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Schon kurz nach dem Erscheinen des ersten Heftes konnte DER PRÄPARATOR Leser
und Freunde in 16 außerdeutschen Staaten gewinnen. Im Hinblick auf diese inter=
nationale Verbreitung soll fortan eine kurze Zusammenfassung jedes Beitrages in
englischer Sprache unseren Lesern im Ausland die erste Orientierung über den Inhalt
erleichtern.
Der relativ hohe Preis des Heftes bedrückt den Herausgeber sehr. An eine Erweite*
rung des Umfanges, die im Hinblick auf die zahlreich vorliegenden Manuskripte
dringend nötig wäre, kann aber erst gedacht werden, wenn eine höhere Abonnenten=
zahl erreicht ist. Da noch lange nicht alle Präparatoren, einschlägigen Institute und
Museen Bezieher unserer Zeitschrift sind, bitten wir sehr, für unser Blatt zu werben,
wo es nur geht. Jeder einzelne Bezieher hilft uns ein Stück weiter. DER PRÄ=
PARATOR arbeitet ohne den geringsten Gewinn. Etwaige Oberschüsse kommen dem
Umfang und der Ausstattung unseres Blattes sofort wieder zugute.
DER PRÄPARATOR erscheint einmal vierteljährlich und zwar am 10. 1., 10. 4., 10. 7. und 10. 10.
Herausgeber: E r n s t B r e i n e r , Bonn a. Rh., Sebastianstr. 171. Unkostenbeitrag DM 2,— für das Heft,
Einzelheft DM 2,50. Die Zeitschrift wird den Beziehern so lange geliefert, bis Abbestellung erfolgt,
die 3 Monate vor Jahresschluß bei der Bezugsquelle vorliegen muß. Auslandsversand nur bei Voraus-
zahlung. Zuschriften, Bestellungen und Anzeigenaufträge an den Herausgeber. Bei Anfragen Rückporto
beilegen. Anzeigenschluß 25 Tage vor Erscheinen des Heftes. Druck: Willy Müller, Bonn.
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Pflanzenökologische Dioramen
Ottmar F. x>on Fuehrer
Akad. Maler und Dermoplasliker am Carnegie Museum Pilbburgh, U.S.A.
Viele Jahre hindurch waren die Museen für Naturkunde in den Vereinigten Staaten
von Nord=Amerika bemüht, ihre Ausstellungen immer besser und interessanter zu
gestalten. Da aber die Art und die Methoden der Durchführung immer kostspieliger
wurden, waren oft nicht nur die kleinen und wenig begüterten, sondern auch die
großen Museen gezwungen, sich um verschiedene Einnahmequellen umzusehen. Eine
dieser Quellen war der wohlhabende Großwildjäger, dessen Interesse sich nicht nur
auf die Jagdgebiete Amerikas, sondern auch — und mit Vorliebe auf die Kontinente
Afrika und Asien erstreckte. Zuerst waren dieser Sportleute hauptsächlich daran inter=
essiert, ihre Kapitalstücke wie Wapitis, Elche, Rhinocerosköpfe oder ein Elefanten=
haupt nur als Wandtrophäen zu verschenken. Mit der Zeit wurde aber von ihnen
verlangt, die erlegten Tiere ganz präparieren zu lassen, um sie als solche in die
Ausstellung einzureihen. Auf diese Weise entwickelten sich hier in erster Linie die
Schausäle der Säugetiere von Nord Amerika, Afrika und Asien. Mit den ganz auf=
gestellten Tieren wurde das Verlangen geweckt, dieselben in ihrer natürlichen Um=
gebung zu zeigen. Dadurch entstanden die Dioramen, die in den ersten fünfzig
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Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts stets das meistbegehrte Schaustück des amerU
kanischen Museums waren.
In den Anfangsstadien dieses Dioramenbaues wurde die Pflanzenwelt meist ganz
außer acht gelassen. Wo sie verwendet wurde, geschah dies auf ziemlich primitive
Art, indem man trockene Baumstämme, Gebüsche oder in Glyzerin, Alkohol und
Acetonlösung präparierte Pflanzen verwandte, die sich nach kurzer Zeit verfärbten
und immer lebloser wurden, bis dann zuletzt das Tier in einer verwelkten Umgebung
stand. Doch die Ansprüche, sowohl von künstlerischem, wie auch vom wissenschaft=
lichem Standpunkt wurden immer größer und man verlangte exaktere, dauerhaftere
und mehr naturgetreue Reproduktionen der Pflanzenwelt. Dadurch entwickelte sich
hier eine neue Zunft der Präparatoren, die sogenannten „Accessory workers", die
sich darauf spezialisierten, Pflanzen aus künstlichem Material so genau wie möglich
der Mutter Natur nachzuahmen. Man begann mit Gipsabgüssen von Blättern und
Blumen (resp. deren zerlegten Teilen) und von diesen Gipsabgüssen, bestehend aus
dem oberen und dem unteren Teil des Blattes, wurde mit Hilfe eines mit Watte
umwickelten Drahtes und dem wunschgemäß mit Ölfarbe gefärbten Bienenwachs
das Blatt gepreßt. Durch viele Jahre war dies die meist angewandte, von vielen
übrigens noch heule gebrauchte Meihode. Wo es sich um Tausende und Hundert
tausende von Blättern und Fflanzenteilen handelte, ging man zur Massenproduktion
über. In diesem Falle wurden nach den Gipsabgüssen Stahlformen verfertigt und
mit diesen wurden dann mit Hilfe von Hitze und Druck (elektrische Pressen) aus
Papier oder pr.pierdünnem Celluloid die Blätter ausgepreßt und danach die Konturen
mit c'er Schere ausgeschnitten oder mit Stanzen ausgeschlagen. Das Befestigen des
Stengels vervollständigte das Blatt. Hernach wurden die Blätter gefärbt und zu
Zweigen zu^ammenge:teilt. Das Naturhistorische Museum in Chicago (ehemaliges
F;eld Museum), wie auch das in Denver, Colo=
rado, arbeiten fast ausschließlich mit Celluloid.
Das American Museum of Natural History in
New York verläßt sich hauptsächlich auf Pa=
pierblätter, die in gefärbtes Wachs getaucht
werden. Durch diese Herstellungsmethoden
der künstlichen Pflanzen, erreichten die Tier*
dioramen wirklich ein hohes künstlerisches
Niveau.
Die botanischen Hallen dagegen waren lange
Zeit die vernachlässigste Ecke des sonst schon
modernen Museums. So recht zur Blüte konn=
ten sie jedoch erst kommen, nachdem es mög=
lieh war, wirklich Erstklassiges in der künst=
liehen Pflanzenwelt zu erzeugen. Diese Hallen
waren an vielen Orten für lange Jahre sowohl
für den Botaniker wie auch für den Laien
recht uninteressant, denn die Sammlungen be=
: landen hauptsächlich aus farblosen Trocken=
praparalen auf weißem Papier montiert, eini=
Hanne von Fuehrer stallet einen gen Landkarten, klimatischen Karten und Sia-
dogwooi-iree mit Blüten aus tistiken. Für die Farbigkeit waren gewöhnlich
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Diorama Alpenlandsdiafi am Mi. Rainier, Carnegie Museum
nur ein paar aus Wachs erzeugte Südfrüchte vorhanden. Als man gewahr wurde,
daß die Pflanzenwelt in den Tierdioramen auch vom botanischen Standpunkt aus
wirklich erstklassig waren, fing man an, künstliche Einzelstücke in die leb» und
farblosen botanischen Hallen einzureihen. Das Naturhistorische Museum in Chicago
leistete auf diesem Gebiet ganz hervorragendes. Seine systematisch botanische
Sammlung besteht aus vielen hunderten, aus künstlichem Material verfertigten
Pflanzen, die ein Wunder der Museumstechnik darstellen. Allerdings wurde daran
schon mehr als zwanzig Jahre gearbeitet. Es wird gemunkelt, daß zum Beispiel ein
Ast von einem Birnbaum mit etwa zwanzig Früchten daran, eineinhalb Jahre zur
Verfertigung in Anspruch nahm.
Dagegen war das Carnegie Museum in Pittsburgh insofern bahnbrechend, daß es
nicht nur die ersten Pflanzenökologischen Dioramen aufstellte, sondern auch die
erste botanische Halle errichtete, die hauptsächlich um die Pflanzendioramen ge=
staltet wurde. Geplant war, die interessantesten pflanzenökologischen Gebiete der
Vereinigten Staaten von Nordamerikas zu zeigen.
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Dieser Plan konnte auch verwirklicht werden. Das erste Diorama, das meine Frau
Hanne und ich errichteten, war aus dem Gebiet der gemäßigten Zone und zeigte
einen Ausschnitt aus der Umgebung Pittsburghs. Im zweiten stellten wir das
subtropische Gebiet von Florida dar, einen von Klima und Boden erzeugten üppigen
Pflanzenwuchs eines mitten im Sumpfgebiet liegenden Dschungels. Das dritte Di*
orama zeigt ein Land mit viel Sonnenschein aber wenig Feuchtigkeit und mit felsigem
Terrain — die Wüstenlandschaft von Arizcna, das Land der Kakteen. Dagegen zeigt
das Mt. Rainier=Diorama den üppigen Blumenwuchs einer, in zweitausend Meter
Höhe gelegenen Alpenwiese, wo in der Zeit des kurzen Sommers alles an die
Oberfläche drängt. Dann folgte noch die Errichtung des Dioramas der PennsyU
vanischen Sumpflandschaft. Das Verfertigen dieser einzelnen Dioramen nahm im
Durchschnitt je ein bis eineinhalb Jahre in Anspruch, vor allem um die künstlichen
Pflanzen zu erzeugen. Meine Frau Hanne und ich sind der Wachsmeihode treu
geblieben, denn die Blätter und Blumen lasten sich noch nach der Vollendung des
Dioramas nach Belieben formen. Dies läßt sich mit Celluloid oder Papier schwer
oder gar nicht machen. Dagegen mu3 eingestanden werden, daß die Papier= und
Celluloidblätler, da sie mit hohem Druck erzeugt werden, mehr Detaillierung zeigen
als die von Wachs gepressten. Bevor ein Pflanzendiorama aufgestellt werden konnte,
wurden Reiten unternommen, um die verschiedenen Lokalitäten zu besuchen. Wir
verbrachten ein bis zwei Monate am Mt. Rainier, im Staate Washington, in Arizona
und in den Sumpfeebieten Floridas. Zuerst wurde die allgemeine Landschaft studiert,
dann erwogen, welcher spezielle Teil ökologisch charakteristisch ist. Es wurden viele
Farbskizzen gemacht, sowohl von dem Terrain, als auch renaue Studien der Baum:
und Äste, der einzelnen Blätter und Blü'.en. Wo es rieh um besonders deüka'.c
Pflanzen handelte, mußten Gipsabgüsse derselben an Ort und Stelle gemacht werden,
sodann wurden viele Pflanzen getrocknet, a'.s Belege für das Herbarium. Zum Teil
wurden Pflanzen auch in Formalinlösur.g konserviert. Nach einigen Tagen wurde
das Formol abgegossen und die Pflanzen in den Formaündämpfen in gu: verschlos=
;enen Behältern an das Museum geschickt, wo c'.e sich noch jahrlang hallen, um
Gipsabgüsse und Studien danach machen zu können. Auch haben wir stets die
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Carnegie-Museum, die neue botanische Halle
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schon botanische Dioramen hat, oder im Begriff ist, welche zu errichten. Das
American Museum of Natural History in New York ist soeben dabei, mehrere
ökologische Großdioramen zu erstellen.
Oft könnte man glauben, daß Arbeiten dieser Art nur mit vielen Fachkräften und
einer Menge Geld bewerkstelligt werden können. Geht man in die weite Welt
hinaus, um das Material zu holen, co steigern sich natürlich die Probleme durch
Reisekosten und Transportspesen. Aus diesem Grunde konzentrieren sich viele der
kleineren Museen hierzulande auf ihre unmittelbare Umgebung und sind dadurch
imstande, Wissenswertes und Gutes zu leisten. Interessant sind die im großen Stil
erbauten Dioramen schon, aber eine unbedingte Notwendigkeit stellen sie nicht
dar, denn auch Museen mit kleinen Dioramen können sehr erfolgreich sein.
Diesbezüglich habe ich zwei sehr interessante Erlebnisse zu erwähnen. Als ich im
letzten Sommer auf einer Vortragsreise in Tuscon, Arizona war, besuchte ich das
dortige Universitäts=Museum, das ich noch nicht kannte, und ich war erstaunt, was
es mir darbot. Ich hatte eigentlich nur eine wissenschaftliche Rumpelkammer er=
wartet, stattdessen ist dieses Museum in Archäologie, Ethnologie und Ethnographie
des südwestlichen Indianers und seiner Vorfahren eine vorzügliche Schau. Mi'
einigen Arbeitskräften und relativ mäßigem Einkommen war man imstande, dieses
kleine Museum, aus einem Raum und Balkon bestehend, den heutigen modernen
Zeiten mit viel Erfolg anzupassen. Eine ähnliche und wirklich befriedigende Über=
raschung erlebte ich in meiner alten Heimat Österreich. Als ich vor zwei Jahren,
nach fast zwanzigjähriger Abwesenheit, Wien besuchte, wanderte ich auch in das
Niederösterreichkche Landesmuseum in der Herrengatse und erwartete ein Museum,
das sich wahrscheinlich infolge Krieg, Geld= und Personalmangel etc. in den in=
zwischen vergangenen Jahren kaum wesentlich geändert hat. Ich traute meinen
Augen nicht, als ich hier ein Museum vorfand, das in jeder Beziehung, sowohl was
das wissenschaftliche Material, wie auch die ausgezeichnete künstlerische Anwendung
von modernen Ausstellungsmethoden anbelangte, allen Anforderungen, die heute
selbst an das modernste Museum gestellt werden, gerecht wurde. So ist anscheinend
doch nicht immer nur die Menge des zur Verfügung stehenden Geldes und die
räumliche Größe maßgebend.
Summary:
The desire to show the exposed animals in their natural surroundings in the NaluraU
History=Musea of the U.S.A. has led to producing artifidal plants which even from
the stand=point of bolanists have to be acknoledged as unobjectionable imitations,
Now it was near at hand to furnish with these artificial plants the botanic depart=
ments of the musea which had been neglected up to then. The author teils about
his experiences and the various techniques used in this field of work, at the same
time givinjr a report of the State of modern botanic collections in the U. S. A.
Für die Klischees zu vorstehendem Beitrag dankt DER PRÄPARATOR dem Carnegie-Museum und
dem Autor.
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Eine Methode, lebende Amphibien
und Reptilien abzugießen
Rudolf Müller-Gehring
O.-Präparator am Zoolog. Institut Münster
Zu der Tagung der Präparatoren und Dermoplastiker 1951 in Bonn sprach ich über
meine Versuche, Amphibien und Reptilien lebend abzugießen. Drei wesentliche
Gründe hatten mich veranlaßt, Versuche zu unternehmen, die es ermöglichen sollten,
das abzuformende Amphib oder Reptil am Leben zu erhalten. In Instituten lebend
angelieferte Tiere sollen häufig gleichzeitig in der Unterrichtssammlung eingestellt
werden und auch als Versuchsobjekte dienen. Bisher war immer nur das eine oder
das andere möglich. Weiterhin habe ich bei dieser Methode den Vorteil, daß ich
nach dem Abguß das lebende Tier als Vorbild beim Kolorieren habe, während sonst
nur das verblaßte tote Tier zur Verfügung stand. Nicht zuletzt bleibt aber der
Habitus des narkotisierten Tieres voller und natürlicher, als beim getöteten und
erschlafften Tier.
Ich habe also das Objekt nicht wie bisher üblich mit Äther getötet, sondern das
Tier sofort aus dem Glas mit Ätherdämpfen herausgenommen, sobald es sich nur
noch schwach bewegte. Bei der Narkose ist sorgsam darauf zu achten, daß kein
Äther auf die Haut des Tieres tropft, weil dadurch das Tier geschädigt wird. Nach=
dem das Tier aus dem Narkoseglas kommt, wird es unter fließendem Wasser gut
abgespült, etwas Watte in das Maul gesteckt, damit Augen und Kehle nicht einsinken.
Nun wird das Tier in der gewünschten Stellung, möglichst mit angezogenen Extremi=
täten, auf einen Tonsockel — der auf einer Glasplatte liegt — gesetzt und dünn
mit einer nicht zu heißen Abgußmasse überzogen. Ich habe dazu ein Gemisch aus
gleichen Teilen Bienenwachs, Paraffin mit niedrigem Schmelzpunkt und Picein=
Verschlußmasse verwendet. Die dünne Kappe aus Abgußmasse über Tier und Ton=
sockel habe ich dann mit einer Tonschicht überlegt und einer Gipskappe verstärkt.
Anschließend löst man die Glasscheibe, entfernt den Tonsockel und kann dann
mit einiger Vorsicht das Tier aus der entstehenden Öffnung herausnehmen.
Da aber Amphibien trotz aller Vorsicht auf die heiße Abgußmasse, die doch immer*
hin eine Temperatur von ca. 50 Grad hatte, mit langanhaltendem Häuten reagierten,
während Reptilien häufig beim Abgießen starben, habe ich die Methode abgeändert
und wesentlich vereinfacht. Ich verwende jetzt den in der Zahntechnik bekannten
Abdruckgips, der die Eigenschaft hat, schnell zu erstarren und beim Abschlagen vom
Positiv weich und brüchig zu sein, so daß keine Beschädigung des Positivs statt=
findet. Dieser Gips wird wie dünne Sahne angerührt und vorsichtig über das Objekt
gegeben. Wo er nicht hinlaufen will, wird er sorgsam hingeblasen. Nach dem Erwärmen
des Gipses wird unter fließendem Wasser Tonsockel und Tier entfernt. Der Gips
muß sehr naß sein, weil er sich sonst an der Haut des Objektes ansaugt. Sollte
wider Erwarten das Herausnehmen des Tieres nicht gelingen, muß man die Gips=
form soweit öffnen, bis sich die Extremitäten lösen lassen. Die dadurch bedingte
Retusche am Positiv liegt stets unterseits und ist ohne Schwierigkeiten durchzu=
führen. Die nasse Gipsform wird wie üblich mit Pottaschelösung isoliert und mit
Gips ausgegossen. Ich verwende den blauen Hartgips oder gelben Test=Granit=Hart=
gips der Zahntechniker, da dieser in der Oberflächenstruktur nicht so empfindlich ist.
Gipskappe
Tonsockel
Glasscheibe
Hat man ein Amphib abgegossen, wird es mehrfach mit fließendem Wasser abge=
spült um durch die Hautatmung Sauerstoff zuzuführen. Dann kommen die Tiere
in einem offenen Glas an die frische Luft. Mit dieser Methode habe ich etwa
35 Abgüsse hergestellt. Darunter waren: 2 Klassen, 5 Ordnungen, 10 Familien,
17 Arten. In Abständen von einigen Tagen konnte ich bis zu 5 Abgüssen vom
gleichen Objekt anfertigen.
Summary:
There are several advantages in moulding amphibiae and reptiles so that th.y
don't get hurt and stay alive. The technique of narcotization and various methods
of Casting are described.
Schon seit längerer Zeit haben sich viele Präparatoren, Chemiker usw. mit der
Konservierung von Holzgegenständen befaßt. Vor allem galt es, die aus vor= und
frühgeschichtlicher Zeit stammenden Holzgegenstände, welche bei Grabungen fast
ausnahmslos feucht geborgen werden, der Wissenschaft und dem Volke als wert»
volles Kulturgut zu erhalten.
Selbst einem erfahrenen Präparator macht die Konservierung von Holz immer noch
Kopfzerbrechen, und die vielen Versuche, die im Laufe der Jahre gemacht wurden,
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führen uns dies vor Augen. Trotzdem hat sich noch immer kein voll und ganz
befriedigendes Ergebnis gezeigt.
Die einfachste und billigste Methode bestand in einem ganz langsamen Austrocknen.
Es zeigen sich dabei jedoch im Laufe der Zeit durch die Schwankungen der Luft=
feuchtigkeit an dem Holz Veränderungen, besonders Risse.
Bei einem weiteren Verfahren werden die erdfeuchten Gegenstände in einer gesättig=
ten Alaunlösung mehrere Stunden gekocht. Diese Art der Präparation ist heute
noch in vielen Museen üblich. Man erzielt mit ihr auch einigermaßen gute Erfolge.
Jedoch hat sie den Nachteil, daß vor allem bei Feuchtigkeit ein immer wiederkehren=
des Ausblühen des Alauns nicht zu verhindern ist.
Verschiedene Museen bewahren die Holzfunde in Wasser auf, dem ein gewisser
Prozentsatz Formaldehyd zugesetzt ist; auch hierbei ergeben sich Komplikationen,
außerdem glaube ich, daß diese Art der Konservierung den Ansprüchen unserer
fortschrittlichen Zeit nicht mehr entspricht.
Celodal hat sich nach Angaben von W. von Stockar zur Konservierung von Moor
hölzern gut bewährt. Weil dieses Mittel uns nicht zur Verfügung steht, galt es,
eine neue Methode, das Paraffinverfahren, auch zur Konservierung von vor= und
frügeschichtlichen Holzgegenständen zu benutzen.
Paraffinverfahren wurden schon früher angewandt, und zwar in folgender Technik;
man überzog den erdfeuchten Gegenstand mit flüssigem Paraffin, dann wurde dieses
mit Hilfe eines Flammpinsels entfernt, so daß nur ein gewisser Prozentsatz in das
Holz eindringen konnte. Das Holz blieb dabei jedoch im Kern feucht. Werden so
konservierte Gegenstände in nicht frostfreien Räumen aufbewahrt, kann ein Zer=
springen des Holzes die Folge sein.
Die neue Paraffinmethode beruht auf dem Prinzip, die Feuchtigkeit aus den Funden
vollständig zu entfernen und diese durch einen neuen Stoff, in diesem Falle Paraffin,
zu ersetzen. Diese Methode ist bereits für anatomische und zoologische Präparate
angewandt worden. Nach etlichen Versuchen ist es nun gelungen, auch Holzfunde
auf diese Art zu konservieren.
Die einzelnen Stufen der Präparation sind folgende:
1. Vorbehandlung
2. Fixierung
3. Entwässerung
4. Bleichung
5. Paraffinierung
6. Nachbehandlung
1. Vorbehandlung
Am besten werden die feuchten Gegenstände sofort nach der Bergung in Wasser
gelegt, dem man etwas Formalin zusetzt. In dieser Lösung können die Funde
einige Zeit verbleiben, falls man nicht sofort zur Präparation übergehen kann.
Danach werden auf mechanischem Wege die Holzteile von Schmutzresten befreit
(Vorsicht! Es können sich evtl. noch Speisereste an den Holzteilen befinden, die
für eine chemische Untersuchung wichtig sind).
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Daubenschalen aus der Grabung Halberstadt (13.Jahrh.) - foto: Lenz, Genthin
Fixierung
Die so vorbehandelten Stücke kommen jetzt in ein Fixierbad, damit sie die
nötige Festigkeit für die Weiterbehandlung erhalten. Zu der Herstellung des
Bades benötigt man 95°'oigen Äthylalkohol, der mit destilliertem Wasser auf
50 °/o verdünnt wird (Alkoholmeter benutzen!). Dazu werden noch 3 °/o Form=
aldehyd beigemischt. In dieser Lösung beläßt man die Holzgegenstände je nach
Größe und Stärke 8 bis 14 Tage. Bei der Fixierung wird dem Holz bereits etwas
Wasser entzogen.
Entwässerung
Um dem Holz weiterhin Wasser zu entziehen, legt man die Gegenstände nunmehr
in ein neues Bad von 950/oigem Äthylalkohol, der mit destilliertem Wasser auf
60 °/o verdünnt wird. Die Stücke bleiben etwa 6 Tage darin, da durch die vor=
hergehende Fixierung die Entwässerung jetzt schneller vonstatten geht. Um
einen vollständigen Entzug des Wassers zu erreichen, folgen jetzt noch drei
weitere Bäder, nämlich mit 8o°'oigem und 95°/'oigem Äthylalkohol; die dritte und
letzte Behandlung geschieht mit n=Propylalkohol, der ioo"/oig in den Handel
kommt. Auf diese Weise erreicht man, daß dem Holz das Wasser vollständig
entzogen wird. In dem letzten Bade verbleiben die Gegenstände ebenfalls 6 Tage.
Bleichung
Da mit Paraffin behandelte Stücke dunkler werden, nimmt man nun noch eine
Bleichung vor. Um diese Bleichlösung herzustellen, benötigt man n=Propylalkohol
und setzt diesem 5 "/o Perhydrol zu. In dieser Flüssigkeit läßt man die Objekte
etwa 12 Stunden liegen und stellt sie während dieser Zeit in den Thermostaten,
den man auf 48—520 einstellt. Gleichzeitig wird das Paraffin, das einen dement=
sprechenden Schmelzpunkt haben muß, mit hineingestellt.
Paraffinierung
Nachdem die Objekte die im Abschnitt 4 besprochene Behandlung durchlaufen
haben, entnimmt man dieselben dem Bleichbad und legt sie sofort in das Paraffin^
bad. In diesem läßt man nun die Holzteile etwa 6—12 Stunden, danach ist die
Durchtränkung vollzogen. Man beachte dabei, daß im Thermostaten keine höhere
Temperatur als 6o° vorhanden ist.
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6. Nachbehandlung
Die dem Paraffinbad entnommenen Stücke muß man nun noch einige Zeit im
Thermostaten belassen, damit die überschüssige Wachsmenge abtropfen kann.
Dann läßt man die Gegenstände zum allmählichen Abkühlen im Thermostaten.
Damit ist der Konservierungsgang beendet.
Nach dieser neuen Methode wurden 2 Daubenschalen sowie weitere aus einem Stück
gefertigte Holzschalen konserviert, außerdem wurden noch etwa 50 weitere Holzteile
(Dauben von Schalen) ebenso behandelt. — Die Holzsachen wurden bei einer Aus=
grabung in Halberstadt und Magdeburg gelegentlich einer im Auftrage der Deut=
sehen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Institut für Vor= und Frühgeschichte,
durchgeführten Stadtkernforschung geborgen. Die Funde lagen in einer schwarzen,
feuchten Schicht. Die Schalen dürften etwa dem 13. Jahrhundert angehören.
Trotz Wechfeltemperatur traten keine Veränderungen an den präparierten Schalen
auf; sie wurden beispielsweise 48 Stunden einer Temperatur von 380 Celsius aus=
gesetzt, weiterhin befanden sie sich die gleiche Zeit in einer Temperatur von
—io° Celsius.
Schrifttum:
Rack, E. Die Paraffinmethode für anatomische Sammlungspräparate.
Anatom. Anzeiger Bd. 98, S. 131/37, 1951.
Piechocki, R. Die Paraffinierung als Hilfsmittel zur Herstellung zoologischer
und botanischer Trockenpräparate. Urania, Jahrg. 15, Heft 9, 1952.
v. Stockar, W. Ein neues Verfahren zur Konservierung von Moorhölzern. Nach=
richtenblatt für deulsche Vorzeit, 1939, Heft 5—6.
Rathgen, F. D,e Konservierung von Alterlumsfunden. Handbücher der staat=
liehen Museen zu Berlin.
Summary:
Up to now there were many difficulties in the preparation of prehistorical wood=
pieces, which mostly were raved from boggy strata. After a summary of the
hitherto customary metheds the author describes a paraffin=method with which good
results could be obtained.
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Maschinen in der Werkstatt
des Tierpräparators
R. H. Sander - Köln
1. Ein Satz Spiralbohrer WS von 2 bis 20 mm Stärke zum Bohren von Holz,
Knochen, Zähnen, Kunststoff, Metall u. a. m.
2. Eine mit grobem Flintpapier bespannte, 20 mm starke Holzscheibe von 35 cm
Durchmesser zum Schleifen von Holz, Knochen und sonstigen Materialien. Ihre
wertvollste Verwendung findet die Scheibe zum Schleifen der Schädel beim Auf=
setzen von Gehörnen, Geweihen usw.
3. Eine winklig vor der Scheibe leicht anbringbare Auflageplatte, um saubere Kanten
an Holz zu schleifen.
4. Carborundumscheiben zum Schleifen von Werkzeugen und Anspitzen von Drähten.
Eine einfache Vorrichtung ermöglicht sogar das Schleifen von Kronenfräsern.
Nicht bewährt hat sich eine Vorrichtung, um die Maschine auch als Kreissäge zu
benutzen, was an sich durchaus möglich wäre; sonst aber ist die Maschine schlechthin
unentbehrlich. Gelegentlich macht sich beim Bohren unangenehm bemerkbar, daß die
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Werkstücke gegen den horizontal arbeitenden Bohrer gedrückt werden müssen. Ich
kaufte deshalb eine Vertikal=Ständerbohrmaschine, die zwar nicht viel benutzt wird,
sich aber doch oft als recht brauchbar erweist, — ihrer höheren Drehzahl wegen
auch zum Schleifen. Der vorstehend erwähnten Schleifmöglichkeiten wegen besitze
ich bisher noch keinen Spezialschleifbock, seine Anschaffung ist aber schon be=
schlössen; das Gerät darf nicht zu klein sein und muß mit zwei verschiedenkörnigen
Scheiben ausgerüstet werden.
Eine Kleinmaschine, die heute jeder Präparator verwenden dürfte, ist ein elektrisch
betriebener Heißluftstromerzeuger zum Trocknen von Federn und Haaren. Für den
normalen Cebrauch genügt der altbekannte „Föhn". Wenn aber im gewerblichen
Betrieb im Winter der Anfall von Vögeln sehr ansteigt, dann gebietet es die Sorge
um die schnelle Bewältigung der Aufträge, nach Möglichkeiten zur Abkürzung des
Arbeitsaufwandes zu suchen. Ich vermute, daß eines der modernen Raumheizgeräte
hier dienlich sein kann und ich werde gelegentlich über meine in dieser Richtung
angestellten Versuche an dieser Stelle berichten.
Summary:
Today no taxidermist can resign the use of machines. Especially in industrial firms
several machines are indispensable. There is a description of a Multi=Purpose=
Machine, its production and various possibilities of using it.
Nachrichten und Mitteilungen
PROGRAMM
der Tagung
34
MONTAG, 18. 4. 1955 (Tagungsraum Institut für gerichtliche Medizin)
9.00 Uhr Dr. Lorke — Göttingen
Prinzipielles zur Wiedergewinnung und Erhaltung der natürlichen
Farben in anatomischen Schaupräparaten.
10.00 Uhr Prof. Dr. Dr. Schmidt — Göttingen
Die Konservierung anatomischer Präparate im durchsichtigen festen
Medium nach S. Schwerin.
11.00 Uhr Dr. Starck — Göttingen
Über die Anfertigung makrohistologischer Sammlungspräparate.
Im Anschluß S. Schwerin — Göttingen
Demonstration ausgewählter Präparate aus der Sammlung des
Instituts für gerichtliche Medizin Göttingen.
Mittagspause
15.00 Uhr Prof. Dr. Mnnz — Göttingen
Über Konservierung spurenkundlicher Asservate.
16.00 Uhr Dr. forster — Göttingen
Über natürliche Konservierung menschlicher Leichen.
17.00 Uhr Ass.'Arzt Dr. Apel — Göttingen
Über die Sicherung und Erhaltung ur= und frühgeschichtlicher
Knochenfunde.
18.00 Uhr S. Schwerin — Göttingen
Die Rekonstruktion zertrümmerter Schädel.
35
Panoroll
nennt Ottmar F. von Fuehrer sein neues — im Carnegie Museum, Pittsburgh ge=
zeigtes — rotierendes Gemälde. Das 4 mal 30 m lange Bild zeigt die phylogenetische
Entwicklung des Pferdes vom teiriergroßen Eohippus des Eozän, das noch vorne 4
und hinten 3 Hufe hatte, über all die Zvvischenformen bis zum eselgroßen Hipparion
des Pleistozän. Wa? lag für den Künstler näher als die, im Eozän (der Morgenröte*
zeit) beginnende und 60 bis 70 Millionen Jahre umfassende Geschichte im Ablauf
eines Tages bildlich zu erzählen, und so beginnt die Darstellung im Morgengrauen
und endet in der Abenddämmerung. Das riesige Gemälde ist auf eine entsprechend
große Trommel montiert, die ihrerseits auf 750 Stahlrädern in 2 Gleisen läuft und
von einem Motor angetrieben wird. In einem etwa 4 mal 6 Meter großen Fenster
sieht der Beschauer 15 Minuten lang die Bilder der Stammesgeschichte des Pferdes
ablaufen.
Ottmar F. von Fuehrer wird im Sommer dieses Jahres Europa besuchen. Sein Reise=
weg wird ihn über Österreich und die Schweiz auch nach Deutschland führen.
3000 Meter Farbfilm über seine Arbeiten und Reisen wird der Autor der Beiträge
„Das Karbondiorama" und „Pflanzenökologische Dioramen" in verschiedenen Vor=
trägen zeigen. Es ist dem Herausgeber des „Präparator" eine herzliche Freude, Herrn
von Fuehrer als Gast in Bonn erwarten zu dürfen. br—
Die Lupe
Persönliches:
H e r r R i c h a r d S t e l l m a c h e r ist mit Wirkung vom 17. März 1955 als Mitglied der
Gemeinnützigen Vereinigung der Präparatoren und Dermoplastiker Deutschlands e. V.
ausgeschieden.
Gelegenheitsanzeige
Präparator (Vor- und frühgeschichtl. Richtung), z. Zt. im Staatsdienst, möchte sich ver-
ändern. Entsprechende Stelle an Museum für (vorwiegend) Vorgeschichte erwünscht.
Unterlagen und Referenzen stehen zur Verfügung. Angebote erbeten unter Nr. 2 / 2 / 5 5
an DER P R Ä P A R A T O R .
35
Gelegenheitsanzeigen
Ich suche die Anschrift von Präparator Kapitaler Nilpferdschädel und Rhino-
Fritz Lemme, früher im Räume Salz- ceroshorn billig abzugeben. K. Last,
wedel, ferner von Präparator Henry Bad Godesberg, Wurzerstr. 67.
Larsen, früher Aarhus, Dänemark.
Für Zuschrift bin ich dankbar. Emil
G ä r t n e r , Präparator, C r a i l s h e i m Säuger und Vögel, auch Großsäuger,
(Wttbg.) (einheimische sowie ausländische)
teilweise auch zum Selbstaufstellen.
Desgl. Skelette (auch seltene Arten)
Junger, tüchtiger Gehilfe, an sehr gibt ab: Biolog. Lehrpräparate - Tier-
sauberes Arbeiten gewöhnt,mit bestem präparation Curt Nürnberger Dermo-
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Anthropologie
Zoologie Eine Anzeige im
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Wir bitten um gefällige Beachtung.