wettbewerbsförderndes
Telekommunikationsgesetz
Stand: 29.10.2010
Die E-Plus Gruppe ist seit Jahren der wettbewerbsaktivste Mobilfunkanbieter in Deutschland.
Um diese Rolle - insbesondere im Hinblick auf das mobile Breitband – auch zukünftig zum Wohle
aller deutschen Verbraucher ausfüllen zu können, müssen die politischen und regulatorischen
Rahmenbedingungen stimmen.
7. Effizientere Regulierungsverfahren § 13 6
8. Zugang zu Glasfaserinfrastrukturen § 21 8
Ziel: Die „Sicherstellung chancengleichen Wettbewerbs zum Wohle des Verbrauchers“ sollte
zukünftig als vorrangig zu berücksichtigender Regulierungsgrundsatz bzw. vorrangig zu berück-
sichtigendes Regulierungsziel festgeschrieben werden.
Analyse: In den vergangenen Monaten wurde die Umsetzung der Breitbandstrategie der Bun-
desregierung in den Entscheidungen der Bundesnetzagentur (BNetzA) (z. B. den Frequenzent-
scheidungen vom 12.10.2009, Vfg. 59/2009, ABl. BNetzA 20/2009 vom 21.10.2009) faktisch als
ein Ziel gewertet, das sämtliche im TKG gesetzlich vorgegebenen Regulierungsziele überragt.
Außerdem wurde bei der Ausgestaltung der Vergabe- und Versteigerungsregeln innerhalb der
Frequenzentscheidung dem Regulierungsziel der Sicherstellung einer effizienten und störungs-
freien Nutzung von Frequenzen (§ 2 Absatz 2 Nr. 7 TKG) de facto ein Vorrang vor anderen Re-
gulierungszielen, insbesondere vor der Sicherstellung eines chancengleichen Wettbewerbs und
der Förderung nachhaltig wettbewerbsorientierter Märkte der Telekommunikation
(§ 2 Absatz 2 Nr. 2 TKG) eingeräumt. Die mangelnde Berücksichtigung letzteren Regulierungs-
ziels durch die BNetzA wurde vom Verwaltungsgericht Köln unter Hinweis auf den Beurtei-
lungsspielraum der Behörde und die grundsätzliche Gleichwertigkeit der Regulierungsziele gem.
§ 2 Absatz 2 Nr. 1 bis 9 TKG im Ergebnis gebilligt. Dies steht in Widerspruch zu Art. 8 Rahmen-
richtlinie, der die Wettbewerbsförderung als eines der vorrangigen Ziele der Regulierung normiert
und die effiziente Frequenznutzung und -verwaltung sowie die Förderung effizienter Investitionen
nur als Mittel zur Erreichung dieses Ziels nennt (Art. 8 Absatz 1, 2. Unterabsatz; Absatz 2 lit. d);
Abs 5 lit. d) Rahmenrichtlinie).
Es sollte daher eine gesetzgeberische Klarstellung dahingehend erfolgen, dass die „Sicherstellung
chancengleichen Wettbewerbs“ ein vorrangig zu berücksichtigendes Regulierungsziel ist.
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Verbrauchernutzens besonders hervorgehoben werden, da die Sicherstellung chancengleichen
Wettbewerbs immer auch mit Blick auf den Nutzen für den Verbraucher einhergeht
„1Vorrangiger Zweck dieses Gesetzes ist es, durch technologieneutrale Regulierung zum Wohle
des Verbrauchers chancengleichen Wettbewerb im Bereich der Telekommunikation sicherzustel-
len. 2Ferner sollen leistungsfähige Telekommunikationsinfrastrukturen gefördert und flächende-
ckend angemessene und ausreichende Dienstleistungen gewährleistet werden.“
„(2) 1Die Regulierung ist zum Wohle des Verbrauchers vorrangig auf die Sicherstellung eines
chancengleichen Wettbewerbs ausgerichtet. 2Ferner soll sie leistungsfähige Telekommunikati-
onsinfrastrukturen fördern und flächendeckend angemessene und ausreichende Dienstleistungen
gewährleisten. 3Diese Ziele der Regulierung sind:“
Analyse: Das durch Art. 19 Absatz 4 GG verbürgte Recht auf effektiven Rechtsschutz gewähr-
leistet einen möglichst lückenlosen gerichtlichen Schutz gegen die Verletzung der Rechtssphäre
des Einzelnen durch Eingriffe der öffentlichen Gewalt. Dies bedeutet, dass der Einzelne einen
Anspruch auf eine tatsächlich wirksame gerichtliche Kontrolle besitzt. Daraus folgt eine grund-
sätzliche Pflicht der Gerichte, angefochtene Verwaltungsakte in tatsächlicher und rechtlicher
Hinsicht vollständig nachzuprüfen.
Es ist in der Rechtsprechung anerkannt, dass Art. 19 Absatz 4 GG jedoch dann nicht verletzt ist,
wenn der Gesetzgeber einer Behörde in der einschlägigen gesetzlichen Grundlage gerichtlich nur
eingeschränkt überprüfbare Entscheidungsspielräume ausdrücklich eröffnet hat.
So sieht bereits § 10 Absatz 2 Satz 2 TKG in Bezug auf die Marktdefinition ausdrücklich vor, dass
der BNetzA ein Beurteilungsspielraum zukommt. Obwohl der BNetzA im Telekommunikations-
gesetz sonst kein solcher Beurteilungsspielraum zugebilligt worden ist, haben die Verwaltungs-
gerichte Beurteilungsspielräume darüber hinaus auch in zahlreichen anderen Fällen angenommen.
In einigen dieser Fälle wurden von verschiedenen Telekommunikationsanbietern gegen diese
Gerichtsentscheidungen bereits Verfassungsbeschwerden eingelegt.
Zur zukünftigen Vermeidung derartiger Streitigkeiten sollte deshalb klargestellt werden, dass der
BNetzA Beurteilungs- und Ermessensspielräume nur in den ausdrücklich im Gesetz bestimmten
Fällen zustehen.
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Lösungsweg: Neuer § 2 Absatz 2 Satz 2 TKG-RefE und neuer § 137 Absatz 4 TKG-RefE
„(2) 1Die Ziele der Regulierung sind …2Sofern der Bundesnetzagentur bei der Verfolgung dieser
Ziele Beurteilungs- oder Ermessensspielräume eingeräumt sind, sind diese ausdrücklich bezeich-
net.“
Analyse: Grundsätzlich lassen sich zwei Kategorien von Massenverkehrsdiensten beobachten, die
geographische Rufnummern nutzen. Die erste Dienstekategorie finanziert sich ausschließlich
durch Terminierungsentgelte des Netzbetreibers, in dessen Netz die Nummern geschaltet sind,
z. B. sogenannte Chatdienste. Bei der zweiten Dienstekategorie erfolgt die Finanzierung dagegen
nur teilweise durch die Terminierungsentgelte und darüber hinaus über weitere Zahlungen, z. B.
Call-trough-Dienste, die u. a. Weitervermittlungen in ausländische Netze ermöglichen.
Beiden Dienstekategorien ist gemeinsam, dass sie keine „normale“ Kommunikation zwischen
zwei Personen ermöglichen, sondern über automatisierte Plattformen erbracht werden, über die
teilweise bis zu 1.000 parallele Anrufe abgewickelt werden können. Dadurch werden massenhaft
Verbindungsminuten zu den derart genutzten geographischen Rufnummern generiert, die zu
Netzüberlastungen bei den (Mobilfunk-) Netzbetreibern führen können. Ferner fehlt in beiden
Kategorien häufig der nach den geltenden Rufnummernregeln (insbesondere BNetzA-Verfügung
25/2006) vorgesehene geographische Bezug der Rufnummern, d. h. die Unternehmen, die den
Dienst erbringen, sind nicht im jeweiligen Ortsnetz angesiedelt.
Dies ist jedoch weder für den Kunden noch für dessen Netzbetreiber transparent, so dass miss-
bräuchliches Verhalten derzeit schwer nachweisbar ist.
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Lösungsweg: Neuer § 3 Nr. 17 c TKG-RefE
„17 c. „Niedrige-Kosten-Dienste“ Dienste, bei denen über die Verbindungsleistung zur jeweiligen
Rufnummer hinaus über automatisierte Plattformen eine weitere für den Endkunden
kostenpflichtige oder -freie Leistung erbracht wird, und die ausschließlich in einer zu die-
sem Zweck von der Bundesnetzagentur bereitgestellten Rufnummerngasse realisiert
werden dürfen.“
Ziel: Unbeschadet der Frage, ob die Einführung kostenloser Wartschleifen ordnungs- und
verbraucherschutzpolitisch erforderlich ist, sollte die Warteschleifen-Definition (verfassungs-)
rechtlich unbedenklich ausgestaltet werden.
Beide Zeiträume ließen sich nach heutigem Stand der Technik nur dann als „Warteschlei-
fe“ identifizieren, wenn der konkrete Gesprächsverlauf und –inhalt erfasst würde. Dies ist mit Blick
auf das Telekommunikationsgeheimnis sowie aus Daten- und Verbraucherschutzgründen abzu-
lehnen.
30 c. „Warteschleife“… 5Als Warteschleife ist ferner die Zeitspanne anzusehen, die anlässlich
einer Weitervermittlung zwischen Beendigung der vorhergehenden Bearbeitung des An-
liegens und der weiteren Bearbeitung vergeht, ohne dass der Anruf unterbrochen wird.
Ausgenommen sind…“
Analyse: Im Bereich der Endkundenmärkte im Mobilfunk hat sich gezeigt, dass die Bundes-
netzagentur regelmäßig zu einer anderen Beurteilung der Marktverhältnisse gelangt als das
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Bundeskartellamt. Während das Bundeskartellamt bereits in mehreren Verfahren deutliche An-
haltspunkte für eine gemeinsame Marktbeherrschung auf dem Endkundenmobilfunkmarkt durch
Deutsche Telekom und Vodafone gesehen hat, hält die Bundesnetzagentur diesen Markt nicht nur
für nicht regulierungsbedürftig, sondern teilt trotz eines permanent hohen gemeinsamen Markt-
anteils von Deutsche Telekom und Vodafone von ca. 70 Prozent noch nicht einmal die Sichtweise,
dass Anhaltspunkte für eine gemeinsame Marktbeherrschung durch Deutsche Telekom und
Vodafone sprechen könnten.
Die geänderte Rahmenrichtlinie enthält einen ebenfalls geänderten Anhang II zur Bewertung einer
gemeinsamen Marktbeherrschung durch nationale Regulierungsbehörden, der bei der Überar-
beitung des TKG in dessen § 11 umzusetzen ist. E-Plus schlägt vor, dies zum Anlass zu nehmen,
auch eine Angleichung der Kriterien für die einzel- und gemeinsame Marktbeherrschung zwischen
TKG und GWB vorzunehmen, um die oben dargestellten Diskrepanzen zukünftig möglichst zu
vermeiden. Hierbei sollten insbesondere die Vermutungsregeln aus § 19 Absatz 3 GWB durch
Verweis in das TKG übernommen werden.
Lösungsweg: § 11 Absatz 3 TKG-RefE sollte wie folgt gefasst bzw. ergänzt werden
„(3) 1Die Bundesnetzagentur geht bei ihrer Untersuchung der Marktverhältnisse von der Ver-
mutung des § 19 Absatz 3 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen aus. 2Sie berück-
sichtigt zudem bei der Marktanalyse nach den Absätzen 1 und 2 weitestgehend die von der
Kommission aufgestellten Kriterien, niedergelegt in den Leitlinien der Kommission zur Markt-
analyse und zur Bewertung beträchtlicher Marktmacht nach Artikel 15 Absatz 2 der Richtlinie
2002/21/EG in der jeweils geltenden Fassung. 3Sie zieht bei dieser Beurteilung die Kriterien aus
Anhang II zu Artikel 14 Absatz 2 Unterabsatz 2 der Richtlinie 2002/21/EG in der jeweils geltenden
Fassung heran. 4Sie trägt im Rahmen der Marktanalyse nach Absatz 1 zudem den Märkten Rech-
nung, die die Kommission in der jeweils geltenden Fassung der Empfehlung in Bezug auf relevante
Produkt- und Dienstmärkte nach Artikel 15 Absatz 1 der Richtlinie 2002/21/EG festlegt.“
E-Plus begrüßt, dass in § 13 Absatz 4 Nr. 2 TKG-RefE entsprechend den europarechtlichen Vor-
gaben eine Abstimmung vergleichbarer Regulierungsentscheidungen mit den Regulierungsbe-
hörden in anderen EU-Mitgliedstaaten vorgegeben worden ist, bei der auch die Frage der Not-
wendigkeit der Entwicklung einer einheitlichen Regulierungspraxis berücksichtigt werden soll.
Ziel: Die Verwaltungs- und Gerichtsverfahren im Bereich der Marktregulierung sollten sowohl
kosten- als auch wettbewerbseffizienter ausgestaltet werden.
Analyse: Die Bundesnetzagentur hat in den vergangenen Jahren die Vorleistungsmärkte für die
Anrufzustellung in einzelnen Mobilfunknetzen individuell analysiert und – da sie jeweils be-
trächtliche Marktmacht festgestellt hat – jeweils vier betreiberindividuelle – Regulierungsverfü-
gungen und vier betreiberindividuelle Entgeltgenehmigungen erlassen.
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Da sowohl die Regulierungsverfügungen als auch die Entgeltgenehmigungen regelmäßig ge-
richtlich angegriffen worden sind, hat es – gemäß § 13 Absatz 3 TKG - pro Marktanalyse- / Re-
gulierungsverfügungs- / Entgeltgenehmigungs-„Runde“ und pro Gerichtsinstanz allein acht un-
terschiedliche Hauptsacheverfahren gegeben, die teilweise sogar unterschiedlichen Kammern
beim Verwaltungsgericht Köln zugewiesen wurden. Dies ist verfahrensrechtlich ineffizient, führt
sowohl bei den Unternehmen als auch der Bundesnetzagentur zu erheblichen Kosten und ge-
währleistet darüber hinaus keine einheitliche und konsistente Entscheidungspraxis.
In der Praxis hat diese künstliche Trennung dazu geführt, dass exogen verursachte Kostenun-
terschiede (z. B. durch unterschiedliche Frequenzausstattungen und durch den unterschiedlichen
Zeitpunkt des Markteintritts) zwischen Deutsche Telekom / Vodafone und E-Plus / Telefónica O2
nicht in ausreichendem Maß beachtet wurden. Dies wiederum hat das bestehende wettbe-
werbliche Ungleichgewicht zwischen Deutsche Telekom / Vodafone einerseits und E-Plus / Tele-
fónica O2 andererseits nicht nur perpetuiert, sondern die bestehenden Wettbewerbsverzerrungen
sogar verstärkt.
„(5) 1Die Entscheidungen nach den §§ 19, 20, 21, 23, 24, 30, 39 oder § 42 Absatz 4 Satz 3 er-
gehen mit den Ergebnissen der Verfahren nach den §§ 10 und 11 sowie den Entgeltgenehmi-
gungsentscheidungen nach § 31 als einheitlicher Verwaltungsakt. 2Sofern auf einem relevanten
Telekommunikationsmarkt mehrere Unternehmen mit beträchtlicher Marktmacht tätig sind, er-
gehen die Entscheidungen nach Satz 1 ihnen gegenüber auf Grundlage eines einheitlichen
Verwaltungsverfahrens. 3Die Bundesnetzagentur hat darauf zu achten, dass die einzelnen Be-
standteile (Marktabgrenzung, -analyse, Regulierungsverfügungen und Entgeltgenehmigungs-
entscheidungen) in ihrer Gesamtheit aufeinander abgestimmt sind (Konsistenzgebot).“
Darüber hinaus sind die Regelungen zur Antragstellung und zum Entgeltgenehmigungsverfahren
in § 31 Absatz 3 und 4 TKG-RefE, insbesondere mit Blick auf die vorgesehenen Fristen, so an-
zupassen, dass die Bundesnetzagentur eine Regulierungsentscheidung innerhalb eines Verfahrens
treffen kann.
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8. Zugang zu Glasfaserinfrastrukturen > § 21 Absatz 3 TKG-RefE (Zugangsverpflichtun-
gen)
Ziel: Es soll klar gestellt werden, dass die Bundesnetzagentur auch die Möglichkeit hat, Betreibern
öffentlicher Telekommunikationsnetze, die über beträchtliche Marktmacht verfügen, die Ver-
pflichtung zum Zugang zu unbeschalteten Glasfasern (dark fibre) aufzuerlegen.
Analyse: Das Datenaufkommen in den Fest- und Mobilfunknetzen wird in den kommenden
Jahren explosionsartig ansteigen. Zur Bewältigung dieser Datenmassen bauen alle Mobilfunk-
netzbetreiber mobile Breitbandnetze aus. Bei der Anbindung breitbandfähiger Mobilfunkstand-
orte ist davon auszugehen, dass die Richtfunktechnologie mittel- bis langfristig an ihre Grenzen
stoßen wird. Daher wird zunehmend eine glasfaserbasierte Anbindung von Mobilfunkstandorten
erforderlich. In vielen Regionen gibt es derzeit zwar eine – teilweise noch aus Monopolzeiten
resultierende - Glasfaserinfrastruktur, die Deutsche Telekom gewährt zu dieser Infrastruktur je-
doch keinen freiwilligen Zugang. Andererseits ist der Aufbau paralleler Glasfaserinfrastrukturen
oftmals betriebs- und volkswirtschaftlich ineffizient.
Diese Situation führt dazu, dass eine perspektivisch notwendig werdende Anbindung von Mo-
bilfunkstandorten über unbeschaltete Glasfaseren (dark fibre) durch Wettbewerber der Deutschen
Telekom vielfach nicht möglich sein wird. Dies steht dem wettbewerblichen Aufbau flächende-
ckender mobiler Breitbandinfrastrukturen entgegen. Es sollte deshalb gesetzlich klar gestellt
werden, dass die BNetzA eine entsprechende Zugangsverpflichtung auferlegen kann bzw. soll.
„(3) Die Bundesnetzagentur soll Betreibern öffentlicher Telekommunikationsnetze, die über be-
trächtliche Marktmacht verfügen, folgende Verpflichtungen nach Absatz 1 auferlegen:
1. Zugang zu nicht aktiven Netzkomponenten (zum Beispiel zu unbeschalteten Glasfasern [dark
fibre]) und vollständig entbündelten Zugang zum Teilnehmeranschluss sowie gemeinsamen
Zugang zum Teilnehmeranschluss zu gewähren.“
Ziel: Um der BNetzA auch künftig die im Rahmen der Entgeltregulierung benötigten Daten ver-
fügbar zu machen, sollte generell für alle marktmächtigen Unternehmen mit integrierter Mobil-
funk- und Festnetzsparte eine getrennte Rechnungslegung vorgeschrieben werden.
Zur Vermeidung der damit einhergehenden Probleme sollte die Bundesnetzagentur gegenüber
marktmächtigen integrierten Netzbetreibern grundsätzlich eine getrennte Kostenrechnung auf-
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erlegen. Hierbei ist es hinsichtlich der erforderlichen Marktmacht als hinreichend anzusehen,
wenn ein integriertes Unternehmen entweder auf dem Mobilfunkmarkt oder auf dem Fest-
netzmarkt oder auf dem Markt für kombinierte Mobilfunk-/ Festnetzprodukte über eine einzel-
oder über eine gemeinsam marktbeherrschende Stellung verfügt.
„(2) 1Die Bundesnetzagentur kann einem Unternehmen mit beträchtlicher Marktmacht Ver-
pflichtungen in Bezug auf Kostenrechnungsmethoden erteilen. 2Unternehmen mit beträchtlicher
Marktmacht und integrierter Mobilfunk- und Festnetzsparte soll die Bundesnetzagentur in der
Regel verpflichten, für beide Sparten getrennte Kostenrechnungen zu führen. 3In diesem Fall kann
sie das Unternehmen mit beträchtlicher Marktmacht verpflichten, eine Beschreibung der den
Auflagen entsprechenden Kostenrechnungsmethode öffentlich verfügbar zu machen, in der
mindestens die wichtigsten Kostenarten und die Regeln der Kostenzuweisung aufgeführt werden,
sofern sie nicht selbst eine entsprechende Veröffentlichung vornimmt. 4Die Anwendung der
Kostenrechnungsmethode wird von der Bundesnetzagentur überprüft; diese kann auch eine
unabhängige Stelle mit der Überprüfung beauftragen. 5Das Prüfergebnis wird einmal jährlich
veröffentlicht.“
10. Risikozuschlag bei Entgelten für Zugangsnetze der nächsten Generation >§ 31 Ab-
satz 1 TKG-RefE (Entgeltgenehmigung)
Ziel: Bei der Entgeltgenehmigung für Zugangsleistungen zu Netzen der nächsten Generation soll
künftig eine angemessene Rendite für das eingesetzte Kapital ermöglicht und das spezifische Ri-
siko im Zusammenhang mit diesbezüglichen Netzinvestitionen berücksichtigt werden. Dies gilt
jedoch nicht bei Sprachterminierungsleistungen, da für die Erbringung dieser Leistung keine In-
vestition in ein Zugangsnetz der nächsten Generation erforderlich ist.
Analyse: Mit § 31 Absatz 1 TKG-RefE sollen die europarechtlichen Vorgaben zu Risikoprämien bei
der Genehmigung bestimmter Zugangsleistungen umgesetzt werden. Art. 13 Absatz 1 ZRL und
Art. 8 Absatz 5 Buchstabe d RRL lassen jedoch offen, für welche Arten von Zugangsentgelten
solche Prämien gewährt werden dürfen.
Dies würde auch der EU-Kommissionsempfehlung über die Regulierung der Festnetz- und Mo-
bilfunkzustellungsentgelte zuwider laufen, in der explizit empfohlen wird, verkehrsunabhängige
Kosten sowohl bei der Berechnung der Festnetz- als auch der Mobilfunkterminierungsentgelte
nicht zu berücksichtigen.
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Tatsächlich sind Investitionen in Zugangsnetze der nächsten Generation für die Erbringung von
Sprachterminierungsleistungen im Fest- und Mobilfunk auch nicht erforderlich. Zur Erhöhung der
Planungssicherheit und zur Vermeidung von Rechtsstreitigkeiten sollte daher klargestellt werden,
dass sich § 31 Absatz 1 Satz 2 und 3 TKG-RefE ausschließlich auf Entgeltgenehmigungen für die
Märkte 4 und 5 der derzeitigen EU-Märktempfehlung bezieht.
„(1) 1Die Bundesnetzagentur stellt bei der Genehmigung von Entgelten sicher, dass alle Entgelte
die wirtschaftliche Effizienz und einen nachhaltigen Wettbewerb fördern und für die Verbraucher
nicht nur kurzfristig, sondern auch mittel- und langfristig möglichst vorteilhaft sind. 2Sie berück-
sichtigt bei der Genehmigung von Entgelten die zugrunde liegenden Investitionen und ermöglicht
eine angemessene Verzinsung des eingesetzten Kapitals. 3Bei Zugangsnetzen der nächsten Ge-
neration trägt sie bei der Genehmigung von Entgelten für den (physischen) Zugang zu Netzinf-
rastrukturen (einschließlich des gemeinsamen oder vollständig entbündelten Zugangs) an festen
Standorten sowie bei der Genehmigung von Entgelten für den Breitbandzugang für Großkunden
den spezifischen Investitionsrisiken zum Investitionszeitpunkt Rechnung. 4Soweit sich weitere
Unternehmen an diesen Investitionsrisiken beteiligen, ist dies bei der Ermittlung der auf diese Ri-
siken bezogenen Entgeltbestandteile in konsistenter Weise zu berücksichtigen. Vereinbarten Ri-
sikobeteiligungsmodellen ist dabei soweit wie möglich Rechnung zu tragen.“
11. Anpassung der Regelungen zur Rückwirkung von Entgeltgenehmigungen > Ände-
rung von § 35 Absatz 5 TKG-RefE
Ziel: Es sollte eine Klarstellung erfolgen, dass Entgeltgenehmigungen stets auf den Zeitpunkt der
erstmaligen Leistungserbringung durch das regulierte Unternehmen zurückwirken.
Analyse: Die bisherigen Regelungen zur Rückwirkung von Entgeltgenehmigungen der BNetzA
sind unzureichend und verletzen verfassungsrechtlich geschützte Rechtspositionen der regulierten
Unternehmen.
Nach dem gesetzgeberischen Willen sollte § 35 Absatz 5 Satz 1 TKG klarstellen, dass Entgeltge-
nehmigungen rückwirkend erteilt werden können (BT-Drs. 15/2316, S. 69). Die sprachliche
Ausgestaltung des § 35 Absatz 5 Satz 1 TKG-RefE bleibt jedoch hinter diesem erklärten gesetz-
geberischen Ziel zurück und schafft Unklarheiten, die zu einer Verletzung verfassungsrechtlich
geschützter Rechtspositionen der regulierten Unternehmen führen können.
Eine grundsätzliche Rückwirkung von Entgeltgenehmigungen auf den Zeitpunkt der Leistungs-
bereitstellung unabhängig von einer vertraglichen Vereinbarung dieser Entgelte ist zunächst
verfassungsrechtlich geboten (BVerwGE 120, 54 (68ff)). Ferner entspricht sie auch der Konzeption
des TKG, das in § 35 Absatz 3 Satz 1 TKG-RefE eine Verpflichtung zur Genehmigungserteilung
grundsätzlich vorsieht, soweit die Entgelte des regulierten Unternehmens den Entgeltgenehmi-
gungsmaßstäben der §§ 32, 28 TKG-RefE entsprechen.
Nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts soll die Genehmigung sichern, dass das
regulierte Unternehmen keine höheren Entgelte erhebt, als auf Grundlage dieser Maßstäbe ge-
rechtfertigt ist. Das Gesetz garantiert jedoch zugleich, dass das Unternehmen diese Entgelte auch
erheben darf (s. BVerfGE 115, 205 ff. (243)). Dies ist auch sachgerecht, da sowohl die Ver-
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pflichtung zur Entgeltgenehmigung als auch die Genehmigungsentscheidung an sich einen Ein-
griff in die Berufsfreiheit (Art. 12 Absatz 1 GG) bzw. die wirtschaftliche Betätigungsfreiheit (Art. 2
Absatz 1 GG) darstellen, der nur dann zulässig ist, wenn er verfassungsrechtlich gerechtfertigt,
insbesondere verhältnismäßig ist. Es ist jedoch kein Grund ersichtlich, warum die Befugnis des
regulierten Unternehmens, die ihm genehmigten Entgelte für die von ihm erbrachten Leistungen
tatsächlich verlangen zu können, davon abhängen sollte, ob die Entgelte für die erbrachten
Leistungen vertraglich vereinbart wurden oder durch behördliche Anordnung (etwa nach § 25
TKG-RefE) festgesetzt worden sind. Eine Beschränkung der Rückwirkung von Entgeltgenehmi-
gungen auf solche Genehmigungen, die sich auf vertraglich bereits vereinbarte Entgelte beziehen,
ist vor diesem Hintergrund nicht zu rechtfertigen. Daher ist eine sprachliche Klarstellung der Re-
gelung des § 35 Absatz 5 Satz 1 TKG-RefE erforderlich, die deutlich macht, dass Entgeltgeneh-
migungen stets auf den Zeitpunkt der erstmaligen Leistungserbringung durch das regulierte
Unternehmen zurückwirken und zwar unabhängig davon, ob sie sich auf ein vertraglich bereits
vereinbartes Entgelt beziehen oder nicht.
Weiterhin ist in § 35 Absatz 5 Satz 2 und 3 TKG-RefE eine erhebliche Einschränkung der Wirkung
einer gerichtlichen Korrektur von rechtswidrigen Entgeltgenehmigungsentscheidungen der
Bundesnetzagentur enthalten, die in ihrer gesetzlichen Ausgestaltung und in ihrer Handhabung
durch das Verwaltungsgericht Köln das Recht der regulierten Unternehmen auf effektiven
Rechtsschutz aus Art. 19 Absatz 4 GG sowie ihre Berufsfreiheit bzw. wirtschaftliche Betäti-
gungsfreiheit verletzt:
Wird die Bundesnetzagentur gerichtlich verpflichtet, ein höheres Entgelt zu genehmigen, entfaltet
diese Genehmigung nach § 35 Absatz 5 Satz 3 TKG-RefE nur dann Rückwirkung, wenn das Ge-
richt auf Antrag des regulierten Unternehmens hin in einem Verfahren nach § 123 VwGO die
vorläufige Zahlung des höheren Entgelts angeordnet hat. Eine solche vorläufige Anordnung er-
geht nach dem Wortlaut des § 35 Absatz 5 Satz 2 TKG-RefE nur dann, wenn überwiegend
wahrscheinlich ist, dass der Anspruch auf Genehmigung des höheren Entgelts besteht. Wird der
Erlass einer einstweiligen Anordnung abgelehnt, so entfaltet der Anspruch des regulierten Un-
ternehmens auf Genehmigung eines höheren Entgelts auch bei einem Erfolg der Klage seine
Wirkung erst mit der Rechtskraft des Hauptsacheurteils. Da die Entscheidung in der Hauptsache in
der Praxis regelmäßig erst dann erfolgt, wenn die kurze Befristung der Entgeltgenehmigungs-
entscheidung abgelaufen ist, hat die Entscheidung des Gerichts im Eilverfahren die Wirkung einer
Vorwegnahme der Hauptsache.
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dem VG Köln zu obsiegen. Das Gericht entscheidet auf Grundlage einer summarischen Prüfung
und behält sich im Hinblick auf die summarische Prüftiefe „die Klärung schwieriger rechtlicher und
ökonomischer Fragen von grundsätzlicher Bedeutung“ für das Hauptsacheverfahren vor (u. a. VG
Köln, Beschluss v. 20.12.2006, 21 L 1413/06, Rz. 27.). Auf Grundlage dieser Praxis kommt das VG
Köln regelmäßig zu dem Ergebnis, dass das Bestehen des geltend gemachten Genehmigungs-
anspruchs allenfalls offen sei. Da das Gesetz eine überwiegende Wahrscheinlichkeit für das Be-
stehen des Anspruchs fordert, weist das VG Köln die Anträge der regulierten Unternehmen re-
gelmäßig ab.
Die erheblichen Eingriffe in die Grundrechte der regulierten Unternehmen aus Art. 19 Absatz 4
und Art. 12 Absatz 1 bzw. 2 Absatz 1 GG können nicht unter Hinweis auf das Erfordernis der
gesetzlichen Einschränkung der Rückwirkung von Entgeltgenehmigungen für den Schutz der
Interessen der Wettbewerber des regulierten Unternehmens gerechtfertigt werden. Ausweislich
der Gesetzesbegründung soll das regulierte Unternehmen die Einschränkung seiner verfas-
sungsrechtlich geschützten Rechtspositionen hinzunehmen haben, da den Wettbewerbern das
Risiko nicht zumutbar sei, für einen Zeitraum von mehreren Jahren, die regelmäßig bis zum Ab-
schluss entsprechender Gerichtsverfahren vergehen, Nachzahlungen an das regulierte Unter-
nehmen leisten zu müssen.
Die Regelung des § 35 Absatz 5 Satz 2, 3 TKG-RefE verlagert jedoch das Risiko einer unzutref-
fenden Regulierungsentscheidung einseitig auf das regulierte Unternehmen. Dies gilt insbeson-
dere deshalb, weil die Ausgestaltung und Durchführung des Eilverfahrens aus den dargelegten
Gründen hinter den Anforderungen des Art. 19 Absatz 4 GG zurückbleibt.
„(5) 1Beinhalten Entgeltgenehmigungen die vollständige oder teilweise Genehmigung eines ver-
traglich bereits vereinbarten Entgelts, so wirken sie zurück auf den Zeitpunkt der erstmaligen
Leistungsbereitstellung durch das Unternehmen mit beträchtlicher Marktmacht. 2Das Gericht
kann im Verfahren nach § 123 der Verwaltungsgerichtsordnung die vorläufige Zahlung eines
beantragten höheren Entgelts anordnen, wenn überwiegend wahrscheinlich ist, dass der An-
spruch auf die Genehmigung des höheren Entgelts besteht; der Darlegung eines Anordnungs-
grundes bedarf es nicht. 3 Verpflichtet Dies gilt auch, wenn das Gericht die Bundesnetzagentur
zur Erteilung einer Genehmigung für ein höheres Entgelt verpflichtet, so entfaltet diese Geneh-
migung die Rückwirkung nach Satz 1 nur, wenn eine Anordnung nach Satz 2 ergangen ist. sDer
Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung nach § 123 Absatz 1 der Verwaltungsgerichts-
ordnung kann nur bis zum Ablauf von zwei Monaten nach Klageerhebung gestellt und begründet
werden.“
„(6) 1n dem Verfahren nach § 35 Absatz 5 in Verbindung mit § 123 der Verwaltungsgerichts-
ordnung kann das Gericht durch Beschluss anordnen, dass nur solche Personen beigeladen
werden, die dies innerhalb einer bestimmten Frist beantragen. 2Der Beschluss ist unanfechtbar. 3Er
ist im elektronischen Bundesanzeiger bekannt zu machen. 4Die Bekanntmachung kann zusätzlich
in einem von dem Gericht für Bekanntmachungen bestimmten Informations- und Kommunika-
tionssystem erfolgen. 5Die Frist muss mindestens zwei Wochen seit Veröffentlichung im elektro-
nischen Bundesanzeiger betragen. 6Für die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand bei Versäu-
mung der Frist gilt § 60 der Verwaltungsgerichtsordnung entsprechend. Das Gericht soll Personen,
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die von der Entscheidung erkennbar in besonderem Maße betroffen werden, auch ohne Antrag
beiladen.“
Analyse: E-Plus unterstützt das im alten wie neuen EU-Rechtsrahmen angelegte Prinzip, nicht
(mehr) regulierungsbedürftige Telekommunikationsmärkte der Aufsicht durch die nationalen
Wettbewerbsbehörden zu unterstellen.
In Deutschland hat sich jedoch gezeigt, dass das Bundeskartellamt zu viel Zeit benötigt, bis dies-
bezügliche Verfahren abgeschlossen werden. Dies kann dazu führen, dass sich Marktmacht-
missbräuche kommerziell „lohnen“. So dauerte beispielsweise ein Verfahren gegen Deutsche
Telekom und Vodafone zur Prüfung der missbräuchlichen Ausnutzung deren gemeinsamer
marktbeherrschender Stellung auf dem deutschen Mobilfunkmarkt 20 Monate.
E-Plus schlägt daher vor, die in § 42 TKG-RefE bereits angelegten (Verfahrens-) Vorschriften der
sektorspezifischen Missbrauchsaufsicht auf nicht (mehr) regulierte und nach den Vorschriften des
Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen zu beurteilende Märkte zu übertragen.
Problematisch ist allerdings die unverbindliche Vorgabe der Verfahrensdauer in Absatz 4, die re-
gelmäßig überschritten wird. Es wäre sinnvoll, die unverbindliche Viermonatsfrist in eine verbind-
liche Vorgabe zu ändern, die dann sowohl im originären Anwendungsbereich von § 42 TKG-RefE
als auch im übertragenen Anwendungsbereich im Rahmen des GWB bei der Anwendung durch
das Bundeskartellamt gelten könnte.
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13. Sperre von Anschlüssen > § 45 k TKG-RefE (Sperre)
Ziel: Eine Ausweitung des Geltungsbereichs von § 45 k TKG-RefE auf den Mobilfunk ist zu ver-
meiden.
Analyse: § 45 k TKG bezieht sich bislang ausschließlich auf das Festnetz, soll aber im vorliegenden
Gesetzentwurf insofern ausgeweitet werden, dass auch Mobilfunkanschlüsse erst bei Erreichen
eines Verzugs in Höhe von mindestens 75 € gesperrt werden dürfen. Eine solche Ausweitung des
Geltungsbereichs von § 45 k TKG wäre jedoch nicht sachgerecht.
Die Einführung dieser Regelung für das Festnetz hat der Gesetzgeber auf die Argumentation
gestützt, dass der Festnetztelefonanschluss zur Grundversorgung der Bürger gehöre und daher
nicht bei geringfügigem Verzug gesperrt werden dürfe. Eine Gleichbehandlung von Mobilfunk-
anschlüssen mit Festnetzanschlüssen wäre jedoch nicht sachgerecht, da der Mobilfunk nicht als
eine Grundversorgung gewährleistender Universaldienst klassifiziert ist. Zudem sind auch Mobil-
funkanschlüsse, die aufgrund von Zahlungsrückstand gesperrt wurden, weiterhin erreichbar.
Zudem muss darauf hingewiesen werden, dass eine Sperre aufgrund von Verzug nicht nur zum
Schutz der Unternehmensinteressen dient, sondern auch den Endkunden davor bewahrt, mit
unerwartet hohen Forderungen konfrontiert zu werden.
Schließlich weisen wir darauf hin, dass die vorgesehene Ausweitung des Geltungsbereichs von
§ 45 k TKG auch nicht aus EU-rechtlichen Anforderungen resultiert. Art. 29 URL lässt dem nati-
onalen Gesetzgeber die Wahl, Verpflichtungen nach Anhang I Teil A Buchstabe e) der URL in
Bezug auf die Trennung vom Netz als allgemeine Anforderung für alle Unternehmen vorzu-
schreiben bzw. Art. 29 Absatz 1 URL ganz oder zum Teil nicht anzuwenden, wenn er zu der
Auffassung gelangt, dass in ausreichendem Umfang Zugang zu den zusätzlichen Dienstemerk-
malen besteht. Die in Anhang I Teil A Buchstabe e) skizzierte Verpflichtung zielt vor allem darauf
ab, dass dem Teilnehmer bei Verzug eine Trennung vom Netz rechtzeitig angekündigt wird. Dies
ist heute jedoch bereits gängige Praxis: So erhalten Teilnehmer bei Verzug grundsätzlich zunächst
eine Mahnung bzw. erneute Zahlungsaufforderung mit angemessener Fristsetzung. Die im Re-
ferentenentwurf vorgesehene Grenze von 75 € wird in der europäischen Gesetzgebung hingegen
nicht adressiert. Insofern geht der Gesetzentwurf deutlich über die Richtlinienvorgaben hinaus.
„(1) 1Der Anbieter öffentlich zugänglicher Telefondienste darf an festen Standorten zu erbrin-
gende Leistungen an einen Teilnehmer unbeschadet anderer gesetzlicher Vorschriften nur nach
Maßgabe der Absätze 2 bis 5 und nach § 45p Satz 3 ganz oder teilweise verweigern (Sperre).
2
§ 108 Absatz 1 bleibt unberührt.“
Ziel: Jeder Kunde sollte jederzeit die Möglichkeit erhalten, seine Rufnummer zu einem anderen
Anbieter von Telekommunikationsdiensten (Mobilfunk- oder Festnetzanbieter) mitzunehmen.
Analyse: Durch § 46 Absatz 4 Satz 2 des Referentenentwurfs wird dem Kunden erstmals das
Recht eingeräumt, jederzeit und unabhängig von der Vertragslaufzeit seine Rufnummer zu einem
anderen Mobilfunkanbieter mitzunehmen. E-Plus begrüßt diese Neuregelung zur Flexibilisierung
der Rufnummernübertragbarkeit, da sie zum Wohle des Verbrauchers regulatorische Wechsel-
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barrieren beseitigt und einem unzufriedenen Vertragskunden die Möglichkeit bietet, unter er-
leichterten Umständen seinen Anbieter zu wechseln.
Aus Sicht von E-Plus sollte jedoch auch erwogen werden, die Rufnummernübertragbarkeit nicht
nur zwischen Mobilfunkanbietern, sondern zwischen sämtlichen Mobilfunk- und Festnetzanbie-
tern zu erleichtern, so dass jeder Kunde bei jedem Anschluss frei entscheiden kann, ob er für
diesen Anschluss eine Mobilfunk- oder eine Festnetznummer benutzen möchte (so genannte
„Vollständige Flexibilisierung des Anbieterwechsels“).
Mit der fort schreitenden Annäherung der Mobilfunk- an die Festnetzterminierungsentgelte be-
steht nämlich keine regulatorische Rechtfertigung mehr, zwischen Mobilfunk- und Festnetz-
nummern zu differenzieren, da sich die Preise für Gespräche in die Mobilfunk- und Festnetze
entsprechend annähern sollten. Tatsächlich sind die Absenkungen der Mobilfunkterminierungs-
entgelte in der Vergangenheit jedoch nur in geringem Maß an die Endkunden weiter gegeben
worden. So sind insbesondere die Verbraucherpreise für Gespräche aus den Fest- in die Mobil-
funknetze nur in geringem Ausmaß gesunken.
Eine vollständige Flexibilisierung des Rufnummernraums sollte dieses Problem lösen und per-
spektivisch dazu führen, dass jeder Inhaber eines Mobilfunkanschlusses zukünftig zum selben
Gesprächspreis erreichbar wäre wie der Inhaber eines Festnetzanschlusses.
„(3) 1Zur Gewährleistung des Anbieterwechsels nach Absatz 1 haben Betreiber öffentlicher Te-
lekommunikationsnetze in ihren Netzen insbesondere sicherzustellen, dass Teilnehmer ihre Ruf-
nummer unabhängig von dem Unternehmen, das den Telefondienst erbringt, wie folgt an jedem
Standort, gleich ob geografisch gebunden oder ungebunden, beibehalten können.
Analyse: Unter geltendem Recht wurde die „Sicherstellung chancengleichen Wettbewerbs“ von
der BNetzA beispielsweise bei der Festlegung der Vergabe- und Versteigerungsregeln in der
Frequenzentscheidung vom 12.10.2009 faktisch nur als nachrangiges Regulierungsziel gewürdigt.
Ungeachtet der Frage, ob diese Vorgehensweise nach geltender Rechtslage in den in diesem
Zusammenhang anhängigen Gerichtsverfahren als rechtmäßig eingestuft werden wird, gebieten
die Vorgaben aus der geänderten Rahmen- und Genehmigungsrichtlinie zukünftig eine Stärkung
des Frequenzordnungsziels „Sicherstellung chancengleichen Wettbewerbs“.
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In Art. 8 Rahmenrichtlinie ist die Wettbewerbsförderung nämlich als eines der vorrangigen Ziele
der Regulierung normiert, die effiziente Frequenznutzung und -verwaltung sowie die Förderung
effizienter Investitionen dient nur als Mittel zur Erreichung dieses Ziels (Art. 8 Absatz 1, 2. Un-
terabsatz; Absatz 2 lit. d); Absatz 5 lit. d) Rahmenrichtlinie).
Zudem wird in Art. 8 Absatz 2 lit. a) Rahmenrichtlinie klar gestellt, dass die Förderung des
Wettbewerbs im Telekommunikationssektor letztlich dazu dient, „sicher[zu]stellen, dass für die
Nutzer […] der größtmögliche Nutzen in Bezug auf Auswahl, Preise und Qualität erbracht wird“.
„(1) Zur Sicherstellung einer effizienten und störungsfreien Nutzung von Frequenzen und unter
Berücksichtigung der in § 2 genannten weiteren Regulierungsziele, insbesondere des Ziels der
Sicherstellung chancengleichen Wettbewerbs zum Wohle der Verbraucher, werden Frequenz-
bereiche zugewiesen, in Frequenznutzungen aufgeteilt, Frequenzen zugeteilt und Frequenznut-
zungen überwacht.“
Ziel: Einführung einer gesetzgeberischen Klarstellung zur Frequenzverlagerung, die der derzeiti-
gen Verwaltungspraxis der Bundesnetzagentur nicht zuwider läuft.
Die vorgeschlagene Klarstellung ist jedoch problematisch, da eine solche Frequenzverlagerung nur
(noch) dann möglich sein soll, wenn Frequenzen „verfügbar“ sind. Dies widerspricht der bishe-
rigen Verwaltungspraxis der Bundesnetzagentur insofern, als die Bundesnetzagentur bei der
Umsetzung von Handlungskomplex I des GSM-Konzepts angeordnet hat, dass E-Plus und Tele-
fónica O2 jeweils 2 x 5 MHz Spektrum aus dem 1800 MHz-Band an die Bundesnetzagentur ver-
lagern sollten, obwohl sie damals noch Nutzungsrechte an diesen Frequenzen hatten und die
Frequenzen mithin nicht „verfügbar“ waren.
„(6) 1Der Antragsteller hat keinen Anspruch auf eine bestimmte Einzelfrequenz. 2Die Bundes-
netzagentur kann zur Sicherstellung der Regulierungsziele nach § 2 zugeteilte Frequenzen durch
andere Frequenzen ersetzen, die für dieselbe Frequenznutzung ausgewiesen und verfügbar sind
(Frequenzverlagerung). 3In diesem Fall findet Absatz 10 keine Anwendung.“
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17. Anspruch auf Verlängerung von Frequenznutzungsrechten > § 55 Absatz9 TKG-RefE
Ziel: Klarstellung der Voraussetzungen für einen Anspruch auf Verlängerung von Frequenznut-
zungsrechten.
„(9) 1Frequenzen werden in der Regel befristet zugeteilt. 2Die Befristung muss für die betreffende
Nutzung angemessen sein. 3Eine befristete Zuteilung kann verlängert werden, wenn
3. dies zur Sicherstellung eines chancengleichen Wettbewerbs und der Förderung nachhaltig
wettbewerbsorientierter Märkte dient, und
Ziel: Es sollte im TKG unmissverständlich klargestellt werden, dass eine Versteigerung immer dann
kein geeignetes Frequenzvergabeverfahren darstellt, wenn sie bestehende Asymmetrien bei der
Frequenzaufteilung verstärken und damit weitere Wettbewerbsverzerrungen im deutschen Mo-
bilfunkmarkt auslösen kann.
Analyse: Erfahrungen aus den europäischen Mobilfunkmärkten belegen, dass ein chancenglei-
cher Zugang zu Frequenzen eine zentrale Voraussetzung für chancengleichen Wettbewerb ist. Je
ähnlicher die Frequenzausstattung der Marktteilnehmer ist, desto intensiver ist der Wettbewerb.
Nach Auffassung der BNetzA lässt das geltende TKG zu, dass Frequenzen durch Vergabeent-
scheidungen der BNetzA (bzw. ihrer Rechtsvorgänger) zwar asymmetrisch unter Mobilfunknetz-
betreibern aufgeteilt werden konnten, dass die Heilung dieses für den Wettbewerb schädlichen
Zustands jedoch Marktmechanismen wie einer Versteigerung (dazu teilweise noch bezüglich
neuer Frequenzbänder) überlassen werden darf. Dadurch ist nicht sichergestellt, dass die beste-
henden regulierungsbedingten Wettbewerbsverzerrrungen auch tatsächlich behoben werden.
Es sollte daher unmissverständlich klargestellt werden, dass die BNetzA durch hoheitliche Ver-
gabeentscheidungen entstandene Asymmetrien bei der Frequenzausstattung auch von Amts
wegen durch geeignete alternative Vergabemechanismen (z. B. Einzelzuteilung) beheben muss,
bevor es zu weiteren Versteigerungen kommen darf. Entsprechendes muss für den nunmehr
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eingetretenen Fall gelten, dass die ursprünglich aufgrund hoheitlicher Vergabeentscheidungen
bestehenden Asymmetrien durch die Durchführung einer Versteigerung nachträglich noch ver-
größert wurden.
Eine erneute Versteigerung darf erst dann Anwendung finden, wenn die Bundesnetzagentur von
Amts wegen chancengleichen Zugang zu Frequenzen hergestellt hat.
„(2) 1Grundsätzlich ist das in Absatz 4 geregelte Verfahren durchzuführen, es sei denn, dieses
Verfahren ist nicht geeignet, die Regulierungsziele nach § 2 sicherzustellen. 2 Letzeres ist insbe-
sondere dann der Fall, wenn auf demselben oder einem benachbarten sachlich und räumlich re-
levanten Markt, für den die Funkfrequenzen unter Beachtung des Frequenznutzungsplanes ver-
wendet werden dürfen, die Marktteilnehmer nicht chancengleich und diskriminierungsfrei mit
Frequenzen ausgestattet sind oder wenn bereits Frequenzen ohne vorherige Durchführung eines
Versteigerungsverfahrens zugeteilt wurden, oder ein Antragsteller für die zuzuteilenden Fre-
quenzen eine gesetzlich begründete Präferenz geltend machen kann. 3Für Frequenzen, die für die
Übertragung von Rundfunk im Zuständigkeitsbereich der Länder vorgesehen sind, ist grund-
sätzlich das in Absatz 5 geregelte Ausschreibungsverfahren durchzuführen.“
Analyse: Es ist der BNetzA bereits auf Grundlage des gegenwärtigen TKG rechtlich möglich,
Frequenznutzungsrechte zu widerrufen, um die aufgrund der derzeitigen 900
MHz-Frequenzzuteilung bestehenden Wettbewerbsverzerrungen im deutschen Mobilfunkmarkt
zu beheben, dadurch die Voraussetzungen für eine zeitnahe chancengleiche Nutzungsflexibili-
sierung des 900 MHz-Bandes und mithin für eine vollumfängliche Umsetzung der geänderten
GSM-Richtlinie zu schaffen.1 So könnte die BNetzA beispielsweise § 63 TKG entsprechend eu-
roparechtskonform auslegen.
Zur Vermeidung etwaiger diesbezüglicher Streitigkeiten könnte jedoch auch explizit klar gestellt
werden, dass die BNetzA ein solches Widerrufsrecht hat, wenn dies zur Umsetzung der Vorgaben
der geänderten GSM-Richtlinie erforderlich ist.
„(2) 1Eine Frequenzzuteilung kann widerrufen werden, wenn nicht innerhalb eines Jahres nach der
Frequenzzuteilung mit der Nutzung der zugeteilten Frequenz im Sinne des mit der Zuteilung
verfolgten Zwecks begonnen wurde oder wenn die Frequenz länger als ein Jahr nicht im Sinne des
mit der Zuteilung verfolgten Zwecks genutzt worden ist. 2Die Frequenzzuteilung kann außer in
den in § 49 Absatz 2 des Verwaltungsverfahrensgesetzes genannten Fällen auch widerrufen
werden, wenn…
1
Holznagel, Rechtsfragen im Zusammenhang mit der Flexibilisierung des 900-MHz-Spektrums, 2010.
18
lung des 900-MHz-Bands an die im Wettbewerb stehenden Mobilfunkbetreiber Wettbe-
werbsverzerrungen auf den betreffenden Mobilfunkmärkten wahrscheinlich sind, wenn der
Widerruf objektiv gerechtfertigt und verhältnismäßig ist und die Anforderungen des Artikel
14 der Richtlinie 2002/20/EG in seiner jeweils geltenden Fassung erfüllt.“
Ziel: Zur Fragestellung der kostenpflichtigen Warteschleifen bei Call Centern muss eine
verbraucherfreundliche und praktikable Lösung gefunden werden.
Analyse: Mit § 66 g TKG-RefE in Verbindung mit § 3 Nr. 30 c TKG-RefE soll der Forderung nach
einer verbraucherfreundlichen Regelung mit Blick auf kostenpflichtige Warteschleifen bei Call
Centern genüge getan werden. Der vorliegende Regelungsentwurf ist dazu nicht geeignet. So
könnte die in § 66 g Absatz 1 Nr. 1 TKG-RefE vorgesehene Einführung von Festpreisen pro Ver-
bindung insbesondere bei 0900-Rufnummern zu einer Unterdeckung seitens der Teilnehmer-
netzbetreiber führen. Denn auch wenn gegenüber den Endkunden Festpreise pro Anruf abge-
rechnet würden, wären die vom Teilnehmernetzbetreiber an die Verbindungsnetzbetreiber ab-
zuführenden Vorleistungsentgelte weiterhin minutenbasiert. Eine kostendeckende Leistungs-
erbringung wäre somit für die Teilnehmernetzbetreiber somit häufig nicht mehr möglich.
Ebenso ist auch die in § 66 g Absatz 1 Nr. 2 TKG-RefE skizzierte Variante, bei der der Angerufene
die Kosten für die Dauer der Warteschleife trägt, nach heutigem Stand durch den Teilnehmer-
netzbetreiber nicht realisierbar, da dies eine Erfassung des konkreten Gesprächsverlaufs und
-inhaltes erfordern würde. Mittelfristig wäre ein solches Modell zwar denkbar; hierzu müssten
jedoch branchenweit entsprechende Signalisierungsparameter festgelegt, standardisiert und
implementiert werden. Dies würde einschließlich der Abstimmung in den relevanten technischen
Gremien voraussichtlich 3-4 Jahre in Anspruch nehmen. Sollte eine solche Lösung angestrebt
werden, wären entsprechende Umsetzungsfristen im TKG zu verankern.
Die in der Gesetzesbegründung adressierten Lösungsansätze sind – zumindest für den Mobilfunk
– nicht zielführend. So ist die Einführung des Offline-Billing mit Blick auf die mittlerweile rund 60
Mio. Prepaid-Kunden in Deutschland nicht praktikabel und würde, wie auch die Gesetzesbe-
gründung feststellt, dazu führen, dass die benannten Sonderrufnummern für diese Kunden nicht
mehr erreichbar wären.
Das „verzögerte Connect“ ist technisch möglich, jedoch verbraucherunfreundlich. Zum einen
erhielte der Endkunde bei dieser Variante lediglich ein bis zu zweiminütiges Freizeichen, jedoch
keinerlei weiter reichende Information hinsichtlich der Erreichbarkeit des entsprechenden Diens-
tes.
Schließlich ist auch die in der Gesetzbegründung erwähnte Möglichkeit, mit Call Centern auf
Ortsnetzrufnummern auszuweichen, abzulehnen. Sie widerspricht insbesondere den geltenden
Nutzungsbestimmungen der Bundesnetzagentur für Ortsnetzrufnummern: „Ortsnetzrufnum-
mern werden nicht verwendet, wenn durch die Nutzung der Rufnummer Massenverkehr zu er-
warten ist, der Netzüberlastungen verursachen kann“2. Bezüglich der Gefahr des Massenverkehrs
2
Struktur und Ausgestaltung des Nummernbereichs für Ortsnetzrufnummern, Nr. 3 - Verwendungszweck
19
auf geografischen Rufnummern verweisen wir auf die Ziffer 3 unserer vorliegenden Stellung-
nahme.
2. Der Angerufene trägt die Kosten des Anrufs für die Dauer der Warteschleife. Bei Anrufen aus
dem Ausland trägt der Anrufende die Kosten, die für die Herstellung der Telekommunika-
tionsverbindung aus dem Ausland entstehen, jedoch auch für die Dauer der Warteschleife
selbst.
3. Der mit der Warteschleife verbundene Dienst wurde qualitätszertifiziert. Das Verfahren und
die Anforderungen hinsichtlich der Zertifizierung regelt die Bundesnetzagentur.“
„(2) 1Der Diensteanbieter darf die Bestandsdaten der in Absatz 1 Satz 2 genannten Teilnehmer zur
Beratung der Teilnehmer, zur Werbung für eigene Angebote, zur Marktforschung und zur Un-
terrichtung über einen individuellen Gesprächswunsch eines anderen Nutzers nur verwenden,
soweit dies für diese Zwecke erforderlich ist und der Teilnehmer eingewilligt hat. 2Ein Dienstean-
bieter, der im Rahmen einer bestehenden Kundenbeziehung rechtmäßig Kenntnis von der Ruf-
nummer oder der Postadresse, auch der elektronischen, eines Teilnehmers erhalten hat, darf diese
für die Versendung von Text- oder Bildmitteilungen an ein Telefon oder an eine Postadresse zu den
in Satz 1 genannten Zwecken verwenden, es sei denn, dass der Teilnehmer einer solchen Ver-
wendung widersprochen hat. 3Die Verwendung der Rufnummer oder Adresse nach Satz 2 ist nur
zulässig, wenn der Teilnehmer bei der Erhebung oder der erstmaligen Speicherung der Ruf-
nummer oder Adresse und bei jeder Versendung einer Nachricht an diese Rufnummer oder Ad-
resse zu einem der in Satz 1 genannten Zwecke deutlich sichtbar und gut lesbar darauf hinge-
wiesen wird, dass er der Versendung weiterer Nachrichten jederzeit schriftlich oder elektronisch
widersprechen kann “
21
23. Klarstellung gesetzlicher Informationspflichten > § 98 TKG-RefE (Standortdaten)
E-Plus begrüßt, dass in § 98 Absatz 1 Satz 2 TKG-RefE eine Klarstellung der gesetzlichen Infor-
mationspflichten erfolgt und dadurch nicht allgemein der Diensteanbieter (also u.U. auch das
Mobilfunkunternehmen), sondern nur der Anbieter des Dienstes mit Zusatznutzen einer Infor-
mationspflicht unterliegt. Diese Änderung ist erforderlich, um der Schutzfunktion des § 98 Ab-
satz 1 TKG-RefE gerecht zu werden. Durch die klare Begrenzung auf Anbieter von Diensten mit
Zusatznutzen werden Unklarheiten hinsichtlich des Adressatenkreises sowie des Umfangs der
Verpflichtung aus § 98 TKG beseitigt.
Ziel: Die aus technischen Gründen bedingten Ausnahmeregelungen für Notrufnummern in der
NotrufV bedürfen einer Anpassung der Ermächtigungsgrundlagen in § 108 TKG-RefE. Zudem
sollte klagestellt werden, dass bei Notrufnummern keine Verpflichtung zu einer Verfügbarkeit
besteht, die über die der klassischen Telefondienste hinausgeht. Schließlich sollten die Vorgaben
zur Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Standortfeststellung in der Technischen Richtlinie gem.
§ 6 NotrufV-RefE unter Berücksichtigung kommerziell verfügbarer Lokalisierungssysteme festge-
legt werden.
Analyse: Gem. § 108 Absatz 1 Satz 1 TKG-RefE wird neben der europäischen (112) auch die
nationale Notrufnummer (110) festgelegt, womit beide Notrufnummern einen identischen Status
erhalten. Technisch bedingte Unterschiede der Notrufnummern im Mobilfunk bleiben dabei im
TKG-RefE unberücksichtigt. Die aus technisch bedingten Gründen erforderlichen Ausnahmen, die
bisher in § 4 Absatz 7 NotrufV geregelt waren, sind inhaltlich weitgehend unverändert in
§ 4 Absatz 8 NotrufV-RefE übernommen worden. Durch die Verlagerung der Festlegung der
Notrufnummern von der NotrufV in das TKG fehlt diesen Bestimmungen der NotrufV künftig aber
die erforderliche Ermächtigungsgrundlage. Um diesen zwingend erforderlichen und auch unbe-
strittenen Ausnahmeregelungen weiterhin Geltung zu verschaffen, muss daher die Ermächti-
gungsgrundlage für die Verordnung in § 108 Absatz 4 TKG-RefE erweitert werden.
Weiterhin verpflichtet § 108 Absatz 1 Satz 3 TKG-RefE die Unternehmen nunmehr „alle erfor-
derlichen Maßnahmen zu treffen, „damit Notrufverbindungen jederzeit möglich sind.“ Diese
Formulierung könnte als Verpflichtung zu einer Verfügbarkeit interpretiert werden, die über die
Verfügbarkeit der klassischen Telefondienste hinausgeht und stellt eine Verschärfung der Ver-
fügbarkeit gegenüber der bisher geltenden Fassung aus § 108 Absatz 1 TKG dar. Eine solche
Forderung wäre jedoch praktisch nicht umsetzbar.
Demgegenüber ist die vorgenommene Klarstellung in § 108 Absatz 1 Satz 4 TKG-RefE, dass
Notrufe Vorrang vor allen anderen Verbindungen, z.B. auch gegenüber priorisierten Verbindun-
gen gemäß TKSiV bzw. PTSG-E besitzen, grundsätzlich zu begrüßen. Denn hierdurch wird
Rechtssicherheit geschaffen. Jedoch kann die nationale Notrufnummer 110 im Gegensatz zur
europaeinheitlichen Notrufnummer 112 auf der Luftschnittstelle des Mobilfunks aus technischen
Gründen, die in internationalen Standards begründet sind, nicht priorisiert werden. Deshalb ist
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eine Ausnahmeregelung nach Maßgabe des § 4 Absatz 7 Satz 9 Nr. 5 NotrufV erforderlich. Auch
dies bedarf einer erweiterten Ermächtigungsgrundlage für die vorgesehene Verordnung.
Schließlich können sich die Vorgaben zur Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Standorte nach
§ 4 Absatz 2 Satz 6 NotrufV-RefE nicht nur am Stand der Technik orientieren, sondern diese
müssen nach § 4 Absatz 8 Satz 6 NotrufV-RefE auch die Möglichkeiten kommerziell verfügbarer
Lokalisierungssysteme berücksichtigen. Aus diesem Grund sollten die Vorgaben zur Genauigkeit
und Zuverlässigkeit der Standortfeststellung in der Technischen Richtlinie nach § 6 NotrufV-RefE
auch unter Berücksichtigung kommerziell verfügbarer Lokalisierungssysteme festgelegt werden.
„(1) 1Wer für Endnutzer öffentlich zugängliche Telekommunikationsdienste für das Führen von
ausgehenden Inlandsgesprächen zu einer oder mehreren Nummern des nationalen Telefon-
nummernplans erbringt, hat sicherzustellen, dass unentgeltliche Anrufe unter Wahl der europa-
einheitlichen Notrufnummer 112 oder der zusätzlichen nationalen Notrufnummer 110 (Notruf-
verbindungen) möglich sind. 2Wer derartige öffentlich zugängliche Telekommunikationsdienste
erbringt, den Zugang zu solchen Diensten ermöglicht oder Telekommunikationsnetze betreibt, die
für diese Dienste einschließlich der Durchleitung von Anrufen genutzt werden, hat sicherzustellen
oder im notwendigen Umfang daran mitzuwirken, dass Notrufverbindungen unverzüglich zu der
örtlich zuständigen Notrufabfragestelle hergestellt werden und alle erforderlichen Maßnahmen zu
treffen, damit für Notrufverbindungen mindestens die gleiche Verfügbarkeit wie für die sonstigen
öffentlich zugänglichen Telekommunikationsdienste erreicht wird jederzeit möglich sind. 3Die
Diensteanbieter nach den Sätzen 1 und 2 haben sicherzustellen, dass der Notrufabfragestelle ...“
Die notwendige Erweiterung der Ermächtigungsgrundlage für die Verordnung in Fällen technisch
bedingter Ausnahmen sollte in § 108 Absatz 3 Satz 1 Nr. 3 TKG-RefE wie folgt lauten.
„(3) Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie wird ermächtigt, im Einvernehmen
mit dem Bundesministerium des Innern und dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales durch
Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates Regelungen zu treffen...
„(2) …6Vorgaben zur Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Standortfeststellung werden in der
Technischen Richtlinie nach § 6 unter Berücksichtigung technologischer Gegebenheiten, kom-
merziell verfügbarer Lokalisierungssysteme und des Stands der Technik festgelegt.“
23
Änderung von § 6 Satz 2 NotrufV-RefE
„…2Die Technische Richtlinie ist bei Bedarf an den jeweiligen Stand der Technik unter Berück-
sichtigung der kommerziell verfügbaren Systeme anzupassen.“
Analyse: Durch die Ermächtigung der Bundesnetzagentur zur Erstellung eines Kataloges von
Sicherheitsanforderungen für das Betreiben von Telekommunikations- und Datenverarbeitungs-
systemen sowie für die Verarbeitung personenbezogener Daten nach § 109 Absatz 6 TKG-RefE
wird die bestehende ungleiche Behandlung von Bestandsdaten bei Telekommunikationsunter-
nehmen und anderen Unternehmen verstärkt. Dadurch wird die Telekommunikationsbranche
gegenüber anderen Branchen diskriminiert. Diese Benachteiligung sollte dadurch aufgehoben
werden, dass eine Beschränkung auf die dem Fernmeldegeheimnis unterliegenden Daten vor-
genommen wird.
Ebenso ist die uneingeschränkte Möglichkeit der Bundesnetzagentur zur anlassfreien Anordnung
einer kostenpflichtigen Überprüfung durch eine zuständige nationale Behörde oder unabhängige
Dritte nach § 109 Absatz 7 abzulehnen und auf konkrete Anlässe zu beschränken. Dies wäre bspw.
in solchen Fällen unsachgerecht, in denen sich ein Unternehmen bereits durch eine unabhängige
Stelle zertifiziert hat. Für diese Fälle sollte es gesetzliche Erleichterungen geben. Die Möglichkeit
der Bundesnetzagentur zur anlassfreien Überprüfung darauf, ob die Anforderungen nach den
Absätzen 1 bis 3 erfüllt sind, bleibt davon unberührt.
„(6) Die Bundesnetzagentur erstellt im Benehmen mit dem Bundesamt für Sicherheit in der In-
formationstechnik und dem Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfrei-
heit einen Katalog von Sicherheitsanforderungen für das Betreiben von Telekommunikations- und
Datenverarbeitungssystemen sowie für die Verarbeitung personenbezogener der dem Fernmel-
degeheimnis unterliegenden Daten. Sie gibt den Herstellern, den Verbänden der Betreiber öf-
fentlicher Telekommunikationsnetze und den Verbänden der Anbieter öffentlich zugänglicher
Telekommunikationsdienste Gelegenheit zur Stellungnahme. Der Katalog wird von der Bundes-
netzagentur veröffentlicht.“
„(7) 1Die Bundesnetzagentur kann bei Verdacht auf Verstöße gegen die Anforderungen nach den
Absätzen 1 bis 3 anordnen, dass sich die Betreiber öffentlicher Telekommunikationsnetze oder die
Anbieter öffentlich zugänglicher Telekommunikationsdienste einer Überprüfung durch eine qua-
lifizierte unabhängige Stelle oder eine zuständige nationale Behörde unterziehen, in der festge-
stellt wird, ob die Anforderungen nach den Absätzen 1 bis 3 erfüllt sind. 2Ersatzweise kann der
Verpflichtete auf ein gültiges Zertifikat einer qualifizierten unabhängigen Stelle verweisen. 3Der
nach Satz 1 Verpflichtete hat eine Kopie des Überprüfungsberichts unverzüglich an die Bundes-
netzagentur zu übermitteln. 4Die Kosten dieser Überprüfung trägt der nach Satz 1 Verpflichtete.
5
Davon unberührt bleibt die Möglichkeit der Bundesnetzagentur zur anlassfreien Überprüfung der
Umsetzung der Anforderungen nach den Absätzen 1 bis 3. “
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26. Aufhebung von Überregulierung > § 150 TKG-RefE (Übergangsvorschriften)
Analyse: Mit der in Deutschland in drei von vier GSM-Lizenzen seit Anfang der 1990er-Jahre
auferlegten Verpflichtung, Diensteanbietern - unabhängig von der Feststellung einer marktbe-
herrschenden Stellung - diskriminierungsfrei Zugang zum eigenen Netz zu gewähren, unterliegen
Deutsche Telekom, Vodafone und E-Plus der härtesten Mobilfunk-Zugangsregulierung in der
gesamten Europäischen Union.
Die EU-Kommission hat bereits 2003 empfohlen, derartige Zugangsverpflichtungen nur noch
beim Vorliegen einer marktbeherrschenden Stellung auf dem Vorleistungsmarkt für Zugang und
Verbindungsaufbau aus öffentlichen Mobilfunknetzen aufzuerlegen.
Seit 2007 empfiehlt die EU-Kommission, in diesem Bereich überhaupt nicht mehr zu regulieren.
Auch in ihrer Stellungnahme zu dem Entwurf der Bundesnetzagentur betreffend den Markt für
Zugang und Verbindungsaufbau in öffentlichen Mobilfunknetzen (Markt Nr. 15) vom 21. Mai
2007 (SG Greffe (2007) D/203037) forderte die EU-Kommission die Bundesnetzagentur dazu auf
zu überprüfen, „ob die Auflagen betreffend den nicht-diskriminierenden Zugang von
[Diensteanbietern], die sich aus den von den drei MNO eingegangenen Verpflichtungen ergeben,
noch im Einklang mit den in Art. 8 der Rahmenrichtlinie genannten Zielen stehen“ und „ob die
Verpflichtung der drei MNO [Deutsche Telekom, Vodafone und E-Plus], die […] nicht über be-
trächtliche Marktmacht verfügen, [Diensteanbietern] nicht-diskriminierenden Zugang zu gewäh-
ren, den Wettbewerb behindert. Dies insbesondere dadurch, dass es den MNO nicht gestattet
wird, bestimmten [Diensteanbietern] innovative Zugangsangebote zu machen“.
Sowohl bei Erlass des TKG 2004 als auch in dem aktuellen Referentenentwurf von 2010 hat der
Gesetzgeber davon abgesehen, die Bundesnetzagentur dazu zu ermächtigen, außerhalb der
gesetzlich vorgesehenen marktmachtabhängigen Regulierungsinstrumente eine generelle
marktmachtunabhängige Diensteanbieterverpflichtung aufzuerlegen. Marktmachtunabhägige
Regulierungsmaßnahmen existieren nur im abgegrenzten Rahmen des § 18 TKG-RefE, der auf die
europarechtliche Vorgabe des Art. 5 Absatz 1 Zugangsrichtlinine zurückgeht. Außerhalb dieses
Sonderbereichs (insb. End-zu-End-Verbund, Interoperabilität) hat eine marktmachtunabhängige
Diensteanbieterverpflichtung keinen Platz. Dies ist sachgerecht, da die gemeinschaftsrechtlichen
Vorgaben und insbesondere deren Zielsetzung einem Neuerlass bzw. einer Fortgeltung von
Diensteanbieterverpflichtungen entgegenstehen. Seit dem Richtlinienpaket von 2002 ist es eines
der europarechtlichen Ziele, den Anwendungsbereich der sektorspezifischen Regulierung, die
einen empfindlichen Eingriff in die wirtschaftliche Betätigungsfreiheit bzw. Berufsfreiheit der
regulierten Unternehmen sowie in die Privatautonomie darstellt, auf das erforderliche Mindest-
maß zu beschränken. An dieser Zielsetzung hat sich auch durch die Novelle der Richtlinien im Jahr
2009 nichts geändert.Dementsprechend sieht Art. 8 Absatz 2 Zugangsrichtlinie (Richtlinie
2002/19/EG) die Auferlegung von regulatorischen Verpflichtungen, insbesondere auch der Re-
sale-Verpflichtung nach Art. 12 Absatz 1 Zugangsrichtlinie, nur dann vor, wenn das betreffende
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Unternehmen über beträchtliche Marktmacht auf dem relevanten Markt verfügt. Eine markt-
machtunabhängige Diensteanbieterverpflichtung läuft somit der Zielsetzung und Systematik des
gemeinschaftsrechlichen Rahmens zuwider.
Schließlich ist die Beibehaltung der Diensteanbieterverpflichtung auch deshalb rechtswidrig, weil
die Diensteanbieterverpflichtung mangels Geeignetheit zur Wettbewerbsförderung unverhält-
nismäßig ist. Die in den Lizenzen der deutschen Mobilfunknetzbetreiber auferlegten Dienstean-
bieterverpflichtungen haben sich im Vergleich mit anderen EU-Ländern weder auf Penetration,
noch auf Wettbewerbsintensität und Preisbildung im deutschen Mobilfunkmarkt positiv ausge-
wirkt.
„(4) 1Soweit Frequenznutzungs- und Lizenzrechte auf Märkten vergeben sind, für die auf Wett-
bewerb oder Vergleich beruhende Auswahlverfahren durchgeführt wurden, gelten die damit
erteilten Rechte und eingegangenen Verpflichtungen fort. 2Dies gilt nicht mehr für die im Zeit-
punkt der Erteilung der Mobilfunklizenzen geltende Verpflichtung, Diensteanbieter zuzulassen.“
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