Sie sind auf Seite 1von 6

Konzeptkunst

Installation für Reichstagsgebäude


Jenny Holzer
Inhaltsverzeichnis
1. Kunstwerk ....................................................................................2

1.1. Beschreibung .................................................................................................................... 2

1.2. Konzeptkunst.................................................................................................................... 2

2. Interpretationen...........................................................................3

Literaturverzeichnis ...........................................................................5

Bilder .................................................................................................5

Anmerkung:
Um eine bessere Lesbarkeit zu garantieren habe ich auf eine Genderung meines Textes verzichtet und
ausschließlich das maskuline Genus genutzt. Dies stellt in keiner Weise eine Wertung meinerseits dar.

I
1. Kunstwerk
1.1. Beschreibung

Bei Holzers Installation handelt es sich um eine Säule, welche in der Nordeingangshalle des
Reichstages aufgestellt ist und vom Boden bis zur Decke des hohen Raumes reicht. Auf dieser
Säule sind, an allen vier Seiten, „Leuchtschriftbänder [, auf welchen] [..] Reden von Reichstags-
und Bundestagsabgeordneten,“ ablaufen, angebracht. An allen vier Seiten laufen jeweils
verschiedene Reden, aber die jeweils vier zeitgleich erscheinenden Reden „setzen sich mit dem
selben Themenbereich auseinander.“ 1

Andreas Kernbach, der auf der Webseite des Bundestages über die Installation schreibt 2,
erläutert, dass die „Leuchtstele“ abends, „wenn ihre Außenbegrenzung durch die Dunkelheit
nicht mehr sichtbar ist und daher nur noch die aufleuchtenden Worte der Reden das Gewölbe zu
tragen scheinen [und] […] sie sich vielfach gebrochen in den Glaswänden der Nordeingangshalle“
spiegeln, besonders eindrücklich wirkt.

1.2. Konzeptkunst

Solomon LeWitt, der, unter anderem, als der Begründer der Kunstrichtung der Konzeptkunst gilt3
beschreibt diese in seinem Artikel Paragraphs on Conceptual Art 4 als Kunst, in der die Idee oder
das Konzept der wichtigste Aspekt des Werkes sei. Planung und alle Entscheidungen würden im
Voraus getroffen, die „Ausführung“ sei nachrangig. Das Konzept ist also wichtiger als das
vollendete Kunstobjekt.

Als typischer Vertreter dieser Kunstrichtung ist auch die von mir ausgewählte Kunstinstallation,
‚Installation für Reichstagsgebäude‘ von Jenny Holzer, anzusehen.

1
Kaernbach. o.J.: https://www.bundestag.de/besuche/kunst/kuenstler/holzer.
2
Ebd.
3
o.A. 2013: https://www.guggenheim.org/artwork/artist/Sol-LeWitt.
4
Lewitt 1967: 79.

2
So steht hinter der Installation ein klares 5 Konzept – die politische Rede – welche allerdings
vielerlei Interpretationsmöglichkeiten eröffnet. Das Kunstwerk als solches zielt nicht darauf ab,
durch Ästhetik zu überzeugen, wobei diese natürlich nicht irrelevant ist, eine raumhohe Säule
mit darauf ablaufenden Texten das Auge sicher einfängt, sondern es zielt darauf ab, beim
Betrachter, insbesondere im nichtsensorischen Sinne, also in der Vorstellung und im Denken
desselben, eine Wirkung zu erzeugen.

2. Interpretationen
Die soeben erwähnte Ästhetik scheint an Kaernbach in seiner Betrachtung, wie oben
beschrieben, nicht vorübergegangen zu sein, jedoch führt er die doch sehr auf die Ästhetik
abzielende Beschreibung der nächtlichen „vielfach gebrochenen“ Reflektionen weiter, indem er
in diesen eine Analogie zur ‚gebrochenen‘ Geschichte Deutschlands und dessen
Parlamentarismus, also Kaiserzeit, Weimarer Republik, NS-Zeit zur geteilten, zur
wiedervereinigten Bundesrepublik, sieht.

Weiterhin sieht er in der gleichzeitigen Darstellung verschiedener Reden, dass „unmittelbar


anschaulich [..] [werde], dass es in einer Demokratie eben nicht nur […] einen Standpunkt gibt“
und dass diese Reden „zur Deckenmitte hin aufsteigend […] symbolisch einen tragenden Pfeiler
des Parlaments als des Hauses der politischen Rede“ darstellen.

Zuletzt eröffnet der Autor noch die mögliche Interpretation der Kritik an der Nutzungsweise
moderner Kommunikationsmittel durch moderne Kommunikationsmittel (d.i. das
„Leuchtschriftb[a]nd[..]“). 6

Eine weitere Interpretationsmöglichkeit die sich, einem Autor auf der Website des Bundestages
vielleicht auch nicht, eröffnet ist, dass das Kunstwerk, wie die politische Rede auch, nur ‚Show‘,

5
Klar im Sinne der Begrifflichkeit. Wie allerdings Felix Berenskoetter in seinem Artikel Approaches to Concept
Analysis umfangreich darlegt, indem er drei Herangehensweisen der Konzeptanalyse, dort im spezifischen Kontext
der internationalen Beziehungen, vorstellt, ist ein Konzept, insbesondere im Politischen, auf der ontologischen
Ebene nie ‚einfach‘ ‚klar‘, sondern ‚beinhaltet‘ stets verschiedene Ebenen und Interpretationsmöglichkeiten
(Berenskoetter 2017: 154f, 161f, 164ff, 167f, 170).
6
Kaernbach. o.J.: https://www.bundestag.de/besuche/kunst/kuenstler/holzer.

3
eben nur Rede keine Handlung ist. Sie wird, wie das Kunstwerk an sich, dem Volk offen gezeigt,
anders etwa, als Verhandlungen hinter verschlossenen Türen.7

Neben dieser politik-kritischen Theorie, was ja einen Kernaspekt der Konzeptkunst darstellt 8, ist
eine weitere, etwas mondänere Perspektive, die, welche die Stele mit Reden der
konstituierenden Zeit Deutschlands9 als eine Art Uhr sieht und somit eben schlicht die Geschichte
seit 1871 darstellt.

7
Aufgrund der spitzen, vielleicht von der Künstlerin auch nicht beabsichtigen, Perspektive habe ich mich, als ich bei
der Suche nach einem passenden Kunstwerk auf es stieß, für dieses entschieden. Ob sie nun besonders treffend ist,
sei dahingestellt, aber sie viel mir sofort ins Auge – oder besser in den Geist. Durch diese Perspektive ist für mich
auch der IB-Bezug hergestellt: Auf den Gedanken ‚öffentliche Rede in der Politik ist nur Show’, folgte unwillkürlich
der Gedanke vom Bild der handlungsarmen und rede-starken beziehungsweise teilweise auch ‚message-starken‘
internationalen Institutionen.
8
Vgl. Alberro und Stimson 1999: XXIVff, XXVII; Gilardi 1999: 128ff; o.A. o.J.: https://www.tate.org.uk/art/art-
terms/c/conceptual-art.
9
Die Reden stammen aus den Jahren 1871 bis 1999 (Kaernbach o.J.:
https://www.bundestag.de/besuche/kunst/kuenstler/holzer).

4
Literaturverzeichnis
Alberro, Alexander und Blake Stimson (Hrsg.). 1999. Conceptual art. A critical anthology.
Cambridge, MA: MIT Press.

Berenskoetter, Felix. 2017. Approaches to concept analysis. Millennium. Journal of International


Studies 45(2): 151–173. DOI: 10.1177/0305829816651934.

Gilardi, Piero. 1999. Politics and the avant-garde. In Conceptual art. A critical anthology, Hrsg.
Alexander Alberro und Blake Stimson, 128–135. Cambridge, MA: MIT Press.

Kaernbach, Andreas. o.J. Jenny Holzer. Installation für Reichstagsgebäude im Nordeingang des
Reichstagsgebäudes. URL: https://www.bundestag.de/besuche/kunst/kuenstler/holzer.
Zugegriffen: 27.05.2020.

LeWitt, Solomon. 1967. Paragraphs on conceptual art. Artforum 5(10): 79-83. URL:
https://www.artforum.com/print/archive/5/31923. Zugegriffen: 27.05.2020.

o.A. 2013. Sol LeWitt. Guggenheim. URL: https://www.guggenheim.org/artwork/artist/Sol-


LeWitt. Zugegriffen: 27.05.2020.

o.A. o.J. Conceptual art. Tate Galleries. URL: https://www.tate.org.uk/art/art-


terms/c/conceptual-art. Zugegriffen: 28.05.2020.

Bilder
https://projects.jennyholzer.com/LEDs/reichstag-1999. Zugegriffen: 27.05.2020.

Das könnte Ihnen auch gefallen