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Medien und Kommunikation

Lerneinheit 1

Medienkunde I

Florian Diener, M.A.


Lernziele der ersten Lerneinheit
Nach dieser Lerneinheit können Sie

- beschreiben, was Medien sind und wie sie sich einteilen und definieren lassen
- drei Kommunikationsmodelle nennen
- die Funktion der Medien in modernen Demokratien beschreiben
- das für die Medienkommunikation wichtigste Grundgesetz benennen.

Florian Diener, M.A. – Medien und Kommunikation


Medienbegriff
Was bedeutet eigentlich der Begriff „Medium“ im
Bereich der Kommunikation?
Bis heute fehlt es an einer einheitlichen Systematik für den
Medienbegriff, sofern es diese überhaupt geben kann (vgl. Pürer,
2015).

Im täglichen Sprachgebrauch wird der Begriff „Medium“


vornehmlich im Plural verwendet. Häufig ist einfach von „den
Medien“ die Rede, wenn Kommunikationsmittel oder –
organisationen gemeint sind.

Aus medienwissenschaftlicher Perspektive ist die


umgangssprachliche Verwendung „Medien“ allerdings äußerst
pauschal und ungenau. Daher wollen wir uns zunächst ein paar
Definitionen anschauen:
Florian Diener, M.A. – Medien und Kommunikation
Definition von Medien I Etymologie
lateinisch medium: Mitte,
Mittelpunkt; von
Medien sind „technische Mittel oder Instrumente, die der Verbreitung von Aussagen altgriechisch μέσov
dienen“ (Maletzke, 1998, S. 51). méson, „das Mittlere“;
auch Öffentlichkeit,
Harry Pross (1972) schlägt vor, Medien einzuteilen in
Gemeinwohl, öffentlicher
Primäre Medien = Medien ohne Technikeinsatz (z.B. Sprache) Weg
Sekundäre Medien = Medien mit Technikeinsatz auf der Produktionsseite (z.B. Zeitung,
Buch)
Tertiäre Medien = Medien mit Technikeinsatz sowohl auf der Produktionsseite als auch
auf der Rezeptionsseite (z.B. Fernsehen, Radio, Webseite)

Nach Pürer (2015) sollte diese Systematik um quartäre Medien ergänzt werden; damit
sind vernetzte, computerbasierte Medienanwendungen gemeint, die auf Digitalisierung
und Konvergenz basieren.

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Definition von Medien II

Nach den Medienwissenschaftlern Siegfried Schmidt und Guido Zurstiege (2010)


besteht der Medienbegriff aus vier Komponenten

1. Instrumente der Kommunikation (z.B. Sprache, materielle Zeichen)


2. Medientechniken zur Produktion von Büchern, Filmen, E-Mails
3. Institutionelle Einrichtungen (z.B. Zeitungsverlage, Fernsehanstalten)
4. Medienangebote an sich, die aus dem Zusammenwirken aller genannten
Faktoren hervorgehen (z.B. Zeitungsbeitrag, Fernsehsendung

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Definition von Medien III

Sozialwissenschaftlicher Medienbegriff:

„Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir
leben, wissen, wissen wir durch die Medien“ (Luhmann, 1996,
S. 9)

Die Wahrnehmung des Individuums ist ohne Medien


beschränkt auf die unmittelbare Umgebung.
„Medien schaffen und vermitteln ein Bild von der Welt“
(Thiele, 2016), besser: Abbilder

-> Medienschaffende tragen somit eine hohe Verantwortung,


da sie Menschen soziale Situationen verständlich zu machen.

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Medienarten

1. Konventionelle bzw. klassische Medien


- Print: Zeitungen, Zeitschriften, Bücher
- Auditiv: Hörfunk
- Audio-visuell: Film, Fernsehen, Video

2. Neue Medien
- Computer, Smartphone, Tablet, Internet
- Satelliten- / Kabelfernsehen

Anmerkung: Die einzelnen Medien sind in den vergangenen zehn Jahren zunehmend
miteinander verschmolzen, weshalb Klassifikationen an Trennschärfe verlieren. Es wird dabei
von Medienkonvergenz gesprochen.
Beispiele: Ein TV-Spot kann im Internet angesehen werden; Radioprogramme können über
das Internet gestreamt werden. Tageszeitungen sind online verfügbar.
Florian Diener, M.A. – Medien und Kommunikation
Kleine Mediengeschichte
Ganz grob lässt sich die Geschichte der (Massen-) Medien in folgende
Entwicklungsstufen einteilen (vgl. Wilkes, 2009):

1) Phase der ausschließlichen Oralität. Dies meint die mündliche Überlieferung


vor der Erfindung der Schrift.
2) Schrift und literalisierte Kommunikation (Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. bis ins
Mittelalter)
3) Druckbasierte Kommunikation (Mitte des 15. Jahrhunderts). Die Erfindung des
Buchdrucks war ein Motor für Modernisierung und Bildung.
4) Bild- und Tonmedien wie z.B. Fotografie, Film, Radio und Fernsehen (erste Hälfte
des 19. Jahrhunderts bis zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts)
5) Multimedialisierung, d.h. Verschmelzung bisher getrennter
Kommunikationsformen wie Text, Video, Audio, Computertechnik.

-> Technische Errungenschaften gingen in der Menschheitsgeschichte stets einher mit ökonomischen
und kulturellen Verwertungsprozessen und einer Verbesserung für viele Menschen (Pürer, 2015, S. 18)
Florian Diener, M.A. – Medien und Kommunikation
Kommunikationsmodelle I
Sowohl technisch wie auch sozial werden Medien als Mittler für Kommunikation benötigt.

Doch wie lässt sich eigentlich Kommunikation beschreiben? Im Folgenden sehen wir uns drei
wesentliche Kommunikationsmodelle an.

1. Lasswell-Formel (1948)

„Wer sagt was zu wem mit welchem Effekt?“

Kritik: Da das Modell kein Feedback der Empfänger*innen von Kommunikation berücksichtigt,
handelt es sich um ein unidirektionales Kommunikationsmodell.
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Kommunikationsmodelle II
2. Shannon & Weaver: Das Sender-Empfänger-Modell (1949)

Das Modell von Shannon & Weaver ist auch heute noch ein Klassiker unter den Kommunikationsmodellen. Es
bildet Kommunikation unter stark technischen Gesichtspunkten ab und hebt dabei die Fehleranfälligkeit der
Kommunikation durch Störungen hervor. Wenngleich Shannon & Weaver lediglich den technischen Aspekt der
Kommunikation fokussierten, wurde das Modell später auch in der Soziologie und in der
Kommunikationswissenschaft eingesetzt (bspw. von Stuart Hall oder Schulz von Thun).

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Kommunikationsmodelle III
3. Schulz von Thun: das Vier-Seiten-Modell

Das Vier-Seiten-Modell (auch Kommunikationsquadrat) ist ein Kommunikationsmodell, welches auf den
Grundlangen der Psychologie basiert. Im Mittelpunkt steht nicht Kommunikation als technischer Prozess sondern
als soziales Phänomen. Es besagt, dass jede Kommunikation zwischen Menschen vier Aspekte beinhaltet:
Sachinhalt, Selbstkundgabe, Beziehungshinweis, Apell.

Quelle: https://www.scribbr.de/modelle-konzepte/kommunikationsquadrat/
Quelle: https://www.schulz-von-thun.de/die-modelle/das-kommunikationsquadrat
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Funktionen von Medien

Ökonomische
Soziale Funktion Politische Funktion
Funktion
• Sozialisation • Information • Kapitalökonomie
• Orientierung • Herstellung von • Warenzirkulation
• Unterhaltung Öffentlichkeit
• Integration • Artikulation
• Politische
Sozialisation
• Bildung

Eigene Darstellung nach Schicha (2016) Florian Diener, M.A. – Medien und Kommunikation
Rechtlicher Rahmen

Die rechtliche Grundlage für die Kommunikation über Medien bildet unser Grundgesetz.
Artikel 5 GG gewährleistet grundsätzlich die Presse- und Informationsfreiheit in Deutschland.

Florian Diener, M.A. – Medien und Kommunikation


Rechtlicher Rahmen: Einschränkungen

Zensur in Deutschland: Trotz des Art. 5 GG ist es in Deutschland möglich, politische Parteien,
die die freiheitlich-demokratische Grundordnung gefährden, zu verbieten. Weitere
Einschränkungen der Pressefreiheit erleben wir im Jugendschutz. Allerdings ist dieser durch
das Internet deutlich schwieriger geworden (vgl. BpB, 2012), denn: Nationale
Rechtsvorschriften, die in Deutschland gelten, lassen sich in der weltweiten Vernetzung kaum
durchsetzen.

Zensur weltweit: In vielen Ländern der Welt gibt es heute starke Einschränkungen der Presse-
und Informationsfreiheit.

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Rechtlicher Rahmen: Einschränkungen
Zensur weltweit: In vielen Ländern
der Welt gibt es heute starke
Einschränkungen der Presse- und
Informationsfreiheit.

https://www.reporter-ohne-grenzen.de/rangliste/rangliste-2020 Florian Diener, M.A. – Medien und Kommunikation


Rechtlicher Rahmen: Einschränkungen
Zensur im Internet: Der Internetzugang ist nicht in allen Ländern uneingeschränkt möglich. So
gibt es bspw. staatlich kontrollierte Filterfunktionen, die nur „gewünschte“ Informationen
zulassen.
Besonders eingeschränkt ist das Internet in China, dem bevölkerungsreichsten Land der Erde.
Dabei wird die Bevölkerung des Landes mittels einer Firewall komplett von unerwünschten
Inhalten (z.B. Google, Wikipedia, etc.) abgeschirmt.
Sehen Sie sich hierzu diesen kurzen Clip an, um zu verstehen, wie die chinesische Firewall
funktioniert:
https://www.youtube.com/watch?v=shkOtPpJHUk

Florian Diener, M.A. – Medien und Kommunikation


Literaturverzeichnis
Bundeszentrale für politische Bildung (2012). Rechtliche Rahmenbedingungen der Medien. Verfügbar unter
https://www.bpb.de/politik/grundfragen/deutsche-verhaeltnisse-eine-sozialkunde/139159/rechtliche-rahmenbedingungen
Lasslwell, H.D. (1948). The Structure and Function of Communication in Society. In Bryson, L. (Hrsg.), The Communication of Ideas.
A Series of Addresses (S. 32-51). New York.
Luhmann, N. (1996). Die Realität der Massenmedien. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Maletzke, G. (1998). Kommunikationswissenschaft im Überblick. Grundlagen, Probleme, Perspektiven. Opladen: Westdt. Verlag.
Pross, H. (1972). Medienforschung. Film, Funk, Presse, Fernsehen. Darmstadt: Habel.
Pürer, H. (2015). Medien in Deutschland. Presse – Rundfunk – online. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.
Schicha, C. (2016). Die Macht der Medien – Eine ethische Betrachtung. Präsentation Akademietage Bietigheim-Bissingen.
Shannon, C.E. & Weaver, W. (1949). The Mathematical Theory of Communication. University of Illinois Press.
Thiele, M. (2016). Medien und Stereotype. Konturen eines Forschungsfeldes. Bielefeld: transcript.

Florian Diener, M.A. – Modul Medienethik

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