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Inhalt
1 Schwerpunktthema:
Politische Repräsentation
Die politische Repräsentation Schwerpunktthema:
und ihre Krise
8 fiph Ausblick
Die politische Repräsentation
12 fiph Terminübersicht
2 fiph j o u r n a l
Schwerpunktthema: Politische Repräsentation
➤ Fortsetzung von S. 1 dungen vorab zwischen Machtinteressen „hinter den Kulissen“ aus-
gehandelt werden anstatt durch eine rationale öffentliche Argu-
mentation. Hier stehen sich zwei Konzepte gegenüber: auf der ei-
Beide Vertretungssysteme sind ihrerseits in sich komplex, unter nen Seite das Ideal eines Marktmodells rationaler Argumente, dem
anderem durch die Stufung in kommunale, föderale, nationale und zufolge sich die besten Argumente durchsetzen; auf der anderen
sogar übernationale Vertretungs- und Aushandlungsebenen. Seite die Praxis des Aushandelns zwischen Interessengruppen, in
Durch diese Komplexität sind die Vertretungen zwar potenziell der der Erfolg vom Machtpoker abhängt. Dies entspricht dem klas-
überall in Berührung mit der lebendigen Vielfalt der sozialen Be- sischen Gegensatz von Geist und Macht. Dieser ist in gewisser Wei-
dürfnisse, Interessen und Tätigkeiten. Aber sie unterliegen auch se mit dem Gegensatz zwischen bestimmten sozialen Milieus ver-
einer Gegentendenz, nämlich der Schwerkraft einmal etablierter bunden. Die Angehörigen der intellektuellen Berufe, die auch mit
Verhältnisse der Macht und Eigenmächtigkeit, der Gewohnheiten Interessenverbänden nicht so direkt verbunden sind, setzen auf das
und auch der gewollten und ungewollten Abschottungen gegen Individuum und die Rationalität seiner Argumente. Die Angehöri-
Einblicke von außen. Damit entsteht das Problem der Verselbst- gen anderer Gruppen, die z.B. als Arbeitgeber oder Arbeitnehmer
ständigung der Repräsentanten gegenüber den Bürgerinnen und interessenbezogen denken, halten es hingegen für selbstverständ-
Bürgern, der Intransparenz und der Bildung von „Oligarchien“, also lich, das Gewicht ihrer sozialen Gruppen auch wirksam zur Geltung
von „Klüngeln“, die kaum noch kontrolliert werden. Diese Erstar- zu bringen und mit den anderen Interessen auszubalancieren.
rungen machen einen Teil der Krise in den Beziehungen zwischen Die klassischen Begründer der politischen Sozialwissenschaft,
dem Volk und seinen Vertretern aus. Max Weber und Emile Durkheim, sehen hier nicht unbedingt einen
Von unten oder von außen können diesen Erstarrungen zwar – Gegensatz zwischen „demokratisch“ und „undemokratisch“. Sie er-
potenziell – immer wieder Bewegungen mit dem Ziel von Erneue- innern daran, dass die moderne Demokratie letztlich auf die politi-
rungen entgegengesetzt werden. Diese Bewegungen müssten sche Selbstvertretung der Berufsgruppen zurückgeht, wie sie im
aber aus der Gesellschaft selber kommen. Die soziale Gliederung, korporativen System der antiken und der mittelalterlichen Städte
die „oben“ – auf den beiden Ebenen der korporativen und der par- erkämpft worden ist. Die Interessenpolitik ist demnach kein zu ver-
lamentarischen Repräsentation – repräsentiert werden soll, ist je- meidendes Übel, sondern der notwendige Unterbau der Repräsen-
doch seit einiger Zeit durch einen tiefgreifenden wirtschaftlichen tation durch politische Parteiungen. Es komme nur darauf an, das
und sozialen Wandel und entsprechende Konflikte in Bewegung Aushandlungssystem, in dem vieles vorentschieden wird und sich
gekommen. So verschieben sich die Gewichte zwischen den sozi- Oligarchien herausbilden, durchsichtiger, offener und umfassender
alen Gruppen und auch die Passungen zwischen ihnen und den sie zu machen, also dem Einfluss und den Argumenten von nicht ver-
vertretenden gesellschaftlichen Interessenverbänden und politi- tretenen Gruppen – wie einst den Gewerkschaften, den Frauen, den
schen Parteien. Bürgerbewegungen – mehr Geltung zu erkämpfen.
Als Ausdruck der Krise zwischen Repräsentierenden und Reprä- Ein zweiter Aspekt der Erklärung für die Krise der politischen Re-
sentierten gilt seit Beginn der 1990er Jahre die sogenannte politi- präsentation bezieht sich auf die Schere zwischen parteipolitischem
sche Verdrossenheit, der Mangel an Vertrauen in „die Politiker“, die und bürgergesellschaftlichem Engagement. Auf der einen Seite steht
aus dieser Perspektive eher an sich selbst als an die Bedürfnisse der die Zurückhaltung von (mindestens) 98 Prozent der Bevölkerung, in
Bürgerinnen und Bürger denken. Diese Unzufriedenheit, um 1980 einer politischen Partei aktiv mitzuarbeiten. Auf der anderen Seite ist
nur wenig über 10 Prozent, wird seit etwa 1990 auf etwa 60 Pro- aber zu beobachten, dass etwa 30 Prozent der Bevölkerung sich sehr
zent gemessen und hat sich seitdem in dieser Höhe verfestigt. Bei wohl über ehrenamtliche Aufgaben unterhalb der parteipolitischen
den Zwischenwahlen für die Landtags- und Kommunalparlamente Ebene sozial und gesellschaftspolitisch engagieren. Das Problem
in den 1990er Jahren begannen die Verluste der damaligen Regie- liegt demnach weniger im mangelnden Interesse an anderen Men-
rungspartei CDU zu steigen, aber dies nützte der oppositionellen schen (also der sogenannten Individualisierung) und auch nicht al-
SPD wenig; denn die bürgerlichen Wähler wechselten weniger zu lein in Überlastungen oder politischem Nichtwissen. Es besteht, so
ihr als zu den Nichtwählern und zu den ‚Grünen’. Dies reichte zwar, betont der französische Soziologe Pierre Bourdieu (Die feinen Unter-
um 1998 eine rot-grüne Koalition an die Macht zu bringen. Aber schiede, Frankfurt a. M. 1982, S. 620-726), in einer Art Bruch zwi-
unter dieser verlor die SPD ihrerseits noch mehr Vertrauen als vor schen der Alltagswelt mit ihrer sozialen Nähe und der Welt der politi-
ihr die CDU/CSU. Von dem großen rotgrünen Wählerpotenzial fin- schen Institutionen. Diese machen, mit ihren verwaltungstechni-
det sich inzwischen mehr als die Hälfte bei den ‚Grünen’, bei der schen, finanziellen, juristischen und intellektuellen Fachdiskursen,
Linkspartei und nicht zuletzt bei den Nichtwählern wieder. die politische Sphäre zu einer Welt der hauptberuflichen Politik, die
Umfragen weisen darauf hin, dass die Bereitschaft der Bürge- nur gelernten Experten, Berufspolitikern und Angehörigen der höhe-
rinnen und Bürger, den politischen Parteien ihr Vertrauen oder En- ren Bildungsmilieus vertraut sein kann.
gagement zu schenken, im Wesentlichen auf dem niedrigen Pegel Aber das muss nicht zwingend zu einer „Entpolitisierung“ füh-
von etwa 40 Prozent beim Vertrauen und etwa zwei Prozent beim ren. Zwar können sich, infolge der Trennung in Berufspolitiker und
aktiven Mitarbeiten ist. Ich möchte näher auf drei Punkte einge- politische Laien, nur wenige aktiv engagieren. Aber es könnten
hen, die als Erklärungen für die Krise der politischen Repräsentati- trotzdem mehr Menschen zur Wahl gehen oder auf andere Weise
on dienen können. ihre Meinungen und Interessen kundtun, also sich repräsentieren
In meinem ersten Punkt geht es um den Gegensatz von Argu- lassen oder ihre Repräsentanten mit eigenen, staatsbürgerlichen
menten und Interessen. Der politische Verdruss der Wählerinnen Initiativen unter Druck setzen. Man muss nicht Schuster sein, um in
und Wähler wird darauf zurückgeführt, dass politische Entschei- Schuhen zu gehen, bemerkte einst Max Weber – so wie wir als Laien
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Schwerpunktthema: Politische Repräsentation
kompetent ein Auto fahren können, ohne genau zu wissen, wie es Aus diesen Gründen stehen vier Fünftel der Bevölkerung dem
konstruiert wird. Wechsel zum neoliberalen Entwicklungspfad sehr ablehnend ge-
Eine Verbindung der beiden Sphären der Alltagswelt und der genüber. Der moralische Schmerzpunkt (und damit der sozialpoliti-
politischen Institutionen ist dann möglich, wenn es einzelnen Poli- sche Interventionspunkt) ist für die meisten Milieus nicht erst dann
tikern durch ihren Stil und persönlichen Einsatz, durch ihren Habi- erreicht, wenn ein absolutes materielles Minimum unterschritten
tus und ihre Praxis gelingt, eine Identifikationsmöglichkeit zu schaf- wird. Er ist erreicht, wenn die gewohnte respektable Lebensweise
fen. Das auf diese Weise gewonnene Vertrauen kann aber, beson- und die Vorstellungen einer gerechten sozialen Ordnung in Frage
ders von den heutigen skeptischen Bürgerinnen und Bürgern, auch gestellt werden. Empörung entsteht, wenn Risiken asymmetrisch
wieder entzogen werden, wie dies dem Bundeskanzler Schröder verteilt sind, wenn beispielsweise Entlassungen gerade von sol-
widerfahren ist. Vertrauen ist wie ein Scheck. Wenn er nicht durch chen Firmen vorgenommen werden, die höchste Gewinne einfah-
das Einhalten der Versprechungen eingelöst wird, sehen sich die ren. Absenkungen sozialer Sicherungen auf Minimalstandards,
Menschen geprellt. etwa auf das Sozialhilfeniveau des Arbeitslosengeldes II („Hartz
Dabei betrachte ich den Stil und Habitus nicht als etwas nur IV“), werden als Verletzungen des zentralen Grundsatzes angese-
Äußerliches, das über Werbemittel beliebig vorgetäuscht werden hen, dass die durch eigene Leistung ermöglichte Lebensweise auch
kann. Der Habitus und das, wofür jemand politisch oder program- in der Not fortgesetzt werden kann. Hartz IV wird als die Drohung
matisch eintritt, haben durchaus miteinander zu tun. Wenn Perso- erlebt, in die unsichere und chancenlose Lage der gering qualifizier-
nen die Vorstellungen (Repräsentationen) sozialer Milieus auch in ten unterprivilegierten Milieus abgedrängt, also materiell und mo-
Stil und Handlungsweise „verkörpern“, dann können sie für diese ralisch ausgegrenzt zu werden.
Milieus auch stellvertretend handeln, ihre politische Repräsentati- Seit der neuen Wirtschaftskrise ist das finanzmarktgetriebene
on übernehmen. Der Habitus kann zwar von Hochstaplern nachge- neoliberale Wachstumsmodell an seine Grenzen gekommen. Zu-
ahmt werden – aber nur einmal. Grundsätzlich bleibt er, wie wie- nehmende soziale und internationale Spannungen sowie ökologi-
derum Bourdieu aufgewiesen hat (Die feinen Unterschiede, S. 277- sche Katastrophen motivieren eine – langsame und nach Ländern
404), ein untrügliches Indiz dafür, „wes Geistes Kind“ jemand ist. ungleichmäßige – Entstehung neuer Interessenkoalitionen und
Mein dritter und letzter Punkt für die Erklärung der gegenwär- Konzepte. Dabei geht es vor allem um zweierlei, erstens um neue
tigen Krise politischer Repräsentation bezieht sich auf den Wech- Konzepte eines Wirtschaftswachstums, gestützt auf ökologische
sel der Volksparteien von einer ausgleichenden zu einer ungleich- Technologien und sozialstaatliche Dienstleistungen, und zweitens
heitsbetonten Gesellschaftspolitik. Die Volksparteien der Bundes- um eine erneuerte innergesellschaftliche und internationale Ord-
republik sind historisch mit dem wohlfahrtsstaatlichen Sozialmo- nung, gestützt auf mehr demokratische Partizipation. Sofern dieser
dell entstanden. Die CDU/CSU repräsentierte es in einer mehr Wandel gelingt, würde er auch die Krise der politischen Repräsen-
hierarchisch-patriarchalischen Variante mit Schwerpunkt in den tation deutlich entschärfen.
bürgerlichen Milieus und den kleinbürgerlichen Volksmilieus. Die
SPD verkörperte es in einer eher egalitär-solidarischen Variante Eine ausführlichere Fassung dieses Textes findet sich unter dem
mit Schwerpunkt in den moderneren Bildungs- und Arbeitnehmer- Titel „Die Krise der politischen Repräsentation aus der Sicht eines
milieus. Im Rahmen dieser Schwerpunkte mussten beide Volkspar- Wissenschaftlers“ in: Detlef Horster (Hg.): Die Krise der politischen
teien eine heterogene Mischung von oberen, mittleren und unte- Repräsentation. Hannah-Arendt-Lectures und Hannah-Arendt-
ren Milieus mit einem Konzept sozialen Ausgleichs binden und in- Tage 2007, Weilerswist 2008, S. 59-83.
tegrieren. Zu diesen vertikalen Unterschieden kamen auf jeder
Milieustufe seit spätestens den 1970er Jahren neue horizontale
Differenzierungen. Die älteren Milieufraktionen mit ihren konven-
tionellen und hierarchischen Lebens- und Politikformen gerieten
zunehmend in Konflikt mit wachsenden jüngeren und besser ge-
bildeten Milieufraktionen. Diese setzten auf einen Abbau der Au-
toritätshierarchien im Betrieb, in der Familie, zwischen den Ge-
schlechtern, im Bildungswesen und im Alltag, auf mehr eigenver-
antwortliche Partizipation und auf eine neue Ökologie- und Frie-
denspolitik.
Von den 1970er Jahren an wurde die internationale Wirt-
schaftskonkurrenz zunehmend dereguliert. Entsprechend nahmen
auch die innergesellschaftlichen Konkurrenzkämpfe zu, in denen es
um die Verteilung materieller Lebenschancen und sozialer
Machtchancen ging. Aus diesen Kämpfen sind – jedenfalls bis zur
neuen Weltwirtschaftskrise – die wirtschaftsliberalen Flügel beider
Volksparteien als Sieger hervorgegangen, jedoch um den Preis www.fiph.de
wachsender innergesellschaftlicher wie außenwirtschaftlicher Un-
gleichgewichte. Für die unteren Milieus kehrten die Erfahrungen Hier finden Sie aktuelle Informationen über unsere Arbeit.
sozialer Ausschließung zurück, für die mittleren Milieus die Erfah- Gehen Sie online, und denken Sie mit uns dort weiter!
rungen sozialer Unsicherheit.
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Philosophisches Interview
P hi l o s o phi s c h e s
Interview
Julian Nida-
Rümelin
ist Professor für
Philosophie an der
Ludwig Maximilian
Universität München.
fiph: Sehr geehrter Herr Nida-Rümelin! Sie haben sich in den dings sind die politische und die wissenschaftliche Rationalität
letzten Jahren stark für die Förderung der Geisteswissenschaf- nicht die gleiche, die eine ist überwiegend erkenntnis- und
ten eingesetzt. Ist die Philosophie für Sie eine Geisteswissen- die andere ist überwiegend handlungsorientiert. Auch in der
schaft? In welchem Verhältnis steht sie zu den (anderen) Geis- Wissenschaft gibt es zahlreiche Gefährdungen „des freien
teswissenschaften? Urteils der Vernunft“, wie in der Politik. Es ist eine Frage des
Wenn man zwei Kategorien von Geisteswissenschaften an- Charakters, ob man diesen Gefährdungen nachgibt.
nimmt, nämlich philologische und historische, dann ist die Phi-
losophie als Ganze in der Tat keine Geisteswissenschaft. Sie ist fiph: Was ist Ihrer Meinung nach die wichtigste gegenwärtige
weder eine philologische noch eine historische Disziplin. Die Strömung in der Philosophie?
Philosophie ist Mutterwissenschaft, sowohl der Natur- wie der Das ist nach wie vor – international gesehen – die analytische
Geistes-, wie der Sozialwissenschaften. All diese Wissenschaf- Strömung, wenn sich diese auch aufgefächert hat und Verbin-
ten haben sich erst im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts aus dungen, z.B. mit dem Kantianismus, eingegangen ist.
dem Schoß der Philosophie entwickelt. Es ist ähnlich wie mit
der Mathematik. Diese ist eigentlich keine Naturwissenschaft, fiph: Welchen Themen sollten Philosophen und Philosophinnen
wird aber dazu gezählt. mehr Beachtung schenken?
Ich persönlich bin der Auffassung, dass die Rolle der Lebens-
fiph: Gibt es Ihrer Meinung nach eine einheitliche Methode, ein form für unsere Theoriebildung ein interessantes Thema
methodisches Fundament, das alle wissenschaftlichen Diszipli- darstellt. Jedenfalls beschäftigt mich das seit geraumer Zeit.
nen miteinander verbindet?
Es gibt ein gemeinsames Ethos, das Ethos der kritischen Prü- fiph: Glauben Sie, dass es in der Philosophie Fortschritt gibt?
fung, der Inklusion Aller unabhängig von weltanschaulicher Besonders offenkundige Erkenntnisfortschritte in der Philoso-
oder kultureller Zugehörigkeit, die Erkenntnisorientierung, phie haben in der Vergangenheit häufig zur Etablierung neuer
aber kein gemeinsames methodisches Fundament aller wis- Disziplinen geführt. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlos-
senschaftlichen Disziplinen. sen, wie es scheint. Aber auch in den zentralen Fragen, die der
Philosophie erhalten bleiben, gibt es gelegentlich deutliche
fiph: Sie haben als Kulturstaatsminister Erfahrungen in der Fortschritte.
Regierungspolitik gesammelt. Sollten Philosophen – frei nach
Platon – politische Ämter übernehmen, oder stimmen Sie eher fiph: Haben Sie gegenwärtig Lieblingsphilosoph(inn)en, deren
der Befürchtung Kants zu, dass politische Macht das „freie Ur- Werke Sie besonders gern lesen?
teil der Vernunft“ gefährdet? Wenn ich nicht an eigenen Texten arbeite, lese ich fast aus-
Ich denke, dass es weder der Politik noch der Wissenschaft gut schließlich Klassiker, manche Texte zum fünften oder sechsten
tut, dass diese beiden Sphären fast vollkommen voneinander Mal, wie etwa die Nikomachische Ethik des Aristoteles.
getrennt sind. Personelle Wechsel zwischen diesen beiden
Sphären könnten auf beiden Seiten befruchtend wirken. Wenn
Platon von „Philosophie“ spricht, meint er „Wissenschaft“. Aller- Die Fragen stellte Eike Bohlken.
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Schwerpunktthema: Politische Repräsentation
In der zeitgenössischen Demokratietheorie herrscht die wahre Bilder, über den alten monarchischen und den neu-
Meinung vor, Volkssouveränität sei prinzipiell nicht dar- en demokratischen Souveränitätskörper verstanden wer-
stellbar und die Vorstellung eines politischen Volkskör- den kann. Diese Gegenthese lautet: Am Anfang unserer
pers seit langem verabschiedet. Die Rede vom politischen demokratischen Repräsentationstheorie steht ein „sub-
Körper gilt heute als anachronistisch, die Körperlosigkeit stitutiver Bildakt“ (Horst Bredekamp), der den Königskör-
der Demokratie wird geradezu zum Definitions- und Ab- per durch das kollektive Körperbild ersetzt. Wie ist das zu
grenzungskriterium gegenüber der Monarchie mit ihrem verstehen?
politischen Königskörper: Demokratie beginne überhaupt Zunächst ist darauf zu verweisen, dass das moderne
erst am Ende aller politischen Verkörperungsmechanis- Repräsentationskonzept in der Vorstellung vom politi-
men, demokratische Herrschaft sei gleichbedeutend mit schen Körper des Königs, in der „Metaphysiologie“ der
der „Entkörperung der Macht“ (Claude Lefort). Der „Platz politischen Theologie des Mittelalters wurzelt. In ihrem
des verabschiedeten Volkskörpers“ markiert daher einen Zentrum steht die von Ernst Kantorowicz in „Die zwei Kör-
„vakante[n] Sitz der Souveränität“ (Jürgen Habermas: per des Königs“ ausführlich dargestellte Lehre vom natür-
Philip Manow ist Professor Faktizität und Geltung, Frankfurt a.M. 1992, S. 626). Aber lichen und politischen Körper des Königs, die in der Effigies-
für Politikwissenschaft an der was füllt diese Leerstelle? Welcher „symbolische Körper praxis des Mittelalters, dem Umgang mit Königspup-
Universität Bremen. [tritt] an Stelle eines Volkes, das unauffindbar ist und pen (effigies) oder auch leeren Särgen bei königlichen
nicht dargestellt werden kann“ (Pierre Rosanvallon: Le Bestattungen, ihren nachhaltigsten rituellen Ausdruck
Peuple introuvable. Histoire de la représentation démo- findet. Die Suche nach den Ursprüngen demokratischer
cratique en France, Paris 1998, S. 20)? Repräsentationstheorie kann nun zunächst begriffsge-
Es ist nicht recht vereinbar mit der Behauptung der schichtlich ansetzen: Die hölzerne oder wächserne Puppe,
Bilder- und Körperlosigkeit demokratischer Herrschaft, die in den königlichen Bestattungszeremonien den wirkli-
dass eine neuere Literatur nun jene „Kollektivgespenster“ chen Königskörper ersetzt, wird „Repräsentation“ ge-
zu entdecken beginnt, die seit dem 19. Jahrhundert unse- nannt. Nach zunächst uneinheitlichem Sprachgebrauch
re politische Imagination beherrschen, dass sie die Perso- hat sich dieser Begriff für die Königs-Effigies Ende des 16.
nalisierung politischer Angstfiguren in den europäischen Jahrhunderts in England etabliert. Thomas Hobbes
Massendemokratien im ausgehenden 19. und beginnen- macht die politische Repräsentation in Kapitel XVI. des
den 20. Jahrhundert nachzeichnet (etwa in der neuen Fi- „Leviathan“ zu einem zentralen Element seiner Argumen-
gur der politischen Masse) oder das „Politisch Imaginäre“ tation. Dass er dabei die wichtige zeitgenössische Debat-
in allen seinen unsere politischen Vorstellungswelten be- te um die künstlichen Herrschernachbildungen auf-
herrschenden Facetten zu beschreiben beginnt (etwa in nimmt, belegt nicht zuletzt das Leviathan-Titelbild selbst.
Form der neuen politischen Kollektivgröße der ‚Nation‘). Hobbes formuliert mit ihm schon 1651 einen „Grundge-
In Überschneidung von Literaturwissenschaft, Kunstge- danken der Demokratie“, in dem er alle Bürger zum Teil
schichte und Politikwissenschaft entsteht momentan eine eines lebendigen Bildes macht, dessen „visuelle Präsenz
neue „Politische-Phantasma-Forschung“, die – so mein … gegen den potentiell drohenden Bürgerkrieg“ gestellt
Eindruck – die überfällige Revision der zuletzt nur noch wird (Horst Bredekamp: Theorie des Bildaktes, Frankfurt
gedankenlos kolportierten These von der angeblichen a.M. 2010, S. 195).
Körperlosigkeit und Bilderferne der modernen repräsenta- In der Hobbes-Literatur wird hingegen überwiegend
tiven Demokratie vollzieht. entweder auf die juristische Verwendung des Repräsenta-
Es wird zunehmend bezweifelt, dass sich eine Gesell- tionsbegriffs im Sinne des zu Geschäftsabschlüssen auto-
schaft einfach damit abfinden könne, dass sie keine Vor- risierten Stellvertreters oder auf die für Hobbes ebenfalls
stellung ihrer selbst als politisch verfasster Ordnung be- wichtige Verbindung zum Theater, auf die „Impersonati-
sitzt. In diesem Zusammenhang ist nun nicht nur gegen on“, das heißt auf die Repräsentation einer Person durch
die Hypothese vom demokratischen Ikonoklasmus darauf einen Schauspieler, verwiesen (vgl. Hannah Pitkin: The
zu insistieren, dass auch moderne demokratische Gesell- Concept of Representation, Berkeley 1967). Für das Ver-
schaften selbstverständlich ein Bild ihrer selbst entwic- ständnis von Hobbes' „Leviathan“ und insbesondere für
keln, sich Herrschaftszeichen geben, sich – wie jede Macht sein Konzept der politischen Repräsentation ist jedoch
– ostentativ zeigen. Vielmehr ist sogar das exakte Gegen- die symbolisch-mimetische Repräsentation des Königs-
argument zu vertreten, dass die Entwicklung der moder- körpers zentraler. Der Leviathan als Reflexion „über den
nen demokratischen Repräsentationstheorie überhaupt Moment, in dem der Staat eine künstliche Herrscherfigur
nur vor dem Hintergrund des Streites über falsche und nötig hat“ (Horst Bredekamp: Thomas Hobbes' visuelle
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Schwerpunktthema: Politische Repräsentation
Strategien. Der Leviathan: Urbild des modernen Staates; Werkillu- „Repräsentation genannten Bildnis des Königs“ (Carlo Ginzburg:
strationen und Porträts, Berlin 1999, S. 106), findet für den Mo- Repräsentation. Das Wort, die Vorstellung, der Gegenstand. in:
ment des Übertragungsvorgangs der politischen Funktionen auf ders.: Holzaugen. Über Nähe und Distanz, Berlin 1999, S. 97-119,
einen künstlichen Körper den Begriff der Repräsentation: „In dem hier S. 113). Seine These lautet, dass man in der Folge des Transsub-
Intervall zwischen dem Tod des alten Königs und der Inthronisie- stantiationsdogmas „lernte, die Bilder zu zähmen“, dass „die Angst
rung seines Nachfolgers herrschte die königliche Repräsentation“ vor der Idolatrie allmählich nach[ließ]“, was zur „Rückkehr zur Illu-
(Friedrich Balke: Figuren der Souveränität, München 2009, S. 65). sion in der Bildhauerkunst und Malerei“ (ebd.) führte, und dass dies
Die Theorie demokratischer Repräsentation entwickelt sich aus der schließlich auch in der politischen Theologie und Liturgie des Mit-
(protestantischen) Bilderkritik am „Porträt des Königs“, an der Pra- telalters die bildhafte Repräsentation der Königsidee in den Effi-
xis der königlichen Herrschaftsrepräsentation. Wir sollten es ernst giesfiguren ermöglichte. Diese These wird von der entgegengesetz-
nehmen, dass die zentrale ideologische Auseinandersetzung zwi- ten Entwicklung am Ende dieser Epoche bestätigt: Im Kontext des
schen den Royalisten und den Parlamentariern zu dem Moment, als konfessionellen Bürgerkriegs im 16. und 17. Jahrhundert nahm die
im Englischen Bürgerkrieg erstmals eine Alternative zum mittelal- Angst vor der Idolatrie sprunghaft zu. Der Vorwurf einer götzendie-
terlichen Königtum aufscheint, zwischen der königlichen Rechtfer- nerischen Bildverehrung wird zur stärksten Waffe des Protestantis-
tigungsschrift „Eikon Basilike“ und John Miltons „Eikonoklastes“ mus, zugleich endet die politische Effigies-Praxis abrupt, und die
ausgetragen wird. Wenn die Revolutionäre nach der Hinrichtung ikonoklastische Grundtendenz der Zeit führt zu einem neuen Sieg
des Königs am 30. Januar 1649 das Volk als neue, abstraktere der politischen Abstraktion, wie er uns im Leviathan-Titelbild ent-
politische Souveränitätsfigur installieren, so ist dieser neue Kollek- gegentritt: Die Vorstellung vom politischen Körper löst sich vom
tivakteur ein Resultat der protestantischen Kritik an der königli- König und wird nun übertragen auf ein neues fiktives Kollektivwe-
chen Bilderpraxis, die als „Idol worship“ denunziert wurde. Die Ur- sen. Repräsentation ist nicht mehr eine magische Praxis im Vollzug
sprünge der Demokratie sind also in den Praktiken der Monarchie der königlichen Herrschaftsnachfolge, sondern wird schrittweise zu
zu suchen. einem politischen Autorisierungsvorgang durch ein hoch abstrak-
Schon bei Hugo Grotius taucht der Begriff der Repräsentation tes Gebilde, das Volk oder die Nation, und bekommt damit die Be-
im siebten Kapitel des zweiten Buches von „De Jure Belli et Pacis“ deutung, die uns heute vertraut ist. Den Zeitgenossen ist dieser
bei der Darstellung des französischen Thronfolgereglements auf, Zusammenhang zwischen religiöser und politischer Bilderfeindlich-
dem zufolge die Herrschaft nie innerhalb derselben Generation, keit offenkundig.
sondern nur an den männlichen Nachkommen der nächsten Gene- Die bis zu Jakob I. reichende Praxis der königlichen Scheinlei-
ration vererbt wurde. Eben diese Bestimmung, das Eintreten des ber bei den Begräbniszeremonien, die aufwändige Restauration
Sohnes für den verstorbenen Vater, die stellvertretende Nachfolge, der alten hölzernen und wächsernen Königspuppen der Westmin-
mache das „repräsentative“ Moment aus. Der herrschende König ster Abbey 1607, schließlich die Kontroverse um die Idolisierung
hatte dabei keinerlei Recht zum Mitentscheid. Hatte er keinen Charles I. nach seiner Hinrichtung – alles vor dem Hintergrund des
männlichen Nachfolger, ging man in der dynastischen Linie zu- blutigen konfessionellen Konflikts um die Realpräsenz Christi in
nächst wieder zurück, um dann in der nächsten Nebenlinie nach Brot und Wein –; es ist schwer vorstellbar, dass Hobbes bei der Ver-
dem Kronprinzen zu suchen. So sollte garantiert werden, dass es wendung des Repräsentationsbegriffs nicht auch jene Debatten
immer einen und nur einen Thronfolger gab. Entscheidend war mit erinnert, die um den Herrscher als Effigies und Idolfigur kreisen
nicht die größte Nähe zum vorigen Throninhaber, sondern die und jene andere fundamentale Debatte reflektieren: die um die
korrekte Repräsentation desselben. Eine solche „repräsentative“ Repräsentation oder Präsenz Christi im Abendmahl. Das Argument
Nachfolgeregel ist von zentraler Bedeutung, um die Gesellschaft würde hier also lauten, dass die protestantische Kritik an der katho-
vor dem Rückfall in den Bürgerkrieg zwischen den um die Herr- lischen Idolreligion auch ein Sakralkönigtum treffen musste, des-
schaft konkurrierenden Parteien zu schützen. In den monarchi- sen Herrschaftspraxis ganz zentral auf die repräsentative Herr-
schen Begräbniszeremonien greifen die symbolische Darstellung scherdarstellung setzte. Schon im Zuge der vehementen, religiös
des politischen Königskörpers und die Regelung der monarchi- fundierten Bilderkritik an der Darstellung des Königskörpers ver-
schen Nachfolge ineinander. Die Königspuppe symbolisiert den schwindet die Praxis der Königseffigies, und erstmals tritt eine
Machtübergang auf den repräsentativen Nachfolger. neue imaginäre politische Gestalt – ein artificiall man – auf die
Über die Rekonstruktion dieses historischen Zusammenhangs Bühne des politischen Geschehens. Das Leviathan-Titelbild zeigt
zwischen Königsabbild und Sukzessionsprinzip kommen wir auch sie uns. In unserem Urteil vom politischen Ikonoklasmus der Demo-
zur Ablösung der monarchischen Repräsentation durch die neue, kratie schwingt noch die protestantische Polemik gegen das katho-
demokratische Ordnung und zu dem Bilderstreit, der diesem Ablö- lische Sakralkönigtum mit, aber sie markiert doch überwiegend ein
sungsprozess zugrunde liegt. Zunächst können wir danach fragen, ideologisches Wunschdenken: Denn wir haben nur einen Herr-
wann und warum die Praxis der königlichen Scheinleiber erstmals schaftskörper durch einen anderen ersetzt.
auftritt und wann und warum sie wieder verschwindet. Carlo Ginz-
burg sieht für den Entstehungskontext der politischen Theologie
des Mittelalters einen Zusammenhang zwischen einer abnehmen-
den „Angst vor der Idolatrie“ durch das Dogma der Transsubstan-
tiation (1215), das er als „außergewöhnlichen Sieg der Abstrakti- Lesetipp: Philip Manow: Im Schatten des Königs.
on“ wertet, und dem Entstehen einer politischen Praxis, die zu ei- Die politische Anatomie demokratischer Repräsentation,
nem „konkreten Symbol der Abstraktion des Staates“ führt: dem Frankfurt a.M. 2008.
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fiph Ausblick
fiph Ausblick
Rin gvo r l e su ng Lektürekolloquium vortragsreihe
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fiph Ausblick
werden kann. In der zeitgenössischen Biolo- vers diskutiert. Auch dieser Aspekt soll Ö ff ent liche
gie wird das phylogenetische Artkonzept nicht ausgelassen werden. Vo rlesung
zunehmend durch ein evolutionäres Artkon-
zept abgelöst. Eine Art definiert sich dem- 05.07.2011 Prof. Dr. Karen Joisten: „Wi-
nach über ihr Potenzial zur weiteren Evoluti- der die Geschichtenvergessenheit. Zu Globale Ethik
on. Könnte insofern aus der Verantwortung Wilhelm Schapps ‚Philosophie der Ge-
für den Erhalt einer Art auch eine Verant- schichten‘“. In dem zweiten Band seiner Vom 11. Mai bis zum 06. Juli 2011 werden
wortung für ihre möglichen Zukünfte fol- Geschichtentrilogie, der überschrieben ist Jürgen Manemann und Eike Bohlken
gen? Und wie ließe sich eine solche evolutio- mit „Philosophie der Geschichten”, unter- mittwochs von 19:30 bis 21:00 Uhr im
näre Verantwortung begründen? nimmt Schapp den groß angelegten Ver- Vortragsraum des fiph eine Vorlesung zur
such einer Destruktion der abendländi- Globalen Ethik halten.
28.06.2011 Dr. Yoko Arisaka: „Nishidas schen Geschichtenvergessenheit. Beson-
Wie kann in einer von Konflikten geprägten
Philosophie der Erfahrung: Eine Einfüh- dere Aufmerksamkeit schenkt er dabei
Weltgesellschaft ein (zwischen)menschli-
rung in die moderne japanische Philoso- nicht nur dem inneren Zusammenhang
ches Zusammenleben gewährleistet wer-
phie“. In diesem Vortrag werden einige von „Welt und Geschichten“ bei Platon,
den? Der These vom unvermeidlichen
Schlüsselideen des „Vaters der modernen Descartes und Kant, sondern auch dem
„Kampf der Kulturen“ stehen verschiedene
japanischen Philosophie“, Kitaro Nishida Weg von Homers Allgeschichte über die Modelle einer interkulturellen oder globalen
(1870-1945), vorgestellt. Unter dem Ein- Sachverhalte der antiken Wissenschaft bis Ethik entgegen, in denen Forderungen nach
fluss westlicher Philosophen wie James, hin zum „Sachverhalt der modernen Wis- einem „Weltethos“, einer „Weltkultur“ oder
Hegel und Marx, aber auch mit Bezügen senschaft“. Ziel dieser Destruktion ist es, einer „interkulturellen Sittlichkeit“ erhoben
auf den Buddhismus entwickelte Nishida wieder zu den „Urgebilden“ und „Urphäno- werden. Wie kann eine globale Ethik als
seine eigene Philosophie der Erfahrung so- menen“ der Geschichten vordringen zu Maßstab einer globalen Politik aussehen?
wie eine metaphysische Theorie des „abso- können, in die der Mensch konstitutionell Darüber soll in der Vorlesung nachgedacht
luten Nichts“. Seine politische Theorie der verstrickt ist. und diskutiert werden.
Weltgeschichte, die während der Zeit des
japanischen Imperialismus in den 1940er Ort: Vortragsraum des fiph, Gerberstraße 26, Ort: Vortragsraum des fiph, Gerberstraße 26,
Jahren entstand, wird heute sehr kontro- 30169 Hannover, Eintritt frei 30169 Hannover, Eintritt frei
Porträt
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B u c hp r ä s e ntation
Die Verantwortung
der Eliten
Am Dienstag, den 17. Mai, von 18:00
bis19:30 Uhr wird fiph-Mitarbeiter Eike
Bohlken sein neues Buch „Die Verantwor-
tung der Eliten. Eine Theorie der Gemein-
wohlpflichten“ am Institut präsentieren.
Volker Drell stellte ihm vorab einige Fragen:
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fiph Ausblick
Meisterkurs kong, Louvain-la-Neuve, San José, New scheiden ist, lässt sich weder aus Eigenem
York, Prag, Rom, Rotterdam und Wien. Bern- herleiten, noch in ein Ganzes integrieren.
Antwort auf das hard Waldenfels gilt als einer der wich-
tigsten Vertreter der Phänomenologie in
Autonomie des Subjekts und Universalan-
spruch der Vernunft stoßen an ihre Grenze,
Fremde. Grundzüge Deutschland. Seine Arbeitsschwerpunkte wenn sich etwas so zeigt, dass es sich un-
sind: Phänomenologie und neuere franzö- serem Zugriff entzieht. Die stetige Beunru-
einer responsiven sische Philosophie sowie spezielle Themen higung, die davon ausgeht, provoziert An-
Phänomenologie wie Lebenswelt, Leiblichkeit, Fremdheit, Re-
sponsivität, Bild, Phänomenotechnik, Ort
eignung und Abwehr. Die responsive Phä-
nomenologie sucht indessen nach einer
und Raum. kreativen Form des Antwortens, die sich
Philosophischer Meisterkurs mit
Veröffentlichungen in Auswahl: Phänomeno- den überraschenden Ansprüchen des Frem-
Prof. Dr. Bernhard Waldenfels (Bochum)
logie in Frankreich (1983); Ordnung im Zwie- den aussetzt. Dies betrifft Umbrüche im
vom 19. bis 23. September 2011
licht (1987); Der Stachel des Fremden (1990, persönlichen Leben wie auch Erfindungen,
in der Evangelischen Bildungsstätte
³1998); Antwortregister (1994); Deutsch- Revolutionen und kulturelle Neuerungen.
auf Schwanenwerder, Berlin.
Französische Gedankengänge (1995); Topo- Dabei verteilt sich das Fremde auf verschie-
graphie des Fremden (1997); Das leibliche dene Dimensionen. Wir erfahren es am ei-
Selbst (2000); Bruchlinien der Erfahrung genen Leib, im Unbewussten, im Körperge-
(2002); Phänomenologie der Aufmerksam- schehen. Es begegnet uns im Angesicht des
keit (2004); Idiome des Denkens (2005); Anderen, im fremden Blick und in der frem-
Grundmotive einer Phänomenologie des Frem- den Stimme. Als Außerordentliches beglei-
den (2006); Schattenrisse der Moral (2006); tet es jede Ordnung wie ein Schatten. Es
Philosophisches Tagebuch (2008); Ortsver- bildet ein Bezugs- und Konfliktfeld zwi-
schiebungen, Zeitverschiebungen (2009); schen Geschlechtern, Sprachen und Kul-
Sinne und Künste im Wechselspiel (2010). turen. Fremde begegnen uns als Gast auf
der Schwelle, als Feind vom anderen Ufer.
Das Thema: Im Mittelpunkt des Kurses ste- Barbaren, Ungläubige und Wilde, Emigran-
hen Fragen wie: Auf welche Weise und un- ten und Asylanten gehören zur Politik des
Bernhard Waldenfels ist Professor emeritus für ter welchen Voraussetzungen begegnet Fremden. Fremdes, das Tag für Tag auf-
Philosophie an der Universität Bochum. uns das Fremde? Welche Ansprüche gehen taucht, wenn uns etwas auffällt oder ein-
von ihm aus? Wie verkörpert es sich? Diese fällt, gipfelt schließlich in der Aufmerksam-
Der Meister: Bernhard Waldenfels, geb. Fragen werden aus der Sicht einer respon- keit. Die Aufmerksamkeit, die wir schenken,
1934, ist Professor emeritus für Philoso- siven Phänomenologie erörtert. Radikal berührt sich mit der Achtung, die wir Ande-
phie an der Ruhr-Universität Bochum und Fremdes, das von allem relativ Unbekann- ren schulden. Hier entspringt eine respon-
lehrte als Gastprofessor in Debrecen, Hong- ten und Unverständlichen wohl zu unter- ➤ Fortsetzung S. 13
n e u e r s c h e in u n g
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Hannover
Philosophie
fiph ausblick
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Forschungs
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pro & contra
pro&contra
Wenn von Helden die Rede ist, wird gerne der selbst wenig helden- Schlachtenlärm, sondern um Mut und Leidensbereitschaft, die hier
hafte Brecht zitiert: Als bekannt wird, dass Galilei sich den Forde- mit dem Eintreten für die Wahrheit verbunden sind. Unglücklich
rungen der päpstlichen Kurie gebeugt und widerrufen hat, ruft der das Land, in dem es Mut und Leidensbereitschaft braucht, um für
enttäuschte Andrea aus: „Unglücklich das Land, das keine Helden die Wahrheit oder ethische Werte einzutreten. Aber dieses Un-
hat.“ Galilei selbst akzentuiert sein Entscheidungsdilemma etwas glück wird nicht durch den Verzicht auf Heldentum, sondern durch
anders: „Unglücklich das Land, das Helden nötig hat.“ Diese Fest- dessen massenhaftes Auftreten überwunden. Nach der friedlichen
stellung wird gerne zitiert, wenn man etwas gegen das Erfordernis Revolution in der DDR war von der „Heldenstadt“ Leipzig die Rede,
von Helden sagen will. Aber so ist sie eigentlich nicht zu verstehen. weil die Menschen dort bei den Montagsdemonstrationen die
Gegen Andrea besteht Galilei darauf, dass das Unglück eines Lan- Angst überwunden hatten, die ihnen vom Regime eingebleut wor-
des nicht im Fehlen, sondern im Erfordernis von Helden liegt. Doch den war. Und weil das nicht nur ein paar Wenige, sondern Viele und
das Unglück, auf Helden angewiesen zu sein, lässt sich nicht da- schließlich immer mehr taten, ist es ihnen gelungen, das Regime
durch aus der Welt schaffen, dass man der Bewältigung schwie- ohne Gewaltanwendung zu Fall zu bringen. Das Glück der Selbst-
riger Konstellationen die Helden verweigert. Keiner hat das besser befreiung wäre ohne den Mut und die Leidensbereitschaft dieser
gewusst als Brecht. Freilich hat er auch gewusst, dass er selber zum Menschen nicht eingetreten.
Helden nicht taugte. Deswegen hat er sich mit Galilei identifiziert. Heldentum ist eine außergewöhnliche Disposition, und sie soll
Politische Konstellationen und Herausforderungen folgen nicht auch nicht alltäglich werden. Alltäglich ist der Austausch von
unbedingt den Imperativen der Glücksgarantie für ein bestimmtes Äquivalenten, bei dem die Tauschenden ihren jeweiligen Vorteil
Land. Man muss gerüstet sein, auch weniger glückliche Konstellati- im Auge haben. Heldentum dagegen beruht nicht auf Tausch-,
onen bewältigen zu können – und dafür braucht man mitunter sondern auf Opferbereitschaft, insofern hier mit dem eigenen Le-
Helden. Helden sind also zu definieren als die Unglücksbewälti- ben etwas eingesetzt wird, wofür es kein Äquivalent gibt. Helden-
gungsreserve eines Landes. Man muss sich mit ihnen nicht brüsten tum ist die Bereitschaft, etwas einzusetzen, das buchstäblich unbe-
oder gar gegenüber Anderen hervortun. Aber man ist gut dran, zahlbar ist. Dies kann auch in Situationen erforderlich sein, in de-
wenn man in Situationen, wo es der Helden bedarf, auf diese zu- nen das Leben Einzelner oder Mehrerer in großer Gefahr ist. Glück-
rückgreifen kann. lich das Land, das in solchen Situationen auf die Bereitschaft Ein-
In der Vergangenheit ist das Bild des Helden vor allem durch das zelner zum Heldentum bauen kann.
Kriegsgeschehen geprägt worden. Aber das ist keineswegs zwin-
gend. In Brechts „Galileo Galilei" geht es in dem Disput über Un-
glück und Heldentum bekanntlich nicht um Kriegsruhm und
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pro & contra
Die mediale Inszenierung von Politik und Ökonomie scheint auf Mensch „opfern“! Die demokratische Gesellschaft – vorausgesetzt,
Helden nicht verzichten zu können. Was aber macht Heroen so at- sie kommt mit der Pluralität ihrer Mitglieder zurecht und affirmiert
traktiv, dass sie immer wieder aus der Mottenkiste hervorgeholt diese eventuell um ihrer selbst willen – verlangt nicht nach der Ex-
werden, in die sie von Aufklärung, Liberalisierung und Gleichbe- klusivität einer Heldenkaste, die von „den anderen“ vergöttert wird.
rechtigung verbannt worden waren? Der Mythos des Helden speist Die demokratische Gesellschaft sollte sich um die Inklusion aller,
sich aus seinen herausragenden, nicht-alltäglichen, „titanischen“ und zwar in ihrer jeweiligen Besonderheit, bemühen. Das mag zwar
Taten. Im Kern besteht seine Rolle in der mutigen Opferbereit- wenig glamourös klingen, muss aber nicht unspannend sein: Der
schaft für das Kollektiv. Welches Opfer jedoch sollte eine moderne Umgang mit Besonderheiten von Individuen und Gruppen kann
demokratische Gesellschaft von Helden verlangen können, das sich mitunter via Streit, Dissens, ja, durchaus in Kämpfen ausdrü-
„wir“ tatsächlich bräuchten? cken. Entscheidend ist dabei, dass diese Auseinandersetzungen
Das Problematische am Opfergedanken ist nicht nur sein Hang zur weder von Siegertypen dominiert noch durch deren glorreiche Ta-
Märtyreridee, die eine merkwürdige Teilung der Gesellschaft in ten – und damit „von oben“ – legitimiert werden müssen, um als
eine ruhmreiche und ehrwürdige Elite und eine mittelmäßige Mas- wert- und verdienstvoll zu gelten.
se zur Folge hat. Selbst Wendungen wie „stille Helden“, „Helden der Heldenskepsis zieht immer den Verdacht des Neids auf sich. Das
Arbeit“ oder gar „Helden der Liebe“ können die dem Opfergedan- mag Richard Rortys Auffassung, dass die Demokratie eher fade und
ken inhärente, unheilvolle Dichotomie, durch die die einen zu Akti- unheroische Charaktere hervorbringe, geschuldet sein. Jedoch hat
onismus, die anderen zu Anbetung verurteilt werden, nicht aufbre- er sicherlich Recht damit, dass dieser Preis letztlich angemessen für
chen. Es ist ein Irrglaube, dass Helden durch ihre außergewöhn- die politische Freiheit innerhalb liberaler Demokratien ist. Was wir
lichen Handlungen erst heroisiert würden. Genau anders herum also vielmehr brauchen, sind Rebellen des Alltags, egal ob hero-
verhält es sich – und darin liegt eine Gefahr des Opfergedankens ischen oder durchschnittlichen Charakters. Menschen, die sich im-
für die Demokratie: dass Wert und Berechtigung eines (vermeint- mer wieder einmischen in politische und gesellschaftliche Prozesse,
lichen) Opfers durch Tat und Aura des Helden verschleiert und der weil sie sich bewusst darüber sind, dass demokratische Freiheit kei-
kritischen Reflexion entzogen werden. Gewinnertypen müssen sich ne Kampftrophäe ist, sondern in unzähligen und vielerorts unspek-
nicht rechtfertigen. Und Heroen sind nun einmal per definitionem takulären Aktionen stets aufs Neue zu erringen und zu bewahren
keine Verlierer. Diese Heldenlogik, die sich nicht zuletzt auch nach ist.
wie vor in für das Geschlechterverhältnis blamablen Stereotypen
niederschlägt, verträgt sich nicht mit den Gleichheits- und Partizi-
pationspostulaten moderner Demokratien. Für sie muss sich kein
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fiph Rückblick
fiph Rückblick
Vortrag
Ethik zwischen
den Kulturen
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fiph Rückblick
a.M.), Volker Drell (Hannover), Bernhard Veranstaltungen durchgeführt wurde, bot mische Herangehensweise noch gesteigert
Emunds (Frankfurt a.M.), Marianne Heimbach- genau für diese Fragen Raum zum Nachden- werden. Die einzelnen Veranstaltungen er-
Steins (Münster), Andreas Hetzel (Darmstadt/ ken und zur Diskussion miteinander. Damit hielten ihren Charme durch die individuelle
Hannover), Friedhelm Hengsbach (Ludwigsha- ging es zu den Anfängen der Philosophie Herangehensweise des jeweiligen Modera-
fen), Harry Jablonowski (Hannover), Marie- zurück, zum Staunen und Fragenstellen. tors, aber auch durch die aufgeschlossene
Christine Kajeweski (Hannover), Stefan Eine Frage, die allen vier Veranstaltungen und schnell miteinander vertraut gewor-
Leibold (Münster), Jürgen Manemann (Hanno- übergeordnet war, interessierte besonders: dene Teilnehmerrunde.
ver), Wolfgang Marhold (Münster), Andreas Was bedeutet das eigentlich alles? Ist Maxi- Insgesamt war das Philosophische Café
Mayert (Hannover) Matthias Möhring-Hesse mierung von Lust ein erstrebenswertes Ziel? auch deswegen ein Erfolg, weil andere Men-
(Vechta), Wolf-Gero Reichert (Frankfurt a.M.), Was interessiert die Philosophen an dem schen für das philosophische Denken be-
Franz Segbers (Marburg), Wolf von Nordheim Begriff der Arbeit? Gibt es überhaupt ein geistert und die philosophischen Gedanken
(Hannover), Thomas Wagner (Frankfurt a.M.), reines Glück? Sollen wir unentwegt an den zu den Menschen gebracht werden konnten.
Gerhard Wegner (Hannover). Tod denken? Das Moderatorenteam hat viele interessan-
Zur Beruhigung: Keine dieser und der vielen te Erfahrungen gemacht, neue Denkimpulse
anderen Fragen, die uns über den Weg lie- erhalten und letztlich von den Teilnehmern
Philosophisches Café fen, konnten in den Räumen des Masa bzw. gelernt, die Philosophie durch ihre Augen zu
des Maestro abschließend beantwortet wer- sehen. Da es noch viele Fragen gibt, steht
den. Trotzdem war die Neugier bei den Teil- bereits fest, dass es eine Fortsetzung im
Ein Ort des kreativen nehmern groß, und jede Veranstaltung nächsten Wintersemester geben wird.
brachte interessante Gedanken, die nach-
und freien Denkens wirkten. Im Philosophischen Café haben wir Mandy Dröscher studiert Philosophie
die Ruhe des Schreibens genutzt, um die an der Universität Hannover und ist
Von November bis Februar erprobte das Konzentration der Teilnehmer, die nicht nur Mitorganisatorin des Philosophischen Cafés.
fiph im Wintersemester 2010/11 jeden passive Zuhörer, sondern aktive Mitgestalter
zweiten Montag im Monat ein neues waren, zu bündeln und die Empfindsamkeit
Veranstaltungsformat. Im Philosophischen für das Thema zu fördern. Bilder, Musik, Zi-
Café, das für die vier Moderatoren Eike tate, kleine Texte, Geschichten und nicht zu-
Bohlken, Volker Drell, Mandy Dröscher und letzt eine inspirierende Café-Atmosphäre
Jürgen Manemann ein interessantes förderten das eigenständige Denken und
Experiment bedeutete, erlebten die brachten die philosophischen Themen nä-
Teilnehmer, dass komplexe Inhalte und her an die Lebenswelt. „Luströllchen“ (kleine
anschauliche Vermittlung sich nicht mit Schleifen versehene Textrollen zum
ausschließen. Thema „Was ist Lust?“), Schokolade und
Glückskekse zeigten, dass man auch augen-
Jeder Mensch kann philosophieren, weil die zwinkernd Philosophie betreiben kann. Die
existenziellen Fragen des Lebens jeden Ernsthaftigkeit, die jedes der Themen ver-
Menschen betreffen. Das Philosophische dient hat, ging trotz aller Kreativität nicht Beiwerk oder Bedingungsgüter? Die Tischdekoration
Café, das vom fiph zum ersten Mal mit vier verloren und konnte über die unakade- zum Thema „Was ist Glück?“.
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fiph Rückblick
abnehmende Haltbarkeit von Traditionen Nichtwissens, die in der Mitte zwischen radi- in Frage zu stellen. Das weist sie als selbst-
angesichts beschleunigter Entscheidungen kaler Skepsis und naivem Fortschrittsopti- reflexive Disziplin aus. In diesem besonde-
und das Fehlen einer stabilen Zivilreligion mismus den nie vollständig begrifflich zu ren Sinn zu fragen, bedeutet daher immer
lieferten sowohl Erklärungen für die gegen- fassenden Eigensinn des Ethischen würdige. schon philosophieren. Eben deshalb heißt
wärtige Situation als auch Hinweise, wie Beiträge aus dem Publikum wiesen teils er- zu philosophieren, das Fragen zu lernen.
diese bewältigt werden könne. Lebhaft dis- gänzend, teils kritisch auf die Probleme Doch wonach genau fragen beispielsweise
kutiert wurde das auch gegen die Diskurs- eines Handelns trotz vorhandenen Wissens die Mitarbeiter/innen und Fellows des fiph,
theorie gerichtete Lob eines politischen und eines Nicht-Wissen-Wollens hin. und wie sieht Philosophie als Wissenschaft
Dezisionismus, der es den in Abstimmungen dort aus? Manemann setzte in seiner Ant-
Unterlegenen nicht mehr zumute, die Posi- wort bei der 2010 erschienenen kritischen
tion der Mehrheit als vernünftig akzeptie- D is k ussio ns- Stellungnahme des fiph zum Thema „Kir-
ren zu müssen. che – Kernenergie – Klimawandel“ an, in
v e r anstalt ung der die akute Problematik der Legitimation
18.01.2011 Karen Joisten gab eine Einfüh- der Kernenergie auf die philosophische
rung in die „Geschichtenphilosophie“ Wil-
helm Schapps (1884-1965) als einer ur-
Was ist das eigentlich – Grundfrage danach, wie wir zusammenle-
ben sollen, bezogen und vor deren Hinter-
sprünglichen Hermeneutik, die das In-Ge- Philosophie? grund diskutiert wird. Zentral für die the-
schichten-verstrickt-Sein des Menschen als matische Ausrichtung des fiph sei die Frage
Urphänomen und eigentlichen Horizont Am 16. März 2011 war der Kurs „Werte nach Gerechtigkeit. Die Ergebnisse der For-
des Menschen begreift. Das Wahre sei nur und Normen” der elften Klasse des schungen werden nicht nur in der Fachphi-
im lebendigen Zusammenhang erlebter Eichsfeld Gymnasiums Duderstadt von losophie vertreten, sondern auch in die
und tradierter Geschichten aufzufinden. Dr. Guntram Czauderna am fiph zu Gast. breite Öffentlichkeit hineingetragen.
Der Mensch könne nicht aus dem Horizont, Jürgen Manemann und René Böse Die Relevanz der Philosophie schien auch
dem Sinnzusammenhang seiner Geschich- sprachen mit Schülerinnen und Schülern den Schülerinnen und Schülern damit au-
ten heraustreten, sich der Verstrickung in über die Philosophie sowie über das ßer Frage. Würden sie jedoch Philosophie
dieselben nie vollständig entziehen. Mög- Philosophiestudium. Ein Einblick in die selbst wissenschaftlich betreiben wollen?
lich seien lediglich Selbstprüfung und Selbst- wissenschaftlich-philosophische Arbeit Auf diese Frage machte sich ein Schmun-
besinnung, die auf das Erkennen von Mu- am fiph sollte die Lust an der Auseinan- zeln breit – wohl eher nicht. René Böse, Stu-
stern der eigenen Erzählungen führten. Es dersetzung mit philosophischen Themen dent der Philosophie an der Universität
komme darauf an, handelnd und sprechend befördern. Magdeburg und Praktikant am fiph, erläu-
den eigenen Lebensfaden zu spinnen. In terte dennoch den Ablauf des Studiums
der Diskussion, in der sich auch Schapps „Was ist das – die Philosophie?” Mit diesen und mögliche Berufsaussichten. Ob die
Sohn, der Rechtswissenschaftler Jan Schapp, von Martin Heidegger entlehnten Worten Hinweise auf den inhaltlichen Reichtum
zu Wort meldete, ging es einerseits um die eröffnete Jürgen Manemann das Zusam- der Philosophie und auf das Interesse be-
Frage der Autonomie gegenüber Erzäh- mentreffen mit Schülerinnen und Schülern stimmter Wirtschaftszweige an philoso-
lungen, etwa um die Möglichkeit, mit Tradi- der gymnasialen Oberstufe des Eichsfeld phisch geschulten Köpfen den einen oder
tionen zu brechen oder sich selbst neu zu Gymnasiums Duderstadt und ihrem Lehrer, die andere doch noch zu einem Philoso-
erfinden, andererseits um das Verhältnis Dr. Guntram Czauderna. Jede Frage stellt phiestudium verleiten konnten, wird sich
von Geschichten und Sachverhalten. auf einen bestimmten Weg und führt zu ei- erst noch herausstellen müssen. Was sie je-
ner entsprechenden Antwort, das wurde doch auf jeden Fall mitnehmen, ließen die
08.02.2011 Andreas Hetzel sprach im Rah- den Schülern/innen schnell klar. Es ist der Schüler wissen: Richtig zu fragen und hierin
men seines Projekts zur Biodiversität über besondere Sinn der Philosophie, Fragen zu ehrlich zu sein, das sei von nicht zu unter-
die „moralische Signifikanz des Nichtwis- stellen und auch sich selbst immer wieder schätzendem Wert.
sens“. Im Hinblick auf unser Verhältnis zur
Natur verweise der Begriff des Nichtwissens
auf unbekannte Nebenwirkungen und Ri-
siken der Versuche, die Natur zu beherr-
schen. Wissenschaftstheoretisch offenbare
die Vermehrung unserer Kenntnisse immer
neue Lücken und lasse eine umfassende
oder gar vollständige Theorie der Natur in
weite Ferne rücken. In ethischer Hinsicht
führe die Reflexion auf das, was wir nicht
wissen und wahrscheinlich niemals wissen
werden, auf Lücken im Bereich der deskrip-
tiven Ethik, die, so Hetzels These, auch die
Möglichkeit einer gesetzartigen Begrün-
dung des moralisch Richtigen in Frage stel- Guntram Czauderna, René Böse und Jürgen Manemann im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern
len. Notwendig sei daher eine Ethik des des Eichsfeld Gymnasiums Duderstadt.
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Schwerpunktthema: Politische Repräsentation
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Schwerpunktthema: Politische Repräsentation
ihrer ‚Wiederwahl’ selbst bestimmen“ (a.a.O, S. 82). Über politische Der radikaldemokratische Diskurs fordert die Ausweitung von
Repräsentation bilde und immunisiere sich ein elitärer Apparat, direktdemokratischen Entscheidungsprozessen auf allen gesell-
der dem Gesetz der Selbsterhaltung und eigenen Interessen folge. schaftlichen Ebenen. Dies bedeutet allerdings nicht, dass eine
Weiterentwickelt und systematisiert wird dieses für den radi- radikale Demokratie auf Elemente politischer Repräsentation
kaldemokratischen Diskurs zentrale Argument von Pierre Bourdieu. verzichten müsste. Nur um den Preis einer Überforderung der
Gemäß der herkömmlichen Theorie politischer Repräsentation Individuen ließen sich alle Bereiche einer ausdifferenzierten und
„scheint die Gruppe den zu erschaffen, der an ihrer statt und in überkomplexen Gesellschaft direktdemokratisch steuern. Reprä-
ihrem Namen ... handelt“. In Wirklichkeit aber sei es „kaum minder sentation schafft neben Entfremdung auch Entlastung und plura-
richtig zu sagen, daß es der Sprecher, der Wortführer ist, der die lisiert, wie schon Locke, Madison und Paine wussten, die Souve-
Gruppe erschafft“ (Pierre Bourdieu: Delegation und politischer ränität des Volkes.
Fetischismus, in: ders.: Rede und Antwort, Frankfurt a.M. 1992, Vielleicht sollte das Verhältnis von direktdemokratischen und
S. 174-192, hier S. 174/175). Bourdieu geht davon aus, dass sich repräsentativen Elementen in der Form einer Aporie konstruiert
politische Gruppen über die Benennung eines Vertreters bilden. werden, die es nicht aufzulösen, sondern auszuhalten gilt. Aus der
Durch den Akt der Repräsentation wird die vertretene Gruppe in Sicht radikaldemokratischer Positionen ist das politische Feld mehr-
einer Art „Urzirkel“ ebenso geschaffen wie der Repräsentant, der fach aporetisch gebrochen. Idee und Wirklichkeit moderner Politik
einzig deshalb existiert, weil er die Gruppe repräsentiert. Die sind gefangen zwischen den konfligierenden Ansprüchen von Insti-
unverbundenen und politisch anteilslosen Individuen können sich tution und offener Gestaltung (Instituierung), Utopie und Realis-
nur dadurch zu einer politisch signifikanten Gruppe verbinden und mus, liberaler und demokratischer Tradition, Vernunft und Leiden-
mit einer Stimme sprechen, dass sie das Recht auf das Erheben der schaft, Universalismus und Partikularismus und, so ließe sich ergän-
Stimme delegieren. Dieser Prozess hat aber den hohen Preis einer zen, direkten und repräsentativen Formen der Demokratie. Als
politischen Entfremdung. Diese dem Politischen innewohnende radikal erwiese sich der Anspruch des Diskurses der radikalen
Aporie werde in der repräsentativen Demokratie durch einen Demokratie nur dann, wenn es ihm gelänge, diese Aporien nicht in
Fetischismus kompensiert, durch ein „Mysterium des ministeriums“: einem wie auch immer gearteten Versöhnungshorizont aufzulösen,
Dem Mandatsträger werde ein Wert zugesprochen, der als dessen sondern als unendliche Aufgabe zu begreifen und zu gestalten.
persönliche Eigenschaft erscheint, wobei nicht gesehen wird, dass
ihm dieser Wert erst von der Gruppe geschenkt wurde. Reprä-
sentation führt daher auch für Bourdieu notwendig in eine sich Lesetipp: Oliver Flügel/Reinhard Heil/Andreas Hetzel (Hg.): Die
selbst immunisierende Bürokratie sowie zur Erzeugung charisma- Rückkehr des Politischen. Demokratietheorien der Gegenwart,
tischer Herrschaft. Darmstadt 2004.
Trotz dieses gegenüber repräsentativen Verfahren skeptischen
Tenors wäre es vorschnell, die Forderung nach einer Radikalisierung
von Demokratisierungsprozessen mit einem ausschließlichen Plä-
doyer für Formen direkter Demokratie gleichzusetzen. Vielleicht
lässt sich, so meine Vermutung, aus Bourdieus Argumenten eine
repräsentationsaffine Ergänzung oder gar Korrektur des radikal-
demokratischen Diskurses gewinnen. Diese Korrektur könnte die
von Lefort, Laclau und Mouffe favorisierte „agonistische“ Erklärung
der Formierung politischer Gruppen betreffen: Erst die Kämpfe
unterschiedlicher Akteure gegen einen gemeinsamen Gegner
„artikulieren“ aus der Sicht von Laclau und Mouffe deren Forde-
rungen und formen somit ein politisches Wir. Erst der Gegner stiftet,
als ausgeschlossener Dritter, eine Äquivalenz partikularer Forde-
rungen. Mit dem Hinweis, dass die Auseinandersetzung mit dem
Gegner in einem symbolischen Universum stattfinde und dass der
Gegner insofern vom physisch zu vernichtenden Feind zu unter-
scheiden sei, versuchen Laclau und Mouffe ihren Agonismus vom
Antagonismus Carl Schmitts abzuheben, vermögen aber den Über-
gang ins Symbolische nicht wirklich zu erklären.
Zu fragen wäre an dieser Stelle, ob der von Bourdieu freigeleg-
te „Urzirkel der Repräsentation“ nicht ein differenzierteres Modell
der Entstehung kollektiver politischer Akteure darstellt. Für
Bourdieu formieren sich Gruppen nicht primär gegen einen aus-
geschlossenen Dritten, sondern über einen Akt der Delegation an
einen eingeschlossenen Dritten. Solche Verfahren der Repräsen-
tation, mittels derer sich eine Gruppe noch vor der Konfrontation
mit dem gemeinsamen Gegner konstituiert, scheinen genau den
Übergang ins Symbolische, d.h. den Übergang vom Antagonismus
zum Agonismus, gewährleisten zu können, den Laclau und Mouffe
nur postulieren.
j o u r n a l fiph 25
Schwerpunktthema: Politische Repräsentation
Unabhängig von der jeweiligen Regierungsform stehen die sich dem liberalen demokratischen Verfassungsstaat mit
Inhaber der politischen Macht in einem repräsentationalen seinem allgemeinen und freien Wahlrecht und seiner Tei-
Verhältnis zum Gemeinwesen. Als Gegenstand der Reprä- lung der Gewalten – einem Theorie- und Gesellschaftsrah-
sentation können dabei einerseits abstrakte Größen – der men, der auf eine Identifikation der Bürger mit den staat-
Staat, die Souveränität oder das allgemeine Interesse lichen Institutionen und auf ein entsprechendes politisches
(Gemeinwohl) – gesehen werden, andererseits Personen- Engagement für das Gemeinwesen hofft, dieses aber durch
gruppen bis hin zur Menge aller Bürger oder der gesamten starke Abwehrrechte gegen den Staat in deren Belieben
Wohnbevölkerung. In modernen Demokratien scheinen sich stellt. Die Vielfalt der Repräsentationsmöglichkeiten und
diese Repräsentationsverhältnisse allerdings zu verflüch- die verfassungsmäßig gesicherte politische Freiheit stehen
tigen: Der Widerstreit vieler Gruppen mit zum Teil stark di- jedoch einer zentralen, als allgemein verbindlich akzep-
vergierenden Interessen scheint eine zentrale Repräsenta- tierten politischen Repräsentation entgegen: Antinationa-
tion des politischen Ganzen unmöglich zu machen. Man listen sehen die schwarz-rot-goldene Fahne nicht als die
kann das Festhalten an dieser Idee sogar für gefährlich ihre, Kritiker eines ethnischen Volks- und Kulturbegriffs
halten, weil sie im Namen des Allgemeinen zu einer pater- wollen die Reichstagsinschrift „Dem deutschen Volke“
Eike Bohlken ist Wissenschaft- nalistischen Unterdrückung des Besonderen, von Individuen durch „Der deutschen Bevölkerung“ ersetzt sehen; Teile die-
licher Assistent am fiph und und Minderheitengruppen, verleite. ser Bevölkerung haben kein Wahlrecht, wogegen ein immer
Privatdozent für Philosophie an Damit ergeben sich zwei fundamental entgegenge- größerer Anteil der wahlberechtigten Bürger von seinem
der Universität Tübingen. setzte Perspektiven auf die Krise politischer Repräsentation: Stimmrecht keinen Gebrauch mehr macht und damit aus
Sie kann entweder negativ als Missstand gesehen werden der Repräsentation durch die Parteien herausfällt. Schließ-
oder aber positiv als Ausdruck demokratischen Fortschritts. lich können auch die Gewaltenteilung selbst und das föde-
Gemäß den Ansätzen ‚radikaler Demokratie‘ (vgl. den Artikel rale System als Abschwächung einer allgemeinen, zentralen
von Andreas Hetzel auf S. 24f.) ist das Verschwinden einer politischen Repräsentation gesehen werden.
zentralen Repräsentationsinstanz Ausdruck politischer Viel- Die Bestandsaufnahme zeigt, dass das Repräsentations-
falt und Freiheit; die entstehende Lücke muss nicht etwa problem in der modernen Demokratie weniger ein Problem
gefüllt, sondern soll als Leerstelle offengehalten werden. fehlender Repräsentationsmöglichkeiten, sondern eines
Das traditionelle Gemeinwohldenken schreibt dem Ge- fragmentierter und nicht mehr angenommener Möglich-
meinwohl dagegen nicht nur die Funktion der Legitimation keiten der Identifikation mit dem Gemeinwesen darstellt.
bestimmter Normen und Handlungen sowie der Kritik rein Hinter dieser mangelnden Identifikation steht das Problem
eigennützigen, gemeinwohlschädlichen Handelns zu, son- enttäuschter Erwartungen: Viele Bürger fühlen sich von
dern auch die einer Integration der Mitglieder des Gemein- den Parteien und Abgeordneten nicht (mehr) gut vertreten.
wesens. Im Sinne dieses Gemeinwohldenkens erscheint der Beklagt wird einerseits die mangelnde Ausstrahlung und
Verlust einer repräsentationalen Verkörperung des allge- Glaubwürdigkeit des politischen Personals, zum anderen
meinen Willens als gravierendes Problem. Ich möchte im die unzureichende Berücksichtigung der Interessen des
Folgenden aus der Perspektive einer diesem Denken verbun- Volkes bzw. der je eigenen Interessengruppe(n).
denen Theorie der Gemeinwohlpflichten einen Hinweis Die Kritik an Auswüchsen der „Parteiendemokratie“
dazu geben, wie das Problem der politischen Repräsen- und an der Stromlinienförmigkeit der Politiker erfasst je-
tation in modernen Demokratien einer Lösung näher ge- doch nur einen Teil des Problems, da sie allein die Ver-
bracht werden könnte. Den Kernpunkt meiner Überlegun- antwortung der Repräsentanten und nicht auch die der
gen bildet das Begriffspaar einer repräsentativen Sittlichkeit Repräsentierten in den Blick nimmt. Daher sollte nicht nur
der politischen Eliten und einer repräsentierten Sittlichkeit von einer repräsentativen Verantwortung bzw. Sittlichkeit
sämtlicher Mitglieder eines Gemeinwesens, die ich im An- der politischen Eliten, sondern auch von einer repräsentier-
schluss an eine Analyse des Repräsentationsproblems näher ten Sittlichkeit der Bürger gesprochen werden. Der Begriff
erläutern werde. der repräsentativen Sittlichkeit bezieht sich auf die ange-
Welche Möglichkeiten einer zentralen politischen Re- messene Vertretung des Volkes bzw. auf die Verwirklichung
präsentation bieten moderne Demokratien? Schon ein des Gemeinwohls. Da sich diese Anforderungen in
erster Blick stößt auf eine Vielzahl von Menschen und besonderer Weise für die Mitglieder politischer Eliten
Gegenständen, die das Volk und den Staat repräsentieren stellen – Inhaber der Regierungsämter, Führungsspitzen
sollen. Die Liste reicht von Ämtern und den sie bekleidenden der parlamentarischen Opposition sowie Führungsspitzen
Personen (Mitglieder der Bundesregierung, Bundespräsi- einflussreicher Interessengruppen (Gegeneliten) –, können
dent, Abgeordnete des Bundestages) über staatliche Ge- sie als rollen- und positionsspezifisch bezeichnet werden.
bäude (z.B. den Reichstag mit der Aufschrift „Dem deut- Gegen eine derartige Rollen- bzw. Funktionsbestimmung
schen Volke“) und Symbole (Bundesadler, Nationalflagge) lässt sich einwenden, dass sie die Forderung der politischen
bis hin zu Diagrammen der Wahlergebnisse (insbesondere Gleichheit verletzt. Dieser Einwand, der mit dem Ideal
der Sitzverteilung im Bundestag). Diese Vielfalt verdankt direkter Demokratie verknüpft ist, widerspricht jedoch nicht
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Schwerpunktthema: Politische Repräsentation
nur dem Modell der repräsentativen Demokratie in Theorie und einen wichtigen Beitrag zur Überwindung des Repräsentations-
Praxis, seine politische Umsetzung – der Verzicht auf politische Hierar- problems leisten.
chien – wäre nicht mit den organisatorischen Notwendigkeiten mo- Bezeichnet der Begriff der repräsentativen Sittlichkeit die sitt-
derner Großgesellschaften in Einklang zu bringen. Zwar trifft es zu, liche Dimension der Gemeinwohlpflichten der politischen Eliten, so
dass allen Mitgliedern eines Gemeinwesens eine gewisse Verant- bringt die Rede von repräsentierter Sittlichkeit die sittliche Dimen-
wortung für einen guten Zustand desselben zugesprochen werden sion der Gemeinwohlpflichten sämtlicher Bürger zum Ausdruck. Von
kann; den politischen Eliten kommt aber aufgrund der besonderen „Sittlichkeit“ kann insofern gesprochen werden, als es um ein Handeln
Macht bzw. des besonderen Einflusses, die/den sie auf die Gestaltung geht, das sich einer pflichtbewussten Orientierung am Gemeinwohl
der gesellschaftlichen Strukturen ausüben, eine besondere Verant- verdankt. Dieses Handeln unterscheidet sich von der Moralität der
wortung dafür zu. Eine Theorie der Gemeinwohlpflichten muss daher ‚personalen‘ Sittlichkeit Kants dadurch, dass es nicht auf einer tugend-
sowohl allgemeine Gemeinwohlpflichten aller Bürger als auch haften Gesinnung beruhen muss. Vielmehr können Gemeinwohl-
besondere Gemeinwohlpflichten der politischen Eliten enthalten. pflichten auch aus bloßem Eigeninteresse, z.B. aus dem Wunsch nach
„Besonders“ können deren Pflichten entweder hinsichtlich ihrer sozialer Anerkennung, erfüllt werden. Der Gemeinwohlgedanke
Intensität oder aber hinsichtlich ihres Inhalts sein – so ist etwa die wirkt dabei als tertium comparationis, dem die Mitglieder der
Gesetzgebung zwar an die Souveränität des Volkes rückgebunden, politischen Eliten ebenso verpflichtet sind wie alle übrigen Bürger.
wird aber konkret nur von den Mitgliedern des Parlaments ausgeübt. Damit füllt er die Leerstelle der zentralen Repräsentation. Dies ist
Die repräsentative Sittlichkeit der Bürger bezieht sich auf die gegen die Einwände der Anhänger der radikalen Demokratie dann
Verantwortung der Regierten für die Wahl der Politiker, die sie im vertretbar, wenn man einen zweistufigen Begriff des Gemeinwohls
Parlament repräsentieren sollen, sowie der Führungspersonen, von zugrunde legt: Die erste Stufe eines basalen Gemeinwohls umfasst
denen sie sich als Mitglieder von Interessengruppen vertreten lassen. diejenigen Güter, die Menschen benötigen, um sich in ihrer Existenz
Da sie an den Status des wahlberechtigten Bürgers bzw. an die als in Gemeinschaft lebende Natur-Kultur-Wesen zu erhalten, also
Mitgliedschaft in Interessengruppen gekoppelt ist, ist sie ebenfalls unter anderem Grundnahrungsmittel, Trinkwasser, eine nicht durch
rollen- bzw. positionsspezifisch. Sie manifestiert sich primär in der Schadstoffe beeinträchtigte lebensfreundliche Umwelt sowie eine
Erfüllung der Gemeinwohlpflicht, das heißt der ethisch legitimierten Grundrechte wie das Recht auf Leib und Leben sichernde (demokra-
sozialen Erwartung der Bürger eines Gemeinwesens aneinander, von tische) Rechtsordnung. Die über eine transzendentalphilosophische
ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen, um so an der Bestimmung des Reflexion vorgenommene inhaltliche Bestimmung des basalen Ge-
allgemeinen Willens mitzuwirken. Die Wahlpflicht schließt eine meinwohls kann insofern als „demokratietranszendent“ bezeichnet
Informationspflicht ein, da nur gut über zentrale Themen und die werden, als die Aufgabe der Herstellung, Bereithaltung und lang-
Programme der Parteien informierte Bürger eine verantwortliche fristigen Sicherung der betreffenden Gemeinwohlgüter für alle Mit-
Wahlentscheidung treffen können. Sie beinhaltet auch die Forderung, glieder des Gemeinwesens politisch nicht zur Disposition gestellt
sach- statt sympathieorientiert zu entscheiden, also etwa Politiker, die werden kann. Für alle nicht existenznotwendigen Güter kann dage-
sich als unfähig, korrupt oder rechtsbrüchig erwiesen haben, nicht gen nur in demokratischen Verfahren und damit über die öffentliche Aus-
wiederzuwählen. Schließlich ist sie mit einer Pflicht zur Kritik und Kon- einandersetzung gegenläufiger Interessen entschieden werden, ob
trolle der politischen Repräsentanten verbunden, wenn diese gemein- sie vom Gemeinwesen bereitgestellt werden sollen oder nicht.
wohlschädlich handeln, und zwar insbesondere derjenigen, die man Die Unterscheidung zweier Gemeinwohlstufen ermöglicht es, der
selbst gewählt hat. von Kritikern zu Recht gestellten Forderung nach einem nicht sub-
Um den Bürgern eine solche Wahl-, Informations- und Kontroll- stanzialistischen, entideologisierten, zudem weder partikularen noch
pflicht zumuten zu können, bedürfte es aber einer wichtigen Mo- paternalistischen, sondern prozedural offenen Gemeinwohlbegriff zu
difikation des Wahlrechts, nämlich der Einführung einer verfahrens- entsprechen (Zur Diskussion dieser Forderungen vgl. Eike Bohlken:
konformen, öffentlich sichtbaren Enthaltung. Zwar besteht auch Die Verantwortung der Eliten. Eine Theorie der Gemeinwohlpflichten,
derzeit die Möglichkeit eines Verhaltens, das einer Enthaltung gleich- Frankfurt a.M. 2011, S. 180-209). Paradoxerweise ist es gerade die
kommt, nämlich entweder nicht zur Wahl zu gehen oder einen Auszeichnung bestimmter Grundgüter und -rechte als „demokratie-
ungültigen Stimmzettel abzugeben. Beide Optionen bleiben aber transzendent“, der eine zentrale Funktion für die Integration und die
uneindeutig und sind daher repräsentationstheoretisch problema- zentrale politische Repräsentation des allgemeinen Willens zu-
tisch: Wer der Abstimmung ferngeblieben ist, kann dies ebenso aus kommt. Die Auszeichnung eines politisch nicht disponiblen basalen
politischen wie aus unpolitischen Gründen – etwa aus Bequemlichkeit Gemeinwohls wirkt der Hypostasierung des Eigeninteresses ent-
oder Desinteresse – getan haben. Und ein ungültiger Stimmzettel gegen, die über die Vorherrschaft funktionalistischer Gemeinwohl-
gibt keine Auskunft darüber, ob er absichtlich oder versehentlich theorien etabliert worden ist. Als zentrale Repräsentationsinstanz
inkorrekt ausgefüllt wurde. Ein entscheidender Vorteil einer offiziellen des allgemeinen Willens verdeutlicht der Kern des basalen Gemein-
Enthaltung durch das Ankreuzen eines entsprechenden Feldes auf wohls, dass es gemeinsame Interessen aller Mitglieder eines Gemein-
dem Wahlzettel läge darin, dass auch die Stimmen der fundamental wesens gibt, die es solidarisch gegen politische Veruntreuung zu
Unzufriedenen – in symbolischer, aber klar quantifizierter Form – eine schützen gilt. Das Begriffspaar der repräsentativen und der repräsen-
politische „Repräsentation“ erhielten. Zwar hätte diese zunächst nur tierten Sittlichkeit erinnert daran, dass eine solche Veruntreuung
einen theoretischen Charakter, da ihr kein Mandat entspricht. Ihr nicht nur von ‚denen da oben‘, sondern auch von den politisch
könnte aber dadurch politische Wirksamkeit zukommen, dass Wahl- Repräsentierten betrieben wird, wenn sich jeder nur noch selbst der
ergebnisse mit hohen Enthaltungsanteilen die Parteien dazu moti- Nächste ist und die Förderung des Gemeinwohls nur noch von einer
vieren sollten, überzeugendere Kandidaten aufzustellen. Die Ein- unsichtbaren, marktförmigen Systemrationalität erwartet wird.
führung einer offiziellen Enthaltung im Rahmen einer Gemeinwohl-
pflicht, von seinem Wahlrecht Gebrauch zu machen, könnte damit
j o u r n a l fiph 27
Buchempfehlungen
N e u e r s c h e in u n g
Das Böse
Trotz seiner unübersehbaren Präsenz im menschlichen Leben wird das Böse in der ge-
genwärtigen Diskussion oft vernachlässigt. Es spielt jedoch nicht nur für die Frage der
Theodizee („Warum lässt Gott das zu?“), sondern auch für das Selbstverständnis des
Menschen („Sind wir von Natur aus gut oder böse?“) und die Frage nach den Beweg-
gründen zu (un-)moralischem Handeln („Wie können Menschen so etwas tun?“) eine
entscheidende Rolle. Der vorliegende Band bietet drei Annäherungen an das Böse aus
christlicher und islamischer Sicht.
Der protestantische Theologe und Religionsphilosoph Ingolf U. Dalferth, Karl Kardinal
Ingolf U. Dalferth,
Lehmann und der Orientalist und Publizist Navid Kermani befassen sich mit den Fragen,
Karl Kardinal Lehmann,
was genau unter dem Bösen zu verstehen ist und wo sein Ursprung zu suchen ist. Sie
Navid Kermani:
thematisieren dabei das Verhältnis des Bösen zu den vermeidbaren und unvermeidbaren
Das Böse.
Übeln dieser Welt und die funktionale Bedeutung der Rede vom Bösen für die Erklärung
Drei Annäherungen
und Bewältigung dieser Übel; sie hinterfragen traditionelle Erklärungsmodelle für die
Freiburg im Breisgau:
Entstehung des Bösen und verfolgen das Theodizeeproblem im Islam, wie es sich an der
Herder 2011,
Darstellung Hiobs im Koran und an dem Phänomen der „Gottesklage“ zeigt.
120 Seiten, 16 Euro
D r e l l s B u c h e m pf e h l u n g
28 fiph j o u r n a l
Buchempfehlungen
Non-stipendiary Fellowships
Das Forschungsinstitut für Philosophie Hannover bietet Wissenschaftlern/innen, die im Fach Philosophie oder einem geisteswissen-
schaftlichen Fach arbeiten, die Möglichkeit, als „Non-stipendiary Fellow“ oder als „Non-stipendiary Graduate“ zu einem Forschungs-
aufenthalt an das Forschungsinstitut zu kommen.
Grundsätzliche Voraussetzung für eine Bewerbung auf eines dieser Fellowships ist, dass Sie selbst über eine Finanzierung von dritter Seite
verfügen (Stipendium etc.) und Interesse an einer Anbindung Ihrer Forschungsarbeit an das fiph haben.
für die Bewerbung als Non-stipendiary Graduate: abgeschlossenes Studium oder Promotion,
Arbeit an einem Promotions- oder Habilitationsprojekt
Ihre Bewerbung kann als Initiativbewerbung, unabhängig von Terminen, erfolgen.
Unsere Leistungen:
Arbeitsplatz im Forschungsinstitut
Teilnahme am internen Forschungskolloquium
Möglichkeit, das Forschungsprojekt in einem öffentlichen Vortrag zu präsentieren
Bewerbungsunterlagen (inkl. Lebenslauf, Publikationsliste, Beschreibung des Forschungsvorhabens [5-10 Seiten], ggf. Gutachten) in
deutscher oder englischer Sprache richten Sie bitte an den Direktor des Forschungsinstituts: Prof. Dr. Jürgen Manemann,
Forschungsinstitut für Philosophie Hannover, Gerberstraße 26, 30169 Hannover
N e u e r s c h e in u n g
j o u r n a l fiph 29
Philosophie am Kröpcke
schreiten zum Kröpcke, der Agora Hannovers, mit Digitalkamera und Aufnahme-
gerät bewaffnet, und stellen allen Passanten, die nicht schnell genug flüchten,
dieselbe Frage. Auf den Spuren des Sokrates, aber bar jeder Ironie.
Philosophie am Kröpcke
Passend zu unserem Schwerpunktthema „Politische Repräsentation“ wollten wir
diesmal wissen: „Fühlen Sie sich von der Politik repräsentiert?“ Da dies man-
Philosophie – eine Wissenschaft im Elfenbeinturm? Weit gefehlt! Das Forschungsinsti- chen zu kompliziert war, haben wir auch volksnäher gefragt: „Sind Sie politikver-
tut für Philosophie Hannover macht es sich zur Aufgabe, herauszufinden, was der Mann drossen?“ Auszüge aus den profunden Antworten lesen Sie hier …
(und die Frau) von der Straße von den philosophischen Inhalten, die am Institut er-
forscht werden, weiß und hält. Pünktlich zu jeder Ausgabe des fiph-Journals führen wir E ike B ohlken , R en é B öse
30 fiph j o u r n a l
Philosophie am Kröpcke
Sabine: Im Grunde müsste man Jana: Nö. Gar nicht! Die Linke, wird nicht gewählt. Ignatz: Wir haben zwar eine
sich mehr einbringen. Ich fiph: Was müsste sich Ihrer fiph: Sie würden sagen, es ist Demokratie, aber letztendlich
möchte eigentlich die Politik Meinung nach ändern? ein Problem der Bürger, dass sie ist es so, dass wir alle vier Jahre
nicht verdammen, weil ich mir Jana: Mehr Profil, Menschen so inkonsequent sind? entscheiden dürfen, wer uns
sage: Solange ich mich nicht mit einer Meinung, die sich auch Nadine Na ja. Sie halten die für verarscht. In der Schweiz, da
selber genug engagiere, kann trauen, die zu sagen. Aber linke Spinner. gibt es Volksabstimmungen,
ich nicht bloß meckern. Politiker haben alle keine fiph: Denken Sie, man könnte das könnte man bei uns ja auch
fiph: Sie finden es also gut, Meinung, dürfen sie auch gar die politische Repräsentation machen.
dass Ihnen jemand die nicht haben – so ist Politik. verbessern?
politische Arbeit abnimmt? fiph: Könnte man an den Nadine: Ich bezweifle es. Denn
Sabine: Ja. Strukturen etwas ändern, oder wir haben momentan kaum
fiph: Könnten Sie sich sind es nicht auch die Wähler, Politiker, denen die Bürger
vorstellen, sich stärker die Politiker abstrafen, wenn sie vertrauen. Außer Guttenberg,
politisch zu engagieren? eine eigene Meinung vertreten? der jetzt raus ist (lacht).
Sabine: Eigentlich nicht. Denn Jana: Natürlich ist das so. Die fiph: Würden Sie auch sagen,
es fehlt mir an Durchsetzungs- können kein Profil zeigen, aber dass zu Guttenberg eine
kraft und Mut, mich vor vielen dennoch muss mir das nicht vertrauenswürdige Person ist? fiph: Fühlen Sie sich von den
Leuten zu präsentieren. gefallen. Wahrscheinlich Nadine: Der Guttenberg? Nein, Politikern gut vertreten?
fiph: Was würde für Sie einen könnte man mit viel Mühe und nicht aus meiner Sicht. Aber Theresa: Uff – (überlegt). Kann
idealen Politiker auszeichnen? Kleinarbeit innerhalb von 100 viele Menschen vertrauen ihm. ich gar nicht so wirklich drauf
Sabine: Ehrlichkeit und auch Jahren etwas dran ändern, aber fiph: Können Sie sich vorstellen, antworten, da mir ein richtiges
Engagement, das versuchen da fehlt mir die Geduld. sich selbst politisch zu engagieren? Verhältnis zur Politik fehlt.
durchzusetzen, was uns im Nadine: Darüber habe ich fiph: Müsste sich in der Politik
Wahlkampf versprochen tatsächlich schon einmal etwas ändern, damit ein solches
wurde. Ich verstehe zwar nachgedacht, aber ich habe Verhältnis für Sie entstehen
teilweise, dass es diese keine Lust so viel rumzuschwa- könnte?
Fraktionsdisziplin gibt. Aber feln und darum: Nein. Theresa: Ja, ich glaube, wenn
dass ein Politiker oft nicht für man irgendwelche Aktionen
sich alleine entscheiden kann, organisieren würde, um direkt
das stört mich. die Jugend anzusprechen. Denn
fiph: Sind Sie politikverdrossen? so, wie sich Politiker oftmals
Nadine: Es kommt darauf an, ausdrücken, hören viele in
wie man Politikverdrossenheit meinem Alter nicht zu. Es ist
definiert. Wenn man sagt, dass schon manchmal sehr mühselig,
man überhaupt kein Interesse zu verstehen, was die einem
mehr an der Politik hat, weil fiph: Fühlen Sie sich von der überhaupt vermitteln wollen.
alles Scheiße läuft … Ich finde Politik repräsentiert? fiph: Könnten Sie sich vorstellen,
nicht cool, wie es gerade läuft, Ignatz: Nein. Es ist eigentlich sich politisch zu engagieren?
fiph: Sind Sie politikverdrossen? aber ich hab‘ trotzdem fast egal, welche Partei man Theresa: Nein, gar nicht.
Jana: Nein, überhaupt nicht, Interesse und möchte mich ein nimmt – jede kuckt immer nur fiph: Dann stellt sich aber die
oder (nachdenkend) doch, Stück weit beteiligen. auf die nächste Wahl. Es geht Frage, wie Politiker in Erfahrung
irgendwie schon. Weil Politiker fiph: Fühlen Sie sich von der nicht um den Bürger. Für mich bringen sollen, dass Ihre
alle nur Mist reden, immer nur Politik repräsentiert? jedoch ist ein Politiker ein Interessen nicht vertreten
auf einer Ebene reden, auf der Nadine: Nein, und zwar weil Vertreter des Volkes, das heißt, werden.
sie nicht angreifbar sind, leeres, alle Deutschen alles Mögliche er muss sich informieren, was Theresa: Ach, ich lass die
hohles Gerede von sich geben, wollen, aber keine der Parteien will das Volk wirklich. Die Leute einfach mal so machen.
ohne Inhalt, ohne irgendwas wählen, die das vertreten. 70 boykottieren E 10, aber die Irgendwann wandere ich
dahinter. Und das ist parteiüber- Prozent der Deutschen sind für Politiker setzen trotzdem alles sowieso aus.
greifend immer das Gleiche. den Atomausstieg, gegen den daran, das durchzuboxen! fiph: Vielen Dank!
fiph: Offenbar fühlen Sie sich Klimawandel und gegen den fiph: Wie könnten Politiker sich
von der Politik nicht allzu gut Krieg in Afghanistan, und die besser über den Volkswillen (Die Namen der Befragten wurden
repräsentiert? einzige Partei, die das vertritt, informieren? von der Redaktion geändert.)
j o u r n a l fiph 31
Hannover
Philosophie
Institut für
Forschungs
Impressum
Herausgeber
Bewerbungen von Wissenschaftlerinnen mit Kindern sind besonders erwünscht. Wir bemühen uns
um Regelungen für das Fellowship, die an die persönliche Situation der Frauen angepasst sind. Sekretariat
Sigrid Wittkamp
32 fiph j o u r n a l
ISSN 1612-7994