Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
1. Sitzung
Frage des Seminars/ Aristoteles‘: Was bedeutet es für Lebewesen, sich aus eigenen Stücken und in
welcher Weise sie sich von einem Ort zum anderen bewegen.
Resultat von Aristoteles Fragestellung: Theorie der animalischen Selbstbewegung, die sich auf
animalische und menschliche Bewegung bezieht. Resultat der zoologischen Theorie ist seine
Theorie zu spezifisch menschlichem Handeln.
diese Theorie ist nicht mehr im Bereich der Naturwissenschaft geht in praktische Philosophie +
Metaphysik
1. Lebewesen bewegen sich selbst (ohne dass man eine Ursache/ einen Anstoß dafür erkennt)
2. Alle Bewegung hat eine bewegende Ursache, die von der Bewegung verschieden ist
(Wenn A, B in Bewegung setzt, ist A die Ursache für die Bewegung von B. Wenn B sich aber ohne
Ursache bewegt, dann gibt es theoretisch keine Erklärung für die Bewegung von B) Wie ist also
Selbstbewegung möglich? Wenn man behauptet es gibt keine Ursache, sagt man gleichzeitig, dass
es dafür keine Erklärung gibt.
Antike Philosophen sagen, Lebewesen bestehen aus 2 Komponenten (Seele + Körper). Und dass
die Seele den Körper in Bewegung setzt. Jedoch haben sie sich im Verständnis von der Seele
unterschieden.
Seele (Antike) = Prinzip des Lebendig-seins lebendiger Dinge Unterschied nicht lebendiger
Dinge
Atomisten: Z.B. Demokrit materialistische Theorie der Seele Seele = kleine Atome
Platons Theorie der Seele: Seele ist radikal selbstbewegtes Etwas, dass nicht aus Materie besteht,
ist aber selbst bewegt bzw. in Bewegung und bewegt den Menschen.
Aristoteles sagt Seele ist selbst unbewegt, die den Körper in Bewegung setzt. (z.B. Demokrit sagt
Seele sind kugelförmige Moleküle, die Selbst in Bewegung sind und ihre Bewegung an den Körper
weitergibt)
Aristoteles Naturlehre in seiner Physik schließt Selbstbewegung aus, alle Bewegung erfordert
eine Bewegungsursache
Aristoteles Problem ist zu erklären, wie unbewegte Seele den Körper bewegen soll
2. Aristoteles Naturkonzeption
Natur ist definiert als ein Naturdingen immanentes/innewohnendes Prinzip, also eine erste
Bewegungsursache, der Bewegung und des Stillstandes. Dieses Prinzip kommt den Lebewesen
per sé zu.
1. Ort 2. Quantität 3. Qualität sind aber eher Veränderungen nicht Bewegungen. Das heißt
für Aristoteles ist Bewegung eigentlich Veränderung. Natur von etwas.
2. Naturen sind immanente Bewegungsursachen, die den Dingen primär innewohnen und die
Bewegungsursachen sind so, dass das Naturding sich so oder so verändert.
Kann auch Tisch sein; Form/ Funktion: Dinge drauf stellen; Materie: Holz
Bewegung (kinesis) ist die Wirklichkeit/ Ausübung des Übergangs von einem Zustand des Vermögens
in den der Wirklichkeit. Z.B, Ausübung des dem Vermögen nach grünlich seienden Menschen,
insofern er dem Vermögen nach grünlich ist, sein Grünlich-werden. Die Ausübung des Vermögens
in einen bestimmten Endzustand zu sein
Kausale Relata: Es gibt ein aktives wirkendes (poioun) „F“ und passives (dem Vermögen nach
seiendes, leidendes) (paschon) „G“ kausales Relat (Aktöre des Prozessphänomens)
Wenn man weiß ist, ist das passive Relat gebräunt zu werden
Nur durch Kontakt kommen die Träger von F und G in Verbindung, wird der Träger des passiven
Relats G dem aktiven Relat F angeglichen. X (Ich) träger von G (Blassheit) und also dem
Vermögen nach F (Gebräuntheit), werde durch Kontakt mit F (Gebräuntheit) zu F (Gebräunt).
Prozessuale Eigenschaftsveränderung (= Eigenschaftsangleichung für Aristoteles) in 3 Kategorien:
Jeder lebendige Körper ist ein Ding (hylomor. Kompositum) Seele ist nicht Körper, ist dessen
Zweck und Natur Der Körper ist die Materie und das „Werkzeug“ der Seele Der Körper hat
dem Vermögen nach Leben Ein schlafendes und wachseiendes Lebewesen eine Seele hat, ist
die Seele die „erste“ Vollendung des lebendigen Körpers Seele und Körper sind eins so
wie Form und Materie, also sind sie Eins = Hylomorphistisch
Die Beil Analogie Ein Beil sein heißt, harte Dinge spalte, Gummi-Beil wäre nur noch dem
Namen nach ein Beil, erfüllt die Funktion des Beils nicht mehr, also kein Beil
Körperteil Analogie Wenn das Auge das Lebewesen wäre, wäre Sehkraft = Seele, Auge =
Körper Auge ohne Sehkraft ist nur dem Namen nach ein Auge („Homonymie-Prinzip“)
=> Leiche ist kein Mensch
Das Beseelte ist vom Unbeseelten dahingehen unterschieden, dass das Beseelte lebendig ist
Man spricht vom Lebendig-sein, wenn mind. Eine der Lebensfunktionen (z.B. Vernunft,
Wahrnehmung, Ortsbewegung, etc.) auftritt.
Die Basalen Seelenfunktionen: Seele = Prinzip dieser Tätigkeiten und durch sie definiert
Wahrnehmungsvermögen ist die Fähigkeit eines Körpers, die Formen externer Gegenstände in
sich aufzunehmen, ohne die Gegenstände selber aufzunehmen. Bsp. Wachs das Siegelzeichen
aufnimmt
Seele (= Vermögen) ist die Menge von Lebensfunktionen eines Körpers als Fähigkeiten, den Körper
in die Lage zu versetzen, diese Funktionen zu betätigen. Seele ist aber kein Akteur, sondern das
lebendige hylomorphe Kompositum Körper + Seele.
Wie kann die Seele, als etwas selbst strickt Unbewegtes, den Körper in Bewegung versetzen?
3. Sitzung
Die hylomorphistische Definition der Seele fasst diese als Form, Zweck und Bewegungsprinzip des
lebendigen Körpers, Stein FÄLLT
Die Seele ist die Natur des lebendigen Körpers im Sinne des primär innewohnenden
Bewegungsprinzip FALLEN (Stein)
Der Lebendige Körper ist das „Werkzeug“ der Seele, d.h. es besteht eine Zweck/ Realisierungs –
Beziehung zwischen Seele und Körper: Der lebendige Körper realisiert die durch die Seele
definierten Lebensfunktionen. Wesen des Menschen = die Seele.
Seele, selbst kein physikalisches Objekt, kann dann Bewegungen verursachen, wenn der Körper
die durch Seele definierten Funktionen ausführt
Wenn man etwas wahrnimmt, betätigt man Wahrnehmungsvermögen, also wahrnehmbare
Formen werden in uns repräsentiert (physisch), was Seele in diesem Moment physisch real
macht.
Durch die Wirklichkeit der Wahrnehmung hat die Seele kausale Wirksamkeit
Eine Funktion ist Lebensfunktion organischer Selbsterhalt
Weil Lebewesen sich selbst erhalten, erstreben sie was sie am Leben erhält, und meiden, was
ihrem Selbsterhalt schädlich ist
Dieses Suchen/ Meiden ist eine physische Bewegung (kinesis): dies nennt Aristoteles Strebung
Der Lebendige Körper reagiert also auf die durch Wahrnehmung eingehende qualitative
Information in selbsterhaltender Weise mit Strebung
Noch eine offene Frage: Wie kann Seele als unbewegte Form Kontakt mit dem Körper haben?
A hat mit B und damit auch B mit A Kontakt Reziproke Form des Kontakts
Nicht jeder Kontakt ist Reziprok (Wechselseitig)
Dadurch das der Körper danach strebt, die Lebensfunktionen zu erfüllen, hat er nicht-reziproken
Kontakt mit der Seele
Folglich entsteht der Kontakt dadurch, dass das Bewegende (Seele), mit dem Bewegten (Seele),
dadurch Kontakt, dass das Bewegte mit dem Bewegenden nicht-reziproken Kontakt hat
Aristoteles kommt zum Schluss, dass es keinen speziell für Selbstbewegung der Lebewesen
zuständigen Seelenteil gibt, sowie Wahrnehmung, Denken, etc.
Bewegung wird also durch Kognition z.B. Wahrnehmung ausgelöst, Strebung hierbei zentral, aber
kein Seelenteil, sondern eine psychophysische Leistung.
4. Sitzung
1. Der Begriff der Strebung (orexis)
Das Dreistufenmodell der Selbstbewegung: Antwort auf die Frage, wie die unbewegte Seele den
Körper in Bewegung setzen kann:
Strebung ist konative Tätigkeit = Verfolgen/Suchen (diokein) oder Vermeiden/ Fliehen (pheugein)
Mit der Strebung führt Aristoteles als 1. terminologisch ein allgemeines Vermögen ein, dass für
alle konativen Tätigkeiten ‚zuständig‘ ist
Die Strebung erklärt, wie und warum Lebewesen Dinge verfolgen/ meiden und woher sie die
Kraft besitzen, sich in Richtung auf erstrebte Gegenstände in Bewegung zu setzen
Strebung ist koextensiv mit Wahrnehmung, Lust, Schmerz (Überall wo wahrgenommen wird,
kommt Lust und Leid und damit auch Strebung vor)
Abhängigkeit von Wahrnehmung – Lust/ Leid – Strebung
Strebung ist ein Prozess der Eintritt, wenn Wahrnehmung Lust- oder Leidvoll ist, weil Gegenstand
dem Selbsterhalt dient (Lust) oder schadet (Leid). Biologisch gut [= was der Natur des Lebewesens
gemäß ist bereitet Lust] oder schlecht [= Natur des LW schadet und Leid bereitet]
Thermisch: Bei Wut Erhitzung führt zur Bewegung, bei Furcht Erkaltung
5. Sitzung
Wie funktionieren Zwecke?
A trifft auf B zu; Gesundheit bedeutet hier das Essen nicht unverdaut bleibt
B trifft auf C zu; Nicht unverdaut bleiben bedeutet hier Spazieren gehen
Also: A trifft auf C zu; Gesundheit bedeutet unter diesen Umständen spazieren gehen
Objektive Naturteleologie:
Erklärt Naturtatsachen durch Zwecke ohne mentales Vokabular zu verwenden. Bsp. Das Wachstum
eines Baumes wohin er wächst ist egal, er wächst. Zweck- Zielzustand spielt keine Rolle.
Schema: Wachstum eines Baumes
(A-Typ Zweck) Natur und Seele des Baumes seine Lebensfunktion = Form
(B-Typ Zweck) Naturzustand der die Lebensfunktion des Baumes realisiert (Baum selbst) =Materie
(C) Prozess des Baumes seine Lebensfunktion aufrechtzuerhalten (gesund bleiben)
A‘ ein gut funktionierender Baum
Subjektive Naturteleologie:
Erklärt Naturtatsachen in der Art, dass subjektive Repräsentation eines Zwecks involviert ist. D.h.
Das Hoppeln eines Hasen in Richtung einer von ihm wahrgenommenen Karotte.
Schema: Haase
(a) Sieht/ nimmt eine Karotte wahr
(b) Empfindet Strebung nach dem Gegenstand
(c) Führt zum Prozess, sich in Bewegung zu setzen
(a‘) Haase kommt in Besitz des Gegenstands, Strebung/ Bewegung hört auf
Strebegegenstand: Getränk
i) Haase hat Durst und sieht Getränk
ii) Dieser Durst bezieht sich auf das wahrgenommene Getränk
iii) (Warum Durst) Lust Die Begierde nach dem Getränk basiert auf der Lust
Lust ist der höchste Endzweck/ Wert hier
Frage: Warum streben Lebewesen nach Lust als einen Zweck? Oder nach sozialer Anerkennung?
Das liegt an der biologischen Verfassung (ihrer Natur) der Lebewesen. Nur Wesen mit Naturen
streben nach Lust/ sozialer Anerkennung
Es besteht eine Begründungsrelation zwischen den Naturen und Strebungen der Lebewesen
Lebewesen verfolgen/ meiden Gegenstände in Übereinstimmung damit, was für Lebewesen sie
sind (was für Naturen sie haben)
Erst wenn das Schema der subj. Naturtel. In das der Objektiven einbetten, können wir die Frage
nach dem „warum“ beantworten.
(A) Lebensfunktion (Seele des Lebewesens)
(B) Physischer Zustand bzw. Objekt, das diese Funktion realisiert
(a) Kognition des Wesens, (B) Gegenstand wahrzunehmen
(b) Strebung nach (B) (thermische endokrine Bewegung) die die kausale Folge (C) hat)
(C) Durch Strebung ausgelöster Prozess [Selbstbewegung], der zur Realisierung von B führt (=c)
(b‘) Naturzustand/ Selbsterhalt wurde wiederhergestellt durch Realisierung von (B)
(A‘) Jetzt ist das Lebewesen (wieder) ein gut funktionierendes Lebewesen
6. Sitzung
1. Mechanische Grundlagen der animalischen Selbstbewegung /C
Gelenke verhalten sich laut Aristoteles wie geometrische Punkte D-----A/------B
Stützpunkttheorie
Bewegt: Arm; Unbewegt: Schulter usw.
Etwas ruhendes ist der Ursprung des Bewegten = Lehre vom internen Stützpunkt
Der interne Stützpunkt ist D Arm hängt an der Schulter
Der externe Stützpunkt muss getrennt sein vom Selbstbeweger Wenn man rudert, ist
man unbewegt, aber die Ruder sind bewegt, dadurch bewegt man sich fort - Wasser
Seele körperliche Mechanik Universum – Gott
Zusammenfassend:
i) Kognition eines Strebegegenstands: Unbewegter Beweger
ii) Strebung: Bewegter Beweger
iii) Ortsbewegung des Lebewesens: Bewegtes
Für iii) ist es nicht notwendig (aber möglich), dass es noch ein Weiteres bewegt
Praktischer Syllogismus:
Ziehen einer theoretischen Konklusion:
Denken von Prämissen die theoretische bzw. unbewegte Gegenstände betreffen
Ergebnis: Theoretische Betrachtung (= Denken der Konklusion)
Regel-Syllogismen
P1: Jeder Mensch soll gehen Kein Mensch soll gehen
P2: Ich bin ein Mensch Ich bin ein Mensch
K: Er geht sofort Er steht sofort still
Die Prämissen müssen gar nicht ausgesprochen werden, damit die Handlung
durchgeführt werden kann
sie sind also auch dann beteiligt, wenn sie nicht ausgesprochen werden, man überspringt
quasi logische Schritte, weil sie klar sind
7. Sitzung
1) Die akteursinterne Bewegungsgenese
Analogie mit dem Automatentheater und dem Spielzeugwagen:
Schnüre die in den Automatentheatern Figuren bewegen Sehnen die Körper bewegen
Disanalogie:
Angeborenes Pneuma:
Von A angenommene Luftmasse in der Herzgegend, die thermische Veränderung der
Strebung in mechanische Wirkung übersetzt: Wenn Strebung zu Erhitzung/ Erkaltung des
Körpers in Herzgegend führt, Luftmasse dehnt sich aus/ zieht sich zusammen
Dies führt zu mechanischer Arbeit des Körpers
Der unausgedehnte mechanische Stützpunkt: Aritoteles geht alle Stützpunkte zurück um auf
den ersten Stützpunkt zu kommen. Cardiozentrist
Das Symmetrie-Argument: Der Ausgangspunkt der Bewegung hat keine Ausdehnung = DIE
SEELE Die Seele als mechanischer Beweger
Mechanische Hypothese: Lebewesen bewegt sich durch Hebel, Stützpunkt (Seele) ist ein
mentales (nicht materielles) Ereignis ohne Ausdehnung
Alles vorher waren willentliche Bewegungen Strebung auf Bewegung ausgerichtet, man
will sich bewegen
Unwillkürliche Bewegung Herzklopfen, Erektion des Fallus Bewegung der Körperteile,
die man nicht beeinflussen kann Kognition (Reiz) führt zu Reaktion
Nicht-willkürliche Bewegung Organische Bewegung, Stoffwechsel, Atmung, Wach sein
etc. Bewegung von Teilen des Lebewesens
Der allgemeine Charakter der Theorie:
A = seelischer Ausgangspunkt der Selbstbewegung
B & C = Für die Selbstbewegung erforderlichen instrumentellen Körperteile (Beine etc.)
E & D = Periphere Sinnesorgane
8. Sitzung
Biologische vs. Menschliche Natur: Die Diskontinuitätsthese
Objektive Naturteleologie:
Erklärt Naturtatsachen durch Zwecke ohne mentales Vokabular zu verwenden Das
Wachstum eines Baumes -> baum wächst bez sich aber nicht auf Zweck Warum
Subjektive Naturteleologie:
Erklärt Naturtatsachen durch Zwecke, indem subjektive Repräsentation involviert
Hoppeln eines Hasen in Richtung einer von ihm wahrgenommenen Karotte
Frage: Erfüllt das Schema subjektiver Naturteleologie das Schema ONT (A-B-C-A‘)?
Antwort: Nein, Gegenstand der Strebung in (a) begründet nicht, warum der Gegenstand gut
ist. Kein A-Typ Zweck braucht man zur Begründung warum etwas gut ist. Zwecke
müssen deshalb immer mit Blick auf ihr Endzweck (A) definiert werden
A-Typ Zwecke = Lust, sozialer Rand, das rational Gute
Wir erstreben immer A-Typ Zwecke (intrinsisch gute Zwecke) auch wenn sie tatsächlich
nicht gut sind.
Warum Streben Lebewesen nach ihrer Spezies relativen Werten (Mensch, Lust etc.)
Also: Begründungsrelation von Wesen und ihren Strebungen, kein ABSOLUTES Gutsein
sondern ein Speziesrelevantes bzw. -abhängiges
(i) Vernünftige Zwecke sind nicht in ONT eingebettet, sind nicht spezies-relativ und
können sogar mit Zwecken der ONT in Konflikt geraten (z.B. sich opfern)
(ii) Für Menschen sind Vernünftige Zwecke keine per se Bewegungsursachen, können
zur Bewegung motivieren aber nicht so wie Naturzwecke
(iii) VZ stellen kein „Gleichgewicht“ wieder her so wie natürliche Zwecke
(iv) Aufgrund von (iii) setzen Vernunftzwecke auch keine externen Grenzen für die
menschliche Selbstbewegung
Vernünftiger Teil der Seele keine Bewegungsursache für qualitative, quantitative
und Ortsveränderung also ist die Seele keine Natur
Unsere vernünftigen Funktionen sind nicht Naturteleologisch eingebettet
Vernünftiger Teil hat mehr Autonomie als vegetativer/ wahrnehmender Teil der
Seele, dadurch entsteht Raum für mentale Konflikte
Relation zwischen ONT und SNT = SNT muss in ONT eingebettet werden:
Frage: Warum streben Lebewesen nach Lust als einen Zweck? Oder nach sozialer Anerkennung?
Das liegt an der biologischen Verfassung (ihrer Natur) der Lebewesen. Nur Wesen mit Naturen
streben nach Lust/ sozialer Anerkennung
Es besteht eine Begründungsrelation zwischen den Naturen und Strebungen der Lebewesen
Lebewesen verfolgen/ meiden Gegenstände in Übereinstimmung damit, was für Lebewesen sie
sind (was für Naturen sie haben)
Erst wenn das Schema der subj. Naturtel. In das der Objektiven einbetten, können wir die Frage
nach dem „warum“ beantworten und haben einen kausal geschlossenen Kreislauf
(D) Lebensfunktion (Seele des Lebewesens)
(E) Physischer Zustand bzw. Objekt, das diese Funktion realisiert
(c) Kognition des Wesens, (B) Gegenstand wahrzunehmen
(d) Strebung nach (B) (thermische endokrine Bewegung) die die kausale Folge (C) hat)
(F) Durch Strebung ausgelöster Prozess [Selbstbewegung], der zur Realisierung von B führt (=c)
(b‘) Naturzustand/ Selbsterhalt wird wiederhergestellt durch Realisierung von (B)
(A‘) Jetzt ist das Lebewesen (wieder) ein gut funktionierendes Lebewesen und hört auf sich zu
bewegen
- Vernunftzwecke sind kein natürlicher Sachverhalt (also haben nichts mit der
aristotelischen Naturphilosophie zutun, denn diese beschäftigt sich mit Körpern und
Bewegung) sind nicht-natürliche Zwecke
- Vernunftzwecke sind ein Resultat menschlicher Bemühung auf individueller und sozialer
Ebene Affektkontrolle + moralische Erziehung und Bildung = sorgen für die Überbrückung
der Diskontinuität der Vernunftzwecke und dem naturteleologischen Apparat
- Vernunft soll zur ‚zweiten Natur‘ werden und den natürlichen Apparat der Selbstbewegung
mit nicht-natürlichen (vernünftigen) Zwecken verbindet wodurch eine quasi-Kontinuität zw.
Nicht natürlichen Zwecken und biologischem Bewegungsapparat hergestellt wird
Aufgabe der moralischen Erziehung ist es Diskontinuität zw. Vernunft und Natur so zu
überbrücken, dass vernünftige Zwecke per se Bewegungsursachen menschlicher
Handlungen werden.
Naturen als A-Typ Zwecke sind Ursachen von Selbstbewegung
Vernunftzwecke sollen als ‚zweite Natur‘ Ursachen menschlicher Handlungen werden
keine einfache Aufgabe: Nur weil eine Handlung vernünftig wäre heißt es nicht, dass man
sie auch ausführt = Bewegungsursache und vernünftiger Zweck fallen nicht zusammen
Deshalb soll die zweite Natur vernünftige Verhaltensmuster herbeiführen durch
Erziehung Gewöhnung
Wie kommt es also, dass man sich vernünftig und damit nicht-natürlich verhält?
Gewöhnung (Habituierungsprozesse)
‚Hedonistisches Kalkül‘ = Aussicht auf größeren Lustgewinn
gleichzeitige arationale Strebung nach rationalen Gegenständen (z.B. Lust zu lernen)
arationale Strebung oder Lust an der Betätigung der rationalen Natur (z.B. auch Lust am
Lernen)
10. Sitzung
Der nur gewissermaßen vernünftige Teil der Seele: Vernünftiger Teil der Seele
Der Beherrschte: Hat Lust Kuchen essen beherrscht sich aber und tut es nicht
Der Unbeherrschte: Hat Lust K essen und kann sich nicht beherrschen, isst ihn
Der Besonnene: Isst Kuchen nicht und muss keinen inneren Widerstand überwinden, weil er
die Tugenden erworben hat
Unser unvernünftiger Teil kann sich der Vernunft widersetzen oder ihr zu gehorchen
Das heißt der unv. Teil hat Formbarkeit und kann durch Autorität gesteuert werden
Die Tugendlehre von A. orientiert sich an diesen beiden Arten der Vernunft: 2 Tugenden
Vernunft aktive Denken Intellektuelle Tugenden (des Denkens) Werden durch
rationale Argumentation, Denken, Lernen ausgebildet Belehrung
Problem: Woher wissen wir, welches die guten Handlungen sind, die wir der Jugend
angewöhnen sollen?
1. Man muss der richtigen Überlegung (orthos logos = die praktische Weiheit)
entsprechend handeln
Das geben uns die intellektuellen Tugenden
Problem: Muss eig von Fall zu Fall bestimmt werden, deswegen keine allgemeine Antwort
möglich die IMMER und auf ALLES angewendet werden kann. Deshalb muss man immer den
Umständen entsprechend das richtige tun.
Die Mesotes Lehre: Keine Antwort auf die normative Frage was eine Handlung gut macht,
skiziert eher den Umriss auf deskriptive Eigenschaften moralisch guter Handlungen
Die Mitte finden Wenn etwas gut ist, ist es weder zu viel noch zu wenig
Zu viel, zu wenig Training zerstört Körperkraft; richtiges Maß von Training erhöht Kraft
Affekt: Furcht zu viel (feige) – Mitte (Tapferkeit) – zu wenig (tolldreist)
Laster: moralisch schlechte Dispositionen: zu viel/ wenig
Weiteres Problem: Ist die Gewöhnung widersprüchlich?
Wenn man z.B. gutes tut, dann ist man doch bereits gut?/ wenn ich auf einer Gitarre
spiele, kann dich doch bereits Gitarre spielen?
Nein, erst wenn man die ‚Kunstfertigkeit‘ verinnerlicht hat, kann/ ist man es: Ich muss erst
lernen Gitarre zu spielen/ gut zu handeln bis ich gut/ ein Gitarrenspieler bin. Also müssen die
Tugenden erst durch Übung- Gewöhnung erworben werden
Wir handeln im Prozess der Gewöhnung also zunächst tugendgemäß, das Ziel ist aus
Tugendhaftigkeit (durch Verinnerlichung) zu handeln.
Ethische Tugenden sind unser UMGANG mit den Affekten (gehen mit Lust/ Leid einher)
Alle Emotionen
Tugend ist die Haltung/ Disposition zu Entscheidungen die in der Mitte in Bezug auf uns
(zwischen zwei Schlechtigkeiten) liegt und durch Überlegung (orthos logos = die praktische
Weisheit) bestimmt wird, so wie sie der praktisch Weise (phronimos) bestimmen würde
in Bezug auf uns: auf uns angepasst, wenn ich 100kg wiege muss ich mehr essen als
jemand der 50kg wiegt
Was bisher (VL 8) über Vernunft gesagt wurde: Handlungsumstände wurden hier in Bezug
auf die Freiwilligkeit definiert brauchen wir um intellektuelle Tugenden zu bestimmen
Aristoteles meint, dass der nicht-vernünftige Teil der Seele dem vernünftigen Teil
teleologisch untergeordnet ist
Dies bedeutet aber nicht, dass dieser ‚Naturteleologisch‘ untergeordnet ist
Der nicht-vernünftige Teil besitzt eine funktionale Autonomie und kann deshalb auch
unabhängig von der Vernunft in Erscheinung treten
DADURCH entsteht Raum für (1) mentale Konflikte (Wahnsinn usw.) aber auch für (2)
Tugend, Erziehung, Gesellschaft etc.
Das Denken (Vernunft) kann also ebenso über Vorstellungsgehalte und Symboliken und
Antizipation einen in Bewegung versetzen. Wackelnde Fackel Ankunft der Feinde
Das gute und schlechte wird gegeneinander abgewogen Kalkulation
Der denkende Teil der Seele (intellektuelle Tugenden) wird nochmal in 2 Teile geteilt:
Wissenschaftliches Denken Theoretische Vernunft
Beratschlagung ist also die Wahl für eine bestimmte Art der Handlung
Die Beratschlagung hat es mit Kontingentem zutun, also über das, was durch uns zustande
kommt, aber nicht immer auf die gleiche Weise, weil es hier immer unbestimmtes gibt,
deshalb müssen wir beratschlagen.
Beratschlagung betrifft aber nicht den Zweck, also ob dieser gut/ schlecht ist, sondern die
Mittel, die wir wählen müssen, um den Zweck zu realisieren. Zweck/Mittel-Erwägung
Teleologisch basal, man kennt zweck um mittel zur herbeiführung des zwecks
jetzt wurde bestimmt, was man tun muss, jetzt muss man nur noch entscheiden es
zutun PRAKTISCHE VERNUNFT:
12. Sitzung
Die praktische Weisheit ist die Tugend der Beratschlagung mit Bezug auf das Leben als
Ganzes. Wenn wir das richtige beratschlagen, was gut für unser Leben als ganzes ist, dann
sind wir praktisch Weise.
Die praktische Weisheit braucht allgemeines Wissen (z.b. das leichtes Fleisch gut ist) und
Wissen im EInzellfall (das Geflügel leichtes Fleisch ist), was Erfahrung bedarf.
Oder: Patient Krank, deshalb muss Arzt wärme in ihm erzeugen (durch Massage) damit
der wieder Gesund wird. Wärme = einzellne und Gesund = allgemeine. Die Wahrnehmung,
dass das einzellne zum allgemeinen führt nennt Aristoteles intuitive Vernunft (nous)
Praktische Weisheit ist die Ausführung eines guten Plans und befähigt zum Handeln. PW
geht über die Beratschlagung hinaus, weil man hier Kenntnisse der Einzeldinge braucht, was
nur durch Wahrnehmung erlangt wird.
Praktische Wahrheit
Funktion des Intellekts überhaupt Betrachtung des Wahren
Praktische Wahrheit Logos (Erklärung) muss wahr sein
13. Sitzung
Akrasie: Unbeherrschtheit und Willensschwäche
„Schwache Akrasie“ =
Willensschwächhe
Obwohl man weiß, was das
gute ist, das Gegenteil tun
Aristoteles Antwort:
Wenn der Akrater nur einer schwachen Meinung zuwider handelt ist daran nichts
tadelnswertes, jedoch ist sein Verhalten an sich tadelnswert also löst der Rettungsversuch
nichts das Problem und beschreibt akratisches Verhalten nicht zutreffend weshalb man
davon ausgehen muss, dass es doch willensschwäche ist
Aristoteles Lösung:
Man will seinem Vorsatz nicht offen wiedersprechen (z.B. rauchen: will nicht rauchen,
weiß das es nicht gut ist und will es eig nicht dann sag ich mir nicht, gib immer der Begierde
nach, die trickserei des akratischen Handeln besteht aus einer neuen allgemeinen
Beschreibung des handelns, zB es ist angenehm zu rauchen, somit wiedersetzt man sich
seiner Maxine was Selbstbetrug ist.