Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
DES
AGGRESSIONSMANAGEMENTS
U N D D E R G E WA LT P R Ä V E N T I O N
BEI KINDERN UND
JUGENDLICHEN
GLIEDERUNG
1. Erscheinungsbild und
Ursachen
2. Arbeitsfeld
3. Fallbeispiel
4. Anwendung der
Theorie nach Staub-
Bernasconi
5. Fazit
6. Quellen
1. ERSCHEINUNGSBILD UND
URSACHEN
1.1 BEGRIFF
Wenn-dann-
Frustrationsereignis Aggression
Mechanismus
1.5 URSACHEN KINDLICHER
AGGRESSION
• Familiäre Erziehungsbilder: Inkonsequente • Schulische Erziehungsfehler: mangelnder
Erziehung, uneinige Erziehung, Abstinenz des pädagogischer Konsens, Kränkungen oder
Vaters, kaltherzige Erziehung Bloßstellungen
• Familiäre Belastung: Alleinerzieherfamilie, • Unterrichtsfehler: schlechte Stoffdarbietung,
Patchwork, akute Trennungskonflikte Mangel an schülerzentrierten Arbeitsformen
• Frühkindliche Entwicklungsverletzungen: • Reale Gewaltmodelle: schlagende Eltern/
Ablehnung, Missbrauch, Misshandlung, Geschwister, schlagende Freunde
Verstoßung • Mediale Gewaltmodelle: Horrorvideos,
• Aktuelle Entwicklungsprobleme: seelisch- gewalthaltige Filme/ PC Spiele
körperlicher Wandel (Pubertät), schulische
Misserfolge, generelle Ablehnung durch
• Gesellschaftliche Faktoren: ökonomische Krise,
gleichaltrige soziale Brennpunktgebiete
2. ARBEITSFELD
Wie wird Gewaltprävention
eingesetzt?
1.1 ZEITPUNKTE DER
PRÄVENTION
Primäre Prävention
• Vorbeugungsstrategien = Vermeidung von
potenziellen Gewaltauslösern Prospektive Prävention
• Reduzierung von Belastungen und Problemlagen
Sekundäre Prävention
• Indirekte Einwirkung auf Täter durch Erschwerung Zeitgleiche Prävention
von Taten, z.B. Abschreckung durch hohe
Strafdrohungen oder polizeiliche Präsenz
Tertiäre Prävention
Rückwirkende Prävention
• Rückfallverhinderung durch Einwirkung auf den
Täter, z.B. Resozialisierung durch Strafvollzug oder
Bewährungshilfe
Einsatzbereich:
• Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren
Strategien:
• Auftrag: Förderung jedes Kindes in seiner
Entwicklung zur eigenverantwortlichen
Persönlichkeit (KJHG)
1.2 • Angebote: Familienförderung, Hilfe und
TA G E S E I N R I C H T U N G E N Unterstützung als potenzielle Schutzfaktoren gegen
die Entstehung der Gewaltbereitschaft
FÜR KINDER
• Fachkräfte (Bsp. Erzieher): Aus und Fortbildungen
(z.B. Meditationstechniken), Angebote oder Projekte
(z.B. Faustlosprogramm)
• Kinder: Potenzielles Gewaltpotenzial in TE, z.B.
durch mangelndes Angebot an kindesspezifischem
Beschäftigungsmaterial; Versuch der Reduktion von
Unruhe und Unkonzentriertheit zur Gewaltsenkung
• Eltern: Gespräch mit den Eltern
Einsatzbereich:
• Kindern und Jugendliche
Strategien:
• Programm ProPK (Polizeiliche Kriminalprävention der
Länder und des Bundes)
1.3 POLIZEILICHE • Information und Aufklärung bei Kindern und
G E WA LT P R Ä V E N T I O N Jugendlichen von der ProPK durch bestimmte
Broschüren „So schützen Sie Ihr Kind“ in den Schulen
• Zusätzlich: Präventionsorientierte Arbeit ProPKs in
aufklärender Funktion für Bevölkerung,
Organisationen, Medien und Berufsgruppen bezüglich
der Erscheinungsformen der Kriminalität und
Möglichkeiten der Vorbeugung
Einsatzbereich:
• Alle Schulformen (Grundschule, Mittelschule,
Realschule, Gymnasium, Förderschule, Internat, …)
Strategien:
• Lehrer*innen: Aus- und Fortbildungen (z.B.
gewaltpräventive Fortbildungsveranstaltungen)
• Schüler*innen: Konfliktlotsen,
Klassensprecher*innen, gewaltpräventive
1.4 SCHULISCHE Gruppenarbeit (Coolness-training oder Anti-
G E WA LT P R Ä V E N T I O N Aggressions-training)
• Schulverwaltung (Kultusministerielle Strategien):
Projekte oder Wettbewerbe und ausgeloste Preise bei
Schüler*innen, Fortbildungen zu dem Themenbereich
Gewaltprävention
• Eltern: Informationsabende in der Schule zum Thema
Gewaltprävention
• Schulsozialarbeiter*innen: Vorträge in den Klassen,
Gespräche mit den Schüler*innen und Eltern
• Programm nach Manfred Cierpka zur Gewaltprävention an
Schulen
• Aufbau beruhend auf Modellen der sozialen
Informationsverarbeitung sowie auf Forschungsbefunden und
entwicklungspsychologischen Theorien zu den Defiziten
aggressiver Kinder und Jugendlicher
1.5 DAS
„FAUSTLOS-
PROGRAMM“
ALS BEISPIEL
Abbildung: Modell der sozialen Informationsverarbeitung nach Lemerise und Arsenio (2000)
1. Problembewusstsein 3. Umgang mit Ärger 5. Anwendung der
schaffen 2. Empathieförderung und Wut 4. Problemlösen Fertigkeiten
1. Vermittlung von vielfältigen Verursachungs- bzw. Risikofaktoren für aggressives Verhalten sowie von
entsprechenden präventiv wirkenden Faktoren
• Methode: Intensive Diskussionen, Vermittlung von Fachwissen
• Ziel: Förderung der Wahrnehmung komplexer Ursachenmuster, lösungsorientierte und differenzierte Reflexion des
eigenen Verhaltens
2. Förderung der emotionalen Intelligenz
• Methode: Lernen einer zutreffenden Einschätzung des emotionalen Zustandes anderer Menschen z.B. durch
Perspektivenwechsel
• Ziel: Erzielen von emotional angemessene Reaktionen in verschiedenen Situationen
3. Einführung und Übung konstruktiven Aggressionsmanagements
• Methode: Auseinandersetzung mit Auslösern von Wut und Ärger, Erlernen verschiedener Entspannungs- und
Beruhigungstechniken sowie Erlernen eines konstruktiven Umgangs mit Wut und Ärger
• Ziel: Korrektur des unsozialen und schädigenden Verhaltens und Lenkung in eine sozial verträgliche Richtung
4. Kontrolle impulsiven Verhaltens und strukturiertes Lösen zwischenmenschlicher Probleme
• Methode: Einführung einer strukturierten Problemlösestrategie sowie Verbindung mit kleinschrittiges Üben
einzelner sozial kompetenter Verhaltensweisen
• Ziel: Fähigkeitsaufbau einer konstruktiven Lösungsfindung in Problemsituationen
5. Einführung der erlangten sozialen Kompetenzen auf konkrete Situationen
3. FALLBEISPIEL
Sophia, 13 Jahre, hat zwei jüngere Brüder im Alter von 8 und 10 Jahren. Da ihr Vater als LKW-Fahrer nur selten zu Hause ist und
Zeit mit seiner Familie verbringen kann, hat Sophia schon früh viel Verantwortung für ihre beiden jüngeren Geschwister
übernehmen müssen. Mit diesem befindet sie sich aber in einem ständigen Konkurrenzkampf um die Aufmerksamkeit ihrer
Mutter, was Sophia oft dazu verleitet mit ihren Geschwistern lautstark zu streiten.
Als ihre Geschwister noch im Kleinkindsalter waren, hat Sophias Mutter noch viele Aufgaben im Haushalt übernommen.
Allerdings hat sie vor 3 Jahren ihren Job verloren und bezieht nun schon seit zwei Jahren Arbeitslosengeld II. Dieser Umstand
belastet die Familie finanziell schwer und Sophia hat festgestellt, dass ihre Mutter seitdem zunehmend dem Alkoholismus
verfällt. Nun kümmert Sophia sich nicht nur um ihre Geschwister, sondern auch um zahlreiche Haushaltspflichten, wie saubere
Wäsche oder das Abendessen.
Sophia beginnt ihren alten Freundeskreis zu vernachlässigen und auch die Beziehung zu ihren Geschwistern verschlechtert sich.
Immer häufiger kommt es zu Auseinandersetzungen, die in Lautstärke und aggressivem Verhalten ausarten.
Auch die Schule vernachlässigt sie immer häufiger, worunter ihre Leistungen stark leiden. Den Anschluss an ihre Klasse und
ehemaligen Freundeskreis verliert sie schließlich komplett. Zudem fällt sie zunehmend durch mangelnde Körperhygiene auf, was
sich zunächst zu vereinzelten bösartigen Kommentaren gegenüber Sophia äußert und schließlich zu Mobbing wird.
Sophia fängt auch an autoaggressives Verhalten zu zeigen, wenn sie sich überfordert fühlt: Immer häufiger kaut sie an ihren
Nägeln oder reißt sich einzelne Haare aus.
Sowohl zu Hause als auch in der Schule fangen die Streitigkeiten an zu eskalieren. Sophia beginnt die Spielzeuge ihres kleinsten
Bruders mutwillig zu zerstören und ihn zu beleidigen.
Schließlich zeigt sie fremdaggressives Verhalten gegenüber ihren Klassenkameraden und fängt an, diese zu kratzen, boxen oder
zu treten, wenn sie beleidigt wird. Für dieses Verhalten erhält Sophia über einen kurzen Zeitraum mehrere Verweise und andere
Sanktionsmaßnahmen, was sie aber nicht nachvollziehen kann. Sie beginnt auch sich Autoritätspersonen gegenüber abweisend
und, wenn sie sich provoziert fühlt, sogar fremdaggressiv zu verhalten.
4. ANWENDUNG DER THEORIE
NACH STAUB-BERNASCONI
4.1 WISSENSBASIS
1. Gegenstandswissen
• Familiär: Familiäres System
• Seltene Präsenz des Vaters
• Dem Alkoholismus verfallende Mutter
• Konkurrenzkampf mit Geschwistern
• Finanzielle Belastung
3. Aktiver-produktiver Bereich
• Determinanten in Sophias Leben als Hindernis zur Selbstgestaltung ihres Lebens (Behinderungsmacht)
Familiäre
Schwierigkeiten
Keine soziale
Anbindung
Schulischer
Leistungsabfall
Autoaggressives und
fremdaggressives Verhalten
4.3 FRAGESTELLUNGEN ZUR PROBLEMBEARBEITUNG
2. Warum? 3. Woraufhin?
Soziale Verknüpfungsprobleme
Soziale Austauschprobleme
Behinderungsmächte: Begrenzungsmächte:
• Vernachlässigung der Aufsichtspflicht der Eltern • Beachtung der Aufsichtspflicht und somit
• Überforderung Sophias (Verlust der Kontrolle erzieherisches Setzen von Grenzen
über einzelne Bereiche ihres Lebens) • Reduktion von Sophias Verantwortung über ihre
• Opfer von Mobbing in der Klasse Geschwister und Haushaltspflichten
• Wechsel des sozialen Kreises
4.3 FRAGESTELLUNGEN ZUR PROBLEMBEARBEITUNG
4. Wer?
Sophia
Sozialarbeiter*innen/
Eltern
Therapeuten*innen
Ehemalige
Geschwister
Freunde*innen
Mitschüler*innen Lehrer*innen
4.3 FRAGESTELLUNGEN ZUR PROBLEMBEARBEITUNG
5. Womit? 6. Wie?
• Familiäre Situation: • Familiäre Situation:
→ Besserung der finanziellen Lage → Finanzielle Unterstützung der Familie durch Staat
→ Arbeit am Suchtproblem der Mutter → Selbsthilfegruppen, Therapie
→ Änderung der beruflichen Situation des Vaters → Anpassung der Arbeitszeiten, ggf. berufliche Umschulung
→ Erziehungshilfe → Gespräch mit Jugendamt
Schulisches/ Persönliches/
Familiäres
gesellschaftliche emotionales
System
s System System
5.1 BEGRÜNDUNG DER THEORIEWAHL