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In
der
Firma
Horst
Voigt
fertigte
man
alle
Arten
von
Blechblasinstrumenten
–
vom
Kornett
bis
zur
Kaisertuba.
Es
wurden
auch
viele
Jazzinstrumente
hergestellt,
die
als
Reparationsleistungen
nach
dem
Zweiten
Weltkrieg
das
Land
verließen.
Die
Werkstatt
bezog
Rohre
aus
Ulm,
aber
in
den
Anfangsjahren
der
deutschen
Teilung
wurde
der
Export
in
den
östlichen
Teil
Deutschlands
blockiert.
Die
Voigts
waren
gezwungen,
ihr
Rohr
selbst
herzustellen,
was
die
Herstellungsdauer
der
Instrumente
immens
verlängerte.
Erst
durch
das
Aufkommen
der
Schwerindustrie
in
der
DDR,
z.B.
die
Entstehung
des
Eisenhüttenkombinats
Ost
in
der
Planstadt
Eisenhüttenstadt
war
es
möglich,
neue
Zulieferer
zu
finden.
Rohre
kamen
von
nun
an
aus
der
erzgebirgischen
Stadt
Aue.
Horst
Voigt
stattete
ganze
Orchester
mit
sämtlichen
Blechblasinstrumenten
aus,
wie
das
Werksorchester
des
Energiekombinats
Schwarze
Pumpe
oder
das
Luftwaffenmusikcorps
Cottbus.
Für
das
Armeeorchester
wurden
alle
Blechblasinstrumente
in
vernickelter
Ausführung
hergestellt.
Als
dies
„zu
schäbig“
aussah,
mussten
die
Instrumente
versilbert
werden,
erzählt
Helmut
Voigt
amüsiert.
Die
Posaune
Bis
zum
Beginn
der
Sechziger
Jahre
wurden
die
Instrumente
von
Horst
Voigt
nicht
nummeriert.
Zu
dieser
Zeit
begann
die
Zusammenarbeit
von
Horst
Voigt
und
Helmut
Stachowiak,
seinerzeit
Soloposaunist
an
der
Berliner
Staatsoper.
Man
konzentrierte
sich
auf
die
Herstellung
von
Posaunen.
Im
Jahr
1961
entstand
nun
auch
das
vorliegende
Instrument
mit
der
am
Mundstückeingang
eingravierten
Seriennummer
24.
Die
Posaune
wurde
aber
erst
1965
nach
Dresden
verkauft.
Ihr
Besitzer
war
bis
zum
Ruhestand
vor
einigen
Jahren
3.
Posaunist
im
Orchester
des
Cottbuser
Staatstheaters.
Für
eine
Generalüberholung
war
sie
1978
noch
einmal
in
die
Werkstatt
zurückgekehrt.
Damals
wurden
verchromte
Innenzüge
eingebaut.
Und
jetzt,
nach
54
Jahren,
hält
Helmut
Voigt
die
Posaune
mit
leuchtenden
Augen
in
den
Händen,
freut
sich
über
den
guten
Zustand
und
erzählt
von
einst.
Die
Posaune
ist
als
hohe
Posaune
für
das
Sinfonieorchester
konzipiert
und
wurde
in
dieser
Bauart
an
Orchester
in
der
gesamten
DDR
verkauft.
Die
Mensur
entspricht
einer
Weite
3
mit
einem
Schallstückdurchmesser
von
23
Zentimetern
ohne
jegliche
Gravuren
oder
sonstige
Verzierungen.
Nach
dem
Krieg
waren
Eichenlaub,
Krönchen
und
derlei
Besatz
weniger
gefragt
und
so
erscheint
das
Instrument
auch
eher
schlicht.
Das
Goldmessing
des
Schallbechers
ist
mittlerweile
durch
häufiges
Polieren
schon
so
dünn,
dass
die
Gravur
„Horst
Voigt
Instrumentenbaumeister
Markneukirchen“
am
Schallstück
schon
fast
verschwunden
ist
und
auf
dem
nicht
lackierten
Metall
beinahe
untergeht.
Helmut
Voigt
erzählt,
dass
sie
die
Schallstücke
damals
aber
auch
schon
sehr
dünn
gebaut
haben.
Der
sieben
Zentimeter
breite
Kranz
stabilisiert
das
Schallstück
und
war
damals
normal.
Heute
wollen
die
Kunden
lieber
schmalere
Kränze
oder
Schallstücke
ohne
Kranz.
Manchmal
verschmelzen
aber
auch
Tradition
und
Moderne:
auf
dem
Tisch
des
Voigtschen
Wohnzimmers,
welches
vorübergehend
als
Lagerraum
für
Reparaturinstrumente
dient,
entdecke
ich
ein
Tenorposaunenschallstück
mit
modernem
Open-‐Wrap-‐Ventilverlauf,
Hagmann-‐Ventil,
aber
schmalem
Kranz
mit
Eichenlaub.
Der
konische
Zug
ist
innen
verchromt,
der
Außenzug
in
Neusilber.
Ein
Zugschloss
war
schon
1961
eingebaut.
Zug
und
Schallstück
werden
ineinander
gesteckt,
eine
Verschraubung
war
noch
nicht
üblich.
Die
Außenzugrohre
haben
beide
einen
Aufsatz,
auf
dem
unteren
Zugrohr
etwas
länger,
um
das
Zugrohr
vor
Handschweiß
zu
schützen.
Die
Mundstückaufnahme
ist
für
deutschen
Tenorposaunen-‐
oder
auch
Baritonschaft
ausgelegt.
Das
Quartventil
wurde
von
Horst
und
Helmut
Voigts
Onkel
Karl
Voigt
gebaut
und
ist
mit
Schnurmechanik
ausgestattet.
Dadurch
wird
eine
Verkürzung
des
Betätigungsweges
erreicht.
Statt
einem
Hebel
gibt
es
ebenfalls
eine
Schnur
mit
einer
Lederschlaufe
für
den
Daumen.
Das
System
ist
simpel,
kann
an
jede
Hand
angepasst
werden,
der
eigene
Daumen
bestimmt
die
Position
des
Drückers
in
Form
der
Lederschlaufe
und
es
funktioniert
wunderbar.
Als
Kind
und
Erwachsener
habe
ich
selbst
viele
Jahre
Posaunen
dieser
Art
gespielt.
Das
Schallstück
ist
weit
gebaut,
damit
bei
dem
großen
Durchmesser
des
Bechers
der
Zug
Abstand
vom
Schallstückrand
gewinnt.
Heute
sind
die
Zapfen
deutlich
schräg
und
die
Schallstückbögen
schmaler.
Der
Stimmbogen
und
der
Zugbogen
haben
jeweils
eine
schlichte
Schlangenverzierung
mit
einer
kleinen
Eichel
in
der
Mitte.
Diese
ist
am
Zug
durch
das
Aufsetzen
der
Posaune
schon
fast
vollständig
abgetragen.
Am
Stimmbogen
sitzt
die
Schlange
auf
einem
breiten,
den
gesamten
Bogen
abdeckenden,
Neusilberbeschlag.
Die
Schlangen
entdecke
ich
in
ihrer
Rohform
auch
auf
dem
Werkstatttisch.
Alle
Stützen
und
Stege
sind
schlicht
gehalten.
Neben
den
schmalen
Stützen
werden
die
Ventilbögen
noch
durch
eine
breite
Stütze
im
Stimmbogen
stabilisiert.
Dies
war
damals
die
Idee
von
Bruder
Helmut,
nachdem
die
schmalen
Stützen
nicht
genügend
Halt
boten.
In
Stege
und
Hülsen
sind
drei
Ringe
gedreht.
Der
Steg
zwischen
den
Rohren
des
Außenzuges
ist,
wie
einst
üblich,
nicht
fest.
Für
das
Ventil
gab
es
auch
einen
längeren
Zug,
der
den
Umbau
zum
Quintventil
ermöglichte.
Es
wurden
Varianten
gebaut,
bei
denen
im
Stimmzug
des
Ventils
von
Quart-‐
auf
Quintverlängerung
umgeschaltet
werden
konnte.
Allerdings
ist
der
Spielbereich
dieser
Posaune
eher
nicht
die
Große-‐
und
die
Kontra-‐Oktave.
Spieleigenschaften
Die
Posaune
ist
leicht
und
sehr
gut
ausbalanciert.
Der
Daumen
ist
schnell
eingefädelt
und
die
Schnurlänge
angepasst.
Es
kann
losgehen.
Der
Zug
läuft
perfekt.
Der
Klang
der
Posaune
ist
vom
Grundcharakter
her
dunkel.
Nach
ein
paar
Minuten
des
Spielens
und
Eingewöhnens
wird
einem
das
Instrument
wieder
vertraut,
wenn
man
länger
nicht
darauf
gespielt
hat.
Die
Töne
haben
einen
stabilen
Kern
und
dieser
gewährleistet
der
Posaune
ein
gutes
Durchsetzungsvermögen,
ohne
in
stärkerer
Dynamik
aggressiv
zu
werden.
Nun
kann
der
Posaunist
um
diesen
Kern
seine
Vorstellungen
von
Klang
legen,
wobei
die
Voigt
immer
ein
warmes
Naturell
behalten
wird.
In
der
hohen
Lage
muss
man
daher
nämlich
mehr
Arbeit
verrichten
als
bei
modernen
Posaunen.
Das
sagenumwobene
As1
gelingt
auch
wirklich
nicht
so
leicht
und
sicher
wie
auf
neueren
Instrumenten.
Aus
der
Mittellage
hinunter
bis
zum
großen
F
klingt
es
weiterhin
samtig,
aber
die
Töne
haben
noch
Biss.
In
der
Ventillage
können
alle
Töne
bedient
werden,
zur
Bassposaune
wird
sie
aber
nicht.
Mit
größerem
Mundstück
geht
etwas
mehr,
aber
die
Töne
beginnen
dann
zu
schwimmen.
Spielbereich
der
Voigt-‐Posaune
ist
die
mittlere
und
hohe
Lage.
Hier
kann
sie
auch
im
leisen
Spiel
einen
warmen,
dunklen
Klang
entfalten.
Ihr
Timbre
wirkt
auf
mich
sogar
etwas
rauchig.
Es
ist
eine
Posaune
mit
einem
eigenständigen
Charakter.
Kürzlich
haben
wir
in
der
Bläserklasse
unserer
Musikschule
die
Posaune
einer
Schülerin
als
Ersatz
in
die
Hand
gedrückt.
Die
Elfjährige
und
auch
wir
waren
über
das
Klangvolumen
erstaunt,
was
da
plötzlich
bei
„Smoke
on
the
Water“
den
Probenraum
erfüllte.
Als
sie
dann
ihr
repariertes
Instrument
zurückbekam,
war
doch
ein
wenig
Bedauern
da.
Auch
über
fünfzig
Jahre
nach
Bau
setzt
sich
dieses
komplett
handwerklich
gefertigte
Instrument
klanglich
deutlich
von
den
zwar
auch
sehr
guten
Posaunen
aus
fernöstlicher
Produktion
ab.
Horst
Voigt
baute
Alt-‐,
Tenor-‐,
Bass-‐
und
auch
Kontrabassposaunen.
Seine
Instrumente
wurden
und
werden
in
vielen
Orchestern
gespielt,
beispielsweise
in
der
Dresdner
und
Berliner
Staatskapelle
und
im
Konzerthausorchester
Berlin.
Das
letzte
Instrument
aus
der
Werkstatt
von
Horst
Voigt,
eine
Kontrabassposaune,
war
zugleich
das
Gesellenstück
von
Helmut
Voigts
Sohn
Stephan,
der
in
Kürze
die
neue
Werkstatt
im
Zentrum
von
Markneukirchen
eröffnet.
Horst
Voigt
war
auch
im
hohen
Alter
noch
immer
in
der
Werkstatt
anzutreffen.
Arbeiten,
die
er
gesundheitlich
bedingt
nicht
mehr
ausführen
konnte,
erledigten
mehr
und
mehr
sein
Bruder
Helmut
und
sein
Neffe
Stephan.
Horst
Voigt
verstarb
1994
im
Alter
von
74
Jahren
in
Markneukirchen.
Ein
besonderer
Dank
geht
an
Helmut
und
Stephan
Voigt
für
das
interessante
und
freundliche
Gespräch
und
die
vielen
Informationen
zur
Posaune.
Ebenso
an
Mario
Weller
aus
Markneukirchen
für
die
Hilfe
bei
der
Recherche.
Andreas
Zach,
Juli
2015