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Ekaterina Kel
«Du bekommst gar nichts, verstanden?», zitiert Brennan-Jobs ihren Vater und lässt
ihn unnahbar und geizig erscheinen. Als sie ihn bittet, ihr einen alten Porsche zu
überlassen, in der Annahme, er würde sich wegen eines Kratzers einen neuen holen,
bekommt sie eine Abfuhr. «Damals wusste ich, dass er nicht grosszügig ist, nicht mit
Das Buch sei eine Abrechnung mit dem unnachgiebigen Vater, urteilen bereits die
ersten Kritiker. Doch ist es vor allem ein Versuch, psychische Wunden durch einen
publizistischen Akt heilen zu lassen.
Steve Jobs ist 23, als seine Tochter 1978 zur Welt kommt. Seine Ex-Freundin
Chrisann Brennan bringt sie allein zur Welt, Jobs kommt erst Tage später und
behauptet, das sei nicht seine Tochter. Erst zwei Jahre später erzwingt Brennan vor
Gericht Unterhalt, nachdem ein DNA-Test Jobs Vaterschaft bestätigt. Zuvor sagte er
vor Gericht aus, er sei sterilisiert, bekam später jedoch noch drei andere Kinder.
Die Beziehung zwischen Erstgeborener und ihm blieb ambivalent. Jahrelang besucht
Jobs die Tochter, sie fahren regelmässig auf Rollschuhen, «roller skates». Sein
Verhalten hinterlässt bei ihr ungute Gefühle. «Für ihn war ich der Schandfleck auf
einem Bild vom spektakulären Aufstieg», schreibt sie. Dass Jobs sich anfangs nicht
zu ihr bekannte, bohrt sich tief bei Brennan-Jobs ein.
Und auch noch Jahre später wurmt sie die Frage, ob der Apple-Computer, den Jobs
1983 entworfen hatte, nur zufällig Apple Lisa oder auch The Lisa heisst oder ob er
ihn nach der Tochter benannt hatte. Jobs liess sich lange Zeit nicht eindeutig darauf
festnageln, bis er es dem Sänger Bono gegenüber wohl zugab. Aber es muss auch mal
bessere Zeiten gegeben haben: Die Tochter nahm den Nachnamen ihres Vaters mit
neun Jahren offiziell an und zog für ein paar Jahre zu ihm und seiner Frau.
Das Besondere an dem neuen Buch aus der Hand von Brennan-Jobs selbst ist nun
die Sicht eines verunsicherten Mädchens auf seine Kindheit, das nicht nur zwischen
Mutter und Vater, sondern auch zwischen deprimierender Armut und
unwahrscheinlichem Reichtum hin- und hergerissen war. Und die Erkenntnis, dass
sie Jobs trotz seiner Härte auch etwas zu verdanken hat: Dieser bezahlte ihr ein
Studium in Harvard und am King's College in London. Ob sie am Ende doch noch
einen Porsche haben durfte, bleibt offen. (Tages-Anzeiger)