Sie sind auf Seite 1von 36

STURM UBER DEN

IE HAL ISI FIDSCHIINSELN


Enthus.asrr.us allem nicht
genügte. Ohne Qualifika­

1917-1937 tion blieben noch so wert­


volle Ausrüstungen
fektiv, gingen gar kaputt.
In der Stahlindustrie z. 3.
standen
inef­

die Walzstraßen
bis zu einem Viertel der

ZEIT UND Arbeitszeit still. Es galt,


das technische Analphabe­
tentum zu überwinden, die
MENSCHEN Werktätigen zu qualifizie­
ren. Wieder einmal mach­
te sich bemerkbar, daß
,Wer esen und schrei­ das zaristische Rußland ein
ben kann ..at es besser!“ rückständiges Land gewe­
l. eß ein pcpu'äres Motto sen war.
der 30er Jahre n ur.se- Millionen Arbeiter be-
*ern Land Em ar. des wei­ suchten Lehrgänge. Das
ter Wettbewerb um der. Akademiemitglied Iwan
Titel emes ßettiebes, Bardin, damals Arbeiter im
einer Stadt oder eines Hüttenkombinat Kusnezk,
‘ .< .. • :t l 0 • pl a- schreibt: „Ein ungewöhn­ Befragung von 427 Arbei­ len nach der Berufstätig­
bcten war m Gange Der licher Sturm auf die Wis­ tern aus den fünf größten keit. Die Zeitung schrieb
Titel wurde auf großen senschaft setzte ein. Man Industriebetrieben Sowjet­ voller Stolz davon. Damals
Kundgebungen feierlich lernte gierig, denn jeder
zuerkannt. Die Alphabet:- rußlands. 226 davon hat­ war das ein Sieg.
Tag zeigte den Menschen
■ .1 • i:' '> .* 1 '
anschaulich, wie groß der ten ihre privaten Biblio­
ausb/dung e.nher. Zehn- reaie Nutzen des erworbe­ theken, 150 gingen in die
taust'dc beteiligten s.ch Erbauer des
nen Wissens war. Zehn- Oper, 136 besuchten
an der Bewegung „Mei­ Hüttenkombinats
*auser.de Menschen saug­
ster seines Fachs. Es ent­ gelmäßig Museen, beinahe Magnitogorsk
ten Kenntnisse em, das
stand auch d.e ‘reiw.iüge war eine Art Erleuchtung
Umonsbewegur.g .. Me i -
für sie, ihnen fiel es wie
stern wir die Technik’".
So naiv diese Losun­ Schuppen von den Augen.
gen und Initiativen heute Sie verschlangen Bücher,
auch anmuten, damals war ernten Formeln und Auf­
die Überwindung der Un­
gaben, darin sahen sie em
wissenheit existentiell für
die junge Sowjetrepublik. Mittel, das ihnen Kraft
zum

gen Hunderttausende glücklichen, erfüllten Le-


Bauern und junge Städter,
ben voller Kamp! und
die praktisch keine Be­
rufsfertigkeiten hatten, in Sinn wies.“
den Industrialisierungspro­ Es lernten Arbeiter, In­
zeß em. Einige hatten nie
genieure, Werkdirektoren
zuvor auch nur eine Fibel
in der Hand gehalten. und Ministe’.
Die Objekte der ersten Die meisten späte'en
Planjahrfünfte, die die
Industriekapitäne began-
Zeitgenossen in Staunen
setzten, wurden mit bei­ nen als einfache Arbeiter:
spiellosem Arbeitselan in Iwan Lichatschow, Jewgeni
ungewöhnlich kurzer Zeit Abakumow, Lew Wladimi-
gebaut. In der Regel wur­
row.
den die Erbauer zu den
ersten Arbeitern. Und da Ende 1934 veröffentlich­
stellte sich heraus, daß te die „Komsomolskaja
MOSKAUER HEFTE
FÜR POLITIK
WISUIS JUNI 1987
Gründungsjahr 1943

IN DIESEM HEFT:
2 18
Wort des Redakteurs NZ-Rundtischgespräch
ÄRZTE MAHNEN INTERNATIONALE SICHERHEIT
ZWISCHEN UTOPIE UND REALISMUS

20
3 Exklusiv für die "Neue Zeit"
OBER DIE MILITÄRDOKTRIN V. Smirnow. APARTHEID IM ABSEITS
DER TEILNEHMERSTAATEN DES
WARSCHAUER VERTRAGES
22
<.» - Halbinsel Korea
W. Shitomirski, L. Mletschin.
Pjöngjang. Die Zukunft Koreas liegt AM 38. BREITENGRAD
5 in der Vereinigung
W. Galin, A. Kowrigin. CITO!
24
Biographisches
HARRI HOLKERI
6
1917--1987. Streit um das Wichtigste
V. Falin. GEWALT IN DEP. POLITIK 25
NZ-Recherchen
L. Makarewitsch. AUSSTIEG
OBER VICENZA
8
Panorama 28
Länder und Kontinente
N. Lebedewa. WOLKEN OBER FIDSCHI
12
Die "Sechs" von Delhi 30
G. Schapowalow. STIMME DER VER­ A. Bukalow. UNSER PUSCHKIN
NUNFT
USA—Indien 32
L. Shegalow. UNTER DRUCK Sport
A. Tschaikowski. EXPERIMENT
Wer steckte hinter dem Mord an TURNEN
Aldo Moro!
13
Archiv aktuell
A. Laurinciukas. OSTLANDNOSTALGIE i 7 Titelbild: Wjatscheslaw Grunzow

14
>

>
S. Goljakow. URTEIL
OBER DEN WAHNSINN
Q.... ,- r
wo;
16 Das 21. Puschkin-Unionsfest /ZrJ'rjj.h, 11.
L
Ökologie der Dichtkunst
Chefredakteur
V. IGNATENKO
Redaktionskollegium:
*0
L. BESYMENSKI,
S. GOLJAKOW,
i J. GUDKOW
I WM» I (verantw. Sekretär),
A. LEBEDEW,
A. PIN,
B. PISTSCHIK
FRIEDENS­ (stellv. Chefredakteur),
<r«ir 1 A. PUMPJANSKI
STRATEGIE
DES SOZIALISMUS (stellv. Chefredakteur),
Die Tagung des Politischen Beratenden V. TSCHERNJAWSKI
Ausschusses (stellv. Chefredakteur)
des Warschauer Vertrags hat dem
Kampf gegen die Kriegsgefahr,
für eine friedliche Zukunft der Verantwortlicher
Menschheit
3 i. —. . einen neuen Impuls gegeben.
Redakteur der
deutschen Ausgabe
R. KRESTJANINOW
"NEUE ZEIT" 23.87 1
I N < •J

POST
i

M ÄRZTE MAHNEN
In den 70 fuhren seit der
Großen Sozle. stischan Ok­
toberrevolution hat sich die
UdSSR völlig crr.ge wan­ Krieg macht Krüppel. Aus dieser Die Medizin ist berufen, Krankhei­
delt. Sie verwarf den Kapi­ Erkenntnis spricht die bittere Erfah­
tal.sr.us und wurde der ten nicht nur zu heilen, sondern
erste sozialistische Staat rung von Jahrtausenden. Die Ge­ ihnen auch vorzubeugen. Die Ärzte
unseres Planeten. In der schichte der irdischen Zivilisation der Welt mahnen: In einem
■: Z-
kannte zahlreiche Kriege aller Art: Nuklearkrieg wären sie außerstande,
I.. '•>' Ic rc „ter-
prodt i licn-.t rlsen. Um den weltweite und lokale, kurze und den Millionen Verwundeten und
Kommunismus autiubauen, langwierige, insgesamt über 14 000 Verstrahlten halbwegs wirksam Hilfe
brauchen die Sowjetbür­ Kriege. Sie rafften über 3,6 Milliar­ zu leisten. Die beste Prophylaxe ist
ger, wie Ich cs sehe, nur den Menschenleben dahin und heute deshalb die Wahrheit über die
eine, allerdings sehr
V .■ ‘ . c . de 7, verursachten enormes Unheil. Gefahr, die uns allen droht, darüber,
Frieden. die ft.cdllche Alle Unbilden der Vergangenheit was uns erwartet, wenn die "letzte
Koexistenz Der Sozialis­ verblassen jedoch angesichts der Seuche" ausbricht. Eine bittere
mus ist seiner Natur nach tödlichen Gefahr, in der die
rational: Wir alle weiden Wahrheit, aber heilsam.
früher oder spater dahin Menschheit heute schwebt. Die In den letzten Jahren erstarkt das
Lammen, das ist nicht zu Diagnose des furchtbaren Leidens, Zusammenwirken der Ärzte ver­
vc-mclden. Aber solange das die Menschheit nicht überleben schiedener Länder im Kampf gegen
cs Leute gibt, die sich das
würde, ist gestellt: Nuklearkrieg. Er die nukleare Gefahr. Bei ihrer
Ziel setzen, diese Ge­
sellschaftsordnung zu ver­ würde in wenigen Tagen alles Leben Zusammenarbeit um der Gesundheit
nichten, ist das und nicht auf der Erde auslöschen. Die Ärzte und des Wohlergehens, ja um des
eine "sowjet.schc Bedro­ nennen ihn die letzte Seuche. Lebens der Menschen willen
hung" der Grund für
konnten die Ärzte Millionen Patien­
Wettrüsten. 7cm HOPKINS Menschen, die besser als andere
Caerphilly, ten aufklären und globale Folgen
begreifen, was diese Seuche für
Großbritannien einer nuklearen Katastrophe — den
unseren Planeten wäre, schlagen mit
e als erste Alarm und haben sich zu
"nuklearen Winter", die Ausdeh­
Mir gefiel der Artikel nung des Wettrüstens auf den
einer Internationalen Vereinigung
des britischen Generals Weltraum und viele andere Proble­
a. D. Michael Harbcttlc der Ärzte zur Verhütung eines
me— zum Gegenstand einer brei­
"Europäische Sicherheit Nuklearkrieges zusammengeschlos­
neu bewerten” (Heft ten Erörterung machen.
sen. In diesen Tagen erklang ihre
1B B7) und sein Prinzip, Solange der nukleare Wahnsinn
gewichtige Stimme aus Moskau, wo
eine Sichcrhcilskcnzcpflon währt, muß er unermüdlich bekämpft
auf der Dosis neuen Den­ sie sich zu ihrem 7. Kongreß werden. Ärzte können viel dazu
kens auszuarbeiten. Die zusammengefunden hatten.
beitragen, daß das Umdenken, eine
"Neue Zelt” könnte viel­
leicht eine Erörterung die­ Am Ursprung der Initiative andere Sicht auf die Fragen von
ses Themas auch mit ande­ standen 1980 drei sowjetische und Krieg und Frieden unumkehrbar
ren Experten in die drei amerikanische Ärzte. Gegen­ wird und nicht nur die Massen,
Wege leiten. Alexander
SCHAMRAJENKO wärtig vereint sie 170 000 Ärzte aus sondern auch Politiker, in deren
Juahno-Sacbahnsk, RSFSR 55 Ländern — ein für eine Organisa­ Hand die Geschicke der Menschheit
tion der Öffentlichkeit beispielloses liegen, ergreift.
Im Drlef meines Anwachsen von Stärke und Autori­ In Michail Gorbatschows
Landsmanns Patrick Keith tät. Das verdeutlicht die Anzie­ Grußbotschaft an den Moskauer
aus Montreal (Heft 5 C7) hungskraft der humanen Ideen, um Kongreß heißt es: "Ideologische
hieß cs, die Frlcdcntbcwc- und politische Differenzen müssen
welche Mediziner verschiedener
gung In Kanada sei nur
eine Zuflucht für Tage­ Nationalitäten, politischen An­ zurücktreten vor der Gemeinsamkeit
diebe und Nichtstuer. Das sichten und Konfessionen gemein­ der Geschicke des Menschen­
stimmt überhaupt nicht! In sam ringen. Heute werden sic von geschlechts, vor der Priorität des
letzter Zett hoben sich d< m Hunderttausenden Vertretern ande­ Lebens und allgemeinmenschlicher
Friedenskampf sehr viele
Kanadier cus allen rer Berufe, die die über unseren Werte. Der Augenblick verlangt von
Schichten der Gesellschaft, Planeten heraufzichcndo Gefahr allen, denen die Zukunft der
darunter auch Arbeitslose, erkennen, unterstützt, Ein eindeuti­ Zivilisation am Herzen liegt, kühne
•ngeschlcssen. Mehr noch, ger Beweis für diese Unterstützung und sofortige Aktionen. Ich bin
meines trachtens gewinnt
diese Ccwegun.g bei uns war die Anwesenheit von Politikern, sicher, daß die Stimme der Ärzte an
wie sonst nirgendwo an Schriftstellern und Wissenschaftlern diesem Wendepunkt der Geschichte
Tempo und Starke, auf dem Moskauer Forum. sich Gehör verschaffen wird."
Kar) ETTINGER
Fort a: ce, Kanada
2 "NEUE ZEIT” 23.87
DIg ToilnohmorsiaafQn dos V/arsehauof Vortrages erklären nochmals, daß Ihre Mlllfördoktrin doJonsIvon
Charakter trügt. Aut der Tagung dos Politischen Geratenden Ausschusses In Gorlin wurde oln diesbezügliches
Dokument verabschiedet, das wir nachstehend bringen.

|00|

UBER OIE MILITÄRDOKTRIN


BEI TEILNEHMERSTAATEN
OES WARSCHAUER VERTRAGES
Unter den gegenwärtigen Bedingungen wird es immer gegenüber einem europäischen noch außereuropäischen
wichtiger, die in den Militärdoktrinen der Staaten und Staat.
militärisch-politischen Bündnisse verankerten Ziele und Sie betrachten keinen Staat und kein Volk als ihren Feind.
Absichten auf militärischem Gebiet richtig zu verstehen. Sie sind bereit, mit ausnahmslos allen Ländern der Welt die
Davon ausgehend, daß es notwendig ist, den Krieg ein für Beziehungen auf der Grundlage der gegenseitigen Be­
allemal aus dem Leben der Menschheit zu verbannen, das rücksichtigung der Sicherheitsinteressen und der friedlichen
Wettrüsten zu beenden, die Anwendung militärischer Gewalt Koexistenz zu gestalten.
nicht zuzulassen, Frieden und Sicherheit zu stärken sowie die Die Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages erklären,
allgemeine und vollständige Abrüstung herbeizuführen, daß sie ihre internationalen Beziehungen konsequent auf die
haben die Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages Achtung der Prinzipien der Unabhängigkeit und nationalen
beschlossen, die Prinzipien ihrer Militärdoktrin darzulegen. Souveränität, der Nichtanwendung oder-androhung von
Sie ist die Grundlage für das Wirken des Warschauer Gewalt, der Unverletzlichkeit der Grenzen und territorialen
Vertrages und widerspiegelt die Gemeinsamkeit der auf Integrität, der friedlichen Streitbeilegung, der Nichtein­
Verteidigung gerichteten militärisch-politischen Ziele seiner mischung in die inneren Angelegenheiten, der Gleichbe­
Teilnehmerstaaten sowie ihrer nationalen Militärdoktrinen. rechtigung und der anderen Prinzipien und Ziele gründen,
Die Militärdoktrin des Warschauer Vertrages wie auch wie sie in der UN-Charta, der Schlußakte von Helsinki und in
jedes seiner Teilnehmerstaaten ist der Aufgabe unterge­ den weheren allgemein anerkannten Normen des Völker­
ordnet, keinen Krieg - weder einen mit nuklearen noch mit rechts verankert sind.
konventionellen Waffen geführten — zuzulassen. Es liegt im Die Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages treten für
Wesen ihrer Gesellschaftsordnung, daß die sozialistischen die Verwirklichung von Abrüstungsmaßnahmen ein. Zugleich
Staaten ihre Zukunft nie mit der militärischen Lösung sind sie jedoch gezwungen, ihre Streitkräfte in einem solchen
internationaler Probleme verbunden haben und nicht Bestand und auf einem solchen Niveau zu unterhalten, die cs
verbinden werden. Sie treten für die Lösung aller strittigen ihnen ermöglichen, jeden Angriff von außen gegen einen der
internationalen Fragen ausschließlich auf' friedlichem Wege, Teilnehmerstaaten des Vertrages abzuwehren.
mit politischen Mitteln ein. Dio Streitkräfte der verbündeten Staaten worden in einer
Gofochtsboreitschaft gehalten, die ausreicht, um nicht
Im nuklear-kosmischen Zeitalter ist die Wolf für Krieg und
überrascht zu werden. Falls dennoch oin Angriff gegen sic
Gewaltpolitik allzu zerbrechlich geworden. Angesichts der
verübt wird, wordon sio dom Aggressor oino vernichtende
Anhäufung eines gewaltigen Vornichtungspotentials ist die
Abfuhr erteilen.
Menschheit mit der Frage ihres Überlebens konfrontiert. Ein
Dio Teilnehmerstaaten dos Warschauer Vortrages streben
Weltkrieg, orst rocht oin nukloaror, hätte nicht nur für die
nicht danach, über Streitkräfte und Rüstungen zu verfügen,
unmittelbar am Konflikt bctolllgton Länder katastrophalo
dlo über dos Maß hinausgohon, das für diese Ziele erforder­
Folgen, sondern für dos Loben auf dor Erdo überhaupt.
lich ist. Sio halten somit strong don Rahmen des für die
Dio Militärdoktrin dor Teilnehmerstaaten dos Warschauer
Verteidigung, für dlo Abwehr einer möglichen Aggression
Vertrages hat ausschließlich Vortoidigungscharaktor. Sio geht
ausreichenden Niveaus oin.
davon aus, daß unter don heutigen Bedingungen dlo
Dio Teilnehmerstaaten dos Warschauer Vortrages be­
Regelung von Streitfragen mit militärischen Mitteln In kolnom
trachten os als oberste Pflicht, die Sicherheit Ihrer Völker
Fall zulässig ist. Das Wesen dieser Doktrin bosfoht In
zuvorlässig zu gewährleisten. Dlo verbündeten sozialistischen
folgendem:
Staaten beanspruchen keine größere Sicherheit als andere
Dio Teilnehmerstaaten dos Warschauer Vortrages werden Länder, wordon abor auch koino geringere akzeptieren, Die
niemals und unter keinen Umständen militärische Handlungen gegenwärtig bestehende mllltärstratogischo Parität bleibt ein
gegen olnon beliebigen Staat oder oin Staatonbündnls entscheidender Faktor für die Verhinderung eines Krieges.
beginnen, wenn sie nicht selbst olnom bewaffneten Überfall Ein immer höheres Niveau dor Parität bringt jedoch, wie die
ausgesetzt sind. Erfahrungen lehren, koln Mohr an Sicherheit. Deshalb werden
Sio worden niemals als orsto Kernwaffen oinsotzon. sio auch weiterhin Anstrengungen unternehmen, um das
Sio erhoben keinerlei territoriale Ansprüche, wodor militärische Kräftegleichgewicht auf immer niedrigerem
"NEUE ZEIT" 23.87 3
. zu v.u'r.rcn Unter d.escn Bedingungen erlangen d.e gen, die Beseitigung der Militärstützpunkte auf dem
E des Wettrüstens und Maßnahmen zur realen Territorium anderer Staaten sowie die Rückführung der
A -s’jrr: .vahrhaft h stör.sehe Bedeutung. Für die Staaten Truppen auf die nationalen Territorien, der gegenseitige
. <_s in unse'cr Zeit Le nen anderen Weg, als Vereinbarun- Abzug der gefährlichsten Arten von Angriffswaffen aus der
- • 'öd i aien Verr rgc-ung der militärischen Kcnfronta- unmittelbaren Berührungszone beider militärischer Bündnisse
t i he-ocizufuhren. sowie die Verringerung der Konzentration der Streitkräfte
.. c Tc •-chmerstaaten des Warschauer Vertrages gehen und Rüstungen in dieser Zone auf einen vereinbarten
e-.’.-.cssc von diesen Pos.fronen aus. In völliger Ober* r.inimalen Stand.
g r- t dem Verteidigungscharakter ihrer Militar- Sechstens. Ausgehend von der widersinnigen Teilung
c-> *' -. e-:*'eben sie konsequent die folgenden grundlegen­ Europas in einander gegenüberstehende Militärblöcke setzen
de . Z e e. sich die Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages für die
Erstens Das - .c-'Z-gliche allgemeine und vollständige gleichzeitige Auflösung des Nordatlantischen Bündnisses und
Verbot de’ Nuk'ear'csts als erstrangige Maßnahme zur des Warschauer Vertrages und als ersten Schritt für die
Eirs’e lang cc Entwicklung, Produktion und Ver- Beseitigung ihrer militärischen Organisationen sowie die
vollkom . _. der
de- r •>. caien Rüstungen, ihre etappenweise schließliche Errichtung eines umfassenden Systems der
Vermint g _■ - .z ge Beseitigung, die Verhinderung
-■ d internationalen Sicherheit ein.
•ras er s im Wo träum.
Zwi'r.: D s .'e-cct und die Beseitigung der chemischen
. -J . zz l /--‘c: von Massenvernichtungswaffen. Die Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages
Dr.t'.r ’.s r. /< • :c - g der Streitkräfte und konventio- schlagen den Mitgliedstaaten des Nordatlantischen Bündnis­
< r t-repa auf em Niveau, auf dem jede ses Konsultationen mit dem Ziel vor, die Militärdoktrinen
< ' : ■ ch.-.g der eigenen Verteidigung über dieser Bündnisse zu vergleichen, ihren Charakter zu
• /■' c re . Uber,aschungsangriff auf die andere analysieren und gemeinsam ihre künftige Ausrichtung zu
i . A ■ ^Operationen überhaupt verfügt. erörtern, um die mit den Jahren angewachsenen gegenseiti­
. ; ■ c Kontrolle aller Abrüstungsrnaßnah- gen Verdächtigungen und das Mißtrauen abzubauen, zu
. c V c ■ 1_ .. Jung nationaler technischer Mittel und einem besseren Verständnis der beiderseitigen Absichten zu
• ö . c . r. : schließlich der Schaffung ent- gelangen und zu gewährleisten, daß die Militärkonzeptionen
'e r. .oraler Organe, des Austausches militä- und-doktrinen beider Militärblöcke und ihrer Teilnehmer auf
i-' er und der Durchführung von Inspektio- Verteidigungsprinzipien beruhen.
Ort. Gegenstand der Konsultationen könnten auch entstandene
Fünftens. D.e B düng von kerr.waffen- und chemiewaf- Ungleichgewichte und Asymmetrien bei einzelnen Arten von
te .freien Zc. c. r. verschiedenen Regionen Europas und Rüstungen und Streitkräften sowie die Suche nach
u..de-en Tci.en der Welt sowie von Zonen verringerter Möglichkeiten ihrer Beseitigung sein, und zwar auf dem Weg
Nusti.r.gsr c ze.'.tratic.: en und erhöhten Vertrauens, die der Verminderung durch denjenigen, der jeweils vorn liegt,
kein s e u ,g militärischer vertrauensbildender Maßnahmen in in dem Verständnis, daß diese Verminderungen zu immer
tu -pa auf gegenseitiger Grundlage und die Vereinbarung niedrigeren Niveaus führen.
solcher Maßnahmen in anderen Regionen der Welt wie auch Die Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages schlagen
<.ul ül i Meeren und Ozeanen. Der gegenseitige Verzicht der vor, solche Konsultationen auf maßgeblicher Expertenebene
Teilric nn.crs’oaten des Warschauer Vertrages und der unter Teilnahme von Militärspezialisfen der Länder beider
Mugncdsländer des Nordatlantischen Bündnisses auf die Seiten durchzuführen. Sie sind dazu noch im Jahre 1987 be­
A1..1. jung militärischer Gewalt und die Übernahme von reit. Die Konsultationen könnten in Warschau oder in Brüs­
Ve.;. • i.langen zur Aufrechterhaltung friedlicher Bcziehun- sel oder abwechselnd in diesen Städten stattfinden.

für di. Volksrepublik Bulgarien


Für die Volksrepublik Polen
TODOR SHIWKOW
WOJCIECH JARUZELSKI
Genc; Jsckrcter ces ZK der Bulgarischen Kommunistischen
Erster Sekretär des ZK der
Partei, Vorsitzender des Staatsrates der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei,
Volksrepublik Bulgarien Vorsitzender des Staatsrates der Volksrepublik Polen

Für die Sozialistische Republik Rumänien


NICOLAE CEAUSESCU
für Cie Ungarische Volksrepublik Generalsekretär der Rumänischen Kommunistischen Partei,
Präsident der Sozialistischen Republik Rumänien
JANOS KADAR
Generalsekretär der Ungarischen
Für die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken
Sozialistischen Arbeiterpartei
M. S. GORBATSCHOW
Generalsekretär des ZK der
Kommunistischen Partei der Sowjetunion

Für die Deutsche Demokratische Republik Für die Tschechoslowakische Sozialistische Republik
ERICH HONECKER GUSTAV HUSAK
Generalsekretär des ZK der Generalsekretär des ZK der
Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei,
Vorsitzender des Staatsrales der Präsident der Tschechoslowakischen Sozialistischen
Deutschen Demokratischen Republik Republik

Berlin, 29. Mal 1987

4 "NEUE ZEIT" 23.87

i«; ____
Grußbotschaft Michail Gor­
nehmet dio

Cit©8 batschows so herzlich auf. Der General­


sekretär des ZK der KPdSU betont darin,
daß die Gedanken an die Wahrung der
Zivilisation und dio Heilung des nukle­
aren Wahnsinns, jene Gedanken, die die
Bewegung der Ärzte inspirieren, den
Der 7. Kongreß der Bewegung "Inter­ um Handzeichen. Zu meiner großen Sowjetbürgern nah und verständlich
nationale Ärzte für die Verhinderung des Verwunderung hoben fast alle die Hand. sind. Die UdSSR, heißt es in der
Nuklearkrieges" führte in der sowje­ Als ich aber fragte, ob jemand von ihnen Botschaft weiter, ist jederzeit bereit, das
tischen Hauptstadt Menschen zusammen, glaube, daß wir viel zu seiner Abwen­
Moratorium für Nukleartests erneut ein­
die es als ihre Pflicht empfinden, die dung tun könnten, erhoben sich nur zwei
zuführen bzw. solche Tests ganz zu
Menschheit vor dem nuklearen Inferno oder drei Hände von 500. An jenem Tag
verbieten, falls die USA wie auch andere
zu bewahren. Sie sind keine Politiker, hörte ich gleichsam, wie die Generation,
Nuklearmächte dies ebenfalls tun.
keine Militärexperten, aber als Ärzte die unter der Gefahr der nuklearen
Das Programm des Forums war weitge­
halten sich für befugt, den Vernichtung aufgewachsen ist, ihr Urteil
fächert, deshalb begann die Arbeit der
Regierungen ihr Cito-Rezept für das über unsere Zukunft fällte. Ich begriff,
über 50 Kolloquien und Arbeitsgrup­
Überleben vorzuschlagen. Prol. Bernard daß wir verpflichtet sind, auf die
pen schon frühmorgens.
Lown von der Schule für Ge- Aufhebung dieses Urteils hinzuwirken,
Nach einer Sitzung sagte Till Bastian
sundheitsschutz in Harvard, der Ko- damit unsere Kinder und Kindeskinder
(BRD): "In der Bundesrepublik ist die
Vorsitzende der I nternationalen Ver- nicht verzweifelt, sondern hoffnungsvoll
Situation heute besonders kompliziert.
einigung, sagt: in die Zukunft blicken."
Bekanntlich hemmt die Bundesregierung
"Die beiden wichtigsten Dinge, die Der namhafte amerikanische Ge-
unter Kanzler Kohl die Liquidierung der
jeder von uns wissen muß, sind: Die schäftsmann Armand Hammer setzt die­
nuklearen Raketen in Europa mehr, als
Welt lebt bereits an der Schwelle eines sen Gedanken fort:
sie zu einem Fortschritt in der Abrüstung
dritten Weltkrieges; dabei ist die "Die Gefahr eines Nuklearkrieges ist
beiträgt. Wir verurteilen eine solche
Menschheit noch imstande, ihn abzuwen­ dermaßen groß, daß wir alles, was von
Politik entschieden. Zudem streben bei­
den. uns abhängt, tun müssen, damit er nie
nahe 70 Prozent unserer Bevölkerung,
Deshalb besteht unsere Vereinigung ausbricht. Tschernobyl war nur eine
auf völliger Vernichtung aller nuklearen wie öffentliche Umfragen zeigten, die
schwache Andeutung der eventuellen
Beseitigung von Kernwaffen an."
Arsenale. Das ist unsere medizinische Folgen einer globalen nuklearen Ka­
und moralische Pflicht." tastrophe. Diese Havarie lehrt uns, daß Eine scharfe politische Diskussion
Auf dem Kongreß, der etwa 3000 Teil­ wir die drohende Gefahr noch besser entbrannte auf dem Kongreß um die
nehmer aus 55 Ländern zählte, waren erkennen müssen. Gegenwärtig bestehen Stellungnahme des US-Botschafters in
auch namhafte Wissenschaftler, Politiker, in der Welt über 50 000 nukleare der UdSSR, John Matlock, für SDI. Nicht
Vertreter der Öffentlichkeit, Literaten, Gefechtsköpfe. In jedem davon schlum­ einmal seine Landsleute solidarisierten
Geistliche und Künstler zugegen. mern Hunderte Tschernobyls." sich mit ihm. Der nächste Redner, Oberst
Der amerikanische Senator Albert der US-Luftwaffe Robert Bowman, der
Gore: "Bei einem Treffen mit einer Die Parole des 7. Kongresses waren seinerzeit an der Ausarbeitung von SDI
großen Studentengruppe in meinem Einsteins Worte, dio Menschheit müsse teilgenommen hatte, bewies anhand
Tennessee bat ich jene, die glauben, umdenken, wenn sie überleben wolle. konkreter Tatsachen, daß das SDI-System
Zeugen eines Nuklearkriegs zu werden, Wohl deshalb nehmen die Kongreßteil- für alle Erdbewohner verhängnisvol­
le Folgen haben würde.

Ärzte aus Mexico, Nigeria, den USA,


Auf dem 7. Kongreß der Bewegung „Internationale Ärzte für die Verhinderung
des Nuklearkrieges". Unser Bild (v. 1. n. r.j: Kanyrbai Abdullajew (UdSSR), Barbara der UdSSR meldeten sich zu Wort. Der
Satz (DDR), Daniel Wood (USA), Voshito Matsushige (Japan). Tenor ihrer Ansprachen: Es gibt eine
Foto: TASS Alternative zum Nuklearkriegl in der auf
dem Kongreß verbreiteten Erklärung der
Internationalen Vereinigung unter dein
Titel "Woran wir glauben" heißt es: "In
gemeinsamen Anstrengungen können
die Männer und Frauen das Elend
überwinden, die Gesundheit ge-
währleisten und ihr Haus bewahren."

Nach dem Kongreß traf Michail Gor­


batschow mit Teilnehmern zusammen.
Wie er sagte, verfolgt er die Tätigkeit
der Vereinigung schon seit Jahren. Ihre
Empfehlungen wurden bei der Formulie­
rung der sowjetischen Außenpolitik ganz
besonders in Betracht gezogen.

In einer Sitzungspause sah ich in der


Halle, wie ein kleines Mädchen eifrig das
Wort „Frieden" in Russisch und Englisch
auf ein Plakat mit einer durchgestriche­
nen Bombe malte. Heutzutage be­
ginnt der Kampf für eine kernwaffenfre
Zukunft schon in der frühen Kindhc.

W. GALI».
A. KOWRIGII.

"NEUE ZEIT" 23.87 5


1917--1987. STREIT UM DAS WICHTIGSTE

Gewalt In der PoHftäk "gleichen Verantwortung"


mächte. Als wir zum Prinzip der "aus­
reichenden Rüstung" übergingen, setzte
man das Argument von
der

der
Super­

"sowje­
Valentin c A L' N
tischen Überrüstung" in Umlauf, von der
uc. v.ar zv.eifei'os e.n kühner und im Interesse der sowjetischen Seite, und "Übersättigung der sowjetischen Arsena­
Scharfsinn g ’ h 's’oge. Wc I c' den kommen dem Westen keineswegs entge­ le", davon, daß "Moskau den vernünfti­
Krieg r- vc •. ch haßte forderte er gen. Wenn also die Veränderungen gen Verteidigungsbedarf überschreite".
als erster Po ‘ > er, Fr.cden ais das überhaupt irgend etwas beweisen, dann Passend dazu schiebt man der UdSSR die
■ M.aß 'er Mcnsch'icb.kcit, poli- erstens die uranfängliche Legitimation Schuld an der gefährlich angewachsenen
■ e . - ziele . eit enzuerken- der NATO und zweitens, daß es sich Spannung und an der Entspannungskrise
<' !. s s< ' . <?< ,s ■iperat.v der auszahlt, Moskau mit harter Faust zu in die Schuhe.
'■ • cer - sr ' cr.cr steht als packen, daß "faule Kompromisse" nichts Typische und nicht einmal ganz unge­
K lasse taugen. Um es zu präzisieren: unter fährliche Unterstellungen. Der Streit geht
Dsß . ■ ■ re .. . t' cn.b s. sich ihre "Legitimation" wird vor allem "Eindäm­ nicht um das Anrecht, als erster den
Gr.!. durch das Dekret über den mungspolitik" verstanden und unter Frieden als höchstes und universelles
n besehe ne:. c1; ist nur gc- "Kompromissen" die Anerkennung der
Gut entdeckt zu haben, wie es zunächst
i i Vcn nun an gleichen Rechte und der gleichen scheinen mag. Sondern unsere Kritiker
wußte: d «. V , n , r.sß . auf der Welt Sicherheit für die UdSSR. wollen nach eigenem Gutdünken festle­
■ ■ -. • essen ist, die Die Griffigkeit politischer Vokabeln gen, wer ein Anrecht auf Zukunft hat und
Zivilisation evi 7c .fclskreis hcraus- geht durch eifrigen Gebrauch ähnlich wer nicht. Man muß nur die Öf­
zufi.l. «. i• i ctr eden immer nur eine verloren wie die Prägung auf Klimper­ fentlichkeit davon überzeugen, daß alles
Fc u< -pacie z. Kr egen
i war. Die geld. Letztlich assoziiert man bei "Ein­ bisherige Unglück seinen Ursprung in
c ■ v,, .t . • Ic'.v.rdlich
. . banal: dämmung" Verteidigung und faßt sie der Sowjetunion hat, somit auch alles
vers. .cm zu können, muß losgelöst vom ursprünglichen Inhalt auf, zukünftige, und daß man der UdSSR
man lebe:.. Im Jenseits und .-..r all« der dem Begriff zugrunde liegt. "Die nicht über den Weg trauen darf. Wenn
gleich. Politik der Eindämmung", lehrten ihre die in Moskau Veränderungen wollen,
Für den sow;et sehen Staat stand die Urheber, "ist eine Politik vorsätzlicher sollen sie den Preis nennen. Damit dieser
Frage noch nie, ob es wichtigeres gebe und stündiger Druckausübung", um sich Preis auch angemessen ist, dürfen die
als den Frieden. Es kann für uns nichts folglichnicht als Bluff zu erweisen, Demokratien sich nicht irritieren lassen.
Wichtigeres geben als das Wohl des erfordere sie "eine überlegene Militär­ Sie müssen den militaristischen Gaul mal
Volkes Wem an den Interessen der macht". wieder ein bißchen auf Trab bringen.
Massen gelegen ist, muß gegen /Militaris­ Oder betrachten wir die "Eindäm­
mus sein, gegen Wettrüsten und Kriege, mung" einmal mit den Augen derer, die
Stellen wir uns das
'n aen 70 Jahren unseres Bestellens sich den Kriegsplan "Dropshot" ausge-
fehlten uns meistens diese ruhigen dacht haben, den Truman als Grundlage
Paradies nach Meine vor
Ze.ten, da man sich auf den Aufbau der US-Politik bis 1957 akzeptiert hat, Angenommen, auf der Erde scheint die
konzentrieren konnte, auf die Losung dem Jahr, das man als äußerste Grenze Sonne der Vernunft und die Feindbilder
von Problemen, von denen das Le- für die Vorbereitung eines totalen sind verschwunden. Die Menschen wür­
bensgefühl und der Wohlstand des Atomkrieges gegen die UdSSR von den morgens aufwachen und keinen
Volkes abhängen. Seiten Washingtons erwählt hatte. Im Schlag, keine Falle gewärtigen müssen.
Warum man daran erinnern muß? Kapitel "Einschätzung der strategischen Gute Freunde ringsum. Es wäre wie in
Den auf dem 27. KPdSU-Parteitag Lage" finden wir eine Aufzählung der der Groteske vom Paradies bei Heinrich
testgelegten Kurs auf eine kritische "politischen, ökonomischen und militä­ Heine, jeder ist darauf versessen, seinem
Ubeiprufung und Erneuerung aller Seiten rischen Bedingungen, die zur Eindäm­ Nachbarn Gutes zu tun, seinem Nächsten
unseres Lebens und aller Aspekte der mung und letztendlich zum Roll-back der ein warmes Plätzchen frei zu machen, an
sowjetischen Innen- und Außenpolitik Sowjetmacht führen". Um die UdSSR einer reichgedeckten Tafel. Es gäbe
versuchen die Gegner des Sozialismus zurückzudrängen, gründete man die keine Supermächte, nicht einmal Mächte,
als Indiz für die "Abwegigkeit" unserer NATO, obwohl dieses Geheimnis zeit­ alle wären ganz normale Staaten, die
Theorie und als Folge einer ineffizienten weilig im Panzerschrank verwahrt und sich nur durch ihre Ausmaße und ihre
Praxis auszugeben. Die einen bedienen von offizieller Seite geleugnet wurde. Bevölkerungsdichte voneinander abhe­
sich rein formaler Methoden ("Die Denn von außen sollte der aggressive ben würden, und mitnichten durch
korrigieren wieder mal das Falsche!"), Block schließlich bieder nach Verteidi­ Privilegien oder Hypotheken, die man
die arideren geben sich seriös und üben gung aussehen. ererbt oder erworben hat.
sich in geistigen Verrenkungen, weil sie Damit wurde unnachgiebiger Druck mit Entwerfen Sie einmal einem amerika­
meinen, daß cabei mehr Dividende Hilfe des Wettrüstens zum Wesen der nischen Konservativen so ein Weltbild,
abfallen. So spekulieren sie denn. Eindämmung. Massiert oder zu "flexible schon sind Sie ein Ketzer, ein Erzschelm
response" variiert, hat sich am Kern der und legen wahrhaftig Hand an eine über
Eindämmung Sache nichts geändert. Das Resultat ist Jahrhunderte gültige Ordnung mit ihren
wichtig: Roll-back. Eigentums-,Rassen- und sonstigen Hier­
und andere Winkelzüge Sehen wir weiter. In der Argumenta­ archien, mit ihrer Unterordnung des
tion, die dazu dienen soll, Zweifel an Schwachen unter den Starken, mit all
D'C neuen auGc"Po’.itischen Initiativen den sowjetischen Vorschlägen,
die ihren Erwählten und Verstoßenen, mit
der UdSSR sind Realität. Da sie aber im Atomwaffen in Europa betreffen, zu säen, denen, die zu herrschen befugt sind, und
Rahmen des Sozialismus durchgeführt oder im Nachhinein Aktivitäten der denen, die zu gehorchen haben. Sie
werden, uno weil ihnen soziahstische NATO zu legitimieren, finden sich nicht werden die Mission der Vereinigten
Ideen zuorunde liegen, so lügen unsere wenige Winkelzüge. Solange die UdSSR Staaten in Zweifel ziehen, der
Oppc' en-en hinzu, S’nd diese Initiativen den USA im Rüstungswettlauf nachhinkte, Menschheit das Licht zu bringen, denn
n. ■ c.v Absage an einige Uberspitzun- begnügte sich ein Teil der westlichen sie sind Ronald Reagan zufolge niemand
■ l cer sc., e* sehen Position, einzig Meinungsmacher mit der These von der anders als das reine Antlitz der Freiheit

6 "NEUE ZEIT" 23.87


halb", hob der Präsident hervor, "damit
und Tugend. Abgesehen davon, daß sie orientiert, in diesem zu siegen und im
aut göttlichen Befehl handeln, setzt der nicht einholen kann.
wesentlichen die Suche nach politischen unser Gegner uns
Präsident nach, sind sie in der Lage, sich Alternativen auszuschlioßen. Wir werden unser Recht, ein System
bei ihrem Bekchrungswerk auf auszuarbeiten, das einen Schutz vor
eine Das Memorandum Nr. 7 des Nationa­
vernichtende militärische Macht zu stüt- len Sicherheitsrats der USA von 1948, in ballistischen Raketen darstellt, nicht zum
zen. dem offiziell von "kaltem Krieg" die Gegenstand von Verhandlungen
Ist das nicht ein bißchen dick aufgetra­ Rede war, ging von der Unvermeidbar- machen."
gen? Keinesfalls. keit eines Krieges zwischen sozia­ Zwei Sätze nur, und geben den
Erinnern wir uns an Senator Jackson. Er listischen und kapitalistischen Staaten geheimen Gedanken wieder. Die USA
ritt seinerzeit seine Attacke gegen SALT aus. In diesem Dokument wurde betont, haben ihre Linie, alles andere interessiert
2 nicht, weil die Amerikaner etwa daß die USA nicht in der Lage sind, ihre sie nicht. Wenn der "Gegner" aufholt,
schlechte Bedingungen für eine Rege­ Ziele ("Die Zerstörung der Kräfte des beschleunigt Washington die Gangart im
lung ausgehandelt hatten. Nicht im Weltkommunismus unter Führung der Rüstungswettlauf. Wenn sich beim "Geg­
geringsten. Jackson hielt nicht die Sowjetunion ist für die Sicherheit der ner" Ermüdungserscheinungen zeigen,
militärtechnischen, sondern die politisch­ Vereinigten Staaten von lebenswichtiger legt man erst recht noch einen Zahn
psychologischen Folgen bei einer prak­ Bedeutung.") "mit Hilfe einer Defensiv­ zu. Wenn jedoch die dritte Variante
tischen Handhabung des SALT 2-Vertra- politik" zu erreichen. eintritt und der "Gegner" weder zurück
ges für verhängnisvoll. In der Bevölke­ Unter offensiv verstand man alles noch erschöpft umfällt? Macht nichts,
rung könnte ein "trügerisches" Gefühl mögliche. Unter anderem auch Präven­ jetzt wird gerüstet, was das Zeug hält -
der Sicherheit entstehen, die Amerikaner tivkriege oder „Aggressionen im Inter­ irgendwann wird es schon klappen.
würden innerlich abrüsten, es würde esse des Friedens", wie man sie damals
ihnen schwerfallen, die gewohnte Mili­ nannte. In Washingtoner Chefefagen Atomzettatter, nicht Steän-
tanz zu wahren. führte man heiße Debatten: Angriff oder und nicht Eisenzeit
Der jetzige Direktor der kein Angriff, wenn Angriff, wann setzen
Zum Geschenk noch eine Entdeckung.
Rüstungskontrollbehörde, Adelman, be­ wir dann die Atombombe ein, gleich
Die USA sind nicht gewillt, ihre Ver­
kräftigt Senator Jacksons Schlußfolgerun­ oder ein bißchen später? Unbestritten
pflichtungen aus dem ABM-Vertrag ein­
gen und entwickelt sie weiter, indem er war, daß die USA Militärmacht Nummer
zuhalten. Denn höher als jede Vereinba­
erklärt, daß eine Ratifizierung des SALT 1 sein mußten. Stärker auf dem Festland,
rung stellen sie das "Recht", Waf­
2-Vertrags die darin festgelegten Prinzi­ in der Luft und auf den Weltmeeren als
fensysteme zu bauen und zu haben, die
pien für die USA zum Gesetz machen jeder andere Staat und jede andere
Schutz vor Raketen gewähren, in
würde. Nicht die Einzelheiten, sondern Staatengruppe und zwar so, daß der
Wirklichkeit aber alle von ihrer Warte
die Prinzipien riefen Mißfallen hervor. Endsieg der Amerikaner in jedem belie­
aus vorteilhaften Arten und Unterarten
Wodurch bereiteten Gleichheit und bigen Konflikt außer Zweifel stand. Der
von Rüstung: chemische, biologische
gleiche Sicherheit der Reagan-Admi­ Sowjetunion wies man die Rolle einer
und exotische, auf neuen Technologien
nistration solchen Verdruß? Worin wittert Macht zweiter Klasse zu.
beruhende Systeme. Kurzum, die Zukunft
sie den Verrat, oder, wenn man Nixon Ein klassisches Beispiel für me­
der Amerikaner ist nicht an eine ver­
und Carter rügt, gar die Treulosigkeit? taphysisches Denken. Belagerungsstrate­
nünftige und gerechte Umgestaltung der
Der Verrat liegt in der Anerkennung der gie, die sich bereits in den napoleo­
internationalen Beziehungen gekoppelt,
sozialistischen Sowjetunion als normales nischen Kriegen überlebt hatte, auf die
sondern an Gewalt. Um ganz genau zu
Mitglied der Weltgemeinschaft und Bedingungen des ausgehenden 20.
sein, an überlegene Gevzalt, die der
Partner bei der Entscheidung Jahrhunderts übertragen. Es hätte ge­
"Gegner" zu kompensieren nicht fähig
zwischenstaatlicher Probleme. Und treu­ nügt, sich die Frage vorzulegen, wohin
ist.
los ist, wer die Konzeption der man denn nun noch wolle, nachdem die
So ungefähr hat man in der Steinzeit
friedlichen Koexistenz einer Politik der Vernichtungsgewalt eines einzigen Arse­
gedacht, dann in der Bronzezeit, und
Stärke, die Einstellung des Wettrüstens nals den Stabilitätshaushalt des Planeten
dann in der Eisenzeit. Unter Reagans
seiner Forcierung vorzieht. überschritten hat. Was denn noch?
Lieblingsbildern, auf die er bei verschie­
Tatsächlich. Wenn Sie die Gleichheit Heute sind Waffen, wie noch niemals
denen Gelegenheiten immer wieder
und gleiche Sicherheit akzeptieren, be­ zuvor, überwiegend gegen Menschen
gern zurückgreift, findet sich nicht
kennen Sie sich damit auch zur Zusam­ gerichtet. Gegen Menschen überhaupt,
umsonst "der große Knüppel".
menarbeit als optimalem Modell für unabhängig von Alter, Geschlecht,
Wir leben in komplizierten Zeiten.
Beziehungen. Gleichheit schließt Vor­ Funktion. Ihr Genozidcharakter liegt auf
Kämpfen ist ausgeschlossen. Weniger als
machtansprüche aus. Und ohne die Gier,' der Hand und ist nicht mehr zu leugnen.
jemals zuvor sind Waffen geeignet,
sich als Führer zu profilieren, verliert Die bereits angehäuften Waffen reichen
einen Streit zu entscheiden. Heutzutage
auch die militärische Vorherrschaft jeden aus, alles Lebende mehrfach zu ver­
können sie nur noch die Streiter ver­
Sinn und das natürliche Bedürfnis nach nichten. Die Apologeten des Gewaltden­
nichten. Dabei liegen überall Waffen
einer Verringerung der militärischen kens, die immer neue Rüstungsvarianten
offen herum. Auf jedem Flecken der
Konfrontation stellt sich ein, nach der ausarbeiten, produzieren und horten,
Erde, alle möglichen verschiedenen
Liquidierung aller neuen Klassen von befriedigen eigentlich nur noch ihren
Waffen. Ein Paradoxon. Bloß keins von
Waffen, insbesondere Angriffswaffen. Geltungsdrang. Kämpfen kommt ohnehin
der Art, scheint es, wie Genies sie
nicht in Frage, es sei denn, ein
Vielleicht vereinfachen wir ja die mochten.
Wahnsinniger wollte mit seiner letzten
Situation, wenn wir aus der objektiv "Ob Sie eine gegebene Erscheinung
perspektivlosen Gewaltanwendung unter Stunde auch das Schicksal der Zivilisa­
beobachten können", sagte Einstein,
Bedingungen der Parität die Sinnlosig­ tion besiegeln.
"hängt von der Theorie ab, die Sie
keit der Aufrüstung ableiten? Wir schei­ Reagans Aufruf, "die Bolschewisten
benutzen. Die Theorie bestimmt, was
totzurüsten" ist keine hohle Phrase. Es ist
nen wirklich zu vereinfachen, und zwar beobachtet werden kann." Die gegen­
die politische und ideelle Plattform, von
in folgender Hinsicht. wärtige Regierung der USA fühlt sich
der aus die Vereinigten Staaten wieder
Kriegslist Wettrüsten zum Ausgangspunkt ihrer impctialen
offensichtlich deshalb nicht zum Frieden
hingezogen, weil sie sich der Theorie
Alle amerikanischen Nachkriegsdoktri­ Doktrin zurückkehren. Nehmen wir die
der Gewalt bedient und sich demnach
nen gingen von der Voraussetzung aus, noch gültige, vom Chef des Weißen
auf einen Krieg vorbereitet. Im Wider­
daß Wettrüsten allein schon eine Form Hauses am Vorabend des Ersten Mai
spruch zur Realität, zum gesunden
der Kriegsführung darstellt, und der abgegebene Erklärung: "Wir beabsichti­
Menschenverstand, zum Selbsterhal­
"kalte Krieg" wurde definiert als eine gen nicht, auf der Stelle zu treten, (bei
tungstrieb. rgn
Abart des bewaffneten Konflikts, darauf der Aufrüstung, - d. Red) schon des-
"NEUE ZEIT" 23.87 7
PANORAMA

den Vertrag. Das Ergebnis ist, heran: Militärisch sei der Präsident Reagan empfangen
caß sich die Zahl der nuklea­ Osten dem Westen in und hatte Gespräche mit Vi­
NATO ren Gefechtsköpfe stark erhöht allem überlegen. Zudem näh­ zepräsident Bush, Außenmi­
hat. Als die Bestimmungen von men diese „Überlegenheit" nister Shultz und Verteidi­
SALT 2 ausgearbeitet wurden, und die „Bedrohung" von Jahr gungsminister Weinberger.
ras würde stimmte Washington
Höchstgrenzen für ballistische
den zu Jahr zu. Da
Möglichkeit hatte,
ich keino
zahlreiche
Der US-Präsident versprach, an
der Politik des "einen China"

N«:- wton Raketen zu, weigerte


jedoch, die Cruise Missiles zu
sich „Details"
stellte
zu präzisieren,
ich Scott eine einzige
festzuhalten
"zweier
und idie Politik
Chinas" bzw. die
verbieten. Bei der neuen Va- Frage: Würde er das "dos einen Chinai und des

sagen? riante des Wettrüstens wurden


bereits Tausende solcher Pro-
N AT O-Rüstungspotcntial
gen die „überlegenen Kräfte"
ge- einen Taiwan" nicht zu un­
terstützen.
.1. tagte*. die .ckt.lc gebaut. Jetzt, da sich des Warschauer Vertrags Chinesischerseits wurde be­
•• naTO-ORGANE c.r.e reale Möglichkeit bietet, tauschen? tont, daß nach der Wieder­
<: e V< ■ t e -.-.gen die Mittelstreckenraketen län­ „Ob ich sic tauschen wür­ vereinigung Taiwans mit der
i. - c c gerer und kürzerer Reichweite de?" fragte der Experte zu­ VR China die Insel gemäß
sagt* der (LRINF bzw. SRINF) zu besei­ rück. „Also ich nicht. Ich kann dem Prinzip "ein Staat mit
h ral A ten- tigen, redet man im Westen nicht als Militär sprechen. Ich zwei Systemen" als besondere
c e s M111- wieder einmal von „Kompen­ kann nicht für General Rogers Verwaltungszone Chinas das
.. s UL' N A’i 0, r'._f sation". oder General Altenburg Recht auf weitgehende Auto­
i ■ ct .fere :z in der Neben der Festigung ihrer sprechen. Ich sage das le­ nomie haben werde. Weder
bt „w.rd konventionellen Kräfte erörter­ diglich als Sowjetologe. Ich Truppen noch Verwal­
:h notwendiger se n, ten die Verteidigungsminister würde also nicht. Aus vielen tungsbeamte sollen aus Konti­
sc: tiC c cs Pc‘en- auch nukleare „Gegenmaßnah­ Gründen nicht." nentalchina nach Taiwan ge­
verbessern." escr men". Für den Fall, daß die Um eventuellen schickt werden.
c :a ci td dc: nad.t.o- Null-Option verwirklicht wird, Mißverständnissen vorzubeu­ Wie Tatsachen jedoch be­
n „ei Fr«. . söc'ctwr.gen schlagen Militärberater vor, gen, bringen wir Scotts Ant­ zeugen, beeilen sich die USA
i.. i.n -.. i.enschen die „Lücke" durch lüft- oder wort vollständig. Von der nicht, dieses Prinzip in ihren
NATO-Organc (25.-27. Mai) seegestützte Cruise Missiles „sowjetischen Bedrohung" re­ heutigen Beziehungen zu
recht breite Unterstützung. Die zu stopfen. Nicht von der dete man in Brüssel natürlich China oinzuhalton. Die Verbin­
Z . „. „die i c:.a:,:ic s..cn Tagesordnung gestrichen ist nicht zufällig. Aber die propa­ dungen der USA mit Taiwan
Kratie zu starken", ist in auch der Gedanke, die LRINF gandistische und militärische arten häufig zu direkter Ein­
n o...r..uniques der Ver- Pershing 2 in SRINF Pershing Aktivität wird die Passivität mischung in die inneren An­
:<i:;.. ■ i.j.istcr fixiert. Von 1B umzubauen, was den USA der NATO im friedlichen Dia­ gelegenheiten Chinas aus.
'c. ic ■ l.cit it.rer Reelisie- die Möglichkeit gäbe, ihre log wohl kaum „kompensie­ Die "Renmin ribao" schrieb im
.1,'. . hen bei einem Tref- curostrategische Infrastruktur ren". Das sieht man auch im Zusammenhang mit den
fi • i . ... urnaiisfen NATO-Gc- zu behalten. Ferner wird die Westen ein. Die „New York jüngsten antichinesischen Aus­
nci j . l.-_;ur Carnngton, Pen- Forderung erhoben, die Times" schrieb: „Der Versuch, fällen von US-Senatoren:
k.gcr.chef Weinberger und 72 Pershing 1A, die sowohl die Wirkung der "Man darf nicht übersehen,
..,n i.:eJe:ländischer Kollege den USA als auch der BRD Rüstungskontrolle durch eine daß es in den USA Menschen
Lkelcn, der gegenwärtig unterstellt sind, nicht in einen Gegenwirkung in entgegenge­ gibt, die unter diversen Vor­
de eure gruppe Vorsicht. Vertrag über die SRINF aufzu­ setzter Richtung auszu­ wänden die Entwicklung unse­
Ohne sich erst über einen nehmen. gleichen, zeugt davon, daß rer Beziehungen zu den Ver­
»•.bbai: von Europas Pulverkel- Der Ausschuß für Verteidi­ weder Newton noch der ge­ einigten Staaten zu behindern
ivr.i r eeimgt zu haben, wollen gungsplanung der NATO ver­ sunde Menschenverstand re­ und in die inneren Angele­
..c Futirungskrafte der NATO kündet in seinem Kommuni­ spektiert wird." genheiten der VR China ein­
i 'ter diesem Vorwand schon que: „Unser Ziel ist verstärkte Brüssel W- BOIKOW zugreifen wünschen."
j. tzi - isatzlichü Bewilligungen Sicherheit auf niedrigerem Während die Unterredung
.. r d . Modernisierung und Stand der Kräfte." Aber was mit Reagan verwies Yang
■ e:l i'j ihres konventionellen haben die „Nachrüstungs"plä- VR CHINA—USA Shangkun, ' wie die Presse­
t jIs herausschlagen. ne mit dieser Parole zu tun? agentur Xinhua meldete, dar­
. . zeit stellte Isaac Newton Sie entsprechen auch den auf, daß China sowohl die
kst. Jede Wirkung lost Forderungen der öffentlichkei
Gegenwirkung
tage setzen
aus.
die
eine
Heutzu-
Ab-
nicht. Und
atlantischen
so greifen
Strategen zu
die
ih-
Das Problem weitere stabile
der Beziehungen zu den USA
als auch bessere
Entwicklung

chinesisch­
■ • jegner dieses physi- rem probaten Mittel, zur sowjetische Beziehungen an­
kal.se Gcsetz hartnäckig in
Politik durch. Jede
„sowjetischen Bedrohung".
Während die Minister tagten,
bleibt strebe. Der chinesische Dele­
gationsleiter konstatierte einen
■■•-...kung oder Reduzie- wurde eine spezielle Presse­ O EINE CHINESISCHE RE­ Ausbau der chinesisch-ameri­
c.nun Rüstung wollen konferenz veranstaltet. Donald GIERUNGSDELEGAT ION kanischen Beziehungen auf
cn Anhäufung der an- Scott, der Pentagon-Experte, UNTER YANG SHANGKUN, militärischem Gebiet. Er be­
ku „ensieren". Zur der Präsident Reagan und die MITGLIED DES POLITBÜROS suchte in Saint Louis den Sitz
. ■ „s.hichte Bei den Vcr- Führung der Bündnispartner DES ZK DER KP CHINAS UND des Mammutkonzerns McDon­
> über SALT 1 über diesen Fraacnkreis „re­ STELLVERTRETENDER VOR­ nell-Douglas, der Zivil- und
diu amerikansche gelmäßig informiert", beehrte SITZENDER DES ZENTRALEN Kampfflugzeuge baut. In Zu­
sowjetischen Vor­ die Vertieter der Massenme­ MILITÄRRATES DER VR sammenarbeit mit diesem Kon­
ab neben den dien Se ne Beredsamkeit, CHINA, STATTETE DEN USA zern begann in Schanghai im
,.m euch die Zahl der zahlreiche Fotos, Schemata EINEN ZWEIWÖCHIGEN BE­ April die Produktion eines
.. cp'e zu begrenzen. und /xu'stellungen führen die SUCH AB. chinesisch-amerikanischen Pas­
: u Gegenleistung für Anwesenden an den Schluß Yang Shangkun wurde von sagierflugzeugs.

"NEUE ZEIT" 23.87


In Omaha besuchte die
chinesische Rcgierungsdelega-
tion das Hauptquartier der
strategischen US-Luftwaffe.
Beim Gespräch mit dem
US-Außenminister wurden
Meinungen über die amerika­
nisch-chinesischen Beziehun­
gen ausgetauscht, darunter
über die Taiwanfrage und
internationale Probleme von i— ~~
gemeinsamem Interesse, Es I r
wurde auf "Schwierigkeiten" i
in den bilateralen Beziehun­ i----------
gen und auf "überwindbare L.ZZ—
Hindernisse" verwiesen.
M. JAKOWLEW

SÜDASIEN

Kerne Löswmg

ffiir Sn

Lannka?
ODIE „ENDLOSUNG" EINES
INNEREN ETHNISCHEN
KONFLIKTS AUF
MILITÄRISCHEM WEG: SO
SIEHT DAS BENACHBARTE
INDIEN DEN HEUTIGEN KURS
DER REGIERUNG SRI
LANKAS.
Diese wirft Sprengbomben
auf die nördliche Halbinsel
Jaffna ab und hat ihrer Armee
Ende Mai den Befehl erteilt,
das große, vorwiegend von
Tamilen besiedelte Gebiet zu
okkupieren. Hunderte Opfer
sind zu beklagen.
Das dem Inselstaat von den
britischen Kolonialherren hin­
terlassene Problem der Bezie­
hungen zwischen dieser natio­
nalen Minderheit (ca. 18 Pro­
zent der Einwohner) und den
Hauptsache, wir mimen das Ganze entsprechend schwungvoll.
Singhalesen (Hauptanteil der
16-Millionen-Bevölkerung) Zeichnung: Wsewolod Arsenjew
überschattet Sri Lankas poli­
tisches Leben seit 1983.
Inzwischen verließen 130 000
Tamilen auf der Flucht vor südlichen Unionsstaat veran­ leichten Beute für die USA,die mel, die dem legitimen Stre­
Repressalien und Zurückset­ laßte die indische Regierung, nicht abgeneigt sind, ihre ben der Tamilenminderheit
zung die Insel und ließen sich Sri Lanka ihre Vermittlung bei Militärstützpunkte im In­ nach Autonomie im Rahmen
im indischen Unionsstaat Tamil der politischen Beilegung des dischen Ozean um den "un­ einer einheitlichen und territo­
Nadu nieder, dessen Einwoh­ akuten Konfliktes anzubieten. versenkbaren Flugzeugträger" rial ganzheitlichen Republik
nern sie sich ethnisch und Der Zwist zwischen den ein­ Sri Lanka zu bereichern. Sri Lanka Rechnung tragen
religiös verwandt fühlen. zelnen Nationalitäten destabi­ Indien bemühte sich von würde.
Aber nicht nur die Stim­ lisiert den Nachbarstaat und Anfang an um die Aussöhnung Ende J. erarbeiteten die
mung der indischen "Ver­ macht sein strategisch günstig von Singhalesen und Tamilen Seiten eine anscheinend rea-
wandten" in diesem großen gelegenes Territorium zu einer aufgrund einer politischen For­ listische Formel, die als i
"NEUE ZEIT” 23.87 9
PANORAMA

‘Vorschläge vor-, 19. Dezcn.- Ka-r.pf.r.cthoden gegen "Ter­ gerstreik. Padre Giron erklär­
be-’ bekannt sind. Sie saLen roristen" gedrillt. Die Bomben, te, sie würden hungern, bis
vor, daß der Nord- und der d e auf Ja'fna und Umgebung Präsident Cerezo die Forde­ NIKARAGUA
Ostprovmz (mit Ausne' —e der faiien, wurden in Pakistan rungen der Bauern erfülle.
ergc .u , und die Flugzeuge Die Regierung sah sich
Smghalcsen eben) Autono-
r- tc gewoitH wird.
werden nach einigen Angaben
von pakistanischen Piloten ge­
gezwungen, mit den Streiken­
den zu verhandeln und ihnen Wo Amaka
;\zw scher, wurde nxh-s zur flogen. Zugeständnisse zu machen,
Realisierung dieser Vor-
schiege getan. Die Regierung
Zu all diesen
meinte der Vertreter des in­
Tatsachen u. a. den Bauern
Bodenabschnitte zu überge-
mehrere
und Bocay
in Colombo rückt von der im dischen Außenministeriums: ben. Padre Giron sagte, als er
Prif zip auch von ihr se bst
früher gebilligt en Ferme! ab,
Washington nehme die "Krise aus dem Präsidentenpalast zusammen-
m Sri Lanka" zum Vorwand, heraustrat: "Wir haben nur
•'.hlagt fai-t?sc,I ’r.dxns Ver­
mittlung bei e.r.er pcz'scher
um einen weiteren Brücken­
kopf im Indischen Ozcan zu
zum Teil erreicht, was wir
wollten. Der Kampf wird wei­
fließen
F elung aus urc bekommen. tergehen." EINHEITEN DER
oeutig Kurs auf L -. .e Angesichts der Situation im rief die größte Ge-
Bald SANDINISTISCHEN
1 oiu’.'j der F rage Norden Sri Lankas wünscht dio werkschaftszentrale des Lan- VOLKSARMEE FÜHRTEN EINE
Rajiv Gandt forderte de indische Regierung’, der dorti­ des die staatlichen Ange- ERFOLGREICHE OPERATION
sich gen Bevölkerung, dio unter stellten zum Streik auf. Die ZUR SÄUBERUNG MEHRERER
Regierung Sri l a*ias
Beschuß und Wirtschcftsblok- Strciktcilnehmer forderten hö­ GEBIETE IM LANDESNORDEN
militärischer Akt vita'er. zu
kado zu leiden hat, humane here Gehälter und eine Preis­ VON DIVERSANTENBANDEN
enthalten und
friedliche Lösung Soforthilfe zu leisten. Wie kontrolle bei den Bedarfsgü­ DER CONTRAS DURCH.
Indion erklärto, entsende es tern. Die Forderung war be­ Nach Angaben des Verteidi­
lenfrage hinzuwirken. I
Anfang Juni 20 Schiffe unter gründet: Wegen sinkender gungsministeriums Nikaraguas
Antwort bheb fre. .ch aus.
der Flagge des Indischen Kaffeeprcisc auf dem gibt es heute etwas mehr als
Zur Erläuterung der Roten Kreuzes ohne militä­ Weltmarkt (Kaffee ist Guate­ 6000 Banditon, davon operie­
Sachlage sagte ein rischen Konvoi nach Jaffna. Die malas Hauptexportartikel) ren 3000 in den inneren
hochgestellter Vertreter des Schiffe haben Nahrungsmittel macht die Wirtschaft schwere Gebieten des Landes. Die
indischen Außenministeriums und Medikamente an Bord. Zeiten durch. Dio Stromgebüh­ Contras dringen aus Honduras
in einem Interview für die Eigenbericht ren wurden hcraufgesetzt, oin, wo sie von erfahrenen
"Neue Zeit'': Delhi ebenso dio Proiso für CI A-Diversanten ausgebildet
"Leider tiat es Delhi nicht Hauptnahrungsmittel. Eine werden.
nur mit Colombo, sondern Folge war der abrupt sinkende Wie man woiß, haben die
auch mit den dahinter stehen­ Lebensstandard. Amerikaner, über den endlo­
den äußeren Kräften zu tun, sen Zwist zwischen den Füh­
Zuerst legten 150 000
die die Behörden in Sri Lanka rern der Konterrevolutionäre
unter Druck setzen. Früher
GUATEMALA Menschen dio Arbeit nieder,
verärgert, sie zur Gründung
ihnen folgten weitere 100 000.
bezeichnete dio Regierung Wcdor die Erpressung der einer neuen Gruppierung "be­
dieses Landes die tamilischen hauptstädtischen Behörden wogen”. Zu ihr haben sich
Extremisten als 'Separatisten', noch die Drohhaltung der unterschiedliche politische
'Spalter' und 'Partisanen', jetzt Polizei konnte die Streikenden Fraktionen der Contras zusam­
nennt
Dieses
sie sie 'Terroristen'.
Wort entstammt aber Boden beirren.
ihnen
Bald
die
schlossen
Lehrer
sich
und
mengeschlossen.
nennt sich großpatzig "Nikara­
Das Ganze

dem ideologischen Rüstzeug Oberschüler an. Sie besetzten guanischer Widerstand". Der
Zweck liegt auf der Hand: den
des Westens, sein Gebrauch
öffnet die Schleusen für belie­
bige 'Gegenmaßnahmen', b>s
den Schulen im Zentrum der Stadt
und bauten Barrikaden. Söldnern,
kompromittiert
die sich
haben,
so sehr
wo­
Hn zu Bombenang’ifien au' E'st am 15. Tag kam eine nigstens Anstrich von
einen
F'üch* mgslager, Krankenhäu­ Einigung zustande. Danach Organisiertheit zu geben. Das
ser und Schulen und zu wurde der Streik eingestellt. Aushängeschild ist demnach
massierten lnhc'!ierunge"> " Die Regierung versprach den neu. Und das Wesen?
^3E! DEN .SSENDEMON- Hier einige Beispiele der
Das geschieh; jetzt in Sr staatlichen Angestellten eine
Lanka. STRATIONEN DER BAUERN, Gehaltserhöhung. Die Zulage üblichen "Tätigkeit" der "Frei­
STAATLICHEN ANGESTELL­ soll noch in einer bilateralen heitskämpfer", wie Präsident
Die USA haben sich das TEN UND LEHRER WURDE Kommission aus Vertretern der Reagan die Banditen mit Vor­
Recht erwirkt, ihre NACH GRUND UND BODEN, Gewerkschaften und der Re- liebe nennt, in Nikaragua.
Kriegsschiffe im Ha'en Trirco- HÖHEREN GEHÄLTERN -»-örter' v.'-"r-1<3n. Im Departement Esteli leg­
malee von Sri Lanka zu tanken, SOWIE BESSEREN ten sie einen Hinterhalt an
und haben ihre "Freunde" und LEBENSBEDINGUNGEN Die Massenaktionen der einer Straße. Von ihrer Hand
"Bündnispartner" zur Lösung GEFORDERT. guatemaltekischen Werktäti­ fiel Jose Ramon Cardoza,
der "Frage Sri Lankas" heran­ gen haben die Regierung Direktor eines dortigen Agrar­
gezogen. Nach Angaben der Mehrere tausend Bauern Cerezo gezwungen, sich ihren betriebes, der im Auto vorbei­
indischen Presse bilden etwa aus der von Padre Andres Sorgen und Problemen zuzu­ fuhr. Am nächsten Tag überfie­
100 Mitarbeiter des israe­ Giron gc'eitetcn Bewegung wenden. len die Contras einen Pkw in
lischen Geheimdienstes Mos­ ■ "Den Boden den Bauern" Matagalpa, verwundeten zwei
sad seit 1934 intensiv "Son- kamen von der Südküsto in die W. DOLGOW Personen und nahmen eine
de^rupps" Sri Lankas aus. Sie Hauptstadt und traten auf dem NZ-Korrcspondent weitere gefangen.
werden vom Schn des Resi­ geräumigen Platz vor dem Im Departement Chontalos
denten angc'ührt und in Piäsidentenpalast in den Hun- Managua beschossen die Banditon dio

10 "NEUE ZEIT" 23.87


PANORAMA ___ _j

ger wurden ormordet, Sheila


Ortschaft Comalapa aus Gra­ Befestigungsanlagen. Sie hat­ WALT GEGEN IHRE
Moipone Nyanda, Flüchtling
natwerfern und anderen Wal­ ten vor, dort eine Konfliktsi­ AFRIKA N ISCHEN
fen. Soldaten der Sandi- aus der RSA, wurde entführt.
tuation an der Grenze zu NACHBARSTAATEN VOR, UM
nistischen Volksarmee schlu- Honduras zu provozieren, um IHNEN DEN EIGENEN Nun ist Mocambique Opfer
gen den Überfall zurück. dann das Pentagon um Militär­ WILLEN AUFZUZWINGEN. des Staatsterrorismus der RSA,
Später sagte Martin Flores, hilfe zu bitten. Die CIA versah
obwohl die Volksrepublik am
verantwortlicher Funktionär sie mit tragbaren Raketen und
16. März 1984 mit der RSA
der Sandinistischen Nationalen neuesten Nachrichtenmitteln. Davon zeugt ein weiterer
einen Nichtangriffspakt (Nko-
Befreiungsfront: "Wir Die Banditen wurden unmittel­ Akt des Staatsterrorismus, den
mati-Vcrtrag) geschlossen hat.
kämpften bis ein Uhr nachts, bar von der US-Botschaft in Pretorias Geheimdienste in der
Pretoria verstieß auch früher
dann suchten die Contras das Tegucigalpa aus geleitet. Aber Nacht zum 29. Mai gegen die
gegen den Vertrag, indem
Weite. Leider hatten wir da­ die verbrecherischen Pläne Volksrepublik Mocambique
man den Banden der "Re­
mals zu wenig Waffen, um sie der Washingtoner Söldner verübt haben. In jener Nacht
sistance Nationale de Mozam­
im Volk zu verteilen." Be­ scheiterten. Die Sandinisten drangen südafrikanische Diver­
bique", die einen blutigen
kanntlich hat die Regierung befreiten die Zone bis zum santen in Maputo, die
Krieg gegen das mocambiqua-
der Republik das Volk be­ Abschluß einer amerikanischen Hauptstadt der Republik, ein
nische Volk führen, jede
waffnet, und die Nikaraguaner Militärübung in Honduras, die und überfielen zwei
mögliche Hilfe erwies. Nun­
helfen der Armee, die Errun­ offenbar zeitlich mit der Ope­ Wohnhäuser, die Ge-
mehr ist der Nkomati-Vertrag
genschaften der Revolution zu ration abgestimmt war. 800 schäftsräume der Vertretung
kaltblütig und zynisch ge­
verteidigen. Banditen wurden aus Nikara­ des Afrikanischen National-
brochen worden.
gua vertrieben. Die Be­ kongresses (ANC) und ein
Eine Einheit der Sandi-
freiungskämpfe der Armee Nahrungsmitte Hager. Hierbei Selbst das State Department
n istischen Volksarmee
Sandinos werden fortgesetzt. wurden drei unschuldige Mo­ der USA nannte das Gesche­
durchkreuzte Versuche der
cambiquer, eine Frau und hene "einen vorsätzlichen und
Banditen, einen Überlandlei­ N Z-Korrespondent zwei Männer, ermordet. besonders grausamen Ober­
tungsmast zu sprengen und
eine wichtige Straße zwischen fall" und erklärte, er könne
Managua Die Sicherheitsorgane der
Managua und der Atlantik­ "durch keine Selbstverteidi-
Stadt konnten einige Banditen gerechtfer-
küste zu sperren. Die Sandi­ gungskonzeption
stellen. Es wurden Munition tigt werden". Simbabwes
nisten kamen dem Gegner
und Dokumente erbeutet, aus Außenminister Mangwende
zuvor, bezogen Stellungen
RSA denen hervorgeht, daß die
beiderseits der Straße, und als enthüllte jedoch die Heuchelei
Mörder "Profis" aus Pretoria Washingtons, das sich von
die Diversanten mit
waren. Ähnliche Beweise wur­ seinen alten Freunden in Pre­
Sprengstoff eintrafen, wurden
den in drei halbversengten toria zu distanzieren ver­
sie mit Feuerstößen empfan­
Pkws entdeckt. Die Diversan­ suchte. Dieser verbrecherische
gen. Dio Contras verloren vier
ten hatten sie, bevor sie auf
Mann und ergriffen die Flucht. Akt, sagte er, habe erneut das
dem Seeweg die Flucht ergrif­
Die größte Operation unter Amoralische und Un­
fen, an der Küste stehengelas­
Einsatz von 3000 Sandinisten
wurde im Landesnorden, dort,
MCßH sen. Die Untersuchung läuft
menschliche der Apartheid vor
Augen geführt und sei eine
noch, aber daß Pretoria im direkte Folge der Abstimmung
wo Amaka und Bocay zusam­
menfließen,
dieser
durchgeführt.
menschenleeren
In
Ge­
raße n Spiel
dem
Handschrift
war, wird von
bezweifelt.
der
nieman­

Verbrecher
Die
im
lung
US-Senat
der
"Frontstaaten",
(für die
Hilfe
falls
an
Einstel­

sie
die
die
gend bauten die Contras aus
ähnelt der des israelischen
der Gruppierung "Nikaragua­ Qdie rsa-rassisten GE-
"Mossad",
nationalen Befreiungsbewe­
Geheimdienstes gungen im Süden Afrikas wei­
nische Demokratische Kräfte" HEN MIT TERROR UND GE-
der 1973 in Beirut nach dem
ter unterstützen). Der Minister
gleichen Schema drei namhafte rief den UNO-Sicherheitsrat an
Contras bei einer Attacke gegen friedliche Nikaraguaner palästinensische Politiker er­
und forderte, alle notwendi­
Aus: „Der Spiegel" (Hamburg) mordete. Bekanntlich arbeitet
gen Maßnahmen zur Einstel­
der "Mossad" eng mit Preto­ lung der RSA-Aggression ge­
rias Geheimdiensten zusam­ gen die Nachbarstaaten zu
men. ergreifen. Die Regierung Mo-
[;'/ < <• ‘ '•
cambiques verurteilte den
.'1 Der Oberfall auf Maputo Oberfall scharf.
reiht sich in ähnliche Taten
Pretorias ein. Erst im Mai Es ist gewiß kaum anzuneh­
v. J. sprengten rassistische men, daß Verurteilung und
Diversanten zwei ANC-Ge- Entlarvung das Rassistenre­
schäftsräume in Harare, der gime zur Räson bringen. Dazu
Hauptstadt Simbabwes. Damals bedarf es entschiedener
stürmten Banditen aus Pretoria Maßnahmen und konsequenter
ebenfalls Zivilobjekte in Sanktionen, von denen in der
Botswana. Ein Jahr später UNO wiederholt gesprochen
drang ein Trupp von Banditen wurde. Die USA und ihre
in Livingstone (Sambia) ein, Verbündeten tun jedoch alles,
tötete vier Zivilpersonen und um Sanktionen zu verhindern,
sprengte ein Haus In die Luft. und leisten so den Untaten
Am 25. Mai wurde ein Pretorias Vorschub.
ähnlicher Oberfall auf Swasi­
land verübt. Droi seiner Bür- J. KORSCHUNOW

"NEUE ZEIT" 23.87 1 1


Rahmen eines internationalen Systems,

Stimme deir V ® H’ffilWQlSt das frei


Gerechtigkeit
von Kriegen
aufgebaut
gung des Rechts auf Leben und Beseiti­
auf Frieden und
ist; Verteidi­

gung der Möglichkeit einer Anwendung


Die P. egicrungschcfs der Wie geht nun die Gruppe konkret an von Kernwaffen und des Ausbruchs eines
Scchsergruppe“ forderten Reagan und die Probleme des Friedens und der Atomkrieges.
Sorbrhchow erneut auf: „Heute internationalen Sicherheit heran? Dazu wurde bereits ein ganzes
:ppc!' eren v.ir an Sie, die Möglichkeit, Programm konstruktiver Maßnahmen auf­
Eine Hauptthese, die sie in der
■ i -y ’ ■ '■ i' z - it.r.g ru begin­ gestellt: Es reicht von der gegenseitigen
Botschaft an Michail Gorbatschow vom
nen, nicht zu ge'ahrden. Die gegenwar- Hilfe bei der Kontrolle eines atomaren
Februar 1986 formuliert hatte, laufet: Es
'..gr Chance darf nicht verpaßt werden." Teststops bis zum Abschluß eines Ab­
ist notwendig, eine neue Kozepfion der
So • *e am 22 Mai 1984 die kommens über ein umfassendes Verbot
umfassenden Sicherheit zu schaffen, in
der sechs' auf sich aufmerksam, der Erprobung dieser Waffenart.
der für Kernwaffen kein Platz ist. Solange
c cser Länder In den Dokumenten der Gruppe wird
diese nämlich existieren, kann es keine
die Rede »st, kommt man nicht umhin, auf Fragen der Entwicklung, Erprobung,
Sicherheit geben. Während dieses Doku­
des G-an­ Herstellung, Stationierung und des Ein­
ment ausgearbeitet wurde, tagte in
ders der heute nach ihm benannten satzes von Weltraumwaffen großer Wert
Moskau der 27. Parteitag der KPdSU, wo
Unabhängigen Kommission für Ab- gelegt. Die Versuche Washingtons, be­
der Vorschlag gemacht wurde, ein
ie,- ;i.r) .-.rl r •I ,r.• ‘.e:t, deren Ideen stehende so wjeti sch-amerikan ische
umfassendes System der internationalen
.. ' .,■■■_ sr • ■ ' i. ‘ aufgr gnf- Rüstungskont roll Vereinbarungen zu
Sicherheit zu schaffen - der Gedanke der
.1 Indira Gandhis zu brechen, lösten bei den Regierungschefs
Staatengruppe stimmt also mit dem
ehren, einer hervorragenden Kämpferin dieser Länder negative Reaktionen aus.
sowjetischen Herangehen überein.
für den Frieden und anerkannte Führen- Sie fordern, Geist und Buchstaben der
der Nichtpaktgebur.dci <■:•. In der UdSSR feilt man auch Konzep­ Verträge zu wahren, besonders bei der
Uc: E'.: ehe:, der Gruppe spiegelte tionen wie die Achtung des Rechts eines Abrüstung und Rüstungsbegrenzung.
Clit tiefe Serge n der Welt um das jeden Staates auf friedliche, sichere und Obwohl die Autoren dar Initiative der
Sei....ksal der Mer schhet v< :der - in einer unabhängige Existenz; Recht eines jeden atomaren Abrüstung unbedingte Priorität
Situation, als das Wettrüsten außer Volkes, nach seinen eigenen Vorstellun­ einräumen, lassen sie auch Fragen wie
Kontrolle zu geraten drohte und seine gen zu leben; Nutzung der Ressourcen eine ausgewogene konventionelle Ab­
Ausweitung auf de. Weltraum angekün- unserer Erde im Interesse eines sicheren rüstung, Einstellung der Erprobung von
digt wurde und menschenwürdigen Lebens aller im AntisatellitenWaffen und andere Teilge-

USA — INDIEN

Unnta Draclk
Nichts bestätigt die Wahrheit be­
kenn lieh su sehr, wie eine kategorische
Leugnung. Em Widerspruch’ Mit diesem
Sinnspruch ließe s.ch allerdings die
Stimmung wiedergeben, die am 18. Mai
nach einer Demarche des US-Botschafters
Position zu schwächen, um die Regie­
in Indien im diplomatischen Corps und
rung Rajiv Gandhi in Mißkredit zu
unter Journalisten in Delhi herrschte. An
fmr.lt bringen und die Stimme des großen
diesem Tag hatte der Botschaftssprecher
asiatischen Landes in der Welt zum
Meldungen der hiesigen Presse offiziell
= dementiert, nach denen der interi-
Schweigen zu bringen. In einer seiner

niis' ische Geschäftsträger der USA in i..T, letzten Erklärungen sagte Rajiv Gandhi:
Wir waren immer mit äußeren Ein­
Delhi im Außenministerium vorstellig |
mischungen konfrontiert, und sie nehmen
geworden •und seine Unzufriedenheit
immer dann zu, wenn die innenpolitische
über die von Premierminister Rajiv
Lage des Landes komplizierter wird.
Crmdlii cingeleiteten Maßnahmen gegen
Es ist schon ein Widerspruch: Die
d.e von äußeren Kräften betriebene
"volkreichste Demokratie", wie man
P-htil. der Destabilisierung Indiens zum
Protestkundgebung vor der US-Botschaft Indien in den USA nennt, wird zum
Ausdruck gebracht haben soll, ebenso
in Delhi Objekt verstärkten Drucks von Seiten der
über die wenn euch indirekten Anspie- Foto: „Patriot" (Indien] "größten Industrienation", während etwa
!voen des indischen Regierungschefs
das anrüchige pakistanische Regime in
auf die Vereinigten Staaten. Washington als Freund und "strate­
gischer Partner" geführt wird. Diese
Hier macht sich noch die Krise ideologische Verirrung der Administra­
bu• crr bc •, die Gegner der Regierung mehreren ausländischen Firmen hoch tion Reagan läßt sich mit der ent­
des Ind'stke' Nutionalkongresses (I) seit und lauft im Verein mit kongreßfeindlich­ täuschten Hoffnung erklären, Indien den
.‘c■■■e'bcg.nn schüren. Die oppositionelle en Presseorganen Sturm gegen Rajiv amerikanischen geopolitischen Interes­
lgecsie nutzt Meinungsverschieden- Gandhi und betreibt seinen Sturz. Vor sen zu unterwerfen.
hc on des Premierministers und des diesem Hintergrund gewinnt die indische Ungeachtet der Proteste aus Delhi
F’._: denten über die Auslegung emiger Führung zunehmend Klarheit über die rüsten die USA Pakistan mit mehr Waffen
v _• assurgspassagen, spie't durch nichts Absichten Washingtons, wo man die aus, als das Land zu seiner Verteidigung
l-i. srjhgte Aus'andsmeldungen über innenpolitischen Schwierigkeiten Delhis braucht und dulden wohlwollend den
e'i J‘c Verträge der Regierung mit mißbraucht, um Indiens außenpolitische atomaren Ehrgeiz Islamabads. Daß Isla-

12 "NEUE ZEIT" 23.87


ARCHIV AKTUELL
---------------------- .----------------------------------------------- --------- 1

biete der Abrüstung nicht außer acht und


machen entsprechende Vorschläge.
Zur Realisierung ihrer Ziele machen es
sich diese Länder zur Aufgabe, den
Osttam©lnwgiigiilgii® o

Dialog zwischen den Kernwaffenmächten Tiere. Doch kaum jemand weiß, daß der
Die Hitlerfaschisten machten am 3. Juni
zu fördern, um konkrete Abkommen zu einst in Vilnius praktizierende Arzt
1944 das Dorf Pirciupis dem Erdboden
schließen. Sie setzen sich für Konsultatio­ Dr. Timofej Schabad die literarische
gleich. 119 Einwohner wurden bei
nen mit ihren Spitzenpolitikern und Vorlage für Kornej Tschukowskis Helden
lebendigem Leib verbrannt. Die frommen
einflußreichen Staatsmännern anderer
Frauen, die in den Tod getrieben lieferte. Die armen Leute behandelte er
Länder sowie für die Erörterung von
wurden, nahmen ihre Gebetbücher mit, kostenlos. Als am 21. Oktober 1905 za­
Abrüstungsfragen in der UNO ein,
ein Kind seine Fibel. Auf den Kop­ ristische Statthalter brutal mit Schußwaf­
unternehmen große Anstrengungen zur
pelschlössern der Hitlerfaschisten stan­ fen gegen eine friedliche Demonstration
Mobilisierung der Weltöffentlichkeit.
den die Worte "Gott mit uns". der Werktätigen vorgingen, trat
Die sowjetische Partei- und Staatsfüh­
Die Gebetbücher halfen nicht. Die Dr. Schabad mutig auf die Seite der
rung hat bisher auf alle Aufrufe der
Okkupanten verbrannten die Menschen Menschen, die für ihre Rechte kämpften.
Sechs positiv reagiert. In seiner letzten,
wie die Bücher - die Gebetbücher und Einige Tage später wurde er verhaftet
an diese Länder gerichteten Botschaft
die Fibel. und ins Gefängnis geworfen. Bei den
unterstrich Michail Gorbatschow, daß
Als die Sowjetarmee Litauen befreite, revolutionären Kämpfen der Jahre
unsere Positionen zu den heute die
entstand dort, wo die faschistische^ 1917—1918 leistete Dr. Schabad den
ganze Menschheit bewegenden Fragen
Schergen gewütet hatten, eine neue Kämpfern für die Sowjetmacht in Litauen
der Eindämmung des Wettrüstens im
Ortschaft. Vor allem wurde in Pirciupis medizinische Hilfe.
Prinzip übereinstimmen.
eine Schule gebaut und eine Bibliothek Als die Hitlerfaschisten während des
Dio realistischen Vorschläge dieser
eröffnet. Jetzt gibt es dort auch ein zweiten Weltkrieges Kinder in Litauen
Staaten sprechen dafür, daß neues
Museum. ermordeten, war der gute Doktor Aiboht,
politisches Denken die Weltöffentlichkeit
Die sowjetischen Menschen haben die Dr. Schabad, schon nicht mehr am Leben.
erfaßt. Die Erklärungen der sechs Regie­
Untaten der Hitlerfaschisten in unserem Er starb 1935. Zur Erinnerung an ihn
rungschefs werden heute in aller Welt
Land nicht vergessen - in Jasnaja Poljana, wurde in Vilnius eine Büste mit der
zur Kenntnis genommen. Jedes Treffen,
in Tschechows Haus in Taganrog, an Aufschrift aufgestellt: "Doktor Schabad -
jedes Dokument istI ein bedeutender
Stätten, die mit der Erinnerung an der große Freund der Kinder". In den
Beitrag im Kampf um eine atomwaf­
Puschkin verbunden sind... Die Ver­ ersten Tagen der Okkupation wurde
fenfreie Welt.
nichtung von Menschen und Büchern hat diese Büste vor den Faschisten versteckt.
G. SCHAPOWALOW
eine lange Geschichte, und diese Ge­ Bei meiner journalistischen Tätigkeit in
schichte müssen wir kennen. den USA lernte ich einen Mitarbeiter der
Es gibt in der BRD in Oldenburg eine "New York Times" kennen, dessen Name
Ostland-Straße. Als "Ostland" wurden im Schabad war. Ich erzählte ihm diese
"dritten Reich" die besetzten Ostseere­ Geschichte und fragte ihn, ob er nicht
publiken Litauen, Lettland und Estland ein Verwandter von Doktor Aibolit sei.
mabad mit dem AWACS-Frühwarn- und bezeichnet. In den Plänen der Nazis Der amerikanische Journalist bestätigte
Kontrollsystem ausgerüstete Spionage­ sollten im "Ostland" die dort lebenden mir, daß Angehörige von ihm tatsächlich
flugzeuge bekommt, steht bereits fest. Völker liquidiert werden, um der brau­ in Vilnius lebten und einer von ihnen ein
Die USA lassen die Sikh-Separatisten nen Welle der faschistischen Germanisie- bekannter Arzt gewesen sei. Sollten Sie
im Punjab gewähren. rung Platz zu machen. Die Pläne wurden nicht, fragte ich ihn damals, zumindest,
schnellverwirklicht. Allein in Litauen um das Andenken an den Doktor Aibolit
In diesen Tagen finden vor der
ermordeten die Okkupanten 700 000 aus Vilnius zu ehren, den amerikanischen
US-Botschaft in Delhi Protestkundgebun­
Menschen. Lesern über jene berichten, die in den
gen statt, auf denen die indische
Nicht von ungefähr nistete sich in Jahren der Okkupation in Vilnius morde­
Öffentlichkeit Washington auffordert,
dieser Straße die Redaktion des Re­ ten, jetzt aber Unterschlupf in den USA
seine indienfeindliche Politik einzustel-
vanchistenblattes "Memeler Dampfboot'' gefunden haben? Der Journalist antwor­
len. Hier steht man geschlossen hinter
ein. Dieses Hetzblatt will sich, wie es tete mir, das werde die Leute nicht
der Kongreß-Führung.
erklärt, trotz eigener zahlenmäßiger treffen. Sie hätten in Amerika
Außenpolitisch unterstützt die Schwäche laut zu Wort melden. Ja, viel einflußreiche Beschützer...
Sowjetunion das Land in dieser schweren wird von Memel getönt - so nannten die in den USA finden bis heute viele
Zeit. Als Ende Mai der Sekretär des ZK Hitlerfaschisten die Hafenstadt, die sie Kriegsverbrecher, die aus unserem Land
der KPdSU, Dobrynin, Delhi be­ von Litauen abtrennten. Memel gibt es geflüchtet sind, Unterschlupf. Dazu kom­
suchte, sagte der indische glücklicherweise nicht mehr. An seiner men die Luftpiraten Vater und Sohn
Außenministter Tiwari: „Was die Stelle steht heute Klaipeda, eine große Pranas und Algirdas Brazinskas. Am 15.
und lebensfrohe Stadt an der Oktober 1970 entführten sie ein sowje­
Verhältnisse um Indien angeht, sind wir
Ostseeküste. Dafür gibt es Sowjetli­ tisches Flugzeug. Bei diesem Piratenakt
nicht allein. Unsere wahren und erprob­
tauen... kam die Stewardeß Nadeshda
ten Freunde sind mit uns.”
Doch sie trommeln weiter - und nicht Kurtschenko ums Leben. Ihr Grab in
Mit Unterstützung der Bevölkerung nur in der Ostland-Straße. Selbst Führer einem Park von Suchumi erinnert an die
und der Solidarität der Freunde Indiens ■ westlicher Länder versuchen sich in die Verbrechen der Hitlerfaschisten, die sie
im Ausland wird die Regierung Rajiv inneren Angelegenheiten meiner Re­ im litauischen Dorf Pirciupis verübten.
Gandhis den konsequenten außenpoli­ publik einzumischen. Träumen sie davon, Die beiden Brazinskas-Gangster erhielten
tischen Kurs des Landes noch entschlos­ die Leiden und die Tragödie von politisches Asyl. Es geht darum, die
sener fortsetzen. Pirciupis in unserem schönen Litauen Menschenrechte tatsächlich zu schützen,
L. SHEGALOW wieder Wirklichkeit werden zu lassen? großen Phrasen aber sind da völlig
N Z-Korrespondent ...Wer hat bei uns nicht von Doktor unangebracht...
Aibolit gehört? Der Märchendoktor, ein Albertas LAURINCI’JKAS.
Delhi aufrichtiger Freund und Verteidiger der Vilnius

"NEUE ZEIT" 23.87 1 3


Urteil über
den
W ahnsimm ‘ iU.
V.J
j, • 't

Von unserem Sonderkorrespondenten


Sergej GOLJAKOW
L
L_
Im Zentrum Stockholm», auf einem jeder Staat, ob groß oder klein, im Besitz Rückständigkeit, Hunger und Krankhei­
belebten runden Platz, zu dem lange von Kernwaffen oder ohne sie, her- ten. Das vom Militarismus aufgozwun-
utitcnrdiscLe Schaufc s'crpessagen hin­ umschlagt. Wettrüsten und allseitiger gene Prinzip — Rüstung statt Ent­
führen, »itzt eine nicht mehr junge Frau ökonomischer und sozialer Fortschritt wicklung — muß in sein Gegenteil
an einem alten, zerkratzten Harmonium schließen einander aus. Erst wenn die umschlagen: Abrüstung für die Ent-
und singt über Fr eden und Eintracht ZAonschhcit die unglaubliche Wicklung.
zwischen den Menschen. Rüstungslast von sich abwirft, kann sie Die ebenfalls an eine Billion Dollar
Ressourcen froisetzen, die für Aufbau­ heranroichenden Schulden, in denen
Itire Lieder sind c.n Vcrwjrf an unsere zwecke so notwendig sind.
gleichgültige, harte Zeit, m der immer gegenwärtig Dutzende Länder, ja ganze
weniger Teilnahme und Menschenliebe Dcr Gedanke ist uralt, schon die Bibel Kontinente stecken, sind eine direkte
forderte vor 20 Jahrhunderten dazu auf, Folge des Wettrüstens. Aus den Ent­
übrigblcibcn, eine Mahnung, sich einmal
wicklungsstaaten werden über 250
Gedanken über die Zukunft zu machen, Schwerter zu Pflugscharen umzuschmie­
den. Er ist auch in der UNO-Charta Md. Dollar jährlich herausgepreßt: Das
im Amoklauf zum Krieg cinzuhalten und
die Erde vor der nuklearen Apokalypse enthalten, worin die Mitgliedsstaaten entspricht etwa dem Militäretat der USA.
zu retten. Übereinkommen, zur Herstellung und Das sich beide Zahlen gleichen, ist kein
Aufrechterhaltung von Weltfrieden und Zufall. Die Abrüstung kann durch Freiset­
An beiden Seiten des Harmoniums Sicherheit bei minimalem Aufwand an zung kolossaler materieller und intellek­
liegen, ordentlich eufgestapclt Kassetten Menschen- und Wirtschaftsressourcen für tueller Ressourcen die Möglichkeit ge­
mit ebensolchen aufgezeichneten Lie­ Rüstungszwecke beizutragen. ben, sie den Aufbauzwecken, der
dern und unscheinbare Quäkerbroschü- wirtschaftlichen Entwicklung und Prospe­
ren. Kaum jemand bleibt stehen, um sich Sonderbar, aber heute, da sich die rität zuzuführen. Jeder Schritt, jede
eine Broschüre zu kaufen oder sich das jährlichen Militärausgaben der Welt Maßnahme bei der Einschränkung und
Lied der grauhaarigen Frau anzuhören. bereits einer Billion Dollar nähern und Reduzierung der Rüstungen wird nicht
Sie fiat es schwer, die rastlose Menge mehr als zwei Drittel der Erdbevölkerung nur mehr Sicherheit geben, sondern auch
singend zu erreichen. Es gehört wohl ein unter Hunger, Krankheiten, Unwissenheit ein Mehr an Mitteln für ein besseres
ganz anderes Fortissimo dazu, eine und Elend leiden, wird die unmittelbare Leben der Menschen möglich machen.
mächtige, autoritative, kollektive Stimme, Verbindung zwischen zu vielen Schwer­ Im Westen denkt man darüber anders.
um diese Gleichgültigkeit wegzuspülen tern und zu wenigen Pflugscharen bei Jene, die am alten Denken, auch an der
und die Menschen von ihren Alltagssor­ weitem nicht überall eingesehen.
Doktrin der nuklearen Abschreckung
gen ab- und auf die gefährliche Ent­ festhalten, finden den Zusammenhang
Die Unterschiede haben sich beson­
wicklung in unserer Welt hinzulenken. zwischen Abrüstung und Entwicklung
ders bei der Vorbereitung der Interna­
Man muß cs dem neutralen Schweden recht problematisch. Sie wollen ihn
tionalen Konferenz über die Verbindung
lassen, diese Stimme verstummt unter verkleistern und stellen die Sache so hin,
zwischen Abrüstung und Entwicklung
seinem Himmel nicht. Sie klingt bei als könnten Wettrüsten und sozialökono­
bemerkbar gemacht (sie soll auf Beschluß
zahlreichen Friedensmärschen, auf natio­ der 41. UNO-Vollversammlung im Au- mischer Fortschritt gleichzeitig und pa­
nalen und internationalen Foren, wo die rallel zueinander verlaufen.
gust/September d. J. in New York
Rede von der Wahl ist, der sich unsere
stattfinden). Die vier Tagungen des Der Hauptschuldige an diesem
Zivilisation gegenübersieht: Sein oder
Vorbereitungskomitees der Konferenz in Wettrüsten, die USA, das Land mit dem
Nichtsein?
den letzten Jahren zeigten deutlich, wer höchsten Militäretat der Welf, hat jede
für und wer gegen die Umstellung der Teilnahme an der Internationalen Konfe­
militärischen Ressourcen auf friedliche renz erst einmal verweigert. Was die
Schwert und Pflugschar Zwecke ist. Am Kurs der UdSSR, der westeuropäischen US-Bündnispartner an­
anderen sozialistischen sowie der geht, so ist ihre Philosophie absolut
nichtpaktgebundenen Länder ist nicht unmißverständlich z. B. in einem Ar­
Die Mitte Mai in der schwedischen herumzudeuteln. Ihr Standpunkt: Aktive beitsdokument dargelegt, das die bel­
Hauptstadt abgehaltenc Konferenz der Schritte zur Einstellung des Wettrüstens gische Delegation im Namen der
nichtgouvernementalcn Organisationen und zur Rüstungsreduzierung sind eine 12 EG-Staaten der jüngsten Tagung des
über den Zusammenhang zwischen Ab­ notwendige Voraussetzung dafür, glo­ Vorbereitungskomitees vorlegte. Die
rüstung und Entwicklung gehört in bale Probleme von immer akuterem Verfasser geben einen bestimmten Zu­
diesen Zusammenhang. Das trocken Charakter zu lösen: Abwendung der sammenhang zwischen Abrüstung und
tcrmulicrte Thema umfaßt die beiden Zerstörung der menschlichen Umwelt, Entwicklung im allgemeinen zu, führen
dringlichsten Probleme, mit denen sich neue Energieträger, wirtschaftliche jedoch in diese Gleichung noch eine
14 "NEUE ZEIT" 23.87
dritto Komponente — Sicherheit — ein. | beginnen? Beispielsweise oino Art kanischon Rats dor Plonungsorganisatio-
Abrüstung und Entwicklung seien von "Rüstungssteuor", ein System von Abfüh­ non dor Bundossfaaton müßto jodo fünfto
dor Sichorhoit nicht zu trennen, diese sei rungen aus don Militärotats zugunsten Brücko in don USA gründlich ronoviort
der Droh- und Angelpunkt: "Das Recht dor Entwicklungsländer, oinführon. Die­ bzw. nougebaut wordon, was nach
dor Staaten auf Sichorhoit ist existentiell, ser Gedanke ist wenig überzeugend. Schätzung dos Vorkohrsminisforiums
woshalb sich bostimmto Militärausgabon Dann wäre ja dio Verbindung zwischen 33 Md. Dollar erfordert. Weitere 75-110
nicht vermeiden lasson." Abrüstung und Entwicklung gestört, und Md, Dollar müßten binnen 10 Jahren für
dio Entwicklungsländer selbst könnten dio Wasserversorgung dor Städte mit
Dio Sichorhoit ist unantastbar. Aber Intorosso am fortdauernden Wottrüston, einer Einwohnerzahl von mehr als 50 000
wio ist sio zu vorstohon und woran zu an dor Erhöhung dor Militärotats haben. verwendet wordon. Man benötigt
knüpfen? An einen ausroichondon Stand 25 Md. Dollar, um dio Wasserbecken
dor Vortoidigungspotontialo oder an das Dio Konferenz bogrüßto allo vernünfti­ saubor zu halten. Dio Bedürfnisse der
woitero Anhäufen der Todoswaffcn, dio gen Vorschläge übor don Abbau der Infrastruktur in New York allein werden
Ausdehnung dos Wettrüstens auf don globalen Militärausgabon und dio Nut­ auf 40 Md. Dollar geschätzt.
Weltraum? Dor Wösten zieht eindeutig zung dadurch freigosetzfer Mittel für dio
die letzte Variante vor. Daher dor dringlichsten Erfordornisso dor In ihrem Referat auf der Konferenz
Schluß: "Fortschritt der Entwicklung Menschheit. Solche Vorschläge wurden sagte Inga Thorsson, schwedische Exper­
'darf nicht zur Goisol des Fort- eingobracht. Aber was dio Toilnohmor tin für Abrüstung und Entwicklung: "Dio
schritts boi der Abrüstung werden.Es ist vor allem zusammenschloß, war dio Meinung ist verbreitet, nur eine starke
falsch, Abrüstung und Entwicklung als Erkenntnis dosson, wie verderblich sich Wirtschaft könne die nationale Sicherheit
zwei einander bedingende Erscheinun­ das Wettrüsten auf allo Bereiche dor untermauern. Aber die amerikanische
gen aufzufassen. Abrüstung ist kein menschlichen Tätigkeit— don poli­ Wirtschaft ist nicht stark. Das Wettrüsten
Allheilmittel für dio endgültige Lösung tischen, don wirtschaftlichen, den huma­ hat das reichste Land der Welt bereits
aller Entwicklungsproblome." Das ist ihr nitären — auswirkt. zum größten Schuldner der Welt ge­
endgültiges Urteil. macht."
Dio heutigen weltweiten Militärausga­
Wie wir sehen, divergieren die ben sind vier- bis fünfmal so hoch wie Das kann nicht so weitergehen. Mit
Standpunkte. Außerdem stammen sie aus dio entsprechenden Werte der ersten
einer überbewaffneten und unterer­
don Regierungsbüros und geben der Nachkriegsjahre. Heute betragen sie
nährten Welt kann sich die Menschheit
amtlichen Meinung Ausdruck. Und was 6 Prozent der Wolfproduktion und mehr nicht zufriedengeben. Die Menschheit
ist die öffentliche Meinung? Was denken als das 25fache der offiziellen Ent­ hat eine andere Wahl: Abrüstung und
normale Amerikaner, Asiaten, Afrikaner wicklungshilfe. Seit Beginn der 80er Entwicklung. Doch damit das Realität
und Europäer? Die Stockholmer Konfe­ Jahre nehmen die Militärausgaben viel wird, muß sich in der Welt neues
renz der nichtgouvernementalen Organi­ rascher als der Umfang der Weltproduk­
politisches Denken, muß sich die Er­
sationen über den Zusammenhang tion zu. Laut Berechnungen hat das
kenntnis durchsetzen, daß sich im Nu­
zwischen Abrüstung und Entwicklung Wettrüsten seit Beginn der 60er Jahre klearzeitalter die wahren Interessen der
sollte eine Antwort darauf geben. 14 Billionen Dollar verschlungen, die
nationalen Sicherheit nicht mit der
Weltproduktion jedoch in derselben Zeit
Orientierung auf militärische Gewalt
um nur 8,6 Billionen zugenommen.
decken. Ein Leitmotiv der Konferenz
Keine Alternative Infolge des Wettrüstens werden ge­ war: Da das Überleben aller Menschen
waltige materielle, menschliche und bedroht ist, müssen auch alle gemeinsam
wissenschaftliche Ressourcen auf Sicherheit hinarbeiten.
Im gemütlichen, mit hellem Holz
getäfelten runden Sitzungssaal einer zweckentfremdet. Die Rüstungsindustrie
Ich glaube, es kommt nicht auf die
Kammer des Riksdags fanden sich verbraucht mehr Aluminium, Kupfer,
Namen der Redner an. Es waren viele,
Menschen verschiedener politischer Nickel und Platin als die Länder Afrikas,
fast jeder Konferenzteilnehmer meldete
Überzeugungen, Glaubensbekenntnisse Asiens und Lateinamerikas zusammen.
sich zu Wort. Die Grundhaltung kommt
und jeder Hautfarbe ein. Wen vertreten Über 50 Millionen Menschen (mehr als
in der einmütigen Erklärung zum Aus­
sie? Auf Delegiertenkarten lese ich: 4 Prozent aller Beschäftigten der Welt)
druck:
Weltkirchenrat, Komitee für Entwick­ nahmen 1981 an der Rüstungsproduktion
lung, Weltfriedensrat, Organisation teil oder standen unter Waffen. "Zu einer allgemeinen und vollständi­
für Afro-asiatische Völkersolidarität, gen Abrüstung als Endziel gibt es keine
Weltkonferenz für Religion und Frieden, Dieser kolossalen Verschwendung von Alternative, auch nicht zu einer ge­
Weltföderation ehemaliger Frontkämpfer, Mitteln und Ressourcen steht ein Ozean rechten und allgemeinen Entwicklung.
Schwedischer Metallarbeiterverband, menschlicher Bedürfnisse und Leiden Beides muß jedoch seine Verkörperung
Weltverband der Gesellschaften für die gegenüber. 1987 jährt sich die Beseiti­ in einer neuen internationalen poli­
Vereinten Nationen, Internationaler Stu­ gung der Pocken zum 10. Male. Für die tischen, wirtschaftlichen, sozialen, kultu­
dentenbund, Internationale Frauenliga endgültige Überwindung dieser rellen und humanitären Weltordnung
für Frieden und Freiheit, Gesellschaft für Krankheit war ein Betrag nötig, der den finden, in der sich unsere gemeinsame
Internationale Entwicklung, Internationa­ Rüstungsausgaben von 3 Stunden Sicherheit nicht auf Rüstung und
les Institut für den Frieden in Wien... gleichkommt. Die Militärausgaben nur Mißtrauen, sondern auf gegenseitiges
Insgesamt 200 Delegierte, 50 Länder. eines halben Tages würden ausreichen, Vertrauen und Zusammenarbeit gründet.
Malaria, Trachom, Lepra auszumer­ Kein einziges Volk, kein einziger Staat
Der Rahmen dieses Beitrags zwingt zur zen, und 10 Prozent der Weltrüstungsaus­ kann sich frei oder sicher glauben,
Auswahl der wesentlichsten Momente gaben wären genug, mit dem Elend auf solange andere unterdrückt, ausgebeutet
der offenen, demokratischen Diskussion. unserem ganzen Planeten Schluß zu oder bedroht werden."
Viele Fragen, besonders im Zusammen­ machen.
hang mit der praktischen Verteilung der Klare, gerechte Worte. Eine Antwort
Mittel, die durch Abrüstungsmaßnahmen Aber nicht nur die Entwicklungs- und auf die Herausforderung der Todesfabri­
freigesetzt werden sollen. Nach Meinung die armen Länder brauchen zusätzliche kanten und ihrer politischen Vertreter.
einiger Experten erfordern auch solche Mittel. Das Wettrüsten hat auch die Eine Mahnung an die Länder der Welt,
Maßnahmen erhebliche Ausgaben. Wirtschaft großer Länder deformiert. In den Weg zu Abrüstung, Gerechtigkeit
Könnte man, fragen einige, nicht schon den USA wird die Liste der sozialökono­ und Gedeihen einzuschlagen.
jetzt, vor Beginn der Abrüstung selbst, mischen Bedürfnisse mit den Jahren
mit der Umverteilung von Ressourcen immer länger. Nach Angaben des Ameri- Stockholm

"NEUE ZEIT" 23.87 15


Welf, die wertvolle Naturressourcen
vergeuden, um Kredite zu erhalten, und
die Einnahmen für die Finanzierung
einzelner Prestigeobjekte, den Import
von Luxusgütern und den Ankauf von
Waffen verschleudern. Auch die Kapi­
talflucht wurde ignoriert. So wurde
errechnet, daß von den 26 Md. Dollar
Auslandsverschuldung der Philippinen
6 bis 10 Milliarden vom Marcos-Clan ins
Ausland geschafft wurden. Allein aus
Mexiko, Argentinien und Venezuela
wurden von 1979 bis 1982 ca. 60
Md. Dollar herausgeschafft.
In dem Bericht wurde auch folgendes
nicht berücksichtigt: Selbst, als die Preise
für Exportwaren der Entwicklungsländer
ihren Höhepunkt erreicht hatten, wie
z. B. die Preise für sambisches Kupfer in
den 70er Jahren, vermochten diese
Staaten die erhaltenen Gewinne nicht
sinnvoll anzulegen. Nur ein unbedeuten­
der Teil der Mittel wurde in Projekte für
eine bessere Nutzung der Naturressour­
cen investiert.
Zur Kernenergie konstatieren die
Verfasser des Berichts vor allem, welche
Gefahren für die Gesundheit der
Menschen und für die Umwelt Havarien
in Kernkraftwerken heraufbeschwören.
Ohne die Entwicklung der Kernenergie
zu verurteilen, wie das vielleicht einige
wollten, zeigt die Kommission Festigkeit
in der Frage der Beseitigung der
Unsere gemeinsame Zukunft Nuklearabfälle.

Die Brundtland-Kommission empfiehlt


'■Vird ne etv a so ausschc; wie auf diesem Foto? Eines der wichtigsten Probleme, die
ferner:
..':c M> r schhcit beunruhigen ist der Schutz der natürlichen Umwelt und folglich des
' • ■ .»-n Wir Bringen c.re Zusammenstellung von Beiträgen zu ökologischen Themen, der Urbevölkerung der Ent­
ri.ci t<r Materialien, die vom Londoner Panos-Institut speziell für die NZ zusammen- wicklungsländer besondere Aufmerksam­
gesti Ht wurde: . Der erste Beitrag ist ein Kommentar zum Bericht der von der keit zu widmen, da die ökonomischen
noiv. < gischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Crundfland geleiteten Weltkommission Veränderungen ihre traditionelle Le­
für Ui - eit und Entwicklung. bensweise zerstören. Ihrerseits können
solche Völker wertvolle Erfahrungen bei
Du I ommission, die als unabhängige nen - zumindest verbal - die Bedeutung der wirtschaftlichen Nutzung schwer
Organisation gegründet wurde, hat of- der regicrungsunabhängigen Organisa­ zugänglicher Wald-, Berg- und Trocken­
tcnL . r umfassendes Material über die tionen an. Zugleich wurden gewisse regionen vermitteln;
i:... r.iipi' de:iZ von Umwelt und Ent­ wichtige Fragen ignoriert. So wird zu
- die Einwohner der Elendsviertel
wicklung gesammelt Sie war zu einer wenig über die harten Bedingungen
direkt zu unterstützen, um ihnen zu
um ihnen
kritischen Analyse jedoch nicht imstande. (Wirtschaftswissenschaftler sprechen
helfen, ihre Wohnbedingungen zu ver-
Das aber wäre erforderlich, damit der taktvoll von einer "strukturellen Rege­
bessern;
Beucht 'Unsere gemeinsame Zukunft" lung") gesagt, deren Annahme der
politische und wirtschaftliche Wirkung Internationale Währungsfonds (IWF) von - die politische und finanzielle Hilfe für
hat Zudem werden den Lesern in den den tief verschuldeten Ländern als die nationalen Umweltschutzbehörden zu
En'.vicl.lungsländern die meisten Emp- Bedingung für die Gewährung von intensivieren und das UNO-Programm für
fehtr ijcri nicht neu erscheinen. Krediten verlangt. die Umwelt (UNEP) zu unterstützen;
Nir! Isdestoweniger enthält der Bericht In dem Bericht heißt es, daß diese
auch wertvolle, vernünftige Gedanken. "besonders belastenden" Bedingungen - die Regierungen müssen anerkennen,
So wird de i Industriestaaten wie den das Wachstum spürbar bremsen und daß die weitere Zerstörung der Umwelt
E wicf.lungsländem empfohlen, die sogar zu einer starken Beschneidung der eine Gefahr für die nationale Sicherheit
ilunr-ption euer ausgeglichenen Ent­ Programme in Beschäftigung, Ge­ und das Oberleben der Nationen dar­
wicklung enzunehrnen - also die Nafur- sundheitswesen, Bildung, Umweltschutz stellt. In einigen Teilen Lateinamerikas,
ressourcen sinnvoll zur Deckung der und Wohnungsbau führen. Die Bauern Asiens, des Nahen Ostens und Afrikas
jeiz.gen Erfordernisse so zu nutzen, daß sind gezwungen, zur extensiven werden negative Veränderungen der
auch für künftige Generationen Landwirtschaft zurückzukehren, was zu Umwelt bereits zur Ursache politischer
reichen. einer weiteren Bodenerschöpfung führt. Spannungen und schwerer Unruhen.
Die Verfasser des
des Berichts un- Die Kürzung der Regierungssubventio­
Bereits jetzt muß umfassend informiert
v ' iche-' daß sich die Schuldenkrise nen erschwert die Arbeit der ohnehin
werden, damit die für die Vorbereitung
.: die Rezession der Weltwirtschaft machtlosen Um Weitschutzorganisationen.
dieses Berichts verausgabten Gelder -
l” s ct auf die Umweh auswirken: Sie In ihrer Kritik am IWF berücksichtigt
6 Mio Dollar - Wirkung zeitigen. Im
•• die a’imahhehe Zerstörung der die Brundtland-Kommission allerdings
Grunde hat die Kommission nur den
Ur weh könne zu politischer Instabilität nicht, daß auch andere an dieser Lage
ersten Schritt getan.
•. urc wenden sich gegen die falsche schudrg sind - Regierungen und
i. ■ • g '.ci: Atommüll und erkt - Oberschichten von Ländern der dritten

1 6 "NEUE ZEIT” 23.87


prSarvodaya 00
o ÖKOLOGIE o
SSM J
7’-

hält nichts ffi


‘i j ,]
von Tablettemioo. Ilm ■ ÜiI j
fcl ii'
gesagt, gerade wegen ihrer so gefährlich
scharfen Zähne...

I
Mil Etwas Ähnliches ist auch in der Welt

l *i I
Eine Gruppe von Buddhisten in Sri ’m •J
der Mikroorganismen zu beobachten.
Lanka, die sich „Sarvodaya" („Selbsthil­ h. iKh I*J| ■
1953 wurde ein Myxoma-Virus nach
fe") nennt, nahm ein sehr akutes Problem
in Angriff: die Bekämpfung der Malaria,
i
Iw
Hi
h Großbritannien
Jahren fielen
verschleppt.
ihm 99
In
Prozent
zwei
der
an der im Lande jährlich ca. eine Million
t 11 Uil Kaninchen zum Opfer. In einigen Regio­

W
Menschen erkranken.
ui!< nen erreichten besonders "aggressive"
Virusstämme ein 10Oprozentiges Ergeb­
Ebenso wie viele andere Welfregio­
Vs. A
nis und... verurteilten sich selbst zum
nen leidet Sri Lanka unter der starken
Zunahme der Mücken. Dazu kam es in Aussterben.
den 50er Jahren, nachdem man begon­
nen hatte, zur Bekämpfung der Mücken
DDT zu verwenden. Die Mücken der
"neuen Generation" sprechen nicht auf
DDT an. Auch das Insektengift Malathien,
das jetzt verwandt wird, bleibt wir­
Der Fortschritt
Zeichnung aus: "Die Zeit" (BRD)
Das
kungslos.

"Sarvodaya" wendet sich gegen den


SLbder
Einsatz jeglicher Chemikalien und von Waram
Antimalariatabletten,
Nebenwirkungen haben.
die nicht
Amarishi
selten
Rao,
der Inkas
der die Antimalariakampagne unweit der
alten Stadt Anuradhapura leitet, meint,
(der Stärkste Die Konquistadoren nannten das "Ki-
wicha" - ein Korn, das heute nur in
ein geringer Stand von Malariaerkran­
kungen sei sogar nützlich, er helfe, bei ausstirbt wenigen Wüstenfälern des peruanischen
Hochlands erhalten ist - eine "heilige
der hiesigen Bevölkerung Immunität Waffe" und eine "Nahrung des Teufels".
gegenüber dieser Krankheit herauszuar­ Das von Charles Darwin formulierte Die Kolonialherren konnten nicht begrei­
beiten. Als Beispiel verweist Rao auf das Gesetz, demzufolge die am besten fen, woher die Indianer, die von ihren
Dorf Athungama, wo sich 1985 400 angepaßten Organismen überleben, wird fruchtbaren Böden vertrieben wurden,
Familien tamilischer Flüchtlinge nieder­ oft als Sieg des Stärksten und Ge­ die Kraft für den Kampf nahmen.
ließen. Einige Monate später brach unter schicktesten interpretiert. Doch die Evo­ Spanische Geistliche lösten das Rätsel.
ihnen eine Malaria-Epidemie aus, die 900 lution bevorzugt nicht selten die Langsa­ Sie erkannten: Die Ureinwohner er­
Menschenleben forderte. Die Alteinge­ men, Faulen und Behäbigen. Der nährten sich von einem "heiligen Korn",
sessenen aber, die eine gewisse Immuni­ "Herrscher der Tiere", der Löwe, jagt das sie heimlich in den Bergen anbauten.
tät besitzen, erkrankten weniger häufig. Antilopen und Zebras, die eine Ge­ Eine Meldung an den Vizekönig lautete:
schwindigkeit von 70 Stundenkilometern "Die Unterwerfung dieser rebellischen
Was hat "Sarvodaya" bereits erreicht? entwickeln. Er selbst aber erreicht nur Indios wird niemals vollständig sein,
Man trug alle Laichgebiete der Malaria­ 55 Kilometer in der Stunde. Oder ein solange sie eine gewisse Frucht essen,
mücken aut eine Karte ein - Teiche und anderes Beispiel - die für ihre Gefräßig­ die nicht größer als ein Stecknadelkopf
Tümpel ohne Wasserabfluß und Gräben. keit bekannten Piranhas im Amazonas- ist", d. h. das Kiwicha-Korn. Und der
Dann entwickelten sie einen Aktionsplan: becken. Ihr scheibenförmiger Körper Anbau dieses Korns wurde unter To­
Einige Gewässer sollen zugeschüttet, erlaubt ihnen nicht schneller zu schwim­ desstrafe verboten.
andere ausgetrocknet werden. Bisweilen men als anderen Fischen. Heute hat das Kiwicha eine Wiederge­
wird auch ein besonderes öl verwendet, burt erlebt. Der peruanische Wis­
das sich über die Wasseroberfläche Stellen wir uns vor, daß vor Millionen senschaftler Luis Sumar, der sich lange
ausbreitet und Sauerstoff, den die Larven Jahren fruchtbare und starke Löwen, die Zeit mit dem Studium von Wildpflanzen
zum Atmen brauchen, nicht durchläßt. ebenso schnell wie die Antilopen laufen befaßte, fand ein verwildertes Gras mit
konnten, die Erde bewohnten. Sie hätten kleinen Körnern, das, wie ihm die
Auf Initiative von "Sarvodaya" wurde
sich leicht ihre Beute geholt, ihre Zahl Indianer sagten, von den alten Inkas
in den Dörfern unweit von Anuradhapura
hätte schnell zugenommen. Doch ebenso hoch geschätzt wurde. Die Untersuchung
ein Tag der unbezahlten Arbeit, ein
schnell hätten sie ihre "Nachbarn in der der Körner zeigte deren erstaunliche
"Shramadana", durchgeführt. Man hatte
ökologischen Nische" vernichtet und sich Eigenschaften. Sumar zufolge verlangsa­
mit 100 Teilnehmern gerechnet. Es kamen
zum Hungern, zum Aussterben verur­ men sie den Alterungsprozeß, stärken
400. Sie beendeten die Arbeit bereits
teilt... Gedächtnis und Nerven, heilen Magen­
mittags, und den Rest des Tages waren
Die Wissenschaftler meinen, daß dies geschwüre und Tuberkulose. Das Kiwicha
sie damit befaßt, Straßen zu bauen und
gerade bei den Säbelzahntigern ge­ hät einen hohen Eiweißgehalt, es ist
Brunnen zu graben.
schah. Ihre Eckzähne waren geradezu reich an für die Entwicklung des Gehirns
Der "Shramadana" wird jetzt monatlich
ideal für die Raubtierexistenz geeignet erforderlichen Stoffen. Mit Hilfe des
durchgeführt, es gibt heute weniger
und ließen sie zu "erfolgreich" werden, Kiwicha konnte die englische Ärztin Ann
Malariafälle und die Lebensbedingungen
um die Gattung fortzuführen. In 35 Mil­ Goulden in der peruanischen Stadt Piura
der Menschen verbessern sich...
lionen Jahren tauchten in der Familie der Kinder heilen, die an Gehirnerkrankun ­
Dieser Beitrag wurde vom Katzen viermal Tiere mit solchen Zähnen gen litten. Die Regierung plant jetzt den
Panes-Institut (Großbritannien) auf. Und alle vier Male starben sie Anbau des "heiligen Korns der Inkas"
vorbereitet wieder aus, obwohl oder, genauer auf dem gesamten Territorium Perus.

"NEUE ZEIT" 23.87 17


NZ-RUNDTISCHGESPRÄCH

NTERNATIffilULE SttEMHT- 0

ZWISCHEN TOWE M» KKUfflB


Abkommen werden von den USA aufge­
Mitte Mai verans'a’.tete das Sowjetische Friedenskomitee in Moskau
baut. Reagan und Thatcher sabotieren
den vierten tet r.f.icnalen Dialog der Friedensorganisaticnen. Die Art
hartnäckig die Vorschläge Gor­
der Vcra:.«,taitung ermöglichte einen freien, durch protokolarische batschows. Das kann in dor sowjetischen
Erwägungen nicht eingeschränkten Meinungsaustausch über die Führung Stimmungen wie diese hervorru­
Entwicklung des Dialogs und des Zusammenwirkens der fen: Wir haben alles getan, was wir
verschiedenen Richtungen und Organisationen der Öffentlichkeit im konnten, haben enorme Zugeständnisse
Kampf für die Verhinderung eines Nuklearkrieges, für die Schaffung gemacht, unsere Sicherheit aber darf
eines umfass enden Systems der internationalen Sicherheit. nicht weiter gefährdet werden...
Wir baten eine Gruppe von Teilnehmern zu einem Rundtischge- E. Fischer. Ich möchte da einen
sprach m unsere Redaktion. anderen Aspekt des Problems berühren.
Ein Beispiel: Als der Daimler-Bcnz-
Konzern die AEG, die sich auf
Rüstungsproduktion spezialisiert, aufkauf­
te, verdreifachte sich sein Kapital. Was
NZ. Vcrtreter verseh edener poli- ten oft die Frage einer Alternative zum
bedeutet das? Daß die Politik der
tischer Richtungen, Parlamentsab- jetzigen System der Beziehungen
nuklearen Abschreckung untrennbar mit
geordnete, Forscher, r.amhafte Mitgli zwischen den Staaten in Ost und West.
dem Wirtschaftsmechanismus der
der von Friedensorganisationen und Die Teilung in Blöcke kann nicht die
westlichen Länder, besonders der BRD,
Journalisten kamen zu uns in die Antwort auf die vorhandenen Probleme
verbunden ist. Der Verzicht auf eine
Redaktion. sein. Die Antwort liegt in der Schaffung
Politik der Abschreckung würde die
Wir mochten Sic bitten, Ihre Meinung eines Systems der europäischen Sicher­
notwendigen ökonomischen Umgestal­
zu einigen Fragen zu äußern, die uns heit unter Beteiligung der Länder des
tungen voraussetzen. Nichtsdestoweni­
wichtig und aktuell erscheinen. Die erste Ostens und des Westens. Und solange
ger bin ich dafür, zumindest erste
betrifft die Aussichten und den konkre­ wir ein solches System der allgemeinen
Schritte zu tun, die den Abrüstungswillen
ten Gehalt der Idee, ein umfassendes Sicherheit nicht geschaffen haben, ist es
zeigten. Wir müssen auch daran denken,
System der internationalen Sicherheit als sinnlos, von einer kernwaffenfreien Welt
letztlich ein ökonomisches System zu
Alternative zu dem instabilen, auf nu­ zu sprechen. So ist einstweilen eine
schaffen, das es den Politikern erlauben
klearer Abschreckung beruhenden Frie­ kernwaffenfreie Welt leider nur ein
würde, tatsächlich radikale Entscheidun­
den zu schaffen. schöner Traum. Nichtsdestoweniger sind
gen im Bereich der Abrüstung zu treffen.
Die zweite Frage gilt der Rolle der wir bereit, jegliche Abkommen über
D. Smith. Ich bin da lieber Realist, was
Öffentlichkeit und der Fr.cdensbewegun- nukleare Abrüstung zwischen der UdSSR
gen. Rönnen sie effektiven Einfluß auf und den USA zu begrüßen. Was die
die R> gierungen ausüben, sie zur Been­ Länder Nordeuropas angeht, so werden Lasse BUDTZ, Vorsitzender des Aus­
dige .; des Wettrüstens und zum Beginn wir hier die Idee einer kernwaffenfreien schusses für Fragen der Sicherheit und
Zone verteidigen. Das wird dazu beitra­ der Außenpolitik der Sozialdemokra­
einer icalen Abrüstung bewegen?
gen, die Verwirklichung des Traums von tischen Partei Dänemarks, Parlamentsab­
Und schließlich die dritte Frage (wir
geordneter, Vertreter der SPDä in der
können nicht zu viele Themen erfassen) einer Welt ohne Nuklearwaffen näher­
Sozialistischen Internationale
zu den Massenmedien. Wie ist Ihrer zubringen.
Meinung nach der Einfluß der Medien F. Allaun. Selbst wenn wir wesentliche Frank ALLAUN, Präsident der Organisa­
auf die Lösung der Abrüstungsproblcme. Reduzierungen der Nuklearwaffen er­ tion Labour-Mitglieder für den Frieden,
reichen werden, können die Regierun­ ehemaliger Vorsitzender der Labour
wie ist ihre Haitung zu den Friedensbe­
Party Großbritanniens, viele Jahre lang
wegungen und ihren Forderungen? gen jeweils einige Sprengköpfe behal­
Parlamentsabgeordneter
A. Ortega. Meiner Meinung nach ist ten. Diese Sprengköpfe aber vermögen
weniger eine kernwaffenfreie Welt als schreckliche Zerstörungen anzurichten.
vielmehr die Stabilität das Wichtigste. Die Engländer wollen ebenso den
Was die Öffentlichkeit angehf, so kann Frieden wie die sowjetischen Menschen.
ich mich nicht erinnern, daß sie ir­ Doch sie werden einer Regierung nicht
gendwann Einfluß auf die Siche-heitspo- glauben, die erklärt: Wir werden die
iitik gehabt hätte. Die Friedensbewegun­ Nukleararsenale über Nacht zerstören.
gen kämpften gegen die Stationierung Ich bin aber davon überzeugt, daß man
der US-Raketen in Europa. Trotzdem sich diesem Ziel Schritt um Schritt nähern
wurden sie aufgestellt... kann. Ein Erfolg bei der Vernichtung der
L. Eudtz.lch möchte die Probleme Mittelstreckenraketen wird jenen neuen
ui. c ■ en endeten Aspekt sehc~ Die Mut geben, die über die Niederlagen
Worts Jes C' ■ orderen Olef Palme seien der Friedensbewegung enttäuscht sind.
hier m Er nnerung gerufen: Europa darf 1 Dann würden wir sagen: Das ist uns
nicht a's nukleare Ge sei der Super- I gelungen, gehen wir weiter.
mac1'*«.’ betrachtet werden. Wir coder- Die Haupthindernisse gegen mögliche
"NEUE ZEIT" 23.87
1 3
oino kernwaffenfreie Wolf angoht. Doch Würden sie in ongorom Kontakt mit uns politischen Kroison vollziehen sich Ver­
bisweilen erweist sich dio auf den ersten arbeiten, dann könnte das den Prozeß änderungen. Im US-Ropräsontantenhaus
Blick phantastischste Idee als dio rea­ der Beschlußfassung erleichtern. Dor bildete sich bereits vor Reykjavik oino
listischste. Und deshalb sind Toilabkom- Einfluß dor Friodonsbowogungon auf das Mehrheit heraus, die für die Beendigung
mon wio z. B. ein Abkommen über dio politische Loben könnte größer soin als der Kernwaffentests mit einer Stärke von
Mittolstrockonrakcton unter dem Ge­ houto. über einer Kilotonne bei entsprechender
sichtspunkt dor langfristigen Strategie zu M. Solomon. Moinor Meinung nach Kontrolle, für ein Verbot der Bewilligun­
sehen. Und diese Strategie muß darin gibt os nichts Unmögliches. So hatto ich gen aller Waffen, die dio Oborgronzon
bestehen, dio Konfrontation zu beenden. z. B. nio godacht, daß ich dio Landung von SALT-2 überschreiten, für dio Einfrie­
Jetzt worden nicht wonigo diesbe­ oinos Monschon auf dorn Mond odor rung und Verringerung der Star-Wars-
zügliche Ideen erörtert. So z. B. dio Nixons China-Roiso orlobon odor erfah­ Mittol sowie für ein Verbot dor che­
Idee einer "nicht provozierenden Ver­ ren würde, daß dio schlochtosto Base­ mischen und dor biologischen Waffen
teidigung" odor einer "defensiven Ver­ ball-Mannschaft dor USA dio ointroton. Und obgleich os dem Präsi­
teidigung". In gewisser Form kommen Weltmeisterschaft gewinnt. Es ist also denten gelang, diese Punkte aus dem
diese Ideen auch in den Positionen dor alles möglich. Wichtig ist zu wissen, wo Haushaltsgosctz auszuschlioßon, hat dor
heutigen sowjetischen Führung zum man sich befindet, wo man houto stoht, Kongreß daraus positive Erfahrungen
Ausdruck. Unrealistisch wäre os, etwas um den nächsten Schritt zu planen. Dio gewonnen. Zur Mobilisierung des ge­
ohne Glauben an den Erfolg zu begin­ Abschreckungsstrafegio spiolto sellschaftlichen Bewußtseins trägt dio
nen. Ich persönlich meine, daß Gor­ möglicherweise ihre positive Rollo zu Tätigkeit solcher Organisationen bei wie
batschow aufrichtig an die Idco einer den Zeiten von Nixon und Kissinger. dio der Ärzto und der Wissenschaftler
kernwaffenfreien Welt glaubt. Und hier­ Eben damals wurde das Prinzip dor für die Verhinderung eines Nuklearkrie-
bei beschränkt er die Lösung dieser Parität anerkannt. Doch wie sieht os gcs.
Frage nicht auf den Bereich der Diploma­ heute aus? Auf die neue, konstruktive J. Rodes. Gorbatschows Vorschlag für
tie, er appelliert auch an Hirn und Herz und flexible Politik der Sowjetunion die Vernichtung der Nuklearraketen in
der Menschen. antworten die USA nicht einmal mit Europa ist sehr interessant. Doch wenn
Was die zweite Frage, die Rolle der einem Versuch der Beschränkung, son­ die UdSSR und die USA ihre Nukle­
Friedensbewegungen, angeht, so bin ich dern mit dor Verstärkung ihrer Arsenale arkräfte aus Europa abziehen, wird die
keineswegs pessimistisch gestimmt. Erin­ in der Hoffnung, Überlegenheit durch Frage konventioneller Rüstungen
nern wir uns an die Demonstrationen der die Entwicklung von Erstschlagswaffen zu akut. Effektive Wege sind zu finden, um
Amerikaner gegen den Krieg in Vietnam, erringen. Die jetzigen Herren des die europäischen Staaten für die Lösung
an die Proteste der Europäer gegen die Weißen Hauses haben die Nukloarwaffen dieser Probleme zu gewinnen,
Neutronenwaffe. Erinnern wir uns, um zu einem Instrument der Politik gemacht, möglicherweise durch gesamteuro-
welchen Preis es der NATO gelang, die mit der sie die Welt nach ihren päische Verhandlungen.
Pershings und die Cruise Missiles in Vorstellungen umformen wollen. In un­ Was die Rolle der Öffentlichkeit
Europa zu stationieren. Erinnern wir uns, serem Land werden die Mittel aus allen angeht, so bin ich hier eher Pessimist.
wie sich aas gesellschaftliche Bewußtsein Bereichen in die Rüstung gepumpt, Die Regierungen besitzen enorme
für die Fragen des Umweltschutzes vollzieht sich eine nie dagewosene technische Möglichkeiten, um sie zu
veränderte. Zunahme der Macht des Militär-In­ manipulieren. Nehmen wir Spanien - die
J. Cleusager. Wenn wir selbst nicht an dustrie-Komplexes. Leider hat sich in Bevölkerung war gegen eine NATO-Mit­
eine kernwaffenfreie Welt glauben - wie den USA noch keine politische Mehrheit gliedschaft eingestellt. Doch die Regie­
werden wir dann die Öffentlichkeit von herausgebildet, die sich der ganzen rung setzte die Massenmedien ein, und
der Notwendigkeit der nuklearen Ab­ Gefährlichkeit dieser Prozesse bewußt die Frage wurde zugunsten eines Bei­
rüstung überzeugen können? Die Öf­ wäre. Zugleich erfolgen auch positive tritts entschieden.
fentlichkeit aber, und da stimme ich Dan Veränderungen. In der amerikanischen F. Allaun. Können die Friedensbewe­
zu, kann die Annahme politischer Ent­ Friedensbewegung wird das Interesse an gungen die Regierungen beeinflussen?
scheidungen beeinflussen. Als Vertreter globalen Problemen - an der Schaffung Ich meine, ja. Ich teile den Pessimismus
einer Partei möchte ich sagen, daß wir eines umfassenden Systems der interna­ hier nicht. Ein Beispiel. Frau Thatcher war
unbedingt die Öffentlichkeit gewinnen tionalen Sicherheit, das u. a. auf der in ihrer ganzen politischen Karriere
müssen. Allerdings sind die Friedensbe­ Ablehnung der nuklearen Abschreckung bekannt für ihre antisowjetischen Ausfäl­
wegungen bisweilen bemüht, sich von und der Vernichtung der Nukleararse­ le. Und einige Wochen vor den Unter­
den Parteien sozusagen zu distanzieren. nale basieren würde - immer größer. haus-Wahlen fährt sie nach Moskau.
Diese Probleme werden jetzt durchdacht, Natürlich nicht, um etwas Konkretes zu
Mark SOLOMON, Geschichtsprofessor was an sich schon ein positiver Schritt ist. vereinbaren, sondern um ihre Sympathie
aus Boston, nationaler Kovorsitzender Für Ende Juni -setzte das Institut zum für die sowjetische Führung zu de­
des Friedensrates der USA Studium der Probleme der Verteidigung monstrieren. Sie verfolgt Meinungsumfra­
und der Abrüstung unter Randall gen und weiß, daß die Engländer von
Andres ORTEGA, Journalist der Zeitung Forsberg - die führende unabhängige Michail Gorbatschow sehr angetan sind
"Pais" (Spanien), Experte für militärische
wissenschaftliche Organisation dieser Art und die meisten Briten für eine einseitige
Fragen
in unserem Land - ein Expertentreffen an, nukleare Abrüstung ihres Landes eintre­
um Fragen der langfristigen Ab­ ten.
rüstungsstrategie bis zum Jahr 2000 zu L. Budtz. Leider hat die Intensität der
erörtern. Im Rahmen dieser Strategie Friedensdemonstrationen in den letzten
sind Zwischenetappen geplant - der ein bis zwei Jahren nachgelassen - ich
Abschluß eines Abkommens über ein urteile da nach der Entwicklung in
Verbot der Kernwaffentests, das Verbot Dänemark. Das ist schlecht. Wir brauchen
des "Sfernenkriegs''-Programms usw. die Unterstützung der Öffentlichkeit bei
Auch die Teilnahme von Ge­ der Schaffung einer kernwaffenfreien
werkschaftsorganisationen, die früher ab­ Zone. Auch die entsprechenden poli­
seits standen und seinerzeit sogar den tischen Kräfte im Parlament brauchen
Krieg in Vietnam unterstützten, an der solche Unterstützung. Es wäre nur gut,
Friedensbewegung verleiht Optimismus. wenn die engagierten Mitglieder der
Wichtig ist, daß in den letzten Jahren der Friedensbewegung Druck auf die Füh­
Antisowjetismus auch in der amerika­ rung unserer Partei über deren einfache
nischen Öffentlichkeit schwächer wird. In Mitglieder ausüben würden. Das wäre
"NEUE ZEIT" 23.87 19
effektiver und wirksamer. Doch auch denen Sicherheitsinteressen möglich? des Nuklearzeitalters
bewußt werden,
d e r gen, die die loee einer Partei- Viele Menschen sind sich bewußt ge­ bremsen, doch sie können ihn nicht
•gliedscha“ nicht akzept.eren, dürfen worden, daß in der NATO Veränderun­ stoppen.
in hren A:r tre -gungen zur Propagie­ gen erforderlich sind, um die un­ L. Budtz. Wenn man über die
man
terschiedlichen Interessen der Westeuro­ Möglichkeit spricht, die
rung ihrer ‘deen nicht nech',assen. die Öffentlichkeit
<
Nun zu den Masse: rcdicn. In unse­ päer und der Amerikaner an einem zum Kampf gegen das konventionelle
rem Land s.nd 96 bis 97 Prozent der gemeinsamen Sicherheitssystem zu verei­ Wettrüsten zu mobilisieren, muß be­
Tageszeitungen gegen die Friedensbe- nen. rücksichtigt werden, daß die Menschen
wegu-ig c -c r‘c ’? L>be-dies stellen die HZ. Wir wollen Ihnen noch eine sich daran gewöhnt haben, damit zu
Zei’ungen die politische Lage oft über- weitere Frage stellen. Wird die Frie­ leben. Viole meinen, daß zumindest eine
a l: ’ ■ ci . s A lerc.ngs rindet die densbewegung gegen das konventio­ gewisse Zahl konventioneller Waffen
■ ■ c< ■ i •; 51". Vcr- nelle Wettrüsten ebenso entschieden wie nicht schaden würde. Doch wir können
■ • ,'.r. ' Fr.scl'.es". gegen das nukleare kämpfen können, und müssen die Konzeption einer "passi­
Der* we-dc • cc Mc'ive, die
/zci und welche Aufklärungsarbeit wird dafür ven , nichtaggressiven'' Verteidigung
hinter den V ."cüeoS stehen, erforderlich sein? erarbeiten. Experten unserer Partei ha­
s’andig n Z.-.r M erregen. Natürlich M. Solomon. Meiner Meinung nach ben ein ganzes Programm dafür erarbei­
beleuch’e' , c e sewje*.sehen Zci- wäre cs sehr gut, wenn wir auch das tet. Und wir haben es mit einigen
tu je F'r Wcstcn bisweilen Problem der konventionellen Rüstungen, osteuropäischen Ländern erörtert.
teridenz -.s ässen hier noch die Suche nach eher annehmbaren NZ. Wir haben nicht die Absicht,
Arb< I < Konzeptionen auch in diesem Bereich irgendeinen formellen Schluß zu ziehen,
A Ortrga acl.cn von den der Sicherheitspolitik in Angriff nehmen eine Bilanz unserer Diskussion zu präsen­
7w< fei'. Irh , ... t s* habe eben- würden: so die Theorien der "Territorial­ tieren. Es war ein inoffizieller Mei­
falls Zweif< a dr was hinter den verteidigung" und der "ausreichenden nungsaustausch, zudem offensichtlich ein
■' UdSSR steht. Verteidigung". Hier ist natürlich die unvollständiger. Im Grunde verfolgten
L. Dudtz N .' .. d will Ihnen das Rolle der Massenmedien sehr groß. wir nicht das Ziel, alle Aspekte zu
Recht zu zwe , r en. Ich gehe D. Smith. Kann sich um Fragen der erfassen und eindeutig Positionen zu
sogar an das *»'. der Vorsitzende konventionellen Waffen eine solche formulieren. Die Redaktion nutzte die
meiner Partei sag', kr hsch heran. Die Massenbewegung entwickeln wie in den Gelegenheit, um einen wichtigen und
Frage ist eme c -,<•«. Man darf nicht letzten Jahren gegen die nuklearen auf lange Sicht geplanten Dialog über
automatisch a as von Moskau Systeme? Meiner Meinung nach, nein. ein umfassendes System des Friedens
ausgeht, in Zwt.i Konventionelle Waffen können in Par­ und der internationalen Sicherheit, über
E. Fischer. Ich w i tei der öffentlichen teiprogramme eingehen, doch cs braucht die Rolle der Friedensbewegungen und
Meinung und bei der Friedensbewegung Zeit, bis sich die Menschen der Proble­ der Massenmedien bei der Konkretisie­
verweilen. We . r. wir einen Blick zu- matik bewußt werden. Sind es ja bei den rung dieses Prozesses zu beginnen.
ruckv.t rfen, können wir gewisse Lehren Nuklcarwaffen die möglichen Auswirkun­
ziehen. So das Verständnis dafür, daß gen für die ganze Menschheit, die
sich c. Sicfic-heits.nteressen Westeuro­ konventionellen Waffen aber werden
pas nicht autc uatisch i. f jenen auf der nicht unter einem solchen Aspekt gese­
anderen Seit', des Atlantik decken. Das hen.
hat viel in der öffentlichen Meinung F. Allaun. Zunächst muß man sich um Die Olympische Charta verbietet jegliche
verändert. Du C'f!<. nfnehkeit vermochte den Abbau der Nuklcarwaffen bemühen. Diskriminierung aus politischen, rassen­
die Stationierung der neuen US-Nuklear- Das wird zu einer Freisetzung enormer mäßigen oder religiösen Motiven. Auf
raleten auf dem Kontinent nicht zu Ressourcen für Aufbauzwecke, die Schaf­ der IOC-Tagung in Amsterdam 1970
verhindern, doch gerade in jener Zeit fung von Arbeitsplätzen und für So­ wurde die RSA aus den Reihen der
wurde die neue Haltung, das neue zialprogramme führen. Dann wird man olympischen Nationen ausgeschlossen.
Denken geg' über der NATO erarbeitet. sich auf die Annahme einer Konzeption Noch früher wurde durch aktive Schritte
Brauchen wir ein Militärbündnis bei der "nichtaggressiven Verteidigung" junger Nationalstaaten Afrikas zum
< mheitlicher Strategie, doch bei so konzentrieren müssen, mit anderen Wor­ Schutz der olympischen Prinzipien und
unterschiedlichen Interessen? Ist eine ten ist das Schwergewicht auf Systeme mit Unterstützung der UdSSR und ande­
einheitliche Milifarstrateg c bei verschie- der Luftverteidigung und nicht auf rer Staaten den nach dem rassistischen
Flugzeuge sowie auf Panzerabwehr­ Prinzip formierten südafrikanischen
waffen,nicht aber auf Panzer zu legen... Mannschaften die Teilnahme an den
Jesus RODES, Generalsekretär des Frie­ Jetzt zu etwas anderem. Wir sprachen Olympischen Spielen 1964 in Tokio vom
densrates von Katalonien, Professor an über die Rolle der Presse und über den IOC verweigert. Die Flagge der RSA
der Universität Barcelona Militär-Industrie-Komplex. Ich würde wird über den olympischen Stadien bis
Dan SMITH, Vizevorsitzender der Kam­ sagen, daß wir jetzt einen Militär- heute nicht gehißt.
pagne für nukleare Abrüstung (Großbri­ Industri c-Propaganda-Komplex besitzen.
tannien), befaßt sich mit strategischen Em Beispiel: das sowjetische AAorato- Der Standpunkt des IOC und der
Studien rium. Die britische Presse ignorierte es sowjetischen Vertreter in den internatio­
18 Monate lang. Am Tag der Wiederauf­ nalen Sportorganisationen zu Beziehun­
nahme der Kernwaffentests aber teilten gen zur RSA ist völlig klar: keine
das alle Zeitungen unter großen Über­ Sportkontakte mit dem Apartheidregime.
schriften mit. Ein anderes Beispiel: der Auf dieser Position standen wir un­
Kongreß in Kopenhagen, den die dä­ beirrbar selbst in einer Zeit, da z. B. die
nische und auch die britische Presse Internationale Tennisföderation mit
entweder verschwiegen oder über den RSA-Sportverbänden Beziehungen unter­
sie verzerrt berichteten. Ich bin jedoch hielt.
davon überzeugt, daß wir die Schlacht
mit der Presse und für die Presse Das Regime in Pretoria hat starke
gewinnen werden. Und zwar, weil Gönner im Westen. Deshalb müssen das
letztlich das tatsächliche Geschehen viel IOC und die internationalen Sportver­
größeren Einfluß auf die Menschen hat. bände, von denen die meisten die RSA
Die Massenmedien können den Prozeß, ebenfalls aus ihren Reihen ausgeschlos ­
daß sich die Menschen der Realitäten sen haben, sehr aufpassen, wenn sie die

"NEUE ZEIT" 23.87


Regierungen teilweise
teilweise berücksichtigt
Wir möchten hier nur einige kurze dafür im Interesse der Erhaltung der
Überlegungen zu einigen der hier werden, ist das
das schon mcht wenig.
der Menschheit zu kämpfen, wobei wir reale
Übrigens ließe sich den Beispielen für
ausgeführten Ideen äußern. Wege zu diesem Ziel anbieten. Das
den Einfluß von Aktionen der Öf­
Was Aussichten einer kernwaf- jetzige überaus gefährliche und instabile
fentlichkeit noch ein weiteres hinzufu­
Nuklearrakctenglcichgewicht muß abge­
löst werden. Die Sowjetunion hat vorge­ gen: Reagans "Null-Lösing tauchte

schlagen, die Grundlagen eines solchen seinerzeit unter dem direkten Einfluß der
internationalen Systems zu schaffen, das Massenproteste gegen die Stationierung
die gleiche Sicherheit für alle Völker der US-Mittelstreckenraketen in Westeu-
gewährleisten und vier Komponenten - ropa auf.
die politische, die militärische, die Was aber die sowjetische Führung
14
J - ökonomische und die humanitäre angeht, so zeigten allein die letzten
umfassen sollte. außenpolitischen Initiativen, welche
große Aufmerksamkeit sie der Meinung
Bei unserem wurden einige
Dialog
der Weltöffentlichkeit, den Standpunkten
interessante Überlegungen hierzu ge­
der Parteien und der Bewegung der
äußert. Sic beziehen sich auf Pläne einer
N ich tp aktgebundenen entgegen bringt.
"defensiven" oder "nichtprovozieren­
Was hingegen die Massenmedien
den", einer "alternativen", d. h. einer
angeht, so ist hier, wie wir
die Lage
nichtnuklearen, Verteidigung, sinnvoller,
L _A J auf das Erforderliche beschränkter Mili­
sehen, tatsächlich bislang nicht sonder­
lich ermutigend. Man muß sich offenbar
tärpotentiale. Diese Ideen sollten sicher­
gemeinsam für eine schablonenfreie
Eckhard FISCHER, Experte der SPD-Frak­ lich gründlich erörtert werden, darunter
Berichterstattung einsetzen. Hier gibt es
tion des Bundestages, Koordinator der auch von der Öffentlichkeit und in den
für die Journalisten mehr als genug
Organisation Europäische Nukleare Ab­ Massenmedien.
rüstung in der BRD Arbeit.
Hier wurden optimistische wie auch Wir danken Ihnen für die Teilnahme
Jens CLAL/SAGER, Generalsekretär der
pessimistische Ansichten über eine an dem Rundtischgespräch und hoffen
Radikalen Linkspartei Dänemarks, Parla­
Einflußnahme der öffentlichen Meinung, auf eine regelmäßige Zusammenarbeit
mentsabgeordneter
Fotos; W. Panow der Massenmedien auf Regie­ mit Ihnen und Ihren Kollegen.
rungsbeschlüsse geäußert. Natürlich ge­
lingt es den Friedensbewegungen nicht Diskussionsbeiträge
fenfreien Welt angeht, so schwelgen wir immer, die vollständige Erfüllung ihrer aufgezeichnet von:
keineswegs in Utopien. Wir gehen Forderungen durchzusetzen. Doch selbst, J. ANDRIANOW, A. LEBEDEW,
vielmehr von der Notwendigkeit aus, wenn solche Forderungen von den N. SHOLKWER, G. SIDOROWA

EXKLUSIV FÜR DIE NZ

Das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR ratifizierte die am legal Zutritt zum internationalen Sport zu
16. Mai 1986 in New York im Namen der Sowjetunion unter­ verschaffen. An die jüngste IOC-Tagung
in Istanbul sandte die RSA ein Schrei­
zeichnete Internationale Konvention gegen die Apartheid im Sport.
ben mit dem Gesuch, ihre olympischen
Das Dokument war auf der 40. UNO-Vollversammlung von
Rechte wiederherzustellen. Vor sieben
125 Staaten gebilligt worden; 68 Staaten haben es inzwischen Jahren wurde ein ebensolches Gesuch an
unterzeichnet. Unser Korrespondent Igor Marinow bat Vitali die Teilnehmer der Moskauer IOC-Ta­
SMIRNOW, den Vorsitzenden des Staatlichen Komitees der RSFSR gung gerichtet. Das Komitee antwortete,
für Körperkultur und Sport und Mitglied des Exekutivkomitees des daß die ihm vorliegenden Informationen
Internationalen Olympischen Komitees (IOC), über die Vorge­ nicht auf radikale Reformen in bezug auf
schichte der Konvention zu erzählen. die Apartheid im Sport schließen ließen.
In Istanbul bekräftigte das IOC diese
Position gegenüber der RSA.

AbseHs Die Rassentrennung besteht weiterhin


in den Schulen, Colleges und Universitä­
ten der RSA. Die Zuschauer auf den
Tribünen der Stadien sitzen noch immer

Ideale der olympischen Bewegung ver­ . reisen getarnte Pirafenspiele in der RSA getrennt, je nachdem, zu welcher Rasse

teidigen wollen. veranstaltet wurden. Nachher gibt das sie gehören. Rund 90 Prozent der
Bekanntlich unterhalten einige Sportler I Apartheidregime solche Besuche als Sportanlagen gehören immer noch

im Westen entgegen allen Beschlüssen I Beweis für die moralische Unterstützung Weißen. Der angebliche Zutritt von
des IOC und internationaler Sportver­ seiner Innen- und Außenpolitik aus. Schwarzen und Mischlingen zu einigen

bände und UNO-Resolutionen Kontakte Vor kurzem bat RS A-Außenmlnister Klubs der Weißen ist Fiktion, bedenkt

zu rassistischen RSA-Organisatlonen. Roelof Botha den Internationalen Ver­ man, daß die Sportklubs der Weißen für
band für modernen Fünfkampf und Afrikaner einfach unerschwinglich sind.
Ja, so etwas kommt vor, und das ist
bedauerlich. Die Behörden Pretorias Biathlon erneut.
erneut, RSA-Vertreter zu Nur ein Propagandatrick ist auch die
setzen hohe Gagen und teure Ge­ Wettbewerben zuzulassen. Der Minister Aufnahme farbiger Sportler in die Natio­
schenke ein, um gewisse Sportler zur berief sich dabei auf eine "Normalisie­ nalmannschaften der RSA, weil die

Zusammenarbeit zu animieren. Die Inter­ rung der Lage im Sport" in diesem Land. Gleichberechtigung der Afrikaner sofort
nationale Konvention gegen die Wie sieht es in Wirklichkeit aus! nach jedem Spiel und nach jedem
Apartheid im Sport hebt die Verantwor­ Seit man in Pretoria Ende der 60er Wettbewerb aufhört.
tung jener Staaten noch mehr, die bisher Jahre die Losung ausgab, Südafrikas
Apartheid und Rassismus gehören auf
bei solchen Kontakten ein Auge zu­ internationales Image aufzupolieren,
den Stadien ins Abseits! —
drückten, besonders wenn als Touristen- wurden Versuche unternommen, sich

"NEUE ZEIT" 23.87 21

i
HALBINSEL KOREA

des anderen absolut annimmt. Sollte sich

Bin 38 c der Norden oder der Süden absolut


darauf versteifen
Seite aufnötigen,
und
so
sie der anderen
würde das unwei­
gerlich zu Feindseligkeiten und Zusam­
menstößen und das wiederum zu einer

Breit eng iradl noch tieferen Spaltung führen. Da die


ganze Nation

anschauung
die Vereinigung des
Landes als ihre wichtigste Aufgabe an­
sieht, kann die unterschiedliche Welt­
und Gesellschaftsordnung
sie nicht unmöglich machen, Auch
innerhalb eines Landes können
Reportage aus der demilitarisierten Zone Menschen verschiedener Welt-
anschauung koexistieren und können in
einem Staat gleichzeitig verschiedene
Gesellschaftsordnungen bestehen. Wir
werden Südkorea keineswegs unsere
Schon In Kaesong, sechs Stunden hellblaues Holzhaus, durch das die Weltanschauung und Gesellschaftsord­
Bahnfahrt von P;='g.cnri entfernt,fielen Grenze verläuft. In der Mitte des nung aufzwingen, sondern alles aus­
mir Laute auf. de wie ces ferne Platzen einzigen Raums steht ein Ver­ schließlich auf die nationale Einheit
von Ballons klangen In Panmunjon, handlungstisch und in dessen Mitte ein abstellen.
12 Kilometer weiter sudl.ch, an der Linie, Mikrophon mit Kabel. Es teilt den Tisch Zur Vereinigung des Landes schlägt
die Kord- von Südkorea trennt, waren sic in zwei Hälften und bildet eigentlich die unsere Partei die Gründung einer konfö­
viel deutlicher zu hören. Die Laute T rennungshnie zwischen den beiden derativen Republik vor, in der Nord und
kamen von den 12. Team-Splrit-Manö- Teilen Koreas. Süd bei gegenseitiger Anerkennung der
vern der südkoreanischen Streitkräfte Seit Jahren bemüht sich die KDVR in den beiden Zonen existierenden
gemeinsam mit Truppenteilen der US durum, daß der Verhandlungstisch nicht Weltanschauungen und Ge­
Army. Wie das Fernsehen von Söul in leer steht. Immer wieder werden darauf sellschaftsordnungen eine einheitliche
einer Reportage ruhmredig berichtete, neue Angebote nicdergelegt und wird Landesregierung bilden werden, der mit
war modernste Ktiegstcchnlk im Einsatz. intensiv nach für beide Seiten annehmba­ gleichen Rechten Vertreter dos Nordens
Das Programm war in Kacsong zu sehen. ren Losungen gesucht. Vom lebhaften und des Südens angehören und unter
Bei den Manövern werden verschiedene Interesse der Partei der Arbeit an der deren Leitung der Norden und der
Überfalle auf die Koreanische Demokra­ Vereinigung des Landes zeugt der 1980 Süden mit gleichen Befugnissen und
tische Volksrepublik durchgcspiclt. auf dem 6. Parteitag vom Generalsekretär Pflichten eine regionale Selbstverwaltung
Dieses Jahr dauerten die Manöver des ZK dieser Partei, Kirn II Sung, ausüben werden.
besondeis lange. Geraume Zeit vor gemachte Vorschlag, einen konföderior- Empfehlenswert wäre cs, im konföde­
ihrem offiziellen Beginn wurden auf ten Staat zu bilden. Er sagte: rativen Einheitsstaat eine oberste konfö­
US-Stutzpurikten außerhalb Südkoreas "Seit der Befreiung des Landes, die derative Nationalversammlung aus gleich
stationierte Truppenteile in Südkorea schon lange zurückliogt, bestehen in vielen Vertretern von Nord und Süd
zusammengezogen. Ebenso wie früher Korea verschiedene Gesellschaftsordnun­ sowie einer gewissen Zahl von Vertre­
nahm auch der 40 000 Mann starke gen und V/eltanschauungen. Um das tern unserer Landsleute im Ausland zu
US-Truppente.l, der auf Stützpunkten in Land unter solchen Umständen zu bilden und dieser Versammlung einen
Korea steht, an den Manövern teil. Das vereinen, darf man sich nicht darauf permanenten konföderativen Ausschuß
Besondere an Team Spirit 87 bestand versteifen, daß ein Teil die Welt­ beizugeben, der die regionalen Regie­
dann, daß mehrere Einheiten der japa­ anschauung und Gesellschaftsordnung rungen von Nord und Süd leiten und für
nischen "Selbstverteidigungskräfte" ein­
gesetzt waren. An den Kriegsspielen
waren insgesamt 200 000 Mann be*c'hgt.
Die ar.ierikanisch-korcanischcn Manöver
Die großen Manöver, die am Rande
Volkskoreas durch lerne Explosionen von
sich hören ließen, sollen die Atmosphäre
Stärke der Truppen
auf der Halbinsel noen mehr aufheizen.
Jahr (darunter der US-Truppen) Dauer
Debet fiat das Pentagon ihren südlichen
in Tausenden
Teil senon mit Kernwaffen vollgestopft.
Dort sind über 1000 amerikanischer
Kemwah'eneinheiten. also auf je 100 1976 46(8) 10 Tage
Quadratkilometern mehr als eine Einheit 1977 87(I3| 15 Tage
stationiert. 1978 118(45) 17 Tage
1979 140(56) 18 Tage
Im direkten und im übertragenen
1980 160(54) 50 Tage
Sinne spielt man dort mit oem Feuer, und
1981 161 (61,5) 69 Tage
beides verheißt nichts Gutes.
1982 169(61,6) 73 Tage
1983 191,7(73,7) 75 Tage
1984 207,5(60) 76 Tage
Warum 1985 200C) Von Februar bis Mitte April
der Verhandlungstisch 1986 200(60) vom 10. Februar bis 25. April
1987 200(65’*) vom 19. Februar bis Mitte Mal
verwaist ist
Von Oberleutnant L. Jong Ho beglei- • Angaben fehlen
t«t, besxhtigon wir em kleines •• schätzungsweise

22
"NEUE ZEIT” 23.87

| ihre internationalen Beziehungen, die telten Angebot erfuhr man in Südkorea,


j Nord und Süd vor der Vereinigung mit und die Behörden Südkoreas zeigten
Drittländern anknüpffen, richtig entschei­ sich, wahrscheinlich aus Angst vor
den. Sie muß das weltpolitische Wirken Unruhen, bereit, die Hilfe anzunehmen.
der beiden Regionalregierungen aufein­ Sie verlangten aber, daß die Nahrungs­
ander abstimmen. Punkt 10 besagt, daß und anderen Hilfsmittel innerhalb einer
’— Koryo als Einheitsstaat, der die ganze Woche geliefert werden. Wahrscheinlich
Nation repräsentiert, freundschaftliche rechneten sie darauf, daß die Wirtschaft
Beziehungen zu allen Ländern der Welt der KDVR diesem Tempo nicht ge­
anstreben und eine Friedenspolitik be­ wachsen sei. Termingerecht wurden aber
.'LJ treiben muß. 7300 t Reis, 100 000 t Zement,
Einige Bestimmungen des Programms 150 000 m Stoff sowie viele Medika­
wirken etwas deklarativ, jedenfalls mente nach Südkorea abgefertigt. Die
gibt es so etwas auf der ganzen Welt Schenkung milderte die Leiden vieler
>•' * nicht. Im großen und ganzen geht es tausend Opfer.
darum, Nord und Süd einander näher­ Jetzt benutzt Söul die Angst vor einer
zubringen, auch für jeden unvoreinge­ Überschwemmung und verbreitet die

w
■■

nommenen Politikern oder Kulturpoliti­ Lüge, Nordkorea bereite einen "Wo­


ker, der die Situation auf der Halbinsel genschlag" gegen die Hauptstadt vor.
auch nur halbwegs kennt, sollen diese Der "Wogenschlag" hat zwar nichts mit
1L1( Vorschläge das Programm für die Ver­ der Wirklichkeit zu tun, um so mehr aber
Öl ! handlungen über den Zusammenschluß haben es die Schläge der an Team-Spirit
1— 1 sein. Leider zeigt Südkorea kein sonder­ beteiligten US-Luftwaffe. Zu den Opfern
liches Interesse an einer Bereinigung der dieser Manöver gehören die 1984 in
Kardinalfrage. Statt der anderen Seite Panmunjon begonnenen Wirtschaftsver­
Zum Unterschied von Touristen dürfen
US-Mllitärs das "Haus der Freiheit" gratis entgegenzukommen, geht man rückwärts handlungen zwischen Nord und Süd und
betreten □ der bestenfalls zur Seite. Ist die das Vorbereifungsstadium von Ver­
"Initiative" Söuls etwa sinnvoll, daß die handlungen der Gesellschaften vom
KDVR und Südkorea gleichzeitig der Roten Kreuz. Die Worte der Sitzungsteil­
alle Angelegenheiten des konföderativen UNO beitreten sollen? Das kann den nehmer wurden buchstäblich vom Heu­
Staates zuständig sein wird." Zusammenschluß doch in keiner Weise len der US-Kriegstechnik übertönt, denn
Jeder Koreaner weiß, daß Koryo im voranbringen. wieder begannen großangelegte Manö­
10.----- 14. Jahrhundert ein mächtiger Staat Im Gegensatz zu den wiederholten ver und brachen die Verhandlungen
war und dem jetzigen Korea seinen Forderungen der KDVR, Washington ab. Ebenso erging es der neuen Runde
Namen hinterließ. Der Gedanke, auch die solle endlich aufhören, sich in die dieser Kontakte, die 1985 anlief. Sie
konföderative Republik so zu nennen, Angelegenheiten Koreas einzumischen, mußte im Februar 1986 aus demselben
zeugt von dem Bestreben, auf der beteiligt sich Söul bereitwillig an den Grunde abgebrochen werden.
Halbinsel einen mächtigen und gedei­ alljährlichen Team-Spirit-Manövern Im April d. J. kam beim Donnern der
henden Staat aufzubauen. Das Angebot (s. Tabelle). Wie hat es auf die jüngsten Geschütze aus dem Süden die Antwort
der KDVR-Führung ist sehr detailliert, Initiativen Nordkoreas, namentlich auf auf die neueste Botschaft Pjöngjangs.
es umfaßt 10 Punkte, die für die die bilateralen Gipfelverhandlungen, re­ Wieder gab Söul zu verstehen, daß man
künftige Politik der Republik Koryo agiert? Mit einer Verleumdungskampa­ ein Gipfeltreffen keineswegs beab­
bestimmend sein sollen. gne. In den Massenmedien wurde die sichtige und daß Ministerberatungen zur
Sie muß unbedingt selbständig sein Lüge breifgetreten, Pjöngjang wolle die Vorbereitung eines solchen Treffens
und in jeder Hinsicht eine selbständige Hauptstadt Südkoreas überschwemmen. unerwünscht seien (das Angebot war in
Politik betreiben. Sie muß im ganzen Angeblich zu diesem Zweck wird einem Schreiben der KDVR-Führung vom
Land und in allen Bevölkerungsschichten nördlich des 38. Breitengrads ein Stausee 30. März enthalten).
für Demokratie sorgen und auf die angelegt. Das geschieht aber, weil es für Für das politische und soziale Leben
nationale Konsolidierung hinwirken. das normale Funktionieren des im Bau in Volkskorea ist die Sorge ausschlagge­
Auch muß sie die wirtschaftliche Zusam­ befindlichen Wasserkraftwerks von Kum- bend, die Spaltung zu beheben und das
gangsan notwendig ist. Man will das Volk zu vereinen. Darauf ist vor allem
menarbeit und den Austausch zwischen
Nord und Süd in die Wege leiten und Mißtrauen gegen Volkskorea steigern auch die Außenpolitik der Partei der
und es als aggressiven Staat hinstellen, Arbeit ausgerichtet. Das Komitee für
die selbständige Entwicklung der natio­
nalen Wirtschaft gewährleisten. Eine der Südkorea um jeden Preis schädigen friedliche Vereinigung des Landes und
möchte. das Rote Kreuz bemühen sich beharrlich
Zusammenarbeit in Wissenschaft, Kultur
darum. Ebenso die Demokratische Vater­
und Bildungswesen ist anzubahnen.
Wissenschaft, Technik und die National­
Schreckgespenst Wasser ländische Einheitsfront, der alle

kultur sind nach einheitlichem Plan zu Vieles widerlegt diese Propaganda. politischen und gesellschaftlichen Orga­
fördern. Und noch eine Aufgabe: die Nehmen wir auch nur eine Tatsache, die nisationen angehören. Wie Ho Song Hi,
Wiederherstellung des Verkehrs und des mit dem Wasser zusammenhängt. Wir ein hoher Funktionar der Front,
Fernmeldewesens zwischen Nord und haben sie von Pak Yong Su, dem hervorhob, sieht sie ihre
Süd. Die Republik hat für das Wohlerge­ Vizevorsitzenden des Komitees für Hauptaufgabe darin, für den Abzug
hen der Werktätigen zu sorgen. Die friedliche Vereinigung des Landes, er- der US-Truppen aus
Südko-
militärische Nord-Süd-Konfrontation muß fahren. rea, für dessen Demokratisierung, für die
ein Ende haben, man muß eine nationale 1984 kam es im Süden zur schwersten friedliche Vereinigung des Landes zu
Einhoitsarmee aufstellen, die die Nation Überschwemmung seit 300 Jahren. 500 kämpfen und in diesen Kampf alle
gegen Angriffe von außen zu schützen Menschen fanden den Tod, etwa 300 000 Landsleute innerhalb und außerhalb
haben wird. Die Konföderation muß auch wurden obdachlos. Die Regierung der Koreas einzubeziehen.
die Rechte aller Koreaner im Ausland KDVR beschloß, den Opfern zu helfen. An dem durch das Mikrophonkabel
wahren. Die Republik Koryo muß über Von dem durch das Rote Kreuz übermit­ geteilten Verhandlungstisch im blauen

"NEUE ZEIT" 23.87 23


und 240 km lang. Sie zieht sich also die
ganze Grenzlinie zwischen Nord und
Süd mit einer 17 km breiten Lücke im
Raum von Panmunjon hin, mit der man
verhüten will, daß die Mauer Vertretern
von Weltorganisationen und Delegierten
ins Auge fällt. Sie verstößt nämlich

1‘ 9 schwer gegen das Waffenstillstandsab­


kommen, das in dieser Region Bauarbei­
ten verbietet (ebenso wie die Anliefe­
rung von Waffen, — die Amerikaner
liefern trotzdem sogar schwere Waffen
an). Die, die Mauer bauten, behaupten,
sie hätten es nur zu Verteidi­
gungszwecken getan, die amerikanischen
und südkoreanischen Truppen seien nur
um den Schutz vor einer Aggression des
> Nordens bemüht.
Kam Ho Suk sagte: "Wenn das so ist,
wozu hat die Mauer dann mit dicken
Eisenplatten verdeckte Durchgänge? Sie
I sind 3,2 m hoch und 4,2 m breit, so daß
ein moderner Panzer durchfahren kann",
erläutert der Oberstleutnant. "Ohne den
Oberstleutnant Kam Hr Suk sagt: "Ohne der USA in den
30mal Luftraum der heutigen Nebel könnten Sie auch die
den heutigen Nebel konnten Sie die KDVR eingedrungen. amerikanischen nuklearen Stützpunkte
amerikanischen nuklearen Stutzpunkte Das Schlimmste zeigte uns Oberstleut­ erkennen." Er schweigt, und wir hören
erkennen ’ nant Kam Ho Suk, mit dem wir uns beim wieder die fernen Geschoßeinschläge.
Dorfe Gukhwa ebenfalls bei Kaesong Jenseits der Mauer wird schad geschos­
trafen. Durch ein Scherenfernrohr unterm sen. Worauf bereitet man sich dort vor?
Haus auf dem 38. Breitengrad sitzt Dach eines betonierten Aussichtsplateaus Darüber berichten wir das nächste Mal.
.uer und. .' r setzen uns hm und fcto- sahen wir deutlich eine dicke Mauer, die W. SHITOMIRSKI,
graf.cren einander zum Andenken. Die die Amerikaner jenseits der Demarka­ L. MLETSCHIN
Fotos werden einmal historischen Wert tionslinie gebaut haben. Davor weht die NZ-Sonderkorrespondenten
v! • : dich dar.ri, .-.e:m sich der 38. hellblaue UNO-Flagge. Die Mauer ist Panmunjon—Pjöngjang—Moskau
Li’< l- grud rinder vom 37. noch vom 39. 6 m hoch, am Fuße 10 und oben 2 m dick Fotos der Verfasser
Bh itengrmi unterscheiden und das Land
geeint sein wild.

E0(sW4WCß(§CCߧ
Die Mauer
Wu trete: aus dem kleinen Haus und Ministerpräsident Finnlands
bemerke daß auf der anderen Seite
etwas vo: rieht Auf einem als Pagode HARRI HOLKERI
aufgemarfiteri Aussichtsplateau stehen
etwa 50
US-Mihtars, jeder zweite mit
einer auf uns gerichteten Kamera. Die
‘ Pagode’ trägt den anspruchsvollen 1959 wurde er Sekretär des Bankausschusses des
Ne.men "Ha. - d< r Freiheit und ist recht des Bundes der jungen Parlaments. H. Holkeri ge­
• fraglich. Touristen müssun pro Person Koalitionäre (BJK), dann hört dem Zentralvorstand
■. .
de‘k.r zahlen, auf unsere Seite Sekretär des BJK für Infor­ der Gesellschaft
I:üb' rsehen zu können. Die US-Mili- mationsfragen. Finnland--Sowjetunion
Ijrs fühlen sich unverkennbar nicht als 1962—1964 Sekretär der an. Er ist Vorsitzender des
Touristen, sondern als die Herren. Sie NKP für Informationsfra­ Stadfrates von Helsinki.
haben bestimmt nichts zu zahlen gen, dann Sekretär der 1986 wurde H. Holkeri
brauchen. NKP für Forschungsfragen. als Kandidat der NKP für
Leutnant Li Jong Ho sagt uns: "Zu 1965—1971 Generalsekretär das Amt des Staatsober­
beiden Se n der Linie dürfen laut Die neue Regierung der NKP und Chefredak­ hauptes bei den Präsi­
Abkommen je 5 Offiziere und 30 Finnlands wird von einem teur ihres offiziellen dentschaftswahlen 1988 no­
Soldaten :*el ■. . Die Amenkaner scheren Vertreter der Nationalen Sprachrohrs miniert.
"Nykypäivä".
sich nicht C'-t’-i • e haben hier ständig Koalitionspartci (NKP), 1971-1979 H. Holkeri bekundet
Vorsitzender
übe- 50 M * ’ovokationen sind keine Harri Holkeri, geleitet. der NKP. seine Unterstützung für die
Seltenheit. Sie zücken ihre Pistolen, H. Holkeri wurde am jetzige Außenpolitik des
6. 1937 in Oripää
Januar Seit 1978 gehört Holkeri Landes - die "Paasikivi-
zielen auf uus.’e G'enzer und blenden
(im Südwesten des Landes) dem Direktorat der Fin­ Kekkonen-Linie" sowie
sie mit Schem*erfern."
geboren. 1962 absolvierte nischen Bank an. den sowjetisch-finnischen
Se * 1953 haben d’e Amerikaner fast
50? OOOmal geae” den Waffenstillstand er die Universität, promo­ 1970 wurde er ins Parla- Vertrag über Freundschaft,
verstoßen, in Februa’ d. J. 7700mal. Von vierte zum Doktor der ment gewählt. Zusammenarbeit und ge­
; - .ar bis Ma-.’ s d Spicnageflugzeuge Staatswissen schaffen. 1971-1978 Vorsitzender genseitige Hilfe von 1948.

24 "NEUE ZEIT" 23.87


NZ-RECHERCHEN

In Italien ist das Untersuchungsverfahren in Sachen des Staatsman­ Versuche, Italiens Selbständigkeit den

nes Aldo Moro, Vorsitzenden der regierenden Christlich-Demokra- USA gegenüber zu behaupten, die
gewöhnt sind, die Länder der Alten Welt
tischen Partei, wiederaufgenommen worden. Moro wurde 1978 von
als Anhängsel Amerikas, des "Herrn der
Angehörigen der ''Roten Brigadeni" (BR) ermordet. Alle früheren
Welt", anzusehen.
Untersuchungen hatten die Frage <offen gelassen, wer hinter dem
Noch jetzt ist der Anteil der US-Ge-
Verbrechen steckte.
heimdienste an der Ermordung Moros in
Italien ein verbotenes Thema. Kein
einziger Untersuchungsrichter wagte es,
der amerikanischen Spur nachzugehen
oder auch nur einen Blick darauf zu
werfen. Ob sie es diesmal wagen
werden? In den letzten 9 Jahren sind so
viele Indizien und Fakten ans Licht
gekommen, daß es höchste Zeit wäre,
das verhängte Verbol zu übertreten.
00 TI
wb@ir Heimlicher Krieg
Die Nachrichtenagentur der Antillen

Vneeimza
gab folgende Kurzmeldung durch: Ro­
nald Stark gestorben.
An diesen Amerikaner erinnert man
Italien genau. Er svar der erste
sich in
US-Amerikaner, dem die italienische
Justiz offiziell die Aufstellung bewaffne­
Lew MAKAREWITSCH ter Banden zur Last legte — eine Ankla­
ge, wie sie gegen einen Ausländer nur
Aldo Moro wußte etwa 24 Stunden langer und 13 cm breiter Blutfleck. Die selten erhoben wird. Die Begründung
vorher, daß er ermordet werden sollte. linke Hand, mit der er sich instinktiv zu lautete, er stehe mit den Rädelsführern
schützen versuchte, war an zwei Stellen der "Roten Brigaden" in enger Verbin­
Am 8. Mai 1978 schrieb er abends
durchschossen. dung.
einen Abschiedsbrief an seine Frau
Eleonora, der so begann: "Liebe Floret­ Da der Fall Stark streng geheungehal­
Die Wunden waren mit Taschentüchern
te, noch ein letzter Versuch, dann, mit ten wurde, war lange unbekannt, wie er
sorgfältig abgetupft worden.
meinem letzten Atemzug, ein Gebet..." in die BR einschleuste und wie er dort
Das Blut floß langsam, aber stetig, verwendet wurde. Jetzt weiß man genug,
Am 9. Mai im Morgengrauen wurde Moro verlor ungefähr einen Liter. Die um sich ein detaillierteres Bild von den
dem Gefangenen die Kleidung zu­ Agonie dauerte etwa 15 Minuten, war Methoden zu machen, mit denen die
rückgegeben, die er am 16. März aber nicht qualvoll, denn Moro war USA in Italien einen Geheimkricg
1978 bei seiner Entführung von der via bewußtlos. führen.
Fani in Rom, getragen hatte. Also stand Kommen wir auf die 60er Jahre zurück.
Weder im Prozeß gegen Rotbrigadier
ihm sein letzter Weg bevor. Stark war in Kalifornien mit Hippies
noch in der parlamentarischen Unter­
verbunden und der "treueste Kamerad"
An jenem Morgen aß Moro nichts. suchung wurden die Namen derer
Timothy Learys, des Dichters und
Überhaupt hatte er in den 55 Tagen genannt, die hinter den Terroristen
"LSD-Verfechters", der die Losung aus­
seiner Haft im sogenannten Volksge­ gesteckt hatten.
gegeben hatte: "Unsere Mission ist es,
fängnis der BR keinen Appetit gehabt
Moro selbst ahnte, Anstifter
wo die Rauschgifte zu verbreiten!"
und sechs Kilo abgenommen. Bei den
seiner Entführung zu suchen waren. In Nicht ganz so populär war der
Mißhandlungen waren ihm einige Rippen
einem Brief aus dem Kerker vom 10. "Chemiker" Stark beim FBI-Büro. Es
gebrochen worden, so daß ihn das
April 1978, in dem er auf das Widerstre­ führte ihn in einer dicken Akte als
Atmen und Schlucken schmerzte.
ben seiner Parteikollegen einging, mit Rauschgifthändler: "Personalien — Stark,
Er wurde hinausgeführt und im Koffer­ den Rotbrigadlern über seine Freilassung Weißer, Wuchs—5 Fuß 8 Zoll, Ge­
raum eines roten Renault unter einem zu verhandeln, schrieb er: "Mag sein, wicht— 180 Pfund, Haar—braun, Au­
apfelsinenfarbenen Plaid verstaut. Da­ daß hinter dieser Härte mir gegenüber gen — braun. Geboren am 9. April
nach erschoß ihn der Mörder aus ein amerikanischer oder bundes­ 1938 in New York. FBI Nr. 812 020 E,
nächster Nähe, vom rechten Rücksitz aus. deutscher Einfluß steckt." S'S Nr. 053-30-3865".
Die erste Spur derer, für die sich der
In der linken Brusthälfte steckten elf Das kam der Wahrheit sehr nahe. Den "beste Freund" der Hippies so an­
Kugeln. Später schrieben die Zeitungen, amerikanischen Falken war Moro verhaßt, strengte, sieht so aus: "FBI-Karte vom
auf Moros Herz sei eine MPi-Salve und das aus mehreren Gründen: wegen 24. September 1962. ... Mitteilung über
abgegeben worden. Das stimmte nicht. seines Zusammenwirkens mit der IKP, Arbeit für die US-Regierung."
Zehn waren mit einer Beretta
Schüsse seines Strebens nach Entspannung und 1970. New York. Die Justiz machte
7,65 und der letzte Schuß war mit einem nach besseren Beziehungen zu Moskau, noch ein Verfahren gegen ihn anhängig.
Colt 9 in kurzen Abständen abgefeuert wegen der Ausdehnung der Verbindun­ Dieselbe Beschuldigung: Fabrikmäßige
worden. gen mit den arabischen Ländern und der Herstellung von LSD in einem Geheimla­
Auf Moros Hemd entstand ein 18 cm PLO und schließlich wegen seiner bor für dieselbe Kundschaft — Hippies,
"NEUE ZEIT" 23.87 25
• agabunden und Süchtige. Und wieder ultralinken Terroristen. Diese traten
wie schon bei der Berufungsinstanz: "In allmählich an die Stelle der Neo­
den Aussagen über das Laboratorium faschisten, die selbst mit Putschdrohun­
scheint Stark in einem sonderbaren Licht gen nicht vermocht hatten, den zuneh­
auf. Vielen stellte er sich als Mediziner, menden Einfluß der Kommunisten zu
Chemiker, Millionär oder als Beamter der stoppen. Dieser Einfluß nahm weiter zu
Regierungs-Geheimdienste vor." und alarmierte Washington sehr, na­
Die Gleichung Rauschgifte Hippies mentlich angesichts der damaligen
Geheimdienste ruft sofort die Schwierigkeiten der NATO und der USA
strer.ggeheimen Experimente der CIA in in Europa.
Erinnerung, be. deren m.t Hilfe von LSD Der "stille Amerikaner" tauschte sei­
und anderen Mitteln (mit dem "Ar­ nen strengen Anzug mit einer Hippie­
tischocken- Programm1 dem "MK-Ultra kluft aus, verschwand aus den Luxusho­
und der ’ MK-Suchakt:on") die tels und trieb sich auf den von
rr.enschi'chc Psyche manipuliert wurde, Rauschgiftsüchtigen und Ultralinken fre­
wobei auch Hippies als Versuchska­ quentierten Märkten der Randbezirke
ninchen benutz* wurden. Hafte sich Stark herum.
vielleicht da-urr cc. ihnen eingeschleust? Um das Vertrauen der "Alchimisten
Mag sein, daß er auch an einem der Revolution" zu erwerben, rühmte
ai.-feren Vorhaben Langleys teilgenom- sich Stark seiner' Verbindungen mit
man hat: daran, mit Hilfe einer Mafia ausländischen Terrororganisationen. Er
große Rauschg.lt engen auf dem kam zu den deklassierten Elementen mit
Schwarzmarkt zu vertre ben, gerade als phantastischen Plänen für die Befreiung
!■%
die Aktionen der Jugend gegen den der "Häftlinge des Kapitalismus" aus den
' .. ..■' < Lcio* cers heftig wurden. MH
Gefängnissen und warb Leute an, die er
Damit wollte man d.e Antiknegsbewe- brauchte.
gung in Mißkredit bringen und dern 1975. Bologna. Auf eine anonyme
Protest der Jugend Oie politische Spitze Denunziation hin (die, wie die Zeitung
abbrechen "Giorno" später annahm, von rivalisie­
In jener Ze t wurzelt das renden ZAafiaclans stammte) nahm die ■

Rauschgiftgeschift der CIA, das sich bei Polizei den "Chemiker" in dem luxuriö­ »n \ \ n
den jüngsten Enthüllungen im Iran- sen "GrandHotel Baglioni" wegen
Contras-Skandal plötzlich wieder in Erin­ Rauschgiftschmuggels fest. Der CIA war er verhaßt.
nerung gebracht hat. Ist es etwa ein Januar 1976. Im Auftrag seiner Vorge­
Foto aus: „Europeo" (Italien)
Zufall, daß viele jetzige ' Rctbngadler" setzten bereiste Alberto Mattioli, Chef
in den Heroir.handel verwickelt sind! des Fahndungsdienstes beim Polizeiprä­
Noch dazu vor der Nase Langleys? Aber sidium von Bologna, mit Starks Foto in
kommen wir auf Stark zurück. der Tasche Belgien, Holland und den IKP" randaliert hatten. Unter den Ultra­
1971Der 'Chemiker" ging nach Libanon. Er sollte möglichst viele Infor­ linken war Stark in seinem Element. Auch
Europa, zuerst nach Belgien. Er hob bei mationen über Stark einholen. ihnen kam er mit Fluchtplänen und
Schweizer Banken von Geheimkonten, Mattioli machte reiche Beute. Er Anschriften nahöstlicher Militärlager.
von denen unbekannt ist, wer sie lieferte der Justiz eine Menge Indizien, In ein paar Monaten wurde der
ar.gelegt hat, 300 000 Dollar ab und zog Fakten und Namen, die Stark betrafen. "Dozent" wichtigster Verbindungsmann
wieder ein Labor für starke Rauschgifte Eine Spur führte zu dem Libanesen der einsitzenden Terroristen. Bei ihm
aus mexikanischen Pilzen auf. Die An­ Chowcat El Masri, einem in Nahost liefen alle Informationen zusammen, die
schritt lautete: "Wavre 1300, Bois de bekannten Rauschgifterzeuger sie mit ihren in Freiheit befindlichen
Lauzelle, Laborafoires le Clocheton". und-händler. Untersuchung
Die war Kumpanen austauschten.
Die US-Behörden ließen Stark nicht aus schwierig. Mattioli mußte viele Hinder­ 1978. Mit Moros Beistand bereitete
den Augen. Charles Adams von der nisse nehmen, und das ohne jede Hilfe sich die IKP auf den Eintritt in die
US-Botschaft in London schrieb ihm der Behörden Bolognas. Im Libanon Parlamentsmajorität vor, auf die sich die
regelmäßig persönliche Briefe mit dem wäre er um ein Haar erschossen worden. Regierung stützte. Aus den USA und von
freundschaftlichen Anfang: "Lieber Ron!" der NATO kamen andauernd Drohungen.
Ihre Freundschaft wurde durch große Am 16. März 1978 entführten die
Schecks besiegelt. Aktivitäten BR Moro, er sich morgens
als ins
1972. Paris. Zwei Agenten der US-Ge- der Gruppe 14 Parlament begab, wo an diesem Tag der
heimdienste suchten Starks Anwalt auf. von den Kommunisten unterstützten
Danach dehnte der "Dozent" seine Und Stark? Hinter Gittern ging mit dem Regierung der "nationalen Solidarität'*
Tätigkeit zuerst
wesentlich auf aus, „Milliardär" Merkwürdiges vor.Er wurde das Vertrauen ausgesprochen werden
Holland und Italien, später auf Nahost. von Stadt zu Stadt überführt. Im Dezem­ sollte.
Im Libanon interessierte er sich lebhaft ber 1976 kam er ins Gefängnis von Pisa. Besonders genau verfolgte Stark in der
für das Bekaa-Tal, wo Schlafmohn ge­ In der Zelle bekam er bald einen Presse und aus Erzählungen von Terro­
pflanzt wird, und für die Palästinenser. Mitinsassen: Renato Curcio, den Gründer risten, wie nach Moro gefahndet wurde.
1973. das vierte Jahr des arabisch­ und "historischen Führer” der BR. Ein Am 9. Mai 1978 gerieten die Häftlinge in
israelischen Krieges. Beirut. Ronald Stark Zufall? ungewöhnliche Aufregung: In Rom, auf
sucht in der Umgebung des Imam Nichts bringt zünftige Leute in so der via Caetani, war im Kofferraum eines
Moussa Sadr Fuß zu fassen, der die engen Kontakt wie Poker auf dem Renault Moros Leiche gefunden worden.
Bewegung der Schuten anführte. Sadr Klosettdeckel. Ronald Stark gab sich als Die Jagd — von jetzt an nach den
und seine damaligen Kontakte zur PLO der Palästinenser Ali Khoury aus, be­ Mördern — ging weiter, und Stark be­
störten Washington und Tel Aviv sehr. schwatzte den Terroristen und wurde mühte sich, ständig auf dem laufenden
Sie spannen gegen den Imam kompli­ sogar sein bester Freund. zu sein — etwa um dem "Wild" zu
zierte Intrigen. Am 31. August 1978 fand April 1977. Wieder Bologna. Das helfen, den Verfolgern zu entgehen?
Sadr unter ungeklärten Umständen eien Stadtgefängnis war mit Ultralinken über­ Nach den Informationen, die Stark
T od. belegt, die einen Monat vorher bei einholte, gierten Beamte des US-Konsu-
1974. Mailand. Stark sucht Kontakt zu Jugendtumulten in dieser "Hochburg der lafs in Florenz, die ihn häufig besuchten
26 "NEUE ZEIT" 23.87
und deren Ausweise alle Türen vor ihnen dungsdicnstes zwischen CIA und extre­
Nachrichtenagentur ANSA in Florenz um
auftaten. "Wir haben keinerlei Geheim­ 22.05 Uhr das Telefon, und jemand sagte mistischen Gruppen; ferner Rene o-
nisse", erklärte John Shirley, ein offiziel­ gedehnt und verschwörerisch: lanski, Silvano Girotto, Corrado S.miom
ler Vertreter der US-Botschaft in Rom. Ich habe Ihnen etwas Wichtiges und Giovanni Senzani.
"Wir sind verpflichtet, jedem Landsmann mifzutoilen. Suchen Sie in einer Telefon­ Und schließlich Mario Moretti, der bei
zu helfen, der im Gefängnis ist." zelle auf der Piazza Oberdan." der Aktion auf der via Fani komman­
Richter Claudio Nunziata konnten Um 23.00 Uhr bekam die Redaktion dierte und am Steuer des Wagens saß,
solche Antworten nicht überzeugen. Er der Zeitung "La Nazione" den gleichen mit dem Moro ins "Volksgefängnis"
beauftragte Ende Juni 1978 Graziano Anruf, daß der Unbekannte eine
nur verschleppt wurde. Wie festgcstellt, fuhr
Gori, den Chef des Sicherheitsdienstes in Telefonzelle auf der Piazza Beccaria der Chef der römischen Brigadier kurz
Bologna, die merkwürdigen Kontakte zu angab. vor dieser Entführung in die USA,
untersuchen. Einige Tage später, am Reporter und Polizisten stürzten hin — gerade als die Interpol in ganz Europa
4. Juli, fand Gori bei einem Autounfall beide Plätze sind in der Nähe —, und nach ihm fahndete. In den USA hatte er
den Tod. tatsächlich fanden sie je ein Schreiben. keine Sorgen.
Im August wartete die Presse Italiens Nur 20 handgeschriebene Zeilen mit Wenn der Zeitung "Repubblica" zu
auf US-Weisung mit einer Sensation auf: Fehlern, aber der Inhalt lohnte. Das glauben ist, hat Moretti in Paris ständig
Die Waffe, die die BR bei Moros Schreiben enthielt sensationelle Einzel­ das Sprachinstitut Hyperion besucht.
Entführung benutzten, hatten sie bei der heiten über die Ermordung Moros. Dieses soll mit zahlreichen Terrororgani­
PLO gekauft, mit der Moro in Weiter hieß es da: sationen, angefangen von den BR bis zur
freundschaftlichem Verhältnis stand. "Mein Italienisch ist nicht allzu gut. spanischen ETA und zur französischen
Steckte der "Palästinenser" Stark dahin­ Fragen Sie nicht, warum gerade jetzt Action directe, in enger Verbindung
ter? Die PLO-Führung brandmarkte diese diese Einzelheiten. Entscheiden Sic stehen und der wichtigste Unterschlupf
"Hinterlist", aber die Zeitungsente flog selbst, ob sie stimmen oder nicht. Ich der CIA in Westeuropa sein.
schon. So wurde Moro zum zweiten Mal will nicht beichten, teile nur nackte Jetzt sind Moretti, Curcio und andere
ermordet. Tatsachen mit. BR-Chefs in Haft. Die Brigaden aber sind
Am 12. Oktober beschloß Richter Der Mann, der das Gemetzel auf der (schon in dritter Generation) nach wie
Nunziata der "großen Safari" des "Do­ via Fani anstiftete, ist ein Italoamerikaner vor aktiv, besonders jetzt, vor den
zenten" durch den Dschungel des und guter Freund Ronald Starks, der vorfristigen Parlamentswahlen, bei denen
italienischen Terrorismus ein Ende zu unter Polizeischutz steht. Er heißt David, viele Politiker auf Moros Ideen von der
machen. Stark wurde offiziell der Aufstel­ ist am 18. März 1954 in San Diego, Selbständigkeit Italiens und überhaupt
lung bewaffneter Banden angeklagt. In Kalifornien, geboren. Augen blau, Westeuropas, von der Entspannung, von
seiner Zelle wurden aus einem raffiniert Wuchs 1,77 m, Haar braun, Körperbau einer Nahostregelung und von Beziehun­
angelegten Versteck zahlreiche Geheim­ durchschnittlich. Manchmal Schnurrbart. gen zur IKP zurückkommen. Das poli­
dokumente der BR, Briefe ihrer Killer Früher Marineinfanterist. Hauptmann. tische Erbe Moros ist unvergänglich, es
und Chiffren für die Verständigung von Diente bei den Grünen Baretten. hat tiefe Wurzeln geschlagen.
Häftlingen miteinander hervorgeholt. Jetzt Militärberater bei der DIA" Die BR, ja der Terrorismus überhaupt
Neuerliche Verhöre, aber Stark schwieg. (Erkundungsamt des US-Verteidi- sind nach wie vor eine Trumpfkarte im
Januar 1979. Nach der Ermordung gungsministeriums) "in der BRD. Der geopolitischen Spiel Washingtons gegen
Moros trugen die Rechten ihren Ge­ einzige hohe Beamte" (US-Agent in das europäische "Kraftzentrum". Der
genangriff an allen Fronten, auch im Italien?), "der persönlich den Hinterhalf Zweikampf zwischen ihnen entspinnt sich
Parlament, vor. Die IKP mußte aus der auf der via Fani legte und Moros in den verschiedensten Bereichen, auch
Koalition ausscheiden, auf die sich die Entführung durch polizeibekannte im militärischen. Dazu sagt Ugo Pecchio-
Regierung stützte. Das Kabinett trat Komplizen anstiftete. An Moros Hin­ li, Mitglied der IKP-Leitung und Vize­
zurück. DieVersuche, ein neues zu richtung unbeteiligt. Bis vor kurzem vorsitzender des Parlamentsausschusses,
bilden, schlugen fehl. Im April wurden lebte er in Rom, aber hielt sich oft illegal der die Geheimdienste zu kontrollieren
vorfristige Wahlen angesetzt (sie fanden in Mailand auf." hat:
im Sommer statt, die Kommunisten hatten Mit einem Haftbefehl ausgerüstet, "Denken wir einmal über die Situation
Verluste, und die erstarkten "Atlantiker" suchten Polizisten den Italoamerikaner in Europa nach. In den Ländern des
gingen dazu über, Italien auf den mit Decknamen David in Rom, Mailand, Westens wird viel über die Autonomie
proamerikanischen Kurs zu bringen). Florenz und Bologna. Umsonst. Dann der Alten Welt auch im Bereich ihrer
Am 1 1. April sprach Richter Floridia in suchten sie Stark, der, dem Informanten Sicherheit und folglich auch ihrer Rüstun­
Bologna Stark aller Anschuldigungen frei zufolge, ein Freund Davids sein sollte. gen diskutiert. Eine Lockerung der
und entließ ihn aus der Haft, weil der Ebenfalls umsonst. Abhängigkeit von der Strategie und
"Chemiker" offiziell gestanden hatte, im In Italien ist aber schwer etwas Militärmaschinerie der USA deutet sich
Sonderauftrag der CIA zu stehen und geheimzuhalten. Irgendwie gelangte in an. Die Konfrontation der Interessen ist
der "Gruppe 14" anzugehören, die für die Presse, daß Stark mit einem US-Mili- kolossal, und man braucht sich nicht zu
illegale Operationen aus Terroristen und tärflugzeug aus Italien über den wundern, wenn im Laufe des Konflikts
Mafiosi gebildet worden war und ihr NATO-Stützpunkt in Vicenza fortge­ Schläge ausgeteilt werden."
Hauptquartier im Libanon hatte. bracht worden war. Und weiter:
Als Stark im Polizeipräsidium erschien, Ronald Stark und Hauptmann David "Sehen Sie sich die jüngsten Ver­
um sich zu melden, erklärte er, daß er waren nicht die einzigen Agenten, die brechen der 'neuen' BR an: die Ermor­
dringend zum Verhör nach Bologna unter die italienischen Terroristen ein­ dung Lando Contis, Exbürgermeisters
fahren müsse. Seitdem ist er verschwun­ geschleust wurden, welche Washington von Florenz, der Aktien von
den. verhindern helfen, daß sich Italien aus Rüstungsbetrieben besaß; ferner General
der "Freiheit unter Aufsicht" befreit. Man Giorgieris, der für die Kontrakte
kann noch andere nennen, z. B. Marcus zwischen der Armee Italiens und der"
DD A-Agent Raskin, den Generaldirektor des Instituts (westeuropäischen) "Rüstungsindustrie
für politische Forschungen (eine von den zuständig war. Repräsentanten anderer
auf der via Fani Rockefellers finanzierte Privatkör­ Staaten Westeuropas, die sich ähnlich
Man erinnerte sich Starks ein Jahr perschaft), der seinerzeit ein Auge auf betätigten, sind unlängst" (von ultraiin-
später, als der Parlamentskommission zur den BR-Häuptling Curcio warf; Eddie ken Terroristen) "ermordet worden. Ein
Untersuchung des Falles Moro zwei Grevillz, der in Langley für die Terro­ purer Zufall?"
aufschlußreiche Schriftstücke vorlagen. ristenwerbung zuständig war; Enck Viele Tatsachen des Falles Moro
... Am 15. Mai 1979 läutete bei der Fullbright, Leiter des Verbin- widerlegen das. □
"NEUE ZEIT" 23.87 27
LÄNDER UND KONYINENTE

Wolken über dschi Kinos und Gaststätten. Unter den Ärzten


und Collegelehrern sind die Inder
stärker als die Stammbewohner vertreten.

Das Parteiensystem entspricht mehr


oder weniger dieser Bevölkerungsstruk­
tur. Die Allianzpartei nimmt die Interes­
Nina LEBEDEWA sen der Fidschi-Elite, vor allem der
Erbhauptlinge, und in gewissem Grade
auch der wohlhabenden Inder und
Die Weltpresse hat s ch mit Fidschi Mischlinge wahr. Sie war bis April
STILLER
wchi noch nie so ergehend wie in der d. J. an der Macht und verlor sie nach
! fePAFUA;
zweiten Mai-He *te cc.cs Jahres befaßt, OZEAN einer Wahlniederlage. Bei den Wahlen
//e'.zr. :n dem .ungen urcbhär.g.gen lz\zzz::.za SALOMONEN ' TUVALU. siegte eine Koalition der vor zwei Jahren
Staat, m cc' ■ die par amentarische FIDSCHI / für Angehörige beliebiger Rassen ge­
Demokratie tief verwurzelt zu sein gründeten Labour- und der Nationalen
schien, kam r.s zu einem Staatsstreich, Bundespartei. Zu dieser gehören
Vanuatu:
d ort sondern größtenteils indische Bauern, sie setzt
überl■ rn.pt .n j<'<- 7c ccs Sudpazif.k, sich aber zugleich für eine Konsolidie­
der im Vertrag von Rarotonga zur l'unau Lcvu rung der verschiedenen Bevölke­
NEUKALEDONIEN
.LX’JU...
Lzmbasa^r?
k < 11. w.ifh : i > . i c < ■. <jrt worden ist. ! I (franz.)
‘ ‘ rungsgruppen ein.
. >—v ySj

Fid'-cl.i ist cn wi-.ziges, wcltab- h AUSTRAUEN In den 16 Jahren seiner Unabhängig­


geschieder.es Land von dem es in _ .2^ Suva
p keit hat Fidschi in verschiedenen Le­
australischen, a . er kar sehen und japa- r~ r Vitl Lcvu V
bensbereichen fraglos gewisse Fort­
ruschen Rc iseprcspek'en
Reiseprospekten heißt
heißt: "Be- schritte gemacht. Das Bruttonationalpro-
suchen Sic F.dsc;
F.dsch e..-.c
eine Perle der dukt ist angewachsen, und die Zuk-
Südsec, ein Parao.es auf Erden!” Man HEU- t» I kerproduktion hat um fast 50 Prozent
SEELAND^
könnte bei solcher Reklame glauben, daß
/ k '
/ zugenommen. Nach dem Zucker ist der
das Leben dort idyllisch sc.. Ringsum Fremdenverkehr jetzt die einträglichste
saftige Farben, das Klima mild und Wirtschaftsbranche. Bildungs- und Ge­
zwischen den nationalen Gemeinden sundheitswesen weisen gewisse Fort­
gesund. In den Küstengewässern wim­
weidlich zunutze. schritte auf. Zu den akuten Problemen
melt cs von Fischen, Krabben, Garnelen
und Seegurken. Das idylhsche Bild ist zählen die Inflation und die Arbeitslosig­
Die Unabhängigkeit Fidschis wurde am
jedoch trügerisch. Die Bewohner der keit.
10. Oktober 1970 ausgerufen. Der damals
Fidschnnseln, deren Geschichte vielfach Die nationalen Gegensätze haben sich
beschlossenen Verfassung zufolge ist es
tragisch ist, haben viele Sorgen und merklich entschärft. Gewerkschafter
ein souveräner Staat und ein zum
Kümmernisse, erst recht jetzt, nach dem Fidschis sagten uns, daßI sich die
britischen Commonwealth gehörendes
Putscti. zunehmende Einbeziehung aller Bevöl-
Dominion. Das Staatsoberhaupt ist die
Königin von England, sie wird in Fidschi kerungsgruppen in I ndustrie
Die Inseln liegen fast 2000 km südlich
und Dienstleistung die auf
des Äquators im Nordwesten des Pazifik. von einem Generalgouverneur repräsen­
tiert, zu dem sie einen vom Parlament Verständigung der B e vö Ike-
Von den insgesamt 322 sind 150 rungsgruppen günstig auswirkt. Früher
Fidschis empfohlenen einheimischen Po­
bewohnt. Sie haben eine Gesamtfläche waren Mischehen seifen, jetzt nicht
litiker ernennt. Der bürgerliche Parla­
von 18 200 Quadratkilometern und sind mehr. gibt
Es sogar schon gemischte
mentarismus ist hier mit einem besonde­
damit nur halb so groß wie die Schweiz. Verbände, die die Gewerkschafts- und
Jetzt zahlen sie über 700 000 Bewohner.
ren Führungssystem nur für die Stammbe­
Klasseninteressen und nicht diejenigen
völkerung verbunden. An der Spitze
einzelner Bevölkerungsgruppen ver­
Als ich mit einer sowjetischen Tou- dieser Führung steht der Große Rat der
fechten.
ristengruppe auf dem Luftweg die • Häuptlinge. Zwar gilt er als Hüter der
Hauptstadt Suva erreichte, wunderten wir Traditionen Fidschis, in Wirklichkeit aber Das Gewicht Fidschis hat, wenn nicht
uns über die Vielsprachigkeit der Pas­ wahrt dieses ziemlich konservative gerade in der Weltpolitik, so doch in der
Machtorgan die Privilegien des Stam- Südsee in verschiedenen Tätigkeitsbe­
santen in den Straßen. Die Statistik macht
mesadels. reichen merklich zugenommen. In Suva
über die nationale Zusammensetzung
befinden sich die Leitungen des Südpa­
folgende Angaben: 49 Prozent stammen
Im Staatsapparat sind die Melanesier zifik-Forums, das 13 unabhängige Länder
aus verschiedenen Gebieten Indiens (sie
sind Nachkommen der von den bri­ in der überwiegenden Mehrheit. Die und selbstverwaltete Gebiete Ozea­
etwa 2000 Mann starke Armee besteht niens erfaßt, sowie des Südpazifik-Büros
tischen Kolonialisten auf die dortigen
auch fast ausschließlich aus Melanesiern. für wirtschaftliche Zusammenarbeit.
Zuckerplantagen gebrachten Inder),
Ungefähr die Hälfte der Stammbewohner Fidschi beteiligt sich tatkräftig am Aus­
47 sind Ureinwohner (melanesischer
treibt wie herkömmlich Naturalwirtschaft. bau der regionalen Zusammenarbeit.
Rasse), und außerdem gibt es eine
geringe Anzahl von Zuwanderern aus Zwar gehören ihnen laut Gesetz 85 Pro­
China und von benachbarten Pazifikm- zent des Grund und Bodens, die meisten Als der Vertrag von Rarotonga über

seln sowie Europäer aus Australien und bestellen ihn aber nicht selbst, sondern die Erklärung des Südpazifik zur

Neuseeland. verpachten ihn aus Indien stammenden kernwaffenfreien Zone zustande kam,
Bauern. Von der indischen Gemeinde ratifizierte ihn Fidschi als eins der ersten
Die Inseln waren seit 1874 96 Jahre baut mehr als die Hälfte Zuckerrohr an Länder. Doch die Regierung der Al-
lang britische Kolonie. Um sie möglichst oder stellt Zucker her. Die übrigen lianzpartei unter Erbhäuptling Mara
lange behalten zu können, machten sich treiben Handel, sind in der verarbeiten­ unterließ es, US-Kriegsschiffen mit
die Kolonialherren die sozialen, den Industrie und im Bauwesen beschäf­ Kernwaffen an Bord das Anlaufen der
wirtschaftlichen, religiösen und kulturel­ tigt oder besitzen die meisten Bus- und Häfen Fidschis zu verbieten.
len Unterschiede »ow e die Gegensätze anderen Verkehrsunternehmen sowie Bei den am 12. April zum Abschluß

23 "NEUE ZEIT" 23.87


gelangten Parlamentswahlen war diese zusammen. Ein Platz <st Bavadru und
Sitzenbleiben! Keiner steht auf!" Das ist
Partei mit der schon lange bestehenden ein Umsturz! Herr Ministerpräsident, seinem Stellvertreter angeboten worden,
oppositionellen Koalition der Labour- führen Sie Ihre Leute bitte zum Aus­ er hat aber abgelehnf, weil im Ausschuß
und der Nationalen Bundespartei gang!" Die 28 Abgeordneten der Regie­ Repräsentanten von Maras Allianzpartei
konfrontiert. Führer der Labourpartei, die rungskoalition unter Bavadru wurden dominieren, die er bei den Wahlen
Angehörige verschiedener Rassen erfaßt, festgenommen und mit Milifärautos bekämpft und besiegt hatte. Dem Aus­
ist Dr. Timoci Bavadru, ein Stammbe- abtransportiert. schuß gehört auch Rabuka als Be­
wohner der Fidschiinseln. Die Koalition fehlshaber der Sicherheitskräfte" an, so
Rabuka versuchte, eine eigene Regie­ daß er an die Spitze von Armee und
vertrat in ihrem Wahlprogramm ener­
gisch eine antinukleare Politik im Pazifik rung zu bilden, der einige Minister des
Polizei gestellt worden ist. Dem Komitee
und die Verstaatlichung mehrerer Pri­ bei den Wahlen unterlegenen früheren für die Verfassungsänderung steht er
vatunternehmen. Kabinetts, auch Mara, angehören sollten.
ebenfalls vor.
Der Große Rat der Häuptlinge stellte sich
Wie gesagt, trug die Koalition den In Suva und anderen Städten ist es in
hinter die Putschisten. Generalgouver­
Wahlsieg davon und bekam 28 von den den letzten Tagen wiederholt zu Zusam­
neur Ganilau aber lehnte es ab, deren
52 Parlamentsmandaten. Bavadru bildete menstößen zwischen einzelnen Bevölke­
die Regierung, der erstmalig als Minister Regierung anzuerkennen. Er verhalf aber
rungsgruppen gekommen. Junge Mela­
auch der früheren, legitim gewählten
auch Bewohner Fidschis indischer Her­ nesier haben Inder angegriffen. Es gab
Regierung Bavadru, deren Minister ei­
kunft angehörten. Gleich in seiner ersten viele Verwundete. Die Anhänger des
nige Tage später vollzählig freigelassen
öffentlichen Ansprache er, die
betonte gestürzten Ministerpräsidenten haben im
wurden, nicht wieder zur Macht. Viel­
Außenpolitik seiner Regierung werde auf ganzen Land zum zivilen Ungehor­
mehr übernahm er selbst die laufenden
den Grundsätzen der Nichtpaktgebun­ sam aufgerufen, die Schulen werden
Regierungsgeschäfte, löste auf Forde­
denheit beruhen. Er bekräftigte, daß boykottiert, in Betrieben wird gestreikt,
rung der Putschisten das erst einen
Fidschi für einen kernwaffenfreien Pazifik das Zuckerrohr wird nicht geerntet.
Monat vorher gewählte Parlament auf
ist, und äußerte die Absicht, "nach dem In dem Inselstaat herrscht also
und setzte Neuwahlen an. Auch erklärte
Vorbild Neuseelands" Schiffen mit Hochspannung.
er sich mit einer Verfassungsänderung
Kernwaffen an Bord sowie mit nuklearem Der Putsch ist in vielen Ländern Asiens
einverstanden. Auf Forderung der füh­
Antrieb das Anlaufen der Häfen Fidschis und des Pazifikraums strikt verurteilt
zu verbieten. Darauf meldete ein Korre­ renden Putschisten soll ihre neue Va­
worden. Er sei — so die indonesische
spondent der „New York Times" riante garantieren, daß dieGemeinde
"Merdeka" — "für die Pazifikregion ein
der Stammbewohner Fidschis die poli­
aus Suva, daß die Politik Fidschis schlechter Präzedenzfall", "dem Rassis­
tische Macht behält und daß die
hinsichtlich der Kriegsschiffe und der mus, Diskriminierung und Egoismus"
Gemeinde der Inder im Parlament (also
Beziehungen zu den USA „höchstwahr­ zugrunde lägen.
auch in der Regierung) keine Majorität
scheinlichgroßen Einfluß auf die gan­ Nur das? Viele Blätter des Auslands,
bekommt.
ze Region haben wird". die die Geschehnisse in der Region
Das neue Kabinett hat nur einen Unter Ägide des Generalgouverneurs genau beobachten, schreiben über eine
Monat fungiert. Am 14. Mai drang eine ist ein "Beraterausschuß" gebildet wor­ wahrscheinliche Beteiligung der amerika­
Truppeneinheit unter Oberstleutnant Ra­ den, der bis zu den Neuwahlen ei­ nischen CIA am Putsch. Darüber be­
buka, dem dritt-rangältesten Offizier der gentlich Regierungsfunktionen ausüben richtete Michel Chodshman, ein
Armee Fidschis, in den Sitzungssaal des wird. Er setzt sich aus 14 Stammbewoh­ einflußreicher Parlamentsabgeordneter.
Parlaments ein. Rabuka rief laut: "Alles nern, 3 Indern und einem Europäer Dabei hat er sich auf die Information des
Ministerpräsidenten Australiens berufen.
Sie erinnern daran, daß General
a. D. Walters, US-Chefdelegierter bei
der UNO und ehemaliger Vizcdirektor
Die Einwohner Suvas protestieren gegen den Militärputsch und den Sturz der der CIA, während der Wahlen im April
legitimen Regierung Fidschis in Fidschi aufkreuzte und daß nach ihm
Foto: AP—TASS
noch einige US-Agenten dort waren.
Auch sei es ganz klar, daß Washington
über die von Bavadrus Kabinett prokla­

5 - mierte Außenpolitik der Nichtpaktgebun­


denheit und über das Anlaufverbot für
Schiffe mit Kernwaffen an Bord verärgert
war.
Teilnehmer einer Massenkundgebung
der Solidarität mit Fidschi, die am 25.

G
Mai in der Hauptstadt Neuseelands
Ti ■ ■ stattfand, wiesen darauf hin,
dem Putsch die "zu rigorosen Maßnah­
daß hinter

men entschlossenen" USA stünden.


Wie das "Dominion" (Neuseeland) am
L
26. Mai schrieb, hat der frühere Mi­

L J nisterpräsident von Fidschi, Mara, dem


f, -
1 Großen Rat der Häuptlinge gemeldet,
daß US-Staatssekretär Shultz dem jetzi­
gen Regime
zugesagt habe.
Fidschis
Dieser Hilfe
Ernährungshilfe
kann auch

f andere folgen.
Über
zusammen.
Fidschi ballen sich Wolken

"NEUE ZEIT" 23.87 29


Unser
ren, General Hannibal, und dessen
Heimat. In einem Brief an den
Dichter Wjasemski gestand er: "Ich
sehne mich nach fernen London.
Vielleicht wird die Luft im Mittag
meine Seele beloben." Was für
Lande er meinte, mag strittig sein,
aber daß ihm Afrika off vorschwcb-
te, steht fest. Und er schrieb: "Byron
sagte, or würde nie ein Land
schildern, das or nicht mit eigenen
Augon gosohon hat."
Vor f88 Jahren kam der große russische Dichter
Alexander Puschkin zur Welt Unlängst fand sich im Archiv des
Ägyptonforschors und Diplomaten
Guljanow die Zeichnung einer Pyra­
Der sowjetische Schriftsteller Juri Offenbar unter seinem Eindruck mide mit seiner französischen An­
Tynjanow, ein Ker.:,er der Werke schrieb Michail Lermontow: "Im merkung von 1831: "Gezeichnet
Puschkins ur.d sc res Lebenslaufs, Gebirg meines Schottlands" und ein von dem Dichter Alexander
faßic zu Beginn der 30er Jahre den ganzes Jahrhundert später Wladimir Puschkin bei einem Gespräch, das
Entschluß, einen Roman ober dio Nabokow: ich heute Morgen über meine
Hannibals, die Vorfahren Puschkins, Arbeiten im Allgemeinen und über
zu schreiben (nur das Vorwort ist "Auf meines Amerikas Berges- die Hieroglyphen im Besonderen mit
erhalten geb. eben). Warum? Nicht höh'n ihm hatte." Über dieses Gespräch
nur, weil Puschkin selbst seinem schrieb Pjotr Bartenew in seinen
Stammbaum große Bedeutung bei­ Bang ich nach dem nordischen Puschkin-Erzählungen: Er besaß
maß, sondern auch, weil in jenen Rußland..." vielseitigste Kenntnisse und war
Jahren die faschistische Rassentheo­ sehr belesen. Der bekannte Ägypto­
Bei Anbruch des 20. Jahrhunderts
rie im Schwange war und das, was loge Guljanow, ... konnte sich über
erwarb sich ein anderer russischer
man von den Hannibals wußte, seine sprachkundlichen Kenntnisse
Dichter das Recht, "Mein Afrika" zu
einen antifaschistischen und antiras­ nicht genug wundern."
sagen: Gumiljow, der dreimal ins
sistischen Sinn annahm.
Innere Afrikas reiste und in den Puschkin schrieb in der "Reise
Unlängst tagte in Moskau der Bergen und Wäldern Äthiopiens nach Erzerum": "Für mich hatte die
9. Weltkongreß für Äthiopien­ forschte. Er schrieb: Grenze etwas Geheimnisvolles, von
forschung. In einer der auf dem klein auf träumte ich gern vom
Kongreß gebildeten Sektionen kam "Fast betäubt vom Geheul und
Reisen. Später führte ich lange ein
es zu einem Disput über die Gedröhn
Wanderleben, durchzog bald den
Herkunft des Urgroßvaters Und geblendet von Flammen und Süden, bald den Norden, kam aber
Puschkins. Die einen Äthiopien­ Schwaden, nie aus dem uferlosen Rußland
forscher zweifeln nicht daran, daß er Flüstern Engel in Himmelshöh’n, hinaus."
ein Abessinier (Äthiopier) war,
Mein Afrika, deinen Namen..."
andere nennen als seine Heimat den Er durfte es nicht. Die Zarenregie­
"Mein Afrika" nannte Boris Korni­
Sudan oder sogar Kenia. rung hatte ihm die Ausreise verbo­
low sein Gedicht über einen Afrika­
ten. Eine Fahrt des Dichters nach
Puschkin besaß keine dokumenta­ ner, der im russischen Bürgerkrieg
Westeuropa und seine Teilnahme an
rische Bestätigung für die abessi­ ein Kommandeur der Roten war.
einer Mission in China wurden
nische Lesart. Noch jetzt haben wir Puschkin sagt© "Mein Afrika", wie
abgelehnt. Die wie Hohn klingen­
keine. Der Drang des Dichters, die wir heute "Mein Puschkin" sagen.
den höflichen Absagen des Gendar­
Heimat seiner Vorfahren kennenzu­ So heißen Bücher von Valeri Brjus­
meriechefs Graf Benkendorf liefen
lernen, kommt in seinem Ausruf sow und Marina Zwetajewa. Böse
auf die knappe Formel hinaus:
"Mein Afrika!" zum Ausdruck. Zungen haben über das besitzanzei­
"Nicht ratsam." Puschkins Dichtun­
gende Fürwort "mein" gelästert.
Die Variante einer Zeile seiner gen aber machten in aller Welt von
Daboi drückt os Seelenvor­
Dichtung über den Giftboum Antiar sich rodon. Dio ersten Übersetzun­
wandtschaft und Liebo aus (und
laufet: "Mein Afrika, deine Natur hat gen erschienen in Frankreich und
gewiß auch, daß dio beiden
ihn im Zorn erschaffen!'1 Italien schon zu seinen Lebzeiten.
Schriftsteller dorn ersten Monschon,
Seine seherischen Worte sind in
In der südlichen Verbannung, aus der dieso Worte von sich gab, das
Erfüllung gegangen: "Mein Namo
der Puschkin fliehen wollte, schrieb Recht darauf absprachon: Zar Niko­
bleibt bestehen, solang auch nur ein
er: laus I., der am 8. Soptombor
Sänger auf Erdon nachbloibt untorm
1826 nach oiner Audionz im Kroml
Mond." Ungeachtet aller
"... daß hier im mittagsschwülen sagte: "Jetzt bist du nicht mehr der
Nachdichtungsschwiorigkoiten klin­
Wüstensand, Mein Afrika, im Herzen frühere Puschkin, jetzt bist du moin
gen seine Verso houto sogar japa­
dein Men Sinn steht nach dem Puschkin!").
nisch, arabisch, ungarisch und chine­
düstren Russenland".
In vielen Versen, Aufsätzen und sisch. Dor Loser Im Ausland fühlt
Puschkms ' Mein Afrika" wurde autobiographischen Aufzeichnungen sich nicht aus Neugier, sondern
beinahe zum geflügelten Wort. erwähnt der Dichter seinen Vorfah- durch die "weltweite Resonanz"

30 "NEUE ZEIT" 23.87


Mickiewicz träumto Puschkin von
oinor Zoif, "da sich dio Volker,
ihren Hador vergessend, zu einer
einträchtigen Familie vereinen wor­
den".

Puschkins Sohorworto und l räumo


finden bei den jetzigen Generatio­
nen Resonanz. Der Dichter Odo­
jewski sagte von ihm: "Er versteht
es, viele Erkenntnisse ins Licht
seiner dichterischen Sehergabe zu
setzen."

Das Puschkin-Jahr, das aus Anlaß


dor 150jährigen Wiederkehr seines
Todestages angesetzt wurde, ist
jetzt in vollem Gange.

Das Puschkin-Jahr hat bereits


über vieles Aufschluß gegeben, so
über die Macht und den Zauber der
Worte Puschkins und seiner Persön­
lichkeit. Leider aber auch darüber,
I
daß die Puschkin-Forscher ihre
führende Stellung in der russischen
Literaturkunde eingebüßt haben. Die
Generationen betagter Professoren,
die Puschkins Werk und Lebenslauf
vorzüglich kannten, sind nicht mehr,
der Nachwuchs aber sprießt verein­
zelt und langsam. Unsere Wis­
senschaft und unser Verlagswesen
bleiben Puschkin und seinen Lesern

viel schuldig. Die Arbeit an einer
akademischen Gesamtausgabe der
Werke Puschkins läuft erst an, an
einem Puschkin-Lexikon wird noch
nicht einmal gearbeitet, eine Chro­
nik seines Lebens und Schaffens
harrt ihrer Fertigstellung.
vI »..
• '
Die Menschen fühlen sich aber zu
?. ihm, zu seinen Werken und zu
i
Büchern über ihn hingezegen. Sie

■ i trauern um ihn und verachten seinen


LI •i Mörder.
Bk*'’"' • i
' <•: j Anfang Juni wird in der ganzen
UdSSR zum 21. Mal ein Fest der
■ • ;

Dichtung Puschkins gefeiert.


In seinem Roman "Der Mohr
Peters des Großen" schrieb
Puschkin: "Es ist die allcranzie-
Puschkin-Porträt von Rudolf Chatschatrlan hendsto Wissenschaft, dem Godan-
kongang oinos großen Mannes fol­
gen zu dürfen." Beim Puschkin-Fest
(Dostojewski) der Werke Puschkins wird. Puschkin schrieb darin: "Es ist folgen wir dem Godankengang dos
unwiderstehlich angozogon. ausgeschlossen, daß dio Menschen Dichters und seiner Gestalten. An
Viole Probleme, die Puschkin mit der Zeit die läppische Grausam­ don Puschkin-Gedenkstätten, in den
beschäftigten, bereifen noch heuti­ keit dos Krieges nicht begreifen Orten Sibiriens, in dio die Do-
gen Denkern und Politikern Sorgen. worden, wio sio ja auch den Sinn kabriston vorbannt waron, und am
Unter den Papieren, die dio Gen­ der Sklavoroi, dor Zaronhorrschaft berühmten Moskauer Puschkin-
darmen nach dem Tod dos Dichters usw. bogrlffon haben. Sio werden Denkmal — überall kommen seine
in seinem Arbeitszimmer versiegel­ orkonnon, daß os unsoro Bestim­ Verso zu Gohör. Das Puschkin-Jahr
ten, befindet sich ein französisch mung ist, zu osson, zu trinkon und nimmt seinen Fortgang.
verfaßter Entwurf, der unter dem frei zu sein." In Vorson an don
Titel "Über ewigen Frieden" geführt großen polnischen Dichtor Adam Alexej BUKALOW
"NEUE ZEIT" 23.07 31
SPORT

Experiment den schwierigsten Kombinatio­


nen und Sprüngen fertig und
verleihen dabei mit ihrem
Valeri Ljukin aus Alma-Ata
studiert am Institut für Körper­
kultur. Erst zwanzigjährig
'reifen Ausdruck' der Übung siegte er schon bei den
zusätzlich einen besonderen UdSSR-Meisterschaften im
Charme..." Mehrkampf sowie bei den
Mir scheint, daß Larissa die Spielen des Guten Willens

Turnen Ausdruckskraft der Turnerin­


nen nicht zufällig erwähnt hat.
Sie ist gerade bei der Kür sehr
beim Pferdsprung. Seine
Hobbys sind alpiner Skisport,
Tanz und Skateboard. Er arbei­
wichtig, die als Höhepunkt der tet alle Kombinationen und
Frauenwettbewerbe die größte neuen Elemente gemeinsam
Aufmerksamkeit beansprucht. mit seinem Trainer aus.
So war es auch in Moskau. Die
sowjetischen Zuschauer wur­ Nur ein Sportler mit unver­
den allerdings enttäuscht. wechselbarem, eigenem Ge­
Während in der Vergangen­ sicht wird Spuren im
Die Moskauer Eurcpa- In diesen Tagen traf ich Weltturnen hinterlassen.
slerschaftan im Turnen wa- viele bekannte Turner und heit der Ton bei der Kür stets
ren ein f »per.ment. Im Trainer, darunter den Präsi- von den sowjetischen Sportle­ Was unsere Herren­
Sportkomplex "Olimpiski" fan- denten des Europäischen Tur­ rinnen, ihren Trainern und mannschaft insgesamt betrifft,
di u /um erste Mal gleichzei­ nerverbandes Pierre Chabloz. Choreographen angegeben so zweifle ich .nicht daran, daß
tig Wettbewerbe der Frauen Man ist sich einig: das Turnen wurde, bestiegen diesmal die sie sich den Ruf der Originali­
und Männer statt. Das Mos­ entwickelt sich sowohl bei den beiden Rumäninnen Silivas tät und Kreativität erwirbt.
kauer Publikum war mit dieser Mannern als auch bei den und Camelia Voinea die Sie­ Dafür sorgen ganz sicher
Neuerung voll und ganz zu­ Frauen dynamisch weiter. Im­ gerstufe. Die Debütantin Alew- außer Ljukin auch Juri Korol­
frieden. Die emo'.onal gelade­ mer neue originelle Elemente, tina Prjachina aus Moskau jow aus Wladimir und Valentin
nen Wettbewerbe waren die Publikum und Experten wurde nur dritte. Mogilny aus Leninsk-Kusnezki,
durchaus sehenswert. Der gleichermaßen begeistern, die schon 'viele Preise bei
rasche Wechsel der Eindrücke kommen hinzu. Und das wird Man könnte sich natürlich Welt- und Europameisterschaf­
ließ keinen Raum für Monoto­ sich in absehbarer Zeit kaum auf das Mißgeschick von Je­ ten erringen konnten und noch
nie, wie so oft bei We'ibewer- ändern... lena Schuschunowa, der jung genug sind, um neue
ben mit einer so großen Zahl Weltmeisterin im Mehrkampf, Kompositionen zu erarbeiten.
Auch mich beschäftigt schon
von Teilnehmern. In Moskau die sich einige Patzer leistete,
lange die Situation beim Tur­
berufen, oder darauf, daß Jury Koroljow, zweifacher
I
i stellten sich
28 Ländern vor.
Riegen aus
nen der Frauen. Die Zeiten
Oxana Omeljanfschik, eine Weltmeister im Mehrkampf
einer Latynina sind mir noch
Europameister im hervorragende Kürturnerin, (was heutzutage sehr selten
gut im Gedächtnis: Damals
Mehrkampf wurden Daniela nicht am Start v/ar. Wir dürfen vorkommt), erinnert ein wenig
hatte das Frauenturnen
Silivas (Rumänien) und Valeri aber nicht verkennen, daß an den "eisernen Schachlin",
wirklich noch etwas
Ljukin (UdSSR). Sie turnten jede unsere Trainer und Cho­ Weltmeister und Olympiasie­
Weibliches, hatte
nicht nur die schwierigsten reographen auf der Suche ger der 50er/60er Jahre. Er
Sportlerin ihren eigenen Stil,
Elemente, sondern führten die­ nach neuen Formen oft Be­ schafft es stets, sich in den
eigene Einfälle. Ein Vergleich
se auch mit Leichtigkeit aus, währtes, von ihren Vorgän­ entscheidenden Augenblicken
mit dem heutigen Turnen fällt
ohne Patzer und ohne jene gern Geschaffenes außer acht genau zu konzentrieren, und
eher zu seinen Gunsten aus.
übermäßige Kraftanstrengung, lassen und die Kür oft zu wenn ihm heute auch die
Larissa Latynina, an deren
die so oft den Darbietungen Ansammlungen akrobatischer Goldmedaille vorenthalten
glanzende Mehrkampfsiege
das Artistische nimmt. Daniela Sprünge geraten lassen. Die blieb, so verdankte er das
bei zwei Weltmeisterschaften
und Valeri siegten auch an Vorträge sowohl Schuschuno- wohl auch dem Umstand, daß
und den Olympischen Spielen
den Geräten. Die Rumänin was als auch Prjachinas lassen er in der ersten, schwächeren
von Melbourne und Rom sich
gab gar nur eine Goldmedaille heute das Tänzerische, den Gruppe gestartet war, die
der Leser, wie ich hoffe, noch
ab: Im Pferdsprung siegte feinfühligen Ausdruck vermis­ gewöhnlich niedrigere Wer­
erinnern kann, sieht das so:
Jelena Schuschunowa aus der sen. Gerade darin standen sie tungen erhält.
UdSSR. Währenddessen „In Moskau sahen wir nicht den Konkurrentinnen nach.
mehr so viele kleine Mädchen Valentin Mogilny hat da
‘ überließ" Valeri der Konkur­
wie bei den vorangegangenen Es ist doch paradox: heute schon größere Schwierigkei­
renz zwei Trophäen: im
Meisterschaften. Die langjäh­ zeigen die Männer zum Teil ten. Bei der Europa­
Plerdsprung Jun Koroljow)
rige Verjüngung des Turnens farbigere, originellere Kompo­ meisterschaft leistete er sich
und an den Ringen (Valentin
hat jetzt offensichtlich ihre sitionen als die Frauen. Der mehrere Fehler, die ihm beim
Mogilny).
Grenze erreicht. Man kann Sieger Valeri Ljukin verblüffte Mehrkampf am Ende nur den
An die zweihundert auslän­
sogar von einer entgegenge­ alle mit der Leichtigkeit bei fünften Platz brachten.
dische Journalisten waren nach
Moskau gekommen, um sich setzten Tendenz sprechen. Na­ den schwierigsten Sprüngen,
Unsere Sportler müssen sich
die potentiellen Olympiateil­ türlich haben es kleinere Tur­ unter anderem beim drei­
gut auf die bevorstehenden
nehmer genauer anzusehen. nerinnen leichter, schwierige fachen Salto. Ljukins Trainer
Elemente zu meistern, beson­ Eduard Jarow eröffnet wohl schweren Wettkämpfe vorbe­
Außerdem waren im Presse­
ders am Schwebebalken.Mich mit seinem Schützling eine reiten, wenn sie die in
zentrum noch mal so viele
sowjetische Journalisten akkre­ wundert deshalb nicht, daß sie neue Etappe im Männerturnen, Jahrzehnten aufgebaute Auto­
ditiert. Alles in allem - ein viele dieser Elemente als erste in der sich superschwierige rität des sowjetischen Turnens
echter Weltrekord m puncto gezeigt haben. Doch werden Elemente mit künstlerischer erhalten wollen.
Aufmerksamkeit der Medien heute auch schon die größer Ausdruckskraft optimal verbin­ Anatoll
für das moderne Turnen. gewachsenen Turnerinnen mit den. TSCHAIKOWSKI
I
I
Anschrift: 103782, GSP, Moskau K-6, Puschkinskaja pl.
Telefon: 229-88-72, 209-07-67
Verlag der Zeitung "Trud" ’ Erscheint in russischer, deutscher, englischer, französischer, spanischer, portugiesischer,
italienischer polnischer und tschechischer Sprache ’ Gedruckt in der Druckerei "Moskowskaja prawda”
den Sammlungen de»
Museums für Schöne Kün­
ste und anderer Kollektio­
nen von Lille.

Diese Stadt nimmt in der


künstlerischen Geographie
Frankreichs eine Sonder­
stellung ein. Das Museum
für Schöne Künste bestehl
seit 1809, die Sammlungen
selbst existierten noch frü­
her. Von den Mitarbeitern
und Einwohnern der Stadt
wurden sie ständig aufge­
füllt. So vererbte der Ma­
ler Jean-Baptiste Vicar+der
Stadt Raffaels Zeichnun­
gen. Van Goghs Freund,
MEISTERWERKE Dr. Gachet, schenkte dem
Museum ein Bild, das van

AUS LILLE Gogh bei einem Besuch


bei Gachet in Lille gemalt
hatte.
Im Staatlichen Puschkin-
Museum für darstellende
Künste, Moskau, fand die
Ausstellung „Westeuro­
päische Malerei aus den
Museen von Lille" statt.

Neunzehn herrliche Ge­


mälde — Tintoretto, El
Greco, Ribera, Snyders,
Goya, Gericault, Delacroix,
Millet, Courbet, Monet,
Renoir —, Zeichnungen
von Raffael, Watteau,
Boucher: das Beste aus

Der Austausch von Francisco de Goya.


Kunstausstellungen Die Zeit und die Alte.
sehen der UdSSR und
Frankreich blickt auf Giuseppe de Ribera.
reiche Traditionen zurück. Der heilige Hieronymus.
Lille allerdings brachte
seine Schätze erstmals in Frans Snyders.
unser Land. Hund in einer Küche
U1a9 2d 136 3 04 54 2
M \l t' 7 >4 A

Xf A®«e,
Ränissnt
Kill us off
S‘Ur\fe
'• 5rJ?ely VjiH

..

„Wenn der saure Regen uns nicht tötet, V ■


tun es Sfernenkriege garantiert."
Ein Teilnehmer einer Demonstration gegen >
die amerikanisch-kanadische militärische
Zusammenarbeit wird verhaftet.

'A
■c) rn;.
• >
„Ich will heranwachsen und nicht in die Luft
gesprengt werden.”

Die Bilder wurden im April 1987, beim Kanada-Besuch


US-Präsident Reagans, gemacht.

CCoozma TAI^ASOFF (Kcmadä)

„MENSCH,

MENSCHHEIT“
INTERNATIONALER WETTBEWERB

HH/jeKc 70624 HA hemeukom «hke

Das könnte Ihnen auch gefallen