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Fe–C-Legierungen (FE)
1 Grundlagen
Abb. 1 Fe-C-Zustandsschaubild
Durch Zusatz von Kohlenstoff wird die Temperatur der δ-γ-Umwandlung erhöht und die der γ
-α-Umwandlung erniedrigt. Die Kombination des δ-γ-Umwandlungsgleichgewichtes mit dem
Schmelzgleichgewicht bedingt ein Peritektikum bei 1493°C, bei dem gleichzeitig δ- und γ-
Mischkristalle mit der Schmelze im Gleichgewicht sind. Das bei der Erstarrung der
eutektischen Schmelze durch gleichzeitige Kristallisation von Zementit und γ-Mischkristallen
erhaltene Gefüge wird als Ledeburit bezeichnet. Die γ-Mischkristalle werden Austenit und die
α-Mischkristalle werden Ferrit genannt. Die Löslichkeit des Kohlenstoffs ist in α- und δ-Fe
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gering, im γ-Fe jedoch recht erheblich. Im γ-Fe nimmt diese Löslichkeit von Kohlenstoff mit
sinkender Temperatur ab. Das bedingt im γ-Mischkristallgebiet einen eutektoidischen Punkt bei
727°C und 0.7 Gew.% C. In der hier ablaufenden nonvarianten Reaktion zersetzt sich der
Austenit in Ferrit und Zementit. Der Zementit scheidet sich in dünnen Plättchen aus der Matrix
aus und erzwingt so ein lamellares Zerfallsgefüge das als Perlit bezeichnet wird. Der Perlit tritt
selbstverständlich auch bei allen anderen Legierungszusammensetzungen, die die
eutektoidische Reaktion bei der Abkühlung ungestört durchlaufen, in dem entsprechenden
Mengenanteil neben Ferrit bzw. Zementit auf.
Sowohl bei der γ-α-Umwandlung als auch bei der Ferritausscheidung kann bei Fehlen
entsprechender Keime der Austenit unterkühlt werden. Durch die in den Korngrenzen
vorhandenen Störungen werden die Umwandlungsreaktionen besonders hier ausgelöst, so daß
der Ferrit- bzw. Zementitüberschuß häufig an den Rändern der Körner ausgeschieden wird.
Die Abschreckgeschwindigkeit hat dabei einen erheblichen Einfluß auf die Gefügebilder. Auch
die Lamellenabstände im Perlit werden dadurch beeinflußt. Bei Ofenabkühlung erhält man
Perlit. Mit steigender Abkühlungsgeschwindigkeit werden die Diffusionswege des Kohlenstoffs
kürzer und damit die Lamellenabstände kleiner. Wird ein Probenwürfel von etwa 1 cm
Kantenlänge aus dem Beständigkeitsgebiet des eutektoidischen Austenits an Luft abgekühlt,
dann ist das Zerfallsgefüge so fein, daß die Lamellen im Lichtmikroskop praktisch nicht mehr
aufgelöst werden können. Das Zerfallsgefüge erscheint im geätzten Schliff in Form dunkler,
fleckiger Flächen. Dieses Gefüge von feinlamellarem Perlit wird Sorbit genannt. Bei schneller
Abkühlung (Abschrecken in Öl) erfolgt der eutektoidische Zerfall nur noch von einzelnen
Keimen ausgehend, wodurch das Gebiet des Zerfalls in Form von Sphäroliten im Gefüge -
bevorzugt in der Nähe von Korngrenzen - entsteht. Diese Zerfallsstufe wird Troostit genannt.
Der verbliebene Restaustenit erfährt im Verlaufe der weiteren Abkühlung eine sogenannte
Martensitumwandlung.
1.2 Martensitumwandlung
Bei noch höheren Abkühlungsgeschwindigkeiten (Abschrecken in Wasser) können Keime für
die Perlitbildung kaum mehr entstehen und die vorhandenen Keime infolge ungünstiger
Diffusionsbedingungen nicht wachsen. Der eutektoidische Zerfall des Austenits unterbleibt. Bei
etwa 200°C tritt die Martensitumwandlung ein. Dieses Verhalten ist darauf zurückzuführen,
daß die γ-α-Umwandlung des reinen Eisens auch durch sehr schroffes Abschrecken nicht
unterdrückt werden kann. Da jedoch die Konzentration des Kohlenstoffs bei dieser
Umwandlung erhalten bleibt, entsteht ein mit Kohlenstoff stark übersättigtes α-Fe-Gitter,
wodurch dieses stark tetragonal verzerrt wird.
Das Schema der Martensitumwandlung des Eisens ist aus Abb. 3 ersichtlich. Abb. 3 a) zeigt
zwei Elementarzellen eines kubisch-flächenzentrierten Gitters, in die eine tetragonal-raumzen-
trierte Zelle (c/a = 2 ) als eine alternative Beschreibung des Gitters eingezeichnet ist. Abb. 3
b) zeigt eine tetragonal-raumzentrierte Zelle von Austenit und Martensit. Die Gitterstauchung
oder Deformation, die nötig ist, um vom Austenit zum Martensit zu gelangen, besteht genau in
der Differenz der zwei Zellen in Abb. 3b. Die Deformation ist mit einer kleinen
Volumenzunahme verbunden. Beim Übergang wird die c-Achse verkürzt und die a-Achse
verlängert, wobei das c/a-Verhältnis vom Kohlenstoffgehalt abhängt und ungefähr 1,1 bis 1,4
reicht. Die Strukturumwandlung erfolgt in Wirklichkeit jedoch nicht durch eine einfache
Stauchung des Gitters, sondern in komplizierter Form.
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Der Kohlenstoff ist im Austenit in den Zellenmitten und Kantenmitten eingelagert (vgl. Abb.
3a). Nach der Umwandlung befindet er sich entsprechend auf den Kantenmitten der nun
innenzentrierten Elementarzelle und verhindert die Erreichung der exakt kubischen Struktur.
Das Umwandlungsprodukt wird tetragonaler Martensit genannt. Durch geeignete
Wärmebehandlung (statistische Verteilung der C-Atome und eventueller Zerfallsprodukte unter
Bildung von Fe3C auf andere mögliche Plätze) kann nachträglich auch kubischer Martensit
entstehen. Beim Umwandlungsvorgang Austenit-Martensit werden die Gitterbausteine nur um
Bruchteile eines Atomabstandes aus ihren alten Lagen verschoben. Ist ein solcher
diffusionsloser Umwandlungsvorgang einmal ausgelöst, dann erhalten die einzelnen Atome des
Austenitgitters den Anstoß zum Übergang in die neue Lage des Martensitgitters durch die
Gitterverzerrung, die durch den gleichartigen Übergang eines Nachbaratoms bewirkt wird.
Dieser „Umklappmechanismus“ ist analog der mechanischen Zwillingsbildung in Kristallen. Die
Umwandlungsgeschwindigkeit ist annähernd gleich der Fortpflanzungsgeschwindigkeit
elastischer Störungen in dem Material (Schallgeschwindigkeit).
Die Auslösung bedarf keiner thermischen Aktivierung, ist jedoch erheblich von inneren und
äußeren mechanischen Spannungen abhängig. Da infolge des Umklappmechanismus ein
bestimmter Probenteil nach der Strukturänderung nicht dieselbe geometrische Gestalt hat wie
im Ausgangszustand, werden innere Spannungen hervorgerufen, die einem Fortschreiten der
Umwandlung entgegenwirken. Erst bei weiterer Abkühlung, die eine Erhöhung der
thermodynamischen Triebkraft für den Übergang Austenit-Martensit bedingt, können weitere
Bereiche des Materials umgewandelt werden. Die Umwandlung läuft niemals vollständig ab.
Neben Martensit ist im Gefügebild stets eine den Abschreckbedingungen entsprechende Menge
von Restaustenit vorhanden. Da bei der hohen Umwandlungsgeschwindigkeit der im Austenit
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Die Form des ZTU-Diagramms und der Martensitpunkt Ms (Startpunkt der Martensitbildung)
hängen vom Kohlenstoffgehalt ab, dieser muß deshalb als Parameter gegeben sein. Mit
steigender Unterkühlung unter den Perlitpunkt nimmt die Umwandlungstendenz zu. Dabei
nimmt die Keimbildungsgeschwindigkeit zu und die Keimwachstumsgeschwindigkeit ab.
Daraus resultiert die typische C-Form der Zerfallskurve im ZTU-Diagramm.
2 Untersuchungsmethoden (Metallographie)
Die Metallographie befaßt sich mit Untersuchungen des Gefügeaufbaues von Metallen und
Legierungen. Arbeitstechnisch wird dabei an einem Metallkörper durch geeignete mechanische
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und chemische Verfahren das Gefüge sichtbar gemacht. Die Korngrenzen sind Stellen erhöhten
Energieinhaltes und werden daher von chemischen Ätzmitteln im allgemeinen bevorzugt
angegriffen (Korngrenzenätzung). Die dadurch mögliche Sichtbarmachung von Abgrenzungen
der Kristallite wird zweckmäßigerweise an mechanisch geschliffenen und polierten Oberflächen
durchgeführt. Durch starke Ätzmittel werden auch die Kornflächen angegriffen. Der Abbau der
Metalloberfläche erfolgt dabei treppenförmig, und zwar gemäß der kristallographischen
Orientierung der einzelnen Körner (Abb. 5). Es ergeben sich dadurch für verschieden
orientierte Kristallite unterschiedliche Reflexionsbedingungen und damit
Helligkeitsunterschiede (Kornflächenätzung). Meistens sind die Körner so klein, daß man auf
eine mikroskopische Beobachtung angewiesen ist.
3 Aufgabenstellung
a) Durch unterschiedliche Abkühlung von Proben gleicher Zusammensetzung (0,6 Gew.% C)
sind verschiedene Zustände zu erzeugen und zu fixieren. Der Ausgangszustand aller Proben
ist Perlit in lamellarer Form. Diese wird durch langsames Abkühlen im Ofen erhalten. Drei
an Drähten befestigte Proben werden in einem Tiegelofen an Luft etwa 15 min auf 1000°C
erhitzt. Eine von diesen wird in Wasser abgeschreckt, die zweite in Öl, während man die
dritte an der Luft erkalten läßt.
b) Schliffherstellung und Ätzung der vorbehandelten Proben. Als Versuchseinrichtungen
stehen ein Schleif- und Polierstand, Einrichtungen für die Ätzbehandlung sowie ein
Metallmikroskop zur Schliffbeobachtung zur Verfügung. Um eine ebene Schlifffläche zu
erhalten, bettet man die Proben in eine Kunstharzmasse ein. Das Schleifen erfolgt von Hand
auf einem Schleifpapier, das auf einer Drehscheibe aufliegt. Als Schleifmaterial dient
Schmirgel. Die Papiersorte darf erst dann gewechselt werden, wenn die Schleifkratzer, die
beim Schmirgeln auf dem vorherigen, gröberen Papier entstanden sind, verschwunden und
nur noch solche vom gerade benutzten vorhanden sind. Zur Prüfung wechselt man
zweckmäßigerweise die Schleifrichtung von Papiersorte zu Papiersorte um 90°. Die vom
Schmirgeln auf dem feinsten Papier noch verbliebenen Kratzer werden durch Feinpolieren
auf einer rotierenden Tuchscheibe entfernt, wobei gleichzeitig der Schliff seinen Glanz
erhält. Zum Polieren wird in Wasser aufgeschlämmte Tonerde (Al2O3) benutzt. Während
des Polierens läßt man ständig Wasser aus einem kleinen Vorratsgefäß auf die Scheibe
auftropfen. Es ist zweckmäßig, die Schliffprobe beim Polieren langsam aber stetig zu
drehen, um eine einseitig ausgerichtete Politur zu vermeiden. Der Druck, mit dem die Probe
auf die Polierscheibe aufgedrückt wird, richtet sich nach der Härte des Materials. Mit dem
Mikroskop wird geprüft, ob die Kratzer beseitigt sind. Ein fertig polierter Schliff muß sofort
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unter einem kräftigen Wasserstrahl gereinigt werden, wobei man die Fläche mit feuchtem
Finger oder einem nassen Wattebausch überwischen kann. Nach dem Spülen wird mit
Fließpapier vorsichtig abgetupft. Nicht reiben! Besonders empfindliche Schliffe sind mit
destilliertem Wasser und anschließend mit Ethanol zu spülen und werden mit einem Föhn
getrocknet. Die nachfolgende Ätzung erfolgt mit alkoholischer Salpetersäure (einige
Tropfen HNO3 auf 20 cm3 Methanol, ca. 5 s).
c) Die verschiedenen Gefügeausbildungen (Martensit, Troostit, Sorbit) sind mikroskopisch zu
betrachten und zu beschreiben. Ferner ist die Änderung der mechanischen Eigenschaften
durch Bestimmung der Vickers-Härte der Proben im Ausgangs- und Endzustand
nachzuweisen. In das Fe-C-Zustandsdiagramm sind die fehlenden Bezeichnungen
einzutragen.
4 Literatur
[1] P. Haasen, Physikalische Metallkunde, Springer Verlag, Berlin, 1994