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Klassische Moderne

(1880- um 1930)
Begriff selbst ein Paradoxon, denn:
Wie kann etwas gleichzeitig klassisch und modern sein?

Bestandteile des Begriffs:

Klassik Moderne
Was versteht man unter KLASSIK / klassisch?
1. eine historische Epoche = Epochenbegriff für die Zeit von 1880-1930
2. kulturgeschichtliche Blütezeit, d. h.:
- nachfolgende Epoche verstehen diese Epoche als mustergültig und normbildend
- Klassik = Wertungsbegriff für Dinge, die im kulturellen Gedächtnis
überlieferungswürdig (= an die nächsten Generationen weitergeben) sind, weil diese Kunst zu
jeder Zeit Gültigkeit besitzt
Klassische Moderne = Blütezeit der modernen Literatur
3. Verständnis von Kunst mit Kunstwerken, an denen sich spezifische ästhetische Merkmale
zeigen lassen
Was versteht man unter MODERNE?
1. Disziplin in verschiedenen Fächern:
- Geschichtswissenschaft: Moderne = Neuzeit, Beginn: 15. Jh. (Renaissance und
Reformation bis zur Gegenwart)
- Philosophie: Moderne = Zeit seit Französischer Revolution (1795)
- Literatur: Moderne = Klassische Moderne (1880-1930)

2. Form der Zeiterfahrung, eine Erscheinung von begrenzter Zeitdauer

auch in der Alltagssprache:


modern = -s Gegenwärtige, -s Neue, -s Innovative im Unterschied zu -s Alte, -s Veraltete
- modern & Moderne sind gleichzeitig positiv verstandene aber oft unhinterfragte
Wertungsbegriffe (das Moderne scheint immer besser zu sein als das Vorhergehende)
- Moderne = Fortschritt (jemand der sich als modern versteht,
negiert Tradition als Maßstab und Orientierung und will sich vom
Alten abgrenzen und das Alte überwinden)
- Moderne als Fortschritt = Höherentwicklung, Perfektionierung, die
ebenfalls mustergültig und überlieferungswürdig wird

3. Moderne als Relationsbegriff (als Begriff zur Abgrenzung vom


Alten, damit keine einheitliche Definition möglich, denn alle paar
Jahre ist etwas anderes „modern“)
gesellschaftliche Veränderungen zur Zeit der Jahrhundertwende / Klassischen
Moderne
1. Urbanisierung > Großstadt als die Entwicklung der Jahrhundertwende und damit:
a) Großstadtverkehr, Massenkonsum durch Entstehung von Warenhäusern, Entstehung einer
Massengesellschaft
b) Reizüberflutung, Nervosität als Grundkrankheit der Moderne
2. Entstehung neuer Medien: Fotografie, Kino > zeigen die Realität 1:1
3. Entdeckung des Sports in der Bevölkerung
4. Es gab zur Jahrhundertwende eine Revolution im Geschlechterverhältnis – was ist Mann/Frau?
Diese Geschlechterrollen lösen sich langsam auf. Zum allerersten Mal verringert sich die Trennung
von Mann und Frau aus dem 19. Jh.
Es gibt Frauen auf dem Arbeitsmarkt (z. B. Lehrerinnen)

5. Seit dem späten 19. Jh. gibt es wissenschaftliche Diskussionen über die Sexualität – diese ist als
Thema in der ersten Hälfte des 19.Jh tabu!
Im späten 19. Jh. beginnt die Sexualforschung. Diese dringt ins breitere Bewusstsein und ändert
(wenn auch sehr langsam) die gesellschaftliche Mentalität.
-e Neue Sachlichkeit
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t u ral i s I mp re s si o
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-r N a n i s mu s l

KLASSISCHE MODERNE
Expres
sion ismus -r Symbolismus
a i sm us
-r D a d
Klassische Moderne ist eine Zeit des Stilpluralismus
(= Vielfältigkeit von literarischen Stilen)
Warum existierten in der Klassischen Moderne so viele Strömungen parallel?
Auf die radikalen Veränderungen in allen Gesellschaftsbereichen und in den Wissenschaften
reagierten Künstler verschieden. Es lassen sich zwei große Richtungen unterscheiden:

Einerseits begegnet man der Welt als Andere Künstler reagierten auf die
sensibler Künstler, deren Aufgabe in der politischen & sozialen Entwicklungen eher
Gestaltung des Schönen als Antwort auf das pessimistisch, kritisch und protestierend und
Hässliche der Welt besteht. fühlten sich durch den Wandel als Teil einer
sterbenden Welt (Untergangsstimmung)

Impressionismus, Symbolismus
Expressionismus, Neue Sachlichkeit
Woher kommt dieses Denken bzw. der Wunsch zur Abgrenzung?
Viele Autoren früherer Epochen hatten alle mit einem Problem zu kämpfen: dem Gefühl und / oder
dem Bewusstsein, Epigone zu sein

Epigone = Jemand, der nichts Kreatives, nichts Eigenes erschaffen kann (nur bisherige Formen
kopiert (> Regelpoetik!)
„Begrabt den Glaube,
Epigone zu sein.“
(Friedrich Nietzsche)

Problem: Die Abgrenzung vom Alten ist nur durch dauerhafte Innovation möglich, d.h. durch
ständigen Druck, Neues zu erschaffen

Folge: parallele Existenz von verschiedenen literarischen Strömungen, die sich alle als
modern verstehen

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