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Die fünf sicheren Orte

Sicherheit ist eine notwendige Voraussetzung für traumapädagogisches Handeln.


Traumatisierte Kinder und Jugendliche können sich unter diesen fünf Aspekten
sicher fühlen:
1. Äußerer sicherer Ort, es droht keine Gefahr
2. Es befinden sich Menschen an diesem Ort, die sie schützen und jegliche
Gefahr abwehren
3. Sie in sich selbst Sicherheit und Selbstvertrauen finden, sicher davon
ausgehen können alle Herausforderungen und Gefahren meistern zu können
4. Sie fühlen sich von spirituellen Mächten behütet und geborgen
5. Jegliche äußere Gefahr und negative innere Eindrücke ausblenden und sich
an einen inneren sicheren Ort begeben können

Äußerer sicherer Ort


Da traumatisierte Kinder und Jugendliche ihre Umwelt häufig als gefährlich
wahrnehmen, stellt der Äußere sichere Ort einen Gegenpol dar, an dem Sicherheit
und Geborgenheit erfahrbar wird. Folgende Rahmenbedingungen sind Ideale
Gegebenheiten für einen äußeren sicheren Ort.
-An dem Ort drohen keine gefahren und/oder drohende Gefahren können
abgewehrt werden
-körperliche, psychische, soziale und spirituelle Grundbedürfnisse sind gut
abgedeckt
-möglichst viele Resilienzfaktoren (wiederstandsfaktoren) und wenige/keine
Risikofaktoren
-Menschen die Wohlergehen, Liebe und Geborgenheit ausstrahlen
- Lebensbedingungen die Lebensfreude, Entspannung und Beheimatung
widerspiegeln
-Transparenz, Vorhersehbarkeit, Kalkulierbarkeit und Kontrollierbarkeit des
Inneren und Äußeren sowie die dazu nötigen flexibel-stabilen Strukturen, die
Halt geben und Möglichkeiten der Partizipation
-Ausreichend geschulte Mitarbeiter*Innen, um einen sicheren Rahmen zu
bilden und beizubehalten
-ein pädagogisches Klima das schützt, versorgt, stärkt, fördert und dazu
beiträgt, dass Selbstvertrauen, Vertrauen in eigene Fähigkeiten sowie das
Selbstwertgefühl neu erlernt werden kann (ebenfalls durch Selbstwertgefühl)
-Mitarbeiter*Innen sowie Angehörige, Nachbarn und Besucher*Innen sollten
sich ebenfalls sicher fühlen können

Ideale räumliche Gegebenheiten:


- Möbel sollten intakt und Raume gemütlich gestaltet sein
Wenn etwas kaputt geht sollte es schnell ersetzt werden damit es eine
Assoziationen von Gewalt oder Verwahrlosung auslöst.
Türen sollten verschließbar sein. Eigene Zimmer haben nur Erzieher Zugang
Sicheren Rückzug sowie gemeinschaffsrainme für Gemeinschaft Erfahrungen
Bieten
Stabile lordividualisierbare Grundausstattung die kontrollverluste aushält
Günstige Accessoires die leicht und gefahrlos zerstörbar sind
Bewegungs Möglichkeiten innerhalb und außerhalb der einricutury.
Kommuninationsmöglichkeit die unerwünschte Kontakte blockiert und
gewünschte ermöglicht
Vorkehrungen darüber welche Gegenstände unter welchen Bedingungen
zugänglich sind

Personaler sicherer Ort


Betroffene fühlen sich oft ungeliebt und glauben andere Menschen seien gefährlich,
nicht in der Lage oder nicht dazu bereit ihnen zu helfen. Ein personaler sicherer Ort
ist eine Person, bei welcher die Betroffenen Sicherheit und Geborgenheit erfahren,
auch wenn Gefahren drohen. Die sichernde Person spendet Liebe, Schutz, ist
zuverlässig und es besteht keine Sorge von dieser Person verlassen zu werden.
Der Personale sichere Ort kann eine Person oder eine Gruppe wie die Familie oder
ein Freundeskreis
sein. Um die Lücke zu füllen finden sich Jugendliche daher häufig in Gangs
zusammen, in welchen sie
eigenständig für sich und andere Sicherheit schaffen, wodurch sie stetige
Überforderung erleben.
Damit pädagogische Mitarbeiter*Innen ein personaler sicherer Ort sein können,
sollten folgende Kriterien berücksichtigt werden:
-ausreichendes Wissen der Mitarbeiter*Innen zur Traumatologie, Bindungstheorie
und
störungsspezifischer Pädagogik
-Verständnis komplexer Beziehungsdynamiken
- Anpassung an das Tempo der Klient*Innen
-langfristige, wertschätzende und verlässliche Beziehungen, Vermeidung von
Betreuer- und
Ortswechseln
-Angebotene aber nicht eingeforderte Nähe, die nicht aus Verpflichtungen hervorgeht
-transparente, unterstützende Beziehungsangebote, welche sich an den
Bedürfnissen der
Betroffenen orientieren sowie die Bedürfnisse der Mitarbeiter*Innen berücksichtigen
-Machtposition der Pädagog*Innen wird zum Wohle aller Beteiligten genutzt
-keine Form von Gewalt wird akzeptiert, es wird entsprechend
traumakompensatorisch präventiv
und deeskalierend gehandelt
-Personale sichere Orte in Form von Kuscheltieren oder lebendigen werden als
Beziehungen
gewürdigt
Professionelle Nähe
Pädagog*Innen haben in ihrer gesamten Person persönliche Werte, Vorlieben,
Interessen,
Erfahrungen und private Angelegenheiten, die sie beim Dienstbeginn nicht ablegen.
Auch die Kinder
und Jugendlichen bringen persönliche Eigenschaften und Züge mit, die in der
Betreuung auf das
Rollengefüge einwirkt. Allerdings treten die Pädagog*Innen den Klient*Innen nicht als
Privatperson
sondern als Professionelle gegenüber, von denen aber auch persönliche Anteile
einfließen, ohne
welche Beziehungsarbeit nicht möglich wäre.
-Verhaltensweisen rufen bestimmte Emotionen und Reaktionen in Pädagog*Innen
hervor
-es gilt abzuwägen, welches Verhalten hinsichtlich dieser persönlichen Anteile auf
Seiten der
Professionellen hilfreich und heilsam sind
-Bewusstsein über die Beziehungsgestaltung als Traumafolge
-Fehler auf Seiten der Pädagog*Innen zugeben und einen für Betroffene heilsamen
Umgang finden
-Betroffene sind Pädagog*Innen nichts schuldig
-Wenn Engagement persönlicher Betroffenheit entspringt, werden Betroffene für die
Befriedigung
eigener Bedürfnisse missbraucht
-Verstrickung in Persönliche Themen lassen kein professionelles Klima zu
-Supervision, kollegialer Austausch, Besprechen mit Freunden und Familie,
Selbsthilfeliteratur,
Beratung und Psychotherapie beugen dem Vor

Das Selbst als sicherer Ort


-Kontrollverluste erzeugen Selbstzweifel und Angst
-Sicherheit in sich selbst wiederfinden
-Ziele: Lebensfreude, Selbstkontrolle, Erwerb sozialer Kompetenzen, Wege zum
Selbstschutz erlernen
-Abwägung auf Seiten der Pädagog*Innen welche Aufgaben und Herausforderungen
von den
Klient*Innen bereits gemeistert werden können und welche noch überfordern
-Pädagog*Innen benötigen für das Erreichen der Ziele zur Selbstsicherheit
Grundkenntnisse in den
psychischen, biologischen und sozialen Dynamiken, der Bindungstheorie sowie
störungsspezifischer
Pädagogik

Spiritualität als sicherer Ort


-Glauben an eine Form von höherer Macht ist nach Roehlkepartain, King, Wagener
und Benson
(2005) und Bucher (2007) eine der Stärksten Resilienzfaktoren
-spendet Geborgenheit, Sicherheit und Schutz
-Gruppendynamiken ähnlich denkender kann diesen Effekt verstärken
-laut WHO ist spirituelles Wohlbefinden ein eigener Bestandteil von Gesundheit
(Utsch, Bonelli u.
Pfeifer, 2014)
-inzwischen Forderungen, -spiritualität als vierten Faktor in das biospychosoziale
Modell
aufzunehmen (Hefti, 2009)
-Nach Richard und Bergin (1997) fand bei Patienten oftmals erst eine Besserung
statt, als ihre
spirituellen Erfahrungen berücksichtigt wurden
-in klassischen Erziehungskontexten werden spirituelle Ausrichtungen oft nicht
berücksichtigt oder
aus persönlichen Überzeugungen der Pädagog*Innen ignoriert
-Professionelle sollten das Weltbild, welches Klient*Innen mitbringen unabhängig
ihrer persönlichen
Ausrichtung unterstützen, wenn es heilsame Wirkungen erzeugt
-Rituale nutzen, Zugang zu Glaubensfeiern ermöglichen und Gemeinschaftsgefühle
fördern
-Spiritualität die auf Angst, Druck und strafenden Mächten basiert ist dagegen ein
ernstzunehmender
Risikofaktor, den es zu hinterfragen und eventuell aufzulösen gilt (Bucher 2007)

Innerer sicherer Ort


-geringe bis starke äußere und innere Auslöser erzeugen dissoziative Zustände in
Form von
Flashbacks und Intrusionen
-sich einen inneren sicheren Ort zu schaffen kann vor diesen Zuständen schützen
-kann innerpsychisch oder spirituell sein
-kontrolliertes Begeben in einen dissoziativen Zustand und eigenständiges beenden
wirkt der Angst
vor unkontrollierten Dissoziationen entgegen

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