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Das Buch: Medienwissenschaftliche Definitionsansätze

Das Buch als Medium?  Übereinstimmungen mit anerkannten Mediendefinitionen notwendig

Friedrich Knilli, Medienwissenschaftler TU Berlin  naturwissenschaftlicher Ansatz:


„Jede Kommunikation braucht ein benötigt ein physikalisches Übertragungsmedium. Schall wird z.B.
nicht im luftleeren Raum übertragen, sondern benötigt die Luft als Medium. Dieses Prinzip gilt sowohl
bei der Herstellung als auch beim Empfang der Informationen.“
 Hörbücher/Vorlesen sind Medien, aber auch das Buch an sich?

Matthias Vogel, Medienwissenschaftler  Abgrenzung von Medien und Werkzeugen der


Kommunikation:
„Entscheidend ist es, dass es sich bei den Medien um Mittel handelt zur Formulierung von Gedanken,
Gefühlen, Inhalten sowie von Erfahrungen über die Welt.“
 sehr allgemein formuliert, deckt sowohl Belletristik als auch seriöse TV-Nachrichtensendungen ab.

Knut Hickethier, Medienwissenschaftler Uni Hamburg  Zusammenfassung und Konkretisierung


verschiedener Definitionen:
„Medien sind gesellschaftlich institutionalisierte Kommunikationseinrichtungen, unterschieden
zwischen informellen und formellen Medien.“
Informelle Medien:
Natürliche Verständigungssysteme, z.B. Medium Sprache und künstlerische Gestaltungsbereiche, z.B.
Medium Musik und Medium Literatur  nicht primär von gesellschaftlichen Organisationen
(Unternehmen), sondern durch Konventionen/Kultur/Tradition bestimmt.  Diskussionsansatz:
Verlage, Musik-Labels keine Unternehmen?
Formelle Medien:
Von gesellschaftlichen Organisationen bestimmt (Radio, Fernsehen, Presse etc). Programmproduktion,
techn. Distribution bedarf Organisation und Finanzierung
 Begriff Medium hauptsächlich für apparativ-technische Medien (Radio, Fernsehen, Computer)
verwendet.

Medienfunktionen nach Hickethier:


1. Medien der Beobachtung: Erweiterung der menschlichen Sinnesorgane, z.B. Brille, Hörgerät etc.
2. Medien der Speicherung und Bearbeitung: z.B. Film (später Schnitt und Vertonung) aber auch
Schreibmaschine (Diskussion  später eigentlich keine Nachbearbeitung des Geschriebenen mehr
möglich)
3. Medien der Übertragung: …dienen i.d.R. dazu, über weite Entfernungen Informationen
weiterzuleiten und zielen auf eine Beschleunigung dieses Transports  keine typischen
Charaktereigenschaften des Buches
4. Medien der Kommunikation: Akkumulation von Medienfunktionen (z.B. Internet)  ebenfalls
nicht Buch-charakteristisch

Harry Pross, Publizistikwissenschaftler  Einteilung der Medien im Zuge der Technisierung:


Primäre Medien: Sprache und non-verbale Ausdrucksweisen (Gestik, Mimik, Tanz und Theater)
Sekundäre Medien: Einsatz von Geräten für Produktion und letztendliche Aussage notwendig, jedoch
nicht für den Empfang, z.B. Rauchsignale, Grenzsteine, geschriebene und gedruckte Texte.
Tertiäre Medien: Sowohl auf Seiten des Produzenten als auch beim Rezipienten Geräte notwendig,
z.B. Film, Fernsehen, Radio, Computer)
Marshall McLuhan, kanadischer Medientheoretiker  Inhalt des Mediums ist stets ein anderes
Medium:
„Medien machen erstens andere Medien zum Thema ihrer Darstellungen, indem sie über diese
berichten […]. Sie greifen zweitens erfolgreiche Stoffe und Inhalte auf, die bereits in anderen Medien
waren und präsentieren sie erneut in eigener medialer Fassung.“  vgl. Buchvorlagen für Spielfilme

 moderner Vergleich: Sebastian Thöing, Redakteur Computer-Fachzeitschrift PC-Games:


„Anstatt aus Büchern Filme zu machen, fände ich es sehr reizvoll, über die Storys von PC-Spielen
Bücher zu schreiben. Das Buch bietet im Gegensatz zu PC-Spielen und Videos die Möglichkeit, ja das
Muss, eigener Gedankenkreationen. Es ist kein Medium der aktuellen Informationsübermittlung,
vielmehr nimmt das Buch unter dem gigantischen Überbegriff „Medien“ einen ganz eigenen Sektor
ein.“

Quellen: Knut Hickethier, Einführung in die Medienwissenschaft


PC-Games, Ausgabe Oktober 2007

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