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Die öffentliche

Verschwendung
2013
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www.schwarzbuch.de
41. Schwarzbuch des
Bundes der Steuerzahler
Die öffentliche Verschwendung
2013
Geleitwort

Geleitwort
Verehrte Leserin, verehrter Leser, liebe Steuerzahler,
die Steuerbelastung in Deutschland war schlossen bekämpfen zu wollen. Passiert
zur Bundestagswahl 2013 das Thema. Ei- ist leider nicht sehr viel. Umso wichtiger
nige Parteien wollten massive Steuerer- ist es, dass der Bund der Steuerzahler
höhungen, andere Parteien sprachen als echte Interessenvertretung der Bür-
sich für Stillstand aus. Kaum jemand ger auch die öffentlichen Ausgaben im
forderte wirksame Entlastungen, und Auge hat. Wir dokumentieren nicht nur
wenn doch, wurde er verteufelt. Man Steuergeldverschwendung, wir machen
vermutet, er sei gegen Investitionen in auch Vorschläge, wie das staatliche Han-
Bildung und Infrastruktur oder er wolle deln verbessert werden muss, damit es
finanzschwache Kommunen. Ein Blick in nicht zu Verschwendung kommt. Ge-
Impressum die öffentlichen Kassen zeigt hingegen, rade Baukostenüberschreitungen sind
dass diese so voll sind wie nie zuvor. Im ein wirkliches Problem. Grund genug,
Herausgegeben vom Jahr 2013 werden es über 615 Mrd. Euro gleich zu Beginn unseres Schwarzbuchs
Bund der Steuerzahler Deutschland e. V.
und im Jahr 2017 über 700 Mrd. Euro eine Analyse vorzunehmen und Hand-
Französische Str. 9-12
10117 Berlin sein. lungsoptionen aufzuzeigen.

www.steuerzahler.de Es ist also mehr als genug Geld im Sys- Wie wichtig diese Arbeit ist, zeigen un-
www.schwarzbuch.de
tem. Deshalb brauchen wir vielmehr sere Beispiele in der Rubrik „Erfolge“.
BdSt-SA (5), BdSt-SH/Kaeding (2), BdSt NS-HB (3), Ehling eine intensive Diskussion darüber, was Es lohnt sich, für eine bessere Mittelver-
(3), Air Cargo Germany GmbH (1), Pferdekemper (1), Bun- mit unserem hart verdienten Geld wirk- wendung zu kämpfen! Deshalb bitte ich
desministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi-
cherheit (1), Verdener Aller-Zeitung (1), Wikipedia/Axt (1),
lich passiert. Nicht immer wird es ef- Sie um Ihre Mithilfe. Werden Sie Mitglied
Reichenbächer (1), Planungsbüro Rohling AG (1), Integrati- fizient und sinnvoll ausgegeben, allzu im Bund der Steuerzahler oder spenden
onsministerium Rheinland-Pfalz (1), Landratsamt Biberach oft wird es sogar verschwendet. Unser Sie. Wir brauchen Ihre Unterstützung,
(1), Süfke (1), pfalz-express.de (1), Georg (1), Presse03/Wi-
41. Schwarzbuch zeigt leider genügend damit wir diese wichtige Arbeit machen
kimedia Commons (1), Beckers (1), Demleitner (1), Günter
Wicker/Flughafen Berlin Brandenburg (1), Hildebrand (9), Beispiele auf, die einen sorglosen Um- können - schließlich ist es unser Geld.
Kraus (3), Mahrle (2), Meierjohann (1), Ritch (10) gang mit den öffentlichen Mitteln doku-
mentieren. Folgerichtig wäre nicht der
Design: Joachim Holz
www.diegestalten.com
Ruf nach neuen oder höheren Steuern,
sondern nach einer besseren und effizi-
Gesamtherstellung: enten Mittelverwendung. Die Großbau-
Bonner Universitäts-Buchdruckerei, Bonn
projekte in Deutschland sind mahnende
Stand: September 2013 Beispiele dafür, wie der Staat Milliarden
Das Manuskript basiert auf einer Euro an Steuergeldern in den Sand setzt. Reiner Holznagel
von den Landesverbänden des
Bundes der Steuerzahler erstellten
Materialsammlung. Es wurde in der Vor vier Jahren gelobte die damalige Ko- Präsident des
Bundesgeschäftsstelle von Sebastian Panknin bearbeitet. alition, Steuergeldverschwendung ent- Bundes der Steuerzahler

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Kostenexplosionen stoppen Kostenexplosionen stoppen

Kostenexplosionen stoppen!
Warum Planung und Realität nicht zusammenpassen ...
Immer mehr Bürger betrachten große winkel der Steuergeldverschwendung müssen Großbauvorhaben von Anfang über die Problemlagen bei Großbau-
öffentliche Bauvorhaben zunehmend näher untersucht werden. Viele dieser an auf eine grundsolide Basis gestellt projekten und formulieren zugleich Lö-
skeptisch und lehnen sich gegen die negativ auf das Bauvorhaben wirkenden werden. Denn wird bereits an der Start- sungsvorschläge. Folgende Missstände
ewigen Kostensteigerungen auf. Dabei Faktoren sind von der Politik und der linie ein Projekt unter fehlerhaften An- sind immer wieder anzutreffen:
steht im Mittelpunkt der Eindruck, dass Verwaltung hausgemacht. Dazu gehört nahmen begonnen und werden anfäng-
die öffentlichen Bauherren – Politik und oft eine deutliche Missachtung der ele- liche Mängel erst in der Bauausführung Problem:
Verwaltung – offensichtlich über eine mentaren gesetzlichen Vorschriften erkannt, kann der Kostenexplosion in Vorbereitung und Zielsetzung
nicht ausreichende Sachkompetenz ver- zum öffentlichen Bauen und zur öffent- der Regel nur noch hinterhergerannt y Es werden keine umfassenden Be-
fügen, um komplexe Bauprojekte stem- lichen Vergabe. Würden dagegen die werden. Notwendig wird dann näm- darfsbeschreibungen erarbeitet.
men zu können. Dieser Eindruck kann bestehenden Vorschriften und Regula- lich eine sogenannte baubegleitende y Es werden nicht ausreichende oder un-
nicht einfach von der Hand gewiesen rien sachgerecht angewendet, wären Planung, die zwar dafür sorgt, dass das realistische Wirtschaftlichkeitsberech-
werden. Ein ums andere Mal haben sich Kostenexplosionen wie beim Flughafen Projekt zu Ende geführt werden kann, nungen erstellt. Weder bei der Bedarfs-
Großbauprojekte wie der Flughafen Berlin Brandenburg gar nicht möglich. die jedoch oft zu eklatanten Preissteige- feststellung noch im weiteren Verlauf
Berlin Brandenburg oder die Elbphil- Zusammenfassend sind folgende prak- rungen und damit zu einer Verteuerung der Bauplanung werden die Vorgaben
harmonie im Zuge ihrer Realisierung tische Fehler zu kritisieren: des Gesamtprojektes führt. Das ist we- der Haushaltsordnung eingehalten.
durch Baukostensteigerungen und Bau- der im Sinne der Steuerzahler, noch der y Es werden keine Machbarkeitsstudien
zeitüberschreitungen von Wahrzeichen y Die Planung ist von Beginn an un- Politik und der Verwaltung. Erschwe- durchgeführt.
zu Mahnzeichen gewandelt. vollständig oder fehlerhaft. rend kommt hinzu, dass die Verantwort- y Es werden keine hinreichenden Kos-
y Im Planungsprozess werden Bau- lichen potenzielle Schwierigkeiten gerne tenvergleiche angestellt.
Gleichwohl muss gesagt werden, dass preise nicht oder nicht angemessen ausblenden. Bei nicht wenigen Baupro- y Es werden keine Entscheidungsunter-
nicht jede Überschreitung des Bau- fortgeschrieben. jekten werden die kalkulierten Kosten lagen mit Kostenobergrenze gefertigt.
kostenbudgets automatisch einer y Zwischen Planung und Bauausfüh- zunächst möglichst klein und der Nutzen
Verschwendung von Steuergeldern rung findet eine ungenügende Ab- möglichst groß gerechnet, wenn es da- Â Lösung: Die mangelhafte Vorbe-
gleichgesetzt werden darf. Denn auch stimmung statt. rum geht, Mehrheiten in Parlament und reitung eines Großbauvorhabens ist
schwer oder gar nicht beeinflussbare y Das Projektmanagement ist schlecht Bevölkerung für ein Projekt zu sichern. Grundstein für Probleme, die sich an-
Umstände, wie schlechte Witterungs- und die Entscheidungskompetenz Gleichzeitig wissen sowohl Auftragneh- schließend durch das gesamte Projekt
bedingungen, Preissteigerungen für mangelhaft. mer als auch die Verwaltung, dass später ziehen und insbesondere zu Bauzeit-
Rohstoffe oder schwer kalkulierbare y Eine unzureichende Kostenkontrolle auftauchende Zusatzkosten ohnehin fi- und Baukostenüberschreitungen füh-
Risiken, können die Kosten in die Höhe trifft auf ein geringes Kostenbe- nanziert werden müssen. Die beteiligten ren. Daher ist es wichtig, speziell am
schnellen lassen, ohne dass dies den wusstsein. Akteure vertrauen darauf, dass die zah- Anfang mehr in die Projektvorberei-
Projektbeteiligten zur Last gelegt wer- y Es gibt nachträgliche Planungsän- lungskräftige öffentliche Hand – letzt- tung zu investieren – beispielsweise
den kann. Ungeachtet dessen stellen wir derungen, vor allem durch Extra- endlich der Steuerzahler – für eben diese für exakte Bedarfsermittlungen und
in unseren Schwarzbuchfällen immer wünsche der Politik. Zusatzkosten aufkommt. valide Prognosen, auch wenn das die
wieder fest, dass sehr wohl vermeid- Planungskosten erhöht. Am Ende
bare Fehler begangen werden, die zu Doch die Bürger haben ein Anrecht da- Was ist also zu tun, um Baukostenexplo- zahlt sich jedoch eine solide Vorbe-
Baukostenexplosionen führen. Diese rauf, dass der Staat sorgsam und ver- sionen effektiv entgegenzutreten? Hierzu reitung für alle aus.
Faktoren müssen dann unter dem Blick- nünftig mit ihrem Geld umgeht. Daher geben wir einen detaillierten Überblick

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Kostenexplosionen stoppen Kostenexplosionen stoppen

Problem: Problem: Problem: ßenden Planung aller Fachbereiche


Planung und Kostenkontrolle Umsetzung und Projektsteuerung Bauabschluss und Nachfolgekosten ermittelt werden. Auch für die parla-
y Es findet keine umfassende Gesamtpla- y Es findet keine ausreichende Überwa- y Es wird sich zu einseitig auf die reine mentarische Legitimation des Projekts
nung vor Baubeginn statt. chung der genehmigten Planziele statt. Baurealisierung fokussiert. ist dies von Bedeutung, da nur bei rea-
y Häufigste Ursache von Kostenexplo- y Es erfolgt keine klare Aufteilung der y Dauerhaft anfallende Unterhalts- und listisch ermittelten Gesamtkosten der
sionen: Die baubegleitende Planung. Aufgaben und Kompetenzen. Betriebskosten werden gar nicht kal- Auftraggeber bzw. das genehmigende
Dabei erfolgen die Ausführungspla- y Es findet keine ausreichende Koordi- kuliert oder aber unterschätzt. Parlament eine echte Entscheidungs-
nungen, einschließlich aller Fachpla- nierung aller Projektbeteiligten statt. y Einnahmeerwartungen kollidieren mit möglichkeit bezüglich Ablehnung oder
nungen, wie Heizung, Lüftung oder y Eine Früherkennung möglicher Ter- der Realität aufgrund überzogener Genehmigung der Maßnahme und
Brandschutz, erst während des Baus. min-, Kosten- und Qualitätsstandard- Annahmen und Prognosen. deren finanziellen Haushaltsauswir-
y Durch eine mangelhafte Gesamt- und kollisionen wird unterlassen. y Die finanziellen Folgen für die Haus- kungen hat. Ansonsten drohen nämlich
Ausführungsplanung werden ver- y Es wird keine Erfolgskontrolle der halte werden den parlamentarischen fast zwangsläufig Mehrkosten durch
meidbare Nachträge fällig. Diese wer- Ziele (Soll-Ist-Vergleiche) durchge- Gremien nicht ausreichend dargelegt. die erwähnte baubegleitende Planung,
den dem öffentlichen Auftraggeber führt. y An defizitären Projekten wird zu lange wie die Beispiele Flughafen Berlin und
erst nach Ausführung der Bauleis- y Zielkonflikte (z.B. Lärmschutz- und festgehalten. Brandenburg und Elbphilharmonie
tungen mitgeteilt. Brandschutzmaßnahmen) werden leidvoll zeigen.
y Vergaben von Bauleistungen während nicht erkannt. Â Lösung: Gerade große Baupro-
der Baudurchführung werden nicht y Es findet keine rechtzeitige Feststel- jekte sollen einen langfristigen Und noch eines ist auffällig und muss
nach den Regeln des Vergabehand- lung finanzieller Auswirkungen auf die Nutzen für die Steuerzahler stiften. künftig besser bedacht werden: Mehr-
buches durchgeführt. Haushalte statt. Daher müssen diese Maßnahmen kosten entstehen auch dadurch, dass
y Der öffentliche Auftraggeber greift bei auch im Rahmen eines Lebenszyklus die Politik zwar Verträge mit Dritten
Kostensteigerungen nicht oder zu spät  Lösung: Hier ist mehr Projektma- betrachtet werden. Dieser besteht abschließt, aber die Bauverwaltungen
ein. nagementkompetenz auf Seiten des nicht nur aus der Errichtung des (Landesbetriebe) dabei nicht als Ex-
öffentlichen Auftraggebers als auch Baus, sondern ebenso aus seinem perte einbindet. Das sollte aber eine
 Lösung: Die Gesamtplanung und der Planer nötig. Ebenso sollten die langfristigen Betrieb. Um realistische Selbstverständlichkeit sein, sitzen
daraus resultierende Vergaben von am Bau beteiligten Unternehmen Kostenprognosen zu erhalten, müs- doch gerade in den Bauverwaltungen
Bauleistungen müssen enger mit der stärker einbezogen werden. Dadurch sen belastbare Annahmen getroffen die Experten, die der Politik beratend
Bauausführung abgestimmt werden. können Konflikte an den Schnitt- werden. Diesbezüglich muss das Au- zur Seite stehen. Aus diesem Umstand
Es ist sinnvoll, Bauunternehmen be- stellen der vielen unterschiedlichen genmerk verstärkt auf die Betriebs- drohen zusätzliche Gefahren für die
reits in der Planungsphase mit ins am Bau beteiligten Gewerke einge- kosten gerichtet werden. Projekte, denn die für die öffentliche
Boot zu holen. Somit können Streitig- dämmt werden. Auch müssen Ab- Hand bindenden Richtlinien und Ver-
keiten zwischen Bauherren, Planern weichungen vom Planbudget besser Aus diesen Punkten ergibt sich, dass ordnungen werden nicht oder nur teil-
und Bauausführenden vermieden überwacht werden. bei allen Großbaumaßnahmen eine weise in die entsprechenden Verträge
werden. Zudem müssen eine bessere gründliche Vorbereitung, Gesamtpla- aufgenommen. Der Grundsatz eines
Kostentransparenz und -wahrheit si- nung und Kontrolle das A und O sind. ordentlichen und gesetzeskonformen
chergestellt werden. Dabei müssen die Gesamtkosten bereits öffentlichen Bauens wird dadurch miss-
vor Baubeginn im Zuge einer abschlie- achtet.

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Kostenexplosionen stoppen Kostenexplosionen stoppen

Wir können daher weitere Forderungen gremien mit staatlicher/politischer Die von unserem Verband seit Jahren tentreiber sind in der Regel durch die
an Politik und Verwaltung zum Eingren- Besetzung, wie z.B. Aufsichtsräte. angeprangerten Probleme sind inzwi- Politik selbstverschuldet. Daher muss
zen von Kosten formulieren: Denn insbesondere hier zeigen schen in das Bewusstsein der Politik die Kommission analog dieser Analyse
sich systematische Schwächen. Bei vorgerückt. Vor allem die systematische vor allem die Grundlagen, Strukturen,
 Bei der Beauftragung Dritter großen Prestigeobjekten wird allzu Täuschung bei Kostenwahrheit und Kos- Prozesse und verwaltungsnotwendigen
durch die öffentliche Hand müssen oft die Dimension und Komplexi- tentransparenz gesteht sich die Politik Verfahren, die Effizienz der Kontroll-
die für die Bauverwaltungen gel- tät unterschätzt. Ein engmaschiges jetzt ein. Bundesverkehrsminister Peter mechanismen sowie föderale Verknüp-
tenden Richtlinien verbindlich ver- Controlling mit ausgewiesenen Ramsauer brachte diese Einsicht im fungen und Schnittstellen auf den Prüf-
einbart werden. Dazu zählen u.a. die Fachexperten ist daher notwendig, April dieses Jahres im Handelsblatt auf stand stellen, um künftig Schwachstel-
RBBau (Richtlinien für die Durchfüh- da die Praxis zeigt, dass Spitzenpoli- den Punkt: „In der Tat müssen Anforde- len rechtzeitig zu erkennen und unnö-
rung von Bauaufgaben des Bundes) tiker wie Minister oder Staatssekre- rungen und Umfang am Anfang exakt tige Kosten zu vermeiden.
und das Vergabehandbuch. täre in Aufsichtsgremien schnell mit definiert werden. Oft wird hingegen
 Der öffentliche Auftraggeber muss der Materie überfordert sind. am Anfang alles runtergerechnet, da- Fazit: Politik und Verwaltung haben
durch geeignetes Fachpersonal und  Politik und Verwaltung sollten im mit eine Investitionsentscheidung erst es selbst in der Hand, die teils gravie-
Spezialisten sicherstellen, dass die Zuge des Entscheidungsprozesses einmal getroffen wird. Dann kommen renden Kostenexplosionen bei Baupro-
beauftragten Dritten die ihnen vor- interne Sicherheitsaufschläge ein- die Sonderwünsche, Baukostenstei- jekten künftig auszuschließen. Wir for-
gegebenen und mit ihnen vereinbar- kalkulieren, die auch die Gefahr gerungen und Nachträge. Da werden dern sie auf, die bereits vorhandenen
ten Vorschriften einhalten. Dazu ge- steigender Rohstoff- und Baupreise dann im laufenden Prozess ‚Points of no Instrumente konsequent anzuwenden.
hört auch eine stärkere Einbindung beinhalten, um dann zu entschei- Return‘ überschritten – wie in Stuttgart Gleichzeitig muss das Kostenbewusst-
der Preisprüfer aus Landes- und den, ob auch eine Bausumme plus X oder beim BER.“ sein – speziell auch bei Großprojekten
Bundesministerien. noch politisch vertretbar erscheint. – erheblich geschärft werden. Vor allem
 Grundsätzlich müssen Verträge Diese Baukostenbetrachtung samt Insoweit hat auch die Politik die Haupt- die Politik ist gut beraten, sich nicht
mit deutlich mehr Sorgfalt ausge- Sicherheitsaufschlag muss entspre- ursachen für die Kostenlawinen bei allein von der Strahlkraft großer Pro-
arbeitet werden, als dies bisher der chend durchfinanziert werden, da Bauprojekten erkannt. Um diese Miss- jekte blenden zu lassen, sondern den
Fall ist. So sind in den Verträgen Ver- Kostenwahrheit, Kostentransparenz stände abzustellen, hat Bundesminis- Kostenaspekt dabei nicht aus den Au-
einbarungen zu treffen, die es dem und solide Finanzierung untrennbar ter Peter Ramsauer kürzlich die Kom- gen zu verlieren. Denn nicht nur gegen-
öffentlichen Auftraggeber ermögli- zusammen gehören. mission „Bau von Großprojekten“ ins über den Nutzern eines fertiggestellten
chen, bei Verstößen des Auftragneh- Â Die Politik sollte die grundsätzlich Leben gerufen. Sie soll den gesamten Projekts, auch gegenüber allen ande-
mers diesen in volle Haftung zu neh- zu langen Planungszeiten verkürzen Bauprozess, von der ersten Idee bis ren Bürgern tragen sie Verantwortung
men. Ergänzend sind vertragliche und hierfür erforderliche Gesetzes- zur Schlussrechnung, auf Schwach- im Hinblick auf Kostenwahrheit und
Regelungen zu treffen, die klarstel- änderungen herbeiführen. Die lan- stellen durchforsten. Unser Verband Kostenklarheit. Diese Verantwortung
len, dass Auftragnehmer auftretende gen Planungszeiten von Projekten befürwortet die Kommission voll und müssen Politik und Verwaltung stärker
Baukostenüberschreitungen anteilig führen immer wieder zu veränderten ganz. Wir sagen aber auch: Sie darf wahrnehmen als bisher.
selbst zu tragen haben. Rahmenbedingungen, die letztend- nicht als Feigenblatt missbraucht wer-
 Die Baubegleitung und Bauüber- lich ebenfalls Ursache für Kosten- den, um die Fehler der Vergangenheit
wachung muss professionalisiert steigerungen sind. und Gegenwart einfach auszublenden,
werden. Das gilt ebenso für Kontroll- denn die immer wiederkehrenden Kos-

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Kostenexplosion Kostenexplosion

Kostenexplosion
Wo Planung und Realität nicht zusammenpassen ...
Berlin/Brandenburg/Bund. Der Groß- Planung, die zwangsläufig die Kosten
flughafen Berlin Brandenburg – eine aus dem Ruder laufen lassen muss. Dass
unendliche Geschichte. Bereits vor zusätzliche oder nachträgliche Maß-
einem Jahr kritisierte der BdSt den nahmen entsprechend teurer werden
reflexartigen Rauswurf der Flughafen- als von Anfang an eingeplante, liegt
Planer durch den politisch überbesetz- auf der Hand. So hat die Brandschutz-
ten Aufsichtsrat, der erfolgt war, statt anlage weiterhin keine Genehmigung;
das Kernproblem des desolaten Bauma- die hohen Anforderungen – auch für
nagements – nämlich die schlechte Ko- den Schallschutz von betroffenen Bür-
ordination, Kommunikation und Orga- gern – verschlingen Millionen, die nicht
nisation aller am Bau Beteiligten – ver- vorgesehen und eingeplant wurden, Schick sieht er aus - der Großflughafen Berlin Brandenburg. Doch das Drama für die
nünftig zu strukturieren und anzugehen. obwohl dies gerade bei einem Flugha- Steuerzahler spielt sich hinter den Kulissen ab. Ende: offen.
Inzwischen haben auch Geschäftsfüh- fen elementare Planungselemente sind.
rung und Politik diesen Fehler erkannt Die Mängelliste ist vermutlich länger als ist. Die Geschäftsführung beschäftigt ballons, die sich hinter Schlagwörtern
und einen Teil der Planer wieder nach die Startbahn des BER – ob Kabelsalat, sich mit sich selbst und legt sich durch wie „Tegel offen halten“, „3. Startbahn“,
Schönefeld eingeflogen. Immerhin. zu kurze Rolltreppen, zu wenig Abfer- Fehden Steine in den Weg, statt diese „Beschleunigungsprogramm“, „Termi-
Doch das ist nur die halbe Wahrheit des tigungsschalter oder falsche Schließ- zu verbauen. Die drei Gesellschafter nalerweiterung“ oder „Teileröffnung“
Missmanagements. Wie bei anderen anlagen – und erscheint endlos. Der schauen zu, statt mit klarer Hand die verbergen. Alles in allem werden die
Großprojekten war die öffentliche Hand Rauswurf der Planer durch die Politik Linie vorzugeben, was auch daran liegt, durch das BER-Debakel entstandenen
bzw. die Flughafengesellschaft derart tat seinerzeit sein Übriges und führte dass sie sich allzu gerne in ihren Posi- Kosten weit über die Planmarke von
von ihrem Prestigeprojekt angetan, dass zum Stillstand der Baustelle mit nicht tionen einigeln und jeder sein eigenes 2,4 Mrd. Euro hinausschießen und am
Hals über Kopf in den Bau eingestie- absehbaren finanziellen Folgen für die Süppchen kocht. So kann insgesamt Ende 5 Mrd. Euro überschreiten. Doch
gen wurde, bevor das Gebilde BER in Steuerzahler. Auch wenn diese nicht weiterhin nicht von einer konstruktiven als wären durch das Missmanagement
all seinen Facetten durchgeplant war. bezifferbar sind, muss ein wesentlicher Atmosphäre beim BER-Bau gesprochen nicht schon genug Gelder verschwen-
Entsprechend gab es keinen Redakti- Teil der Kostenexplosion beim BER als werden, die aber bitter nötig wäre. Hier det, stellt sich in Anbetracht der hohen
onsschluss im Hinblick auf Bedarfe und vermeidbar deklariert werden. Die mo- zeigt sich eine weitere Achillesferse Summen auch noch die Grundsatzfrage
endgültige Ziele (Größe und Umfang) natlichen Mehrkosten durch die stän- des Projekts, nämlich der unverändert nach der Wirtschaftlichkeit des Projekts.
der Baumaßnahme vor Baubeginn und dige Verschiebung der Flughafeneröff- politisch überbesetzte Aufsichtsrat. Wird der BER jemals seine Kosten wie-
damit auch keine ausgereifte Planung nung von rund 35 Mio. Euro sprechen Chancen, die sich in den letzten Mona- der einfliegen können oder verkommt
mit entsprechend verlässlicher Kosten- eine deutliche Sprache. ten durch Personalwechsel boten, um der Flughafen zu einem dauerhaften
ermittlung. Hinzu kommen ganze 487 Umso mehr frustriert es die Steuerzah- das Gremium auf Fachkompetenz und Zuschussgeschäft für die Steuerzahler?
Änderungen und Anordnungen wäh- ler, dass seit Mai 2012 wenig auf dem Handlungsfähigkeit zu trimmen, wur- Diese Frage muss gestellt und auch be-
rend der Bauphase bis zum Rauswurf Flughafen vorangekommen ist. Vor den allesamt vertan. Die Politik ist nicht antwortet werden. Doch dazu sind we-
der Planer; ein Großteil davon auf Ini- Ort wird seit mehr als einem Jahr nur bereit, ein krankes Kind dem Arzt als der das Bundesverkehrsministerium
tiative der Politik, die stetig ihre Wün- nach Problemen gesucht, anstatt sie zu Experten zu übergeben. Das einzige, noch die wegen der Beihilfeprüfung in-
sche und Bedarfe korrigierte. Die Folge beheben. Ein Grund liegt darin, dass was in den letzten Monaten vom BER volvierte Europäische Kommission wil-
war und ist eine stetige baubegleitende der BER eine Baustelle in der Baustelle regelmäßig abgehoben hat, sind Test- lens, da sie sich unisono weigern, Wirt-

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Kostenexplosion Kostenexplosion

schaftlichkeitsberechnungen auf den dorf – aber für Ärzte und Patienten ist es Geräte und die Bewachung des Gebäu- die Insolvenz geraten ist. Gut 170 Mio.
Tisch zu legen. Das lässt nichts Gutes immer noch geschlossen. Es ist eine für des. Und das alles, weil ... Hier wird es Euro haben Bau und Einrichtung des
ahnen, denn es steht zu befürchten, dass alle zutiefst unbefriedigende Situation: schwierig. „Die Verantwortlichen sind Operationszentrums das Land gekostet.
umfassende Wirtschaftlichkeitsuntersu- Die Ärzte können die neuen Operati- sich einig, dass eine Vielzahl von Grün- Damit lagen die Baukosten über dem ur-
chungen, wie es die Haushaltsgesetze onssäle nicht nutzen und die Patienten den zu den Verzögerungen geführt hat“, sprünglich angesetzten Kostenrahmen,
von Bund und Ländern nun einmal können von den besseren Leistungen, erklärt die Uniklinik Düsseldorf. Da ist u. a. weil eine zunächst nicht geplante
vorschreiben, gar nicht vorgenommen die das neue Gebäude böte, nicht profi- zum einen die lange Planungsphase. Intermediate Care Station eingerichtet
wurden. Ebenso bleibt die Frage nach tieren. Die Uniklinik, die sich darauf ein- Rund zehn Jahre hat sie gedauert. In wurde, weil es allgemeine Kostenstei-
der Verantwortlichkeit der politischen gerichtet hatte, das ZOM II Anfang 2010 diesen zehn Jahren hat es immer wieder gerungen bei der Lüftungs- und Stark-
Aufsichtsratsmitglieder weiterhin offen. in Betrieb zu nehmen, hat Einnahme- Umplanungen gegeben, „um der Ent- stromtechnik und außergewöhnliche
ausfälle. Dabei kostet das Ganze schon wicklung der Medizin und der Medi- Altlastenaufwendungen gegeben hat.
NRW. Seit drei Jahren steht es fix und Geld: Rund 2 Mio. Euro zahlt die Unikli- zintechnik Rechnung zu tragen“, so die Die Uniklinik spricht angesichts der
fertig da, das Zentrum für Operative nik pro Jahr für Heizung, Reinigung, Uniklinik, die nach eigenen Angaben „zusätzlichen Leistungen“ nicht von
Medizin II (ZOM) der Uniklinik Düssel- technische Wartung bereits installierter diese Umplanungen soweit wie möglich einer Kostenexplosion. Über die Höhe
vor der Bauphase vorgenommen hat. der Baukostenüberschreitung sagt sie
Trotzdem gab es 2009, im Jahr vor der nichts. Alle Beteiligten arbeiten nun
geplanten Inbetriebnahme des Opera- daran, die Mängel „in überschaubarem
tionszentrums, die letzten Änderungen Zeitrahmen“ zu beseitigen. Vielleicht
auf Wunsch der Uniklinik. Laut einem können die Ärzte 2014 dann endlich
Gutachten schlugen sich all diese Um- zum Skalpell greifen.
planungen mit 14 Wochen in der ge-
samten Bauzeitverzögerung von 69 Wo- Bund. Vorsicht gehört bei der sensiblen
chen nieder und haben zu Mehrkosten Forschung des Bundesforschungsins-
in Höhe von 5 Mio. Euro geführt, die tituts für Tiergesundheit auf der Ost-
die Uniklinik tragen muss. Ein Beispiel seeinsel Riems zum Alltag. Ebendiese
für die Änderungen: Die Operationssäle hätten die Planer der dort entstandenen
wurden zu multifunktionalen OPs um- Neubauten auch besser an den Tag ge-
geplant, sodass sie von allen Fachrich- legt. Der seit 2006 in Bau und Umbau
tungen genutzt und damit besser aus- befindliche Gebäudekomplex ist näm-
gelastet werden können. Und dann ist lich erheblich teurer geworden als ur-
da noch der Brandschutz. „Mängel bei sprünglich vorgesehen. In das nach sei-
der technischen Umsetzung von Brand- nem Gründer Friedrich Löffler benannte
schutzszenarien“ haben dazu geführt, Institut sollten insgesamt 280 Mio. Euro
dass das Gebäude bislang noch nicht investiert werden, um eines der welt-
freigegeben ist. Wenig hilfreich war, weit modernsten Forschungsinstitute
Das neue OP-Zentrum an der Düsseldorfer Uniklinik bereitet den Steuerzahlern Bauch- dass in der entscheidenden Bauphase zur Tierseuchenuntersuchung zu be-
schmerzen. Baukostensteigerungen und spätere Eröffnung führen zu Frust. der Generalplaner für die Technik in kommen. Es ist die größte zivile Hoch-

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Kostenexplosion Kostenexplosion

baumaßnahme des Bundes außerhalb ten Kornspeichers, der das private Mu- Und dann sind da noch die Kosten, die
Berlins. Leider belaufen sich die Investi- seum Küppersmühle beherbergt, sollte der Skandalbau bisher schon verschlun-
tionen des Steuerzahlers in 89 Labore, ein quaderförmiger Bau aufgesetzt wer- gen hat. Die Auskunftsklage gegen die
163 Stallungen sowie in zwei neue Ge- den. Es kam zu einer Steigerung der Gebag läuft weiter. Die Akte Küppers-
bäude mittlerweile auf 340 Mio. Euro Baukosten bei dem Erweiterungsbau. mühle wird der BdSt daher noch lange
und damit stolze 60 Mio. Euro mehr als Die Bauherrin, die Duisburger Gemein- nicht schließen.
ursprünglich veranschlagt. Die Gründe nützige Baugesellschaft Gebag, geriet
für die Mehrkosten sprechen für eine dadurch in wirtschaftliche und finanzi- Bund. Im Auftrag des Bundesgesund-
schlechte Planung. Laut dem verant- elle Schwierigkeiten. Zudem kam es zu heitsministeriums werden derzeit Ge-
wortlichen Bundeslandwirtschaftsminis- statischen Problemen, und schließlich bäude des Robert Koch-Instituts am
terium ist der Hauptkostentreiber der flog auf, dass bei den Schweißnähten Standort Seestraße in Berlin teilweise
lange Zeitraum von insgesamt acht Jah- des Kubus gepfuscht worden war. Das Duisburg. Hier ging eine Museumserwei- neu gebaut oder saniert. Seit 2010
ren von der Planung bis zum Ende der Bauvorhaben wurde gestoppt und der terung gründlich schief. werden neue Hochsicherheitslabore
Baumaßnahme. Dadurch wurden An- Kubus verrostet mittlerweile auf einer errichtet und die bestehenden Labore,
passungen an bautechnische Vorschrif- Wiese neben dem Museum. Wer zahlt im Jahr 2015. Das Rechnungsprüfungs- die Bürobereiche, der Hörsaal, die Ca-
ten sowie die Anpassung der Technik für diesen Haufen Schrott? Der BdSt amt habe zur Erweiterung der Küppers- feteria und die Gebäudetechnik mo-
an neue wissenschaftliche Erkenntnisse fragte die Gebag, welche Kosten für die mühle fünf Teilberichte erstellt. Doch sie dernisiert. Außerdem wird ein eigenes
erforderlich. Das kann in Anbetracht Museumserweiterung geplant waren, sind nicht öffentlich, Einsichtnahme ist Blockheizkraftwerk installiert. Im Jahr
der Tatsache, dass die Ausführungs- wie hoch sie mittlerweile sind und wer nicht möglich. Nach Darstellung der lo- 2007 wurde der Gesamtbedarf für die
und Genehmigungsplanung in nur acht die bislang angefallenen Kosten zu wel- kalen Presse hat der Rat der Stadt Duis- Baumaßnahmen mit 110 Mio. Euro be-
Monaten vom Generalplaner erarbeitet chen Anteilen übernimmt. Doch Ant- burg nun die Reißleine gezogen. Die al- ziffert. Inzwischen mussten für nach-
werden musste, kaum verwundern. So worten gab es trotz mehrfacher Auf- ten Verträge mit den Sponsoren, nach trägliche technische Optimierungen,
entstand ein erheblicher Nachbesse- forderung nicht. Deshalb verklagte der denen die Gebag verpflichtet gewesen die aufgrund von neuen Forschungs-
rungsbedarf bei Fachplanungsteilen, BdSt die Gebag auf Auskunft. Auch die wäre, den Erweiterungsbau fertigzu- standards sowie zusätzlichen und
der zur weiteren Kostensteigerung bei- Stadt Duisburg hat der Verband ver- stellen, wurden aufgehoben. Laut Lage- veränderten behördlichen Auflagen
trug. Am 16. August konnte der Kom- klagt, weil sie nicht mitteilen wollte, bis bericht der Gebag für das Geschäftsjahr erforderlich wurden, zwei Nachträge
plex dann in Anwesenheit der Kanzlerin zu welcher Höhe sie für die Verluste der 2011 soll ein Ausstieg aus den Verträgen eingereicht werden. Die Kosten belau-
und der Landwirtschaftsministerin für Gebag haftet. Nach Eingang der Klage im Vergleich zur Fertigstellung des Er- fen sich mittlerweile auf 136 Mio. Euro
den Probebetrieb eröffnet werden. Hof- teilte die Stadt mit, dass sie nicht für die weiterungsbaus die „einzige noch wirt- und ein dritter Nachtrag befindet sich
fentlich dachten die beiden dabei auch Verluste der Gebag haftet; im Fall einer schaftlich und finanziell tragbare Alter- in der Prüfung. Während die Forscher
einen Moment an den Hauptinvestor, Insolvenz hafte sie in Höhe des Stamm- native“ sein. Doch auch der Vertrags- des Robert Koch-Instituts im Umgang
der tief in die Tasche greifen musste: den kapitals. Nach dem Lagebericht für ausstieg ist nicht umsonst zu haben: mit gefährlichen Krankheitserregern
Steuerzahler. das Geschäftsjahr 2010 sind das rund Millionenbeträge in zweistelliger Höhe höchste Präzision walten lassen, scheint
52 Mio. Euro. Zudem wurde seit 2010 sollen fließen, um die Forderungen von die Genauigkeit bei den für die Baumaß-
Duisburg. Gründlich schiefgegangen ist auf eine Dividendenausschüttung an Sponsoren und Baufirmen auszuglei- nahmen verantwortlichen Planern keine
eine Museumserweiterung im Duisbur- die Aktionärin, die Stadt Duisburg, ver- chen. Wie viel genau gezahlt wird, ist große Rolle gespielt zu haben. Anpas-
ger Innenhafen. Auf das Dach eines al- zichtet; vorgesehen ist sie erst wieder Gegenstand weiterer BdSt-Recherchen. sungen an den Stand der Wissenschaft

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Kostenexplosion Kostenexplosion

und Technik sind zwar wünschenswert, Sanierung des Deutschen Theaters in len Stützen des Zuschauerraums völlig Künzell. Vor dem Hintergrund der Fi-
aber Mehrkosten von 26 Mio. Euro der Schwanthaler Straße in München. überarbeitet, eine feste Decke zwischen nanzkrise 2008 legten der Bund und das
wären durch einen realistischeren Ri- Hauptanlass für die Sanierung waren Dach- und Zuschauerraum eingezogen, Land Hessen Konjunkturprogramme
sikopuffer und vorab festgelegte Nut- die Statik des Gebäudekomplexes, der der Bühnenturm ertüchtigt, das Requi- auf. Das Land hatte Förderrichtlinien
zeranforderungen schon im Vorfeld zu Brandschutz und eine Modernisierung sitenhaus vollkommen erneuert, der erlassen, nach denen für die förderfä-
vermeiden gewesen. der technischen Anlagen. Nach einer Silbersaal statisch gesichert, die Dächer higen Maßnahmen zu einem bestimm-
Asbestsanierung und dem weitgehen- neu errichtet und die Haus- und Thea- ten Stichtag weder im Haushalt noch
München. Aus dem Ruder gelaufen sind den Rückbau des Theaters wurden die tertechnik erneuert. Das Gaststättenge- im Investitionsprogramm bereits Haus-
die Kosten für die zweifelsohne erfor- Fundamente mit Hochdruckinjekti- bäude wurde weitgehend entkernt und haltsmittel veranschlagt sein durften.
derliche, seit dem Jahr 2008 andauernde onen vollständig ertüchtigt, die zentra- im Rahmen eines sehr komplexen Ab- Der Beginn der Maßnahmen musste
bruch- und Aufbaukonzepts Schritt für noch 2009 erfolgen, die Fertigstellung
Schritt wieder instandgesetzt. Für die bis Ende 2011. Die Gemeinde Künzell
Sanierung des Deutschen Theaters hatte entschied sich u. a. dafür, das Rathaus
der Münchner Stadtrat im Jahr 2008 ein umzubauen und energetisch zu sanie-
Budget von 79,5 Mio. Euro genehmigt. ren. Für die Vorentwürfe und Kosten-
Mittlerweile ist man bei Kosten in Höhe schätzungen standen nur drei Wochen
von 94 Mio. Euro angelangt. Ursächlich Zeit zur Verfügung. Die reinen Baukos-
für die Kostensteigerung waren u. a. eine ten wurden grob auf 1,66 Mio. Euro ge-
Angleichung der Baukosten an das aktu- schätzt und auf dieser Basis der Förder-
elle Preisniveau, zusätzliche Maßnahmen antrag gestellt. Erst danach wurde der
und die Anpassung der Bauherrenrisi- Planungsauftrag vergeben, die Ausfüh-
koreserve. Doch nicht nur die ursprüng- rungsplanung begonnen, die Bausubs-
lich veranschlagten Kosten mussten nach tanz analysiert und die notwendigen
oben korrigiert, auch der für Oktober Baumaßnahmen ermittelt. Die Kosten
2013 geplante Eröffnungstermin musste wurden zunächst auf 2,47 Mio. nach
verschoben werden. Es wird nun Januar oben korrigiert. Bereits vor Abschluss
2014 werden, bis das Deutsche Theater aller Ausschreibungsverfahren und
mit seiner Premiere starten kann. Wenn somit vor der genauen Ermittlung des
auch nach Mitteilung des Oberbürger- endgültigen Investitionsbedarfs wurde
meisters der Landeshauptstadt München wegen des Zeitdrucks mit dem Bau be-
die aktuellen Sanierungskosten um 32 gonnen. Nach Abschluss der Ausschrei-
Prozent unter den Kosten der ursprüng- bungsverfahren wurden die Kosten mit
lich geplanten großzügigeren Sanierung 2,86 Mio. ermittelt. Angeblich nicht vor-
aus dem Jahr 2003 liegen, so ist dies we- hersehbare, aber notwendige Arbeiten
nig tröstlich für die Münchner Steuer- führten zu einer Steigerung auf über 3
Was für ein Theater. Die seit dem Jahr 2008 laufende Sanierung des Deutschen Theaters in zahler, die die millionenteure Kostenstei- Mio. Euro. Die endgültige Schlussab-
München wird für die Steuerzahler immer teurer. gerung zu schultern haben. rechnung weist schließlich sogar Ge-

16 17
Kostenexplosion Kostenexplosion

samtkosten von 3,37 Mio. Euro aus. Der geschätzt. 2010 wurde das Nutzungs-
Gemeindeanteil an den Gesamtkosten konzept geändert. Stadtmuseum und
erhöhte sich im Laufe des Prozesses von Stadtarchiv sollten jetzt im Bauteil
500.000 auf 2,18 Mio. Euro. Das Beispiel A – statt wie ursprünglich geplant im
zeigt, dass der Wunsch einer Gemeinde, Hauptgebäude – untergebracht werden.
Fördermittel zu erhalten, zu Investiti- Erst jetzt wurde die Denkmalbehörde
onen führen kann, die zu Beginn nicht eingeschaltet, und es wurden barriere-
annähernd überblickt werden können. freie Zugänge geplant. Inzwischen gab
Wenn Kommunen durch enge Zeitvor- es auch eine neue Energieeinsparver-
gaben gebunden sind, sollten sie sich ordnung, und der Baupreisindex war
auf Maßnahmen konzentrieren, die ent- gestiegen. Deshalb wurden die Baukos- Die neue BND-Zentrale in Berlin. Alles andere als geheim sind die gestiegenen Baukosten.
weder bereits ordentlich durchgeplant ten Anfang 2011 auf rund 2,4 Mio. Euro
sind oder die zumindest in der Kürze der neu geschätzt. Während der Bauarbei- Großteils der Bundesministerien nach geben hatte, was zu einer erneuten Ver-
Zeit seriös geplant und ausgeführt wer- ten stellte sich dann noch heraus, dass Berlin beschloss die Bundesregierung zögerung führte. Damit kostet die neue
den können. Nur so können Kostenüber- die Bausubstanz schlechter war als vom 2003, dass auch der BND seinen Haupt- BND-Zentrale mit 912 Mio. Euro ganze
schreitungen ausgeschlossen werden. Gutachter geschätzt. Auch das Fassa- sitz in die neue Bundeshauptstadt ver- 192 Mio. Euro mehr als ursprünglich
den- und Schutzgerüst auf der Gebäu- lagern solle. Drei Jahre später war Bau- vorgesehen. Für den gesamten Umzug
Werdohl. Ursprünglich rechnete man in deseite „Gleisanlage“ erforderte nach beginn und seither wird an einem zen- des BND von Pullach nach Berlin kal-
Werdohl mit knapp 2 Mio. Euro Kos- den Vorgaben der Deutschen Bahn ei- tralen Verwaltungsgebäude, einer Tech- kuliert der Bund mit 1.457 Mio. Euro.
ten, um den alten Bahnhof in neuem nen zusätzlichen Kostenaufwand. Der nikzentrale, einem Internat und einem Darin enthalten sind 206 Mio. Euro
Glanz erstrahlen zu lassen und dort Baukostenindex legte 2012 ebenfalls Besucherzentrum gebaut. Die gesamte für die Erstausstattung der Gebäude
u. a. Stadtarchiv, Stadtmuseum, Tou- wieder zu. Aktuell rechnet man deshalb Baumaßnahme sollte zunächst 720 Mio. sowie rund 60 Mio. Euro Umzugskos-
ristinfo, Gastronomie, Kunstwerkstatt mit knapp 3 Mio. Euro Gesamtkosten. Euro kosten. 2008 wurde beschlossen, ten für Material und Mitarbeiter. Die
KUBA und Kulturform unterzubringen. 20 bis 30 Prozent muss die Stadt aus dem Komplex eine Schule hinzuzufü- übrigen Aufwendungen entfallen auf
Inzwischen geht man von fast 3 Mio. eigener Tasche zahlen, den Rest über- gen, was einen ersten Nachtrag über 10 den Rückbau der Liegenschaft in Pul-
Euro aus. Grundlage der ersten Kosten- nimmt das Land. Um die Mehrkosten Mio. Euro erforderte. Genau zwei Jahre lach. Im Sinne der Steuerzahler bleibt
schätzung war ein Gutachten von 2007, zu kompensieren, will die Stadt aber auf darauf wurde der zweite Nachtrag über zu hoffen, dass wenigstens dabei nichts
in dem wesentliche Kostenaspekte nicht andere Projekte aus dem Stadtumbau- 25 Mio. Euro genehmigt, der wegen er- schiefgeht.
berücksichtigt wurden, z. B. Denkmal- programm West verzichten. höhter Sicherheitsanforderungen fällig
schutzauflagen, Barrierefreiheit, Brand- wurde. 2011 mussten wegen der Verzö- Verden (Aller). Die Neugestaltung des
meldeeinrichtungen und der Restaurie- Bund. Anfang April 1956 wurde der gerung im Baufortschritt die Baukosten Verdener Rathausvorplatzes und Teilen
rungs- und Modernisierungsaufwand Bundesnachrichtendienst (BND) aus der neu berechnet werden und wuchsen der Großen Straße wird mit inzwischen
für Nebengebäude und Außenanlagen. Organisation Gehlen heraus gegründet, wegen deutlich gestiegener Preise um 2,4 Mio. Euro doppelt so teuer wie ur-
2009 reichte die Stadt Werdohl einen die sich nach dem Zweiten Weltkrieg weitere 56 Mio. Euro an. Im Oktober sprünglich veranschlagt. So musste die
Förderantrag für den Umbau des Bahn- im beschaulichen Pullach bei München des vergangenen Jahres kamen weitere 2011 erfolgte Ausschreibung der Bau-
hofs beim Land ein. Damals wurden die angesiedelt hatte. Nach der Wiederver- 101 Mio. Euro hinzu, weil es Probleme leistungen im vergangenen Jahr wie-
Kosten noch auf knapp 1,8 Mio. Euro einigung und der Verlagerung eines beim Einbau des Lüftungssystems ge- derholt werden, weil die Lieferanten

18 19
Kostenexplosion Kostenexplosion

rungsmaßnahmen an den bestehen- obliegt der Landesregierung und der


den Gebäuden. Die Gesamtkosten der „Lausitzer und Mitteldeutsche Berg-
Baumaßnahmen sollten ursprünglich bauverwaltungsgesellschaft“ (LMBV).
40,9 Mio. Euro betragen, für die Ausstat- Ursprünglich hatte die LMBV die Ver-
tung waren 3,9 Mio. Euro veranschlagt. bindung von zehn Seen der „Seenkette“
Mittlerweile betragen die Kosten für mittels einfacher Rohre vorgesehen,
den Neu- und Umbau 49,3 Mio. Euro um einen notwendigen Strömungs-
und von offizieller Seite werden weitere ausgleich zu schaffen. Dagegen wollte
Mehrkosten erwartet; immerhin bleiben Brandenburg schiffbare Kanäle, um
die Einrichtungskosten unverändert. Motorsportler sowie Fahrgastschiffe ins
Die Mehrkosten gründen auf dem feh- Seenland zu locken. Das Land erklärte
Schlechte Planung führt in Verden zu höheren Baukosten am Rathausvorplatz. lerhaft oder unzureichend ermittelten sich zur Übernahme der Mehrkosten
Sanierungsbedarf, denn während der bereit, sodass laut Infrastrukturminis-
der Pflastersteine nicht die geforderte verse Materialien belaufen sich die Kos- Bauarbeiten stellte sich heraus, dass die terium die Baukosten bei Baubeginn
Qualität garantieren konnten. Das güns- ten nach derzeitigem Stand auf mittler- vorhandene Bausubstanz maroder ist bereits auf 27,5 Mio. Euro gestiegen wa-
tigste Angebot der neuen Ausschrei- weile 2,4 Mio. Euro. Noch immer ist kein als zunächst angenommen. Hinzu kom- ren. Ursachen der Kostensteigerungen
bung schließlich überschritt mit rund Ende der pannenreichen Baumaßnahme men die gestiegenen Preise für Bauma- und Hauptmängel liegen in folgenden
1,7 Mio. Euro den vorgegebenen Kos- abzusehen, denn große Teile der bislang terialien und geänderte Anforderungen Punkten:
tenrahmen deutlich – ein untrügliches verlegten Steine nehmen unverhofft Re- an das barrierefreie Bauen. Bisher wur- z
Es wurde vor Baubeginn keine Kos-
Zeichen dafür, dass die Kostenkalkula- genwasser auf und lassen tagelang dun- den so 8,4 Mio. Euro mehr ausgegeben ten-Nutzen-Analyse erstellt.
tion des beauftragten Planungsbüros kle Flecken entstehen. Die beauftragte als ursprünglich eingeplant und die Ver- z
Nachvollziehbare Planungsunterla-
grob fehlerhaft war. Eine Aufhebung Firma soll nun die Mängel ohne weite- antwortlichen gehen davon aus, dass gen, einschließlich Kostenermitt-
der Ausschreibung wäre jedoch nach ren Bauverzug und aus eigener Tasche weitere Kosten für die Realisierung ent- lungen vor Baubeginn, fehlten.
der geltenden Rechtsprechung nicht beseitigen. Dies wäre den arg gebeu- stehen. Es bleibt abzuwarten, wie viel z
Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung
ohne Hinnahme von Regressforde- telten Steuerzahlern und Anliegern alle- Steuerzahlergeld noch in dieser letzten nach § 7 der Bundes-/Landeshaus-
rungen möglich gewesen. Das Baupro- mal zu wünschen. Ruhestätte unserer kulturellen Papier- haltsordnung wurde nicht gemacht.
jekt verzögerte sich derweil weiter. Da schätze beerdigt wird. z
Kostenvergleichsberechnungen so-
in anderen Kommunen Probleme mit Bund. Das Bundesarchiv erhält an sei- wie Entscheidungsunterlagen mit
neuen Pflastersteinen aufgetreten sind, nem Standort in Berlin-Lichterfelde bis Lausitz. 51 Mio. Euro kostet das Über- Kostenobergrenzen für das Projekt
entschied sich die Stadt, die angebo- 2015 ein neues Magazingebäude. Für leiter-Projekt, das ursprünglich mit 4,6 wurden nicht erstellt.
tenen Steine nochmals einer Qualitäts- kulturell wie politisch relevante Akten Mio. Euro veranschlagt war. Dieser z
Die Folgen fehlender Kostendecke-
prüfung durch ein unabhängiges Labor und Bücher, die in Berlin bisher nur Überleiter verbindet den Senftenber- lung sind für die LMBV: Je mehr aus-
zu unterziehen. Im Dezember 2012 fiel provisorisch untergebracht wurden, ger- mit dem Geierswalder See. Er un- gegeben, verpulvert und verbuddelt
schließlich die Wahl auf portugiesische soll so ein neuer, adäquater Aufbewah- tertunnelt die Bundesstraße 96 und die wird, desto höher die Bezahlung für
Steine. Aufgrund der zusätzlichen In- rungsort geschaffen werden. Mit dem Schwarze Elster. Außerdem besitzt er die LMBV. Damit löste sich der Anreiz
genieur- und Gutachterkosten und dem Neubau wurde im Jahr 2007 begonnen, eine Schleuse. Die Durchführung des einer kostensparenden Finanzierung
zwischenzeitlichen Preisanstieg für di- drei Jahre später folgten die Sanie- vom Bund mitfinanzierten Bauprojekts in Wohlgefallen auf – im Gegenteil,

20 21
Kostenexplosion Kostenexplosion

die Regelung war für die LMBV gera- Umgang mit öffentlichen Geldern in vor Beginn der Entkernung noch ge- im Vorfeld nicht gemacht werden konn-
dezu eine Ermunterung, noch mehr mindestens bedingten Vorsatz. Durch nutzt, eine genauere Prüfung im lau- ten, stellte sich heraus, dass die seiner-
Geld auszugeben, wenn mal wieder die Unterlassung der Einführung eines fenden Betrieb sei daher nicht möglich zeit entstandenen Kriegsschäden in den
irgendwo etwas schief lief, wie zum Controllings nach Beanstandung durch gewesen. Doch Sanierungen von Alt- Folgejahren nicht korrekt ausgeführt
Beispiel bei der durch Starkregen den Rechnungshof ist die weitere unge- bauten bergen immer Kostenrisiken. worden sind. Diese galt es konstruktiv
abgesoffenen Baugrube der ersten zügelte Ausgabe zusätzlicher Summen Das hätte die Stadt von vornherein zu ertüchtigen“. Nachdem dann ohne-
Schleuse (Folge: kompletter Neubau). für die Überleiter-Projekte erst möglich wissen können und einplanen müs- hin alles kaputt war, wurden auch „die
z
Auch die Arbeit des Planungsbüros geworden und für die weitere unge- Haus- und Informationstechnik sowie
weist schwere Mängel auf. bremste Kostensteigerung ursächlich. Details der Ausstattung auf einen be-
z
Erst während der Baudurchführung Das Ignorieren der Beanstandungen triebsorientierten Standard gebracht“.
wurde festgestellt, dass Sicherheits- des Rechnungshofs durch die politisch Was auch immer das heißen mag, der
vorkehrungen – wie Wartezonen an verantwortlichen Personen ist zu be- Rat genehmigte hierfür Mehrkosten in
der Schleuse – erforderlich wurden. anstanden. Hier sind dringend Konse- Höhe von 2,1 Mio. Euro. Zeitgleich zur
Diese waren zunächst nicht geplant. quenzen erforderlich. Sanierung fanden außerdem Abstim-
z
Während der gesamten Maßnahme mungsgespräche mit den Fachämtern
fehlte eine Projektsteuerung und Über- Mülheim an der Ruhr. In Mülheim an der statt, die Planänderungswünsche mit
wachung der Ziele mit Planungs- und Ruhr wurde die Sanierung des histo- sich brachten. „Je nach Belegung muss-
Kostenkontrollen sowie eine Prognose rischen Rathauses über 12 Mio. Euro ten spezifisch funktionale Anforderun-
der Auswirkungen auf den Haushalt. teurer als geplant. Die Gründe sind gen eingeplant werden.“ In der lokalen
Es ist festzustellen, dass das Infra- mehr als typisch: Nachträgliche Planän- Presse berichteten auch die Architekten
strukturministerium Brandenburg zu derungen und Überraschungen bei der „von einem sich häufig ändernden An-
keiner Zeit eine umfassende Kontrolle Bausubstanz verteuerten das Baupro- forderungsprofil“. So stiegen die Kosten
über das Projekt hatte. jekt. Der Rat der Stadt genehmigte 2008 für das aufgefrischte Rathaus schließ-
z
Vergaben von Bauleistungen wur- eine Entwurfsplanung mit geschätzten lich auf knapp 49 Mio. Euro, obwohl
den nicht nach den für die öffentliche Kosten von knapp 36 Mio. Euro. In einer man schon Abstriche gemacht hatte,
Hand geltenden Bestimmungen aus- Vorlage von 2008 wird der Rat beruhigt: z.B. bei der Warmwasserversorgung in
geschrieben und vergeben. „Auch wenn es sich hierbei noch um den WCs oder der absenkbaren Info-
Bereits der Landesrechnungshof hatte eine Kostenschätzung handelt, ist an- Mülheim an der Ruhr: Rathaussanierung theke. Fatal ist die Entwicklung der Bau-
in seinem ersten Bericht zum Überlei- zumerken, dass die einzelnen Ansätze auf die teure Tour. kosten vor allem deshalb, weil die Stadt
ter-Projekt von den zuständigen Res- nicht pauschal geschätzt, sondern auf- Mülheim ihrer Stadttochter SWB, ein
sorts die Einführung eines Rechnungs-, grund von Untersuchungen und Vorent- sen. Teurer wurde das Projekt auch, kommunales Wohnungsunternehmen,
Vertrags- und Baucontrollings gefor- wurfsplanungen ermittelt sind.“ Doch weil man erst Ende 2009 beschloss, eine von den Gesamtkosten abhängige
dert. Trotz der Zusage der Ressorts, der dann sei die Bausubstanz „unvorher- den Ratssaal und fünf Sitzungsräume Miete zahlt. Die SWB ist Gebäudeeigen-
Forderung nachzukommen, unterblieb sehbar schlecht“ gewesen, so die Stadt. umfassend zu sanieren. Zwar war eine tümerin und hat die Maßnahme finan-
dieses. Spätestens ab diesem Zeitpunkt Die Bausubstanz sei durch Begehungen Sanierung von Anfang an vorgesehen. ziert. Geplant war für die nächsten 25
wandelte sich die bis zur ersten Prüfung vorab zwar begutachtet worden, doch Doch bei „zerstörerischen Prüfungen, Jahre eine Miete von jährlich 3,094 Mio.
vielleicht vorliegende Fahrlässigkeit im das historische Rathaus wurde bis kurz welche wegen des laufenden Betriebes Euro ohne Nebenkosten. Die derzeitige

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Kostenexplosion Brücken, Verkehr & Co.

Brücken, Verkehr & Co.


Wo Steuergelder im Verkehr stecken bleiben ...
Miete beträgt nun 3,905 Mio. Euro ohne Unterriexingen, Landkreis Ludwigsburg. stückseigentümer bereits im Jahr 2002
Nebenkosten. Mit dieser Miete werden Unter „dumm gelaufen“muss man eine notariell verpflichtet, ca. 58 Quadratme-
300.000 Euro jährlich für Erbpacht und Angelegenheit in Unterriexingen, einem ter im Bereich seines Hofumgriffs auf
Bürgschaftsprovision verrechnet. Den- Stadtteil von Markgröningen, abhaken. einer Länge von ca. 48 Metern zu veräu-
noch: Für eine Stadt mit Haushaltssi- Dort rückte eine Arbeitskolonne an, um ßern. Wegen der zu weit in Privatgrund
cherungskonzept ist das eine erhebliche auf 138 Metern die Fahrbahnmarkie- hinein errichteten Stützmauer wären
zusätzliche Last. Und noch aus zwei rungen der Ortsdurchfahrt zu erneu- jetzt aber 82 Quadratmeter – statt der
weiteren Gründen fällt die Rathaussa- ern. An sich keine große Sache, die auch ursprünglich vereinbarten 58 Quadrat-
nierung unangenehm auf: Viele Ratssit- nur rund 600 Euro kostete. Trotzdem meter – Grunderwerb erforderlich ge-
zungen zur Sanierung des historischen war das Geld schlecht angelegt, denn wesen. Von dieser zusätzlichen Grund-
Rathauses fanden hinter verschlossenen genau diese Ortsdurchfahrt wurde zwei veräußerung wollte der Anlieger – trotz
Ratssaaltüren statt. Warum, wollte die Wochen später komplett abgefräst und anfangs signalisiertem Einverständnis
Stadt nicht erklären. Zudem finanzierte erneuert. Leider wurde im zuständigen und einer ihm angebotenen großzü-
sie die Rathaussanierung über einen Landratsamt vergessen, die Arbeiten, gigen Entschädigung – dann aber nichts
städtischen Schattenhaushalt, weil die Anfang des Jahres vergeben wur- mehr wissen. Schließlich einigte man
sie als Haushaltssicherungskommune den, mit der anstehenden Sanierung der sich Anfang 2012 außergerichtlich da-
keine Kredite mehr aufnehmen durfte. Straße abzugleichen. Die Farbe hätte hingehend, dass die Mauer zurückge-
Gewusst wie: Die Stadt übertrug das man sich sparen können, genauso wie baut und an der laut Notarvertrag von
Rathaus per Erbbaurecht an die SWB, den Spott der Anwohner, bei denen das 2002 vereinbarten Grundstücksgrenze
die den Kredit zur Sanierung aufneh- böse Wort vom Schildbürgerstreich die wieder neu errichtet wird. So ist es auch
men darf. Die Stadt mietet das Rathaus Runde machte. geschehen. Die neue 50 Meter lange, 30
von der städtischen Tochter zurück cm breite und 1,07 Meter hohe Mauer
und übernimmt eine Ausfallbürgschaft Schonstett, Landkreis Rosenheim. Han- wurde schließlich vollends auf öffent-
in Höhe von 40,5 Mio. Euro. Die Stadt delte man in der Gemeinde Schonstett lichem Grund entsprechend den Vor-
umgeht mit diesem Dreh das Spargebot im Landkreis Rosenheim bei der Errich-
und schafft weitere Intransparenz für tung einer Stützmauer zur Absicherung
die Bürger, die in einem solchen Finan- eines neuen Radwegs an einem Teil-
zierungsgestrüpp kaum den Überblick stück der Kreisstraße RO 35 nahe der
über die tatsächliche Schuldensituation Gemeinde Schonstett etwa zu voreilig?
ihrer Kommune behalten können. Die besagte Stützmauer wurde 2011 für
rund 20.000 Euro errichtet und im Jahr
2012 wieder abgerissen, um sie etwas
versetzt auf öffentlichem Grund wieder
neu zu errichten. Der Abriss der Stütz-
mauer erfolgte, weil sie ca. 40 cm zu tief
auf Privatgrund errichtet worden war. Die Stützmauer eines Radwegs bei Schon-
Zwar hatte sich der betreffende Grund- stett hat ein bewegtes Hin und Her.

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Brücken, Verkehr & Co. Brücken, Verkehr & Co.

gaben des Notarvertrags aus dem Jahr Bauamtsleiter der Stadt Pößneck ver- vestition ihr Potenzial nicht entfalten, lichkeit zu einem parallel verlaufenden
2002 mit exakt 58 Quadratmetern an- einbarte mit der beauftragten Baufirma, weil den Benutzern schlichtweg der Betriebsweg des Stichkanals Hannover-
fallendem Grunderwerb errichtet. Die dass diese zur Abgeltung aller Ansprü- Anschluss im Einmündungsbereich in Linden, der jedoch mit einem ausge-
Kosten für Rückbau und Wiedererrich- che der Stadt Pößneck aus der Lieferung die Bundesstraße 441 fehlt. Die hierfür bauten Radweg nicht vergleichbar ist
tung der Stützmauer betrugen 38.891,40 und Verlegung der Pflastersteine für das zuständige Niedersächsische Landes- und nur auf eigene Gefahr genutzt wer-
Euro, die letztlich die Steuerzahler zu Bauvorhaben „Marktplatz“ eine Summe behörde für Straßenbau und Verkehr den kann. Viele Bürger trauen sich aber
berappen haben. Wenn auch der Land- von 10.000 Euro zahlt, so das Innenmi- (NLStBV) denkt nicht im Traum daran, erst gar nicht auf die vielbefahrene Bun-
rat des Landkreises Rosenheim der Auf- nisterium auf eine Anfrage im Landtag. den Radweg an der Bundesstraße fort- desstraße und verzichten deshalb auf
fassung ist, dass die Stützmauer „wohl Die erforderliche Neupflasterung in den zuführen. Also müssen die Drahtesel auf die Nutzung der neuen Strecke. Merke:
oder übel rückgebaut werden musste, Jahren 2009 und 2010 kostete die Stadt die Fahrbahn ausweichen und bremsen Eine Stange Geld für einen Radweg in
da mit dem Anlieger keine Einigung schließlich 282.007 Euro. Die Klage der damit den Straßenverkehr aus. Nach die Hand zu nehmen ist sinnlos, wenn
über einen weiteren Grunderwerb er- Stadt gegen das baubetreuende Inge- 50 Metern befindet sich in einer Fahrt- er überhaupt nicht in das vorhandene
zielt werden konnte“, hätte man sich bei nieurbüro wurde wegen der Vereinba- richtung immerhin eine Zufahrtsmög- Streckennetz eingebunden ist.
rechtzeitiger Schaffung klarer Vertrags- rung und der Abgeltungszahlung vor
verhältnisse über den erforderlichen Gericht abgewiesen. Der Bauamtsleiter
Grunderwerb Mehrausgaben für die wurde von seiner Funktion entbunden
Mauerversetzung sparen können. und erhielt eine Abmahnung. Die Ei-
genschadenversicherung leistete 76.693
Pößneck. Der Marktplatz einschließlich Euro entsprechend der vertraglich ver-
der angrenzenden Straßen, Gehwege einbarten Versicherungssumme an die
und Stufenanlagen in Pößneck wurde Stadt. Mit den Kosten der Neupflaste-
1999 für 708.292 Euro grundhaft aus- rung abzüglich der Zahlungen der Bau-
gebaut. Dazu flossen Fördermittel in firma sowie der Versicherungssumme
Höhe von 686.307 Euro. Schon bei der ist somit von einem Schaden in Höhe
Abnahme der Baumaßnahme wurde von 195.314 Euro auszugehen.
das Pflaster bemängelt. Dieser Mangel
wurde bis zum Jahresende 1999 be- Seelze. Wenn sich unterschiedliche
seitigt. Eine Vielzahl der Pflastersteine Straßenbaulastträger nicht abstimmen,
spaltete sich später horizontal und ver- kann es für Verkehrsteilnehmer auch
tikal. Die Ursache für die Spaltungen schnell mal unkomfortabel werden –
konnte auch nach einer Begutachtung Fahrradfahrer aus dem Seelzer Orts-
im Jahr 2004 nicht ermittelt werden. Ein teil Harenberg können ein Lied davon
Gutachter empfahl als Mängelbeseiti- singen. Eigentlich meinte es die Region
gung den Austausch der geschädigten Hannover besonders gut mit ihnen und
Steine sowie zur Herstellung einer dau- legte im Jahr 2010 einen hochwertigen
erhaft haltbaren Pflasterung eine Um- Radweg entlang der Kreisstraße 230 an.
bzw. Neupflasterung. Der damalige Leider kann die 150.000 Euro teure In- Wenn Planer nicht zusammenarbeiten, wird der Fahrradspaß schnell verhagelt.

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Brücken, Verkehr & Co. Brücken, Verkehr & Co.

Mainz. Was lange währt, wird endlich wähnt. Wer also auch immer diese Brü-
gut – das muss sich die Mainzer Stadt- cke nutzen mag, weiß es hoffentlich zu
verwaltung gedacht haben, als sie die schätzen, dass die Stadt Mainz so viel
Fußgängerbrücke an der kleinen Bahn- gutes Steuergeld zur Vermeidung eines
haltestelle „Waggonfabrik“ (Ortsbezirk kleinen Umwegs ausgegeben hat.
Mombach) saniert hat. Denn fast ein
Jahrzehnt lang hatte der Mombacher Darmstadt. Das erst im Sommer 2009
Ortsbeirat eben jenes von der Lan- verlegte Natursteinpflaster auf der Ver-
deshauptstadt gefordert. Im Jahr 2013 kehrsfläche für Busse und Bahnen vor Da steht sie nun, die „Soda-Brücke“ am Autobahnrastplatz Vellern Süd.
wurde der Wunsch der Lokalpolitiker dem Darmstädter Hauptbahnhof ist
schließlich erfüllt. Insgesamt hat die den Belastungen nicht gewachsen und rungen gezogen wurden und was mit musste. Denn die Brücke stammt aus der
Sanierung etwa 340.000 Euro gekostet, weist bereits erhebliche Schäden auf. dem Gutachten erfolgte, beantwortete „Frühzeit des deutschen Autobahnbaus“
davon hat Mainz 240.000 Euro und ein Insbesondere die Brems- und Anfahr- die Stadt wie folgt: „Die Erfahrungen und steht seit 1991 unter Denkmalschutz,
privates Unternehmen 100.000 Euro vorgänge der schweren Busse haben aus den Baumaßnahmen am Marktplatz wie Straßen.NRW dem BdSt mitteilte.
gestemmt. Allerdings hätte die ohne- das Natursteinpflaster binnen kurzer und am Luisenplatz wurden durch die Dabei hätte man den Denkmalschutz für
hin nicht barrierefreie Brücke auch für Zeit zermürbt. Jetzt soll das erst vier Auswahl spezieller Steine in den Bus- die Brücke, die ohnehin nicht an ihrem
rund 140.000 Euro ersatzlos abgerissen Jahre alte Pflaster für 300.000 Euro aus- haltestellen berücksichtigt. ... Das Gut- angestammten Platz bleiben konnte,
werden können. So schafft die Fußgän- getauscht werden. Doch schon bei der achten befindet sich, wie alle anderen auch aufheben können. Doch mit dem
gerbrücke zwar eine Verbindung vom Verlegung war in Darmstadt eigentlich Unterlagen zu bereits abgeschlossenen Torso, der als „Soda-Brücke“ nun ein-
Bahnsteig zur parallel dem Gleis verlau- bekannt, dass Natursteinpflaster bei Maßnahmen, im Archiv des Straßen- fach so da auf dem Parkplatz steht, weil
fenden Straße „Am Schützenweg“, aber stark beanspruchten Verkehrsflächen verkehrs- und Tiefbauamtes.“ Wann mit es keine „alternativen standortnäheren
wer nur drei bis vier Gehminuten inves- problematisch ist. Im Jahr 2007 muss- den neuerlichen Bauarbeiten begonnen Flächen“ gibt, wurden insgesamt rund
tiert, kann diese Straße auch über einen ten am Marktplatz und am Luisenplatz wird, konnte die Stadt nicht genau mit- 310.000 Euro auf dem Rastplatz abge-
Fußgängertunnel erreichen. Aus Sicht Natursteinpflaster an Haltestellen aus- teilen, denn zuvor müssen noch Umbau- stellt. Ein Abriss hätte etwa 108.000 Euro
der Stadt Mainz ist das jedoch nicht getauscht werden, weil sie sich als unge- arbeiten in der angrenzenden Bismarck- gekostet. Die Kosten, die auch Treppen
zumutbar. Gerade für die mit dem Zug eignet erwiesen hatten. Zuvor hatte die straße durchgeführt werden. Dadurch rechts und links der Brücke beinhalten,
anreisenden Auswärtigen, die an den Stadt ein Gutachten in Auftrag gegeben, sind weitere provisorische Maßnahmen damit rastende Reisende über den Torso
Veranstaltungen der nahe gelegenen das die Tauglichkeit der Pflasterbau- notwendig, die mit 50.000 Euro veran- laufen können, trägt der Bund. Bei allem
Phönix-Halle teilnehmen wollen, sei die weise untersuchte. Der Gutachter kam schlagt sind. Verständnis für Denkmalschutz: Sparen
Brücke wichtig. Eine BdSt-Nachfrage zu dem Ergebnis, dass nach dem tech- bedeutet, Prioritäten zu setzen und fängt
bei der Phönix-Halle brachte dagegen nischen Regelwerk Pflasterbauweisen Bund/NRW. Sie steht auf dem Autobahn- im Kleinen an. Das gilt auch für einen mil-
Anderes zutage. Die Fußgängerbrücke für die vorliegenden Belastungen nicht rastplatz Vellern Süd an der A2 – die Platte liardenschweren Bundeshaushalt, den
werde nicht benötigt, da die Masse der vorgesehen sind und dass mit einer ge- einer Spannbetonbrücke, die früher die Berliner Abgeordneten ja bekanntlich
Besucher die Haltestelle „Waggonfa- ringeren Haltbarkeit der Befestigung im über die Autobahn führte, jetzt aber aus nur zu gern auf Kosten der Länder und
brik“ gar nicht nutze. Deswegen werde Vergleich zur Betonbauweise gerech- Gründen der Verkehrssicherheit durch Kommunen entlasten, siehe Sozialkosten.
diese Anreisemöglichkeit nicht einmal net werden muss. Unsere Nachfrage, einen Neubau ersetzt und aus Gründen Doch wer Steuern zahlt, will Sparsam-
auf der Homepage der Phönix-Halle er- welche Konsequenzen aus den Erfah- des Denkmalschutzes erhalten werden keit. Auch beim Bund.

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Brücken, Verkehr & Co. Brücken, Verkehr & Co.

Tübingen. Nicht alles, was technisch chen Raum erfolgen. Außerdem sollte immer mehr Geld verschlingen, sodass Fernsehen aufgegriffen wurde, erinnerte
machbar und möglich ist, ist auch von aus verkehrspolitischen Gründen die die Stadt plant, noch in diesem Jahr zu man sich in der Straßenbauverwaltung
Nutzen für die Steuerzahler. Diese Er- Parkierung überwiegend am Rand der entscheiden, wie alternative Parkmög- an das angefangene, aber nie zu Ende
fahrung musste die Stadt Tübingen Quartiere erstellt werden, Tiefgaragen lichkeiten hergestellt werden können. gebrachte Projekt. Jetzt soll plötzlich al-
machen. Denn hier realisierte man in unter Gebäuden waren daher nur im Das ist auch bitter nötig, denn anstatt les ganz schnell gehen: Noch in diesem
den Jahren 2002 bis 2003, noch unter Ausnahmefall vorgesehen. Doch die mit den Parkhäusern Geld zu verdienen, Jahr stehen 200.000 Euro für einen Teil-
der Amtsvorgängerin des heutigen Schweizer Misere hielt auch in Tübin- muss die Stadt stetig Verluste ausglei- abschnitt von 1,3 Kilometern zur Verfü-
OB Palmer, ein gewagtes Projekt: Die gen Einzug. Und so erfüllten sich die chen. Für die Steuerzahler ein wahrlich gung. Im kommenden Jahr sollen dann
Parkhäuser Lorettoplatz und Franzö- Erwartungen der Stadt nicht vollum- teures und unwirtschaftliches Unterfan- die fehlenden 2,5 Kilometer gebaut wer-
sisches Viertel. Das Besondere daran fänglich. Die anspruchsvolle Technik gen. Noch ist zwar nichts entschieden. den. Der Steuerzahler kann nur hoffen,
ist, dass sie neben 85 konventionellen war – gerade in den Anfangsjahren – Aber es wird wohl künftig auf ganz her- dass das Projekt bis dahin nicht wieder
Parkplätzen zusätzlich 472 vollautoma- Opfer steter Störungen, wodurch die kömmliche Parklösungen hinauslaufen. in den Amtsstuben vergessen wird.
tische Stellplätze bieten. Gewagt war Akzeptanz der Parkhäuser in der Öf-
das Projekt deshalb, weil die Technik fentlichkeit erheblich litt. Die Kosten Ludwigslust. 6 Kilometer Fahrstrecke Hannover. Im öffentlichen Personen-
nicht ohne Tücken ist. Diese bittere Er- für Wartung und Instandhaltung der liegen zwischen der Ortschaft Kummer nahverkehr hat die Landeshauptstadt
fahrung musste das erste vollautoma- Technik stiegen und stiegen, die Um- und der ehemaligen Kreisstadt Ludwigs- Hannover über die Jahre einen hohen
tische Parkhaus der Schweiz im Jahr satzerlöse blieben zugleich hinter den lust. Mit dem Fahrrad ist es doppelt so Standard erreicht. Natürlich kann die-
2001 machen, das bereits sechs Wochen Erwartungen zurück. In Spitzenzeiten weit. Denn ein Befahren der stark fre- ser weiter verbessert werden. Doch
nach seiner Eröffnung wieder schließen waren die automatisierten Parkbe- quentierten und durch Bäume sehr en- die Kosten, die zu einem hohen Teil aus
musste, weil die Wartezeit auf die Autos reiche gerade einmal zu 60 Prozent aus- gen Bundesstraße 5 ist für Radfahrer le- Steuergeldern finanziert werden, müs-
doppelt so lange dauerte wie vorgese- gelastet, die konventionellen hingegen bensgefährlich. Deshalb wünschte man sen in Schach gehalten werden. An der
hen oder Autos gleich gar nicht frei- komplett. Ein Grund für die Diskrepanz sich seit langem einen Radweg. Dessen Stadtbahn-Station Kröpcke im Herzen
gegeben wurden. Doch Tübingen hielt auch hier: Die Technik. Denn wegen Bau ist auch vor inzwischen mehr als der Innenstadt werden öffentliche Ver-
das nicht ab. Die Stadt investierte bis der systembedingten Übergabezeiten sieben Jahren begonnen worden. Doch kehrsmanager diesem Anspruch nicht
heute einschließlich nötig werdender ist gar keine höhere Auslastung bei die Arbeiter kamen nur rund 300 Meter gerecht. So verbaut die zuständige Re-
Optimierungsmaßnahmen rund 10,4 den automatisierten Parkplätzen mög- weit. Zudem liegt das Teilstück in der gion Hannover rund 660.000 Euro für ein
Mio. Euro in die beiden Bauwerke in- lich. Die Folge war ein Zuschussbedarf Mitte zwischen den beiden Orten: Auf fragliches Mehr bei der Barrierefreiheit.
klusive der Grundstücksflächen. Die der beiden Häuser von 400.000 Euro im beiden Seiten endet der Radweg im Es wird ein Fahrstuhl, der ein unterir-
Erwartungen waren anfangs groß, da Jahr 2012. Die Verwaltung der Stadt Nichts. Dafür war er aber ganz schön disches Stadtbahngleis der Linien 3, 7
automatisierte Parkhäuser konstrukti- wird sich auch noch länger mit den teuer: Weil er mit zwei Brücken über und 9 mit der darüber liegenden Passe-
onsbedingt erheblich weniger Platz be- beiden Parkhäusern und dem üppigen kleine Bäche führt, kosteten die 300 rellenebene verbindet, nachträglich auf
nötigen als konventionelle Parkhäuser Zuschussbedarf plagen müssen. Fünf Meter nutzloser Radweg rund 400.000 die Straßenebene des Kröpcke verlän-
mit ihren langen Fahrwegen. Zudem weitere Jahre können nach Auskunft Euro. Zudem wird die Piste regelmäßig gert. Dabei war die Barrierefreiheit be-
bieten sie – eigentlich – eine höhere der Stadt die beiden Häuser „noch ohne unterhalten und bei Schnee- und Eis- reits gegeben, allerdings auf Kosten eines
Benutzerfreundlichkeit, da lange Wege grundlegende Vitalisierung in der heu- glätte kommt täglich der Winterdienst. rund 80 Meter langen Umwegs durch die
durch dunkle Bereiche entfallen und tigen Form“ betrieben werden. Aller- Erst als Anfang des Jahres 2013 der Passerellenebene. Dort gelangte man mit
Ein- und Ausparken nah am öffentli- dings werden Wartung und Unterhalt Fall von mehreren Satiresendungen im einem weiteren Aufzug ans Tageslicht.

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Brücken, Verkehr & Co. Teure Fehler

Teure Fehler
Diese Projekte hätten besser laufen können ...
Bund. Im Juni 2010 wurde die letzte den regulären Flugbetrieb vorgesehen.
„Brequet 1150 Atlantik“, ein Flugzeug Brisant daran ist, dass eine Musterzu-
für die Fernaufklärung, außer Dienst lassung – gemäß den Bestimmungen
gestellt. Seitdem fehlt der Bundeswehr der Bundeswehr – gar nicht erst Be-
ein adäquater Ersatz, um die entstan- standteil des Entwicklungsvertrags
dene Fähigkeitslücke zu schließen. Da war. Es wurde also lediglich ein 371
die Außerdienststellung der veralteten Mio. Euro teures Testflugzeug bestellt.
Flugzeuge schon seit 2004 geplant war, Doch bei diesen Kosten ist es nicht
entschied sich das Verteidigungsminis- geblieben. Wegen elf Änderungsver-
terium für die Entwicklung einer unbe- trägen, die mal logistische Unterstüt-
mannten Aufklärungsdrohne; den Euro zungsleistung durch die Hersteller, mal
Hawk. Die Bundeswehr wollte die ei- Anpassungswünsche der Bundeswehr
gens für sie von EADS Cassidian entwi- enthielten, stiegen die Gesamtkosten
ckelte Spionagetechnik ISIS in das ame- bis 2013 auf 562 Mio. Euro. Nicht darin
Hannover: Wegen 80 Meter Umweg wird nun ein Fahrstuhl für 660.000 Euro gebaut. rikanische Trägersystem Global Hawk berücksichtigt sind die noch ausstehen-
von Northrop Grumman integrieren. den Zahlungsverpflichtungen in Höhe
Die teure Baumaßnahme macht einen Zunächst sollte ein Prototyp entwickelt von weiteren 100 Mio. Euro. Außerdem
funktionstüchtigen Aufzug überflüssig und getestet werden. Die Kosten da- wurden 42 Mio. Euro in die Infrastruk-
und verlangt das Aufbrechen des frisch für beliefen sich bei Vertragsabschluss tur für die Erprobung und den späteren
verlegten Straßenpflasters am Kröpcke. 2006 zunächst auf 371 Mio. Euro. Dabei Einsatz des Euro Hawk investiert. Da
Schon im August 2012 hatte die Landes- wurden sowohl die finanziellen als auch bis heute weder die gesetzlichen noch
nahverkehrsgesellschaft eine Förderung die zeitlichen Entwicklungsrisiken von die technischen Voraussetzungen für
der umstrittenen Fahrstuhlverbindung Beginn an unterschätzt. Auch zum Zeit- eine Musterzulassung des Euro Hawks
durch das Land Niedersachsen abgelehnt punkt der Vertragsunterzeichnung war gegeben sind, wurde das Projekt im
– im Wesentlichen wegen der bereits unklar, wie eine Integration des Euro Mai vom Verteidigungsministerium
vorhandenen Rollstuhltauglichkeit der Hawk in den zivilen Luftraum gewähr- gestoppt. Die geplante Beschaffung
Station Kröpcke. Zunächst wurden für leistet werden könnte. Noch in einer von vier weiteren Euro Hawks wurde
die durchgängige Fahrstuhlverbindung Technikfolgeabschätzung des wissen- zurückgenommen, die Fähigkeitslücke
530.000 Euro eingeplant. Mittlerweile schaftlichen Dienstes des Bundestages der Bundeswehr bleibt bis auf Weiteres
mussten die Kosten weiter nach oben im September 2011 ist zu lesen, dass bestehen. Doch selbst, wenn die neu
korrigiert werden. Eine Ursache ist der eine Integration von großen unbe- entwickelte ISIS-Aufklärungstechno-
enge Zeitplan, den sich die Region Han- mannten Systemen in den zivilen Luft- logie auch in anderen Luftfahrzeugen
nover gesetzt hat. Damit die Baumaß- raum noch in weiter Ferne liegt. Zwar untergebracht werden kann, wurden
nahme noch vor der Weihnachtszeit ab- sollte der Prototyp des Euro Hawk mit immer noch 302 Mio. Euro für einen
geschlossen werden kann, musste auf ein einer militärischen Sonderzulassung High-Tech-Vogel mit Flugverbot in die
teureres Angebot für die Aufzugstechnik betrieben werden, diese war jedoch auf Luft geblasen.
zurückgegriffen werden. 800 Flugstunden begrenzt und nicht für

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Teure Fehler Teure Fehler

Mainleus. Erst Bau, dann Rückbau! Was erdüberdeckten Behälters wurde ein um ten wird der Verlust für die Stadtwerke
nun? Schwierig gestaltete sich die Er- mindestens ca. 70 cm über das Gelände Eckernförde auf 150.000 bis 160.000
richtung eines Löschwasserbehälters im herausragender Behälter errichtet. Ei- Euro geschätzt.
Ortsteil Wernstein des Marktes Main- nen solchen Löschwasserbehälter wollte
leus im Landkreis Kulmbach. Nachdem man aber nicht haben. Wohl auch auf Berlin. Das Land Berlin erwarb 1993 von
zunächst zwei geplante Standorte in Druck einer Bürgerinitiative „Weg mit der Landesversicherungsanstalt Berlin
der Nähe des Feuerwehrhauses sich dem Betonklotz“ erfolgte kurzerhand – der heutigen Deutschen Rentenver-
für die Errichtung des erdüberdeckten der Rückbau des Behälters im April die- sicherung Berlin-Brandenburg – das
Löschwasserbehälters nicht als taug- ses Jahres. Der Abbruch mit entspre- Marinehaus, ein unter Denkmalschutz
lich erwiesen hatten, erstellte man den chenden Erdarbeiten erforderte weitere stehendes Gebäude am Köllnischen Park
sogenannten „Wernsteiner Löschwas- 14.280 Euro. Summa summarum: Über im Bezirk Mitte. Wie es sich für zünf- Das Marinehaus in Berlin - hohe Planungs-
serbehälter“ an einem dritten nahege- 60.000 Euro wurden im wahrsten Sinne tige Grundstücksgeschäfte selbst unter kosten in Schrottimmobilie versenkt.
legenen Standort im November 2012 im des Wortes „in den Sand gesetzt“. Wel- öffentlichen Stellen gehört, wurde da-
Umfeld des denkmalgeschützten Areals chen Standort der benötigte Löschwas- mals natürlich Stillschweigen über den bei der Erstellung der Vorplanungs-
des Schlosses Wernstein. Für die Errich- serbehälter künftig erhalten wird, stand Kaufpreis vereinbart. Grund des An- sowie Bauplanungsunterlagen und bei
bis zum Redaktionsschluss in den Ster- kaufs war seinerzeit die Absicht, dort der Aufstellung des Bedarfsprogramms
nen. „Schilda lässt grüßen!“. wesentliche Teile der Senatsverwaltung eingebunden. Dieses Bedarfsprogramm
für Stadtentwicklung und Umwelt- forderte eine Nutzfläche von 5.000 Qua-
Schleswig-Holstein. Mit „Öko-Pro- schutz sowie die Senatsverwaltung für dratmetern und basierte laut Senats-
dukten“ lässt sich Geld verdienen. Das Gesundheit unterzubringen, woraus verwaltung auf „gründlichen Unter-
dachten zumindest die Geschäftslei- allerdings niemals etwas wurde. Nach- suchungen mehrerer Fachbüros“ zur
tungen der Stadtwerke Kiel, Lübeck und dem das Gebäude mittlerweile 20 Jahre Beschaffenheit des Untergrundes und
Eckernförde. Sie gründeten gemeinsam lang leer gestanden hatte, entschied der Fundamentes, der Statik, zu möglichen
die Nordland Energie GmbH, die in ganz Berliner Senat im Jahr 2007 schließlich, Schäden an der Bausubstanz sowie Re-
Norddeutschland CO2-neutral und öko- das Marinehaus museumsgerecht aus- cherchen zu bauzeitlichen und nachfol-
logisch produzierten Strom aus Wasser- zubauen, mit dem gegenüberliegenden genden Gestaltungen und Nutzungen
kraft anbot. Doch das Geschäftsmodell Märkischen Museum zu einer „gemein- des Gebäudes. Fachleute haben sich also
ging nicht auf; das Unternehmen kam samen musealen Funktionseinheit“ zu- angesehen, ob das Marinehaus zu einem
Erst Bau, dann Rückbau. Selbst einfache niemals in die Gewinnzone. 2011 wurde sammenzufassen und dort ein „Forum Museum umgebaut werden kann. Die
Bauten funktionieren nicht auf Anhieb. bei einem Umsatz von 6,5 Mio. Euro ein für Zeitgeschichte“ unterzubringen. daraus resultierende Planung sah 2007
Verlust von 1,74 Mio. Euro erwirtschaf- Daraufhin führte die Stadtentwick- noch vor, dass insgesamt Geschossflä-
tung des Betonbehälters, einschließlich tet. Jetzt zogen die Gesellschafter die lungsverwaltung 2008 einen Architek- chen von sogar 6.950 Quadratmetern
Erdarbeiten und Geländenivellierung, Reißleine und verkauften ihre Anteile. turwettbewerb unter Beteiligung des geschaffen werden könnten. Die 2011
hat der Markt Mainleus rund 47.000 Dabei mussten sie erhebliche Verluste Landesdenkmalamts und des künftigen fertiggestellte Bauplanungsunterlage
Euro ausgegeben. Nach Fertigstellung verkraften. Allein die Stadtwerke Lü- Nutzers durch. Dieser hatte zuvor schon zeigte dann jedoch, dass „das Marine-
des Löschwasserbehälters staunte man beck verloren aus ihren Öko-Aktivitäten das Raum- und Funktionsprogramm für haus im Hinblick auf seine Kubatur, Sta-
nicht schlecht. Statt eines ebenerdigen, etwa 900.000 Euro. Nach Presseberich- das Marinehaus erstellt und war auch tik und baulichen Bedingungen wider

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Teure Fehler Teure Fehler

wäre. Grund dafür sind die gemeinsam vor drei Jahren wurden die IT-Systeme
tragenden Wände zwischen dem Eck- des Instituts für Qualitätsentwicklung
haus und den Nachbargebäuden. Zu- Mecklenburg-Vorpommern (IQ MV)
dem würde nach dem Abriss eine Baulü- und dadurch auch rund 100 angeschlos-
cke mit den unansehnlichen ehemaligen sene PCs an den Standorten Schwerin,
Innenwänden verbleiben. Was mit der Neubrandenburg und Greifswald mit
nach dem Straßen- und Gehwegbau ver- verschiedenen Viren verseucht. Doch
bleibenden Restfläche des Grundstücks anstatt die Server und PCs systematisch
passieren soll, ist gleichfalls ungeklärt. von den Viren zu befreien, wählte das
Als wäre das alles noch nicht peinlich ge- Ministerium den einfachen, aber teuren
nug, hat die Polizei auf BdSt-Nachfrage Weg – es orderte neue PCs im Wert von
angegeben, dass die Kreuzung gar kein 146.600 Euro. Und statt der betroffenen
Unfallschwerpunkt sei. In den vergan- 100 wurden gleich 170 neue Rechner be-
Manche Pläne sind übereilt, wie hier in Koblenz-Metternich. Um die Verkehrssituation zu genen drei Jahren gab es gerade einmal stellt. Die verseuchten Rechner hinge-
verbessern, sollte das Eckhaus 2010 abgerissen werden. Passiert ist bisher nichts. einen Unfall mit Sachschaden. Was hat gen landeten auf dem Müll. Eine vorge-
bzw. wird nun der ganze Spaß kosten? schaltete gründliche Kostenvergleichs-
Erwarten nur begrenzte Möglichkeiten konnte das Land Berlin keine Aussagen Hierbei zeigte sich die Stadtverwaltung rechnung zwischen den Alternativen
für die Umnutzung zum Museum im ge- treffen, hält das Marinehaus jedoch z. B. eher zugeknöpft. Angaben zu den Er- „Bereinigung der befallenen PCs“ und
forderten Flächen- und Nutzungsprofil als öffentlichen Verwaltungsstandort für werbskosten der Immobilie wurden dem „kompletter Neukauf“ stellte das Minis-
bietet“, sprich, mit einer Nutzfläche von wenig geeignet. BdSt mit Hinweis auf den Kaufvertrag terium indes nicht an. Zwar erfolgte
plötzlich nur noch 3.700 Quadratmetern verweigert. Im städtischen Haushalts- nach Erkenntnissen des Landesrech-
nicht nur viel zu eng, sondern auch an- Koblenz. Erst gründlich planen, dann plan ist aber die Summe von 105.000 nungshofs, der den Fall 2012 aufdeckte,
sonsten gänzlich ungeeignet ist. Es wäre kaufen – mit diesem Grundsatz scheint Euro als Planansatz zu finden. Wie viel der Ansatz einer Vergleichsbetrachtung,
schlichtweg nicht mehr genug Platz für die Stadt Koblenz so ihre Probleme die anvisierten Abriss- und Baumaß- aber das Ministerium brach den Kontakt
Sonderausstellungen und die Mitar- zu haben. Ende 2009 hat Koblenz ein nahmen insgesamt kosten sollen, konnte zu einem externen Dienstleister, der für
beiterbüros vorhanden gewesen. 2012 leer stehendes Eckhaus an der Kreu- oder wollte die Stadtverwaltung auch die PC-Bereinigung ins Auge gefasst
wurde das Projekt Marinehaus schließ- zung Trierer Straße / Oberdorfstraße nicht sagen. Es wurde nur verraten, wurde, kurzerhand ab, was mit der zeit-
lich abgeblasen. Eine neue Machbar- im Stadtteil Metternich erworben. Das dass allein die Aufwendungen für den lichen Dringlichkeit begründet wurde.
keitsstudie hatte zwischenzeitlich erge- Haus hätte bereits 2010 abgerissen wer- Straßenbau bei rund 50.000 Euro liegen Doch Tatsache ist, dass das Ministerium
ben, dass von der Realisierbarkeit einer den sollen, um die Straße verbreitern würden. Fragt sich also, was am Ende zum damaligen Zeitpunkt weder über
Museumszusammenführung an einem und zusätzlich einen Gehweg anlegen für die Steuerzahler schlimmer wäre: Die ein Inventarverzeichnis der genutzten
anderen, attraktiveren Standort ausge- zu können. Wie die Verwaltung betont, Aufgabe oder der Vollzug dieser halb- Hard- und Software beim IQ MV ver-
gangen werden könne. Für die bisherige sei dies zur Verbesserung der Verkehrs- herzigen Planung. fügte noch den Virenbefall einzelnen
Planung zum Marinehaus einschließlich situation erforderlich. Passiert ist aber Servern und PCs zuordnen konnte und
der Kosten für den Wettbewerb waren bis heute nichts, denn erst nach dem Er- Schwerin. Wenn einmal der Wurm drin außerdem keine Ahnung hatte, um wel-
bis dahin 2.862.675 Euro ausgegeben werb der Immobilie wurde festgestellt, ist, wird’s teuer für die Steuerzahler. So che verschiedenen Viren es sich jeweils
worden. Zu einer künftigen Nutzung dass ein Abriss baulich problematisch auch beim Bildungsministerium. Bereits handelte. So liegt die Vermutung nahe,

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Teure Fehler Teure Fehler

dass das Ministerium gar nicht in der München. Für die Münchner Opern-
Lage war, die konkreten Fragen des festspiele 2010 und 2011 wurde auf dem
Dienstleisters nach Ausstattung der be- Marstallplatz der Pavillon 21 MINI Opera
fallenen PCs zu beantworten. Auch be- Space als zusätzlicher Theaterraum der
stand zum damaligen Zeitpunkt kein IT- Bayerischen Staatsoper errichtet. Der
Sicherheitskonzept für das IQ MV, was spektakuläre Bau, ein futuristisches, mit
den massiven Befall möglicherweise auffälligen Stacheln besetztes Theater-
verhindert hätte. Bis heute kann das gehäuse mit rund 300 Sitzplätzen wurde
Ministerium die Quelle des Virenbefalls als mobile Spielstätte zur Ermöglichung
nicht benennen. Dieser Wirrwarr rückt experimenteller Darstellungsformen
die teure Neubeschaffung der PCs in konzipiert, die schnell ab- und innerhalb
ein schlechtes Licht. Hinzu kommt: Auf weniger Tage an anderer Stelle wieder
Nachfrage des Bundes der Steuerzah- aufgebaut werden sollte. Die Gesamtkos-
ler stellte sich heraus, dass sämtliche IQ ten des Projekts beliefen sich auf rund Die mobile Spielstätte Pavillon 21 MINI Opera Space der Bayerischen Staatsoper stellte
MV-Server letztlich durch das IT-Perso- 3,25 Mio. Euro. Davon steuerten Spon- sich als Flop heraus.
nal des Ministeriums mit vorhandenen soren zwei Drittel bei, der Rest – immer-
Antivirensystemen pauschal bereinigt hin rund eine Million Euro – wurde aus juristisch vorgegangen. Die gerichtliche 96.173 Euro für Mietkosten ausgegeben.
wurden. Zur Bereinigung der 100 be- Steuergeldern finanziert. Als „weltweit Aufarbeitung von Mängelansprüchen Gleichsam nach dem Motto „Lieber ein
fallenen PCs waren die hauseigenen wahrnehmbares, zeitgenössisches kul- dauert noch an. Nach Ansicht des Bay- Ende mit Schrecken als ein Schrecken
IT-Experten aber offenbar zu bequem, turelles Zeichen“ sollte der Pavillon nach erischen Staatsministeriums für Wis- ohne Ende“ wurde der Pavillon inzwi-
obwohl dies ein Leichtes gewesen wäre. seiner Bespielung in München in andere senschaft, Forschung und Kunst sowie schen in Einzelteilen verkauft. Dadurch
Denn zumindest für den Haupteindring- Städte im In- und Ausland auf Reisen der Bayerischen Staatsoper wurde das konnte immerhin ein Betrag von 15.218
ling beim IQ MV, den sogenannten Con- gehen und für die Bayerische Staatsoper „erwünschte weltweite Echo schon mit Euro erzielt werden. Fazit: Ein „Drauf-
ficker-Wurm, gibt es seit Jahren im In- Werbung machen. Aufgrund von nicht dem Bau und zweimaligen Betrieb des zahlgeschäft“ für die Steuerzahler.
ternet Gratis-Software zum Entfernen. vorhersehbaren Bau- und Konstrukti- Pavillons erreicht“. Der „internationale
Der massive Virenbefall, verbunden mit onsmängeln kam es jedoch zu erheblich Werbeeffekt für die Bayerische Staats- Weißenfels. Im Rahmen der IBA Stadt-
den Mängeln bei der IT-Sicherheit sowie längeren, über den Erwartungen liegen- oper und München wurde mit über 10 umbau 2010 wollte man sich in Wei-
der nicht vorhandene Überblick über die den Auf- und Abbauzeiten mit der Folge, Mio. Euro bewertet“. All dies nützt den ßenfels eines urbanen Schandflecks am
genutzte IT-Struktur verführte das Mi- dass weitere Auf- und Abbauten von der Steuerzahlern wenig. Denn der teure Pa- Rande der Neustadt, dem maroden Ge-
nisterium letztlich zu dem Vorhaben, im Bayerischen Staatsoper als wirtschaft- villon 21 MINI Opera Space dämmerte lände des ehemaligen Elektrizitätswerks,
Wege eines Rundumschlags über Bedarf lich nicht vertretbar angesehen wur- zuletzt von September 2011 bis Novem- entledigen. Der Weißenfelser Stadtrat
170 neue PCs zu bestellen. Somit wurde den; so kostet jeder neue Aufbau rund ber 2012 – in seine Einzelteile zerlegt – in beschloss gegen heftigste Proteste und
weder sparsam noch wirtschaftlich mit 500.000 Euro. Da bei dem Pavillon nach einer Augsburger Lagerhalle ungenutzt wider wirtschaftliche Argumente dessen
dem Geld der Steuerzahler umgegan- Auffassung des Freistaats Bayern „die vor sich hin. Dafür hatten wiederum die Sanierung mit dem Ziel, die Neustadt für
gen, denn eine Beseitigung der Viren vertraglichen Vorgaben für einen flie- Steuerzahler eine monatliche Miete, ein- die Bewohner mit „Sport und Events“ at-
auf den befallenen PCs wäre günstiger genden Bau nicht eingehalten wurden“, schließlich Nebenkosten, von rund 3.500 traktiver zu machen. Schließlich winkten
gekommen. wird gegen seine Hersteller und Planer Euro zu berappen. Insgesamt wurden Fördermittel in Höhe von rund 4 Mio.

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Teure Fehler Teure Fehler

Euro für die Rekonstruktion des Gebäu- aus dem Bauvorhaben. Die anfängliche von einem nicht mit EU-Richtlinien zu aber schon. Im August 2011 wurde be-
des. Fragen nach den Folgekosten, der Planung eines hüllensanierten Gebäu- vereinbarenden Subventionsvorteil gonnen, das Dach der Sporthalle der
Wirtschaftlichkeit und des Bedarfs wa- des hatte aber die Interessenten aus der für den potenziellen Käufer, der ein im Olof-Palme-Gesamtschule zu sanieren.
ren nebensächlich, genau wie die kon- Eventbranche auf Grund der selbst zu Kern nun gesundes Gebäude zu einem Kurz nach Beginn der Arbeiten regnete
krete Aufstellung eines Nutzungskon- tragenden Innenausbaukosten abge- Schnäppchenpreis erwerben würde. Die es durch das unzureichend gesicherte
zepts. Zu keinem Zeitpunkt der Baumaß- schreckt. So übernahm die Stadt weitere Nutzung wurde zum Planungsbeginn mit Dach in die Sporthalle hinein, wobei
nahme lag eine tragfähige Nutzenkon- Kosten für Wärmedämmmaßnahmen „Sport und Events“ umschrieben, d. h. der Regen unter den Hallenboden lief.
zeption für das Objekt vor. Gewünscht und schreckte vor einem Baustopp zu- das riesige Gebäude sollte ein Standort Nun war der Gemeinde nach eigenen
hatte man sich seitens der Stadt ein Ver- rück. Doch die Stadt strotzt nicht gerade für sportliche und kulturelle Veranstal- Angaben an einer „zeitnahen Scha-
anstaltungszentrum mit Kletterparadies, vor ansiedlungswilligen Investoren. Im tungen werden. Den Anschein einer densabwicklung“ gelegen, und so hat sie
Skaterpark oder Kreativwerkstatt. Der Gegenteil, die Stadt im Süden Sachsen- zweckentsprechenden Nutzung haucht gemeinsam mit dem Bauunternehmen
Umbau des verfallenen E-Werks sollte Anhalts sieht sich seit Jahren mit sinken- der Industriebrache jetzt der hiesige einen Gutachter beauftragt, den Scha-
als zentrales Objekt des Programms den Einwohnerzahlen konfrontiert. So Sportverein ein. Dessen Sanitäranlagen den festzustellen. Angeblich wäre ein
bemühte sich Weißenfels unlängst um auf dem benachbarten Sportplatz sind gerichtliches Beweissicherungsverfah-
eine gewerbliche Nutzung des Industrie- in einem so desolaten Zustand, dass die ren zu langwierig gewesen. Doch dann
gebäudes. Die Stadt verfügt aber bereits Nachwuchskicker nun die im Unterge- kam noch ein Gutachten der Versiche-
über kostenintensive Prestigeobjekte schoss fertiggestellten Büro- und Um- rung des Bauunternehmens hinzu. Und
für sportliche und kulturelle Großveran- kleideräume, WCs, Dusch-, Wasch- und wie das so ist, wenn mehrere Gutachten
staltungen, wie die Stadthalle und das Geräteräume nutzen. Die rund 4 Mio. vorliegen: Das der Versicherung setzte
Kulturhaus. Diese Einrichtungen – und Euro Steuergelder finden also eine fan- den Schaden deutlich geringer an als das
seit dem 1.1.2010 nun auch das E-Werk tasiereiche Bestimmung als Luxusum- erste. Damit war die Gemeinde nicht ein-
– werden vom städtischen Sport- & Frei- kleidekabine. Nun fragt sich der Steu- verstanden, und sie beauftragte nun ih-
zeitbetrieb der Stadt Weißenfels betrie- erzahler: Wird hier ganz im Sinne der rerseits wieder einen Gutachter. Der war
ben. Doch keines der Häuser arbeitet Internationalen Bauausstellung das so- im Dezember 2011 fertig und ermittelte
Das E-Werk in Weißenfels wurde ohne soli- kostendeckend und so verschlingt der ziale Gefüge der Stadt stabilisiert?! Nein, einen Schaden in Höhe von rund 72.000
des Nutzungskonzept teuer rekonstruiert. Eigenbetrieb jedes Jahr große Summen doch wohl eher ein am Bedarf vorbei Euro. Erst danach konnte der Hallen-
zur Liquiditätssicherung und mehrt kon- geplantes Bauprojekt zweckentfremdet. boden ausgebaut werden. Mittlerweile
IBA 2010 politisch unbedingt realisiert tinuierlich die Verschuldung der Stadt. war aus dem „feuchtigkeitsbedingten
werden und steht nun als „hohler Vo- Eine öffentliche Nutzung des E-Werks Hiddenhausen. Was würden Sie tun, Schimmelrisiko“, auf das nach Angaben
gel“ da, wie der Oberbürgermeister der ist nicht abzusehen und die Nutzung wenn es Ihnen durchs Dach regnete? der Gemeinde schon im September hin-
Stadt Weißenfels die Investruine einst durch Private, trotz 400.000 Euro teurem Ganz klar: Gutachten und Gegengut- gewiesen worden war, echter Schimmel
bei einer Bürgersprechstunde nannte. Parkplatzbau, nicht in Sicht. Der Ober- achten einholen, bis Sie dann nach geworden. Der erstreckte sich nicht nur
Die hochfliegenden Pläne haben sich bürgermeister plant unterdessen den mehreren Monaten anfangen können, auf den Hallenboden, unter den der Re-
als nicht wirtschaftlich tragbar heraus- Verkauf des ungenutzten Gebäudes für den Wasserschaden zu beseitigen. Und gen gelaufen war, sondern auch auf die
gestellt. Das sture Festhalten an einer etwa eine Million Euro, was einen Ver- feststellen: Huch, ich habe Schimmel im Böden in den Nebenräumen, die Decken,
guten Nutzungslösung verhinderte so- lust für den Steuerzahler von rund 3 Mio. Haus! Gibt’s nicht? Vielleicht nicht bei Teile der Elektroinstallation und der Lüf-
gar noch einen rechtzeitigen Ausstieg Euro bedeuten würde. Ganz abgesehen Ihnen, in der Gemeinde Hiddenhausen tung. Eine Sanierung der Sporthalle

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sollte mit rund 1,5 Mio. Euro zu Buche sieren? Der im Mai 2008 gegründeten
schlagen. Doch statt dieses Vorhaben ACG mit Sitz am Flughafen Hahn gelang
jetzt zügig anzugehen – seit Monaten es trotz tendenziell steigender Umsätze
fiel der Sportunterricht an der Schule nie, profitabel zu wirtschaften. Wer die
schon aus oder es wurde provisorisch Jahresabschlüsse untersucht, wird ein
unterrichtet – ließ die Gemeinde gleich Unternehmen vorfinden, das an einer
noch eine Alternative prüfen: Neubau! stets verlustreichen Geschäftstätigkeit,
Dafür entschied sich der Rat im Juni 2012 an einer seit 2009 steigenden Über-
mit großer Mehrheit. Mehr als 3,3 Mio. schuldung und an einer sehr schlechten Dunkle Wolken am Horizont. Ein luftiges Kreditgeschäft sorgt für Unmut.
Euro soll es kosten, die Halle abzureißen Finanzausstattung litt; von Kreditwür-
und durch einen Neubau zu ersetzen. Bis digkeit konnte da keine Rede sein. Den- Hahn finanziell geradestehen, soll aber und die Klärung einer Vielzahl von
die Schüler 2014 in der neuen Sporthalle noch übernahm die ISB im März 2011 kein Anrecht auf Informationen zu diesen rechtlichen und abfalltechnischen Fra-
turnen können, werden sie in andere von einer Privatbank einen Kredit von 5 Fehlentscheidungen haben. Im Ergebnis gen erforderte. Dann bestand im Laufe
Hallen gefahren. Diese Kosten sind mit Mio. Euro zugunsten der ACG, an dem lässt sich nicht der Eindruck vermeiden, des Beratungsprozesses das Verlangen
wenigen 1.000 Euro zwar überschau- sie zuvor nur anteilig beteiligt war. Im dass der Flughafen Hahn und die ISB zu- seitens der Fraktionen, ein neues Gebüh-
bar, aber unnötig. Es ist unverständlich, Detail wollte die ISB dem BdSt zu dieser sammen 10 Mio. Euro verbrannt haben, ren- und Tonnenmodell zu entwickeln.
dass eine grassierende Gutachteritis die fragwürdigen Entscheidung nicht Rede um eine marode Frachtfluggesellschaft Für die aus dem Beratungsprozess her-
schnelle Beseitigung des Wasserscha- und Antwort stehen. Stattdessen wurde ein bis zwei Jahre länger am Leben zu vorgegangenen Aufgabenstellungen
dens unmöglich gemacht haben soll. Die auf das Bankgeheimnis verwiesen und erhalten. Die ISB kann sich hinter dem wurden keine Teilaufträge erteilt. Statt-
Leidtragenden sind die Schüler; und die, pauschal erklärt, dass das Darlehen mit Bankgeheimnis bequem verstecken, der dessen traten völlig unkoordiniert immer
die’s leid sind, sind die Steuerzahler, die banküblichen Sicherheiten versehen und Flughafen Hahn dagegen nicht. Deshalb wieder diverse Beteiligte an die Berater
diesen Unfug ausbaden dürfen. risikogerecht konditioniert worden sei. hat der BdSt eine Auskunftsklage einge- heran, was doppelten und vermeidbaren
Fast entschuldigend fügte die ISB noch reicht, um auf dem Rechtsweg die nötige Aufwand begünstigt hat. Eine zentrale
Rheinland-Pfalz. Wer Darlehen in Mil- hinzu, dass bei der Kreditvergabe auch Aufklärung zu erzwingen. Bündelung der Auftragsvergabe hatte es
lionenhöhe vergibt, sollte die Kredit- wirtschafts- und strukturpolitische Ge- nicht gegeben. Wie das örtliche Rech-
würdigkeit seines angehenden Schuld- sichtspunkte eine Rolle spielen würden. Bentheim. Als im Oktober 2010 der nungsprüfungsamt herausfand, waren
ners genauestens prüfen. Doch ob der Noch einfacher hat es sich der dauerde- Kreistag der Grafschaft Bentheim be- teilweise bis zu vier der teuren Berater
im Länderbesitz befindliche Flughafen fizitäre Flughafen Hahn gemacht, der im schloss, die örtliche Abfallwirtschaft gleichzeitig vor Ort, um in Ausschüssen,
Hahn und die Investitions- und Struk- März 2013 durch einen Nachtragshaus- umzustrukturieren und dafür die Ver- Fraktionen, im Kreistag oder Abfallwirt-
turbank Rheinland-Pfalz (ISB) im Falle halt vor der drohenden Insolvenz geret- waltung ermächtigte, zwei Fachbüros schaftsbetrieb zu informieren. Auch die
der insolventen Frachtfluggesellschaft tet wurde. In einem lapidaren Dreizeiler zu konsultieren, war den Beteiligten Abrechnung nach Stunden erwies sich
Air Cargo Germany (ACG) die nötige teilte der Hahn-Geschäftsführer dem offenbar nicht bewusst, welche Aus- angesichts der Komplexität der Aufga-
Vorsicht haben walten lassen, darf sehr BdSt mit, dass es sich um einen internen wüchse die folgenden Beratungsphasen ben als folgenschwere Fehlentschei-
bezweifelt werden. Beide haben der Geschäftsvorfall handele und daher keine annehmen würden. Früh entschied man dung. Eine Kostengrenze fehlte gänz-
ACG je 5 Mio. Euro geliehen und jeweils Informationen zur Verfügung gestellt sich für eine eigene Deponie-Service- lich. Somit kann es nicht verwundern,
ihre Kredite durch deren Pleite im April würden. Sprich, der dumme Steuerzahler Gesellschaft, die im ursprünglichen dass der kopflosen Kreisverwaltung die
2013 verloren. Wie konnte das nur pas- muss zwar für Fehlentscheidungen des Konzeptentwurf nicht vorgesehen war Kontrolle über die Beratungskosten ent-

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glitt. Wie der Landrat des Landkreises Lage zu den übrigen Organisationsele-
Grafschaft Bentheim im März 2013 mit- menten der Einheit. Dagegen wird eben-
teilte, summieren sich die Honorare auf falls in Hessen eine erst kürzlich gene-
1,77 Mio. Euro, obwohl ursprünglich nur ralüberholte Liegenschaft geschlossen.
250.000 Euro vorgesehen waren. Die Be- Seit 2008 wurden 24,4 Mio. Euro in die
raterkosten versiebenfachten sich somit! Modernisierung und die Neubauten der
Das Schuldbewusstsein der Verwaltung Alheimer-Kaserne in Rotenburg an der
hält sich indes in Grenzen. Eingeräumt Fulda investiert. Diese wird aber bis
wird lediglich der Fehler, die Kostenstei- 2017 aufgegeben. Für die anschließende
gerungen erst im Oktober 2012 bekannt- zivile Vermarktung des Kasernengelän-
gegeben zu haben. des werden dann weitere Gelder der Viele Probleme machen das MMZ in Halle zur finanziellen Heimsuchung für die Stadt.
öffentlichen Hand notwendig sein. Ein
Bund. Im Rahmen der Neuausrichtung ähnlich skurriles Bild zeichnet sich bei ortentscheidungen der Bundeswehr. Ob nenschwere Baukostenüberschreitung,
der Bundeswehr wurde vor zwei Jahren den Investitionen in die Otto-Lilienthal- dabei immer die Wirtschaftlichkeit ge- Konstruktionsmängel, drohende Zah-
das Stationierungskonzept vorgestellt. Kaserne im bayerischen Roth ab. Dort nügend berücksichtigt wurde, muss aus lungsunfähigkeit der Betreibergesell-
Es sieht vor, dass 32 Bundeswehrstand- flossen seit 2008 35,5 Mio. Euro in vor- Steuerzahlersicht bezweifelt werden. schaft wegen zu hoher Betriebskosten
orte geschlossen und 1,3 Mrd. Euro in bereitende Infrastrukturmaßnahmen und eine Verkehrswertminderung in
Infrastrukturmaßnahmen investiert für den Kampfhubschrauber Tiger, bis Halle (Saale). Das Mitteldeutsche Mul- zweistelliger Millionenhöhe dokumen-
werden. Anhand der Kriterien Funkti- 2011 entschieden wurde: Das dort sta- timediazentrum (MMZ) in Halle ist laut tieren die katastrophale Entwicklung.
onalität, Kosten, Attraktivität und Flä- tionierte Kampfhubschrauberregiment Internetauftritt „ein modernes Existenz- Das MMZ schreibt seit Jahren rote Zah-
chenpräsenz wurden teilweise sinnvolle, 26 wird aufgelöst. Zwar wird am Stand- gründerzentrum für die Medien-und len und ist auf Zuschüsse aus der oh-
teilweise aber auch fragwürdige Stand- ort die Offiziersschule der Luftwaffe neu Kreativwirtschaft in Sachsen-Anhalt“. nehin hoch verschuldeten Stadtkasse
ortentscheidungen getroffen. So wurden angesiedelt, doch die nagelneue Infra- Betrieben wird das 35 Mio. Euro teure Halles angewiesen. Allein 2011 wurde
zwischen 2009 und 2012 insgesamt 81 struktur für die Hubschrauber wird nicht und 2007 eröffnete Vorzeigeprojekt ein Minus von 5,7 Mio. Euro erwirtschaf-
Mio. Euro in die Infrastruktur der zur mehr benötigt. Das einzige verbleibende durch die stadteigene Mitteldeutsches tet. Schon vor Baubeginn gab es Stim-
Schließung vorgesehenen Kasernen in- Kampfhubschrauberregiment Deutsch- Multimediazentrum Halle GmbH und men, die „das Projekt zur Strukturver-
vestiert und weitere 37 Mio. Euro in de- lands bleibt weiter in der Georg-Fried- soll als Sammelpunkt der Medienbran- besserung“ kritisch hinterfragten und
ren IT. Ein Negativbeispiel ist die Burg- rich-Kaserne im nordhessischen Fritzlar che fungieren. Neben rund 6.500 Qua- vor einem Neubau direkt an der Saale
waldkaserne im hessischen Frankenberg stationiert. Dort wurde ebenfalls bereits dratmetern Bürofläche für Existenz- warnten. War und ist doch der Einsatz
(Eder). Am Standort für elektronische umfassend in die Infrastruktur für den gründer und einer Tiefgarage bietet das von Millionen von Steuergeldern für eine
Kampfführung wurden in den vergan- Hubschrauber Tiger investiert, aller- MMZ einen Kinosaal, Konferenzräume einseitige und überdimensionierte Be-
genen Jahren lediglich die wichtigsten dings werden weitere 57,5 Mio. Euro und hochmodern ausgerüstete Studios zuschussung eines einzelnen Gebäudes
Reparaturen notdürftig vorgenommen. für den Ausbau und die Modernisierung für Film- und Audioproduktionen an. keineswegs zielführend. Zu dem ohnehin
Doch die Kaserne bleibt bestehen, ob- der alten Kaserne fällig. Auch diese Ent- Doch seit seiner Eröffnung ist das Zen- finanziellen Desaster des MMZ kommt
wohl sich ein Investitionsstau von fast scheidung wird mit der günstigen geo- trum, das mit seiner fantastischen Lage nun mit der Hochwasserkatastrophe
19 Mio. Euro gebildet hat. Begründet grafischen Lage begründet. Dies sind direkt am Saaleufer wirbt, eine finanzi- 2013 eine weitere hinzu. Der Standort
wird dies mit der räumlich günstigeren nur wenige Beispiele von fast 400 Stand- elle Heimsuchung für die Stadt. Millio- direkt am Fluss wurde dem architek-

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Teure Fehler Teure Fehler

tonisch visionären Gebäude zum Ver- gleiche Grundangebot wie das MMZ an- ten Wissenschaftlern bekannt gewesen Meschede. Das ehemalige Arbeitsamt in
hängnis. Vier Etagen waren durch das bieten und deren Erweiterung effektiver war“. Letztlich haben die Steuerzahler Meschede steht seit nunmehr 13 langen
Saalehochwasser geflutet worden. Nach als ein kompletter Neubau am hochwas- das „Lehrgeld“ hierfür zu bezahlen. Jahren leer. Im November 2000 waren
Angaben des städtischen Wirtschafts- sergefährdeten Saaleufer gewesen wäre. Um während der Schließungszeit den die Mitarbeiter in ein neues Gebäude
dezernats beläuft sich die Schadenshöhe Museumsbesuchern eine Alternative umgezogen, das alte Haus sollte verkauft
auf rund 20 Mio. Euro. Die Einrichtung München. Nicht gerade begeistert war anbieten zu können, wurde neben der werden. Doch Käufer fanden sich nicht.
von mehreren Firmen und die fest ver- man im Bayerischen Staatsministerium Baustelle eine „Schaustelle“ errichtet. Der Leerstand ist mittlerweile teuer
baute Tontechnik des Hauses wurden für Wissenschaft, Forschung und Kunst, In diesem temporären, 17 Meter hohen geworden: Acht Jahre lang war die
dabei völlig zerstört. Beim Bau des Grün- als bekannt wurde, dass die erst vor ca. Ausstellungspavillon mit Aussichtsplatt- Heizung weiterbetrieben worden. Gut
derzentrums waren trotz der riskanten 10 Jahren für rund 120 Mio. Euro neu form können „multimediale Bildwelten“, 42.000 Euro wurden dabei allein für das
Bauplatzentscheidung im Hochwas- errichtete Pinakothek der Moderne von Performances, Ausstellungen, Filmvor- Heizöl ausgegeben. Inzwischen ist die
sergebiet keinerlei Schutzmaßnahmen Februar bis September 2013 wegen drin- führungen und vieles mehr bewundert Heizung abgestellt. Das spart zwar Geld,
bedacht worden. Da die notwendigen gender Sanierungsarbeiten geschlossen werden. Die Kosten hierfür belaufen sich doch damit verfällt das Haus auch immer
Hochwasserschutzmaßnahmen nicht werden musste. An der fugenlos ver- ebenfalls auf rund 750.000 Euro, wovon mehr – was mögliche Kaufinteressenten
förderfähig waren, wurde eine zu nied- putzten Innenoberfläche der 21 Meter zwei Drittel durch Sponsoren getragen noch weiter abschrecken dürfte. Aller-
rige Kaimauer gebaut, die einstürzte. Die hohen Rotunde des Museumsbaus ha- werden. Trotzdem: ein teurer „Hingu- dings gibt es ohnehin immer noch kei-
finanzielle Verantwortung soll jetzt wie- ben sich Risse gebildet, die wohl auf ein cker“ auch für die Steuerzahler. nen einzigen Kaufwilligen. Hinzu kommt
der der Steuerzahler übernehmen. So chemisches Quellen des Mauerwerks
erfolgte aus dem klammen Rathaus der zurückzuführen sind. Offenbar wurde
Stadt bereits ein lauter Hilferuf, um die seinerzeit bei der fugenlos verputzten
Fehler der Vergangenheit mit Hochwas- Innenoberfläche unterschätzt, dass „die
ser-Hilfsfondsgeldern schnellstens zu Schwindverformungen des Betons noch
beheben. Es sollen also noch mehr Steu- nicht abgeschlossen waren und sich
ergelder in den unwirtschaftlichen Bau durch das Schließen der Fugen im weite-
gesteckt werden. Die von der Flut betrof- ren Verlauf Spannungen im Mauerwerk
fenen Etagen werden mindestens zwei aufbauten“. Die Kosten für die Instand-
Jahre gesperrt bleiben. So entgehen dem setzung belaufen sich auf rund 750.000
ohnehin unwirtschaftlichen Medienzen- Euro. Für die Steuerzahler, die hierfür
trum jährliche Einnahmen aus der Stell- zur Kasse gebeten werden, ist es dabei
platzvermietung in der Tiefgarage von wenig erquickend, dass nach Mitteilung
rund 65.000 Euro und etwa 100.000 Euro des Bayerischen Staatsministeriums
aus der Vermietung der Tontechnik. Für des Innern das „seltene Phänomen“ des
den Steuerzahler stellt sich letztlich die chemischen Quellens des Mauerwerks
Frage, warum er für diese Standortfehl- zur Zeit der Planung und Ausführung
entscheidung geradestehen soll! Gab der Pinakothek der Moderne „nicht zum
und gibt es doch in Halle ausreichend allgemeinen Erkenntnisstand gehört
hochmoderne Bürokomplexe, die das hat und allenfalls wenigen spezialisier- An der Münchner Pinakothek müssen Baumängel i.H.v. 750.000 Euro beseitigt werden.

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Teure Fehler Teure Fehler

ein weiteres Ärgernis: Auch im neuen musste die Klärschlammverwertungsge- Euro kosten. Die Fördermittel stamm- 14,7 Mio. Euro. Doch das reichte nicht,
Arbeitsamt steht ein ganzer Flügel leer. sellschaft im April 2012 Insolvenz anmel- ten aus dem Bund-Länder-Programm um das wirtschaftliche Überleben des
Schuld daran ist allerdings keine über- den. Das Grundstück und die Anlagen zur Verbesserung der regionalen Wirt- Unternehmens zu sichern und so musste
dimensionierte Planung, sondern ein wurden Anfang des Jahres 2013 für 4,25 schaftsstruktur und waren an die Schaf- RapidEye im Mai 2011 Insolvenz anmel-
Gesetz, das 2005 in Kraft trat. Seitdem Mio. Euro an ein Bieterkonsortium um fung von mindestens 139 Arbeitsplätzen den. Nach Einschätzung des Insolvenz-
werden Langzeitarbeitslose nicht länger einen großen Gemüseanbauer verkauft. gekoppelt. Außerdem flossen weitere verwalters waren weder die Marktlage
vom Arbeitsamt betreut, sondern von Das vorhandene Biomasse-Heizkraft- 18,5 Mio. Euro aus dem Europäischen noch die Förderbedingungen der öffent-
den Städten. Die Folge für Meschede: werk, das Teil der Gesamtanlage war, Fonds für regionale Entwicklung an lichen Hand geeignet, das Geschäfts-
Zahlreiche Stellen wurden im Arbeits- soll nun für den Gemüseanbau in einer RapidEye. Macht in der Summe ein modell zum Erfolg zu führen. Und so
amt gestrichen, und leere Büros blie- Gewächshausanlage genutzt werden. 37-Mio.-Euro-Investment aus den Geld- wurde die Abwicklungsgesellschaft
ben zurück. Seit acht Jahren versucht Im April 2013 wurde seitens der Stadt börsen der Steuerzahler. Doch damit schon im Oktober 2011 zum Schnäpp-
die Arbeitsagentur, die überflüssigen erklärt, dass die Stadtwerke Crailsheim/ nicht genug. Da die Entwicklung, der chenpreis von lediglich 13,85 Mio. Euro
Büroflächen im neuen Amt zu vermie- Stadt Crailsheim Darlehen der Klär- Aufbau und die Implementierung der an einen kanadischen Investor verkauft,
ten. Interessenten fehlen aber auch hier. schlammverwertungsanlage in Höhe von RapidEye geplanten Technologie einschließlich der Namensrechte. Im
Was den Steuerzahler der Leerstand im von rund 16,7 Mio. Euro aus gegebenen einen finanziellen Bedarf in Höhe von Ergebnis mussten Bürgschaften des
neuen Arbeitsamt eigentlich kostet, wird Bürgschaften und Patronatserklärungen 150 Mio. Euro hatten, verbürgten Bund Bundes und Brandenburgs in Höhe von
man wohl kaum exakt beziffern können. übernehmen würden. Aus Steuerzahler- und Land einen Großteil der notwen- 54,2 Mio. Euro in Anspruch genommen
Doch eines ist sicher: Auch diese leeren sicht ging die Beteiligung an der Klär- digen Kredite. Das waren dann, neben werden. Das Geld war weg und die
Büroflächen wird man heizen und bei schlammverwertungsgesellschaft jeden- dem Eigenkapital und den Fördermit- Rechte an der mit deutschen Förder-
Bedarf sanieren müssen, damit die Bau- falls gründlich daneben. teln, weitere 79 Mio. Euro an staatlichen millionen entwickelten Technologie in
substanz nicht leidet. Bürgschaften. Das Unternehmen wollte Kanada. Unterm Strich ergibt sich für
Bund/Brandenburg. Für das Bundes- mit seinen Erdbeobachtungssatelliten die Steuerzahler aus dem gescheiterten
Crailsheim. Die Stadtwerke Crailsheim, wirtschaftsministerium ist die Erdbe- eine Datenbank mit Karten- und Bildma- Ausflug in den kommerziellen Satel-
eine hundertprozentige Tochtergesell- obachtung ein Kernelement der deut- terial für die kommerzielle Vermarktung litenmarkt ein Verlust von mindestens
schaft der baden-württembergischen schen Raumfahrtstrategie. In diesen als mit dem Schwerpunkt Landwirtschaft 91,2 Mio. Euro. RapidEye ist von seinem
Stadt, beteiligten sich neben zahlreichen gegenwärtige und zukünftige Schlüssel- aufbauen. Bei diesem Markt handelte es neuen Eigentümer nach Berlin verlagert
Kommunen aus der Region finanziell am technologie angesehenen Bereich wird sich nach Einschätzung aller Beteiligten worden, beschäftigt wieder rund 100
Bau einer Klärschlammverwertungsan- viel öffentliches Geld investiert. So auch um einen in der Entstehung befindlichen Mitarbeiter und verkauft seine Daten
lage im nahen Dinkelsbühl. Diese wurde in das 1998 gegründete Unternehmen Wachstumsmarkt mit guten Zukunfts- zu Vorzugskonditionen an das DLR. Das
im Dezember 2008 in Betrieb genom- RapidEye. Das zunächst in München chancen. Leider konnte RapidEye nie Bundeswirtschaftsministerium und das
men. Die Baukosten der Gesamtanlage ansässige Unternehmen gründete 2004 die geplanten Umsatzziele erreichen und DLR sehen weiterhin große Chancen
lagen bei rund 38 Mio. Euro; den Crails- eine Satellitensparte und siedelte nach war bis zuletzt von wenigen öffentlichen und Zukunftsperspektiven für das Ge-
heimer Stadtwerken gehörten 26,5 Pro- Brandenburg an der Havel um. Welche Kunden abhängig. Auch das Deutsche schäftsmodell von RapidEye. Hoffent-
zent der Gesellschaftsanteile. Allerdings Rolle dabei die zu erwartenden Förder- Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) lich müssen für diese Einschätzung nicht
entpuppte sich die Anlage unter ande- gelder spielten, sei dahingestellt. Die- erwarb fast 30 Mio. Quadratkilometer auch wieder die Steuerzahler haften.
rem wegen technischer Probleme leider sen Schritt ließen sich der Bund und das Bildmaterial zur wissenschaftlichen
nicht als Erfolgsmodell. Infolgedessen Land Brandenburg jeweils 9,25 Mio. Weiterverarbeitung und zahlte dafür

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Teure Annehmlichkeiten Teure Annehmlichkeiten

Teure Annehmlichkeiten
Wo Steuergeld mit vollen Händen ausgegeben wird ...
EU. Immer wieder fällt die europäische taxiert der Vize-Präsident der EU-Kom- bäude dort werden. Bislang ist daraus spruch will die Stadt nicht hinnehmen,
Politik den Steuerzahlern durch kosten- mission, Maroš Šefčovič, die Einspa- nichts geworden, klafft noch immer denn dies mache die nachhaltige Attrak-
trächtige Symbole aus den Gründungs- rungen, wenn Straßburg seine Pforten eine Lücke im Innenhafen. Kurioser- tivität und Vermietbarkeit des Standorts
jahren auf, an denen über Jahrzehnte schließen würde. Doch gerade die ho- weise steht aber bereits der letzte Teil Innenhafen aus. Und so kann es noch
festgehalten wird, die aber inzwischen hen Ausgaben kosten die EU inzwi- dieses Infrastrukturprojekts: die Stufen- dauern, bis „Eurogate“ gebaut wird. Bis
zu Ineffizienz und Verschwendung füh- schen immer mehr Sympathien in der promenade für das Eurogate. 11,8 Mio. dahin bleibt die Stufenpromenade für
ren. Eines dieser politisch gewollten Bevölkerung. Dennoch beharrt Paris aus Euro zahlten überwiegend das Land die Öffentlichkeit gesperrt, denn eine
Symbole ist die Aufteilung des Parla- Prestigegründen und wirtschaftlichen NRW und die EU, um das Hafenbe- „Interimsnutzung“ wäre „mit zu hohen
ments in den historisch bedingten Sitz- Aspekten auf dem Straßburger Parla- cken instandzusetzen und die mehrere zusätzlichen Kosten verbunden“, so die
ort Straßburg und den Arbeitsort Brüs- mentssitz, obwohl viele Abgeordnete 100 Meter lange Stufenpromenade zu Duisburger Entwicklungsgesellschaft.
sel, zu dem sich inzwischen ein zweiter des ewigen Hin und Hers überdrüssig bauen. „Die Maßnahme musste realisiert Sie rechnet mit Kosten im „mittleren
Arbeitsort für die Parlamentsverwal- sind und sich ausschließlich auf Brüssel werden, um nicht den Verlust der För- sechsstelligen Bereich“ und betont, dass
tung gesellt hat, nämlich Luxemburg, als einzigen Sitz konzentrieren wollen. dermittel zu riskieren“, so die Entwick- „eine mit weiteren zusätzlichen Kosten
wo – politisch angeordnet – die Hälfte Dies wäre auch sinnvoll, denn nicht nur lungsgesellschaft der Stadt Duisburg. verbundene frühere Nutzung des Bau-
der Parlamentsverwaltung Dienst schie- die Kommission und der Rat sitzen um Platz für mehrere 100 Besucher bietet die werks vor Fertigstellung des Hochbaus“
ben muss. Die Teilung der Parlaments- die Ecke, auch halten die Abgeordneten Stufenpromenade, die zum Verweilen zu keinem Zeitpunkt geplant war. Aber
sitze hat zur Folge, dass sämtliche 766 ihre Fraktions- und Ausschusssitzungen einlädt und die Attraktivität des Quar- Hauptsache, die Fördermittel wurden in
Europaabgeordnete, eine Vielzahl von in Brüssel ab. Überflüssig würde dann tiers steigern soll. Das dazugehörige Ge- vorauseilendem Gehorsam verbaut!
deren 1.700 Assistenten und etliche der der enorme Arbeitszeitverlust, denn im bäude „Eurogate“ konnte bislang „auf-
5.500 Verwaltungsbeamten 12 Mal im Zuge des Reiseaufwands sind die Par- grund seiner Größe und, was die letzten Hamburg. 2009 hat die Bayerische Haus-
Jahr ihre Akten und Dossiers in dicke, lamentsbeamten umgerechnet knapp Jahre betrifft, aufgrund des schwierigen bau GmbH & Co. KG eines der zentra-
stoßfeste Koffer packen, um als Wan- 70.000 Tage und die Assistenten noch- finanzwirtschaftlichen Umfeldes nicht len Wohnobjekte an der Hamburger
derzirkus von Brüssel nach Straßburg mals 31.000 Tage nur auf Tour. Aber wie realisiert werden“. Abstriche am archi- Reeperbahn erworben: die in den 60er
zu tingeln. Rund 44 Mio. Euro fallen da- die EU-Machtpolitik manchmal funk- tektonischen und städtebaulichen An- Jahren erbauten Esso-Häuser. Geplant
durch jährlich für Reisekosten, Zulagen tioniert – die Abgeordneten als die ei- war, die maroden Gebäude abzureißen
und Unterbringung an. Weitere 28 Mio. gentlich Betroffenen haben in diesem und durch einen Neubau zu ersetzen.
Euro verschlingt die vorzuhaltende In- Fall schlichtweg kein Mitspracherecht. Doch das Münchner Unternehmen hatte
frastruktur in Straßburg, wie Mieten, Hierzu ist Einstimmigkeit in den Parla- die Rechnung ohne die Bewohner ge-
Büroausstattung oder Energie. Zusätz- menten aller Mitgliedstaaten notwen- macht, die flugs eine Initiative gründe-
lich schlagen die Gebäudereinigung mit dig! ten und gemeinsam mit Nachbarn gegen
16 Mio., die Objektbewachung mit 8 eine vermeintliche Gentrifizierung des
Mio. und die Wartung der Aufzüge mit Duisburg. Mit seiner Restrukturierung Stadtteils protestierten. Die Bayerische
550.000 Euro zu Buche. Die Liste ist be- wurde der Innenhafen in Duisburg kom- Hausbau legte daraufhin drei Gutachten
liebig fortsetzbar. Alles in allem belaufen plett umgekrempelt zu einem Büro- und vor, die detailliert nachwiesen, dass eine
sich die Kosten für das politische Sta- Dienstleistungszentrum. Das von dem Modernisierung angesichts der schlech-
tussymbol in Straßburg auf mindestens Stararchitekten Norman Foster geplante Duisburg: Wer Projekte von hinten an- ten Substanz unsinnig und wirtschaft-
200 Mio. Euro im Jahr. Auf diese Summe „Eurogate“ sollte das erste große Ge- fängt, bekommt schnell Probleme. lich nicht vertretbar ist. Die Initiative ließ

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Teure Annehmlichkeiten Teure Annehmlichkeiten

sich davon allerdings nicht überzeugen, künftig alle privaten Streitigkeiten über
trommelte Lokalprominenz zusammen Gutachten klären lassen, die mit Steuer-
und setzte sich für den Erhalt der ma- geld bezahlt werden?
roden Wohngebäude ein, als ginge es
um den Untergang des Abendlandes. Bund. Die Bundeszentrale für politische
Als weißer Ritter erschien dann das Be- Bildung ist die Bildungsinstanz des
zirksamt Mitte. Zunächst vermittelten Bundes für alle politisch interessierten
die Bezirksvertreter und moderierten Bürger. Ihre amtlich definierte Aufgabe
Gespräche zwischen den Streitparteien. ist „durch Maßnahmen der politischen
Als das nicht half, wurde ein viertes Gut- Bildung Verständnis für politische Sach-
achten in Auftrag gegeben, für das der verhalte zu fördern, das demokratische
Hamburger Steuerzahler die Rechnung Bewusstsein zu festigen und die Be- 705.000 Euro muss der Steuerzahler für die Wanderschaft dieses Info-Pavillons zahlen.
übernehmen musste. Begründung: „Es reitschaft zur politischen Mitarbeit zu
handelt sich bei den Esso-Häusern um stärken“. Wie jedoch eine Webseite zur Stadtbahnlinie und der „Lifestyle Place- 264.000 Euro am Corneliusplatz wieder
das konflikthafteste und sensibelste pädagogischen Begutachtung von Com- maker“ für Einzelhandel, Gastronomie aufgebaut. Mit den Nebenkosten sum-
Bauvorhaben im Bezirk Mitte mit ham- puterspielen in dieses schon ziemlich und Büros am Ende der Königsallee set- mierte sich der Umzug auf flotte 705.000
burgweiter Strahlkraft. In diesem hoch- breite Aufgabenspektrum passt, ist äu- zen städtebauliche Akzente in der Lan- Euro. Hinzu kamen etwa 180.000 Euro,
streitigen Verfahren brauchen Verwal- ßerst fraglich. Zumal die Webseite und deshauptstadt Düsseldorf. Damit die um den neuen Standort für den Pavil-
tung und Kommunalpolitik für die zu deren Inhalte gar nicht von der Bundes- Bürger sich informieren können, hatte lon herzurichten. Kleines Trostpflaster
treffenden Entscheidungen, in diesem zentrale selbst erstellt werden, sondern die Stadt Düsseldorf einen Info-Pavillon für die Steuerzahler: Diese 180.000 Euro
Fall die Einleitung des Bebauungs-Plan- von einem externen Dienstleister. Für an der Baustelle zur Wehrhahnlinie am sollen später mit den Kosten verrech-
verfahrens, neutrale, verlässliche, trans- das Jahr 2012 verzeichnet das zustän- Schadowplatz aufgestellt und sich die net werden, die für die Herrichtung des
parente und fachlich nicht angreifbare dige Bundesinnenministerium ledig- Glaskonstruktion mit Aussichtsturm 1,4 Platzes für die Baustelle Wehrhahnlinie
Grundlagen.“Das Ergebnis des vierten lich 205.000 Zugriffe, obwohl die Seite Mio. Euro kosten lassen. Wenn man die und Kö-Bogen ohnehin angefallen wä-
Gutachtens überrascht wenig: Die Esso- „spielbar.de“ schon seit 2007 existiert Summe auch mit einem tiefen Durchat- ren. Bis in die zweite Jahreshälfte 2015
Häuser sind einsturzgefährdet, eine und deren Vorgänger Search&Play be- men verdauen muss, so ist doch nach- soll der Info-Pavillon nun am Corne-
Sanierung unwirtschaftlich, ein Abriss reits 1997 aus der Taufe gehoben wurde. vollziehbar, dass bei so großen und liusplatz über die Baustellen informie-
zwingend erforderlich. Und die Initia- Dieses Angebot kostet die deutschen stadtbildprägenden Bauprojekten die ren und einen guten Blick über Löcher,
tive? Sie bleibt unbeirrt bei ihrer starren Steuerzahler jährlich 100.000 Euro; das Bürger informiert und „mit ins Boot ge- Mauern und Baufahrzeuge bieten. In
Haltung, will den Baukomplex erhalten macht dann 50 Cent für jeden Aufruf der nommen“ werden sollten. Doch mit dem Düsseldorf schauen die Besucher also
und lehnt einen Abriss ab, obwohl allen Webseite. Ein teurer Spiele-Spaß. Vorrücken der Baustelle zur Wehrhahn- nicht durch eine rosarote Brille, sondern
Mietern ein Rückkehrrecht in den Neu- linie musste der Info-Pavillon weichen. durch eine vergoldete.
bau zu identischen Mieten angeboten Düsseldorf. Die Bauarbeiten an der Im Oktober 2012 wurde die gläserne
wurde. Das gesamte Engagement der Wehrhahnlinie und am Kö-Bogen Infostelle für ca. 210.000 Euro demon- Stuttgart. Die älteren Leser werden sich
Bezirksverwaltung kostete den Steuer- schreiten voran – und damit verbun- tiert, für rund 126.000 Euro mit Schwer- erinnern: es gab eine Zeit ohne Internet-
zahler bislang rund 100.000 Euro. Man den leider auch die Verschwendung lastern und Schwerlastkränen einige 100 anschluss zu Hause. 1999 zum Beispiel
fragt sich, wohin es führt, wenn wir zu- von Steuergeld. Die neue unterirdische Meter weiter transportiert und für etwa waren erst rund 18 Prozent der Bevöl-

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Teure Annehmlichkeiten Teure Annehmlichkeiten

kerung hierzulande online. Um aber al- frage vorbei konzipiert wurden, und an-
len die wundersame Welt des Internets dererseits, ob die hohen Betriebskosten
zugänglich zu machen – zumindest „aus- durch eine frühere – der Verbreitung
zugsweise“ – entschloss sich die Lan- des Internets angepasste – Abschaltung
deshauptstadt in besagtem Jahr dazu, nicht deutlich reduziert hätten werden
25 Infoterminals, sogenannte eBürger- können. Nachdem die Geräte nun seit
kioske, in Bezirksrathäusern und an an- über zwei Jahren abgeschaltet sind,
deren stark frequentierten Standorten wurde 2013 auch endlich der Abbau
aufzustellen. Ziel der Aktion war es, den beendet. Was bleibt von den eBürgerki- Die neue Wasserkunst auf dem Domplatz ist wegen anderer Events selten zu bestaunen.
Bürgern vor Ort ein regionalisiertes osken? Eigentlich nichts, außer Kosten
Angebot an städtischen Informationen, von rund 260.000 Euro – und die Erinne- Die Erwartungen der Besucher werden kostspieligen Kunstgenuss auf einem
Formularen und Online-Anwendungen rung an eine Zeit ohne Internet in jedem aber auch am Tag herb enttäuscht. Die öffentlichen Platz. Insbesondere in der
zu bieten. Die durchschnittlichen Kosten Haushalt. rund 270.000 Euro teure Wasserkunst derzeitig angespannten Haushaltslage
pro Gerät, inklusive Monitor und Dru- konnten die Bürger der Stadt und ihre und bei den weiteren Konsolidierungs-
cker, lagen bei stattlichen 4.500 Euro. Magdeburg. Magdeburger Stadtführer Gäste nur ganze sieben Tage bewun- aufgaben wäre aus Gründen einer spar-
Und auch die Folgekosten waren wohl können seit diesem Jahr während der dern. Dann hieß es – Neugestaltung des samen Mittelverwendung ein weitaus
schlecht bedacht bei der Stadtverwal- Sommermonate auf dem Domplatz eine Magdeburger Domplatzes hin oder her kostengünstigerer Umbau angebracht
tung, denn Betrieb und Wartung kos- neue Attraktion zeigen: Die Licht- und – der Veranstaltungsplan muss eingehal- gewesen. Immerhin werden zukünftig
teten die Steuerzahler jährlich rund Wasserskulpturen sind seit Ende April ten werden. Die Stadt hatte sich näm- für die Wasserspiele am Domplatz Un-
15.000 Euro. Auch wenn keine Nut- in Betrieb. Für die künstlerische Umge- lich für die teure Kunst im öffentlichen terhaltungskosten von jährlich ca. 7.500
zungszahlen der Geräte vorliegen, die staltung der geschichtsträchtigen Ober- Raum ausgerechnet einen beliebten Ver- Euro zusätzlich zu Buche schlagen. Der
Akzeptanz war offensichtlich gering. fläche des Platzes sind 66 Fontänen und anstaltungsort ausgesucht. Das Theater ambitionierte Plan der Stadt, den Dom-
Wohl auch wegen der rasanten Verbrei- 33 Nebeldüsen kunstvoll in den Boden Magdeburg führt dort seit Jahren in den platz zu einem interaktiven und leben-
tung des Internets und seiner Eroberung eingelassen worden. Die Planungsidee, Sommermonaten das DomplatzOpen- digen Stadtplatz für Jung und Alt zu
der privaten vier Wände. So wurden die die karolingischen Spitzgräben als Was- Air auf und stand Ende April scharrend entwickeln, scheint nicht plausibel. Die
Infoterminals mit der Zeit zwar nicht ser- und Lichtskulptur erlebbar werden in den Startlöchern für den sehr auf- Wasser- und Lichtspielattraktion bleibt
billiger, aber überflüssig. Anfang 2010 zu lassen, wurde im Detail in Zusam- wändigen Aufbau der Spielstätte. 2013 jedenfalls mehr verborgen, als dass der
entschloss sich die Stadt dann letztend- menarbeit mit einem Wasserkünstler wurde das Musical „Les Misérables“ Steuerzahler sich daran erfreuen kann.
lich, die Geräte vom Netz zu nehmen. entwickelt. In mehreren Segmenten bis Ende Juli erfolgreich aufgeführt. Da ist der Name des Musicals „Les Misé-
Großer Widerstand gegen die Abschal- werden nun farblich angestrahlte Was- Auch danach blieb es reine Glückssa- rables“ Programm – „Die Elenden“ sind
tung ist nicht bekannt geworden. Bis serfontänen aus dem Boden sprudeln. che, die Wasserspiele beim Stadtbum- die Steuerzahler und bekommen nichts
dahin kostete das Serviceexperiment die Die Wasserspiele, so der Tipp aus der mel bestaunen zu können. Schon ab zu sehen für ihr Geld!
Stadt und damit die Bürger mehr als eine Touristeninformation, sollen in der Däm- Mitte August wurde wieder ein Zaun
viertel Million Euro. Es muss die Frage merung und bis zum „Betriebsschluss“ um die Anlage für das Kaiserfest auf-
erlaubt sein, ob einerseits die Infoter- um 22 Uhr am schönsten wirken. Dumm gebaut und anschließend verhinderten
minals überhaupt notwendig waren, da nur, dass da die meisten Tagestouristen die Aufbauarbeiten der riesigen Bühne
sie augenscheinlich an der Bürgernach- schon auf der Heimreise sein werden. für ein Popspektakel im September den

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Teure Diener Teure Diener

Treue Diener, teure Diener


Manche Staatsdiener kosten mehr als andere ...
Osnabrück. Wenn kommunale Wahl- Dienst antritt. Die Steuerzahler können alten Dienstleister, zu Lasten der Steu- muss. Ohne Wenn und Aber wird der
beamte vorzeitig abberufen werden, nur hoffen, dass die Pensionsansprüche erzahler. Auf 141.387 Fahraufträge mit Abgeordneten-Fahrdienst für die Steu-
wird es für die Steuerzahler teuer. Wie durch eigene Erwerbseinkünfte gemin- einer Kilometerleistung von 1.569.352 erzahler teurer als bisher.
skandalös teuer – das wird an diesem dert werden. Kilometern brachte es der Dienstleister
Osnabrücker Fall deutlich. Nach nur 16 im Jahr 2012 – macht im Durchschnitt Hessen. Als im Juni 2013 die Sektglä-
Tagen im Amt wurde im Oktober 2012 Bund. Dass die Bundestagsabgeord- stolze 228 Fahrten im Jahr pro Abge- ser auf die Eröffnung der neuen hes-
die Finanzdezernentin vom Rat der neten gern eine bequeme Fortbewe- ordneten à 11 Kilometer. In den Vorjah- sischen Landesvertretung in Brüssel
Stadt Osnabrück abgewählt. Die damals gung am Parlamentssitz in Berlin wün- ren wurden sogar noch mehr Fahrauf- erhoben wurden, war dies für den Steu-
46-Jährige war erst im Juli 2012 auf Vor- schen, ist bekannt. Auch wenn allen träge samt Kilometerleistung vergeben. erzahler kein Anlass zur Freude, denn
schlag des damaligen Oberbürgermeis- Abgeordneten die kostenlose Nutzung Zusätzlich leistet sich der Bundestag er muss jetzt für eine besonders große
ters und heutigen niedersächsischen sämtlicher Nahverkehrsleistungen in aber noch einen eigenen Fahrdienst und teure EU-Vertretung aufkommen.
Innenministers mit großer Mehrheit ge- Berlin gewährt wird, setzen viele Ab- mit 41 Limousinen samt Fahrern, die Zwar bestand Handlungsbedarf, weil
wählt worden. Doch nach Erhalt der Er- geordnete auf den angebotenen Fahr- die Abgeordneten 2012 weitere 572.000 die bisherigen Räumlichkeiten zu eng
nennungsurkunde und noch vor Amts- dienst des Bundestags. Dieser wurde Kilometer durch Berlin chauffierten. waren. Dass aber die neue Unterkunft
antritt am 1. Oktober 2012 schwand das letztes Jahr von der Bundestagsverwal- Darüber hinaus sind auch Taxifahrten viel zu groß ist, zeigt ein Vergleich mit
Vertrauen der Osnabrücker Kommu- tung neu ausgeschrieben. Hierbei setzte hip, die außerhalb der Kosten für den der schon großzügigen Bedarfsanmel-
nalpolitiker in die neue Führungskraft. sie eine beschränkte Ausschreibung auf Dienstleister und dem hauseigenen dung des zuständigen Ministeriums
In der Friedensstadt waren Verfeh- EU-Ebene an, um nur einer Handvoll Fuhrpark im letzten Jahr mit 238.796 für Justiz, Integration und Europa.
lungen der Beamtin an ihrer früheren Unternehmen Einblicke in die Fahrauf- Euro zu Buche schlugen. Dass die Kos- Vor drei Jahren hatte man für die neue
Dienststelle in der Stadt Kassel bekannt tragsabwicklung gewähren zu müssen. ten durch den neuen Fahrdienst-Deal Vertretung inklusive aller bestehenden
geworden. Als Leiterin des Revisions- Am Ende wurden vier von insgesamt steigen werden, hat die Bundestagsver- und neuen Untervermietungen sowie
amtes habe sie Teile ihrer Doktorarbeit fünf Interessenten aus formalen Grün- waltung gegenüber dem BdSt bestätigt. großen Konferenz-, Veranstaltungs-
unrechtmäßig von einer städtischen den vorab ausgesiebt, sodass lediglich Zu den Gründen der Lastenverschie- und Bewirtungsräumen knapp 2.800
Sekretärin bearbeiten lassen, so der ein Angebot entscheidungsrelevant bung – höhere Steuerzahlerkosten bei Quadratmeter eingefordert, rund 1.000
Vorwurf. Das entsprechende Diszipli- wurde. Dies kam – wen wundert’s – vom gleichzeitiger Flottenverkleinerung zu- Quadratmeter mehr als die damaligen
narverfahren war bis Redaktionsschluss gleichen Dienstleister wie bisher, nur gunsten des Dienstleisters – schwieg die Räumlichkeiten. Einschließlich Fluren
noch nicht abgeschlossen. Dagegen dass dieser jetzt als Kalkulationsgrund- Verwaltung allerdings ebenso wie zum und Außenflächen wurden knapp 4.700
stehen die Versorgungsansprüche fest. lage eine jährlich um 30 Prozent erhöhte Umfang der Kostensteigerung. Als Indiz Quadratmeter ausgeschrieben. Warum
Die Kurzzeit-Wahlbeamtin hat nach Entfernungskilometer-Garantie erhielt, kann jedoch ein allgemeiner Haushalts- jetzt insgesamt 6.116 Quadratmeter
den einschlägigen beamtenrechtlichen nämlich 1,3 statt wie bisher 1 Mio. Ki- titel für Mieten und Pachten herangezo- notwendig sind, ist nicht nachvollzieh-
Bestimmungen allein für die Dauer der lometer. Gleichzeitig muss er aber nur gen werden, in dem auch die Kosten für bar. Die neue Vertretung schlägt ab-
planmäßigen achtjährigen Wahlzeit ei- 120 statt der bisher geforderten mehr den Fahrdienstleister versteckt werden. züglich der angenommenen Unterver-
nen Anspruch auf rund 420.000 Euro. als 150 Wagen der oberen Mittelklasse 5,4 Mio. Euro wurden 2012 aus diesem mietungen in den nächsten 30 Jahren
Später kann sich nahtlos eine lebens- vorhalten – eine Absenkung der Be- Titel beglichen. Für 2014 wird mit 6,8 einschließlich Nebenkosten mit jährlich
lange Pension weit vor der regulären dingungen um 20 Prozent. Klingt für Mio. Euro kalkuliert, wobei ein Teil der rund 2,4 Mio. Euro im hessischen Lan-
Altersgrenze anschließen, wenn die die nächsten vier Jahre nach einem Steigerung dem neu ausgeschriebenen deshaushalt zu Buche. Das sind 1,6 Mio.
Beamtin nicht an anderer Stelle ihren echten Schnäppchen für den neuen, Fahrdienst zugeschrieben werden Euro mehr als früher. Bei 27 Mitarbei-

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Teure Diener Teure Diener

tern beträgt somit die Jahresmiete für Euro zu Buche geschlagen. Denselben
jeden Arbeitsplatz knapp 90.000 Euro. Betrag wende man pro Jahr für Pres-
Bei dem abgeschlossenen Vertrag von sefeste auf. Die 270 erschienenen Gäste
30 Jahren summiert sich der Gesamtbe- des Fraktionsempfangs seien Persön-
trag auf eine Summe von 72 Mio. Euro. lichkeiten aus dem öffentlichen Leben
Andere Bundesländer sind da deutlich gewesen, die „kraft ihrer Funktion und
sparsamer. ohne Begleitung“ eingeladen worden
seien. Der Wortlaut des sogenannten
Saarbrücken. Im Spätsommer 2012 rich- Fraktionsrechtstellungsgesetzes, kurz
tete die CDU-Landtagsfraktion im Saar- Fraktionsgesetz genannt, legt unter
land einen Empfang anlässlich des 50. anderem fest, dass die Fraktionen zur
Geburtstags von Ministerpräsidentin Erfüllung ihrer Aufgaben Anspruch Landtagsfraktion lässt auf Steuerzahlerkosten die Korken knallen.
Kramp-Karrenbauer aus. Der Frakti- auf Geld- und Sachleistungen haben.
onsvorsitzende als auch der Parlamen- Diese dürfen aber nur für Aufgaben das „eingebundene Pressefest“ so sein. EU-Rat einstimmig die Notbremse und
tarische Geschäftsführer hielten die verwendet werden, die den Fraktionen Bei den „kraft ihrer Funktion“ eingela- hebelte den Lissabon-Vertrag an die-
aufgewendeten 30.000 Euro gegenüber nach der Verfassung, dem Landtagsge- denen Persönlichkeiten des öffentlichen sem Punkt aus politischen Gründen
dem BdSt für vertretbar und angemes- setz, dem Fraktionsgesetz oder der Ge- Lebens kommen da schon Zweifel auf. aus. So gilt die Formel „Ein Land, ein
sen. Auch sei der 50. Geburtstag der schäftsordnung des Landtags obliegen. Und gar kein Bezug lässt sich zwischen Kommissar“ auch über das Jahr 2014
Ministerpräsidentin nicht der alleinige Die Funktion einer Fraktion definiert den Aufgaben der Fraktion und dem hinweg und statt 19 werden nach dem
Anlass für den Empfang gewesen. Viel- die Bundeszentrale für politische Bil- runden Geburtstag der Landesmutter Beitritt Kroatiens künftig weiterhin 28
mehr seien auch langjährige Fraktions- dung folgendermaßen: „Als unverzicht- herstellen. hochdotierte Vertreter die Kommission
mitglieder, die ihr Mandat nicht erneut bare Instrumente parlamentarischer bestücken. Auf mehr als 300.000 Euro
ausüben würden, verabschiedet wor- Arbeitsteilung nehmen die Fraktionen EU. Gut gemeint und am Ende schlecht Jahressalär bringt es ein durchschnitt-
den. Außerdem habe man das sonst in Funktionen der Repräsentation, Inte- gemacht. Aufgrund der sich stetig ver- liches, einfaches Kommissionsmitglied.
jedem Jahr übliche Pressefest mit dem gration, Legitimation, Rekrutierung größernden Europäischen Union be- Eine solch aufgeblähte Kommission
Empfang verbunden. Man habe sozu- und Kommunikation wahr. Nach innen schlossen die EU-Staaten 2007 mit dem kostet die Steuerzahler aber nur unnö-
sagen drei Fliegen mit einer Klappe ge- üben sie eine Servicefunktion für die Lissabon-Vertrag, dass die Kommis- tig Geld, denn jedem Kommissar wird
schlagen. Im Übrigen verwies die Frak- einzelnen Abgeordneten aus und si- sarsriege ab November 2014 verkleinert auch ein eigenes Kabinett zugebilligt,
tionsspitze darauf, dass Frau Kramp- chern zugleich die Arbeitsfähigkeit des wird. Bis heute gilt der Grundsatz: Ein das aus einem Chef, einem Stellvertreter
Karrenbauer am Tag ihres Geburtstags Parlaments“. Die Ausrichtung eines Ge- Land, ein Kommissar. Der Lissabon- und fünf weiteren Mitgliedern besteht;
eine private Feier mit 300 Gästen auf burtstagsempfangs gehört nicht zu den Vertrag sah hingegen vor, dass die An- dazu kommen einige Sekretärinnen. Der
eigene Kosten in Göttelborn veranstal- Aufgaben einer Fraktion. Allenfalls kön- zahl der Kommissionsmitglieder künftig Kommissar hat zudem Zugriff auf ei-
tet habe. Die in den Empfang der Frak- nen solche Veranstaltungen aus Frak- nur noch zwei Dritteln der Mitglied- nen Dienstwagen, der schon mal 2.000
tion eingebundene Verabschiedung tionsgeldern finanziert werden, wenn staaten entspricht. Nach einem demo- Euro monatliche Leasingrate kosten
ausscheidender Fraktionsmitglieder wenigstens partiell originäre Fraktions- und geografischen Rotationsprinzip darf und zusätzlich wird natürlich ein
sei in den vorangegangen Legislatur- aufgaben erfüllt werden. Das mag in Sa- sollten dann die Mitglieder wechseln. Fahrer benötigt. Mit Reise- und Unter-
perioden im Durchschnitt mit 10.000 chen Öffentlichkeitsarbeit in Bezug auf Doch im Mai dieses Jahres zog der bringungskosten bringt es so allein das

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Teure Diener Teure Imagepflege

Teure Imagepflege
Werbung auf Kosten der Steuerzahler ...
direkte Umfeld eines Kommissars schon Allerorten werden staatliche Leistungen Bund. Um staatliche Fördertöpfe richtig gramme zu fördern, nur um Haushalts-
einmal auf 1,5 bis 2 Mio. Euro pro Jahr; gekürzt und in den Euro-Krisenstaaten leer zu bekommen, scheuen manche Mi- mittel auszuschöpfen. Dieser Umstand
28 Kommissare schlagen folglich mit kämpfen viele Bürger um ihre Existenz. nisterien auch aufwändige Werbekam- liegt aber nahe, wenn das Ministerium
rund 50 Mio. Euro jährlich zu Buche. Aber das schert die EU-Staats- und Re- pagnen nicht. So pries das Bundesent- nach höherer Projektqualität giert, zu-
Wäre der Lissabon-Vertrag unangetas- gierungschefs offensichtlich nicht. Das wicklungsministerium (BMZ) im Herbst gleich aber mit vollen Händen die Mittel
tet geblieben, wären es nach 2014 jähr- Motto lautet weiterhin: Ein Land, ein 2012 einen Fördertopf für Unternehmen ausreicht. Überdies wurde die üppige
lich rund 16 Mio. Euro weniger. Auch vergoldeter Thron. an, die sich in Entwicklungsländern en- Anzeigenkampagne nicht über einen
wird sich mit der Kommissionsneubil- gagieren wollen. In vier renommierten klassischen Haushaltstitel für Öffent-
dung nach der Europawahl 2014 zeigen, überregionalen Tageszeitungen wurden lichkeitsarbeit bezahlt, sondern direkt
welche administrativen Kosten dann verschiedene Anzeigenmotive mit dem über den Fördertitel selbst. Eine solche
folgen werden. Denn bisher hat der Konterfei des Ministers geschaltet. Kos- Mittelverwendung hat der Gesetzge-
neue kroatische Kommissar das bereits tenpunkt: 546.588 Euro. Hinzu kommt ber jedoch haushaltsrechtlich gar nicht
bestehende Dossier Verbraucherschutz ein Agenturhonorar von 15.980 Euro, vorgesehen. Andere Ministerien finan-
übernommen, ohne größere Verwal- wobei es völlig unwirtschaftlich war, zieren PR-Kampagnen zwar auch über
tungsänderungen vorzunehmen. Nach dass sich die mit der Vergabe beauftragte Programmtitel, doch wird ihnen dieses
der Wahl ist jedoch nicht auszuschlie- Gesellschaft für Internationale Zusam- Gebaren dann im Haushaltsplan auch
ßen, dass Generaldirektionen, Dienst- menarbeit lediglich ein Agenturangebot ausdrücklich zugestanden. Die Intrans-
stellen und Ämter weiter explodieren, ins Haus geholt hat. Somit wurden ohne parenz im BMZ-Etat führt folglich dazu,
zumal die Kommission für die nächste ordentlichen Wettbewerb knapp 16.000 dass die Kampagne vollständig auf die
Zeit 249 Kroaten (langfristig 375) in die Euro Steuermittel über die Theke ge- staatliche ODA-Quote (Entwicklungs-
Verwaltung aufnehmen will, darunter reicht. Doch nicht nur die Kosten werfen hilfeleistungen nach OECD-Standard)
einen Generaldirektor und drei weitere Fragen auf. Auch inhaltlich ist die Kam- angerechnet wird, obwohl von den An-
Direktoren. Für diese Top-Beamten pagne zweifelhaft, da die Haushaltsmit- zeigenkosten nicht ein Cent im Ausland
müssen aber erst einmal Aufgaben ge- tel des beworbenen Programms deve- angekommen ist. Zwar können auch be-
funden werden. Hier wird die Kommis- loPPP.de in den vergangenen Jahren stimmte in Deutschland anfallende Aus-
sion sicherlich erneut Kreativität an den stets vollständig ausgeschöpft wurden. gaben auf die ODA-Quote angerechnet
Tag legen. Das gilt im Übrigen auch für Aus Sicht des Ministeriums ergibt die werden, doch der entsprechende BMZ-
den Rechnungshof und den Gerichtshof exzessive PR-Strategie dennoch Sinn, da Leitfaden lässt – der Anzeigenkampag-
auf EU-Ebene, denn die Spitzengremien hierdurch die Qualität der eingereichten ne vergleichbar – nur „Ausgaben für
der Institutionen bestehen ebenso aus Projektideen gesteigert werden soll. Für entwicklungspolitische Bewusstseins-
28 Mitgliedern, spielen in derselben den Bund der Steuerzahler heißt dies bildung“ und „Allgemeine Verwaltungs-
Gehaltsklasse und genießen annähernd aber im Umkehrschluss, dass bisher En- kosten des Gebers“ gelten. Doch in die-
den gleichen Pomp bei der Amts- und gagements minderer Qualität mit einem sem Fall dürften selbst die Kriterien der
Personalausstattung wie die Kommis- staatlichen Zubrot von bis zur Hälfte hauseigenen Richtlinie nicht erfüllt sein.
sare. So oder so bleibt die Kritik, dass der Projektkosten subventioniert wur- Als Fazit bleibt festzuhalten, dass das
eine derart aufgeblähte EU-Bürokratie den. Doch sollte es grundsätzlich tabu Ministerium dringend seine Förderkri-
keinem Steuerzahler zu vermitteln ist. sein, mäßige oder gar schlechte Pro- terien überdenken muss, um Steuer-

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Teure Imagepflege Teure Imagepflege

geldverschwendung keinen Vorschub auf einem Bauernhof ermöglichen soll.


zu leisten. Ebenso ergeht an die Adresse „Das Heu mit dem besonderen Duft, der
des BMZ der Rat, dass das Vergaberecht Farbe, dem Knistern und der Zerbrech-
kein Selbstzweck ist und der Eigenkon- lichkeit soll an das Leben in einem Dorf,
sum in Form von Anzeigen-Kampagnen auf einem Bauernhof erinnern“ – hieß
künftig nicht mehr ODA-anrechenbar es u. a. in einem Begleitschreiben. Die
sein sollte. Bei diesen Punkten könnte Kosten für die Beschaffung der 11.350
das Entwicklungsministerium noch et- „Heu-Kissen“, inklusive Begleitmaterial
was Entwicklungshilfe vertragen … und Porto, beliefen sich auf rund 120.000
Euro. Viele der betroffenen Pädagogen
München. Mit einer fragwürdigen Ver- und Schulen waren von der „Heu-Ver-
sandaktion machte das Bayerische sandaktion“ allerdings wenig angetan.
Staatsministerium für Ernährung, Einige Schulen haben die „Heu-Pakete“ Gar nicht heilsam für die Steuerzahler war der Heilpflanzenkalender des Umweltressorts.
Landwirtschaft und Forsten von sich postwendend wieder an das Bayerische
reden. Mit dem Versand von sogenann- Staatsministerium für Ernährung, Land- prächtig in Szene zu setzen. Wie in den Baden-Württemberg. Tue Gutes und rede
ten „Heu-Paketen“ – Plastiktüten voll mit wirtschaft und Forsten zurückgeschickt. Vorjahren versandte das Ministerium darüber: An dieses Motto hält sich auch
bestem bayerischen Wiesenheu – an alle Nicht wenige Lehrkräfte sahen in dem zusammen mit dem Bundesamt für Na- das Ministerium für Umwelt, Klima und
dritten und vierten Grund- und Förder- Heu in der Folie eher ein Entsorgungs- turschutz einen großformatigen Wand- Energiewirtschaft Baden-Württemberg
schulklassen in Bayern wollte man auf problem als einen Sinnesanreiz. Ganz kalender u. a. an Geschäftspartner, Ver- mit seiner Kampagne „Energiewende –
das durchaus sinnvolle Programm „Er- anderer Auffassung ist der Bayerische eine, andere Behörden und natürlich machen wir!“. Mittels dieser Kampagne
lebnis Bauernhof“ aufmerksam machen, Staatsminister für Ernährung, Land- die Mitglieder des Umweltausschusses sollen die Ziele, bis 2050 den Energie-
das jedem Grund- und Förderschulkind wirtschaft und Forsten: „Für eine flä- des Bundestags. Das diesjährige Motto verbrauch um 50 Prozent zu senken, 80
mindestens einmal einen Unterrichtstag chendeckende Bekanntmachung des all- „Apotheke Natur – Heilpflanzen und Prozent des verbleibenden Energiebe-
seits anerkannten Programms ´Erlebnis Naturschutz“ stellt jeden Monat eine darfs aus erneuerbaren Energien zu ge-
Bauernhof´ war der Versand von Infor- ausgewählte Heilpflanze ausführlich winnen und so einen Beitrag zu leisten,
mationsmaterialien an die Schulen tat- vor. Das soll nach dem Willen der He- die CO2-Emissionen in Baden-Würt-
sächlich zwingend erforderlich“. Wegen rausgeber wichtige Aufklärungsarbeit temberg gegenüber 1990 um 90 Prozent
des Lernverhaltens von Kindern – sie leisten. Aufgeklärt hat indes der Bund zu vermindern, allen im Land näherge-
lernen am besten mit allen Sinnen – war der Steuerzahler, was das bunte Treiben bracht werden. Dass dies nicht umsonst
die Beigabe von Heu sicher „nicht zwin- die Steuerzahler gekostet hat: 134.768,88 zu haben ist, versteht sich von selbst. So
gend notwendig, aber sinnvoll“. Fazit: Euro in einer Auflage von 15.000 Stück. wurde die Kampagne allein für das Jahr
Eine PR-Aktion der besonderen Art zu Bleibt festzuhalten, dass die Ausgaben 2013 mit Haushaltsmitteln in Höhe von
Lasten der bayerischen Steuerzahler! für den Kalender völlig überflüssig und 800.000 Euro ausgestattet. Dafür leis-
damit verschwendet sind, zumal es un- tet man sich nun unter anderem einen
Bund. Auch 2013 ließ es sich das Bun- zählige Kalender – gerade zum Thema Infopavillon mit den Zahlen „50-80-90“,
Für 120.000 Euro wurden bayerische desumweltministerium nicht nehmen, Heilpflanzen – auf dem Markt gibt. Echte der bei verschiedensten Veranstaltungen
Schulen mit Wiesenheu „beglückt“. das Geld der Steuerzahler farben- Nachhaltigkeit sieht anders aus. im Land genutzt wird, eine Kampagnen-

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Teure Imagepflege Teure Imagepflege

– auch als Kartenspiele – anbieten. Als rücksichtigt wie die Tatsache, dass der
Appell ergeht an das Umweltministe- Steuerzahler für die Ideen des Gesund-
rium die Aufforderung, das Kreieren heitsministeriums bluten muss.
von Kartenspielen künftig einzustellen,
zumal das Ministerium damit liebäugelt, München. Bereits im Schwarzbuch 2012
einen Nachdruck von 3.000 Exemplaren machte der Abfallwirtschaftsbetrieb
des Spiels in Auftrag zu geben. München (AWM) von sich reden, da die
Sanierung der vor rund 15 Jahren er-
Bund. Zum letzten Jahreswechsel ver- richteten Tiefgarage des AWM aus dem
sandte das Bundesgesundheitsministe- Ruder lief. Die Kosten beliefen sich auf
Schweriner Umweltministerium überdehnt mit Kartenspiel seinen öffentlichen Auftrag. rium ein Schreiben des Ministers an über 11 Mio. Euro, die in die Müllge-
222.263 Adressaten. Die Zielgruppe aus bührenkalkulation eingeflossen sind.
webseite, die Produktion von 10 Kurz- Schwerin. Wie spielerisch die öffentliche Apothekern, Ärzten und Beratern sowie
filmen, bei denen Themen der Ener- Hand das Geld der Steuerzahler ausgibt, Krankenhaus- und Pflegedienstleistern
giewende für die Webseite aufbereitet zeigt eindrucksvoll das Umweltministe- erhielt einen dreiseitigen Brief mit Neu-
werden sowie Printmedien wie Flyer, rium. Das dortige Verständnis von ak- jahrsgrüßen. Darin wurde oberflächlich
Postkarten, Poster und ein Magazin. Da- tiver Öffentlichkeitsarbeit bedeutet, für über die anstehenden Änderungen im
neben gab es eine Sonderseite in einer 13.534,81 Euro ein Quintett-Kartenspiel Gesundheitswesen informiert und für
Sonntagszeitung, die rund 35.000 Euro in Auftrag zu geben. „Naturschätze des die Gesundheitspolitik der Bundesre-
kostete. Auch im Jahr 2014 sollen maxi- Nordens“ wurde in einer Auflage von gierung in der endenden Legislaturpe-
mal weitere 800.000 Euro für die Kam- 4.500 Exemplaren kostenlos verteilt und riode geworben. Die Kosten dafür in
pagne zur Verfügung gestellt werden. stellt spezifische Flora und Fauna in ih- Höhe von 195.000 Euro stammen aus
Nach Ansicht des Umweltministeriums ren Lebensräumen in Mecklenburg-Vor- den Mitteln des Gesundheitsministeri-
handelt es sich dabei um gut angelegtes pommern vor. Zwar ist der staatlichen ums für die allgemeine Öffentlichkeits-
Geld. Die Energiewende kann laut Minis- Öffentlichkeitsarbeit im Umweltbereich arbeit. Dass damit indirekt Wahlkampf
terium nur erfolgreich sein, wenn diese auferlegt, das allgemeine Verständnis betrieben wird, scheint im Ministerium Mal wieder im Schwarzbuch - der Abfall-
von einem großen gesellschaftlichen für den Naturschutz zu fördern und auch selbst niemanden zu stören, denn die- wirtschaftsbetrieb München.
Konsens getragen wird. Dies scheint die Öffentlichkeit über poltische Ziele ser Brief ist schon die zweite derartige
aber bereits jetzt schon der Fall zu sein, und Grundsätze von Naturschutzmaß- Aktion innerhalb von zwölf Monaten. Doch damit nicht genug. Jetzt startet der
denn aktuelle Umfrageergebnisse be- nahmen zu unterrichten. Doch daraus Um den seichten Informationsgehalt des AWM eine teure Werbekampagne für
stätigen, dass die breite Mehrheit der die Produktion und Versendung eines Schreibens zu flankieren, wurde diesem Maßnahmen zur Förderung von Abfall-
Bürger die Ziele der Energiewende für Kartenspiels abzuleiten, übersteigt nach ein Formular beigelegt, mit welchem vermeidung und Abfalltrennung. In den
richtig hält. Ob die Steuerzahler vor die- Ansicht des Bundes der Steuerzahler weitere Informationsmaterialien ange- letzten fünf Jahren lag das durchschnitt-
sem Hintergrund eine solche Kampagne den öffentlichen Auftrag deutlich, zumal fordert werden konnten. Dass viele der liche Budget für diese Maßnahmen be-
begrüßen, erscheint zumindest fraglich bereits Umweltverbände und kommerzi- Angeschriebenen sich ohnehin über reits bei rund 400.000 Euro jährlich. Das
– insbesondere in Zeiten, in denen das elle Anbieter unzählige Angebote zu Tie- aktuelle Gesetzeslagen informieren Werbebudget wird nun für die nächsten
Land neue Schulden aufnimmt. ren, Pflanzen, Umwelt und Naturschutz müssen, blieb dabei wohl ebenso unbe- vier Jahre auf insgesamt 2,7 Mio. Euro

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Teure Imagepflege Teure Imagepflege

angehoben, um insbesondere eine hö- Bund. Tue Gutes und rede darüber – und Mitnahme der Bürger im Ange-
here Kundenbindung zu erreichen. Da- dachte sich das Bundesfinanzministe- sicht der riesigen Haftungssummen
mit werden Informationsbroschüren, rium und stellte für knapp 650.000 Euro Deutschlands zwingend notwendig ist.
Veranstaltungen zur Abfallberatung, Steuergeld eine Imagekampagne auf die Aber dass diese Einsicht erst ein halbes
Anzeigen und Fahrzeugplakate, Media- Beine. Im April und Mai 2013 schaltete Jahr vor der Bundestagswahl im Fi-
leistungen sowie Geschäftspapiere, das Ministerium ganzseitige Farbanzei- nanzministerium angekommen ist und
Visitenkarten, Beschriftung der Anla- gen im SPIEGEL, aber auch teilweise in dann auch noch derart aufwändig ver-
gen etc. finanziert. Da zwei Drittel der anderen Zeitungen, um die Bürger über marktet werden muss, hat einen faden
erwirtschafteten Erlöse des AWM auf die bisherigen und geplanten Maßnah- Beigeschmack. Denn was nützt es den
die Entsorgung von Hausmüll und Ge- men zur Stabilisierung des Euroraums Steuerzahlern, wenn der Euro für alle
werberestmüll entfallen, für die ohnehin aufzuklären. „Der Euro bleibt stabil. Für stabil bleibt, er auf der anderen Seite
ein Anschluss- und Benutzungszwang uns. Für alle.“, prangt beispielsweise aber sogleich für ausschweifende Ima-
besteht und der AWM insoweit eine ge- über einer der Anzeigen. Beigeklebt ist gekampagnen verschwendet wird?
wisse Monopolstellung innehat, ist aus jeweils eine herausnehmbare Broschüre
Sicht der Münchner Gebührenzahler aus der hauseigenen Informationsreihe
ein millionenhohes Werbebudget kaum „Auf den Punkt“, die sich mit den The-
noch nachvollziehbar. Ob allein die Tat- men „Finanzmarktregulierung“, „Neue
sache, dass ein Drittel der Einnahmen haushaltspolitische Überwachung
des AWM (z. B. aus Verbrennung von der EU“, „Neue wirtschaftspolitische
Fremdmüll im HKW, Entsorgung von Steuerung der EU“ und „Europäische
Papier- und Biomüll, Sperrmüllaufträ- Stabilitätsmechanismen“ grafik- und
gen, Verkauf von Blumenerden etc.) auf textreich befasst. Zugleich weist die
dem freien Markt erwirtschaftet wird Anzeige des Ministeriums aber selbst
und insoweit ein harter Wettbewerb auffällig darauf hin, dass die vierteilige
herrscht, einen derart kostspieligen Informationsreihe kostenlos im Internet
Werbeetat rechtfertigt, ist mehr als frag- heruntergeladen werden kann. Somit
lich. Wenn auch der Oberbürgermeister ist im Zeitalter der neuen Medien der
der Landeshauptstadt München die be- teure Beikleber obsolet, zumal 297.000
absichtigte Werbekampagne des AWM Euro Steuergelder allein für Vertrieb
für erforderlich und sachlich gerechtfer- und Druck der Informationsbroschüren
tigt hält, um den Münchner Bürgerinnen draufgingen. Hinzu kommt, dass die
und Bürgern einen kundenorientierten Finanz- und Staatsschuldenkrise nicht
Service bei dauerhaft gutem Preis-Leis- erst ein kurzfristig aufgetauchtes Thema
tungs-Verhältnis anzubieten, so sind des Jahres 2013 ist, sondern bereits seit
es letztlich doch wieder die Münchner Jahren grassiert. Zu Recht hat der Bund
Gebührenzahler, die die kostenintensive der Steuerzahler immer wieder darauf Wenn das Bundesfinanzministerium kurz vor der Bundestagswahl eine 650.000 Euro
Werbekampagne zu bezahlen haben. hingewiesen, dass mehr Transparenz teure Informationskampagne startet, stinkt das gewaltig.

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Finanzmärkte Skurriles

Finanzmärkte Skurriles
Wo Casinomentalität anzutreffen ist ... Absurditäten, die Steuergelder kosten ...
Bad Bramstedt. Gründlich verspeku- tig schief. Nach Angaben der Kämme- Neumünster. Bei ihren wirklich ehrgei- die entsprechenden Verkehrszeichen
liert hat sich die Stadt Bad Bramstedt rei betrug der Wert des Fonds Anfang zigen Bemühungen um Haushaltskon- eingeschlossen sein. Beginn und Ende
(14.000 Einwohner, Kreis Segeberg) dieses Jahres nur noch rund 42 Mio. solidierung hat die Stadtverwaltung sind dabei durch Pfeile gekennzeich-
bei der Aufnahme eines Kassenkredits Euro, also 9 Mio. Euro weniger als zu von Neumünster an der falschen Stelle net. Eine Wiederholung innerhalb der
in Schweizer Franken. Als im Februar Beginn. Eigentlich wollte man erst gespart: Sie kündigte ihre Mitglied- Verbotsstrecke ist nur angezeigt, wenn
2011 ein Kredit der Stadt über 3 Mio. verkaufen, wenn der Ursprungswert schaft im Deutschen Mieterbund. Da- ohne sie dem Sichtbarkeitsprinzip nicht
Euro auslief, suchte der Kämmerer nach wieder erreicht ist. Doch um das Ri- bei brachte gerade diese Mitgliedschaft Rechnung getragen würde, legt dazu
einer besonders günstigen Anschluss- siko weiterer Verluste auszuschließen, erhebliche Vorteile für die Stadtkasse: die Allgemeine Verwaltungsvorschrift
finanzierung. Vermittelt durch ein Be- soll der Fonds jetzt bereits in diesem Leistungsempfänger konnten in Streit- zur Straßenverkehrsordnung fest. Auf
ratungsunternehmen nahm man dann Herbst veräußert werden. Hätte die fällen rund um den Mietvertrag preis- einer absolut übersichtlichen und halb-
Geld bei der Landesbank Baden-Würt- Stadt ihr Geld nicht in diesem Spezial- werten juristischen Rat einholen. Die wegs geraden Strecke durch den tiefsten
temberg auf – allerdings in Schweizer fonds angelegt, sondern in einer risiko- angefochtenen Nebenkostenabrech- Wald ist es nach Ansicht des Bundes der
Franken. Im April und August 2011 losen Anlage, wäre das Vermögen der nungen und durchgesetzten Mietmin- Steuerzahler daher völlig überflüssig,
wurde der Kreditbetrag auf insgesamt Stadt nach Berechnung des Hessischen derungen wirkten sich kostenmindernd den Fahrer alle 64 Meter an das beste-
5 Mio. Euro erhöht. Dann stieg der Kurs Rechnungshofs heute sogar um etwa in denjenigen Fällen aus, wo diese Auf-
des Schweizer Franken gegenüber dem 40 Mio. Euro höher. Die Hessische Ge- wendungen von der Stadt getragen
Euro deutlich an. Gegen dieses Wech- meindehaushaltsverordnung verlangte werden mussten. Nach eigenen Berech-
selkursrisiko hatte sich die Stadt nicht schon immer, dass bei Geldanlagen auf nungen ließen sich so schätzungsweise
abgesichert. Die Zinsersparnis wurde eine ausreichende Sicherheit zu achten 6.000 Euro jährlich einsparen. Nach-
durch die teurere Rückzahlung mehr als ist. Seit 2009 gibt es eine neue Anlage- dem der Fehler bemerkt worden war,
aufgehoben. Nach den Berechnungen richtlinie des Hessischen Ministeriums wurde sofort eine neue Mitgliedschaft
eines Fachanwalts verbleibt beim Steu- des Innern und für Sport, nach der bei abgeschlossen. Doch die ist jetzt teurer:
erzahler ein Schaden von rund 140.000 Fonds eine Aktienquote von maximal Statt früher 184 Euro pro Jahr muss die
Euro. Der Gutachter empfiehlt der 35 Prozent zulässig ist. Das Fondspro- Stadt Neumünster beim Mieterbund
Stadt, Schadenersatzforderungen in fil wurde im Verlauf dieser Richtlinie jetzt 1.625 Euro im Jahr bezahlen. Un-
dieser Höhe gegen den Kreditvermittler angepasst. Eine Vernachlässigung der ter dem Strich aber immer noch eine
geltend zu machen. Eine Entscheidung in der Richtlinie genannten Grundsätze lohnenswerte Ausgabe.
der Stadtvertretung über das weitere kann im Fall von Verlusten eine Haftung
Vorgehen lag bei Redaktionsschluss der Verantwortlichen nach sich ziehen. Berlin. Wer auf der Berliner Heiligen-
noch nicht vor. Für den im Jahr 2000 verursachten seestraße durch den Tegeler Forst fährt,
Schaden muss allerdings der Steuer- sieht fast den Wald vor lauter Schildern
Frankfurt. Im Jahr 2000 veranlasste der zahler aufkommen. nicht. Allein auf dem 1,6 Kilometer lan-
damalige Finanzdezernent der Stadt gen Teilabschnitt zwischen Konradshö-
Frankfurt, 100 Mio. Mark (ca. 51 Mio. her und Karolinenstraße stehen in bei-
Euro) in einen gemischten Fonds aus den Fahrtrichtungen zusammen immer-
Aktien und Renten einzuzahlen. Doch hin 50 Halteverbotsschilder. Grundsätz- Schilderwald mit 50-fachem Halteverbot
diese Geldanlage ging finanziell rich- lich muss eine Halteverbotszone durch im Tegeler Forst. Sicher ist sicher!?

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Skurriles Skurriles

hende Halteverbot zu erinnern. Bei einer Autoverkehr zu schützen. Doch selbst Unberechtigte Brückenbenutzer wollte
Geschwindigkeit von 50 km/h rauschen dieser hielt nur wenige Wochen. Die man mit einem extra starken Poller end-
die Schilder immerhin alle 4,6 Sekun- 125 Jahre alte Holzbrücke verbindet gültig abschrecken, der u. a. auch zur
den an ihm vorbei. Dass es auch anders den Stadtteil Wieck mit der Innenstadt Absicherung des Buckingham-Palace in
geht, zeigt die direkt angrenzende Kon- und ist eigentlich dem Radfahrer- und London eingesetzt wird. Schon einen
radshöher Straße. Dort beträgt der Ab- Fußgängerverkehr vorbehalten. 900 Tag nach dem Einbau im Mai 2013 gab
stand zwischen den Halteverbotsschil- Anwohnern ist jedoch eine Ausnahme- es den ersten Unfall. Dabei lösten beim
dern immerhin rund 150 Meter. Trotz- genehmigung erteilt worden, mit der Unfallwagen sogar die Airbags aus.
dem parkt auch dort niemand im Wald. sie für jeweils 50 Cent die eingebauten Wenige Wochen später war selbst der
Laut zuständigem Bezirksbaustadtrat Poller absenken können. Immer wieder Stahlkoloss dem Aufprall nicht mehr
erfolgte diese enge Aufstellung der Hal- wollen andere Autofahrer so clever sein gewachsen. Er musste zur Reparatur
teverbotsschilder auf Anordnung der An dieser Brücke wurde fälschlicherweise und schnell hinter einem Anwohner ausgebaut werden. Jetzt überlegt man
Straßenverkehrsbehörde der Polizei im das Geländer abgesägt. durchrutschen, bevor sich der Poller in der Stadtvertretung, ob man nicht
Zusammenhang mit den Schutzstrei- wieder hebt. Doch oft geht das schief: die Sondergenehmigungen wieder auf-
fen für Radfahrer bereits im Jahr 2001. führt. Unverständlich bleibt, wie man So gab es in einem Jahr 28 Unfälle mit heben sollte. Für die Betroffenen bedeu-
Zu den Kosten für die Aufstellung der die beiden mehr als 1 Kilometer Luftlinie einem Sachschaden von rund 66.000 tete dies allerdings einen Umweg von
Schilder konnte er jedoch nichts sagen. auseinander liegenden Anlagen mitein- Euro. Selbst fünf aufgestellte Ampeln mindestens 11 Kilometern.
Der Bund der Steuerzahler schätzt aber, ander verwechseln kann. Auf der einen und sechs Schilder konnten dieses
dass Schilder im Gegenwert von rund Seite ein maroder Wallaufgang und auf Fehlverhalten nicht abstellen. Um zu- Bund/Niedersachsen. Das Bundesum-
5.000 Euro überflüssigerweise verbaut der anderen Seite eine völlig intakte mindest die Verursacher belangen zu weltministerium lässt offenbar nichts
worden sind. Brücke. Immerhin konnte das Ketten- können, hat die Stadt für 13.000 Euro unversucht, der Bevölkerung die oft
sägen-Massaker an der falschen Brücke drei Überwachungskameras installiert. ungeliebte Windkraft schmackhaft zu
Haddeby. In der Nähe von Schleswig rechtzeitig beendet werden, bevor noch machen. So griff es die skurrile Idee
liegt das Archäologische Denkmal der weiterer Schaden entstand. Die Repara- eines pensionierten Tüftlers auf und ge-
ehemaligen Wikinger-Stadt Haithabu. turkosten in Höhe von 10.000 Euro wird nehmigte eine Machbarkeitsstudie für
Noch heute lässt sich der Ringwall um wohl eine Versicherung übernehmen. die Realisierung einer „Windradorgel“.
die Anlage besichtigen. Nun waren die Dennoch bleibt Ärger beim Steuerzah- Der Kerngedanke besteht darin, an den
Treppenaufgänge sanierungsbedürftig ler: Ein halbes Jahr musste der beliebte Rotorblättern Zungenpfeifen zu befes-
und sollten erneuert werden. Deshalb Wanderweg gesperrt werden und meh- tigen und diese mittels Fernbedienung
beauftragte man eine Baufirma mit der rere öffentliche Stellen waren monate- zu bespielen. Mikrofone sollen die Töne
Demontage. Die Handwerker gingen lang mit der Abwicklung des Schadens aufnehmen und an Musikboxen weiter-
auch gleich gründlich mit ihrer Motor- befasst. geben. Man erhoffte sich ernsthaft, mit
säge zur Sache – doch leider an der fal- Musikveranstaltungen unterm Wind-
schen Stelle. Sie sägten kurzerhand das Greifswald. 120.000 Euro investierte die kraftrad die Akzeptanz der Windener-
Geländer der Brücke ab, die über die Stadt Greifswald in einen 800 kg schwe- gie zu erhöhen. Deshalb stellte das Bun-
Verbindung zwischen den beiden Ge- ren Poller, um die historische Klappbrü- Wo rohe Kräfte sinnlos walten ... Die Klapp- desumweltministerium im Jahr 2009
wässern Selker- und Haddebyer Noor cke über die Ryck vor unberechtigtem brücke über die Ryck leidet darunter. rund 40.000 Euro Forschungsmittel für

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Skurriles Skurriles

nur „für touristisch bedeutsame Ziele Tellerschnecke gefunden, weshalb Na-


mit wegweisender Funktion und für die turschützer schon im Bebauungsplan-
Kennzeichnung von Touristikstraßen“ verfahren Alarm schlugen! Die Folge:
zulässig seien. Nach Auffassung der Voruntersuchungen, Gutachten, Mo-
Verkehrsverwaltung genügt die Fähre nitoring, Diskussionen in politischen
in Siebeneichen diesen hohen Anfor- Gremien und schließlich der Beschluss:
derungen nicht. Das Schild habe nur die Umsiedlung eines Teils der Popula-
„werbenden Charakter“ und müsse da- tion. Noch bis 2015 wird ein Teil des Ge-
her grün sein. Grüne Schilder dürfen ländes für den „Grünen Logistikpark“
jedoch nicht an offiziellen Verkehrszei- nicht bebaut werden können, weil ein
chen befestigt werden und brauchen Erfolg des Umsiedlungsprojekts erst
einen eigenen Pfahl. Folglich wurde noch nachgewiesen werden muss. Die
das 300 Euro teure braune Schild abge- Kosten für die Umsiedlung sind zwi-
baut und für rund 400 Euro ein neues schenzeitlich keinesfalls im Schnecken-
Gut gemeint und doch nicht amtlich. Das Hinweisschild hat die falsche Farbe. grünes installiert. Gar nicht ausrechnen tempo, sondern eher im Affentempo
möchte man sich als Steuerzahler, wie gestiegen: Rund 300.000 Euro wurden
die Studie bereit. Mittlerweile wurde Siebeneichen. Die schöne ruhige Land- viele Stunden die Beamten und Ange- schon ausgegeben. Dabei soll es sich
die „Windradorgel“ als Teil des derzeit schaft im Kreis Herzogtum Lauenburg stellten in den Amtsstuben mit diesem gerade einmal um 60 Exemplare han-
im Bau befindlichen Auricher Energie- lädt zum Wandern und Radfahren ein. „Schild“bürgerstreich beschäftigt wa- deln, die umgesiedelt wurden. Sollte
Erlebniszentrums (EEZ) ins Gespräch Doch bedeutende touristische Attrak- ren. sich die Politik am Ende aller Unter-
gebracht. Doch der anfängliche Enthu- tionen gibt es nur wenige. Eine Aus- suchungen endgültig für die komplette
siasmus ist verflogen. Offenbar sehen nahme: Die historische Seilzugfähre Hamburg. Hamburg hat ein riesiges Umsiedlung entscheiden, wird wieder
die Ostfriesen keinen Bedarf für eine über den Elbe-Lübeck-Kanal zwischen Problem. Wer dabei an die Elbphilhar- viel Steuergeld in die Hand genommen
„Windradorgel“ und halten sie vielmehr Siebeneichen und Fitzen. Allerdings monie denkt, irrt. Auch die Elbvertie- werden müssen. Dass es Gesetze zum
für eine Schnapsidee. Derzeit fehlt noch kennt kaum einer diese Fähre, die bei fung, die von Naturschutzverbänden Schutz der Natur gibt, halten wir für
ein sechsstelliger Betrag für den Ab- einem Jahreszuschuss von rund 40.000 vehement verhindert wird, ist nicht gut und richtig. Wenn diese Gesetze
schluss der Entwicklungsarbeiten. Im- Euro vor dem wirtschaftlichen Aus gemeint. Nein, es ist das „Weichtier letztendlich jedoch dazu führen, dass
merhin sind weitere Zahlungen aus den steht. Deshalb beschafften die Bürger- des Jahres 2011“, das die Stadt in Atem ein grünes Projekt verhindert, zu lange
Steuerkassen nicht vorgesehen. Ob das meister von Siebeneichen und Fitzen hält. Die „Zierliche Tellerschnecke“ blo- hinausgezögert oder übermäßig teuer
Bundesumweltministerium eingesehen ein amtliches braunes Hinweisschild, ckiert seit Jahren die Entwicklung eines und damit nicht mehr rentabel wird,
hat, dass sich der öffentliche Nutzen in das an der benachbarten Landesstraße Logistikparks im Stadtteil Bergedorf. wird der Umweltschutz ad absurdum
Grenzen hielte? Da auch private Spon- installiert wurde – jedoch ohne offizi- Dieser sollte ein Vorzeigeprojekt für kli- geführt. Wir meinen: Wenn Hamburg
soren bislang ausbleiben, droht der elle Genehmigung. Die Kreisverwal- mafreundliche Logistik werden und ist sonst keine Probleme hat, macht es sich
„Windradorgel“ der frühe Abgesang. tung als Verkehrsbehörde lehnte die 2008 vom damaligen schwarz-grünen eben welche.
So oder so wurden 40.000 Euro Steuer- nachträgliche Zustimmung ab, weil Senat initiiert worden. Im Rahmen na-
mittel sprichwörtlich in den Wind ge- nach der Richtlinie für die touristische turschutzrechtlicher Überprüfungen
schrieben. Beschilderung braune Hinweisschilder wurde eine Population der seltenen

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Verschwendung droht Verschwendung droht

Verschwendung droht
Hier ist das Kind noch nicht in den Brunnen gefallen ...
Bund. Für den Schutz vor Raketen be- aber für die Entwicklung des MEADS
nötigt die Bundeswehr leistungsfähige, grünes Licht. Bereits im März 2010 dran-
bodengestützte Luftabwehrsysteme. gen Informationen an die Öffentlichkeit,
Diesem Zweck dient bisher das ame- wonach sich das US-Militär vehement
rikanische PATRIOT-System. Um die gegen die Weiterentwicklung und Be-
Fähigkeit seiner Streitkräfte auch zu- schaffung von MEADS aussprach. Spä-
künftig gewährleisten zu können, ent- testens jetzt hätten in Deutschland alle
wickelte Deutschland – zusammen mit Alarmglocken läuten müssen. Wäre zu
Italien und unter Federführung der diesem Zeitpunkt der einvernehmliche
Amerikaner – das Medium Extended Ausstieg mit den Projektpartnern verein-
Air Defense System, kurz MEADS. Die bart worden, hätte das den Steuerzahler
Entwicklung des neuen Systems sowie rund 300 Mio. Euro weniger gekostet.
des dazugehörigen Flugkörpers und die Jetzt stellt sich die Frage, was mit den
Anpassung der bestehenden Systeme bisherigen Forschungsergebnissen pas-
kostete den Bund bis Ende 2012 rund siert. Diese Frage ist umso brisanter, Trotz wirtschafts- und umweltpolitischer Probleme wird der Saaleausbau vorangetrieben.
1,1 Mrd. Euro. Jedoch wird MEADS da wohl seitens der Vertragsparteien
keinen einzigen Soldaten vor Angriffen versäumt wurde, eine vollumfängliche und hat das Projekt – trotz eindeutiger riert. Und hier liegt der Hase im Pfeffer.
aus der Luft schützen können, denn die Dokumentation und Archivierung der bundesministerialer Absage im Herbst Gekostet hat dieses perfide Gedanken-
Entwicklung wurde zu Beginn des Jah- Entwicklungsergebnisse zu vereinbaren. 2012 – nun erneut für den Bundesver- spiel – bauen wir den Fluss aus, müs-
res eingestellt. Die Amerikaner, ohne Im ungünstigsten Fall wurden 1,1 Mrd. kehrswegeplan 2015 eingereicht. Re- sen wir die anrainenden Anlagen aus-
die eine Fertigstellung nicht möglich zu Euro für eine unvollständige und damit gionalpolitiker und Lobbyisten trotzen bauen und umgekehrt – ohnehin schon
sein scheint, hatten das Projekt wegen wertlose Entwicklung ausgegeben. allen warnenden wirtschaftlichen und Millionen Steuergelder! So sind über
explodierender Entwicklungs- und Be- umweltpolitischen Argumenten und 100 Mio. Euro allein in den Ausbau der
schaffungskosten im Januar gestoppt. Sachsen-Anhalt. Angesichts knapper wollen mit dem kostenintensiven Plan- Binnenhäfen in Aken, Arneburg, Halle
Auch die Bundeswehr wusste schon Kassen und unschlüssiger Kennzahlen und Prüfverfahren von vorn beginnen. und Dessau-Roßlau geflossen. Die Häfen
frühzeitig von den Projektrisiken. Die zur Wirtschaftlichkeit wurde der Bau des Mit dem Kanal soll die Schiffbarkeit der produzieren jedoch tiefrote Zahlen und
Kostenschätzung im Bundeswehrplan umstrittenen Saale-Kanals im Salzland- Saale vor der Mündung in die Elbe ver- verschlingen in jedem Jahr kommunale
musste bereits zwischen 2005 und 2006 kreis bis heute nicht realisiert. Schon im bessert werden. Fakt ist jedoch, dass sich Steuergelder in Millionenhöhe zur Auf-
von 2,26 Mrd. Euro auf 3,81 Mrd. Euro Schwarzbuch 2008 berichteten wir über die regionale Industrie rund um Halle rechterhaltung des Hafenbetriebs. Nur
erhöht werden. Der Bundesrechnungs- die teuren Ausbaupläne des Saale-Sei- mit dem gut ausgebauten Straßen- und wenige Frachtschiffe nutzen die überdi-
hof ging sogar von 6 Mrd. Euro aus. tenkanals bei Tornitz. Jetzt geht das Rin- Schienennetz vortrefflich arrangiert hat. mensionierten Hafenanlagen zum Güter-
Obwohl die Signale schon damals alle gen um den zehn Kilometer langen und Hauptkritikpunkt am Saale-Seitenkanal umschlag. Hinzu kommt, dass bei jedem
auf Rot standen, lenkte keiner der Ver- geschätzt 150 Mio. Euro teuren Kanal in ist die fehlende Wirtschaftlichkeit und die größeren Hochwasser enorme Schäden
antwortlichen ein, um das Projekt noch die zweite Runde. Der Verkehrsminister mangelnde Eignung der Elbe als Was- zu beklagen sind. Nach der diesjährigen
einmal grundsätzlich zu überdenken. Sachsen-Anhalts hält weiter stur am Bau serstraße. Dass ein Saale-Kanal nichts Flut wurden die monetären Schäden an
Nur der Bundestag wollte sich zunächst des umstrittenen Saale-Seitenkanals zwi- nützt, wenn die Elbe zu wenig Wasser den Häfen Sachsen-Anhalts mit rund
nicht auf eine Kaufzusage festlegen, gab schen Calbe/Saale und Barby/Elbe fest führt, wird seit Jahren vollständig igno- 10 Mio. Euro beziffert, für die der Steu-

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erzahler wohl zum großen Teil gerade- zu wenig oder zu viel Wasser führt. Spä- Freizeitbecken, Außenschwimmbe- Thüringen. Der Thüringer Rechnungs-
stehen wird, obwohl nach den neuesten testens mit der Einstufung der Saale als reich, Reifenrutsche, Bistro sowie eine hof hatte 2010 angesichts der hohen Ver-
Prognosen des Bundesverkehrsminis- Rest-Wasserstraße muss dann allen klar 450 Quadratmeter große Saunaland- schuldung des Freistaats dringend eine
teriums keine Steigerungen im Güter- sein, dass das Spiel aus ist. Kein Schiff schaft mit Ruhebereich und Gastro- Haushaltskonsolidierung angemahnt.
verkehr auf der Elbe zu erwarten sind. wird kommen. nomie. Die Erfahrungen mit anderen Er ging mit gutem Beispiel voran und
Die Kosten übersteigen den Nutzen der Kombibädern aus ganz Deutschland schlug vor, eine Direktorenstelle ein-
Hafenanlagen beträchtlich. Die Binnen- Kiel. „Wir leben zwar über unsere Ver- zeigen, dass gerade der Freizeitbereich zusparen. Der Landtag verabschiedete
häfen in Aken, Dessau-Roßlau und Halle hältnisse, aber immer noch unter un- erhebliche Betriebsdefizite verursacht, mit dem Haushaltsplan 2012 den Ab-
sind im Landesentwicklungsplan zu serem Niveau“, mit dieser Redensart weil er nur an wenigen Tagen im Jahr bau der Stelle. Seitdem war das soge-
„landesbedeutsamen Verkehrsanlagen“ könnte man die Pläne der Landeshaupt- wirklich ausgelastet ist. Außerdem gibt nannte Kollegium des Rechnungshofs
avanciert und sollen so auch weiterhin stadt Kiel für ein neues, mindestens 23,6 es im Umkreis von Kiel bereits ein Über- mit Präsident, Vizepräsident und zwei
mit Millionen von Steuergeldern unter- Mio. Euro teures Sport- und Freizeit- angebot attraktiver Badelandschaften. Mitgliedern besetzt und beschloss dazu
stützt werden. Einhergehende Verluste bad auf den Punkt bringen. Klar ist: Kiel Wie schwierig die Kompromissfindung eine entsprechende Geschäftsvertei-
dürften da wohl auch landesbedeutsam braucht eine neue Schwimmhalle, die zwischen den verschiedenen Ansprü- lung. Diese Neuorganisation hatte sich
sein. Trotz wirtschaftlicher und ökolo- zwei marode Hallen- und ein baufälliges chen ist, zeigt ein kleines Detail: Wett- bewährt. Im Sommer 2013 wurde auf In-
gischer Gegenargumente halten die Freibad ersetzen soll. Für Schulen und kampfbecken müssen mindestens 1,80 itiative von drei Fraktionen des Thürin-
sachsen-anhaltischen Politiker weiter Schwimmvereine fehlt es an geeigneten Meter tief sein. Für Wassergymnastik ger Landtags allerdings ein neues Rech-
an den defizitären Hafen- und Wasser- Übungsmöglichkeiten. Darum sind die ist dies zuviel. Deswegen soll jetzt für nungshofgesetz beschlossen. Darin ist
straßenprojekten fest und legen damit Forderungen nach einem Wettkampf- zusätzliche 535.000 Euro ein Hubboden nun festgelegt, dass das Kollegium des
die Grundlage für weitere Steuerver- becken und Sprungplattformen berech- vorgesehen werden. Überhaupt die Kos- Rechnungshofs den Präsidenten, den Vi-
schwendungsfälle. Die erneute Bewer- tigt. Nicht notwendig ist dagegen der ten: Warum soll das Bad in Kiel knapp 7 zepräsidenten und drei weitere zu Mit-
tung des Ausbauprojekts an der Saale mit etwa 700 Quadratmeter geplante Mio. Euro teurer werden als vergleich- gliedern bestellte Beamte (Direktoren)
wird nichts daran ändern, dass die Elbe Freizeitbereich mit Eltern-Kind-Areal, bar große Einrichtungen in Flensburg umfasst. Also wieder eine Top-Beamten-
und Cottbus? Die Antwort auf unsere stelle mehr. Echter Wille zu Personalein-
Anfrage macht fassungslos: Die Ver- sparungen sieht anders aus. Besonders
gleichsbäder orientierten sich nicht am dann, wenn nach dem Stellenabbaukon-
deutlich ambitionierteren Kieler Stan- zept der Rechnungshof zukünftig noch
dard für energetische Anforderungen 31 Stellen abbauen muss. Für die zusätz-
bei Neubauten. Außerdem sei eine ähn- liche Stelle sind bei der B4-Besoldung
lich einfache Konstruktion aus städte- mindestens 86.805 Euro im Jahr fällig,
baulicher Sicht an dieser exponierten wobei weitere Kosten für ggf. den Fami-
Stelle nicht angemessen, schrieb uns der lienzuschlag und die Arbeitsausstattung
zuständige Stadtrat. Dabei übersieht er dazukommen. Der Rechnungshof selbst
wohl, dass die Landeshauptstadt über geht in seiner Stellungnahme von un-
400 Mio. Euro Schulden hat und Konso- gefähr 93.000 Euro aus. Bisher wurde
lidierungshilfen des Landes in Anspruch dieser zusätzliche Direktorenposten
Kiel droht mit einem neuen luxuriösen Sport- und Freizeitbad baden zu gehen. nimmt. nicht besetzt, da die Stelle im laufenden

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Doppelhaushaltsplan 2013/2014 nicht vorschriften eine Absicherung von An-


ausgewiesen ist. Aber langfristig drohen zahlungen nicht verpflichtend vorschrei-
höhere Ausgaben. ben, hätte sich die Gemeinde Dittelbrunn
bei mehr Wachsamkeit den Schaden
Dittelbrunn. Die rund 7.200 Einwoh- ersparen können. Auf die Frage des
ner zählende Gemeinde Dittelbrunn im Bundes der Steuerzahler, inwieweit der
Landkreis Schweinfurt in Unterfranken Schaden z.B. durch Inanspruchnahme
hat im September 2010 aufgrund einer einer Haftpflichtversicherung abgewen-
europaweit durchgeführten Ausschrei- det bzw. minimiert werden könnte, hüllt
bung ein Privatunternehmen, das das sich jedenfalls der Bürgermeister der
wirtschaftlichste Angebot abgegeben Gemeinde Dittelbrunn in Schweigen.
hatte, mit der Lieferung eines Feuer- Letztlich werden wohl die Steuerzahler Das Ingelheimer Abschiebegefängnis soll umgebaut werden. Doch fehlen die Insassen.
auf dem Schaden sitzen bleiben.
den Stern mit dem Festland verbindet, will, sollte das Projekt konkrete Formen
Nienhagen. Mit diesem Projekt könnten jährlich 500.000 Besucher auf das Eiland annehmen. Es könnte sich zu einem Fass
die Steuerzahler ganz schön baden ge- befördern soll. Nicht nur die Besucher- ohne Boden entwickeln.
hen. Ein privater Verein plant in 12 Me- annahme ist aus Sicht des Bundes der
ter Wassertiefe und rund 1,5 Kilometer Steuerzahler gewagt, zumal die vor- Rheinland-Pfalz. Das Abschiebegefäng-
von der Küste der Ostseegemeinde Nien- handene Infrastruktur einen solchen nis des Landes Rheinland-Pfalz in In-
hagen entfernt ein gewagtes Projekt: Die Ansturm gar nicht bewältigen dürfte. gelheim lässt sich mit drei Worten be-
„Erlebniswelt Seestern“ – eine gigan- Auch die laufenden Betriebskosten des schreiben: überdimensioniert, unwirt-
tische Meeresplattform in Form eines Off-Shore-Projekts sind mit großen schaftlich, hässlich. Auch die Haftbedin-
Dumm gelaufen: Feuerwehrfahrzeug ge- Seesterns über dem künstlichen Riff vor wirtschaftlichen Risiken behaftet, wie gungen wurden seit der Inbetriebnahme
ordert - Firma pleite - Anzahlung weg. Nienhagen – soll u. a. ein Wissenschafts- die Studie beiläufig erwähnt. Dennoch im Jahr 2001 wiederholt heftig kritisiert.
und Erlebniszentrum für Besucher, ein läuft derzeit die Suche nach Investoren Im Juli 2013 hat die Landesregierung
wehrfahrzeugs (HLF 20/16) beauftragt. 5-Sterne-Hotel, eine Tauchgondel, ein und das Land will bis heute nicht aus- Besserung gelobt und ihre Pläne für ei-
Die geforderte Anzahlung in Höhe von Mini-U-Boot und Labore für Wissen- schließen, sich finanziell an dem Groß- nen Umbau vorgestellt. So sollen z. B. die
96.905,76 Euro wurde seitens der Ge- schaftler und Schüler mitten in der Ost- projekt zu beteiligen. Zumindest stehen Fenstergitter abgebaut, die Zellentüren
meinde Dittelbrunn geleistet. Eine Absi- see unter einem Dach versammeln. An- mehrere Minister der Landesregierung durch normale Türen ausgetauscht, die
cherung dieser Anzahlung, z. B. in Form getan von der Idee, finanzierte die zum dem Projekt mehr als aufgeschlossen ge- hohen Mauern teilweise zurückgebaut,
einer Bankbürgschaft, ist jedoch nicht Umweltministerium gehörende Landes- genüber. Doch in vielen Punkten ist die die Zimmer neu möbliert sowie die Flure
erfolgt. Dabei hatte die Gemeinde Dittel- forschungsanstalt für Landwirtschaft Machbarkeitsstudie sehr oberflächlich. und der Hof umgestaltet werden. Ins-
brunn ausgesprochenes Pech: Die beauf- und Fischerei prompt eine Machbar- Einer gesetzlich vorgeschriebenen Wirt- gesamt sollen alle geplanten Verände-
tragte Firma wurde insolvent. Somit ist keitsstudie aus Landes- und EU-Mitteln schaftlichkeitsuntersuchung wird sie rungen rund 4 Mio. Euro kosten. Sinn-
die Anzahlung weg und ein Feuerwehr- mit Kosten von mehr als 100.000 Euro. jedenfalls nicht gerecht. Die Landesre- voll – aber viel zu spät – ist die geplante
fahrzeug nicht in Sicht. Wenn auch die Auf 190 Mio. Euro taxierte die Studie gierung sollte sich daher gut überlegen, Reduzierung der Haftplätze von 152 auf
einschlägigen Vergabe- und Haushalts- die Baukosten, wobei eine Seilbahn, die ob sie sich mit Steuermitteln engagieren 40 bis 50. Denn meist lag die Belegung

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des Gefängnisses bei weniger als zehn neuen Brückenbauwerken erfreuen, diums Tübingen. Der Haken an der Idee: Hecken und Einzelbäume gepflanzt,
Insassen. Im Jahr 2012 waren insgesamt deren Bau bundesweit Interesse weckt. Da die strengen Schutzvorschriften re- die die Fledermäuse zu den Brücken
204 ausreisepflichtige Ausländer unter- Denn diese Brücken sind Fleder- lativ neu sind, fehlen Erfahrungswerte. leiten sollen. Und bis die Bäume eine
gebracht, von denen sogar 86 aus dem mausbrücken. Fledermausbrücken? Es gibt zwar solche Brücken in Polen Höhe haben, die auch Fledermäuse in-
Saarland „stammten“. Im Schnitt lag de- Fliegen Fledermäuse nicht üblicher- und Wales, allerdings ohne Blendschutz, teressiert, sollen vier Meter hohe Zäune
ren Aufenthaltsdauer bei 29 Tagen. Die weise? Stimmt. Und dennoch wurden wie das Landratsamt anmerkt, welcher ihr hilfreiches „Leit“-Werk tun. Summa
dafür aufgewandten Kosten lagen bei die Brücken gebaut. Die Brücken sind für ein effektives Querungsangebot summarum kostet die Maßnahme allein
satten 4,5 Mio. Euro – also etwa 22.000 Teil der Gesamtmaßnahme „K 7532 sehr wichtig sei. Weiter hat der Land- für die beiden Brückenbauwerke rund
Euro pro Insasse. Rund 1,2 Mio. Euro neu Nordwestumfahrung Biberach“. kreis als „ergänzende Leitstrukturen“ 435.000 Euro inklusive Mehrwertsteuer.
der jährlichen Kosten werden vom Saar- Durch die neue Umfahrung werden
land getragen, das langfristig 50 Haft- zwei Waldkomplexe durchschnitten,
plätze „angemietet“ hat. Doch ob sich die die als Jagdreviere von zahlreichen
laufenden Kosten der Haftanstalt nach Fledermausarten genutzt werden. In
Vollzug der vielfältigen Maßnahmen re- diesem Zusammenhang muss man
duzieren werden, kann nicht einmal das wissen, dass Fledermäuse nach dem
zuständige Integrationsministerium ein- Bundesnaturschutzgesetz besonders
schätzen. Zudem will die Landesregie- geschützte Arten sind, die nicht getö-
rung die Abschiebehaft eigentlich kom- tet werden dürfen. Sollte ein bauliches
plett abschaffen. Eine entsprechende Vorhaben dagegen verstoßen bzw. wie
Bundesratsinitiative will Rheinland-Pfalz die Juristen sagen „das Tötungsverbot
noch im Jahr 2013 auf den Weg bringen. verwirklichen“, darf das Vorhaben nicht
Die Umbau-Maßnahmen sollen aber be- genehmigt werden. Untersuchungen
reits beginnen, bevor über die Zukunft zum Flugverhalten von Fledermäusen
der Abschiebehaft entschieden wird. haben ergeben, dass manche Arten
Im Erfolgsfalle wären also alle bis dahin sich an Strukturen wie Bepflanzungen,
getätigten Ausgaben verschwendet. Um Hangkanten oder Böschungen orientie-
diese Gefahr abwenden zu können, wäre ren und entlanghangeln. Werden diese
es nur erforderlich, dass die Landesre- Strukturen nun verändert oder fallen
gierung mehr Vertrauen in die Kraft weg, haben die Fledermäuse ein Pro-
ihrer Argumente setzt und dem politi- blem. Also entschied man sich, zwei Fle-
schen Entscheidungsprozess die nötige dermausbrücken zu bauen, „um die Ver-
Zeit gibt. bundkorridore wieder herzustellen und
den Fledermäusen eine gefahrlose Que-
Biberach, Kreis Biberach. An der neuen rung der Straße zu ermöglichen“, wie
Nordwestumfahrung Biberach im das Landratsamt mitteilt. Der Vorschlag
gleichnamigen Landkreis können sich dazu kam übrigens von der höheren Na- Fliegen oder Nichtfliegen, das ist hier die Frage. Mit viel Aufwand sollen in Biberach künf-
Spaziergänger und Radfahrer an zwei turschutzbehörde des Regierungspräsi- tig Fledermäuse über die Straße „geleitet“ werden. Ob das Projekt gelingt, bleibt offen.

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Eine Frage bleibt allerdings offen, näm- zahlen gescheitert. Statt der erwarteten teure Studie rät von dem Projekt aus
lich ob die Fledermäuse mit den ihnen 200.000 Besucher im Jahr konnten nie wirtschaftlichen Gründen ab. Wenn
zugedachten Brücken überhaupt etwas mehr als 17.000 zahlende Gäste regis- jetzt nicht sofort ein Schlussstrich ge-
anfangen können. Bis diese beantwortet triert werden. Außerdem gab es bereits zogen wird, entwickelt sich ein neues
wird, geht allerdings noch einige Zeit mehrfach Auffälligkeiten wegen unzu- Fass ohne Boden für die Steuerzahler.
ins Land. Zur Überprüfung der Taug- lässigen Umgangs mit öffentlichen Mit-
lichkeit der Brücken sollen Detektoren teln. Entsprechende Unstimmigkeiten Pennewitz. Die Gemeinde Pennewitz
und Infrarotkameras ab dem nächsten führten auch dazu, dass das Land Meck- wollte im Rahmen des Konjunkturpro-
Jahr die Nutzung kontrollieren. Hoffent- lenburg-Vorpommern, das bereits 6,9 gramms II mit Mitteln des Zukunftsin-
lich fangen die Kameras auch Bilder von Mio. Euro in die private Einrichtung in- vestitionsgesetzes ihre Kindertagesstätte
freudig fliegenden Fledermäusen ein, vestiert hatte, jetzt endgültig den Geld- „Rappelkiste“ besser ausstatten. Man in-
denn sonst sind nicht nur die Baukosten hahn zudrehte, nachdem der BdSt die vestierte 2010 in eine Erneuerung der
in den Sand gesetzt, sondern auch noch viel zu hohe Förderung bereits in seinen Heizungsanlage, die Sanierung der Toi-
zusätzliche 35.000 Euro für die Überwa- Schwarzbüchern 2003 und 2004 massiv lettenanlage und die Errichtung eines
chungsmaßnahmen, deren Kosten der kritisiert hat. Auch in Kiel ist der Fall Spielhauses. Geplant waren Kosten von
Landkreis trägt. Übrigens: Wenn die nicht neu: Nach seinem Ausscheiden als insgesamt 19.528 Euro, wovon 14.646
Fledermäuse nichts mit der Brücke an- Umweltminister bekam er einen Bera- Euro als Fördermittel vom Bund ver-
fangen können, dann kann es niemand. tervertrag mit der Universität, den er anschlagt waren. 25 Prozent der Mit-
Denn für Fußgänger sind die Brücken u. a. dafür nutzte, Universitätsmittel für tel, also geplante 4.882 Euro, sollte die Klassischer Fehler: Erst werden Fördermit-
nicht freigegeben. den Aufbau seiner Einrichtung in Nie- Gemeinde als Eigenanteil einbringen. tel investiert, dann die Kita geschlossen.
klitz, aber auch für private Beratungen, Nach Abschluss der Maßnahmen kos-
Mölln. „Aus Schaden wird man klug“, die Veröffentlichung eines Buches tete die Sanierung 22.146 Euro und sen Standards gerecht zu werden und
weiß der Volksmund. Doch für die Po- und sogar seinen eigenen Geburtstag somit betrug der Eigenanteil der Ge- beispielsweise den Rechtsanspruch
litik gilt das nicht immer. So waren abzuzweigen. Daraufhin sah sich die meinde 7.500 Euro. Damit wurde die für Kinder ab einem Jahr umzusetzen.
Teile der neuen Regierungskoalition in Universität Kiel gezwungen, den Bera- Attraktivität der Kindertagesstätte er- Für die Gemeinde stehen der erfor-
Schleswig-Holstein tatsächlich bereit, tervertrag vorzeitig zu kündigen. Das heblich gesteigert. Trotzdem beschloss derliche Investitionsbedarf, die hohen
öffentliche Fördermittel für den Umzug alles hielt die SPD-Fraktion im Kieler der Gemeinderat, die Einrichtung zum Personal- und Betriebskosten und die
des Zukunftszentrums Mensch-Natur- Landtag nicht davon ab, per Nachschie- 31. August 2013 zu schließen. „Mit Betreuungszahlen in keinem Verhältnis.
Technik-Wissenschaft von Nieklitz in beliste insgesamt 380.000 Euro für den dem Gesetz zur Änderung des Thürin- Dumm nur für die Steuerzahler, dass die
Mecklenburg-Vorpommern ins gerade Umzug des Projekts bereitzustellen. ger Kindertageseinrichtungsgesetzes Probleme erst nach der Sanierung er-
einmal 20 Kilometer Luftlinie entfernte Dabei wäre dies nur ein Anfang: Der vom Mai 2010 wurden die Standards kannt wurden. Die Zahl der Geburten in
Mölln in Schleswig-Holstein zur Verfü- Antragsteller selbst meinte gegenüber zum Betrieb einer KITA deutlich geän- Pennewitz ist seit Jahren niedrig. Zwi-
gung zu stellen. Dabei ist der Initiator den Medien, mindestens 2 Mio. Euro dert“, schreibt der Bürgermeister dem schen zwei und sieben Kinder wurden
und Eigentümer, ein ehemaliger Uni- zu benötigen, u. a. für den Ankauf von BdSt. Zudem beklagt er, dass es für die von 2004 bis 2012 jährlich geboren. Nun
versitätsprofessor und Umweltminister Ausstellungsstücken, deren Herstellung kleine Einrichtung mit weniger als 30 droht nach der Schließung die Rückzah-
aus Kiel, mit seinem Projekt in Meck- bereits mit öffentlichen Mitteln kofinan- ausgewiesenen Plätzen für Kinder ab lung der Fördermittel einschließlich der
lenburg wegen zu geringer Besucher- ziert worden war. Eine rund 15.000 Euro zwei Jahren äußerst schwer ist, die- angefallenen Zinsen.

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Boppard. Seit Jahren wird in der Rhein- Kreise der schlimmsten Schuldensün- enorm, denn an insgesamt acht Stellen ob sich zusätzlich zu den 80 heimischen
stadt Boppard (Rhein-Hunsrück-Kreis) der in Rheinland-Pfalz, jedoch war die des Landes muss man zunächst einmal Tagfalterarten tatsächlich auch wieder
von einem edlen Thermalbad- und Sau- Verschuldung hoch genug, um nach wieder einen Lebensraum schaffen, der eine Population des Goldenen Schecken-
nakomplex mit Wellness-Bereich ge- der Entschuldungshilfe des Landes zu den vermuteten Ansprüchen des Falters falters dauerhaft erhält, können selbst
träumt, der die Schwimmbäder in der schreien. Boppard sieht aber keinen entspricht. So wurden beispielsweise in die Fachleute nicht vorhersagen.
Umgebung alt aussehen lassen soll. Widerspruch darin, einerseits im Bet- Lütjenholm (Kreis Nordfriesland) eigens
Das hat natürlich seinen Preis. Insge- telgewand vor das Land zu treten und 18 Hektar Nadelwald abgeholzt und ge- Bund/Thüringen. Das nach dem Nobel-
samt soll die „Römertherme“ rund 18,1 andererseits ein defizitäres Luxusbad rodet. Anschließend musste eine Schicht preisträger Fritz Lipmann benannte
Mio. Euro kosten; für die Erschließung für einen zweistelligen Millionenbetrag von durchschnittlich 10 cm Mutterbo- Leibniz-Institut für Altersforschung in
der Thermalquelle und die Bauplanung bauen zu wollen. Teilweise liegt das auch den abgetragen werden, damit der da- Jena untersucht die Alterungsprozesse
wurden bereits 3,6 Mio. Euro investiert. darin begründet, dass die Stadt unange- runter liegende Dünensand wieder zum und Altersleiden des Menschen. Um
Doch politische Streitigkeiten und finan- nehme Prognosen nach Bedarf ausblen- Vorschein kommt. Denn wichtig seien Platz für weitere Forschungsgruppen zu
zielle Probleme haben die Realisierung det und beim Betriebsergebnis lieber auf dem Schmetterling Halbtrocken- oder schaffen und die wissenschaftliche Zu-
immer wieder verzögert; 2010 schien das Prinzip Hoffnung setzt. Allerdings Borstgrasrasen sowie eine „gestörte sammenarbeit zu verbessern, begannen
das Projekt sogar vom Stadtrat ein für spielte die Kommunalaufsicht nicht mit Oberflächenstruktur“, meinen Experten im Herbst 2006 die Arbeiten an einem
alle Mal beerdigt worden zu sein. Aber und versagte im September 2013 die Ge- zu wissen. Auch wenn die Maßnahme Laborneubau für 28,3 Mio. Euro. Die
die Römertherme war politisch nie so nehmigung der Kredite. Damit hängt die dem Umweltschutz dient, muss die Stif- Finanzierung des Neubaus am Beuten-
richtig totzukriegen. Dazu war die Idee, Realisierung der Römertherme einmal tung Naturschutz auf anderen Flächen berg-Campus, der 2010 eröffnet werden
den als Heilquelle anerkannten Ther- mehr in der Luft. Gut wäre es, das teure 18 Hektar neuen Laubwald pflanzen. Der sollte, übernahmen der Freistaat Thü-
malbrunnen für den Tourismus zu nut- Bauprojekt endlich aufzugeben. Nicht Steuerzahler kann nur hoffen, dass mit ringen und der Bund paritätisch. Doch
zen, wohl einfach zu reizvoll. Allerdings jede verschuldete Stadt benötigt ein ei- diesen Millionen, die an anderer Stelle der Zeit- und Kostenplan war schon
weisen unabhängige Untersuchungen genes Schwimmbad – schon gar nicht dringend gebraucht würden, zumindest 2008 nicht mehr einzuhalten, weil klar
darauf hin, dass Boppard mit der Rö- einen Badetempel. das eigentliche Ziel erreicht wird: Denn wurde, dass die Statik des Rohbaus
mertherme noch weiter im Schulden- nicht ausreichen würde, um die vor-
sumpf versinken wird. Denn neben den Lütjenholm. Noch nie etwas vom Gol- gesehene Glasfassade zu tragen. Dann
hohen Investitionskosten würden noch denen Scheckenfalter gehört? Das geschah zweieinhalb Jahre fast nichts in
Defizite aus dem laufenden Betrieb an- machte bislang nichts, denn die etwa 4 der Winzerlaer Straße. Im Hintergrund
fallen. Die Deutsche Gesellschaft für das cm große Schmetterlingsart ist vor rund liefen juristische Auseinandersetzungen
Badewesen prognostizierte im März 20 Jahren im größten Teil des Bundes- mit den an der Planung und am Bau
2013 das wahrscheinliche Betriebsdefi- gebiets ausgestorben. Jetzt will aber beteiligten Personen und Unternehmen.
zit auf 334.000 Euro pro Jahr. Inklusive die Stiftung Naturschutz den Goldenen Außerdem wurden die Nutzeranforde-
der Kapitalkosten soll das jährliche Mi- Scheckenfalter in Schleswig-Holstein rungen noch einmal überarbeitet und
nus sogar bei fast 1,2 Mio. Euro liegen. wieder heimisch machen. Und das lässt eifrig an möglichen Alternativen gear-
Zum Vergleich: Ende 2012 lag die Ver- man sich einiges kosten: Insgesamt rech- beitet. Zu guter Letzt konnte das nicht
schuldung von Boppard bei 12,8 Mio. net man mit rund 3,3 Mio. Euro, von de- mehr ganz so neue Laborgebäude im
Damit gehört die Rheinstadt mit knapp nen die Hälfte aus Brüssel kommt. Aber Der Goldene Scheckenfalter soll mit ho- Spätsommer 2013 fertiggestellt werden
16.000 Einwohnern zwar nicht zum nicht nur der finanzielle Aufwand ist hem Aufwand wieder heimisch werden. und kostete die Steuerzahler 1,6 Mio.

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katastrophe in diesem Sommer ist eine ßenen kommunalen Investitionen eine


dieser geplanten Schwerpunkt-Kinder- nachhaltige Wirkung in Sachsen-Anhalt
tagesstätten sehr in Mitleidenschaft entfalten sollte. Von einer „Zukunftsin-
gezogen worden. Die KITA „Kleine vestition“ nach Förderkriterien kann
Strolche“ befindet sich in unmittelbarer hier nach fünfjähriger Nutzung wohl
Nähe zur Weißen Elster und stand bei- kaum die Rede sein! So droht nun zum
nahe vollständig unter Wasser. Da der einen der Verlust von Fördermitteln,
Stadtrat von Zeitz am bestehenden Ent- wenn die bezuschusste KITA in naher
wicklungskonzept festhält, soll diese Zukunft geschlossen wird, und zum an-
Tagesstätte jetzt von Grund auf saniert deren sollen Steuergelder in ein erneut
werden. Entgegen aller Vernunft ent- vom Hochwasser gefährdetes Objekt
Die Kita in Zeitz wurde 2010 teuer saniert, soll aber 2015 bereits wieder schließen. schied sich eine politische Mehrheit für gesteckt werden. Als Steuerzahler fragt
den Wiederaufbau und gegen das An- man sich da ernsthaft, wieso das KITA-
Euro mehr als ursprünglich vorgese- nahmen Fördermittel in Anspruch ge- gebot eines Neubaus in ungefährliche- Konzept der Stadt Zeitz diesbezüglich
hen. Die laufenden Gerichtsverfahren – nommen wurden und wie lange die ein- rer Lage. Obwohl bekannt ist, dass die nicht noch einmal überdacht wird? Geht
mit einem Streitwert von 662.000 Euro – zelnen Objekte in Folge für den Bestim- Schäden am fast 60 Jahre alten Gebäude es doch angeblich immer um die Kos-
sind noch nicht alle abgeschlossen. Das mungszweck weiter genutzt werden nicht alle dem Hochwasser geschuldet ten. Wobei noch gar nicht abzusehen
thüringische Wissenschaftsministerium müssen. Immerhin droht bei vorzeitiger sind und im Keller ständig Grundwas- ist, wie viel die Sanierung der gefluteten
erwartet, dass die aus den Baumängeln Schließung einer geförderten KITA die ser abgepumpt werden muss, wird an KITA tatsächlich kosten wird und wann
resultierenden Kosten durch die Re- Rückzahlung der verbauten Zuschüsse. der Instandsetzung festgehalten. Dabei diese den Betrieb überhaupt wieder
gresszahlungen gedeckt werden. Für Im Betreuungskonzept wurde dann die wäre eine Alternative für die Unterbrin- aufnehmen kann. Zeitz hätte hier die
die Kosten der Verzögerung und des Einteilung nach Schwerpunkt- und Be- gung der Kinder durchaus überlegens- Chance, eine doppelte Steuergeldver-
Baustopps trifft dies nicht zu und somit darfseinrichtungen festgehalten. Die wert. In unmittelbarer Nähe befindet schwendung zu verhindern.
wird der Steuerzahler voraussichtlich als Schwerpunkteinrichtungen ausge- sich nämlich die KITA „Kinderträume“,
auf einem Großteil des Schadens sitzen wiesenen Häuser sollen auch über das saniert und mit entsprechenden Betreu-
bleiben. Jahr 2025 zur Verfügung stehen und ungskapazitäten bestens geeignet für
den Betreuungsbedarf in der Stadt eine Fusion der beiden Häuser. Diese
Zeitz. Die Prognosen zur demogra- Zeitz sichern. Auffällig ist, dass die Tageseinrichtung wurde allerdings 2010
fischen Entwicklung in Zeitz sagen einen Schließungen der jetzigen Bedarfsein- mit Geldern aus dem Konjunkturpro-
verminderten Bedarf an Kinderbetreu- richtungen konkret mit den geldlich gramm II saniert und soll – dem Be-
ungsplätzen voraus. Um diesem Rück- gebundenen Nutzungszeiträumen ein- treuungskonzept entsprechend – nach
gang verantwortungsvoll zu begegnen, hergehen. Obwohl bei den jeweiligen Ablauf der fünfjährigen Zweckbin-
hatte die Stadt im April dieses Jahres Förderprogrammen unmissverständ- dungsfrist, also im Jahr 2015, geschlos-
endlich ein KITA-Konzept verabschie- lich die klare Grundforderung nach sen werden. Beim Konjunkturpaket II
det. Vorab wurden alle Einrichtungen langfristiger Nutzung unter Berück- handelte es sich um ein Konjunkturpro-
dahingehend überprüft, inwieweit für sichtigung der demografischen Verän- gramm, das vor allem durch die mit dem
die durchgeführten Sanierungsmaß- derungen galt. Nach der Hochwasser- Zukunftsinvestitionsgesetz angesto-

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Erfolge Erfolge

Erfolge
Wo Steuermittel gerettet wurden ...
Baden-Württemberg. Forschung be- war. Nach unserer Kritik reagierte die weite Teile des Teutoburger Waldes und
deutet üblicherweise eine Investition in Stadt im August 2012 und beauftragte von Eggegebirge/Senne zum National-
die Zukunft. Was aber, wenn dort ge- externe Experten damit, die Unterlagen park zu erklären, ist vom Tisch. Mit 8 Mio.
forscht wird, wo es keine Zukunft gibt? der Stadt so zu ordnen, dass eine Eröff- Euro Kosten für den Nationalpark Teuto-
Zum Beispiel bei der Tabakforschung. nungsbilanz für 2009 aufgestellt werden burger Wald hätte das Land NRW im
Immer weniger Betriebe bauen Tabak kann. Im Mai 2013 fand man dabei in der ersten Jahr rechnen müssen, mit 7 Mio.
in Baden-Württemberg an, Abnehmer Stadtverwaltung noch 500 neue Akten, Euro in den weiteren Jahren. Der Nut-
für heimischen Tabak lassen sich kaum die man bei der bisherigen Bilanzerstel- zen eines Nationalparks in Ostwestfalen-
noch finden, die Zukunftsaussichten lung schlichtweg vergessen hatte. Im Lippe dagegen war stark umstritten. Die
sind also reichlich duster, was Baden- Juli konnte dann endlich die Eröffnungs- Wirtschaft fürchtete negative Auswir-
Württemberg aber nicht daran hinderte, bilanz zum 1. Januar 2009 fertiggestellt kungen auf die Holz- und Forstwirtschaft
jährlich rund 400.000 Euro in besagte werden. Jetzt will man darangehen, die Der Einbau eines überflüssigen Fahrstuhls und ob der Tourismus profitieren würde,
Tabakforschung zu stecken. Der Landes- Jahresabschlüsse 2009 bis 2011 zu er- wurde verhindert. ist sehr zweifelhaft. Und die Kommunen,
rechnungshof war nicht begeistert, in arbeiten. Gleichzeitig ist die Finanzsi- die von einem Nationalpark Senne be-
seiner Denkschrift 2012 hatte er emp- tuation der Stadt (rund 42.000 Einwoh- Infolge sofortiger Intervention – auch troffen wären, fürchteten um den dort
fohlen aus der Tabakforschung auszu- ner) weiterhin dramatisch. Der Fehlbe- des Bundes der Steuerzahler im Ok- gelegenen Truppenübungsplatz. Die
steigen. Dem schloss sich der Bund der trag im aktuellen Haushalt liegt bei 4,5 tober 2012 – konnte der Einbau eines Stadt Horn-Bad Meinberg und Stephan
Steuerzahler Baden-Württemberg an Mio. Euro. Von der Kommunalaufsicht entbehrlichen Aufzugs im historischen Prinz zur Lippe weigerten sich von An-
und veröffentlichte die Empfehlung im wurde festgestellt, dass die dauerhafte Ansbacher Stadthaus und damit eine fang an beharrlich, die Waldgebiete in
Schwarzbuch 2012. Und siehe da, kurz Leistungsfähigkeit nicht gegeben ist. überflüssige Ausgabe von Steuergel- ihrem Besitz einem Nationalpark zur
darauf verkündete das zuständige Minis- Bleibt zu hoffen, dass Verwaltung und dern in Höhe von mindestens 425.000 Verfügung zu stellen. Schwierigkeiten
terium das Aus für die Tabakforschung Stadtvertretung jetzt endlich wieder die Euro erfolgreich verhindert werden. So gab es auch bei den Plänen des Landes,
mit öffentlichen Geldern. Passend dazu notwendige Übersicht bekommen. hat der Ansbacher Stadtrat im Novem- eigene Waldstücke mit denen des Lan-
titelte die Schwäbische Zeitung „Nach ber 2012 beschlossen, „das Vorhaben desverbandes Lippe zu tauschen; ein sol-
Eintrag ins Schwarzbuch: Land steigt Ansbach. Die Stadt Ansbach beabsich- nicht weiterzuverfolgen und die hierfür cher Tausch wäre rechtlich vermutlich
aus Tabakforschung aus“. tigte, in ihr denkmalgeschütztes Stadt- vorgesehenen Haushaltsmittel zweckge- nicht haltbar gewesen. Ein Schlichter,
haus einen Fahrstuhl einzubauen, ob- bunden für eine barrierefreie Erschlie- ehemaliger Staatssekretär des NRW-Mi-
Pinneberg. Im Schwarzbuch 2011 kriti- wohl dies keine optimale Lösung für ßung des Rathausareals einzustellen“. nisteriums für Bauen und Verkehr, sollte
sierten wir das mangelhafte Mahnwe- Behinderte darstellte. Der Aufzug wäre Eine vernünftige Entscheidung! helfen, die unterschiedlichen Positionen
sen der Stadtkasse von Pinneberg. Rund nämlich nicht für alle Rollstuhlarten miteinander zu vereinbaren. Doch wie
16.500 offene Forderungen mit einem geeignet gewesen. Da ohnehin in un- NRW. Nationalpark Teutoburger Wald die Presse Ende Oktober 2012 berich-
Gesamtvolumen von über 6 Mio. Euro mittelbarer Nähe ein altes, stadteigenes und Eggegebirge/Senne – wer kann dazu tete, sind seine Bemühungen gescheitert
hatten sich angesammelt, ohne dass den Gebäude, das sogenannte „Schramm- schon „nein“ sagen, fragte der BdSt im und die Pläne für einen Nationalpark in
Außenständen wirksam nachgegangen haus“, abgerissen und durch einen Neu- Schwarzbuch 2012 und zählte unter- Ostwestfalen-Lippe werden zu den Ak-
wurde. Mittlerweile hat sich herausge- bau, inklusive Einbaus eines Aufzugs, schiedliche Personen und Institutionen ten gelegt. Hartnäckige Kritik wie die
stellt, dass das Chaos in der Buchfüh- ersetzt wird, ist ein eigener Fahrstuhl auf, die das können. Die gute Nachricht des BdSt und überzeugter Widerstand
rung der Kreisstadt noch viel größer im Stadthaus nicht mehr gerechtfertigt. für die Steuerzahler: Das Vorhaben, zahlen sich eben aus.

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Erfolge Erfolge

Garbsen. Bundesweit prangerte der tete, für Grundstücksflächen an anderer heblicher Schaden für den Steuerzah-
BdSt im Jahr 2011 bis dahin angefal- Stelle einen mit dem gleichen Eigentü- ler. Bereits in den 1950er Jahren wurde
lene Pachtzahlungen in Höhe von fast mer abzustimmenden Bebauungsplan die Stadt Bad Segeberg durch eine Stif-
1,1 Mio. Euro für ein völlig nutzloses aufzustellen. Die Gemeinde sei für die tung Eigentümerin des Eichenhofs un-
Grundstück an. Im Jahr 1974 wollte Nichterstellung des Bebauungsplans da- ter der Voraussetzung, dass hier eine
die eigenständige und kurz danach in hingehend sanktioniert worden, dass die Alten- und Pflegeeinrichtung betrieben
der Stadt Garbsen aufgegangene Ge- Pacht bzw. der Erbbauzins für das beab- wird. 2002 wurde dann beschlossen,
meinde Berenbostel auf einem rund sichtigte Sportgelände deutlich anstei- die Einrichtung gründlich zu moderni-
32.600 Quadratmeter großen Gelände gen sollte. In dieser Kopplungsverpflich- sieren, zu erweitern und insbesondere
eine Sportanlage mit Tribüne errichten. tung sieht das Landgericht Hannover für Demenzkranke auszurichten. Doch
Dazu ist es aber nie gekommen. Nun einen Verstoß gegen die guten Sitten. das Projekt lief völlig aus dem Ruder:
hat das Landgericht Hannover den da- Die Erfüllung öffentlicher Aufgaben (Er- Ende gut, alles gut. Das Kurhaus in Bad Aus ursprünglich vorgesehenen 4,2
mals über 99 Jahre geschlossenen Erb- richtung einer Sportanlage) dürfe nicht Liebenstein ist wieder in Betrieb. Mio. Euro Investitionssumme wurden
baurechtsvertrag, nach dem die Stadt von einer gesetzlich nicht vorgesehenen am Ende Gesamtkosten von über 9 Mio.
Garbsen zuletzt jährlich 41.000 Euro wirtschaftlichen Gegenleistung (Erstel- Defizite beim Betrieb so hoch, dass die Euro. Ein für rund 70.000 Euro gebauter
Pacht zahlen musste, als „sittenwidrig lung eines maßgeschneiderten Bebau- Stadt das rund 4,5 Mio. Euro teure Kur- Stall sollte der Selbstversorgung und
und damit nichtig“ eingestuft. Die Stadt ungsplans) abhängig gemacht werden. haus wegen der hohen Folgekosten wie- der Beschäftigung der Heimbewohner
Garbsen hatte im letzten Jahr die Pacht- Anders als im Jahr 1975 das Oberlan- der schloss. Steuergeldverschwendung dienen, doch dafür gab es nie die er-
zahlungen eingestellt und damit das desgericht Celle, geht das Landgericht drohte. Die Kommune reagierte auf die forderliche Genehmigung. Das gesamte
nicht rechtskräftige Urteil vom 3. Mai Hannover von der Gesamtnichtigkeit Kritik und bemühte sich um eine Wie- Heimprojekt erwies sich von Anfang an
2013 ausgelöst. Demnach sei mit dem des Erbbaurechtsvertrags aus. Damit dereröffnung des Hauses. Teilbereiche als wirtschaftlich nicht tragfähig. Die
Erbbaurechtsvertrag ein unzulässiges hat sich nach kritischen Nachfragen des des Kurhauses wurden zunächst auf Verantwortlichen bei der Stadt Bad Se-
Kopplungsgeschäft verknüpft gewesen, BdSt das entschiedene Vorgehen des privatwirtschaftlicher Basis im Okto- geberg waren offenkundig sowohl mit
das die Gemeinde zusätzlich verpflich- Garbsener Bürgermeisters ausgezahlt, ber 2011 durch ehemalige Angestellte dem Bau als auch mit dem Betrieb der
der sich nicht mit den jahrzehntelan- eröffnet. Inzwischen wurde mit einem Einrichtung überfordert. Unter dem
gen Pachtzahlungen abfand und diese privaten Betreiber ein Miet- und Be- Strich musste der städtische Haushalt
wegen erheblicher rechtlicher Zweifel triebsführungsvertrag zum Kurhaus ab- bis zu 700.000 Euro Unterdeckung im
einstellte. Nun gilt es, die Rückforde- geschlossen. Zur Freude der Einwohner, Jahr ausgleichen – eine Großbaustelle
rung bereits geleisteter Zahlungen mit Besucher und Kurgäste kann das Ge- für den 2008 neu gewählten Bürgermeis-
gleicher Sorgfalt zu prüfen und voran- bäude seit dem 13. Dezember 2012 nun ter. Durch Nutzungsänderungen und
zutreiben. wieder genutzt werden. Umorganisation konnten zunächst die
Defizite deutlich reduziert werden. Jetzt
Bad Liebenstein. Im Schwarzbuch 2011 Bad Segeberg. Einen schweren Klotz am hat die Stadt den Vorschlag des Bundes
hatten wir über die Schließung des Bein konnte jetzt die Stadt Bad Sege- der Steuerzahler aufgegriffen, sich voll-
neuen Kurhauses in Bad Liebenstein berg abwerfen: Sie hat das Pflegeheim ständig von der Einrichtung zu trennen.
Vorerst sind keine unsinnigen Pachtzah- zum 1. Juli 2011 berichtet. Nach nur Eichenhof an einen privaten Eigentü- Die Anlage wurde an einen neuen Ei-
lungen für dieses Grundstück mehr fällig. zwei Jahren waren die erwirtschafteten mer verkauft. Trotzdem bleibt ein er- gentümer für 3,85 Mio. Euro veräußert,

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Erfolge Nachlese

Nachlese
Was daraus geworden ist ...
der wiederum an einen professionellen Dortmund. Das Leuchtturmprojekt gewerken hatten trotz Verzögerungen
Betreiber vermietet hat. Damit ist die „U-Turm“ hat es schon zwei Mal ins auf der Baustelle Zahlungsansprüche.
Stadt Bad Segeberg das jährliche Defi- Schwarzbuch gebracht: zuerst, weil der So fielen für Beschleunigungskosten
zit aus dem Heimbetrieb endgültig los. Umbau des ehemaligen Brauereigebäu- 3,5 Mio. Euro an. Gezahlt wurde nach
Weiterhin müssen allerdings noch rund des zum Kultur- und Kreativzentrum dem Prinzip „rechte Tasche, linke Ta-
300.000 Euro jährliche Zinsbelastung für mehr als 30 Mio. Euro teurer geworden sche“: Das städtische Sondervermögen
die seinerzeit aufgenommenen Kredite war als geplant, und dann, weil sich in „Grundstücks- und Vermögensverwal-
verkraftet werden. Doch auch hier gilt: der Folge auch die Betriebskosten ver- tungsfonds Dortmund“ trägt die Kosten.
Lieber ein Ende mit Schrecken als ein vielfacht hatten. Anfragen des BdSt Der Eigenbetrieb „Kulturbetriebe Dort-
Schrecken ohne Ende. nach den geplanten Kosten, den tat- mund“ zahlt an das städtische Sonder-
sächlichen Kosten, den Gründen für die vermögen Miete. Das Teilprojekt „Um-
Germersheim. Im pfälzischen Germers- BdSt bewegt Bürgermeister zum Umden- Kostensteigerungen und die Finanzie- nutzung zu einem Zentrum für Kunst
heim werden die runden Geburtstage ken. Er zahlt Partykosten teilweise zurück. rung lehnte die Stadt Dortmund ab: „Die
der Bürgermeister gern ausgiebig ge- konkreten Kostenentwicklungen in den
feiert. Und damit sich niemand ausge- die Verfügungsmittel bei vergleichbar einzelnen Bereichen wurden und wer-
grenzt fühlt, werden gleich alle Stadt- großen Städten nur auf wenige tausend den grundsätzlich in nichtöffentlicher
bewohner herzlich dazu eingeladen. Im Euro. Doch wie bei den Geburtstags- Sitzung des Rates der Stadt Dortmund
Dezember 2012 war es dann wieder so- feiern pflegte Germersheim auch hier behandelt.“ Da der BdSt der Ansicht
weit. Über 400 Gäste sind der Einladung eine höchst eigenwillige Tradition. Nach ist, dass die Steuerzahler das Recht ha-
gefolgt und haben den 50. Geburtstag der öffentlichen BdSt-Kritik gelobte der ben zu erfahren, wie ihr Geld verprasst
des Stadtoberhaupts im lokalen Kultur- Bürgermeister aber im persönlichen Ge- wird, hat der Verband die Stadt Dort-
zentrum gefeiert. Insgesamt hat das lus- spräch gleich dreifache Besserung. So mund vor dem Verwaltungsgericht auf
tige Treiben nach Angaben der Verwal- soll es zukünftig keine derartigen Ge- Auskunft verklagt. Die Stadt hat direkt
tung etwa 13.400 Euro gekostet – nach burtstagsfeiern mehr auf Steuerzahler- nach Zustellung der Klage geantwortet.
den Berechnungen der Opposition so- kosten geben, von den Partyausgaben Demnach sollte die Dach- und Fach-
gar fast 22.000 Euro. Soweit es sich nicht will er 7.000 Euro an die Stadtkasse zu- sanierung des U-Turms knapp 5 Mio.
um städtische Dienstleistungen han- rückerstatten und die Verfügungsmittel Euro kosten. Daraus wurden fast 23 Mio.
delte, wurden die Kosten weitgehend sollen ab 2014 kräftig reduziert werden. Euro. Trotz vorliegender Gutachten zur
aus den üppigen Verfügungsmitteln Warum können nicht alle Bürgermeister Gebäudesubstanz traten erhebliche
des Bürgermeisters bestritten, denn die so einsichtig sein? Mängel auf, besonders bei der Tragkons-
liegen aktuell bei 25.000 Euro im Jahr. truktion. Unerwartet lange zog sich die
Eigentlich sind diese Verfügungsmittel Winterbaustelle mit entsprechender Be-
für kleine Aufwendungen im Rahmen heizung hin. Weitere Kosten entstanden
dienstlicher Zwecke, z. B. für Präsente u. a. für die Sanierung der Außenwand
wie Blumensträuße oder Wein, nicht oder des Bodens im Erdgeschoss. Der
aber zur Finanzierung schicker Partys schleppende Bauablauf wurde teuer
gedacht. Und eigentlich belaufen sich für die Stadt: Firmen mit Nachfolge- Mal wieder im Schwarzbuch: Der U-Turm.

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Nachlese Nachlese

und Kreativität“ wurde mit 32 Mio. Euro schläge für die Stadtkasse erarbeiten,
vom Land NRW und der EU gefördert. der mit Kosten von bis zu 350.000 Euro
Dabei sollte knapp die Hälfte der Eta- für die Steuerzahler zu Buche schlagen
gen des U-Turms nur rohbauähnlich wird. Trotz der desolaten Lage zeigt
ausgebaut werden. Rund 46 Mio. Euro sich die Oberbürgermeisterin aber wei-
waren dafür vorgesehen, 58 Mio. Euro terhin uneinsichtig bei konkreten As-
wurden es. Der Grund: Das Land NRW pekten des Sparens. Wie im letztjähri-
habe Druck gemacht, dass der U-Turm gen Schwarzbuch berichtet, erlaubte sie
noch im Kulturhauptstadtjahr eröffnet im Frühjahr 2012 etlichen Mitarbeitern
werde. So sei die Ausschreibung auf der der Stadtverwaltung eine Teilnahme
Grundlage einer Entwurfsplanung und am Warnstreik der Gewerkschaft, ohne
nicht wie sonst üblich auf der Grundlage deren Anzahl und die Dauer ihrer Ab- Das Fußballengagement kommt die Steuerzahler teuer zu stehen.
detaillierter Ausführungsplanungen er- wesenheit zu kontrollieren. Dadurch
folgt. Während der Bauzeit wurde sogar war der leeren Stadtkasse ein Schaden hielten. Greifswald behielt auf diese Offenbach. Im Jahr 2009 kritisierte
noch weiter geplant. Den Eigenanteil entstanden, denn die streikenden Mit- Weise rund 1.400 Euro Personalkosten der BdSt im Schwarzbuch den nahezu
von ca. 26 Mio. Euro trägt das städtische arbeiter wurden regulär weiter bezahlt, ein. Das ist zwar keine große Summe, zeitgleichen Neu- bzw. Umbau zweier
Sondervermögen. Hinzu kommen 6,5 obwohl die gewerkschaftlichen Streik- aber einerseits geht es hier grundsätz- zweitligatauglicher Stadien für die be-
Mio. Euro für den nutzerspezifischen kassen die Kosten hätten übernehmen lich um die ordentlichen Pflichten des nachbarten Profifußballvereine Kickers
Endausbau, z. B. für das Museum Ost- müssen. Bis heute sieht die Oberbür- Arbeitgebers und andererseits macht Offenbach (OFC) und FSV Frankfurt.
wall oder das Kino. Und wirklich fer- germeisterin keine Veranlassung, von bekanntlich Kleinvieh auch Mist; gerade Mit einer gemeinsamen Lösung für die
tig sind der U-Turm und sein Umfeld dieser Praxis zu Lasten der Steuerzah- die marode Stadtkasse Schwerins ist auf beiden hessischen Traditionsclubs hätte
immer noch nicht. Die Gesamtkosten ler abzurücken. Dass es auch vernünf- jeden Cent angewiesen. Dennoch wer- allein bei den Baukosten ein zweistelli-
für die Entwicklung des Geländes sind tig geht, zeigen hingegen die anderen den dort die Richtlinien des Kommu- ger Millionenbetrag an Steuergeldern
derzeit nicht abschließend darstellbar, großen Städte Mecklenburg-Vorpom- nalen Arbeitgeberverbandes weiterhin eingespart werden können. Auch ein
so die Stadt. Geprüft werde noch, ob merns. Die Stadtverwaltung Rostock eher lax interpretiert. So will man nach wirtschaftlicher Stadionbetrieb wäre
Planungs- und Koordinierungsfehler zu klärte ihre Mitarbeiter im Vorfeld des Auskunft der Verwaltungsspitze künf- so leichter möglich gewesen. Als im
Baukostenerhöhungen geführt haben. Streiks 2012 umfassend und schriftlich tig von Fall zu Fall entscheiden. Doch Sommer 2012 das neue Stadion auf
Im Einzelfall könnte die Stadt daher über ihre Rechte und Pflichten auf. Die um weitere Lasten für die Steuerzah- dem Bieberer Berg in Offenbach eröff-
Kostenansprüche gegen Dritte haben. streikwilligen Beschäftigten wurden u. ler zu vermeiden, fordert der Bund der net wurde, waren die Kommunalpoli-
Die endgültige Abrechnung ist für Ende a. darauf hingewiesen, dass ihnen wäh- Steuerzahler ein klares Bekenntnis der tiker überzeugt, dass die 25 Mio. Euro
2013 vorgesehen. rend der Zeit der Streikteilnahme kein Oberbürgermeisterin zu ihren Arbeit- Baukosten gut angelegt waren. Nach
Entgelt zustehe und sie sich überdies geberpflichten. Wie in anderen Städten einem Wechsel in der Vereinsführung
Schwerin. Seit Jahren fährt die Landes- ordentlich ab und wieder anmelden längst Praxis, muss auch Schwerin end- des OFC wurde jedoch bekannt, dass
hauptstadt Schwerin enorme Defizite müssten. Ähnlich verfuhren auch Neu- lich entsprechende Vorschriften erlas- die Schulden der ausgegliederten Profi-
ein. Künftig wird ein im Auftrag und auf brandenburg und Greifswald, die sich sen. Diesen Aspekt sollte der kürzlich GmbH mit über 9 Mio. Euro deutlich
Weisung des Innenministeriums ein- ebenso wie Rostock an die Vorgaben des eingesetzte Sparkommissar kritisch un- höher waren als zuvor angegeben. Um
gesetzter Sparberater Sanierungsvor- Kommunalen Arbeitgeberverbandes ter die Lupe nehmen. die drohende Insolvenz des Drittligisten

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Nachlese Nachlese

und den Wegfall des Hauptmieters zu wie gewünscht angenommen wurde, im


verhindern, war die Stadt Offenbach be- Schwarzbuch 2010 kritisiert. Jetzt muss
reit, Schulden der Profi-GmbH bei der die Stadt schon wieder Geld in die Hand
städtischen Stadiongesellschaft SBB in nehmen. Der Veranstaltungsplatz mit Die BayernLB - ein leidiger Dauerbrenner für die Steuerzahler.
Höhe von 610.000 Euro zu erlassen und dem in Beton gefassten Wasserbecken
Mietkosten von insgesamt 1.215.000 wirkte trostlos, die Halden waren verwil- die noch aus Fördermitteln verfügbar ten der bayerischen Steuerzahler ent-
Euro über drei Jahre zu stunden. Auch dert und die Aussicht von ihnen herab sind, „optimiert“. Aus dem Dreiecksplatz wickeln. Denn es steht zu befürchten,
das Land Hessen wollte mit einer Bürg- wenig spektakulär. Auf dem sogenann- soll der Platz der Begegnung werden, der dass die HGAA Kredite über noch 2,3
schaft helfen. Dennoch wurde der Profi- ten Dreiecksplatz hatten seit seiner Er- mit fünf Hochbeeten die internationalen Mrd. Euro, die die BayernLB ihrem ehe-
GmbH die Lizenz für die 3. Liga entzo- öffnung 2008 nur sechs Veranstaltungen Städtepartnerschaften der Stadt Wür- maligen Tochterunternehmen im Jahr
gen, kurz danach musste sie einen In- stattgefunden. Viele Male kam es zu selen thematisiert. Für Veranstaltungen 2008 gewährt hatte, nicht vollständig
solvenzantrag stellen. Die Vereinbarung Vandalismusschäden, die die Stadtkasse kann der Platz dann ohne Weiteres nicht zurückzahlt. (Von ursprünglich rund
über Schuldenerlass und Mietstundung belasteten. Mehrfach konnte die kleine mehr genutzt werden. Immerhin ist am drei Mrd. Euro sind bisher lediglich 700
ist damit zwar hinfällig, durch das In- Halde in den vergangenen Jahren aus Rande des Kalkhaldenparks nun eine Al- Mio. Euro zurückgezahlt worden.) In
solvenzverfahren wird es aber dennoch Sicherheitsgründen nicht betreten wer- tenwohnanlage gebaut worden, die auf Österreich bewertet man nämlich den
zum Forderungsverlust für die Stadt den. Die feinmaschigen Edelstahlnetze etwas mehr Belebung und soziale Kon- besagten Milliardenkredit der BayernLB
kommen. Zudem wurde die Miete von und Spanndrähte, die die steilen Hänge trolle hoffen lässt. an die HGAA als „verdeckten Eigenkapi-
525.000 auf 200.000 Euro jährlich re- und die Geländer sicherten, wurden be- talersatz“, der nicht zurückgezahlt wer-
duziert, damit im nagelneuen Stadion schädigt, zerschnitten oder entwendet München. Das Finanzdesaster um die den müsse. Der noch ausstehende Be-
wenigstens viertklassiger Fußball statt- und sind mittlerweile durch feste Me- Bayerische Landesbank (BayernLB) trag von 2,3 Mrd. Euro sei „bis zu einer
finden kann. Vor der Einigung über die tallzäune und -geländer ersetzt worden. wird wohl zu einem Dauerbrenner in nachhaltigen Sanierung der HGAA mit
Miete wurde gar über einen Umzug des Kosten für die Stadt: rund 35.000 Euro. unseren Schwarzbüchern. Infolge ge- einer Rückzahlungssperre“ belegt wor-
OFC in das Stadion des FSV Frankfurt Probleme gab es auch mit dem Kalkhal- wagter Geschäfte mit hoch risikobehaf- den. Wenig Gehör in Österreich fand
spekuliert. Ein kostendeckender Betrieb denteich. Müll wurde hineingeworfen teten Wertpapieren, sogenannter Asset dabei der bayerische Finanzminister
des Offenbacher Stadions wird nun und Fische wurden ausgesetzt, die dort Backed Securities (ABS), musste sich der mit seiner Forderung „I want my money
deutlich schwieriger. Ein Beispiel dafür, nicht hingehören und an Sauerstoffman- Freistaat Bayern im Jahr 2008 mit einer back“. Hilfe erwartet sich die Bayerische
wie Städte durch den Bau und Betrieb gel starben. Für 800 Euro schaffte die Zehn-Milliarden-Euro-Kapitalspritze Landesbank insoweit vom Landgericht
von Stadien erpressbar werden, bis Stadt daher eine Pumpe an, um den Teich tief verschulden, um seine Landesbank München I. Dieses soll per Feststel-
schließlich eine Dauersubvention droht. dauerhaft mit Sauerstoff zu versorgen. vor dem Zusammenbruch zu retten. Mit lungsklage schwarz auf weiß attestieren,
Eigentlich sollte der Teich im Unterhalt dem überteuerten Erwerb und billigem dass die HGAA „zur vertragsgemäßen
Würselen. Knapp 2 Mio. Euro hatte die knapp 1.400 Euro kosten, tatsächlich Abstoßen der maroden österreichischen Zahlung von Zins und Tilgung unter den
Stadt Würselen mit Hilfe des Landes aus- sind es aber über 2.400 Euro. Regress- Skandalbank Hypo Group Alpe Adria bestehenden Finanzierungsverträgen“
gegeben, um zwei ehemalige Kalkhal- ansprüche gegenüber den Planern des (HGAA) wurden rund 3,7 Mrd. Euro verpflichtet ist. Sollte sich dagegen der
den und eine Brache an die Innenstadt Teiches und der Treppenanlagen waren zu Lasten der bayerischen Steuerzahler Sinneswandel auf österreichischer Seite
anzubinden. Der BdSt hatte die teure bislang erfolglos, ebenso die Strafanzei- in den Sand gesetzt. Doch damit nicht als rechtens erweisen, wird es für die
Verschönerungskur, die wenig überzeu- gen gegen unbekannte Zerstörer. Nun genug. Die Ex-Tochter HGAA wird sich BayernLB ganz schön eng werden. Leid-
gend war und von den Bürgern nicht wird der Platz für weitere 50.000 Euro, wohl zu einem Fass ohne Boden zu Las- tragende wären dann wieder einmal die

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Nachlese Nachlese

bayerischen Steuerzahler, die bis ein- genden Erkenntnisse“ erstellt. Und nun ab. Bis dahin zieht sich die städtische
schließlich 2011 jährlich rund 340 Mio. hat die Stadt nach eigener Darstellung Realisierungsgesellschaft auf die Rolle
Euro Zinsen für die 10 Mrd. Euro teure erstmals auch das Nachtrags- und Ab- des Beobachters zurück; die Rolle des
Rettung ihrer Landesbank aufzubringen rechnungsrisiko bis zum Bauzeitende Anwalts für Qualität und künstlerischen
hatten. Die Steuerzahler dürfen auch ge- prognostiziert und dargestellt. Beson- Anspruch übernimmt das Büro Herzog
spannt sein, ob es der BayernLB tatsäch- ders dreist: Die Zuschüsse vom Land & de Meuron, das für sein gesamtes En-
lich gelingen wird, bis 2019 fünf Mrd. NRW waren vor Beginn der Baumaß- gagement mit über 100 Mio. Euro gera-
Euro – wie mit der EU-Kommission ab- nahme auf rund 384 Mio. Euro gedeckelt dezu fürstlich entlohnt wird. Trotz der
gestimmt – an den Freistaat Bayern zur worden. Nun will die Stadt auch für die dramatischen Kostensteigerung hat der
Tilgung der ihr gewährten 10 Mrd. Euro Mehrkosten einen Zuschuss und ver- Steuerzahlerbund der Neuordnungs-
teuren Finanzspritze zurückzuzahlen. In Düsseldorf drohen den Steuerzahlern handelt darüber mit Land und Bund. vereinbarung zugestimmt. Eine Kündi-
Mehrkosten beim Bau der Wehrhahnlinie. gung der Verträge mit der Folge einer
Düsseldorf. Der Bau der Wehrhahnlinie Hamburg. In Hamburg entsteht bekannt- Einzelvergabe der Gewerke auf Basis
macht Fortschritte. Solche Meldungen nissen im Baugrund, überraschende lich ein besonders teurer Musentempel. europaweiter Ausschreibungen durch
erfahren die Bürger auf der Homepage Funde von Rohren und Leitungen, zu- Für die Elbphilharmonie müssen die die städtische Realisierungsgesellschaft
der Stadt Düsseldorf. Was die Stadt aber sätzliche Sicherungsmaßnahmen und Steuerzahler sehr tief in ihre Taschen wäre dem Steuerzahler deutlich teurer
lieber nicht an die große Glocke hängt: Umplanungen, weil man auf einen jü- greifen. Aktuell stehen rund 800 Mio. gekommen als öffentlich kommuniziert.
Die U-Bahn-Strecke wird nach neuesten dischen Friedhof aus dem 17. Jahrhun- Euro auf der Rechnung. Die wesentliche Dies geht aus vertraulichen Akten her-
Erkenntnissen wohl insgesamt 179 Mio. dert stieß. Da nach jüdischem Glauben Ursache für die enorme Kostensteige- vor, in die ein Vertreter des Bundes der
Euro teurer als geplant. 650 Mio. Euro die dort aufgefundenen Gebeine nicht rung ist eine zu frühe Ausschreibung des Steuerzahler Einsicht nehmen konnte.
sollte der Bau von zwei Haltepunkten umgebettet werden dürfen, musste der Projekts, noch bevor die Entwurfspla- Wurde Steuergeld in der Elbphilhar-
und sechs U-Bahnhöfen ursprünglich Friedhof bestmöglich geschont wer- nung abgeschlossen wurde. Dies führte monie verpulvert? Ja! Steuergeld hätte
kosten. 2011 stiegen die Kosten auf 748 den. Kosten für die Umplanung: knapp zu teuren baubegleitenden Planungen, gespart werden können, wenn die Stadt
Mio. Euro – und die Wehrhahnlinie kam 15 Mio. Euro. Dabei soll der Friedhof die im Mahlstrom zwischen dem Gene- erst die Entwurfsplanung vollendet
ins Schwarzbuch des BdSt. Ende 2012 auf historischen Plänen durchaus ein- ralunternehmen Hochtief und dem Gene- hätte, bevor sie das Projekt ausschrieb.
kletterten die Baukosten auf 782 Mio. gezeichnet gewesen sein. Wird die ralplaner Herzog & de Meuron teilweise Dieses übliche Vorgehen wurde eklatant
Euro. Mittlerweile rechnet die Stadt Wehrhahnlinie am Ende sogar noch viel im Chaos endeten und für eine zeitweise missachtet, weshalb die Kosten drama-
schon mit knapp 829 Mio. Euro. Bei den teurer? Auf die Berechnungen der Stadt und z. T. monatelange Stilllegung der tisch stiegen. Aus diesem Fehler hat der
Gründen für die Baukostensteigerungen ist jedenfalls kein Verlass: Schon Mitte Baustelle sorgten. Doch seit Juni 2013 Hamburger Senat immerhin gelernt. Mit
bleibt die Stadt schwammig. Als Haupt- 2011 waren für die damalige Hochrech- ist der Frieden zwischen den streitenden der Drucksache „Kostenstabiles Bauen“
grund nennt sie Preisgleitung in den nung der zu erwartenden Baukosten auf Parteien hergestellt: Die Hamburgische hat er einen verbindlichen Anforde-
Verträgen mit den ausführenden Un- 748 Mio. Euro nicht nur die reinen Bau- Bürgerschaft stimmte einer Neuord- rungskatalog an zukünftige Bauprojekte
ternehmen. Das hat zur Folge, dass die kosten, sondern „alle mit dem Projekt nungsvereinbarung zwischen dem Bau- vorgelegt, die ähnliche Entwicklungen
Firmen nachträglich höhere Personal- verbundenen Kosten bis zum Bauzeit- unternehmen Hochtief und der Stadt wie bei der Elbphilharmonie verhindern
und Materialkosten in Rechnung stellen ende“ ermittelt worden. Im November zu. Zu einem Globalpauschalfestpreis sollen. Zum ersten Mal angewendet wird
können. Weitere Gründe, die die Kosten 2012 wurde die Kostenprognose von 782 von 575 Mio. Euro (netto) liefert Hoch- der Katalog bei der dringend notwen-
steigen ließen: Beseitigung von Hinder- Mio. Euro „auf Basis aller derzeit vorlie- tief das Gebäude schlüsselfertig 2016 digen Sanierung des Congress Center

98 99
Nachlese Nachlese

Hamburg (CCH). Die bisherigen Pla- nanzen überhaupt gar nicht bekannt sei. ter stellte sich heraus, dass man wich-
nungsschritte in diesem Projekt stimmen Stattdessen verwies der Senat auf den tige Positionen wie Versicherungen,
zuversichtlich. Kaufvertrag, den der Investor zwischen- Gas, Wasser und bereits vorhandene
zeitlich auf seine Homepage gestellt Personalkosten für das benachbarte
Berlin. Im letzten Schwarzbuch berich- hatte, nachdem die Medien im Sommer Osthaus-Museum nicht mitgerechnet
teten wir vom Verkauf des Sport- und 2013 seine Bauvoranfragen für das SEZ- hatte. 2010 betrugen die tatsächlich auf-
Erholungszentrums (SEZ), den der Ber- Grundstück beim Bezirk öffentlich ge- gewandten Kosten 1,3 Mio. Euro, 2012
liner Senat bereits 2003 veranlasst hatte. macht hatten. Eine Strafanzeige wegen lagen die Betriebskosten sogar bei fast
Der Kaufpreis von nur einem symbo- des Verdachts auf besonders schwere, 1,5 Mio. Euro. Für 2013 wird mit Kosten
lischen Euro für das fast 50.000 Qua- gemeinschaftliche Untreue zulasten des in gleicher Größenordnung gerechnet.
dratmeter große Areal war damals in Landes Berlin, die der Bund der Steu- Dabei sollte das ESM mit seinem Ener-
der Öffentlichkeit vom Finanzsenator an Das landeseigene SEZ-Areal in Berlin erzahler aufgrund des nun bekannten gieverbrauch vorbildlich sein, denn sein
die feste Bedingung geknüpft worden, wurde bedingungslos verschenkt. SEZ-Vertrags gestellt hatte, ist von der Energiebedarf sollte weitgehend durch
dass der Investor die Schwimmhalle in- Berliner Staatsanwaltschaft in Windes-
nerhalb von fünf Jahren zu einem mo- Antrag auf Aktenauskunft nach dem eile zurückgewiesen worden. Diese ver-
dernen, familienfreundlichen Spaßbad Berliner Informationsfreiheitsgesetz im mochte keine konkreten Anhaltspunkte
umbaut. Auch in parlamentarischen Jahr 2013 reagierte diese, beantwortete für das Vorliegen von Straftaten zu er-
Drucksachen war stets die Rede von die Fragen des Bundes der Steuerzah- kennen und teilte mit, dass soweit eine
Hallenbad, Schwimmbad und Badebe- ler jedoch teilweise nur ausweichend Untreue bereits durch den Verkauf des
trieb. Für den Fall, dass der Investor und unvollständig. Jedenfalls behauptet SEZ zum symbolischen Kaufpreis von
das Hallenbad nicht fristgerecht eröff- die Senatsverwaltung hinsichtlich der einem Euro in Betracht gekommen sein
nen würde, sei eine Vertragsstrafe und Vertragsstrafeklausel, dass es keine An- sollte, eine solche Straftat bereits nach
ein Rückkaufrecht im Vertrag vorge- haltspunkte für eine Vertragsverletzung fünf Jahren verjährt wäre. Was für ein
sehen, hatte damals der Senat Kritiker gegeben habe. Auf die Frage, an wel- praktischer Zufall, dass die vertrag-
beruhigt. Der Investor ließ jedoch die chem Datum und in welchem Umfang liche Frist für die Inbetriebnahme des
Fünfjahresfrist ungenutzt verstreichen. denn im baurechtlichen Sinne ein Hal- Schwimmbadbetriebs ebenfalls fünf
Selbst Mitte 2010 gab es nachweislich lenbad- bzw. Schwimmbetrieb im SEZ Jahre betragen hat.
noch nicht einmal eine Genehmigung wieder aufgenommen worden sei, wollte
zum Betrieb eines Hallenbades im SEZ, der Senat aber offenbar überhaupt nicht Hagen. Zweimal schon war das Emil-
geschweige denn ein Hallenbad im bau- antworten. Erst hieß es, dass vom Käu- Schumacher-Museum (ESM) im
rechtlichen Sinne. Und auch bis heute ist fer ein Badebereich präsentiert worden Schwarzbuch vertreten, denn es hat
nicht erkennbar, dass ein Hallenbadbe- sei, der dem von ihm selbst eingereich- viel höhere Folgekosten nach sich gezo-
trieb im SEZ jemals wieder aufgenom- ten Nutzungskonzept entspricht. Dann gen als ursprünglich geplant. Bis heute
men worden wäre. Anfragen des Bundes hieß es im Widerspruchsbescheid, dass scheint das ESM nicht unter einem gu-
der Steuerzahler zum SEZ hatte die Se- eine spezielle baurechtliche Definition ten Stern zu stehen. Bei der Entschei-
natsverwaltung für Finanzen zunächst für einen Hallenbad- bzw. Schwimmbe- dung des Rates im Jahr 2002 rechnete Die Stadt Hagen hat immer noch Pro-
ignoriert. Erst auf einen förmlichen trieb bei der Senatsverwaltung für Fi- man mit 461.000 Euro Folgekosten. Spä- bleme, ordentlich zu kalkulieren.

100 101
Nachlese Nachlese

regenerative Energien gedeckt werden. einem Eintrittspreis von einem Euro die trieb in gleicher Höhe gerechnet. Hinzu
Doch das innovative Energiekonzept ist Besucherzahlen zu steigern. Aus Steu- kommen die Kapitalkosten für die Inves-
bis heute mit Mängeln behaftet. „Fakt erzahlersicht mindestens irritierend ist tition. Auch die Kosten für Infrastruktur-
ist, dass die Planer eine energetisch auch ein Deal der Stadt mit dem Pächter projekte zur besseren Anbindung des
günstige Bewirtschaftung zugesichert der Gastronomie im Museumskomplex. Airports müssen von der öffentlichen
haben, die sich in dieser Größenord- Dieser hat sein Restaurant auf eigene Hand getragen werden.
nung wohl nicht einstellen wird“, so die Kosten ausgebaut und eingerichtet und
Stadt. Zudem traten Hygieneprobleme muss erst nach zehn Jahren Miete zah- Radevormwald. Mit der Baukosten-
in den haustechnischen Anlagen auf. Da len. Sollte der Pächter vorher aufgeben, steigerung und Bauzeitüberschrei-
Trinkwasserleitungen mit Keimen befal- bleibt die Einrichtung für zehn Jahre tung beim Freizeitzentrum Life-ness
len sind, müssen sie regelmäßig gespült kostenfrei im Mietobjekt. Was die Stadt stand Radevormwald bereits 2009 im
werden. Die Folge ist ein schwankender außer fehlenden Mieteinnahmen davon Ein Minusgeschäft für die Steuerzahler: Schwarzbuch. Die Umwandlung des
Wasserdruck in der Sprinkleranlage, die hat, bleibt ihr Geheimnis. Der Flughafen Kassel-Calden. Aquafun zum Life-ness sollte eigentlich
den Brandmelder auslöst und die Feu- 3,5 Mio. Euro nicht überschreiten. We-
erwehr alarmiert. Bis eine technische Kassel-Calden. Schon im Jahr 2005 fünf andere Flughäfen gibt und die Re- nige Tage vor der Eröffnungsfeier gab
Lösung gefunden wurde, um die Fehl- warnte der BdSt in seinem Schwarzbuch gion Kassel zudem hervorragend über der Projektleiter zu, dass vieles noch
alarme zu unterbinden, hatte die Stadt vor einer Steuergeldverschwendung Straße und Schiene angebunden ist. nicht fertig sei. Damals hieß es, dass
insgesamt schon 31.500 Euro für das durch den Neubau des Regionalflug- Zweifel an einem ausreichenden Bedarf die Baukosten um mehr als 2 Mio. Euro
Ausrücken der Feuerwehr gezahlt. Wer hafens Kassel-Calden. Gesellschafter für den Neubau lagen also auf der Hand. gestiegen seien. Zudem war die Bau-
verantwortlich für all diese Mängel ist, der Betreibergesellschaft sind das Land Bei der Eröffnung wurde zunächst mit stelle unvollendet und vieles schadhaft.
wird seit Dezember 2010 in einem selbst- Hessen, die Stadt und der Landkreis einem Dutzend regelmäßigen Flügen Zuständig war die Bäder Radevorm-
ständigen Beweisverfahren geklärt. Är- Kassel sowie die Gemeinde Calden. Am pro Woche im Sommerflugplan gerech- wald GmbH, eine Eigengesellschaft
ger scheint es auch mit der Emil Schu- Anfang der Planungen vor über zehn net. Doch es kam schnell zu Ausfällen. der Stadt Radevormwald. Die hatte
macher Stiftung zu geben: „Nach Auf- Jahren ging man noch davon aus, dass Schließlich waren selbst in der Som- schon 2009 nicht auf die Fragen des
fassung der Stadt Hagen steht seitens ein rentabler Betrieb des Flughafens nur merferienzeit nur acht Ferienflüge pro BdSt geantwortet. 2012 interessierte
der Emil Schumacher Stiftung noch ein bei maximalen Baukosten in Höhe von Woche vorgesehen, von denen aber ei- den Verband, wie hoch die Kosten ab-
Betrag von 750.000 Euro zur Zahlung 63,9 Mio. Euro möglich sei, während der nige abgesagt werden mussten. Für den schließend tatsächlich waren und wie
aus. Die Stiftung hat diesen Betrag bis- Steuerzahlerbund auf mögliche Gesamt- Winterflugplan wird mit einem weiteren sich das Freizeitzentrum wirtschaft-
lang nicht bezahlt, da sie die zur Zahlung kosten von über 200 Mio. Euro verwies. Rückgang der Flugtätigkeit gerechnet. lich entwickelt hatte. Denn immerhin
verpflichtende Vertragspassage anders 2003 nannte die hessische Landesregie- Die erhofften Passagierzahlen für das hatte die Stadt Bürgschaften für das
auslegt.“ Keinen Anlass zur Freude ge- rung Kosten von 102 Mio. Euro, 2004 Eröffnungsjahr 2013 wurden deutlich Life-ness übernommen, für seine Fer-
ben auch die Besucherzahlen: Während wurden daraus 151,5 Mio. Euro. Mit der nach unten korrigiert. Da wundert es tigstellung schließlich weitere 800.000
im ersten vollen Eröffnungsjahr 2010 Eröffnung im April 2013 steht fest, dass nicht, dass kaum jemand mehr über das Euro aus dem Haushalt hingeblättert
noch 41.138 Besucher ins ESM kamen, der Steuerzahler letztlich Baukosten in zeitnahe Erreichen einer „schwarzen und bis 2012 einen jährlichen Zuschuss
waren es 2012 nur noch 23.673 Gäste. Höhe von 271 Mio. Euro zu tragen hat. Null“ im Betrieb redet. Das Minus be- von 500.000 Euro für den Betrieb des
Zwischenzeitlich versuchte die Stadt mit Das Projekt wurde vorangetrieben, ob- trug im letzten Jahr 6,6 Mio. Euro. Auch Life-ness gezahlt. Außerdem fragte der
einer Happy Hour in der Mittagszeit und wohl es im Umkreis von 200 Kilometern für 2013 wird mit einem Verlust im Be- BdSt, wie die Rechtsstreitigkeiten mit

102 103
Nachlese Nachlese

pels ist. Es existiere keine Nachfrage am


Markt, so die IDR. Welche Kosten die
Lagerung des Pavillons in den vergan-
genen 7 Jahren verursacht hat, will die
IDR nicht sagen. Der Pavillon soll nun
verschenkt werden.

Flensburg. Bereits im Schwarzbuch


Der „Drei-Monats-Tempel“ in Düsseldorf verursacht auch nach 7 Jahren noch hohe Kosten. 2008 warnten wir vor den ausufernden
Planungen und den überzogenen Besu-
den am Bau beteiligten Unternehmen 642.000 Euro verringert haben. Seitens cherprognosen für das 16,8 Mio. Euro
und Projektsteuerern ausgegangen wa- der Bäder Radevormwald GmbH seien teure Campusbad in Flensburg und for- Der BdSt hatte gewarnt. Nun bleiben die
ren und ob es Schadenersatz gegeben keine Schadenersatzzahlungen geleistet derten eine Beschränkung auf eine reine Steuerzahler auf Verlusten sitzen.
habe. Doch die Bäder Radevormwald worden. Sportstätte. 2011 mussten wir dann be-
GmbH verweigerte die Antwort, weil richten, dass tatsächlich die erwarteten werden damit die privaten Partner an
sie ein privatrechtliches Unternehmen Düsseldorf. Erinnern Sie sich noch an Besucherzahlen nicht erreicht werden diesem Gemeinschaftsprojekt aus ihrer
sei. Der BdSt war der Ansicht, dass es den antiken Tempel, der 2006 für das konnten. Jetzt ist das eingetreten, was finanziellen Verantwortung entlassen.
ein öffentliches Interesse daran gibt, Kunstfest Quadriennale vor dem Ehren- wir befürchtet haben: Die Betreiber- Das Risiko für die künftige Badentwick-
Antworten auf die gestellten Fragen zu hof in Düsseldorf errichtet worden war? gesellschaft hat Insolvenz angemeldet. lung trägt einzig und allein der Steuer-
bekommen und dass weder Kommu- Markus Lüpertz, der damalige Rektor Und die angeblich so sicheren Verträge, zahler in Flensburg. Genau das sollte
nen noch städtische Eigengesellschaf- der Düsseldorfer Kunstakademie, hatte die ein finanzielles Risiko für die Stadt ursprünglich nach dem Beschluss der
ten die Auskünfte verweigern dürften. ihn entworfen. Rund 550.000 Euro hat Flensburg ausschließen sollten, haben Stadtvertretung ausgeschlossen wer-
Deshalb verklagte der BdSt die Bäder die Stadt Düsseldorf damals ausgege- nicht gehalten, was den Steuerzahlern den.
Radevormwald GmbH auf Auskunft. ben, um 15 Skulpturen von Bildhauern in versprochen wurde. In die Funktion
Nach Zustellung der Klage entschloss diesem Pavillon zu präsentieren. Die Em- des insolventen Betreibers ist seit Mitte Wismar. Bei aller Regulierungs- und Bü-
sich die Bäder Radevormwald GmbH zu pörung der Bürger war besonders groß, April 2013 die Förde Bäder GmbH, eine rokratiewut verlieren auch mal die Be-
antworten. Demnach lagen die Gesamt- weil der Tempel nur für drei Monate auf- hundertprozentige Tochtergesellschaft amten den Überblick. Im letztjährigen
kosten, einschließlich der planmäßigen gebaut worden war. Der Drei-Monats- der Stadtwerke Flensburg, eingetreten. Schwarzbuch kritisierte der Bund der
Erweiterung der Außensaunaanlage im Tempel kam deshalb ins Schwarzbuch. In einem weiteren Schritt ist geplant, Steuerzahler eine über die Landesregie-
Jahr 2012, bei knapp 7,3 Mio. Euro. Die Einziger Trost für die Steuerzahler: Nach dass die Stadt Flensburg auch die An- rung initiierte Studie der Hochschule
Betriebskosten hatte man ganz offen- dem Abbau sollte der Tempel an einen teile an der Finanzierungsgesellschaft Wismar über „Regelungen zum Radfah-
sichtlich besser kalkuliert als die Bau- Interessenten weiterverkauft werden. übernimmt. Damit wäre die Einfluss- ren in denkmalgeschützten Parkanla-
kosten, diese liegen wie geplant bei 1,5 Doch dieser Verkauf ist bis heute nicht möglichkeit der Stadt bzw. der Stadt- gen“. Analysiert werden sollen hierbei
Mio. Die Rechtsstreitigkeiten mit den geglückt. Immer noch liegt der Pavillon werke Flensburg auf die Geschehnisse die rechtlichen und organisatorischen
am Bau beteiligten Unternehmen und in den Lagerhallen der Stadttochter In- des Campusbades vollumfänglich her- Facetten beim Zusammentreffen von
Projektsteuerern hätten dazu geführt, dustrieterrains Düsseldorf-Reisholz AG gestellt, begründet der Oberbürger- denkmalpflegerischen Aspekten, Fuß-
dass sich die Gesamtkosten um knapp (IDR), die auch Eigentümerin des Tem- meister diese Pläne. Doch gleichzeitig gängern und Radfahrern. Die dafür nö-

104 105
Nachlese Nachlese

unternehmerisches Handeln Erträge Dunningen-Lackendorf, Kreis Rottweil.


erwirtschaften und dadurch den Lan- Im Schwarzbuch 2011 berichteten wir
deshaushalt entlasten. Dass der BLB die- über die Gemeinde Dunningen, Teilort
ser Rolle in gravierender Weise nicht Lackendorf. Dort gönnte man sich im
gerecht geworden ist, hatte auch schon Jahr 2011 eine schicke neue Mehrzweck-
der Landesrechnungshof gerügt, aktuell halle für rund 2,5 Mio. Euro. Lackendorf
wieder in seinem diesjährigen Bericht. hat übrigens weniger als 600 Einwoh-
Der BLB-Untersuchungsausschuss ner, Dunningen kommt auf rund 6.000
prüft nun den Neubau des Landesar- Einwohner und verfügt bereits über
chivs Duisburg, den Erweiterungsbau zwei Mehrzweckhallen. Unsere Kritik
Der landeseigene Bau- und Liegenschaftsbetrieb ist berühmt für seine Millionengräber. für das Polizeipräsidium in Köln-Kalk, war überdeutlich: Diese Halle braucht
die Fachhochschule Köln, den Ankauf wirklich niemand, auch wenn die ört-
tigen Kosten übernahm allerdings das bestehen bleibt die Kritik des BdSt, dass von Schloss Kellenberg, den Ankauf des liche Politik das natürlich gar nicht
Bundesverkehrsministerium in Höhe dieses lokale Problem einfacher in den Vodafone-Hochhauses in Düsseldorf gerne hörte und sich lautstark gegen
von 108.700 Euro. Nicht nur, dass die Kommunen selbst zu beheben wäre, und den Verkauf des Landesbehörden- Kritik verwehrte. Aber wie es der Zu-
Auftragsstudie aus BdSt-Sicht überflüs- statt mit einer teuren Fremdstudie, über hauses in Bonn. Diese Projekte wurden fall wollte, beschäftigte sich der Lan-
sig ist, gab es zusätzlich das Problem, die hinterher keiner Bescheid weiß. Im unter der Leitung des BLB zu Millionen- desrechnungshof in seinem in diesem
dass das Konvolut weit verspätet beim Zweifelsfall wären Schilder mit der Bitte gräbern; der Schaden bewegt sich im Jahr erschienenen Sonderbericht mit
Bund eingereicht wurde – nämlich erst um gegenseitige Rücksichtnahme eine dreistelligen Millionenbereich. Zwei bis der ordnungsgemäßen Verwendung
im Mai dieses Jahres, anstatt den Be- kostengünstige Lösung. zweieinhalb Jahre wird es noch dauern, öffentlicher Mittel, die im Rahmen des
stimmungen zufolge im August 2012. bis der Untersuchungsausschuss Ergeb- Zukunftsinvestitionsgesetzes geflossen
Wären die Vorschriften im Verkehrsmi- NRW. Im Schwarzbuch 2011 berich- nisse vorlegen kann, sagt der Sprecher sind. Der Rechnungshof bemerkt: „Of-
nisterium aber ernst genommen wor- tete der BdSt über die Kostenexplo- des Untersuchungsausschusses, mögli- fenkundige Verstöße gegen den Grund-
den, hätten gezahlte Zuwendungen von sion beim Bau des Landesarchivs in cherweise wird es aber auch Zwischen- satz der Wirtschaftlichkeit und Spar-
der Hochschule aufgrund der Verspä- Duisburg. Wegen des Verdachts der berichte geben. Ob die teuren Fehler samkeit wurden nicht festgestellt. Mit
tung zurückgezahlt werden müssen. Korruption ermittelt noch immer die des BLB auf Unfähigkeit beruhen oder einer Ausnahme.“ Und das ist eben die
Doch das ist nicht geschehen. Ebenso Staatsanwaltschaft. Mittlerweile hat ein ob gar Korruption im Spiel ist, müs- schicke Mehrzweckhalle.
unklar ist bis heute, welche Aussagen Untersuchungsausschuss des Landtags sen der Untersuchungsausschuss und
und Empfehlungen die Studie über- NRW seine Arbeit aufgenommen, um die Ermittlungsbehörden klären. Doch
haupt erarbeitet hat – hierzu können herauszufinden, wer die politische Ver- angesichts dieser Umstände muss die
weder das Verkehrsministerium noch antwortung für einzelne Bauvorhaben Frage erlaubt sein, ob sich das hoch-
das dem Ministerium unterstellte und in unter der Leitung des landeseigenen verschuldete Land NRW einen Landes-
das Projekt involvierte Umweltbundes- Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB), betrieb leisten kann, der Millionen und
amt Auskunft erteilen. Vielmehr verlo- der für den Bau des Landesarchivs zu- Abermillionen in den Sand setzt. Aus
ren sich beide Stellen in einem Pingpong ständig ist, hatte. Eigentlich sollte der Steuerzahlersicht gibt es auf diese Frage
gegenüber dem BdSt, wer denn nun BLB als landeseigener Immobilien- derzeit nur eine Antwort: nein.
Auskunft erteilen könne. Grundsätzlich entwickler und Baufinanzierer durch

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Inhalt Inhalt

Rubrik/Stadt/Region Stichwort/Land/Bund Seite Rubrik/Stadt/Region Stichwort/Land/Bund Seite

Kostenexplosion Teure Fehler


Berlin/Brandenburg/Bund Testballons in Serie – Flughafenchaos geht weiter Bund Euro Hawk: Millionenschwerer Vogel, der nicht fliegen darf
Berlin/Brandenburg/Bund 10 Bund 33
NRW OP-Zentrum an Uniklinik geht verspätet in Betrieb Mainleus Wernsteiner Löschwasserbehälter – erst Bau, dann Rückbau
Nordrhein-Westfalen 12 Bayern 34
Bund Kostensteigerung beim Institut für Tiergesundheit Schleswig-Holstein Stadtwerke scheitern mit Öko-Aktivitäten
Bund 13 Schleswig-Holstein 34
Duisburg Museumserweiterung ging gründlich schief Berlin Hohe Planungskosten in Schrottimmobilie versenkt
Nordrhein-Westfalen 14 Berlin 35
Bund Umbau des Robert Koch-Instituts wird teurer Koblenz Unnützer Kauf eines leerstehenden Eckhauses
Bund 15 Rheinland-Pfalz 36
München Sanierung des Deutschen Theaters kostet mehr Schwerin Auf Virenbefall von 100 PCs folgt Neukauf von 170
Bayern 16 Mecklenburg-Vorpommern 37
Künzell Überstürzte Rathaussanierung München Mobile Spielstätte der Staatsoper floppt
Hessen 17 Bayern 38
Werdohl Kosten des Bahnhofsumbaus gestiegen Weißenfels E-Werk Weißenfels - Luxuriöse Umkleidekabine
Nordrhein-Westfalen 18 Sachsen-Anhalt 39
Bund BND: Spione erhalten eine kostspielige Zentrale Hiddenhausen Wasserschaden zu spät beseitigt
Bund 18 Nordrhein-Westfalen 41
Verden (Aller) Rathausvorplatz mit Pannen gepflastert Rheinland-Pfalz Schweigen zu verlorenen ACG-Millionenkrediten
Niedersachsen 19 Rheinland-Pfalz 42
Bund Archivierung mit finanziellem Mehrbedarf Bentheim Millionenschwere Müllberatung
Bund 20 Niedersachsen 43
Lausitz Lausitzer Seenland kommt Steuerzahler teuer Bund Neue Kaserne geschlossen, alte Kaserne umgebaut
Brandenburg 21 Bund 44
Mülheim a.d.Ruhr Baukostensteigerung beim Rathaus-Umbau Halle (Saale) Das MMZ – eine Kostenfalle
Nordrhein-Westfalen 22 Sachsen-Anhalt 45
München Baumängel an der Pinakothek der Moderne
Bayern 46
Meschede Leerstehendes Arbeitsamt verschlingt Steuergeld
Brücken, Verkehr & Co. Nordrhein-Westfalen 47
Crailsheim Klärschlammverwertungsanlage sorgt für Verluste
Unterriexingen Fahrbahnmarkierung nach zwei Wochen abgefräst
Baden-Württemberg 48
Baden-Württemberg 25
Bund/Brandenburg Millionen für unwirtschaftliche Satellitenfirma
Schonstett, Ldkr. Rosenheim Das Hin und Her einer Stützmauer
Bund/Brandenburg 48
Bayern 25
Pößneck Neupflasterung Marktplatz
Thüringen 26
Seelze Radweg ohne Anschluss Teure Annehmlichkeiten
Niedersachsen 26
Mainz Sanierung einer überflüssigen Fußgängerbrücke EU Straßburger Parlament ist teure Symbolik
Rheinland-Pfalz 28 EU 50
Darmstadt Natursteinpflaster hält Verkehr nicht stand Duisburg Stufenpromenade im Innenhafen bleibt gesperrt
Hessen 28 Nordrhein-Westfalen 50
Bund/NRW „Soda-Brücke“ steht als Denkmal auf Autobahnrastplatz Hamburg Überflüssiges Gutachten des Bezirksamts Mitte
Bund/NRW 29 Hamburg 51
Tübingen Parkhaus fällt den Steuerzahlern zur Last Bund Computerspiele zum Wohle der politischen Bildung
Baden-Württemberg 30 Bund 52
Ludwigslust Der vergessene Radweg Düsseldorf Info-Pavillon wechselt für 705.000 Euro den Standort
Mecklenburg-Vorpommern 31 Nordrhein-Westfalen 52
Hannover Fragwürdige Aufzugsverlängerung Stuttgart eKioske abgebaut
Niedersachsen 31 Baden-Württemberg 53

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Inhalt Inhalt

Rubrik/Stadt/Region Stichwort/Land/Bund Seite Rubrik/Stadt/Region Stichwort/Land/Bund Seite

Magdeburg Misérable Wasserspiele auf dem Domplatz Haddeby Falsches Geländer abgesägt
Sachsen-Anhalt 54 Schleswig-Holstein 70
Greifswald Auch Super-Poller kann Brücke nicht schützen
Mecklenburg-Vorpommern 70
Treue Diener, teure Diener Bund/Niedersachsen „Windradorgel“ bleibt stumm
Bund/Niedersachsen 71
Osnabrück Skandal um Kurzzeit-Kämmerin Siebeneichen Schild in falscher Farbe
Niedersachsen 56 Schleswig-Holstein 72
Bund Neuausschreibung des Abgeordnetenfahrdienstes Hamburg Tellerschnecke legt grünes Projekt lahm
Bund 56 Hamburg 73
Hessen Brüsseler Landesvertretung ist zu groß und zu teuer
Hessen 57
Saarbrücken Übertriebene Fraktionsfeier auf Steuerzahlerkosten Verschwendung droht
Saarland 58
EU Europäische Kommission wächst und wächst Bund Eine Milliarde mit Raketenabwehr in den Wind geblasen?
EU 59 Bund 74
Sachsen-Anhalt Kein Schiff wird kommen
Sachsen-Anhalt 74
Teure Imagepflege Kiel Schwimmbad vom Feinsten
Schleswig-Holstein 76
Bund Entwicklungsministerium leert die Töpfe Thüringen Beim Rechnungshof droht teure Stellenmehrung
Bund 61 Thüringen 77
München Landwirtschaftsministerium versendet Heu-Pakete Dittelbrunn Feuerwehrfahrzeug geordert - Firma pleite - Anzahlung weg
Bayern 62 Bayern 78
Bund Teurer Kalender über Heilpflanzen Nienhagen Spektakuläres Erlebnisprojekt bedroht Steuergelder
Bund 62 Mecklenburg-Vorpommern 78
Baden-Württemberg Fragwürdige Energiewende-Kampagne Rheinland-Pfalz Zweifelhafter Umbau des Abschiebegefängnisses Ingelheim
Baden-Württemberg 63 Rheinland-Pfalz 79
Schwerin Umweltministerium spendiert Spielkarten-Quintett Biberach Viel Aufwand für zwei Fledermausbrücken
Mecklenburg-Vorpommern 64 Baden-Württemberg 80
Bund Neujahrsgrüße aus dem Bundesgesundheitsministerium Mölln Aus Schaden nicht klug geworden
Bund 65 Schleswig-Holstein 82
München Werbekampagne zur Abfallvermeidung Pennewitz Kita erst teilsaniert und dann geschlossen
Bayern 65 Thüringen 83
Bund Stabiler Euro – geschröpfte Steuerzahler Boppard Luxusschwimmbad in Boppard
Bund 66 Rheinland-Pfalz 84
Lütjenholm Vergoldeter Scheckenfalter
Schleswig-Holstein 84
Bund/Thüringen Altersforschung auf wackligen Stützen
Finanzmärkte
Bund/Thüringen 85
Bad Bramstedt Stadt hat sich verspekuliert Zeitz Alter Standort, bekannte Probleme, neues Geld
Schleswig-Holstein 68 Sachsen-Anhalt 86
Frankfurt Mit Fondsgeschäft kräftig verzockt
Hessen 68
Erfolge

Skurriles Baden-Württemberg Tabakforschung endlich eingestellt


Baden-Württemberg 88
Neumünster An der falschen Stelle gespart Pinneberg Expertenteam sorgt für Ordnung in der Stadtverwaltung
Schleswig-Holstein 69 Schleswig-Holstein 88
Berlin Schilderwald im Tegeler Forst Ansbach Überflüssiger Fahrstuhleinbau verhindert
Berlin 69 Bayern 88

110 111
Inhalt

Rubrik/Stadt/Region Stichwort/Land/Bund Seite

NRW Planungen zum Nationalpark kommen zu den Akten


Nordrhein-Westfalen 89
Garbsen Sinnlose Pachtzahlungen gestoppt
Niedersachsen 90
Bad Liebenstein Gerettet – Kurhaus wieder in Betrieb
Thüringen 90
Bad Segeberg Klotz am Bein abgeworfen
Schleswig-Holstein 91
Germersheim Geburtstagsfeier auf Steuerzahlerkosten
Rheinland-Pfalz 92

Nachlese
Dortmund BdSt klagt auf Auskunft über U-Turm
Nordrhein-Westfalen 93
Schwerin Stadtverwaltung lernt aus Fehlern nicht
Mecklenburg-Vorpommern 94
Offenbach Fußballstadion beschert Steuerzahlern Verluste
Hessen 95
Würselen Teure Verschönerungskur für alte Brache geht weiter
Nordrhein-Westfalen 96
München Dauerbrenner BayernLB
Bayern 97
Düsseldorf Baukosten der Wehrhahnlinie steigen immer weiter
Nordrhein-Westfalen 98
Hamburg Elbphilharmonie wird erneut teurer – Zielgerade aber in Sicht
Hamburg 99
Berlin Landeseigenes Grundstück bedingungslos verschenkt
Berlin 100
Hagen Emil-Schumacher-Museum bleibt ein teures Problem
Nordrhein-Westfalen 101
Kassel-Calden Verlustgeschäft mit Ansage
Hessen 102
Radevormwald BdSt erhält von Stadttochter erst nach Klage Auskunft
Nordrhein-Westfalen 103
Düsseldorf Drei-Monats-Tempel verursacht nach Jahren noch Kosten
Nordrhein-Westfalen 104
Flensburg Schlimmste Befürchtungen sind eingetreten
Schleswig-Holstein 105
Wismar Teures Gutachten und keiner weiß was
Mecklenburg-Vorpommern 105
NRW Bau- und Liegenschaftsbetrieb ist ein Millionengrab
Nordrhein-Westfalen 106
Dunningen-Lackendorf Rechnungshof bestätigt BdSt-Kritik an Mehrzweckhalle
Baden-Württemberg 107

112
Bund der Steuerzahler Deutschland e.V. Niedersachsen und Bremen
Französische Straße 9 -12 · 10117 Berlin Ellernstraße 34 · 30175 Hannover
Tel.: 0 30 / 25 93 96 0 · Fax: 0 30 / 25 93 96 25 Tel.: 05 11 / 51 51 83 0 · Fax: 05 11 / 51 51 83 33
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Baden-Württemberg Nordrhein-Westfalen
Lohengrinstraße 4 · 70597 Stuttgart Schillerstraße 14 · 40237 Düsseldorf
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Bayern Rheinland-Pfalz
Nymphenburger Straße 118 · 80636 München Riedweg 3 · 55130 Mainz
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info@steuerzahler-bayern.de rheinland-pfalz@steuerzahler.de

Berlin Saarland
Lepsiusstraße 110 · 12165 Berlin Talstraße 34 -42 · 66119 Saarbrücken
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Brandenburg Sachsen
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Tel.: 03 31 / 7 47 65 0 · Fax: 03 31 / 7 47 65 22 Tel.: 03 71 / 69 06 30 · Fax: 03 71 / 6 90 63 30
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Hamburg Sachsen-Anhalt
Ferdinandstr. 36 · 20095 Hamburg Lüneburger Straße 23 · 39106 Magdeburg
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Hessen Schleswig-Holstein
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Mecklenburg-Vorpommern Thüringen
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www.steuerzahler.de

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