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VL Aristoteles‘ Theorie tierischen und menschlichen Handelns Zusammenfassung

1. Sitzung

Frage des Seminars/ Aristoteles‘: Was bedeutet es für Lebewesen, sich aus eigenen Stücken und in
welcher Weise sie sich von einem Ort zum anderen bewegen.

Resultat von Aristoteles Fragestellung: Theorie der animalischen Selbstbewegung, die sich auf
animalische und menschliche Bewegung bezieht.  Resultat der zoologischen Theorie ist seine
Theorie zu spezifisch menschlichem Handeln.

 diese Theorie ist nicht mehr im Bereich der Naturwissenschaft  geht in praktische Philosophie +
Metaphysik

***Chistof Rapp Hamburg 2008 Aristoteles zur Einführung***

Aristoteles Handbuch Rapp + Corcilius Stgt 2011


2. Sitzung

- Aristoteles „Gemeinsame Theorie der animalischen Selbstbewegung“ (Tiere + Menschen)

1. Das Problem der Selbstbewegung der Lebewesen

1. Lebewesen bewegen sich selbst (ohne dass man eine Ursache/ einen Anstoß dafür erkennt)

2. Alle Bewegung hat eine bewegende Ursache, die von der Bewegung verschieden ist

(Wenn A, B in Bewegung setzt, ist A die Ursache für die Bewegung von B. Wenn B sich aber ohne
Ursache bewegt, dann gibt es theoretisch keine Erklärung für die Bewegung von B)  Wie ist also
Selbstbewegung möglich?  Wenn man behauptet es gibt keine Ursache, sagt man gleichzeitig, dass
es dafür keine Erklärung gibt.

Die Lösung der Philosophen der Antike:

 Antike Philosophen sagen, Lebewesen bestehen aus 2 Komponenten (Seele + Körper). Und dass
die Seele den Körper in Bewegung setzt. Jedoch haben sie sich im Verständnis von der Seele
unterschieden.
 Seele (Antike) = Prinzip des Lebendig-seins lebendiger Dinge  Unterschied nicht lebendiger
Dinge
 Atomisten: Z.B. Demokrit  materialistische Theorie der Seele  Seele = kleine Atome
 Platons Theorie der Seele: Seele ist radikal selbstbewegtes Etwas, dass nicht aus Materie besteht,
ist aber selbst bewegt bzw. in Bewegung und bewegt den Menschen.

Unterschied zwischen Aristoteles und anderen:

 Aristoteles sagt Seele ist selbst unbewegt, die den Körper in Bewegung setzt. (z.B. Demokrit sagt
Seele sind kugelförmige Moleküle, die Selbst in Bewegung sind und ihre Bewegung an den Körper
weitergibt)
 Aristoteles Naturlehre in seiner Physik schließt Selbstbewegung aus, alle Bewegung erfordert
eine Bewegungsursache
 Aristoteles Problem ist zu erklären, wie unbewegte Seele den Körper bewegen soll

2. Aristoteles Naturkonzeption

Aristoteles Definition der Natur:

 Natur ist definiert als ein Naturdingen immanentes/innewohnendes Prinzip, also eine erste
Bewegungsursache, der Bewegung und des Stillstandes. Dieses Prinzip kommt den Lebewesen
per sé zu.

Bewegungsursachen in 3 Hinsichten: Bzw. 3 Arten der Veränderung:

1. Ort 2. Quantität 3. Qualität  sind aber eher Veränderungen nicht Bewegungen. Das heißt
für Aristoteles ist Bewegung eigentlich Veränderung. Natur von etwas.
2. Naturen sind immanente Bewegungsursachen, die den Dingen primär innewohnen und die
Bewegungsursachen sind so, dass das Naturding sich so oder so verändert.

2 Klassen von Naturdingen oder Naturprinzipien:

Aktiv: Naturprinzipe die aktiv anderes verändern

Passiv: Naturprinzipe die passiv verändert werden

2 Aspekte der „Naturdinge“: Naturdinge sind bewegbare/ veränderbare Dinge:


 Natur von Dingen ist deren Bewegungsprinzip

1. Form (naturimmanentes Bewegungsprinzipien, z.B. Stein FÄLLT, passiv, seine Natur)


2. Materie (z.B. Stein)
 Natur immanentes Bewegungsprinzip z.B. Stein, still aber fällt immer zum Mittelpunkt der Erde,
passiv, es passiert ihm er bewegt sich nicht selbst.
 Naturdinge sind weder nur Naturdinge noch nur ihr (Bewegungs-) Prinzip (z.B. zu fallen, wie der
Stein)  Naturdinge sind BEIDES = Form-Materie-Komposita = „Formmaterieismus“ 
Hylomorphismus
 Beispiel der Stubsnase: Form  Konkavität; Materie  Nasenmaterie
 Wenn man nur die Form (Konkavität) betrachten würde, würde man vernachlässigen, dass es
sich um eine Nase handelt. Nur Materie (Nase) reicht auch nicht, weil man sonst die Form außer
Acht lassen würde, deshalb Konkavität in Nasenmaterie. Form & Materie lassen sich nicht
trennen, um zu beschreiben, was ein Ding ist.  NICHT trennbar voneinander!

 Kann auch Tisch sein; Form/ Funktion: Dinge drauf stellen; Materie: Holz

 Bei Lebendigen Dingen ist Seele die Natur lebendiger Dinge.

Aristoteles Theorie der Bewegung/ Veränderung 1

 Kinesis = prozessuale Bewegung/ Veränderung


 Bewegung = natürlicher, kontinuierlicher Verlauf vom Ausgangszustand (terminus a quo) zum
End- Zielzustand (terminus ad quem)
 Kranker Mensch wird zu gesundem Menschen, nicht intelligentem – genaue Ordnung

Aristoteles Theorie der Bewegung/ Veränderung 2

Zwei Grundtypen der Veränderung

 Eigenschaftsveränderung: Konträre Zustände = von einem konträren Gegensatz z.B. Ding x


verändert sich von klein (f) zu groß (h), nicht aber von klein (f) zu nicht-klein (nicht-f)
 Entstehung: (genesis)/ substantielle Veränderung: Kontradiktorischer Gegensatz = vom sein zum
nicht sein und umgekehrt z.B. Geburt/ Tod

Aristoteles Theorie der Bewegung/ Veränderung 3

Definition der Bewegung:

Bewegung (kinesis) ist die Wirklichkeit/ Ausübung des Übergangs von einem Zustand des Vermögens
in den der Wirklichkeit. Z.B, Ausübung des dem Vermögen nach grünlich seienden Menschen,
insofern er dem Vermögen nach grünlich ist, sein Grünlich-werden.  Die Ausübung des Vermögens
in einen bestimmten Endzustand zu sein

Aristoteles Theorie der Bewegung/ Veränderung 4

 Kausale Relata: Es gibt ein aktives wirkendes (poioun) „F“ und passives (dem Vermögen nach
seiendes, leidendes) (paschon) „G“ kausales Relat (Aktöre des Prozessphänomens)

 Wenn man weiß ist, ist das passive Relat gebräunt zu werden

 Nur durch Kontakt kommen die Träger von F und G in Verbindung, wird der Träger des passiven
Relats G dem aktiven Relat F angeglichen. X (Ich) träger von G (Blassheit) und also dem
Vermögen nach F (Gebräuntheit), werde durch Kontakt mit F (Gebräuntheit) zu F (Gebräunt).
Prozessuale Eigenschaftsveränderung (= Eigenschaftsangleichung für Aristoteles) in 3 Kategorien:

1. Qualitativ (z.B. von ‚grün‘ zu ‚rot‘)


2. Quantitativ (z.B. von ‚klein‘ zu ‚groß‘)
3. Ortsveränderung (z.B. von ‚hier‘ nach ‚da‘)

3. Aristoteles‘ Begriff der Seele


 Sein Begriff der Seele besteht in einer Anwendung seiner hylomorphistischen Naturtheorie auf
das Körper / Seele – Verhältnis
 Seele = Substanz im Sinne der Form, Form ist Vollendung (Wirklichkeit) ihrer Materie. Materie
der Seele ist der lebendige natürliche Körper. Seele  Natur lebendiger Dinge, deren primär
innewohnendes Prinzip der Veränderung/ Bewegung. Seele = Ausübung der Lebensfunktion

Konsequenzen der Theorie:

 Jeder lebendige Körper ist ein Ding (hylomor. Kompositum)  Seele ist nicht Körper, ist dessen
Zweck und Natur  Der Körper ist die Materie und das „Werkzeug“ der Seele  Der Körper hat
dem Vermögen nach Leben  Ein schlafendes und wachseiendes Lebewesen eine Seele hat, ist
die Seele die „erste“ Vollendung des lebendigen Körpers  Seele und Körper sind eins so
wie Form und Materie, also sind sie Eins = Hylomorphistisch
 Die Beil Analogie  Ein Beil sein heißt, harte Dinge spalte, Gummi-Beil wäre nur noch dem
Namen nach ein Beil, erfüllt die Funktion des Beils nicht mehr, also kein Beil
 Körperteil Analogie  Wenn das Auge das Lebewesen wäre, wäre Sehkraft = Seele, Auge =
Körper  Auge ohne Sehkraft ist nur dem Namen nach ein Auge („Homonymie-Prinzip“)
  => Leiche ist kein Mensch

Die Kausale Definition der Seele:  Definition der Seelen/Lebensfunktionen

Das Beseelte ist vom Unbeseelten dahingehen unterschieden, dass das Beseelte lebendig ist

Man spricht vom Lebendig-sein, wenn mind. Eine der Lebensfunktionen (z.B. Vernunft,
Wahrnehmung, Ortsbewegung, etc.) auftritt.

Die Basalen Seelenfunktionen: Seele = Prinzip dieser Tätigkeiten und durch sie definiert

1. Denken/ Vernunft (Denkvermögen)


2. Wahrnehmen (Wahrnehmungsvermögen)
3. Ortsbewegung/ Stillstand
4. Vegetative Funktionen z.B. Ernähren, Wachstum, Schwinden (Ernährungsvermögen)

Beispiel der Definition des Wahrnehmungsvermögens:

 Wahrnehmungsvermögen ist die Fähigkeit eines Körpers, die Formen externer Gegenstände in
sich aufzunehmen, ohne die Gegenstände selber aufzunehmen. Bsp. Wachs das Siegelzeichen
aufnimmt

 Seele (= Vermögen) ist die Menge von Lebensfunktionen eines Körpers als Fähigkeiten, den Körper
in die Lage zu versetzen, diese Funktionen zu betätigen. Seele ist aber kein Akteur, sondern das
lebendige hylomorphe Kompositum Körper + Seele.

Das Problem der Selbstbewegung:

 Wie kann die Seele, als etwas selbst strickt Unbewegtes, den Körper in Bewegung versetzen?
3. Sitzung

Aristoteles Lösung für das Problem der Selbstbewegung der Lebewesen:

 Die hylomorphistische Definition der Seele fasst diese als Form, Zweck und Bewegungsprinzip des
lebendigen Körpers, Stein FÄLLT
 Die Seele ist die Natur des lebendigen Körpers im Sinne des primär innewohnenden
Bewegungsprinzip FALLEN (Stein)
 Der Lebendige Körper ist das „Werkzeug“ der Seele, d.h. es besteht eine Zweck/ Realisierungs –
Beziehung zwischen Seele und Körper: Der lebendige Körper realisiert die durch die Seele
definierten Lebensfunktionen. Wesen des Menschen = die Seele.
 Seele, selbst kein physikalisches Objekt, kann dann Bewegungen verursachen, wenn der Körper
die durch Seele definierten Funktionen ausführt
 Wenn man etwas wahrnimmt, betätigt man Wahrnehmungsvermögen, also wahrnehmbare
Formen werden in uns repräsentiert (physisch), was Seele in diesem Moment physisch real
macht.
 Durch die Wirklichkeit der Wahrnehmung hat die Seele kausale Wirksamkeit
 Eine Funktion ist Lebensfunktion  organischer Selbsterhalt
 Weil Lebewesen sich selbst erhalten, erstreben sie was sie am Leben erhält, und meiden, was
ihrem Selbsterhalt schädlich ist
 Dieses Suchen/ Meiden ist eine physische Bewegung (kinesis): dies nennt Aristoteles Strebung
 Der Lebendige Körper reagiert also auf die durch Wahrnehmung eingehende qualitative
Information in selbsterhaltender Weise mit Strebung

Noch eine offene Frage: Wie kann Seele als unbewegte Form Kontakt mit dem Körper haben?

 A hat mit B und damit auch B mit A Kontakt  Reziproke Form des Kontakts
 Nicht jeder Kontakt ist Reziprok (Wechselseitig)
 Dadurch das der Körper danach strebt, die Lebensfunktionen zu erfüllen, hat er nicht-reziproken
Kontakt mit der Seele
 Folglich entsteht der Kontakt dadurch, dass das Bewegende (Seele), mit dem Bewegten (Seele),
dadurch Kontakt, dass das Bewegte mit dem Bewegenden nicht-reziproken Kontakt hat

Das Dreistufenmodell der Selbstbewegung: bzw. 3 Faktoren

1. Die Wirklichkeit der Seele als unbewegter Beweger


2. Strebung als bewegter Beweger
3. Körperbewegung als passiv Bewegtes
 Allgemeines Schema jeglicher Veränderung für Aristoteles

Anwendung dieses Schemas auf die animalische Selbstbewegung:

 Das, womit das Bewegende bewegt (=Bewegung) => Strebung


 Bewegtes (=Körper) => Lebewesen
 Unbewegt Bewegendes (= Seele) => Wahrnehmung (Kognititon) eines erstrebten Gegenstandes
(das Gute)
Aufbau der Theorie der animalischen Selbstbewegung:

 Aristoteles kommt zum Schluss, dass es keinen speziell für Selbstbewegung der Lebewesen
zuständigen Seelenteil gibt, sowie Wahrnehmung, Denken, etc.

 Bewegung wird also durch Kognition z.B. Wahrnehmung ausgelöst, Strebung hierbei zentral, aber
kein Seelenteil, sondern eine psychophysische Leistung.
4. Sitzung
1. Der Begriff der Strebung (orexis)

Das Dreistufenmodell der Selbstbewegung: Antwort auf die Frage, wie die unbewegte Seele den
Körper in Bewegung setzen kann:

i) Stufe 1: Wahrnehmung eines externen Gegenstands  Wahrnehmung = für Lebewesen


speifische Lebensfunktion. Ausübung der Wahrnehmung  Ausübung der Seele
ii) Stufe 2: Lebewesen müssen sich selbst erhalten  reagieren deshalb auf
Wahrnehmungsgehalte = suchen / meiden  physische Bewegung/ Strebung (kinesis)
iii) Stufe 3: Die Bewegung des Körpers des Lebewesens

 Strebung ist konative Tätigkeit = Verfolgen/Suchen (diokein) oder Vermeiden/ Fliehen (pheugein)
 Mit der Strebung führt Aristoteles als 1. terminologisch ein allgemeines Vermögen ein, dass für
alle konativen Tätigkeiten ‚zuständig‘ ist
 Die Strebung erklärt, wie und warum Lebewesen Dinge verfolgen/ meiden und woher sie die
Kraft besitzen, sich in Richtung auf erstrebte Gegenstände in Bewegung zu setzen
 Strebung ist koextensiv mit Wahrnehmung, Lust, Schmerz (Überall wo wahrgenommen wird,
kommt Lust und Leid und damit auch Strebung vor)
 Abhängigkeit von Wahrnehmung – Lust/ Leid – Strebung

2. Strebung als psycho-physische Leistung (ABER kein Teil der Seele)


1. Strebung ist koextensiv mit Wahrnehmung = Körperliche Reaktion auf Wahrnehmung
2. Vorhandensein von Wahrnehmung impliziert das Vorhandensein von Strebung in einem
Lebewesen
3. Lebewesen sind durch ihr Wahrnehmungsvermögen definiert
4. Strebung ist eine körperliche Leistung, die von Lebewesen unter bestimmten Umständen
erbracht wird, während sie wahrnehmen

3. Aristoteles biologische Definition der Strebung


1. Psychische Geschehnisse im Zusammenhang mit der Prädikation und Urteilsbildung
1.1 Bloßes Sagen bzw. Denken eines Namens [Der Hase…]
 Stufe 1: Wahrnehmung eines Gegenstandes [Haase sieht Karotte]
1.2 Formung einer Aussage (Proposition = Zusammenkommen von Subjekt + Prädikat) [Der
Hase läuft]
 Stufe 2: Subj. Bewertung des Gegenstands (Lustvolle-/Schmerzvolle Wahrnehmung
des Gegenstandes) [Haase empfindet Lust in Bezug auf Karotte [weil Hunger z.B.]]
1.3 Frage: Wahr oder falsch  Bejahen oder Verneinen der Proposition
 Stufe 3: Verfolgen/ Meiden des Gegenstands [Weil Karotte Lustvoll, wird Hase die
Karotte erstreben]

 Strebung ist ein Prozess der Eintritt, wenn Wahrnehmung Lust- oder Leidvoll ist, weil Gegenstand
dem Selbsterhalt dient (Lust) oder schadet (Leid). Biologisch gut [= was der Natur des Lebewesens
gemäß ist bereitet Lust] oder schlecht [= Natur des LW schadet und Leid bereitet]

1. Die teleologische Seite der Strebung:


Aristoteles geht davon aus, das tierisches/ menschliches Verhalten auf die Betätigung der je
einigen Lebensfunktion ausgerichtet ist, was durch deren Seele definiert ist, weshalb die
Seele die Natur/ Norm ist. Zweck der Lebewesen = Erhaltung der Ausübung der
Seelenfunktion

2. Die kausale Seite der Strebung:


Seelische Natur ist nicht nur die Norm, sondern auch der kausale Ausgangspunkt der Bewegung. Die
LW reagieren auf Informationen, die ihnen durch ihre Sinne bereitgestellt werden, in der
selbsterhaltenden Weise mit Strebungen. Warum machen LW das? Weil das ihre Naturen (=Seele) ist.
Seele ist die primär innewohnende Bewegungsursache. Wahrnehmung (Seele) Reaktion (=Strebung)
Fazit: Bei der Strebung geht es darum, den Gleichgewichtszustand wieder herzustellen durch Suchen
oder Meiden, ist der Seelischer Normzustand = Zweck = Gleichgewichtszustand wiederhergestellt,
setzt die Bewegung aus.

Aufbau und Arten der Strebung: höchste subjektive Zwecke (= Werte)

 Strebung [Theorie des Güterbezugs von Lebewesen] als homöostatischer


Selbsterhaltungsmechanismus auf dem Niveau tierischen Lebens
3 Arten: Es gibt keine Strebung die nicht die folgenden 3 sind:
 Begierde (epithymia) = körperliche Güter
 Strebung nach körperlicher Lust – alle Dinge, die dem basalen biologischen Selbsterhalt
dienen – Lust auf Essen, Trinken, Sex, usw.

 Mut (thymos) = äußere Güter


 Strebung nach Anerkennung durch andere [Ehre]

 Wunsch (boulesis) = seelische Güter


 rationale Strebung nach dem Guten als solchem, die Vernunftsvermögen voraussetzt

2 Teilung der Strebung:


1. Rationale Strebung
2. Arationale Strebung

Thermisch: Bei Wut Erhitzung führt zur Bewegung, bei Furcht Erkaltung

5. Sitzung
Wie funktionieren Zwecke?

Teleologie = Die Lehre vom Zweck (gr. Telos = Zweck)


Zwecke = Ursachen  Warum/ Wozu geschieht etwas, ist es gut?
Nach essen spazieren gehen
A: Gesundheit (Zweck)
B: Das nicht am Eingang des Magens verbleibende Essen/ B realisiert A
C: Spazierengehen (Prozess, der den Realisator B herbeiführt)

A trifft auf B zu; Gesundheit bedeutet hier das Essen nicht unverdaut bleibt
B trifft auf C zu; Nicht unverdaut bleiben bedeutet hier Spazieren gehen
Also: A trifft auf C zu; Gesundheit bedeutet unter diesen Umständen spazieren gehen

B und C sind hypothetisch gut, das gut sein liegt aber in A.


Zweck gibt den teleologischen Kontext durch den man sagen kann das unter diesen Umständen B
und C gut sind

Wie funktionieren Zwecke als Ursachen?


Damit Zweck A das Gut-sein von B und C begründen kann, müssen 2 Bedingungen erfüllt sein:
A muss allgemein sein
A muss intrinsisch gut sein (d.h. nicht hypothetisch gut, sondern „an sich“ gut)
 Nur wenn beide Bedingungen erfüllt sind, kann A als Final oder Zweckursache Sachverhalte genuin
begründen

Ergebnis: Dreiteilige A, B, C – Struktur teleologischer Erklärung


A: allgemeiner intrinsischer Zweck (A-Typ Zweck)
B: wertvoller Zustand oder Gegenstand (B-Typ-Zweck)
C: produktiver Akt

A, B, C sind notwendige Bestandteile teleologischer Erklärungen:


B realisiert A bzw. existiert um willen von A.
C produziert/ ist Wirkursache von B

Was ist Naturteleologie?


1) Es gibt Zwecke (lebendiger Dinge) in der Natur
2) Die Zwecke sind Ziel- und Endpunkt
3) Naturzwecke liegen IN den Naturdingen selbst (ihnen immanent) = Selbstzweck

These der Naturteleologie:


Naturwesen haben Zwecke, die mit ihnen ontologisch verbunden sind (A-Typ Zwecke)
Diese sind deren Lebensfunktion (=Seele), nur lebendige Dinge haben ihnen immanente Zwecke.
Diese dienen dem Selbsterhalt und dienen deren eigenen Zwecken (Seelen). Ebenfalls sind sie die
primäre Bewegungsursache, die darauf abzielt, den eigenen Normzustand (wieder-)herzustellen.
Natürliche Zwecke unterscheiden sich je nach Spezies, es gibt keinen Allgemeinzweck aller
natürlichen Dinge, jedes Wesen hat seiner Spezies nach seinem eigenen Zweck.
Beispiel: Was für einen Mensch gut ist, muss nicht auch für einen Fisch gut/ gesund sein.

Objektive Naturteleologie:
Erklärt Naturtatsachen durch Zwecke ohne mentales Vokabular zu verwenden. Bsp. Das Wachstum
eines Baumes  wohin er wächst ist egal, er wächst. Zweck- Zielzustand spielt keine Rolle.
Schema: Wachstum eines Baumes
(A-Typ Zweck) Natur und Seele des Baumes  seine Lebensfunktion = Form
(B-Typ Zweck) Naturzustand der die Lebensfunktion des Baumes realisiert (Baum selbst) =Materie
(C) Prozess des Baumes seine Lebensfunktion aufrechtzuerhalten (gesund bleiben)
A‘ ein gut funktionierender Baum

Subjektive Naturteleologie:
Erklärt Naturtatsachen in der Art, dass subjektive Repräsentation eines Zwecks involviert ist. D.h.
Das Hoppeln eines Hasen in Richtung einer von ihm wahrgenommenen Karotte.
Schema: Haase
(a) Sieht/ nimmt eine Karotte wahr
(b) Empfindet Strebung nach dem Gegenstand
(c) Führt zum Prozess, sich in Bewegung zu setzen
(a‘) Haase kommt in Besitz des Gegenstands, Strebung/ Bewegung hört auf

 Subjektive Naturteleologie kann nicht sagen, warum Gegenstand gut ist.


Der Gegenstand der Strebung erklärt nicht, warum der Gegenstand gut ist.
 Bei der Angabe von Strebegegenständen geht es nicht um die Karotte, sondern müssen an den
Endzweck kommen bei dem wir sagen können, WARUM die Karotte GUT ist.

Strebegegenstand: Getränk
i) Haase hat Durst und sieht Getränk
ii) Dieser Durst bezieht sich auf das wahrgenommene Getränk
iii) (Warum Durst)  Lust  Die Begierde nach dem Getränk basiert auf der Lust
 Lust ist der höchste Endzweck/ Wert hier

Frage: Warum streben Lebewesen nach Lust als einen Zweck? Oder nach sozialer Anerkennung?
 Das liegt an der biologischen Verfassung (ihrer Natur) der Lebewesen. Nur Wesen mit Naturen
streben nach Lust/ sozialer Anerkennung
 Es besteht eine Begründungsrelation zwischen den Naturen und Strebungen der Lebewesen
 Lebewesen verfolgen/ meiden Gegenstände in Übereinstimmung damit, was für Lebewesen sie
sind (was für Naturen sie haben)

Erst wenn das Schema der subj. Naturtel. In das der Objektiven einbetten, können wir die Frage
nach dem „warum“ beantworten.
(A) Lebensfunktion (Seele des Lebewesens)
(B) Physischer Zustand bzw. Objekt, das diese Funktion realisiert
(a) Kognition des Wesens, (B) Gegenstand wahrzunehmen
(b) Strebung nach (B) (thermische endokrine Bewegung) die die kausale Folge (C) hat)
(C) Durch Strebung ausgelöster Prozess [Selbstbewegung], der zur Realisierung von B führt (=c)
(b‘) Naturzustand/ Selbsterhalt wurde wiederhergestellt durch Realisierung von (B)
(A‘) Jetzt ist das Lebewesen (wieder) ein gut funktionierendes Lebewesen

6. Sitzung
1. Mechanische Grundlagen der animalischen Selbstbewegung /C
Gelenke verhalten sich laut Aristoteles wie geometrische Punkte D-----A/------B
Stützpunkttheorie
 Bewegt: Arm; Unbewegt: Schulter usw.
 Etwas ruhendes ist der Ursprung des Bewegten = Lehre vom internen Stützpunkt
 Der interne Stützpunkt ist D Arm hängt an der Schulter
 Der externe Stützpunkt muss getrennt sein vom Selbstbeweger  Wenn man rudert, ist
man unbewegt, aber die Ruder sind bewegt, dadurch bewegt man sich fort - Wasser
Seele  körperliche Mechanik  Universum – Gott

Zweck der Selbstbewegung  Endpunkt der Bewegung

Bewegende Faktoren im Lebewesen: Vernunft & Strebung


Vernunft = Denken = alle kognitiven Zustände: Erinnerung, Wahrnehmung, usw.
Strebung = alle konativen Zustände: Begierde, Mut, Wunsch
Vernunft & Strebung sind die internen/ psychologischen Beweger

Formulierung der Theorie: Dreierschema der Selbstbewegung


Wahrnehmung = unbewegter Beweger
Strebung = bewegter Beweger
Ortsbewegung des Lebewesens = Bewegtes

Theoretische Konklusion: Denken der Prämissen  Denken der Konklusion


Praktische Konklusion: Zur Bewegung/ Handlung führende Prämissen  Handlung

Teleologie des Praktischen:


Nicht jeder beliebige Gegenstand des Denkens wird zur Bewegung, sondern nur Zwecke
möglicher Handlungen. [Ich kann mir wünschen, dass VFB gewinnt, kann aber nix dazu
beitragen]
A: Allgemein intrinsische Zwecke: (das ‚schöne‘)
B: existiert um Willen von A
C: produktiver Akt: Selbstbewegung des Lebewesens

Höchste praktische Zwecke:


 Zweck, der ein Lebewesen in Bewegung versetzen soll, muss ein realisierbarer Zweck
sein. Auf die Art, dass Zweck auf eine bestimmte Art und Weise realisierbar ist, darf aber
nicht mit A übereinstimmen. Baum wächst in eine bestimmte Richtung. A: Zweck = Seele
des Baumes
B: Weltzustand der den Zweck realisiert ist der Baum  A und B sind dasselbe weil Seele
und Baum eins sind
B: wurde ins Werk gesetzt, um A zu erreichen
A: Lust
B: Bier  besteht keine intrinsische Beziehung zwischen A und B
 Scheinbar gutes kann die Stelle von Gutem einnehmen, aber nur B
 D.H. man kann sogar schlechtes Tun B, verfolgt aber eigentlich einen guten Zweck A
 Schlechtes kann die Rolle von A nicht einnehmen, weil alle motivation immer
intrinsisch gut ist z.B. Lust ist an sich gut, nur im zB bestimmten Kontexten kann es
schlecht sein, also gibt es laut ihm keine radikal Böse motivation

Zusammenfassend:
i) Kognition eines Strebegegenstands: Unbewegter Beweger
ii) Strebung: Bewegter Beweger
iii) Ortsbewegung des Lebewesens: Bewegtes
Für iii) ist es nicht notwendig (aber möglich), dass es noch ein Weiteres bewegt

Praktischer Syllogismus:
Ziehen einer theoretischen Konklusion:
Denken von Prämissen die theoretische bzw. unbewegte Gegenstände betreffen
Ergebnis: Theoretische Betrachtung (= Denken der Konklusion)

Ziehen einer praktischen Konklusion:


Zur Bewegung führende Prämissen, betreffen das Gute und Mögliche
Ergebnis: Handlung/ Bewegung des Lebewesens

Regel-Syllogismen
P1: Jeder Mensch soll gehen Kein Mensch soll gehen
P2: Ich bin ein Mensch Ich bin ein Mensch
K: Er geht sofort Er steht sofort still

P1: Von mir hergestellt werden soll etwas Gutes


P2: Gut ist ein Haus
K: Er stellt sofort ein Haus her
 Konklusionen sind nicht logisch valide, weil eigentlich ‚ich‘ stehen müsste
 P1 = Formulierung einer Zweckvorstellung
 P2 = Prämisse des Möglichen Kognition einer hier und jetzt umsetzungsmögl. Von p1
K = Wenn beide Vorhanden dann ergibt sich die in Handlung K

Zweck/ Mittel Syllogismen


P1: Ich brauche Kleidung
P2: Eine [geeignete] Kleidung aber ist ein Mantel
P3: Ich brauche einen Mantel

P4: Es soll das hergestellt werden, was ich brauche


P5: Ich brauche aber einen Mantel
K: Er stellt einen Mantel her
 K ist eine Handlung und KEIN Entschluss für eine Handlung
 Beispiele stellen Deliberationsvorgang des Akteurs da, die zur Handlung führen
 Somit wird die Handlung [durch die Gedanken] erklärt
 Deshalb wird K auch in 3. Ps formuliert

 Die Prämissen müssen gar nicht ausgesprochen werden, damit die Handlung
durchgeführt werden kann
 sie sind also auch dann beteiligt, wenn sie nicht ausgesprochen werden, man überspringt
quasi logische Schritte, weil sie klar sind

 Man kann auch ganz ohne Denken handeln/ bewegen


 Automatisch ablaufende Prozesse, Überlegung möglich, aber nicht notwendig
Durch Wahrnehmung, Vorstellung, Denken kommt die Handlung zustande

 Praktischer Syllogismus beschreibt quasi Handlungsgesetz, gibt an welches passive und


aktive Relat der Kausalbeziehung zsm kommen müssen damit Handlung passiert
PS: Angabe was und warum man etwas tut (Primärer Handlungsgrund), dadurch wird
Handlung nachvollziehbar

7. Sitzung
1) Die akteursinterne Bewegungsgenese
Analogie mit dem Automatentheater und dem Spielzeugwagen:
Schnüre die in den Automatentheatern Figuren bewegen  Sehnen die Körper bewegen
Disanalogie:

Vorstellung und angeborenes Pneuma


Phantasmata: Im Körper gespeicherte Wahrnehmungsgehalte (in allen Sinnesmodalitäten),
die zu einem späteren Zeitpunkt erneut wahrgenommen werden können. Wirkung dadurch
ist Analog zur Wahrnehmung als man die Dinge in echt gesehen hat  Kausale Stellvertreter
echter Dinge. Vorstellung einer Karotte des Hasen. Diese sind ebenfalls ein Grund für die
Bewegung der Lebewesen und zeigen, dass sie keine radikale Spontanität haben

Angeborenes Pneuma:
Von A angenommene Luftmasse in der Herzgegend, die thermische Veränderung der
Strebung in mechanische Wirkung übersetzt: Wenn Strebung zu Erhitzung/ Erkaltung des
Körpers in Herzgegend führt, Luftmasse  dehnt sich aus/ zieht sich zusammen
Dies führt zu mechanischer Arbeit des Körpers

Die akteursinterne Bewegungsgenese


i) Durch Wahrnehmung/ Vorstellung/ Denken gegebene wahrnehmbare Qualität
verursacht …
ii) Qualitative (thermische) Veränderung die mit Lust, Leid, Strebung, Emotion und
Affekten einhergeht (Hitze+Abkühlung = „Affizierung“) führt zu…
iii) Quantitative Veränderung des Volumens des angeborenen Pneumas führt zu…
iv) Mechanische Bewegung der Gelenke usw. führt zu …
v) Bewegung des Lebewesens

Der unausgedehnte mechanische Stützpunkt: Aritoteles geht alle Stützpunkte zurück um auf
den ersten Stützpunkt zu kommen. Cardiozentrist

Das Symmetrie-Argument: Der Ausgangspunkt der Bewegung hat keine Ausdehnung = DIE
SEELE  Die Seele als mechanischer Beweger
Mechanische Hypothese: Lebewesen bewegt sich durch Hebel, Stützpunkt (Seele) ist ein
mentales (nicht materielles) Ereignis ohne Ausdehnung

Willentlichkeit und Unwillentlichkeit

Alles vorher waren willentliche Bewegungen  Strebung auf Bewegung ausgerichtet, man
will sich bewegen
Unwillkürliche Bewegung  Herzklopfen, Erektion des Fallus  Bewegung der Körperteile,
die man nicht beeinflussen kann  Kognition (Reiz) führt zu Reaktion
Nicht-willkürliche Bewegung  Organische Bewegung, Stoffwechsel, Atmung, Wach sein
etc. Bewegung von Teilen des Lebewesens
Der allgemeine Charakter der Theorie:
A = seelischer Ausgangspunkt der Selbstbewegung
B & C = Für die Selbstbewegung erforderlichen instrumentellen Körperteile (Beine etc.)
E & D = Periphere Sinnesorgane

2 Bewegungen = 1. Sinneswahrnehmung  2. Bewegung (willentl. Bewegung)


1 Bewegung = z.B. Von E zu C an A vorbei ohne „anzuhalten“ (unwillkürl. Bewegung)
Reiz kommt, aber man reagiert sofort drauf ohne es wirklich wahrzunehmen

„Der Ursprung muss in Punkt A liegen“:

Lebewesen ist mechanisch ein Selbstbeweger = wegen dem unbewegten Ausgangspunkt


von dem die weitere Bewegung als von einem Hebel abhängt
Lebewesen ist physisch ein Selbstbeweger = weil es mit Strebungen physisch auf Gehalte
seiner Kognition in selbsterhaltender Weise reagiert. Bewegungen also psychphysisch weil
sie nur durch das Zusammenspiel der psychischen und physischen Prozesse adäquat
beschrieben werden können

 Lebewesen generiert dabei keine Energie, kausaler Kreislauf bleibt geschlossen.


Lebewesen verwendet die aus der Nahrung/ Umwelt aufgenommene Bewegungsenergie zu
ihren eigenen Bewegungszwecken

8. Sitzung
Biologische vs. Menschliche Natur: Die Diskontinuitätsthese

Objektive Naturteleologie:
Erklärt Naturtatsachen durch Zwecke ohne mentales Vokabular zu verwenden  Das
Wachstum eines Baumes -> baum wächst bez sich aber nicht auf Zweck Warum

Schema einer objektiven Naturteleologie (ONT)


(A) Zweck(-/Bewegungsursache): Lebensfunktion erhalten (=Seele) vom Baum
(B) Naturzustand, der Lebensfunktion (A) realisiert -> Baum selbst
(C) Prozess der der Herstellung des Naturzustandes (B) dient und die Lebensfunktion des
Baumes realisiert
(A‘) Ein bestimmter ‚gut funktionierender‘ Baum

Subjektive Naturteleologie:
Erklärt Naturtatsachen durch Zwecke, indem subjektive Repräsentation involviert 
Hoppeln eines Hasen in Richtung einer von ihm wahrgenommenen Karotte

Schema für subjektive Naturteleologie (SNT)


(a) Wahrnehmung / Kognition eines Strebegegenstandes
(b) Strebung nach wahrgenommenem Gegenstand
(c) Durch Strebung ausgelöster Prozess (Selbstbewegung des Lebewesens) der dem
Erlangen des Gegenstands dient
(a‘) Besitz des erstrebten Gegenstands

Frage: Erfüllt das Schema subjektiver Naturteleologie das Schema ONT (A-B-C-A‘)?
Antwort: Nein, Gegenstand der Strebung in (a) begründet nicht, warum der Gegenstand gut
ist.  Kein A-Typ Zweck  braucht man zur Begründung warum etwas gut ist. Zwecke
müssen deshalb immer mit Blick auf ihr Endzweck (A) definiert werden
 A-Typ Zwecke = Lust, sozialer Rand, das rational Gute
 Wir erstreben immer A-Typ Zwecke (intrinsisch gute Zwecke) auch wenn sie tatsächlich
nicht gut sind.

Warum Streben Lebewesen nach ihrer Spezies relativen Werten (Mensch, Lust etc.)
Also: Begründungsrelation von Wesen und ihren Strebungen, kein ABSOLUTES Gutsein
sondern ein Speziesrelevantes bzw. -abhängiges

Resultat: Einbettung der SNT in die ONT

Wenn Zweck erreicht wurde, hört animalische


Selbstbewegung auf

Die Diskontinuitätsthese: (Was zeichnet menschliche Handlung aus?)


Es gibt nicht nur Naturzwecke, sondern auch Vernunftzwecke, die sich voneinander
wesentlich unterscheiden. „Vernünftige Motivation“ ist bewegungstheoretisch ein Problem:
Problem zw. Rationalen Zwecken und animalischen Naturen

(i) Vernünftige Zwecke sind nicht in ONT eingebettet, sind nicht spezies-relativ und
können sogar mit Zwecken der ONT in Konflikt geraten (z.B. sich opfern)
(ii) Für Menschen sind Vernünftige Zwecke keine per se Bewegungsursachen, können
zur Bewegung motivieren aber nicht so wie Naturzwecke
(iii) VZ stellen kein „Gleichgewicht“ wieder her so wie natürliche Zwecke
(iv) Aufgrund von (iii) setzen Vernunftzwecke auch keine externen Grenzen für die
menschliche Selbstbewegung
 Vernünftiger Teil der Seele keine Bewegungsursache für qualitative, quantitative
und Ortsveränderung also ist die Seele keine Natur
 Unsere vernünftigen Funktionen sind nicht Naturteleologisch eingebettet
 Vernünftiger Teil hat mehr Autonomie als vegetativer/ wahrnehmender Teil der
Seele, dadurch entsteht Raum für mentale Konflikte

Zurechnung und Freiwilligkeit menschlicher Handlungen/ moralische Verantwortung:

Vier Handlungstypen in der nikomachischen Ethik


(i) Das Unfreiwillige
1. Der Handelnde weiß nicht was er tut WISSEN
2. Der Bewegungsursprung liegt außerhalb des Akteurs. Bsp.: Durch Windböe fällt man
um. Kausale Bedingung der Bewegung nicht gegeben durch Akteur. KAUSALITÄT
Was muss man wissen, was die Handlung endschuldbar macht? Handlungsumstände
 Wer der Handelnde ist, was er tut, mit Bezug worauf, in welchem Zusammenhang, mit
welchem Werkzeug (womit), weswegen, wie
Aus Unwissenheit  Unwissen darüber was man tun/ lassen soll  trzdm schuldig (man
weiß nicht, dass stehlen schlecht ist  man sollte es aber eig wissen
In Unwissenheit  selber für die Unwissenheit zuständig (betrunken scheiße bauen)
 Unfreiwillig ist nur, was man im Nachhinein bereut
(ii) Das Nicht-Freiwillige
Wenn man nicht bereut
(iii) Gemische Handlungen
Handlungen die man begeht, weil man sich dazu gezwungen sieht. Formal sind alle
Bedingungen für freiwilliges Handeln gegeben, aber Zweck will man nicht, macht es um
größeres Übel abzuwenden.
(iv) Das Freiwillige
Der Handelnde ist Ursache seiner Handlung bzw. Ursache einer nicht ausgeführten
Handlung
Hinzufügung der Wissensdimension: Der Handelnde muss wissen was er tut
9. Sitzung

Relation zwischen ONT und SNT = SNT muss in ONT eingebettet werden:
Frage: Warum streben Lebewesen nach Lust als einen Zweck? Oder nach sozialer Anerkennung?
 Das liegt an der biologischen Verfassung (ihrer Natur) der Lebewesen. Nur Wesen mit Naturen
streben nach Lust/ sozialer Anerkennung

 Es besteht eine Begründungsrelation zwischen den Naturen und Strebungen der Lebewesen
 Lebewesen verfolgen/ meiden Gegenstände in Übereinstimmung damit, was für Lebewesen sie
sind (was für Naturen sie haben)

Erst wenn das Schema der subj. Naturtel. In das der Objektiven einbetten, können wir die Frage
nach dem „warum“ beantworten und haben einen kausal geschlossenen Kreislauf
(D) Lebensfunktion (Seele des Lebewesens)
(E) Physischer Zustand bzw. Objekt, das diese Funktion realisiert
(c) Kognition des Wesens, (B) Gegenstand wahrzunehmen
(d) Strebung nach (B) (thermische endokrine Bewegung) die die kausale Folge (C) hat)
(F) Durch Strebung ausgelöster Prozess [Selbstbewegung], der zur Realisierung von B führt (=c)
(b‘) Naturzustand/ Selbsterhalt wird wiederhergestellt durch Realisierung von (B)
(A‘) Jetzt ist das Lebewesen (wieder) ein gut funktionierendes Lebewesen und hört auf sich zu
bewegen

zu (iv) Z.B. Krebsgeschwür raus


operieren. Gewebe raus schneiden ist
nicht per se IMMER gut
zu (v) Vernunftszwecke verhalten sich zu
unserem biologischen Apparat anders
als Naturzwecke
Diskontinuität: Vernunft ist keine Natur
also kein Bewegungsprinzip
Vernunftige Zwecke sind Kontingenz
also es gibt „Spielraum“ was zu mentale
Konflikten führen kann, wenn biologischer Apparat andere Sachen macht als Vernunft will

 Eine Handlung kann einem nur zugerechnet


werden, wenn: (freiwillige Handlung)
 Handlung gewählt
 Zweck erstrebt
 Handlungsumstände erkannt
Hybride Konzeption biologischer Apparat +
Vernunftsanspruch
Wie kommen Vernunftzwecke mit der natürlichen Teleologie zusammen?
(Wiederherstellung der Kontinuität ‚zweite Natur‘):

- Vernunftzwecke sind kein natürlicher Sachverhalt (also haben nichts mit der
aristotelischen Naturphilosophie zutun, denn diese beschäftigt sich mit Körpern und
Bewegung)  sind nicht-natürliche Zwecke
- Vernunftzwecke sind ein Resultat menschlicher Bemühung auf individueller und sozialer
Ebene  Affektkontrolle + moralische Erziehung und Bildung = sorgen für die Überbrückung
der Diskontinuität der Vernunftzwecke und dem naturteleologischen Apparat
- Vernunft soll zur ‚zweiten Natur‘ werden und den natürlichen Apparat der Selbstbewegung
mit nicht-natürlichen (vernünftigen) Zwecken verbindet wodurch eine quasi-Kontinuität zw.
Nicht natürlichen Zwecken und biologischem Bewegungsapparat hergestellt wird

 Aufgabe der moralischen Erziehung ist es Diskontinuität zw. Vernunft und Natur so zu
überbrücken, dass vernünftige Zwecke per se Bewegungsursachen menschlicher
Handlungen werden.
 Naturen als A-Typ Zwecke sind Ursachen von Selbstbewegung
 Vernunftzwecke sollen als ‚zweite Natur‘ Ursachen menschlicher Handlungen werden

 keine einfache Aufgabe: Nur weil eine Handlung vernünftig wäre heißt es nicht, dass man
sie auch ausführt = Bewegungsursache und vernünftiger Zweck fallen nicht zusammen
 Deshalb soll die zweite Natur vernünftige Verhaltensmuster herbeiführen durch
Erziehung  Gewöhnung

Frage: Wie können nicht-natürliche Zwecke in Kreislauf natürlicher Teleologie eingebettet?


Antwort: Durch Lust und Strebung (b) nach vernünftigen Gegenständen.
Idee: Dann ist die Natur immer noch die Bewegungsursache ABER nicht mehr Zweck der
Handlung. Dann verliert (A) zwecksetzende Funktion und bekommt einen vernünftigen
Zweck und der natürliche Zweck entfällt

Möglichkeit der Selbstgestaltung durch Gewöhnung, Erziehung und Vernunft


Aristoteles Problem der Einbettung von natürlichen und nicht-natürlichen Zwecken:
So könnte es funktionieren:
(A) Natur des Lebewesens: natürliches intrinsisches Gut (Lust, sozialer Rang)
(G) Intrinsisches nicht-natürliches Gut (z.B. Gerechtigkeit)
(B) Natürlicher Weltzustand, der (G) in ggb. Umständen realisiert
(b) Strebung nach (B) wodurch zugleich a realisiert wird
(C) Prozess der Realisierung von (B) = menschliche Handlung
(B‘) Existenz eines (B)
(G‘) Existenz eines (G) und eines a in ggb. Umständen
(a‘) Existenz von etwas, das das natürlich intrinsische Gut realisiert
(b‘) Befriedigung der Strebung

Wie wird aber A mit G verbunden? Was heißt ‚zweite Natur‘?


 Die Gewohnheit ist fast wie eine Natur sie passiert oft was fast immer ist.
 Gewöhnung erzeugt Verhaltensmuster und ähnelt dadurch dem Erwerb einer Natur (Im
Sinne von einem Ausgangspunkt von Bewegung/ Verhalten
 Wie?  Plastizität (Formbarkeit) menschlichen (auch tierischen) Verhaltens
 Plastisches Gemüt: Verhalten durch Gewohnheit auf eine oder andere Art zu gestalten
 Nichts was von Natur aus besteht kann durch Gewöhnung verändert werden (Stein kann
nicht nach oben fallen)

Menschliche Seele in NE I 13:


Vernünftiger und nicht-vernünftiger Teil der Seele
Treffen sich in der Affektivität (Strebung)
Deswegen ist Strebung vernünftig und nicht-
vernünftig. Unsere Strebung kann also NICHT
selber ‚denken‘ aber sie kann vernünftig sein wenn
sie sich der Vernunft entsprechend verhält (auf sie
‚hört‘). Dies zu schaffen ist die Aufgabe der
moralischen Erziehung durch Gewöhnung.
 Dieses auf die Vernunft hören der Affektivität ist die Formbarkeit/ Plastizität der
Affektivität durch rationale Zwecksetzung auf ‚Autoritäten‘ (Vernunft) zu hören

Wie kommt es also, dass man sich vernünftig und damit nicht-natürlich verhält?
 Gewöhnung (Habituierungsprozesse)
 ‚Hedonistisches Kalkül‘ = Aussicht auf größeren Lustgewinn
 gleichzeitige arationale Strebung nach rationalen Gegenständen (z.B. Lust zu lernen)
 arationale Strebung oder Lust an der Betätigung der rationalen Natur (z.B. auch Lust am
Lernen)
10. Sitzung

Der nur gewissermaßen vernünftige Teil der Seele: Vernünftiger Teil der Seele
Der Beherrschte: Hat Lust Kuchen essen beherrscht sich aber und tut es nicht
Der Unbeherrschte: Hat Lust K essen und kann sich nicht beherrschen, isst ihn
Der Besonnene: Isst Kuchen nicht und muss keinen inneren Widerstand überwinden, weil er
die Tugenden erworben hat
 Unser unvernünftiger Teil kann sich der Vernunft widersetzen oder ihr zu gehorchen
 Das heißt der unv. Teil hat Formbarkeit und kann durch Autorität gesteuert werden

Die Tugendlehre von A. orientiert sich an diesen beiden Arten der Vernunft: 2 Tugenden
 Vernunft  aktive Denken  Intellektuelle Tugenden (des Denkens)  Werden durch
rationale Argumentation, Denken, Lernen ausgebildet  Belehrung

 Vernunftgemäße  Affektivität  Ethische (Charakter-) Tugenden  erlernbar durch


Autoritätsmechanismus  Gewöhnung  Indem man sich daran gewöhnt z.B. gutes
zutun (vernünftig handeln), wird man gut (vernünftig) ‚leaning by doing‘
 Moralphilosophie von Aristoteles bezieht sich auf Lust und Schmerz/ Leid, durch lust
und leid können wir unser Verhalten steuern. In der Erziehung dreht es sich unbedingt
darum, bei den richtigen Dingen Lust oder Leid zu empfinden.
(b) = Strebungen müssen wir so steuern, dass wir sie nach G (nicht-natürlichem/ rational
Gut/em) ausrichten
Wie wird A mit G verbunden? 
Moralische Gewöhnung/ Erziehung heißt: Rationalkonformes Verhalten mit Lust und
entgegengesetztes Verhalten mit Leid zu assoziieren, dass G ohne Überlegung zum
Ausgangspunkt der Strebung und dem Verhalten wird so als wäre es ein natürlicher A-
Typ Zweck

Problem: Woher wissen wir, welches die guten Handlungen sind, die wir der Jugend
angewöhnen sollen?

1. Man muss der richtigen Überlegung (orthos logos = die praktische Weiheit)
entsprechend handeln
 Das geben uns die intellektuellen Tugenden
Problem: Muss eig von Fall zu Fall bestimmt werden, deswegen keine allgemeine Antwort
möglich die IMMER und auf ALLES angewendet werden kann. Deshalb muss man immer den
Umständen entsprechend das richtige tun.

Die Mesotes Lehre: Keine Antwort auf die normative Frage was eine Handlung gut macht,
skiziert eher den Umriss auf deskriptive Eigenschaften moralisch guter Handlungen
 Die Mitte finden  Wenn etwas gut ist, ist es weder zu viel noch zu wenig
 Zu viel, zu wenig Training zerstört Körperkraft; richtiges Maß von Training erhöht Kraft
 Affekt: Furcht  zu viel (feige) – Mitte (Tapferkeit) – zu wenig (tolldreist)
 Laster: moralisch schlechte Dispositionen: zu viel/ wenig
Weiteres Problem: Ist die Gewöhnung widersprüchlich?
 Wenn man z.B. gutes tut, dann ist man doch bereits gut?/ wenn ich auf einer Gitarre
spiele, kann dich doch bereits Gitarre spielen?
 Nein, erst wenn man die ‚Kunstfertigkeit‘ verinnerlicht hat, kann/ ist man es: Ich muss erst
lernen Gitarre zu spielen/ gut zu handeln bis ich gut/ ein Gitarrenspieler bin. Also müssen die
Tugenden erst durch Übung- Gewöhnung erworben werden
 Wir handeln im Prozess der Gewöhnung also zunächst tugendgemäß, das Ziel ist aus
Tugendhaftigkeit (durch Verinnerlichung) zu handeln.

3 Bedingungen für tugendhaftes Handeln:


 Mit Wissen handeln/ wissen, was man tut it
 Absichtlich handeln/ der Sache selbst wegen/ weil es gut/ richtig ist es tun it
 Aufgrund fester unveränderlichen Charakterhaltung tun et
 Das kann nicht angewöhnt werden, wenn man die Tugenden sich angewöhnt hat kann
und soll, wenn Erziehung gelingt, dies resultieren
 Man muss also wissen, was das richtige ist (intellektuelle Tugend) und auch das richtige
fühlen (Charaktertugend): nur im Zusammenspiel kann/ ist man Tugendhaft

Ethische Tugenden sind unser UMGANG mit den Affekten (gehen mit Lust/ Leid einher) 
Alle Emotionen
 Tugend ist die Haltung/ Disposition zu Entscheidungen die in der Mitte in Bezug auf uns
(zwischen zwei Schlechtigkeiten) liegt und durch Überlegung (orthos logos = die praktische
Weisheit) bestimmt wird, so wie sie der praktisch Weise (phronimos) bestimmen würde
 in Bezug auf uns: auf uns angepasst,  wenn ich 100kg wiege muss ich mehr essen als
jemand der 50kg wiegt

 Es geht um die ‚metriopatheia‘  es geht nicht darum, Emotionen zu unterdrücken,


sondern sie auf die richtige Weise (die Mitte) zu empfinden
11. Sitzung

Was bisher (VL 8) über Vernunft gesagt wurde: Handlungsumstände wurden hier in Bezug
auf die Freiwilligkeit definiert  brauchen wir um intellektuelle Tugenden zu bestimmen

 Aristoteles meint, dass der nicht-vernünftige Teil der Seele dem vernünftigen Teil
teleologisch untergeordnet ist
 Dies bedeutet aber nicht, dass dieser ‚Naturteleologisch‘ untergeordnet ist
 Der nicht-vernünftige Teil besitzt eine funktionale Autonomie und kann deshalb auch
unabhängig von der Vernunft in Erscheinung treten
 DADURCH entsteht Raum für (1) mentale Konflikte (Wahnsinn usw.) aber auch für (2)
Tugend, Erziehung, Gesellschaft etc.

Was ist die Vernunft für Aristoteles?


 Sie ist ein seelisches Vermögen, dass zum Denken (eine Vernunftstätigkeit) befähigt
 Alle Menschen werden mit dem Vermögen geboren, das Denkvermögen kommt erst in
einem späteren Alter

Was ist Denkvermögen?


 Die Fähigkeit Essenzen zu denken  Essenzen: allgm. Wesensbegriffe  Essenzen
denken  Das Wesen/ Essenz von etwas erfassen (Allgemeinbegriffe), wodurch man eine
Erklärungsrelation (Kausalrelation) erfasst --> man kann das Wesen von etwas erfassen und
es erklären, was es ist
Antwort auf die Frage ‚was ist das?‘ drückt die Essenz oder Definition von etwas aus
 Vernunft ist nicht an ein ‚Organ‘ gebunden

 Einwertige Vermögen: natürliche Vermögen zu einer einzigen Veränderung zu


disponieren Bsp. Ein zerbrechlicher Gegenstand hat das Vermögen zu zerbrechen, sonst
nichts. Es manifestiert sich dann, wenn der Träger des passiven Relats (Fensterscheibe) und
dem Träger des aktiven Relats (Stein) in einer Kausalbeziehung miteinander mit
Notwendigkeit in Kontakt kommen  dann zerbricht die Scheibe
 Zweiwertige (Vernunft-) Vermögen (ab min. 40 1. Teil)
Sind erworbene Vermögen, die deshalb in 2 Vermögen disponieren können. Der Arzt kann
heilen, oder seine Heilkunst pervertieren und einen krank machen, was unter dem Begriff
der Gesundheit stattfindet zu zwei entgegen gesetzten Handlungen.
 Damit 2-wertige in der Natur physikalisch wirksam werden, müssen sie durch das
‚Nadelöhr‘ der 1-wertigen Vermögen. Gesundheit ist nur Bewegungsrelevant, wenn sie
Gegenstand einer Strebung ist und Strebungen sind 1-wertige Vermögen (man kann nicht
gleichzeitig entgegengesetztes erstreben man kann zwar gleichzeitig verschiedenes
erstreben, das sind aber verschiedene Strebungen)
*Vernunft wird relevant, indem wir es erstreben, indem es uns angeht/ uns wichtig ist und
dadurch in der natürlichen Welt wirksam werden lassen. Also wird die Vernunft durch
Strebung in die physische Welt eingeführt und dort umgesetzt. Gewohnheit an Vernunft +
Strebung nach Vernunft führen zu Vernunft
Praktische Vernunft: ist durch Strebung motiviertes Denken
 Die Denktätigkeit die durch einen bestimmten praktischen Zweck motiviert ist
 Strebung nach etwas und das durch die Strebung resultierende Denken motivieren einen
Zweck zu erreichen bzw. eine Handlung auszuführen
Strebung (Suchen/ Meiden)  notwendig wenn (Wahrnehmung nach Lust/ Leid) vorliegt
Wie Denken zum Handeln führt:
 Dem zum Denken fähigen Teil der Seele kommen Vorstellungsgehalte +
Wahrnehmungsgehalte zu, werden diese als Gut oder Übel, bejaht oder verneint werden
(durch die Vernunft), sucht oder meidet man dies.

Der natürliche Bewegungsapparat (Körper) wird durch Wahrnehmung in Gang gesetzt.


Wahrnehmungen können zeitversetzt durch Vorstellungen ersetzt werden, Denkgehalte
werden in Vorstellungen symbolisch repräsentiert  So können Denkgehalte durch
Vorstellung in die Wahrnehmung fließen und damit zur Bewegung (Bewegungsgenese)
führen

 Das Denken (Vernunft) kann also ebenso über Vorstellungsgehalte und Symboliken und
Antizipation einen in Bewegung versetzen. Wackelnde Fackel  Ankunft der Feinde
 Das gute und schlechte wird gegeneinander abgewogen  Kalkulation

Was ist der orthos logos?


 Das Prinzip der Mitte

Einteilung des Intellekts:


Theoretische Vernunft: Prinzipien die sich nicht anders verhalten können  allg. Aussagen
Praktische Vernunft: Variables  was sich auch anders verhalten kann

Praktische Vernunft: deren


Prinzipien können sich anders
verhalten
 Die Prinzipien müssen uns
leiten und diese müssen wir aber
in jedem Einzelfall herausfinden.
Praktische Vernunft: Prinzipien
die sich situativ anders gestalten
können, deshalb gibt es keine allgemein gültigen Prinzipien des Handelns.

Der denkende Teil der Seele (intellektuelle Tugenden) wird nochmal in 2 Teile geteilt:
Wissenschaftliches Denken  Theoretische Vernunft

Überlegende (Deliberatives) Denken  Praktische Vernunft: Charakteristisch für Menschen


 Denken/ Vernunft bewegt nicht, weil nur Naturen bewegen. Also kann nur das Denken
eine Handlung zur Folge haben, dass sich auf die Gegenstände der animalischen
Selbstbewegung (Zweck) richtet, dass ist das praktische Denken
 Handlung muss sowohl Handlung und Zweck sein damit sie teleologisch komplett ist
Was ist der Mensch für Aristoteles?
 Der Mensch besteht aus einem natürlichen Bewegungsapparat (Streben) und
vernünftigem Denken und ist der Ursprung von Handlungen
 Die Entscheidung des Menschen ist der Ursprung von Bewegung
 Der Mensch verbindet nicht natürliche Zwecke (Vernunft) mit dem natürlichen
Bewegungsapparat und bringt vernünftige Gehalte in die Welt
 Das Bewegungsprinzip von Menschen: Strebung + Vernunft
 Mensch ist also ein Hybrid, denkendes Streben oder strebendes Denken, durch diese
moralische Ambivalenz kann der Mensch gut oder schlecht sein.
 Ob man gut oder schlecht ist und handelt hängt daran, ob die Vernunft regiert oder ob
die Affekte regieren
Was ist die Entscheidung (prohairesis)?
 hat mit Freiwilligkeit zutun ist aber nicht dasselbe.
 Impliziert einen Wunsch/ eine Strebung, die einem den Zweck vorgibt
 Entscheidung zur Umsetzung einer Strebung
Also: Entscheidung geht aus einem Wunsch hervor, deren Herbeiführung bei uns liegt, und
über die wir uns beratschlagt haben

Beratschlagung ist also die Wahl für eine bestimmte Art der Handlung
Die Beratschlagung hat es mit Kontingentem zutun, also über das, was durch uns zustande
kommt, aber nicht immer auf die gleiche Weise, weil es hier immer unbestimmtes gibt,
deshalb müssen wir beratschlagen.
 Beratschlagung betrifft aber nicht den Zweck, also ob dieser gut/ schlecht ist, sondern die
Mittel, die wir wählen müssen, um den Zweck zu realisieren. Zweck/Mittel-Erwägung
 Teleologisch basal, man kennt zweck um mittel zur herbeiführung des zwecks
 jetzt wurde bestimmt, was man tun muss, jetzt muss man nur noch entscheiden es
zutun PRAKTISCHE VERNUNFT:
12. Sitzung

Die Tugend der praktischen Vernunft: praktische Weisheit

 Die praktische Weisheit ist die Tugend der Beratschlagung mit Bezug auf das Leben als
Ganzes. Wenn wir das richtige beratschlagen, was gut für unser Leben als ganzes ist, dann
sind wir praktisch Weise.
 Die praktische Weisheit braucht allgemeines Wissen (z.b. das leichtes Fleisch gut ist) und
Wissen im EInzellfall (das Geflügel leichtes Fleisch ist), was Erfahrung bedarf.
 Oder: Patient Krank, deshalb muss Arzt wärme in ihm erzeugen (durch Massage) damit
der wieder Gesund wird. Wärme = einzellne und Gesund = allgemeine. Die Wahrnehmung,
dass das einzellne zum allgemeinen führt nennt Aristoteles intuitive Vernunft (nous)
 Praktische Weisheit ist die Ausführung eines guten Plans und befähigt zum Handeln. PW
geht über die Beratschlagung hinaus, weil man hier Kenntnisse der Einzeldinge braucht, was
nur durch Wahrnehmung erlangt wird.

*Die Phronesis (praktische Weisheit) bringt die Charaktertugenden und intellektuellen


Tugenden zusammen.
**Ohne die praktische Weisheit kann man nicht gut sein, aber man kann auch nicht
praktisch Weise sein, ohne die Charaktertugend
***Wenn man praktisch Weise ist handelt man aus innerer Überzeugung BEWUSST immer
richtig.

Praktische Wahrheit
Funktion des Intellekts überhaupt Betrachtung des Wahren
Praktische Wahrheit  Logos (Erklärung) muss wahr sein

Analogie: Denken (Affirmation / Negation) :: Streben (Suchen / Meiden)


Tugend des Charakters: Zur Entscheidung befähigende Haltung
Eine gute Entscheidung: bedeutet Überlegung (deliberatives Denken) ist wahr und Strebung
ist richtig und das Denken bejaht dasselbe, was die Strebung verfolgt
Praktische Wahrheit: besteht in der Übereinstimmung des wahren Denkens mit der
richtigen Strebung. Sie ist also der Erfolg der bewussten Implementierung unserer (guten,
moralischen) Zwecke bzw. Werte // Richtigen Zweck tun und in die Welt bringen //
Sie ist die Übereinstimmung eines guten/ richtigen Handlungszwecks mit der wahren
Überlegung und Implementierung, also dessen Herbeiführung zu planen und herbeizufüren.

13. Sitzung
Akrasie: Unbeherrschtheit und Willensschwäche

Vier Arten defizienter Charakterzustände: die Extreme


Schlechtigkeit --- Tugend
Tierische Rohheit --- Übermenschliche Tugend

Unbeherrschtheit --- Beherrschtheit/ Standhaftigkeit


 Beide liegen zwischen der Schlechtigkeit und der Tugend. Unbeherrschte hat guten
Vorsatz, schafft es aber nicht diesem gerecht zu werden.
Der Beherrschte schafft es zwar, seine Vorsätze zu erfüllen ABER er muss sich um diese zu
erreichen selbst überwinden und den inneren Kampf (mentalen Konflikt = Konflikte zwischen
Strebungen) gewinnen  Beherrschtheit deshalb keine Tugend

Das dialektische Verfahren:


1. Theorien erklären // Phänomene feststellen //
2. Probleme der Phänomene (Aporien: Ausweglosigkeiten) erklären und auflösen
3. Um dann auf ‚Testfeld‘ Theorie unter Beweis stellen

„Schwache Akrasie“ =
Willensschwächhe
Obwohl man weiß, was das
gute ist, das Gegenteil tun

Sokrates‘ motivationaler Intellektualismus:


Sokrates behauptet das das Wissen was gut und zutun ist zwangsläufig zu einer damit
übereinstimmenden Handlung führt und benennt gegenteiliges als Unkenntnis, ‚leugnet‘
also akrates Handeln, handeln aus Willensschwäche (Anders wie Aristoteles der diesen
Zustand Willensschwäche = schwache Akrasie nennt) Laut Sokrates MEINT jemand zu wissen
was das gute ist, handelt aber nicht so, dann kann er laut Sokrates auch nicht wissen was das
gute ist.

Aristoteles Kritik an Sokrates‘ motivationalem Intellektualismus:


 Er wirft den Intellektualisten vor den Zustand in dem sich der Akratiker (Unwissende)
befindet, nicht genau untersucht zu haben

Rettungsversuch von Sokrates‘ motivationaler Intellektualismus:


Der Akratiker weiß nicht, sondern er hat nur eine Meinung, eine epistemisch schwache
Überzeugung, der er zuwieder handelt

Aristoteles Antwort:
Wenn der Akrater nur einer schwachen Meinung zuwider handelt ist daran nichts
tadelnswertes, jedoch ist sein Verhalten an sich tadelnswert also löst der Rettungsversuch
nichts das Problem und beschreibt akratisches Verhalten nicht zutreffend weshalb man
davon ausgehen muss, dass es doch willensschwäche ist

Aristoteles Lösung:

Beispiele: für einen schwachen Akratiker


1. Vergessen
2. Im konkreten Moment nicht mehr wirklich „wissen“
3. Akratiker sind unter starkem Einfluss von Affekten (Schlafen, In Rage, Betrunken,
etc.) und können deshalb ihr Wissen nicht in der geeigneten Weise abrufen
 Man ist durch die Begierde geleitet, währenddessen zwar in der Lage zu sagen das
es schlecht ist, machen es aber trotzdem. Also sie wissen es so wie „Schauspieler“.
 Sind wir deswegen Shizophren? Nein, wir haben nur unterschiediche
Wertorientierungen und die können miteinander in Konflikt geraten
 Deswegen GEWÖHNUNG und nicht ÜBERZEUGUNG um Tugendhaft zu werden
Praktischer Syllogysmus um dies zu verdeutlichen wie das passiert; (wo nur Syllogismus
steht, bedeutet theoretischer Syllogismus) Rationale Strebung (VERNUNFT) wird
unterdrückt:

 Man will seinem Vorsatz nicht offen wiedersprechen (z.B. rauchen: will nicht rauchen,
weiß das es nicht gut ist und will es eig nicht dann sag ich mir nicht, gib immer der Begierde
nach, die trickserei des akratischen Handeln besteht aus einer neuen allgemeinen
Beschreibung des handelns, zB es ist angenehm zu rauchen, somit wiedersetzt man sich
seiner Maxine was Selbstbetrug ist.

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