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1
2.1.2.1.1
Kontrollbegründung der Stabilisierungsrolle von Nachfragepolitik ................................... 39
2.1.2.1.2
Theoretische Wirkungsmechanismen .................................................................................. 41
2.1.2.1.2.1
Wirkungen von Fiskal- und Geldpolitik in einem einfachen IS-LM-Modell der
geschlossenen VoWi .............................................................................................................................. 41
2.1.2.1.2.2
Wirkungsänderungen in einer offenen Volkswirtschaft (nicht relevant).......................... 50
2.1.2.1.2.3
Änderungen bei einer Dynamisierung des Ansatzes ........................................................ 54
2.1.3
DIE KRITIK AN DISKRETIONÄRER ANTIZYKLISCHER STABILITÄTSPOLITIK............................... 59
2.1.3.1
Lag-Problematik von aktiver Wirtschaftspolitik .................................................................... 60
2.1.3.1.1
Gefahr einer Destabilisierung des Wirtschaftsablaufs......................................................... 60
2.1.3.1.2
Instrumenteninstabilität ....................................................................................................... 60
2.1.3.2
Inflations- und Arbeitslosigkeitseffekte von Vollbeschäftigungspolitik ................................ 62
2.1.3.2.1
Vollbeschäftigung und natürliche Arbeitslosenrate............................................................. 62
2.1.3.2.2
Vollbeschäftigungspolitik und Inflation .............................................................................. 63
2.1.3.2.3
Voraussehbarkeit des Politikmusters und ihre Folgen......................................................... 63
2.1.3.3
Mögliche Ineffektivität von Geld- und Fiskalpolitik (neue klassische Makroökonomie vgl.
1.2.2.1.3)65
2.1.3.3.1
Die These von der Ineffektivität der Geldpolitik................................................................. 65
2.1.3.3.2
Das Ricardo-Äquivalenztheorem (neue klassische Makroökonomie)................................. 67
2.1.3.4
Stabilitätsthese ........................................................................................................................ 70
2.1.3.5
Zeitinkonsistenzproblem optimaler Wirtschaftspolitik .......................................................... 70
2.1.3.5.1
Die Aussage der Zeitinkonsistenztheorie ............................................................................ 70
2.1.3.5.2
Modelltheoretische Betrachtung .......................................................................................... 71
2.1.3.5.3
Eigener Einschub: Alternative Formulierung im neuklassischen Modell ........................... 74
2.1.3.5.4
Die Suche nach Lösungen des Zeitinkonsistenzproblems................................................... 76
2.1.3.5.5
Modellanhang: Vergleich institutioneller Lösungsvorschläge ............................................ 78
2.1.3.5.5.1
Optimale-Regel-Lösung.................................................................................................... 79
2.1.3.5.5.2
Passive Regel .................................................................................................................... 80
2.1.3.5.5.3
Diskretionäre Lösung........................................................................................................ 80
2.1.3.5.5.4
Delegationslösung von Rogoff ......................................................................................... 82
2.1.3.5.5.5
Kontraktlösung von Walsh ............................................................................................... 83
2.1.3.5.5.6
Vorgabe eines Inflationsziels............................................................................................ 84
2.1.3.5.6
Erweiterungen des Grundmodells........................................................................................ 85
2.1.3.5.7
Resümee............................................................................................................................... 87
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• Begriffsbestimmung:
SP ist Sammelbegriff für die politischen Möglichkeiten, die Stabilität des ökonomischen Sy-
stems zu verbessern oder u.U. auch erst zu gewährleisten. Zielsetzung ist folglich zu verhin-
dern, dass resistente Ungleichgewichte im ökonomischen System (i.e. im Mengen- als auch
im Preissystem) entstehen oder fortbestehen. Es geht um wirtschaftspolitische Konzeptio-
nen zur Begrenzung der Abweichungen von einem Gleichgewichtstrend.
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1.1.2.2.2 Handlungstheoretisch-ökonomische Begründung
• Handlungstheorie: Zielgerichtetheit menschlichen Handelns als Grundlage eines be-
sonderen nicht rein erfahrungswissenschaftlichen Erklärungsprinzips.
• Spezialfall des handlungstheoretischen Ansatzes: Der nutzentheoretische Ansatz →
der Nutzen von Einzelnen oder der Gesamtheit als Ziel oder Zweck menschlichen
Handelns
• Ein ökonomisches System gilt als stabil, wenn es als Reaktion auf exogene Störungen
den Trend zeigt, ins Gleichgewicht zurückzukehren. Der Grad der Stabilität wird
durch die Geschwindigkeit des Anpassungsprozesses gemessen.
Nutzenfunktion:
(1) V = V(Y,A,SSoz)
Mit VY, VA, VS > 0
Mit VYY, VAA, VSS < 0
Mit VYA, VYS > 0
Mit V = Nutzen, Y = monetäres Einkommen, A = Arbeitsbedingungen, SSoz = soziale Stabilität
{Y,A,SSoz} stellt die aggregierte Güter- oder Bedürfnismenge dar. Y, A, SSoz sind globale Be-
dürfnisse.
Die nutzenbestimmenden Größen Y, A, SSoz hängen positiv vom Stabilitätsgrad des ökonomi-
schen Systems SÖk ab. Es gilt:
∂Y/∂SÖk > 0 → je stabiler das ökonomische System, je höher das trendmäßige monetäre Ein-
kommen
∂A/∂SÖk > 0 → je stabiler das ökonomische System, je geringer die durchschnittliche Arbeits-
losigkeit. Der
∂SSoz/∂SÖk>0 → je instabiler das ökonomische System, desto länger und gravierender sind Pe-
rioden konjunktureller Einbrüche und Arbeitslosigkeit. Da Arbeitslosigkeit insbesondere auch
sozialpsychologisch gravierende Folgen (Selbstwertverlust, Identitätsverlust, Zerrüttung sozi-
aller Bande) hat, kann man weitergehend sagen: Die Instabilität des ökonomischen Systems
führt zur Instabilität des sozio-kulturellen.
Instabilität findet den Ausdruck nicht nur in der Schwankung realer Größen i.e. Output,
Beschäftigung etc. sondern auch in der Schwankung nominaler Größen:
Schwankungen der Inflationsrate bedeuten Verlust monetären Realeinkommens Y für ver-
schiedene Gesellschaftsgruppen.
Folgerung: Es ist sinnvoll die folgenden Größen als Indikatoren für ökonomische (In-) Stabi-
lität zu werten:
• Arbeitslosigkeit
• Inflation
Ziel der SP muss es daher sein, sowohl AL als auch Infl. Zu vermeiden
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= E{∑0 (1+δ)-i[a(πt+i - πZ)2 + b(Ut+i – UZ)2]}
∞
Mit
E = Erwartungsparameter
δ = Diskontierungsfaktor
t = Zeitindex
i = 0,...,∞ Laufindex für die Zeit
π = Inflationsrate
U = Arbeitslosenrate
a,b = Parameter der subjektiven Abneigung gegen Inflation bzw. Arbeitslosigkeit
Die Parameter sind abgeleitet aus den aggregierten Einzelfunktionen der Individuen. Empiri-
sche Ergebnisse zeigen, dass die Inflation um ca. 1,7% steigen muss, um als genauso schlimm
empfunden zu werden als ein 1%-iger Anstieg der ALQ.
Der Index Z drückt jeweils gewünschte Zielgrößen aus. π Z ist im Regelfall 0 und UZ liegt im
Regelfall zwischen 0 und Un. Un ist dabei die natürliche Arbeitslosigkeit, die vorliegt,
wenn der Arbeitsmarkt bei einem bestimmten Reallohn im GG ist. Sie ist zugleich die ALQ,
unter die die ALQ am Markt trotz politischer Bemühungen nicht dauerhaft gedrückt werden
kann s. auch 1.2.2.2.4. Die Höhe der natürlichen ALQ hängt von einer Reihe nichtmonetärer
Faktoren ab, e.g. Wettbewerbsintensität, Steuern etc. Es wird in der aktuellen Forschung ins-
besondere diskutiert, ob die ALQ zeitpfadabhängig (Hysteresis) oder konstant ist. Hysteresis
bedeutet, dass ein System (hier der Arbeitsmarkt) als Resultat eines Schocks nicht mehr in
sein Ursprungsgleichgewicht zurückkehrt (täte er das, wäre das UrsprungsGG persistent).
Für die natürliche ALQ würde Hysteresis bedeuten, dass sie sich nach einem Schock dauer-
haft auf einem höheren Niveau einpendelt.
Synonym für natürliche ALQ zu gebrauchen ist die sog. NAIRU non-accelerating-inflation-
rate of uneployment. Die Höhe der natürlichen ALQ Aufgrund von Allokationsverzerrungen
oder Externalitäten kann gelten UZ < Un. Das heißt, die natürliche ALQ liegt über der ge-
wünschten. In diesem Fall bestraft die Verlustfunktion Abweichungen von Un nicht symme-
trisch. Abweichungen nach oben werden dann stärker bestraft als nach unten. Hieraus resul-
tiert ein Inflationsbias. πZ und UZ können mit Zeitindizes versehen werden, ohne solche
handelt es sich um konstante Zielwerte.
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Die Abbildung der sozialen Kostenfunktion zeigt den Zielpunkt A, inmitten einer Schar von
Isokostenkurven. Jede Kurve repräsentiert ein gleiches Niveau an sozialen Kosten.
1.2.1.1 Mengenstabilität
1.2.1.1.1 Der makroökonomische Konsens seit den 80-er Jahren im Rahmen eines
systemtheoretischen Ansatzes
Auf der aggregierten Ebene gibt es drei Systeme:
• das ökonomische System (Sphäre von Arbeit, Produktion und Verteilung)
• das politisch-administrative System (Regierungssystem, System sozialstaatlicher
Leistungen, Bürokratie)
• das soziokulturelle oder normative System (Rechtssystem, Forschung und Wissen-
schaft, Motivation, Tradition)
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Betrachtet man die Systeme als interdependent, können ökonomische Ungleichgewichte
zwei Gründe haben:
a) Änderungen in einem der außerökonomischen Subsysteme
b) Preisinflexibilitäten innerhalb des ökonomischen Systems
Treten die Veränderungen überraschend auf, nennt man sie Schocks. Das markt-
ökonomische System besitzt nun nach h.M. einen endogenen Stabilisierungsmechanismus,
der über Preisanpassungen die Schocks so abfedert, dass Ungleichgewichte nur maximal vo-
rübergehend bestehen bleiben i.e. kurzfristig = eine Periode bzw. mittelfristig = eine bestimm-
te endliche Anzahl von Perioden. (neue klassische Makroökonomie: eher kurzfristige Unter-
besch., Neokeynesianische Ansicht: Unterbeschäftigungsgleichgewichte)
Langfristige Ungleichgewichte im Sinne dieser Definition wären sog. Unterbeschäftigungs-
gleichgewichte, die dann dauerhaft sind.
Sind die unter a) aufgezeigten Veränderungen prognostizierbar, entstehen gar keine Un-
gleichgewichte. Die WiSu passen bereits vor dem Schock ihr Verhalten der Situation nach
dem Schock an. Das heißt aber nicht, dass es nicht zu Output- oder Beschäftigungsfluktuatio-
nen käme. Diese existieren nach wie vor. Allerdings geschehen diese Anpassungen so, dass
die Veränderungen von Gleichgewichtszustand zu Gleichgewichtszustand vonstatten ge-
hen.
Auch im Fall geldpolitischer Veränderungen und gleichzeitigen Informationsbeschränkungen,
können so Konjunkturschwankungen entstehen, ohne dass jemals ein Ungleichgewicht im
Sinne eines Angebots- oder Nachfrageüberhangs existiert.
Die Erklärungsansätze, die so argumentieren sind den Gleichgewichtstheorien und v.A. Ro-
bert E. Lucas und der Chicagoer Schule (Neoklassisch) zuzuordnen.
Konjunkturschwankungen sind nichts anderes als Reaktionen der Wirtschaftssubjekte auf
Veränderungen, ausgelöst im außerökonomischen Bereich. Versuche, die realen Output-
fluktuationen zu bremsen oder zu verändern würden nur zu suboptimalen Ergebnissen
führen, entgegen den Ergebnissen, die erzielt werden, wenn der Marktmechanismus freien
Lauf hat.
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Fazit: Die Existenz von Konjunkturschwankungen allein ist noch kein Indikator für In-
stabilität des ökonomischen Systems oder herrschende Ungleichgewichte und kann damit
nicht als alleinige Begründung für Stabilitätspolitik dienen.
Dieser Theorie stehen allerdings erhärtete empirische Erkenntnisse und andere Ungleichge-
wichtsphänomene entgegen. Daher ist durchaus an der Unterscheidung zwischen freiwilliger
und unfreiwilliger ALQ zu unterscheiden.
1.2.1.2 Preisniveaustabilität
Es besteht ein breiter Konsens darüber, dass Preisniveaustabilität sowohl erwünscht als auch
stabilitätspolitisch abzusichern ist!
In der neuern Forschung liegt der Konsens aber bei der Wachstumsschädlichkeit der Infla-
tion.
Auch im Hinblick auf Wohlfahrtskosten der Inflation sind die Ergebnisse äußerst hetero-
gen.
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o Ungeregelte private Geldausgabe ist inflationär, das Preisniveau geht gegen
unendlich
o Moral hazard, asymmetrische Information, Zeitinkonsistenz
o Insbesondere Zeitinkonsistenz erfordert eine rigide gesetzliche Festlegung des
Geldangebotes
• Von dem Inhaber des Geldausgabemonopols, der Zentralbank, wird erwartet, dass
sie die Geldmenge so beschränkt, dass das Ziel der Preisniveaustabilität erreicht
wird.
• Eine ausgesprochene Mindermeinung ist, dass man auch die Geldausgabe in private
Hand geben könnte.
o Vertrauen in den Marktmechanismus
o Misstrauen gegenüber dem Staat
o Aber: Weder empirische noch theoretische Studien belegen dies
• Damit bleibt es bei der wichtigen Frage, die Politik des Mittlers der Geldpolitik ziel-
konform zu gestalten
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• Zustand nur kurz- bis mittelfristiger Instabilität (das Marktsystem ist zumindest in der
mittleren bis langen Frist inhärent stabil)
3. Weder notwendige noch hinreichende Bedingung ist erfüllt bei globaler Stabilität
Variante 1: Bildung einer Hypothese über die Nachfrage nach Realkasse und Formulie-
rung der Gleichung in expliziter Form. Die Form muss dabei insb. der Verhaltenshypothese
des Grundmodells genügen. Sie kann z.B. so aussehen:
L(Y,i) = Ykebi
Wobei k und b die Elastizitäten der Geldnachfrage angeben. Dabei ist k die Einkommens-
elastizität ∂L/∂Y Y/L und b die Semizinselastizität: ∂L/∂i 1/L.
Die Exponentialform (ex) wird dabei insb. für Größen < 1 gewählt, da diese bei Logarithmie-
rung sonst negativ werden würden. Setzt man diese Form in die Ursprungsgleichung ein, re-
sultiert:
M/P = Ykebi
Wendet man den natürlichen Logarithmus auf diese Gleichung an, erhält man:
m-p = ky+bi
Kleinbuchstaben bezeichnen dabei den natürlichen Logrithmus der zugehörigen Größen M, P
und Y. Die Elastizitäten k und b erscheinen als Faktoren im log-linearen Modell. Die lineare
Transformation ist damit abgeschlossen.
Variante 2: Es erfolgt keine Festlegung auf eine explizite Form der Funktion. Auch dann
kann das Modell linearisiert werden. In diesem Fall sind aber die Logarithmen als prozen-
tuale Abweichungen von den Näherungsstellen zu interpretieren.
Umgestellt nach der nominalen Geldmenge lautet die Funktion: M = PL(Y,i)
Das totale Differenzial lautet: dM = dPL + PLYdY + PLidi
Entsprechend erweitern:
[(M1-M0)/M0]M0 = [(P1-P0)/P0]LP0 + [(Y1-Y0)/Y0]Y0PLY0 L/L + (i1-i0)PLi0 L/L
Beachte Lx = ∂L/∂X und LP = M
[(M1-M0)/M0]M0 = [(P1-P0)/P0]M0 + [(Y1-Y0)/Y0]M0 ∂L/∂Y Y/L + (i1-i0)M0 ∂L/∂i 1/i
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Division durch M0 liefert:
(M1-M0)/M0 = (P1-P0)/P0 + k(Y1-Y0)/Y0 + b(i1-i0)
Mit k und b = Einkommens- und Semizinselastizität
Das ist das gleiche Ergebnis wie bei einer expliziten Funktion aber vorsicht!!: Es handelt
sich bei den Variablen um prozentuale Abweichungen von den Näherungsstellen!
2. Hypothesenbildung
(5) Y(N,K) = NaK(1-a)
(6) S(Y) = sY
(7) I(i) = e-bi
(8) L(Y,i)= Yce-fi
4. Logarithmierung
(1’’) y = an + (1-a)k
(2’’) lns + y = -bi
(3’’) m = p + cy – fi
(4’’) w – p = lna – (1-a)n + (1-a)k
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6. Ableitung AD-Funktion: Güter- und Geldmarkt simultan im GG
(2’’) liefert: i = -(y + ln(s))/b
Dies einsetzen in (3’’) liefert:
m = p + cy + f(y + ln(s))/b
[b(m-p) – fln(s)]/b = y(c+f)
y = [b(m-p) – fln(s)]/[b(c+f)]
y = β + γ ( m – p)
mit β = -fln(s)/b(c+f)
mit γ = b/b(c+f)
Exkurs Ende
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Mit y, w, p, m = logarithmen von Realoutput/ Einkommen, Nominallohn, nominalen Preisen,
nominale Geldmenge
Mit t = Zeitindex
Mit α, γ = Strukturparameter der Angebots- und Nachfragebeziehungen, die in der kurzen- bis
mittleren Frist konstant sind.
Die Modelldarstellung ist aus einem impliziten Modell abgeleitet: Alle Variable können als
Abweichungen von normalen oder Zielwerten betrachtet werden. So könnte man z.B. Glei-
chung (1) auch schreiben als: yt = yn + α(wt – pt)
Gleichung (1) gibt das aggregierte Angebot an. (vgl. AS-Kurve → Makro S. 32 -33) Sie ist
eine reduzierte Form aus einer Produktionsfunktion und einer Arbeitsnachfragefunktion, wo-
bei die Produktion positiv mit der Beschäftigung und die Beschäftigung negativ mit dem Re-
allohn korreliert ist.
Der Ausdruck w-p, den man auch schreiben kann als ln(W/P) = lnW – lnP, drückt die An-
nahme der neoklassischen Theorie aus, dass Beschäftigung nur gesteigert werden kann, wenn
der Reallohn abnimmt.
Gleichung (2) gibt die aggregierte Nachfrage an (vgl. AD-Kurve Makro S. 28/29). Die ag-
gregierte Nachfrage ist positiv abhängig von der Geldmenge. (Fiskalpolitische Einflüsse oder
der Einfluss von In- bzw. Deflationserwartungen werden zunächst ausgeblendet).
Auch Gleichung (2) ist als reduzierte Form eines IS-LM Zusammenhangs zu betrachten. Die
AD-Kurve ist dann der geometrische Ort simultaner Geld- und Gütermarktgleichgewichte
bei verschiedenen Preisniveaus.
Gleichung (3) bringt zum Ausdruck, dass die nominalen Löhne, also die Geldlöhne starr
sind. Die Argumentation von Keynes geht dahin, dass er behauptet, die Arbeiter seien primär
an Geldlöhnen interessiert weil:
• der Geldlohn deren Handlungsparameter ist
• Geldlohnsenkungen führen bei Unterbeschäftigung nicht zu Mehrbeschäftigung und
daher ist es rational für die Arbeiter an den Geldlöhnen festzuhalten.
• Aus Verteilungsgerechtigkeitsgründen besteht eine Orientierung am relativen Lohn.
Keynes Modell vernachlässigt die Zukunft in sofern, als dass es dynamische Lohn-Preis-
Anpassungsprozesse nicht zulässt. Diese Lohnbewegungen über die Zeit wurden später im
Rahmen der Phillipskurve hinzugefügt.
Samuelson und Solow formulierten die modifizierte Phillipskurve, indem sie die einfache
Lohnzuwachsrate mit der Summe aus Inflationsrate und Zuwachsrate der durchschnittlichen
Arbeitsproduktivität ersetzten. Auf diese Weise gelang es ihnen, eine trade-off Beziehung
zwischen ALQ und Inflation zu erhalten:
pt-pt-1 = ψ(Ut) mit ψ’<0
Sie unterstellten dabei, dass der Preisaufschlag auf die Lohnkosten konstant und der Produkti-
vitätsfortschritt von Variablen des Systems unabhängig ist.
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• Die Preise werden als weitgehend nachfrageunabhängig angesehen und durch Auf-
schläge auf die Stückkosten bei Normaloutput und Normalauslastung bestimmt.
• Zudem reagieren nach dieser Ansicht die Preise schnell und vollständig auf Lohn-
änderungen
Gleichung (4) gibt die Lohngleichung wieder, die hier eine abgewandelte Form der Phillips-
kurve (Inflationserwartungen werden berücksichtigt) darstellt. Unterstellt wird, dass Geld-
lohnsteigerungen (≡ wt – wt-1) eine Funktion des Outputs und verzögerter Preissteigerungen
sind. Die Preissteigerungen beschreiben die Inflationserwartungen autoregressive Erwar-
tungsbildung). Der Outputeffekt steht ersatzweise für Arbeitslosigkeitseffekte. Dies
drückt die vereinfachende Annahme aus, dass eine Beziehung zwischen dem Logarithmus des
Outputs, dem Logarithmus der Beschäftigung und dem Arbeitslosigkeitsniveau besteht [es
wird angenommen, dass yt = f(Ut-1)] sodass man die Größen austauschweise benutzen kann.
Gleichung (5) ist die Preisgleichung. Sie bringt die Annahme zum Ausdruck, dass Lohnko-
sten in der gleichen Periode voll in die Preise überwälzt werden und dass die Nachfragebe-
dingungen hierbei keine Rolle spielen.
Gleichung (4) und (5) beschreiben zusammen die Angebotsseite.
Gleichung (2) ist die obige aggregierte Nachfragegleichung.
Durch Auflösen und Substituieren der einzelnen Gleichungen, lässt sich eine einzelne Glei-
chung aufstellen, die dann stabil ist, wenn γ > 0 ist.
Dies wiederum (γ>0) unterstellt, dass die Realkasseneffekte wirken. Realkasseneffekte besa-
gen, dass die Wirtschaftssubjekte auf eine Zunahme der realen Geldmenge mit der Auswei-
tung ihrer Nachfrage reagieren (und umgekehrt). Inflationserwartungseffekte, die hier nicht
berücksichtigt werden, können der Stabilisierungstendenz von Realkasseneffekten jedoch ent-
gegenwirken.
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• Es gibt keinen stabilen, langfristigen Trade-off zwischen Inflation und Arbeitslosig-
keit, den die Wirtschaftspolitik ausnutzen könnte.
• Die Arbeitslosigkeit unterhalb der natürlichen Arbeitslosigkeit zu drücken, geht nur
mit Hilfe immer schneller steigender Inflation (Akzeleratorhypothese) weil die Ar-
beitnehmer und Unternehmer bei der Tarifverhandlung die erwartete Inflation schon
mit einkalkulieren, sich also am Reallohn ausrichten.
• Je höher aber die erwartete Inflation, desto schneller steigen die Löhne und damit die
Preise, die als Aufschlagskalkulation des Lohnes ermittelt werden.
• Der einzige Weg, um die Arbeitslosigkeit unter das natürliche Niveau zu verringern ist
durch eine höher als erwartete Inflation.
• Weil Erwartungen bezüglich der Inflation hier autoregressiv gebildet werden, können
Erwartungsirrtümer nicht sofort abgebaut werden. Ein morgiger Anstieg der Inflati-
onsrate wird nicht vorhergesehen. Dies ermöglicht kurzfristig eine Beschäftigung über
dem natürlichen Niveau.
• Aber: Langfristig bauen die autoregressiv handelnden WiSu den Erwartungsirrtum ab,
das heißt: Eine Geldpolitik, die einmal eine höhere Inflation erzeugt und diese dann
beibehält wird keine nachhaltige Auswirkung auf die Beschäftigung haben weil die
WiSu die Inflation früher oder später vollständig in ihren Löhnen eingefordert haben.
→ die erwartete Inflation in der Periode t wird bestimmt durch die Inflation der Vorperiode
und den Faktor für die Geschwindigkeit der Erwartungsbildung τ . i ist dabei der Parameter
der „Lerntiefe“ i.e. wie viele Vorperioden werden in die Erwartungsbildung einbezogen (So
nicht im Text, selbst abgeleitet?!).
Es wird angenommen, die Individuen würden in der langen Frist die Inflation richtig wahr-
nehmen. Für die lange Frist gilt also: πt = πte. Setzt man dies in (7) ein, impliziert dies, dass
langfristig bei Abwesendheit von Überraschungen πte = πt-1e und entsprechend auch πt = πt-1
also Konstanz der Inflationsrate gilt. Setzt man nun πt = πte in das obige Gleichungssystem
(4’) und (6) ein, erhält man die langfristige Phillipskurve:
(8) (1-b)πt = a(Un-Ut)
Die Steigung der Phillipskurve hängt dabei von den Parametern a und b ab. Insbesondere
die Größe des Koeffizienten b, der Inflationserwartung, war lange umstritten.
• Die Monetaristen unterstellten, dass b = 1 weil
o Individuen grds. frei von Geldillusion (die Angebots- und Nachfrageakzele-
ratoren sind nullhomogen in den Preisen i.e. vom Preisniveau unabhängig) und
sich an Realgrößen orientieren
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o Die Folge: Es existiert eine natürliche Rate der Arbeitslosigkeit Ut = Un
o Weitere Folge: Die Phillipskurve verläuft vertikal
• Die Keynesianer bestritten dies lange und versuchten insbesondere empirisch nach-
zuweisen, dass b < 1 ist, was zur Folge gehabt hätte, dass es einen permanenten, nicht-
vertikalen trade-off gibt. Dazu müsste allerdings τ, die Geschwindigkeit der Erwar-
tugsbildung gegen Null gehen, was nahezu nicht belegbar ist.
• Der Parameter b beschreibt das Anpassungsproblem der Lohnkontrakte. Solange b<1
ist, bilden die Gewerkschaften zwar eventuell sogar korrekte Lohnprognosen aber das
Vorliegen mehrperiodiger Lohnkontrakte verhindert die schnelle Anpassung der
Lohnforderungen an die Inflation. Je häufiger die Gewerkschaften ein solches Anpas-
sungsproblem beobachten, desto eher werden sie mit der Zeit auf kurzfristige Lohn-
kontrakte umstellen. Dies passiert so lange, bis einperiodige Lohnkontrakte vorlie-
gen. Dann gilt b=1. Damit baut sich der trade-off ab.
Letztenendes konnten die Argumente von Phelps/Friedman in die neokeynesianische Argu-
mentation integriert werden, ohne an den grundsätzlichen Aussagen der neokeynesianischen
Lehre etwas ändern zu müssen: nämlich insbesondere, dass das Marktsystem inhärent instabil
ist (wenn vielleicht auch nicht langfristig). Phelps/ Friedman haben lediglich die Gefahr der
Inflationsakzeleration aufgezeigt, die aus keynesianischer Sicht eh nur dann auftritt, wenn U
unter Un gedrückt werden soll, was ein theoretischer Grenzfall ist.
Ganz entscheidend für die Wandlung der Diskussion an dieser Stelle ist die Theorie der ra-
tionalen Erwartungen und die sog. Lucas-Kritik.
Lucas argumentierte, der empirische Nachweis eines b < 1 nicht hinreichend für die Behaup-
tung einer nicht-vertikalen Phillips-Kurve sei. Seine Argumentation verlief folgendermaßen:
Man kann nun (***) für Et-1πt in (*) und in diese neue Gleichung wiederum (**) für πt einset-
zen. Dies liefert die beobachtete Phillipskurve:
ωt = hyt + b(πt – ut)
⇔ ωt = hyt + b(ρπt-1 + ut – ut)
⇔ ωt = hyt + bρπt-1
Solange ρ < 1 ist, würde die Kurve den Anschein erwecken, als bestünde tatsächlich ein
trade-off, obwohl es in Wirklichkeit nie einen gab (b = 1). Würde man nun durch wirt-
schaftspolitische Maßnahmen versuchen, über eine Inflationserhöhung die Arbeitslosigkeit
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zu vermindern, so würde dies zu einer Erhöhung der Inflationserwartung Eπ und damit
auch zu einer Zunahme von ρ führen. Dies erkennt man, wenn man (***) in (**) substituiert:
Et-1πt + ut = ρπt-1 + ut
⇔ Et-1πt = ρπt-1
Weil πt-1 ein Vergangenheitswert ist und damit konstant, gilt die Aussage, dass bei einem An-
stieg von Eπ auch ρ steigen muss.
Folglich würde der trade-off sofort verschwinden, wenn die Wirtschaftspolitik versuchte,
ihn auszunutzen.
Weiteres Argument, welches implizit in dieser Kritik enthalten ist ist, dass man die Frage, ob
es einen trade-off gibt nicht einfach durch die Betrachtung der Summe der Koeffizienten ver-
zögerter Inflationsraten beantworten kann.
Die Quintessenz der Lucas-Kritik lautet also, dass sobald der Staat versucht, systematisch
einen bestehenden trade-off auszunutzen, dieser verschwindet.
Aber: Sofern ein Anpassungsproblem besteht (i.e. mehrperiodige Lohnkontrakte etc.) kann
es trotz rationaler Erwartungen dazu kommen, dass Geldpolitik kurzfristig Effekte im Hin-
blick auf reale Größen hat. Man stelle sich vor, dass es zwei Gewerkschaften gibt, die jeweils
zeitversetzt (also jede in einem Jahr) zweijährige Lohnkontrakte aushandeln. In diesem Fall
kann die aktuell für die kommende Periode rational erwartete Inflation nur durch einen Teil
der Lohnkontrakte weitergegeben werden. Sofern also zum Beispiel in der kommende Periode
ein Schock auftritt, kann die Gewerkschaft, die bereits in dieser Periode die Löhne fixiert ihn
nicht eskomptieren, was der später verhandelnden Gewerkschaft möglich ist. In sofern
schleicht sich ein Erwartungsirrtum in die rational handelnden Gewerkschaften ein. Ist ein
Erwartungsirrtum in den Lohnverträgen eskomptiert, kann dieser auch erst zwei Perioden spä-
ter korrigiert werden, wenn neue Verhandlungen anstehen.
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c. In den letzten Jahren ein weiterer Erklärungsansatz, der die Konjunktur-
schwankungen auf zufällige Schwankungen „realer Faktoren“ wie Präferenzen
oder Produktivität zurückführt.
2. Beibehaltung des keynesianischen Ansatzes einer Ungleichgewichtstheorie
a. Erkundung institutioneller Faktoren für den empirisch nachweisbaren Lohn-
Preis-Mechanismus
b. Ziel: Nachweis der mikroökonomischen Rationalität von Preisinflexibilitäten
in Marktungleichgewichten.
c. Man nennt den Ansatz auch Ansatz „unvollkommener Konkurrenz“
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• Konflikt mit der keyensianischen Konzeption von Stabilitätspolitik:
o Zentral sind hier die
Geldillusion und
Konstante Verhaltensstrukturen
o Beide Punkte stehen in klarem Gegensatz zur Theorie der R.E.
o Folglich muss vor dem Hintergrund der Theorie der R.E. die Wirksamkeit tra-
ditioneller keynesianischer Stabilitätspolitik hinterfragt werden.
• Einwände gegen die Hypothese rationaler Erwartungen
o Empirische Untersuchungen, die zeigen, dass Individuen systematisch Er-
wartungsirrtümer begehen (manche Firmen überschätzen chronisch den Ab-
satz, andere unterschätzen ihn.)
o Oft wird einfachen Daumenregeln als Heuristik gefolgt. Dies ist in einer Welt
mit Informationskosten durchaus auch rational. (Es kann zu Gleichgewichten
kommen, in denen einige Individuen rationale, andere adaptive Erwartungen
haben und bei allen derselbe Nutzen vorherrscht. Bei den rationalen führen die
besseren Prognosen zu besseren Ergebnissen und damit zu höherem Nutzen,
bei den adaptiven führen die eingesparten Optimierungskosten zu höherem
Nutzen)
o Keine befriedigende Antwort auf die Frage, wie der Lernprozess genau aus-
sieht
o Problem kontinuierlicher Gleichgewichtslösungen: spekulative „bubbles“ als
sich selbst aufschaukelnde Spekulationsbewegungen werden einfach ausge-
schlossen
o Modelle mit rationalen Erwartungen können ohne zusätzliche Annahmen z.T.
multiple Gleichgewichte produzieren.
o Hauptproblem: die Hypothese ist nur dann konsistent, wenn alle Individuen
auf Basis desselben einheitlichen Modells handeln. Sobald jeder anfängt
seine eigene Art der Hypothesenbildung zu haben, ist die Aussagekraft der ra-
tionalen Erwartungshypothese sehr eingeschränkt.
• Folgende Eigenschaften werden außerdem als charakteristisch für die rationalen Er-
wartungen angesehen:
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o Serielle Unkorreliertheit der Störterme. E(εt+i) = E(xt+i-Et(xt+i)) = 0,
E(εt,εt-i) = 0. Das heißt: Der Erwartungswert des Schätzfehlers in der lfd. Peri-
ode und in jeder darauf folgenden Periode ist Null
o Konsistenz der Vorhersagen aufgrund bestmöglicher Vermutung über zuk. Er-
wartungen: EtEt+i+j(xt+i+j) = Et(xt+i+j). Das heißt: Der Erwartungswert aus Sicht
von t bezüglich des Erwartungswertes in einer folgenden Periode ist gleich
dem Erwartungswert bezüglich der Variable in t.
o Kettenregel der Vorhersage: Wenn Et(xt+1) = axt, folgt: E(xt+2 = Et(axt+1) =
aEt(xt+1) = a2xt
ööö
Gleichung (9) beschreibt die Angebotsfunktion der n Firmen. Eip ist die Preisniveauerwar-
tung der i-ten Firma, basierend auf Beobachtung des eigenen Marktpreises pi. Reagiert
wird auf wahrgenommene relative Preisänderungen: pi-Eip.
Gleichung (10) gibt den Preis pi an, dem die Firma i gegenübersteht. Dieser Einzelmarkt-
preis weicht vom Preisniveau p durch eine Zufallsvariable ui ab. Diese spiegelt Bewegungen
der relativen Nachfragen, die sich über die einzelnen Märkte hinweg abspielen, wider.
Gleichung (2) ist die Nachfragefunktion von oben.
21
yi = βi(pi- kpi - (1-k)Em)
(12) yi = β i(1-k)(pi-Em)
Je höher der beobachtete Preis pi ist, desto höher wird die Erwartung eines relativen Preis-
schocks ui und damit das Angebot der Firma i. Aggregiert man diese Angebotsfunktion für al-
le Firmen i, erhält man:
(13) y = β(1-k)(p-Em)
Dies in Gleichung (2) eingesetzt liefert:
β(1-k)(p-Em) = γ(m-p)
γm - γp = βp - βEm - βkp + βkEm
βkp - βp - γp = - βEm + βkEm - γm
p = [β Em(1-k) -γ m]/[β k - β - γ ]
p = qEm + (1-q)m , mit q = β(1-k)/[γ+β(1-k)]
Grundsätzliche Ergebnisse:
• Geld ist bei vollkommener Information neutral
• Reale Effekte von Geld treten nur auf, wenn nicht genügend Information zur Ver-
fügung steht: Nur Nichtantizipierte Geldmengenänderungen können bei unvollkom-
mener Information Auswirkungen auf den Output haben.
Grundsätzliches Problem des Ansatzes:
• Dass allein das Fehlen von Informationen über eine nominale Variable die Ursache
monetärer Nichtneutralität sein soll, ist schwer vorstellbar Zumal die Information ein-
fach zu beschaffen ist.
• Das Scheitern von CPI-Zukunftsmärkten in den USA zeigt zudem, dass die kurzfristi-
ge Unsicherheit über das aggregierte Preisniveau kein bedeutendes Problem der (US-)
Wirtschaft ist.
• Mangelnde empirische Erhärtung der Modellaussagen
• Modell hat sich nicht durchgesetzt
Kritisch an dieser Ansicht ist zu sehen, dass insbesondere eine empirische Bestätigung bislang
ausbleibt bzw. die Ansicht offensichtlichen empirischen Fakten widerspricht.
Keynesianer kritisiern vor allem die nachfolgenden Punkte:
• es sei unzulässig geringe Lohnänderungen auf intertemporale Substitutionseffekte zu-
rückzuführen.
• Folgende stilisierte Fakten werden insb. entgegengehalten
o Steigt die ALQ, nehmen die Entlassungen zu, nicht die Kündigungen
o Arbeitslose verbringen meist nur wenige Stunden in der Woche mit Suchakti-
vitäten
o Arbeitslose akzeptieren i.d.R. ihr erstes Arbeitsangebot
o Es gibt auch das Problem langfristig arbeitsloser
• Zudem gebe es sehr wohl hinreichende Begründungen dafür, dass Lohnflexibilitäten
auf andere Ursachen als auf intertemporale Substitution zurückgeführt werden können.
ööö
23
Das Gefangenendilemma lautet also wiefolgt:
• Wenn alle oder zumindest ein Großteil der Firmen ihre Investitionen ausdehnen,
werden sie alle ihre Produktion und ihren Absatz erhöhen können
• Steigert nur eine Firma allein die Kapazitäten, werden ausschließlich die anderen
davon profitieren
• Folglich wird keine Firma ihre Kapazitäten ausdehnen wollen
Auswege aus dem GD: Die Ausweitung der Kapazitäten als Folge eine Zinssenkung könnte
unter Umständen doch funktionieren
• 1. Variante: Vertrauensvorschuss
o Die Firmen glauben an den Keynes Effekt, m.a.W.
Sie betreiben rationale Erwartungsbildung
• Sie kennen den Makro-Mechanismus des Keynes-Effekts
• Sie erkennen diesen als wahr an
• Sie vertrauen auf den Funktionsautomatismus
Sie glauben an die Markträumung
o Alle oder zumindest die meisten Firmen verhalten sich so: i.e. sie haben die
gleiche Modellstruktur, erkennen sie als wahr an und verhalten sich entspre-
chend
Folgen:
1. Kommt es nicht zu einem Vertrauensvorschuss, d.h. verhalten sich alle Unternehmer
abwertend, bleibt das System bei Unterbeschäftigung
2. Liegen Deflationserwartungen vor (→ Anstieg der Realzinsen → Aufschub von Kauf-
plänen → Rückgang der Absatzerwartungen) kommt es sogar zu einer Abwärtsspirale
in Bezug auf die Beschäftigung.
Wenn eine solche Vereinbarung nicht implementiert wird, ist mit einer sich immer weiter
verstärkenden Unterbeschäftigungssituation zu rechnen.
Vermögenseffekte:
Sei Keynes-Effekt aufgrund des Gefangenen-Dilemmas nicht wirksam und es liege ein Unter-
beschäftigungsGG vor.
24
• Lohnsenkungen führen dann aufgrund zu geringer Nachfrageerwartungen nur zu
proportionalen Preisniveausenkungen. Diese erhöhen den Realwert nominal fixier-
ter Aktiva i.e. Geldvermögen.
• Aufgrund des Pigou-Effektes kommt es zu einer erhöhten Konsumnachfrage,
• aufgrund des Robertson-Effektes zu einer erhöhten Investitionsnachfrage.
Probleme:
• Realwertgewinnen stehen auch immer Realwertverluste entgegen (z.B. Schuldner-
verluste) → Fisher-Effekte: sinkt das Preisniveau, steigt der Realwert nominal fixierter
Schulden und Schuldendienste
Substitutionseffekte:
Die Unternehmen werden die Faktoren Arbeit und Kapital im Pareto-Optimum so einsetzen,
dass die Grenzraten der Faktorsubstitution dem umgekehrten und für alle gleichen Faktor-
preisverhältnis entsprechen.
• Sinkt nun aufgrund einer Nominalzinssenkung auch der Realzins, so werden die Un-
ternehmen Kapital für Arbeit substituieren.
• Daraufhin setzt die Nachfrage nach Kapital/Investitionsgütern Multiplikator- und Ak-
zeleratorprozesse in Gang, die stabilisierend wirken. (Unternehmen A → Nachfrage
nach Maschinen bei B → B stellt mehr ein und baut selbst Produktionskapazitäten auf
→ Maschinennachfrage bei C etc.)
Probleme:
• Es ist nicht sicher, dass in Folge einer Geldzinssenkung auch der Realzins sinkt
o Realzins ist Differenz zwischen Geldzins und Inflationserwartung: (i-πe)
o Es besteht aber bei längerfristigen Unterbeschäftigungssituationen eine
starke Tendenz, dass im Zuge der Geldlohnsenkungen und folgenden Preisni-
veausenkungen Deflationserwartungen auftreten.
o Folge: In Unterbeschäftigungssituationen sinkt nicht nur der Geldzins son-
dern auch der Realzins und man kann a priori gar nicht sagen, welche Ent-
wicklung überwiegt.
o Dies gilt v.a. für Konkurrenzwirtschaften. In Oligopolen könnte eine konzen-
trierte Ablehnung von Lohnsenkungsangeboten ggf. noch durchgeführt werden
(s.o.)
• Es stellt sich die Frage, wie schnell diese Substitutionseffekte laufen. Tendenziell geht
die rationale Hypothese dahin, von einer langsamen Wirkungsweise der Effekte aus-
zugehen:
o Substitutionskosten (i.e. Austausch von Produktionsanlagen, Entlassung von
Arbeitnehmern etc.)
o Erwartungsunsicherheit i.e. Längerfristigkeit einer solchen Änderung des
Realkostenverhältnisses. (marktmachtbedingte Umverteilungsprozesse in aus-
geprägten Unterbeschäftigungsszenarien schlagen sich in Reallohnsenkungen
nieder, die gerade umgekehrte Substitution (A gegen K) hervorrufen.
• Zudem ist fraglich, ob ein durch Substitutionseffekte getriebener Anstieg der Investiti-
onsnachfrage ausreichend ist, um die Wirtschaft zu stabilisieren.
1.2.2.2.3 Resümee
• Das Marktsystem ist zumindest mittelfristig instabil bzw. in einem Unterbeschäfti-
gungszustand verhaftet
• Warum nicht langfristig instabil?
o Technischer Fortschritt und damit Produktinnovation!
25
o Dies führt bei den innovativen Unternehmen zu Angebotsausweitungen auch
wenn die Absatzprognosen eingetrübt sind, weil sie davon ausgehen, mit ihren
neuen Produkten Nachfrage von den nicht innovativen Unternehmen abzuzie-
hen
o Damit hängt die endogene Stabilisierung insbesondere und in hohem Umfang
vom Umfang des technischen Fortschritts ab. Dieser Prozess ist aber nur
bedingt steuerbar (z.B. durch Forschungsanreize für des Staates als Maßnah-
me der Wachstums- und zugleich Stabilitätspolitik)
• Aufgrund der aber bestehenden Lohn- und Preisrigiditäten kann davon ausgegangen
werden, dass zumindest mittelfristige Unterbeschäftigung auftritt. Damit ist die not-
wendige Bedingung für SP gegeben.
• Im Folgenden wird untersucht, ob auch die hinreichende Bedingung gegeben ist: Ko-
sten der SP < Nutzen SP
1. Gemäß der originären Phillipskurve besteht ein inverses Verhältnis zwischen ALQ
und Nominallohnsteigerung. Das heißt, m.a.W. je höher die ALQ, desto geringer ist
die Nominallohnsteigerungsrate. Diese Beziehung kann formal wiefolgt ausgedrückt
werden:
(Wt – Wt-1)/Wt-1 = -ε(Ut – Un)
Wegen: Wt = Wt-1(1+x) ,mit x = Wachstumsrate des Nominallohnes
Und wegen: ln(1+x) ≈ x
Kann man die LHS auch in log-Darstellung schreiben:
wt – wt-1 = -ε(Ut – Un)
Man kann -ε(Ut – Un) durch die Formulierung f(Ut) ersetzen, wie im Basistext gesche-
hen. Dabei misst ε die Reaktionsstärke der Löhne auf die Arbeitslosigkeit.
26
2. Samuelson und Solow unterstellten eine feste Beziehung zwischen Nominallohn- und
Preisniveauänderung. Damit wird aus der durch die originäre PK dargestellte Bezie-
hung zwischen ALQ und Nominallohnsteigerungsrate mit der modifizierten Phillips-
kurve eine Beziehung zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit (pt – pt-1 = πt = -ε(Ut –
Un). Die Schlussfolgerung war, dass (ist der Zusammenhang stabil) die Politik durch
Erhöhung der Inflation Arbeitslosigkeit beseitigen könne (= menu of choice).
Sowohl der originäre als auch der modifizierte Phillipskurvenzusammenhang wird
wiefolgt begründet:
Kommt es zu einer Nachfrageausweitung e.g. aufgrund verstärkter Staatsnachfrage
oder durch eine Ausweitung der Geldmenge, so reagieren die Unternehmen mit stei-
genden Preisen (→ Inflation). Dies hat Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Weil die
Anbieter von Arbeit nur an ihrem Nominallohn interessiert sind (Geldillusion), verla-
gern sie die Arbeitsangebotskurve nicht. Weil die Unternehmen aber ihre Entschei-
dungen am Reallohn orientieren, fragen sie mehr Arbeit nach. Die Arbeitslosigkeit
sinkt.
27
3. Die Monetaristen Friedman und Phelps kritisierten heftig die der originären und
modifizierten Phillipskurve zugrundeliegende Geldillusion der Arbeitnehmer. Kurz-
fristig sei es vielleicht möglich, die AN zu täuschen, langfristig aber werden sie die In-
flationserwartungen in ihre Lohnforderungen einpreisen. Die kurzfristige Phillipskur-
ve verschiebt sich umso weiter nach oben, je höher die Inflationserwartungen. Die
Monetaristen gehen davon aus, dass der angenommene trade-off nicht gilt, weil sich
der Erwartungsfehler, auf dem er beruht, schnell abbaut. Damit liegt aber der einzi-
ge Weg für die Politik, eine Arbeitslosigkeit unter der natürlichen ALQ zu realisieren
darin, die Inflation unerwartet oder stärker zu erhöhen als von den WiSu antizipiert.
Langfristig aber ist die Phillipskurve vertikal und die ALQ wird auf der natürlichen
Rate liegen. Der trade-off besteht nicht. Die formale Ableitung aus der mod. PK ge-
schieht durch die Berücksichtigung von Inflationserwartungen. Unterstellt man
z.B. die WiSu erwarten immer die Inflation der Vorperiode also πte= πt-1, so lautet die
kurzfristige PK nun:
πt = -ε(Ut – Un) + πt-1
Setzt man nun (wie bei autoregressiven Erwartungen langfristig der Fall πt = πte und
damit πt = πt-1, so wird aus der PK sofort deutlich, dass auch Ut = Un.
Nur für πt > πte = πt-1 ist Ut < Un.
28
1.2.2.2.5 Eigener Einschub: Abgrenzung keynesianische vs. Neoklassische Modell-
variante der Phillipskurve
• Klassisches Keynesianisches Grundmodell:
o Beziehung zwischen nominalen Größen (i.e. Preisniveau, Inflation, Geldmen-
ge) und realen Größen (i.e. Beschäftigung)
o Höhere Preise führen zu einem Beschäftigungsanstieg
• Keynesianische Modellvariante
o Beschäftigungsanstieg bewirkt steigende Inflation
o Arbeitslosigkeit kann unfreiwillig sein
o Erklärung der Phillipskurve im Rahmen eines „collective bargaining“ Ansat-
zes:
Nominallöhne werden in Verhandlungen zwischen Gewerkschaften
und Unternehmerverbänden definiert
Die Gewerkschaften wünschen steigende, die Unternehmen sinkende
Löhne.
Modellgleichungen:
(1) ŵ = πe - α(u – un) mit α > 0
(2) π = ŵ
(3) Δu = - γ(ˆM - π) mit γ > 0
(1) ist die Lohnbestimmungsgleichung der Gewerkschaften. Diese wollen ihre Mit-
glieder vor Realeinkommensverlusten in der nächsten Periode bewahren. Daher bilden
sie Erwartungen über die Inflationsrate der Folgeperiode, in der die Lohnerhö-
hung dann ihren Niederschlag finden wird. Deren Inflationserwartung ist in diesem
Modell statisch! Die Arbeitslosigkeit übt in sofern einen Einfluss auf die Lohnsteige-
rungsrate aus, als dass die Verhandlungsposition der Gewerkschaften bei einer hohen
Beschäftigung (die AL liegt unter der natürlichen AL un) besser ist als wenn eine hohe
AL vorliegt. M.a.W. bedeutet dies, dass bei Inflationserwartungen πe = 0 eine Lohn-
steigerung erst bei einer AL eintreten kann, die unter der natürlichen AL liegt. Ist die
29
Inflationserwartung Null und die AL gleich der natürlichen AL, kann keine Lohn-
steigerung eintreten. Liegt sogar die AL oberhalb der natural rate, so muss das Lohn-
niveau aufgrund der starken Verhandlungsposition der Unternehmen sinken.
(2) Gemäß Gleichung 2 betreiben die Unternehmen in Bezug auf die Preise eine Auf-
schlagskalkulation auf den Lohn. Steigen die Löhne, erhöhen die preisfestsetzenden
Unternehmen ihre Preise proportional. Damit entspricht die Inflationsrate der Lohn-
steigerungsrate. Dies impliziert auch, dass der Reallohn konstant ist, weil sich ja
Preisniveau und Nominallohn im Gleichschritt bewegen. Der Reallohn bleibt konstant,
die Beschäftigung jedoch kann sich durchaus ändern. Daher muss die Beschäftigung
reallohnunabhängig sein.
(3) Die dritte Gleichung beschreibt die Änderung der Arbeitslosenquote Δu in Abhän-
gigkeit vom Wachstum der realen Geldmenge (ˆM - π). Wenn das nominale Geld-
mengenwachstum größer als die Inflation ist, also die reale Geldmenge schneller
steigt als das Preisniveau, steigt die reale Geldmenge (M/P). Eine Steigerung der rea-
len Geldmenge führt zu einer Ausweitung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage.
Setzt man nun (1) in (2) ein, erhält man die Phillips-Funktion:
(4) π↑=πe-α(u↓-un)
Man erkennt hier, dass bei gegebener Inflationserwartung eine niedrigere Arbeitslosenra-
te eine höhere Inflation bedingt.
• Neoklassische Variante
o Steigende Inflation bewirkt (kurzfristig) sinkende Arbeitslosigkeit
o Es gibt wenn dann nur freiwillige Arbeitslosigkeit
o Im Gegensatz zur keynesianischen Variante sind nominale Größen (z.B.
Geldmenge) ohne Wirkung auf reale (z.B. Beschäftigung) → Geldneutralität
o Durch vollkommene Flexibilität aller Preise entsteht ein GG auf allen Märkten
o Insb. Auf dem Arbeitsmarkt entspricht Arbeitsnachfrage ND zum gleichge-
wichtigen Reallohn w/P dem Arbeitsangebot NS. Es gibt nur noch freiwillige
AL.
o Die empirischen Beobachtungen von Phillips können in dieser Theorie nur mit
einem systematischen Erwartungsfehler der Arbeitsanbieter erklärt wer-
30
den. Diese erwarten einen bestimmten Reallohn und erkennen daher einen An-
stieg des Preisniveaus (aufgrund expansiver Geldpolitik) nicht. Die Arbeitsan-
gebotskurve bleibt also konstant. Die Arbeitsnachfrager hingegen richten ihren
Arbeitseinsatz am Reallohn aus und fragen nun mehr Arbeit nach, die Arbeits-
nachfragekurve verschiebt sich nach rechts. Der nun entstehende Arbeitsnach-
frageüberschuss induziert einen steigenden Nominallohn. Die Nominallohn-
steigerung ist allerdings geringer als die Steigerung des Preisniveaus, sodass
der Reallohn gesunken ist. Dies interpretieren die Arbeitsanbieter wie gesagt
aber fälschlicher Weise als Reallohnzunahme und weiten ihr Arbeitsangebot
entsprechend aus. Die Zunahme des Nominallohns dämpft den ursprüngli-
chen Anstieg der Arbeitsnachfrage aber neutralisiert diesen nicht. Das
neue GG liegt also bei einem höheren Nominallohn, höherer Beschäftigung (u
< un) und geringerem Reallohn.
o Nach Friedman, der die Theorie um die adaptive Erwartungsbildung erwei-
terte, ist dieser Tradeoff jedoch nicht von Dauer weil die WiSu langfristig
merken, dass der Reallohn gesunken ist und damit ihr Arbeitsangebot verrin-
gern werden. Der Erwartungsirrtum verflüchtigt sich in der langen Frist.
o In der Neuen klassischen Makroökonomie traten schließlich rationale Erwar-
tungen hinzu, sodass auch kurzfristig kein Zielkonflikt gegeben ist weil die
WiSu keinen systematischen Erwartungsirrtum mehr begehen.
31
Besonderheit: die gesamtwirtschaftliche Arbeitsnachfrage wird von tatsächlichen Größen
und nicht von erwarteten beeinflusst, obwohl jedem einzelnen Unternehmen nur die jeweils
lokalen Größen bekannt sind.
Weil wir uns in einem stationären GG befinden, gilt die AD-Funktion für jede Periode. Für t-1
gilt demnach: yt-1 = γ(mt-1 – pt-1)
Subtrahiert man dies von der Funktion für t erhält man:
yt – yt-1 = γ(mt – mt-1 – (pt – pt-1))
Weil im stationären GG das Wachstum des Outputs 0 ist, gilt:
pt – pt-1 = mt – mt-1
wegen pt = lnPt gilt pt – pt-1 = πt:
πt = mt – mt-1
q.e.d.
In (3) wird unterstellt, die tatsächliche Geldmenge hänge von der vorhersehbaren Geldmenge
m und einer stochastischen Störung v, deren Erwartungswert 0 ist, ab.
Die Höhe der natural rate yn und der Parameter α und γ sei den Wirtschaftssubjekten be-
kannt.
33
γ/γ y + α/γ y = γ/γyn + α/γyn + αv
y = yn + αγ /(γ + α ) v
Nur eine nicht vorhergesehene Geldmengenveränderung (v ≠ 0) beeinflusst die Höhe der
tatsächlichen Produktion. Ist v > 0, so kommt es zu einer Produktionsausweitung, im umge-
kehrten Fall zu einer Verringerung.
Teilweise ist auch die Varianz des Outputs von Interesse. Diese ermittelt man wiefolgt (yn
wird vernachlässigt da const., beachte auch Ey = yn):
Var(y) = Et-1(yt – Et-1yt)2
= E(y)2
= E(αγ/(γ + α)v)2
= E[(αγ/(γ + α))2(v2+σ v2)]
Die Geldmenge ist Lageparameter der AD-Kurve. Es ist eine um Erwartungen erweiterte An-
gebotskurve (EAS = expectations-augmented aggregate supply) eingezeichnet. Diese zeigt
das Güterangebot für gegebene Preiserwartungen. Lageparameter ist neben dem natural-
rate-niveau vor allem der Erwartungswert des Preisniveaus. Die AS-Kurve gilt nur für richtige
(im Sinne von „zutreffende“ nicht „rationale“) Preiserwartungen. Sie verläuft senkrecht zum
natural rate niveau.
Ausgehend vom GG ynp0 steigt nun für die Marktteilnehmer überraschend die Geldmenge.
Dieser Impuls erzeugt am Gütermarkt bei gegebenen Preisen eine Übernachfrage. AD ver-
schiebt sich nach rechts. Die Konkurrenz an den Güter- und Arbeitsmärkten führt zu einem
steigenden Preisniveau, ohne dass die Arbeitsanbieter dieses als solches erkennen. Sie
beobachten zwar lokal höhere Preise, wissen aber nicht, ob dies nur für die Branche oder die
gesamte Wirtschaft gilt. Daher wird der Anstieg lokaler Preise maximal zum Teil als Preisni-
veauanstieg interpretiert, da ja das Steigen eines Preises bei Fallen anderer Preise durchaus
neutral sein kann. Im hier unterstellten Extremfall, wird gar kein Preisniveauanstieg er-
kannt. Damit kommt es nicht zu einer Veränderung bezüglich der Erwartung hinsichtlich des
34
gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus. Das neue Gleichgewicht liegt daher im Schnittpunkt von
EAS und AD.
Durch die überraschende Geldmengenerhöhung sind also Preisniveau und Produktion gestie-
gen. Es handelt sich dabei um ein Gleichgewicht, obwohl einzelne Marktteilnehmer Erwar-
tungsirrtümer begehen.
Ausgehend vom GG ynp0 erhöht sich nun die Geldmenge, wie von den Wirtschaftssubjekten
erwartet.
Die Geldmengenerhöhung führt zu einem Anstieg der aggregierten Güternachfrage. Die
Konkurrenz induziert auch hier einen Anstieg des Preisniveaus. Die Arbeitsanbieter erwarten
jedoch den Preisniveauanstieg auch in korrekter Höhe und bieten daher zu jedem Nominal-
lohn weniger Arbeit an als zuvor. Dies bewirkt eine Linksverschiebung der EAS-Kurve.
Weil nun die Arbeitsanbieter keinen Erwartungsirrtum begehen, ist das neue GG durch höhe-
res Preisniveau bei konstanter Produktion gekennzeichnet.
35
Beginnend im Ausgangsgleichgewicht A, führt eine Erhöhung des Preisniveaus zu einer
Rechtsverschiebung der Arbeitsnachfragekurve weil zu jedem Nominallohn nun ein ge-
ringerer Reallohn gehört.
Bei unvorhergesehener Geldmengenerhöhung bleiben die Erwartungen der Arbeitsanbieter
unverändert. Die Arbeitsangebotskurve verändert in diesem Fall nicht ihre Lage. Die Konkur-
renz am Arbeitsmarkt führt zu steigenden Nominallöhnen, was die Arbeitsanbieter zu einer
Ausweitung ihres Arbeitsangebots veranlasst. Im neuen GG B ist also die Beschäftigung,
der Nominallohn und damit auch das Preisniveau höher als im Ausgangs-GG. Weil aber die
Arbeitsnachfrage in B höher ist als in A, muss der Anstieg der Nominallöhne geringer
sein als der Anstieg des Preisniveaus. Der gesamtwirtschaftliche Reallohn ist also gesun-
ken! Der Anstieg der Beschäftigung basiert auf dem Irrtum der Arbeitsanbieter, die steigende
Nominallöhne infolge ihrer unvollständigen Information über das Preisniveau für einen An-
stieg der Reallöhne gehalten haben. Tatsächlich jedoch sinken die Reallöhne.
In dem Fall, dass die Geldmengenerhöhung erwartet wird, wissen die Arbeitsanbieter, dass
der Anstieg der Nominallöhne die Folge der Erhöhung des gesamtwirtschaftlichen Preisni-
veaus ist. Daher erhöht sich das erwartete Preisniveau, mit der Folge, dass der erwartete
Reallohn aus Sicht der Arbeitsanbieter sinkt. Die Arbeitsanbieter reduzieren sodann ihr
Arbeitsangebot. Die ns Kurve verschiebt sich nach links. Die Nachfrager nach Arbeit haben
ihre Nachfrage ausgeweitet. Im neuen GG C, kommt es also bei höheren Löhnen zur gleichen
Beschäftigung. Löhne und Preise steigen proportional.
Es wird jedoch vielfach bestritten, dass (insbesondere die europäischen) Arbeitsmärkte wett-
bewerbsmäßig organisiert sind. Dieses Gegenargument zur LUCAS Funktion kann man dann
36
entkräften, wenn es gelingt zu demonstrieren, dass unvollständige Konkurrenz am Arbeits-
markt die Form und Interpretation der Angebotsfunktion nicht qualitativ verändert.
Dann wären nämlich die LUCAS’schen Hypothesen zulässige Vereinfachungen.
Im Folgenden wird, basierend auf kurzfristigen Arbeitsverträgen, eine Angebotsfunktion ab-
geleitet, die formal aussieht wie die LUCAS’sche jedoch in ihrer ökonomischen Interpretation
eine ganz andere Aussage beinhaltet.
Man betrachte einen Arbeitsmarkt, an dem zu Beginn die Gewerkschaften die Höhe des
Nominallohns wc für die Dauer einer Periode bestimmen. Die Unternehmen legen an-
schließend die Höhe der tatsächlichen Beschäftigung n = nd fest.
Die Gewerkschaften kennen zu Periodenbeginn das Preisniveau und damit die Arbeitsnach-
frage nicht. Sie müssen sich in Bezug auf diese Größen also Erwartungen bilden.
Für die gewerkschaftlich gewünschte Höhe der Beschäftigung sind verschiedene Hypothe-
sen denkbar (Maximierung des Nutzens der Gewerkschaftsmitglieder oder der bereits Be-
schäftigten etc.) Im Folgenden sei vereinfachend angenommen, die Zielgröße entspreche dem
gesamtwirtschaftlichen Arbeitsangebot ns, das positiv vom Reallohn abhängt:
(4) ns = b(wc-p) , mit b > 0, b ≠ q
z s
(5) n = n
2. Wenn der Nominallohn dem so ermittelten Lohn entspricht, lautet die Gleichung für
die tatsächliche Beschäftigung wegen n = nd:
d
n = -q(Ep-p)
37
Man zeige, dass die Lösung für die tatsächliche Beschäftigung in Verbindung mit dieser Pro-
duktionsfunktion eine Güterproduktionsfunktion ergibt, die rein formal einer LUCAS-
Angebotsfunktion entspricht!
Log-Darstellung:
y = an + (1-a)k wegen ln1 = 0
y = an
n = y/a
Einsetzen in n = -q(Ep-p)
y/a = -q(Ep-p)
y = α(p-Ep) mit α = aq > 0
Diese Funktion ist somit formal identisch mit einer LUCAS Angebotsfunktion: Abweichun-
gen vom natural-rate Niveau setzen Erwartungsfehler bzgl. des gesamtwirtschaftlichen
Preisniveaus voraus.
Die konventionelle LUCAS-Funktion impliziert, dass der Arbeitsmarkt ständig geräumt
ist. Stochastische Störungen führen zu gleichgewichtigen Reaktionen am Arbeitsmarkt. Bei
Berücksichtigung unvollständigen Wettbewerbs am Arbeitsmarkt trifft dies nicht zwingend
zu. Aus (2) und (4) erkennt man, dass der Arbeitsmarkt nur bei wc = p (dann gilt nämlich n =
ns = nd = 0) geräumt ist. n = 0 heißt in diesem Zusammenhang, dass N = 1 weil n als lnN de-
finiert ist.
Weil aber der Lohn nicht dem tatsächlichen, sondern dem erwarteten Preisniveau ent-
spricht, kann es durch unvorhersehbare Störungen zu Arbeitslosigkeit kommen.
Eine vereinfachende Annahme war n = ns. Es ist zu beachten, dass n = min(ns,nd) die eigent-
lich korrekte Formulierung ist, um die Freiwilligkeit des Tausches zu wahren. Bei geringen
Löhnen kann durchaus ns < nd gelten. n = nd impliziert in diesem Fall eine Art Zwangsar-
beit. Der praktisch relevante Fall ist aber nd ≤ ns.
38
bei richtigen Erwartungen liegt die Beschäftigung demnach systematisch unterhalb des
Arbeitsangebots wenn φ > 0 gilt, also die Gewerkschaften neben dem Beschäftigungsziel
ein Lohnziel anstreben.
39
(1a) Yt = Ct + It PeriodenGG auf dem Gütermarkt, Produktion passt sich
in der gleichen Periode der Nachfrage an
(1b) Ct = cYt-1 + Cauton. Konsumfunktion
(1c) It = χ(Yt-1 – Yt-2) + Iauton. Investitionsfunktion
(1b) und (1c) in (1a) eingesetzt und nach Yt aufgelöst sowie staatliche Nachfrage Gt hinzuge-
fügt ergibt:
(1) Yt = cYt-1 + χ(Yt-1 – Yt-2) + A + Gt mit A = Cauton. + Iauton.
(2) Gt = q1Yt-1 + q2Yt-2 + B als Politikreaktionsfunktion
Mit Gt als Kontrollvariable der Politik
Mit q1,q2 = Reaktionskoeffizienten der Politik
Mit B als Konstante
Gleichung (2) besagt, dass die Politikbehörde mit verzögerter antizyklischer Ausgabenpolitik
(impliziert dass q1,q2 < 0) auf Abweichungen des realen Outputs von seinem Zielwert in den
vorhergehenden zwei Perioden reagiert. (Stabilitätsvoraussetzung ist, dass die Wurzeln des
charakteristischen Polynoms |λi| < 1 sind.
Man geht hier davon aus, der Staat wolle das Einkommen Y beim Gleichgewichtswert Y*
stabilisieren.
R1,2 sind Konstante, die durch die Anfangsbedingungen für Y0 und Y1 bestimmt sind.
Notwendige und hinreichende Bedingungen für die Stabilität in diesem Modell sind:
(6) 1-b+q2 > 0
1+a+b-q1-q2 > 0
1-a+b+q1-q2 > 0
Man begründet nun die Stabilisierungsmöglichkeit der Nachfragepolitik damit, dass die poli-
tisch bestimmten Parameter q1 und q2 in den Stabilitätsbedingungen (6) enthalten sind. Es gibt
somit folglich immer Werte von qi, die eine Instabilität des Systems beheben. Instabilität tritt
in Werten von a und b zu Tage, die die obigen Stabilitätsbedingungen (6) für qi = 0 nicht er-
füllen.
Man kann nun zusätzlich stochastische Störelemente einführen, indem man Gleichung (1) und
(2) jeweils um einen solchen Störterm ut (white noise i.e. E(ut) = 0, σ2 = 0, E(ut,ut’) = 0 für t
≠t’) erweitert:
(3a) Yt + (a-q1)Yt-1 + (b-q2)Yt-2 = A + B + ut
ut setzt sich dabei aus den beiden stochastischen Termen zusammen, die in (1) und (2) einge-
führt werden.
40
Die allgemeine Lösung für Yt ist nun:
(4a) Yt = (A+B) / [1 + (a-q1) + (b-q2)] + R1λ1t + R2λ2t + ∑j=0t-1γjut-j
Sind nun die Stabilitätsbedingungen in (6) erfüllt, so entfallen auch hier die Terme R1λ1t und
R2λ2t. Der stochastische Ausdruck ∑j=0t-1γjut-j bleibt jedoch.
Das System schwingt also um das stationäre GG Y*= (A+B) / [1 + (a-q1) + (b-q2)], anstatt
dahin zu konvergieren. Die asymptotische Varianz der Schwingungen von Yt um Y* kann aus
(3a) abgeleitet werden und beträgt:
(7) σy2 = σu2[1+b+q2]/[1-(b+q2)]{[1+(b+q2)] – (a+q1)2}
Hier ist die optimale SP, diejenige, die die Einkommensvarianz minimiert:
(8) q1* = -a und q2* = -b
Diese Lösung gliche die autoregressive Struktur des Systems vollkommen aus und das
Volkseinkommen schwingt mit einer Varianz von σu2 um das stationäre Gleichgewicht Y*.
Dies ist dann die geringstmögliche Variabilität von Yt.
Probleme:
• Kosten der wirtschaftspolitischen Instrumentenanpassung (bisher wurden Kostenvon
0 unterstellt)
• Politikreaktionsfunktion wurde ad hoc eingeführt und nicht aus einem Optimie-
rungsprozess abgeleitet
• Modellunsicherheit: Es herrscht Uneinigkeit über die bestmögliche Modellstruktur,
also das „richtige“ makroökonomische Modell.
• Robustheit kontrolltheoretisch fundierter Empfehlungen fraglich
• Unsicherheit über die Größe der Koeffizienten a und b (kann durch stoch. Kompo-
nenten berücksichtigt werden)
41
o Geldmarkt mit Bestandsgrößen an Geld und Finanzanlagen (i beeinflusst
Güternachfrage)
• Das GG auf dem Gütermarkt ist ein Flußgleichgewicht. Vermögensbestände und de-
ren Änderung beeinflussen es nicht. Alle gewünschten Ausgaben sind äquivalent mit
Flüssen von realem Output. Ungeplante Änderungen der Lagerhaltung kommen nicht
vor.
• Das GG auf dem Geldmarkt ist ein Bestandsgleichgewicht. Es werden zwei Anlage-
alternativen betrachtet: Geld als risikoloses (und daher unverzinstes) asset sowie ande-
re Wertpapiere als nicht-risikolose und daher verzinste Anlagen, die alle den gleichen
Zinssatz haben.
• Nullhomogenitätseigenschaft im Preisniveau i.e. Steigung der Kurven wird nicht
von Änderungen des Preisniveaus beeinflusst
o Geldnachfrage verschiebt sich bei Änderungen des Preisniveaus parallel wegen
der entsprechenden Änderung der Nachfrage nach Realkasse
o Güternachfrage ist vom Preisniveau unabhängig
• Die Geldmenge wird als exogen durch die Geldbehörde vorgegeben angenommen.
• Die IS-Kurve zeigt somit, wie hoch das Einkommensniveau bei alternativen Zins-
sätzen ist, wobei Einflüsse des Geldmarktes auf Y außer Acht gelassen werden
• Die LM-Kurve zeigt, welcher Zinssatz den Geldmarkt bei unterschiedlichen Ein-
kommensniveaus räumt, wobei Einflüsse des Zinssatzes auf die Güternachfrage aus-
geblendet werden.
• Aus dem IS-LM Modell als Fixpreismodell impliziert ein unendlich elastisches ag-
gregiertes Angebot bei gegebenem Preisniveau: Die AS Kurve im PY Koordinaten-
system verläuft horizontal
• Eine endogene Bestimmung des Preisniveaus ist nicht möglich.
42
c,a,b,k sind die kurzfristig als konstant angenommenen Strukturparameter. Sie entsprechen
den Grenzneigungskoeffizienten CY-T,Ii,Li,LY und geben damit Einkommens- und Zinsela-
stizitäten an.
Zur Berechnung der Multiplikatoren wird die totale Ableitung der beiden Strukturglei-
chungen gebildet:
(11a’) dy = c(dy-dt) + adi + dg
(11b’) dm-dp = bdi + kdy
a) Schuldverschreibungen
Die Wirkung einer schuldenfinanzierten Nachfrageerhöhung des Staates wird durch Ω1 ge-
zeigt = b/Δ mit Δ = [b(1-c) + ka]. Ω1 variiert invers mit der Steigung der LM Kurve. Dies ist
zu erkennen, wenn man den Multiplikator im Zähler und Nenner durch ab dividiert: (1/a)/[(1-
43
c)/a – (-k/b)]. Dabei ist der erste Ausdruck in der eckigen Klammer die Steigung der IS-Kurve
und der zweite Ausdruck die Steigung der LM-Kurve. Die Steigung der LM Kurve kann
auch durch totale Differenziation und Auflösung nach di/dY der LM-Funktion ermittelt wer-
den:
dm – dp = bdi + kdy
bdi = dm – dp – kdy
wegen dm = dp = 0
di/dy = -k/b
Je größer -k/b, desto steiler ist die LM-Kurve, desto geringer ist der Multiplikator, desto
ineffektiver ist Fiskalpolitik. Umgekehrt ist bei einer flachen LM-Kurve also geringem –k/b
Fiskalpolitik sehr wirksam.
44
Geldpolitik
• Um das VollbeschäftigungsGG wieder zu erreichen, betreibe der Staat nun eine ex-
pansive Geldpolitik.
• Bei Annahme konstanter Löhne und Preise, ist die Steigerung der nominalen
Geldmenge zugleich eine Steigerung der realen Geldmenge.
• LM verschiebt sich nach rechts (unten)
• Das resultierende Überangebot auf dem Geldmarkt führt zu sinkenden Zinsen, die
die Nachfrage nach Investitionsgütern stimulieren und dies wiederum setzt positive
Beschäftigungseffekte in Gang.
• Die resultierende Zunahme der Produktion erhöht das aggregierte Arbeitsein-
kommen und damit die Güternachfrage
• In der Folge kehrt das System zum Vollbeschäftigungsoutput zurück. Der Zinssatz ist
(wenn der ursprüngliche Effekt real das heißt gütermarktinduziert war) nun geringer
als zuvor.
Einschränkung:
• Wenn k→∞, |a| = 0 (IS-senkrecht) oder wenn |b|→ ∞ (LM-waagerecht), ist Geld-
politik selbst bei konstanten Löhnen und Preisen ineffektiv
• |a| = 0 beschreibt eine Gefangenendilemmasituation, in der die Unternehmer in ei-
ner Depression stecken können (s. 1.2.2.2.1)
o Keiner will die Produktionskapazitäten ausdehnen, weil die positiven Nachfra-
geexternalitäten nur den anderen Unternehmen underen Arbeitnehmern zugute
kommen und keine Sicherheit besteht, die Mehrproduktion absetzen zu kön-
nen.
• |b|→∞ bezeichnet man als Liquiditätsfalle. In diesem Fall, befindet sich der Zins im
Sinken. Er erreicht irgendwann ein Niveau, an dem die Wirtschaftssubjekte nicht mehr
bereit sind Geld anzulegen weil der Mindestzins nicht mehr geboten wird. Jede Er-
höhung der Geldmenge schlägt sich dann in einer Erhöhung der Kassenhaltung
nieder, weil die WiSu auf eine baldige Zinserhöhung spekulieren. Es handelt sich um
eine sog. Baisse-Spekulation die WiSu sind short Bonds, long Money weil sie auf
steigende Zinsen setzen.
45
Fiskalpolitik
• Der Staat kann natürlich auch durch Ausweitung der eigenen Nachfrage (→ Rechts-
verschiebung der IS-Kurve) eine Rückführung in Richtung der Vollbeschäftigung
durchführen.
• Eine Steigerung der Staatsausgaben dg, finanziert durch Ausgabe von WP bewirkt die
Zunahme der aggregierten Nachfrage um Ω1dg also das b/Δ-fache der Staatsausgaben-
erhöhung.
• War der Ausgangspunkt eine nominale Störung (i.e. Verschiebung von LM), liegt das
neue Zinsniveau nun höher als im Ausgangs-GG
Einschränkung:
• Der Stabilisierungseffekt der Fiskalpolitik ist umso geringer, je größer die Zinsela-
stizität der Investitionsnachfrage (je flacher IS im Extremfall |a|→-∞ waagerecht)
und/oder je geringer die Zinselastizität der Geldnachfrage (je steiler LM im Extrem-
fall b = 0 senkrecht) sind. In den Extremfällen ist Fiskalpolitik wirkungslos
• Die Fiskalpolitik ist in den Extremfällen wirkungslos, weil der Verdrängungseffekt
(crowding-out-Effekt) dann vollständig ist. Dies ist z.B. dann der Fall, wenn die
VoWi im Ausgangspunkt bereits Vollbeschäftigung erreicht hat. Die Güterkäufe des
Staates verdrängen private Käufe weil der Output nicht kurzfristig expandieren kann.
• Bei Unterbeschäftigung allerdings ist der crowding-out-effekt nicht vollständig. Dies
kann über die Gleichgewichtsbedingung des Gütermarktes begründet werden:
o S = I + (G + TR – TA) dabei steht TR für Transferzahlungen des Staates an die
Privaten und TA für Steuereinnahmen. Der Klammerausdruck zeigt das Bud-
getdefizit des Staates.
o Bleiben die Ersparnisse konstant, so muss die private Investition um den
Betrag zurückgehen, um den das Budgetdefizit steigt.
o Dies ist jedoch bei einkommenselastischer Ersparnis (und das ist der Regel-
fall) nicht vollständig gegeben. Hier wächst die Ersparnis mit den Staatsaus-
gaben und somit muss es nicht zu einer gleich hohen Verdrängung der Investi-
tionsnachfrage kommen.
46
• Der Verdrängungsmechanismus kann über zwei verschiedene Arten der Betrach-
tung begründet werden: Über den Geldmarkt und den Kapitalmarkt. Beide müssen
aufgrund der Vermögensbudget-NB äquivalent sein. Diese impliziert nämlich, dass
bei gleichgewichtigem Geldmarkt auch der Kapitalmarkt im GG ist. Der Gesamtbe-
trag realen Finanzvermögens F muss der Realkassenhaltung M/P und der realen
Wertpapiermenge Ba entsprechen: F ≡ M/P + Ba. Zudem muss die Nachfrage nach
Realkasse L und die Nachfrage nach Wertpapieren Bn dem realen Finanzvermögen
ebenfalls entsprechen: F ≡ L + Bn. Man kann nun für F aus einer Gleichung in die an-
dere substituieren und erhält: (L – M/P)+(Bn-Ba) = 0
o Begründung Kapitalmarkt
Bei Ausgabe staatlicher Schuldverschreibungen steigt das Angebot an
WP Ba. Aufgrund des Überangebots an WP steigt der Zinssatz. Aus
diesem Grund werden Grenznachfrager bei der Investitionsnachfrage
aussteigen → staatliche Nachfrage verdrängt private
o Begründung Geldmarkt
Will der Staat zusätzliche Wertpapiere am Markt platzieren, so
muss er die WiSu dazu veranlassen, die Realkassenhaltung einzu-
schränken. Dies geht nur, wenn die Opportunitätskosten der Geld-
haltung steigen. Dies wiederum impliziert steigende Zinsen. Das wie-
derum wird die Kreditnachfrage (das Wertpapierangebot) privater
Unternehmer einschränken.
• Ein Verdrängungseffekt entsteht folglich auch, wenn die Ersparnisse mit steigendem
Einkommen zunehmen. Die aufgrund von k>0 steigende Geldnachfrage wird über ei-
nen Zinsanstieg ausgeglichen, was negative Auswirkungen auf die private Investiti-
onsnachfrage hat.
• Betrachtet man den Gütermarkt allein, so erhält man den sog. elementaren Multiplika-
tor: Ωel=1/(1-c). Dieser ist stets größer als Ω1 weil die oben beschriebenen Effekte in
Ωel nicht enthalten sind
47
1
Im zweiten Fall handelt es sich auch um eine sogenannte Monetisierung des Budgetdefizits.
Das heißt, die Zentralbank druckt das Geld, um die Obligationen des Staates zu erwerben.
Dadurch wird auch gewährleistet, dass der Multiplikatoreffekt dem o.g. „elementaren Multi-
plikator“ entspricht: Ω1* = 1/(1-c).
1. Der Wert des Multiplikators entspricht dem negativen Wert des ausgeglichenen
Budgetmultiplikators. Dieser wurde ja abgeleitet für eine Steuererhöhung bei gleich-
zeitiger Ausgabenausweitung. Hier werden jetzt Steuern und Staatsausgaben gesenkt,
in beiden Fällen bleibt das Budgetdefizit (G-T) gleich wegen T ≡ TA –TR. Ein Abbau
des Budgetdefizits kann z.B. durch Abbau von Transferzahlungen in Form von Sub-
ventionsabbau geschehen. Der Multiplikator lautet in diesem Fall: Ω 4 = -(1-c)b/Δ mit
Δ = b(1-c) + ak
2. Bei der zweiten Variante kommt es zu einer Steuersenkung bei gleichzeitig konstanten
Staatsausgaben. Das Budgetdefizit erhöht sich somit um den gleichen Betrag wie
bei einer einfachen Erhöhung der Staatsausgaben. Der Multiplikatoreffekt ist al-
lerdings unterschiedlich. Bei einer Erhöhung der Ausgaben beträgt Ω1 = b/Δ, während
der Multiplikator einer Steuersenkung Ω 5 = -Ω 2 = bc/Δ entspricht. Die Wirkung
einer Steuersenkung ist daher geringer als die Wirkung einer Ausgabensteigerung.
3. De Strategie 3 wurde fast nie implementiert. Hier käme zu Steuersenkungen bei
gleichen Staatsausgaben (Ω5) noch eine reduzierte Geldmenge hinzu: -Ω3. Ω 6 ist da-
mit ungefähr gleich (bc-a)/Δ < bc/Δ < b/Δ. Eine ähnliche Politik stürzte die US-
Ökonomie in die tiefste Rezession seit WW2.
48
4. Steuersenkung und entgegenkommende Geldpolitik ist durch die Kennedy-
Administration erfolgreich verwendet worden. Der Multiplikatoreffekt (Ω7) aus einer
expansiven Fiskalpolitik (in Form von Steuersenkungen: Ω5) und expansiver Geldpoli-
tik (Ω3) beträgt dann: (bc + a)/Δ
49
2.1.2.1.2.2 Wirkungsänderungen in einer offenen Volkswirtschaft (nicht relevant)
Güterströme
• Ein Teil des Outputs wird an Ausländer verkauft (Exporte X). Diese Größe sei exogen.
• Ein Teil der Ausgaben der Inländer fließt ins Ausland (Importe Z). Die Importe hän-
gen vom Einkommen ab.
• D produzierte Menge und damit das Volkseinkommen muss mit den Ausgaben für In-
landsgüter (bisher: Ausgaben durch Inländer) übereinstimmen: C + I + G + X – Z
• Die IS-Gleichung ändert sich. Zu (11a) ist auf der RHS x-zy hinzuzuaddieren, mit x =
lnX und z = Einkommenselastizität der Importausgaben
• Die Multiplikatoren ändern sich nun so, dass der Nenner (Δ) um den Ausdruck +bz zu
erweitern ist:
o Ω1 = b/[b(1-c) + ka +bz] > 0
o Ω2 = -cb/[b(1-c) + ka +bz] < 0
o Ω3 = a/[b(1-c) + ka +bz] > 0
o Ωeloff = 1/(1-c+z)
• Man kann also sagen: Der Multiplikator einer offenen Vowi ist umso kleiner, je größer
die Einkommenselastizität z ist.
• M.a.W.: die kumulative Einkommensexpansion, die durch eine fiskal- oder geldpoliti-
sche Expansion induziert wird, ist negativ mit der Importneigung eines Landes korre-
liert.
Kapitalströme
• Die Importpreise und die Exportnachfrage seien aus Sicht des Inlandes zunächst gege-
ben (Annahme des kleinen Landes)
• Das inländische Preisniveau wird als konstant unterstellt
• Die Kapitalströme in das Inland sind umso höher, je höher der inländische Zinssatz re-
lativ zum Weltzinssatz ist
• Die Wirkung von Geld- und Fiskalpolitik hängt hier insbesondere von
o Dem Grad der Flexibilität der Wechselkurse
o Und dem Ausmaß der Kapitalmobilität ab
• Es entsteht die IS-LM-BP Analyse mit BP als geometrischem Ort aller Zahlungsbi-
lanzGGs (Leistungsbilanz und Kapitalbilanz gleichen sich genau aus. Dies ist bei fle-
xiblen Wechselkursen ohne Intervention immer der Fall)
50
• Die Nettoexporte X-Z = NX entsprechen der Nettorate des Kapitalzuflusses KE. Es
gilt: BP = NX + KE = 0
• Die NX sind nun nicht nur von Y abhängig, sondern auch vom realen Wechselkurs
• Der reale Wechselkurs ist definiert als: ẽPf/P wobei P den Preis inländischer, Pf den
Preis ausländischer und ẽ den nominalen Wechselkurs in EUR/USD angibt.
• Es gilt also NX = NX(Y, ẽPf/P) mit NYY < 0 und NXẽPf/P > 0
• Der Kehrwert des realen Wechselkurses gibt die sog. terms of trade an. Eine Verringe-
rung der tot verbilligt also inländische Güter relativ zu ausländischen und steigert so-
mit die Wettbewerbsfähigkeit des Inlandes, die Nachfrage verschiebt sich von auslän-
dischen zu inländischen Gütern, die Exporte steigen, die Importe sinken.
• Die Nettorate des Kapitalzuflusses KE ist ahängig von der Differenz zwischen dem in-
ländischen Zinssatz i und dem Weltzinssatz if: KE = KE(i-if) mit KEi > 0
Weil hier P, Pf als konstant angesehen werden (Fixpreismodell), kann NX bzw. z2 als aus-
schließlich wechselkursabhängig angesehen werden: NX = NX(Y, ẽ) bzw. z2 = z2(e) mit
e = logẽ.
Die Steigung der BP-Gleichung erhält man durch totales Differenzieren und Auflösen nach
di/dy:
z1dy + z2de = -κdi + κdif
mit de = dif = 0 gilt:
di/dy = -z1/κ ≥ 0
Geht man von fleilen Wechselkursen aus, wird die Nachfrage und das Angebot nach ausländi-
scher Währung durch Bewegungen der Wechselkurse ausgeglichen. Eine Abwertung (Zu-
nahme von e)erhöht den Preis von Importgütern und senkt den Preis von heimischen Gütern.
Die Nachfrage nach inländischen Gütern steigt. Die Überschussnachfrage nach inländischen
Gütern verschiebt IS nach rechts. Je größer z2 und je größer der Multiplikator, desto größer
die Verschiebung. Gleichzeitig wird sich die BP-Kurve nach rechts-unten verschieben: Wenn
die Nettoexorte (NX) aufgrund einer Abwertung tendenziell steigen muss durch einen Rück-
gang des Nettokapitalabflusses kompensiert werden, damit weiterhin ein Zahlungsbilanz-
gleichgewicht herrscht. Ein Anstieg der Netto-Kapitalabflüsse ist aber nur möglich, wenn der
Zinssatz bei gegebenem Einkommen sinkt.
Zunächst ist das Modell nach y aufzulösen. Dies geschieht durch Einsetzen von (15) in (16)
und (11b) [gelöst nach i] in (16) [Ableitung kann nachläufig erfolgen]:
y = g +c(y-t) + a/b(m – p – ky) - κ/b (m – p – ky) + κif
y – cy + aky/b - κky/b = g - ct + [(a - κ)/b](m – p) + κif
y(1 – c +ak/b - κk/b) = g - ct + [(a - κ)/b](m – p) + κif
sei Δ0 = [b(1-c) + k(a-κ)]
y = gb/Δ0 – bct/Δ0 + (m – p)(a - κ)/Δ0 + bκif/Δ0
in Multiplikatorenschreibweise
y = gΩ10 –tΩ20 + (m – p)Ω3 0 + ifΩ40
mit Ω10 = b/Δ0
mit Ω20 = -bc/Δ0
mit Ω30 = (a - κ)/Δ0
mit Ω40 = bκ/Δ0
Neu ist nur Ω40. Dieser ist der Multiplikator bezüglich des ausländischen Zinsniveaus. Man
kann sagen, er gibt die Reaktion des inländischen Einkommens auf Auswirkungen ausländi-
scher monetärer Schocks an.
Neu ist auch der Faktor κ. Dieser Faktor gibt den Grad internationaler Kapitalmobilität wie-
der. Es handelt sich genauer im die Zinselastizität internationaler Kapitalbewegungen.
Ein κ → ∞ bedeutet vollständige Kapitalmobiltät. Die BP-Kurve verläuft in diesem Fall hori-
zontal. Das bedeutet, dass die Wirtschaftssubjekte unendlich flexibel auch auf minimale Ver-
änderungen des Zinsniveaus reagieren. In diesem Fall kann nur bei i = if ein GG vorliegen.
Es wird deutlich, dass Fiskalpolitik umso weniger effektiv ist, umso höher die Kapitalmobili-
tät κ ist. Im Gegenzug wird Geldpolitik immer effektiver.
Allgemein formuliert ist Geldpolitik um so effektiver als die Fiskalpolitik je mobiler das in-
ternationale Kapital (je größer κ = je flacher BP), je zinselastischer die aggregierte Nachfrage
52
(je größer a = je flacher IS) und je weniger zinselastisch die Geldnachfrage (je kleiner b = je
steiler LM). M.a.W. ist die Fkalpolitik nur dann überlegen, wenn die IS- und BP Kurven rela-
tiv steil und die LM-Kurve relativ flach sind.
Dies ist erkennbar aus:
Ω10/Ω30 = b/Δ0 / (a - κ)/Δ0
= b/(a-κ)
Preisniveauänderungen
• Strategische Annahme über Lohn- und Preisdynamik
o Herrscht Arbeitslosigkeit, sinken Lohn- und Preisniveau
o Herrscht Vollbeschäftigung und erhöht sich die aggregierte Nachfrage, steigt
das Lohn- und Preisniveau
o Bei zunehmendem Umfang und mit zunehmender Dauer von Ungleichgewich-
ten verstärkt sich der Lohn- und Preisänderungsdruck
54
• Diese Annahmen werden durch eine positiv steigende AS Kurve im y,p Koordina-
tensystem gezeigt
• Unterschied zur traditionellen IS-LM-Analyse: Hier ändert sich das Preisniveau bei
gegebenem Lohnsatz erst dann, wenn Übernachfrage auf dem Gütermarkt herrscht.
Dies wurde durch den waagerechten Verlauf der keynesianischen AS Kurve bis zum
Vollbeschäftigungsoutput deutlich.
• Das Unbehagen über diese Annahme führte letztlich zur Entwicklung und Akzeptanz
der Phillipskurve. Deren erweiterte Form sieht Preisniveauänderungen als abhängig
von
o der Arbeitmarktlage (Grad der relativen Marktmacht der AN)
o und den Erwartungen über das Preisniveau (Erwartungen der WiSu gegen-
über Preisniveau etc. bei staatlicher Geld- oder Fiskalpolitik zeigen sich in den
Gehaltsverhandlungen und determinieren so das zuk. Preisniveau)
• Marktendogene Stabilisatoren
o Keyneseffekt (s. 1.2.2.2.1)
o Pigoueffekt (s.1.2.2.2.2)
o Substitutionseffekte
• Parametrische Preisniveausenkung!
o Bei gegebener nominaler Geldmenge Zunahme der realen Geldmenge → Par-
allele Rechtsverschiebung der LM-Kurve
o Dies führt zu einem Vollbeschäftigungsniveau hin
Dies funktioniert nicht, wenn Zinsabhängigkeit der Liquiditätsnachfra-
ge gegen ∞ geht (Liquiditätsfalle)
Zinselastizität der Investitionen zu gering
• Der Preisniveausenkung bei Unterbeschäftigung liegt eine Senkung der Löhne
zugrunde, die die Produktionskosten verringert. Die aggregierte Angebotskurve ver-
schiebt sich nach unten:
Dieser Fall der Stabilität ist nicht der einzig denkbare. Ob das System stabil ist, hängt von der
relativen Steigung der IS- und LM-Kurven ab.
Die Steigung der LM-Kurve (-k/b) muss größer sein als die der IS-Kurve (1-c)/a. Nur
dann konvergiert das System in Richtung des Vollbeschäftigungsoutputs y*.
55
M.a.W. muss gelten: Δ < 0 mit Δ = b(1-c) + ak, was wiederum folgt aus –k/b > (1-c)/a.
Eine IS-Kurve, die steiler verläuft als LM, impliziert zugleich eine steigende aggregierte
Nachfragekurve. Ein solches System ist dann instabil. Preisflexibilität wirkt hier destabilisie-
rend:
Ökonomisch gesehen tritt dieser Instabilitätsfall dann ein, wenn die Grenzneigung der Aus-
gaben aus einer Einkommensteigerung c – a(k/b) {entspricht [CY-Ii(LY/Li)]} den Betrag
übersteigt, um den das aggregierte Angebot steigt (= eine Einheit bei einem waagerechten
Verlauf der AS Kurve). Die Instabilitätsbedingung lautet daher auch Δ > 0 also c > 1 + (ak/b)
mit (ak/b) > 0. Der Instabilitätsfall ist also eine Situation in der die Wirtschaftssubjekte
entsparen.
Dieser Fall wurde unter 2.1. via Annahme ausgeschlossen aber es ist noch ein weiterer Fall
von Instabilität denkbar auch wenn c < 1:
Hierzu muss nur (realistisch) unterstellt werden, dass die privaten Investitionen nicht
mehr ausschließlich zinsabhängig sondern auch einkommensabhängig sind. In diesem
Fall ändert sich (11a) zu:
y = c(y-t) + ai + a’y + g mit a’ > 0 = Einkommenselastizität der Investitionsnachfrage
Δ wäre folglich nun: b(1 – a – a’) + ak {entspricht CY + IY – Ii(LY/Li)}. Dieser Ausdruck kann
nun ohne Weiteres > 1 sein auch wenn c < 1 ist. Das geht dann, wenn die Einkommenssensi-
tivität der Investitionen a’ groß genug ist.(vgl. 2.1.2.1.2.1.2.4)
Aber trotz ggf. doch wirkungsvoller endogener Stabilisatoren kann Stabilisierungspolitik bei
Unterbeschäftigung und/oder unvollkommener Preisflexibilität wichtig sein, nämlich insb.
dann, wenn sie den Stabilisierungsprozess beschleunigt, ohne mehr Kosten zu verursachen
als dies aus gesellschaftlicher Sicht einspart.
Allerdings kann bei Lohn- und Preisflexibilität im Stabilitätsfall Stabilitätspolitik nur
noch kurz bis mittelfristig wirksam sein und das auch nur dann, wenn Lohn- und Preisan-
passungen von selbst nicht schnell genug ablaufen.
Der Grund warum Geld- und Fiskalpolitik in diesem Szenario nicht so wirksam sind, wie bei
rigiden Löhnen und Preisen resultiert daraus, dass sie jeweils eigene Preiseffekte induzieren.
Beseitigt die Wirtschaftspolitik nämlich erfolgreich Unterbeschäftigung, verändert sie schnel-
56
ler die Knappheitsverhältnisse auf dem Arbeitsmarkt. Dies führt zu Lohnsteigerungen, die das
Preisniveau erhöhen und die Realkasse senken.
Bei Unterbeschäftigung sind auch umgekehrte marktendogen induzierte Lohn- und Preissen-
kungstendenzen wirksam, die im Fixpreismodell keine Berücksichtigung finden (wobei der
Vergleich mit dem komparativ statischen IS-LM Modell hier etwas hinkt, weil eigentlich ein
immer wirksamer werdender Preisanpassungsprozess betrachtet werden soll. Eine prinzipielle
Ablehnung der IS-LM Analyse wie von der neuen klassischen Makroökonomie gefordert, ist
aber nur dann sinnvoll, wenn die grundsätzliche Möglichkeit von Marktungleichgewichten
abgestritten wird.)
Sobald Vollbeschäftigung erreicht ist, bewirken Fiskal- und Geldpolitik lediglich Erhö-
hungen des Preisniveaus. Die langfristige AS-Kurve verläuft im py Diagramm senk-
recht. Dies gilt auch für eine offene VoWi (z.B. mit flexiblen WK und KM):
• expansive Geldpolitik Y↑i↓
• Kapitalexport aufgrund Zinssenkungstendenz
• Abwertungstendenz → Importe werden teurer
• Nachfrage nach inl. Produkten nimmt zu → geplante Produktion steigt
• Übernachfrage nach Faktoren → Preise steigen (insb. wenn Importe als Faktoren die-
nen!)
• AS verschiebt sich nach oben, das Preisniveau steigt
• Dies reduziert die Realkasse, was wiederum zu einer Zinserhöhungstendenz, Kapital-
importen und Aufwertung führt
• Die Nachfrage nach inl. Gütern geht also wieder zurück und die Beschäftigung pendelt
sich beim natural rate niveau ein.
• Ob inzwischen reale Effekte stattgefunden haben hängt davon ab, ob
o das Faktorangebot elastisch gewesen ist
o es zu Veränderungen der realen Faktorpreise gekommen ist und wenn ja, wie
lange diese gedauert haben
o technische Produktionsausweitungen inzwischen realisierbar waren
o Geldillusion geherrscht hat
o Aber am wichtigsten: Erwartungsbildung der WiSu! Würde man die Analyse
um eine LUCAS-Angebotsfunktion ergänzen und rationale Erwartungsbildung
einführen, so ließe sich zeigen, dass Wirtschaftspolitik, solange sie antizipiert
wird, wirkungslos sein kann.
Anmerkung: Vollziehen sich Wechselkursanpassungen (wie in der Realität der Fall) schneller
als Preisniveauanpassungen, so kann es zu einem Überschießen der Wechselkurse kommen.
Dies impliziert, dass die Kaufkraftparitätentheorie [ẽPf/P = const., Wechselkursbewegungen
resultieren nur aus unterschiedlichen Inflationsraten] kurz- bis mittelfristig nicht gültig ist.
57
o Folglich ist der Effekt einer Wechselkursänderung in Gänze unbestimmt.
Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit steigt das Preisniveau (Inflations-
import)
Aber auch dies ist in der kurzen Frist nicht gesichert. Wegen J-curve
und anderer Wirkungsverzögerungen kann sogar ein Rückgang der Ag-
gregierten Nachfrage bewirken (links unten)
Vermögenseffekte
• Aufhebung der Annahme konstanter Vermögensbestände. Das finanzielle Vermögen
F setze sich zusammen aus realer Geldhaltung M/P und realer Wertpapierhaltung
B:
• F ≡ M/P + B
• Steigerung des realen Geldvermögens?
o Zunahme der nominalen Geldmenge bei gegebenen Preisen
o Abnahme des Preisniveaus bei gegebener Geldmenge
• Letzteres ist Grundlage des Pigou-Effektes: Aufgrund der Zunahme des Vermögens-
bestandes steigt die Konsumnachfrage IS verschiebt sich nach rechts und zugleich
aufgrund der höheren realen Kassenhaltung die LM-Kurve. Dieser Effekt kann einen
rezessiven Schock über sinkende Preise selbst ausgleichen. Dies war die wichtige Kri-
tik von Pigou an der Instabilitätsthese von Keynes.
58
• Aber: es existiert zugleich der Fisher-Effekt: Der realwert nominal fixierter Schulden
steigt bei sinkendem Preisniveau und das verringert die Investitionsnachfrage, was
wiederum eine Linksverschiebung der IS-Kurve zur Folge hat.
• Doch selbst die Rechtsverschiebung der LM-Kurve ist nicht gesichert, wenn z.B. die
Geldnachfrage linerhomogen im Vermögensbestand ist i.e. bei einer Senkung des
Preisniveaus und entsprechend höherem Realvermögen steigt die Geldnachfrage um
den selben Prozentsatz, wie der Vermögensbestand. In diesem Fall erhöht die Preisni-
veausenkung die Geldnachfrage um den gleichen Prozentsatz wie das Geldangebot
IS-LM ist aufgrund der Annahme konstanter Preise und Nichtberücksichtigung von Vermö-
genseffekten nur für die kurze Frist geeignet
Wirkungsverzögerungen
• Verzögerungen in der Politikumsetzung: Entscheidung in t und Durchführung in t+i
• strukturelle Verzögerungen: Änderung der exogenen Variable (i.e. staatl. Maßnahme)
in t und Wirkung auf endogene Zielvariable erst in t+i
Diese dynamischen Aspekte sind Grundlage der starken Kritik an den traditionellen Wir-
kungsvorstellungen bzgl. Stabilitätspolitik.
59
o Staat ist eben kein Gemeinwohlmaximierer wie von Keynes postuliert
o Staat ist die Gesamtheit der machthungrigen und daher an Wiederwahl interes-
sierten Politiker
o Diese betreiben Wahlgeschenke und inflationäre Geldpolitik
o Daher müssen diesen die stabilitätspolitischen Hände gebunden werden!
o Zu ähnlichen Ergebnissen kommt man auch wenn man
Den Staat als Gemeinwohlmaximierer beibehält
Die Theorie rationaler Erwartungen und die Spieletheorie mit einbe-
zieht
• Zentrale Kritikpunkte an der DASP
o Lag-Problematik
o Inflations- und Arbeitslosigkeitseffekte von Vollbeschäftigungspolitik
o Ineffektivität von Geld- und Fiskalpolitik
o Kein Bedarf an Konjunkturpolitik (Stabilitätsthese)
o Zeitinkonsistenz optimaler Wirtschaftspolitik
2.1.3.1.2 Instrumenteninstabilität
• Der Konjunkturverlauf ist nicht
o Mechanisch-gleichmäßig
o Ohne unerwartete Störungen
60
o Wirkungsverzögerungen sind nicht konstant
• Daher kann nicht sauber antizipativ auf vorhergesehene exogene Einflüsse und
Schocks reagiert werden weil diese nicht prognostizierbar sind.
• Hinzu kommt Instrumenteninstabilität:
o Die Wirkungen (z.B. einer Geldmengenerhöhung) sind in der laufenden Pe-
riode sehr gering, die Erhöhung muss also entsprechend stark sein
o Die Wirkungen in den Folgeperioden sind sehr groß!
o Wenn diese nicht unerwünschte Ausmaße annehmen sollen, müssen sie wie-
derum neutralisiert werden, was auch wieder ein verzögertes Feedback hervor-
ruft etc.
• Daher kann man folgern: sehr aktive Prozesspolitik würde die Stabilität des Sy-
stems und insbesondere die Makromodelle und deren Grundlagen stark aus den
Fugen bringen weil es Verhaltensänderungen nach ich zöge.
• Die Höhe der Folgekosten aus einer Politikmaßnahme bzw. deren Unterlassung ist
insbesondere abhängig davon, wie lange die Folgeeffekte der „Therapie“ bzw. Störun-
gen ohne „Therapie“ dauern
• Die Wirkungsverzögerungen sind aber nicht bekannt und nicht prognostizierbar.
Damit ist auch eine einfache Kosten-Nutzen Abwägung zwischen Kosten der Maß-
nahme inkl. Folgekosten und Kosten des Unterlassens nicht durchführbar.
yopt = a – a + yz
L(yopt) = 0
= const.
(1) y = a + b(m + v) ,mit b > 0, Ev = 0 und E(v - Ev)2 = σ2 v = const.
Wegen der additiven Störung kann nun lediglich der Erwartungswert des Verlustes minimiert
werden:
(2) min E(L) = E[(y - yz)]2 , mit yz > a
61
Das Ergebnis entspricht also dem bei Sicherheit. Dies ist das sog. Sicherheitsäquivalenz-
prinzip im Handlungssinne: Man handelt so, als herrsche Sicherheit. Der Verlust allerdings
ist nicht gleich:
Die Unsicherheit kann auch multiplikativ betrachtet werden. Dies reflektiert dann Unsi-
cherheit über die Wirkungszusammenhänge zwischen Geldmenge und Output. Im Folgenden
sei wieder angenommen, die Geldmenge werde vollständig kontrolliert, der Zusammenhang
zwischen dieser und dem Output sei aber stochastisch. In diesem Fall richtet sich die Geldpo-
litik nach dem Erwartungswert des Multiplikators Eb = b:
(1) y = a + bm , mit E(b) = b > 0 und σb2 = const.
(2) minE(L) = E[(y - yz)2]
Letzteres gilt wegen der Regel für den Erwartungswert eines Produkts zweier Zufallsvaria-
blen: E(b2) = b2 + σb2.
Das Sicherheitsäquivalenzniveau gilt nun nicht mehr. m ist geringer als unter Sicherheit und
umso geringer, je höher die Unsicherheit ist.
62
allein aufgrund der Marktkräfte verlassen werden, eine aktive Vollbeschäftigungspoli-
tik wird daher aus diesem Grund gefordert. Kritik s. 2.1.3.2.3
63
Modelltheoretische Skizze
• Das Arbeitsangebot sei konstant und unabhängig vom Reallohn: N = Ns
• Das Preisniveau sei konstant
• Betrachtungshorizont sei eine Periode
• Die Nutzenfunktion eines repräsentativen Arbeitsanbieters sehe wiefolgt aus:
o (2) Bei Arbeit: VN = W + (1+r)-1[fVU + (1-f)VN]
Mit W = Nominallohn
Mit f = Wahrscheinlichkeit eines Jobverlustes mit 0 ≤ f ≤ 1
Mit r = Zeitdiskontierungsrate
Mit VN bzw. VU Gegenwartwert des Nutzens von Beschäftigung bzw.
Arbeitslosigkeit
o (3) Bei Arbeitslosigkeit: VU = WU + (1+r)-1[eVN + (1-e)VU]
Mit WU = Transferzahlung bei Arbeitslosigkeit
Mit e = Wahrscheinlichkeit der Wiedereinstellung mit 0 ≤ e ≤ 1 (der
Nutzen der Arbeitslosigkeit ist umso höher bzw. Deren Kosten umso
geringer je eher man damit rechnen kann wieder eingestellt zu werden.)
• Die Kosten der Arbeitslosigkeit betragen also:
o (4) VN – VU = (1+r)(W-WU) / (r+f+e)
• Dies kann als Maß für das Risiko gesehen werden, das die Arbeitnehmer eingehen,
wenn sie sich gegen eigentlich marktmäßig notwendige Lohnsenkungen sperren.
• Die Wahrscheinlichkeit wieder beschäftigt zu werden e ist tendenziell umso höher,
je größer die Wahrscheinlichkeit eines Vollbeschäftigungsprogramms (VBP) durch
den Staat: (5) e = e(W,VBP) mit eW < 0 und eVBP > 0
• Man erkennt also, dass die Nutzenverluste durch Arbeitslosigkeit umso geringer
sind, umso eher der Staat ein VBP aufsetzt und damit dürfte der Widerstand gegen
Lohnsenkungen in einer Rezession umso stärker sein.
• Die Argumentation funktioniert auch auf Seiten des Unternehmers: Für ihn sinken
die zu erwartenden Folgekosten preisrigiden Verhaltens (in Form von Dauer und
Umfang an Kapazitätsunterauslastungen) wenn sich der Staat auf eine VBP in Rezes-
sionen festlegt
• Die Konsequenz für die Wirtschaftspolitik ist, dass ein solches Verhaltensmuster die
gleichzeitige Stabilisierung von Vollbeschäftigung und Preisniveau unmöglich ist.
• Insbesondere der Inflationsabbau dürfte dann länger dauern und mehr kosten
• In der Folge läge bei zeitlich begrenzter Desinflationspolitik der Inflations- oder bei
extrem restriktiver Geldmengenpolitik der Arbeitslosensockel höher als bisher.
• Es lassen sich gegen diesen Entwurf modelltheoretische Einwände formulieren:
o Der Modellrahmen ist statisch
o Rückwirkungen insbesondere in (5) derart, dass W = W(VBP) mit WVBP > 0
finden keine Berücksichtigung. Eine solche Rückwirkung bedeutet aber, dass
bei Erwartung von Vollbeschäftigungspolitik die Arbeitnehmer höhere
Löhne erzielen als sonst. Der Netto-Effekt einer Vollbeschäftigungspolitik
auf die Wahrscheinlichkeit e wäre demnach nicht eindeutig zu bestimmen.
o Die Inflationstendenz kann Rückwirkungen auf die Produktivität und das
Wirtschaftswachstum und mithin auch auf das langfristige Lohnniveau und
den Erwartungsnutzen der Arbeitnehmer haben. Sollte dies der Fall sein, könn-
te das Nutzenaxiom mit der Theorie rationaler Erwartungen in Konflikt stehen.
• Trotz dieser Einwände: Vieles spricht dafür, dass die Interessenverfolgung vieler
WiSu kurzfristiger Art ist (Erwartungsunsicherheit, Systemkomplexität, soziale Ver-
teilung)
• Außerdem stützt das Inflationsbias aus der Zeitinkonsistenztheorie diese Erkenntnisse
64
2.1.3.3 Mögliche Ineffektivität von Geld- und Fiskalpolitik (neue klassische
Makroökonomie vgl. 1.2.2.1.3)
2.1.3.3.1 Eigener Einschub: Existenz eines Trade-offs – Gliederung
1. orig. PK
2. Samuelson/Solow→modif. PK + Wirkung (Schock-Preisanstieg-Lohnanstieg wg.
Geldillusion)
3. trad. Modellrahmen γ>0→ stabil i.e. Realkasseneffekte wirken, mehrperiodige Lohn-
kontrakte, andauernde Geldillusion
(1) wt – wt-1 = hyt +c(pt-1 – pt-2) mit h>0, c<0 LOHNGLEICHUNG
(2) pt = wt PREISBESTIMMUNG
(3) yt = γ(mt – pt) AD
4. Friedman/Phelps→erw. PK → kein dauerhafter trade-off, autoreg. bzw. extrapol.
Erw., nur akzel. Inflation macht den T-O dauerhaft
5. Abb.: orig. PK, modif. PK, erw. PK
6. Monetaristisches Standardmodell, Versuch der Keynesianer b<1 nachzuweisen
(1’) ωt = a(Un – Ut) + bπte mit a,b > 0
(2’) πt = ωt
(3’) πte - πt-1e = τ(πt-1 - πt-1e) mit 0 ≤ τ < 1
mit πt=πte (→πte=πt-1e bzw. πt=πt-1) → πte = ωt → πte = a(Un – Ut) + bπte→πte(1-b)=a(Un-U)
LANGFRISTIGE PK!
b<1→ Lohnrigiditäten=Keynesianer. Monetaristen→ flexible Löhne und Preise.
7. Rationale Erwartungshypothese
8. LUCAS-Kritik
(*) ωt = hyt + bEt-1πt , mit b = 1 → LOHNGLEICHUNG ohne Tradeoff
(**) πt = ρπt-1 + ut INFL→AR(1)
(***) πt = Et-1πt + ut R.E.
Man kann nun (***) für Et-1πt in (*) und in diese neue Gleichung wiederum (**) für πt einset-
zen. Dies liefert die beobachtete Phillipskurve:
ωt = hyt + bρπt-1 BEOB. PK
Solange ρ < 1 Anschein trade-off, obwohl es in Wirklichkeit nie einen gab (b = 1). TO ver-
schwindet bei Versuch syst. Nutzung + LUCAS Kritik gem. Abschnitt 1.2.2.2.9
Modelltheoretische Betrachtung
(1) yt = yn + β(pt - Et-1pt) + ut
(2) yt = mt – pt + vt
65
• Mit yn = natürliches Outputniveau, das zu natürlicher Arbeitslosigkeit führt. Dieses
realisiert sich bei richtigen Preiserwartungen (i.e. pt - Et-1pt = 0) und Abwesendheit
von Schocks. Es wird hier als Konstante unterstellt.
• Et-1pt ist der Erwartungswert bezüglich des aktuellen Preisniveaus auf Basis der zum
Ende der Vorperiode verfügbaren Informationen. Informationen der laufenden Periode
werden nicht in Anspruch genommen. Das impliziert einjährige Lohnkontrakte.
• Mit ut,vt sind stochastische white noise (E = 0, Varianz = 0) sind white-noise variable
Die Funktion (1) ist eine LUCAS-Angebotsfunktion und stellt eine andere Schreibweise der
erweiterten Phillipskurve dar. Sie ist die reduzierte Form der Angebots- und Lohngleichung.
Gleichung (2) entspricht der aggregierten Nachfragefunktion (2’) aus Kapitel 1, wobei hier
die Realkassenelastizität der aggregierten Nachfrage γ = 0 gesetzt wurde
Die Theorie rationaler Erwartungen impliziert zudem, dass die WiSu im Durchschnitt richtige
Erwartungen haben, dass also:
(7) mt-Et-1mt = ξt
Mit ξt = white noise Störterm, der unerwartete Reallokationen der Geldmenge wiederspiegelt.
ξ t ist im Mittel gleich Null, sodass im Durchschnitt gilt:
(7a) mt-Et-1mt = 0
Setzt man (7a) nun wiederum in (5) bzw. in (6) ein, resultiert
(8) pt – Et-1pt = [-ut + vt]/(1+β)
(9) yt – yn = [(ut/β) + vt]β/(1+β)
Man erkennt hier folgendes: Der Output kann vom natural rate niveau nur dann abwei-
chen, wenn unerwartete Störungen von der Geldpolitik ξt, der Angebotsseite ut oder der
Nachfrageseite vt auftreten. Antizipierte Geldpolitik hat keinen Einfluss. Sie ist neutral.
Die Politikineffektivitätsthese kann auch auf eine einfachere Art dargestellt werden:
Man fügt zur Modellstruktur {(1);(2)} einfach eine Politikreaktionsfunktion hinzu. Diese
enthält die Politikparameter q1,2. Wenn man dann zeigen kann, dass diese in der reduzierten
Form nicht mehr auftreten, dann hat man verdeutlicht, dass Geldpolitik ineffektiv ist.
Die Politikreaktion geschehe auf Basis der Abweichungen des Outputs von seinem natural
rate niveau in den 2 Vorperioden:
(10) mt = q1yt-1 + q2yt-2 mit q1,2 < 0
66
(11) yt-yn = β[{(q1yt-1 + q2yt-2) – (q1Et-1yt-1 + q2Et-2yt-2)} – ut + vt]/(1+β) + ut
Wegen Et-1yt-1 = yt-1 und Et-2yt-2 = yt-2 wird der Ausdruck {.} Null!
Nach dem Zusammenfassen der ut Terme erhält man Gleichungen (8) und (9). Die Politikpa-
rameter q1 und q2 kommen hier nicht vor!
67
tral. Sie liefern also einen Anreiz zu deren Vermeidung. So werden WiSu,
die eine zukünftige Besteuerung der Kapitalerträge fürchten nicht oder weniger
sparen.
o Außerdem ist eine Steuererhöhung eben nicht die einzige Finanzierungs-
möglichkeit für ein Budgetdefizit. Diese kann z.B. auch durch eine Moneti-
sierung (die nach Ansicht einiger früher oder später erfolgen muss, der Staat
kann sich also nicht endlos refinanzieren insb. solange der FK-Zins über der
Wachstumsrate der VoWi liegt) also Geldmengenerhöhung erfolgen. Auch
diese ist wohl kaum als allokationsneutral anzusehen. Dasselbe gilt auch für
Sozialabbau, der auch zur Refinanzierung der Ausgabenerhöhung dienen kann.
o Wenn außerdem die WiSu unterschiedliche Vorstellungen bzgl. der Refi-
nanzierung des Budgetdefizits durch den Staat haben, wird es gar nicht zu ei-
nem Erwartungsgleichgewicht kommen.
Hauptergebnis ist also, dass die Verhaltensweisen politischer und ökonomischer Akteure in-
terdependent variabel sind und die Verhaltensparameter der Modelle so wie bei der klassi-
schen IS-LM Analyse nicht konstant sondern endogen (!) sind obwohl empirische Untersu-
chungen dies als kurzfristige Vereinfachung zulassen).
BSP.:
Sei die Nutzenfunktion: U=C10,5+δC20,5
Sei das Einkommen in beiden Perioden gleich Y1=Y2
Seien die Steuern pauschal und gleich T1=T2 und die Staatsausgaben ebenfalls G1=G2
µ =-C1-0,50,5/(1+r)
µ =-0,5δC2-0,5
-C1-0,50,5/(1+r)= -0,5δC2-0,5
-1/δ C1-0,5/C2-0,5=-(1+r)
Die Steigung der Indiff Kurve entspricht im Optimum der Steigung der Budgetgeraden.
68
Gilt nun zusätzlich δ>1/(1+r), so ist auch C2>C1 und damit der Konsum in der zweiten Peri-
ode größer als in der ersten.
Das verfügbare Einkommen der beiden Perioden resultiert aus der Budgetrestriktion:
C2 =Y2-T2+(1+r)(Y1-T1-C1)
Y2-T2 =C2-(1+r)(Y1-T1-C1)
Y1-T1 =[C2-(Y2-T2)]/(1+r) + C1
Eine Steuersenkung in der ersten Periode, die bei konstanten Staatsausgaben über Kreditauf-
nahme bei den Privaten finanziert wird verändert die Budgetgerade nicht. Dies resultiert dar-
aus, dass die Bestandserhöhung an Wertpapieren bei den Privaten dB gerade der Ersparnis S1
entspricht.
dT2/(1+r) =-dT1
dT2/dT1 =-(1+r)
Nun ist zu prüfen, ob sich die Achsenabschnitte der privaten Budgetrestriktion durch die
staatliche Steuersenkung verändern:
dC1 =-dT2/(1+r)-dT1
dC1/dT1 =[dT2/dT1]/(1+r) +1
dC1/dT1 =-(1+r)/(1+r)+1 =0
dC2 =-dT2-(1+r)dT1
dC2/dT1 =dT2/dT1+(1+r)
dC2/dT1 =-(1+r)+(1+r) =0
Die Achsenabschnitte der privaten Budgetrestriktion ändern sich nicht. Nun ist zu untersu-
chen, wie die Steuersenkung das jeweilige Nettoeinkommen der Periode beeinflusst:
d(Y2-T2)/dT1 =(1+r) >0
Das Nettoeinkommen in Periode 2 sinkt infolge einer Steuersenkung in Periode 1
d(Y1-T1)/dT1 =-dT2/dT1 1/(1+r)
Das Nettoeinkommen in Periode 1 steigt infolge einer Steuersenkung in Periode 1
Dies liegt darin begründet, dass bei unveränderten Staatsausgaben die Steuersenkung in t=1
eine Steuererhöhung (aufgrund Kapitaldienst) in t=2 erforderlich macht.
69
2.1.3.4 Stabilitätsthese
• Die neue klassische Makroökonomie bestreitet die inhärente Instabilität des
Marktsystems. Sie sieht Schwankungen als Bewegungen von GG zu GG bei sich än-
dernden exogenen Parametern
• Hier werden zwei Erklärungsansätze propagiert:
o Änderung exogener Variablen oder Präferenzen
o Fehler in der Wahrnehmung bzgl. der gegenwärtigen Einkommens- oder
Vermögenssituation: Die Arbeitnehmer kennen nicht das Preisniveau der
laufenden Periode. Sie müssen schätzen, um ihren Reallohn zu erfahren. Über-
schätzen sie das Preisniveau, halten sie sich für „zu schlecht bezahlt“ (sprechen
sich selbst einen zu geringen Reallohn zu) und werden weniger arbeiten. Um-
gekehrt wenn sie das Preisniveau unterschätzen. Die Weniger-/ Mehrarbeit hat
entsprechende Outputeffekte.
• Die zuletztgenannten Abweichungen können natürlich nur vorübergehend sein aber
sie halten sich über einen gewissen Zeitraum.
Weitere Ausführungen zur Stabilitätshypothese finden sich in 1.2.2.1.3
70
• Es selbst für einen gemeinwohlmaximierenden Staat rational ist
• Von einer angekündigten Regelpolitik wieder abzuweichen.
• Umso mehr seine Vertreter versuchen eigennützige Interessen unter dem Mantel der
Gemeinwohlmaximierung durchzusetzen
o Wiederwahl
o Private Bereicherung
o Machtzuwachs von Behörden
o Finanzierung von Staatsausgaben über Geldmengenerhöhung (Inflationssteuer)
Weil rationale Erwartungsbildung herrscht werden die Individuen deshalb, so lange skep-
tisch gegenüber einer angekündigten Verhaltensweise oder Regelpolitik sein, solange kein
geeigneter institutioneller Rahmen existiert, der solche Verhaltensweisen wirksam unterbin-
det. Schlussfolgernd gelangt man zu der von den Monetaristen geforderten Regelpolitik.
Ausgangspunkt der Theorieentwicklung ist die Theorie rationaler Erwartungen und die
Spieletheorie. Zentral in der Argumentation ist die zu minimierende Verlustfunktion:
Lt = (Vt – VZ)2 = a(πt - πZ)2 + b(Ut - UZ)2
Die im Prototyp verwendete Verlustfunktion ergibt sich, wenn der Zielwert der Inflationsrate
0 beträgt und UZ = kUn ist.
Eine ganz wichtige Voraussetzung für die Gültigkeit der Zeitinkonsistenztheorie ist k < 1.
Dies spiegelt die Zielvorstellung der Regierung wieder, eine Arbeitslosigkeit unter der natür-
lichen Arbeitslosigkeit zu erzielen.
Dies kann wiefolgt begründet werden:
• Der Arbeitslose verliert seinen Nettolohn, zahlt keine Steuern und erhält Transferzah-
lungen
• Er orientiert sich in seinem Arbeitsangebot ausschließlich an seinem Nettolohn. Der
Verlust an Nettolohn spiegelt seine privaten Nettogrenzkosten
• Bei einer natürlichen ALQ Un besteht für den Arbeitnehmer kein Anreiz mehr Ar-
beit anzubieten denn: Nur die anderen AN würden von seinen Steuerzahlungen und
dem Verzicht auf Transfereinkommen profitieren. (Gefangenendilemma)
• Ein Anreiz bestünde nur dann, wenn alle AN gleichzeitig mehr Arbeit anböten, was
aber nicht passieren wird aufgrund der Grenzkostenüberlegung oben
• Man kann festhalten: Die sozialen Grenzkosten der Arbeitslosigkeit sind höher als
die privaten, daher ist eine ALQ Uz < Un gewünscht.
Eine andere Begründung läuft über die Abhängigkeit der Wahlparteien von ihren Wäh-
lern:
• Gerechtigkeits-/Fairnessvorstellungen der Wähler stimmen nicht mit dem Markter-
gebnis einer natürlichen Arbeitslosigkeit überein
• Parteien vertreten das Interesse (dieser) Gruppen und weichen damit von der ge-
samtoptimalen Politik ab.
Man kann auch versuchen über Parteien und deren ideologische Basis eine Begründung zu
führen. In jedem Fall handelt es sich bei einem k < 1 um einen systemendogenen Inflations-
bias, es besteht also eine dauerhafte Tendenz zu Preisniveausteigerungen.
71
Exkurs: Monetaristische (neoklassische) Formulierung
L̃ = αMˆ2 + β(Mˆ - Mˆe) mit α > 0 und β < 0
Dabei ist Mˆ das tatsächliche Geldmengenwachstum und Mˆe das erwartete. Der Klammer-
ausdruck bezeichnet damit den nicht antizipierten Teil des Geldmengenwachstums. Dahinter
steht die Annahme, dass Inflation durch exzessive Gelmengenversorgung entsteht und die Ar-
beitslosenrate nur durch nicht antizipierte Geldmengensteigerungen verringert werden kann.
(1) ist die Verlustfunktion für eine Periode. Die intertemporale Verlustfunktion muss die
diskontierte Summe der Periodenverluste sein:
(2) Xt = ∑0 Lt+i * (1+δ)-i
∞
mit δ = Zeitpräferenzrate
Nun kann man zeigen, dass die Verlustfunktion bei diskretionärer (hier nicht im klassi-
schen Sinne von „aktivitsischer“ Politik sondern im Sinne einer Politik, die das Geldmengen-
wachstum zu Beginn jeder Periode neu und autonom festlegt) Politik höhere Werte zurück-
gibt als bei stetiger:
Die Verlustfunktion muss dafür zunächst mit einer erweiterten Phillipskurve verbunden
werden indem (3) in (1) eingesetzt wird:
(3) U = Un – c(π - πe) ,c>0
(3) in (1):
(4) L = aπ2 + b[(1-k)Un – c(π - πe)]2
Annahmegemäß kann der Politiker über seine Geldmengenpolitik die Inflationsrate festsetzen.
Unter einer diskretionären Politik, die in jeder Periode die jeweils vorherrschende erwartete
Inflationsrate als gegeben also eine Konstante betrachtet (über eine gewisse Zeitperiode fest-
gelegte Tarifverträge und schnellere Reaktionszeit der Geldbehörde als der privaten Individu-
en), ergibt sich die optimale Inflationsrate aus ∂L/∂π = 0:
L = aπ2 + b[(1-k)Un – c(π - πe)]2
∂L/∂π gem. Kettenregel!
= 2aπ - 2bc[Un - kUn - cπ + cπe] = 0
⇔ 2aπ - 2bcUn + 2bckUn + 2bc2π - 2bc2πe = 0
⇔ 2aπ + 2bc2π = 2bc[Un – kUn + cπe]
(5) π = 1/(a + bc2) * bc[Un(1-k) + cπ e]
72
Vergleich der Kosten von Regel- und diskretionärer Politik
Diskretionär: Die optimale Inflation ist durch (5) gegeben. Zudem kann man davon ausgehen,
dass die Individuen den Politikprozess verstehen werden und ihre Erwartungen entsprechend
anpassen werden. Das heißt im Durchschnitt wird gelten π = π e. Setzt man dies in (5) ein,
resultiert:
π = 1/(a + bc2) * bc[Un(1-k) + cπ]
π = bcUn(1-k)/(a + bc2) + bc2π/(a + bc2)
π - bc2π/(a + bc2) = bcUn(1-k)/(a + bc2)
π [1 - bc2/(a + bc2)] = bcUn(1-k)/(a + bc2)
π = bcUn(1-k)/(a + bc2) * (a + bc2)/ [(a + bc2) –bc]
(6) πD = (bc/a)(1-k)Un > 0 wegen: a,b.c > 0 und k < 1
Um den Wert der Verlustfunktion zu erhalten, ist diese Inflation (6) in die Verlustfunktion (4)
einzusetzen:
LD = a[Un(1-k) bc/a]2 + b[(1-k)Un]2
LD = a[bc/a Un – bck/a Un]2 + b[Un2 – 2kUn2 + k2Un2]
LD = a[b2c2Un2/a2 – 2b2c2kUn2/a2 + b2c2k2Un2/a2] + b[Un2 – 2kUn2 + k2Un2]
LD = bUn2[bc2 – 2bc2k + bc2k2 + a – 2ak + ak2]
LD = bUn2[bc2/a (1-k)2 + (1-k)2]
(7) = bUn2[(1+bc2/a)(1-k)2]
Dies ist der Verlust bei diskretionärer Politik.
Setzt man πe = π = 0 in (4) in, lautet die der Verlust bei einer regelgebundenen Politik:
(8) LR = b[(1-k)Un]2
73
⇔ b(1-k)2Un2[a(a+bc2)/(a+bc2)2]
⇔ b(1-k)2Un2[a/a + a/bc2]
⇔ b(1-k)2Un2[1/(1+bc2/a)]
(10) LN = b[1/(1+(bc2/a))](1-k)2Un2
Wegen bc2/a > 0 ist der Ausdruck in der eckigen Klammer kleiner als 1 und damit folgt:
LN < LR (dies ist der Regelfall. Wäre a = ∞ und bc2 < ∞, so wäre bc2/a = 0 und damit LR =
LN.)
π = πD ist im obigen Fall das einzige Nash Gleichgewicht, das heißt, dass wenn πD als Inflati-
on erwartet wird, sie auch von der Regierung durchgesetzt wird.
Eine Geldpolitik ist zeitlich inkonsistent, wenn die Notenbank einen Anreiz hat, eine ange-
kündigte Geldpolitik dann doch nicht durchzuführen, wenn die Privaten der Ankündigung
zunächst Glauben schenken und sich so verhalten.
Ein Abweichen der Geldbehörde von πD oben würde zu einer unmittelbaren Steigerung des
Wertes der Verlustfunktion führen, da die Arbeitslosenrate zunehmen würde. Damit besteht
also ein Anreiz für die Regierung, über inflationäre Politik, die Arbeitslosigkeit zu senken.
Die Aversion gegenüber einer (arbeitslosigkeitsgenerierenden) Disinflationspolitik wird ent-
sprechend groß sein.
Die optimale Lösung mittels einer angekündigten Preisniveaustabilisierungspolitik ist
deshalb nicht durchsetzbar, weil die WiSu rationale Erwartungen bilden und das Ziel der
Verlustfunktion die Minimierung des kurzfristigen Verlustes ist. In diesem Fall (wenn die Re-
gierung nicht an eine Regel gebunden ist) setzt sich nämlich das beschriebene diskretionäre
Regime durch. Die WiSu wissen nämlich, dass wenn sie der Ankündigung der ZB glauben
und so handeln, die ZB einen Anreiz hat sie zu „verraten“ und anders zu handeln. Daher wer-
den sie der Ankündigung von Vornherein keinen Gauben schenken.
Was dabei nicht berücksichtigt wird ist, dass bereits die Entscheidung der Politiker sich
nicht an Regeln zu binden, zu Erwartungsanpassungen der WiSu führt, die in Lohner-
höhungen münden. Die rationalen Individuen erkennen den Anreiz der Politiker durch
Geldmengenerhöhung die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und werden dies in ihren Lohnver-
handlungen eskomptieren. Damit führen die höheren Inflationserwartungen bereits zu
höheren Löhnen und zwar noch bevor sich die Politiker überhaupt zu einer Geldmen-
generhöhung entscheiden.
Damit kommt es in der folgenden Periode unweigerlich zu einem Verlustanstieg. Verhält sich
die Geldpolitik akkomodierend, dann durch Inflation wenn nicht durch Arbeitslosigkeit.
Damit erscheint es unerlässlich, dass sich die Geldpolitik an eine Regel bindet und keine
diskretionäre Politik betreibt.
74
Die sozialen Kosten einer Regelpolitik sind damit gegeben durch:
LR = (yn - yz)2
Nun sei die Notenbank nicht mehr glaubwürdig, da nicht regelgebunden. Die erwartete und
realisierte Inflation muss nun quasi simultan bestimmt werden:
Min L = [yn + α(π - Eπ) - yz]2 + βπ2
∂L/∂π = 0!
∂L/∂π = 2α[yn + α(π - Eπ) - yz] + 2βπ = 0
Die Privaten kennen aufgrund der rationalen Erwartungsbildung dieses Kalkül der Zentral-
bank und werden sich darauf einstellen. Sie bilden den Erwartungswert über diese Funkti-
on:
E(∂L/∂π) = 2α(yn - yz) + 2βEπ = 0
Sie erwarten also:
Eπ D = - α/β (yn - yz) = α/β (yz - yn) > 0 wegen yz > yn
Diese erwartete Inflation ist nun in die Optimalitätsbedingung einzusetzen, um die opti-
mal diskretionäre Rate zu ermitteln:
2α[yn + α(π - α/β (yz - yn)) - yz] + 2βπ = 0
2α2π + 2βπ = - 2αyn + 2α3/β (yz - yn) + 2αyz
2α2π + 2βπ = [2αβ(yz - yn) + 2α3(yz - yn)]/β
2α2π + 2βπ = [2α(yz - yn) (β + α2)]/β
πD = [2α(yz - yn) (β + α2)]/β2(β + α2)
π D = α(yz - yn)/β
Die rational erwartete und die tatsächliche Inflation stimmen also überein. Aufgrund die-
ser Tatsache verharrt das Output-niveau auf seinem natural-rate-niveau, genau wie bei re-
gelgebundener Geldpolitik. Allerdings führt die diskretionäre Politik zu einer höheren Infla-
tion. Die sozialen Kosten sind also höher:
LD = (yn - yz)2 + βπD2
= LR + βπ D2
Um zu zeigen, dass die Zentralbank einen erheblichen Anreiz hat, die WiSu zu täuschen,
sei nun angenommen, die ZB kündige eine Null-Inflation an und die WiSu glauben dies
weil sie sich täuschen lassen (Eπ = πR = 0). Dieser Fall ist natürlich fiktiv, da rationale Erwar-
tungen herrschen aber er soll zeigen, welche Anreizsituation für die ZB vorherrscht.
Der Output lautet dann:
y = yn + απ
πN > πR. Dies führt zu Verlusten. Allerdings werden diese durch Produktivitätsgewinne über-
kompensiert:
Min L = (yn + απ - yz)2 + βπ2
= yn2 + ynαπ - ynyz + ynαπ + α2π2 - απyz - ynyz - απyz + yz2 + βπ2
= yn2 -2ynyz + yz2 + 2ynαπ - 2yzαπ + α2π2 + βπ2
75
= (yn - yz)2 + 2απ(yn - yz) + π2(α2 + β)
= (yn - yz)2 + 2α2 (yzyn - yz2 - yn2 + yzyn)/(α2+β) + α2(yz - yn)2(α2 + β)/(α2 + β)2
= [(yn2 - 2ynyz + yz2)(α2 + β) + 4α2ynyz - 2α2yz2 - 2α2yn2 + α2yz2 - 2α2ynyz +
α2yn2]/(α2 + β)
= [β(yn - yz)2 + α 2yn2 - 2α 2ynyz + α 2yz2+ 4α 2ynyz - 2α 2yz2 - 2α 2yn2 + α 2yz2 -
2α 2ynyz + α 2yn2] /(α2 + β)
= β(yn - yz)2/(α2 + β)
LN = β/(α 2 + β) LR
Die Privaten kennen nun wieder aufgrund der rationalen Erwartungsbildung dieses Kalkül der
Zentralbank und werden sich darauf einstellen. Sie bilden den Erwartungswert über diese
Funktion:
E(∂Z/∂π) = 2α(yn - yz) + 2µEπ = 0
Sie erwarten also:
Eπ AD = - α/µ (yn - yz) = α/µ (yz - yn) > 0 wegen yz > yn
Diese erwartete Inflation ist nun in die Optimalitätsbedingung einzusetzen, um die optimal
diskretionäre Rate zu ermitteln:
2α[yn + α(π - α/µ (yz - yn)) - yz] + 2µπ = 0
2α2π + 2µπ = - 2αyn + 2α3/µ (yz - yn) + 2αyz
2α2π + 2µπ = [2αµ (yz - yn) + 2α3(yz - yn)]/ µ
2α2π + 2µπ = [2α(yz - yn) (µ + α2)]/ µ
πAD = [2α(yz - yn) (µ + α2)]/ µ2(µ + α2)
π AD = α(yz - yn)/ µ
Die rational erwartete und die tatsächliche Inflation stimmen also wieder überein. Auf-
grund dieser Tatsache verharrt das Output-niveau auf seinem natural-rate-niveau, genau wie
bei regelgebundener Geldpolitik. Allerdings führt die diskretionäre Politik zu einer höheren
Inflation. Die sozialen Kosten sind also höher. Allerdings in diesem Fall besser, als bei der
einfachen diskretionären Lösung und zwar obwohl die Notenbank eine andere Zielfunktion
als die gesellschaftlich optimale minimiert!:
LAD = (y - yz)2 + µπAD2
= LD - β[π D2 - π AD2]
76
Der Nutzen/ Anreiz ist bislang ausreichend deutlich geworden. Er beträgt LR-LN = µLR/(1+µ)
mit µ =bc2/a. Für den speziellen Fall, dass die WiSu nach einem Täuschungsmanöver er-
warten, dass de Regierung fortan die diskretionäre Lösung produziert ist es auch optimal
für die Partei dies zu tun. Der Verlust ist dann LD-LR = µLR und dessen Gegenwartswert
dann folglich µLR/δ. Der Gewinn beträgt dann µLR[δ-(1+µ)]/δ(1+µ). Folglich verhält sich die
Partei opportunistisch wenn die Diskontierungsrate sehr hoch ist.
Aber die Kosten?
• Reputationsverlust, der umso schlimmer ist, je weniger „vergesslich“ die Wähler
sind.
• Reputationsverlust mehrerer Parteien zugleich kann zu einer Systeminstabilität füh-
ren, was wiederum negative Rückkopplungen auf das wirtschaftliche System aus-
löst
Folglich kann man folgern, dass die tatsächliche Inflation unter der diskretionären Rate,
wie sie oben aus dem Ein-Perioden-Ansatz abgeleitet wurde, liegen wird.
77
Mittelunabhängigkeit und
Zielunabhängigkeit
• Walsh: optimaler Kontrakt als Lösung des PAT-Problems
o Principal-Agent Problem: Wähler wählen Regierung, diese Bestimmt Zentral-
bankchef
o Es gibt einen zustandsabhängigen Lohnkontrakt, der als optimaler Kontrakt
eine Strafe für die Zentralbank bzw. den Zentralbankgouverneur beinhaltet,
falls das vorher definierte Inflationsniveau überschritten wird
o Dieser Kontrakt kann als Inflationsstabilisierungsregel interpretiert werden
o Die ZB hat
Mittelunabhängigkeit
o Problem: Wie soll sich eine Regierung glaubhaft auf die Einhaltung des
Kontraktes mit dem ZB-Gouerneur festlegen, wenn sie sich nicht glaub-
haft auf die Einhaltung der Stabilisierungspolitik festlegen kann?!
• Svensson: Vorgabe eines Inflationsziels
o Es wird ein Ziel vorgegeben, das die optimale Inflationsrate gerade um den In-
flationsbias unterschreitet.
o Die ZB hat:
Mittelunabhängigkeit
Weitere Lösungsansätze:
• Persson/Svensson: Anreiz für Nachfolgeregierung, die Politik der Vorgängerregierung
fortzuführen
• Tabellini: Einfache Inflationsregel kann zeitkonsistent sein, wenn ein zeitlich unbe-
grenztes Entscheidungsgremium, zusammengesetzt aus Politikern mit endlicher
Amtsdauer, mit einfacher Mehrheit entscheiden soll. Die Abweichung von der Regel
wird dadurch verhindert, dass der „Medianstimmer“ im Gremium im Gegensatz zum
einzelnen Politiker eben keine letzte Amtsperiode hat.
• Alesina: Kooperative Verhaltensweise zweier Parteien, die sich an diese binden. An-
dernfalls verbessern zumindest die Reputationskräfte das Ergebnis, indem sie beiden
Parteien einen Anreiz schaffen, zu ähnlichen Politiken überzugehen.
• Kotlikoff/Persson/Svensson: sozialer Kontrakt zwischen den Generationen, der von
der älteren an die jüngere Generation verkauft wird. Die jüngere zahlt dafür mit höhe-
ren Steuern. Es liegt für beide ein Anreiz vor, diesen nicht zu brechen, da dieser für
die ältere Genration wertlos würde was zu geringeren Steuereinnahmen führt. Der
Kauf durch die jüngere Generation erzeugt einen höheren Vorteil als der Preis des
Kontraktes oder die Bildung eines neuen Kontrakts
Die Lösungsansätze sind insbesondere deshalb von Bedeutung, weil eine langfristig in-
flexible weil regelgebundene Politik bei unerwarteten Schocks nicht handeln kann. Dies
erkennt man dann, wenn man in (3) eine Zufallsvariable ut einführt. Es ist dann nicht mehr si-
cher, dass E(LD) > E(LR). Zwar wird durch die Regelbindung die deterministische Kompo-
nente des Verlustes ((8) vs (7)) verringert, dafür verhindert sie eine flexible Reaktion auf
Schocks, was die stochastische Komponente des Verlustes erhöht. Zudem muss neben einer
Regel auch ein klarer Anreiz zur Durchsetzung der Ziele geschaffen werden.
78
(12) fasst die Phillipskurve stochastisch, indem mit ε eine stochastische Komponente mit Er-
wartungswert 0 und Varianz σ 2). Deswegen wird auch die Zielfunktion in Erwartungsform
ε
2.1.3.5.5.1 Optimale-Regel-Lösung
• Eine optimale Regel ist glaubwürdig und durchsetzbar und beschreibt explizit Poli-
tikmaßnahmen für alle Eventualitäten.
• Eine solche ist in der Praxis nicht realisierbar
• Die Regierung minimiert (11) unter der NB (12) über π und πe weil sie diese in diesem
Szenario ebenfalls festlegt
• Zur Lösung ist (11) in (12) einzusetzen und (13) als NB zu betrachten:
Dies in (18) eingesetzt liefert die optimale Inflationsrate (beachte Eε, πeo = 0):
2aπo – 2bc[(1-k)Un – cπo - ε] + 2bc(1-k)Un = 0
⇔ 2aπo + 2bc2πo = - 2bcε
(20) ⇔ π o = -bcε/(a+bc2)
Einsetzen in (12) und (11) liefert Arbeitslosenrate und Erwartungswert der Verlustfunktion.
79
= ab2c2(ε2 + σ 2)/(a+bc2)2 + a2b(ε2 + σ 2)/(a+bc2)2 + b[(1-k)Un]2
ε ε
Der erste Term der Verlustfunktion (11) entfällt, weil die Zentralbank auf die optimale Infla-
tionsrate verpflichtet wurde. Allerdings wird der zweite Term in (26) größer als in (22) weil
auf die Stabilisierung der Arbeitslosenrate verzichtet wurde.
Da der einzige Aktionsparameter nun π ist, erübrigt sich Lagrange. Bildung des Erwartungs-
werts und Einsetzen in (27) liefert die diskretionäre Inflationsrate:
Eπ = E{bc[Un(1-k) + cπe - ε]/(a+bc2)}
πe = [bc(1-k)Un + bc2πe]/(a+bc2)
πe – bc2πe/(a+bc2) = bc(1-k)Un/(a+bc2)
πe (a + bc2 – bc2)/(a+bc2) = bc(1-k)Un/(a+bc2)
π De = bc(1-k)Un/a
80
= [ab(1-k)Un + b2c3(1-k)Un]/a(a+bc2) - bcε/(a+bc2)
= bc(1-k)Un(a+bc2)/a(a+bc2) - bcε/(a+bc2)
(28) π D = bc(1-k)Un/a - bcε/(a+bc2)
Zum Vergleich Inflation wenn sich die Wisu täuschen lassen i.e. πe = 0:
π DT = bc(1-k)Un/(a + bc2) - bcε/(a+bc2)
Einsetzen von πD und πDe in (12) und (11) liefert wieder erwartete Arbeitslosenrate und er-
warteten Verlust:
UD = Un – c(πD - πDe) - ε
= Un – c(-bcε/(a+bc2) + bc(1-k)Un/a - bc(1-k)Un/a) - ε
= Un + bc2ε/(a+bc2) - aε/(a+bc2) – bc2ε/(a+bc2)
(29) UD = Un - aε/(a+bc2)
Zum Vergleich ALR wenn sich die Wisu täuschen lassen i.e. πe = 0:
UDT = Un – bc2(1-k)Un/(a + bc2) - aε/(a+bc2)
Zum Vergleich ALR wenn sich die Wisu täuschen lassen i.e. πe = 0:
LDT = ab(1-k)2Un2/(a + bc2) + abσ 2/(a+bc2)
ε
Im Vergleich mit der optimalen Regel wird deutlich, dass die Arbeitslosenrate identisch ist,
aber ein Inflationsbias in Höhe von bc(1-k)Un/a vorliegt. Im Vergleich zur passiven Fried-
man-Regel wird eine zu hohe Inflationsrate aber eine geringere Schwankung der ALQ ausge-
wiesen. Der trade-off besteht in den Kosten der Zeitinkonsistenz (höhere Inflation) und den
Kosten der Inflexibilität (höhere Schwankung der ALQ).
Exkurs: Erläuterung des Inflationsbias anhand des Vergleichs von diskretionärer und regelge-
bundener Politik:
Im Vergleich der Gleichungen (20) und (28) erkennt man, dass bei der Regelpolitik ein Infla-
tionsbias vorliegt. Wie kann man das erklären?
• Die WiSu bilden sich rationale Erwartungen
• Sie kennen die Verlustfunktion der ZB und wissen daher, dass diese ein Arbeitslo-
senniveau unter der natural rate vorzieht
• Angenommen, die ZB kündigt eine Inflationsrate von Null an
• Bei einer entsprechenden REGEL, an die die ZB gebunden ist, können sich die Indi-
viduen auf die Ankündigung verlassen. Sie werden die angekündigte Rate erwarten
und abgesehen von denkbaren Schocks wird die angekündigte Rate auch realisiert.
Daher beeinflusst die ZB in diesem Fall auch die Inflationserwartungen
• Bei DISKRETIONÄRER Politik kann die ZB von einer einmal angekündigten Poli-
tik abweichen. Aber die WiSu wissen, dass Inflation seitens der ZB unerwünscht ist.
Sie wissen jedoch auch, dass k<1 also dass eine U < Un gewünscht ist. Den WiSu ist
81
ebenso wie der ZB nun bekannt, dass diese aus einer von der Ankündigung (0) abwei-
chenden Inflation Nutzen ziehen kann. Eine solche Inflation würde die Arbeitslosig-
keit senken, wenn auch nur kurzfristig. In diesem Fall erwarten die WiSu also eine
genau so hohe Inflation, dass eine darüber hinaus gehende Erhöhung größere
Verluste verursachen würde als die zurückgehende Arbeitslosigkeit an Nutzen
bringt. Die ZB kann durch eine Erhöhung der Inflation über dieses kurzfristig erwar-
tete Niveau hinaus nichts mehr gewinnen. Die ZB realisiert daher genau die Inflation,
die die WiSu erwarten. Nur das Auftreten von Schocks führt wieder zu Abweichun-
gen.
• Die rationalen Inflationserwartungen der WiSu werden im Durchschnitt bei diskre-
tionärer und regelgebundener Politik gleichermaßen erfüllt werden. Allerdings sind
diese bei diskretionärer Politik systematisch höher.
Da der einzige Aktionsparameter nun π ist, erübrigt sich Lagrange. Bildung des Erwartungs-
werts und Einsetzen in (27) liefert die diskretionäre Inflationsrate:
Eπ = E{bxc[Un(1-k) + cπe - ε]/(a+bxc2)}
πe = [bxc(1-k)Un + bxc2πe]/(a+bxc2)
πe – bxc2πe/(a+bxc2) = bxc(1-k)Un/(a+bxc2)
πe (a + bxc2 – bxc2)/(a+bxc2) = bxc(1-k)Un/(a+bxc2)
π DELe = bxc(1-k)Un/a
Einsetzen von πDEL und πDELe in (12) und (11) liefert wieder erwartete Arbeitslosenrate und
erwarteten Verlust:
UDEL = Un – c(πDEL - πDELe) - ε
= Un – c(-bxcε/(a+bxc2) + bxc(1-k)Un/a - bxc(1-k)Un/a) - ε
= Un + bxc2ε/(a+bxc2) - aε/(a+bxc2) – bxc2ε/(a+bxc2)
82
(32) UDEL = Un - aε/(a+bxc2)
Es wird deutlich, dass sich der Inflationsbias im Vergleich zur diskretionären Lösung ab-
schwächt. Allerdings bleibt er bestehen, solange bx>0. Man hier zeigen, dass der optimale
Wert von bx zwischen 0 und b liegt. Das heißt, dass es sinnvoll ist, einen inflationsaversen
Zentralbankpolitiker zu bestimmen, aber die Inflationsaversion sollte nicht zu stark sein (i.e.
bx > 0). Die Verlustfunktion ist zwischen 0 und bx konvex. Folglich existiert ein Optimalpunkt
zwischen 0 und b, an dem (30) minimal wird. Dies lässt sich anhand der zweiten Ableitung
von (30) zeigen. Für alle Werte 0 ≤ bx ≤ b ist diese positiv.
Man sieht hier aber auch, dass die Reaktion auf einen Arbeitslosigkeitsschock ε subop-
timal ist. Im Vergleich von (20) und (31) sieht man, dass die Inflation auf einen solchen
Schock zu schwach reagiert und dass die Arbeitslosigkeit stärker schwankt [(21) vs. (32)].
Man kann somit sagen, dass die Lösung über einen konservativen Zentralbanker den Inflati-
onsbias reduziert aber auf Kosten einer stärkeren Arbeitslosigkeitsvariabilität. Der Wert
der Verlustfunktion ist damit höher als bei der Optimale-Regel-Lösung aber geringer als bei
der diskretionären Lösung.
Erwartungsbildung!
Eπ = E[(bc(1-k)Un + bc2πe - bcε)/(a+bc2) – f/2(a+bc2)]
πe = [bc(1-k)Un + bc2πe]/(a+bc2) - f/2(a+bc2)
83
πe – bc2πe/(a+bc2) = bc(1-k)Un/(a+bc2) - f/2(a+bc2)
πe(a + bc2 – bc2)/(a+bc2) = bc(1-k)Un/(a+bc2) - f/2(a+bc2)
π e = bc(1-k)Un/a - f/2a
Dies einsetzen in π!
π = (bc(1-k)Un + bc2(bc(1-k)Un/a - f/2a) - bcε)/(a+bc2) – f/2(a+bc2)
π = 2abc(1-k)Un + 2b2c3(1-k)Un – bc2f – 2abcε)/2a(a+bc2) – af/2a(a+bc2)
π = 2bc(1-k)Un (a+bc2)/2a(a+bc2) – (a+bc2)f/2a(a+bc2) - bcε/(a+bc2)
(34) π c = bc(1-k)Un/a - bcε/(a+bc2) – f/2a
Auf den ersten Blick erkennt man die Höhe der Steuer, die zu einer optimalen Inflationsrate
führt:
(35) f = 2bc(1-k)Un > 0
Der Inflationsbias ist also vollständig beseitigt, ohne dass die Stabilisierungsmöglichkeiten
der Zentralbank eingeschränkt worden wären. Im Vergleich zur optimalen Regel (20) – (22)
erkennt man, dass ein optimaler Kontrakt die gleichen Ergebnisse erzielen kann. Er ist damit
allen bisherigen Lösungsvorschlägen überlegen.
84
Die WiSu bilden sich den Erwartungswert:
Eπ = E[aπ+ + bc(1-k)Un + bc2πe – bcε]/(a+bc2)
πe = (aπ+ + bc(1-k)Un + bc2πe)/(a+bc2)
πe – bc2πe/(a+bc2) = (aπ+ + bc(1-k)Un)/(a+bc2)
πe(a + bc2 – bc2/(a+bc2) = (aπ+ + bc(1-k)Un)/(a+bc2)
π ze = π + + bc(1-k)Un/a
Dies in πz einsetzen!
πz = [aπ+ + bc(1-k)Un + bc2(π+ + bc(1-k)Un/a) – bcε]/(a+bc2)
πz = aπ+/(a+bc2) + bc(1-k)Un/(a+bc2) + bc2π+/(a+bc2) + b2c3(1-k)Un/a(a+bc2) - bcε/(a+bc2)
πz = (a+bc2)π+/(a+bc2) + abc(1-k)Un/a(a+bc2) + b2c3(1-k)Un/a(a+bc2) - bcε/(a+bc2)
πz = π+ + (a+bc2)bc(1-k)Un/a(a+bc2) - bcε/(a+bc2)
(39) π z = π + + bc(1-k)Un/a - bcε/(a+bc2)
Setzt man nun die Zielinflation gleich dem negativen Wert des Inflationsbias bei Diskretiona-
rität:
(40) π + = bc(1-k)Un/a < 0
So sind Inflationsrate, Output und Wert der Verlustfunktion:
(41) π z = -bcε/(a+bc2) = π c = π o
Uz = Un – c(πz - πze) - ε
Uz = Un – c(π+ + bc(1-k)Un/a - bcε/(a+bc2) - π+ - bc(1-k)Un/a) - ε
Uz = Un + bc2ε/(a+bc2) - aε/(a+bc2) – bc2ε/(a+bc2)
(42) Uz = Un - aε/(a+bc2) = Uc = Uo
85
o Bei Multiplikatorunsicherheit solle man auf Schocks gleichgerichtet reagie-
ren, als wäre keine Unsicherheit da (expanisver Schock = restriktive Politik)
allerdings solle die Reaktion schwächer ausfallen, um nicht zu überkompen-
sieren.
o Dies kann als Argument für die Delegationslösung nach Rogoff gesehen
werden, die ja systematisch zu schwach auf Schocks reagiert. Die Bedeutung
dieses grds. Nachteils sinkt mit fallender optimaler Reaktion auf Schocks.
o Bei sehr hoher Unsicherheit kann es für die ZB im Extremfall sogar optimal
sein, gar nicht auf Schocks zu reagieren.
o In dem Fall kann es optimal sein, durch die Berufung eines konservativen ZB-
Managers das Problem der Zeitinkonsistenz zu lösen
o Aber: die Optimalität ist modellabhängig. Auch das Gegenteil, nämlich dass
die Reaktion auf Schocks bei Unsicherheit heftiger ausfallen sollte als bei Si-
cherheit, kann gezeigt werden (Walsh)
• Zum Anderen kann man den Fall betrachten, in dem die ZB nur unvollkommen über
auftretende Schocks informiert ist
o Im Grundmodell wird angenommen, die ZB könne Schocks beobachten und
entsprechend reagieren
o Nimmt man an, sie habe nur verzerrte Informationen über den jew. Schock,
gilt das oben gesagte bzgl. der möglichen Opimalität einer Rogoff-
Delegationslösung an einen konservativen ZB-Manager
• Drittens kann untersucht werden, wie die Unsicherheit der privaten WiSu im Hin-
blick auf die Präferenzen der ZB das GG beeinflusst
o Die private Information der ZB kann sich sowohl auf die Inflationsaversion
als auch auf das Inflations- oder Beschäftigungsziel beziehen
o Die WiSu müssen sch somit aufgrund vorliegender Informationen und auf-
grund von Vergangenheitserfahrungen Erwartungen über die Zielfunktion der
ZB bilden.
o Die Gleichgewichte in einem solchen Modell sind abhängig von
Der Reputation der ZB aus der Vergangenheit
Der Glaubwürdigkeit, die die WiSu einer Ankündigung der ZB bei-
messen
Und dem Ausmaß der Transparenz also umgekehrt dem Grad der
Unsicherheit über die Präferenzen der ZB. Ein geringes Maß an
Transparenz reduziert zwar den Wert der Verlustfunktion der ZB,
kann aber den Wert der gesellschaftlichen Verlustfunktion erhö-
hen, weil es die fehlende Transparenz der ZB ermöglicht, ihre eigenen
Ziele zu verfolgen, ohne zwingend einen Reputationsverlust zu erleiden
• Letztlich ist also eine allgemeingültige Aussage zu den Auswirkungen von Unsi-
cherheit auf das Problem der Zeitinkonsistenz nicht möglich. Je nach Modellspezi-
fikation kann sich das Problem der Zeitinkonsistenz entweder verschärfen oder auch
entspannen (i.e. Inflationsbias steigt oder fällt)
Die Theorie der Zeitinkonsistenz geht implizit von einem wohlwollenden Diktator aus, d.h.
sie unterstellt, dass sich die ZB an einer sozialen Verlustfunktion orientiert. Obwohl somit
die Verlustfunktion der WiSu und der ZB grundsätzlich identisch ist, wird die Existenz eines
Zeitinkonsistenzproblems unterstellt. Dies kommt im Modell durch die Annahme von k < 1
zum Ausdruck. Wäre k = 1, verschwände auch die Zeitinkonsistenz.
Es sind bereits Begründungen für diese Annahme genannt worden, doch wird gerade diese
Annahme zunehmend kritisiert:
86
• Die privaten WiSu sollen die positiven Externalitäten der eigenen Steuerzahlun-
gen nicht berücksichtigen, was dazu führt dass die gleichgewichtige Beschäftigung
niedriger ist als die optimale
• Zugleich nehmen sie aber diese Externalitäten wahr, was dadurch deutlich wird,
dass in der Verlustfunktion eine höhere als die gleichgewichtige Beschäftigung ange-
strebt wird.
• Dieser Widerspruch führt dann zu dem Ergebnis, dass sich die Wohlfahrt der priva-
ten WiSu durch systematische Täuschung erhöhen lässt.
Unterstellt man hingegen, dass die Präferenzen der privaten WiSu (k = 1) und der ZB (k <
1) nicht identisch sind, so wäre die Annahme des k < 1 in der Verlustfunktion der ZB un-
problematisch. Allerdings wäre diese Funktion dann keine gesellschaftliche Verlustfunkti-
on mehr. Dann ist auch eine erfolgreiche Täuschung durch Überraschungsinflation nicht
mehr gleichzusetzen mit einer Erhöhung der gesellschaftlichen Wohlfahrt. Zudem ist ei-
ne systematische Abweichung der Präferenzen der ZB von denen der WiSu grds. pro-
blematisch, weil es ansonsten (insbesondere in Demokratien) zu erheblichen politischen
Turbulenzen kommen könnte. Nimmt man allerdings deswegen wieder an, dass sich die
Funktionen entsprechen, landet man wieder bei dem obigen Widerspruch.
2.1.3.5.7 Resümee
• Institutionelle Lösungen des Zeitinkonsistenzproblems jenseits der Regelbildung
überzeugen derzeit noch nicht ganz.
• Die Lösung, die geldpolitischen Befugnisse an eine Person/ Instanz zu delegieren, die
die Inflation relativ höher gewichtet als der Medianwähler, dürfte die Inflationserwar-
tungen nur dann wirklich verringern, wenn diese Instanz tatsächlich unabhängig ist.
o Die Durchsetzbarkeit einer solchen Unabhängigkeit ist fraglich
o Zudem ist diese notwendige Voraussetzung insb. auch für den Aufbau von
Reputation solange ein gewisses Maß an Transparenz bezüglich der Zielfunk-
tion/ Entscheidungsgrundlage des Agenten existiert.
• Die Lösung über einen Kontrakt zwischen dem Prinzipal und dem in seiner Mit-
telauswahl völlig unabhängigen Agenten, kann unter gewissen Umständen die Infla-
tionsbias vollständig neutralisieren.
o Das Hauptproblem dieser (eigentlich first best) Lösung besteht darin, dass der
Prinzipal ein Interesse daran hat, den Kontrakt mit dem Agenten laufend
neu zu verhandeln, um über diesen Umweg eine dynamisch inkonsistente Po-
litik zu betreiben
o Bezieht man dann die Möglichkeit ein, dass Politiker kurzfristg und eigennutz-
orientiert vorgehen, schränkt dies die Durchsetzbarkeit eines solchen Kon-
traktes bedeutend ein
• Gegenüber der Vorgabe einer optimalen Inflation sind ebenfalls Bedenken ange-
bracht
o Es ist als unwahrscheinlich zu betrachten, dass eine ZB ein Ziel anvisieren
wird, dass sie im Durchschnitt nicht erreichen wird: Eine (negative!) Infla-
tion unterhalb der gesellschaftlich optimalen.
o Dies funktioniert nur dann, wenn die Öffentlichkeit die ständige Zielverfeh-
lung als systemimmanent akzeptiert und ihre Erwartungen deswegen nicht
anpasst. Erkennen die WiSU diesen ZusH nicht, wird das Ziel unglaubwürdig
und die Ankündigung der Zielrate verliert ihren inflationsdämpfenden Ef-
fekt
87
o Zudem besteht insbesondere bei asymmetrischer Informationsverteilung ein
Anreiz für die Regierung, immer wieder neue Inflationsvorgaben zu ma-
chen und Zielverfehlungen nicht zu sanktionieren
o Folglich wird das Zeitinkonsistenzproblem nur auf die Regierungsebene
verlagert
• Die Reputationslösung bei Kenntnis der Politikereigenschaften als endogene Lösung
des Problems kann nur in einem Spiel mit unendlichen Perioden funktionieren
o Zudem werden multiple Gleichgewichte produziert
o Man argumentiert auch mit langfristigen Bestrafungsstrategien, die zudem
aufgrund der hohen Anzahl beteiligter Akteure gar nicht konsensuell festzu-
legen sind (Transaktionskosten, asymmetrische Information)
• Besteht Unsicherheit über die Eigenschaften der Politiker, so kann eine Reputati-
onslösung auch bei endlichem Zeithorizont funktionieren
o Insbesondere die Lernprozesse der privaten Akteure nach der Bayes Regel er-
scheinen fraglich
o Das Bestreben der Politiker, sich über eine restriktive Geld- und Fiskalpolitik
eine Reputation aufzubauen/ Signale zu setzen, verschlimmert ggf. nur das
Problem, da der erwartete Outputverlust bei solch einem Programm nur die
Erwartung auf einen Politikschwenk steigert. Dies wiederum verschlechtert
die Glaubwürdigkeit
o Es ist also zweifelhaft, ob die schwachen Politiker einen Anreiz verspüren,
lange zu täuschen, um eine hohe Reputation als starke Politiker zu erzie-
len, wenn davon ausgegangen werden kann, dass die darüber in Kauf genom-
mene Arbeitslosigkeit durch Persistenzeffekte / Hysteresis sich endogen ver-
stärkt, die Strategie also zu teuer wird.
• Es bestehen zudem grundsätzliche Zweifel an der praktischen Relevanz des Zei-
tinkonsistenzproblems
o Insbesondere die beträchlichen Wirkungsverzögerungen der Geldpolitik spie-
len eine bedeutende Rolle
o Während dieser Zeit können sich nämlich die WiSu den Regimeänderungen
der Geldpolitik anpassen und dadurch die geldpolitischen Effekte weitgehend
neutralisieren Dann aber wäre der Anreiz der Geldbehörden, Überraschungsin-
flation zu produzieren, gering
Aus diesen Problematiken folgern viele Ökonomen, dass es doch sinnvoller ist, der ZB die
diskretionären Hände zu binden und die Kosten der Inflexibilität hinzunehmen.
88