Walendy

Titelbild: Die Zonengrenze, Verzeihung!: "Die Staatsgrenze der DDR"


(Foto: Bundes Presse- und lnformationsamt)

Bildmaterial S. 7, 10, 15, 18, 26, 28, 30,31,36


dankenswerterweise vom
Bundesarchiv in Koblenz

Alleinauslieferung für die


deutsche Ausgabe

Verlag für Volkstum und


Zeitgeschichtsfo rschung

Postfach 1643

4973 Vlotho I Weser

1978

Alle Rechte vorbehalten

Herausgegeben von Historical Review Press,


Chapel Ascote, Ladbroke, Southam, Warwickshire, England

Printed in England
Der Verrat an Osteuropa

Ein politisches Urteil bedarf einer festen Ausgangslage. Seziert man die "innere Berechtigung" jener "heilen
Die Vielgestaltigkeit dieser Welt bietet hierfür die un� Welt" um die Jahrhundertwende, so bleibt festzustellen,
wahrscheinlichsten Variationen, je nachdem, welche daß das Ende des 19. Jahrhunderts durch das Zeitalter
Verdrehungen, Inkonsequenzen, Widersprüche, Weg­ des Imperialismus gekennzeichnet war. Und jene Im­
lassungen, Glaubensinhalte, Motive man der Wertord­ perialstaaten, die also fremde Völker und Länder, ja
nung der eigenen "Erkenntnisse" und damit "Urteilfin­ Kontinente sich untertan gemacht bzw. Kolonien an­
dung" zugrundelegt ... geeignet hatten, sind namentlich zu nennen: Mit weitem
In welchem Maße Politiker des 20. Jahrhunderts Recht Abstand voraus: Großbritannien, Rußland, Frankreich,
und Moral verwildert, damit ungeheures Blutvergießen dann in geringerem Maße Holland, Portugal, USA und
und Völkermordkriege verschuldet haben und auf diese nahezu am Ende dieser Skala Deutschland, das auch als
Weise Grundlagen für eine zukünftige Politik noch gigan­ letzte dieser Mächte Kolonien erworben hatte. War
tischerer Völkermorde gelegt haben, belegt die Geschich­ schon der völkische Siedlungsraum der europäischen
te mit dem "Verrat an Osteuropa" eindringlich. Völker durch internationale Verträge langfristig und
Gleichwohl muß betont werden, daß auch dieses unangefochten gesichert gewesen - zumindest der
Schicksal Osteuropas nur einen Teilausschnitt aus der "souveränen Völker", zu denen auch Deutschland zählte
furchtbaren Szenerie der gesamten weltpolitischen Lage -, so war auch der gegenseitige Kolonialbesitz respek­
unseres Jahrhunderts darstellt. tiert.
Was ist Recht, Wahrheit, Sachlichkeit, politisch begrün­
detes Erfordernis, Notwendigkeit, Realität? Beginnend Zu den allerorten üblichen Selbstverständlichkeiten
mit diesen Definitionen bleibt festzuhalten: internationalen Zusammenlebens gehörte auch die
Nichteinmischung in die innere Ordnung der souveränen
l)Wie jeder Mensch, so hat jedes Volk ein gleiches Staaten, somit die vorbehaltlose Anerkennung der
Lebensrecht wie andere Menschen und Völker. Führungsgrundsätze, wie sie im anderen Staat gehand­
2)Größe, geografische Räume, Begünstigungen oder Be­ habt wurden. Doch nicht nur dies: Es gehörte ebenfalls
nachteiligungen durch die Natur, Bodenschätze, geistige zum Souveränitätsrecht der Staaten - insbesondere der
Entwicklung, wirtschaftliche und technische Möglichkei­ Imperialstaaten -, daß sie ihre eigenen außenpolitischen
ten der einzelnen Völker sind naturgegeben unterschied­ Grundsätze vertreten konnten: Großbritannien z.B. die
lich. "Politik des europäischen Gleichgewichtes", von der der
3)Die Welt, in der wir leben, die Geschichte, auf die wir britische Kriegspremier Winston Churchill nach dem
zurückblicken, ist kein Paradies, in dem sich Recht und Zweiten Weltkrieg in seinen Memoiren schrieb:
Wahrheit durch Kraft und Waffen durchsetzen, sondern
leider eine Realitätenlandschaft, in der ausschließlich der "Seit 400 Jahren hat die Außenpolitik Großbritan­
Stärkere - und zwar unabhängig von seiner moralischen niens darin bestanden, sich der stärksten, aggressivsten ,
Qualifikation - das Feld beherrscht, der sich meist als beherrschenden Großmacht auf dem Kontinent entge­
der Rücksichtslosere und Brutalere erweist. genzustellen ...
4)Ungeachtet dessen haben sich im Verlauf der mensch­ Gegenüber Philipp II von Spanien, gegenüber Ludwig
lichen Geschichte Sitten und Normen, Gesetze und XI V, unter Wilhelm III und Marlborough , gegenüber
Menschlichkeits-Grundsätze herausgemergelt; die sich Napoleon und Wilhelm II von Deutschland ... schlossen
jedem Realisten als fundamentale Voraussetzungen für wir uns immer den weniger starken Mächten an, schufen
jedes friedliche Zusammenleben von Menschen und zwischen ihnen eine Verbindung und besiegten damit
Völkern aufdrängen. Motivationen und Handlungen der den militärischen Tyrannen auf dem Kontinent , wer
Menschen, somit auch der Politiker sind sachlich, wert­ immer er war und welche Nation er auch anführen
neutral analysierbar, als richtig, sachgemäß oder falsch mochte ...
und verwerflich, bzw. dem Frieden dienend oder Krieg Wir müssen bedenken, daß die Politik Englands sich
und Verbrechen heraufbeschwörend zu beurteilen. nicht danach richtet , welche Nation die Herrschaft über
Europa anstrebt. Es handelt sich nicht darum, ob es
So trat die Menschheit in einer weltpolitischen Konstel­ Spanien ist oder die französische Monarchie, oder das
lation in das 20. Jahrhundert, in der die Erde aufgeteilt, französische Kaiserreich oder das Hitlerregime. Es han­
verschiedenartigste Staaten durch historisches Siedlungs­ delt sich nicht um Machthaber oder Nationen, sondern
und Leistungsrecht einen unangefochtenen bzw. unan­ lediglich darum, wer der größte oder der potentiell
fechtbaren Besitzstand (Lebensraum) aufzuweisen dominierende Tyrann ist. Wir wollten uns daher nicht
hatten und selbst die Groß- und Imperialmächte sich vor der Beschuldigung fürchten, daß wir eine pro-franzö·
darüber einig waren, daß sie die Rechte der kleinen sische oder anti-deutsche Einstellung hätten. Wenn die
Staaten zu respektieren hatten, wenngleich der Grund­ Verhältnisse umgekehrt lägen, könnten wir ebensogut
satz vom "Selbstbestimmungsrecht der Völker" erst im deutsch-freundlich und anti-französisch sein ... " (W.
Verlauf des Ersten Weltkrieges zum völkerrechtlichen Churchill "Der Zweite Weltkrieg" 1. Buch Bd. I "Der
Postulat erhoben wurde. Sturm zieht auf" S. 257/259).

5
Reiner E g o i s m u s also, ungeachtet jeglicher sätzen, sondern schuf im Gegenteil Unrecht, Minderhei­
moralischen Bindung, - bis in den Zweiten Weltkrieg tenprobleme, Volkstumskampf, Enteignung, Vertrei­
hinein. Allein schon dieses Zitat des Mannes, der am bung und in erster Linie auf Kosten des besiegten
intensivsten England in den Zweiten Weltkrieg hineinge­ Deutschland. Dazu wirkte sich die Entwaffnung, Dauer­
trieben hatte, beweist, daß alle seine moraltriefenden diskriminierung dieses Deutschland durch die siegreichen
Haßtiraden gegen den deutschen Nationalsozialismus Großmächte Frankreich, Großbritannien und USA sowie
grundsatz- und gewissenlose Motivationen zwecks die revolutionäre Unterhöhlung durch die Komintern
D u r chsetzung dieser sog. "europäischen Gleichge­ gesteuerte kommunistische Partei Deutschlands ver­
wichtspolitik", wie Churchill sie verstand, waren.Da hängnisvoll aus. Das sich hieraus naturgemäß ent­
dieser Zweite Weltkrieg jedoch nicht nur Deutschland wickelnde Chaos in Deutschland wurde schließlich abge­
betraf, sondern ganz Europa, vor allem aber Osteuropa, fangen durch eine in der Weimarer Demokratie legal bis
ist damit die grundsätzliche Einstellung Churchills zu zur stärksten Partei angewachsene Kraft, die, gestützt
den osteuropäischen Völkern gekennzeichnet. Sie hatten auf das postulierte "Selbstbestimmungsrecht der Völ­
lediglich ihre "Rollen zu spielen" - im Sinne britischer ker", dieses Deutschland - entgegen den Absichten der
und Churchill'scher "Gleichgewichtspolitik"! Versailler Drahtzieher - wieder in den international
Um auch die anderen Großmächte zu nennen: Frank­ geachteten Rang eines gleichermaßen souveränen Staates
reichs außenpolitisches Bestreben in der ersten Hälfte zurückführte.
des 20. Jahrhunderts zielte darauf ab, "aus Sicherheits­ Diese internationale Anerkennung war ihr wiederum
gründen" möglichst schwache (Klein-) Staaten an seiner nur möglich, weil sie sich auch allein schon mit ihrer
Ostgrenze zu haben. Rußland war bemüht, die Vereini­ Namensgebung als NSDAP -Nationalsozialistische deut­
gung aller slawischen Völker mit möglichst weiterer sche Arbeiterpartei - sowohl eine nationale Beschrän­
Machtausweitung nach Mitteleuropa zu erreichen, kung (im Gegensatz zu den Imperialstaaten sowie son­
während Deutschland auf die Sicherung seines eigenen stigen Intemationalisten) auferlegte, als sich auch den
Besitzstandes bedacht war, - ohne Schwächungs- und sozialpolitischen Aufgaben verpflichtete.
Einmischungsversuche im Hinblick auf andere Staaten Ohne auf Einzelheiten eingehen zu müssen, ist unzwei­
Europas. felhaft:
Der Erste Weltkrieg verschob das Machtgefüge in Euro­ 1) Die Machtverschiebung in Deutschland 1933 vollzog
pa zugunsten der Versailler Sieger, vornehmlich Frank­ sich unblutig, wie es keine Revolution bisher aufzu­
reichs, Großbritanniens, aber nicht minder der sich vor weisen hatte.
allem wirtschaftlich vorschiebenden USA. 2) Machtveränderungen innerhalb _eines Staatsgefüges
Der Erste Weltkrieg aber brach� in Form der kommu­ bringen notwendigerweise menschliche Härten für jene
nistischen Macht in Rußland eine neue politische Kom­ mit, die jene Machtveränderung bekämpft haben.
ponente ins europäische Kraftfeld, die sich die Revolu­ 3) Wertmesser zur Beurteilung jener Härten kann nur die
tionierung, Vernichtung und Eroberung aller europäi­ Gesamtlage des betreffenden Volkes, nicht die persön­
schen Staaten, ja aller Staaten der Welt und sei es mit liche Stellung einzelner sein.
Blut und Terror, Enteignung und Freiheitsverlust zum 4) Zu richten haben hierüber ausländische Staatsmänner
Ziel setzte. Das unter Berufung auf die neuen Völker­ ohnehin nicht, schon gar nicht solche, die erst über wer
rechtsnormen vom "Selbstbestimmungsrecht der Völ­ weiß wieviel Millionen Tote zur Macht gelangt waren wie
ker" geschaffene "Ordnungssystem von Versailles" schuf die Bolschewiki.
zwar neue Grenzen - vornehmlich in Osteuropa -, 5) Kein Staatsmann, keine Partei wird so töricht oder in
erzwang die Beseitigung der Monarchie in Deutschland, der Lage sein, binnen 6 Jahren aus einem total wehrlo­
die Zerschlagung von Österreich-Ungarn, - doch was sen, wirtschaftlich am Boden liegenden, an seinen Gren­
verwirklicht worden war, entsprach nicht diesen Grund- zen bedrohten, auf internationaler Ebene diskriminier-

Zwei maßgebende Kriegstreiber 1939: rechts der britische Außenminister Lord Halifax, links der polnüche
Außenminister ]osef Beck. (In der Mitte der polnische Botschafter in London, Raczynski). April 1939, London

6
ten Volk, dazu mit 6 Millionen Arbeitslosen und gut ze; gleichzeitig gaben sie der bereits im Frühjahr 1939
organisierten kommunistischen Gegnern, ohne für eine "kriegerisch gestimmten" polnischen Regierung (übri­
moderne Rüstung wesentliche Rohstoffe, - gegenüber gens ein Ausdruck des britischen Botschafters in War­
der schon im Ersten Weltkrieg siegreichen Koalition der schau vom 25. März 1939), noch zeitig genug vor der von
Welt-Imperialmächte einen Krieg zu planen und vom Polen gar nicht erbetenen britischen Garantie eine Blan­
Zaun zu brechen. kovollmacht gegenüber Deutschland dahingehend, daß es
6) Die Begriffe Kriegsschuld und Aggression sind bis in ihr (der polnischen Regierung) Belieben gestellt wurde
heute nicht verbindlich geklärt. Die Vereinten Nationen zu entscheiden, wann und aus welchem Grunde ein
haben ihre Versuche zur Klärung dieser Begriffe seit Krieg mit Deutschland ausbricht. Winston Churchill, der
langem eingestellt. es schließlich wissen mußte, erklärte zu dieser Polen­
Garantie:
7) Das Interallierte Militärtribunal in Nürnberg hat 1946
Deutschland n i c h t des Angriffskrieges gegen Groß­ "Die Geschichte durchsucht man vergeblich nach einer
britannien, Frankreich und die USA angeklagt. Parallele zu diesem plötzlichen und vollständigen Rich­
8) Insbesondere die britische Regierung -- mit Unter­ tungswechsel einer Politik, die seit 5 oder 6 Jahren
stützung und auf Drängen von US-Präsident Roosevelt - bequeme, versöhnliche Befriedung anstrebte und dann
hat 1939 eine auf Krieg hindrängende, ihn schließlich fast über Nacht die Bereitschaft entwickelte, einen of­
unausweichlich machende Politik mit europäischer, ja fensichtlich nahe bevorstehenden Krieg von größtem
mit weltweiter Auswirkung betrieben. Ausmaß und unter den allerschlimmsten Umständen auf
Ist der Gesamtzusammenhang der Kriegsschuldfrage sich zu nehmen. Die Polen-Garantie war ein Markstein
des Zweiten Weltkrieges in dem wissenschaftlichen Stan­ zum Verhängnis .....
dardwerk "Wahrheit für Deutschland - Die Schuldfrage Endlich war es zu einer Entscheidung gekommen, im
des Zweiten Weltkrieges" umfassend dargelegt, so seien ungünstigsten Augenblick und unter den unbefriedigend­
als Belege für diese Behauptung hier in aller Kürze sten Verhältnissen, zu einer Entscheidung, die mit Ge­
Bruchstücke aufgezählt: wißheit zum Niedermetzeln von Millionen Menschen
a) Die Vorgeschichte und Motive für die britische führen mußte .....
Garantie an Polen vom 31.3.1939, wie sie nicht zuletzt Ist diese neue Politik begonnen worden, so kann es kein
durch die Dokumentation aus dem Foreign Office mit Zurück mehr geben .....
den "British Foreign Policy Documents 1919-1939" ein­ Hier mit einer Garantie an Polen aufzuhören würde
deutig belegt sind, waren n i c h t auf den Schutz des bedeuten, im Niemandsland ungeschützt unter dem
polnischen Staates, n i c h t auf die Erhaltung be­ Feuer beider Grabenlinien anzuhalten .....
stimmter Grenzen, n i c h t auf die Sicherung des Frie­
dens in Europa ausgerichtet, sondern von dem Willen Wir müssen nun vorwärts gehen ....."

Londons (und im Hintergrund auch Washingtons) getra­ (W. Churchill "Der Zweite Weltkrieg 1. Buch, Bd.l
gen gewesen, Polen gegen Deutschland aufzuwiegeln mit 5.421-423; W.Jedrzejewicz "Poland in the British Parlia­
dem Ziel einer militärischen Auseinandersetzung dieser ment 1939-1945" Bd.l S. 15-16)
beiden Staaten, in die dann später weitere Mächte b) Ausweitung der britischen Garantie an Polen Anfang
hineingezogen werden konnten. Man wußte in London, April 1939 mit dem Ziel, daß Polen gegen Deutschland
daß sich Polen nicht vor Deutschland, hingegen aber sehr kämpfen solle auch dann, wenn aus irgendeinem beliebi­
wohl vor der UdSSR gefürchtet hat, was jedoch jene gen Grunde ein Krieg zwischen Deutschland und Eng­
Gentlemen der City nicht bewog, die ostpolnische Gren­ land ausbrechen sollte, wobei auch hier "die Frage des
ze zu garantieren, wohl aber die deutsch-polnische Gren- Aggressors ausgeklammert" war.
c) Der Vertrag zwischen Großbritannien, Frankreich
und der UdSSR vom 15. Juli 1939: er sah einen Automa­
tismus der Kriegsentwicklung vor, ganz gleich, wie im­
mer sich Hitler verhalten würde; die "interessierten
Mächte" verpflichteten sich zur Kriegserklärung, falls
eine dieser "interessierten Mächte" in bezug auf die
Länder Estland, Lettland, Litauen, Polen und Rumänien
"behaupten sollte", Deutschland habe durch irgendeine
Aktion die "Neutralität" eines dieser Länder verletzt,
eine "wirtschaftliche Unterwanderung" oder eine "indi­
rekte Aggression" unternommen. Wie gesagt, es genügte,
wenn dies eine "interessierte Partei behauptet" und
selbst militärisch interveniert.
d) Die Deckung und Anreizung aller provokativen
Maßnahmen gegen Deutschland, Danzig oder die deut­
sche Minderheit in Polen durch London, die Garantie­
Ausweitung bis zu dem Passus, daß "nur ein gemein­
samer Waffenstillstand" in Frage komme (25.8.1939),
die bewußte Täuschung der Weltöffentlichkeit durch die
angeblichen britischen Vermittlungsbemühungen kurz
vor Kriegsbeginn usw. sind durch eindeutige Unterlagen
der British Foreign Policy Documents als Kriegsinszenie­
rungsmaßnahmen entlarvt.
Die Burg von der Weichsel aus, 1941 e) Die Kriegsstimmung in London Ende August/ Anfang
Krakau (eh. deutsche Universitätsstadt). September 1939 erhellt durch nachfolgende Zitate:

7
Der polnise he Botschafter in London, Raczynski, be­ "Der Entschluß Polens vom 30. August 1939, der dem
richtete: Befehl zur allgemeinen Mobilmachung zugrundelag,
kennzeichnet einen Wendepunkt in der Geschichte
Europas. Hitler wurde damit vor die Notwendigkeit
gestellt, Krieg zu führen zu einem Zeitpunkt, da er
"Churchill telefonierte täglich, und gleichermaßen tat
weitere unblutige Siege zu erringen hoffte." (So der
es Lord Lloyd an diesem Abend (30.8.1939), Mr. Har­
polnische General Kazimierz Sosnokowski, Minister im
court Hohnstone, der die liberale Partei repräsentierte,
exilpolnischen Kabinett am 31 .8.1943).
kam, um mich zu sehen. Alle Leute drückten ihre Sorge
darüber aus, daß die Polen schwach werden und der "Im britischen Unterhaus herrschte Unruhe. Ein Abge­
Gewalt nachgeben könnten ..... ordneter der Arbeiterpartei begegnete dem britischen
Neben Dalton und Harcourt Johnstone erhielt ich täg­ Außenminister Lord Halifax am 2. September in der
lich Telefonanrufe von Churchill, Bracken, Sandys und Wandelhalle des Parlaments. 'Haben Sie noch Hoff­
anderen, in denen die gleichen Befürchtungen wieder­ nung?' fragte er. 'Wenn Sie Hoffnung auf Krieg meinen',
kehrten: Würde der Premierminister sein Wort uns gegen­ antwortete Halifax, 'dann wird Ihre Hoffnung morgen
über halten und würden wir unsererseits als der Eckstein erfüllt sein.' 'Gott sei Dank', erwiderte der Vertreter der
der britischen 'Friedensfront' auf dem Kontinent fest­ Arbeiterpartei.' (Frankfurter Allgemeine 1.9.1959 und
bleiben? Diese Haltung (Verachtung der Friedens­ 12.10.1963)
politik, Anmerk. des Verf.)wurde durch teils signierte
Lord Halifax, britischer Außenminister, kurz
teils anonyme Briefe ergänzt, die Tag für Tag herein­
nach dem Ultimatum an Deutschland, am 3. September
strömten. ln den frühen Stadien der Krise gaben sie uns
1939:
den Rat, Danzig flachzubomben oder den Nazi-Parteitag
in Tannenberg auszunutzen (der dann nicht stattfand), "Jetzt haben wir Hitler zum Krieg gezwungen, so daß
um Hitler und seine Freunde mit einer wohlgezielten er nicht mehr auf friedlichem Wege ein Stück des
Bombe zu vernichten."(E. Raczynski "ln Allied Lon­ Versailler Vertrages nach dem anderen aufheben
don" S. 22 ff) kann..... "

Dal briti&che KriegrkGbinett 1939


von lk1. n.r. (&tehend) Sir lohn Ander&on (Mini&ter für Innere Sicherheit), Lord Hankf!Y (Mini&ter ohne Portopee), Le&lie
Hore-Beli&ha (Krieg&mini&ter), Winston ChurchiU (Erster Lord der Admiralität), King&ley Wood (Staats&ekretär für Luftfahrt).
Anthony Eden (Staat&&ekretär für die Dominien), Edward Bridges (Sekretär des Krieg&kabinett&).
(&itzend) Lord Halifax (Au6enminister)) lohn Sirnon (Schatzkanzler), Neville Chamberlain (Premiermini&ter), Samuel Hoare
(Lord Siegelbewahrer) um{ Lord Chatfield (Mini&ter fUr Verteidigungskoordination).

8
Das Kriegsziel Grossbritanniens

Von England aus wurde zum erstenmal die Vernich­ Und was schreibt Winston Churchill nach Kriegsende in
tung eines Volkes als Kriegsziel verkündet. Weder gab es seinen Memoiren über seine und seiner Bundesgenossen
in Deutschland zu jenem Zeitpunkt ein Programm zur blindwütigen Zielsetzungen?
"Endlösung der Judenfrage" noch eines "zur Vernich­
tung des polnischen Volkes", noch haben je deutsche "Mein Hauptbeweggrund, die Bekanntgabe festumris­
Redner oder Staatsmänner die Vernichtung Englands sener Friedensbedingungen immer wieder abzulehnen,
oder anderer Völker als Kriegsziel aufgestellt oder auch obwohl sie oft verlangt wurde, war, daß eine Erläuterung
nur als Wunsch anklingen lassen. Großbritannien hat für der Bedingungen, auf denen die drei großen Bundesge­
einen Sachverhalt, der nicht die britischen Interessen nossen unter dem Druck der öffentlichen Meinung hät­
unmittelbar berührte, Deutschland den Krieg erklärt, ten bestehen müssen, auf jede deutsche Friedensbewe­
seine Vernichtung gefordert und alles für die Ausweitung gung noch abstoßender gewirkt hätte als die verschwom­
und Brutalisierung des Krieges getan. Russel Grenfell mene Formel'bedingungslose Kapitulation'. Ich erinnere
schrieb über die Kriegsziele Churchills und damit Groß­ mich an einige Versuche, Friedensbedingungen zu ent­
britanniens: werfen, mit denen man dem Rachedurst der Sieger
Genugtuung verschaffen wollte. Sie wirkten
"Was also blieb für Churchill als Kriegsziel übrig? schwarz auf weiß so fürchterlich und gingen so weit über
Unsere alten Bekannten: die Ausrottung der Nazi - das hinaus, was später in Wirklichkeit geschah, daß ihre
Tyrannei und des preußischen Militarismus ..... Veröffentlichung den deutschen Kampfwillen nur ge­
Diese Tyrannei als solche unterdrückte das englische schürt hätte. Man mußte sie tatsächlich nur niederschrei­
Volk nicht. Was also ging es die Engländer an, ob die ben, um sie zu verwerfen."
Deutschen unter einer tyrannischen Regierungsform
leben sollten oder nicht? Hatte nicht die Atlantik - Winston Churchill im Unterhaus am 15.2.
Charta erklärt, die Engländer 'respektie·ren das Recht der 1942:
Völker, die Regierungsform, unter der sie leben wollen,
selbst zu wählen? ' Wenn sich also die Deutschen nicht
"Davon (Eintritt der USA in den Krieg) habe ich
selbst dafür entschieden, ihre Nazityrannei abzuschüt­
teln, warum sollten dann viele viele Engländer sterben, geträumt, darauf habe ich hingearbeitet, und nun ist es
� soweit."
um CJie Deutschen davon zu beueien?

Angenommen aber, daß die zwangsweise Unter­


drückung von Tyrannei in fremden Ländern eine Pflicht
der Engländer sei, wieso wurde dann eine andere Tyran­
nei zu einem Partner der Engländer bei diesem Vorhaben
gemacht? Die kommunistische Tyrannei in Rußland war
schlimmer als die Nazityrannei in Deutschland; die
allgemeinen Lebensumstände des russischen Volkes
lagen weit unter denen der Deutschen. Sklavenarbeit
hatte in Rußland, gemessen an Vergleichbarem in
Deutschland, einen gigantischen Umfang.....

Und doch begrüßte Churchill Rußland als willkomme­


nen Verbündeten, als es in den Krieg hineingebracht
wurde: einen Tyrannen als Helfer, einen anderen zu
schlagen. Es ist klar: die Tyrannei an sich zu vernichten,
war nicht Mr. Churchills Ziel. Er war nicht einmal sehr
daran interessiert, die Nazityrannei selbst zu über­
winden, als ihm eine Möglichkeit geboten wurde, dieses
Ziel zu erreichen (mit Hilfe des deutschen Widerstan­
des) .... Churchills Erklärung, die Nazityrannei ausrotten
zu wollen, wirkte durchaus nicht überzeugend auf die
Deutschen, daß diese Tyrannei schlecht für sie sei; im
Gegenteil, sie mußten sie als so erfolgreich ansehen, daß
Deutschlands Feinde entschlossen waren, sie zu zerstö­
ren...
" Winston Churchill, Rapagitator für den Krieg

9
In einem Brief an Stalin vom 24.1.1944: angewiesen, über die Behandlung nach dem Kriege keine
spezifizierten Versprechungen zu machen. Deutsche
"Wir dachten nicht an den Abschluß eines Separat­
Oppositionelle bekamen in London und Washington
friedens sogar in jenem Jahr, als wir ganz allein waren
immer wieder zu verspüren, wie lästig ihre Anwesenheit
und leicht einen solchen Frieden hätten abschließen
wäre. Es existierte im Bewußtsein der westlichen "De­
können ohne ernste Einbuße für das britische Empire,
mokraten" nur ein Deutschland, das "bestraft" werden
und zwar vornehmlich auf Ihre (Stalins) Kosten. Warum
sollte, d.h. ein Deutschland, dem jede wie immer gearte­
sollten wir hierüber jetzt anders denken, da die Sache für
te Rechtsbasis verweigert werden sollte; denn nur so
uns drei dem Siege entgegengeht? "
konnte das Ziel, Deutschland zu zerstückeln, "gerecht­
fertigt", "legalisiert" werden.
Ein Historiker, der sich mit der Geschichte der deut­
schen Spaltung beschäftigte, mußte zugeben, daß die
Pläne über die Teilung Deutschlands bereits "lange, Churchill empfahl wohl einen Umsturz in Italien, aber
bevor die diplomatischen Erwägungen sich mit diesen nicht in Deutschland, obwohl dies die eigenen Verluste
Plänen befaßt haben, in Politik und Publizistik diskutiert enorm steigern und den Krieg verlängern mußte. So
worden sind". Diese Gedanken hätten eine "dauernde waren sich Churchill und Roosevelt mit Stalin dahin­
Schwächung der deutschen Zentralgewalt in Mitteleuro­ gehend einig, auch allein wegen der "Kompensationen,
" die Polen im Westen erhalten sollte", d.h. um der
pa vertreten und empfohlen. Herr Eduard Benesch ging
bereits unmittelbar nach seinem Rücktritt als tschechi­ Zerstückelung Deutschlands willen, "den Krieg lieber
scher Staatspräsident im Oktober 1938 soweit vorzu­ etwas zu verlängern" (Jalta Dokumente S. 133, 142). Die
schlagen, daß mindestens 800.000 bis 1 Million Sude­ F o r m e l "Bedingungslose Kapitulation" schien den
tendeutsche, vornehmlich die Intelligenz und das Bürger­ "Großen Drei" geeignet, sich jeglicher Verpflichtung zu
tum, aus ihrer Heimat hinausgeworfen werden müßten. entziehen, "mit irgendeinem Deutschen irgendeine ihre
Zukunft betreffende Frage zu erörtern". Auch deutsche
Waren die Initiatoren des Versailler Friedens die ersten, Kapitulationsangebote sollten auf die Kriegsverlängerung
die entgegen den Grundsätzen vom "Selbstbestimmungs­ keinen Einfluß haben.
recht der Völker" Grenzveränderungen zum Nachteil
Deutschlands so vorgenommen haben, daß millionen­ Als einzige Folgerung für diese Haltung bleibt: Eine
große Volksgruppen gegen ihren Willen fremden Staats­ deutsche Kapitulation ·hätte die Alliierten des "Bestra­
gewalten zwangsweise unterstellt und von jenen Staaten fungs"-Motivs beraubt, das sie für ihre Zerstückelungs­
- insbesondere Polen und Tschechoslowakei - unter politik so ·dringend brauchten. Niemand sollte so leicht
Fremdenrecht eingestuft, aus der Wirtschaft gedrängt, durchschauen können, daß die eigentlichen "Aggresso­
einem dauerhaften Volkstumskampf mit ungleichen ren" und "Kriegsverbrecher" in Wirklichkeit in Washing­
Mitteln ausgeliefert und schließlich schon vor Kriegsbe­ ton, London und Moskau saßen. Deshalb Schaffung von
ginn 1939 zu Hunderttausenden vertrieben wurden, so Notwendigkeiten, die "den in die Ecke getriebenen
war es der tschechische Staatspräsident Eduard Benesch, Gegner" zum Kampf zwingen sollten, Vereitelung aller
der als erster die Vertreibungspolitik von Millionen von Friedensverhandlungen und -Vermittlungen, Ausweitung
Menschen in die Kriegszielvorstellungen der Alliierten des Krieges auf eine Vielzahl von Ländern, Brutalisie­
einbrachte. rung des Krieges bei gleichzeitiger Verstärkung der Ver­
leumdungs- und Greuelhetze gegenüber diesem Gegner.
Man kann alle die Fragen im einzelnen durchgehen, ob Bei so arrangierter Sachlage ließ sich dann das von
England 1939 - 1945 für den Frieden, die Freiheit, die vornherein ins Auge gefaßte Ziel motivieren und durch­
Humanität, die Demokratie, gerechte Grenzen, Gleichbe­ setzen.
handlung der Völker, Verhinderung von Aggressionen,
keinerlei Expansion irgendeiner Macht usw. kämpfte, Die Analyse der britischen oder auch der us-amerikani­
und wird feststellen, daß Englands Krieg damit nicht das schen Kriegsziele (von den sowjetischen ganz zu schwei­
geringste zu tun hatte, sondern es in der Tat ausschließ­ gen) macht eine erschreckend grundsatzlose Haltung
lich um rücksichtsloseste Machtpolitik nach dem Prinzip anderen Menschen, anderen Völkern gegenüber deutlich,
d es vermeintlichen "Europäischen Gleichgewichtes" ob sich dies nun auf Deutschland als dem Gegner, oder
ging. (In dem Buch von Walendy: "Europa in Flammen auf die "kleinen Verbündeten" bezieht, die sich nur
1939-1945" Bd. II S. 83 ff sind diese Fragen im einzelnen bedingungslos diesem proklamierten Kriegsgeschrei an­
umfassend analysiert worden). Pater E.J. Reichenherger zuschließen und sich entsprechend zu schlagen hatten.
(in "Wider Willkür und Machtrausch" S. 425) hat dies Bei einer so bestellten Sachlage kann es an sich auch
treffend so zusammengefaßt: nicht verwundern, daß diese "kleinen Verbündeten",
vornehmlich jene in Ost-Mittel-Europa bedenkenlos der
"Es ist heute meine Überzeugung, die sich vor allem in Machtgier des sowjetischen Bundesgenossen geopfert
England gefestigt hat, daß der Krieg mit den Nazis gar wurden, - ohne die geringsten moralischen Hemmungen.
nichts zu tun hat, überhaupt um kein Ideal geführt wird, So ist die Geschichte des Krieges gegen Deutschland
sondern nur das Ziel hat, das deutsche Volk zu vernich­ gleichzeitig ein furchtbares Lehrbeispiel für den Verrat
ten und Englands Weltmacht aufrechtzuerhalten zum an ganz Osteuropa. Beides stellt eine Einheit dar. Die
Vorteil einer kleinen Clique..... Alles was die dort herr­ Kriegszielbeschlüsse von Teheran (Nov. 1943), Jalta
schende Clique den Nazis vorwirft, praktiziert sie selbst (Febr. 1945) und Potsdam (Juli/Aug. 1945) sind nicht
skrupellos." nur Beschlüsse gegen Deutschland gewesen, sondern
Beschlüsse, die eine moralische Entwurzelung für alle
Churchill und Roosevelt waren sich darüber einig, daß europäischen Völker zum Inhalt hatten. Nur brutale
man in Deutschland keine Oppositionsbewegung zu be­ Macht war der Maßstab für jene Entscheidungen, nichts
günstigen wünscht. Die westliche Propaganda wurde anderes!

10
Um die Groteske voll zu machen: Jene Völker, die mit zeit Rat oder gar Billigung ihrer Parlamente oder auch
den Schlachtrufen: "Vorwärts christliche Soldaten", nur Kabinette eingeholt hatte. Alle "Großen Drei" -
"Für die Freiheit der Völker", "Für die Demokratie", Churchill, Roosevelt und erst recht Stalin - haben abso­
"Für die Menschenrechte'', usw. zur Kriegführung aufge­ lut diktatorisch gehandelt und entschieden, den ganzen
putscht wurden - natürlich auch mit entsprechender Krieg über, in bezug auf alle den Krieg und die Richt­
Greuelpropaganda gegen die Feinde -, wurden von drei linien der Politik betreffenden Fragen und Problemberei­
Männem gef"ührt, von denen kein einziger sich tür die che! Keiner von ihnen war "christlich", keiner "demo­
entscheidenden Fragen während ihrer gesamten Amts- kratisch", keiner von Moralgrundsätzen motiviert!

Der Ausverkauf Polens

Die Führer der britischen Kriegspartei waren um die Mit an Dreistigkeit sich steigernden Initiativen bis hin
Jahreswende 1938/1939 "beunruhigt darüber, daß die zu mehrfachen Kriegsdrohungen (die erste am 26. März
Polen die deutsche Seite wählen könnten", und bestärk­ 1939), verstärkten Aktionen gegenüber den Volksdeut­
ten bereits zu jener zeit mit Hilfe einer unentwegten schen in Polen, Aushungerung Danzigs usw. testeten die
Gerüchtepolitik, Hilfszusagen und Anerkennung des pol­ polnischen Führungskreise die Zuverlässigkeit der briti­
nischen "Großmachtstandpunktes" die polnische Regie­ schen Ermutigungen; sie wurden in der Tat bis Kriegs­
rung in dem Glauben, ihre Ambitionen gegenüber dem beginn hierin nicht enttäuscht. Doch man wußte in
Dritten Reich mit Hilfe Großbritanniens durchsetzen zu Warschau nicht, daß London und Paris bereits seit
können. Der hierf"ür von London inszenierte Eifer über­ · langem vorher die Sowjetunion in die beabsichtigte
raschte die polnischen Politiker unentwegt. So war militärische Auseinandersetzung hineinzuziehen bemüht
Warschau von der britischen Garantie - vor allem auch waren und dem Drängen Stalins auf Einmarscherlaubnis
vom weitreichenden Wortlaut, der eine Blankovollmacht auch in Polen sowohl mit ihrem Vertrag vom 15. Juli
war - überrascht, hatte doch die polnische Regierung 1939, als auch in ihren Noten vom 22. August 1939 auf
nicht darum gebeten; sie war weiter überrascht über die Kosten der polnischen Selbständigkeit und polnischen
nicht enden wollenden Gerüchte aus London über militä­ Rechte längst stattgegeben hatten. überhaupt war man in
rische Vorbereitungen Deutschlands gegenüber Polen, Warschau ·zu hochmütig und damit den Realitäten der
die Ermutigungen in der Danzig-Frage, über das Be­ machtpolitischen Lage zwischen Deutschland und der
mühen, Polen zum Helden des Widerstandes gegen UdSSR gegenüber blind geworden. So merkte man nicht,
Deutschland zu machen ohne dabei im geringsten den daß niemand dieser "Freunde" eine "Großmacht Polen"
polnischen Befürchtungen gegenüber der UdSSR Rech­ im Auge hatte, sondern Polen als Mohren benutzte, dem
nung zu tragen. man einen Tritt geben konnte, nachdem er seine Rolle
des Kriegsauslösers gespielt hatte.

1. September 1939 vor der Krolloper in Berlin


Der Feldzug gf!gen Polen hat begonnen
14 Tage nach Kriegsausbruch wollte die POl nische Armee hier die Siegesparade durchführen.
Doch daraus wurde nichts.

11
Zwar erklärten Großbritannien und Frankreich in Er­ "Hätte ich diesen Vertrag nicht unterzeichnet, würdet
füllung ihres Vertrages mit Polen am 3. September 1939 Ihr Soldaten unserer Armee heute entwaffnet und ent­
den Krieg an Deutschland, doch erklärten sie keinen weder in Arbeitsbataillone oder Internierungslager über­
Krieg an die Sowjetunion, als diese am 17. September führt worden sein."
binnen weniger Tage 51% des polnischen Territoriums
besetzte; sie erhoben nicht einmal Protest! Das "morali­
sche Weltgewissen" schwieg zur brutalen Machtpraxis Vollendete Tatsachen
der Sowjets in Ostpolen, zur Zwangsdeportation von 1,7
Millionen Polen in alle Teile der Sowjetunion, von denen Bereits am 7.3.1941 sandte Churchill an Roosevelt ein
1 Million verschollen blieb; es sollte zu allem Nachfolgen­ Telegramm:
dem ebenso schweigen bis auf den heutigen Tag.
"Die wachsende Ernsthaftigkeit des Krieges bewog
Die sich schließlich in England bildende polnische mich zu der Auffassung, daß die Prinzipien der Atlantik­
Exilregierung war lediglich dafür vorgesehen, Truppen Charta nicht so ausgelegt werden sollten, daß Rußland
zum Kampf gegen Deutschland zu mobilisieren; sie hatte auf die Grenzen, die es beim Angriff Deutschlands
zu kämpfen nach britischer Anweisung, nichts weiter. besessen hatte, zu verzichten hätte."

Aus dem Schweigen der westlichen Politiker und Diplo­


Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der maten zur polnischen Frage konnte Stalin schließen, daß
Sowjetunion die Westmächte Ostpolen bereits preisgegeben und auch
die weiteren sowjetischen Kolonialansprüche gegenüber
Polen in Kauf genommen hatten. ---:- In einer Konferenz
Besorgt um ein britisch-sowjetisches Abkommen, aber
zwischen Eden und Roosevelt im März 1943 empörte
auch, (angeblich!) "um die Amerikaner nicht zu ermuti­
sich der britische Außenminister über "den unmäßigen
gen, den europäischen Problemen den Rücken zu keh­
Ehrgeiz der Polen, aus diesem Kriege als das mächtigste
ren" (E. Rozek "Allied Wartime Diplomacy - A Pattern Land in Osteuropa hervorzugehen, wenn Deutschland
in Poland" New York 1958 S. 59 - 61 und folgende) und die UdSSR geschwächt sein würden". Roosevelt
drängten Churchill und sein Außenminister Eden den ging über diese Kritik hinaus:
exil-polnischen Ministerpräsidenten Sikorski, einen
polnisch-sowjetischen Vertrag unter Ausschluß der "Der Präsident sagte, daß nach allem die Großmächte
Grenzfrage abzuschließen. Sikorski wurde untersagt, den zu entscheiden haben, was Polen bekommen solle und
von Eden vorgelegten Entwurf mit seinem Kabinett zu daß er, Roosevelt, nicht beabsichtige, zu der Friedens­
erörtern; Korrekturen durfte er nur in aller Eile vorneh­ konferenz zu gehen und mit Polen oder anderen kleinen
men; ·berücksichtigt wurden sie ohnehin nicht. Eden: Staaten zu verhandeln."

"Ob Sie wollen oder nicht, eine Übereinkunft mit der Wie wenig die beiden Westmächte an den Belangen
Sowjetunion muß unterzeichnet werden". Polens interessiert waren und wie sehr sie die polnische
Regierung dadurch auf verlorenen Posten stellten, ergibt
Vier Tage später, am 19.7.1941 wurde Sikorski unter
sich u.a. auch daraus, daß London und Washington
britischem Druck gezwungen, den vom sowjetischen
nie gegen die unmenschliche Behandlung der verbünde­
Botschafter Maisky vorgelegten Wortlaut anzunehmen.
ten Polen durch die Sowjets protestiert haben. Alle im
Der Vertrag, der am 30. Juli 1941 abgeschlossen wurde,
ostpolnischen Gebiet beheimateten. Personen einschließ­
erwähnte keine der für die polnische Unabhängigkeit
lich der polnischen Botschaftsangehörigen in Moskau
bedeutungsvollen Angelegenheiten (Grenzen, Struktur
wurden kurzerhand zu sowjetischen Staatsbürgern er­
des zukünftigen Polen), sondern lediglich die Verpflich­
klärt. Dadurch wurde die polnische Botschaft in Moskau
tungen, die Polen im Sinne einer gemeinsamen Krieg­
in der zweiten Hälfte des Jahres 1942 in ihrer Tätigkeit
führung gegen Hitler einzugehen habe.
völlig gelähmt, die Versorgung der polnischen Deportier­
Wenige Stunden nach Unterzeichnung betonte
ten in den russischen Lagern unterbunden und die
Washington in einer Note an Sikorski, daß "die USA
Aufstellung einer polnischen Armee verhindert, hinaus­
keine Änderung der Vorkriegsgrenzen" anerkennen.
gezögert und der polnischen Botschaft entzogen.
Aber die Garantie währte nur einen Tag, denn bereits am
31.7.1941 zog Roosevelt "angesichts des erfolgreichen
Abschlusses des polnisch-sowjetischen Vertrages" diese Schweigen zum Massaker von Katyn
Garantie wieder zurück. Mister Eden überreichte Sikors­
ki eine offizielle britische Note:
Als am 5. April 1943 die Reichsregierung der Weltöf­
fentlichkeit den Massenmord an über 10.000 polni­
"Gelegentlich der Unterzeichnung der polnisch-sowjeti-
schen Offizieren im Wald von Katyn mitteilte und um
schen Übereinkunft...... wünsche ich Ihnen auch zu
Untersuchung durch das Internationale Rote Kreuz bat,
versichern, daß die Regierung Seiner Majestät keine
reagierte die polnische Exilregierung schnell, heftig -
territorialen Veränderungen, welche sich seit August
und endlich einmal selbständig: Sie schloß sich der Bitte
1939 ereignet haben, anerkennt."
um Aufklärung durch das Internationale Rote Kreuz an!
Aber Churchill protestierte sofort gegen diese "Eigen­
Auch diese Garantie war kurzlebig.
mächtigkeit", erhob bittere Vorwürfe gegen die Polen
Welchem Druck die polnische Regierung durch ihre und machte sich die sowjetische Auffassung zu eigen,
Freunde ausgesetzt war, erhellt aus einer Ansprache daß jedes Untersuchungsbegehren zu vereiteln und die
Sikorskis am 5. August 1941 vor zwei polnischen Panzer­ Schuld an diesen Morden den "Faschisten" zuzuschie­
Bataillonen in Blairgowrie, Schottland: ben sei.

12
Dabei wußte auch Churchill selbstverständlich, bestritten ist die Tatsache, daß die späteren Opfer
wie es um diesen Sachverhalt bestellt war, hatte er von Katyn im September 1939 nicht in die Hand der
doch jahrelang bereits die Klagen seiner polnischen deutschen Wehrmacht, sondern der Roten Armee
Exilfreunde in den Ohren, die um den Verbleib der gefallen sind.
zwangsdeportierten ostpolnischen Bevölkerung und Als der deutsch-polnische Krieg bereits entschieden
speziell um den Verbleib der polnischen Offiziere auf war und die deutschen Truppen in das östliche Polen
allen diplomatischen Ebenen täglich zirkulierten. Aber vorstießen, überschritt am 17. September die Rote
was scherte diesen Premier des Britischen Empire Armee ohne jede diplomatische Vorankündigung die
Moral ! polnische Grenze, brach den Widerstand der polni­
schen Grenzsicherungen und besetzte das östliche
Daß, was ein us-amerikanischer Senatsausschuß im Polen. Alles, was den Sowjets an polnischen Soldaten
Jahre 1951 noch einmal einer genauen Untersuchung in die Hände fiel, gleichgültig, ob im Kampf, ob
für wichtig genug fand, war in sich der britischen waffenlos durchs Land streifend o der ob bereits im
Regierung auch schon im Jahre 1943 bekannt. Es sei Arbeitsrock daheim, wurde gefangengenommen. Nach
aber hier noch einmal kurz in Erinnerung zurückge­ den damaligen Angaben der sowjetischen Presse gerie­
rufen, wobei zunächst die Feststellung bezeichnend ten etwa 2oo.ooo polnische Soldaten in Gefangen-
genug ist, daß sowohl die sowjetische Regierung als schaft ...........
auch die kommunistische Warschauer Regierung sich Von einer dem Völkerrecht entsprechenden Behand­
geweigert haben, diesem US-Senatsausschuß Beweis­ lung der gefangenen Soldaten war keine Rede. Der
mittel für ihre Darstellung zur Verfügung zu stellen, Oberst Grobicki ( 1932-1936 polnischer Militärattache
daß die Deutschen diese Morde auf dem Gewissen in Berlin) und der ehemalige Offiziersanwärter Ga­
hätten. Aus einer Dokumentation zum Ergebnis wiak haben vor dem Washingtoner Sonderausschuß
dieser US-Senats-Untersuchung sei daher folgendes sehr eingehende Bekundungen gemacht.
zitiert, um vor allem auch die Mentalität deutlich zu Grobicki wurde am 26. September 1939, während
machen, der sowohl das polnische wie das deutsche seine Kavalleriebrigade an der Bahnstrecke Lemberg­
Volk, ja Europa in den Jahren 1939- 1945 in Form Przemysl im Kampf mit deutschen Truppen stand,
des kommunistischen Terrorsystems und speziell in mitsamt seinem Adjutanten auf einem Ritt zum
seiner stalinistischen Prägung gegenüberstand und mit Korpsgefechtstand von einem 'eingesickerten' Trupp
der sich die westlichen Mächte im vollen Wissen um Rotarmisten überfallen und überwältigt. Er wäre ohne
diese Zusammenhänge verbündet haben: Eingreifen des Kommandoführers, der ihn als Oberst
und daher wichtigen Gefangenen erkannte, sofort er­
"Unzweifelhaft und selbst von den Sowjets nicht schossen worden, da er sich beim Sturz vom Pferde

Katyn. - Sie aUe ltarben durch Genick&chup - Opfer &owje tu che n Mordte"or&, wie er nicht nur gegen Polen Anwendung fand.

13
die Hüfte schwer verletzt hatte und, obschon mit
Kolbenstößen und Bajonettstichen angetrieben, außer­
stande war zu laufen. Nach wiederholten Vernehmun­
gen durch NKW D-Offiziere wurde er innerhalb der
nächsten Tage zusammen mit anderen Kameraden
nicht weniger als dreimal an die Wand gestellt, um
erschossen zu werden. ln jedem Fall erschien in
letzter Sekunde eine Ordonnanz mit dem Befehl: ' Die
H i n r i chtung ist a b gesagt'......

Der damals 19-jährige Offiziersanwärter Gawiak


(kam nach empfindlichen Haftbedingungen) über das
Lager Szypytowka (Sowjetunion), wo etwa 8.000
Polen und zwar Offiziere, Polizeibeamte, Soldaten,
Beamte, Gutsbesitzer und andere Zivilisten zusammen­
gepfercht waren, schließlich in das Lager Kosielsk.
Dort wurde er erneut bei einer Vernehmung bewußt­
los geschlagen und danach in eine Strafzelle gebracht.
Gawiak berichtet darüber:

'ln diesen Baracken machte ich die Bekanntschaft


mit ihren modernen und neuen Foltermethoden. Als
ich das Bewußtsein wiedererlangt hatte, brachten sie
mich in eine Zelle, die niedriger war als ich. Ich
mußte während meines ganzen Aufenthaltes in ihr
gebückt stehen. Ich konnte mich nicht setzen, weil
die Zelle bis in Kniehöhe mit Wasser gefüllt war und
mit dem Kot derer, die vor mir darin gewesen wa­
ren.... Ich blieb 24 Stunden in dieser Zelle einge­
sperrt. Als ich herauskam, konnte ich weder die
Arme noch die Beine bewegen..... Diese Prozedur
praktizierten sie vor allem an den jüngeren Gefange­
nen....'
Die Überstellung von kriegsgefangenen Soldaten an
Einer der 15.000: Ein polnucher Major
die NKW D, also ihre Behandlung als politische Ver­
brecher oder als Staatsfeinde.... ist eine von Anbeginn
geübte Praxis des bolschewistischen Systems, das aus
seiner Ideologie heraus nur Werkzeuge oder Feinde sassen des Lagers Kosielsk. Die weiteren 10.000 sind
seiner selbst kennt." nach wie vor spurlos verschwunden geblieben, doch
besteht keinerlei Zweifel daran, daß sie das gleiche
Die polnische Exilregierung in London hat mit ihrer Schicksal erlitten haben. Auch Churchill wußte das,
1946 veröffentlichten Dokumentation "Facts and Do­ war er doch bereits in den zwanziger Jahren jener
cuments Concerning Polish Prisoners of War Captured Mann, der mit größerem Eüer als andere drohend
by the U.S.S.R. during the 1939 Campaign" als fest­ und warnend auf den "blutrünstigen Bolschewismus"
stehende Tatsachen bestätigt: In den sowjetischen Ge­ und die von ihm ausgelöste "finstere Barbarei" mit
fangenenlagern in Kosielsk (etwa 5.000), in Staro­ Anführung konkreter Beispiele bereits aus jener Zeit
bielsk nahe Charkow (etwa 4.000). nahe Ostaschkow und den Massenmörder Josef Stalin hingewiesen hat­
auf einer Insel im Seligersee (6.500) waren rund te!
15.000 Offiziere und Dienstgrade der polnischen Sein Außenminister Anthony Eden beendete ftir die
Armee erlaßt, intensiven Verhören und Umerziehungs­ britische Politik mit einer Erklärung am 4. Mai 1943
tests unterworfen, dann inTransportzügen in die Nähe diese "Affaire":
von Smolensk,dann mit Gefangenen-LKWs in die
Katyner Wälder verbracht worden. Seitdem wurden "Sr. Majestät Regierung hat ihr Bestes getan, um sowohl
15.000 zur Elite des polnischen Volkes gehörende die Polen wie die Russen davon zu überzeugen, daß man
Offiziere, Ärzte, Wissenschaftler, Geistliche vermißt. diesen deutschen Manövern nicht gestatten dürfe. auch
Alle Interventionen bei den Sowjets um Auskunft nur einen Anschein von Erfolg zu erzielen. Sie hat des­
über das Schicksal dieser Menschen wurden mit halb mit Bedauern erfahren, daß infolge eines Gesuches
nichtssagenden Phrasen abgewiesen. Nur eine einzige der Polnischen Regierung an das Internationale Rote
Ausrede hatte keiner der sowjetischen Vertreter je­ Kreuz um Untersuchung der deutschen Darstellung
mals verwendet: daß nämlich diese Gefangenen nach die Sowjetregierung sich veranlaßt sah, die Beziehun­
Beginn des Rußlandfeldzuges den Deutschen in die gen zur Polnischen Regierung abzubrechen.''
Hände gefallen wären, weil man sie nicht rechtzeitig
hätte abtransportieren können. Auf diesen Dreh "Katyn -
kamen sie erst zwei Tage nach der deutschen Rund­ Ein ungesühntes Kriegsverbrechen gegen die Wehrkraft
funkmeldung über die Gräberfunde von Katyn. Die eines Volkes'' - Bebrütenreihe der Gesellschaft ftir
4.143 exhumierten Leichen waren ausschließlich In- Wehrkunde, München, Heft 4, 1952)

14
Wenige Monate später auf der Teheraner Konferenz ist, daß bis Kriegsende eine weitere M illion wird dran
besprachen "Die Großen Drei " die alliierten Kriegszie­ glauben müssen". Dieser M ann also, der sich brüskiert
le. Gab es auch Obereinstimmung in der Zerstücke­ fühlte, als Stalin die Erschießung von 50.000 deut­
lung Deutschlands und der Vertreibung von über 1 2 schen Offizieren forderte, war bemüht, weiterhin
Milli onen Deutschen aus Ostpreußen, Memelland, Millionen Tote in Kauf zu nehmen, ebenso wie sein
Posen-Westpreußen, Pommern, Ostbrandenburg, Schle­ " demokratischer" Bundesgenosse Roosevelt. Und dies
sien, Sudetenlan d sowie den Volksdeutschen aus den ging nicht nur aus ihrer gemeinsamen Politik der
übrigen osteuro Pä ischen Ländern, so forderte Stalin " Bedingungslosen Kapitulation " hervor, nicht nur aus
die Erschießung von mindestens 50.000 deutschen den Methoden ihrer Kriegrührung gegen die deutsche
Offizieren, ein Vorhaben, das bei den westlichen Part­ Zivilbevölkerung, sondern auch daraus, daß . sie
nern die gerade noch frische Erinnerung an Katyn keinerlei "Widerstands- kreisen " in Deutschland eine
und damit die sowjetische Absicht zur Liquidierung gemäßigte Alternative angeboten hatten.
der gesamten Intelligenz der "kapitalistischen Staa­ In der Tat, der Krieg hatte nichts mit dem Na­
ten" wachrufen mußte. Churchill verließ auf diese tionalsozialismus zu tun. Er wurde gegen das
Forderung hin zwar das Konferenzzimmer mit dem deutsche Volk geführt !
Bemerken, daß er die Ehre seines Volkes nicht durch
eine solche Niedertracht beschmutzen lasse, doch ließ
er sich mit dem " Kompromißvorschlag" des US-Präsi­
denten Roosevelt wieder begütigen, "nur" 49 000 zu Verwe igerte Verlängerung des britisch-polnischen
erschießen. Man erklärte schließlich, "Stalin habe ge­ Be istandspaktes
scherzt" - "und der Rest des Abends verlief ange­
nehm".
Der britisch-polnische Beistandspakt lief am 25.8.1944
Winston , Churchill, der sich angesichts dieser Stalin' aus. Bereits im Mai 1942 hatten Eden und Molotow eine
sehen Forderung entsetzt und angewidert mokierte, Übereinkunft darüber erzielt, daß sie keine einseitigen
war es aber, der seinem Kumpanen Stalin mit Vereinbarungen mit irgendeinem kontinental-europäi­
Streichholzbeispielen vorschlug, die Polen "westwärts schen Land treffen würden. Als bekannt wurde, daß die
zu bewegen, wobei es nichts ausmache, wenn sie auf 'Tschecho-Slowakei" mit der UdSSR einen Vertrag über
"einige deutschen Zehen treten" und wo " auch die Zusammenarbeit nach dem Kriege abzuschließen
Raum genug sei", da Deutschland im Zweiten Welt­ gedachte, legte das Foreign Office mit dem Hinweis auf
krieg bereits 6 Millionen Tote habe und "zu hoffen diese Übereinkunft von 1942 ein Veto ein. Stalin ver-

Auuchreitungen der Zivilbevölkerung gegen Juden vor de m Einmarsch deutscher Truppen in Le rnberg

15
wahrte sich mit dialektischem Zungenschlag gegen diese sich Großbritannien angesichts dieses sowjetischen
"falsche Interpretation" und schloß Ende November Vorgehans zumindest von seinen Verpflic �tungen auf
1943 den Vertrag in Moskau ab. Der Text enthielt die beiderseitige Absprachen mit der SoW]eturuon entbun­
Klausel1 daß dem Vertrag auch andere ost- und südost­ den fühlen und den britisch-polnischen Beistandspakt
europäische Länder beitreten könnten. Offensichtlich vom 25. 3.1939 verlängern würde , so wurden sie wie­
war hiermit der Hebel für die Sowj etisierung Osteuropas derum enttäuscht. Der Vertrag mit Polen hatte seinen
unter Ausschluß der Westmächte geschaltet worden. Dienst mit der Entfesselung des Krieges gegen Deutsch­
Großbritannien schwieg. Wenn die Polen hofften, daß land getan - er wurde nicht verlängert !

Brest-Lito wsk am 22. 9. 1 939 : ru11ische Panzer während der deutsch-russuchen Parade vor General Guderian und dem
so wjetuchen Brigadege neral Kruvoschen anläplich der Bese tzung der Demarkationslinie

Weittra g e n d e Bes c h l üs s e i n Tehera n

Am 4.7.1943 fiel Sikorski einem mysteriös gebliebenen hinter die Molotow- Ribbentrop - Linie zu fliehen .
Flugzeugunglück zum Opfer. Mikolaj czyk übernahm den Im Geb iet von Glebokie morden kommunistische Parti­
Posten des polnischen Ministerpräsidenten. Ende August sanen die Polen. l m N owogrodek-Gebiet rotten Partisa­
1943 empfing er einen Bericht polnischer Partisanen aus nengrüppen "Stalincy" und "Msciciele" ( Rächer) ge­
Warschau : nannt, die Pole n aus .
Reguläre sowjetische Truppen operieren in den Gebieten
"Im Bezirk Bialystok wurde fast die gesamte polnische von Baranovicze, Nowogrodek und Slonim . Ihre Haltung
Intelligenz von kommunistischen Agenten ermordet . zu den Polen ist feindlich.
Diese Politik wurde nicht nur gegenüber einzelnen ange­ In Wolhynien arbeiten sowjetische Partisanen mit den
wendet, sondern auch gegenüber ganzen Familien unge­ polnischen Banden von Kmicic zusammen. Vom II. J uli
achtet des Alters und Geschlechtes . Dies geschah ent­ bis heute ermordeten sie alle Polen in den Kreisen
sprechend einer Liste systematisch, und zwar an allen Kowel, Wlodzimierz und Horochow . N unmehr haben sie
Orten gleichze iti g . I n Bialystok selbst wurden 1 .25o Per­ sich in die Provinzen Tarno pal und Lernberg ausgebrei­
sonen ermordet, während die in der gesamten Provinz tet . Ukrainer fordern die Polen unter Androhung der
liquidierten Personen auf 6.500 geschätzt wurden. Todesstrafe zum Verlassen dieser Gebiete auf. ln Wilna
l n Wolhynien dauerte die Liq uidat ion von Polen erbar­ sind die überlebenden Polen tief unglücklich. D ie jünge­
mungslos an. Ukrainer ergehen sich in blutigen Massa­ ren Polen haben sich unseren Partisanen - Organisationen
kern. Die Polen wurden daran gehindert, westwärts angeschlossen. "

16
Angesichts zahlreicher ähnlicher Schreckensnachrich­ " I ch sagte dann mit e i n i ge m N achdruck zu M r . Eden,
ten der polnischen Untergrundeinheiten über das sowj e­ daß mein Herz n icht brechen wird a n gesichts der Abtre­
tische Vorgehen sandte die polnische Regierung eine t u ng e i n es Te i l es von Deutsc h l a n d an Po l e n oder a n ge­
Note an die Allüerten. Sie blieb natürlich unbeantwor­ sichts vqn Le m be rg . ' '
tet. Mikolajczyk bat Churchill vor der Abreise nach
S o behandelte Churchill, der Mitschöpfer der Atlantik -
Teheran um eine Aussprache. Sie wurde verweigert.
Charta, seinen treuen Verbündeten, dessen "Unabhängig­
Auch Roosevelt ging jedem Gespräch mit den Polen aus
keit" ihm angeblich teuer genug war, einen Krieg auszu­
dem Weg.
lösen und ihn zum Weltkrieg auszuweiten.

Winston Churchill auf der Teheraner Konferenz am Mit Streichholzbeispielen demonstrierte der Premier
28.11.1943: des Britischen Imperiums, wie einfach die Vertreibung
von Millionen von Menschen sei. Wußten diese Männer,
" N ach de m Essen a n d i esem ersten Abend, als wi r worüber sie entschieden? US-Präsident Roosevelt frug
gerade d u rc h den R a u m sch le nderte n, führte ich Sta l i n Stalin, ob Ostpreußen und die deutschen Gebiete östlich
zu m Sofa u n d sch l u g vor, da rüber z u sp rechen, was nach der Oder so groß seien wie die polnischen Gebiete, die
de m gewo n nenen Kriege geschehen so l l e . . . von der Sowj etunion gefordert würden. Stalin antworte­
te, er wüßte es nicht. Roosevelt : " Ob eine freiwillige
I ch sch l u g vor, wi r so l lten über d i e po l n ische F rage Umsiedlung dieser Leute möglich sei? " Stalin versicher­
diskuti eren. Er sti m mte zu u nd bat m ich zu begi n nen . te : " Durchaus möglich ! " Die Frage j edoch war nur für
Po len wa r ja wicht i g für u ns . N ichts jedoch war wichtiger die Akten bestimmt. In Wirklichkeit hatte Roosevelt es
als die Sicherheit der russischen Westgrenze . . . dem tschechischen Exil-Präsidenten Eduard Benesch am
Persö n l ich da chte ich m i r, da ß Po l e n sich westwä rts 12. 5.1943 längst anvertraut - zu einem Zeitpunkt , als
bewegen so l le, wi e So ldaten, d i e zwei Sch ritt nach l i nks Stalin seine letzten Absichten noch nicht bekanntgege­
aufsch l ieße n . Wen n Po len dabei auf e i n ige deutsche ben hatte -, daß eine Vertreibung von 12 bzw. 18
Ze he n trete, so kön nte man dies zwa r n i c ht verhi ndern, Millionen Deutschen aus ihrer östlichen Heimat "die
aber es müsse e i n starkes Po len geschaffen werden . . . Zahl der Deutschen durch diesen Transfer wesentlich
reduzieren würde. " ( E .J . Reichenberger "Fahrt durch
'Wo l l e n wi r versuchen ', frug ich, 'die G ren z l i n ie n zu besiegtes Land " S.8) .Man gab sich zufrieden, galt es
ziehen ? ' doch, möglichst viele Deutsche umzubringen ! Und ob­
'J a'. gleich es auf der Teheraner Konferenz jenen bekannten
' I ch bi n vo m Pa rla ment n icht ermächtigt, a be r wie ich Disput über Stalins Kriegszielforderung : Erschießung
gla u be, hat der Präsident G renz l i n i en zu z i e hen .. . ' von mindestens 50.000 deutschen Offizieren gab, den
Stal i n frug, ob das po l n i sche Pro b l e m o h n e po l n ische Roosevelt dann mit der Reduzierung auf 49. 900 zu
Bete i l i gu n g e ntschieden werde n so l l e. I ch sagte 'J a ' . beenden verstanden hatte, hob zum Ende dieser Konfe­
Dann de monstrierte i c h mit H i lfe v o n d rei Stre i c h h ö l ­ renz Churchill sein Glas zum Toast auf Stalin mit den
zern mei ne I dee von d e r Westbewegu ng Po lens. D as Worten : " Stalin sei es wert, ' Stalin der Große ' genannt
gef iel Sta l i n . '' zu werden. "

Unterzeichn uns des britisch-polnischen Militämbko mmens am 5. August 194o in London.


Von lks .• n.r. Lord llalifax, R.aczinski, Geneml Sikorski, W.Churchill, Zaleski und Attlee

17
IIS i e haben a n z u n eh m e n ''

In Anwendung der Teheraner Beschlüsse strich der da ß sie se h r u n k l ug ha nde l n wü rde n, we n n s i e sie von der
britische Zensor in allen - auch den polnischen - Hand wi ese n. I c h rate i hnen anzu nehmen, auch wen n sie
Sendungen über BBC jeden Hinweis auf Lernberg und Le rnberg n i cht beko m men . . . "
Wilna als polnische Städte, sowie Hinweise auf die
Atlantik-Charta in Zusammenhang mit Ostpolen. Die In einer schließlich am 20 .1.1944 anberaumten Konfe­
britische Regierung schwieg weiter. Auch Roosevelt renz erklärte Churchill seinen polnischen Freunden : Er
wünschte - angesichts der bevorstehenden Wahlen ! - betrachte die Curzon-Linie als gerechte polnische Gren­
nicht auf die Teheraner Beschlüsse angesprochen zu ze. Großbritannien hätte lediglich die westliche Grenze
werden. Niemand nahm Anteil an den polnisch-sowjeti­ Polens garantiert. Weder die USA noch Großbritannien
schen Beziehungen; die polnische Regierung stand grau­ würden der polnischen Ostgrenze wegen in einen Krieg
sam isoliert. ziehen. Die am 30.7 .1941 angebotene Garantie, "keine
territorialen Veränderungen anzuerkennen, die sich in
Wie Churchill sich einsetzte, formulierte er selbst am Polen seit August 1939 zugetragen haben ", wäre hinfäl­
1 . 1 2 . 1 943 : lig. Polen werde im Westen bis zur Oder-Linie Kompen­
sationen erhalten.
" N u n me h r k a m ich noc h m a l s a u f Po len zu rück. I c h
erk l ä rte, e s se i m i r n i c ht u m e i n e feste Vere i n ba r u n g z u "Ich möchte, daß die polnische R egierung die Curzon­
t u n , i c h sei a u c h sel bst noch n i cht vö l l i g ü be rzeugt ; Linie ohne Lernberg als · Basis für die Gespräche mit den
de n noch hätte ich gern ei ne sch r ift l iche U nterlage. D a n n Russen annimmt . . . Sie haben dies nicht nur als Notwen­
sch l u g ich fol gende For m u l ieru ng vo r : digkeit anzunehmen, sondern Sie haben es gleicher­
" Ma n ist d e r M e i n u ng, da ß s i c h d a s Territo r i u m des maßen begeistert anzunehmen, denn es ist eine Lösung
po l n i schen Staates u nd des po l n ischen Vo l kes im Pri n z i p des polnischen Problems im großen Rahmen . Dies wird.
u ngefä hr zwi schen d e r sogena n nten Cu rzon- L i n ie u nd nicht nur im Interesse Polens gefordert, sondern im
der Oder erstreck e n so l l , u nd zwa r u nter E i nsch l u ß Interesse aller Vereinten Nationen . Sie werden Ko mpen­
Ostpre u ßens ( n ach der vor l i egenden Defi nition ) u nd sationen bis zur Oder und Ostpreußen erhalten. Die
Oppe l ns; d i e e i ge n t l i c he G re n z z ie h u n g erfo rde rt jedoch Deutschen dieser Gebiete werden vollständig ausgetrie­
we iteres e i n gehendes Stud i u m u nd mög l icherweise an ben werden müssen. Daher empfehle ich, diese Lösung
e i n igen Pu n kten Bevö l keru ngs- U msied l u ngen . " . . . anzunehmen, da ich sie als gerecht ansehe . . .
Sta l i n zeichnete e i n e Li n i e i n d i e Karte e i n m it den Der Krieg kann nicht ohne Rußland gewonnen werden.
Worte n, R u ßl a n d brauche den e i sfreien H afe n Kön i gs­ Unsere Bomber allein werden ihn nicht gewinnen . . .
berg. D a n n säße R u ßla nd i m N acken Deutsc h l a n ds. Nach dem Krieg werden die Russen konservativer wer­
We n n er Kön i gsberg erha lte, sei er du rchaus wi l l ens, den . . . "
me i ner Formel über Po l en zuzust i m men . I ch kam a u f
Lernbe rg zu rück . Sta l i n erwi derte, er werde d ie Unter Verleugnung aller objektiven geschichtlichen
Cu rzo n- L i n i e a kzeptiere n . " Zusammenhänge erklärte Winston Churchill im briti­
schen Unterhaus am 22.2.1944:

" Zwe i m a l zu u nsere n Lebzeiten wu rde R u ßland gewa lt­


Irgendwie mußte den Polen der englisch-sowjetisch­
sa m vo n Deutsc h l a nd a ngegriffe n . Viele M i l l ionen
amerikanische Wille dennoch beigebracht werden.
Russe n wu rde n ersc h lagen u nd we ite Te i l e russischen
Churchill sandte seinem Außenminister Eden am
Bodens als E rgeb n i s wiederho lter deutscher Aggression
30.12.1943 ein Telegramm :
verwüstet . R u ßl a n d hat das Recht, sich gegen zukünfti ge
Angriffe aus dem Westen zu sichern , u nd wir sehen
" I ch g l a u be, es ist a n d e r Ze it, da ß S i e m i t d e n Po l e n ge meinsa m zu, da ß es diese Si cheru ngen er hä lt, n icht n u r
�as Pro b l e m i hrer k ü nft igen G renzen erörte r n . Sagen S i e k raft sei ner Waffe n, sondern m it B i l l i gung u nd Zustim­
1 h nen, e s geschehe a u f me i nen a u sdrück l ichen Wu nsch . . . m u ng der Vere i nten N atione n . "
Ze igen Sie i hn e n d i e Formel u nd a u f ei ner Landkarte d i e
u ngefä h re G renz l i n i e i m Oste n u nd i m Westen d ie Nicht n ur log Churchill, was die Ursachen und Anlässe
�derl i n i � einsc h l ießl ich des Regieru ngsbezirkes O ppel n . für die militärischen Auseinandersetzungen von 1914-1918
.
S 1 e be kamen derart e i n e herrl iche H e i m at von fünf- b i s und 1941-1945 waren, sondern er log auch im Hinblick
sechshundert K i l o meter Lä n ge u nd B reite. D ie Küste auf die Möglichkeiten, Voraussetzungen und humanitä­
w� re, a u c h we n n s ie erst west l ic h Kön i gsbergs begi n n e n ren Grundsätze für zukünftige Friedenssicherungen.
wur � e, fast zwe i hu ndertfü nfz i g K i l o meter la ng. O bwo h l Denn das wußte auch er : Vertreibung, Mord, Raub,
e s s1ch vorerst n u r u m se hr u ngefä h re Vorsc h l ä ge han­ Expansion können keine geeigneten Friedenssicherungs­
de lt, müsse n sich die Po l e n de n n och darüber klar se i n , Maßnahmen sein !

18
Man wußte also in den Londoner Ministerien genau,
was den Polen bei ihrer "Befreiung" bevorstand.
Im übrigen propagierte die britische Regierung in­
zwischen die Curzon-Linie mit Stalin'schen Veränderun­
Abl e n k u n g der Öffent l ic h keit gen. Mit Bedacht auf die polnischen Wählerstimmen
schob Roosevelt seinem Busenfreund die Aufgabe zu,
den exilpolnischen Widerstand zu brechen.

Am 29. 2.1944 gab das britische Informationsministe­


rium eine Note an alle höheren Beamten und die
Gestalter der öffentlichen Meinung in Umlauf, durch die
sie angewiesen wurden, von den zu erwartenden Greueln
der nach Mitteleuropa vorstoßenden Roten Armee durch
eine "gegen den Feind gerichtete Greuelpropaganda
abzulenken":

"Sir,
I ch b i n vo m M i n i ste r i u m angewi ese n , I h nen den fo l gen­
den R u ndbrief zu übersende n :
Es ist oft die Pfl icht guter B ü rger u nd fro m mer Christen ,
e i n Auge zuzu machen gegenüber Beso nderhe iten j ener,
die mit u ns verbündet sind. Aber es ko m mt die Zeit, da
so lche Besonderheiten, wä h rend sie noch i n der Öffent­
l i chkeit ge leu gnet werden , berücksicht igt werden müs­
sen, we n n e i ne Stel l u ngna h me von u ns gefo rdert wi rd.
Wi r ke nnen d i e vo m bo l schewi stischen D iktato r a n ge­
wa ndte n Herrschaftsmethoden in R u ßl a n d sel bst, u nd
zwa r d u rch die Artikel u n d R eden des Pre m i er m i n i sters
persönl ich im Ver l a u f der l etzten zwa n z i g J a h re. W i r
wi ssen, wie d i e Rote Armee s i c h i n Po len 1 920 ver h ielt
und i n F i n n la nd, E st l a nd, Lita u en, G a l i z i e n u nd Bassa ra­
bien erst k ü rz l i c h .
Wi r müsse n d a h e r i n Rech n u ng ste l l e n , wie d i e R ote
Armee sich sicherl ich verha lten wi rd, wen n sie Zentra i ­
E u ro pa überrennen wi rd. We n n n icht Vorsichtsma'ßna h ­
m e n i n Angriff gen o m men we rde n, da n n we rden d i e
augenschei n l ich u nverme i d l ichen Sch recke n, d i e s i c h Ser bische Soldaten und Zivilisten in Nuch grü{Jen mit
ergebe n, e i ne u n passende Belastu ng a u f d i e öffent l iche de m deutschen Gru{J (14.4. 1941)
Mei n u ng in ,d iese m Lande werfen . Wir k ö n n e n d ie
Bolschewi ste n n i cht reform iere n, aber wir kön n e n u nser
Bestes tu n, um sie - und u ns - vo r den Konsequenzen
i h res Hande i n s zu retten . D i e E nt h ü l l u nge n des l etzte n
Vi erte ls ei nes Jahrhu nderts geben led i g l ich n i cht über­
ieugende Verl eugn u n ge n wieder. Die ei nz ige Alternat ive " R atsc h l äge" der britischen Regieru ng
zu r Ve rleugn u n g ist, d i e öffentl i che Auf merksa mkeit
vo n de m ga nzen Thema a bzu l en ke n .
E rfahru n g hat gezeigt, daß d i e beste Ab l e n k u n g e i n e
gegen de n F e i n d gerichtete G reu e l p ro paga nda ist . U n ­ Ende Juli 1944 flog Mikolajczyk nach Moskau. Er
glück l icherwe i se ist die Öffentl ichkeit n icht m e h r so erhielt vor seiner Konferenz mit Stalin und Molotow
empfä ngl ich wie i n den Tagen der " Leichen - F abriken " , vom dortigen britischen Botschafter Kerr folgende Rat­
der "verstü m melten be l g ischen Ki nder" u n d d e r "ge­ schläge, die nach Auffassung der britischen Regierung
kreuz igte n Kana d ier" . seine Position "stärken" sollten :
I h re Zu sa m menarbeit ist daher ernsthaft erbete n, u m d ie
öffentl i che Aufmerksa mkeit von den Taten der R oten a ) " D i e U mbi l d u n g der po l n i schen Regi eru ng i n der
Armee abzu l e n ken, u nd zwa r du rch I h re vo l l e U nterstüt­ We ise, da ß gewi sse E l e mente, die hier als rea kt i o n ä r u nd
zung der verschiedena rt igsten Ank lagen gege n d ie Deut­ antisowj et i sc h a n gesehen werde n, a uszusc h l ießen s i n d .
sche n und J a paner, we lche bereits vo m M i n i ste r i u m i n b) D i e Anerke n n u n g der Cu rzo n - L i n ie a l s Ausga ngs­
Umlauf gebracht wo rden sind u nd we iter i n U m l a u f pu nkt für Ve r ha n d l u n ge n .
gebracht werde n . c) Zu rückziehen d e r Behauptung, da ß d i e M assen morde
I h re zu m Ausdruck gebrac hte Anscha u u ng i n d i esen vo n Katyn von R ussen bega ngen wo rden si nd . . . Der
D i n gen möge a ndere überzeuge n . e i nfachste Weg, aus d iese n Schwi e rigke iten herauszu­
I ch bi n, Si r, I h r ergebener D i ener, ko m men, wä re die Anerk e n n u ng der G utachten der
gezeichnet H. Hewet, Assista nt Secretary sowjet i schen Ko m m i ssio n , d ie dieses Verbrechen u nter­
Das M i n iste r i u m ka n n in keinerlei Korrespondenz über suc ht hat .
diese Mitte i l u n g, we lche n u r verantwo rt l ichen Persön­ d) E i ne A rt Arrangement m it dem po l n isc hen Kom itee
l ichke iten eröffnet werden so l lte, e i n ge h en . " der nati ona l e n Befre i u ng . "

19
... I ch schob den Zettel Stalin zu, der mittlerweile die
Übersetzung gehört hatte. Eine kleine Pause trat ein.
Dann ergriff er seinen Blaustift, machte einen großen
Keine Konsequenzen aus dem Warschauer Aufstand
Haken und schob uns d«!�S Blatt wieder zu. D ie ganze
Sache beanspruchte nicht mehr Zeit als sie zu schildern.
Natürlich hatten wir unsere Haltung lang und sorgfältig
Am 29. 7 . 1944 rief der Moskauer Rundfunk zum Auf­ überlegt; auch handelte es sich nur um eine momentane
stand in Warschau auf. Hätte die polnische Untergrund­ Kriegsmaßnahme. Alle größeren Fragen stellten beide
bewegung nicht sofort auf diesen Appell reagiert, so Seiten für die, wie wir damals hofften, auf den Sieg
wäre sie von der roten Propaganda noch intensiver als folgende Friedenskonferenz zurück.
" Handlanger des Faschismus" diffamiert worden . Mos­ Diesmal trat ein langes Schwei gen ein. Das mit Bleistift
kau hätte diesen " Beweis" präsentiert, daß alles Gerede beschr iebene Papier lag in der Mitte des Ti sches. Schließ-
von der Londoner Polen-Regierung über ihre Unter­ 1 ich sagte ich :
grundbewegung erfunden sei. Das NKWD hätte ein
leichtes Spiel gehabt, die nationalen , auf die Londoner " Könnte man es nicht für ziemlich fr ivol halten, wenn
Exilregierung vereidigten Widerstandsgruppen in aller wir diese Fragen, d i e das Schicksal von Millionen Men­
Stille zu liquidieren . schen berühren, in so nebensächlicher Form behandeln?
Wir wollen den Zettel yerbrennen."
Bekanntlich blieb die Rote Armee am östlichen - " Ne in, behalten Sie ihn", sagte Stalin ...
Weichselufer Gewehr bei Fuß stehen und ließ die Auf­
ständischen sich in einem zweimonatigen Kampf verblu­ Polen war auf diesem Zettel schon gar nicht mehr
ten. Vergeblich protestierte Churchill dagegen , daß erwähnt, es war schon zu 100% abgeschrieben .
Stalin sich sogar weigerte, britischen Hilfsflugzeugen Anläßtich der Moskauer Konferenz vom 14.10 .1944
Landeerlaubnis im sowjetischen Machtbereich zu ertei­ weigerte sich Mikolaj czyk gegenüber Churchill, sein eige­
len. - Konsequenzen zog er nicht ; er erwog sie noch nes Todesurteil, das in Teheran bereits gefällt worden
nicht einmal. Die westlichen Pacht- und Leihlieferungen war, auch noch freiwillig zu unterzeichnen .
an die Sowjetunion wurden weder gestoppt noch einge­
schränkt, noch ihre Unterbrechung angedroht. Die briti­ Churchill : " Das Lubliner Komitee sollte bevorzugt an
sche Presse schwieg entsprechend der zitierten Anwei­ dieser Regierung beteiligt werden . "
sung des britischen Informationsministeriums zum War­ Stalin : " Ihr Plan hat zwei große Schwächen : einmal
schauer Aufstand . ignoriert er das Lubliner Komitee, das in dem durch die
russische Armee befreiten Teil Polens so gute Arbeit
geleistet hat, und zweitens läßt er die Anerkennung der
Curzon-Linie vermissen, ohne die keine polnische Regie­
rung zu Rußland in Beziehung treten kann. Der Rest des
Von den " F reunden" verlassen · Planes ist vielleicht annehmbar; aber diese beiden Punkte
müssen berichtigt werden. "
Churchill : " Ich sehe hier eine Möglichkeit zur Ver­
ständigung. Was die Gren zfrage angeht, so muß ich im
Am 9.10.1944 konferierte Churchill mit Stalin in Mos­
Namen der britischen Regierung sagen, daß in Anbe­
kau über Osteuropa :
tracht der schweren Verluste, die Rußland erlitten hat ,
und angesichts der russischen Mithilfe bei der Befreiung
" Da mir der Moment günsti g erschien, um d i e Dinge
Polens die Curzon- Linie als Polens neue Ostgrenze aner­
entschlossen anzupacken, sagte ich :
kannt werden sollte. Für das im Osten verlorene Gebiet
" Lassen Sie uns unsere Angelegenheiten im Balkan
wollen wir Polen mit Ostpreußen und einem Teil Schle­
regeln. I hre Armeen sind in Rumänien und Bulgarien.
siens entschädigen. Alle seine Wünsche sollen befriedigt
Wir haben dort I nteressen, Miss ionen und Agenten.
Lassen Sie uns do rt nicht in kleinlicher Weise gegenein­ werden : es soll einen Zugang zum Meer haben , einen
ander arbeiten. Um nur von Großbr itannien und Ruß­ guten Hafen und wertvolle Bodenschätze.
land zu sprechen, was würden Sie dazu sagen, wenn Sie Der neue polnische Staat wird keine Fiktion sein, wie
in Rumänien zu neunzig Prozent das Übergewicht hätten Versailles sie sich ausdachte, sondern eine wirkliche,
und wir zu neunzig Prozent in Griechenland, während solide nationale Heimat, in deren Grenzen die Polen in
wir uns in Jugoslawien auf halb und halb einigten ? " Geborgenheit urid Wohlstand leben können . Was ich
Während das übersetzt wurde, schrieb ich auf ein halbes soeben gesagt habe, werde ich bei Friedensverhandlun­
Blatt Pa pier : gen wiederholen, falls man auf meine Stimme Wert legen
Rumänien : sollte. "
Rußland . . . . . . ...... . . 90% Mikolajczyk (zu Stalin ) : "Sie werfen mir vor, ich
Die anderen .. . .. . . . . 1 0%
.
ignoriere das Lubliner Komitee. Sie aber ignorieren die
Griechenland : polnische Regierung, die seit fünf Jahren ununter­
Großbritannien ....... 90% brochen gegen die Deutschen kämpft, die starke Heere,
(im Einvernehmen mit den USA) eine Flotte und Luftstreitkräfte aufgestellt hat und nun
Rußland .............. 1 0% an allen Fronten im Kampfe steht . "
J ugoslawien . . ..... 5 0 - 5 0%
Ungarn . . . . . . . . . . . . 50 - 50% " Sie aber haben von der guten Arbeit des Lubliner
Bu lgarien: Komitees gesprochen . Dieses Komitee hat es zugelassen :
Rußland . . . . ..... . ... . 75% daß Soldaten der polnischen Heimatarmee, die der
Die anderen .... . ..... 25% Roten Armee bei der Befreiung Polens geholfen haben,

20
verhaftet und deportiert wurden. Nennen Sie das gute Sie die Grenze nicht akzeptieren, sind Sie für immer
Arbeit? " ausgeschaltet. Die Russen werden Ihr Land überschwem­
Stalin (lachend ) : "So etwas kommt überall vor . " men und Ihr Volk liquidieren . Sie stehen am Rande der
Mikolajczyk : "Ich kann die Curzon-Linie nicht akzep- . V emichtung" !
tieren. Ich habe nicht das Recht, 48 Prozent meines
Landes mit fünf Millionen Einwohnern abzutreten . " . . . über die Moskauer Besprechung wurde am 21. Oktober
Churchill : " Dann geben Sie wenigstens zu, daß die 1944 folgendes offizielle Schlußkommunique veröffent­
Curzon-Linie die de-facto-Grenze ist. Später, auf der licht :
Friedenskonferenz, können Sie ja dann um Abänderung
nachsuchen. " "l n den Besprechungen wurden in der Richtung auf
Stalin : " Das eine möchte ich sofort klarstellen : Was eine Lösung der po l nischen Frage, die zwischen den
Mr. Churchill soeben von einer eventuellen späteren Regierun ge n der UdSS R und Großbritanniens gründlich
Abtretung sagte, ist für die Sowjetunion unannehmbar. besproche n worden ist, bedeutsame Fortschritte erzie lt
II
Wir ändern unsere Grenzen nicht nach Wunsch und
Laune. "
Mikolajczyk : " Beabsichtigen Sie, nach dem Kriege aus Churchill in einer zweiten Konferenz am gleichen Tage
Polen einen kommunistischen Staat zu machen? " zu Mikolaj czyk :
Stalin : " Nein, keineswegs. Der Kommunismus paßt
nicht zu den Polen. Sie sind zu individualistisch, zu
"Sie sind . keine Regierung, wenn Sie unfähig sind,
nationalistisch. Polens künftige Wirtschaft dürfte auf
Entscheidunge n zu fäll en. Sie si nd ein abgestumpftes
privatem Unternehmertum basieren, denn es wird zu den
Volk, das Europa zu ruinieren wünscht. Ich werde Sie
kapitalistischen Staaten gehören. Es gibt kein Zwischen­
Ihre n eigenen Schwierigkeiten überlassen. Sie habe n
system. Der Kapitalismus kann viele Formen annehmen
keinen Sinn für Verantwortung, wen n Sie Ihr Volk zu
und den verschiedenartigsten Kontrollen unterstehen.
Hause preiszugeben wünschen und gegenüber dessen
Aber was nicht Kommunismus ist, ist Kapitalismus. "
Leiden indifferent sind . Sie kümmern sich nicht um die
Mikolaj czyk : "Werden Sie der ko mmunistischen Partei
Zukunft Europas; Sie haben nur Ihr miserables Se l bst­
in Polen verbieten, nach dem Kriege eine Revolution
interesse im Sinn. Ich werde die anderen Polen herbei­
anzustreben ? "
rufen müssen, und diese Lubliner Regierung mag sehr
Stalin : "Jawohl, das werde ich. Polen soll von ideologi­
gut funktionieren. Sie wird die Regierung sein . Es ist ein
schem Hader verschont bleiben . Aber es gibt Leute -
krimine l l er Versuch Ihrerseits, die Übereinkunft der
sowohl links wie rechts -, die wir im politischen Leben
Alliierten durch Ihr "Liberum Veto" zunichte zu
Polens nicht dulden können . "
machen. Es ist Feigheit von Ihnen . . . "
Mikolajczyk : "Aber, Marschall, man kann nicht diktie­
"Sie sind abso l ut unfähig, Tatsachen ins Auge zu sehen.
ren, wer in der Politik eines Landes nicht mitmachen
Niema ls in meinem Leben habe ich solche Leute ge­
darf, wenn hinter dem Betreffenden eine Partei steht. "
s eh e n ! "
Stalin sa h ihn an, "als habe er einen Wahnsinnigen vor
Churchill in seinen Memoiren über diese Moskauer
sich", und brach die Unterredung ab . Churchill wollte in
Konferenzen :
Moskau unbedingt zu einer Einigung kommen , und so
versuchte er nochmals, Mikolajczyk umzustimmen. Es
kam zu einer erregten Auseinandersetzung.
Churchill: "Wenn Sie die Curzon-Linie als künftige "Bei der Abreise von diesen äu ßerst interessanten
Grenze annehmen, können Sie vielleicht von Stalin noch vierzehn Tagen, in denen wir dichter an unseren sowjeti­
einige andere Konzessionen erreichen. Was spielt es für
schen Verbündeten herankame n als jemals zuvor - oder
eine Rolle, wenn Sie die Unterstützung von einigen überhaupt seitdem - schrieb ich Stalin :
Polen verlieren. Denken Sie daran, was Sie damit für "Ede n und ich sind aus der Sowjetunion erfrischt und
Polen gewinnen. "
gefestigt von den Diskussionen, die wir mit Ihnen,
Marschal l Stalin, und mit Ihren Kollege n hatten, zurück­
Mikolaj czyk : " Und welche Garantie habe ich, daß die
gekehrt. Dieses denkwürdige Treffen in Moskau hat
Unabhängigkeit dessen, was nach so einem Handel noch
gezeigt, daß es nichts gibt, was zwischen uns nicht
von Polen übrigbleibt, respektiert wird? "
gerege lt werden könnte, wenn wir einander in offener
Churchill : " Vergessen Sie nicht , daß Großbritannien
und vertrauter Diskussion begegnen ... " (Churchi ll:
und die Vereinigten Staaten dafur sorgen werden, daß
Triumph and Tragedy, Boston 1 953, S . 242/243)
die Unabhängigkeit Polens geachtet wird ! "
Mikolajczyk : " Trotzdem kann ich der Forderung nicht
nachgeben. Territoriale Fragen müssen vom ganzen Volk Am 2.11.1944 bot die britische Regierung in einer Note
entschieden werden. " an die exilpolnische Regierung eine anglo-sowjetische
Churchill: "Wenn Sie auf Ihrer Starrköpfigkeit behar­ Garantie für das neue polnische Gebiet einschließlich
ren, wird die britische Regierung die Sache einfach Stettin an, mit der Aussicht auf Übernahme dieser
aufgeben. Wegen Zänkereien zwischen Polen lasse ich Garantie durch die UNO . Mit dieser vagen Garantie - sie
nicht den Frieden Europas gefährden. Sollte es zum war mit Stalin nicht einmal abgesprochen - wurden

Ausbruch eines neuen Krieges kommen, der mindestens jedoch Auflagen verbunden : Mikolajczyk solle nach
25 Millionen Menschen das Leben kosten wird, dann ist Moskau fliegen und ein übereinkommen mit dem Lub­
Polen dafür verantwortlich! " liner Komitee zustandebringen, andernfalls Churchill

Mikolajczyk : " Nun weiß ich endlich, daß das Schicksal "alles als beendet betrachtet u nd nicht zögert, sich
Polens in Teheran besiegelt worden ist . " gegen ihn zu ste l l en " ... Ich werde Stalin tel egraphieren,
Churchill : .. Gerettet worden ist es in Teheran ! Wenn und lasse dan n kommen was mag. "

21
Juden im Ghetto Lodz 1 941

D i e E nts c h e i d u n g ü ber Po l e n

In der Konferenz von Jalta ( Februar 1945) begünstigten Zwei Monate später unterzeichneten Stalin und Bierut,
Roosevelt und Churchill wie in Teheran die Curzon­ nachdem 1 6 fuhrende polnische Politiker heimtückisch
Linie ; sie baten Stalin sanft um eine " Geste " : Er möge verhaftet worden waren, entgegen den Jalta-Beschlüssen
doch bitte Lernberg und die galizischen ölgebiete ent­ einen Freundschafts- und Beistandsvertrag. Dieser Ver­
sprechend der Grenzziehung von 1919 bei Polen belassen. trag unterstrich die von Stalin geplante Dauerhaftigkeit
Aber dann fanden sie sich stillschweigend mit den der " provisorischen Regierung". Erneut wurde Mikolaj­
sowj etischen Forderungen ab. Niemand erwähnte auch czyk gedrängt, nach Moskau zu fliegen und alle sowjeti­
nur beiläufig die Schwierigkeiten der Umsiedlung von 4 schen Bedingungen anzunehmen, "selbst wenn sie unbe­
bis 5 Millionen Polen aus den östlichen Territorien. friedigend sein sollten ". Die Vorzeichen seiner dies­
Roosevelt versicherte, er und Churchill würden nach maligen Reise waren ähnlich wie bei den bisherigen
Errichtung einer provisorischen Regierung in Warschau Moskau-Besuchen :
der exilpolnischen Regierung die Anerkennung ent­
ziehen und deren Vermögen der neuen Regierung über­ " 1 941, gerade a l s der po l ni sche Pre m ier m i n i ster S i ko rski
geben. Unverfroren begrüßten Roosevelt und Churchill in Moskau ankam, wu rde p l ötz l ich verkündet, daß a l l e
die Vereinbarungen von Jalta als die "bestmögliche Po l e n von u k r a i n ischer oder wei ßrussischer H erku nft a l s
Lösung, deren Durchführung Polens Freiheit und Unab­ sowj et i sche Staatsbürger betrachtet würden u nd nicht a l s
hängigkeit bedeute' ' . Po l e n . A l s s ic h später M i ko l ajczyk a u f d e m Weg zu m
Die Auslieferung Polens unter die kommunistische erste n Besuc h nach K ri egsausbruch von Lo ndon nac h
Kolonialherrschaft war widerspruchslos, ja ohne eine Moskau befa nd, wu rde das Lubl i ner Kom itee gegründet .
Geste des Widerstandes genehmigt. Die exilpolnische Als er sich a u f dem Weg zu se inem zwe iten Besuc h
Regierung blieb im Jalta-Kommunique unerwähnt. befa nd, wu rde d i e Lu bl iner Regieru ng formal a nerkannt;
u nd k u rz bevor Mo lotow Moskau ver l ie ß, um a n der
Alle polnischen politischen Parteien verurteilten die Ko nferenz in Sa n F ranc isco te i l zu nehmen u nd d ie po l n i ­
Jalta-Entscheidungen. Die britische und us-amerikani­ sc he F rage m i t m i r ( Tru m a n ) zu d iskutieren, u nte rzeich­
sche Presse dagegen war voll des Lobes über diese nete die UdSS R i h re n 20-J a hr- Pakt m it de m Lubl i ner
Beschlüsse. Und der " große Staatsmann " Winston Chur­ Regi me . . . M i ko laj czyks ( j etzige ) Mission wu rde kom­
chill e.rklärte noch am 27 .2 .1945 im britischen Unter­ pl i z iert und erschwe rt, als Radio Moskau a m 14. J u n i
haus : ( 1 945) verkündete, d a ß das E rm itt l u ngsverfahren gegen
d i e 1 6 verhaftete n F ü hrer a bgeschlossen sei u nd da ß sie
" I ch kenne k e i n e Regieru ng, d i e fester h i nter i h ren ba l d vor das o berste sowj et i sche M i l itärgericht gebracht
Verpfl ichtu nge n ste ht, a ls die sowj et i sche Regieru ng. " we rden wü rden . "

22
Sämtliche bisherigen Erfahrungen mit den Sowj ets sehen Regierung die Anerkennung.
wurden übersehen. Die am 28.6.1945 begründete " Regie­
rung der nationalen Einigung" unter dem Staatspräsiden­ " A l l e Kab i n ettsmitgl ieder u nd ho hen Pe rsö n l ichkeiten,
ten Bierut setzte sich aus 14 Ko mmunisten des Lubliner Präsident Raczk iewi cz e i n beg riffen, d i e bislang d i plo ma­
Komitees und 2 Polen zusammen. Mikolajczyk erhielt tische Privi legien genossen, hatten sich nu n me h r persön ­
den Rang eines Zweiten stellvertretenden Staatspräsiden­ l ich be i m br itischen F re mdenamt i n d e r N ä h e des Picca­
ten und des Ministers ftir Landwirtschaft und Lantlrefor­ d i l l y Ci rcus reg istrieren zu l asse n . D i e Sch l ange wa r lang
men. Auf Präsident Trumans Anregung anerkannten die u nd die Prozed u r l a n gsa m genug, u m diese früheren
USA und Großbritannien diese Regierung am 5. 7 .1945. A l l i ierte n zu ern iedrigen - j etzt F remde in einem frem­
Gleichzeitig entzogen die Westmächte der legalen polni- de n Lan d . "

D e r Abs c h l us s i n Pots d a m

Hatten schon die Exilpolen in London Ostpreußen und " I ch habe n iemals geg l a u bt, daß ich M i kolajczyk noch
die Odergebiete niemals unter Berufung auf "historische e i n ma l l ebend wi edersehen werde . "
Rechte " beansprucht, so sollte auch die nach Potsdam
geladene Delegation Bieruts keine "historischen Rechte "
Treffend im Sinne der damaligen britischen Politik
geltend machen, sondern in ihrem Drang nach Westen
rechtfertigte Anfang Februar 194 7 der ehemalige Staats­
lediglich auf die " menschenleeren" deutschen Gebiete
minister in Churchills Kabinett, Richard K. Law, in einer
verweisen. Doch die Großmächte entschieden ja darüber,
Diskussion mit britischen Studenten die britische Kriegs­
was Polen bekommen sollte. Sie entschieden auch
diplomatie:
darüber, die im westlichen Ausland lebenden Polen zu
repatriieren. Die Mehrheit dieser Polen freilich versagte
sich angesichts des langjährigen Verrates diesen letzten
Empfehlungen der Alliierten. " D i e K riegskoa l ition i m a l l gemeinen u nd die, Konserva­
Um die bisherige Schamlosigkeit noch zu überbieten, tiven im beson deren wa ren u nd sind der Meinu ng, da ß
stellte Churchill den unter Lebensgefahr aus Polen ge­ die osteu ropä ischen Nationen pol itisch n i cht reif gen u g
flüchteten, aber von ihm - Churchill - unter persön­ sind, s i c h sel bst zu reg iere n . Daher wa ren wi r i m mer der
lichen Drohungen nach Moskau und Warschau hinge­ M e i n u ng, daß Osteu ropa u nter die sowj et i sche, West­
stoßenen Mikolaj czyk Ende 194 7 dem britischen Unter­ eu ro pa e i nsch l ießl ich Deutsc h l a nd dagegen u nter u n sere
haus mit folgenden Worten vor : E i nf l u ßsphä re ko m me n so l l e. "

Ein Ge bet an der Stätte des Grauens vo n Katyn im Kriegsjahr 1 943. Is t es heute scho n vergessen ?

23
Verrat a n d e n ba ltis c h e n Staaten

Die Neuordnung der europäischen Staatenwelt ' nach Danzig hineingezogen und ihr unverhohlen Expansions­
dem Ersten Weltkrieg hat - auch unter teilweiser Mit­ gewinne auf Kosten zahlreicher freien Völker zugesagt.
wirkung Deutschlands - 1918/1919 zur Selbständigkeit Daß auf Grund solcher Verratspolitik an Osteuropa -
folgender Staaten geführt, die bis dahin Teilgebiete des wohlgemerkt v o r Kriegsausbruch ! - Hitler reagieren
zaristischen Rußland waren : Finnland, Estland, Lett­ mußte und somit gezwungen wurde auch seinerseits
land, Litauen, Polen (hiervon gehörte Posen-Westpreu­ einen Preis zu zahlen - "für den Fall politischer Verän­
ßen zu Deutschland, kleine Teile im Süden zu Öster­ derungen " - war bereits eine Folge der "Diplomatie "
reich-Ungarn ) , dann andere Länder wie die Tschecho­ Englands und Frankreichs . Hitler hatte dennoch einen
slowakei und Ungarn, Jugoslawien, deren Gebiete bzw. erheblich geringeren "Preis " gezahlt. Anstatt - wie die
Teilgebiete zur österreich-Ungarischen Monarchie ge­ Westmächte - der UdSSR einen Freifahrtschein zur
hörten. militärischen Besetzung der osteuropäischen Staaten zu
In welchem Maße hatten sich nun j ene "friedliebenden erteilen, sah sich Hitler im Geheimen Zusatzabkommen
Nationen ", die nicht müde wurden zu erklären, sich für zum Nichtangriffsvertrag mit der UdSSR genötigt (muß­
den " Schutz der kleinen Nationen " einzusetzen und te er doch den von London gebildeten Koalitionsring
ihren Krieg schließlich vornehmlich, wenn nicht aus­ gegen Deutschland zu vereiteln suchen ) , die von Stalin
schließlich um dieser edlen Ziele willen zu führen , für bestimmte " Interessensphäre " nördlich der litauischen
jene Staaten eingesetzt? Grenze bis zur ungefähren Linie der Flüsse Narew ,
Im Fall Polen haben wir gesehen, daß Großbritannien Weichsel und San zwischen Polen und der Sowjetunion
alles darangesetzt hat, es zu einem von London für sowie das sowj etische Interesse an Bessarabien (Teil
geeignet erscheinenden Zeitpunkt zur militärischen Aus­ Rumäniens ) anzuerkennen, - für den Fall von politi­
einandersetzung mit Deutschland zu treiben, den Russen schen Veränderungen in jenen Gebieten.
grünes Licht "auch gegen den Willen der Polen " zum Der hierdurch ermöglichte Nichtangriffspakt zwischen
Einmarsch in Polen - vor Kriegs beginn, am 2 2 . 8.1939 ! - Deutschland und der UdSSR, wäre er vom Kreml nicht
zu geben, es total der bolschewistischen Unterwerfung als "taktischer Vertrag" (im Sinne Lenins von der
auszuliefern, es "wie ein Volk auf Rädern ", das man hin­ " Strategie und Taktik"), um für den groß angelegten
und herschiebt, wie die Großmächte es für richtig hiel­ " Befreiungsfeldzug" gegen ganz Europa Zeit zu gewin­
ten, behandelten ". Polen hat damit unter ungeheueren nen, aufgefaßt worden, sondern als aufrichtige Grund­
Verlusten seine Freiheit und seine Grenzen verloren . Es lage für eine dauerhaft gewollte Zusammenarbeit , hätte
wurde verraten von jenen, die sich seine " Freunde " er für Europa sogar beachtlichen Nutzen bringen kön­
nannten. nen. Weder mit diesem Nichtangriffsvertrag noch mit
Das Schicksal Europas wurde 1939 lange vor dem seinem Geheimen Zusatzabkommen war etwas verspielt
eigentlichen Kriegsbeginn in einen Schwung gesetzt, worden, denn selbst nach dem 2 3 . 8 .19 39 hatte es Eng­
dessen Auswirkungen die Initiatoren nicht mehr kon­ land noch in der Hand, Polen auf seine außenpolitische
trollierbar steuern konnten, aber auch in vielerlei Hin­ Isolierung aufmerksam zu machen und zur Vernunft
sicht offensichtlich nicht steuern wollten, zumindest anzuhalten und damit einen Kriegsausbruch zu verhin­
nicht im Sinne der Freiheit und Menschenwürde, Ge­ dern.
rechtigkeit und Friedenssicherung. Die Einladung an den Die British Foreign Policy Documents, die britische
Sowj etdiktator Stalin, sich doch mit dem Gedanken an Presse und anderweitige Dokumente enthüllen jedoch
ein militärisches Vorgehen - "auch gegen den Willen der eindeutig, daß Männer wie hauptsächlich Lord Hallfax
osteuropäischen Völker " - nach Mitteleuropa, sprich als Außenminister, Lord Robert Vansittard, Duff
Deutschland - zu befreunden, ging von den Kriegstrei­ Cooper, Anthony Eden, Winston Churchill und ihre
bern an der Themse aus und zwar seit März 1939 ! Helfer in den Parteiführungen, der Presse mit ihrem
London und Paris (im Hintergrund Washington ) haben Premierminister Neville Chamberlain als "Mitläufer"
a) ohne Not und Zwang auf Krieg gesetzt haben und um der "Vernichtung des
b)nach monatelangen intensiven Warnungen Estlands, Faschismus " bzw. Deutschlands willen Augen und
Lettlands, Litauens, Polens und Rumäniens Ohren gegenüber den Nöten anderer Völker verschlos­
c )nach Studium der weltrevolutionären Zielsetzung und sen.
der historischen Praktiken der bolschewistischen Füh­ Systemgerecht, geradezu strategisch meisterhaft und
rung rücksichtslos nutzte Stalin seine Chance noch bevor
d)nach der militär-strategischen Lageeinschätzung, daß Polen ganz geschlagen und er über 12 Millionen Weißrus­
allenfalls Deutschland fähig sein könnte, einem Vor­ sen, Ukrainer und Juden "befreit " hatte : Ultimativ
marsch der Rowp . Armee in Europa Einhalt zu gebieten, forderte er von Estland, Lettland und Litauen "Bei­
die Sowjetunion in die - angesichts kommender Gefah­ standspakte " , die zum Inhalt hatten,daß jene baltischen
ren - belanglosen Streitigkeiten über den Vorwand Staaten der Sowjetunion Flug- und Marinebasen, also

24
Militärstützpunkte sowohl auf dem Festland, als auch Dieses Gespräch fand ein ganzes Jahr v o r dem
den vorgelagerten Inseln zu überlassen hätten. Die hier­ Rußlandfeldzug - im Juni 1 940 - statt !
bei nach außen zum Ausdruck gebrachte Zusage, "keine
Einmischung in die inneren Angelegenheiten ", "keine
Doch die "Weltöffentlichkeit " befaßte sich mit der
Einschränkung der Souveränität " zu beabsichtigen,
Niederlage Polens, nahm von jenen "kleinen Ländern"
erwies sich schon wenig später als Lug und Trug. Waren
kaum Notiz, schoß sich weiter auf "den Aggressor
angesichts der ultimativen Drohung und der Aussichts­
Hitler" ein und katalogisierte die Sowjetunion unter die
losigkeit für jegliche Hilfe die baltischen Staaten geneigt ,
"friedliebenden Nationen".
jene Bedingungen Moskaus anzunehmen, so erweiterte
Stalin plötzlich seine Forderungen auf zahlreiche Stütz­
Allein Finnland schreckte etwas auf : Am 14. Oktober
und Knotenpunkte im lnnern dieser Länder und auf die
1939 erhielt auch Helsinki die entsprechenden Forderun­
Polizeigewalt "in den bedrohten Küstenländern" . So
gen Moskaus, ein Gebiet von Hangö, einen Teil Kareliens
wurde der sowjetisch-estnische ' ' Beistandspakt ' ' am
und mehrere Inseln im Finnischen Meerbusen an die
28. 9.1939 unterzeichnet, und 2 5 . 000 Rotarmisten be­
UdSSR abzutreten. Auf die Weigerung der Finnen folg­
setzten ihre vorgesehenen Positionen in Estland. Die
ten die üblichen sowj etischen Beschuldigungen, finnische
erste Etappe der sowjetischen Machtergreifung war be­
Truppen hätten Einheiten der Roten Armee brutal
gonnen. Lettland folgte am 5. Oktober 1939, Litauen am
überfallen. Auch weitere Einschüchterungen fruchteten
10. Oktober 1939.
nichts. Die Folge war die Aufkündigung des finnisch­
sowjetischen Nichtangriffspaktes durch Moskau und der
Wie we n i g das a l les m it Ado l f H it l e r zu Ein marsch der Roten Armee in Finnland am 30. No­
tu n hatte, ge ht a l l e i n daraus he rvo r, da ß d i ese sowj e­ vember 1939.
tische Zielsetzu ng sowo h l was d ie We ltrevo l ut i o n a n
sich a l s auch spez iel l d i e B a l t i schen Staate n a n be­ Der bis zum 12. März 1940 andauernde "finnische
traf, i n den bo l schewist i schen Revo l ut i o nsj a h ren be­ Winterkrieg" hat zwar dem finnischen Volk weltweite
reits fest progra m m iert gewesen wa r . Bereits am 25.
Dezem ber 1 9 1 8 hatte d ie sowjet i sc he Pa rte i zeitu ng Sympathie eingetragen und den Ausschluß der UdSSR
l swest ija - u nd d ies wa r nu r e i ne der g l e i c h l autenden aus dem Völkerbund bewirkt, doch was bedeutete das
Ergüsse d i e se r Art ! - gesc h r ieben :
·
schon! Der Völkerbund starb sowieso kurz darauf, und
Sympathiebekundung war keine Hilfe. Moskau hatte
sein Ziel erreicht, seine Grenzen auch im Norden erheb­
" Estla nd, Lett land u nd Litauen l i egen auf dem d i ­ lich weiter vorgeschoben und strategisch wichtige
rekten Weg zwi schen R u ßl a nd u nd Westeu ropa. S i e Positionen und Rohstoffquellen gewonnen.
sind daher e i n H i ndernis für u nsere Revo l ut i o n . . . . .
Dieser trenne nde Wa l l mu ß n i ederger isse n werde n': Doch im Juni 1940 - während des Frankreichfeldzuges
- ging es erst richtig los :
Die Iswestija wurde natürlich auch in England gele­
sen. Und übrigens : einen Politiker Adolf Hitler gab es Am 14. Juni 1940 erhielt Litauen, am 16. Juni 1940
damals noch nicht ! Lettland und Estland sowj etische Ultimaten, die zur
totalen Einverleibung jener Staaten in die "Union der
Sozialistischen Sowj etrepubliken " führten. Wie sich
Am 1 2 . März 1 940 schreibt die gleiche Iswestij a : diese " Befreiung" im einzelnen vollzog, ist den diesbe­
züglichen Büchern wie H. v. Bergh "Die Rote Springflut "
" . . . . . . Al le Betrachtu ngen k l e i ner Staate n über d ie oder B. Meissner " Die Sowjetunion, die baltischen Staa­
F rage von Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit i n den ten und das Völkerrecht " u.a. zu entnehmen .
Bez iehu ngen zu den G ro ßmäc hten , d i e ü ber i h r Sei n
oder i h r N i chtse i n besti mmen, sind zu m m i ndeste n Am I. August 1940 erklärte der sowjetische Außen­
na iv. W i r möchten sie nochmals d a r a n erin nern, daß kommissar Molotow vor dem Obersten Sowjet in
d ie Neutra l itätspo l it i k k l e i ner Lä nder nur m it Se l bst­ Moskau :
mord bezeich net werden ka n n . "
" D ie E i ng l iederu ng der ba ltische n Staaten i n d ie
UdSS R bedeutet, da ß d ie Sowj et u n i o n sich um d ie
Der sowj etische Außenkommissar Molotow wurde Bevö l keru n g Litauens i n Stä rke vo n 2.880 .000, Lett­
gegenüber dem litauischen Außenminister kurz vor lands in Stä rke vo n 1 .950.000 u nd E st l a nds i n Stä rke
militärischen Besetzung des Baltikums durch die Rote vo n 1 . 1 20 . 0 00 vergrö ßert .
Armee noch deutlicher : D i e p r i mä re Bedeut u n g besitzt aber d i e Tatsac he, d a ß
n u n me h r d ie G re nzen d e r Sowj etu n io n bis a n d i e K üste
des B a l t i sche n Meeres vo rgetragen werden . Dam it ge­
"Sie m üsse n der W i r k l ichkeit i n s Auge se hen u nd w i n nt u nser Land d ie e isfreien Häfen am B a l t i schen
begreifen, da ß d i e k l e i nen Staaten verschwi nden Meer, d i e wir so se h r benöt i ge n . . .
müsse n. I h r Litauen wi rd ebenso wie die a n deren Der E rfo lg, d e n wi r hatte n, ist n i cht u n beträc ht l ich, aber
ba ltischen Staate n e i nsch l ießl ich F i n n l a n d n i c hts a nde­ wi r ha be n n icht vor, bei dem, was wi r erreicht haben,
res tun können, a l s sich der ru h m reichen F a m i l ie der zu frieden zu verwe i l en .
Sowjetrepu b l i ke n anzusch l i e ße n . Deshal b so l lten Sie Wen n w i r a l l e e s a ls he i l ige Pfl icht i n u ns trage n, u nser
sofort da m it begi n nen, I h r Vo l k i n das Sowj etsystem ganzes Vo l k zu m Aufbruc h bereitzu halten, d a n n können
ei nzuführen, da s in Zuku nft ü be ra l l herrschen wi rd - wi r n i cht ü berrascht werden, u nd d i e Sowjetu n i o n wi rd
in ga nz E u ropa ! " noc h glä nzendere Fortschritte machen . "

25
deutschen Divisionen an der Ostg renze des Reiches . U nd
die u nsch u l d i gen Knäbl e i n i m K re m l so l l en Watte in den
Mai/J u n i 1 940 - E ntsch l u ß zu r " K ri egfü h ru ng O h re n ge habt ha ben ? !
gege n . de n F asc hismus" Wer kei n Radio hörte, las j edenfa l ls das offiziel l e
TASS-De menti : ' l n der a u s l ä nd ischen Presse tauchen i n
letzter Ze it provokatorische Me ldu ngen ü be r e i n e Kon­
ze nt rieru ng deutscher Tru p pen an der sowjetischen
Die Parteizeitschrift " Kommunist " vom Mai 1958 (S. G renze auf. TASS ist ermäc ht i gt, auf G rund zuver lässi- ­
7 7-84) gab offen zu, daß die Sowj ets im Mai/Juni 1940 ger I nfo rmationen zu erk l ä ren, da ß d iese Meldu ngen der
"ihre Einstellung zum Krieg geändert und sich zur ausländischen Presse völ l ig u n begründet u nd aus der Luft
Kriegführung und Vernichtung des Faschismus ent­ gegriffen si nd. '
schlossen" haben. Oder wie es ein anderer sowjetischer Pu n ktu m ! D i e Sowj etmenschen ken n e n TASS viel zu
Historiker in " Der Zweite Weltkrieg und der proletari­ gut, um nicht zu wissen, d a ß d i ese Meldu ng genau das
sche Internationalismus " ( S . 11-17 ) darlegte : Gegente i l vo n dem bedeutet, was sie sagt . "

" Schon in der zwe iten H ä l fte des Septe m ber 1 939 A m 9. M ai 1941 - sechs Wochen vor Beginn des
wu rde von de n ko m m u n i st i schen Parteien bego n ne n , d ie Rußlandfeldzuges - erhielt der jugoslawische Kommu­
vo m Z K der Ko mi ntern a u sgea rbe itete neue ta ktische nistenchef von der Komintern aus Moskau einen Befehl,
Li nie zu verwi r k l ichen . . . den man als die Regieanweisung ftir den kommunisti­
l n Ve rbindu ng mit dem E i nfa l l der deutsch-fasc h i sti­ schen Staatsstreich bezeichnen kann. In ihm heißt es :
sche n E ro berer i n F ra n k reich ä nderten die französi schen
Ko mmu nisten i h re takt i sche H a ltu ng. E n de Mai 1 940 H D ie Ze it i st geko m me n , d ie Weltrevo l ution einen
na h m die k o m m u n i stische Parte i e i n e Dek l a rati o n a n entsche idenden Sch r itt vo rwä rtszutre i ben. Sie m u ß aber
ü ber den Kampf mit den fremden E roberern u n d den so geta rnt we r den, als hande l e es sich um eine Reihe vo n
nat i o n a l e n Ve r räte r n . . . Maßna h me n z u r Verwi rkl ichu ng der 'wa h ren Demokra­
Das Man ifest der k o m m u n i st i schen Pa rte i vo m 1 0 . J u l i tie'.
1 940 wa r der erste Aufru f zu r E ntfa l t u ng des a nti­ Die ko m m u n i st i sc he Parte i m u ß i n a l l en Lä nder n, i n
hitlerischen Krieges . . . " denen die Revo l ut i o n vo rbe reitet wi rd, m it a l ler So rgfa lt
u nd Vo rsi cht gute Beziehu ngen zu nationa lgesi n nten
Die sowj etischen Historiker begründen die Angriffs­ u nd re l i giösen K reisen pflege n . Wo es sich a l s notwendig
vorbereitungen der Roten Armee, über die sie sich erwe i st, so l l man bei der D u rchführung der Revo l ution
nunmehr ganz offen auslassen, nicht mit konkreten Vertreter der Ki rche m ithelfen lassen . I h re zah lenmäßige
Maßnahmen der Reichsregierung. Bei der seit 1917 konse­ Stä rke ist best i m mend dafür, in we lchem Umfang der
quent verfolgten Weltrevolutions-Zielsetzung verwundert k i rch l i c he E i n f l u ß später a uszu merzen ist .
dies nicht. über die sowj etischen Angriffsabsichten und Sofort nach d e r Machtergre ifu ng wi rd d a s Ze ntra l ko m i ­
strategischen Vorbereitungen Moskaus, unter Aus­ tee e i n e n e u e Regieru ng e i n setzen . S i e so l l die breiten
nutzung der Kriegslage, Deutschland bzw. Europa zu Masse n des Vo l kes re präsenti eren u nd ein demok rati­
einem geeigneten Zeitpunkt - mutmaßlich Anfang sc hes Gesicht habe n .
Oktober 1941 - mit massivsten Kräftekonzentrationen Gegner des neuen Regi mes si nd so rasch wi e mög l ich z u
anzugreifen, hat sich der Verfasser, gestützt auf sowj et­ beseitigen, a ber a u f demokratische Manier, das hei ßt,
amtliche Veröffentlichungen, in seinen Büchern "Wahr­ d u rc h Abu rtei l u ng vo r einem Vo l ksgerichtshof. D i ese m
heit für Deutschland - Die Schuldfrage des Zweiten so l l e i n beka nntes Pa rte i m itgl ied u n d zwe i hei m l ich
Weltkrieges" und " Europa in Flammen 1939-19 45" Bd. Sy mpath i sierende a nge höre n .
II eingehend auseinandergesetzt, so daß hier vielleicht Pa rteiverräter si nd o h ne Rechtsverfa h ren z u l iq u i d ieren .
die Ausführungen eines weiteren authentischen Zeugen Todesstrafe ist Vo rschrift .
ergänzend hinzugesetzt werden sollten : Gregory Folgende G ru p pe n sind ' K l assenfe i n de ' : M itgl ieder
Klimow, eh. Maj or der Sowj etarmee und enger Mitarbei­ nat iona l istischer oder re l igiöser Bewegu ngen, Geist l iche,
ter Marschall Schukows, machte hierüber in seinem Buch Off i z iere, Angehörige der Po l i zei , D i p l o maten und
" Berliner Kreml" ( Köln/Berlin 195 2, S. 5 8-60) folgende Staatsbea mte, die sich we igern, auf die Se ite der Revo l u ­
Ausführungen, die nicht der Vergessenheit anheimfallen tion zu trete n , u nd sch l i e ßl ich a l le Pe rsonen, d i e nach­
sollten : we isl ich der Revo l ution Widersta nd l e iste n . "

"Jeder sowjetische Ge nera lsta bsoff i z ier wi rd laut Diese Regieanweisung war ein Teil jenes Planes der
lachen, we n n j emand behau ptet, der Ü berfa l l Deutsch­ bolschewistischen Weltrevolution, den Molotow 1941 ent­
l ands auf die Sowj et u n i o n sei für den K re m l über­ worfen hatte und der in dem sowjet-offiziösen Werk
raschend geko m men . D ies mit um so grö ßerer Berecht i ­ "Totale Kriegswirtschaft und die Rote Armee " ver­
gung i n An bet rac ht d e r Tatsache, da ß kei ne a ndere öffentlicht wurde :
Regier u n g der We lt so gut übe r die Zustä nde i n i h ren
Nachba r l ä ndern i nfo rmiert ist wie der K rem l . " " E i n pa ra l l e l es N e bene i na nder- E x isti eren u nseres Sow­
jetstaates mit der übr i gen Welt i st auf d ie Dauer u n­
Den Mythos vo m u ne rwa rtete n " h i nterl istigen Ü berfa l l " mög l ich. D i eser Gegensatz kann n u r du rch Waffengewa lt
brauchte man, u m d i e Mesa l l i a nce des K re m l nach au ßen in b lutigem R i ngen e i n e Lösu ng f i nden . E i ne andere
hi n zu rechtfe rtige n . Meh rere Wochen vo r E röffnu ng der Lösu ng g i bt es n icht u nd kann es n icht gebe n . N u r der
Ka mpfha nd l u nge n an der sowj et isch-deutschen F ront wi rd gewi n ne n , der in sich die Entsch l u ßkraft zum
hörten viele Me nschen in der Sowj et u n io n im engl ischen Angr iff verspü rt . " (Hendrik van Bergh "Die Rote Spring­
R u ndfu n k Me ldu nge n ü ber den Aufmarsch vo n 1 7 0 flut" München 1958 S. 120)

26
Unbekannter deutscher Posten in Stalingrad, Spätherbst 1 942

" Die führenden K re ise Engla nds u nd F rankreichs, d ie


die UdSS R wege n der von i h r geschaffene n " Ost"- F ront
Die Preisgabe der baltischen Staaten 1941-194p auch weiter als Aggressoren besch i m pfte n, schienen sich
kei ne Rechenschaft da rüber a bzu l ege n , da ß d ie Schaf­
fu ng d ieser " Ost"- F ro nt e i n e n e i n schne idenden Um­
schwu ng in der E ntwickl u ng des Kri eges - gege n d i e
Die Einverleibung der baltischen Staaten in die UdSSR H i t lertyra nnei u nd zugu nste n des Sieges d e r Demok ratie
im Juni 1940, die sofortige Inszenierung kommunisti­ - bedeutete.
scher "Volksaufstände" mit Hilfe russischer Zivilisten Sie begriffen n i c ht, da ß es sich n icht um Bee i n t rächt i ­
und aus Gefängnissen freigesetzter "Avantgardisten", die gu ng oder N i chtbee inträc hti gung d e r nationalen Rechte
Bildung von "Volksregierungen " und die Umwandlung F i n n lands, Litau ens, Lett l a nds, Est l a nds u n d Po lens
in Sowjetrepubliken vollzog sich so rasch vor dem handelte, sondern da ru m , d u rch O rga n i sieru ng des Sieges
Hintergrund des deutsch-französischen Krieges und so über d ie H itlerfaschisten d ie Ve rwa nd l u n g dieser Lä nder
"unbemerkt" von der Weltöffentlichkeit, daß sich die i n e i ne recht l ose Ko lonie H i t l erdeutsc h l a nds zu ver­
Großmächte rasch damit abgefunden haben. h i n dern :'
Waren schon Großbritannien und Frankreich gemein­
sam nicht in der Lage, den Polen im entscheidenden ''Sie begriffe n n i cht, daß es sich da ru m hande lte, dem
Augenblick zu helfen, so konnte Großbritannien allein Vo rmarsch der deutschen Truppen übera l l , wo das nur
die baltischen Staaten noch weniger schützen. Protest mög l ich wa r, Sch ra nken zu setzen , starke Verte id igu ngs­
und Nichtanerkennungserklärungen blieben wirkungslos ste l l u ngen anzu l egen u nd da n n zum Gegena ngriff ü ber­
und erwiesen sich angesichts der nachfolgenden Ereignis­ zuge hen, die H itl ertru ppen zu sch lagen u n d dad u rch
se als unehrlich, da sich jene Mächte nie mehr für die diesen Ländern eine f reie E ntwick l u n g zu ermögl ichen .
Freiheit jener Völker tatkräftig eingesetzt haben. Sie begriffen n i cht, daß es a ndere Wege zu m Sieg über
Stalin wußte aber auch, daß eine deutsche Hilfe ftir die die H i t l eraggress ion n icht ga b.
baltischen Staaten nicht möglich war. Hande lte die engl ische Regieru ng richtig, a l s sie wä h rend
Nach Beendigung des Krieges gaben die Sowjets auch in des Krieges i hre Tru ppen nach Ägypten sch i ckte, o b­
ihren amtlichen Veröffentlichungen zur "Rechtferti­ gleich die Ägypter protestierte n u nd manche E l em ente
gung" ihrer damaligen Nord- und Westexpansionen die in Ägy pten soga r Widersta nd leistete n ? Sie hande l te
Kriegsabsicht Stalins und die ftir diese Zielsetzung not­ u n bedi ngt richt i g ! D i es wa r e i n höc hst wicht iges M itte l ,
wendigen Vorausmaßnahmen zu. So liest sich das dann u m der H it leraggression den Weg nach dem Suezkanal zu
in "Geschichtsfälscher - Aus Geheimdokumenten über verlege n, Ägypten vo r An sc h l äge n H itlers zu schütze n,
die Vorgeschichte des 2. Weltkrieges" (Berlin-Ost 1955, den Sieg ü ber H itler zu orga n i sieren u nd dam it zu
s. 56-58) : ver h i ndern, da ß Ägypten eine H it l erko l o n i e wurde. N u r

27
Feinde der De mok ratie oder Verrückte könne n behaup­ nen an sich zu reißen.
ten, da ß d i ese Hand l u ngen der engl ischen Regieru ng in 2) Unterstützung eines Beistandspaktes zwischen der
d iesem Fal le eine Aggression da rste l lten . UdSSR und Bulgarien mit dem Inhalt, Land- und
Handelte die Regieru ng der Verei n i gten Staaten von Marinebasen für die Rote Armee zur " Sicherung der
Amer ika r ichtig, a ls sie i h re Truppen in Casa b l anca Schwarzmeergrenzen zum Bosporus" zu errichten.
la nden l ie ß, obgleich d i e M a rokkaner protestierten u nd 3) Anerkennung Deutschlands, daß die UdSSR Aspira­
die Peta in- Regieru ng in F ra nkreich, deren Gewa lt sich tionen im Raum südlich Batum und Baku in der allge­
auc h auf Maro k ko erstreckte, d i rekten m i l itä rische n meinen Richtung auf den Persischen Golf (öl ! ) ent­
Widersta nd l e istete? Sie handelte u n bedi n gt richtig ! wickelt.
Dies wa r e i n überaus wicht i ges M itte l , e i nen Wi dersta nds­ 4) Einwirkung Deutschlands auf Japan, seine Konzes­
stützpu nkt gegen die deutsche Aggression in u n m itte l ­ sionsrechte auf Nordsachalin zugunsten der UdSSR auf­
ba rer Nähe Westeu ropas z u schaffen, den S i eg über d ie zugeben.
H itlerwehrmac ht zu orga n i sieren u nd damit die Vo rau s­ 5) Einverständnis dahingehend, daß, sollte die Türkei
setzu ng für d ie Befre i u ng F ra n k reichs von dem hitler­ sich weigern, die sowj etischen Militärbasen am Bosporus
faschistischen Ko lon ia ljoch zu schaffen . N u r Fei nde der anzuerkennen und sich den vier Mächten anzuschließen,
De mo k ratie oder Verrückte kon nten d iese Hand l u ngen Deutschland, Italien und die Sowj etunion überein­
der a mer ikan ische n Tru ppen als Aggression bezei chnen. kommen, diplomatische und militärische Schritte gegen
Das glei che a ber mu ß von den Hand l u ngen der Sowj et­ die Türkei zu unternehmen.
regieru ng gesagt we rden, d ie bis So m mer 1 940 d i e Später kamen sogar noch die Ostseeausgänge zur Nord­
" Ost"- F ront gegen die H it l eraggressi on o rga n i sierte u n d
see ins Gespräch. Hitler ließ diese Note unbeantwortet,
i h re Tru ppen mög l ichst we it vo n Len i n g rad, Moskau u nd war somit nicht bereit, die osteuropäischen Völker eines
Kiew nac h Weste n verlegte . D i es wa r das einzige M itte l , nach dem andem preiszG.geben.
u m dem u nge h i n derten Vo rma rsch der deutschen Tru p­ Die vorerwähnte sowjeta!lltliche Argumentation ver­
pen nach dem Oste n de n Weg zu verlege n, sta rke gleicht das Vorgehen Englands in Ägypten und der USA
Vertei digu ngsste l l u ngen zu schaffen u nd dann zum in Marokko mit dem Vorgehen Stalins 1940 an der
Gegena ngriff überzugehen, u m ge mei nsa m m it den Ver­ gesamten Ostfront. Doch hier verwischen die Sowjets die
bü ndete n die H i tlerwe h rmacht zu sch l agen u nd dam it zu Sachlage grundsätzlich, als es sich seinerzeit bei England
ver hi ndern, da ß die fried l i ebenden Lä nder E u ro pas, und den USA um kriegführende Mächte handelte , die
daru nter F i nn l a nd, Est l a nd, Lett la nd, Litauen und sich zwar auch nicht um Neutralitätsrechte anderer
Po len, zu H it l erko lon ien wu rde n . Nur Fei nde der Demo­ Völker kümmerten, die aber doch diese Länder nicht
krat ie oder Ve rrüc kte kon nten d iese Handl u ngen der annektiert haben, wohingegen sich die Sowj etunion als
Sowjetregieru ng als Aggressi o n qual i f iz ieren . " Friedensnation " aufspielte und mit rücksichtsloser
Brutalität ihr Theater über "Demokratisierung" mit dem
Daraus fo lgt j edoch, daß Chamberl a i n , Da ladier u n d i h re
Ziel der endgültigen Unterjochung j ener Völker vorspiel­
U mge bu ng, die diese Po l it i k der Sowj et regieru ng a ls
te. So erklärte zum Beispiel Außenminister Molotow :
Aggression q u a l ifizierten u nd den Aussch l u ß der Sowj et­
u n ion a u s dem Völkerbu nd bewerkstel l igten, wie Fei nde
" Ma n werde das Vo l k in e i n er Form befrage n, wie es i n
der De mok ratie bzw. wi e Verrückte hande lten . . . "
de n Sowj etrepu b l i ken ü b l i c h se i . W i r we rden sehe n , e s
werden keine vier Monate vergehe n, b i s sich d i e l itau i­
Diese sowj etamtliche Argumentation bestätigt Stalins
sche Bevöl keru ng für den An sch l u ß a n die Sowj etu n i o n
Krie gsabsicht gegen Deutschland bereits im Jahre 1940,
au sspreche n wi rd . "
die mit der unbegründeten Unterstellung motiviert
wurde, daß Hitler vorhatte, die UdSSR anzugreifen .
In diesen Ländern, die sich seit 1917 mit allen ihren
Diese Unterstellung war sachlich falsch, und das wußte
Kräften gegen die Bolschewisierung gewehrt haben,
auch Stalin ; d.h. diese Unterstellung war erlogen. Stalins
stimmten am 14. und 15. Juli 1940 in Estland + 92,9%
Handlungen waren somit Kriegshandlungen, die zur
Unterj ochung der genannten Völker, zur enormen Ex­ und in Litauen + 99,2% " für die sowjetische Befreiung".
pansion der Sowjetunion, schließlich zur Ausweitung des Man lese in umfassenden Büchern nach, wie sich die
Weltkrieges führten. U .a. waren es diese Maßnahmen bolschewistischen Machtergreifungen mit Hilfe der
Stalins und seine in seiner Note an Hitler vom 26. Roten Armee vollziehen ! Moralische Hemmungen gegen­
November 1940 (also n a c h dem Molotow-Besuch in über Menschenleben gibt es da nicht ! Die Tragödien aller
Berlin am 13. November ) noch weit darüber hinausgehen­ osteuropäischen Völker waren die gleichen.
den Forderungen, die Zusammenziehung und Offensiv­
gliederung von 4, 7 Millionen Rotarmisten "in den west­ Doch Roosevelt und Churchill ließen die Wahrheiten
lichen Grenzbezirken ", die Hitler zum Präventivkrieg darüber unterdrücken, - zugunsten einer verstärkten
gegen die Sowj etunion veranlaßt haben. Wäre doch das Greuelpropagand� gegen Deutschland. Zwar gab es im
erkennbare Anlaufen der sowj etischen Kriegsmaschine ­ August 1940 eine "Atlantik-Charta", in der festgelegt
wie es die Sowjets in ihren konkreten Massierungen und war, keine territorialen Veränderungen gegen den Willen
beabsichtigten Vormarschgeschwindigkeiten längst ver­ der Völker zu dulden, j edem Volk müsse das Recht
öffentlicht haben - schon von Anfang an nicht aufzu­ zustehen, seine Regierungsform zu wählen, wie immer es
halten gewesen. Stalins Forderungen in seiner Note vom wolle, zwar gab es zudem Unmuts-Erklärungen der USA
26. November 1940, als Voraussetzung zum Beitritt zum und auch von Großbritannien, doch Stalin berührte das
Dreimächtepakt waren : alles nicht. Und anstatt nun als "großer Alliierter"
1) Unverzüglicher Rückzug der deutschen Truppen aus standhaft zu sein - man hatte ja gegenüber Stalin
Finnland, (wobei Stalin gleichzeitig heftigsten Druck auf genügend Trümpfe in der Hand, man denke nur an die
die Finnen ausübte, um die Kontrolle über die auch für Pacht- und Leihhilfe ! -, schrieb Winston Churchill
Deutschland lebenswichtige Petsamo-Nickel-Konzessio- bereits am 7 . 3.1942 an den USA-Präsidenten :

28
" Die angewac hsene Schwere des Krieges hat m ic h dazu Wurde die baltische Frage auf der ersten Außenminis­
vera n l a ßt zu fü h l en, da ß d ie Pri nzi pien der At l a nt i k­ ter-Konferenz der Alliierten in Moskau im Oktober
Charta n icht so ausgelegt we rden so l lten, u m R u ßl a nd 1943 nicht berührt, so präsentierte Stalin auf der Tehe­
die G renzen st reitig zu mache n, d ie es besa ß, als raner Konferenz vom 28. November - 1. Dezember 1943
Deutschland es a ngriff. D i eses war die Basis für R u ßl a nd, seine Forderungen auf Nordostpreußen einschließlich
sich der At lant i k- Charta a nzusc h l ieße n . Und ich ver­ Königsberg, was den beiden westlichen "Staatsmännern"
mute, da ß ein seh r ernster Liqu idations- Prozeß gegen­ vollends die Sprache verschlug, überhaupt noch von den
über fe i n d l ichen E l e menten i n den ba lt ischen Staaten baltischen Staaten zu reden. In Jalta im Februar 1945
von den Russen i n Szene gesetzt worden ist, als sie d i ese überraschte Stalin seine Alliierten mit der Forderung,
Gebiete zu Beg i n n des Krieges a n sich gerissen h a be n . daß neben der UdSSR, Weißrußland und der Ukraine
I ch hoffe da her, daß Sie in d e r Lage sei n werden, u ns auch Sowjet-Litauen Mitglied der Vereinten Nationen
freie Hand zu geben, einen Ve rtrag abzusc h l i e ßen, den werden sollte. Das wurde dann zwar wieder zurückgewie­
Sta l i n so ba l d als mögl ich wünscht . . .
" sen, doch man fand sich mit Stalins kategorischem
Argument ab, daß die baltischen Staaten "in Abstim­
Auf diesen Rat hin machte Roosevelt einen "Kom­ mungen ihren Willen kundgetan haben, sich der Sowj et­
promißvorschlag", den er Stalin zuleiten ließ, dahin­ union anzuschließen ". Auf der letzten großen Konferenz
gehend, daß alle Esten, Letten, Litauer und Finnen, die vom 17. Juli bis 2. August 1945 in Potsdam wurde die
den Anschluß an die SU ablehnten, "das Recht erhalten baltische Frage überhaupt nicht mehr behandelt. Das
sollten, mit ihrem gesamten Vermögen ihre Heimat zu "Weltgewissen " schwieg über die grauenvollen Begleit­
verlassen" (Hull - Memoiren, Bd. II S . ll71) . Dieser umstände der sowjetischen "Befreiung", die Zwangs­
Vorschlag wurde 1944 wiederholt. Diese Groteske war deportationen zu Hunderttausenden noch lange nach
ein weiteres Beispiel für Roosevelts Geistesverworren­ 1945 und die Zwangseinwanderung von Russen in die
heit. baltischen Länder wie auch nach Ostpreußen. Man hatte
zu tun, ständig neu die Weltöffentlichkeit mit Greuel­
Doch in England klärte man die Lage, als der britische propaganda gegen die Deutschen "abzulenken". Und so
Außenminister Eden am 5.8.1942 den Gesandten der ist dies bis heute geblieben.
drei baltischen Staaten in London zur Kenntnis gab, daß
sie von der diplomatischen Liste gestrichen worden So sah die Mentalität jener "Staatsmänner" aus, die
seien, und der britische Botschafter in Moskau, Sir sich auf weltweiter Ebene zu einem Bündnis gegen die
Stafford Cripps, erklärte, daß die baltischen: Staaten der "menschheitsfeindlichen, aggressiven, diktatorischen,
Freiheiten der Atlantik-Charta nicht teilhaftig würden. - welteroberungslüsternen Faschisten" zusammenschlos­
Man muß ernsthaft fragen, ob Stalin angesichts solcher sen und nach dem Krieg über den besiegten deutschen
"Verbündeter" hätte anders handeln können. Gegner "zu Gericht" saßen !

Ne mmersdorf (Ostpreup en)


nach der Rückero berung durch die deutsche Wehrmac ht im Ok to ber 1 944. So sah "die Befreiung " durch die Rote Armee aus.
Die gesa mte Dorfbevölkerung wurde auf diese bestinlische Weise ausgemordet!

29
E s kommt hi nzu, da ß d ie Bevöl keru ng Ostpo lens a ngeb­
Die Völ ker E u ro pas werden sich gewöhnen müssen l i c h russisch werden möc hte . Aber es ist keineswegs
si c her, ob Sta l i n sich m it d iesen G renzen begnügen wird.
Auf den H i nwe is, R u ßl a nd habe bere its R egieru ngen
Eine Geheimbesprechung zwischen Präsident Roosevelt kommunistischen Cha rakters für Deutsch land, Oster­
und Kardinal Speilmann vom 3. September 1943 gibt re ich u nd a ndere Länder erna nnt, d ie do rt ei n kommu­
über Ziele und Vorstellungen bei den Oberhäuptern der n i st i sches Regi me errichten würde n , so daß die R u ssen
Alliierten über die öffentlich bekanntgewordenen Vor­ nicht ein mal einzumarschi eren brauchten, gab Präsi dent
gänge hinaus beachtlichen Aufschluß . Man dachte wahr­ Roosevelt zu, daß dies zu erwarten se i . Ferner fragte ich,
lich in Kontinenten, und befaßte sich nicht etwa mit ob die Al l i ierten n i cht von sich aus etwas tu n könnte n,
"kleinen Völkern " . Mag Roosevelt hier in seinen Aus­ um diese E ntwi c k l u ng zu he m men, i n dem sie die guten
führungen auch gegenüber den Strategen in London zu E l e me nte ebenso förderten, wie d ie R u ssen die Kommu­
weit gegangen sein, grundsätzlich aber teilten sie die n i sten gefördert haben ; Roosevelt erk lä rte, so etwas
Grundzüge seiner Auffassung, und danach haben sie wü rde n i c h t erwoge n . Desha l b steht zu erwa rte n, daß
auch gehandelt . Die nachfolgenden Ausführungen Roo­ ko m m u n i st i sche Regi mes errichtet werde n . Aber was
sevelts sind einem Memorandum aus den Akten des können wi r dagegen tu n ? Viel leicht bleibt F ran kreich
Erzbischofs von New Y ork, Kardinal Spellmann, mit der versc hont, fa l l s es ei ne Vo l ksf ront- Regieru ng nach Art
Oberschrift " Einige der wichtigsten Gesprächsgegenstän­ der von Leon B l u m bi ldet . Die Vo l ksfront kön nte so lche
de" entnommen. Es handelt sich hierbei um die zusam­ Fortsch ritte mac he n, da ß d i e Kommunisten si e wo mög­
menfasse nde Niederschrift Speilmanns über eine andert­ l ich h i n n e h me n . Auf die ei ndeut i ge F rage, ob Österreich,
halbstündige Unterredung mit Roosevelt : Ungarn u nd Kroat ien u nter ein russisches Protektorat
i rgendwe lcher Art geraten würden, gab Präsi dent Roose­
" Zusa m me na rbe it der ' G roßen Vier ' : velt e i n k l a res 'J a' z u r Antwo rt . Aber er fügte h i nzu, wi r
Es ist e i n Abkommen der G ro ßen V ier gep l a nt . Danach dürfte n die hervorragenden wi rtschaft l ichen Leistu ngen
so l l die We lt i n vier E i nf l u ßsp hä ren a u fgetei lt werde n : R u ßla nds n i c ht übersehen . Die F i na nzlage der Sowjet­
Ch ina be ko m mt den Fernen Oste n ; d i e USA den Paz i f i k ; u n ion se i gesund. Es versteht sich, daß die europä i schen
G ro ßbr ita n n i e n u n d R u ßl a nd erhalten Afri ka bzw. Länder gewa ltige Verwa n d l u ngen du rch machen müssen,
E u ropa. Aber da G ro ßb r ita n nien vorwiegend ko l o n i a l e u m sich R u ßl a nd anzu passen ; aber Rooseve lt hofft, da ß
I nteresse n hat, darf a ngen o m men we rden, daß R u ßland i m Laufe von zehn oder zwanzig Jahren der eu ropä ische
E u ·r o p a be herrschen wi rd. Obwo h l Tschiang Kai­ E i nf l u ß die R ussen wen i ge r barbarisch machen wird.
schek be i den gro ßen Entscheidu nge n ü ber die Zuku nft Wie dem auch sei , fügte der Präsi dent h i nzu, j edenfa l ls
E u ropas zu gege n sei n wi rd, steht fest, da ß er kei nen kön nten die USA u nd G ro ßbrita n n ien n icht gegen R u ß­
E i nf l u ß haben so l l . Dasse l be mag, wen n auch in ger i n ge­ l a nd kä mpfen . D ie russische Produktion se i so groß, daß
rem G rade, für die USA gelte n . R ooseve lt hofft - ma n i n R u ßland - Lastwagen ausgeno mmen - auf
o bwo h l es Wu nschden ken sei n mag -, d a ß R u ßl a nd i n a merikan ische H i lfe verz ichten könne. Er hofft, daß die
E u ro pa n i c ht ga r z u gewa ltsa m e i n greifen wi rd. Zwa ngsfreundschaft zwischen den Vere i n igten Staaten
Völ kerbu nd : u nd der Sowj et u n ion sich zu einer wa hren, dauernden
Der vo rige Völ kerbu nd führte n i cht zu m E rfo lg, we i l F reu ndschaft entwickel n wi rd. Die eu ropä ischen Völker
auch den k l e i n e n Staaten das Recht zu r E i n m ischu ng werde n die ru ssische He rrschaft e i nfach e r t r a g e n
eingeräu mt wa r. Der kü nftige B u nd wird nur aus den vier m ü s s e n, i n der H offnung, daß sie nach zeh n oder
G ro ß mä c hten beste hen ( USA, G roßbrita n nien, R u ßl a nd, zwa nzig J a h ren in der Lage se in. würde n, mit den R u sse n
Ch i na ) . D ie k I e i n e n Staate n we rde n eine beratende gut zusa m menz u l ebe n . Sch l i e ßl ich hofft e r , da ß d i e
Ve rsa m m l u ng o hne das Recht der Abst i m m u ng u nd der R usse n vierzig Prozent des kapita l i stischen Syste ms übe r­
E ntsche idu ng bi ! den. So haben z. B . d ie G riechen, J ugo­ nehme n u n d die Kapita l i sten n u r sechzig Prozent i hres
slawe n u n d F ranzose n verlangt, den Waffenst i l lsta nd m it Syste ms be halten werden, so daß eine Verstä ndigung
I ta l ien m it zu u nterze ichne n . ' Das haben wi r ru nd herau s mög l i c h wird. Dies ist a u ch Litwi nows Meinung.
abgelehnt. Sie haben kein Recht, im K reis de r G ro ße n zu Unga rn :
sitzen. N u r die G ro ßen werden zuge l assen, we i l sie gro ß E r schätzt die Ungarn. E r möchte, daß sie z u u n s
u nd sta rk sind u nd sich e i n fach a u fdrä n ge n ' . überge he n . E r wä re bereit, s i e a l s A l l i ierte aufz u nehmen,
R u ßl a nd : wen n sie u mschwe n kten .
E i n Gesp räch mit Sta l i n so l l soba l d wie mögl ich statt­ Österrei ch :
fi nden. Präsident Roosevelt glau bt, i h m f iele es leichter, Es ist kein Plan für eine Öste rreich ische E x i l regieru ng
mit Sta l i n zu einer Verstä ndigu ng zu ko mmen, a l s aufgeste l lt oder gebi l l i gt . Gegen ein vo n R u ßland gesteu­
Churchi l l . Churchi l l sei zu idea l istisch, wä hrend e r , ertes Regi me i n Österreich wi rd man kei ne E i nwände
genau so wie Sta l i n , rea l i stisch se i . Deshal b schei nt eine erhe be n . Das einz ige, wa s Österreich vo r den Ko m m u n is­
Verstä ndigu ng auf rea l i st i scher G ru nd lage wah rsche i n ­ te n retten kön nte, wä re, daß es Otto vo n Habsbu rg
l i ch. gelä nge, m it H i l fe U nga rns den T h ron zu beste ige n . Aber
Roosevelt wü nscht, so u nwa h rsche i n l ich es auch se i n soga r Otto vo n Habsbu rg würde sich mit den R u ssen
mag, von Sta l i n das Versprechen, d ie russischen G renzen a rrang ieren müsse n .
' n i cht über e i ne gewisse L i n ie' h i na u szuschieben. Mit Kroatien :
Sicherheit beko m mt Sta l i n F i n n l a nd , die ba lt ische n De r Präsident widersetzt sich der Neugebu rt J ugosla­
Staate n, d ie öst l iche H ä l fte Po lens, Bessa rabien . E s wiens u nd ist für zwe i una bhä ngige Staaten, einen
besteht kei n Anla ß, s i c h d iesen Wünsche n Sta l i ns zu kroatischen u nd einen slowenische n . Church i l l dagege n
widersetzen, weil er d ie Macht hat, sich diese o h ne ist für de n "status qua a nte" .
weiteres sel bst zu erfü l l e n . Desh a l b ist es besser, i h m Deutsch l a nd :
a l l es f reiwi l l i g zu gebe n . Zwi schen R . ( Rooseve lt ) u nd C h u rch i l l ist Ü bereinst i m -

30
mu ng erreicht, da ß Deutsc h l a nd in verschiedene Staate n abgefunden. Man begnügte sich damit, den westlichen
aufgete ilt wird. Es wi rd keine Ze nt ra l reg ieru ng mehr Demokratien zu erklären, daß Stalin ja in Bulgarien,
ha ben, sondern u nter der Oberherrschaft der G roßen Ungarn, Rumänien, Albanien, der Tschecheslowakei und
Vier, vo r al lem R u ßl a nds, stehe n . E i nen F ri edensvertrag Polen "Volksdemokratien " errichtet habe, auch in Jugo­
wi rd , es n icht geben, sondern ei nen E rl a ß der G ro ße n slawien unter etwas gesonderten Verhältnissen. Man
Vier. Vor her so l len noch versch iedene Leute ange hört hatte den " Vorkämpfer für Menschenwürde, Demokratie
werden, aber das wü rde ohne E i nf l u ß se i n . Deutsch l and und Fortschritt, Freiheit und Recht" - Joseph Stalin ­
so l l i n die fo lgenden Staaten a ufgetei lt werde n : mit enormen Hilfslieferungen während des Krieges-ver­
sorgt (die USA hatten an die Sowj ets mehr Panzer
Bayern, R he i n l a nd, Sachsen, Hessen,
geliefert, als die gesamte deutsche Wehrmacht 1941 über­
Pre u ßen, Württe m berg so l l e i n Te i l von Bayern werden ,
haupt verfügbar hatte, Kampfflugzeuge für 2 . 000 Ge­
Sachsen bekommt Tei le vo n Preu ßen . Hannover so l l e i n
schwader, 7 5% aller von der Roten Armee verwendeten
u na b hä ngiger Staat werden ; De utschland wird f ü r vierzig
Jeeps, Lastwagen und Traktoren, dazu jede Menge
Ja hre entwaffnet . Ke i ne Luftwaffe, keine Zivi l l uftfa h rt;
Nahrungsmittel usw. usw . ) .
kei n Deutsc he r da rf f l iegen lernen.
Po len :
·
FaH � Po len wiedererric htet wi rd, bekom mt es Ost­
· M an hatte schließlich auch den kommunistischen Parti­
preu ßen. sanenführer Jugoslawiens, Tito, mit Waffen versorgt und
Andere Lä nder : ihm somit die Zerschlagung jeglicher anderen politischen
Absti m m u ngen so l l en i n fo lgenden Ländern stattf inden : Willensbildung in Jugoslawien zugunsten der Westmäch­
F ran kreich, Ita l ien, N i ederl a nde, Belgien, Norwege n , te ermöglicht. So sah man sich gegen Kriegsende kaum
G riechenland. l n d e r Tschecheslowakei i st k e i n e Vo l ks­ in der Lage, zumal man selbst ähnliche Mittel angewandt
befragung zu erwa rte n '; hatte und gleiche Ziele verfolgte, böse über sowj etische
Maßnahmen zu werden, die man all die Jahre gefördert
(R.I. Gannon "Kardinal Spell mann " S. 189-192) hatte.

So geschehen, wie gesagt, im September 1943. Und Der Irrsinn ging so weit, daß die amerikanischen
Roosevelt hat bis zu seinem mysteriös gebliebenen Tod Truppen bereits Mitte April 1945 die tschechische
am 12. April 1945 seine Meinung nicht geändert, ja er Grenze erreicht hatten, General Eisenhower jedoch ein
wurde zusehends "noch blutdürstiger" auf der Jalta­ weiteres Vorgehen ablehnte, drei Wochen Zeit ver­
Konferenz und "hoffte, daß Marschall Stalin wiederum geudete und "die Befreiung Prags " am 9. Mai 1945 de.a
einen Trinkspruch auf die Hinrichtung von 50.000 Sowjets überließ, die sich dann mit dem grausigen
Offizieren der deutschen Armee ausbringen werde ". Blutbad an Hunderttausenden von Deutschen und Sude­
Stalin dehnte dieses "noch blutdürstiger " auf alle Kon­ tendeutschen vollzog. Auch Berlin hätte von den ameri­
ferenzteilnehmer aus. (Die Jalta Dokumente S. 5 5 ) . kanischen - statt russischen - Truppen eingeno mmen
werden können, denn der amerikanische Rückzug aus
In Potsdam i m Juli/ August 1945 hatte m an sich init der Thüringen und Sachsen auf die Elbe - und das alles vor
sowj etischen Machtpraxis, dem Verschwinden ganzer der Potsdamer Konferenz ! - das war politischer Di­
Völker, der Vertreibung von Millionen von Menschen lettantismus.

Ebenfalls Nemmendorf (Ostpreupe n), Ok to ber 1 944


31
Flüchtlingstreck im Raum von Braunsberg ]an. /Fe br. 1 945

Und nicht zulet zt die Zwangsauslieferung der Kosaken, herstellung einer auch nur angedeuteten Rechtsordnung
Russen und Osteuropäer, die auf der Flucht vor den oder moralischen Grundsatzordnung vorlegten, sie
Sowj ets durch die Briten und US-Amerikaner ausgelie­ führten nicht einmal Scheingefechte mit Stalin, um ihre
fert und zum größten Teil dem Tod anheimgegeben " guten Vorsätze" glaubwürdig zu machen ; sie boten
wurden, sollte diesen Irrsinn vollenden. ohne Not und Zwang - noch bevor Stalin überhaupt
seine eigentlichen Ziele demonstriert hatte - Stalin
Ein Druck Roosevelts oder Churchills auf Stalin etwa appetitanregend.ß Beute in Form von ganzen Völkern,
durch eine Drohung, die Pacht- und Leihhilfe einzustel­ hunderttausenden von Quadratkilometern Land , ja die
len, widersprach ihren Wünschen, die Sowj ets zu bewe­ Vertreibungsmöglichkeit der gesamten ostdeutschen Be­
gen, in den längst gewonnenen Krieg im Femen Osten völkerung an. Selbst der Hinweis von Stalin, ob dies
einzusteigen, und ist nie versucht worden. Aber auch denn so einfach sei , wurde von Churchill abgewertet mit
umgekehrt kann keine Rede davon sein, daß diese dem Bemerken, daß nach dem Tod von 6 Millionen
beiden westlichen "Demokraten " etwa unter dem Deutschen und den wahrscheinlich zu erwartenden
" Druck " Stalins gestanden und nur gezwungenermaßen weiteren Millionen Toten in Deutschland Platz genug
Stalin die Beute zugesteckt hätten, hatte "uncle Joe " sein würde für die zu Vertreibenden.
ihnen doch auf der Teheraner Konferenz deutlich zu
verstehen gegeben, daß die Sowj etunion ohne die Pacht­ Ein angesehener amerikanischer Publizist und Gelehrter
und Leihhilfe den Krieg verloren hätte . Nein, sie standen kommentierte das Ergebnis Roosevelt 'scher - und man
nicht unter Druck, die beiden westlichen " Großen " . Sie muß ergänzen Churchill 'scher Politik mit den Worten :
besaßen die stärksten Luftflotten, die mächtigsten Ma­
rinegeschwader, die leistungsfähigsten Rohstoff-, " E r hi nterl i e ß den z iv i l i sierte n Westen in Trüm mern,
Rüstungs- und Forschungszentren der Welt und hatten den ganzen Oste n a l s e i n Chaos vo n Sch ießerei u n d
nicht zuletzt das Monopol der Atombombe in der Hand . Mo rd, u nd u n serem eigenen L a n d zum erste n Mal den
Sie setzten aber dieses Waffenarsenal für ihre eigenwilli­ Ausbl ick a u f e i n e n F e i n d , desse n Angriff töd l ich se i n
gen Ziele ein, statt für edle Grundsätze. Sie waren sich ka n n . U nd, u m d ieser ver hä ngn isvo l len Bosheit noch d i e
einig - das war das Geheimnis - in den Zielen : V erach­ Krone aufz u setzen, h i nte r l i e ß e r u n s e i ne Welt, d ie vo n
tung des Völkerrechts und der internationalen Moral. kei nerlei mora l i sc hen G ru ndsätzen meh r z u sa m men ge­
Nicht nur, daß Roosevelt und Churchill der totalitären halten werden k a n n " ( P. H . N i eo l l " E n gla nds K rieg gege n
Welt des Kommunismus keine Bedingungen zur Wieder- Deutsc h l a n d " Tübinge n 1 963 S . 90) .

32
1 o . ) . . . . . fordert e i nen ha rt näckigen Kampf gegen d ie
I nternat i o n a l e Ziel richt u ng A msterda mer ' I nternat i o n a l e ' .
u nd Organ i sat i o n 1 1 . ) . . . . fordert d i e Unterste l l u ng der Parla mentsfra ktio­
n e n u nter d i e Partei vorstä n de .

Der Zwe ite Ko ngreß der Kom m u n i st ischen I nternat io­ 1 2. ) . . . . fordert das Pri n z i p des demo k ratischen Zentra­
l ismus' a l s Orga n isationsgru n d lage für a l le zugehörigen
nale vo m 1 9. 7 . -7 . 8. 1 92o ste l lte jene be rüchtigten "2 1
Partei e n .
Bedi n gu n ge n " zu r Zugeh örigkeit zu r ko m m u n i st i schen
l n d e r gege nwä rt i gen E poche des verschä rfte n Bürger­
"Weltbewegu ng" auf, d ie a u f eine ko nsequ ente D u rch­
k rieges wird die K o m m u n i st ische Parte i nur da n n
führu ng der We ltrevo l ut i o n bei strengster O rga n i sat i o n
i msta nde se i n , i hrer Pf l ic ht zu genüge n , wen n sie a u f
nach de m Pri n z i p des " Demok ratischen Ze nt ra l i sm u s"
m ö gl ichst zentra l ist i sc he We ise o rga n isiert ist, wen n
( was n i c hts anderes bedeutete a l s rücksi chtsloses Befeh ls­
e i serne D i sz i p l i n i n i h r herrscht u nd wen n i h r Pa rteizen­
pri nzi p Moskaus ) a bgeste l lt wa ren . D i ese Bed i n gu ngen
tru m . . . . m it der F ü l l e der Macht, Auto r ität u nd den
Len i ns, die Sta l i n späte rh i n - z u m i ndest in der P raxis -
we itest ge he nden B efu g n i sse n a usgestattet ist .
verschä rfte, l auteten u . a . :
1 3. ) . . . fo rdert stä n d ige u n d systematische 'Säu beru n ge n '
1 . ) D i e gesa mte Pro paga n da u n d Agitat i o n mu ß e i nen
von a l len ' k l e i n bü rger l i chen E l e mente n ' .
wirk l iche n ko mmu n i st ischen Charakter t ragen und den
1 4. ) Jede Pa rte i , d ie der Ko m m u n i stischen I nternat i o na­
Besch l üssen der Ko mmu n i stischen I n ter nat io na l e ent-
l e a n z u ge höre n wünscht , ist �erpf l ichtet, einer j eden
sprechen . . . . . . . . .
Sowjetrepu b l i k in i hrem K a m pf gege n d i e k o nterrevo l u ­
Die . . . Presse u nd a l le Parte iverl age müssen vö l l ig dem
t i o n ä ren Kräfte rüc k ha lt l osen B eista nd zu leisten . . . . . . .
Parte ivorsta h d u nte rste l lt werde n , ohne R ücksicht
1 5. ) . . . . fordert Ä n deru ng der Parte i p rogra m me i m Si n n e
da rauf, ob die Partei in i hrer G esa mt heit in dem
de r Besc h l üsse der Ko m mu n i st i schen I nternati o na l e .
betreffenden Auge n b l ick l ega l oder i l l ega l ist . . . . . .
1 6. ) Al l e Besc h l üsse der Kongresse der Ko m m u n istischen
2. ) Jede O rganisat ion, d i e sich der Kommu n i st i schen I nter nat ionale, wie auch d ie Besc h l üsse i h res Exekut iv­
I nter nationale ansch l i eßen wi l l , mu ß . . . . . p l a nmä ßig aus ko m itees s i n d für a l l e der Ko m m u n i stisch e n I nternat io­
al l en me h r oder weniger vera ntwortl ichen Poste n der n a l e a nge höre n de n Parte ien b i ndend . . . . . .
Arbeiterbewegu ng ..... die reformi stischen und Zen­ 1 7 . ) . . . . . . Die Ko m m u n i stische I nternat i o n a l e h at der
tru ms l eute entfer n e n u nd sie du rc h bewä h rte K om­ ga nzen bürgerl ichen We lt u nd a l len ge l be n soz i a l demo­
mun iste n ersetzen. k rat i schen Pa rte i e n den Krieg e rk l ä rt . . . . . .
3. ) F ast in a l l e n Lä ndern E u ropas u nd A me ri kas tritt der 1 8. ) AI I e führenden Preßo rga ne der Parte i e n a l ler Länder
K l asse nkampf i n d ie Phase des B ü rge r k ri eges ei n. U nter si nd ver pfl ichtet, a l le wichtigen offiz iel l e n Doku mente
derartige n Ver hä l t n isse n k ö nnen d ie Kom m u n isten kei n der E xek utive der Ko mmu n i st i schen I n ternationa l e
Vertra uen zu der bürge r l ichen Legal ität h a ben . S i e si nd a bz u drucke n .
verpf l ichtet, ü bera l l e i n en p a ra l l e l e n i l l ega l en O rga­ 1 9. ) . . . . . fordert d ie orga n i sato rische n M a ß n a h m e n zu r
nisationsa ppa rat zu schaffe n, der i m e ntsc hei dende n Du rc hsetzu ng der Besc h l üsse der K o m m u n ist i schen
Mome nt der Partei beh i lf l ich sei n wird, i hre Pf l icht I nternat i o na l e .
gege nüber der R evo l uti o n z u erfü l l e n ..... 20. ) . . . . fordert d e n Besc h l üssen der K o m m u n ist i schen
4 . ) . . . . Wo d i e Agitat i o n ( i m H eer ) d u rch Ausna h me­ I nternat i o n a l e ge mä ße U m besetzu nge n in den Ze ntra l ­
gesetze u nterbu n den wird, i st sie i l l ega l zu f ü h re n . . . . . . ko m itees d e r e i nzel nen Sekt i o n e n ( Parte i e n ) .
5. ) Es ist e i n e systematische u nd p l a n mä ßi ge Ag itat i o n 2 1 . ) . . . . . fordert den Aussc h l u ß a l ler d iese n Besc h l üsse n
a u f de m flachen La nde notwe ndig . . . . . wi dersprec henden Perso n e n .
6. ) Jede Parte i , d i e der l l l . l nternat i o na l e a n zu ge h öre n
So wo h l a u s d i esen " 2 1 Bed i n g u nge n " als auch a u s der
wünsc ht , ist verpf l i chtet, . . . . . . d e n Arbe itern syste matisch
a l lero rten erken nt l i chen "revo l ut i o n ä re n Praxis" der
vor Au gen zu führen , da ß ohne revo l ut i o n ä ren Stu rz des
ko m mu n ist i schen Parte ien wa r d ie " K riegserk l ä ru ng"
Kapita l i smus ke i nerlei i nternationale Sch i edsger ichte,
der ko m m u n i st i sch e n Parte i e n , gestützt a u f de n "sta rken
Kriegsrüstu ngen, keinerlei 'de mokrat i sche' E rneueru ng
Arm der Sowj etrepu bl i ken in R u ßl a n d " e i ne für a l l e
des Völkerbu ndes i msta nde se i n we rde n , neue i m peria­
Staaten au ßerordent l ich ernstzu neh mende Ange l egen ­
l i stische Kri ege zu ver hüten .
heit. D ies u m s o mehr, a l s e s Sta l i n u nter Ausnutzu ng
7 . ) . . . . . Die Ko m mu n i stische I nternat i o na l e fo rdert u n­ de r marxist i sch- l e n i n ist i schen I deo l ogie, der kommu­
bedi ngt u nd u lt i mativ d ie D u rchführu ng d ieses B ruches n i st i schen Parte i statuten u nd der " lega l i si erten " Terror­
( m it dem R eformismus ) i n kü rzester F rist . . . . . . . . . und Mordpraxis versta nd, d ie Ko m i ntern über ihr E xeku­
8. ) . . . . fordert d ie Verjagu ng der I m peria l iste n a u s den t i vko m itee i m mer mehr zu se i nem persö n l ichen Herr­
Ko l o n i en . schaftsi nstru ment a u sz u ba u en . Und Sta l i n wa r es d a n n
9. ) . . . . fordert ko m m u n i st i sche Tät igkeit i n nerha l b der mit se i n e m Po l itbüro d e r K PdSU, der "den revo l utionä­
Gewerkschaften , der Arbeiter- u nd Betriebsräte , der ren Vo l k swi l le n " in a l l e n m ö g l ichen Lä ndern zu offenen
Ko nsu mgenossenschaften u nd a nderer Masseno rga n i ­ Bürgerkr iege n entfachte oder die off i z ie l l e n m i l itä r i sc he n
sationen. Aggressionen befa h l .

33
Beachtlich für den "Verrat an Osteuropa" ist, daß die ausbruch 1 939, dann während des Krieges und schließ­
westlichen Mächte, die ja nach dem Ersten Weltkrieg die lich - auch dann war sogar noch einiges zu retten ! - nach
militärischen Sieger in Europa waren, diese Sowjetmacht Beendigung des Krieges, als zwar die Rote Armee die
nebst ihren Hilfstruppen trotz aller negativen Erfahrun­ osteuropäischen Länder erobert, aber die Kommunisten
gen mehr und mehr unterstützt haben bis hin zur ihre Regime noch nicht errichtet hatten.
Preisgabe der osteuropäischen Völker bereits vor Kriegs-

D i e Ko m i ntern wa r a ktiv

Am 9 . Mai 1941 6 Wochen


- v o r Beginn des Gegner des neuen Regimes sind so rasch wie mög­
Rußlandfeldzuges erteilte die Sowjetführung über die lich zu beseitigen, abe1 auf demokratische Manier, das
Komintern(Kommunistische Internationale mit Herr­ heißt, durch Aburteilung vor einem Volksgerichtshof.
schaftszentrale Moskau) ihrem jugoslawischen Genos­ Diesem sollen ein bekanntes Parteimitglied und zwei
sen Tito folgenden Befehl: heimlich Sympathisierende angehören.
Parteiverräter sind ohne Rechtsverfahren zu liquidie­
" Die Zeit ist gekommen, die Weltrevolution einen ren. Todesstrafe ist Vorschrift.
entscheidenden Schritt vorwärtszutreiben. Sie muß Folgende Gruppen sind Klassenfeinde : Mitglieder na­
aber so getarnt werden, als handele es sich um eine tionalistischer oder religiöser Bewegungen, Geistliche,
Reihe von Maßnahmen zur Verwirklichung der 'wa­ Offiziere, Angehörige der Polizei, Diplomaten und
hren Demokratie'. Staatsbeamte, die sich weigern, auf die Seite der
Die kommunistische Partei muß in allen Ländern, in Revolution zu treten, und schließlich alle Personen,
denen die Revolution vorbereitet wird, mit aller Sorg­ die nachweislich der Revolution Widerstand leisten."
falt und Vorsicht gute Beziehungen zu nationalgesinn­
ten und religiösen Kreisen pflegen. Wo es sich als
notwendig erweist, soll man bei der Durchführung der Diese Regieanweisung war Teil des "strategischen
Revolution Vertreter der Kirche mithelfen lassen. Ihre Planes" der kommunistischen Führung zur Erringung
zahlenmäßige Stärke ist bestimmend dafür, in wel­ der Weltherrschaft und findet ihre Bestätigung in den
chem Umfang der kirchliche Einfluß später auszumer­ vielfaltigsten Veröffentlichungen der Bolschewisten
zen ist. nach dem Zweiten Weltkrieg.
Sofort nach der Machtergreifung wird das Zentral­ Doch schon im Jahre 1941 stand es in "Totale
komitee eine neue Regierung einsetzen. Sie soll die Kriegswirtschaft und die Rote Armee" sowjetamtlich
breiten Massen des Volkes repräsentieren und ein de­ schwarz auf weiß :
mokratisches Gesicht haben.
"Ein paralleles Nebeneinander-Existieren unseres Sow­
jetstaates mit der übrigen Welt ist auf die Dauer
unmöglich. Dieser Gegensatz kann nur durch Waffen­
gewalt in blutigem Ringen eine Lösung finden. Eine
andere Lösung gibt es nicht und kann es nicht geben.
Nur der wird gewinnen, der in sich die Entschluß­
kräft zum Angrüf verspürt."

Opfer des gra usa men Bandenkrieses:


Kroa tinnen, die in eine m deutsche n
Depot gearbe ite t ha tten

Gefangene Partisane n .

34
Aufze i c h n u n g des Oberbefeh l sha bers des fran zösischen
Heeres, Genera l G a me l i n
Auch d i e a nderen " H u ma n i ste n "
trieben si e i n den Krieg Ge he i m D e n 6. M ä rz 1 940

"3. Das B a l kan-Pro b l e m geht vo r a l l e m F ra n k re i c h a n ,


we i l F ra n k re ich es f ü r wünschenswert u n d m ög l ich hä l t :
a ) d e n Zuga ng zu d e n Meerengen u nd zu m Aegä i schen
Meer über den Balkan für Deutsch l a nd u nd d i e Sowj et­
Bericht des F ranzösischen Mari neattaches i n At hen u n ion zu sperren;
Athen, den 3o . Oktober 1 939 b) im l n nern des B a l k a n s auf e i ner u n geheu eren Ab­
nutzu ngsfront d ie Armeen d er B a l ka n l ä nder den d eut­
" E i n griechischer Reeder te i lt m it, da ß i h n der G ri ech i­ schen u n d b) im l n ne r n des B a l kans auf e i ner u ngeheue­
sche M i n isterpräsi dent u n l ä ngst zu sich i n se i n A rbe its­ ren Abn utzu n gsfront die Armee
z i m mer hat ko mmen lassen, g l e ichzeit i g m it a l l e n seinen c) i m l n nern des B a l kans auf e i ner u ngeheu eren Ab­
Beru fsko l l egen. Der M i n i sterpräsident hat i h nen m it­ n utzu n gsfront d ie Armeen der Ba l ka n l ä nder den deut­
gete i lt, da ß die E n g l i sc he R egierung von i h m ver l a ngt sc he n u n d sowj etrussischen Armeen entgege nzuste l l e n .
ha be, die Hälfte der griec h i schen Handelsf l otte G ro ß­ D i ese F rage hä ngt übr igens eng m it d e r H a l t u n g I ta l iens
brita n n i e n zu r Verfüg u n g zu ste l l e n . E r h at h i nzugefügt, zusa m men, o hn e desse n offene oder st i l l schwe igende
da ß er im Namen der G riec h i schen Regieru ng gea ntwo r- Zust i m mu ng wir k e i ne St reitkräfte in Sal o n i k i e i nsetzen
1et habe, d iese könne n icht, o h n e gege n i h re N e utra l i ät können.
zu verstoßeR u nd sich berechtigten Vo rwü rfen a u szu­ Ü berdies h a t d i e fra nzösi sc he Armee vo n jeher rege l ­
setzen, e i ne n Te i l der pr ivaten griech ischen Hande l s­ mä ßi ge Beziehu ngen z u der j u gosl awi sche n , der ru mä n i ­
fl otte z u m N utzen e i ner kriegfüh renden Partei req u i r ie­ sc hen u nd a u c h d e r griec h i schen Armee u nterhalten . . . .
ren . Aber er hat n ic htsdestowen iger den a n we senden Unter d iesen U mstä nden n i mmt das fra nzösi sche O ber­
Reedern empfo h l en, sich, sowe it sie d ies n u r k ö n nten k o m mando i.n Au ssicht, das G ros der fra nzösischen
u nd in streng persön l i cher Weise, in den D i enst E n g l a nds Streitkräfte im Gebiet vo n Sa l o n i k i e i n z u setzen, se i es
zu ste l len. n u n, da ß es sich für die A l l i i e rten daru m handelt, i h ren
E i nzel ne Reeder haben um Aufsch l u ß gebete n ü be r die Gegnern de n Zugang zum Aegä ische n Meer zu sperre n ,
Bedingu ngen, die die Britische Ad m ira l ität i h nen ste l len oder a u c h , da ß es s i c h daru m handelt, J u goslawien oder
wü rde. Es wu rde i h nen gea ntwo rtet, da ß d iese l etztere R u mä n i e n Beista n d zu l e i sten oder im E i nverne h m e n
die Cha rteru ng 1 0 bis 1 5% teu rer beza h l e n würde, a l s sie m i t d e n ü brigen B a l ka nstaate n d a s bu l ga rische Pro bl e m
dies bei i h ren eigenen Handelssch iffen täte; da ß sie d ie vo rher zu rege l n . . . . .
Sch iffe schützen würde, i n dem sie sie i m Konvo i fa h ren gez. G a m e l i n "
l i eße, u nd da ß d ie engl ischen Ve rsicheru ngsgese l l schaf­
ten die Versi cheru ngsprä m i e n hera bsetzen würden . . . . "

Ar meegene ra l Weyga nd, Ober befeh lshaber des Kriegs­


sc ha u platzes Ost- M itte l meer, an den Oberbefeh ls haber
Aufzeic h n u n g des Oberbefeh lshabers der französischen
des fra nzösischen Heeres Genera l G a me l i n
Leva nte- Tru ppen Genera l Weyga nd
H a u ptquartier, den 1 4 . M ä rz 1 940.
9. Deze m ber 1 939
Ge he i m
F ü h l u ngna hmen m i t den Generalstäben des B a l kans
" . . . . Deutschland u nd d i e West mäc hte stehen s i c h a u f
" . . . I ch habe d i e E h re, I h nen zu ber ichte n , wie we it
e i nem Sch l achtfel d von begrenzter Ausdeh n u ng gege n­
u n sere F üh l u ngna h me n m it den verschiedenen Genera l ­
über, das auf be iden Se iten m it guten Tru ppen d i cht
stä be n des B a l k a n s ge l a ngt si n d u nd we lche E rge bnisse
besetzt ist, deren Abwe h rkraft a u fs höchste geste i ge rt
erzielt wu rde n . . . . . . Der griech i sc he Genera lstab· ste l lt u ns
wi rd du rch d ie machtvo l l en Orga n isat ionen, a u f d ie sie
von j etzt a n fol gende Stützpu n kte zu r Verfügu n g :
sich stützen. D i ese Westfront bietet für sich a l l e i n , we n n
l n Tessa l i en : Kard ista - Pha rsa l a - N ea Anch i a l os -
sie n icht du rch i rgende i n a nderwe i t i ges Unternehmen
Tu rnavos - A l myros;
erweitert wi rd, we n i g Aussichten a u f entschei dende
l n Mazedo n i e n : G u ida - Nea Pe l l a - Le m bet - M i k ra
Man över oder Aktionen. Und doch i st zu r E rre i c h u n g
der Kriegsziele d e r Al l i ierten e i n vo l l er, u nstreiti ger Sieg Mega l a - M ikra - G o rgap Cheiseru - Livadog l u r i - F lori na
röti g. - Pto l e ma is.
Bei dem gege nwä rt i ge n Stande der D i nge ka n n i n Abgeseh e n von e i n i ge n Abä nderu n ge n , u m die wi r
Europa n u r der Bal ka n k r iegsschau p l atz d ie Mögl ichkeit ge bete n ha ben, e ntsp reche n d iese F l u gp lätze den z u m
günsti ger E reignisse biete n, sei es du rch d i e Ze rmürbu ng, Au sdruck gebrachte n Bedürfn isse n . . . . . .
die d ie Eröffnu ng e i ner neuen F ront für den Gegner Der General
bedeute n würde, se i es du rch e i ne n erfo l greichen Um­ Oberbefeh l shaber des Kriegsschau p l atzes
gehu ngsangr iff auf se i n e lebe n swichtige n Pu n kte . . . . Ost- M itte l meer
Weyga nd" Weyga nd"

35
Aufzeichn u ng des Ober befeh lsha be rs des französi schen Aufzei chnung des Oberbefehlshabers
Heeres Ge nera l Game l i n des f ra nzösischen Heeres Genera l Gamel in
Streng gehe i m Den 1 o . März 1 94o

. . . . . . . " D ie E röffnung e i nes nordische n K riegsschau p l at­ G ro ßes Hauptqu a rtier, den 4 . Jan ü ar 1 940
zes bietet vo m Sta ndpu n kt der Kriegfü h ru ng aus gese he n
e i n hervorragendes I nteresse . Abgesehen von den mora­
" Der Chef des G ro ßen Ge nera lstabes der gr iech i-
l isc hen Vo rtei len wird d ie B l ockade u m fassender, vo r
a l lem aber ist es die Sperru ng des E rztra nsportes nach sc hen Armee hat wissen lassen, da ß er u nter Vo rbehalt
Deutschland, auf die es a nko m mt. ei ner a u sreichenden Unterstützung m it Luftstreitkräften
l n diesem Zu sa m menhang wä re ein Vo rgehen auf dem Uld Lufta bwehrk räften in der Lage wäre, d ie La ndu ng
B a l ka n , we n n es m it der ska ndi nav ischen Unterne h m u ng ei nes i ntera l l i ierten Exped itio nskorps i n Sa lon i k i zu
ko m bi n iert würde, geeignet, die wi rtschaft l iche Abdros­ sichern. . . . . . Das französische Oberko m mando wi rd
se l u n g des Reiches zu verstä rken . Deutschland verfügte u nter Wah ru ng der größte n Diskretion we iter m it dem
da nn n u r noch über e i nen e i n z i gen Au sga ng a u s dem j u goslawische n, dem ru mä n ischen u nd dem g riech i schen
Bl ockaderi ng, n ä m l ich ü ber se i ne G renze m it Sowj et­ Oberk o m mando F ü h l u ng halten, ohne d ie Chefs der
ru ßland, wo bei zu be rücksichtigen i st, da ß die Ausbeu­ britischen Genera lstä be i rgendwie festzu legen . . . . .
tung der russischen Ro hstoffquellen noch langer F ri sten gez. Gamel i n "
beda rf.
Au f m i l itärischem Gebiet wä re i m merh i n eine Aktion
auf dem Balkan für F ra n k reich viel vo rte i l hafter als e i ne
so lche i n Ska n d i navien : der K rie gsschau p l atz würde i n
gro ße m Ma ßsta b erwe itert, J ugoslawi en, R u mä n i e n ,
Griec he n la nd u n d die Türke i würden u ns e i n e Verstär­ Die F ranzösi sche Adm i ral ität
k u ng von u ngefä h r 1 00 D i visionen zufü h ren . Schweden
an das F ra nzösi sche Au ßen m i n ister ium
und Norwegen wü rde n uns n u r die schwache U nterstüt­
zu ng von u ngefä hr 1 0 Divisionen verschaffen . D i e Stärke
der Truppen, die d ie Deutsch en vo n i h rer Westfront Te legra m m
wegz iehen m ü ßten, u m gege n u n sere neuen Unter­ Paris, d e n 1 9. Mai 1 940
"
nehmu ngen vo rz ugehen, würden sich zwe ifel los in dem D i eses Materia l , we lc hes vo n keinem Persona l
gleichen Verhä l t n i s bewege n . . . . . begleitet se i n darf, wü rde zum Sche in an griechische
Unsere ska nd inav ischen P l ä ne m üsse n a l so entsc h lossen Regi erung verkauft . Nach La ndung im P i räus würde es
we iterverfo lgt we rden, u m F i n n la n d zu retten oder doch auf griec h i sches Ge biet verte i lt ge mä ß Anga ben Gene ra l­
m i n destens, um d ie Hand auf das schwedische E rz u nd sta bs fra nzösi scher Armee . "
die no rwegischen Häfen zu lege n .
Lasse n wi r u ns a ber gesagt sei n, d a ß vo m Sta ndpu nkt Das Telegramm trägt a uf dem Umschlag fo lgende handschriftliche
der Kriegfü h ru ng a u s der B a l k a n u nd der Kauk asus, No tiz:
du rch die man Deutsc h l a nd auch vom Petro leum ab­
sc hne i den ka n n , von viel grö ßerem N utzen si nd. Den "Die griechische Regierung ist bereit, schon jetzt
Sc h l üssel zu m Ba lkan hä lt jedoch I ta l i en in der H a n d . Material entgegenzunehmen, das für etwaige alliierte
gez . M . Gamel i n " Landungstruppen bestimmt ist. "

Ehre nvoll wurde Frankreich im Waffenstillstand 1 940 behandelt.


Hitler verläpt den geschich tsträch tige n Verhandlungsort Compiegne

36
Ober die Konsequenzen dieser Kriegserklärung ist sich
England da mals allerdings kaum im klaren gewesen. Man
le bte wohl dort noch immer in Machtvorstellungen, wie
sie in der Zeit vor dem Weltk riege herrschten, und man
glau bte vielleicht, wie scho n einmal, auch jetzt wieder
Deutschland durch besondere Methoden und durch die
Mo bilisierung der ganzen Welt bezwingen zu k önnen.
Wohl selten hat ein Staat in der Geschichte sich so
fürchterlich getäuscht . Denn als es k lar wurde, daft
England den Krieg wollte, hat Deutschland gehandelt
und sich zur berechtigten A b wehr eingerichtet. Während
aber nun England, dessen Machthaber diesen Krieg ohne
jeden Grund verbrochen haben, sich schon von Anfang
an bemühen muß te, andere V�er für seine Interessen
verbluten zu lassen, und seitde m immer wieder versucht,
neue Staaten in den Dienst seiner Kriegführung zu
stellen, hat Deutschland es immer als sein o berstes Ziel
angesehen, den Krieg zu lokalisiere n und mit seinen
eigenen Kräften sowie mit jenen des zu ihm gestoßenen
verbündeten italienischen Staates zu beenden. Es hat
daher auc h keinen anderen Staat bisher gebeten, ihm
seine militärische Hilfe im Kampf gegen England zu
ge ben. Wohl aber hat Deutschland mit den im Dreimäch­
tepak t vereinigten Staaten das Interesse, daft
1 . jede weiter von England beabsichtigte Kriegsauswei­
tung verhütet wird, daft
2. die Vorbedingungen geschaffe n werden, um den
neuen Frieden in Europa und Ostasien endlich einmal
den Interessen jener Nationen anzupassen, die gewillt
und entschlossen sind, in der Zuk unft in Frieden und
Freundschaft miteinaner zu leben, und daft
3. vor allem ein daue rhafte r Friede geschaffen wird, der
Nach der Flucht es unmöglich macht, daft entgegen den kontinentalen
Interessen es einer anderen Macht gelingt, durch das
Ausspielen europäischer Staaten gegen einander immer
wieder neue Kriege zu inszenieren und damit nicht nur
den Frieden, sondern die Wohlfahrt aller europäischen
Reichsa u ßen m i n ister von R i bbentrop am 25. März 1 94 1 Völker stets aufs neue zu bedrohen . . . . .
.

Deutschland - ich spreche dies hier feierlich aus - hat


na � h Unterzeich n u n g des Protoko l l s
auf diesen Gebieten weder territoriale noch politische
über den Beitritt J u goslawi ens z u m D re i mächtepakt i n Interessen. Sein augenblick liches Ziel ist es nur, zu
verhindern, daft eine fremde Macht sich dieses Raumes
Wien
bemächtigt, um von dort aus die Möglichk eiten zur
Fo rtsetzung des europäischen Krieges zu finde n. Sein
endgültiges Ziel aber wird es ausschlieftlieh sein, mitzu­
". . . . . . Der Führer hat in k onsequenter Durchführung der helfen an der Herbeiführung einer Ordnung, die diesen
von ihm von jeher vertretenen Politik stets sein .iiufter­ für ganz Europa so wichtigen Raum nach gerechten und
stes getan, um England von der Notwendigk eit einer vernünftigen Grundsätzen befriedet, seine wirtschaft­
Revision der Friedensverträge und einer Neuregelung der lichen Möglichk eiten dadurch erschließt und so zum
europäischen Angelegenheiten auf friedlichem Wege zu Nutzen aller gedeihen läftt ...
"

überzeugen. Diese Politik entsprach auch, wie wir


wissen, durchaus der Einstellung maßgebender Kreise in
Jugoslawien, die in dem Ausbruch eines Krieges
zwischen Deutschland und England ein europäisches Unmittelbar nach dieser
Unglück sahen und die sich daher für eine freundschaft­ deutsch-j ugoslawischen Verständigung erfolgte der von
liche Verständigung zwischen den beiden Ländern - England, den USA und der Sowj etunion inszenierte
allerdings auch verge bens - einsetzten, denn die englische Staatsstreich in Jugoslawien, der schließlich neben der
Kriegserk lärung vo m 3. September 1 93 9 setzte dieser nach dieser deutsch-jugoslawischen Verständigung
Politik des Führers ein jähes Ende. Die Schuld an dieser erfolgte der von .England, den USA und der Sowjetunion
Ent wick lung trägt vor der Geschichte ausschlieftlieh Landung britischer Interventionstruppen in Griechen­
England. land den Balkanfeldzug einleitete .

37
Ant hony E de n , der das brit i sche Kriegskabinett Eduard Be nasch i n Moskau i m Deze m ber 1 943

Den k sc h rift des brit i sc hen Au ße n m i n isters

am 6. J u l i 1 942 zust i m mte


, "A n die vorangegangene Unterredung mit Genossen
Stalin anknüpfend, berührte Benes in der Auseinander­
setzung zunächst die Lösung der Frage der Deutschen in
der künftigen Republik. Er sagte, die Niederlage
Deutschlands werde derartig sein, daß sie eine historisch
"Dr. Bene'§ hält 3 1 /4 Millionen Sudetendeutsche als einzigart �e Gelegenheit zur radikalen Säuberung unseres
eine für die erfolgreiche Aufsaugung (absorpition) in Staatsgebletes von dem deutschen Element bietet. Die
eine m tschechoslo wak ischen Staat von etwa 1 5 Millio­ k ünftige Republik wird ein Staat der Tschechen, Slowa­
nen Einwohnern zu große Minderheit. Er stellt sich ken und Karpatho ukrainer sein. Sie wird ein nationaler
daher vor, daß man Deutschland gestatten sollte, das und slawischer Staat sein. Aus der Tschechoslowak ei
Eger Dreieck (the Eger triangle) und zwei andere Bezirk e müssen unbedingt alle deutschen Lehrer, Professoren,
zu behalten, die von geringer strategischer Bedeutung SS-Leute, Gestapo, Hitlerjugend weg, alle ak tiven
und fast ausschließlich von 6 00. 000-700. 000 Menschen der Benleinbewegung und die gesamte
Sudetendeutschen bewohnt sind. Davon abgesehen, hält deutsche Bourgeoisie, die reichen deutschen Menschen.
er es für notwendig, die alten Grenzen Böh mens beizu­ Versch winden muß die deutsche Universität, die beiden
behalten und auch einige kleinere Berichtigungen zu­ technisc hen Hochschulen, die Gymnasien usw. Der
gunsten der Tschechoslo wak ei als Ko mpensation für die deutsche Besitz, Bäder, Gruben, Fabriken, Großgrund­
erwähnten Zugeständnisse zu verlangen. Er würde dann besitz gehen in Staatsverwaltung über. Es wird eine
3 0 0. 000-400. 000 Sudetendeutsche als Kriegs­ nationale, verbunden mit einer sozialen Revolution sein.
verbrecher des Landes verweisen und den Transfer einer Tro tz der Maßnahmen nationalen Charak ters und trotz
weiteren Million vork ehren, wo durch die sudeten­ der Maßnahmen gegen die deutschen Reichen eröffnet
deutsche Minderheit auf etwa eine Million herabgesetzt sich der Weg für radikale wirtschaftliche Eingriffe und
würde. HitZer hat selbst im großen 1Umfang zwangsweise soziale Änderungen im tschechischen Bereich. Auch der
Bevölkerungsu msiedlungen durchgeführt, und es wird Zivno bank werden die Gruben nicht zurückgegeben. Die
sicherlic h Druck von vielen Ländern und besonders von Repu blik muß allseitig volksnah gemacht werden. Von
Polen und der Tschechoslo wak ei für die Aussiedlung der den deutschen Bewohnern bleiben mit uns die Anti­
deutschen Minderheiten aus ihrem Gebiet nach dem faschisten, Demokraten, Ko mmunisten, alle, die sich
Krieg ge ben. Ob wohl es in vielen Fällen schwer sein auc h im Ausland a m Kampf gegen Hitler beteiligt haben.
wird, zwischen Deutschen und der örtlichen Bevölke­ Renes betonte, daß er für den Transfer der Deutschen
rung zu unterscheiden, gibt es verläßliche Schätzungen, aus dem Ge biet der Repu blik die Zustimmu � der
denen zufolge die Gesamtzahl der Deutschen, bei denen So wjetunion hat und daß er schon früher die schriftliche
sich die No twendigk eit ergeben könnte, sie aus mittel­ Zustimmung Englands und Roosevelts erhielt... "

und südosteuropäischen Ländern nach Deutschland


zurückzuschaffen, sich zwischen 3 Millionen und 6, 8
Millio nen bewegen würde, je nach dem Umfang, in de m
man den Transfer durchzuführen für notwendig halten
wird. Abgesehen von HitZers Ak tionen und umfang­ Britischer Vorsch l ag z u r Potsdamer Konferen z 1 945
reichen Umsiedlungsak tionen, die die Sowjetregierung
mit wenig Bedachtnahme auf die betroffene Bevölke­
rung durchgeführt hat, gibt es kein Vo rbild in der "Unter den ge15ebenen Umständen wird vorgeschla­
neueren Geschichte für einen Bevölkerungstransfer gen, daß wir auf der bevorstehenden Konferenz dem
solchen Ausmaßes. . . " Grundsatz der Umsiedlung der deutschen Minderheiten
"Ein Bevölk erungstransfer solchen Umfangs wäre ein aus Polen, det Tschechoslowak ei und möglicherweise
riesiges Unternehmen (a formidable undertak ing). Es von Ungarn verwalteten Gebieten nach Deutschland in
wird wahrscheinlich unmöglich sein, im Nachk riegs­ aller Fo rm zustimmen (formally accepO sollten. Wir
europa einige Maßnahmen dieser A rt zu vermeiden, aoer sollten a ber durchzusetzen versuchen, daß solche Um­
wenn sie nicht in einer orden tlichen und friedlichen siedlungen, die im geplanten Umfang viele verwickelte
Weise durchgeführt werden, ist es nur zu leicht möglich, Pro ble me aufwerfen, als eine Angelegenheit allgemeinen
daß Tschechen und Po len die deutschen Minderheiten internationalen Interesses betrachtet und zum Gegen­
aus ihrer Mitte mit Gewalt vertreiben werden. Die Frage stand sorgfältiger Oberwachung und Reglementierung
ist, o b wir uns jetzt auf de m Grundsatz solcher ge macht werden. "
Umsiedlungen verpflichten und sowohl Dr. BeneK als
auch die sudetendeutschen Vertreter wissen lassen
sollen, daß das unsere Ansicht ist. Ich wäre nicht dafür,
die prak tische Durchführung dieses Grundsatzes vo r
einem viel späteren Zeitpunkt zu disk utieren. " Der tschec h i sche Sch u l m i n ister Zdenek Nejed ly
"Ich erbitte die Zustimmung meiner Ko lle15en zum a m 29. Mai 1 945 :
a�e meinen Grundsatz des Transfers von deutschen
Mmderheiten in Mittel- und Südosteuropa nach Deutsch­
land nach dem Krieg in Fällen, wo dies notweTJdig und "Wir werden. Prag und die Grenzbezirk e säu bern, und
wünschenswert erscheint, und die Ermächtigung, diese wir sind in der Lage, das zu tun, weil wir hierbei eine
Entscheidung in en tsprechenden Fällen bekanntzu­ große Hilfe haben, - die Ro te Armee. Nicht jede Armee
ge ben. " würde uns dabei helfen. "
38
Der amerikanische Historiker W.H. Chamberlin dene Politik für Millionen und Abermillionen von
Menschen in Europa, ja weltweit zur Folge hatte . Das
Leiden der Völker, der Opfertod der Soldaten , der
Opfertod der Millionen Zivilisten unter dem Bomben­
faßt in seinem Buch " Amerikas Zweiter Kreuz zug" das
hagel, anläßlich der Vertreibung aus jahrhundertealter
Resurne der Roosevelt 'schen Europapolitik wie folgt
Heimat, zu der es eine weit ältere Verwurz elung in
zusammen :
Europa gab als zwischen der weißen Rasse und Amerika,
das bewußte Inkaufnehmen, ja Hinarbeiten auf die
"A merikas z weiter Kre uzzug war das Erge bnis vo n Zerstörung des rechtlichen, moralischen und kulturellen
Wahnvorstellungen, die heute bereits bankro t t sind. Es Erbes Europas ist mit j enen Vobabeln, die diese Sieger­
war eine Wahnvorstellu ng, daß den Vereinigten Staate n mächte gegenüber ihrem besiegten deutschen Gegner
zu irgendeiner Zeit eine deutsche Invasio n dro h te. Es ständig im Munde führen, wie "Verbrechen gegen die
war eine Wahnvorste llung, daß HitZer auf die Zerstöru ng Menschlichkeit " , "Verbrechen gegen den Frieden ",
des englischen Empire ausging, das er im Gegenteil '' Kriegsverbrechen ' ' , "verbrecherische Organisationen ' ' ,
be wunderte und erhalten wollte. Es war eine Wahn­ " Verschwörung gegen den Frieden " , "Imperialismus ",

vorstellung, daß China fähig sei, eine starke, freundlic h " Revanchismus" annähernd dürftig umschrieben.

gesinnte, westlich orie ntierte Macht im Fernen Osten zu Der Verrat an Osteuropa wäre nicht erfassend darge­

werden. Es war eine Wah nvo rstellung, daß eine stark e stellt, würde nicht noch auf die brutale und gewaltsame

So wje tunion in eine m geschwächten und verarmten Auslieferung aller jener osteuropäischen Menschen durch
Eurasien eine Kraft des Friedens, der Versöhnung, die westlichen Mächte verwiesen werden, die entweder
Sta bilität und internationalen Zusammenarbeit sein im Rahmen der deutschen Truppen gegen den Bolsche­
werde. Es war eine Illusion, daß die Gefahr des wismus gekämpft hatten oder auch nur vor der Roten
To talitarismus und das mit ihm verbundene Böse besei­ Armee in Kenntnis der schrecklichen Folgen kommu­
tigt we rden k ö nnten, in dem man der einen Fo rm des nistischer Rache geflohen waren. Selbst aus Lagern in
To talitarismus bedingungslose Unterstützung gegen die den USA wurden noch " Displaced persons " zwangsweise
andere gab. Es war eine Illusion, daß eine Verbindung in die Sowj etunion zurückverfrachtet. Zu ihnen, die
vo n Appaese ment (Befriedung) und persönlichem durch die Auslieferung an die Sowj ets in den sicheren
Charme Ero berungs- und Welth errsc haftspläne wegtauen Tod geschickt wurden, mit Sicherheit aber auch in
k önnten, die in der russischen Ge schichte und k o mmu­ langj ährige Verbannung des sowj etischen Arbeitslager­
nistischen Weltanschauung tief verwurzelt sind. " systems, gehörten nicht nur die Wlassowtruppen, die
Pannwitz-Kosaken, nicht nur russische Zivilarbeiter in
(W. H . Cha mber l i n "Amerikas Zwe iter Kreuzzug" Bonn 1 952, S . Deutschland, nicht nur russische Kriegsgefangene in
27 3) Deutschland, sondern gleichermaßen Esten, Letten,
Litauer, Weißrussen, Ukrainer, Georgier, Armenier ,
Aserbeidschaner, Krimtartaren, Wolgatartaren , Basch­
kiren, Kalmücken, Polen, Tschechen, Slowaken, Rumä­
" Wahnvorstellung" freilich ist ein zu wertneutraler nen, Jugoslawen , Bulgaren, die genau wie die Deutschen
Ausdruck für die Realitäten ,die diese hiermit verbun- als Freiwild der Sieger gejagt und entwürdigt wurden.
Dies alles geschah zu einer Zeit, da der große Krieg
bereits vorbei war, wo unter westlicher Hege monie sogar
in Italien und Frankreich der Antifa-Mob einen Über
hunderttausendfachen Mord auf sein Gewissen nahm .

Ha m mer und Sichel am 3 0. April 1 945 a uf de m R e ichs tagsgebäude - Sc hreckenssymbol für ganz Europa

39

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