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Die öffentliche

Verschwendung
2010
38. Schwarzbuch des
Bundes der Steuerzahler
Die öffentliche Verschwendung
2010
Geleitwort

Geleitwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
dies ist die 38. Ausgabe des Schwarz- beiter der Landesverbände und der Bun-
buchs „Die öffentliche Verschwendung“ desgeschäftsstelle des Bundes der Steu-
des Bundes der Steuerzahler mit einer erzahler Hinweisen auf einen vermutlich
Beispielsammlung aus unterschiedlichen sorglosen Umgang mit Steuergeld nach,
Bereichen, in denen die öffentliche Hand prüfen Pläne und Dokumente, reden
einen sparsamen und wirtschaftlichen und korrespondieren mit Behörden und
Umgang mit Steuergeld vermissen ließ. Politikern, um Projekte, bei denen Ver-
Wir dokumentieren zahlreiche Beispiele schwendung droht, zu verhindern. Dass
aus Bund, Ländern und Kommunen, in dies immer häufiger gelingt, liegt auch an
denen wir die Verschwendung von Steu- der Arbeitsweise des BdSt. Selbst wenn
ergeld in den unterschiedlichsten For- ein Verschwendungs“fall“ im Schwarz-
men und mit den unterschiedlichsten buch erschienen ist, lassen wir es damit
Summen entdeckten. Da geht es u.a. nicht auf sich beruhen. Wir bleiben dran
um Fehlplanungen, Kostenexplosionen, und verfolgen, wie es weitergegangen
Impressum Mängel im Beschaffungswesen und Rei- ist. Im Kapitel „Nachlese“ sind einige die-
sen auf Steuerzahlerkosten, aber auch ser Fälle aufgegriffen.
Herausgegeben vom um Gedankenlosigkeit beim Umgang „Der Bund der Steuerzahler ist eine au-
Bund der Steuerzahler Deutschland e. V.
Französische Str. 9-12 mit dem sauer verdienten Geld der Bür- thentische Stimme von Millionen von
10117 Berlin ger. Und schließlich führten auch die Bürgern, die zu Recht vom Staat einfor-
Auswüchse der Staatsbürokratie oder dern, sorgsam mit den ihm anvertrauten
www.steuerzahler.de
die Aussicht auf Fördermittel zu einer Mitteln umzugehen und die Zukunft des
Fotos: Austen (1), Bernitz (1), Berg (1), BdSt-S-H. massiven Fehlleitung öffentlicher Mittel. Gemeinwesens zu sichern“ (Bundesfi-
(1), Defeld (1), Ehling (1), Firma mobikon, Berlin (1), Mal geht es um einige hundert - und mal nanzminister Dr. Wolfgang Schäuble).
Günther (2), Holznagel (3), Kämpfer (2), Knobloch
um einige Millionen Euro. Das macht für Das unterstreicht, wie wichtig das
(1), Mahrle (2), Meierjohann (2), Meyer (1), Pfer-
dekemper (2), Ritch (8), Schweitzer (1), Winkel (1), mich jedoch keinen Unterschied, denn Schwarzbuch des Bundes der Steuerzah-
Wissenschafts- und Kongresszentrum Darmstadt jeder verschwendete Steuereuro ist ein ler Jahr für Jahr ist. Ich bin sicher, dass
GmbH & Co.KG (1) Euro zu viel! auch diese 38. Ausgabe ihre Wirkung
Design: Joachim Holz Dass es anders gehen kann, zeigen die nicht verfehlen wird.
www.diegestalten.com Projekte der öffentlichen Hand, in denen
das Gebot der Sparsamkeit und Wirt-
Gesamtherstellung:
Bonner Universitäts-Buchdruckerei, Bonn
schaftlichkeit beachtet wurde. Die in die-
sem Schwarzbuch im Kapitel „Erfolge“
Stand: September 2010 aufgenommenen Beispiele zeigen zudem,
Das Manuskript basiert auf einer
dass Verschwendung von Steuergeldern Dr. Karl Heinz Däke
von den Landesverbänden des
Bundes der Steuerzahler erstellten auch verhindert werden konnte.
Materialsammlung. Es wurde in der Mit viel Engagement und Beharrlichkeit Präsident des
Bundesgeschäftsstelle von Julia Berg bearbeitet. gehen die Mitarbeiterinnen und Mitar- Bundes der Steuerzahler

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Fehlplanungen Fehlplanungen

Fehlplanungen
Hier hätte mehr Sorgfalt gut getan
Bund. Auf der neu gebauten ICE-Stre- pflegeleichten Eisbahn mit rund 87.000 nach erfolgtem Umbau im Herbst 2010 Stadt Oberhof mit jetzt rund 1.500 Ein-
cke Köln-Frankfurt/Main mussten rund Euro. Doch die zusammengesteckten mit einem erweiterten Angebot wieder wohnern konnte die hohen Fehlbeträge
20 Kilometer lange Lärm- und Wind- und verschraubten Kunststoffplatten eröffnet zu werden. Das Bad in Oberhof nicht ausgleichen. Die Wirtschaftlichkeit
schutzwände wieder abgebaut werden. haben einen bedeutenden Nachteil: Sie wurde für 17,386 Mio. Euro gebaut und des Bades war schlecht und die Senkung
Die Druck- und Soglasten vorbeifah- sind stumpfer, und Läuferinnen und erhielt dazu eine Förderung von 13,334 der zu hohen Energie-, Wasser- und Ab-
render ICE’s waren einfach falsch be- Läufer benötigen einen größeren Kraft- Mio. Euro. Den Rest trug die Stadt. Am wasserkosten dringend notwendig. Dass
rechnet worden. Die Wände drohten zu aufwand als auf normalen Eisbahnen. 16.11.1996 wurde die Rennsteigtherme ein großes Außenbecken in der Höhen-
kippen. Im Streit um die Verantwortung Das hat eine unangenehme Folge: Die eröffnet und man erhoffte sich 220.000 lage Oberhofs viel Energie verschlingen
für die Fehlkonstruktion einigte sich die Besucher bleiben aus. Dabei wollte die bis 260.000 Gäste pro Jahr. In den ers- würde, hätte aber schon beim Bau der
Deutsche Bahn AG mit den Baufirmen Stadt mit dem Projekt, welches in der ten Jahren kamen noch genügend Be- Therme den Bauverantwortlichen klar
außergerichtlich auf neuartige Wand- Wintersaison 2009/10 im Schwimmbad sucher, aber im Jahr 2000 waren es nur sein müssen. Kostenschätzungen für
konstruktionen. In den meisten Fällen installiert wurde, sogar Gewinne von noch 216.000. Im Umkreis entstanden einen Umbau des Bades erhöhten sich
wurden neue Betonwände mit mas- mehr als 20.000 Euro erzielen. Doch weitere Freizeitbäder, die Gästezahlen von 6 Mio. Euro netto 2006 bis zu den
siveren Fundamenten 80 Zentimeter da im Schnitt nur 20 Personen am Tag gingen zurück und das Bad in Oberhof Planungen 2009 ganz erheblich auf 8,5
weiter vom Gleis entfernt und elastisch kamen und auch die geplanten Ein- erwirtschaftete größere Defizite. Immer bis 13 Mio. Euro, wobei immer noch
gepuffert montiert. Nach jahrelangen nahmen durch Bandenwerbung entfie- wieder half das Land mit Bedarfszu- Betriebskostendefizite verbleiben. Das
Provisorien konnten die Bauarbeiten len, wurde die Eisbahn schon Anfang weisungen und Zuschüssen, um neben Thüringer Wirtschaftsministerium hat
Mitte 2010 abgeschlossen werden. Was März geschlossen, auseinandergebaut der Therme auch die finanziellen Ver- eine Begutachtung der Vorplanungen
bleibt, sind Gesamtkosten von 73,6 Mio. und eingelagert. Bei Kosten von 11.700 pflichtungen aus dem Thüringer Win- für den Umbau der Rennsteigtherme in
Euro. Davon tragen der Bund 16,6 Mio. Euro war es auch nach Ansicht des Ers- tersportzentrum und der Städtischen Auftrag gegeben. Monatlich fallen Kos-
Euro sowie die Bahn AG und die be- ten Stadtrats Manfred Hix richtig, die Wohnungsgesellschaft zu bedienen. Die ten für die Sicherung und Unterhaltung
teiligten Baufirmen jeweils 28,5 Mio. Reißleine zu ziehen. Doch was tun? Ein des Bades von ca. 22.000 Euro für Strom,
Euro. Die direkten (16,6 Mio. Euro aus privater Betreiber ist anscheinend nicht Gas, Wasser, Bewachung und sonstige
dem Bundeshaushalt) und die indirekten zu finden. Ein Verkauf der Eisbahn sei Dienstleistungen an. Der Freistaat zahlt.
(28,5 Mio. Euro des Staatsunternehmens nicht möglich, da „man dann wohl keine Da haben die Financiers des Staates seit
Bahn AG) Kosten der Beseitigung die- weiteren Fördergelder vom Lande mehr dem 1.10.2008 schon 528.000 Euro für
ser Fehlkonstruktionen summieren sich bekommen würde“. Jetzt wird überlegt, eine geschlossene Therme gezahlt.
für die Steuerzahler somit auf 45,1 Mio. die Eisbahn an einem anderen Stand- Gern erinnern sich die Steuerzahler an
Euro. ort wieder aufzubauen in der Hoffnung, die Beruhigungspille eines vormaligen
dass dort mehr Besucher das Angebot Thüringer Wirtschaftsministers, der
Büdingen. Die Stadt hatte sich mit Er- nutzen. 2001 auf die Anfrage eines Oppositions-
folg beim Hessischen Ministerium für politikers antwortete: „Vor Bewilligung
Arbeit, Familie und Gesundheit für die Oberhof. Das Erlebnisbad Rennsteig- der Zuwendungen für die Erlebnisbä-
„Familienstadt mit Zukunft“ u. a. mit ei- Thermen Oberhof wurde am 1. Okto- der lagen entsprechende kommunal-
ner Eislaufbahn aus Kunststoff bewor- ber 2008 geschlossen. Die Stadt teilte aufsichtliche Würdigungen vor, in de-
ben. Das Ministerium förderte die An- dazu mit, dass der Betrieb der Therme 528.000 Euro zahlten die Steuerzahler al- nen bestätigt wird, dass die jeweiligen
schaffung der umweltfreundlichen und planmäßig eingestellt worden sei, um lein für die geschlossene Therme. Kommunen in der Lage sind, neben den

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Fehlplanungen Fehlplanungen

Investitionskosten (Eigenanteil) auch die praktikabel, da es bei Hochwasser gegen ßenbauer gilt Torf neuerdings als Abfall! gaben beschäftigt. Selbst wenn sich die
Folgekosten finanziell zu tragen.“ Und die Hafenbrücke stoßen und zerdrückt Durch diese Neuregelung in der novel- Mehrkosten heute noch nicht beziffern
jetzt liegt die Hoffnung im Koalitionsver- werden würde. Die Folge: Seit der Fer- lierten Bodenschutzverordnung des lassen, ahnt der Steuerzahler mit Grau-
trag der Regierungsparteien CDU und tigstellung wurde der Ponton nicht Bundes wird der Weiterbau der neuen sen, dass es für ihn sehr teuer werden
SPD, die im Oktober 2009 vereinbarten, freigegeben. Ursprünglich war dies für Bundesstraße 207 zwischen Lübeck und wird. Und die Bürokratie hat sich wieder
„die Stadt Oberhof als sportliches und Mitte Dezember 2009 vorgesehen. Wäh- Ratzeburg um mindestens zwei Jahre ein Stück weiter ausgebreitet.
touristisches Zentrum im Thüringer rend der Bürgermeister im Fernsehen verzögert. Ursprünglich sollte diese
Wald insbesondere durch den Ausbau offen von einem Planungsfehler sprach, Straße, für die insgesamt 20 Mio. Euro Baden-Baden. Im Schatten des Festspiel-
der touristischen Infrastruktur weiter zu fühlt sich der Stadtbaurat dagegen veranschlagt sind, schon lange dem hauses in Baden-Baden liegt ein rund
entwickeln“. Hoffentlich können wir uns kommunikativ nur missverstanden. Der Verkehr übergeben worden sein. Doch 6.300 Quadratmeter großes Grundstück,
das (dauerhaft) leisten. Schwimmsteg sei primär eigentlich gar beim Bau stieß man auf noch mehr Torf das die Stadt bereits im Jahr 1995 käuflich
nicht als Fusswegverbindung, sondern im Untergrund als ursprünglich vermu- erworben hat. Neben dem Grundstück
Buxtehude. Eine Sehenswürdigkeit der als Teil der dortigen Wassersportanlage tet. Um einen soliden Untergrund für erwarb die Stadt damit auch die darauf
besonderen Art hat sich die Stadt Bux- gedacht gewesen. Das sieht jedoch der die Straße zu haben, müssen insgesamt befindlichen Gebäude einer ehemaligen
tehude gegönnt: Einen 36 Meter langen betroffene Buxtehuder Wassersportver- knapp 100.000 Kubikmeter Torf ausgeho- Weinhandlung. Den genauen Preis für
Schwimmsteg auf der Este. Diese rund ein anders. ben und durch tragfähige Kiesschichten den damaligen Kauf wollte uns die Stadt
70.000 Euro teure Konstruktion sollte Der Verein beklagt, dass der Ponton als ersetzt werden. Während man bei der auf Nachfrage nicht mitteilen. Um die
die Malerschulinsel und den Wehdenhof Anlege- und Ausstiegsmöglichkeit viel Planung noch davon ausging, dass der Dimension dieses Geschäfts zumindest
miteinander verbinden. Problematisch zu hoch gelegen sei. Lediglich große Torf auf landwirtschaftlichen Flächen abschätzen zu können, kann man aber
nur, dass der Schwimmsteg unter einer Kanadier und Ruderboote könnten ausgebracht werden könne, ist dieses die damaligen Bodenrichtwerte heran-
Hafenbrücke hindurchführt. Bei Hoch- ihn nutzen. Doch auch darauf wusste nach der novellierten Bodenschutzver- ziehen. Im Jahr 1995 belief sich dieser
wasser beträgt der Abstand zwischen der Stadtbaurat eine Erwiderung: Der ordnung nicht mehr möglich. Nicht ein- für vergleichbare Grundstücke auf
dem Ponton und der Brücke weniger als Schwimmsteg wurde bewusst nicht mal auf einer Deponie darf er endgültig 730,00 DM pro Quadratmeter, für 6.300
einen Meter, so dass Menschen die Ha- so aufwendig ausgeführt, dass er je- abgelagert werden. Der Torf muss auf ei- Quadratmeter also rund 2,4 Mio. Euro.
fenbrücke nicht mehr unterqueren kön- weils auf alle Anforderungen Rücksicht ner Fläche ausgebracht, getrocknet und Die Stadt teilte mit, dass mit dem Kauf
nen. Sieht man generös davon ab, dass nimmt. Fragt sich nur, inwiefern dann dann behandelt werden. Hierzu ist im des Areals die städtische Dispositions-
der Steg aufgrund der Tide einen Teil öffentliche Ausgaben von 70.000 Euro Vorwege ein öffentliches Verwertungs- masse in diesem Bereich arrondiert sei.
des Tages nur theoretisch nutzbar wäre, gerechtfertigt waren, um einen Ponton konzept aufzustellen. Der Landesbetrieb Anders ausgedrückt heißt das, dass die
so kommen noch gravierende Sicher- zu errichten, den kaum jemand nutzen Straßenbau und Verkehr schließt nicht Stadt das Grundstück erwarb, um eine
heitsmängel hinzu. Der Schwimmsteg kann. Darauf weiß jedoch in Buxtehude einmal aus, dass dieses Verwertungs- zusammenhängende, frei für die Stadt
ist unter der Brücke unbeleuchtet und bis heute niemand eine gescheite Ant- konzept ein neues zeitaufwendiges Plan- verfügbare Fläche zu besitzen. Denn
besitzt kein durchlaufendes Geländer. wort. feststellungsverfahren erfordert. Neben Areal und Gebäude sieht Baden-Badens
Nur zu leicht könnten deshalb sorglose der zeitlichen Verzögerung rechnet man Erster Bürgermeister als Arrondie-
Nutzer ein unfreiwilliges Bad in der Este Kreis Herzogtum Lauenburg. Garten- deshalb bei den Straßenbauern mit nicht rungsfläche mit Entwicklungspotenzial,
nehmen – abhängig von der Tide sogar besitzer kaufen Torf, um ihre Böden unerheblichen Mehrkosten. Mindestens wenn auch ohne konkrete Nutzungsab-
ein lebensgefährliches. Technisch be- anzureichern. Für Landwirte stellt Torf werden zahlreiche Verwaltungsmitar- sicht. Arrondierung scheint seither auch
trachtet wäre ein Geländer auch nicht wertvollen Dünger dar. Nur für die Stra- beiter monatelang mit zusätzlichen Auf- die einzige Nutzung des Areals zu sein.

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Fehlplanungen Fehlplanungen

Die vorhandenen Gebäude rotten seit Was „Technikum“ kostet, wollte uns eingestellt werden.“ So ist es u. a. in
dem Erwerb vor sich hin, die Dächer das Ministerium „zu diesem Zeitpunkt“ der Einleitung zum Antrag einer Frak-
sind undicht, die Bausubstanz durch nicht sagen. Der Bund der Steuerzahler tion des Landtags von Sachsen-Anhalt
Schädlinge und Brandfälle nachhaltig schätzt, dass bislang rund 4 Mio. Euro vom 10.3.2010 zu lesen. So weit, so gut.
geschädigt, die elektrotechnischen An- in das Projekt geflossen sind. Und dann Schließlich ist es nichts Ungewöhnliches,
lagen veraltet und die Sanitäranlagen das: Bis Mitte 2010, also nach einem wenn das Land wegen mangelnder Aus-
seit geraumer Zeit stillgelegt und nicht Jahr „Technikum“, sind ganze 18 Prak- lastung den Betrieb einer Bahnstrecke
mehr betriebsfähig. tikumsverträge über diese Börse abge- abbestellt. Was dem Steuerzahler dabei
Kurzum: Eine Sanierung wäre unwirt- schlossen worden. Trotz bunter Flyer, aber arg in die Nase fährt ist, dass An-
schaftlich und damit werden die Ge- gebührenfreier Telefonhotline und Han- fang der 2000er Jahre die 22 Kilometer
bäude ein Fall für die Abrissbirne, die nover-Messe-Präsenz usw. hatten sich lange Strecke umfassend saniert wurde.
dann auch im Laufe des Jahres laut öf- bis dato lediglich 536 Jugendliche und Das Land allein förderte neben der Deut-
fentlicher Ausschreibung zu Werke ge- nur 114 Betriebe auf www.technikum. schen Bahn dieses Vorhaben mit 800.000
hen soll. 250.000 Euro soll die Räumung de registriert. Dabei sind die finanziellen Die Praktikantenbörse des BMBF kostete Euro. Schon damals hätte auf dieser
des Geländes inklusive Hangsicherung Konditionen – dank der Steuergelder bislang rund 4 Mio. Euro. Strecke der Betrieb eingestellt werden
kosten. Damit ist die Stadt dann im Be- im Rücken – durchaus üppig. Für die müssen, war die Auslastung eher dürftig,
sitz eines leeren Grundstücks. Wie das Bezahlung eines „Technikum“-Prakti- mit neuen Programmen auf Steuerzah- und dieser Schienen-Personen-Nahver-
Gelände danach genutzt werden soll, ist kanten erhalten Betriebe einen Zuschuss lerkosten zu beglücken. Zielgruppe bei kehr wurde nur noch von Berufspend-
aber nach wie vor unklar. Eine Hotelnut- von monatlich 350 Euro. Dennoch ist „Technikum“ ist der MINT-Nachwuchs. lern genutzt. Vor der Sanierung hatte es
zung war aus wirtschaftlichen Gründen das Interesse der Jugendlichen und der MINT steht für Mathematik-Informatik- offensichtlich keiner für nötig erachtet,
nicht möglich, eine Nutzung als Bau- Betriebe an „Technikum“ niederschmet- Naturwissenschaften-Technik. Und da überhaupt mal den Bedarf objektiv zu
platz für eine Parkgarage wurde auch ternd gering. Das kann nicht überra- nach Auffassung des Bildungsministe- prüfen. Das musste in der Zeit von 2006
verworfen. Nun soll das Gelände vorü- schen, denn Praktikumsplätze können riums behördliche Unterstützung bei bis 2007 nachgeholt werden.
bergehend weiterhin als oberirdischer längst online gesucht werden – sowohl der Studienwahl unerlässlich ist, steht Das Ergebnis: Bei 16 Zügen täglich auf
Parkraum genutzt werden. So bleibt über www.arbeitsagentur.de als auch „Technikum“ nicht allein. „Komm, mach dieser Strecke stieg die Nachfrage nie
immerhin das Entwicklungspotenzial über zahllose von privaten Anbietern MINT“ heißt zum Beispiel das Motto über 200 Reisende pro Tag. Daher soll
gewahrt, „die Möglichkeit einer künf- organisierte Internetbörsen. Es exis- des nationalen Pakts für mehr Frauen in der Personenverkehr jetzt zum 1. Dezem-
tigen baulichen Nutzung und einer wei- tiert einfach kein ausgeprägter Bedarf MINT-Berufen. Diesen Pakt bezuschusst ber 2010 abbestellt werden. Dann liegt
teren Entwicklung des Festspielhauses an einer neuen, staatlich organisierten das Bildungsministerium mit weiteren die schön sanierte Gleisstrecke unge-
erhalten“, wie die Stadt schreibt. Nichts Praktikantenbörse. Das Problem ist der 3 Mio. Euro pro Jahr. Die Steuerzahler nutzt da und Rost und Unkraut können
Neues also seit 1995. ausgeprägte Bedarf in den Ministerien begleichen die Rechnung – lebenslang. sich ihrer bemächtigen. Ob die Strecke
an immer neuen Aktivitäten. Im Bundes- künftig ganz stillgelegt wird, entscheidet
Bund. Jetzt ist die Bundesregierung auch bildungsministerium widmet sich eine Sachsen-Anhalt. „Mit der Fortschreibung das Eisenbahnbundesamt nach einem
noch für Praktikantenbörsen zuständig! ganze Abteilung ausschließlich dem des ÖPNV-Planes des Landes Sachsen- Antrag der DB Netz AG. Viel Geld wäre
Seit Mai 2009 existiert „Technikum“, eine Thema „Lebenslanges Lernen“. Solch Anhalt soll auf der KBS 551 Naum- gespart worden, hätte man schon vor
Internet-Praktikantenbörse. Auftragge- ein Thema bietet natürlich zahllose Spiel- burg-Zeitz mittelfristig der Betrieb im der Sanierung den Bedarf durch Land
ber ist das Bundesbildungsministerium. wiesen, um alle möglichen Zielgruppen Schienenpersonennahverkehr (SPNV) und Bahn ermittelt.

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Fehlplanungen Fehlplanungen

Friedrichshafen. Üblicherweise ist mit ran, zumindest für das Grundstück einen (UVU) nicht behandelt wurden. Auch damit die Tiere künftig nicht mehr auf
dem Kauf einer Immobilie eine Absicht Käufer zu finden. Nach immerhin fast der örtliche Naturschutzbund Deutsch- die Straße gelangen können. Die Kosten
verbunden. Aber anscheinend nicht zwanzig Jahren. land wies auf das Vorhandensein der dafür sind noch nicht ermittelt worden.
so in Friedrichshafen. Dort erwarb die Krötenpopulation hin und forderte ent- Es ist also zu befürchten, dass das Regie-
Stadt im Jahr 2000 für rund 530.000 Euro Baden-Württemberg. Im März dieses sprechende Schutzmaßnahmen. Die Ge- rungspräsidium jetzt mit viel Geld einen
ein Wohnhaus mit Garage und einer Jahres musste die Polizei ein neues Teil- meinde Süßen als Empfänger der War- Fehler korrigiert, der nicht hätte passie-
Gesamtfläche von 1.600 m². Der Haken stück der Bundesstraße 10 zwischen nungen des Naturschutzbundes und der ren müssen, wären die Hinweise auf die
dabei: Seit dem Kauf vor zehn Jahren Eislingen-Ost und Süßen mehrfach Kommunalentwicklung leitete die Hin- Kröten seinerzeit bei der Planfeststel-
steht das Haus leer und rottet vor sich sperren: Tausende von Kröten waren auf weise im Mai 1995 an das Regierungs- lung ernst genommen oder überhaupt
hin. Womit sich sein Zustand nicht we- dem Weg zu ihrem Laichtümpel. Da auf präsidium Stuttgart weiter. Dort aber beachtet worden. Übrigens, im Herbst
sentlich geändert hat: Denn bereits vor dem neuen Teilstück das Verkehrsauf- schenkte man den Hinweisen entweder werden die Kröten wieder von ihrem an-
dem Ankauf durch die Stadt war das kommen noch relativ gering ist, führte keine Beachtung oder nahm diese nicht gestammten Laichgewässer zurückkeh-
Haus lange Zeit unbewohnt. Ein Käufer die Sperrung zu keinen größeren Pro- ernst, vielleicht versandeten diese dort ren und dabei wieder die B 10 passieren.
fand sich nicht. Bis eben im Jahr 2000 blemen. Das wird sich allerdings bald auch einfach. Autofahrer sollten sich also wieder vor-
die Stadt sich das Grundstück samt Ge- ändern, denn ab Frühjahr 2011, wenn So oder so, das Ergebnis ist bekannt: sorglich auf Umwege einstellen.
bäude „sicherte“. Der Oberbürgermei- die Bauarbeiten an einem weiteren Teil- In einer Gegend, in der laut Gutachten
ster, der damals noch nicht im Amt war, stück der B 10 fertiggestellt sein werden, keine Kröten vorkommen, gibt es tau- Potsdam. Das nach dem Krieg ge-
führt dazu aus, dass in den ersten Jahren wird der gesamte Verkehr über die neue sende davon, und die verursachen jetzt sprengte Potsdamer Stadtschloss soll
nach Erwerb durch die Stadt tatsäch- B 10 rollen und das Verkehrsaufkommen die Probleme. Da eine einfache Sperrung mit historischer Fassade wieder aufge-
lich noch keine konkrete Anschlussnut- voraussichtlich deutlich steigen. Das Re- zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme der baut und vom Land Brandenburg über
zung für das Grundstück bestand. Die gierungspräsidium Stuttgart, das für die neuen B 10 nicht mehr ausreichen und 30 Jahre als Sitz des Landtages angemie-
Stadtverwaltung zog damals sowohl den Planungen der Straße verantwortlich erhebliche Verkehrsprobleme verursa- tet werden. Kritikwürdig sind die ver-
Abriss als auch eine Totalsanierung in zeichnet, war sichtlich überrascht von chen wird, zudem das Leben und die Ge- gleichsweise hohen Baukosten für den
Betracht. Eine unmittelbare Nutzung der Kröteninvasion, sollte es doch dort sundheit der Kröten und natürlich der Neubau, die Überschreitung der vom
des Gebäudes hingegen stand konkret eigentlich gar keine Krötenpopulation Autofahrer geschützt werden müssen, Land erlassenen Raum- und Flächen-
nicht zur Diskussion. Und da auch Häu- geben. So zumindest die Aussage eines wird jetzt nach einer wirksameren und norm für Landesbauten sowie die Er-
ser nicht jünger werden, scheiden nach faunistischen Gutachtens aus dem Jahr nachhaltigeren Lösung der Problems ge- richtung einer außerhalb des Gebäudes
den langen Jahren des Leerstands mitt- 1996, das im Rahmen des Planfeststel- sucht. Abhilfe soll die Anlage eines neuen liegenden beheizbaren Rampe zur Tief-
lerweile sowohl Renovierung als auch lungsverfahrens erstellt wurde. Seltsam Laichtümpels schaffen. Dieser soll rund garage unterhalb des Landtagsneubaus.
Sanierung des Gebäudes für die Stadt nur, dass die Kommunalentwicklung 10.000 Euro kosten. Allerdings weiß nie- Insgesamt wären Einsparungen von bis
selbst aus. Bleibt als einzige Option wohl Baden-Württemberg GmbH bereits ein mand mit Sicherheit, ob die Amphibien zu 34,9 Mio. Euro möglich. Bei Einhal-
nur noch der Abriss. Immerhin hat sich Jahr zuvor, also im Vorfeld der Erstellung den Tümpel auch annehmen, sind Krö- tung der Raum- und Flächennorm für
die Stadt nun eine Deadline gesetzt. Am des Gutachtens, im Rahmen der „Plan- ten doch als ausgesprochen standorttreu Landesbauten würden 1.700 Quadrat-
30.10.2010 soll endlich eine Entschei- feststellung Süßen B 10/B 466/K 1404“ bekannt. Weiter erwägt das Regierungs- meter Fläche nicht benötigt, was bei für
dung über das Schicksal von Haus und auf Amphibienwanderungen hinwies präsidium Stuttgart zusätzlich zu der vergleichbare Neubauten anfallenden
Grundstück getroffen werden. Und viel- und zugleich monierte, dass diese bei Anlage des Laichtümpels dauerhafte Kosten von 5.000 Euro je Quadratmeter
leicht macht man sich wieder einmal da- Umweltverträglichkeitsuntersuchungen Amphibiensperranlagen zu errichten, zu Einsparungen von 8,5 Mio. Euro füh-

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Fehlplanungen Fehlplanungen

Fahrstuhl B garantieren wird. Das ge- bis hin zu Bundestagsabgeordneten,


plante luxuriöse Beleuchtungskonzept dass nach so kurzer Zeit erneut so viele
sowie die Tunnel-Ausschmückung mit Steuergelder eingesetzt wurden, wies
Kunstwerken wirken im Übrigen als das Bauministerium erst einmal zurück
Kostentreiber. Auch wenn eine Brücke und begründete die Schäden mit einer
planerisch aufwendig gewesen wäre, „Abnutzung durch hohes Verkehrsauf-
wäre sie die Steuerzahler allemal gün- kommen“. Das leuchtete den Laien nicht
stiger gekommen als der jetzige Tunnel, ganz ein, traten doch die Schäden ko-
der rund 94.000 Euro pro laufenden Me- mischerweise eben nur in bestimmten
Anstelle einer solchen günstigen Fußgängerbrücke wird hier nun ein Tunnel gebaut. ter kostet. Abschnitten auf, die nicht mehr als an-
dere belastet waren. Es bedurfte erst ei-
ren würde. Bei Verzicht auf die wegen wie beide Verwaltungsgebäude zu ver- Sachsen-Anhalt. Die neue West-Ost-Ver- ner anonymen Anzeige und des Drucks
der 15-prozentigen Steigung im Winter binden seien. Eine sinnvolle Lösung kehrsverbindung mit dem Namen B 6n der Öffentlichkeit, bis sich das Landes-
zu beheizenden Rampe und Planung der wäre eine überdachte Fußgängerbrü- ist von großer Bedeutung. Sie verbindet bauministerium zu einer gründlichen
Zufahrt zur Tiefgarage über die im histo- cke, wie es zwei von ihnen in rund 100 die A 395 in Niedersachsen mit der A Ursachenforschung bequemte. Ein Gut-
rischen Baukörper in den Seitenflügeln Metern Entfernung bereits gibt. Für 14 in Sachsen-Anhalt. Die sogenannte achter vertrat die Auffassung, dass es
des Schlosses ehemals existierenden diese erhielt der Bundestag seitens des Nordharz-Autobahn wurde seit 1997 in an zu hohlraumreichen Deckschichten
Tordurchfahrten sind Einsparungen Berliner Senats vor Jahren grünes Licht. mehreren Teilabschnitten gebaut. 2002 und am verwendeten Asphaltgemisch
von weiteren 1,4 Mio. Euro möglich. Bei Doch diesmal sperrte sich die Stadt. Auf erfolgte die Freigabe des ersten Ab- gelegen habe, das in den Trag- und Bin-
Ansatz der Kosten, wie sie für vergleich- einer Planungsbesprechung verwei- schnitts von Wernigerode bis zur Lan- derschichten mit wiederverwendetem
bare Neubauten anfallen (5.000 Euro je gerten Senat und örtliches Bezirksamt desgrenze Niedersachsen. Dieser und Alt-Asphalt aus Abfräsungen anderer
Quadratmeter anstelle der sich aus der auf Anfrage des bauausführenden Bun- der Nordabschnitt bei Aschersleben Straßen versetzt worden war. Das hätte
Planung ergebenden Kosten von 6.667 desamtes für Bauwesen und Raumord- aber wurden vorzeitig, nämlich etwa zum vorzeitigen Verschleiß geführt. Die
Euro je Quadratmeter), ließen sich bei nung mündlich eine Brückenlösung. sieben Jahres nach ihrer Fertigstellung, Anforderungen an den Hohlraumgehalt
der Nutzfläche von 15.000 Quadratme- Lapidare Begründung: Die Stadtplaner zum Sanierungsfall, während eine zehn von Deck- und Binderschichten wurden
tern weitere 25 Mio. Euro einsparen. sahen die durchgehende Sichtachse Kilometer lange Teststrecke in einer inzwischen bundesweit bzw. auf Lan-
der Wilhelmstraße gestört. Fixiert sind neuen Bauweise mit Kompaktasphalt desebene reduziert. Es sei nicht auszu-
Bund. Unweit des Reichstages lässt die Anfrage und Ablehnung lediglich im bei Quedlinburg den bisherigen „Test“ schließen, dass auf weiteren Abschnitten
Bundestagsverwaltung derzeit für 41,5 Besprechungsprotokoll, einen separa- sehr gut besteht. Normalerweise halten zukünftig dieses Schadensbild ebenfalls
Mio. Euro aufwendig alte Verwaltungs- ten Schriftverkehr hierzu gibt es nicht. derartige Autostraßen 10 bis 15 Jahre. auftreten und damit weitere Kosten für
gebäude an der Ecke Wilhelm-/Doro- Das Bundesamt war damit gezwungen, Doch für diese beiden Abschnitte musste Sanierung anfallen könnten. Diese wä-
theenstraße sanieren, um mehr Raum einen Tunnelbau zu verfolgen. Derzeit 2009 der Bund 13 Mio. Euro schon an ren bei den ersten beiden Abschnitten
für Abgeordnete und Mitarbeiter zu wird dieser in acht Meter Tiefe mit Sanierungskosten aufbringen, mit denen sicher nicht so hoch ausgefallen, hätten
schaffen. Damit diese und ihre Akten rund 80 Metern Länge erstellt. 7,5 Mio. manche Ortsumgehung finanzierbar ge- verantwortliche Mitarbeiter des Landes-
stets trocken das auf der Wilhelmstraße Euro wird der Tunnel kosten, der den wesen wäre. baubetriebs nicht die mögliche Gewähr-
gegenüberliegende Jakob-Kaiser-Haus Abgeordneten eine Unterquerung der Alle Kritiken und Beschwerden von Bür- leistungspflicht verstreichen lassen, um
erreichen können, stellte sich die Frage, Wilhelmstraße von Fahrstuhl A nach gern, Abgeordneten aus Kommunen bereits erste Schäden auf diesem Wege

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Fehlplanungen Es lebe der Sport

Es lebe der Sport


Verschwendung im Namen der Volksgesundheit
beseitigen zu lassen. Das brachte ih- bei der Miethöhe eingehalten werden. Lübeck. Auch städtische Millionen in vier Raten, bis 2012 aus dem Insol-
nen disziplinarische Maßnahmen ein, Solche Fälle wurden bereits im Jahr konnten den VfB Lübeck nicht vor der venzplan erwarten. Der Rest ist für den
schätzte man im Bauministerium den 2002 aufgedeckt und unter anderem Insolvenz retten. Jetzt ist das Geld für Steuerzahler verloren – verpulvert für
allein dadurch entstandenen finanziellen vom Bund der Steuerzahler kritisiert. den Steuerzahler verloren. Der Traditi- erfolglosen Profisport: Ein klassisches
Verlust auf 1,5 Mio. Euro ein. Doch nicht Doch die städtische Verwaltung hat onsverein von 1919 gehört mit seinen Eigentor!
alles geht auf ihr Konto. Weitere Ge- nichts verändert – mit teuren Folgen: In über 800 Mitgliedern zu den wichtigsten
währleistungsansprüche werden nicht bislang 107 recherchierten Fällen wur- Sportvereinen der Hansestadt Lübeck. Bördekreis. Wer den Ort Calvörde sucht
mehr durchsetzbar sein, weil der ver- den jahrelang stark überhöhte Mieten Im Badminton, Tischtennis und insbe- und nicht weiß, wo er liegt, schaut ins
eidigte Gutachter auch feststellte, dass gezahlt. Aufgrund der Verjährungsfrist sondere im Fußball kann man auf be- Internet. Dort steht: „Der Flecken Cal-
die anfälligen „Asphaltmischungen“ und können davon jedoch nur allenfalls rund achtliche sportliche Erfolge zurückbli- vörde liegt am Mittellandkanal mit
fragwürdige Zuschlagstoffe den zum 500.000 Euro zurückgefordert werden. cken. Doch gerade den zwischenzeit- einem derzeit nicht betriebenen Um-
Bauzeitpunkt gültigen technischen Vor- Das ganze Ausmaß des Schadens wird lichen Ausflug in die 2. Fußballbundes- schlaghafen und einer aktiv genutzten
schriften entsprachen. Ob Pfusch oder zurzeit von der Staatsanwaltschaft Ham- liga mit anschließendem Abstieg bis in Schiffsanlegestelle.“
nicht Pfusch, das ist eigentlich nicht burg ermittelt. Das Verhalten der Ham- die Regionalliga hat der Verein finanziell Für die wenigen sechs Sportbootfreunde
mehr die Frage. Denn für den Steuer- burger Sozialbehörde und der zustän- nicht verkraftet. Im April 2008 musste im Ort reicht die sicher auch aus. Doch
zahler ist das letztendlich egal. Er muss digen ARGE wirft die Frage auf, ob sich deswegen das Insolvenzverfahren er- Calvörde will hoch hinaus und den An-
die ganze Chose bezahlen. die Stadt der Begünstigung zum Betrug öffnet werden. Insgesamt 81 Gläubiger schluss an die „Tourismuswelt“ nicht
schuldig gemacht haben könnte. Eine hatten Gesamtforderungen von gut 2,8 verpassen. Seit 2002 Mitglied im Blauen
Hamburg. In Hamburg ist Wohnraum Antwort darauf wird die Staatsanwalt- Mio. Euro gegen den Verein. Hauptgläu- Band, will sie den Wassertourismus mit
knapp und ein sozialer Wohnungsbau schaft finden. biger war die Hansestadt, der finanziell dem Bau eines Sportboothafens fördern.
findet seit Jahren kaum statt. Bei der Un- selbst das Wasser bis zum Halse steht. So beschloss es der Gemeinderat, dem
terbringung von Hartz-IV-Empfängern Die Forderungen beliefen sich auf über natürlich auch der Vorsitzende des ört-
ist die Stadt daher auf private Anbieter 1,3 Mio. Euro. Haupttitel war ein Darle- lichen Wassersportvereins angehört.
angewiesen. Doch der Immobilienmarkt hen in Höhe von einer Million Euro für Rund 670.000 kostet der Bau. Doch so
treibt in der Hansestadt Blüten, für die den Neubau der Haupttribüne des Sta- viel Geld hat die Gemeinde natürlich
der Steuerzahler gerade stehen muss: So dions an der Lohmühle. Diese war Be- nicht übrig. Zehn Prozent brachte sie
stellten einige Hartz-IV-Mieter fest, dass standteil der hochtrabenden Profipläne auf, die restlichen 90 Prozent der Kos-
ihre Wohnungen im Mietvertrag wesent- an der Trave. Das Darlehen wurde nie ten werden über die Investitionsbank
lich größer angeben wurden als sie tat- getilgt. Hinzu kamen Zinsen, nicht ge- Sachsen-Anhalt finanziell gefördert.
sächlich waren, zum Teil wurden sie als zahlte Sportstättengebühren, Kosten für Aber selbst der Eigenanteil von 67.000
doppelt so groß angegeben. Anstatt den das Flutlicht, Gewerbe- und Grundsteu- Euro für dieses Vorhaben schien einigen
Hinweisen nachzugehen und der Ver- ern sowie Straßenreinigungsgebühren. Einwohnern zu viel, die auf Wichtigeres,
schwendung von Steuergeld Einhalt zu Im Februar 2010 kam für den Verein die wie Fußwege und dergleichen, verwie-
gebieten, erklärte das zuständige team. Rettung: Banken und Gläubiger einigten sen. Sie aber wurden nicht erhört, ob-
arbeit.hamburg (ARGE) den Mietern sich auf einen Insolvenzplan. Damit kann wohl nur 18 Kilometer entfernt in Hal-
jahrelang, dass rechtlich nichts zu ma- der Sportbetrieb weitergehen. Die Stadt densleben ein exquisiter Sportboothafen
chen sei, weil zulässige Höchstgrenzen kann gerade mal 49.000 Euro, aufgeteilt für den Wassertourismus existiert.

14 15
Es lebe der Sport Es lebe der Sport

Nähe zum Fußballstadion einen bis- Bilder liefern. Doch die verwackelten
herigen Hartplatz flächendeckend mit und unscharfen Aufnahmen waren we-
teurem Kunstrasen. Der Innenminister der für die Trainingsanalyse noch für die
trat persönlich an, um den Fördermit- Fernsehübertragung ausreichend. Und
telbescheid des Landes zu überreichen. bis heute funktioniert die neue Techno-
Selbst 200.000 Regenwürmer für rd. 7.000 Euro konnten den Rasen nicht retten. Hierbei entpuppte sich abermals ein logie nicht. Von den 1,7 Mio. Euro Ge-
Mitglied der Landesregierung als über- samtkosten sind schon 1,2 Mio. Euro
Trotz einer Verschuldung von 2.432 Euro mehr gegeben war. Daraufhin sollte eine teuerter Postbote. Die Gesamtkosten an das ausführende Unternehmen ge-
je Einwohner leistet sich die Gemeinde ausgefallene Idee für Abhilfe sorgen. Re- für den Bau der Kunstrasenanlage sum- zahlt worden. Nun streitet sich die Stadt
diese Einrichtung. Sie soll vom ört- genwürmer mussten her und das Chaos mieren sich auf rund eine Million Euro. Duisburg mit diesem Unternehmen,
lichen Verein „Wassersportler Flecken beseitigen! Im Sommer 2009 wurde eine Doch das Ursprungsproblem ist damit wer die Kosten für die Nachbesserung
Calvörde“ e.V. betrieben werden. Kurios niederländische Spezialfirma beauf- nicht gelöst. Vielmehr steht das große der Bahn tragen muss. Nach Berich-
dabei ist – und darauf legt die Gemeinde tragt, 200.000 eigens gezüchtete Regen- Bergener Fußballstadion weiterhin un- ten der Presse hatte die ausführende
großen Wert –, dass der Hafen nicht würmer namens Dutch Nightcrawler auf ter Wasser und auch der Steuerzahler Firma für Nachbesserungen als erste
zur Eigennutzung des betreibenden dem Spielfeld auszusetzen, die dann den musste sich zweimal teuer in den Regen Abschlagszahlung 350.000 Euro von
Vereins errichtet wird. Wie lange er die Boden von innen auflockern und durch- stellen lassen. der Stadt verlangt. Die Stadt behauptet
Betriebskosten aber schultern kann, ist lüften sollten. Dadurch, so die Hoffnung jedoch, sie habe die Trainingsanalyse-
zwar nicht abzusehen, aber möglicher- der Verwaltung, könne das Regenwas- Duisburg. 2005 gab die Stadt Duis- strecke technisch nie abgenommen. Die
weise hilft die verschuldete Gemeinde ser besser abfließen. Doch die Wurmkur burg den Startschuss zum Bau einer Herstellerfirma sei ausdrücklich darauf
hier mit entsprechender Sportförde- ging nach hinten los, wie sich im Früh- einzigartigen, computergesteuerten hingewiesen worden, dass die abgelie-
rung. Schließlich soll doch der Wasser- jahr 2010 zeigte. Anstatt unterirdisch Kameraschienenbahn, die „packende ferte Leistung wegen wesentlicher Män-
tourismus angekurbelt werden. den Boden zu beackern, tummelten sich Livebilder“ von Kanurennen liefern so- gel nicht abgenommen werden kann.
Den hohen Aufwand dafür begleicht der die Würmer lieber an der Oberfläche wie eine exakte Analyse von Training Doch warum wurde dann ein Großteil
Steuerzahler. Ein Grund, Geld auszuge- und produzierten dabei tausende kleine und Wettkampf der Kanuten möglich des Geldes bereits gezahlt? Und warum
ben, das einem nicht gehört, findet sich Häufchen, die die Spielplatzpflege er- machen sollte und die es so weltweit wurde die Kameraschienenbahn bei
eben immer. heblich erschwerten und sich zudem als noch nirgends gab. 2006 wurde die- der Weltmeisterschaft 2007 eingesetzt,
Stätten für Schimmel- und Pilzbewuchs ser Prototyp längs der Uferböschung wenn sie technisch nicht abgenommen
Bergen auf Rügen. Doppelter Flop für erwiesen. Kurzum: Die Platzqualität ging an der Regattastrecke im Duisburger war? Auf diese Fragen gab die Stadt
die Steuerzahler. Die Stadt Bergen auf noch weiter zurück. Der Steuerzahler Sportpark Wedau gebaut. Zuvor wa- Duisburg dem Bund der Steuerzahler
Rügen ließ ihr Fußballstadion vor weni- bekam dennoch die Rechnung für das ren Rennen immer von einem Übertra- bis heute keine Antwort. Die Anlage
gen Jahren für rund 2 Mio. Euro sanie- Regenwurmheer über 7.036,53 Euro. gungswagen der Fernsehanstalten aus wird derweil ein Opfer der Witterung.
ren und auf Vordermann bringen. Doch Aber damit nicht genug. Anstatt das gefilmt worden. An den Kosten für die Rost und Grünpflanzen breiten sich dort
wenig später stand der darauf spielende Grundproblem endlich zu lösen, setzte parallele Kamerabegleitung hatten sich aus. Doch der Bund der Steuerzahler er-
VfL Bergen im Nassen. Das Problem: die Stadt auf eine völlig neue Alterna- auch Bund und Land mit jeweils 500.000 wartet den Ausgang des Rechtsstreites
Bei heftigen Regenfällen standen einige tive. Gefördert über kreditfinanzierte Euro beteiligt. Erstmalig sollte die Ka- mit Spannung und wird dafür sorgen,
Bereiche des Rasenplatzes derart unter Gelder aus dem Konjunkturpaket des meraschienenbahn bei der Weltmeis- dass über die Kameraschienenbahn so
Wasser, dass die Bespielbarkeit nicht Bundes überzog die Stadt in direkter terschaft der Kanuten im August 2007 schnell kein Gras wächst.

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Es lebe der Sport Es lebe der Sport

Overath. Für die Stadt Overath, deren nur das Sparen. Der Haushalt lässt einen
Haushalt tiefrote Zahlen aufweist, war Hallenneubau, für den die Stadt rund 2
das Konjunkturpaket II eine wahre Ver- Mio. Euro lockermachen muss, nicht zu.
lockung. 845.000 Euro aus diesem Paket Auch die geschätzten Folgekosten von
steckt die Stadt in eine Doppelturnhalle mindestens 200.000 Euro pro Jahr kann
im Ortsteil Immekeppel, der bislang nur Overath sich nicht leisten. Kritiker zwei-
über eine kleine Turnhalle verfügt. Dem feln zudem am Bedarf für eine so große
Bürgermeister muss die Turnhalle beson- Halle. Monatelang kämpften sie für eine Die Stadt Coburg leistet sich eine neue Ballsporthalle für 15,36 Mio. Euro, obwohl die
ders unter den Nägeln gebrannt haben. Einfachhalle ohne Mehrzwecknutzung. Steuerzahler das Prestigeprojekt teuer zu stehen kommen wird.
Er vergab zusammen mit einem Ratsmit- Nur einen Katzensprung entfernt, im
glied in einer Nacht- und Nebelaktion Nachbarort, gäbe es eine Mehrzweck- ging man von einer Kostenschätzung in einer Prüfung des Vorgangs zu beauf-
Bauaufträge für 180.000 Euro. Den Rat halle, die an weniger als zehn Tagen im Höhe von 12,5 Mio. Euro aus. Um aber tragen. Das Prüfungsergebnis lag zum
fragte er nicht. Nach seiner Einschät- Jahr genutzt werde. Doch „das Vereins- für das anschließende Wettbewerbsver- Zeitpunkt des Redaktionsschlusses für
zung war höchste Dringlichkeit gege- leben eines Dorfes lasse sich nicht per fahren den finanziellen Rahmen nicht das Schwarzbuch des Bundes der Steu-
ben, um den „engen zeitlichen Rahmen Beschluss in das Nachbardorf verlegen. von vornherein zu hoch zu spannen, hat erzahler allerdings noch nicht vor.
des Konjunkturpaketes einzuhalten und Buchhalterisch denkenden Menschen man anfangs nur illusorische 9,4 Mio. Wenn auch – wie der Oberbürgermeis-
die Mittel fristgerecht abrufen zu kön- mag das schwer eingängig sein, aber es Euro gleichsam als Ausgangslage ange- ter der Stadt Coburg meint – die neue
nen“. Die Kreisverwaltung stufte diese ist die Realität“, so der Bürgermeister. setzt. Dies sei nach Angaben des Ober- Ballsporthalle eine „städtebauliche Vi-
Dringlichkeitsentscheidung aus vier Bei so viel Kirchturmsdenken verwun- bürgermeisters der Stadt Coburg da- sitenkarte“ der Stadt Coburg sein mag
Gründen als rechtswidrig ein. Erstens dert es nicht, dass die kritischen Bürger mals sinnvoll gewesen, um von vornhe- und sich Coburg eine derart teure Halle
sei der Bau- und Planungsausschuss am ernsthaften Sparwillen zweifeln. rein etwaige politische Begehrlichkeiten durchaus leisten kann, lässt dies nicht
der Stadt Overath übergangen worden, in Bezug auf Qualität und Standard darüber hinwegtäuschen, dass die Kos-
zweitens sei ein Fall äußerster Dring- Coburg. Braucht man in Coburg tatsäch- aus Kostengründen einzudämmen. Im ten für den Hallenbau der Stadt Coburg
lichkeit nicht erkennbar, drittens hätte lich eine neue Ballsporthalle? Offenbar September 2009 hat dann der Stadtrat sprichwörtlich „davongelaufen“ sind.
diese Entscheidung in der nächsten Sit- ja. So wird die Stadt Coburg auf der beschlossen, den Zuschlag für den Hal- Zu hoffen bleibt, dass die Coburger Bür-
zung des Bau- und Planungsausschusses „Lauterer Höhe“ eine hochmoderne Ball- lenbau zu erteilen, und zwar zu einem ger und Steuerzahler nach Fertigstel-
genehmigt werden müssen und viertens sporthalle errichten, obwohl in Coburg Festpreis inklusive Ausstattung in Höhe lung des ehrgeizigen Prestigeprojekts
sei nicht ersichtlich gewesen, dass der nach Mitteilung des Oberbürgermeis- von satten 15,36 Mio. Euro. Hinzukom- von weiteren ärgerlichen Kostensteige-
Rat dem Hallenneubau eine besondere ters bereits neben drei Einfach-Schul- men werden jährlich noch rd. 375.000 rungen verschont bleiben und dass ihre
Priorität bei der Verwendung der Kon- sporthallen, die für eine Vereinsnutzung Euro Betriebskosten für das technische neue Ballsporthalle voll ausgelastet sein
junkturpaketmittel zugedacht hat. Kon- zwar nur eingeschränkt nutzbar sind, Gebäudemanagement, Energie- und wird.
sequenzen hatte dieses übereilte Vorge- auch zwei Dreifachturnhallen und eine Personalkosten.
hen für den Bürgermeister jedoch nicht. Zweifachturnhalle existieren, die aller- Offenbar wegen einer politischen Ausei- Zarrentin-Lassahn. Die Stadt Zarrentin
Ende September 2009 genehmigte der dings auch schon etliche Jahre auf dem nandersetzung zwischen Befürwortern am Schaalsee in Mecklenburg-Vorpom-
Rat nachträglich die Dringlichkeitsent- Buckel haben. Vor diesem Hintergrund und Gegnern der Halle hat der Coburger mern klotzte bei der Sanierung und Er-
scheidung und heilte damit die Rechts- hat der Coburger Stadtrat den Neubau Stadtrat beschlossen, den Bayerischen weiterung ihres Vereins- und Sportler-
verletzung. Dringend aber ist in Overath einer Ballsporthalle beschlossen. Hierfür Kommunalen Prüfungsverband mit heims im Ortsteil Lassahn. Ursprünglich

18 19
Es lebe der Sport Brücken und Verkehr

Vergeudung hat Vorfahrt


Fehlgeleitete Steuergelder im Verkehr
plante die Verwaltung mit Sanierungs- den Tag gelegt. So war die Bauabteilung Wiesbaden. Vor rund zehn Jahren wurde digt wurden, weil die geringe Verkehrs-
kosten von rund 229.600 Euro. Für eine zu keinem Zeitpunkt den ihr obliegenden der Wiesbadener Hauptbahnhof an die nachfrage diese Maßnahmen nicht mehr
kleine Gemeinde wie Zarrentin, mit Kontrollpflichten nachgekommen. Viele ICE-Strecke Frankfurt-Köln Richtung erforderlich machte, ist noch offen. 2007
gerade einmal 4.500 Einwohnern, ein Absprachen mit Bauunternehmen liefen Köln angebunden. Insgesamt sind statt ermittelte das Ministerium einen Wert
großes Projekt. Doch alles, was schiefge- ohne schriftliche Protokollierung und der geplanten 250 Mio. Euro für die in der noch ausstehenden baulichen An-
hen konnte, ging schief. Nicht nur, dass über mündliche Absprachen. Zudem den neunziger Jahren von der Stadt lagen von 44 Mio. Euro. Nach neuester
der Planer des Vorhabens während der hätte mit der ursprünglichen Kalkula- Wiesbaden und von der hessischen Auskunft des Bundesverkehrsministeri-
Bauphase das Handtuch warf. Auch die tion von rund 230.000 Euro das Gemein- Landesregierung politisch gewollten 13 ums wurde jetzt eine Rückforderung in
Kosten für das ambitionierte Bauvor- schaftshaus nie saniert werden können. Kilometer langen Strecke Gesamtkosten Höhe von 17,6 Mio. Euro zuzüglich 6,8
haben waren insgesamt viel zu niedrig Das Amt Zarrentin ist auf Nachfrage des in Höhe von 279 Mio. Euro angefallen, Mio. Euro an Zinsen geltend gemacht.
taxiert. Das zeigte sich schnell, als der BdSt bis heute nicht in der Lage mit- wovon der Bund den geplanten Grund- Hinter all dem steht jedoch die Frage,
Stadtverwaltung die ersten Rechnungen zuteilen, welcher Schaden durch wen preis und die Bahn die Mehrkosten von ob die vielen Millionen Euro aus der
ins Haus flatterten. Die veranschlagten verursacht wurde. Auch disziplinar- 29 Mio. Euro trugen. Als der zweiglei- Bundeskasse überhaupt hätten ausge-
Mittel waren rasch erschöpft und zudem rechtliche Maßnahmen innerhalb des sige Abzweig mit zwei Tunneln im Jahr geben werden müssen. Eine Landes-
zeigte sich auch noch Pfusch am Bau. Amtes blieben und bleiben aus. Zwar 2002 in Betrieb genommen wurde, fuh- hauptstadt ohne eigenen ICE-Anschluss
Es drohte ein Baustopp für das unfertig habe das Amt solche intensiv geprüft, ren die Züge zunächst im Zwei-Stunden war wohl nicht vorstellbar. Ganz offen-
sanierte Sportlerheim. Die geschätzten doch scheint es bei sich und seinen Mit- Takt nach Köln. Aber da die Auslastung sichtlich wurde die Nachfrage falsch
Kosten für das Sanierungsvorhaben arbeitern keine Schuld zu sehen, die nur zwischen drei und 20 Prozent be- eingeschätzt. Immerhin haben die Er-
wuchsen zwischenzeitlich rapide auf Sanktionen rechtfertigen würden. Die trug, gibt es jetzt werktags zwischen fahrungen dazu beigetragen, dass die
bis zu 600.000 Euro. Das Projekt musste Schlussrechnung soll jetzt bei 485.618,64 der hessischen Landeshauptstadt und direkte ICE-Anbindung Wiesbadens an
überplant und in Teilen neu ausgeschrie- Euro liegen. Damit ist die Baumaßnahme der rheinischen Metropole insgesamt Frankfurt nicht mehr gebaut wird. So
ben werden. Auch wurde hastig der För- mehr als doppelt so teuer geworden, wie nur noch vier Zugverbindungen und teilte das Bundesverkehrsministerium
derantrag der Gemeinde an die neuen ursprünglich geplant. Hier zeigt sich am Wochenende gar keine mehr. Da- auf Anfrage mit, dass der Bund keine
Schreckenszahlen angepasst. Als Retter einmal mehr, welch gravierende Folgen mit zählt die Strecke, auf der weder Re- weiteren Investitionen in die Infrastruk-
in der Not erwies sich dann der Land- Fehlplanungen für die Steuerzahler ha- gional- noch Güterzüge verkehren, zu tur der ICE-Anbindung Wiesbadens
wirtschaftsminister des Landes, der mit ben können. den am wenigsten ausgelasteten Stre- plant. Die Gestaltung des Fernverkehrs
dem geänderten Fördermittelbescheid cken des Schienenpersonenverkehrs sei eine eigenwirtschaftliche Entschei-
in Höhe von 313.000 Euro auftauchte in Deutschland. Darüber, wie viel Geld dung des Unternehmens Deutsche Bahn
und – wohlgemerkt – damit jene Summe die Deutsche Bahn wieder an den Bund AG.
nahezu zu überbrücken vermochte, zurückzahlen muss, wird augenblicklich
die das Bauprojekt teurer zu kommen noch verhandelt. Immerhin wurde die Bamberg. Bei dem Neubau der „Ket-
schien. zweimalige Abrechnung über 1,7 Mio. tenbrücke“ ging man im Rahmen des
Eine Untersuchungskommission der Euro für die Verlängerung des Bahn- Wettbewerbs noch von einer „mit allen
Stadtvertretung durchleuchtete das steigs im Wiesbadener Hauptbahnhof Unschärfen behafteten, sehr groben
Gebaren der Verwaltung und stellte ihr inzwischen korrigiert. Wie viel der Bund Kostenschätzung von 6,1 Mio. Euro als
letztlich ein verheerendes Zeugnis aus. für Arbeiten am Bahnhof Wiesbaden- Projektkosten“ aus. In der ersten Kos-
Die Verwaltung habe totales Versagen an Ost wiederbekommt, die gar nicht erle- tenberechnung Ende des Jahres 2008

20 21
Brücken und Verkehr Brücken und Verkehr

schleunigungsmaßnahmen wurden in die Situation für Fußgänger und Rad-


Angriff genommen. Die Spektakulärste fahrer verbessert werden. Gleichzeitig
war die Einhausung der Brücke mittels sollte aber auch weiterhin der Busver-
eines Zeltes. Darunter konnte trotz Eis, kehr durch die Mühlstraße abgewickelt
14,9 Mio. Euro wird der Neubau der Ket- Die Mängelbeseitigung der Löwenbrücke Schnee und Frost weitergearbeitet und werden. Üblicherweise sollen Straßen
tenbrücke in Bamberg kosten. in Bamberg lässt auf sich warten. die Straßenoberfläche hergestellt wer- mit Linienverkehr 6,50 Meter breit sein
den. Die juristische Auseinandersetzung – in Ausnahmefällen kann die Mindest-
wurde die Gesamtmaßnahme „Ketten- schont bleiben und dass die „Ketten- wird wohl noch Jahre dauern, bis end- breite auf 6,00 Meter reduziert werden.
brücke“, einschließlich Behelfsbrücke, brücke“ rechtzeitig – wie geplant – im lich feststehen wird, wie teuer die „Lö- Aufgrund eines Messfehlers rückten die
Straßenbau, Uferwandsicherung etc. November 2010 fertiggestellt sein wird. wenbrücke“ die Bamberger Steuerzah- Randsteine zu nahe an die Stützmauer.
mit rund 12,9 Mio. Euro veranschlagt. Fertiggestellt ist zwar die Bamberger ler tatsächlich zu stehen kommen wird. Dadurch hätte es zu kritischen Begeg-
Bereinigt und fortgeschrieben stiegen „Löwenbrücke“, doch beendet ist die nungsfällen zwischen Bussen kommen
die Kosten für das Brückenbauwerk im Geschichte um dieses Brückenbaupro- Tübingen. „Was ist los in der Mühl- können. Der notwendige Umbau verur-
Jahr 2009 trotz Einsparungen (z. B. bei jekt für die Stadt Bamberg noch lange straße“? So lautete der Titel einer Ver- sachte Mehrkosten in Höhe von 50.000
den Treppenabgängen) schon auf 13,4 nicht. Warum? anstaltung der Stadt Tübingen im ver- Euro – ist aber nach den Ausführungen
Mio. Euro. Dass man inzwischen bei gi- Zum einen ist die Brücke nicht mängel- gangenen November – und das fragten der Stadt ein Versicherungsfall. In der
gantischen 14,9 Mio. Euro angelangt ist, frei und die beteiligten Bauunternehmen sich in den vergangenen Monaten auch Praxis zeigte sich dann schließlich, dass
ist offenbar auf einen Kalkulationsirrtum weigern sich, die Mängel zu beseitigen. die Tübinger Bürger. Denn die Umge- die Fahrbahnbreite mit 6,00 Metern
des günstigsten Bieters zurückzufüh- Zum anderen schließt die Schlussrech- staltung der Mühlstraße und die damit dann doch sehr knapp bemessen ist. Da-
ren, aufgrund dessen das ursprüngliche nung zur Baumaßnahme „Löwenbrücke“ verbundenen Komplikationen sowie her blieb zunächst nichts anderes übrig
Vergabeverfahren aufgehoben wurde. mit einer Restforderung von rund 6 Mio. Kostensteigerungen sorgten in Tübin- als den Bussen die Mitbenutzung des
Da die einzelnen Bietergemeinschaften Euro ab, die die Stadt Bamberg als „nicht gen für Unmut und Kopfschütteln. Die neuen Radweges zu erlauben. Mit Hilfe
nun Kenntnis von den Angebotspreisen prüfbar“ zurückgewiesen hat. Würde die Kosten für die Gesamtmaßnahme be- von Markierungsnägeln sollte den Rad-
ihrer Mitbewerber hatten, wurden ent- Stadt Bamberg die verlangten Kosten laufen sich nach Auskunft der Stadt auf lern signalisiert werden, bis wohin mit
sprechende „Anpassungen“ nach oben akzeptieren, würden die geschätzten 2,374 Mio. Euro. In der Beschlussvor- Busverkehr auf dem Radweg zu rechnen
in Höhe von rund 500.000 Euro vorge- Baukosten für die „Löwenbrücke“ von lage im November 2008 ging man dage- ist. Diese Lösung wurde jedoch vom Re-
nommen. Zusätzlich schlugen Mehrko- rund 11 Mio. Euro auf rund 16,5 Mio. gen noch von 1,444 Mio. Euro aus. Das gierungspräsidium bemängelt, so dass
sten u. a. für das Hilfstragwerk, Mas- Euro explodieren. Ein Millionenprozess Gesamtpaket umfasste unter anderem die Straße für rund 30.000 Euro in einem
senmehrungen bei den Verpresspfählen steht also vor der Tür. Im Kernpunkt der einen neuen Fahrbahnbelag sowie einen Teilbereich im August 2010 wieder ver-
und für weitere beauftragte Nachträge Rechtsstreitigkeiten stehen offenbar die neuen Belag für den Bereich für Fuß- breitert wurde. Der Steuerzahler mag es
zu Buche. Wenn auch für den Neubau Verantwortlichkeiten bezüglich Verzö- gänger, Anlieferung und Fahrradfahrer. kaum glauben.
der Bamberger „Kettenbrücke“ öf- gerung und millionenteurer Mehrko- Daneben kaufte man noch ein Gebäude
fentliche Zuschüsse von rund 8,7 Mio. sten für Beschleunigungsmaßnahmen. in der Mühlstraße, um das Grundstück Oberursel/Steinbach. Um die Gleise an
Euro fließen, wird dieser Brückenbau Um die schon von November 2008 auf – nach dem Abbruch des Hauses – neu der S-Bahnhaltestelle in Weißkirchen/
den Bamberger Stadtsäckel belasten. März 2009 verschobene Fertigstellung bebauen zu können. Außerdem musste Steinbach zu überqueren, wurden vor
Zu hoffen bleibt, dass die Steuerzahler der Brücke auf jeden Fall zu erreichen, eine Stützmauer gesichert werden. Im langer Zeit zwei Treppenaufgänge und
von weiteren Kostensteigerungen ver- war nämlich Eile geboten. Teure Be- Rahmen des Umbaus sollte insbesondere eine Unterführung gebaut. Wegen er-

22 23
Brücken und Verkehr Brücken und Verkehr

heblicher Schäden mussten die Trep- Gesamtkonzept zu entwickeln und bei- über der Richtungsfahrbahn der Bun-
penanlagen vor drei Jahren gesperrt spielsweise das Problem der fehlenden desstraße neben dem gelben Wegweiser
werden. Die Alternativen waren: Abrei- Barrierefreiheit anzugehen. Für die Sa- für diese Bundesstraße ein blauer für die
ßen oder Sanieren. Betroffene Bürger, nierung sei letztlich ausschlaggebend Autobahn hing, glaubten sich viele Auto-
der damalige Bürgermeister von Stein- gewesen, dass wohl viele Fahrgäste den fahrer schon auf dem Autobahnzubrin-
bach und der Bund der Steuerzahler wa- Weg durch die Unterführung scheuten, ger. So fuhren einige Fahrzeugführer
ren der Meinung, die Treppenanlagen hieß es. Hätte man vor der Entscheidung auf die linke Fahrbahn und gerieten als
sollten nicht saniert, sondern abgeris- eine Befragung durchgeführt, wäre man Geisterfahrer auf die Gegenfahrbahn.
sen werden, was rund 80.000 Euro ge- zu einer anderen Einschätzung gekom- 2007 wurde deshalb die Gefahrenstelle
kostet hätte. Doch zu entscheiden hatte men. Die Zählung und Befragung, die für 94.000 Euro umgebaut. Der Abbiege-
das Straßen- und Verkehrsamt (ASV) der Bund der Steuerzahler nach der streifen von der B 281 in Richtung BAB
Frankfurt. Ohne zu hinterfragen, wer Wiedereröffnung der Treppenaufgänge A 9 Berlin wurde verlängert und die vor-
die steilen Aufgänge in der Vergangen- durchführte, ist eindeutig. Von den an handene Beschilderung entsprechend
heit überhaupt genutzt hat, wurde ent- einem normalen Werktag gezählten versetzt. Im Schwarzbuch 2007 berich-
schieden, die beiden Treppenaufgänge rund 500 Personen benutzten gerade teten wir über die vorgenommenen
für 285.000 Euro zu sanieren. Man hielt mal vier Personen die Treppenaufgänge. baulichen Veränderungen, welche die
es nicht einmal für nötig, sich mit der Während die Nutzer der Unterführung Gefahrenstelle entschärfen sollten. Für 585.000 Euro musste der Verlauf der
Bahn und den zwei beteiligten Kom- meinten, dass die Treppen viel zu steil Nach neuerlichen Untersuchungen für B 281 nachgebessert werden.
munen an einen Tisch zu setzen, um ein und umständlich seien, gaben die vier eine endgültige Lösung wurde nun von
Treppennutzer an, dass sie die Unter- Juli bis September 2009 der zwei Meter sehbar waren.
führung nicht kannten bzw. die Treppen breite Mittelstreifen um rund 440 Meter Fazit: Wenn hier anhand der Richtlinien
dazu nutzten, sich die Umgebung näher verlängert. Dazu mussten die Straße ver- so gebaut wurde, dass für viel Geld Ge-
anzusehen. breitert, die Abwasserkanäle umgebaut, fahrenpunkte entschärft werden mus-
der Amphibiendurchlass verlängert, die sten, so sollten die Richtlinien so über-
Triptis. Die B 281 und die Autobahnan- Verwallung verändert sowie Schutz- arbeitet werden, dass für die nächsten
schlussstelle zur A 9 wurden neu gebaut und Leiteinrichtungen umgesetzt wer- Bauvorhaben teure Umbauten nicht
und im Dezember 2005 übergeben. Der den. Die Baukosten für die Verlänge- mehr notwendig sind.
dreistreifige Ausbau der A 9 und die rung der Mitteltrennung beliefen sich
vollständige Anbindung der neuen B auf insgesamt rund 585.000 Euro, wel- Kraichgau. Vielen staugeplagten Au-
281 und B 2 wurden dann im Novem- che die Steuerzahler berappen müssen. tofahrern dürfte sie bekannt sein, die
ber 2006 fertiggestellt. Doch schon Auf die Frage, warum dieser Abschnitt Tank- und Rastanlage Kraichgau an der
bald gab es Probleme. Die Bauweise der B 281 nicht von vornherein anders A 6 bei Sinsheim. Ebenso dürfte den
der Bundesstraße B 281 aus Richtung gestaltet wurde, teilte die Fernstraßen- meisten Autofahrern bekannt sein, dass
Gera und die damit zusammenhängende planungs- und -bau GmbH DEGES mit, der Lkw-Verkehr immer mehr zunimmt.
Beschilderung sorgten für Irritationen dass die B 281 richtliniengerecht geplant Die logische Folge: Es werden mehr
Die unsinnige Sanierung dieser Treppen- unter den Fahrzeugführern. Es kam zu worden sei und die beobachteten Unsi- Stellplätze für die Lkw benötigt. So auch
aufgänge kostete 285.000 Euro. gefährlichen Verkehrssituationen. Weil cherheiten im Fahrverhalten nicht ab- an der Tank- und Rastanlage Kraichgau,

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Brücken und Verkehr Brücken und Verkehr

für deren Umbau und Erweiterung das Arena und kann daher auch ein höheres bahn führte ursprünglich über rund 40 bzw. zu anderen europäischen Ländern
Regierungspräsidium Karlsruhe jetzt Verkehraufkommen bewältigen. Doch km Länge von Stockach (Kreis Konstanz) sowie Kies ins benachbarte Ausland zu
grünes Licht gegeben hat. Im Rahmen damit nicht genug. Rund 80 Meter in nach Mengen (Kreis Sigmaringen). Der transportieren. Eine Nutzung für den
der Baumaßnahme sollen zu den bereits westlicher Richtung von der Rastanlage Personenverkehr wurde allerdings be- Personenverkehr ist jedoch nicht an-
vorhandenen 36 Stellplätzen zusätzliche entfernt quert die Landesstraße 550 die reits in den siebziger Jahren des ver- gedacht. „Erst die Schiene - dann wird
252 Stellplätze für Lkw hinzukommen. Autobahn auch mit einer Brücke. Aber gangenen Jahrtausends eingestellt. Da- der Verkehr schon von allein kommen“
Ausnahmslos alle Stellplätze für den da das BMVBS – leider, aus Sicht der nach nutzte man die Strecke abschnitts- lautet offenbar das Motto. Zeitungsbe-
Schwerlastverkehr, egal ob Fahrtrich- Steuerzahler – auf einer direkten Anbin- weise noch für den Güterverkehr. Ab richten zufolge rechnet man zur Zeit mit
tung Ost oder West, sollen mangels ge- dung besteht, scheiden beide Zufahrts- dem Jahr 2002 wurde der Güterverkehr gerade einmal einer Zugfahrt pro Wo-
eigneter Flächen auf der Nordseite - so möglichkeiten aus. Denn würde eine der auf einer Teilstrecke von der Hohenzolle- che auf dem sanierten Teilstück.
die Auskunft des Regierungspräsidiums beiden Möglichkeiten genutzt, müssten rischen Landesbahn abgewickelt.
- komplett auf der Südseite angesiedelt die Verkehrsteilnehmer ja die Autobahn Das Eigentum an der Strecke ging im Obersimten. Eine kleine Landesstraße
werden. Also müssen nach der Erwei- verlassen, so das BMVBS. Und so kön- Jahr 2004 von der DB AG, die die Stre- verbindet fünf Orte und ihre rund 5.000
terung der Rastanlage alle Lkw auch nen sich Brückenfreunde demnächst cke stilllegen wollte, auf die neu ge- Einwohner mit der pfälzischen Mittel-
die Südseite der Anlage ansteuern. Das darauf freuen, drei Brücken in einem gründete private Ablachtalbahn GmbH stadt Pirmasens. Ein 625 Einwohner
Bundesministerium für Verkehr, Bau Abstand von rund 700 Metern zu be- über. Seit 2004 wurden auf dem Stre- zählendes Dorf an dieser Straße erhielt
und Stadtentwicklung, kurz BMVBS staunen. ckenabschnitt Krauchenwies–Mengen nun für 2,8 Mio. Euro eine knapp 1,5
fordert, dass Rastanlagen grundsätzlich Instandsetzungs- und Unterhaltungs- Kilometer lange Ortsumgehung. Der
immer eine direkte und separate Anbin- Baden-Württemberg. In Baden-Würt- maßnahmen durchgeführt. Hierfür gab in Zeiten von Sparhaushalten fragwür-
dung an die Autobahn erhalten. Nicht temberg wurde im vergangenen Früh- es bereits Landeszuschüsse. Nun hat digen Investition wurde die sprichwört-
zulässig ist die Anbindung über beste- jahr unter anderem auch ein Konjunk- man im Jahr 2009 damit begonnen, auch liche Krone durch ein überflüssiges
hende Autobahnanschlüsse. Damit den turprogramm für die Güterverkehrs- noch den Streckenabschnitt Krauchen-
Ansprüchen des BMVBS genüge getan strecken der nichtbundeseigenen Eisen- wies–Stockach auf einer Länge von 30
wird, muss die Südseite der Tank- und bahnen in Baden-Württemberg auf die km zu sanieren. Ab 2010 soll die Strecke
Rastanlage mittels eines Überführungs- Beine gestellt. Dieses Paket umfasst ein Stockach-Mengen wieder durchgängig
bauwerks, also einer Brücke, ange- Volumen von insgesamt 20 Mio. Euro. befahrbar sein. Die Komplettförderung
schlossen werden. Kostenpunkt nur für Die Mittel für dieses Programm stam- soll – so das Innenministerium – auch
die Brücke: Rund 2,0 Millionen Euro. men sowohl aus dem Konjunkturpro- vor dem Hintergrund des gewünschten
Die gesamte Baumaßnahme beläuft gramm II des Bundes als auch aus dem Wettbewerbs mit der DB AG erfolgen,
sich auf voraussichtlich 25,8 Millionen Investitionsprogramm des Landes. da der Bund im Rahmen des Bundes-
Euro. Wirft man nun als interessierter Ob die Steuergelder immer sinnvoll ver- konjunkturprogramms ebenfalls erheb-
Steuerzahler einen Blick auf die Land- wendet werden, scheint mehr als frag- liche Beträge zu 100 Prozent in Bun-
karte, wird man feststellen, dass sich in lich zu sein. So wird unter anderem die desschienenwege, ohne komplementäre
rund 250 Meter Entfernung im Osten Ablachtalbahn mit fünf Mio. Euro „An- Beteiligung der DB AG, investiert. Das
der Anlage die nagelneue Autobahn- schubfinanzierung“ zur Durchführung riecht nach einem Wettrüsten mit Steu-
anschlussstelle Sinsheim Süd befindet. von Erneuerungs- und Instandhaltungs- ergeldern auf der Schiene. Geplant ist, 430.000 Euro zahlten die Steuerzahler für
Sie erschließt die neue Rhein-Neckar- arbeiten bezuschusst. Die Ablachtal- auf der Strecke vornehmlich Stahl aus eine unsinnige Brücke.

26 27
Brücken und Verkehr Brücken und Verkehr

Brückenwerk aufgesetzt. Um ein Wege- sogenannten Minikreisel, weil für einen


netz für die Landwirtschaft zu erhalten, großen Kreisverkehr mit bepflanzter
wurde die Landesstraße mehrere Meter Mittelinsel nicht genügend Raum zur
aufgeschüttet und mit einer Brücke ver- Verfügung stand. Deshalb musste er
sehen: Kosten rund 430.000 Euro. Damit so gestaltet werden, dass Lastzüge und
sollten landwirtschaftliche Fahrzeuge Busse die Mittelinsel überfahren kön-
kreuzungsfrei in das Wirtschaftswe- nen. Finnentrops Lennebrücke ist bis 2012 eine temporäre So-Da-Brücke.
genetz gelangen. Übergangen wurden In der Praxis zeigte sich, dass aber auch
dabei die Einwände, es habe seit Jah- viele andere Autofahrer einfach gerade- Finnentrop. Seit drei Jahrzehnten wird war es endlich soweit: Feierlich wurde
ren dort keine Landwirtschaft gegeben aus über die Aufpflasterung fuhren, wo- die Beseitigung des Bahnübergangs in der erste Spatenstich für die neue Len-
und am Anfang und am Ende der 1.450 mit zusätzlicher Lärm verursacht wurde. Finnentrop, der täglich lange Staus ver- nebrücke gesetzt. Ende 2010 sollte der
Meter langen Umgehung seien Zugänge Deswegen beschwerten sich rund 60 ursacht, geplant und geprüft, verwor- Bahnübergang beseitigt werden. Doch
in die Wirtschaftswege vorhanden. Der Einwohner und forderten den Rückbau fen und wieder neu geplant. Es handelt die Finnentroper haben zu früh gefeiert:
neue Weg unter der Brücke wird indes des Kreisels. Mehrfach beschäftigte sich sich um ein Gemeinschaftsprojekt von Die neue Lennebrücke ragt sinnlos ins
hauptsächlich von Spaziergängern mit daraufhin die Gemeindevertretung mit Bund, Land und Bahn. Dass es mit Bund, Leere, weil die Oberleitungen der Bahn
Hund genutzt. Ursache dafür ist ein hin- dem Problem und kam zu dem Ergeb- Land und Bahn, die sich die Kosten zu je den Weiterbau behindern. Um die Ober-
ter der Brücke befindliches, ebenfalls nis, dass unter dem Strich der Erhalt einem Drittel teilen, gleich drei Beteiligte leitungen zu verlegen, muss der Bahn-
neu errichtetes Regenrückhaltebecken. des Kreisverkehrs die bessere Lösung gibt, macht die Sache nicht einfacher. hof sechs Wochen gesperrt werden. Das
Wegen des Beckens führt der Weg in so ist. Die Minderheit der unmittelbar Im Dezember 1979 stellte das Landes- war für die Sommerferien 2010 geplant.
enger Kurve unter der Brücke hindurch, Betroffenen wandte sich dann an den straßenbauamt erstmals verschiedene Weil die Bahn aber zu viele Baustellen
dass er für landwirtschaftliches Gerät Petitionsausschuss des Schleswig-Hol- Varianten vor, um den Bahnübergang und zu wenige Umleitungsmöglichkeiten
kaum nutzbar ist. steinischen Landtags. Nach Anhörung zu beseitigen. Zuerst gab es Proteste von hat, würde der bereits national und in-
von Verkehrsaufsicht, Polizei und Stra- einer Bürgerinitiative, dann wurden die ternational abgestimmte Eisenbahnver-
Kisdorf/S-H. Gerade einmal drei Jahre ßenbauverwaltung empfahl dieser den Planungen eingestellt. Nachdem das Ge- kehr nicht mehr funktionieren. Denn die
war der Minikreisverkehr von Kisdorf in Rückbau als einzige Lösungsmöglich- setz zur Prüfung der Umweltverträglich- Bahn hatte vergessen, ihre Pläne recht-
Betrieb, dann wurde er wieder zurück- keit. Der Landesbetrieb Straßenbau und keit (UVP) erlassen worden war, musste zeitig mit ihren Verkehrsunternehmen
gebaut. Dabei wollte die Gemeinde ihn Verkehr als Baulastträger sah sich an die wieder neu geprüft und geplant werden. abzustimmen. Also werden die Oberlei-
behalten. Wie viele andere Ortschaften Empfehlung des Ausschusses gebunden Anfang 1990 brachte die Gemeinde tungen erst 2012 verlegt. Das hatte die
auch, beklagt die Gemeinde Kisdorf und verfügte trotz Protesten des Bür- schließlich selbst eine neue Variante ins Straßenbaubehörde allerdings nicht mit-
(Kreis Segeberg), dass sich Autofah- germeisters den Rückbau. Dabei spielte Spiel: Mit einer neuen Brücke über die bekommen und schon mal mit dem Bau
rer in der Ortsdurchfahrt nicht an die auch keine Rolle, dass dieser mit rund Lenne und einer weiteren Brücke über der neuen Lennebrücke begonnen. Jetzt
Geschwindigkeitsbegrenzung halten. 24.000 Euro fast fünfmal so teuer war die Gleise. Im Mai 2004 wurde das Plan- ist die Brücke fast fertig – aber eben nur
Abhilfe sollte ein Kreisverkehr schaf- wie die ursprüngliche Herstellung. Die feststellungsverfahren rechtskräftig. fast, weil die restlichen Bauarbeiten erst
fen. Im August 2006 errichtete der Lan- Lehre aus der Geschichte: Wenn man Anschließend brauchten Bund, Land beendet werden können, wenn die Ober-
desbetrieb Straßenbau und Verkehr auf Minderheiten vor der Mehrheit schüt- und Deutsche Bahn weitere vier Jahre, leitungen verlegt worden sind. Bis in vier
Wunsch der Gemeinde im Rahmen einer zen will, wird es für den Steuerzahler um eine neue Eisenbahnkreuzungs- Jahren alles endgültig fertig ist, wird hier
anderen Straßenbaumaßnahme einen oft teuer. vereinbarung zu treffen. Im März 2008 kein Auto fahren. Für die Unterhaltung

28 29
Brücken und Verkehr Bürokratie

Bürokratie
Amtsschimmel und die Folgen für die Steuerzahler
der 2,65 Mio. Euro teuren Brücke muss Eintritt des Eingriffs vorgesehen. Selbst Bund. Laufen, werfen, springen – so Wie das, wird man sich fragen? Die
aber jetzt schon jährlich Geld eingeplant die FFH-Verträglichkeitsprüfung konnte sehen jährlich aufs Neue die Bundesju- Antwort ist eine lange Geschichte. Sie
werden. Zusätzlich laufen die Kosten für keine erheblichen Beeinträchtigungen gendspiele aus, an denen zigtausende reicht zum Teil bis ins Jahr 1994 zurück
das Gesamtprojekt aus dem Ruder: Die feststellen. Aber das Bundesverkehrsmi- Schülerinnen und Schüler im gesamten und eskalierte 2007. Da förderte das Land
Gleisarbeiten werden teurer als erwar- nisterium äußerte gegenüber der Planung Bundesgebiet zum Schwitzen antreten. Sachsen-Anhalt auf der Grundlage des
tet. Statt 17,4 Mio. Euro wird die Stillle- dennoch erhebliche Bedenken, insbeson- Besonders gute Sportasse werden tradi- Gemeindefinanzierungsgesetzes die Be-
gung des Bahnübergangs voraussicht- dere hinsichtlich der Vermeidungsstrate- tionell mit einer vom Bundespräsidenten schaffung von Fahrzeugen für den ÖPNV
lich 23,6 Mio. Euro kosten. gie des Lebensraumverlustes bedrohter unterschriebenen Ehrenurkunde be- und auch den Bau und die Modernisie-
Tiere. Es empfahl einen durchgehenden dacht. Doch dieses Jahr kam es anders. rung von Omnibusbetriebshöfen. Die
Helsa/Hessisch Lichtenau. Dass die A 44 Autobahntunnel. Die Mehrkosten für die Der unerwartete Rücktritt von Bundes- Förderung war an bestimmte Zweckbin-
die teuerste Autobahn der Bundesrepu- FFH-begründete Tunnelverlängerung er- präsident Horst Köhler im Mai hinterließ dungsfristen gebunden. Bei Omnibus-
blik wird, hat viele Gründe. So wurde geben sich aus dem Vergleich der Kosten- bei vielen Jugendlichen nicht aus poli- betriebshöfen betrug diese z. B. 20, bei
bereits vor zehn Jahren im Schwarzbuch berechnungen zu den beiden erstellten tischen, aber aus persönlichen Gründen Bussen acht Jahre. Die privaten Busun-
berichtet, dass wegen einer fragwür- Entwürfen. Im ersten Entwurf mit zwei einen bitteren Beigeschmack. Die Politik ternehmer hatten natürlich auch einen
digen Spitzkehre unnötige Mehrkosten getrennten Tunnelbauwerken ging man entschied, die bisher mit der Köhlerschen Eigenanteil aufzubringen. Dies wurde im
von über 70 Mio. Euro anfallen. Jetzt sol- noch von Baukosten in Höhe von 180,3 Unterschrift versehenen und versandten Landkreis bis in das Jahr 2006 so prak-
len wegen einer europäischen Umwelt- Mio. Euro aus. Durch die Verbindung der Ehrenurkunden seien disqualifiziert und tiziert. Fördermittel flossen in Millio-
(FFH)Richtlinie für den Schutz einiger beiden Tunnel erhöhten sich die Kosten damit Makulatur. Doch anstatt im Hin- nenhöhe, mindestens alles in allem rund
Kammmolche knapp 50 Mio. Euro zu- im zweiten Entwurf bereits auf 229,1 blick auf die klammen öffentlichen Kas- sieben Mio. Euro. Noch 2005 und 2006
sätzlich ausgegeben werden. Zwar waren Mio. Euro. Aktuell wird auf Grundlage sen schiedsrichterliche Milde walten zu förderte das Landesverwaltungsamt die
zwischen Helsa und Hessisch Lichtenau genauerer Kostenberechnungen zum 4,1 lassen, ertönte der Startschuss, dass alle Anschaffung von sechs umweltfreund-
zur Minimierung der Zerschneidungs- Kilometer langen Tunnel mit Baukosten bundespräsidialen Ehrenurkunden mit lichen Erdgasbussen. Die Zuwendungs-
wirkung von natürlichen Lebensräumen in Höhe von 241,8 Mio. Euro gerechnet. der Unterschrift des neu zu wählenden bescheide enthielten keine Regelungen
von verschiedenen Tierarten in der Pla- Die Kostensteigerung gegenüber dem Präsidenten zu versehen sind. Bleibt darüber, wie mit den Fördermitteln zu
nung schon zwei getrennte Tunnelbau- ursprünglichen Entwurf beträgt damit die Frage, ob der Steuerzahler diese verfahren ist, wenn die geförderten Un-
werke vorgesehen. Die Zerschneidungs- 34 Prozent, wovon nach Auskunft des Entscheidung sportlich nehmen sollte. ternehmer keine Genehmigung mehr für
wirkung hätte hierdurch soweit reduziert Hessischen Verkehrsministeriums 48,8 Immerhin kostet der Neudruck der Eh- den Linienverkehr erhalten. Eine solche
werden können, dass die Lebensräume Mio. Euro (27 Prozent) unmittelbar FFH- renurkunden mit der Unterschrift von Genehmigung vergibt der Landkreis,
nördlich der A 44 weiterhin zu 90 Pro- bedingt sind. Hinzu kommt eine zeitliche Bundespräsident Wulff die Steuerzahler nicht das Land. Der Landkreis änderte
zent nutzbar geblieben wären. Zudem Verzögerung des Projekts um rund sechs 106.000 Euro. 2006 seine Ausschreibungsbedingungen,
sollte der südliche Lebensraum, welcher Jahre. Fazit: Umgerechnet werden für und tatsächlich wurde der ÖPNV an
durch die B 7 abgetrennt ist, durch den jeden der geschätzten betroffenen 500 Wittenberg. Eine Lücke in der Förder- ein anderes privates Busunternehmen
Einbau von Durchlässen in der Bundes- Molche der Gattung Triturus cristatus bürokratie des Öffentlichen Personen- übertragen. Nun standen z. B. in einem
straße wieder nutzbar gemacht werden. – einer in Deutschland nicht bedrohten Nahverkehrs (ÖPNV) im Landkreis Wit- Busunternehmen 20 moderne, mit Steu-
Hierfür waren Verbesserungen des neu Tierart – 97.600 Euro ausgegeben. Um- tenberg wird einigen Unternehmern zum ergeldern geförderte Busse auf dem
zugänglichen Lebensraumes durch um- weltschutz ja, aber bitte mit Verstand und Verhängnis und kostet die Steuerzahler ebenfalls geförderten Busbetriebshof
fangreiche Waldumbaumaßnahmen vor nicht um jeden Preis. richtig Geld. nutzlos herum. Die Bürokratiefalle hatte

30 31
Bürokratie Finanzmärkte

Finanzmärkte
Mit Steuergeldern erst spekulieren, dann regulieren
München. Bereits in seinem Schwarz- gesetzt waren. Dabei kommt es einem
Der Gesetzgeber versäumte es trotz Aufforderung der Deutschen Rentenversicherung, buch 2009 hatte der Bund der Steuer- Schlag ins Gesicht aller Steuerzahler
die Versendung einer informationslosen Rentenmitteilung zu verhindern. zahler die leichtsinnige Anlagepolitik gleich, wenn Verantwortliche den Er-
der Bayerischen Landesbank (BayernLB) werb der österreichischen Pleite-Bank
zugeschnappt. In den Zuwendungsbe- die sparsame Verwendung stattfindet? sowohl mit verbrieften „Ramsch-Hypo- im Nachhinein eiskalt als einen bedau-
scheiden waren weder Rückfallklauseln, Eher muss man doch von bürokratisch theken“ auf dem amerikanischen Immo- erlichen Fehler abtun. Ob der Kauf der
Wertausgleich oder auch Übertragung geförderter Verschwendung sprechen! bilienmarkt, als auch mit hoch spekula- HGAA noch verfassungskonform war,
der Busse auf den neuen Betreiber des Li- tiven Wertpapieren, sog. Asset Backed wird sich herausstellen. Jedenfalls wird
nienverkehrs enthalten, noch Regelungen Bund. Schon frühzeitig wussten die Securities (ABS) gerügt. Der Freistaat geprüft, ob insoweit der Bayerische
über die Nachnutzung des geförderten Rentner, dass es in diesem Jahr keine Bayern musste sich mit 10 Mrd. Euro tief Verfassungsgerichtshof eingeschaltet
Busbetriebshofs. Objektiv kann der Un- Erhöhung der gesetzlichen Rente geben verschulden, um seine Landesbank vor wird.
ternehmer die Förderbedingungen nun wird. Umso überraschter waren sie, als der Pleite zu retten. Die Verschuldung Vor diesem Hintergrund sind millionen-
nicht mehr erfüllen. Er steht am Rande ihnen dies noch schwarz auf weiß von Bayerns stieg damit in einem Jahr um schwere Ausgaben der BayernLB für
des Ruins. Dafür wurde das Busunter- der Deutschen Rentenversicherung per fast 50 Prozent. Doch dem nicht genug. Investitionen in die Hotellerie (Luxus-
nehmen gefördert, das jetzt mit dem Brief mitgeteilt wurde. In der jährlichen Mit dem hastigen Erwerb der maroden hotel InterContinental auf dem Ober-
ÖPNV beauftragt ist.Wie sich später bei Rentenanpassungsmitteilung wurden sie österreichischen Bank Hypo Group Alpe salzberg, Schlosshotel am Wörther See
Überprüfung durch den Landesrech- auf mehreren Seiten darüber informiert, Adria (HGAA) für 1,6 Mrd. Euro kam zu in Velden/Kärnten) und für das dubiose
nungshof herausstellte, brachten Neu- dass sich in diesem Jahr an ihrer Ren- den „Schrottpapieren“ auch noch eine 5 Mio. Euro teure Sponsoring eines
ausschreibung und Neuvergabe keine tenhöhe nichts ändert. Informationsge- ganze „Schrottbank“ dazu, machte doch neuen Fußballstadions in Klagenfurt nur
Einsparungen. Vielmehr entstanden dem halt null, Unmut groß. Für den flächen- die HGAA mit falschen Sicherheits- und „Peanuts“. Fast wie eine Ausgabe von
Landkreis im Bereich der Schülerbeför- deckenden Versand der Rentenanpas- Bonitätsdarstellungen von sich reden. Groschen gleichsam aus der Portokasse
derung in nur zwei Jahren eine Million sungsmitteilungen entstanden inkl. des Mit der HGAA wollte man die vielbe- erscheint es, als die BayernLB als Spon-
Euro Mehrkosten. Doch das half dem Drucks Ausgaben von 9 Mio. Euro. Hinzu schworenen Wachstumschancen in sor bei der Verleihung des Deutschen
Ausschreibungsverlierer nicht wirklich kommen nicht bezifferbare Arbeitskosten Osteuropa nicht verpassen. Doch der Entertainment Preises „Diva“ 20.000
weiter. Das Landesverwaltungsamt for- für die betroffenen Mitarbeiter der Deut- vorschnelle und überteuerte Erwerb der Euro springen ließ. Diese finanziellen
derte 2009 wegen „Nichteinhaltung der schen Rentenversicherung. Zwar ist die HGAA erwies sich als katastrophaler Engagements zeigen, wie selbstherrlich
Zweckbindungsfristen“ die Fördermittel Deutsche Rentenversicherung rechtlich Fehlkauf, hat sich doch die BayernLB die Manager der BayernLB ihren öffent-
zurück und begründete in einem Schrei- verpflichtet, solche Rentenanpassungs- kaum gegen nachträglich auftretende lichen Auftrag verstehen und wie maß-
ben an ein Busunternehmen seine Rück- mitteilungen zu verschicken. Allerdings Probleme und Altlasten der HGAA ab- los mit dem Geld umgegangen wird.
forderung aus Fördermittelvergaben der wären diese Ausgaben vermeidbar ge- gesichert. Die millionenschwere Fehl- Die zuständige Staatsanwaltschaft stellt
Jahre 1994 bis 2005 u. a. mit dem Ver- wesen, zumal sogar die Deutsche Ren- investition in die HGAA, deren Erhalt in der Affäre um das Milliardendesaster
merk, dass „private Interessen zum Erhalt tenversicherung im Vorfeld des Versands und letztlich die Abtretung der Anteile der BayernLB infolge des HGAA-Aben-
des Betriebs hinter dem öffentlichen Inte- bei der Bundesregierung um Aussetzung der BayernLB an der maroden Kärntner teuers strafrechtliche Ermittlungen ge-
resse an der Einhaltung des Grundsatzes der Verpflichtung bat, als klar war, dass Skandalbank an die Republik Österreich gen die Verantwortlichen an, und zwar
der wirtschaftlichen und sparsamen Ver- es zu keiner Änderung an der Renten- für einen symbolischen Euro, haben die offenbar wegen des Verdachts, wissent-
wendung öffentlicher Mittel zurückste- höhe kommt. bayerischen Steuerzahler rd. 3,7 Mrd. lich einen überhöhten Preis gezahlt und
hen“ müssen. Fragt sich, wo eigentlich Euro gekostet, die am Ende in den Sand so Millionen Euro veruntreut zu haben.

32 33
Finanzmärkte Finanzmärkte

Dabei drohte das Fiasko des risikobehaf- also von zivilrechtlichen Schadenser- erreichen. Zweifelhaft ist jedoch, ob sich Pforzheim. Das war ein teures Ende mit
teten Geschäftsgebarens der BayernLB satzansprüchen gegenüber Vorstand derartige Ansprüche auf Schadenser- Schrecken in der badischen Stadt Pfor-
um die „Schrottpapiere“ – immerhin und Verwaltungsrat der BayernLB kom- satz realisieren lassen, da die BayernLB zheim. Allzu eifrig hatte die Stadt in der
geschätzte Verluste von bis zu rund 20 men wird, mit der renommierte Rechts- mit ihrem Vertragspartner offenbar ver- Vergangenheit zahlreiche hochspeku-
Mrd. – aus dem Blickfeld zu verschwin- anwaltskanzleien beauftragt wurden. bindlich vereinbart habe, eventuelle Ge- lative Derivatgeschäfte abgeschlossen.
den. Bereits am 2.12.2008 hatte der Bund Alle haben den gleichen Sachverhalt währleistungsansprüche innerhalb von Die Geschäfte, welche eigentlich einer
der Steuerzahler Strafanzeige gegen die zu beurteilen, nämlich ob Vorstände zwei Jahren ab Vollzug des Kaufs (2007) Zinsoptimierung bei bestehenden Kre-
früheren und damals gegenwärtigen und Verwaltungsräte der Bayerischen gerichtlich geltend zu machen. Diese diten dienen sollten, endeten in einem
Vorstandsmitglieder der Bayerischen Landesbank zu leichtfertig bei den Ge- Frist ist aber längst abgelaufen. Desaster. Im Sommer 2010 wurde mit
Landesbank wegen Verdachts der Un- schäften mit „Ramsch-Hypotheken“ und Dabei wird es höchste Zeit, die Verant- der Bank ein „Vertrag über die vorzei-
treue, des Betrugs und des Verstoßes ge- „Schrottpapieren“ agierten und ihre wortlichen, die den bayerischen Steu- tige Beendigung von Zinssatz-Swap-
gen das Kreditwesengesetz bei der zu- Bank dadurch fast in den Ruin getrie- erzahlern das Milliardendesaster ein- Geschäften durch Ausgleichszahlung“
ständigen Staatsanwaltschaft erstattet. ben haben. Doch auch diese Gutachten gebrockt haben, mit aller Härte in die geschlossen. Der Ausstieg war für die
Nach nunmehr fast zwei Jahren kommt kosten die Steuerzahler Geld. Was aber, Pflicht zu nehmen! Eine Rückzahlung Stadt mit einem Verlust von über 57 Mio.
endlich Bewegung in die Sache. Es wird wenn die juristischen Untersuchungen der 10 Mrd. Euro Staatsschulden, auf die Euro verbunden. Die Steuerzahler müs-
strafrechtlich ermittelt, und zwar we- zu unterschiedlichen Erkenntnissen die Steuerzahler hoffen, ist aber noch sen nun für diese millionenschweren
gen des Verdachts, dass „in der Baye- kommen? Wem wird im Zweifelsfall lange nicht in Sicht. Spekulationsverluste geradestehen.
rischen Landesbank im Zeitraum von geglaubt? Braucht man dann eventuell
2005 bis 2007 bewusst und systematisch gar noch mehr teure Gutachten? Darauf, Leipzig. Leipzigs riskante Finanzwetten
in einer Vielzahl von Fällen die bankin- dass etwaige Schadensersatzansprüche drohen eine nach der anderen zu platzen.
ternen Richtlinien zur Risikosteuerung zu allem Überfluss nicht auch noch ver- Ein Großteil des Anlagevermögens der
im Geschäft mit strukturierten Wertpa- jähren, wird der Bund der Steuerzahler kommunalen Wasserwerke gehört ame-
pieren verletzt und hierbei eingetretene sein besonderes Augenmerk richten. rikanischen Banken. Mit Cross-Border-
Verluste zumindest billigend in Kauf Erwartungsvoll wird auch einer weiteren Leasing-Geschäften im Wert von rund
genommen wurden“. Die bayerischen juristischen Prüfung entgegengesehen. 850 Mio. Euro sollen die Wasserwerke
Bürger und Steuerzahler, denen die Ri- So lässt die Bayerische Staatsregierung rund 25,4 Mio. Euro Gewinn realisiert
siken bei den hoch spekulativen Wert- mitsamt ihrer Landesbank eine Scha- haben. Wie sich in den letzten Wochen
papieren und US-Anleihen lange Zeit densersatzklage gegen die Verkäufer herausstellte, sollen die früheren Chefs
vorenthalten wurden, die aber letztlich der HGAA, darunter das österreichische der Kommunalen Wasserwerke Leipzig
die milliardenschwere Zeche der Finanz- Bundesland Kärnten prüfen. Dabei geht (KWL) in London geheime Finanzwetten
jongleure zu bezahlen haben, erwarten es um den Verdacht, dass Kärnten und getätigt haben, die das Unternehmen
mit großer Aufmerksamkeit das Ermitt- andere frühere Inhaber der dort an- und die Stadt zwischen 255 und 284 Mio.
lungsergebnis um den Finanzskandal sässigen HGAA den maroden Zustand Euro kosten dürften.
der BayernLB. ihres Kreditinstituts und dessen Risiken In den Jahren 2006 und 2007 wurden von
Gespannt dürfen sie auch sein, zu wel- beim Verkauf ihrer kaputten Bank an die der ehemaligen KWL-Geschäftsführung,
chem Ergebnis die juristische Prüfung BayernLB bewusst verschleiert haben Die BayernLB ist für die Steuerzahler ein welche inzwischen Anfang 2010 fristlos
von haftungsrelevanten Tatbeständen, könnten, um einen höheren Kaufpreis zu gigantisches Milliardengrab! entlassen wurde, neben Kreditsiche-

34 35
Finanzmärkte Finanzmärkte

rungsgeschäften (CDS) auch vier soge- zuleiten, um im Rahmen des rechtlich


nannte Collateralized Debt Obligations Gebotenen und wirtschaftlich Vertret-
mit Banken geschlossen (CDOs). Mit den baren die Forderungen der Banken aus
CDO-Geschäften übernahm die KWL den CDO-Transaktionen abzuwehren.
gegenüber der UBS und verschiedenen Die Ratsversammlung sprach sich auf
Banken das Ausfallrisiko für Kreditport- ihrer Sondersitzung am 16. März 2010
folios in Höhe von ca. 290 Mio. Euro. gegen die Zahlungen an die Banken aus,
Der Sicherungsgeber (KWL) gewährt da aus Sicht der Stadt Leipzig die Ver-
dabei dem Sicherungsnehmer (Bank) tragsgrundlagen nichtig sind.
für den Fall des Eintritts bestimmter
Kreditereignisse in einem CDO-Port- Mintraching. Einen bösartigen Reinfall
folio unter bestimmten Bedingungen erlebte der Zweckverband zur Abwas- Insgesamt rund 7 Mio. Euro verzockte die Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft
eine Ausgleichszahlung. Zwei Banken serbeseitigung im Pfattertal (AZV). So des Zweckverbands zur Abwasserbeseitigung im Pfattertal.
haben erste Zahlungsforderungen bei hat das dem AZV angegliederte Kom-
der KWL im März geltend gemacht. Der munalunternehmen „Verwaltungs- und Joachim S., gegen den mittlerweile ein lich vernachlässigt.
Aufsichtsrat der KWL beschloss, ge- Beteiligungsgesellschaft des Zweckver- strafrechtliches Ermittlungsverfahren Letztlich Leidtragende des ganzen De-
richtlich feststellen zu lassen, dass die bands zur Abwasserbeseitigung im Pfat- wegen Verdachts der Untreue einge- sasters sind die fünf oberpfälzischen
CDO-Finanztransaktionen unwirksam tertal“ (VBA) äußerst riskante finanzielle leitet wurde. Auch dienstrechtliche Kon- Mitgliedsgemeinden des AZV, Ober-
sind. Die juristische Analyse der hierzu Transaktionen getätigt. Die VBA nahm sequenzen wurden getroffen. traubling, Thalmassing, Mintraching,
vorliegenden Verträge hat ergeben, dass Kredite in Höhe von rund 25,6 Mio. Euro Als der Vorgang bekannt wurde, war es Köfering und Alteglofsheim sowie de-
die Verträge unter Federführung der auf. Sie investierte davon rund 23 Mio. das Landratsamt Regensburg als zustän- ren Bürger. Zu hoffen bleibt, dass in-
UBS ohne Zustimmung der zuständigen Euro in einen eigens von einem beauf- dige Rechtsaufsichtsbehörde, das auf folge der Millionenverluste die an den
Gremien abgeschlossen wurden. tragten Bankinstitut aufgelegten „VBA- die „tickenden Zeitbomben“ umgehend AZV von den Mitgliedsgemeinden zu
Die ehemaligen Geschäftsführer des Cofonds“. Man wollte gleichsam mit reagiert und mit der Beauftragung des zahlenden Umlagen nicht auch noch ins
Wasserversorgers haben mit den hoch gepumptem Geld Gewinne machen. Da Bayerischen Kommunalen Prüfungsver- Unermessliche steigen.
spekulativen Finanzwetten ihre Befug- dieser Fonds nicht die ersehnte Rendite bands eine lückenlose Aufklärung des
nisse deutlich überschritten. Den Ban- brachte, wurden Fondsanteile von rund gesamten skandalösen Finanzgebarens
ken sei dieses Problem bewusst gewe- 5 Mio. Euro verkauft, um diesen Betrag eingeleitet und schließlich auch erreicht
sen. Die Klage wurde beim Landgericht wiederum in hochspekulativen Wertpa- hat. Der Bayerische Kommunale Prü-
Leipzig eingereicht. Die Stadt Leipzig pieren anzulegen. Zusammen mit ande- fungsverband fällte ein vernichtendes
unterstützt die Klage der Kommunalen ren äußerst risikoreichen Finanzderi- Urteil. Er stellte u. a. fest, dass „das Mo-
Wasserwerke Leipzig GmbH (KWL) ge- vatgeschäften wurden dabei über einen dell einer kreditfinanzierten Fondsan-
gen die Banken UBS, LBBW und DEPFA. Zeitraum von rund zehn Jahren insge- lage von Anfang an wirtschaftlich frag-
Mit den Stimmen aller Fraktionen wurde samt ca. 7 Mio. Euro verzockt und in den würdig“ und „der Ankauf von spekula-
Oberbürgermeister Burkhard Jung be- Sand gesetzt. Zentrale verantwortliche tiven Wertpapieren kommunalrechtlich
auftragt, gemeinsam mit der LVV und Figur des Finanzskandals ist der ehe- unzulässig war“. Außerdem wurden In-
den KWL alle notwendigen Schritte ein- malige Vorsitzende des Zweckverbands formations- und Kontrollpflichten gröb-

36 37
Teure Fehler Teure Fehler

Teure Fehler
Dumm gelaufen oder nicht zu Ende gedacht?
Leinfelden-Echterdingen. Bereits im Win- so da steht. Kurz vor Redaktionsschluss verlängert. Für das städtische Rech- einen Campingplatz zu errichten. Doch
ter 2010 machte der Bau eines Ziegen- wurde nun aber anscheinend doch noch nungsprüfungsamt ein klarer Fall von erst 2002 konnte die Samtgemeinde
stalls in Leinfelden-Echterdingen (Kreis eine Ziegenherde aus dem Hut gezau- grober Pflichtverletzung. Die Stadt Gos- das dazu auserkorene 5,3 Hektar große
Esslingen) den Bund der Steuerzahler bert, die den Stall bevölkern soll. Al- lar spricht wiederum von bedauerlichen Areal für rund 330.000 Euro plus ca.
Baden-Württemberg hellhörig. Satte lerdings werden nun noch Strom- und Bürofehlern. An der Rechtsauffassung 20.000 Euro Nebenkosten erwerben – auf
118.000 Euro sollten die Steuerzah- Wasseranschlüsse benötigt, so dass mit der ungültigen Kündigungen zweifelt die Kredit versteht sich. Allerdings sprang
ler für den Neubau aufbringen. Inzwi- weiteren Kosten zu rechnen ist. Fazit: Stadt, wollte es aber auf keine jahrelan- der sicher geglaubte Investor, der den
schen wurde der benötigte Betrag auf Der Steuerzahler schüttelt den Kopf und gen Prozesse mit ungewissem Ausgang Campingplatz errichten und betreiben
100.000 Euro korrigiert. Die Rechnung ärgert sich. ankommen lassen – insbesondere nicht sollte, schnell wieder ab. So lag das Pro-
mussten übrigens alle Steuerzahler im vor dem Hintergrund, dass die zeit- jekt fast sieben Jahre lang faktisch auf
Land tragen, da auch Mittel aus der na- Goslar. Aus der tristen Talstraße soll liche Verzögerung dazu geführt hätte, Eis, während der Schuldendienst für
turschutzrechtlichen Ausgleichsabgabe eine ansehnliche Baumallee werden – dass ihr Bauprojekt wohl nicht mehr das aufgenommene Darlehen zu bedie-
in den Bau flossen. Die Stadt war Bau- so sieht es die Planung der Stadt Goslar in den Genuss von Landesförderungen nen war. Erst 2009 konnte die Samtge-
herr und errichtete das Stallgebäude hinsichtlich der Umgestaltung der Orts- gekommen wäre, die im Jahr 2012 aus- meinde einen neuen Investor finden, der
für Ziegen, welche zur Beweidung eines mitte Oker vor. Fünf Pavillons stehen der laufen. Die Streitigkeiten wurden daher auch das Grundstück kaufte: Zu einem
Naturschutzgebietes eingesetzt werden Realisierung dieses Vorhabens im Wege außergerichtlich beigelegt. Den Mietern Drittel des ursprünglichen Kaufpreises!
sollten. Allerdings war vorgesehen, dass und sollen daher abgerissen werden. wurden für die Beendigung ihrer Ver- Die Samtgemeinde erhielt für das Areal
der neue Stall nur als Winterquartier ge- Praktischerweise wurden die Pavillons träge beträchtliche Zugeständnisse in lediglich knapp 110.000 Euro. Zusätzlich
nutzt wird. In der übrigen Zeit sollte das auf Grundstücken errichtet, die nur ver- Form von Entschädigungszahlungen war der Investor bereit, einen Ablösebe-
Gebäude als Lagerraum und zur Nut- mietet worden waren. Nach dem Willen und Übernahme der Abrisskosten in trag für die Schmutzwasserkanalisation
zung durch den Pächter dienen. Nicht der Stadt sollten die Grundstücksmiet- einer Gesamthöhe von ca. 73.000 Euro in Höhe von über 41.000 Euro zu leisten.
konkret beantwortet wurde die Frage, ob verträge zum 30. Juni 2009 gekündigt gemacht. Diese Vereinbarungen wurden Der Samtgemeindebürgermeister meint,
der Bau eines Stallgebäudes nicht auch und die Pavillons danach vertragsge- vom Rechnungsprüfungsamt kritisiert – damit ein gutes Geschäft gemacht zu ha-
günstiger möglich gewesen wäre. Dazu mäß auf Kosten der ehemaligen Mieter die angestrebte bauliche Umgestaltung ben. Schließlich gab ein zum Zeitpunkt
wurde lediglich auf die Anforderungen abgerissen werden. Was in der Theorie hätte wirtschaftlicher durchgeführt wer- des Verkaufs aktuelles Verkehrswertgut-
und Auflagen des Landwirtschaftsamtes einfach klingt, scheiterte in der Praxis den können, wenn der nächstmögliche achten den Grundstückswert mit etwa
verwiesen, damit eine artgerechte Un- aber an Formmängeln: Denn entweder Kündigungstermin zum 30. Juni 2014 143.000 Euro an. Wenn dem so ist, wurde
terbringung der Tiere gewährleistet sei. hätten die Vertragskündigungen vom von der Stadt akzeptiert und der Bau- die Samtgemeinde offenbar 2002 auf ek-
Zudem führte die Stadt aus, man sei be- Oberbürgermeister persönlich unter- beginn verschoben worden wäre. Doch latante Weise zulasten der Steuerzahler
müht, das Gebäude möglichst gut in die schrieben oder einem Bevollmächtigten so viel Geduld hatte man im Goslarer übervorteilt. Denn dass das Areal in sie-
Landschaft zu integrieren. Später wurde eine entsprechende Vollmachtsurkunde Rathaus offenbar nicht. ben Jahren aufgrund von Marktentwick-
allerdings vermeldet, dass der Pächter ausgestellt werden müssen. Doch nichts lungen rund zwei Drittel an Wert ver-
offenbar gar keinen Stall benötigt, da er von beidem geschah, obwohl die Rat- Blandorf/Ostfriesland. Auf welch kost- loren hat, behauptet noch nicht einmal
über einen eigenen verfügt. Der Ziegen- hausspitze mit zwei Volljuristen besetzt spielige Weise hochfliegende Träume der Samtgemeindebürgermeister selbst.
stall drohte demnach leer zu stehen und war. Bei festgestellter Unwirksamkeit doch platzen können, erlebte die ostfrie- Und als wäre das nicht genug, ist die
war auf dem besten Weg, zu einem „So- der ausgesprochenen Kündigungen hät- sische Samtgemeinde Hage. Seit 1972 Samtgemeinde auch auf dem Restdar-
Da-Ziegenstall“ zu werden, der einfach ten sich die Mietverträge um fünf Jahre hatte man dort die fixe Idee, in Blandorf lehen von 245.000 Euro aus dem Grund-

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Teure Fehler Teure Fehler

Maubach, Rems-Murr-Kreis. Ein wahrer hand um 30 Meter zu versetzen. Damit


Schilder-Streich ereignete sich in Mau- waren die Bedingungen für den Einsatz
bach, einem Stadtteil von Backnang im einer Radarfalle erfüllt und alle zufrie-
Rems-Murr-Kreis. Da viele Autofahrer den. Fast alle, denn die Gemeindever-
die innerörtliche Geschwindigkeitsbe- treter von Burgstetten, der Nachbarge-
grenzung von 50 km/h auf der Durch- meinde Maubachs, stellten fest, dass die
gangstraße in Maubach nicht beachten, Ortstafel „Maubach“ nun plötzlich auf
sah sich die lokale Verwaltung zu Gegen- der Markung von Burgstetten stand.
maßnahmen veranlasst. Der Ortsvorste- Bemühungen des Ortsvorstehers von
Beim Bau der Feuerwehrleitstelle wurde ein falscher Kostenindex angesetzt. her verfiel dabei auf die Idee, die Raser Maubach, die notwendige Erlaubnis im
mit einem Blitzer zur Einhaltung des Nachhinein einzuholen, scheiterten am
stückskauf sitzen geblieben, das bis ins Standard (498 Euro pro Kubikmeter), Tempolimits zu bewegen. Das „aber“ an Gemeinderat von Burgstetten. Dieser äu-
Jahr 2033 zu bedienen ist. Doch in Hage gewählt werden müssen. Die Korrektur dieser Idee liegt allerdings in der Verwal- ßerte zwar Verständnis für den Wunsch
bleibt man lieber dem Zweckoptimismus dieses Fehlers schlägt mit fast 1,3 Mio. tungsvorschrift des Innenministeriums Maubachs, die Verkehrssicherheit zu er-
treu, anstatt Fehler offen einzugestehen Euro zu Buche. 369.000 Euro Mehrkosten für die Verkehrssicherheitsarbeit der höhen, dies könne jedoch auch mit ande-
und daraus zu lernen. Der geplante Cam- entstehen, weil die ursprünglich vorge- Polizei (VwV – VkSA) vom 13.12.2006. ren Mitteln realisiert werden, wie im Sit-
pingplatz soll nämlich mehr als 27.000 sehene Bauzeit zu kurz bemessen war Dieser Verwaltungsvorschrift ist zu ent- zungsbericht der Gemeinderatssitzung
Übernachtungen pro Jahr und damit und um zwei Jahre verlängert wurde. nehmen, dass zwischen Ortstafel und nachzulesen ist. Man war offensichtlich
verbundene Kaufkraftgewinne von jähr- Weitere 135.000 Euro kostet der Umbau Blitzer mindestens 150 Meter liegen nicht gewillt, Teile der Markung an Mau-
lich 550.000 Euro generieren. Auf diese der Atemschutzwerkstatt und der dazu- sollen. Unterschreitungen dieser Min- bach abzutreten. Also musste das Schild
Weise soll das Verlustgeschäft nach- gehörigen Übungswohnung. Dass die destentfernung sind unter anderem nur wieder abmontiert und an die alte Stelle
träglich als kluge Wirtschaftsförderung neue Leitstelle „energetisch optimiert“ an gefährlichen Stellen sowie im unmit- versetzt werden. Dumm gelaufen, kann
gerechtfertigt werden. Im Interesse der wird, also als Passivhaus gebaut, kostet telbaren Umfeld von Schulen, Kinder- man dazu nur sagen. Und nebenbei 750
Steuerzahler kann man nur hoffen, dass noch einmal 216.000 Euro mehr. So sinn- gärten oder Baustellen zulässig. Was im Euro verschleudert.
es sich diesmal nicht um hochfliegende voll diese Maßnahme auf lange Sicht ist Allgemeinen bedeutet, dass die Strecke
Träume handelt. – nach sieben Jahren soll sie sich amor- zwischen Ortseingang, Blitzer und Orts- Wettenberg. Reichlich spät, aus Sicht der
tisiert haben –, das hätte sich der Kreis ausgang mindestens 300 Meter betragen Gebührenzahler viel zu spät, haben sich
Kreis Herford. Rund 4,5 Mio. Euro sollten Herford von Anfang an überlegen und muss. In Maubach besteht allerdings das die Gemeindevertreter von Wettenberg
der Neubau der Feuerwehr-Leitstelle und in die Kalkulation einbeziehen sollen. So Problem, dass Autofahrer bereits nach dazu entschlossen, sich endgültig von
die Erweiterung der Feuerwehrzentrale sind aus 4,5 Mio. Euro jetzt 6,4 Mio. Euro weniger als 300 Metern den Ort wieder der Eigenwasserversorgung zu trennen.
des Kreises Herford kosten. Doch dann geworden. Es erübrigt sich fast, darauf verlassen haben. Doch hier wussten die Zwar hatte man im Jahr 2007 die Eigen-
kam es anders als gedacht. Der Architekt hinzuweisen, dass ein privater Häus- Behördenvertreter Abhilfe. gewinnungsanlage „Stockborn“ in Wiß-
hatte für den Neubau der Leitstelle den lebauer bei so eklatanter Fehlplanung Im Rahmen einer gemeinsamen Ver- mar außer Betrieb gesetzt, aber die letzte
falschen Kostenindex angesetzt. Statt des kaum noch eine Bank finden dürfte, die kehrsbesichtigung unter Beteiligung Anlage in Krofdorf wurde noch beibe-
Indexes für Feuerwehrgerätehäuser (273 ihm Kredit gewährt. Doch die öffentliche von Polizeivollzugsdienst, des Straßen- halten, obwohl es besonders nach Regen
Euro pro Kubikmeter umbauter Raum) Hand hat’s gut. Der Steuerzahler ist eine baulastträgers und Verkehrsbehörde immer wieder zu Abschaltungen wegen
hätte der Index für Bürogebäude, hoher sichere Bank. wurde beschlossen, die Ortstafel kurzer- Eintrübungen kam. Hätte man sich sei-

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Teure Fehler Teure Fehler

nerzeit schon dazu durchgerungen, auch Ausfallbürgschaften aus den Jahren rechtskräftigen Vertrages – zur Not mit- Kosten in Höhe von 5.000 Euro veran-
die restliche Wasserversorgung über den 1997/98 in einer Gesamthöhe von knapp hilfe einer Klage – hätte pochen müssen schlagt; außerdem wurden die Kosten
Zweckverband zu beziehen, der Wasser 3 Mio. Euro, die Bremerhaven ihren und dafür fast acht Jahre lang Zeit hatte. für die Befahrbarkeit des Forstweges am
mit besserer Qualität anbietet, hätten beiden defizitären kommunalen Gesell- Es bleibt zu hoffen, dass in Bremerhaven bisherigen Standort auf 2.000 Euro be-
die Wettenberger rund 150.000 Euro schaften damals gewährt hatte. Sowohl zukünftig Bürgschaftsverpflichtungen ziffert. Bleibt aus Sicht der Steuerzahler
sparen können. Man hätte nur einem im seinerzeitigen Verkaufsbeschluss der ernster genommen werden, als es bis- zu hoffen, dass in Zukunft immer auch
Antrag der CDU folgen müssen, der im Stadtverordnetenversammlung als auch lang der Fall war. an den Uhu bzw. seine Artgenossen ge-
Dezember 2006 Folgendes feststellte: im notariellen Kaufvertrag war die zü- dacht wird.
„Die Eigengewinnung von Trinkwasser gige Ablösung der beiden Bürgschaften Ulm. In der Nähe des Steinbruchs in
in Wettenberg ist unwirtschaftlich, führt vorgesehen. Der neue Eigentümer ver- Mähringen, einem Ulmer Stadtteil, Hannover. Wie teuer Amtspflichtver-
zu unnötig hohen Wassergebühren und pflichtete sich somit vertraglich, die See- wurde im Sommer 2009 ein Aussichts- letzungen werden können, erlebte die
ist weder ökologisch sinnvoll noch für stadt Bremerhaven von den Bürgschafts- turm errichtet. Sinn und Zweck dieser niedersächsische Landeshauptstadt im
die Versorgungssicherheit erforderlich. verpflichtungen freizustellen. Doch zu ei- Baumaßnahme war es, Spaziergängern März 2010. Eine Grundstücks- und Ver-
2005 mussten 0,92 Euro aufgebracht ner Bürgschaftsfreistellung ist es nie ge- schöne Ausblicke ins Tal zu ermöglichen. waltungsgesellschaft hatte unweit des
werden, um 1 Kubikmeter Wasser in kommen. Von 2002 bis 2010 begnügten Die Kosten für die Herstellung und Bau- Roderbruch-Zentrums eine Fläche zur
Wettenberg zu gewinnen. Gleichzeitig sich die Vertreter der Stadt damit, den durchführung des Turms beliefen sich Errichtung eines Verbrauchermarktes
hätte dieser Kubikmeter Wasser für 0,42 unwilligen Heimbetreiber wiederholt nach Auskunft der Stadt Ulm auf im- erworben. Da die gekaufte Fläche nach
Euro vom Zweckverband Mittelhes- schriftlich und mündlich an die vertrag- merhin rund 8.000 Euro. Bedenken ge- dem damaligen Bebauungsplan auch für
sischer Wasserwerke bezogen werden lich vereinbarte Ablösung der Bürg- gen das Vorhaben gab es offenbar we- den großflächigen Einzelhandel nutzbar
können, der ohnehin 85 Prozent des Be- schaften zu erinnern. Auf die Einleitung der seitens des Naturschutzes noch der war, standen diesem Projekt amtliche
darfs in Wettenberg deckt.“ Doch erst als rechtlicher Schritte wurde vonseiten des Forstwirtschaft. Informationen über ein Hinderungsgründe nicht entgegen. Al-
die Eigengewinnung deutlich absackte Magistrats verzichtet. Ein Versäumnis, artenschutzrelevantes Biotop einer ge- lerdings wurde die von der Gesellschaft
und zahlreiche Investitionen notwendig das sich bitter rächen sollte. Als der pri- schützten Tierart sollen der Naturschutz- beantragte Bauvoranfrage von der Stadt
gewesen wären, um die Anlage weiter zu vate Heimbetreiber im März 2010 Insol- behörde zum Zeitpunkt der Genehmi- Hannover über eine Dauer von mehr
betreiben, war man im Sommer dieses venz anmeldete, nahm die kreditgebende gung nicht vorgelegen haben. Und so als drei Monaten nicht beantwortet,
Jahres bereit, die Eigenwasserversor- Bank die Bürgschaften in Anspruch. So machte schließlich der Uhu einen Strich obwohl die Sach- und Rechtslage ein-
gung aufzugeben. musste Bremerhaven also viele Jahre durch die Rechnung. Vogelschützer hat- deutig war. Nicht ohne Grund: Die Zeit
nach der Veräußerung der Altenheime ten festgestellt, dass der Lebensraum wurde dafür genutzt, neue baurechtliche
Bremerhaven. Den Bürgen wird man mit Steuergeldern für längst erledigt ge- verschiedener Vogelarten (u. a. der Uhu) Voraussetzungen zu schaffen und eine
würgen – die Bedeutung dieses alten glaubte Zusicherungen aufkommen. Ein durch den Aussichtsturm gestört werde Veränderungssperre zu verhängen. Of-
Sprichwortes musste die Stadt Bremer- kleiner Trost für die Steuerzahler: Auf- und die Entfernung des Bauwerks gefor- fensichtlich sollte eine weitere Einzel-
haven aufs Neue lernen. Im Jahr 2002 grund der kontinuierlichen Kredittilgung dert. Folglich musste der Aussichtsturm handelsentwicklung in der Nähe des Ro-
verkaufte sie zwei als GmbH geführte Se- halbierte sich die effektive Ausfallbürg- wieder abgebaut werden. Inzwischen derbruch-Zentrums verhindert werden.
niorenheime für ca. 3,9 Mio. Euro an ei- schaft von 3 auf 1,5 Mio. Euro. Dennoch hat man einen anderen, naturschutz- Daraufhin verklagte die Gesellschaft die
nen privaten gemeinnützigen Altenheim- bleibt es ein zu teurer Paukenschlag für verträglichen Standort in der Nähe ge- Stadt Hannover auf Schadenersatz. Im
Betreiber aus Oldenburg. Bestandteil des eine verschlafene Verwaltung, die ledig- funden und den Turm bereits wieder Zuge des Verfahrens wies das Landge-
Kaufvertrages waren auch zwei Bank- lich konsequent auf die Einhaltung eines aufgebaut. Für die Umsetzung wurden richt Hannover auf die Unzulässigkeit

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Teure Fehler Teure Fehler

des Verhaltens der Stadt Hannover hin. Kooperation. Hip-Hop müsse in Europa ten Künstler mit ihren Handys Kurzfilme weiter die Ursache des Gestanks. Sie
Die einfache planungsrechtliche Frage stärker bekannt gemacht werden. Die drehen. Das Handy soll damit zum „Kre- kennen sie bis heute nicht. Eine erneute
hätte von der Stadt spätestens nach drei Zusammenarbeit der Hip-Hopper im ativwerkzeug“ werden. Man wolle da- „Nachsanierung“ kam nicht mehr in
Monaten positiv beantwortet werden professionellen und im Amateurbereich mit das „Massenprodukt“ Handy seiner Frage, und so fiel konsequenterweise
müssen. Somit hätte das Bauvorhaben sei zu fördern. Die EU subventioniert nun „kommerziellen Logik“ entreißen. Vor die Entscheidung, das Gebäude nicht
dann nicht durch eine spätere Verände- entsprechende Treffen am Rande von lauter grenzenloser Schöngeistigkeit mehr zu nutzen. Es steht leer. Für seine
rungssperre verhindert werden können. Hip-Hop-Veranstaltungen quer über den dieser Art ist es für die Projektbeteiligten weitere Verwendung soll es mehrere
Nach Auffassung des Gerichts haftet für Kontinent. 56.970 Euro spendiert die EU offenbar eine Petitesse, dass ihre Ideen Alternativen geben. Endgültig ist noch
dieses amtspflichtwidrige Verhalten die ebenfalls einem französischen Verein für nur finanziert werden können, weil eu- nicht entschieden worden. Ein Anbau an
Stadt Hannover dem Grunde nach. Ba- ein Europäisches Joystick Orchester. Das ropäische Steuerzahler Tag für Tag der das Hauptgebäude des Finanzministe-
sierend auf dieser Einschätzung entwi- Projekt soll Joystick-Musiker und Kom- ach so verabscheuungswürdigen „kom- riums soll nun neuen Büroraum schaf-
ckelte das Landgericht einen Vergleichs- ponisten von Computermusik zusam- merziellen Logik“ folgen und als Ar- fen. Kosten: 8 Mio. Euro. Das ging dem
vorschlag, nach dem die Stadt an die menbringen und die Europäer an diese beitgeber und Arbeitnehmer Produkte Finanzausschuss des Landtags dann
Gesellschaft 60.000 Euro zu zahlen hat. Kunst heranführen. Ab Oktober 2010 anbieten, für die andere Mitmenschen doch zu weit. Er zeigte Realitätssinn
Diesem Vergleich stimmten beide Seiten sind Joystick-Konzerte in Italien, Belgien freiwillig Geld ausgeben. und lehnte die Bereitstellung der Mit-
schließlich zu. Zusätzlich zur Vergleichs- und Frankreich geplant. 81.000 Euro tel ab. Seit eineinhalb Jahren arbeiten
summe fielen bei der Stadt noch Rechts- kostet in diesem Jahr die Förderung der Magdeburg. Nach Auszug des Magde- die 50 Mitarbeiter verteilt über meh-
anwaltsgebühren von 7.782 Euro an.Für kulturellen Betätigung von Insassen von burger Straßenbauamts im Jahr 2006 rere Standorte in anderen Räumen der
diese Aufwendungen kommt der HADG europäischen Gefängnissen. Die künst- aus einem Gebäude, das 1970 gebaut Landesbehörden. Vielleicht greift man
(Haftpflichtschadenausgleich der Deut- lerischen Fähigkeiten der Gefangenen worden war, entdeckte das benachbarte die Anregung einzelner Mitglieder des
schen Großstädte) auf, der sich selbst müssten mit Hilfe von EU-Geldern be- Finanzministerium des Landes Bedarf Landtags-Finanzausschusses auf, es bei
über Umlagen seiner Mitgliedsstädte fi- wahrt werden, meinen die italienischen an Büroflächen für 50 Mitarbeiter. Dazu der Unterbringung in anderen Verwal-
nanziert. Somit ist der Steuerzahler am Antragsteller. Außerdem wolle man mit musste nach fast 40-jähriger Nutzung tungsgebäuden zu belassen. Das würde
Ende doch der Dumme. dem Projekt verschiedene Aktivitäten das fünfgeschossige Haus erst einmal dem Steuerzahler erneute Ausgaben er-
finanzieren, damit die Öffentlichkeit die saniert werden. Immerhin 870.000 Euro sparen.
Europa. Rund 400 Mio. Euro gibt die künstlerischen Werke von Gefangenen kostete das. Doch kurz nach dem Ein-
EU-Kommission im Rahmen ihres besser wahrnehmen kann. 200.000 Euro zug im Oktober 2008 klagten Mitarbeiter
„Programm Kultur 2007-2013“ aus. Das ist es der EU-Kommission wert, damit über üblen Geruch und Kopfschmerzen.
„Kulturreferat der Exekutivagentur für die Menschen über das „kreative und Die Analyse der Raumluft brachte keine
Bildung, Audiovisuelles und Kultur“ ver- demokratische Potenzial“ von Handys Aufklärung und lag innerhalb der Richt-
teilt das Geld an findige Antragsteller. aufgeklärt werden. Hierzu sind u. a. werte. Bohrkerne aus dem Fußboden
Einige Beispiele für höchst fragwür- Workshops geplant. Hauptinhalt des belegten dagegen krebserregende Sub-
dige Förderprojekte: 50.000 Euro zahlt Projekts ist es, vom Herbst 2010 bis zum stanzen unter dem Estrich des Fußbo-
die Kommission in diesem Jahr für ein Winter 2011 mit Hilfe von Handys die dens. Daher wurde im April 2009 das
„Europäisches Hip-Hop-Laboratorium“. „urbanen Realitäten“ von Prag, Timi- Haus geräumt. Die Mitarbeiter kamen
Die französischen Antragsteller beklagen soara, Warschau, Barcelona und Paris in anderen Büros unter. Für nochmals
das Fehlen einer europäischen Hip-Hop- zu erkunden. Dort wollen die begünstig- 40.000 Euro suchten danach Experten

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Teure Annehmlichkeiten Teure Annehmlichkeiten

Luxus aus Steuergeldern


Teure Annehmlichkeiten
Landkreis Lörrach. Die Steuerzahler mus- nale 2008 neu inszeniert, um „diesen Ort Euro hat der Kalkhaldenpark gekostet. Büren. Ginge es nicht um Steuergeld,
sten mehr als 165.000 Euro für den Bau für Reiter und Spaziergänger erfahrbar Wieder hat das Land 80 Prozent und wäre es eine lustige Geschichte: Um den
einer Aussichtsplattform bei Efringen- zu machen“. Zur Inszenierung gehören die Stadt Würselen 20 Prozent bezahlt. Klängen von Alphörnern zu lauschen,
Kirchen im Landkreis Lörrach berappen. auch eine Aussichtsplattform und Sitz- Doch ganz unabhängig davon, ob man muss man nicht in die Alpen fahren. Eine
Nach den Ausführungen des Regierungs- gelegenheiten, deren Gestaltung an Pa- Graniteier im Wald und die Ausblicke Tour in die Stadt Büren kann ausreichen.
präsidiums Freiburg wird die Erholungs- pierfalter erinnert. Am Fuße der Halde von den Kalkhalden schön findet oder Denn an Wandertagen, Radfahrtagen
nutzung entlang des Rheins durch den Gouley wartet indes eine weitere Attrak- nicht – das Dekorieren, Schmücken und oder bei Fahrten der Almetalbahn spielt
Bau eines Hochwasserrückhaltebeckens tion: die etwa zehn Meter hohen kohle- Verzieren öffentlichen Grüns mit allerlei dort ein Alphorn-Quartett an der Burg-
zeitweise eingeschränkt. So ist offenbar sauren Kalkrückstände einer ehemaligen Gedöns ist schlicht überflüssig und lässt ruine auf einem – im Vergleich zu den Al-
insbesondere der Bereich um die Isteiner Sodafabrik, die 1929 ihre Produktion den Blick für das Wesentliche und Wich- pen – sehr kleinen Hügel. Wenn es Men-
Schwellen, ein Teil des Altrheins, der u. eingestellt hat. Und auch hier braucht tige vermissen. Ein attraktives Naherho- schen gibt, die daran Spaß haben – bitte.
a. als Naherholungsgebiet dient, betrof- es plötzlich einen Aussichtssteg und ein lungsgebiet, ein Wald, ein Park werden Doch die Sache hat einen Haken: Die
fen. Aufgrund dieser Einschränkungen Aussichtsfenster, um die kleine Kalk- auch ohne Kunstobjekte und Aussichts- vier Alphörner im Wert von 11.000 Euro
wurden nach Auskunft der Behörde Aus- halde zu bewundern. Insgesamt hat die plattformen besucht. Würden die öffent- wurden mit Steuergeld finanziert. 5.500
gleichs- und Ersatzmaßnahmen festge- Verschönerung der Halde rund 95.000 lichen Kassen überquellen – niemand Euro zahlte die Stadt, die andere Hälfte
legt, die bestehende Erholungsschwer- Euro gekostet, zu 80 Prozent vom Land würde sich aufregen. Doch derzeit wird floss aus einem EU-Fördermitteltopf.
punkte aufwerten sollen. Dies führte NRW und zu 20 Prozent von der Stadt diese Landschaftskosmetik mit Geld be- Die Stadt erklärt es wie folgt: Unter dem
dazu, dass eine mächtige Aussichtsplatt- Würselen bezahlt. Nahe der Hauptein- zahlt, das nicht mehr vorhanden ist. Wie Motto „Auf den Spuren der Naturtöne“
form nebst Schautafeln an den Isteiner kaufsstraße in Würselen gibt es zwei tief muss der Schuldensumpf eigentlich soll das Alphorn-Quartett touristische
Schwellen errichtet wurde. Neben einem weitere Kalkhalden, die brach lagen und noch werden, damit Land und Kommu- Aktivitäten musikalisch umrahmen
laut Regierungspräsidium spannenden auf „städtebaulich hochwertige Art er- nen zur Besinnung kommen? und aufwerten. Außerdem werde eine
Ausblick auf die Isteiner Schwellen und schlossen“ wurden, so die Stadt. Städte- „mystische Atmosphäre“ im Almetal er-
den Fluss kann nun auch unter anderem baulich hochwertig? Ein trister Platz, ein zeugt, der sich kein Mensch entziehen
die Wasseramsel beobachtet werden. mit Beton eingefasstes Wasserbecken könne. Dadurch erwarte man „eine po-
Hoffentlich „verhagelt“ es den Steuerzah- und zwei verwilderte, etwa 15 Meter sitive Auswirkung auf das Image, den
lern nicht die Aussicht, wenn er auf der hohe Halden, die man nun über Trep- Bekanntheitsgrad und die touristischen
Plattform steht und an die Kosten für das pen erklimmen kann. Die steilen Hänge Einrichtungen des Bürener Landes“. Zu-
Bauwerk denkt. Der Bund der Steuerzah- der kleineren Halde sind gesichert mit dem stärke das Quartett die Zusammen-
ler hält eine solche Aussichtsplattform feinmaschigen Edelstahlnetzen und Ge- arbeit mit der Partnerstadt Mittersill in
für unzeitgemäß. Das hätte man wirklich ländern. Auf dem Rücken dieser Halde Österreich. Denn mit den dortigen Alp-
nicht gebraucht. befinden sich Aussichtsplattformen horn-Bläsern, die Büren überhaupt erst
und ein Skywalk, eine über den Rand auf die Idee gebracht haben, ein Quar-
Würselen. Sie sehen aus wie Dinosau- der Halde hinausragende Aussichts- tett zu gründen, sollen nun gemeinsame
riereier und sind aus Granit. 18 Stück plattform. Sie bieten wahlweise einen Übungslehrgänge und Auftritte stattfin-
wurden auf der aufgeforsteten Halde Blick in die Fenster eines Mietshauses, den. Würde es sich nicht um ein offi-
Gouley bei Würselen verteilt. Die ehe- auf einen Supermarkt, den tristen Platz Die Dino-Eier und andere „Verschönerun- zielles Schreiben handeln, könnte man
malige Kohlehalde wurde zur EuRegio- oder ins Blättergestrüpp. Rund 1,75 Mio. gen“ kosteten 95.000 Euro. diese schriftliche Erklärung der Stadt

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Teure Annehmlichkeiten Teure Annehmlichkeiten

glatt für einen Scherz halten. Ein Wer- Euro für den Schüler und von 700 Euro
begag, über den man nur sehr kurz la- für das Gymnasium. Da das Preisgeld für
chen kann, gefolgt von der Überlegung: die Schule allein nicht ausgereicht hätte,
Schade, dass die Partnerstadt in Öster- um Bänke aufzustellen und Bäume zu
reich nicht Blockflöten-Spieler statt der pflanzen, wurde gleich geklotzt statt ge-
Alphornbläser vorgeführt hat. Hätte Bü- kleckert: 33.000 Euro hat die Betonschne-
ren diese Idee übernommen, wäre man cke, die nun den Schulhof schmückt,
deutlich billiger davongekommen. gekostet. 15.000 Euro steuerte die Stadt
Winterberg zu den Gesamtkosten bei,
Winterberg. Da staunen Besucher des 18.000 Euro wurden durch Sponsoren
Geschwister-Scholl-Gymnasiums in finanziert. Das Objekt soll über die funk-
Winterberg nicht schlecht: Es glit- tionale Nutzung hinaus als ästhetisches Das Sachleistungskonto und die ungehemmte Kauflust der Abgeordneten des Bundes-
zert und funkelt auf dem Schulhof, ein Objekt Sinnträger sein, und man habe tags, die sich in Montblanc-Schreibgeräten niederschlug, sorgte für Unmut.
Kunstwerk aus tausenden von bunten auch die Schülerinnen und Schüler an
Mosaiksteinen auf wellenförmigen Be- der praktischen Gestaltungsausführung Bund. Vor gut einem Jahr gerieten 115 ten Konto für Sachleistungen – aus dem
tonwänden, an die sich schneckenför- beteiligen wollen, rechtfertigte der Bür- Bundestagsabgeordnete in die Schlag- jedem Abgeordneten 12.000 Euro pro
mig Bänke schmiegen. Stolz stellte die germeister die radikale Änderung des zeilen, als bekannt wurde, dass sie sich Jahr zustehen. Der BdSt kritisierte die
Schule im vergangenen September der Schülerentwurfs und versichert, der großzügig auf Kosten der Steuerzahler ungehemmte Kauflust der Volkvertreter
Öffentlichkeit ihre neue „Kommunika- neue Treffpunkt werde zum Verweilen mit schmucken und teuren Schreibuten- und forderte grundlegende Änderungen
tionsinsel“ vor. So taufte man das im- und Austausch von den Schülern sehr silien ausgestattet hatten. Auch wenn für das Sachleistungskonto. Mit dem im
posante Bauwerk, das den Schülern in gut angenommen. Doch das darf bezwei- die Namen der Abgeordneten bis heute Jahr 1998 geschaffenen Budget können
den Pausen als Aufenthalts- und Erho- felt werden, denn wegen der hohen Ko- nicht bekannt sind, so steht doch ihre Abgeordnete sämtliche benötigten Bü-
lungsort dienen soll. Doch mit dem ur- sten und unbequemen Sitze gibt es Kritik Einkaufsliste fest: 396 Schreibgeräte romaterialen finanzieren. Aber auch
sprünglichen Konzept hat das aufwen- bei den Gymnasiasten. Hässlich, eng und der Nobelmarke Montblanc wurden für die verschiedensten IT-Artikel stehen
dige Kunstwerk nicht mehr viel zu tun. scharfkantig sei das Objekt, zum Sitzen 68.800 Euro auf Steuerzahlerkosten be- auf der Bestellliste, von elektronischen
Die Grundidee lieferte ein Schüler des schlecht geeignet, ärgerten sich einige schafft. Die öffentliche Empörung war Übersetzungsgeräten, Kaffeevollau-
Gymnasiums, der hierfür sogar mit dem Schüler. Schade, dass ausgerechnet ih- entsprechend groß. Auch wenn das tomaten, Digitalkameras, Notebooks,
RWE-Klimaschutzpreis ausgezeichnet nen das kostspielige Kunstwerk so wenig Gebaren der Abgeordneten rein formal DVD-Recordern bis hin zu Handys und
wurde. Nach den Plänen des Schülers gefällt. Offenbar wurden die Wünsche nicht zu beanstanden war, blieb den- den dazugehörigen Freisprechanlagen
sollten jeweils zwei im Halbkreis aufge- der Schüler von den Verantwortlichen noch die Frage nach Maß und Anstand für den privaten PKW einschließlich
stellte Bänke, angelehnt an einen Wall, nicht wirklich berücksichtigt. Wenn man offen. Denn die Beschaffung der teuren der Einbauarbeiten. Die vom Bund
zwischen vier Bäumen den Schülern in die Sponsoren für das Aufstellen von Schreibwaren erfolgte nicht aus den der Steuerzahler angeführte Kritik rief
den Pausen als Sitzgelegenheit dienen. Bänken und die Begrünung des Schul- Monatsdiäten in Höhe von 7.668 Euro den Bundestagspräsidenten sowie den
Auch dem Winterberger Rat, dem der hofs nach dem ursprünglichen Konzept oder der monatlich steuerfreien Kosten- Ältestenrat auf den Plan, die sich der
Entwurf des Schülers im Winter 2007 gewonnen hätte, hätten die Schüler und pauschale von derzeit 3.969 Euro, wie es Regelungen zum Konto annahmen, um
vorgestellt wurde, gefiel das Konzept. auch die Steuerzahler sicher mehr von eigentlich naheliegen würde, sondern künftig Missbrauch und Missverständ-
Hierfür gab es ein Preisgeld von 100 dem Projekt gehabt. aus einem Nebentopf – dem sogenann- nisse zu vermeiden. Wenig später dann

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Teure Annehmlichkeiten Teure Imagepflege

Teure Imagepflege
Steuerfinanzierte Werbung und Imagepolitur
ein Teilerfolg für die Steuerzahler: „Auf tischen Haushalt nicht mehr. Hennef. Das Prädikat „grober Unfug“ Mauern nachts gut zu sehen sind. Kleines
Anregung des Bundestagspräsidenten Zu lange hatte die Stadt dem FAB und verdienen einige der zehn Kulturpro- Schmankerl am Rande: Inzwischen sind
hat der Ältestenrat die Regelungen zum seinen Kosten gleichmütig gegenüber- jekte, mit denen die Stadt Hennef die ein paar Monate ins Land gegangen –
Sachleistungskonto überprüft und be- gestanden. Das spiegelt sich auch in Siegschleifen kulturell und touristisch und das Grünzeug hat sich wieder präch-
schlossen, ab sofort Schreibgeräte der der städtischen Buchführung wider: aufwerten möchte. So kann man im Orts- tig ausgebreitet. Drittes Projekt: Ein neu
Firma Montblanc und vergleichbare Erst seit 2005 werden die Verluste des teil Allner ein verrostetes Mühlrad be- angelegter Brunnenplatz, der Besucher
hochpreisige Kugelschreiber und Füll- FAB sauber erfasst. In den Jahren 2005 sichtigen, das halb im Laub und Erdreich über die Ortsgeschichte informieren soll.
federhalter nicht mehr aus dem Sach- bis 2008 waren es nach Darstellung der vergraben ist. Dafür wurde extra ein Von 1923 bis 1963 gab es das „Marien-
leistungsbudget zu erstatten.“ Kämmerei 9,6 Mio. Euro. Doch nach dem Aussichtssteg gebaut. Eine Mühle zum brünnchen“, dessen Wasser einer Sage
Abschlussbericht einer Wirtschafts- Mühlrad gibt es aber längst nicht mehr, nach Heilwirkung haben sollte. Nach
Schwerte. 1993 war kein gutes Jahr für prüfungsgesellschaft hat das FAB den die wurde schon 1973 abgerissen. Heute dem Bau der Wahnbachtalsperre blieb
Schwerte. In diesem Jahr eröffnete die städtischen Haushalt von 1994 bis 2004 verläuft hier eine Landstraße. Jetzt hat nur noch ein Brunnenschacht mit Me-
Stadt das Freizeit-Allwetterbad (FAB), mit 19,1 Mio. Euro belastet. Hinzu kom- man sich an das Mühlrad erinnert und es talldeckel zurück, unzugänglich auf einer
das 2009 nach nur 16 Jahren wieder ge- men weitere 6,4 Mio. Euro, die die Stadt zum Bodendenkmal erklärt. Kosten für Pferdewiese. Jetzt wurde der Brunnen
schlossen wurde. In der Zwischenzeit noch für den Bau des knapp 9 Mio. Euro den Aussichtssteg, für Prüfstatik sowie erneuert und mit Bänken flankiert. Wei-
hat das FAB die Steuerzahler vor allem teuren FAB abzubezahlen hat. Zudem landschaftspflegerische und denkmal- dezäune wurden verlegt und 250 Meter
Geld gekostet. Viel Geld. Das Gesamtde- fallen bis Ende 2010 Personalkosten in rechtliche Begleitung: 35.000 Euro. Auf Fuß- und Reitweg auf dem Privatgrund-
fizit liegt bei weit über 25 Mio. Euro, und Höhe von 720.000 Euro an. Nein, 1993 der gegenüberliegenden Straßenseite stück neu gestaltet. Der Platz ist für Orts-
auch die knapp 9 Mio. Euro Baukosten war kein gutes Jahr für Schwerte. wurden die Mauern des Schlosses Allner unkundige schwer zu finden. Wenn sich
sind noch lange nicht bezahlt. Seit 1993 vom Wildwuchs befreit, damit man das trotzdem mal Besucher hierhin verirren,
zählt die Stadt Schwerte außerdem zu Schlossensemble besser wahrnehmen dürften die ziemlich enttäuscht sein, denn
den Haushaltssicherungsgemeinden. kann. Von der Straße aus kann man das das berühmte Heilwasser kann man nicht
Wer finanziell mit dem Rücken zur Wand repräsentative Schloss hinter den meter-
steht, kann aber erst recht kein Spaßbad hohen Mauern allerdings nicht sehen. Nur
mit Sprudelliegen, Sternenhimmel, Was- von der gegenüberliegenden Siegwiese
serfall und Wasserkanonen schultern. aus sieht man ein paar Türme zwischen
Warum das FAB erst jetzt geschlossen Baumwipfeln herausragen. Besichtigen
wird bzw. überhaupt jemals gebaut kann man Schloss Allner auch nicht, es
wurde, ist kaum zu begreifen. Obwohl ist in Privatbesitz. Trotzdem ließ die Stadt
es immer wieder Stimmen gab, die mah- insgesamt 15 Bäume und 100 Quadrat-
nend auf den städtischen Schuldenberg meter Sträucher vor und auf der Mauer
wiesen, der durch die Defizite des FAB auf Kosten der Steuerzahler entfernen.
kontinuierlich anstieg und obwohl die Kosten: 30.700 Euro. Mit 1.000 Euro be-
Bürger den Erhalt des FAB nicht unter- teiligte sich die Schlossverwaltung, die
stützten, beschloss der Rat erst im Fe- sich sicher über die preiswerte Mauer-
bruar 2009 die Schließung – denn 2008 pflege freut. Geprüft wird derzeit auch Dies ist eines der Kulturobjekte, mit denen
genehmigte der Kreis Unna den städ- noch eine bessere Beleuchtung, damit die Hennef die Siegschleife schmückt.

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Teure Imagepflege Teure Imagepflege

schöpfen: Der Brunnen ist vergittert, da- 15.000 Einladungen, für die gut 50.000 Monaten wurde erneut eine Diskussion rium, dass man gemessen am Gesam-
mit niemand hineinfallen kann. Kosten: Euro ausgegeben wurden. Größter Ein- über den Neubau eines separaten Kon- tumfang der Bildungsausgaben, die
67.000 Euro. Gut 130.000 Euro kosteten zelposten war aber die Verpflegung der zertsaals für die Dresdner Philharmonie Informationskampagne und die hierfür
den Steuerzahler allein diese drei Pro- Teilnehmer: Diese ließ man sich knapp von Kritikern des Konzepts „Konzert- bereitgestellten Haushaltsmittel für an-
jekte aus dem Regionale-Projekt „Natur 57.000 Euro kosten, das sind weit mehr saal“ im Kulturpalast angestoßen. Von gemessen halte. Insgesamt hat man für
und Kultur quer zur Sieg“. Insgesamt als 100 Euro pro Person. Wenn für eine der Broschüre wurden 35.000 Exemplare die gesamte Informationskampagne 2,5
sind dafür 568.000 Euro Fördermittel solche Alibiveranstaltung noch so viel gedruckt; die Gesamtkosten beliefen sich Millionen Euro vorgesehen. Diese um-
nach Hennef geflossen, weitere 143.000 Geld vorhanden ist, kann es um die Fi- auf rund 25.000 Euro. Allein 2.130 Euro fasst unter anderem neben zahlreichen
Euro zahlt die Stadt selbst. Ob es auch nanzsituation ja so schlimm nicht ste- gab die Stadt für den Kauf von Adres- Faltblättern, Leitfäden auch Veranstal-
Geld für sinnvollere Projekte gegeben hen, könnte man glauben. Dem ist aber sen aus. Der Empfängerkreis der Briefe tungen wie „Klassenzimmer on tour“
hätte? leider nicht so! setzte sich zusammen aus Abonnenten sowie eine eigene Internetseite. Eine im
der Dresdner Philharmonie sowie Ein- Vorfeld der gesamten Kampagne durch
Schleswig-Holstein. Die stetig steigenden Dresden. Die Stadt Dresden verschickte richtungen, Institutionen, Dienstleistern ein Institut durchgeführte Befragung
Gesundheitskosten werden zu einem Ende 2009 eine aufwendig auf Hoch- und Partnern, die in einem Bezug zur für rund 38.000 Euro sowie Schokola-
immer größeren Problem des Sozial- glanzpapier gedruckte 20-seitige Bro- Landeshauptstadt Dresden stehen. Der detafeln mit Banderolen für 12.000 Euro
staates. Dabei trägt nicht nur die Kran- schüre „Der neue Konzertsaal im Kul- Bund der Steuerzahler ist der Ansicht, durften natürlich auch nicht fehlen.
kenversorgung zur Kostensteigerung turpalast Dresden“. Diese Broschüre dass man auch mit anderen, kosten- Bis 1. April beliefen sich die Ausgaben
bei, wie unser Beispiel aus Kiel zeigt. Für soll der Information über den geplanten günstigeren, Möglichkeiten das Projekt für die verschiedenen Maßnahmen auf
sage und schreibe 275.000 Euro richtete Konzertsaal innerhalb des Umbaupro- breiteren Bevölkerungsschichten hätte 920.000 Euro. Ob diese Ausgaben wirk-
die Landesregierung einen zweitägigen jekts des Kulturpalastes dienen, so die vorstellen können. lich angemessen sind, kann bezweifelt
Gesundheitskongress mit 30 Referenten Antwort der Stadtverwaltung Dresden werden. Nach lautstarken Protesten ent-
und rund 500 Gästen aus. Nach Abzug auf unsere Anfrage. Im Juli 2008 hatte Baden-Württemberg. Für viel Aufsehen schied man sich, den Schwerpunkt der
von Sponsorengeldern blieb für die der Dresdner Stadtrat beschlossen, die sorgte im Frühjahr 2010 die Informa- Kampagne auf dialogorientierte Maß-
marode Landeskasse immer noch ein akustisch ungenügende Spielstätte der tionskampagne des Kultusministeri- nahmen zu verlegen und stoppte Anzei-
Aufwand von rund 200.000 Euro. Ziel Dresdner Philharmonie, den Dresdner ums zur „Qualitätsoffensive Bildung“ gen und Flyer. Für den Steuerzahler ist
war es, die Gesundheitsversorgung auf Kulturpalast, in einen Konzertsaal der in Baden-Württemberg. Landesweit es ärgerlich, wenn sein Geld für teure
dem Lande in der Zukunft zu beraten. internationalen Spitzenklasse umzu- wurden die Leser der führenden Tages- Imagekampagnen der Politik ausgege-
Das Ergebnis ist mehr als mager: Man bauen. An dem Architektenwettbewerb zeitungen mittels einer Beilage über die ben wird.
werde eine flächendeckende Versor- hatten sich 28 Büros aus ganz Europa Bestandteile der Qualitätsoffensive un-
gung im ländlichen Raum nur aufrecht- beteiligt. Zusammen mit der Dresdner terrichtet. Die Gesamtauflage belief sich München. Arbeitet das Bayerische
erhalten können, wenn das Angebot Philharmonie wird auch die Städtische auf stattliche 1,3 Millionen Exemplare. Staatsministerium für Ernährung, Land-
besser vernetzt werde. So das wenig Bibliothek nach dem Umbau den Kultur- Die Kosten für Druck und Versand al- wirtschaft und Forsten für den Wald
überraschende Urteil der Fachleute. palast nutzen und in verglasten Türmen lein für diese Aktion beliefen sich für oder für die Katz? Letzteres scheint of-
Für die Organisation und Durchführung rechts und links des Konzertsaals ihren die Steuerzahler auf 311.411 Euro. Der fenbar der Fall zu sein. So hat Ministe-
der Tagung erhielt eine Agentur 65.000 Platz finden. Auch das Kabarett „Die Informationsgehalt der Beilage war rialdirigent W., Leiter der Forstverwal-
Euro Honorar. Um die 500 Teilnehmer Herkuleskeule“ soll im Gebäude seine allerdings überschaubar. Auf unsere tung im Bayerischen Staatsministerium
zu gewinnen, versandte man insgesamt neue Spielstätte erhalten. In den letzten Anfrage antwortete das Kultusministe- für Ernährung, Landwirtschaft und For-

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Teure Imagepflege Teure Imagepflege

sten, 2005 offenbar ohne Kenntnis seines Jäger“. Nach alledem wertete auch der die Hannoverschen Klippen hinausragen in der Öffentlichkeit kursieren, macht
damaligen Staatsministers die Projekt- heutige Bayerische Staatsminister für Er- und den Besuchern einen spektakulären stutzig. Der Bund der Steuerzahler wird
gruppe „Waldumbau - Klimawandel“ nährung, Landwirtschaft und Forsten die Blick ins Wesertal bescheren soll, sowie den Fall weiter beobachten und die Öf-
einberufen. Diese hatte den Auftrag, für im Abschlussbericht der Projektgruppe einen barrierearmen Wanderweg als fentlichkeit über die Kostenentwicklung
das Bayerische Staatsministerium für getroffenen Aussagen als „völlig über- Zugang rechnet der Kreis mit Kosten in dieses Prestigeprojekts informieren.
Ernährung, Landwirtschaft und For- zogen“ und weder seinem Stil noch dem Höhe von 500.000 Euro. Was der Kreis
sten Lösungsvorschläge und Entschei- Stil seines Hauses entsprechend. Er hat Höxter als „Leuchtturmprojekt“ betitelt, Berlin. Die Berliner Senatsverwaltung
dungsgrundlagen zu erarbeiten, „wie daher das Papier „sofort“ – nachdem er findet in der Bevölkerung wenig Rück- für Bildung, Wissenschaft und For-
der dringend erforderliche Waldumbau davon Kenntnis erlangt hat – „offiziell für halt. Denn es gibt einen historischen Klip- schung hat im Dezember 2009 eine
beschleunigt werden kann“. Dabei wurde gegenstandslos erklärt“. Der Abschluss- penweg, der zu einem Aussichtspunkt Broschüre mit dem Titel „Investitions-
auch ein externes privates Marketingun- bericht werde „wegen der unberech- mit einem so spektakulären Blick ins programm ‚Zukunft Bildung und Be-
ternehmen eingeschaltet. Dieses wurde tigten pauschalen Vorwürfe keinerlei Wesertal führt, dass eine Aussichtsplatt- treuung’“ (IZBB) herausgegeben. Die 38
beauftragt, die Projektgruppenarbeit zu jagdpolitische Bedeutung erlangen“. Fi- form schlicht überflüssig ist. Allerdings Seiten umfassende Schrift dokumentiert
begleiten und zu moderieren. Es sollten nanzielle Bedeutung erlangte der Bericht ist dieser Weg seit Beginn der 90er Jahre den Ausbau der Berliner Grundschulen
u. a. Vorschläge entwickelt werden, wie jedoch für die Steuerzahler, denn diese aus Sicherheitsgründen gesperrt. Ob er für den Ganztagsbetrieb und dürfte
Waldbesitzer erreicht, interessiert, in- hatten ihn zu bezahlen. Wie die Nachfra- sich nicht sichern, ggf. verbessern und eine der teuersten Drucksachen des
formiert und motiviert werden können. gen des Bundes der Steuerzahler erga- wieder öffnen ließe? Der Kreis zeigt sich Berliner Senats sein. Bei einer Auflage
Als Ergebnis der Projektarbeit wurde ben, kostete die externe Beratung 24.000 in dieser Frage zugeknöpft. Eine Interes- von gerade einmal 250 Stück beliefen
ein Abschlussbericht verfasst, der u. a. Euro. Wie gut, dass man die braven Steu- sengemeinschaft kritisiert zudem, dass sich die Herstellungskosten durch eine
„die Schaffung eines medialen Humus“ erzahler hat! der stählerne Skywalk, der in die Han- Fremdfirma auf über 17.000 Euro. Dies
vorschlägt zur Schaffung eines „neuen noverschen Klippen hineingebohrt wird, entspricht damit Kosten von 70 Euro
Typus des Jägers“ – gegen die „verfilzte Kreis Höxter. Grand Canyon war gestern, das Gesamtbild der Felsen beeinträchtigt pro Exemplar. Reich bebildert ist die
Struktur der Jagd – die uneinsichtigen die Hannoverschen Klippen sind heute. und sich nicht mit dem Naturschutz ver- Broschüre mit hochwertigen Architek-
Um der beeindruckenden Felsformation trägt. Sie plädiert dafür, den historischen turfotos der umgebauten Schulgebäude
im Kreis Höxter zu mehr Glanz zu ver- Klippenweg wieder zu öffnen. Der Land- sowie mit Fotografien spielender und
helfen, soll eine Aussichtsplattform in rat hatte versichert, keine Entscheidung lernender Kinder. Unterlegt sind die Ab-
den Klippen verankert werden. Dieser gegen den Willen der Bevölkerung zu bildungen mit Aussagen zur Wirkung
Skywalk ist eines der Projekte aus dem treffen. Doch eine Ausschreibung hat von Gestaltung, Licht und Schall. Im
Programm „Erlesene Natur“, mit dem bereits stattgefunden, die Aufträge wur- Hauptausschuss des Berliner Abgeord-
der Kreis Höxter die Natur erlebbar und den an zwei heimische Firmen vergeben. netenhauses informierte die zuständige
attraktiver machen und mehr Besucher Ein solches Vorgehen wirft ein denkbar Staatssekretärin auf Nachfrage, dass im
anlocken möchte. Rund 3 Mio. Euro ha- schlechtes Licht auf die Entscheidungs- Rahmen des IZBB-Programms Bund
ben die EU, das Land NRW und der Kreis träger. Auch dass der anfangs geplante und Länder vereinbart hätten, wie die
Höxter insgesamt dafür locker gemacht. Rundwanderweg plötzlich nicht mehr zu umgesetzten Maßnahmen dokumentiert
Für den Skywalk, eine rund fünf mal dem Projekt gehört, sondern in einem werden sollten. Die erstellte Broschüre
Der Bericht der Projektgruppe „Waldum- vier Meter große Aussichtsplattform mit weiteren Schritt angelegt werden soll sei insofern mit dem Bund und den an-
bau - Klimawandel“ war „für die Katz“! einem schmaleren Seitenarm, der über und dass immer wieder andere Kosten deren Bundesländern abgestimmt. Die

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Teure Imagepflege Teure Diener

Treue Diener, teure Diener


Bürokraten schlagen Kapriolen
Finanzierung der Broschüre aus der regierung von Peter Müller (CDU) meh- München/Taiwan. Ihr „Fernweh“ stillten Pflicht, sich in anderen Ländern zu infor-
Dienstleistungspauschale sei innerhalb rere PR-Aktionen. So wurde den Mai-Ge- 16 Mitglieder des Ausschusses für Fra- mieren“. Außerdem entspreche es dem
des IZBB-Programms erfolgt. Insgesamt haltsabrechnungen der Beschäftigten im gen des Öffentlichen Dienstes des Baye- Selbstverständnis der frei gewählten
habe Berlin einen Anteil in Höhe von 147 öffentlichen Dienst ein Begleitschreiben rischen Landtags. Sie reisten vom 14. bis Abgeordneten, wie sie sich im Einzel-
Mio. Euro erhalten, wovon rund 275.000 des Ministerpräsidenten beigefügt, in 21. November 2009 nach Taiwan. Man nen informieren. Sie seien ausschließ-
Euro für wissenschaftliche Begleitung, dem dieser die Verdienste seiner Regie- wollte in Fernost Erfahrungen über das lich den Wählern politisch verantwort-
Evaluation und Publikationen vorgese- rung um die Staatsdiener über den grü- dortige Beamtentum gewinnen. „Es ist lich. Wenn auch nach Mitteilung der
hen gewesen seien, ist dem Sitzungs- nen Klee lobte. Im Sommer 2009 wurde bekannt, dass die asiatische Kultur von Präsidentin des Bayerischen Landtags
protokoll zu entnehmen. Weiter bestä- eine Broschüre vom Innenministerium in besonderer Freundlichkeit geprägt ist. jeder Abgeordnete in einer Wahlperiode
tigte die Staatsekretärin auch, dass die einer Auflage von 5.000 Exemplaren ver- Ich bin daher sehr neugierig, wie sich 4.400 Euro an mandatsbedingten Reisen
Broschüre von einer Firma erstellt und öffentlicht, die den Titel „Saarland – aber diese Neigung im täglichen Geschäft in abrechnen kann und der Ausflug nach
mit 17.504,90 Euro in Rechnung gestellt sicher“ trug. Darin wurde darauf ver- einer großen Behörde, wie beispiels- Taiwan wohl in diesem Budget enthal-
worden sei. Sie gesteht dabei aber auch wiesen, dass unter der CDU-Regierung weise einem Finanzamt, in der Praxis ten war, stellen sich die Steuerzahler als
ein, dass die Frage des Preis-Leistungs- deutlich mehr Polizeibeamte eingestellt umsetzen lässt und ob sich davon An- eigentliche Financiers unseres Staates
Verhältnisses sicher noch einmal geprüft worden seien als unter der SPD-Vorgän- regungen für unsere Ämter ableiten die Frage, ob in Zeiten einer Finanzkrise
werden müsse. Bearbeitet worden sei die gerregierung. Schließlich schaltete man lassen“, hieß es vielversprechend im dieser Polittourismus nach Taiwan noch
Broschüre von den Verwaltungsmitarbei- im Zeitraum Mai bis August eine Anzei- Reiseantrag der Ausschussvorsitzen- gerechtfertigt ist.
tern, die das IZBB-Programm insgesamt genserie in Nachrichtenblättern verschie- den. Von den Asiaten Freundlichkeit zu
abgewickelt hätten. Insofern geht der dener Gemeinden unter der Überschrift erlernen, insbesondere beim Umgang Landkreis Waldeck-Frankenberg. Fast
BdSt davon aus, dass die Broschüre die „Der Ministerpräsident informiert“. mit den Bürgern, ist geradezu grotesk. drei Monate nachdem Landrat Helmut
Steuerzahler zusammen mit den Kosten Garniert mit dem Landeswappen und Freundlichkeit sollte wohl eine Selbst- Eichenlaub aus seinem Amt ausge-
der Verwaltung insgesamt an die 25.000 dem Konterfei von Peter Müller wurden verständlichkeit auch unserer Abge- schieden war, rückte die Kreisverwal-
Euro bzw. rund 100 Euro pro Stück ge- unterschiedliche Themen abgehandelt. ordneten und Staatsbediensteten sein. tung erstmals Zahlen über die Höhe der
kostet haben dürfte. Für eine Schrift mit Vom BdSt angesprochen, teilte die Staats- Das auf dem Asientrip zu gewinnende, Reisekosten des ehemaligen Landrats
einem so geringen Informationsgehalt kanzlei mit, dass der Schaden durch die konkrete Informationsbedürfnis ist den heraus. Dabei wurde bekannt, das allein
und so begrenzten Adressatenkreis ist verfassungswidrige Wahlwerbung bei Bürgern und Steuerzahlern weder ver- die Reisekosten in den Jahren 2008 und
das eindeutig zu viel. 28.000 Euro liege. Die oppositionelle SPD mittelbar noch für sie nachvollziehbar. 2009 um 67.000 Euro höher waren als
befürchtet indes einen Schaden von mehr Ganz anderer Auffassung ist die Prä- im Haushalt veranschlagt, obwohl der
Saarbrücken. Mit Urteil vom 1. Juli stellte als 100.000 Euro. Alles deutet darauf hin, sidentin des Bayerischen Landtags. Sie Kreisausschuss den Ansatz für Dienst-
der Verfassungsgerichtshof des Saar- dass den die Steuerzahler tragen müssen, teilte dem Bund der Steuerzahler u. a. reisen und Partnerschaften bereits 2008
landes fest, dass die CDU-Landesregie- denn die CDU, zu deren Gunsten die Wer- mit, dass „die Informationsprogramme wegen deutlichen Überschreitungen
rung während des Landtagswahlkampfes beaktionen liefen, lehnt einen Ersatz des vor Ort stets so arbeitsintensiv ausgelegt erhöhen musste. In den zwei Jahren
2009 verfassungswidrig Wahlkampf auf Schadens kategorisch ab. Und die Staats- sind, dass es sich von selbst versteht, hatte der Landrat allein 116.000 Euro
Kosten der Steuerzahler betrieben hat. kanzlei teilte dem BdSt lakonisch mit, dass dass nicht das Reisen, sondern die Infor- für 38 Auslandsreisen ins Burgenland,
Für den Schaden geradestehen will jetzt Ersatzansprüche geprüft und gegebenen- mation im Vordergrund steht. In einer die Schweiz, die USA und nach Mos-
niemand. Im Vorfeld der Landtagswahl falls beschieden würden. Mehr war bis globalisierten Welt haben Abgeordnete kau ausgegeben. Bekannt wurde auch,
vom 30. August 2009 startete die Landes- heute nicht zu vernehmen. nicht nur das Recht, sondern sogar die dass die überhöhten Reisekosten im

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Teure Diener Teure Diener

Kreisausschuss und Parlament mit trick- achtjährigen Amtszeit muss die Stadt
reicher Darstellung der Bilanz durchge- zunächst noch 75 Prozent der Bezüge
winkt wurden. Der Mehrbedarf wurde weiterzahlen: insgesamt 165.000 Euro im
rein rechnerisch bei anderen Etatposten Jahr. In den ersten drei Monaten werden
zusammengekratzt. Damit nahmen die die vollen Bezüge weitergezahlt, danach
Parlamentarier Mehrkosten von fast 200 reduzieren sich die Kosten auf 134.000
Prozent einfach so zur Kenntnis. Inzwi- Euro pro Jahr. Die Amtszeit des Käm-
schen ermittelt die Staatsanwaltschaft merers endet offiziell am 30. April 2012,
und ein Akteneinsichtsausschuss be- die der Sozialdezernentin am 31. Januar
müht sich um eine lückenlose Aufklä- 2015. Vorsichtig hochgerechnet zahlen
rung. Dieser stellte auch fest, dass zwei die Kreuztaler deshalb in den nächsten
Reisen doppelt abgerechnet wurden. fünf Jahren mehr als 400.000 Euro für
Das Regierungspräsidium Kassel hat zwei Beigeordnete, die nicht mehr für
bereits ein Disziplinarverfahren gegen sie arbeiten.
den früheren Landrat eingeleitet. Als si- Der Bürgermeister erklärt, dass man
cher gilt inzwischen auch, dass Eichen- jetzt pro Jahr 31.000 Euro Personalko- Die Reiselust führte bayerische Landtagsabgeordnete nach Vietnam und Taiwan.
laub unberechtigt Provisionen in Höhe sten spare. Ab 2011 lägen die Einspa-
von 309.000 Euro für Geldanlagen des rungen durch Wegfall einer Umlage an München/Vietnam. „Das Reisen ist nicht die frei gewählten Abgeordneten „selbst
Landkreises in der Schweiz erhalten hat. die Versorgungskasse sogar bei 66.000 nur des Müllers Lust“, sondern offenbar entscheiden, welche Informationen sie
62.000 Euro waren bereits auf ein von Euro. Nachfolgeregelungen möchte man auch die des Ausschusses für Verfas- für notwendig erachten und auf welche
Eichenlaub benanntes Konto gebucht intern treffen. Allerdings müssten dann sung, Recht, Parlamentsfragen und Ver- Weise sie sich informieren. Die Infor-
worden. Sollten sich die Vorwürfe bestä- für Höhergruppierungen jährlich 25.000 braucherschutz des Bayerischen Land- mationsreise nach Vietnam war „gemäß
tigen, so ist das als klarer Verstoß gegen Euro veranschlagt werden, so dass un- tags. So unternahmen die 16 Mitglieder den bestehenden Regeln vom Ausschuss
den wirtschaftlichen und sparsamen term Strich noch 41.000 Euro eingespart dieses Ausschusses im April dieses beschlossen und vom Ältestenrat geneh-
Umgang mit Steuergeldern zu werten. würden. Eine Milchmädchenrechnung. Jahres einen Fernosttrip nach Vietnam. migt worden“.Wenn auch die Fernost-
Dann müssen ohne Ansehen der betei- Denn auch ohne Abwahl hätten sich in Anlass dieser Reise sei u. a. gewesen, reise der Parlamentarier sich im Rah-
ligten Personen Schadensersatzansprü- zwei Jahren die Kosten halbieren las- Rahmenbedingungen für bayerische men des jedem Abgeordneten in einer
che geltend gemacht und strafrechtliche sen: wenn die Amtszeit des Kämmerers Unternehmen in Vietnam zu erkunden. Wahlperiode zustehenden Budgets von
Schritte eingeleitet werden. offiziell abläuft und er nicht wiederge- Dabei sind aber auch die touristischen 4.400 Euro für mandatsbedingte Reisen
wählt worden wäre. Zu kurz gedacht Highlights nicht zu kurz gekommen. bewegt hat, sind es doch letztlich die
Kreuztal. Gleich zwei Beigeordnete ist auch die Rechnung zur Entwicklung So ist man für einen Tag in die Halong Steuerzahler, die die Vietnamreise zu
wählte der Kreuztaler Rat im Januar ab. der Umlage an die Versorgungskasse für Bucht im Norden Vietnams gereist. Im bezahlen haben. Der Ausschussvorsit-
Kämmerer und Sozialdezernentin, beide kommunale Beamte. Wie sich die Ko- Süden hat man die Cu Chi Tunnel be- zende teilte dem Bund der Steuerzah-
Wahlbeamte auf Zeit, wurden vorzeitig sten hierfür entwickeln, hängt davon ab, sichtigt, die der Vietcong während des ler insoweit noch lapidar mit, dass der
aus dem Amt entlassen. Doch was der wie sich die Zahl der Pensionäre künftig Vietnamkrieges unter dem US-Haupt- Ausschuss für Verfassung, Recht, Par-
Öffentlichkeit als Sparkonzept verkauft entwickelt. Und diese steigt – die Stadt quartier gebaut hatte. Der Ausschuss- lamentsfragen und Verbraucherschutz
wird, ist teuer. Denn bis zum Ende der Kreuztal hat ihren Anteil daran. vorsitzende vertritt die Auffassung, dass das „Budget durchaus in dem Bewusst-

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Teure Diener Teure Diener

sein verwendet, dass es sich dabei um Löhne. Die Stadt Löhne hat ihre Verwal- noch voll; ab 1. Januar 2011 tritt er je- Kreditaufnahme sei dem Markt Wolnzach
Steuergelder handelt“. Fraglich ist aber tung neu strukturiert. Die Personalkosten doch in die Freistellungsphase seiner Al- ein Schaden in Form einer Zinsbelastung
nach wie vor, ob die Steuerzahler für die werden dadurch aber nicht sinken. Im tersteilzeit ein. Also muss dann ein neuer in Höhe von rund 180.000 Euro entstan-
Reiselust ihrer Abgeordneten gerade in Gegenteil. Das allein wäre für die Steu- Amtsleiter her. Vermutlich jemand, der den. Der frühere Kämmerer Wolfgang
Zeiten knapper öffentlicher Mittel noch erzahler schon ärgerlich genug, doch ein sich über eine Gehaltserhöhung freuen Z. hat sich außerdem zwei Autos und ei-
Verständnis haben. Detail der Umstrukturierung hat zudem kann. Es kommt aber noch schlimmer: nen Fernseher auf Kosten der Kommune
einen besonders bitteren Beigeschmack: Die Pension eines Beamten richtet sich gleichsam „in die eigene Tasche gesteckt“.
Wilster. Wenn man die Stellenanzeige die Schaffung und Besetzung der Amts- – anders als beim Arbeitnehmer – nicht Dieses Haushaltsgebaren blieb nicht fol-
in der Tageszeitung sieht, könnte man leiterstelle für Verwaltungssteuerung. nach dem Durchschnittsgehalt seines genlos. Das Landgericht München II hat
denken, dass hier ein Großunternehmen Diese Stelle wurde mit der Besoldungs- gesamten Arbeitslebens, sondern nach den früheren Bürgermeister Josef Sch.
eine Führungskraft sucht. Tatsächlich gruppe A 13 ausgewiesen. Der Beamte, dem zuletzt bezogenen Gehalt. Die Pen- wegen Verwirklichung des Straftatbe-
geht es aber nur um die Ausschreibung der zum neuen Amtsleiter für Verwal- sion des Amtsleiters wird also wegen der stands der Untreue nach § 266 StGB zu
der Stelle eines neuen leitenden Ver- tungssteuerung ernannt wurde, befindet Beförderung kurz vor der Pensionierung einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren
waltungsbeamten für das Amt Wilster- sich noch in der Besoldungsgruppe A 12. steigen. Das heißt, die Steuerzahler müs- verurteilt, die allerdings zur Bewährung
marsch im Kreis Steinburg mit gerade Sein Gehalt stieg damit zum 1. April 2010. sen für eine höhere Pension aufkommen, ausgesetzt ist. Sein früherer Kämmerer
mal rund 12.000 Einwohnern. Fast 5.000 Schön für den Beamten, schlecht für den obwohl der Betroffene dafür so gut wie Wolfgang Z. wurde zu einer Freiheits-
Euro ließ man es sich kosten, auch noch Steuerzahler. Denn der frischgebackene keine Leistung erbracht hat. Das hat mehr strafe von drei Jahren ohne Bewährung
ein umfassendes Anforderungsprofil im Amtsleiter befindet sich in Altersteilzeit. als ein Geschmäckle. Zumal diese Beför- verurteilt. Auch wenn die Urteile noch
Anzeigentext unterzubringen. Bis zum 31. Dezember 2010 arbeitet er derung 2009 im Eilverfahren beschlossen nicht rechtskräftig sind – es wurde Re-
Dabei machen viele andere Kommunen wurde, da 2010 eine Haushaltssicherung vision zum Bundesgerichtshof eingelegt
und Behörden es längst vor, wie es güns- droht. Die hat nämlich eine Beförde- – haben die Übeltäter gleichsam ihre
tiger geht: Mit einer ansprechenden rungssperre zur Folge, womit der neue „Quittung“ schon bekommen. Aufgrund
Anzeige im Stellenteil wird auf eine Amtsleiter in der Besoldungsgruppe A 12 der erheblichen Verstöße gegen Haus-
umfassende Ausschreibung im Inter- geblieben wäre. Schlecht für ihn, schön haltsbestimmungen hat die Regierung
net hingewiesen. Diesen Einwand will für den Steuerzahler. von Oberbayern gegen den früheren
man in Wilster aber nicht gelten lassen: Bürgermeister des Marktes Wolnzach,
Schließlich sei die Stellenbesetzung für Wolnzach. Unrühmlich machten der zuletzt Landrat des Landkreises Pfaffen-
das Amt von allergrößter Bedeutung ehemalige Bürgermeister Josef Sch. hofen a. d. Ilm, ein Disziplinarverfahren
und deshalb müsse sichergestellt wer- und der frühere Kämmerer Wolfgang Z. eingeleitet, das derzeit wegen des noch
den, dass sie auch von allen interessier- des Marktes Wolnzach von sich reden. nicht rechtskräftig abgeschlossenen
ten Personen wahrgenommen werde. Sie haben in den Jahren 2007 und 2008 Strafverfahrens ruht. Josef Sch. wurde
Diese Argumentation zeigt eine für den ohne Kenntnis des Marktgemeinderats außerdem vorläufig des Dienstes entho-
Steuerzahler erschreckende Einstellung Kassenkredite über die satzungsgemäß ben. Im Interesse der steuerzahlenden
auf. Wer die Gebote von Wirtschaftlich- zulässige Grenze von 3 Mio. Euro hinaus Wolnzacher Bürger bleibt zu hoffen, dass
keit und Sparsamkeit ernst nimmt, muss aufgenommen, und zwar zur Finanzie- künftig im Wolnzacher Rathaus wieder
dieses auch nach außen dokumentieren In Löhne wurde ein Amtsleiter kurz vor rung eines umfangreichen Investitions- Rechtstreue herrscht.
– so wird ein Schuh daraus! Pensionierung noch schnell befördert. programms. Infolge der ungenehmigten

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Kostenexplosion Kostenexplosion

Kostenexplosion
Wenn Projekte aus dem Ruder laufen
Berchtesgaden. Das anspruchsvolle Kosten-Nutzen-Verhältnis des Projekts Ostbake sollte doch lieber originalge- schon bei Kosten in Höhe von rund 7,93
Projekt „Haus der Berge“, ein modernes „eindeutig positiv“ ist und das „Haus treu aus ihren Ruinen auferstehen. Flugs Mio. Euro angelangt. Ursächlich für die
Besucherinformations- und Umweltbil- der Berge“ ein wichtiges touristisches wurde neu geplant und die Kosten stie- Kostensteigerung waren u. a. zusätzliche
dungszentrum, das in Berchtesgaden Investitionsvorhaben für den gesamten gen auf 269.699 Euro. Allerdings ver- Kosten für die Behebung von Baumän-
für den dortigen Nationalpark errich- Landkreis Berchtesgadener Land bildet, säumte es der ehemalige niedersäch- geln (rund 790.000 Euro), höhere Baune-
tet wird und Ende des Jahres 2012 fer- sind doch die Steuerzahler die Leidtra- sische Landrat, die zusätzlichen Mittel benkosten (rund 632.000 Euro, u. a. für
tiggestellt sein soll, wird den Freistaat genden der über 70-prozentigen Kosten- bei der Bürgerschaft einzuwerben. Die eine externe Fachplanung), Zuschlag für
Bayern teuer zu stehen kommen. Das steigerung. Zu hoffen bleibt, dass das Abgeordneten wurden von den Kosten- Unvorhergesehenes (rund 234.000 Euro,
neue „Nationalpark-Haus“ soll als An- „Haus der Berge“ tatsächlich zu einem steigerungen lediglich auf Nachfrage insbesondere für Mehraufwendungen
ziehungspunkt in der Region eine zu- „Besuchermagnet“ wird und dass die der SPD hin informiert; ein klarer Ver- im denkmalgeschützten Bestand) und
kunftsgerichtete Infrastruktureinrich- Kosten nach Fertigstellung nicht weiter stoß gegen das Budgetrecht der Ham- ein sog. „Inselzuschlag“ (rund 350.000
tung und eine „Zukunftswerkstatt“ für in die Höhe schnellen. burgischen Bürgerschaft – und eine Ver- Euro wegen höherer Transportkosten
Deutschlands einzigen Hochgebirgs- schwendung unserer Steuergelder! aufgrund der Insellage). Damit sich die
Nationalpark Berchtesgaden werden. Neuwerk. Nachdem der Orkan Kyrill die Sanierungskosten nicht noch weiter er-
In einem Zentrum für Naturerlebnis, Ostbake auf der Insel Neuwerk im Jahr Herrenchiemsee. Müssen Bauvorhaben höhen, hat man mittlerweile ein Projekt-
ökologische Information und Umwelt- 2007 zerstört hatte, sollte der Holzturm der öffentlichen Hand mit Kostenstei- steuerungsbüro beauftragt. Im Sinne
bildung wird man Ausstellungen, Um- möglichst schnell wieder aufgebaut gerungen verbunden sein? Diesen Ein- der bayerischen Steuerzahler bleibt zu
weltbildungswerkstätten und ein Erleb- werden, denn er sei „unabdingbar er- druck gewinnt man jedenfalls bei der hoffen, dass die Sanierung des Schloss-
nisgelände besuchen können. Während forderlich, um sicherzustellen, dass die Sanierung des staatseigenen, denk- hotels auf Herrenchiemsee im Rahmen
man im September 2005 noch von Ge- Wattwanderer und Wattwagen bei auf- malgeschützten Schlosshotels Herren- der nunmehr genehmigten Gesamtko-
samtkosten in Höhe von 11 Mio. Euro laufendem Wasser rechtzeitig die Insel chiemsee auf der Herreninsel im Chiem- sten von knapp 8 Mio. Euro erfolgreich
ausging, war man im Juli 2007 schon Neuwerk erreichen können“, so die Be- see. Dabei steht die Erforderlichkeit der abgewickelt werden kann und nicht wie-
bei Kosten in Höhe von 19 Mio. Euro gründung. Weil die angedachte Spon- Sanierung des Schlosshotels, das eine der neues Geld nachgeschoben werden
für das ehrgeizige Nationalpark-Projekt sorenfinanzierung aber mangels Spon- schlechte Bausubstanz, u. a. mit feuchten muss.
angelangt, da eine Machbarkeitsstudie soren nicht zustande kam, sprang die und durch Salz belasteten Kellerwänden,
ergeben hatte, dass der ursprüngliche Freie und Hansestadt Hamburg ein, zu aufweist, außer Frage, soll doch vielen Osnabrück. Selbst 2000 Jahre später
Kostenrahmen nicht ausreichend ist, um deren Staatsgebiet die Insel seit 700 Jah- Besuchern anlässlich der geplanten Bay- wirft die Varusschlacht im Teutoburger
eine hinsichtlich Größe und Ausstattung ren gehört. Im Jahr 2009 wurde der Wie- erischen Landesausstellung zum 125. Wald noch einen langen Schatten. Eine
attraktive Besuchereinrichtung zu schaf- deraufbau in die Konjunkturoffensive Todestag König Ludwigs II. im Jahr 2011 künstlerische Reflexion der berühmten
fen. Der Freistaat Bayern wird sich mit des Senats integriert, die Bürgerschaft auf Herrenchiemsee wieder ein zeitge- Schlacht sollte das großflächige Pro-
15 Mio. Euro an dem anspruchsvollen erteilte ihre Zustimmung zur Realisie- mäßer Standard zur Verbesserung des jekt „COLOSSAL“ darstellen. Mit einem
Vorhaben beteiligen, 3 Mio. Euro wer- rung einer neuen Ostbake im Maßstab Besucherservices geboten werden. Doch verbindlich festgelegten Budget von
den aus EU-Fördergeldern fließen und 1:2 und bewilligte dafür 110.000 Euro. bei der Sanierung des Schlosshotels 500.000 Euro sollten im Osnabrücker
eine Mio. Euro soll von dritter Seite Doch nachdem alle Formalien abge- sind dem Freistaat Bayern die Kosten Land vom 25. April 2009 bis Ende 2011
aufgebracht werden. Wenn auch nach schlossen waren, entschied sich der gleichsam davongelaufen. Ging man im an 14 Standorten die Werke von 20
Auffassung des Bayerischen Staatsmi- damalige Senator für Wirtschaft und Jahr 2008 noch von Kosten in Höhe von Künstlern ausgestellt werden. Es sollte
nisters für Umwelt und Gesundheit das Arbeit, Axel Gedaschko (CDU), um: Die 5,9 Mio. Euro aus, war man Ende 2009 sich zeigen, dass das Kunstprojekt hin-

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Kostenexplosion Kostenexplosion

sichtlich der Finanzen seinem Namen Dieburg. Wenn ein Bürgermeister ein-
tatsächlich alle Ehre machte: Das ur- räumt, dass seine Mitarbeiter im Bauamt
sprüngliche Budget wurde – so viel steht zeitlich überfordert gewesen seien und
jetzt schon fest – um colossale 184.000 auch grundsätzlich kein professionelles
Euro, also rund 40 Prozent, überzogen. Controlling bei einem größeren Baupro-
Nach Auskunft des Landschaftsver- jekt durchführen könnten, so zeigt dies
bands Osnabrücker Land, dem Träger zwar Einsicht, bedeutet aber für den
von „COLOSSAL“, waren dafür insbe- Steuerzahler erst einmal nichts Gutes.
sondere Mehrausgaben bei der Erstel- Hintergrund ist der Bau der Dieburger
lung der Kunstwerke und krisenbedingt Stadthalle. Die bis zum Frühjahr auf 5,4
geringere Sponsorengelder verantwort- Mio. Euro angesetzten Nettokosten für
lich. Wie das Rechnungsprüfungsamt die „Römerhalle“ vermehrten sich von Planungschaos beim Bau des zweiten Hamburger Kreuzfahrtterminals.
des Landkreises Osnabrück feststellte, Dezember 2009 bis Februar 2010 schlag-
hatte der Landschaftsverband auch artig um 1,8 Mio. Euro. Dabei ist ein das Kommunalparlament im März 2009 nisse dann zusammengefasst, damit die
kein zeitnahes und dem Projekt ange- Anstieg bei den allgemeinen Baukosten zustimmte, belief sich auf knapp unter 6,4 Hamburgische Bürgerschaft eine fun-
messenes Finanzcontrolling betrieben. wegen der konjunkturellen Lage um rund Mio. Euro. Jetzt sollen es über 8,4 Mio. dierte Entscheidung für oder gegen die
Zur Rechtfertigung hieß es vonseiten 200.000 Euro durchaus nachvollziehbar. Euro werden. Fazit von Bürgermeister Errichtung des Terminals treffen und
der Projektverantwortlichen, dass alle Dass man aber eine völlig unzureichende Werner Thomas: „Für größere Bauvor- die nötigen Steuergelder bereitstellen
Beteiligten in die operative Abwicklung Beschallungsanlage einplante, die Ge- haben braucht man ein professionelles konnte. Vielmehr wurde ein öffentliches
des Projekts eingebunden waren und staltung der Außenanlage nicht berück- Controlling. Nur so lassen sich falsche Unternehmen gegründet, das mit 12,4
daher ein Controlling nur eingeschränkt sichtigte und eine äußerst ungenügende Kostenberechnungen von Architekten Mio. Euro ausgestattet wurde und des-
stattgefunden habe. Das hohe Defizit Brandmeldeanlage vorsah, ist nicht zu vermeiden.“ Diese Erkenntnis kommt in sen Aufgaben die Errichtung und der
schultert der Landschaftsverband nun entschuldigen. Hinzu kommen weitere Dieburg leider viel zu spät. Betrieb dieser Anlegestelle sein sollten.
aus seinen eigenen Rücklagen und aus völlig unverständliche Pannen: Bei den Damit wollte der Senat externen Sach-
seinem Haushalt 2010. Ohnehin sieht Anschlüssen für Strom, Wasser und Gas Hamburg. Der Kreuzfahrttourismus verstand und privates Kapital in das
der Verband, der sich zu großen Teilen gab es Fehlplanungen für 52.000 Euro, boomt und der Hamburger Hafen Projekt einbinden, um möglichst schnell
aus Steuergeldern finanziert, das Defizit bei der Möblierung des Hallenrestau- ist Anlaufpunkt zahlreicher schwim- eine Wirtschaftlichkeit des Vorhabens
weniger kritisch. rants hat man sich schlichtweg verkalku- mender Hotels. Deren Abfertigung ist sicherzustellen.
Schließlich sei ein für die Region ein- liert, bei der Kostenabrechnung wurde von den zwei bestehenden Anlegestel- Der Sachverstand kam dann unter an-
maliges Kunstevent ermöglicht worden. ein Tiefenkeller für 70.000 Euro für eine len am Cruise Center kaum noch zu be- derem in Gestaltung einer Wohnungs-
Verschwendung liege daher nicht vor. eingeplante Wasser-Hebeanlage einfach wältigen. Deshalb entschied der Senat baugesellschaft, die mittels Geschäfts-
Offenkundig gelten in der Kunstszene vergessen. Dabei sind dies nicht die er- im Jahr 2007 zu Recht die Errichtung besorgungsvertrag alle laufenden Ver-
andere Maßstäbe für den sparsamen sten Planungen gewesen. Im Jahr 2007 eines zweiten Kreuzfahrtterminals. waltungsaufgaben erledigen sollte und
Einsatz von öffentlichen Geldern. Zum rechnete man für eine einfache Halle Doch das Vorhaben wurde nicht etwa dafür jährlich 300.000 Euro aus den
Glück vergeht bis zum nächsten tau- noch mit Bruttogesamtkosten von we- von der städtischen Bauverwaltung in Projektmitteln erhielt. Zwei kritische
sendsten Jahrestag der Varusschlacht niger als 4,2 Mio. Euro. Die deutlich er- der Stadtentwicklungsbehörde detail- Punkte hätten zu denken geben müssen:
noch sehr viel Zeit. weiterte endgültige Kostenplanung, der liert geprüft, geplant und die Ergeb- Zum einen gehörte die Gesellschaft zu

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Kostenexplosion Aufgedeckt

Aufgedeckt
Rechnungshöfe werden fündig
100 Prozent der Freien und Hansestadt Vorlage der sogenannten Haushaltsun- Europa. Die EU-Mitgliedstaaten wollen formationssysteme sowie Vergabefeh-
Hamburg, weshalb von externem Sach- terlage-Bau (HU-Bau) zwingend erfor- zusammen mit sechs weiteren Nationen ler durch „Fusion for Energy“. Dessen
verstand nicht die Rede sein konnte. Zum derlich gewesen, in der alle Informati- einen Kernfusionsreaktor bauen. ITER Chef ist Anfang 2010 zurückgetreten,
anderen wurden der Gesellschaft von onen zur Errichtung, zum Betrieb und (International Thermonuclear Experi- auch wenn ein Zusammenhang mit
der Stadt beleihungsfähige Grundstücke zur Wirtschaftlichkeit des Vorhabens mental Reactor) nennt sich dieser Ver- der Kostenexplosion offiziell bestrit-
kostenfrei zur Verfügung gestellt, wes- detailliert dargestellt und nachgewie- such, Wasserstoffkerne miteinander zu ten wird. Die Bundesregierung sieht
halb private Investoren nach EU-Recht sen werden müssen. Diese konservative verschmelzen. Derzeit schmelzen aber Abstimmungsprobleme zwischen den
gar nicht beteiligt werden durften. Doch Planung soll Planungsfehler minimie- lediglich Steuergelder. Im Jahr 2001 hieß Partnerstaaten und die zweifellos große
die Bedenken, die auch die Opposition ren und dazu beitragen, Bauprojekte es, die EU werde 2,7 Mrd. Euro zu den Komplexität des Projekts als weitere
im parlamentarischen Beratungsgang wirtschaftlich zu errichten. Doch weil ITER-Baukosten beisteuern müssen. In- Gründe.
vorgetragen hatte, wurden von der sei- die HU-Bau auch kritische Fragen der zwischen geht die EU-Kommission da- So weit, so schlecht. Doch vor allem ist
nerzeit mit absoluter Mehrheit ausge- Opposition provoziert und gerade die von aus, dass sich der EU-Beitrag fast zu konstatieren, dass das ITER-Abkom-
statteten CDU beiseite gewischt – die bei politisch gewollten Leuchtturmpro- verdreifachen wird – auf 7,2 Mrd. Euro! men ein ziemlich unverblümter Vertrag
Fischereihafenentwicklungsgesellschaft jekten umgangen werden sollen, nimmt Das ist ein Mehrbedarf von 4,5 Mrd. zu Lasten Dritter ist. Denn die EU bzw.
mbH & Co. KG (FEG) wurde gegrün- der Trend zur Gründung städtischer Un- Euro. Einen Teil der Lücke müsste Frank- EURATOM haben gar kein Recht, von
det. ternehmen zur Realisierung von Bau- reich schließen, da dort der ITER gebaut dem Abkommen zurückzutreten! Was
Die Grundlage für die erste Projektpla- projekten in Hamburg zu. Das ist wie- wird. Doch der Großteil des Mehrbe- immer ITER kostet, die europäischen
nung war allerdings ein zu kleines Be- derum Auslöser für zum Teil enorme darfs, rund 3,7 Mrd. Euro, müsste von und damit vor allem die deutschen Steu-
messungsschiff, weshalb die FEG diese Kostensteigerungen bei öffentlichen EURATOM und damit aus dem EU- erzahler sind zur Begleichung der Rech-
Pläne verwerfen und neu ausarbeiten Bauprojekten, wie im Fall des zweiten Haushalt finanziert werden. Noch wird nung verpflichtet. Wer will angesichts
musste. Doch die Gesellschaft war sich Kreuzfahrtterminals: Hier werden nun auf EU-Ebene darum gerungen, wie die solch eines Blankoschecks überrascht
ihrer Arbeit trotz des von der Politik zu- 60 Prozent mehr ausgegeben als ur- Finanzierungslücke geschlossen wer- sein, wenn dann die Kosten tatsächlich
getrauten externen Sachverstands of- sprünglich veranschlagt, also rund 30 den kann. Im Gespräch sind Kostensen- explodieren.
fenbar nicht sicher genug, denn sie bat Mio. Euro. kungsmaßnahmen, Haushaltsumschich-
die Betriebsgesellschaft für das Cruise tungen oder Kredite der Europäischen Brandenburg. Zur Einführung umwelt-
Center, die Entwurfsplanung kritisch Investitionsbank. Hauptleidtragende schonender Verfahren in der Landwirt-
gegenzulesen. Die wurde ursprünglich dürften die deutschen Steuerzahler sein, schaft und der Produktivitätsverbes-
nicht ins Boot geholt, damit sie sich bei die mit knapp 20 Prozent den größten serung der Betriebe förderte das Land
einer Ausweitung ihrer Aufgaben nicht Beitrag zum EU-Haushalt leisten. Brandenburg zwischen 2004 und 2006
verzettelt, obwohl es sich um teils iden- Wie konnte es zu dieser Kostenexplosion landwirtschaftliche Betriebe mit ins-
tische Tätigkeiten gehandelt hätte. kommen? Die EU-Kommission spricht gesamt rund 39 Mio. Euro. Die mit der
Das Planungschaos hätte wohl vermie- diplomatisch von „Problemen in Bezug Förderung beauftragte InvestitionsBank
den werden können, wenn sich der Se- auf die Verwaltung des gemeinsamen des Landes Brandenburg beachtete nach
nat auf hanseatische Tugenden besonnen Unternehmens „Fusion for Energy“ und Feststellungen des Landesrechnungs-
und das zusätzliche Kreuzfahrtterminal der internationalen ITER-Organisation“. hofs die Zuwendungsvoraussetzungen
mit der eigenen Hochbauverwaltung Der Europäische Rechnungshof beklagt nicht ausreichend. Entgegen der För-
geplant hätte. Dann wäre allerdings die mangelhafte Kontroll- und Finanzin- derrichtlinie bewilligte sie Zuschüsse an

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Aufgedeckt Aufgedeckt

Existenzgründer und prüfte die Einkom- gen waren, mahnte der Rechnungshof, Stadt ein leer stehendes Hotel und hat der Selbstverständlichkeit, mit der sich
mensgrenzen der Antragsteller nicht eine 90-prozentige Subvention an einen nicht einmal die Pachteinnahmen. die Parlamentarier am Landesvermögen
vollständig. Allein für zehn geprüfte Privaten sei nicht zu vertreten. Kur- bedienen, bleibt dem Steuerzahler die
Darlehensförderungen wurden rund zerhand zog man einen Plan aus der Schleswig-Holstein. Die Fraktionen im Spucke weg.
338.000 Euro überhöhte Zinszuschüsse Schublade, der nach BdSt-Informati- Schleswig-Holsteinischen Landtag er-
ausgezahlt. Für unangemessen hoch onen schon länger vorgehalten worden halten aus dem Landeshaushalt mehr Brandenburg. Für die Beschäftigung von
hält der Landesrechnungshof auch die war: Die Stadt kauft das Grundstück Mittel als sie tatsächlich benötigen. Das Hochschulabsolventen als sogenannte
der InvestitionsBank zugeflossenen Ent- und tritt in sämtliche Verträge mit Pla- hat der Landesrechnungshof bei einer Innovationsassistenten gewährt das
gelte in den geprüften Fällen für die Ge- nern und Baufirmen ein, der vormalige Prüfung festgestellt. Während das Land Land Brandenburg Zuschüsse an kleine
schäftsbesorgung bei Refinanzierungs- Investor bleibt im Projekt als Betreiber diese Mittel aber angesichts eines struk- und mittlere Unternehmen. Rund 8,4
darlehen in Höhe von rund 388.000 Euro – ein Konzept, das verdächtig an den turellen Defizits von 1,25 Mrd. Euro pro Mio. Euro wurden zwischen 2004 und
(24 Prozent der bewilligten Zuschüsse). Nürburgring erinnert. Das Land gibt Jahr durch Kredite aufbringen muss, 2007 für insgesamt 345 Fördermaßnah-
Das Entgelt an die InvestitionsBank für der Stadt, die zum Wahlkreis von Mi- legen die Fraktionen die überschüs- men bewilligt. Ziel ist, Forschung und
die zinsverbilligten Refinanzierungsdar- nisterpräsident Kurt Beck gehört, einen sigen Gelder teilweise zinsbringend bei Entwicklung zu stärken, neue Produkte
lehen erstattete ihr sowohl der Zahlungs- Zuschuss in Höhe von 5,6 Mio. Euro. Banken an. Dadurch sind in den ver- herzustellen und zu vermarkten sowie
empfänger als auch dessen Hausbank, Schließlich hatte Beck diese Maßnahme gangenen zehn Jahren bei den Frakti- die Verbindungen zwischen Betrieben
so dass sich für den Zahlungsempfänger zur Chefsache erklärt und als „Leucht- onen zwar insgesamt 97.600 Euro Zinsen und Hochschulen zu festigen.
regelmäßig nominale Zinssätze ergeben, turmprojekt“ tituliert. Der Privatmann eingenommen worden; das Land musste Der Landesrechnungshof wertet die Er-
die zwei Prozentpunkte über den Refi- erhält ein Erbbaurecht über zehn Jahre selbst für die Finanzierung dieser Mittel folgskontrollen durch das Ministerium
nanzierungssätzen der InvestitionsBank und darf anschließend das Objekt käuf- im gleichen Zeitraum aber 280.000 Euro für Wirtschaft und die als Bewilligungs-
lagen. Diese doppelte Entrichtung der lich erwerben. Die jährliche Pacht soll an Schuldzinsen bezahlen. Angesichts stelle fungierende InvestitionsBank des
Entgelte an die InvestitionsBank ist für 120.000 Euro betragen, der Kaufpreis Landes als unzureichend. Für besorgnis-
den Landesrechnungshof nicht nachvoll- ist auf 1,4 Mio. Euro taxiert. Ein wahr- erregend hält er die hohe Quote der Mit-
ziehbar. Zudem fehlten entsprechende lich traumhaftes Geschäft: Der Investor nahmeeffekte von ca. 20 Prozent. Rund
Berechnungsgrundlagen. verabschiedet sich aus allen wirtschaft- 618.000 Euro wurden nach Selbstaus-
lichen Risiken, zahlt in den zehn Jahren künften der Zuwendungsempfänger an
Bad Bergzabern. Aus einem leer stehen- insgesamt 1,2 Mio. Euro an Pacht und Unternehmen ausgereicht, die ohnehin
den Gebäudekomplex in der südpfälzi- kauft dann das Objekt für 1,4 Mio. Euro. einen sogenannten Innovationsassi-
schen Stadt Bad Bergzabern wollte ein Für die erbrachten 2,6 Mio. Euro erhält stenten eingestellt hätten.
Wormser Investor ein Vier-Sterne-Hotel er dann ein Vier-Sterne-Hotel, das Stadt
machen. Nach Verhandlungen mit der und Land vormals über sechs Millionen Worms. Einem typischen Fall von „Sub-
Stadt und dem Land einigte man sich Euro gekostet haben. Mittlerweile ha- ventionitis“ kam der Rechnungshof
darauf, die Umbaukosten von 3,1 Mio. ben sich die Baukosten auf 7,2 Mio. Euro Rheinland-Pfalz auf die Spur, als er die
Euro wie folgt zu verteilen: 1,9 Mio. Euro verteuert. Ein Glück für den Privatmann, Errichtung eines Parkhauses in Worms
sollte das Land tragen, die Stadt und der dass er das nicht berappen muss – Pech genauer unter die Lupe nahm. Rund
Investor jeweils etwa 600.000 Euro. Als für die Steuerzahler. Und wenn der wirt- Mit Schulden finanzierte Zuschüsse legen sechs Millionen Euro wurden dafür
die Kosten auf 6,23 Mio. Euro angestie- schaftliche Erfolg ausbleibt, besitzt die die Fraktionen für sich zinsbringend an. investiert, etwa je zur Hälfte von Land

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Aufgedeckt Aufgedeckt

und Stadt. Doch seit der Fertigstellung geschickt werden dürfen. Sie hätten viel- eines rechtswidrigen Verwaltungsaktes Land Schleswig-Holstein jahrelang spe-
wird offensichtlich, dass das Parkhaus mehr entlassen und für den Zeitraum der gar nicht mit den Vertretungen der Be- kuliert. So wurden systematisch mehr
überhaupt nicht gebraucht wurde. Die Lehrtätigkeit in der gesetzlichen Ren- diensteten abgestimmt werden. Auch für Aufträge vergeben als Mittel zur Ver-
Auslastung betrug 2006 nur 35 Prozent, tenversicherung nachversichert werden die später vorgetragene Behauptung, die fügung standen. Nur durch die Rück-
im März 2008 sogar nur 25 Prozent. Vor- müssen. Obwohl rechtswidrig, bewirken Dienstunfähigkeit der Beamtin beruhe gabe nicht verbrauchter Mittel anderer
gegeben waren für 2007 rund 40 Prozent die Zurruhesetzungen, dass jede der vor- doch auf einer dienstlich veranlassten Länder konnten die Rechnungen be-
Auslastung und im Jahr 2011 sollen 80 zeitig pensionierten Lehrerinnen rund Erkrankung, waren in der Personalakte zahlt werden. 2008 hat man sich dabei
Prozent der Parkflächen genutzt wer- 1.350 Euro pro Monat Ruhegehalt erhält, keine Belege zu finden. Die Steuerzah- aber „verzockt“. Schon zu Beginn der
den. Das wird schwierig, angesichts der was sich bei einer unterstellten 40-jäh- ler erwarten, dass die Verantwortlichen zweiten Jahreshälfte waren die zuge-
Tatsache, dass in unmittelbarer Umge- rigen Laufzeit zu einer Belastung für dieser krassen Fehlentscheidungen zur wiesenen Finanzmittel vollständig auf-
bung unentgeltliche Parkplätze zur Ver- die Steuerzahler von zusammen knapp Rechenschaft gezogen werden. gebraucht. Jetzt konnte man die fälligen
fügung stehen. Und so gab der Bürger- 1,3 Mio. Euro aufsummieren kann. In Rechnungen nicht mehr fristgerecht
meister der Stadt Worms auch freimütig einem der beiden Fälle erstattete der Schleswig-Holstein. Wenn man beson- bezahlen. Bis Oktober 2008 summierten
zu, dass man ohne den Landeszuschuss Bund der Steuerzahler Niedersachsen ders clever sein will, führt dies nicht sich die offenen Forderungen der Bau-
das Parkhaus nicht hätte bauen können. und Bremen im Mai 2010 Strafanzeige immer zum Erfolg. Das gilt auch für unternehmen auf 27,5 Mio. Euro. Einige
Wenn die wirtschaftliche Grundlage wegen des Verdachts der Untreue. Die staatliche Behörden. Skandalös wird Unternehmen stellten daraufhin ihre
fehlt, hätte man es gar nicht bauen sol- Strafanzeige richtet sich gegen Verant- es aber, wenn dabei Rechtsvorschriften Arbeit ein und setzten Schadenersatz-
len, denkt sich da der Steuerzahler. wortliche der Landesschulbehörde mit missachtet werden und am Ende der forderungen durch. So kam es zu ver-
Sitz in Lüneburg. Diese Behörde wurde Steuerzahler zur Kasse gebeten wird. meidbaren Mehrkosten von 2,2 Mio.
Land Niedersachsen. Dauernd dienst- vom niedersächsischen Landesamt für Einen solchen Fall deckte der Bundes- Euro beim Autobahnbau. Diese Mehr-
unfähige Beamte müssen, um vorzeitig Bezüge und Versorgung sechs Tage vor rechnungshof im schleswig-holstei- belastung wurde mit den eigentlich für
Ruhegehalt zu erhalten, eine Dienstzeit Beginn des Ruhestandes über die nicht nischen Verkehrsministerium auf. Dort 2009 zustehenden Mitteln verrechnet.
von fünf Jahren abgeleistet haben. Von erfüllte fünfjährige Dienstzeit der betref- werden auf Rechnung des Bundes die Dem Steuerzahler können die Details
dieser „Wartezeit“ wird abgewichen, fenden Lehrerin informiert. Die Landes- Baumaßnahmen für Autobahnen und der Buchungstricks aber egal sein: Das
wenn ein Dienstunfall oder eine Dienst- schulbehörde hätte zu diesem Zeitpunkt Bundesstraßen geplant, vergeben und Geld ist verloren, ohne dass der Stra-
beschädigung ursächlich für die Dienst- die rechtswidrige Ruhestandsverfügung abgerechnet. Dafür erhalten die Länder ßenbau vorangekommen ist.
unfähigkeit ist. Weder die eine noch noch zurücknehmen und Schaden von vom Bund ein bestimmtes Kontingent
die andere Voraussetzung lag bei den den Steuerzahlern abwenden können. an Haushaltsmitteln zugewiesen, über Berlin. Die Berliner Wasserpreise liegen
Frühpensionierungen zweier nieder- Sie tat es nach Angaben des Niedersäch- das sie verfügen können. Nun zeigt die bundesweit mit an der Spitze. Mit über
sächsischer Lehrerinnen im Alter von sischen Landesrechnungshofs dennoch Erfahrung, dass nicht immer alle Mittel 5 Euro pro Kubikmeter Frisch- und Ab-
37 und 40 Jahren in den Jahren 2006 und nicht und flüchtete sich in Ausreden, die auch zeitnah verwendet werden können. wasser zahlen die Berliner so viel wie
2008 vor, wie der Niedersächsische Lan- ihr Fehlverhalten kaschieren sollten. So Die nicht benötigten Mittel werden dem in kaum einer anderen deutschen Stadt.
desrechnungshof in seinem diesjährigen hätten der Personalrat und die Frauen- Bundesverkehrsministerium zurückge- Und die Preisentwicklung in den letz-
Jahresbericht feststellte. Die Beamtinnen beauftragte der Behörde vor Rücknahme meldet und von diesem für Maßnah- ten Jahren ist enorm. Die Berliner Was-
hätten deshalb nicht auf Steuerzahler- der Verfügung gehört werden müssen, men eingesetzt, die noch innerhalb des serbetriebe haben ihre Wasserpreise
kosten mit lebenslangen Versorgungs- was in den sechs Tagen nicht möglich Haushaltsjahres abgeschlossen werden seit dem Jahr 2003 um satte 22 Prozent
bezügen in den vorzeitigen Ruhestand gewesen sei. Dabei muss die Rücknahme können. Auf dieses Verfahren hat das erhöht. Mittlerweite prüft sogar das

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Aufgedeckt Erfolge

Erfolge
Hier konnte der BdSt Verschwendung verhindern
Bundeskartellamt, ob es bei den Was- Nach Ansicht des Bundes der Steuerzah- Land Niedersachsen. Eine glückliche des Mietverhältnisses konnten zumin-
serpreisen mit rechten Dingen zugeht. ler sollten die Berliner Wasserbetriebe Wendung nahm der Fall der leerstehen- dest die unnützen Ausgaben seit dem
Die Berliner Verbraucher müssen die sich die Ausgaben für sinnlose Image- den „Bornemann-Immobilie“ in Obern- Leerstand von 660.000 Euro auf eine
Preise aber hinnehmen. Da es sich bei kampagnen sparen und stattdessen die kirchen (Landkreis Schaumburg), für halbe Million Euro begrenzt werden.
dem Versorger um einen Monopolisten Wassergebühren senken. die das Land Niedersachsen über Jahre
handelt, gibt es keine Möglichkeit, auf hinweg unnützerweise jährlich rund Ruhrgebiet. Die Kritik des Bundes der
andere Anbieter auszuweichen. Potsdam. Zur Vorbereitung auslän- 80.000 Euro Miete an die Eigentümerin Steuerzahler an der Umgestaltung der
Wie auch schon in den letzten Jahren discher Studienbewerber ohne direkte Stadt Obernkirchen zahlen musste. Der A 42 zur „Parkautobahn“ hat Erfolg: Das
seit 2005, geben die Berliner Wasser- Studienberechtigung auf ein Studium in Mietvertrag konnte zum 30. September Projekt wurde erheblich abgespeckt. Ge-
betriebe im Jahr 2010 viel Geld für eine Deutschland errichtete das Land Bran- 2010 im Zuge eines Eigentümerwech- schätzte 41 Mio. Euro sollten laut einer
Imagekampagne aus. Auf Großplakaten, denburg 1992 ein der Universität Pots- sels bei der Immobilie (von der Stadt auf Machbarkeitsstudie aufgebracht wer-
in Anzeigen und Flyern posiert ein Ent- dam zugeordnetes Studienkolleg. Zum den örtlichen Kreisverband des Deut- den, um die Industriekultur am Auto-
chen und zeigt den Berliner Verbrau- einen betreute das Ausländerstudienkol- schen Roten Kreuzes) vorzeitig been- bahnrand deutlicher hervorzuheben und
chern, was man mit Wasser alles ma- leg nur einen Bruchteil aller Studienaus- det werden. Dafür muss das Land eine die Autobahn in den sie umgebenden
chen kann. Mit der Kampagne im Wert länder, zum anderen das auch noch ohne einmalige „Mietausstiegszahlung“ von Emscherlandschaftspark einzubinden.
von rund einer Million Euro wollen die greifbaren Erfolg. Nur ca. 1,5 Prozent 100.000 Euro zahlen. Es entfallen aber Inzwischen hat nicht nur die Stadt Essen
Berliner Wasserbetriebe ihre Kunden, aller Kollegabsolventen erreicht einen die künftigen Mietzahlungen, die für ihre Beteiligung an der Umgestaltung
darüber informieren, was sie tun, wo Studienabschluss. die ursprünglich verabredete Mietlauf- des Autobahnkreuzes Essen-Nord zu
das Wasser herkommt und wo es hin- Der Landesrechnungshof ermittelte Ko- zeit bis Ende Dezember 2013 insgesamt einem „Ohrenpark“ abgesagt. Auch die
geht. sten von gut 733.000 Euro jährlich im rund 260.000 Euro ausgemacht hätten. Anrainerkommunen von Castrop-Rauxel
Die Wasserbetriebe gehören zu 50,1 Etat des Ministeriums für Wissenschaft, Darüber hinaus wird das Gebäude nun bis Oberhausen beteiligen sich nur noch
Prozent dem Land Berlin. Der restliche Forschung und Kultur sowie zusätzlich endlich sinnvoll genutzt. Im Schwarz- ideell, aber nicht mehr mit Steuergeld an
Teil gehört je zur Hälfte den Unterneh- 100.000 Euro als Verwaltungsausgaben, buch 2008 hatten wir den Einsatz von der Finanzierung der Parkautobahn. Von
men RWE und Veolia Wasser. Doch ob- die entgegen den Haushaltsgrundsätzen Steuergeldern für die leerstehende den ursprünglich geplanten fünf Oh-
wohl die Wasserbetriebe mit 2,3 Mrd. von der Universität Potsdam bestritten Immobilie heftig kritisiert und eine ra- renparks, gemeint ist eine parkähnliche
Euro verschuldet sind, steht der Berliner wurden. Nach der Kritik des Landes- sche Verwertung angemahnt. Das Land Bepflanzung der Innenflächen der Au-
Senat zur teuren Werbemaßnahme des rechnungshofs wird das Studienkolleg Niedersachsen hatte im Dezember 1992 tobahnkreuze, wird nur einer realisiert.
Monopol-Unternehmens. Unterdessen Ende des Sommersemesters 2010 ge- die Immobilie in Obernkirchen für die Das günstigste Angebot lag bei rund
hat aber auch der Berliner Landesrech- schlossen. Unterbringung von Polizeieinheiten an- 334.000 Euro, so die Ruhr.2010 auf An-
nungshof die Werbeausgaben des Un- gemietet. Der Mietvertrag wurde im De- frage. Gefördert werde das Projekt vom
ternehmens untersucht und festgestellt, zember 1998 ohne Ausstiegsoption um Ministerium für Umwelt, Naturschutz,
dass Aufwendungen für die Imagekam- weitere 15 Jahre verlängert. Allerdings Landwirtschaft und Verbraucherschutz
pagnen der letzten Jahre „angesichts wurden die Polizeieinheiten bereits im NRW. Für die Pflege des Ohrenparks
des bestehenden Anschluss- und Be- September 2005 nach Hildesheim ver- sei der Landesbetrieb Straßen.NRW zu-
nutzungszwangs sowie der wiederhol- legt – seitdem stand der teuer angemie- ständig. Zudem erneuert er für 17 Mio.
ten Erfolglosigkeit dieser Kampagnen in tete Gebäudekomplex überwiegend leer. Euro Lärmschutzwände und stattet sie
hohem Maße unwirtschaftlich“ waren. Mit der jetzigen Lösung zur Beendigung mit Sichtfenstern aus. Landschaftsfens-

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Erfolge Erfolge

ter an den Fahrbahnrändern, die wie neuen Funktionen des Ausweises aufge- zent wollte sich die Stadt Lüdenscheid jetzt der Antragsteller nach Auskunft
übergroße Bilderrahmen besondere klärt werden. Auffällig begleitet werden beteiligen. Die restlichen Umbaukosten des Ministeriums allein der Sportver-
Orte der Industriegeschichte hervor- sollte die Einführung zudem durch eine wollte der Verein aus eigenen Mitteln ein ist, der auch für die Erfüllung der
heben sollten, wird es aber wohl nicht umfassende Medienkampagne mit An- zahlen. Doch die Sache hatte zwei Ha- Bewilligungsbedingungen einzustehen
geben. Die „Parktankstellen“ an ausge- zeigen in diversen Medien. Sieben Mio. ken. Erstens: Ob es bei den veranschlag- habe. Die Stadt Lüdenscheid muss des-
wählten Anschlussstellen, an denen man Euro, so der Plan der Ministerialen, ten Kosten bleibt, war noch ungewiss, halb nicht befürchten, unvorhersehbare
Informationen über den Emscherland- sollte die Einführungskampagne kosten, da der Verein bis zur entscheidenden Folgekosten aufgebürdet zu bekommen.
schaftspark, die jeweilige Stadt und die die über die Medienkampagnen hinaus Ratssitzung kein aussagefähiges Fi- Alles in allem eine erfreuliche Entwick-
Kulturhauptstadtprojekte bekommen zahlreiche Dialogveranstaltungen, die nanz- und Wirtschaftskonzept vorlegen lung, meint der BdSt.
oder vom Auto aufs Fahrrad umsteigen Teilnahme an Messen sowie die Produk- konnte. Zweitens: Um die begehrten
sollte, um den Emscherlandschaftspark tion von Informationsbroschüren vor- Fördermittel des Landes zu erhalten, Landshut. Die „Flora“, eine künstlerische
zu erkunden, sind zu einfachen Info- sah. Aus Sicht des Bundes der Steuer- hätte die Stadt Lüdenscheid die Gelder Skulptur, ist das Wahrzeichen des Hans-
stelen geworden. Die geschätzten Kos- zahler viel zu viel Selbstbeweihräuche- beantragen und 20 Jahre lang für deren Leinberger-Gymnasiums (HLG) in der
ten hier: 25.000 bis 30.000 Euro. Die Au- rung in Anbetracht klammer öffentlicher ordnungsgemäße Verwendung haften Stadt Landshut. Wegen einer beabsich-
tobahnausfahrten sollten zu Parktoren Kassen. Die mediale Kritik des Bundes müssen. Die ohnehin hoch verschul- tigten Umgestaltung des Vorplatzes am
werden, wo Skulpturen und Zeichen auf der Steuerzahler fand letztlich Gehör deten Lüdenscheider hätte dies teuer zu HLG sollte die „Flora“ um ca. 10 Meter
die Besonderheiten der Stadt oder eines bei den Haushältern des Bundestages. stehen kommen können. Zum Beispiel versetzt werden, steht sie doch nach
Stadtteils hinweisen. Auch hier hat man Sie kürzten die im Regierungsentwurf dann, wenn der Verein die Kredit- und einem vor drei Jahren errichteten Men-
auf die Gestaltung mit Skulpturen ver- für den Haushalt 2010 vorgesehenen Unterhaltskosten nicht dauerhaft aus saanbau „ein wenig verloren im Raum“.
zichtet und sich ausschließlich auf eine Haushaltsmittel erheblich, um vier Mio. eigener Kraft zahlen kann oder sich Der „Flora-Versetzungsakt“ sollte im
Gestaltung mit Mitteln des Garten- und Euro. Die Einführungskampagne wird vorzeitig auflöst. Im schlimmsten Fall Zuge einer Vorplatz-Umgestaltung des
Landschaftsbaus beschränkt. Insgesamt jetzt mit einem Drei-Millionen-Euro- hätte die Stadt Lüdenscheid dann bis zu HLG erfolgen, bei der z. B. auch Radstän-
werden jetzt Kosten in Millionenhöhe Budget als Light-Version realisiert. Vor 1,8 Mio. Euro an Fördergeldern zurück- der, Müllcontainer, Verkehrszeichen so-
eingespart. allem die Roadshow sowie die Anzei- zahlen müssen. Vor diesem finanziellen
genkampagne haben kräftig abspecken Risiko warnte der BdSt. Die Kritik zeigt
Bund. Mit großem Brimborium plante müssen. Ersparnis für die Steuerzahler: jetzt Wirkung: Wie das Ministerium für
das Bundesinnenministerium die Ein- Vier Mio. Euro. Bauen und Verkehr dem BdSt mitteilte,
führung des neuen elektronischen Per- wurden die Förderbedingungen inzwi-
sonalausweises im Herbst dieses Jah- Lüdenscheid. Der Lüdenscheider Sport- schen geändert. Das ursprüngliche Kon-
res. Um den Bürgern die technischen verein „Turboschnecken“ möchte eine zept war nicht förderfähig. Da die Fabrik
Raffinessen und Vorzüge des scheck- alte Fabrik für rund 3 Mio. Euro zum aber unter Denkmalschutz steht, will das
kartengroßen Ausweises schmackhaft Vereinsheim umbauen. Über diese Pläne Ministerium ab 2011 prüfen, in welcher
zu machen, war eine aufwändige Road- berichtete der Bund der Steuerzahler Höhe Mittel der Denkmalförderung in
show quer durch Deutschland in Form kritisch, weil die Finanzierung überwie- den Umbau fließen können. Vermutlich
eines „begehbaren Personalausweises“ gend aus Steuergeldern erfolgen sollte. wird der Betrag deutlich abgespeckt,
geplant. An verschiedenen Orten und 60 Prozent sollten aus Städtebauförder- da die Mittel für Denkmalförderung be-
Marktplätzen sollten die Bürger über die mitteln finanziert werden, mit zehn Pro- grenzt sind. Doch entscheidend ist, dass Die „Flora“ bleibt, wo sie ist.

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Erfolge Erfolge

wie ein Brunnen versetzt werden sollten. Berlin. Als touristische Lustreise auf Allein die EXPO widme sich besonders Schwarzbuch 2009 berichteten wir zuletzt
An Kosten für den gesamten „Umset- Steuerzahlerkosten hatte der Bund der bau- und stadtentwicklungspolitischen über das dort aufgeführte Musical „Ma-
zungsspaß“ waren rund 90.000 Euro Steuerzahler bereits im Herbst 2009 eine Fragestellungen und sei sehr zielgerich- rie Antoinette“. Passend zur Titelheldin
vorgesehen, wobei die Hälfte hiervon als für 2010 geplante Ausschuss-Reise nach tet an Metropolen wie Berlin adressiert, – Zeitgenossen gaben ihr aufgrund ihrer
staatlicher Baukostenzuschuss geflossen China bezeichnet und durch seinen mas- begründeten die beiden Parlamentarier Verschwendungssucht den Spitznamen
wäre. Der Bund der Steuerzahler hat siven Protest in den Medien mit dazu die Kosten und versprachen, dass dem „Madame Déficit“ – generierte das Musi-
wachsamen Auges das Vorhaben beo- beigetragen, dass die Reise letztendlich Land Berlin diese Erfahrung in Form cal statt des erhofften Plus ein stattliches
bachtet und beim Oberbürgermeister der abgesagt worden ist. Das Reiseziel für von neuen stadtentwicklungs- und woh- Minus von 2,5 Mio. Euro. Die Ursachen
Stadt Landshut am 9. Oktober 2009 u. a. die rund 25 Parlamentarier zweier Aus- nungspolitischen Ideen zugute kommen dafür lagen primär in den gestiegenen
nach dem Kosten-Nutzen-Verhältnis der schüsse des Berliner Abgeordneten- werde. Im Mai 2010 wurde die Reise Produktionskosten und unzureichenden
Versetzungsmaßnahme gefragt. Offenbar hauses sollte die EXPO in Shanghai sein. schließlich abgesagt. Offiziell werden Umsatzerlösen. Auch kamen die erwar-
fand man Gehör. Am 23. Oktober 2009 Nach ersten Gerüchten hatte der Bund organisatorische Versäumnisse auf der teten Verträge zur Weitervermarktung
hat der Landshuter Stadtrat mit nur ei- der Steuerzahler bereits im Juli 2009 den chinesischen Seite angeführt, die dem des Musicals nicht zustande. Das Stück
ner Gegenstimme die Gesamtmaßnahme Präsidenten des Abgeordnetenhauses Ansturm der Besuchergruppen nicht „Marie Antoinette“ war allerdings nur
„Vorplatz-Umgestaltung am HLG“, ein- schriftlich aufgefordert, „bei der Prüfung gewachsen gewesen sei. Die Opposi- der letzte in einer ganzen Reihe von
schließlich Versetzung der „Flora“, ne- eines Antrages auch die desolate Finanz- tion hingegen wirft der Koalition vor, spektakulären Flops. Das 1999 angesetzte
gativ beschieden. Die „Flora“ bleibt, wo lage Berlins im Auge zu behalten und die Reise nur aus Angst vor schlechter Dauermusical „Jekyll und Hyde“ musste
sie ist – ihre Versetzung und die Kosten ein Zeichen für eine verantwortungsbe- Presse abgesagt zu haben und spricht wegen fehlender Wirtschaftlichkeit vor-
hierfür sind somit kein Thema mehr. wusste und sparsame Ausgabenpolitik von einem Kommunikationsdesaster. zeitig abgesetzt werden. Das nachfol-
zu setzen“. Auch haben wir erhebliche Das Abgeordnetenhaus hat für 2010 ein gende Musical „Hair“ ging sogar pleite.
Brandenburg. Für ein WM-Tipp-Spiel Zweifel angemeldet, dass der kosten- Budget von 125.000 Euro für Dienstrei- Kurze Zeit später zog für zwei Jahre
wollte der Landesbetrieb Zentrale IT- mäßige Aufwand in einem vertretbaren sen der Mitarbeiter und Abgeordneten das Theater Bremen ein, weil das Haus
Dienstleister (ZIT) mit Steuergeldern Ge- Verhältnis zu einem denkbaren Erkennt- eingeplant. Wenn auch nicht die gesam- am Goetheplatz grundlegend renoviert
winne ausreichen. Er lockte mit einem nisgewinn bei den Abgeordneten steht ten Kosten angefallen sind, werden die wurde. Seit Juli 2004 liegt der Betrieb des
Netbook für 149 Euro, einer Digitalka- und sich dem Bund der Steuerzahler viel- Steuerzahler aber trotzdem auf Storno- Musical-Theaters in den Händen einer
mera für 174 Euro und einer PC-Fest- mehr der Eindruck aufdrängt, dass die kosten in vierstelliger Höhe sitzen blei- städtischen GmbH. Hierfür wurde das
platte für 106 Euro. Die Idee zu dem Wett- Attraktivität Shanghais als Fernreiseziel ben. In Regress nehmen will der Berliner Gebäude für ca. 420.000 Euro pro Jahr
bewerb stammte aus dem Aufbaustab im Vordergrund steht. Parlamentspräsident deshalb aber nie- angemietet und an Veranstalter weiter-
des Landesbetriebes im Innenministe- Noch im April 2010 hatten die beiden manden, weil es sich um eine politische vermietet. Allerdings erwirtschaftete
rium. Teilnehmen an dem kostenfreien Ausschussvorsitzenden dem Bund der Entscheidung gehandelt habe. die städtische GmbH seitdem ein durch-
Tipp-Spiel konnten nur die Landesbe- Steuerzahler gegenüber wortreich be- schnittliches Defizit von rund 550.000
diensteten. Nach harschen Protesten schrieben, welche große Bedeutung Bremen. Nach scharfer Kritik des Bundes Euro pro Jahr. Mit der Kündigung des
der Öffentlichkeit und des Bundes der diese Dienstreise für Berlin angeblich der Steuerzahler beendet Bremen nach Musical-Vertrags kann Bremen nun seine
Steuerzahler zog Innenminister Rainer hätte. Grundsätzlich habe jeder Aus- elf Jahren endlich sein hoch defizitäres finanziellen Belastungen verringern. So-
Speer die Notbremse und ordnete an, schuss einmal in der Legislaturperiode Musical-Abenteuer. Zum Ende Februar wohl die Jahresmiete von 420.000 Euro
dass keine Haushaltsmittel eingesetzt die Möglichkeit, eine Informationsreise 2011 steigt die Hansestadt aus dem als auch das Betreiberrisiko entfallen zu-
werden dürfen. durchzuführen, hieß es weiter. Musical-Betrieb am Richtweg aus. Im künftig. Allerdings muss die Hansestadt

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Erfolge Erfolge

noch bis 2018 einen Kapitaldienst von unterschiedlichen Förderprogrammen. für das Kulturdenkmal. Immerhin muss nicht neu, bundesweit hat es sich bereits
jährlich gut 2,2 Mio. Euro für den kre- Doch auch zwei Jahre nach dem Kauf der Steuerzahler jezt nicht mehr für die in 90 Städten und Gemeinden bewährt.
ditfinanzierten Gebäudeumbau leisten. der Obermühle konnte die Gemeinde immens teuren Sanierungs- und Folge- Die Nachahmung ist nicht nur für Lü-
Die Bilanz: Das Musical-Abenteuer hat kein tragfähiges Nutzungskonzept vorle- kosten aufkommen. beck empfehlenswert.
Bremen laut Auskunft der Wirtschaftsde- gen. Im November 2009 stoppte dann ein
putation einen Gesamtaufwand von rund Bürgerentscheid die Sanierungspläne Lübeck. Lübecks öffentliche Toiletten wa- Bad Lippspringe. Es hat rund fünf Jahre
58 Mio. Euro beschert. Doch aus Steu- der Gemeinde. Auch die Initiatoren des ren schon öfter Thema im Schwarzbuch gedauert, doch die Hartnäckigkeit des
erzahlersicht ist in diesem Fall ein Ende Bürgerbegehrens kritisierten die Höhe – als Verschwendungsfälle. Da wurde an Bundes der Steuerzahler hat sich gelohnt:
mit Schrecken besser als ein Schrecken der Sanierungskosten von insgesamt 1,7 der neu gestalteten Obertrave ein Toilet- Die umstrittene Umgehungsstraße in Bad
ohne Ende. Mio. Euro und die unüberschaubaren tenhäuschen mit Kiosk für 270.000 Euro Lippspringe wird nicht gebaut. Bereits
Folgekosten. Diese Auffassung teilte gebaut – ein Preis, für den man schon im Dezember 2005 hatte der Bund der
Bund. Es war im Jahr 2003, als der Deut- eine deutliche Mehrheit der Wehretaler, ein gutes Einfamilienhaus bekommt. Für Steuerzahler die geplante Umgehungs-
sche Bundestag seine eigene Sauna im die entschieden, dass das Grundstück den Markt hat man ein Hightech-Klo im straße kritisiert. 8,2 Mio. Euro sollte die
Berliner Marie-Elisabeth-Lüders-Haus der Obermühle an einen Investor ver- japanischen Design angemietet, für das 1,8 Kilometer lange Trasse kosten, doch
bekam. Der Bund der Steuerzahler hatte äußert werden soll. Doch wegen der die Stadt nach Medienberichten rund sowohl ihre Notwendigkeit als auch ihre
diese Form von Politluxus (Kostenpunkt: Größe der Immobilie blieben offenbar 90.000 Euro im Jahr bezahlt. Dennoch ist Entlastungswirkung waren zweifelhaft.
mehrere zehntausend Euro, genaue An- Kaufinteressenten aus, denn bis zum das Toilettenangebot in der Altstadt, die 2008 stiegen die Baukosten auf 9,4 Mio.
gaben wollte uns die Bundestagsver- Redaktionsschluss war noch kein Inve- als UNESCO Weltkulturerbe viele Mil- Euro. Der BdSt hakte nach und erfuhr,
waltung nicht machen) von Anfang an stor in Sicht. Der Verkaufspreis bewegt lionen Besucher im Jahr anlockt, nach dass die Mehrkosten auf die Verlänge-
kritisiert. Sieben Jahre später wird die sich nach Aussage von Bürgermeister wie vor unzureichend. Einige Einrich- rung einer Brücke, den gestiegenen Bau-
Bundestagssauna nun geschlossen. In Jochen Kistner zwischen einem Euro tungen befinden sich zudem in einem preisindex und die Voruntersuchungen
unmittelbarer Nähe der bisherigen Sauna und einer Summe X. Bezahlt hat die Ge- unhaltbaren Zustand. Eine Lösung war des Kampfmittelräumdienstes und der
soll ein öffentlich zugängliches Bistro meinde seinerzeit immerhin 37.000 Euro dringend erforderlich. Deshalb wurde Bodendenkmalpfleger zurückgingen.
errichtet werden. Die Bundestagssauna drei Jahre an einem Toilettenkonzept Die Bezirksregierung Detmold, die der
wird zur Bistro-Toilette umgebaut. Das für die Altstadt gearbeitet. Das Ergeb- BdSt eingeschaltet hatte, erklärte, dass
ist gut. Besser noch wäre es gewesen, nis liegt jetzt vor und ist für die Steuer- im Planfeststellungsverfahren geprüft
wenn auf das eigennützige Saunaprojekt zahler außerordentlich erfreulich! Seit werde, ob die Straße gerechtfertigt sei.
gleich ganz verzichtet worden wäre. dem 1. August 2010 stehen zwölf Toi- Ende 2009 kam das Aus: „Aufgrund einer
letten gastronomischer Betriebe für die nicht vorhandenen Verhältnismäßigkeit
Wehretal. Der Bund der Steuerzahler Öffentlichkeit zur Verfügung. Weitere ist diese Straßenplanung zu beenden“,
warnte die Gemeinde Wehretal davor, acht sollen noch folgen. Dafür zahlt die hieß es in der Beschlussvorlage der Stadt-
die stark renovierungsbedürftige Ober- Stadt an die Betreiber eine Pauschale verwaltung. Verkehrslenkende Maßnah-
mühle zu erwerben. Der Kauf im Jahr von insgesamt 30.000 Euro im Jahr. We- men seien auf den bestehenden Straßen
2007 erfolgte ohne schlüssiges Nutzungs- nig Geld, wenn man bedenkt, dass die möglich und würden zu einer „vergleich-
konzept und ohne konkrete Sanierungs- Unterhaltung einer einzigen öffentlichen baren Entlastungswirkung für die Innen-
kostenberechnungen. Die Gemeinde Wehretal kaufte die Obermühle ohne Nut- Toilette rund 15.000 Euro im Jahr kos- stadt und zu partiellen Leistungsfähig-
erhoffte sich eine hohe Förderquote bei zungskonzept, nun ist sie zu haben. tet. Das bestechend einfache System ist keitssteigerungen führen“. Damit wurde

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Erfolge Verschwendung droht

Verschwendung droht
Hier kann Verschwendung verhindert werden
die Kritik des BdSt an dem Projekt voll Eltern entlastet auf Kosten der Kinder, Schleswig. Die altehrwürdige Residenz- Verschiedene Experten halten dieses Ziel
bestätigt. Auch die Bürger hatten ihre die diese Schulden irgendwann zurück- stadt an der Schlei will für den hochprei- für unrealistisch. Ein Projekt mit derart
Zweifel und machten ihre Ablehnung bei zahlen müssen – entweder durch höhere sigen Tourismus attraktiver werden. Dazu vielen „Wenns“ und „Abers“ ist für die
den Kommunalwahlen im Herbst 2009 Steuern oder durch schlechtere staatli- meint man, auf eine moderne Therme finanzschwache 24.000-Einwohnerstadt
deutlich: Mit großer Mehrheit stimmten che Leistungen. nicht verzichten zu können. Nach ersten ein unkalkulierbares Risiko. Dabei liegt
sie für den Bürgermeisterkandidaten, der Schätzungen soll das Erlebnisbad auf die Alternative so nahe: Das bestehende
mit klaren Worten gegen die Umgehung Bund. Das Bundeskabinett hatte eigent- einem ehemaligen Bundeswehrgelände Sportbad könnte für 3 Mio. Euro grund-
in den Wahlkampf gezogen war. Die Ko- lich vor, sich selbst und den vielen Bun- etwa 28 Mio. Euro kosten. Den wesent- saniert werden und mit einer weiteren
sten für die bisherige Planung belaufen desbeamten die Gehälter in mehreren lichen Anteil soll ein privater Investor fi- Million Euro eine Attraktivitätssteige-
sich auf 400.000 Euro. Das ist zwar kein Stufen zu erhöhen. Nach den Plänen der nanzieren. Das Land Schleswig-Holstein rung erhalten. Diese Lösung wäre der
Pappenstiel, und es hätte sicher weniger Regierung hätten der Bundeskanzlerin hat Fördermittel in Höhe von 9,8 Mio. Leistungsfähigkeit aller Beteiligten an-
gekostet, wären die Planungen bereits ab Mitte 2011 rund 4.000 Euro jährlich Euro in Aussicht gestellt, wenn sicher- gemessen.
2005 beendet worden – aber allein die mehr zugestanden. Den Beamten und gestellt ist, dass es keine Konkurrenz zu
Tatsache, dass die Stadt Bad Lippspringe Pensionären sollte die im Jahr 2006 ge- bestehenden Freizeit- und Erlebnisbä- Bad Brambach. Bürgermeister Helmut
doch noch von einem 9,4 Mio. Euro kürzte jährliche Sonderzahlung – das dern gibt. Aber genau hier liegt das Pro- Wolfram kämpft seit Jahren gegen die
teuren Holzweg abgekommen ist, wird frühere Weihnachtsgeld – wieder auf blem: Im Umkreis von 30 Kilometern um geplante und übliche Luxussanierung der
die Steuerzahler freuen. das Ursprungsniveau angehoben, also Schleswig gibt es bereits sechs attraktive Deutschen Bahn. Davon betroffen sind
aus aktueller Sicht verdoppelt werden. Freizeitbäder, ein siebtes ist von einem fünf Bahnübergänge in seinem Gemein-
Schleswig-Holstein. Die überflüssige und Insgesamt hätten die Steuerzahler für privaten Betreiber geplant. Alle diese Bä- degebiet. Bad Brambach, ein Kurort mit
teure Beitragsbefreiung des letzten Kin- die Bundesbeamten und die Mitglieder der kämpfen um eine ausreichende Aus- 2.100 Einwohnern, soll ca. 200.000 Euro
dergartenjahres vor der Schule ist nach der Bundesregierung bis Ende 2012 lastung. Um negative Auswirkungen auf Eigenanteil für die Kreuzungsumbauten
nur einem Jahr vom Landtag wieder mehr als eine Mrd. Euro zusätzlich zah- die Konkurrenz zu verhindern, hat das aufbringen. Geld, was der Gemeinde
abgeschafft worden. Damit wird eine len müssen. Unmittelbar vor Beginn der Wirtschaftsministerium von einem Gut- für Aufgaben der Daseinsvorsorge feh-
Forderung des Bundes der Steuerzahler Sparklausur der Regierung Anfang Juni achter einen Anforderungskatalog erstel- len würde. Außerdem ist den Gemein-
zur Konsolidierung des Landeshaushalts 2010 forderte der BdSt, die Pläne fallen len lassen. Darin ist festgehalten, dass es devertretern der Sinn dieser Sanierung
erfüllt. Dieses politische „Geschenk“ aus zu lassen. Mit Erfolg: Das Bundeskabi- sich um eine rein gesundheitsorientierte nicht klar, denn die Strecke ist nicht als
Zeiten der Großen Koalition kostete das nett beschloss, auf die eigene Gehalts- Therme ohne angegliedertes Sportbad verkehrsbedeutend eingestuft, und wird
Land rund 35 Mio. Euro. Jetzt wird ein steigerung zu verzichten und auch die handeln muss, die zudem unmittelbaren nur selten von der Vogtlandbahn benutzt.
Teil des Geldes in eine verbesserte Kin- Sonderzahlung für die Beamten nicht Anschluss an ein Viersternehotel mit Dennoch möchte die Bahn alle Förder-
dergartenausstattung investiert. Damit anzuheben. Der Verzicht der Minister Appartementbetrieb haben soll. Unter mittel ausnutzen und die Kreuzungen
wird es bedarfsgerecht verwendet, wäh- auf ihre eigene Gehaltsanhebung erspart diesen Voraussetzungen könnte mit bis mit Hilfe der Gemeinde umbauen: Dazu
rend die Beitragsbefreiung unabhängig den Steuerzahlern Mehrbelastungen zu 190.000 Besuchern im Jahr gerech- gehören neben neuen Signalanlagen
von der Einkommenssituation der El- von immerhin rund 53.000 Euro pro net werden. Die ursprünglichen Erwar- Schrankensysteme, Schaltanlagen und
tern war. Von einem Geschenk konnte Jahr. Die verhinderte Verdopplung der tungen der Stadt lagen bei etwa 260.000 auch Schienenerneuerungen, so dass
man ohnehin nicht sprechen, weil die Sonderzahlung für Beamte spart rund Gästen jährlich. Fraglich ist auch, ob der die Kosten pro Bahnübergang auf über
Beitragsfreiheit mit neuen Krediten fi- 500 Mio. Euro pro Jahr. gedeckelte jährliche Zuschuss der Stadt 500.000 Euro ansteigen. Zuviel und am
nanziert worden war. Somit wurden die in Höhe von 500.000 Euro einzuhalten ist. Bedarf vorbei, rechnet Bürgermeister

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Verschwendung droht Verschwendung droht

rechtfertigt dieses Interesse eine kosten- die Steuerzahler mit der teuren Werbe-
trächtige Standortwerbung? Und wie kampagne nichts gewonnen. Wenn alle
viel Geld darf dafür ausgegeben wer- Kommunen ein teures Standortmarke-
den? Wir erklären das Problem am Bei- ting betreiben, ergibt sich ein ruinöser
spiel des Kreises Herzogtum Lauenburg Wettbewerb, der die Steuerzahler nur
im südöstlichen Schleswig-Holstein. viel Geld kostet.
Hier haben die Kreistagspolitiker ur-
sprünglich beschlossen, in den Jahren Reichmannsdorf. Der ehemalige Bürger-
2009 bis 2013 500.000 bis 750.000 Euro meister der Gemeinde Reichmannsdorf
Um Fördermittel zu erhalten, soll die Strassenbahntrasse unnötig lang werden. pro Jahr für die Standortwerbung aus- wollte einen Hohlweg bei Gösselsdorf
zugeben. Mit Imageanzeigen in überre- für Holztransporte herrichten lassen
Wolfram vor, denn die Bau- und Be- cke vor, die „nur“ 22 Mio. Euro gekostet gionalen Zeitungen und Wirtschaftsma- und ließ ihn mit mineralischen Abfällen
triebsordnung des Eisenbahnbundes- hätte. Die nächstlängere Variante wäre gazinen sowie großformatigen Plakaten verfüllen. Ein Gemeinderatsbeschluss
amtes sieht für die Signalanlagen auch auf Kosten von 41 Mio. Euro gekommen, im Hamburger Hauptbahnhof und an lag dazu nicht vor. Zudem genoss der
kostengünstigere Maßnahmen vor, die hätte aber auch noch nicht gereicht, um Verkehrsachsen sollen potenzielle Inte- Weg auf zwei Abschnitten Biotopschutz.
lediglich 15.000 Euro kosten würden. Der an Fördermittel des Bundes zu kommen. ressenten angesprochen werden. Ein Die Verfüllung verstieß damit gegen na-
Bund der Steuerzahler Sachsen schließt Die fließen nämlich nur in Verkehrsvor- professionelles kreisweites Flächenma- turschutzrechtliche Bestimmungen. So
sich nach Prüfung der Maßnahme der haben, wenn die zuwendungsfähigen nagement soll allen Ansiedlungswilligen musste die Gemeinde den Weg wieder
Einschätzung der Gemeinde an und un- Kosten mehr als 50 Mio. Euro betragen. einen möglichst optimalen Standort an- freilegen und renaturieren lassen. Dafür
terstützt diese bei der Umsetzung der Also wurde so „lange“ weiter geplant, bieten. Erklärtes Ziel ist es, durch diese veranschlagte die Kommune 29.947 Euro
kostengünstigsten und zweckmäßigsten bis man eine Strecke gefunden hatte, Aktion bis zu 1.000 zusätzliche Arbeits- für die Bauleistungen und 4.016 Euro als
Variante. die mehr als 50 Mio. Euro kostet. Bleibt plätze im Kreisgebiet zu schaffen. Hun- Honorar für das Büro der Landschafts-
zu hoffen, dass der Bund die Subven- dert Arbeitsplätze sollen bereits angesie- gestalter. Die Kosten dieser Freilegung
Mainz. In der rheinland-pfälzischen tionen verweigert, weil die Förderkri- delt worden sein, besagt eine erste Zwi- des Hohlweges berappen erst einmal die
Landeshauptstadt droht ein millionen- terien der dringenden Erforderlichkeit schenbilanz. Finanziert werden soll die Steuerzahler. Der Gemeinderat hat be-
schwerer Investitionsflop. Rund 70 Mio. und der Beachtung der Grundsätze der Werbung durch erwartete zusätzliche schlossen, einen Rechtsanwalt mit der
Euro sollen in eine knapp zehn Kilome- Wirtschaftlichkeit und der Sparsamkeit Ausschüttungen der Kreissparkasse. Prüfung auf Schadenersatz zu beauftra-
ter lange neue Straßenbahntrasse inve- nicht vorliegen. Doch das Konzept wird heftig kritisiert: gen.
stiert werden. Davon sollen Bund und Denn allen Experten ist klar, dass durch
Land 36 bzw. 12 Mio. Euro tragen. Um Kreis Herzogtum Lauenburg. Nahezu die Werbekampagne keine neuen Unter- Bund. Seit Jahren ist geplant, die S-
an diese Fördermittel aus dem soge- alle Kommunen wünschen sich, Stand- nehmen mit zusätzlichen Arbeitsplätzen Bahnlinie S13 von Troisdorf nach Bonn-
nannten Entflechtungsgesetz, der Nach- ort von erfolgreichen Unternehmen mit gegründet werden. Bestenfalls kann er- Oberkassel zu verlängern. Geld schien
folgeregelung des früheren Gemeinde- vielen Arbeitsplätzen zu sein. Denn die reicht werden, dass die Unternehmen in vorhanden. Denn als Kompensation
verkehrsfinanzierungsgesetzes, zu ge- Betriebe zahlen Steuern und die Arbeit- den Kreis Herzogtum Lauenburg umsie- für den Umzug vieler Bundesministe-
langen, musste das Vorhaben auch stark nehmer bringen Einkommen in die Re- deln. Dann gehen die hier neu geschaf- rien nach Berlin hatte der Bund der
ausgeweitet werden. Der ursprüngliche gion, das sich ebenfalls positiv auf die fenen Arbeitsplätze an anderer Stelle Region Bonn im Jahr 1994 erhebliche
Plan sah eine drei Kilometer lange Stre- kommunalen Haushalte auswirkt. Aber verloren. Unter dem Strich ist damit für Ausgleichszahlungen zugesagt. Im Jahr

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Verschwendung droht Verschwendung droht

2000 wurden die Kosten der S13-Ver- verlegt werden. Das würde Kosten von
längerung auf 210 Mio. Euro geschätzt. bis zu 400.000 Euro verursachen. Somit
Inzwischen geht die Deutsche Bahn AG drohen öffentliche Mittel verschwendet
(DB AG) von 351 Mio. Euro aus. Auch zu werden, um Platz zu schaffen für ein
der Zeitplan hat sich um viele Jahre ver- Projekt, das nach Lage der Dinge gar
schoben. Offiziell erwartet die DB AG nicht realisiert wird.
eine Inbetriebnahme erst Ende 2016.
Inoffiziell gehen die Verantwortlichen Spreethal. Die Gemeinde Spreethal hat
davon aus, dass das Projekt aus Kosten- die Altlasten der DDR-Gasproduktion
Nutzen-Erwägungen gar nicht mehr re- bewältigt. Die teerverseuchten Flächen,
alisiert wird. Das würde angesichts der welche als Nebenprodukt der Gaspro-
Kostensteigerung nicht überraschen. duktion einfach in die Erde verbracht
Von der nordrhein-westfälischen Lan- wurden, wurden in der Gemeinde
desregierung bekommt deshalb auch Spreethal mit Hilfe von Millionen Euro
niemand ein klares Bekenntnis zum Steuergeldern beseitigt. Für die Ent- 31 Mio. Euro zahlte Berlin für ein Konzept zur Beschleunigung des Verkehrs.
Projekt. O-Ton des Landesverkehrsmi- sorgung der Altlasten war eine Kohle-
nisteriums gegenüber dem BdSt: „Wenn mischanlage erforderlich, welche nun- Spreethal den Ankauf der Flächen und sollen Verkehrsflüsse zugunsten von Li-
Baurecht vorliegt, ist auf Basis der dann mehr einen privaten Investor gefunden den anschließenden Weiterverkauf der nienbussen und Straßenbahnen beein-
bekannten Kosten und etwaiger Ände- hat, der diese weiter betreibt. Flächen an einen Solarparkinvestor. Für flusst werden. Für das Projekt Straßen-
rungen im Gesamtnutzen gemeinsam So weit so gut, doch leider fasste die den Eingriff in die Natur – Vernichtung bahnbeschleunigung sind derzeit 294
mit allen Beteiligten über den Baube- Gemeinde Spreethal einen Aufstellungs- der 20.000 Stecklinge – muss die Ge- Ampelanlagen mit Vorrangschaltungen
ginn zu entscheiden.“ beschluss für einen Bebauungsplan, meinde bzw. der Investor Ersatzanpflan- ausgerüstet worden. Kosten: 19,9 Mio.
Die Bundesregierung ihrerseits ist zwar der die vor rund zwei Jahren durch die zungen vornehmen. Da es in der Region Euro. Effekt: eine Verlangsamung der
der potenzielle Hauptgeldgeber, zeigt Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau- keine freien Flächen gibt, werden die Straßenbahn. Noch im Jahr 2008 fuhr
aber keinerlei Projektinteresse. O-Ton Verwaltungsgesellschaft mbh (LMBV) Ersatzpflanzungen wohl im Leipziger sie mit durchschnittlich 19,6 km/h durch
des Bundesverkehrsministeriums ge- renaturierten Flächen betrifft. Aufgabe Raum erfolgen. die Hauptstadt; 2009 waren es dann nur
genüber dem BdSt: „Das Land Nord- der LMBV ist es, die Flächen des still- noch 19,3 km/h. Nicht viel anders sieht
rhein-Westfalen […] kann […] selbst gelegten Braunkohlebergbaus in den Berlin. Die Senatsverwaltung für Stadt- es beim Busverkehr aus. 710 Ampelanla-
bestimmen, in welche Projekte mit den neuen Bundesländern im Rahmen von entwicklung hat viel Geld in sogenannte gen wurden bislang für den Busverkehr
vom Bund zur Verfügung gestellten Mit- Sanierungsmaßnahmen für deren Fol- Vorrangschaltungen investiert. Ganze mit entsprechender Technik ausgestat-
teln investiert werden soll. […] Insofern genutzung vorzubereiten und zu verkau- 31 Mio. Euro wurden in den letzten Jah- tet. Doch auch hier blieb, trotz der In-
verfügt der Bund auch über keinerlei In- fen. Da der Investor die Flächen nicht ren für das Beschleunigungsprogramm vestition von 11 Mio. Euro, die Durch-
formationen über das Projekt.“ – wie ursprünglich geplant – mit dem ausgegeben, um Busse und Straßen- schnittsgeschwindigkeit von 19,5 km/h
Brisant ist dies, weil jetzt ein konkreter Kohlekraftwerk erwarb, pflanzte die bahnen schneller zu machen. Doch der unverändert. Für die Senatsverwaltung
und teurer Schritt zur Projektvorberei- LMBV auf den renaturierten Flächen ca. Erfolg lässt bislang auf sich warten. Im für Stadtentwicklung liegt die Ursache
tung bevorsteht. Der kleine, denkmalge- 20.000 Stecklinge im Wert von 100.000 Rahmen des Programms der Berliner für die teure „Entschleunigung“ des öf-
schützte Güterbahnhof Bonn-Beuel soll Euro. Nunmehr plant die Gemeinde Senatsverwaltung für Stadtentwicklung fentlichen Personennahverkehrs im kom-

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Verschwendung droht Verschwendung droht

plexen Zusammenspiel unterschiedlicher chung nur ein Nutzen-Kosten-Verhältnis Ministerium scheint hierzu keine Rech- 371.000 Euro fällig, die vom Steuer-
Faktoren. So hätten Baustellen in der von 0,88 bescheinigt. nungen angestellt zu haben, es verweist zahler zu tragen sind. Der Nutzen der
Stadt, aber auch die Konkurrenz zum Soll heißen, die geschätzten Investiti- lediglich auf die Ergebnisse einer noch unterirdischen Fußgängerverbindung
Fußgängerverkehr, den man natürlich onskosten, die damals seitens des Mini- durchzuführenden Ausschreibung. So hält sich in Grenzen, zumal Besucher das
auch beschleunigen wolle, zu den Ge- steriums auf rund 48 Mio. Euro beziffert sinnvoll die Idee der Darßbahn auch Stadthaus leicht über einen Tiefgaragen-
schwindigkeitseinbußen geführt. Aktu- wurden, würden durch die mit dem Bau scheinen mag: Der Steuerzahler darf mit Aufzug und dann ebenerdig über den
elle Daten zur Geschwindigkeitsentwick- der Darßbahn entstehenden Vorteile seinem Geld nicht für Investitionspro- Sedanplatz erreichen können. Große
lung von Bus und Straßenbahn werden nicht kompensiert. Die aktuell vom Mi- jekte herhalten, die eine dauerhaft nega- Teile der Vegesacker Ortspolitik und der
erst zum Ende des Jahres erwartet. Erst nisterium in Umlauf gebrachten Zahlen tive Rendite erwirtschaften, nur weil sie Bremer Wirtschaftssenator halten die
dann lässt sich der endgültige Effekt der weisen ein leicht besseres Verhältnis von politisch gewollt sind. Und selbst wenn wetterunabhängige Erreichbarkeit der
teuren Investition feststellen. Der Bund 0,93 aus. Ein Nutzen-Kosten-Verhältnis das Nutzen-Kosten-Verhältnis auf dem Behördendienststellen sowie der Bank-,
der Steuerzahler wird den Sachverhalt von mindestens 1 ist jedoch Vorausset- Papier nach Abschluss der Detailpla- Einzelhandels- und Freizeitangebote im
weiter beobachten. Denn schnellere Ver- zung, dass die Kosten der Maßnahme nung geradeso ausgewogen sein sollte, Stadthaus dagegen für unverzichtbar.
kehrsmittel zahlen sich durchaus aus. geradeso dem künftigen Nutzen ent- ist erfahrungsgemäß damit zu rechnen, Sie stützen sich auf Zusicherungen, die
Wenn Busse und Straßenbahnen schnel- sprechen und der Bahnbau knapp noch dass es im Zuge der Realisierung zu die in der heutigen stadteigenen Wirt-
ler fahren, können die Verkehrsbetriebe als wirtschaftlich gelten kann. Baukostenüberschreitungen kommen schaftsförderung Bremen GmbH (WFB)
weniger Fahrzeuge einsetzen, was ent- Interessant ist zudem auch, dass die wird. Dann wird es dauerhaft teuer für aufgegangene Bremer Investitions-Ge-
sprechend Kosten spart – auch für das Gesamtkosten jetzt nur noch bei 38 die Steuerzahler. Ebenso ist zweifelhaft, sellschaft (BIG) großzügig gegenüber
Land Berlin. Mio. Euro liegen sollen. Trotz über- ob die Darßbahn eine echte Alternative Mietern des Stadthauses gegeben hatte.
arbeiteter Wirtschaftlichkeitsunter- zum Autoverkehr darstellt. Das darf auf- Doch ursprüngliche Planungen für das
Fischland-Darß-Zingst. Das Land Meck- suchung rechnet sich das Projekt auf grund der insgesamt schlechten Anbin- Untergeschoss des Stadthauses sind
lenburg-Vorpommern diskutiert seit dem Papier weiterhin nicht. Doch der dung Mecklenburg-Vorpommerns an längst Makulatur. Eine Bowlingbahn, die
Monaten, ob es im Ostsee-Tourismus- Verkehrsminister sieht das anders. Er das Netz der Deutschen Bahn erheblich über den Tunnel auch zu Zeiten erreich-
gebiet Fischland-Darß-Zingst die alte hat den Bau der Darßbahn zu seinem bezweifelt werden. Im Sinne der Steuer- bar ist, an denen das übrige Stadthaus
Darßbahn wiederbeleben soll. Die politischen Ziel erkoren. Daher wolle zahler sollten daher alle Signale für den geschlossen ist, wird es aller Voraussicht
Trasse würde Zingst und Prerow an das er im Zuge der Detailplanung alle Op- kostspieligen und unwirtschaftlichen nach nicht geben. Der potenzielle Betrei-
Schienennetz der Usedomer Bäderbahn, timierungsmöglichkeiten prüfen, die Wiederaufbau der Darßbahn auf Rot ber hat sich schon vor Monaten zurück-
einer 100-prozentigen Bahn-Tochter, an- den Nutzen-Kosten-Faktor verbessern gestellt werden. gezogen. So nimmt die Verschwendung
binden. Die Befürworter wollen damit helfen. Mit anderen Worten: Es soll so- im Bremer Norden ihren Lauf. Dagegen
den Individualverkehr der Touristen zu- lange geplant und kalkuliert werden, Bremen. Damit Besucher und Mieter des kommt nicht einmal die Finanzsenatorin
rückdrängen und die vorhandenen Bus- bis das persönliche Ziel des Ministers neuen Stadthauses Vegesack (früheres als Hüterin der Bremer Stadtkassen an,
verbindungen entlasten. Ende August schöngerechnet scheint. Kritisch ist zu- Kaufhaus Kramer) keine nassen Füße die die Notwendigkeit der unterirdischen
2010 fiel die Entscheidung des Verkehrs- dem, dass bei der Gesamtbetrachtung bekommen, soll ein Tunnel zwischen Verbindung am Sedanplatz noch im Juli
ministeriums, den Bau in zwei Etappen des Projekts derzeit die Kosten, die nach der Tiefgarage am Sedanplatz und der 2010 öffentlich in Zweifel zog und damit
voranzutreiben. Die Krux an den Plänen: dem Bau der Darßbahn jährlich für den ehemaligen Kramer-Immobilie gebaut vielen Steuerzahlern aus dem Herzen
Dem Projekt wurde Ende 2009 laut be- Betrieb durch das Land aufzubringen werden. Für die knapp 20 Meter wer- sprach und spricht. Die Tunnelkosten
auftragter Wirtschaftlichkeitsuntersu- sind, außen vorgelassen werden. Das den nach bisherigen Angaben rund von 371.000 Euro resultieren übrigens

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Verschwendung droht Verschwendung droht

aus einer Machbarkeitsstudie aus dem Bereich der erneuerbaren Energien. Das zu scheitern und auch ein Teil der vielen
Jahr 2007. Mit Kostensteigerungen bis Innenministerium in Kiel als Aufsichts- Beteiligungsgesellschaften schreibt rote
zur geplanten Fertigstellung im Früh- behörde sieht diese Entwicklung mit Zahlen. Das Rechnungsprüfungsamt der
jahr 2011 ist deshalb noch zu rechnen. großem Argwohn. Schließlich schreibt Stadt Flensburg bemängelt zudem, dass
das kommunale Wirtschaftsrecht in die komplizierte Unternehmensstruktur
Flensburg. Ohne Frage ist die Stadtwerke Schleswig-Holstein das sogenannte Ört- es den Stadtvertretern unmöglich macht,
Flensburg GmbH, die sich zu hundert lichkeitsprinzip vor, nach dem sich kom- ihre Pflichten als Gesellschaftervertreter
Prozent im Eigentum der Stadt befin- munale Wirtschaftsunternehmen nicht noch verantwortungsbewusst wahrzu-
det, ein erfolgreiches kommunales Ver- außerhalb der Grenzen der eigenen nehmen. Alles in allem ähneln die Struk-
sorgungsunternehmen. Der Betrieb ist Kommune betätigen dürfen. Um mehr turen und Rahmenbedingungen sehr
mit einem gesunden Eigenkapital aus- Freiräume zu erlangen, hat man für das stark der Ausgangssituation, in der die
gestattet und führt Jahr für Jahr Über- Beteiligungsmanagement eigens ein HSH Nordbank als ehemalige Landes-
schüsse an den städtischen Haushalt „Enkel“-Unternehmen gegründet, das bank von Hamburg und Schleswig-Hol-
ab. Dennoch besteht Grund zur Sorge, durch diese Konstruktion nicht mehr stein in wirtschaftliche Schwierigkeiten
denn aufgrund eines von der Politik be- der Kommunalaufsicht und dem unmit- gekommen ist. Deshalb gilt hier: Wehret
schlossenen Strategiekonzepts hat sich telbaren Einfluss der Stadtvertretung den Anfängen! Das Risiko für die Stadt Kostspielige Unterstützung sucht das Ar-
das Unternehmen in den letzten Jahren unterliegt. Bislang war diese Strategie Flensburg muss deutlich beschränkt beitsministerium in der Pressearbeit.
mehr und mehr von seinem örtlichen weitgehend erfolgreich. Nicht vergessen werden. Die Aussicht auf kurzfristige
Versorgungsauftrag entfernt. Hinter- werden darf aber auch, dass mit jeder Gewinnabführungen darf nicht den die Agenturen grundsätzlich die Kon-
grund war die richtige Feststellung, wirtschaftlichen Chance auch ein unter- Blick für langfristige Gefahren trüben. zeption, Entwicklung und Umsetzung
dass sich bei einer Beschränkung auf nehmerisches Risiko verbunden ist. Und von Kommunikationsmaßnahmen und
das heimische Versorgungsgebiet weder es stellt sich die Frage, ob das Risikopo- Bund. Im Bundesarbeitsministerium sind -kampagnen durchführen sollen. Zudem
die Mitarbeiterzahl noch die Gewinn- tenzial der Stadtwerke Flensburg nicht 37 Mitarbeiter in vier Referaten tagtäg- sollen u. a. Pressekonferenzen organi-
erwartung wird halten lassen. Um das langsam dem Eigentümer, nämlich der lich damit beschäftigt, Presse- und Öf- siert, Pressematerialen erstellt, Publi-
Geschäft auszubauen, die Abführung an Stadt Flensburg, über den Kopf wächst. fentlichkeitsarbeit für das Ministerium kationen des Ministeriums konzipiert
den städtischen Haushalt zu sichern und Mittlerweile ist der Unternehmensum- zu verrichten. Sie planen die strategische und redaktionell begleitet, die Online-
neue Arbeitsplätze zu schaffen, muss- satz der Stadtwerke mit 240 Mio. Euro Kommunikation, verfassen Reden, Pres- Redaktion des Hauses unterstützt, Ta-
ten neue Marktgebiete und zusätzliche im Jahr größer als das bereinigte Haus- semeldungen, Publikationen und orga- gungen und Kongresse gestaltet sowie
Geschäftsfelder entwickelt werden. Und haltsvolumen der Stadt. Mit rund 1.000 nisieren Pressekonferenzen. Der Bun- die Ministerin bei öffentlichen Terminen
so ist das Unternehmen mittlerweile Mitarbeitern beschäftigt man ebensoviel desarbeitsministerin scheint das Know- begleitet werden. Die Auflistung der Mi-
als Energieversorger deutschlandweit Personal wie die Trägerkommune. Beim how ihrer Mitarbeiter jedoch nicht zu nisteriums-Wünsche ist also nicht nur
tätig. Man hat sich sogar an einer Ge- Hauptgeschäft, dem Stromverkauf, hat genügen. Derzeit sucht das Ministerium allumfassend, sondern auch identisch
sellschaft beteiligt, die in der lettischen die Marktentwicklung der vergangenen per europaweiter Ausschreibung gleich mit den Aufgaben der 37 beschäftigten
Stadt Ventspils ein Kraftwerk und eine Monate zu einem erheblichen Gewinn- drei PR-Agenturen, die bis März 2014 Presse- und Öffentlichkeitsarbeiter des
erneuerte Fernwärmeversorgung er- einbruch geführt. Das Engagement in die Öffentlichkeitsarbeit des Ministeri- Ministeriums. Merkwürdig ist, dass das
richten will. Daneben beteiligt man sich Lettland droht an veränderten Rahmen- ums kräftig beflügeln sollen. So sieht die Arbeitsministerium bisher lediglich mit
an einer Vielzahl von Unternehmen im bedingungen und Projektverzögerungen All-Inclusive-Ausschreibung vor, dass einer PR-Agentur für seine Hauptkom-

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Verschwendung droht Nachlese

Nachlese
Was daraus geworden ist
munikationsmaßnahmen auskam. ßungspaketen für Neugeborene bis hin Bund. Das langjährige Hin und Her über Nutzung von Ergebnissen des Transra-
Doch das Ministerium sieht das zwi- zu umfangreichen Sach- und Finanz- die Vermarktungschancen des Trans- pid-Weiterentwicklungsprogramms ge-
schenzeitlich anders: Drei Agenturen leistungen. Im Kreis Ostholstein haben rapids und die Weiterführung der Ver- wahrt und durchgesetzt werden können.
ließen sich zentraler und besser durch mehrere Kommunen ein Förderpaket suchsanlage im Emsland setzte sich auch All der finanzielle Aufwand erfolgt nur
den Leitungsbereich des Ministeriums für junge Familien aufgelegt, zu dem 2010 zu Lasten der Steuerzahler fort. Ob- in der Hoffnung, dass sich irgendwann
steuern. Darüber hinaus entstünde ein auch Zuschüsse für den Neubau von Ei- wohl der Transrapid außer in Shanghai doch noch Käufer finden, die den Trans-
Wettbewerb der Ideen, der die Qualität genheimen gehören. seit Jahren keinen kommerziellen Einsatz rapid einsetzen wollen. Das Bundesver-
der Maßnahmen steigere und zugleich Die Stadt Schenefeld im Kreis Pinne- findet, wird das Projekt immer wieder kehrsministerium sieht neben Brasilien,
das Preisniveau senke. Wie drei Agen- berg hat gerade beschlossen, die Kos- mit öffentlichen Geldern am Leben ge- China und den USA auch die Türkei und
turen auf einmal günstiger als eine ein- ten für das letzte Kindergartenjahr vor halten. Teneriffa als potenzielle Einsatzgebiete.
zige sein sollen, erklärt sich dem steu- der Einschulung zu übernehmen, um Nachdem die letzte Hoffnungsstrecke Denn sollte sich der Transrapid irgend-
erzahlenden Bürger nicht. Und dass es die Eltern damit zu entlasten. Das In- in München den stetig steigenden Pla- wann doch noch als Vermarktungserfolg
hier nicht um Kleingeld gehen wird, nenministerium sieht diese Aktivitäten nungskosten zum Opfer fiel und auch entpuppen, hofft der Bund auf die Rück-
zeigt das aktuelle Budget des Ressorts sehr kritisch, insbesondere, wenn zum die immer wieder beschworenen aus- zahlungen einiger Steuermittel. Und so
für Kommunikations- und Publikations- Ausgleich der kommunalen Haushalte ländischen Käufer Mangelware sind, versucht das Verkehrsministerium, Jahr
maßnahmen. Stolze 15 Mio. Euro stehen Kredite aufgenommen werden müssen. stand die Versuchsstrecke im niedersäch- für Jahr aufs Neue Millionen Euro Steu-
allein in diesem Jahr für die Vermark- Zu einem Verbot will man sich aber sischen Emsland zur Mitte des letzten ergelder in der Ems zu versenken.
tung von Informationen bereit. Wer 37 nicht durchringen. Für uns droht hier Jahres vor dem Aus. Die beiden Techno- Doch ein Hoffnungsschimmer für die
Fachreferenten im Hause hat, benötigt Verschwendung in erheblichem Maße, logielieferanten Thyssen-Krupp und Sie- gebeutelten Steuerzahler scheint sich
keine drei PR-Agenturen, die im Grund- denn letztlich jagen sich die Gemeinden mens sahen keinen weiteren Testbedarf, abzuzeichnen: In der Finanzplanung
satz dieselbe Arbeit verrichten. Das nur gegenseitig die Einwohner ab. Die sie halten den Transrapid für marktreif. des Bundes bis 2014 sind keine weiteren
wäre rausgeworfenes Geld. Mehreinnahmen der einen Gemeinde Doch anstatt die Notbremse zu ziehen, Steuergelder für die emsländische Ver-
sind gleichzeitig Mindereinnahmen für beschloss die Politik den Weiterbetrieb suchsanlage vorgesehen. Aber es droht
Schleswig-Holstein. Die Einnahmen ei- die andere Kommune. Und die Kosten der Versuchsanlage bis ins Jahr 2010. weiterhin Gefahr aus dem Verkehrs-
ner Gemeinde hängen wesentlich von trägt der Steuerzahler. 5,2 Mio. Euro schießt der Bund aber- ressort. Dieses will trotz der horrenden
ihrer Einwohnerzahl ab. Insbesondere mals zu, 575.000 Euro steuert das Land Kosten unbeirrt an der Versuchsanlage
gute Einkommensteuerzahler sind heiß Niedersachsen bei, unter anderem mit festhalten und ringt um die Bereitstel-
begehrt. Um als Wohnort attraktiv zu der Begründung, dass die Anlage zu De- lung weiterer Mittel. Einerseits sei die
bleiben, möchten viele Gemeinden un- monstrationszwecken für potenzielle In- Anlage zur Wahrung der Exportchancen
ter allen Umständen ihre Infrastruktur vestoren diene, die sich vor Ort von der des Transrapids weiterhin unerlässlich,
erhalten. Die Existenz von Schulen und Leistungsfähigkeit des Transrapids über- anderseits hält das Ministerium die An-
Kindergärten hängt dabei von der Zahl zeugen könnten. Darüber hinaus gibt der lage für geeignet zur Erforschung und
der Kinder in einer Gemeinde ab. Da- Bund in diesem Jahr über 515.000 Euro Erprobung der berührungslosen Ener-
rum gibt es immer „kreativere“ Ideen, aus, weitere 450.000 Euro sind für 2011 gieversorgung im Automobilbereich.
wie man junge Familien in die eigene geplant, um sich juristisch und technisch Damit werden die Begründungen und
Kommune locken will. Sie reichen von beraten zu lassen, wie die Interessen die Suche nach neuen Spielwiesen für
einfachen, spendenfinanzierten Begrü- des Bundes im Zusammenhang mit der die teure Versuchsanlage immer ausge-

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Nachlese Nachlese

fallener. Die Devise muss daher lauten: des Gebäudes erneuert, die in einem tung von Ratzeburg, die im Volksmund Dagegen legten einige Gebührenzahler
Lieber ein Ende mit Schrecken als ein wesentlich schlechteren Zustand als er- auch als Krötentunnel verspottet wird. Widerspruch ein. Im Herbst 2009 gab
Schrecken ohne Ende. Was der Transra- wartet waren. Aus rechtlichen Gründen Erstmalig hatten wir im Schwarzbuch ihnen letztinstanzlich das Schleswig-
pid braucht, sind Käufer und keine wei- verweigerte die Baubehörde der Stadt 2000 den Bau der 13 Kilometer langen Holsteinische Oberverwaltungsgericht
teren Zuschüsse aus Steuergeldern. eine Baugenehmigung für den Neubau Abwasserleitung kritisiert, die nie ge- Recht. Die noch offenen 1,2 Mio. Euro
im Außenbereich. Der Bauherr erhob nutzt worden ist. Jetzt ist rechtskräftig dürfen nicht über die Abwassergebühren
Erfurt. Im Schwarzbuch des vergangenen Widerspruch und dann Klage. Obwohl entschieden, dass der noch ausstehende finanziert werden, sondern müssen aus
Jahres berichteten wir über einen seit die Stadt ein Interesse an der Betreu- Verlust von 1,2 Mio. Euro aus dem Haus- dem hoch verschuldeten Stadthaushalt
2002 leer stehenden Rohbau, der mit öf- ungseinrichtung hatte, fand sich keine halt der Stadt Ratzeburg zu begleichen getragen werden.
fentlichen Geldern gefördert wurde. In kurzfristige Lösung und erst 2006 gab ist. Begonnen hatte alles in der Nachwen-
Erfurts Arndtstraße wurde durch eine es von der Stadtverwaltung eine Bauge- dezeit mit der Gründung eines Abwas- Hagen. Im vorigen Jahr haben viele
Suchthilfe gGmbH vom Jahr 2000 bis nehmigung für den gestoppten Bau von serzweckverbands zwischen der Stadt nordrhein-westfälische Kommunen
2002 mit dem Umbau eines Gebäudes zu 2002. Das Land zahlte 2004 zur Sicherung Ratzeburg und mehreren Gemeinden aus durch hochspekulative Zinswetten Mil-
einem therapeutischen Wohnheim für der Baustelle 122.710,05 Euro. Durch die Mecklenburg-Vorpommern. Gemeinsam lionen verloren – der Bund der Steuer-
drogenabhängige und drogengefähr- Verzögerung verfiel dem Träger die für wollte man ein Klärwerk und ein Abwas- zahler berichtete in der Vergangenheit
dete Jugendliche begonnen. Es wurden das Investitionsprojekt vorgesehene KO- sersammelsystem errichten, für das man im Schwarzbuch darüber. Den größten
bis zum Jahr 2001 1.127.146,62 Euro Finanzierung der Arbeitsverwaltung. sich Fördermittel erhoffte. 1992 wurde Schaden müssen sich die Verantwort-
Landesmittel investiert. Doch dann er- Lange blieb der geförderte Rohbau un- im Vorgriff schon einmal eine Abwas- lichen der Hagener Stadtverwaltung
folgte für den Rohbau 2002 ein Baustopp vollendet und wir berichteten darüber im serdruckleitung zwischen Ratzeburg und zurechnen lassen. Jetzt wurde bekannt,
durch die städtische Baubehörde. Der Schwarzbuch. Nun wird das Wohnheim der Landesgrenze verlegt. Die Baukosten dass ihr Vertragspartner, die Deutsche
Träger hatte Teile der Altbausubstanz für junge drogenabhängige Erwach- beliefen sich seinerzeit auf ca. 2,2 Mio. Bank, 5 Mio. Euro in einem Vergleichs-
sene seit Juni 2010 durch die Suchthilfe Euro. verfahren gezahlt hat. Dafür, so erfährt
gGmbH weitergebaut und soll bis Ende Als später dann die verbindliche Förder- die Öffentlichkeit, lässt die Stadt Hagen
2010/Anfang 2011 fertig werden. Nach mittelzusage vorlag, waren die Zuschüsse eine Schadensersatzklage vor dem Ober-
Informationen des Ministeriums für So- wesentlich geringer als erwartet. Dadurch landesgericht Düsseldorf fallen. Zuvor
ziales, Familie und Gesundheit wurden wurde das Projekt unwirtschaftlich und hatte die Stadt mehrfach vor Gericht ver-
zur Fortsetzung der Arbeiten keine wei- zum Jahresende 1996 sah sich die Stadt loren, so dass aus Sicht der Stadt der Ver-
teren Fördermittel ausgereicht. Auch die gezwungen, aus dem Abwasserzweck- gleich sicherlich Sinn macht. Ärgerlich
Verwendungsnachweisprüfung für die verband auszutreten. Jetzt entwickelte aber ist aus Sicht der Steuerzahler, dass
bis 2001 investierten Fördermittel ist laut sich ein Rechtsstreit darüber, wer die Ko- trotz Mahnungen die hochverschuldete
Ministerium erfolgt. Der Träger hat den sten für die nutzlose Rohrleitung zu tra- Stadt Hagen überhaupt derartige Speku-
festgestellten Rückforderungsbetrag im gen habe. In einem Vergleich wurden die lationen betrieben hat. Der Steuerzahler
September 2009 gezahlt. Kosten zwischen dem Abwasserzweck- ist der Geschädigte – trotz der Millionen-
verband und der Stadt Ratzeburg geteilt. zahlung der Bank.
Ratzeburg. Zum vermutlich letzten Mal Der Kostenanteil Ratzeburgs wurde da-
Das therapeutische Wohnheim wird nun berichten wir an dieser Stelle über das raufhin von der Stadt in die Abwasser- Nürburg. Kein Jahr vergeht ohne neue
fertiggestellt. Desaster der nutzlosen Abwasserlei- gebührenkalkulation hineingerechnet. Hiobsbotschaften von Deutschlands teu-

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Nachlese Nachlese

sellschaften gestützt werden, da ihm das Stadt sind Rückforderungen von insge-
Geld ausging und ein Baustopp drohte. samt 145.326 Euro zuzüglich der Zinsen
Wegen dieser Finanzspritze in Höhe von zu begleichen.
85 Mio. Euro ermittelt die Staatsanwalt-
schaft nun auch gegen den ehemaligen Europa. Seit Jahren lagern sechs unbe-
Geschäftsführer der landeseigenen In- nutzte Ganzkörper-Nacktscanner in den
vestitions- und Strukturbank Rheinland- Kellern des Europäischen Parlaments
Pfalz, Hans-Joachim Metternich – der- (EP). Wie im Schwarzbuch 2009 berich-
zeit ist Metternich Kreditmediator der tet, haben die Scanner insgesamt rund
Bundesregierung und soll dafür sorgen, 720.000 Euro gekostet. Im März 2009
Ein Untersuchungsausschuss deckt beim dass Unternehmen ausreichend Kredite Auf Gäste wartet das Klimatherapiezen- forderte der Haushaltskontrollausschuss
Nürburgring weitere Skandale auf. von Banken bekommen. Und auch in der trum noch immer vergebens. des EP, dass die originalverpackten Scan-
rheinland-pfälzischen Landesregierung ner verkauft werden sollen. Das EP folgte
erstem staatlichen Vergnügungsbetrieb. zieht die Affäre immer weitere Kreise. Euro investiert, wobei das Wirtschafts- dem Ausschussvotum und fasste im April
Der Nürburgring mit seiner 2009 errich- Jüngst musste der Wirtschaftsminister ministerium 128.641 Euro Zuschüsse 2009 einen förmlichen Beschluss. Aber
teten „Erlebniswelt“ kostete schon den Fi- zugeben, dass Herr Richter für das Wei- ausreichte. Trotz herrlicher Landschaft es dauerte noch ein dreiviertel Jahr, bis
nanzminister von Rheinland-Pfalz, Ingolf terleiten der angesprochenen 85 Mio. und vorhandener Terrainkurwege mit die Parlamentsverwaltung tatsächlich
Deubel, das Amt. War damals noch ein Euro aus der Landeskasse knapp zwei verschiedenen Belastungsindikatoren per Ausschreibung nach Käufern für die
gescheitertes Finanzierungsmodell der Mio. Euro an Zinsgewinnen verdient gab es viel zu wenige Nutzer. Finsterber- Scanner suchte. Das Mindestgebot lag
Auslöser für den Rücktritt, rücken nun hatte. Auch habe er, laut einem vertrau- gen hatte keine stationären Kurpatienten bei 65.000 Euro pro Stück. Mitte März
auch alle anderen Geschäftsbereiche der lichen Rechnungshofbericht, im Jahr und ambulante Klimakuren fanden auch 2010 war klar: Solch einen Preis für die
zu 90 Prozent landeseigenen Ring-Ge- 2007 ein Grundstück für 180.000 Euro nicht statt. Wir berichteten darüber im inzwischen veralteten Scanner wollte
sellschaft in den Mittelpunkt. Zum einen gekauft und später für 2,5 Mio. Euro an Schwarzbuch 2008. niemand bezahlen. Dieses Fiasko rief den
geht ein Untersuchungsausschuss den die Projektgesellschaft am Ring verkauft. Wegen nicht zweckentsprechender österreichischen EP-Abgeordneten Mar-
Vorgängen auf den Grund, was bei dem Es gibt noch viel zu tun für Staatsanwalt- Nutzung widerrief das Wirtschaftsmi- tin Ehrenhauser auf den Plan. In einer
Ausbau, der statt der geplanten 210 Mio. schaft und Untersuchungsausschuss. nisterium die gesamte Förderung des medienwirksamen Aktion bot er einen
Euro wohl mehr als 330 Mio. Euro kosten Klimatherapiezentrums sowie einen Teil der Scanner auf dem Internet-Portal Ebay
wird, schief gelaufen ist. Daneben ermit- Finsterbergen. Die Gemeinde Finster- der Förderung des Klimapavillons und zum Verkauf an. Hier fanden sich inner-
telt inzwischen die Staatsanwaltschaft bergen wollte ihr Heilklima besser ver- forderte diese Mittel nebst sechs Prozent halb eines Tages 31 Bieter. Doch dann
wegen des Verdachts auf Untreue gegen markten und Kurgäste gewinnen. Dazu Zinsen zurück. Die Gemeinde Finster- wurde die Ebay-Auktion abgebrochen
den mittlerweile geschassten Geschäfts- wurde 2002 ein drehbarer Klimapavillon bergen gehört inzwischen als Ortsteil – wegen „unzulässiger politischer Mei-
führer der Nürburgring GmbH, den Fi- errichtet und 2004 daneben noch ein Kli- zur Stadt Friedrichroda. Die Stadt orga- nungsäußerung“. Zu diesem Zeitpunkt
nanzdirektor am Ring, den ehemaligen matherapiezentrum. Der Klimapavillon nisiert Klimawanderungen auf den Ter- lag das Höchstgebot für einen „Rapiscan
Finanzminister Deubel sowie gegen den kostete 153.101 Euro, wovon das Wirt- rainwegen für Kurgäste und Touristen. Secure 1000“ bei 2.565 Euro. Die EP-Ver-
privaten Geschäftspartner Kai Richter. schaftsministerium 118.171 Euro trug Eine Station der Touren ist der Pavillon in waltung sollte sich an diesem unkonven-
Jener, zunächst als Privatinvestor präsen- und den Rest die Gemeinde. Für das Finsterbergen, der so nun doch für eine tionellen Vorgehen ein Beispiel nehmen
tiert, musste mit Geldern von Landesge- Klimatherapiezentrum wurden 161.160 Frischluftliegekur genutzt wird. Von der und schnellstmöglich einen neuen Ver-

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Nachlese Nachlese

kaufsversuch starten – mit realistischen schaft Völklingen mbH (GAV) gehört, Darmstadt. Das Kongress- und Wissen- nen Partner für eine Beteiligung an dem
Preisvorstellungen. Selbst ein niedriger die ihrerseits eine 100-prozentige Toch- schaftszentrum Darmstadtium war be- Betrieb zu gewinnen, muss die Stadt mit
Verkaufspreis ist besser als ein weiteres ter der Stadtwerke Völklingen Holding reits Thema im Schwarzbuch 2008. Wir immer neuen Bürgschaften nachhelfen.
Einlagern, das den Steuerzahlern dann GmbH (SWV) ist. Geht das Unterfangen kritisierten damals neben verschiedenen Die Betriebskosten steigen und der städ-
irgendwann auch noch Entsorgungsko- schief, müssen am Ende einmal mehr Planungsmängeln auch das jährliche tische Zuschuss zur Deckung der Defizite
sten aufhalst. die Steuerzahler bluten, denn die Stadt Defizit, das den städtischen Haushalt auf wird voraussichtlich 3,6 Mio. Euro pro
Völklingen hat Bürgschaften in Millio- Dauer in Millionenhöhe belasten werde. Jahr betragen. Der früher einmal ein-
Völklingen. Bereits das Schwarzbuch nenhöhe gewährt. Und dass das Projekt Jetzt wurde nicht nur die Schlussabrech- geplante Zuschuss von jährlich 2,4 Mio.
„Die öffentliche Verschwendung“ des ein Erfolg wird, bezweifeln Experten. nung präsentiert. Es liegen auch Erfah- Euro reicht also bei weitem nicht aus.
Bundes der Steuerzahler 2008 hatte über Die International Fish Farming Techno- rungen aus den ersten Betriebsjahren
die damals projektierte Meerwasser- logy (IFFT) ist mit einem zehnprozen- vor. Fakt ist, dass die Baukosten für das Naumburg. Es stand im Schwarzbuch
fischzuchtanlage in Völklingen berichtet. tigen Anteil an der Meeresfischzuchtan- Mammutprojekt nochmals gestiegen 2005, dass der Sportverein TV Friesen
Der BdSt befürchtete damals, dass die lage Völklingen GmbH beteiligt. Kritiker sind, und zwar von 80 auf 90,5 Mio. Euro. 1888 mit immerhin 875.000 Euro ein-
geschätzten Investitionskosten von gut sehen in dieser untergeordneten Betei- Viel musste wegen mangelhafter Planung schließlich Fördermitteln des Bundes aus
12 Mio. Euro verloren gehen könnten. ligung ein Indiz für die Risikobehaftung nachgebessert werden. Manche Ideen, dem „Goldenen Plan Ost“ den Neu- und
Dieses Risiko ist inzwischen gestiegen. des Vorhabens. Wenn der ökonomische wie die Molekular-Gastronomie, das Umbau eines Sportplatz-Sozialgebäudes
Nach unwidersprochenen Presseberich- Erfolg große Wahrscheinlichkeit hätte, Cybernarium oder die Vermietung von bewältigen wollte. Doch nach einer er-
ten sollen die Baukosten gestiegen sein dann wäre der Technikentwickler selber Ladenflächen, erwiesen sich als regel- sten Feier mit viel Prominenz im halb-
und der Zeitpunkt der Fertigstellung der größer eingestiegen und hätte andere rechte Flops. Dass das Kongresszentrum fertigen Haus im Jahr 2003 tat sich nicht
Anlage rücke in immer fernere Zukunft. private Investoren gewinnen können. gut angenommen wird und zahlreiche mehr viel. Nach einer Reihe von Pleiten,
2008 hatte es geheißen, dass 12 Mio. Euro Bleiben am Ende nur öffentliche Inve- Besucher in die Stadt lockt, kann die Pech und Pannen gammelte eine Bauru-
investiert würden und die Anlage Ende storen übrig, landet das Risiko letztlich Steuerzahler allerdings wenig trösten. ine vor sich hin, der TV Friesen 1888 e. V.
2010 die ersten Fische auf den Markt beim Steuerzahler. Denn nachdem es nicht gelungen ist, ei- Naumburg hatte Insolvenz angemeldet.
bringen könnte. Störe, Barsche und Do- Bei allem Verständnis für das Bemü- Das Landesverwaltungsamt erließ als ei-
raden sollten nicht mehr aus dem weit hen, den Strukturwandel in Völklingen ner der Gläubiger einen Rückforderungs-
entfernten Meer, sondern aus Völklin- voranzutreiben, bleiben Zweifel an den bescheid. Doch das 2005 eingeleitete In-
gen kommen. Daraus wird wohl vorerst Erfolgsausichten der maritimen Zucht- solvenzverfahren musste 2008 mangels
nichts werden. Wesentliche technische anlage. Der Markt ist heiß umkämpft, einer die Verfahrenskosten deckenden
Gerätschaften warten noch bei ihren was auf die Preise drückt. Wenn aber die Masse eingestellt werden. 320.375 Euro
Herstellern auf den Versand nach und Produktionskosten tief im Binnenland Fördermittel lösten sich in Luft auf, denn
den Einbau in Völklingen. Derweil sollen höher sind als in Zuchtbetrieben an der die Insolvenzgläubiger erhielten auf ihre
die Baukosten inzwischen auf knapp 15 Küste, dürfte es schwer sein, die Finan- anerkannten Forderungen 0,00 Prozent.
Mio. Euro gestiegen sein und die Ge- zierungskosten hereinzubekommen und Wie uns das Landesverwaltungsamt
samtkosten des Projekts auf mehr als 17 eine Rendite zu erwirtschaften. Treibt wissen ließ, haben Prüfungen nach ei-
Mio. Aufzubringen von der Meeresfisch- man aber die Schulden der bürgenden ner persönlichen Haftung des Vorstands
zucht Völklingen GmbH, die zu rund 90 Stadt in die Höhe, erreicht man das Ge- Das Kongresszentrum muss jährlich mit des Sportvereins und der damals mit der
Prozent der Gewerbeansiedlungsgesell- genteil von Strukturverbesserung. 3,6 Mio. Euro bezuschusst werden. Gewährung der Fördermittel befassten

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Nachlese Nachlese

Mitarbeiter des Amtes keine Anhalts- die exorbitante Summe von 200.000 So wurde angeführt, dass die Draisinen- Kiel. Aus der Traum! Der lang ersehnte
punkte für eine erfolgreiche Durchset- Euro für die Errichtung. Trotz Spenden bahn wegen der hohen Steigungen kaum Einzug des traditionsreichen Fußball-
zung einer Schadenshaftung ergeben. und Fördermitteln des Landes muss die genutzt werden würde und die Progno- clubs Holstein Kiel in die 3. Deutsche
Hoffen lassen die Konsequenzen, die Stadt immer noch 100.000 Euro tragen. sen über die Besucherzahlen schönge- Fußballliga ist schon nach einem Jahr
das LVA gezogen hat. Das Sportreferat Dass es auch anders geht, zeigen die rechnet worden seien. Da sich angesichts nur noch Geschichte. Jetzt wird wieder
wurde in der Führungsebene personell Beispiele Altenholz und Gettorf nörd- dieser Bedingungen kein Betreiber für in der viertklassigen Regionalliga Nord
neu besetzt und strukturell verändert. lich der Landeshauptstadt Kiel. In Al- das Projekt fand, man die alte Eisenbahn- gekickt. Die sportlichen Ambitionen
Damit meint das Landesverwaltungs- tenholz hat die Gemeinde einschließlich strecke aber schon gekauft hatte und auf musste der Steuerzahler mit knapp 2 Mio.
amt, dass sich künftig ein derartiger zahlreicher Spenden 34.000 Euro aus- die Fördermittel nicht verzichten wollte, Euro teuer bezahlen. Um den Verein und
Vorgang nicht wiederholt. gegeben, in Gettorf werden 30.000 Euro überlegte man sich etwas Neues. So teilte das Stadion fit für die 3. Liga zu machen,
für einen Skaterparcours veranschlagt. das Hessische Wirtschaftsministerium wurde ein Erstliga erprobter Trainerstab
Schleswig. Die Skater-Anlage auf den Beide Anlagen entsprechen den Bedürf- im Frühjahr mit, dass es jetzt „einen Be- verpflichtet. Das Nachwuchsleistungs-
Königswiesen an der Schlei ist endlich nissen der jugendlichen Sportler. trieb mit Solardraisinen geben“ soll, da zentrum wurde modernisiert und das
eröffnet. Was die Sportfreunde jubeln „allein mit Muskelkraft die Befahrung Stadion musste an Standards angepasst
lässt, treibt den Steuerzahlern die Trä- Kreis Bergstraße. Vor einer drohenden der Überwaldbahn mit den üblichen werden, die von der Deutschen Fußball-
nen in die Augen, denn letztlich mussten Verschwendung in Höhe von 6 Mio. Handhebel- und Fahrraddraisinen man- liga vorgegeben werden. Dazu gehört
sie 180.000 Euro für die Anlage ausge- Euro für eine Draisinenbahn zwischen chen Besuchern nicht möglich“ gewesen eine Videoanlage, eine leistungsfähige
ben. Die Kostenexplosion dürfte selbst Mörlenbach und Wald-Michelbach wäre. Warum der Einsatz von Solardrai- Notstromversorgung sowie eine fernseh-
für das Guinness-Buch der Rekorde warnte der Bund der Steuerzahler im sinen auf der waldreichen und mit vielen gerechte Flutlichtanlage. Alles in allem
interessant sein. Angefangen hatte al- Schwarzbuch 2008. Dabei wurde insbe- Tunnelmetern versehenen Strecke sinn- wurden rund 4 Mio. Euro investiert. Der
les mit dem Abriss der alten Anlage am sondere die fragwürdige Wirtschaftlich- voll sein sollte, konnte das Ministerium Steuerzahler musste davon fast die Hälfte
Jugendzentrum, die der Landesgarten- keitsberechnung des Projektes kritisiert. zwar nicht erklären, verwies aber darauf, bezahlen. Denn der Club, der über eine
schau weichen musste. Für den Ersatz dass die Draisinen das Sonnentanken an stattliche Anzahl gut bezahlter Profis ver-
hatte man 8.000 Euro einkalkuliert. Ver- den Haltestationen vornehmen könnten. fügt, hat selbst lediglich 2,1 Mio. Euro
schiedene Standorte wurden geprüft Der neuartige Einsatz von Solardraisi- eingebracht. Über eine Million kam aus
und letztlich für ungeeignet befunden. nen biete aber im Gegensatz zu norma- dem Konjunkturprogramm und der Rest
Mal war es der Lärmschutz für die Nach- len Elektrodraisinen den Vorteil eines von der Landeshauptstadt Kiel. Bereits
barn, ein anderes Mal die schlechte Er- förderfähigen Alleinstellungsmerkmals. im letzten Schwarzbuch hatten wir die
reichbarkeit für Jugendliche, die die Für die beteiligten Kommunen und den konjunkturellen Effekte dieser Maß-
Vorschläge scheitern ließen. Nur jeder Kreis waren die Fördermittel aus der EU- nahmen angezweifelt. Bis heute konnte
Vorschlag war teurer als der vorange- Kasse von jetzt über 2,7 Mio. Euro natür- uns nicht glaubhaft gemacht werden,
gangene; so war man inzwischen bei lich ein entscheidendes Kriterium für die dass der sportliche Höhenflug wirklich
Projektkosten von 73.000 Euro ange- Realisierung des Vorhabens. Die Steu- zu mehr Wirtschaftswachstum in der
kommen. Letztlich entschied man sich, erzahler rechnen da anders. Sie müssen Landeshauptstadt beigetragen hat. Da-
die Skater-Anlage auf dem wieder frei für alle Kosten der öffentlichen Hand mit sind die Steuermittel für sportliche
gewordenen Gelände der Gartenschau Um Fördermittel zu erhalten, soll im Kreis aufkommen und die sollen inzwischen Träume verbrannt.
zu errichten. Die Ausschreibung ergab Bergstraße diese Bahn fahren. immerhin 7.460.300 Euro betragen.

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Nr. Stadt/Region Land/Bund/EU/Stichwort Seite Nr. Stadt/Region Land/Bund/EU/Stichwort Seite
01. Bund Bund 28. Baden-Württemberg Baden-Württemberg
Fehlerhafte Lärm- und Windschutzwände 4 Anschubfinanzierung für Ablachtalbahn 26
02. Büdingen Hessen 29. Obersimten Rheinland-Pfalz
Eislaufbahn aus Kunststoff 4 Überflüssiger Brückenbau 27
03. Oberhof Thüringen 30. Kisdorf Schleswig-Holstein
Kosten eines geschlossenen Bads 4 Wenn sich die Verschwendung im Kreis dreht 28
04. Buxtehude Niedersachsen 31. Finnentrop Nordrhein-Westfalen
Unzweckmäßiger Schwimmsteg 6 Bahnübergang ist temporäre So-Da-Brücke 29
05. Kreis Herzogtum Lauenburg Schleswig-Holstein 32. Helsa/Hessisch Lichtenau Hessen
Neue Bodenschutzverordnung behindert Straßenbau 6 Autobahntunnel für Molche 30
06. Baden-Baden Baden-Württemberg 33. Bund Bund
Grundstück am Festspielhaus 7 Ehrenurkunden der Bundesjugendspiele 31
07. Bund Bund 34. Wittenberg Sachsen-Anhalt
Praktikantenbörse verbrennt Steuergeld 8 Förderung des ÖPNVs 31
08. Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt 35. Bund Bund
Bahn Naumburg-Zeitz: Schließung nach Sanierung 9 Rentenanpassungsmitteilungen 32
09. Friedrichshafen Baden-Württemberg 36. München Bayern
Immobilienkauf ohne Nutzungskonzept 10 BayernLB 33
10. Baden-Württemberg Baden-Württemberg 37. Pforzheim Baden-Württemberg
Krötenwanderung auf der B 10 10 Derivatgeschäfte 35
11. Potsdam Brandenburg 38. Leipzig Sachsen
Planungsfehler beim Wiederaufbau des Stadtschlosses 11 Finanzwetten der kommunalen Wasserwerke 35
12. Bund Bund 39. Mintraching Bayern
Teurer Tunnelblick 12 Beteiligungsgesellschaft des Abwasserzweckverbands 36
13. Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt 40. Leinfelden-Echterdingen Baden-Württemberg
Sanierung der B 6n 13 Bau eines Ziegenstalls 38
14. Hamburg Hamburg 41. Goslar Niedersachsen
Fehlende Kontrolle der ARGE 14 Entschädigungszahlung für nicht gekündigte Pavillons 38
15. Lübeck Schleswig-Holstein 42. Blandorf Niedersachsen
Lübecker Eigentor 15 Teures Campingplatzgelände 39
16. Bördekreis Sachsen-Anhalt 43. Kreis Herford Nordrhein-Westfalen
Sportboothafen Calvörde 15 Teure Architektenfehler 40
17. Bergen auf Rügen Mecklenburg-Vorpommern 44. Maubach, Rems-Murr-Kreis Baden-Württemberg
Regenwürmer fürs Stadion 16 Schilderstreich „Tempo 50“ 41
18. Duisburg Nordrhein-Westfalen 45. Wettenberg Hessen
Kameraschienenbahn an Regattabahn der Kanuten 17 Teure Eigenwasserversorgung 41
19. Overath Nordrhein-Westfalen 46. Bremerhaven Bremen
Turnhalle aus Konjunkturmitteln 18 Bürgschaftsverpflichtung beim Seniorenheim 42
20. Coburg Bayern 47. Ulm Baden-Württemberg
Neue Ballsporthalle 18 Aussichtsturm für Talblick 43
21. Zarrentin am Schaalsee Mecklenburg-Vorpommern 48. Hannover Niedersachsen
Vereins- und Sportlerheim Lassahn 19 Amtspflichtverletzung 43
22. Wiesbaden Hessen 49. Europa Europa
Anbindung des Hauptbahnhofs an ICE-Strecke 21 Absurde EU-Förderungen 44
23. Bamberg Bayern 50. Magdeburg Sachsen-Anhalt
Kettenbrücke und Löwenbrücke 21 Nichtnutzbarer Neubau fürs Finanzministerium 45
24. Tübingen Baden-Württemberg 51. Landkreis Lörrach Baden-Württemberg
Umgestaltung der Mühlstraße 23 Aussichtsplattform Isteiner Schwellen 46
25. Oberursel/Steinbach Hessen 52. Würselen Nordrhein-Westfalen
Sanierung eines Treppenaufgangs 23 Kunstobjekte für die Natur 46
26. Triptis Thüringen 53. Büren Nordrhein-Westfalen
Gefahrenpunkte bei der A 9 24 Alphorn-Quartett 47
27. Kraichgau Baden-Württemberg 54. Winterberg Nordrhein-Westfalen
Rastanlage an der A 6 25 Schulhofgestaltung Kommunikationsinsel 48

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Nr. Stadt/Region Land/Bund/EU/Stichwort Seite Nr. Stadt/Region Land/Bund/EU/Stichwort Seite
55. Bund Bund 82. Brandenburg Brandenburg
Sachleistungskonto der Abgeordneten 49 Innovationsassistenten 69
56. Schwerte Nordrhein-Westfalen 83. Worms Rheinland-Pfalz
Freizeit-Allwetterbad wieder geschlossen 50 Kaum ausgelastetes Parkhaus 69
57. Hennef Nordrhein-Westfalen 84. Niedersachsen Niedersachsen
Kulturprojekte: Quer zur Sieg 51 Frühpensionierung zweier Lehrerinnen 70
58. Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein 85. Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein
Viel Geld für wenig neue Erkenntnisse 52 Bei der Planung „verzockt“ 71
59. Dresden Sachsen 86. Berlin Berlin
Hochglanzbroschüre zum neuen Konzertsaal 52 Imagekampagne der Wasserbetriebe 71
60. Baden-Württemberg Baden-Württemberg 87. Potsdam Brandenburg
Informationsbroschüre „Qualitätsoffensive Bildung“ 53 Studienkolleg für ausländische Studienbewerber 72
61. München Bayern 88. Niedersachsen Niedersachsen
Projektgruppe „Waldumbau-Klimawandel“ 53 „Bornemann-Immobilie“ 73
62. Höxter Nordrhein-Westfalen 89. Ruhrgebiet Nordrhein-Westfalen
Neuer Skywalk 54 Ohrenparks an der Autobahn 73
63. Berlin Berlin 90. Bund Bund
Investitionsprogramm Zukunft, Bildung und Betreuung 55 Elektronischer Personalausweis 74
64. Saarbrücken Saarland 91. Lüdenscheid Nordrhein-Westfalen
Verfassungswidrige Wahlkampfwerbung 56 Sportverein Turboschnecken 74
65. München/Taiwan Bayern 92. Landshut Bayern
Reiselust der Abgeordneten 57 Versetzung der „Flora“ verhindert 75
66. Waldeck-Frankenberg Hessen 93. Brandenburg Brandenburg
Reisekosten eines Landrats 57 WM-Tippspiel mit Steuergeldern 76
67. Kreuztal Nordrhein-Westfalen 94. Berlin Berlin
Abwahl von zwei Beigeordneten 58 Shanghai-Reise verhindert 76
68. München/Vietnam Bayern 95. Bremen Bremen
Reiselust der Abgeordneten 59 Defizitäres Musical-Abenteuer beendet 77
69. Wilster Schleswig-Holstein 96. Bund Bund
Teure Stellenanzeige 60 Keine Sauna mehr für Bundestagsverwaltung 78
70. Löhne Nordrhein-Westfalen 97. Wehretal Hessen
Beförderung eines Beamten 60 Verkauf der Obermühle 78
71. Wolnzach Bayern 98. Lübeck Schleswig-Holstein
Ausweitung der Kassenkredite 61 Toilettenkonzept Altstadt 79
72. Berchtesgaden Bayern 99. Bad Lippspringe Nordrhein-Westfalen
Haus der Berge 62 Keine Umgehungsstraße 79
73. Neuwerk Hamburg 100. Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein
Wiedererrichtung der Ostbake 62 Gebührenbefreiung für letztes Kindergartenjahr 80
74. Herrenchiemsee Bayern 101. Bund Bund
Sanierung des Schlosshotels 63 Kein höheres Weihnachtsgeld für Beamte 80
75. Osnabrück Niedersachsen 102. Schleswig Schleswig-Holstein
Budgetüberschreitung beim Kunstprojekt COLOSSAL 63 Risikofaktor Therme 81
76. Dieburg Hessen 103. Bad Brambach Sachsen
Planungsfehler beim Bau der Stadthalle 64 Luxussanierung für Bahnübergänge 81
77. Hamburg Hamburg 104. Mainz Rheinland-Pfalz
Bau des Kreuzfahrtterminals 65 Bau einer Straßenbahntrasse 82
78. Europa Europa 105. Herzogtum Lauenburg Schleswig-Holstein
ITER - Blankoscheck führt zur Kostenexplosion 67 Standortwerbung 82
79. Brandenburg Brandenburg 106. Reichmannsdorf Thüringen
Förderung landwirtschaftlicher Betriebe 67 Verfüllen eines Hohlwegs 83
80. Bad Bergzabern Rheinland-Pfalz 107. Bund Bund
Subvention an Vier-Sterne-Hotel 68 Verlängerung S-Bahnlinie 83
81. Schleswig Holstein Schleswig-Holstein 108. Spreetal Sachsen
Fraktionen legen Zuschüsse an 69 Sonnenstrom nimmt Stecklingen das Licht 84

102 103
Nr. Stadt/Region Land/Bund/EU/Stichwort Seite
109. Berlin Berlin
Vorrangschaltung für Bahnen und Busse 85
110. Fischland-Darß-Zingst Mecklenburg-Vorpommern
Wiederaufbau der Darßbahn 86
111. Bremen Bremen
Stadthaus Vegesack 87
112. Flensburg Schleswig-Holstein
Neue Geschäftsfelder der Stadtwerke 88
113. Bund Bund
Drei PR-Agenturen für das Arbeitsministerium 89
114. Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein
Standortwerbung der Gemeinden 90
115. Bund Bund
Transrapid 91
116. Erfurt Thüringen
Therapeutisches Wohnheim 92
117. Ratzeburg Schleswig-Holstein
Unnötige Abwasserleitung (Krötentunnel) 92
118. Hagen Nordrhein-Westfalen
Zinswetten 93
119. Nürburg Rheinland-Pfalz
Untersuchungsausschuss Nürburgring 93
120. Finsterbergen Thüringen
Klimatherapiezentrum wartet auf Besucher 94
121. Europa Europa
Teure Ganzkörpernacktscanner ungenutzt 95
122. Völklingen Saarland
Meerwasserfischzuchtanlage 96
123. Darmstadt Hessen
Dauerbelastung Kongresszentrum 97
124. Naumburg Sachsen-Anhalt
Bauruine Sportlerheim TV Friesen 97
125. Schleswig Schleswig-Holstein
Skateranlage 98
126. Kreis Bergstraße Hessen
Draisinenbahn 98
127. Kiel Schleswig-Holstein
Holstein-Stadion 99

104
Bund der Steuerzahler Deutschland e.V. Niedersachsen und Bremen
Französische Straße 9 - 12 · 10117 Berlin Ellernstraße 34 · 30175 Hannover
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Baden-Württemberg Nordrhein-Westfalen
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Bayern Rheinland-Pfalz
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