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FRANK LLOYD WRIGHT

1867 (nach manchen Quellen 1869) in Richland Center, Wisconsin, geboren


Vater: William Wright, Musiklehrer und Prediger
Mutter: Anna Lloyd Jones, stammt aus einer gebildeten walisischen Familie
frühe Kindheit in Iowa und New England
FLW wurde von klein auf mit Architektur konfrontiert, im Volksschulalter bekam er von seiner Mutter
Froebel-Bausteine (eigentlich Spielzeug für Kindergärten), diese förderten sein räumliches
Vorstellungsvermögen und sollen die spätere Anordnung seiner Baukörper beeinflusst haben
1877 Rückkehr der Familie nach Wisconsin, während der nächsten 6 Sommer Arbeit auf der Farm seines
Onkels, Verbundenheit zur Natur und zum Landleben, beginnt, auch Architektur nach den Regeln eines
organischen Wachstums zu betrachten, auch bezüglich der Natur der Baumaterialien, Ehrlichkeit des
Materials, Ehrlichkeit der Struktur
1885 verlässt sein Vater die Familie, im selben Jahr beginnt FLW das Hoch- und Tiefbau-Studium an der
Universität von Madison, Wisconsin, Nebentätigkeit als Zeichenkraft bei einem Ingenieur, Uni hinterlässt
bei ihm keinen großen Eindruck, außer die Entdeckung der Schriften Viollet-le-Ducs
1887 verlässt FLW Wisconsin und geht nach Chicago, erster Arbeitgeber: Joseph Lyman Silsbee (damals
bekannter Architekt für Wohnhäuser, führte Shingle Style in Chicago ein), ev. Mitarbeit an einigen Häusern
im Norden Chicagos
- Speculative House für John L. Cochran, Edgewater, Illinois (heute Chicago), 1886-87
nach nur einem Jahr bei Silsbee, ab
1888 (mit 20 Jahren) Mitarbeiter bei Adler & Sullivan als techn. Zeichner, arbeitet sich schnell hoch, wird
Vorgesetzter von ca. 30 Zeichnern und persönlicher Assistent Sullivans (Sullivan damals am Höhepunkt
seines Schaffens, Auditorium B. ist im Bau, macht sich von Traditionen frei und findet seinen eigenen Stil)
Sullivan ist daher eher an Bürobauten interessiert und überlässt FLW die Einfamilienhäuser, z.B. das
- James Charnley House, Chicago, 1891-92, entworfen von Adler & Sullivan, aber ausgeführt unter FLW
(ev. stammt auch Entwurf von FLW)
1889 nimmt FLW Gehaltsvorschuss und beginnt mit dem Bau eines Hauses für sich und seine Braut
Catherine, dem
- FLW Home and Studio, Oak Park, Illinois, erste Bauphase aus 1889:
Einflüsse des Shingle Style klar ersichtlich:
- einfacher Baukörper, der auf einen einzigen Giebel auf einer niedrigen Basis reduziert wird,
- Verkleidung der gesamten Oberfläche mit Schindeln,
- fließender Übergang zwischen Drinnen und Draußen,
- GR: Anordnung der Räume um den Kamin, der als Zentrum des Hauses aufgefasst wird,
Einflüsse des Klassizismus:
- halbrundes Fenster im Giebel: Palladio, innen manche klassische Details,
Einflüsse aus Japan:
Wände wie Paneele eines japanischen Hauses gestaltet
FLW hatte 1893 auf der Weltausstellung in Chicago ein 1:2 Modell des Ho-o-den, eines japanischen Hauses
gesehen und war von der Rahmenkonstruktion, den kreuzförmigen Achsen, der Betonung der
Horizontalität und den ausladenden Dächern sehr beeindruckt, Grundstein der lebenslangen Begeisterung
für Asien
FLWs wachsende Familie und seine Leidenschaft für orientalische Kunst veranlassten ihn (entgegen seinen
Vertragsbedingungen), Nebenjobs anzunehmen, Sullivan bemerkt dies und kündigt ihn 1893 nach 6
Jahren (trotzdem hält FLW Sullivan Zeit seines Lebens die Treue und nennt ihn „lieber Meister“),
sofort nach der Kündigung Gründung seines eigenen Büros; einer seiner ersten Aufträge:
- William H. Winslow House, River Forest, Illinois, 1893-94,
hier noch gewisse klassische Entwurfsprinzipien: Haus wirkt kompakt, Straßenfassade streng symmetrisch,
die Gartenfassade jedoch ganz unregelmäßig und den Bedürfnissen der Familie angepasst,
GR: zentraler Kamin (von frühen Kolonialbauten und dem japanischen Schrein im Zentrum des Hauses
beeinflusst),
überhängende Traufenlinie inspiriert durch orientalische Architektur,
Einfluss von Sullivan, der Arts and Crafts Bewegung und von Richardsons freier GR-Gestaltung: aus all
diesen Elementen ensteht der Prairie Style

9 Prinzipien für Prairie-Häuser, das „Neun Punkte Manifest“ von 1931


1) Die Reduktion der Anzahl der Teile und Räume einer Wohnung auf ein Minimum,
2) die Integration des Gebäudes in das Gelände,

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3) die Aufhebung der geschlossenen, orthogonalen, zellenförmigen Gestalt zugunsten eines innen und
außen frei fließenden Raumes,
4) der Ersatz des Untergeschosses durch ein Podest,
5) die formale Vereinigung des Inneren mit dem Äußeren,
6) der Ersatz vielfältiger Materialien durch einen einzigen Baustoff,
7) die Integration der technischen Ausstattung, so dass sie zum Bestandteil des gebauten Systems wird,
8) entsprechende Integration von möglichst vielen Teilen des Mobiliars und eine solche Gestaltung dieser
Holzteile, dass deren gerade Profile die Bearbeitung vereinfachen,
9) die Abschaffung aller angewandten Dekoration.

Ziel FLWs war, eine neue Ordnung zu finden (nicht unähnlich dem Ziel seiner klassizistischen Kollegen), im
Gegensatz zu ihnen aber Entwicklung einer neuen, eigenen Architektursprache
weiters war FLW sehr von der Religionsgemeinschaft der Familie mütterlicherseits, den Unitariern,
geprägt, die Unitarier waren sehr einflussreich und im Gebiet um Boston (Wohnort eines Großteils der
nationalen Elite) weit verbreitet, höchstes Prinzip der Unitarier: Unity (Einheit), gilt in FLWs Familie als
oberste Priorität, auch Kirchen für die Unitarier
- Unity Temple, Oak Park, IL, 1905-06
- Unitarian Church, Madison, Wisconsin, 1947
1901 Veröffentlichung einiger Projekte in der Zeitschrift Ladies’ Home Journal
zwei Arten von Prairie-Häusern:
1) eher kompakter Baukörper auf kreuzförmigem GR
2) Ansammlung von Pavillons, die mehr oder weniger miteinander verbunden sind
Beispiele:
- Ward W. Willits House, Highland Park, Illinois, 1900-02
- Avery Coonley House, Riverside, 1906-08, Illinois
- Susan Lawrence Dana House, Springfield, Illinois, 1902-04
- Stockman House, Mason City, Iowa, 1908
alle Prinzipien der Prairiehäuser finden ihren Höhepunkt beim
- Robie House, Chicago, 1908-09
1909 nach Fertigstellung des Robie Houses persönliche und berufliche Krise FLWs,
vielschichtige Persönlichkeit, sehr von sich eingenommen und auch egoistisch,
häufig dreistes Auftreten gegenüber seinen Bauherren (individueller Zuschnitt entsprach oft seinen
eigenen Vorstellungen, z.B. prinzipiell zu niedrige Raumhöhen aufgrund seiner eigenen Körpergröße von
höchstens 1,71m)
plante in seinen Häusern den Kamin und die „Wärme des Herdfeuers“ als Mittelpunkt für die Familie, fühlte
sich aber selbst schnell eingeengt und verließ 1909 mit seiner neuen Freundin Mamah Borthwick Cheney
seine Frau Catherine und die 6 gemeinsamen Kinder sowie sein Atelier und seine Kunden und reiste nach
Europa,
dort Besuch von Österreich, Italien und Frankreich, in Deutschland Vorbereitung der Publikation seiner
berühmten Wasmuth-Mappe
1911 Rückkehr aus Europa und Errichtung von
- Taliesin („strahlender Blick“), Spring Green, Wisconsin, 1911, für sich und Mamah Cheney
auf dem Land seiner Familie, gleichzeitig Wohnung, Atelier und landwirtschaftlicher Betrieb, direkter Dialog
mit der Landschaft (Gegensatz zu den Prairie-Häusern in noblen Vororten
mehrfache Brände, 1914 kommen dabei Mamah Cheney und 6 weitere Menschen ums Leben
danach trifft FLW Miriam Noel, seine spätere Frau
1915-21: gemeinsamer Aufenthalt in Japan,
- Imperial Hotel, Tokio, Japan, 1915
übersteht als einziger Bau das Erdbeben 1923
1921-23: Südkalifornien ebenfalls mit Miriam Noel,
- Aline Barnsdall House, „Hollyhock House“, ca. 1916-21, Olive Hill, L.A., California,
zweites Büro in Los Angeles, Entwurf einer Reihe von Häusern in Südkalifornien, die als Textile Block
(„Faserblock“)-Häuser bekannt sind, Interesse für einfachere und billigere Konstruktionsweisen (Häuser
sollen auch für die amerikanische Mittelschicht erschwinglich sein)
Name Faserblock entsteht durch Konstruktion, bei der eine dreidimensionale Armierung aus Stahl die zwei
parallelen Mauerschichten verbindet
Einsatz von Betonsteinen zwar schon zuvor, durch FLW erstmals dekorative Aufwertung, z.B.
- Mrs. George Madison Millard House, “La Miniatura”, Pasadena, California, 1923,
- John Storer House, Hollywood, California, 1923-24

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Mitte der 20er Jahre: weitere Krise, FLW bekommt durch seine langen Abwesenheiten (Japan) und seine
persönlichen Schwierigkeiten und Schulden weniger Aufträge, 1924 Scheidung von Miriam Noel, 1925 ein
weiterer Brand in Taliesin.
1928 Hochzeit mit Olviganna Hinzenberg, Stabilisierung der Lage,
1932 Etablierung des „Taliesinkolleg (Umwandlung seines Büros in eine Architekturschule)
FLW selbst befasst sich mit theoretischen Werken (Autobiographie) und mit Projekten wie z.B.
- Broadacre City, Projekt 1932
Kritik am System der amerikanischen Stadt führt zur Entwicklung der Usonian Houses für die neue
Mittelschicht (Samuel Butler’s „Usonia“ ist die Kombination von „Utopia“ und „U.S.A“, Inbegriff des idealen
Amerika),
Vision einer neuen, klassenlosen Wohnform, Häuser schlichter und kleiner als die Prairiehäuser (keine
Räumlichkeiten für Dienstboten, keine Nebengebäude etc.)
GR beruhte auf einem wirtschaftlichen Modul von 120 x 60 cm (Norm-Maße der Industrie) Prototyp:
- Herbert Jacobs House, Madison, Wisconsin, 1936-37,
weitere Beispiele:
- Pope-Leighey House, Alexandria, Virginia, 1939
- Hagan House, „Kentuck Knob“, Chalk Hill, Pennsylvania, 1953-56
FLWs Karriere durch die Meisterwerke
- Edgar J. Kaufmann House, „Fallingwater“, Mill Run, Pennsylvania, 1934-37 und
- Johnson Wax Company, Racine, Wisconsin, 1944
neu angefacht
mit 70 Jahren beginnt FLW mit dem Entwurf eines Winterquartiers für sich und sein wachsendes
Fellowship,
- Taliesin West, Scottsdale, Arizona, 1937-38
Spätphase:
große, teils städtebauliche, manchmal utopische Projekte:
- Mile High Tower, Chicago, 1956, Projekt
aber auch ausgeführte Bauten
- Price Company Tower, Bartlesvilles, Oklahoma, 1956
- Guggenheim Museum, New York City, 1955-59
1959 stirbt FLW im Alter von fast 92 Jahren, mit einem Lebenswerk von 1.141 Entwürfen, von denen 532
ausgeführt worden waren.

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