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Hausarbeit

Studiengang Architektur

6. Semester

Wie war es möglich, das Bauen von riesigen Gebäuden auf

dem Reichsparteitagsgelände zu realisieren?

Fragen:

Welche technischen und ingenieurtechnischen Herausforderungen traten beim Bau der Gebäude
auf dem Reichsparteitagsgelände auf?

Hochschule Mainz

University of Applied Sciences

Fachbereich Technik

Vorgelegt von: Alesio Mjeda

Jakob-Welder-Weg 34

55128 Mainz

Matrikel-Nr. 943927

alesio.mjeda@students.hs-mainz.de

Vorgelegt bei: Prof. Dr. phil. habil. Regina Rose Stephan

Eingereicht am: 13.08.2023


Inhaltsverzeichnis

Einleitung ................................................................................................................................................3

Überblick über das Gesamtprojekt des Reichsparteitagsgelände ......................................................3

Technische und bautechnischen Herausforderungen .......................................................................4

Finanzielle Herausforderungen ............................................................................................................4

Baustelleneinrichtung (infrastrukturelle Herausforderungen) ..............................................................5

Beispiele ..................................................................................................................................................8

Die Kongresshalle Nürnberg ................................................................................................................8

Die Baugeschichte 1933 – 1939 ....................................................................................................8

Die Baugeschichte 1939 – 1945.................................................................................................. 10

Das Deutsche Stadion ....................................................................................................................... 11

Bilddokumentation .............................................................................................................................. 14

Abbildungsverzeichnis ....................................................................................................................... 16
3

Einleitung

Überblick über das Gesamtprojekt des Reichsparteitagsgelände

Im Jahr 1937 präsentierte das Deutsche Reich auf der Pariser Weltausstellung das größte Bauprojekt
der Welt: das Modell des Reichsparteitagsgeländes. 1 Diese Anlage war für die Parteitreffen der NSDAP
vorgesehen und erstreckte sich von Nürnberg südöstlich bis zum Lorenzer Reichswald im Norden. Sie
erstreckte sich zwischen der Allersberger Straße im Westen und der Regensburger Straße im Osten. 2

Das vorgestellte Modell zeigte verschiedene Gebäude und Bereiche auf dem Gelände. Im Norden war
die Luitpoldarena mit der Luitpoldhalle, die an die Bayernstraße grenzte. Eine beeindruckende
Toranlage führte zu einem Platz mit der Kongreßhalle im Osten und der Kulturhalle im Westen. Im Süden
des Platzes markierten hohe Türme den Übergang zur Großen Straße, die den Dutzendteich
überquerte. Die Triumphstraße führte am Zeppelinfeld im Osten und am Deutschen Stadion im Westen
vorbei.2

Das Gelände umfasste auch die Zeppelinwiese, das Alte Stadion und das Deutsche Stadion, sowie
südlich davon Lageranlagen. Die infrastrukturelle Ausstattung umfasste ein umfangreiches
Straßennetz, ein elektrisches Verteilernetz und Be- und Entwässerungsleitungen. 3

Um Platz für das Reichsparteitagsgelände zu schaffen, musste ein Landschaftspark südöstlich von
Nürnberg weichen. Dieser Park beherbergte verschiedene Anlagen wie den Luitpoldhain mit der
Luitpoldhalle, Terrassen, Brunnen, einen Wasserturm und Spielwiesen. Im Süden schlossen sich der
Nürnberger Tiergarten und die Dutzendteiche an, die durch einen Damm getrennt waren. 4

Abb.1 Modell des Reichsparteitagsgeländes


aus nördlicher Sicht (Stadtarchiv Nürnberg).

1
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“; Das Reichsparteitagsgelände: Überblick über das
Gesamtprojekt, seine infrastrukturellen Voraussetzungen und seine Rückwirkungen auf die Stadt Nürnberg, S. 108, a.a.O Pevsner
1973, 466.
2
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“; Das Reichsparteitagsgelände: Überblick über das
Gesamtprojekt, seine infrastrukturellen Voraussetzungen und seine Rückwirkungen auf die Stadt Nürnberg, S. 108.
3
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“; Das Reichsparteitagsgelände: Überblick über das
Gesamtprojekt, seine infrastrukturellen Voraussetzungen und seine Rückwirkungen auf die Stadt Nürnberg, S. 108. a.a.O Wulf
1963; Brenner 1963
4
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“; Das Reichsparteitagsgelände: Überblick über das
Gesamtprojekt, seine infrastrukturellen Voraussetzungen und seine Rückwirkungen auf die Stadt Nürnberg, S. 108. a.a.O Miller
Lane 1968
4

Technische und bautechnische Herausforderungen

Finanzielle Herausforderungen

Der Reichsparteitag von 1933 in Nürnberg war von Beginn an von finanziellen Unstimmigkeiten
begleitet. Die Gesamtkosten dieses Parteitags beliefen sich auf über 1 Million RM, 5 wobei sich die Stadt
Nürnberg maßgeblich an den Kosten beteiligte. Ein erstellter Kostenentwurf durch den Finanzreferenten
Eickemeyer prognostizierte Ausgaben in Höhe von 1.103.000 RM. Die NSDAP sollte nach diesem
Entwurf einen Beitrag von 500.000 RM leisten, da dies angeblich bei vorherigen Besprechungen so
vereinbart worden war. Die Parteiführung widersprach jedoch dieser Darstellung und lehnte eine
Beteiligung an den dauerhaften Einrichtungen für künftige Reichsparteitage ab. 6

Die Stadt Nürnberg übernahm einen erheblichen Teil der Kosten für den Reichsparteitag von 1933. Die
Stadt investierte in die Umgestaltung des Versammlungsareals "Luitpoldarena" und finanzierte
Tribünen, Straßenarbeiten, Beleuchtung und andere infrastrukturelle Maßnahmen. Die Stadt übernahm
auch die Verantwortung für Bauarbeiten und Infrastruktur für die Reichsparteitage bis 1935. 7

Die Planungen und Vorbereitungen für den Reichsparteitag von 1934 waren ebenfalls von hohen Kosten
geprägt. Die Stadt Nürnberg musste aufgrund der enormen finanziellen Belastungen staatliche
Arbeitsbeschaffungsprogramme nutzen, um die Finanzierung sicherzustellen. Diese Programme
ermöglichten den Bau und die Erweiterung von Veranstaltungsarealen, Tribünen, Straßen und anderen
Infrastruktureinrichtungen. Die Kosten für den Parteitag von 1934 beliefen sich auf insgesamt über 5
Millionen RM, wobei die Stadt einen Großteil der Kosten trug. 8

Die Ausgaben erstreckten sich über verschiedene Bauprojekte, darunter die Umgestaltung der
"Luitpoldarena", den Ausbau von Tribünen, Straßenarbeiten, Beleuchtung und
Infrastrukturmaßnahmen. Es gab auch Konflikte über zusätzliche Einnahmequellen, wie den Verkauf
von Biermaßkrügen und Eintrittskarten, wobei die NSDAP darauf bestand, dass diese Einnahmen der
Parteikasse zuflossen. 9

Angesichts der erheblichen finanziellen Belastungen und der einseitigen Verteilung der Ausgabenlast
für die Reichsparteitage mahnte das städtische Rechnungsamt Anfang 1934 eine Neugestaltung der
künftigen Finanzierung an, um einen möglichen finanziellen Zusammenbruch der Stadt zu verhindern.

5
Siegfried Zelnhefer: Die Reichsparteitage der NSDAP, a.a.O, S. 5.
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“, a.a.O., S. 6
6
Die wirtschaftliche Bedeutung der Reichsparteitage der NSDAP von 1933 bis 1938 für die Stadt Nürnberg unter besonderer
Berücksichtigung sozialgeschichtlicher Aspekte; Susanne Greiner-Fauth; 2016; S.40; a.a.O StadtAN C 7/887: RPT 1933.
Niederschrift vom 2.8.1933.
7
Die wirtschaftliche Bedeutung der Reichsparteitage der NSDAP von 1933 bis 1938 für die Stadt Nürnberg unter besonderer
Berücksichtigung sozialgeschichtlicher Aspekte; Susanne Greiner-Fauth; 2016; S.40; a.a.O StadtAN C 7/883: RPT 1933
Allgemeines. Direktorialverfügung Nr. 120, 25.7.1933. Es handelte sich um 120 Birken, 50 Ahorne, 45 Linden, 70 Ulmen, 95
Eichen und 120 Alleebäume, außerdem wurden tausende von Rosen, Sträuchern und Hecken entfernt. Eine Fläche von 5.800
qm wurde mit Rasenplatten belegt. Für die Arbeiter des Stadtgartenamts galt eine Urlaubssperre. Am 26.8.1933 ist vermerkt,
dass noch mehr Bäume gefällt werden müssten. Zitat des Führers des Aufmarschstabes: „Da sowieso der halbe Luitpoldhain
abgeholzt ist, dürften diese paar Bäume nun auch nichts mehr ausmachen.“
8
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“, a.a.O., S. 379.
9
Die wirtschaftliche Bedeutung der Reichsparteitage der NSDAP von 1933 bis 1938 für die Stadt Nürnberg unter besonderer
Berücksichtigung sozialgeschichtlicher Aspekte; Susanne Greiner-Fauth; 2016; S.45; a.a.O StadtAN C 7/919: RPT 1934
Rechnungswesen. Hochbauamt „Betreff: Ausgaben für den RPT 1934 (mit handschrift. Notizen A1, A2, B II 1 a-d, D b 6)
5

Schließlich wurde vereinbart, dass die NSDAP sich an den Kosten für dauerhafte Einrichtungen
beteiligen würde. 10

Die beiden Reichsparteitage von 1933 und 1934 in Nürnberg waren geprägt von finanziellen
Herausforderungen, Streitigkeiten über die Kostenbeteiligung und die Notwendigkeit staatlicher
Programme zur Arbeitsbeschaffung, um die enormen Ausgaben zu bewältigen. Die Stadt Nürnberg trug
einen Großteil der finanziellen Last und musste außerordentliche Maßnahmen ergreifen, um die
Finanzierung sicherzustellen.10

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Baustelleneinrichtung (infrastrukturelle Herausforderungen)

Die umfassende Planung, Errichtung und Durchführung des Reichsparteitags in Nürnberg während der
nationalsozialistischen Ära erforderten ein beeindruckendes Maß an infrastrukturellen Maßnahmen.
Diese waren unerlässlich, um nicht nur die reibungslose Organisation des Lagerlebens auf dem
Gelände zu gewährleisten, sondern auch die monumentalen Massenveranstaltungen, die die
ideologischen Grundsätze des Regimes verdeutlichten, in beeindruckender Weise umzusetzen.

Die bestehenden Wasserversorgungsanlagen der Stadt Nürnberg erwiesen sich als unzureichend, um
den enormen Bedarf der Lagerstadt und der auf dem Reichsparteitagsgelände errichteten Bauten zu
decken. Um diesem Problem zu begegnen, wurden nicht nur bestehende Anlagen verstärkt, sondern
auch völlig neue und innovative Lösungen entwickelt. 11 Ein herausragendes Beispiel hierfür ist die
Konstruktion eines 300 Meter langen Felsstollens. Dieser diente dazu, Wasser vom Hochbehälter der
Stadt auf dem Schmausenbuck zum Reichsparteitagsgelände zu transportieren. Das Wasser wurde
über ein etwa vier Kilometer langes "Süd-Fallrohr" zu einem Ausgleichsturm geleitet, der wiederum über
Saugleitungen mit einem neu errichteten Süd-Pumpwerk verbunden war. Die endgültige Zuführung des
Wassers erfolgte über eine Druckrohrleitung zum Süd-Hochbehälter am Hohen Bühl. Dieser
eindrucksvolle Hochbehälter verfügte über ein Fassungsvermögen von 20.000 Kubikmetern, das auf
erstaunliche 60.000 Kubikmeter ausbaufähig war. Diese durchdachte Wasserinfrastruktur
gewährleistete eine zuverlässige Versorgung der Lagerstadt und der Parteitagsanlagen. 12

Die Hygiene war bei der Wasserversorgung von entscheidender Bedeutung. Dies betraf nicht nur die
Wasserversorgung für sanitäre Einrichtungen, sondern auch die ordnungsgemäße
Abwasserentsorgung. Ein ambitioniertes Kanalisationssystem wurde geplant und innerhalb weniger
Monate umgesetzt. Im Baujahr 1936/37 wurden erstaunliche 14.000 Meter Kanalrohre verlegt, um die
Anforderungen an die Abwasserentsorgung zu erfüllen. 13

10
Die wirtschaftliche Bedeutung der Reichsparteitage der NSDAP von 1933 bis 1938 für die Stadt Nürnberg unter besonderer
Berücksichtigung sozialgeschichtlicher Aspekte; Susanne Greiner-Fauth; 2016; S.46
11
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“; Das Reichsparteitagsgelände: Überblick über das
Gesamtprojekt, seine infrastrukturellen Voraussetzungen und seine Rückwirkungen auf die Stadt Nürnberg, S. 136, a.a.O
12
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“; Das Reichsparteitagsgelände: Überblick über das
Gesamtprojekt, seine infrastrukturellen Voraussetzungen und seine Rückwirkungen auf die Stadt Nürnberg, S. 136, a.a.O
13
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“; Das Reichsparteitagsgelände: Überblick über das
Gesamtprojekt, seine infrastrukturellen Voraussetzungen und seine Rückwirkungen auf die Stadt Nürnberg, S. 136, a.a.O
6

Abb. 2 Großer Platz des Reichsparteitagsgeländes. Toranlage, datiert 1941

Die Stromversorgung war ein weiterer kritischer Aspekt für die erfolgreiche Ausrichtung der
Massenveranstaltungen. Um das gesamte Reichsparteitagsgelände angemessen zu beleuchten und
spektakuläre Lichteffekte zu erzielen, wurden umfangreiche Scheinwerferanlagen installiert. Diese
Anlagen beleuchteten nicht nur Straßen und Gebäude, sondern auch architektonische Highlights, um
eine beeindruckende visuelle Inszenierung zu schaffen. Gleichzeitig wurden Lautsprecheranlagen
strategisch positioniert, um die Botschaften der Veranstaltungen an die Massen zu übertragen. 14

Die Gewährleistung der Stromversorgung erforderte eine ausgeklügelte Planung. Das gesamte
Reichsparteitagsgelände wurde in mehrere Belastungsgebiete unterteilt, von denen jedes ein eigenes
Umspannwerk erhielt. Diese Umspannwerke waren über Doppel- und Ringleitungen mit einer Reihe
von kleineren und größeren Umspannstationen gekoppelt. Diese Struktur garantierte eine stabile
Energieversorgung für die verschiedenen Veranstaltungsorte. 15

Die Heizung und Klimatisierung der Gebäude waren insbesondere in den kälteren Monaten von
entscheidender Bedeutung. Ein zentrales Fernheizwerk wurde konzipiert und realisiert, um den
erheblichen Wärmebedarf der verschiedenen Bauten zu decken. Angesichts der Größe der
Parteitagsanlage und der Anforderungen der KdF-Stadt sowie des Deutschen Stadions wurde ein
erheblicher Wärmebedarf erwartet. Dieser Bedarf konnte erfolgreich durch das zentrale Fernheizwerk
bewältigt werden. 16

Die Gestaltung des Straßensystems spielte eine zentrale Rolle bei der Inszenierung und Durchführung
der Massenveranstaltungen. Die Straßenführung wurde so konzipiert, dass nicht nur Sichtlinien
zwischen den verschiedenen Bauten geschaffen wurden, sondern auch ein effizienter Fluss der

14
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“; Das Reichsparteitagsgelände: Überblick über das
Gesamtprojekt, seine infrastrukturellen Voraussetzungen und seine Rückwirkungen auf die Stadt Nürnberg, S. 137, a.a.O
15
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“; Das Reichsparteitagsgelände: Überblick über das
Gesamtprojekt, seine infrastrukturellen Voraussetzungen und seine Rückwirkungen auf die Stadt Nürnberg, S. 137, a.a.O
16
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“; Das Reichsparteitagsgelände: Überblick über das
Gesamtprojekt, seine infrastrukturellen Voraussetzungen und seine Rückwirkungen auf die Stadt Nürnberg, S. 138, a.a.O
StadtAN, C 32 Nr. 235: Stellungnahme des ZRN (Ref. l / Städt. Werke, Bayer) vom 11.6.1938 betr. Des geplanten Fernheizwerkes
des ZRN.
7

Menschenmassen gewährleistet war. Dies erforderte oft die Anpassung bestehender Straßen, die
Schaffung neuer Verbindungsstraßen und sogar die Verlegung von Gleisanlagen der Reichsbahn. 17

Die beeindruckende Infrastrukturarbeit, die für den Reichsparteitag in Nürnberg geleistet wurde, war
eine Meisterleistung in Logistik und Planung. Die Wasserversorgung, die Stromversorgung, die
Heizung, die Beleuchtung und das Straßensystem wurden in einer bemerkenswerten Art und Weise
orchestriert, um die beeindruckenden Massenveranstaltungen zu unterstützen, die die
Propagandamaschinerie des Regimes antrieben. Die Zahlen - sei es die Länge des Felsstollens, die
Menge der verlegten Kanalrohre oder die Kapazität der Hochbehälter - verdeutlichen die
Größenordnung dieser infrastrukturellen Bemühungen, die untrennbar mit der Geschichte des
Reichsparteitags und der NS-Ära verbunden sind. 18

Abb. 3 Lageplan des Reichsparteitagsgeländes, datiert 1941

17
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“; Das Reichsparteitagsgelände: Überblick über das Gesamtprojekt, seine
infrastrukturellen Voraussetzungen und seine Rückwirkungen auf die Stadt Nürnberg, S. 139; a.a.O Zur Umverlegung und zum Neubau von
Reichsbahnanlagen im Zusammenhang mit dem Bau des Reichsparteitagsgeländes s. StadtAN, C 32 Nr. 5: Niederschrift der 2. Sitzung des ZRN-
Verwaltungs-rates am 11. 7. 1935, 18f.; StadtAN, C 32 Nr. 7: Anlage 3 (S. 6f.), 7 (S. 6) und Anlage 19 zur 3. Sitzung des ZRN-Verwaltungsrates am
5. 12. 1935; vgl. in StadtAN, C 32 Nr. 58: Besprechung am 18. 10. 1935 (wie Anm. 14); Bericht vom 26. 10. 1935 des Tiefbaureferats zum Stand
der Tiefbauar-beiten; vgl. StadtAN, C 32 Nr. 12: Vorlage 4 (wie Anm. 14), 46f.; StadtAN, C 32 Nr. 20: Niederschrift der 8. Sitzung des ZRN-
Verwaltungsrates am 12. 7. 1938, 21ff.; StadtAN, C 29 Nr. 94: Fortschritt der Bauarbeiten (wie Anm. 26); RB 1936/37, H. 4b, 5; RB 1937/38, H. 2,
13, H. 5, 7, H. 14, 37; Liebel 1937, 93; StadtAN, C 32 Nr. 22: Völkischer Beobachter vom 8. 4. 1935 („Gigantische Ausgestaltung des Reichsparteitag-
Geländes") und Völkischer Beobachter vom 13. 4. 1935 („Ausbau des Reichs-parteitag-Geländes"). - Zur Verkehrserschließung des
Reichsparteitagsgeländes vgl. Geschichte
Für Alle e. V. 1995, 115ff.; München 1993/1, 90ff.
18
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“; Das Reichsparteitagsgelände: Überblick über das Gesamtprojekt,
seine infrastrukturellen Voraussetzungen und seine Rückwirkungen auf die Stadt Nürnberg, S. 139
8

Die Kongresshalle Nürnberg

Vor Beginn der eigentlichen Bauarbeiten für die Kongresshalle waren umfangreiche Vorbereitungen
erforderlich. Die Baustelle wurde mittels einer Spundwand gegen das Dutzendteich abgesichert. Diese
Spundwand bestand aus großen eisernen Schalungen von sechs Metern Länge, die miteinander
verzahnt und durch Rammen im Boden verankert wurden. Beliebte Freizeiteinrichtungen wie die
Badeanlage an der Bayernstraße und der 1906 erbaute Leuchtturm auf der Landspitze im Dutzendteich
wurden abgerissen oder gesprengt, um Platz für den Bau zu schaffen. Zur Entfernung von 850 Bäumen
auf dem Baugelände griff man aus Zeitgründen nicht zur Säge, sondern nutzte Sprengstoff. Danach
erfolgte die Nivellierung der Fläche.

Die Fundamentierung der geplanten Kongresshalle gestaltete sich aufgrund des ungünstigen sandigen
und wasserdurchströmten Bodens äußerst aufwendig. Nach umfassenden Untersuchungen entschied
sich die Bauleitung dafür, den Boden durch das Einbringen von rund 22.000 etwa zehn Meter langen,
säurefesten Schotterpfählen aus Quarzsand und Granitsplitt zu verdichten. Zusätzlich wurden rund 670
Schottersäulen eingearbeitet. Auf dieser Grundlage wurde eine über drei Meter dicke Betonplatte
gegossen, für die insgesamt 95.000 Kubikmeter Fundamentbeton und ca. 5.000 Tonnen
Rundeisenbewehrung benötigt wurden. 19

Die Vergabe der Rohbauarbeiten erfolgte an drei leistungsfähige Bauunternehmen, Siemens-Bauunion


(Berlin), Philipp Holzmann (München) und Hochtief AG (München), die gemeinsam die
"Arbeitsgemeinschaft Kongresshalle" bildeten. Ihr Preisangebot für den Bau betrug 42 Millionen
Reichsmark. 20Die Kongresshalle schuf zudem zahlreiche Aufträge für viele weitere Firmen und
Handwerksbetriebe. Um den Bedarf an Baumaterialien wie Hartbrandziegeln, Mauer- und
Wasserbauklinkern zu decken, knüpfte die Bauleitung Kontakt zu 830 Firmen. Schließlich erhielten 135
Ziegeleien den Auftrag. Bis 1939 lieferten sie gemäß Angaben der Baustoffbeschaffungsstelle des ZRN
insgesamt 27,2 Millionen Hartbrandsteine, 12,4 Millionen Mauerklinker und 2,4 Millionen
Wasserbauklinker für das Bauvorhaben. 21

Von Juli 1937 bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 wurde ein eindrucksvoller
U-förmiger Rohbau errichtet. Dieser Rohbau bestand aus insgesamt sechs Mauerringen, die aus
Hartbrandziegeln und Klinkern mit Zementmörtel errichtet wurden. Die Bauarbeiten erstreckten sich bis
zum Abschlussgesims des zweiten Obergeschosses und erreichten eine beachtliche Höhe von 39
Metern. In diesem Zeitraum wurde ebenfalls der Umgang im Erdgeschoss fertiggestellt, der durch ein
beeindruckendes hallenartiges Kreuzgewölbe geprägt war. 22

19
Die Kongresshalle Nürnberg, Micheal Imhof Verlag, 2014, Die Baugeschichte 1935 – 1939, S.30-31; a.a.O Zum Fundierungsverfahren: SAN C
32/340; 351f., 538f., 1545-1549.
SAN, Av Per 18: Rechenschaftsbericht der Stadiverwaltung (RB)
1937 /38, Heft IV, S. 34. Gesamtleistung: 21 779 Verdichtungspfähle mit 187.229 Im Gesamtlänge. Rütteldruckverfahren, Gesamtleistung:
668 Schotterpfähle mit 4495 lfm Gesamtlänge.
RB 1938,/39, Heft IV, S. 38 f.
20
Die Kongresshalle Nürnberg, Micheal Imhof Verlag, 2014, Die Baugeschichte 1935 – 1939, S.31; a.a.O SAN, CR 32/15: 6. Sitzung des
Verwaltungsrates des ZRN, Protokoll
S. 15 f., Arbeitsvergebung Kongresshalle.
CR 32/564: Bericht über die Vorarbeiten zur Vergebung des Fundaments, Maurer, Beton- und Eisenbetonarbeiten.
21
Die Kongresshalle Nürnberg, Micheal Imhof Verlag, 2014, Die Baugeschichte 1935 – 1939, S.31, a.a.O SAN, C32/273: Verhandlungen der
Baustoffbeschaffungsstelle des ZRN. C 32/277: Werkstein-Fassade Kongresshalle, beteiligte Firmen; (Granit- Tarif; Lieferungsumsatz, beschränkte
Ausschreibung; Granitverzeichnis Kongresshalle u.a.) SAN, Av Per 18: RB 1938/1939, Heft IV S. 39.
22
Die Kongresshalle Nürnberg, Micheal Imhof Verlag, 2014, Die Baugeschichte 1935 – 1939, S.31
9

Die Bauarbeiten auf der Baustelle beschäftigten ungefähr 1400 Menschen. Um das Projekt
voranzutreiben, arbeiteten sie in Doppelschichten, wobei die Arbeitszeit pro Schicht auf bis zu zehn
Stunden erhöht werden konnte. Sogar Sonntagsarbeit und Überstunden waren an der Tagesordnung,
um das ehrgeizige Bauvorhaben zu realisieren.22

Die Flügelbauten des Gebäudes erreichten eine Höhe von 16 Metern, und es war geplant, die
Gesamthöhe der Kongresshalle, wenn sie fertiggestellt wäre, auf insgesamt 80 Meter zu erhöhen. In
späteren Entwürfen von Franz Ruff war vorgesehen, eine Quadriga, eine Skulptur mit vier Pferden, über
der Halle im Mitteltrakt zu platzieren. Diese sollte zweifellos einen monumentalen Charakter und die
Ideologie der herrschenden Macht symbolisieren. 23

Als architektonische Ergänzung waren Wasserspiele vor der Hauptfassade des Monumentalbaus
vorgesehen, begleitet von Außenbeleuchtung und Anstrahlung. Diese Gestaltungselemente sollten die
Pracht und Größe des Baus betonen und eine imposante visuelle Darbietung bieten.

Die Außenfassade der Kongresshalle war eine Kombination aus Granitquadern, die im
Werksteinmauerwerk mit Zementmörtel verbaut wurden, und einem dahinter liegenden
Ziegelmauerwerk in Massivbauweise. Der verwendete Granit wurde aus über 100 Steinbrüchen aus
verschiedenen Regionen in Deutschland gewonnen. Adolf Hitler persönlich wählte die Sorten des
hochwertigen Natursteins aus, wobei er Farbe und Körnung basierend auf den Listen des Ateliers Ruff
bestimmte. Diese Auswahl spiegelte die Präzision und Kontrolle wider, die die Herrschaftsarchitektur
des "Dritten Reiches" verkörpern sollte. 24

Während des Baus sah sich das Atelier Ruff mit der Herausforderung konfrontiert, Mengenzusagen und
Preise mit den Besitzern der Steinbrüche zu verhandeln. Aufgrund des Zeitdrucks wurden Zusagen
gemacht, bevor eine gründliche Preisüberprüfung durchgeführt werden konnte. Einige
Steinbruchbetriebe nutzten diese Situation aus und verlangten deutlich höhere Preise als von den
Baubehörden kalkuliert. Um diesem Preisanstieg entgegenzuwirken, wurde eine Granitkommission
eingerichtet, die versuchte, den Preiswucher zu kontrollieren, teilweise sogar mit Geldstrafen. Allerdings
gestaltete sich die Vereinheitlichung der Preise aufgrund der vielfältigen Gegebenheiten in den
verschiedenen Steinbrüchen als äußerst schwierig. 25

23
Die Kongresshalle Nürnberg, Micheal Imhof Verlag, 2014, Die Baugeschichte 1935 – 1939, S.32; a.a.O SAN, C 32 / 1760: Abschnitt E, Anlagen
außerhalb des Baues.
24
Die Kongresshalle Nürnberg, Micheal Imhof Verlag, 2014, Die Baugeschichte 1935 – 1939, S.33; a.a.O SAN, CR 32/277: Bericht vom 11.1.1938
über die Werksteinbeschaf-fung zur Fassade der Kongresshalle vom städt. Hochbauamt, Abteilung HK (Hochbauamt Bauleitung) Kongresshalle).
CR 32/407: Arge Kongresshalle: Granitbruchstellen.
25
Die Kongresshalle Nürnberg, Micheal Imhof Verlag, 2014, Die Baugeschichte 1935 – 1939, S.36
10

Die Baugeschichte 1939 – 1945

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 kamen die Bauarbeiten an der
Kongresshalle innerhalb weniger Monate zum Stillstand. Die Belegschaftszahl sank drastisch von 1400
auf 700 und bis Dezember 1939 auf nur noch 40, hauptsächlich aufgrund von Einberufungen zum
Kriegsdienst. Gleichzeitig behinderte der Mangel an Waggons und Lastwagen für Kies- und
Schotterlieferungen den normalen Baubetrieb. Kriegswichtige Institutionen wie der Baustab Speer und
die Hermann Göring-Werke griffen auf die Lagerbestände der Kongresshalle für Stahl, Holz, Ziegel und
Baugeräte zurück. 26

Maurer- und Steinmetzarbeiten konnten bis Ende Oktober noch fortgeführt werden. Ursprünglich war
geplant, die repräsentativen Innenräume der Kongresshalle mit hochwertigen Natursteinsorten wie
Granit oder Marmor zu verkleiden. 27

Abb. 4 Die Stärke der Fundamentplatten für den Rundbau beträgt über drei Meter, 1937

26
Die Kongresshalle Nürnberg, Micheal Imhof Verlag, 2014, Die Baugeschichte 1935 – 1939, S.36
27
Die Kongresshalle Nürnberg, Micheal Imhof Verlag, 2014, Die Baugeschichte 1935 – 1939, S.36; a.a.O SAN, C 32/525-528: Bau einer
Marmorlagerhalle.
C32/632: Vermerk des ZRN vom 31.3.1941. CR 32/652: Vermerk ZRN-V vom 31.10. 1941 betreffend Baumaßnahmen im Zusammenhang mit
dem Kongressbau.
11

Das Deutsche Stadion

Im Jahr 1938 traf der Zweckverband in seiner achten Sitzung am 12. Juli eine Entscheidung von großer
Tragweite, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch kein definitiver Bauplan für das Deutsche Stadion vorlag.
In dieser Sitzung wurde die Vergabe von verschiedenen Bauarbeiten für das Stadion beschlossen,
darunter Erdarbeiten, Maurerarbeiten, Steinmetzarbeiten, Betonarbeiten, Eisenbetonarbeiten und
weitere Rohbauarbeiten. 28 Diese Entscheidung wurde auf Basis eines Leistungsverzeichnisses 29
getroffen, das von Nürnbergs Hochbauamt im Frühjahr 1938 erstellt und an 13 renommierte
Unternehmen im Bereich Ingenieur- und Hochbau verschickt worden war. 30

Von den 13 angeschriebenen Unternehmen reichten zwölf Firmen bis zum 11. Mai 1938 ihre Angebote
ein, begleitet von ausführlichen Stellungnahmen zum Leistungsverzeichnis. 31 Unter diesen Firmen
befanden sich namhafte Akteure wie die Hochtief AG, die Philipp Holzmann AG und die Siemens-
Bauunion GmbH. In ihren Begleitschreiben wiesen sie darauf hin, dass ihre Angebote und Vorschläge
auf den Erfahrungen basierten, die sie beim Bau der Kongresshalle gesammelt hatten. Diese
Erfahrungen sollten ihnen bei der Beurteilung und Abwägung der Bauausführung des Deutschen
Stadions, insbesondere im Hinblick auf die knappen Baufristen, zugutekommen. 32

In den Monaten Juni und Juli 1938 wurden die eingegangenen Angebote von Beamten des
Hochbauamts geprüft. Hierbei erhielten sie Unterstützung von Ingenieuren wie Papst aus Berlin und
Gerhart aus München, die maßgeblich für die Statik vieler Bauten auf dem Reichsparteitagsgelände
verantwortlich waren. Die Hauptaspekte dieser Prüfung konzentrierten sich auf technische Fragen:
Konnten die Unternehmen die geforderte Wasserhaltung, Erdbewegung und Baustelleneinrichtung
bewältigen und den Hochbau erfolgreich durchführen? Erfüllte ihr Maschinenpark die Anforderungen
der Baustelle? Kritikpunkte wurden vor allem in Bezug auf unzureichende Planunterlagen der
Unternehmen, Transportpläne, Fundamentstatik für schwere Lasten und Mauerwerk festgestellt. Das

28
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“Deutsches Stadion, Technische Realisierung des
Deutschen Stadions: S.303, a.a.O StadtAN, C 32 Nr. 20: 8. Sitzung des ZRN-Verwaltungsrats (wie Anm. 75), 5; RB 1938/39, H.
4, 33.
29
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“Deutsches Stadion, Technische Realisierung des
Deutschen Stadions: S.303, a.a.O StadtAN, C 32 Nr. 980: Leistungsverzeichnis des ZRN über die Ausführung der Erd-, Maurer,
Steinmetz-, Beton-, Eisenbeton- u. sonstigen Rohbauarbeiten, Südhälfte Los | des Deutschen Stadions (Einreichungstermin: 12.
5. 1938), 24 (im Folgenden „LV Rohbau").
30
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“Deutsches Stadion, Technische Realisierung des
Deutschen Stadions: S.303, a.a.O StadtAN, C 32 Nr. 955: Bericht Brugmanns über die Auswertung der Firmenangebote der Roh-
bauarbeiten des Deutsches Stadions und über die Verhandlung mit den Firmen am 5. 7. 1938.
31
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“Deutsches Stadion, Technische Realisierung des
Deutschen Stadions: S.303, a.a.O Zu den Angeboten der Firmen bzw. zu ihren ausführlichen Erläuterungsberichten zum
Leistungs-verzeichnis des Hochbauamts, s. in StadtAN, C 32 Nr. 954: Erläuterungsbericht der Fa. Karl Stöhr, München. -
Begleitschreiben vom 11. 5. 1938 der Arbeitsgemeinschaft Grün & Bilfinger AG,
Dyckerhoff & Widmann KG zum Leistungsverzeichnis für den Rohbau des Deutschen Stadions und Erläuterungsberichte zur
Wasserhaltung und zur Baustellen-Einrichtung eines Loses und Zu sammenfassung der Berichte. - Erläuterungsbericht der Fa.
Heilmann & Littmann Bau-Aktienge-sellschaft. - Erläuterungsbericht der Fa. Boswau & Knauer AG. - Erläuterungsbericht der Fa.
Beton- und Monierbau Aktien-Gesellschaft. - Erläuterungsbericht der Fa. Leonhard Moll. - Vgl. in StadtAN, C 32 Nr. 979: Schreiben
vom 11. 5. 1938 der Arbeitsgemeinschaft Hochtief AG, Philipp Holzmann AG, Siemens-Bauunion GmbH an den ZRN, BL HDS,
betr. Deutsches Stadion; Begleitschreiben vom 11. 5. 1938 der Fa. Boswau & Knauer AG an den ZRN zum Angebot für die
Ausführung der Rohbauarbeiten des Deutschen Stadions. - Vgl. StadtAN, C 32 Nr. 981: Erläuterungs-bericht zum Angebot der
Firmen Hochtief AG, Philipp Holzmann AG und Siemens Bauunion GmbH (im folgenden „Erläuterungsbericht Arge Süd"). - Die
Fa. Wiener & Trachter schrieb an den ZRN: „Leider mußten wir die Bearbeitung des Angebotes einstellen, da wir in der
Zwischenzeit auf den Reichswerken Hermann Göring, den Volkswagenbauten sowie in der Industrie als Eisenbetonspezialfirma
mit Bauaufgaben betraut wurden, die unser Unternehmen für die nächste Zeit voll in Anspruch nehmen und uns keine Möglichkeit
lassen, noch zusätzlich an einem so gewaltigen Bauvorhaben, wie es das Deutsche Stadion darstellt, mitzuarbeiten"
s. StadtAN, C 32 Nr. 979: Schreiben vom 10. 5. 1938 der Fa. Wiener & Trachter (Eisenbeton- und Tiefbau, Dortmund) an den
ZRN.
32
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“Deutsches Stadion, Technische Realisierung des
Deutschen Stadions: S.303, a.a.O StadtAN, C 32 Nr. 979: Schreiben vom 11. 5. 1938 (wie vorige Anm.).
12

Hochbauamt und die Ingenieure stellten fest, dass keine der beteiligten Baufirmen über den für den
Stadionbau erforderlichen Gerätepark verfügte. Sie kamen zu dem Schluss, dass selbst eine
Arbeitsgemeinschaft mehrerer Firmen nicht ausreichend mit Maschinen ausgestattet sein würde. Auch
die finanziellen Angaben der Unternehmen wurden sorgfältig überprüft, um festzustellen, ob sie die
erforderliche Vertrautheit mit den geplanten Arbeiten zeigten und ob möglicherweise Unterkalkulationen
vorlagen. 33

Die Idee, den Bau in mehreren aufeinanderfolgenden Abschnitten zu vergeben, wurde verworfen.
Stattdessen entschied das Hochbauamt, den Bau des Deutschen Stadions in zwei Lose aufzuteilen und
den Gesamtauftrag an zwei separate Arbeitsgemeinschaften zu vergeben. Diese
Arbeitsgemeinschaften bestanden aus verschiedenen Unternehmen und sollten eng kooperieren,
obwohl jede Gruppe eigenverantwortlich für ein bestimmtes Los verantwortlich sein sollte. 34

Um den Grundwasserstand und die Bodenzusammensetzung besser zu verstehen, wurden


umfangreiche Kernbohrungen bis zu einer Tiefe von 18 Metern auf dem Bauplatz des Stadions
durchgeführt. 35 Eine chemische Analyse der Grundwasserproben, die im Dezember 1937 entnommen
wurden, ergab, dass das Grundwasser sauer war und große Mengen aggressiver Kohlensäure enthielt.
Einige Proben enthielten auch Spuren von Sulfat, Eisen und freier Mineralsäure. Dies führte zu der
Schlussfolgerung, dass das Grundwasser eine starke zement- und betonzerstörende Wirkung hatte.
Aufgrund des hohen Sulfatgehalts war auch die Bildung von zementzerstörenden Verbindungen
möglich. 36

Die Arbeitsgemeinschaften mussten spezielle Vorschläge zur Wasserhaltung der Baugrube vorlegen.
Dies war eines der wichtigsten Kriterien für die Auswahl der Rohbauarbeiten. Aufgrund der geologischen
Gegebenheiten des Baugrunds mussten die Baufirmen in offener Baugrube arbeiten, um die
verschiedenen Anforderungen zu erfüllen. Eine aufwändige Wasserhaltungsstrategie wurde entwickelt,
um das Wasser aus der Baugrube abzuleiten und den Baubetrieb nicht zu beeinträchtigen. 37

Bevor die eigentlichen Fundamentierungsarbeiten beginnen konnten, musste das Baugelände


erschlossen werden. Dazu gehörte die Rodung einer großen Fläche, die hauptsächlich mit Kiefern

33
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“Deutsches Stadion, Technische Realisierung des
Deutschen Stadions: S.304, a.a.O Vermerk vom 27. 7. 1938 des St.HA, Abt. HDS betr. Verhandlungen über die Vergabe der
Rohbauar-beiten; Vermerk des St.HA, Abt. HDS vom 29. 6. 1936. - Zur Frage des Geräteparks vgl. StadtAN, C 32 Nr. 982: Anlage
a (Geräteliste) zum Vertrag zwischen ZRN und Arge Süd über die Ausführung der Erd-, Maurer-, Steinmetz-, Beton-, Eisenbeton-
u. sonstigen Rohbauarbeiten, „Das Deutsche Stadion" Los | Südhälfte Nürnberg: „Die Gegenüberstellung zeigt, daß keine Firma
dabei ist, welche einen so geeigneten Gerätepark hat, um ausscheiden zu müssen. Wenn die eine oder andere Firma in einzelnen
Positionen etwas weniger Gerät hat, so haben die Firmen in anderen Positionen wieder etwas mehr bzw. anderes Gerät. Die
Positionen gleichen sich gegenseitig aus. Die Firmen sind ziemlich gleich stark."
34
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“Deutsches Stadion, Technische Realisierung des
Deutschen Stadions: S.304 a.a.O StadtAN, C 32 Nr. 955: Bericht Brugmanns über die Firmenangebote (wie Anm. 536);
StadtAN, C 32 Nr. 955: Vermerk des St.HA, Abt. HDS vom 5. 7. 1938 betr. Vergebung der Rohbauarbeiten
Deutsches Stadion.
35
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“Deutsches Stadion, Technische Realisierung des
Deutschen Stadions: S.305, a.a.O Vgl. in StadtAN, C 32 Nr. 964, 965 und 967 die Berichte über die Kernbohrungen auf dem
Bauplatz des Deutschen Stadions mit den dazugehörenden Plänen; Bücher mit den Bohrergebnissen
(z. B. StadtAN, C 32, Nr. 965: . Das Deutsche Stadion. Übersichtsplan").
36
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“Deutsches Stadion, Technische Realisierung des
Deutschen Stadions: S.305,o,o.A tadtAN, C 32 Nr. 966: Ergebnis der Untersuchung des Chemischen Laboratoriums des
Stadtentwäs-serungsamts von 12 Grundwasserproben aus Bohrlöchern des Deutschen Stadions (29. 12. 1937).
37
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“Deutsches Stadion, Technische Realisierung des
Deutschen Stadions: S.306, a.a.O tadtAN, C 32 Nr. 955: Bericht Brugmanns über die Firmenangebote.
13

bewachsen war. Die Bauleitung verlangte von den Arbeitsgemeinschaften, die Bäume mitsamt Wurzeln
zu entfernen und je nach Qualität zu verbrennen, abzutransportieren oder als Brennholz aufzuschichten.
Auch die Bodenflora musste entfernt und kompostiert werden. 38

Die eigentliche Fundamentierung des Stadions umfasste unterschiedliche Tiefen und erforderte die
Bewegung von großen Mengen Erde. Die Arbeitsgemeinschaften verwendeten Hartbrandsteine mit
Trasszementmörtel für den Aufbau der Fundamente. Besondere Sorgfalt wurde auf die Wasserhaltung
und Isolierung der Fundamentkörper gelegt. 39

Der Bau der Gewölbe im Stadion stellte eine herausfordernde Aufgabe dar. Es wurden aufwendige
Gerüstkonstruktionen benötigt, um die komplexen Gewölbe und Gurtbögen zu errichten. Die
Arbeitsgemeinschaften planten, diese Gerüste sowohl für den Bau als auch für den Transport von
Materialien zu nutzen. Dies erforderte qualifizierte Handwerker und spezielle Einrüstungen. 40

Insgesamt war der Bau des Deutschen Stadions ein komplexes Unterfangen, das eine enge
Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Baufirmen und eine sorgfältige Planung und Umsetzung der
Baumaßnahmen erforderte. Die Anforderungen an Technik, Material und Handwerk waren enorm und
spiegelten die Herausforderungen wider, die bei der Errichtung solch eines monumentalen Bauwerks in
dieser Zeit zu bewältigen waren. 41

Abb. 5 Deutsches Stadon. Einrichtungsplan der Baustelle des Stadiongebäudes, um 1938

38
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“Deutsches Stadion, Technische Realisierung des
Deutschen Stadions: S.307, a.a.O StadtAN, C 32 Nr. 980: LV Rohbau (wie Anm. 535), 7ff.; RB 1938/39, H. 4, 37. - Das bei der
Gelän-deerschließung des Stadions gewonnene Bodenmaterial wurde z. B. für Auffüllarbeiten im PL-Lager verwendet, s.
StadtAN, C 32 Nr. 20: 8. Sitzung des ZRN-Verwaltungsrats (wie Anm. 75), 25f.
39
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“Deutsches Stadion, Technische Realisierung des
Deutschen Stadions: S.307, a.a.O StadtAN, C 32 Nr. 954: Baustellen-Einrichtung
40
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“Deutsches Stadion, Technische Realisierung des
Deutschen Stadions: S.307, a.a.O Ebenda, 15ff.; vgl. StadtAN, C 32 Nr. 954: Schreiben vom 11. 5. 1938 und Begleitschreiben
vom.
41
Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“Deutsches Stadion, Technische Realisierung des
Deutschen Stadions: S.308
14

Bilddokumentation

Abb. 6 Im Steinbruch des KZ Mauthausen

Abb. 7 Die mit versenkten Schotterpfählen verdichtete Bodenfläche für die Kongresshalle, 1936

Abb. 8 Blick von der Kongresshalle auf die Zepperlintribüne, 1938


15

Abb. 9 Die Stärke der Fundamentplatten für den Rundbau beträgt über drei Meter, 1938

Abb. 10 Mauerer bei der Arbeit am Rundbau, 1938

Abb. 11 Häftlingsarbeiten in KZ Groß-Rosen, 1940er


16

Bildquellen

Abb.1 -Geländeinformationssystem ehemaliges Reichsparteitagsgelände (kubiss.de)

Abb.2 -Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“; S.138

Abb.3 - Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“; S.134

Abb.4 - Die Kongresshalle Nürnberg, Micheal Imhof Verlag, 2014, Die Baugeschichte 1935 – 1939,
S.61
Abb.5 - Yasmin Doosry: „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen…“; S.291

Abb.6 - Die Kongresshalle Nürnberg, Micheal Imhof Verlag, 2014, Die Baugeschichte 1935 – 1939,
S.88

Abb.7 - Die Kongresshalle Nürnberg, Micheal Imhof Verlag, 2014, Die Baugeschichte 1935 – 1939,
S.67

Abb.8 - Die Kongresshalle Nürnberg, Micheal Imhof Verlag, 2014, Die Baugeschichte 1935 – 1939,
S.62

Abb.9 - Die Kongresshalle Nürnberg, Micheal Imhof Verlag, 2014, Die Baugeschichte 1935 – 1939,
S.61

Abb.10 - Die Kongresshalle Nürnberg, Micheal Imhof Verlag, 2014, Die Baugeschichte 1935 – 1939,

S.62

Abb.11 - Die Kongresshalle Nürnberg, Micheal Imhof Verlag, 2014, Die Baugeschichte 1935 – 1939,

S.87

*Rund 20000 Zeichen verwendet (Text)


17

„Hiermit versichere ich, dass ich die vorstehende Seminararbeit selbständig verfasst und keine
anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmlttel verwendet habe. Alle den Quellen und
der Literatur entnommenen Stellen sind als solche gekennzeichnet.

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