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220 Jürgen Harten

>Der Adler vom Oligozän lm Frühsommer 1972 gastierte Marcel Brood-


thaers im ersten Stock der Düsseldorfer Kunst-
bis heute<, Düsseldorf 1972
halle mit einer Ausstellung des D6partement
Mus6e d'Art Moderne,
des Aigles seines Mus6e d'Art Moderne, die er
Döpartement des Aigles :
als >Section des Figures, Der Adler vom Oligo-
Section des Figures
zän bis heute< vorstellte.l Die Ausstellung ist
Jürgen Harten längst Legende. Sie gilt, so fragwürdig diese
Zuordnung auch sein mag, als die erste eines
>Künstlermuseums< in einem öffentlich ver-
antworteten Kunstinstitut2, ihre zentrale Stel-
lung im Broodthaersschen CEuvre ist belegt
und die Diskussion ihrer Bedeutung fur das
Verständnis der Kunst nach 1 968 hält an.3 Ku-
rios und belehrend genug, eher Wunderkam-
mer als beflissene Schule der lkonographie, ist
sie in der Tat ohne den Hintergrund des kultur-
revolutionären Aufbruchs der späten 60er
Jahre kaum verständlich. Broodthaers he-
roisch-romantischer Metapher >Oh Melancho-
lie, brüchige Burg der Adler<a mußte erst jene
Ereignisse absorbieren, das Museum erst als
Hüter einer scheinbar unverbindlichen, ideolo-
gisch um so nützlicheren Kultur angegriffen
werden, bevor der Adler zum Gegenstand ei-
ner kritischen Demonstration kultureller Ver-
blendung gemacht werden konnte, und zwar
im Namen einer wahrhaft autonomen lnstitu-
tion, die sich in der Fiktion des Musöe d'Art
Moderne zu bewähren hatte. Der Adler sollte
auf den Zeugenstand der Anklage gerufen und
zur Legitimation der Autorität der Kunst und
ihrer lnstitutionen vernommen werden.
lm Mai 1961 beteiligte sich Broodthaers in
Brüssel an der Besetzung des Palais des Beaux
Arts. Konkrete Forderungen zu stellen, war kr
nicht eigentlich seine 5ache. >Was ist Kultur?<
darum ging es. Reformen hätten nach seiner
Meinung vorausgesetzt, daß man ihren Sinn
begriffe. Nichts gebührte höhere Priorität als liit/ttt
der Freiheit des Ausdrucks. Seine Bemerkung,
man solle sich nicht verkauft fühlen, bevor man
gekauft worden sei, klang wie eine Warnung
Z/ü
vor Leuten, die entweder nicht wußten, wovon
sie redeten, oder sich anbiederten.\ Schon
nach einigen Tagen zog Broodthaers sich zu-
rück, um seine Kritik künftig in der Form
kryptischer Botschaften zu verbreiten. lm iuni
erschien zur Eröffnung der 4. documenta in
Kassel ein Text mit poetischen Paraphrasen der
>formes academiques< Kubus, Kugel, Pyra-
mide und Zylinder, gefolgt von der Aufzählung
einiger Schauplätze der kulturrevolutionären
Aktion, darunter auch Prag, die Stadt eines
kurzen sozialistischen Frühlings.6 Galt dieses
Nebeneinander von Überlieferung und Auf-
bruch der Hoffnung, die ehrwurdige Akade-
mie, statt sie abzuschaffen, mit neuem Leben 3 Adler Eier, aus dem Löbbecke Museum Düsseldorf
)Der Adler vom Oliqozän bis heute<, Düsseldorf 1972

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222 Jürgen Harten

zu erfüllen? Am lahrestag der Erstürmung der ln einer Mitteilung des >D6partement des MISFUM FU8 MBN'RilF (IXS1

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Bastille folgte eine zweite Botschaft, ein Brlef Aigles< wurde unter der Rubrik >Politik< noch
an Joseph Beuys. Da war zu lesen: >Gott, wie die Erhöhung des öffentlichen Kulturetats
MUSEE N.ART MtlOERiIE
schwer es doch ist, einen Deutschen Freund zu empfohlen, >selbst wenn es zu diesem Zweck
nötig sein sollte, die Etats der Verteidigung und I]EPÄR1E[lEIJI !ES
nennen, wenn man auf einer anderen Erde ge-
boren ist. Beuys, Du bleibst ein Freund, und des lnneren leicht zu senken<.13 Doch nicht der
SECTl0l,l 0ES FIGURES
Dutschke ist ein Freund. Das schöne Deutsch- Kulturpolitiker, sondern der Künstler Brood-
thaers führte das Wort, und wenn in der rue de
land lebt auf.<7
la Papiniöre überhaupt über Museumsprojekte
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War Broodthaers ein Revolutionär? Eine rheto-
rische Frage, wenn man bedenkt, daß seine diskutiert worden sein sollte, dann dürfte sich
politische Tätigkeit sich auf eine Episode wäh- die Diskussion sehr bald um die Frage gedreht
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rend des belgischen Widerstands gegen die haben, was es zu bedeuten hatte, daß diese
deutsche Besatzungsmacht beschränkte. War Fiktion eines >Museums<, das >modern< ge-
er durch seine Beschäftigung mit dem Surrea- nannt wurde, jedoch dem 19. Jahrhundert
lismus auf den Konflikt zwischen poetischer gewidmet war, praktisch aus einem lnventar
und instltutioneller Gewalt vorbereitet?B Es an Kunsttransportkisten, ausgewählten Kunst- v"
war die Pfeife Magrittes, die ihn, wie er später postkarten, Dias und Inschriften bestand. t
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formulierte, veranlaßt hatte, sich ins Aben- Dieses Mus6e d'Art Moderne war in der Tat \ß
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teuer zu stürzen, das beruhmte >dies ist keine nicht nur ein Ort der Reflexion, sondern der
Pfeife< unter dem Bild einer Pfeife, das ihn Rückbesinnung, wo wie mit einem Echolot Er- Marcel Broodthaers am Eingang der Ausstellung
dazu bewegte, die Frage nach dem Sujet oder, innerungen heraufbeschworen wurden, Erin-
wenn man so will, nach der Bedeutung der nerungen an das Pathos Davids und den Stil arbeit mit einem öffentlichen lnstitut bestand
Dinge gesellschaftskritisch auf die Frage nach Ingres, an den Geist Beaudelaires und an den schließlich in seiner Forderung, eine zweite Fas-
der Rolle der Kunst in unserer Kultur zu über- Symbolismus Mallarm6s, dem Broodthaers, sung der Sektion 19. Jahrhundert für zwei
trag en. e wenn ich nicht irre, später mit der Formel der Tage mit Gemälden aus dem Dusseldorfer
Doch was verbarg sich hinter der Fiktion des >ldentität des Adlers als ldee mit der ldee der Kunstmuseum auszustatten.r6 ln der >Section
Mus6e d'Art Moderne? Wir dürfen nicht verges- Krnttu,o huldigte. Aber hatte Broodthaers mit 19e Siöcle (bis)< ersetzten also Originale die
sen, daß es zur Zeit der Brüsseler Ereignisse in dieser Ausstellung von Verpackungsmaterial, Reproduktionen: Sie stammten sämtlich aus
ganz Belgien, von ein paar bescheidenen Räu- Reproduktionen und Typographie nicht sogar dem Depot und wurden im Stil des 19. Jahr-
men abgesehen, kein Museum für moderne eine Allegorie rdelle inszeniert, ähnlich wie sei- hunderts gehängt. Die Realien der Kisten, das
Kunst gab. ln dem erwähnten Brief an Beuys nerzeit Courbet in dem berühmten Gemälde Unterpfand der Fiktion, waren nun entbehr-
hieß es: >Man kündigt hier die Schaff ung eines >Atelier< - auch dies ja ein Protest gegen den lich, doch daß die Fiktion in genau der Wirk-
Museums moderner Kunst an, in Brüssel. Nie- >5alon<? Die Allegorie eines Museums in Ab- lichkeit zur Darstellung gelangte, von der sie
mand glaubt daran.< Statt dessen gab Brood- wesenheit der Originale, genauer, eines Mu- abhob, unterstrich den konzeptuellen Ansatz.
thaers am 7. September 1968 im fingierten seums für moderne Kunst, dessen Modernltät Während die Präsentation als ein Plädoyer für
Auftrag eines der beiden Minister im >Kabinett ebenso im Geist des 19. Jahrhunderts begrün- die historische Wurde der ausgestellten Werke
der Kulturminister< die bevorstehende Eröff- det war wie sie sich im konzeptuellen Umgang gewertet werden konnte, erlaubte es der insti-
nung des >Döpartement des Aigles< eines mit museologischen Relikten darstellte: pathe- titutionelle Rahmen, solche Bewertung selbst
solchen Museums bekannt.l0 Dabei schien die tisch formuliert, eine Allegorie auf die Abwe- als museologisch vermittelt zu beurteilen.
Metapher der Adler-Abteilung auf ähnliche senheit des Eigentlichen als dem eigentlich Broodthaers' kritische Mimikry richtete sich
Weise an das Militär zu erinnern wie ursprüng- Modernen. Die Vermutung Iiegt nahe, daß die gegen die, wie er glaubte, zerstörerische lgno-
lich der Begriff der Avantgarde. Klang da nicht Abteilung Adler nach dem verlorenen Gefecht ranz, mit der der moderne Kunstbetrieb
ein ironisches Hurra auf Napoleon an (Napo- von 1968 die Deserteure der Moderne gestellt gewachsene Traditionen behandelt.
leon, den Verlierer), dem Broodthaers noch hat. Oder bildete sie die Vorhut der Postmo- Die Einladung der Kunsthalle dürfte dazu bei-
Tribut gezollt hatte, als er sich auf dem > Kampf- derne? Doch wenn, dann was für einer? getragen haben, daß Broodthaers sich nach
platz derAdler< als > Held < fotograf ieren ließ?r1 lm April 1969 lernte ich, der siebte Besucher einem kurzen Aufenthalt in Köln zum Umzug
Drei Wochen nach jener Ankundigung sollte er seines >Museums<, Marcel Broodthaers per- nach Düsseldorf entschloß. Seine Brüsseler
im Namen des D6partement des Aigles das an- sönlich kennen. lch hatte damals in Düsseldorf Wohnung hatte einem Gebäude des Elektro-
gebliche Museum für moderne Kunstfolgerich- >between< organisiert, eine Veranstaltungs- Bell-Konzerns Platz machen müssen. Düssel-
tig mit einer Sektion 19. Jahrhundert eröffnen, reihe, die aus einem Künstlerprotest gegen die dorf mit seiner damals bewegten Kunstszene,
und zwar, wie es ausdrücklich hieß, in Gegen- Minimal Art hervorgegangen und in dem bei- von Beuys, den er nur flüchtig kannte, ganz
wart >zahlreicher Persönlichkeiten des zivilen nahe außerinstitutionellen Freiraum zwischen abgesehen, gehörte seine Sympathle.lT Schon
und militärischen Lebens<.12 Die Eröffnungs- den regulären Kunstausstellungen angesiedelt
'1
968, acht Tage vor der Eröffnung seines fik-
rede in dem als >Museum< ausgewiesenen war.1s Als ich Broodthaers zu >betweert< ein- tiven Musöe d'Art Moderne in Brüssel hatte er
Arbeitszimmer des Künstlers hielt der Direktor lud, erbat er sich Bedenkzeit, weil er furchtete, mit einem Papier des >Döpartement des

eines echten Museums, Johannes Cladders aus seine anti-institutionelle Position zu verraten. Aigles, Düsseldorf ...< zur Unterstützung der
Möncheng ladbach. Der Preis für den Kompromiß der Zusammen- >revolutionären Kritik am unredlichen Ge-
)Der Adler vom Oligozän bis heute<, Düsseldorf 1972

)Ddpartement des Aigles<, Detailansicht aus der


Ausstellung

tung ideologischer Begleiterscheinungen und


die Möglichkeit einer konzeptuellen Neube-
wertung historischer Bilder und Gegenstände.
Der Text endete mit der nicht zu unterbieten-
den >Schlußfolgerung(: >Der Adler ist ein
>D6partement des Aigles< Vogel.< Auf einem anderen Blatt, ohne Datum
und unter der Adresse eines >Musöe au temps
brauch der Medien< aufgerufen.lB Am Düssel- Doch während wir unsere Seriosität mit jeder pr6sent< (Museum für die gegenwärtige Zeit),
dorfer Burgplatz sollte dann die Section bedeutenden Leihgabe bestätigt fanden, 9e- das Broodthaers, soweit ich mich erinnere,
Clnöma seines Museums entstehen, und hier wann Broodthaers gerade den scheinbar un- nachreichte2O, fand sich die Deklination des
befand sich auch das Hauptquartier des >D6- bedeutenden Stucken den Reiz schlichter Satzes >ich bin ein Adler< und dann der Hin-
partement( während der Vorbereitung eben Wahrheit ab. Effekthascherei durchschaute er, weis: >Sie sind grausam und gemein, intelli-
jener Adlerausstellung, die Broodthaers zum Horrorstücke wies er zurück, Modernismen gent und impulsiv wie die Löwen, wie die
ersten Mal die Anerkennung einer breiteren verachtete er, aufdringliche Repräsentanz Füchse, wie die Ratten...< Dieser mit )Theo-
Öffentlich keit verschaffte. lehnte er ab, jedes Stück wurde mit sicherem rie< überschriebene Aphorismus, ein Stück
Wohl erst Anfang 1971 schlug Broodthaers mir Geschmack nach Physiognomie, Gestalt, Funk- Abzählvers, ein Stückchen Fabel, lud jeden
beiläufig vor, die Fiktion >Döpartement des tion und Material beurteilt. Und wer immer in dazu ein, sich selber einen Reim auf die Phanta-
Aigles<, und das bedeutete letztlich: der Adler den Museen an der Kompetenz dieses Künst- sie zu machen, die sich des Adlers bemächtigt.
als Symbol, zum Thema einer Ausstellung zu ler-Kurators, der vorgab, eine enzyklopädisch lst der Vogel, den wir uns vorstellen, so mochte
machen. Mit der Ausleihe von Originalen für vergleichende Ausstellung zu organisieren, man sich fragen, ein Phantom, dem man
die >Section 19e Siöcle (bis)< war bereits eine zweifeln mochte, den überzeugte er, redege- ebenso im Vergleich mit der unvoreingenom-
entscheidende Voraussetzung für das Zustan- wandt wie er war, durch seine Bildung. So men betrachteten Natur auf die Schliche
dekommen einer solchen Ausstellung erprobt konnten wir uns eine Reihe kostbarer, seiten kommen konnte wie mit dem Zweifel an jenen
worden. Doch diesmal hatte die Kunsthalle, gezeigter Leihgaben aus den großen archäolo- Überhöhungen der Herrschaft, der geistigen
hatten Karl Ruhrberg und ich das Risiko des gischen, ethnologischen und kunstgewerb- Erhebung und der Genialität, die ihm Autorität
>Verrats< zu tragen, verstieß das Konzept doch lichen Sammlungen der bedeutendsten Mu- verliehen? Doch was diesen Text auszeichnete,
gegen den ublichen institutionellen Konsens. seen in Brüssel, West-Berlin, London, Paris oder war vor allem der geforderte Common sense.
Die Jagd nach Adlern in allen möglichen Mu- Wien sichern, ergänzt um nicht weniger be- Ohne solchen Common sense, den Brood-
seen, auf Flohmärkten, in Antiquitätenläden merkenswerte Fundstücke aus den Kammern thaers übrigens immer bis zum Eingeständnis
und Antiquariaten dauerte ein gutes Jahr. Die und Vitrinen von Heimat-, Stadt- und Militär- der eigenen Lächerlichkeit zu verteidigen be-
Ausbeute unserer Streifzüge durch fremde Re- museen. Nur in einem Fall wurde eine Leihgabe reit war, hätte er es kaum riskieren können, das
viere war vom Zufall bestimmt, eine kritische aus einem themenspezifischen Grund verwei- Erhabene mit dem Trivialen zu vermischen. Er
Paranoia beflügelte unseren Spaziergang gert: Der echte napoleonische Adler, den wir hätte seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel ge-
durch die lnstitutionen. lrgendwelche Be- uns unter den zahlreich vorhandenen Exem- setzt.
schränkungen ließ Broodthaers nicht gelten; plaren ausgesucht hatten, habe, so beschied Die pseudo-enzyklopädische Bezeichnung der
ihn interessierten Adler aller Kulturen, Künste uns der Oberst im Pariser Hotel des Invalides, Ausstellung kam relativ spät zustande. Der Be-
und Gattungen, Gemälde, Militaria, Schmuck- ausschließlich der jährlichen Parade zum Ge- griff des Oligozän wurde der Veröffentlichung
stücke, Gebrauchsartikel, kurz, Adler vom burtstag Napoleons zu dienen. des Fundes eines prähistorischen Adlerschä-
Attribut Jupiters bis zum Logo der Markenbut- lm November 1971 übergab Broodthaers der dels in einer amerikanischen Fachzeitschrift
ter. Mit wachsender Sachkenntnis bemuhten Kunsthalle für den Hausgebrauch ein kurzge- entlehnt, eine willkommene Gelegenheit, der
wir uns gezielt um typische und möglichst qua- faßte Ausstellungskonzeptle, in dem er drei Ausstellung einen absonderlich-gelehrsamen
litätvolle Beispiele aus den verschiedensten Ziele angab: das Studium der Symbole und ih- Anstrich zu geben. Daß die Ausstellung außer-
Bereichen der einschlägigen lkonographie. rer künstlerischen Verwendung, die Entkräf- dem als eine >experimentelle( angekündigt
224 Jürgen Harten

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Blick in die Ausstellung

wurde, appellierte an die Toleranz des Publi- zu der Ausstellung beigetragen hatten, an rende Abbildungen verweist, die mit Hilfe von
kums und entsprach Broodthaers erklärter letzter Stelle das >Musöe d'Art Moderne Dö- Ziffern oder Buchstaben der Reihe nach im
Absicht, ihre Wirkung abzuwarten und die öf- partement des Aigles Brüssel Dusseldorf <. Kontext einer Abhandlung identifiziert wer-
fentliche Stellungnahme, wie im zweiten Teil Dabeiwar die Beziehung zwischen Begriff, Bild den, bediente sich Broodthaers der Disponibili-
des Katalogs dokumentiert, in das Experiment und Beschreibung grundsätzlich die gleiche tät als solcher, um unabhängig von jedem Text
einzubeziehen. Und selbstverständlich blieb wie auf den bekannten, >Museum< betitelten eher den Entwurf oder die Fiktion eines mög-
die institutionelle Fiktion das Rückgrat der Aus- Siebdrucken mit abgebildeten Goldbarren2r, lichen Diskurses anzudeuten. Es entsprach
stellung. Sie burgte nicht zuletzt für die und der Umschlag deutete ähnlich auf den ln- dieser konzeptuellen Methode, daß die Chiffre
Souveränität des Gastkurators. halt, den er buchstäblich umschloß, wie 1971 wörtlich verstanden werden konnte, so als

Die Ausstellung verlangte jedoch nach einem die Bankrotterklärung der Section Financiöre würde sie auf die Figürlichkeit des Bezeichne-
erweiterten Rahmen. Hatte es anfanqs nahe- des Musöe d'Art Moderne, die sich nicht ohne ten oder zu Bezeichnenden verweisen und
gelegen, das D6partement des Aigles selbst als lronie des Kataloges des Kölner Kunstmarktes damit den Modus eines in seiner Anschaulich-
>Sektion< zu realisieren, so gesellte Brood- bedient hatte.22 Wenn also das Museum als keit hypothetischen Diskurses vermitteln, jede
thaers nun das D6partement mit seiner allmäh- Generalthema angesagt war, das Museum als Chiffre ein stummer Schrei nach Bedeutung. In
lich entstandenen eigenen Sammlung den Repräsentant des kulturellen Erbes, vertreten spielerischer Verselbständigung oder tautolo-
übrigen öffentlichen Leihgebern hinzu, um durch die öffentlichen Leihgeber, so bildete die gischer Ruckkoppelung schienen die Zeichen
dann die Ausstellung insgesamt zur >Section Ausstellung ein öffentliches Depot, dessen Be- äußerstenfalls für das Konstrukt einer Figur der
des Figures< zu erklären. Gleichzeitig unter- stände vorübergehend ihrer herkömmlichen Figuren einzustehen, wobei, wie mir scheint,
stellte er das Konzept seines >Museums< dem Bestimmung enthoben worden waren, um als nicht ausgeschlossen war, daß Broodthaers die
Museum schlechthin als der letzten Instanz der Exponate der >Section des Figures< einem Ver- Willkur bis an die Grenze der Parodie dessen
Verwaltung der Symbole Er wählte dafür die such zu dienen, der die Kritik an der Institution trieb, was er >lnfra-Literatur< nannte.23
ihm geläufige Form der öffentlichen Bekannt- Kunst erst eigentlich von innen artikulierte. Der Section des Figures ging die Section Cinö-
gabe, der Anzeige im weitesten Sinn. Beide Die Bezeichnung >Figure<, abgekürzt >Fig.<, ma voraus, und zwar sowohl zeitlich als gewiß
Bände des Kataloges waren auf dem Umschlag hat Broodthaers der Literatur entnommen, auch gedanklich. Was mit Cinöma gemeint
in Versalien mit >Museum< überschrieben; un- aber über den üblichen Gebrauch hinaus wie war, ist auf dem Foto der Einladung zu einer
ter verschiedenen Titelbildern folgte dann die eine konzeptuelle Chiff re verwendet. Während Filmvorführung zu sehen: Da erschien Brood-
jeweils gleiche Aufzählung der 43 Museen, die das Zeichen >fig.< normalerweise auf illustrie- thaers in der Maske des Phantomas (alias
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>Der Adler vom Oligozän bis heute<, Düsseldorf 1972

identisch zu sein schien, was sie repräsen-


tierte?
Wenn je von Medienkritik die Rede war, sie
wurde in der Section Cin6ma so kanalisiert,
daß sie in die Section des Figures einfließen
konnte. Dort war jedem Adler eine Plakette mit
der Katalognummer des Exponats und, auf
deutsch, englisch oder französisch, der ln-
schrift >Dies ist kein Kunstwerk< belgegeben,
und zwar im Sinne einer Null-Figur, die es dem
Betrachter, wie Broodthaers stillschweigend
unterstellte, ermöglichen sollte, das jeweilige
Exponat als Figur 1 oder Figur 2 zu beurtei-
len27, während die fortlaufende Numerierung,
wie bei einem lnventarverzeichnis, nur der
ldentif ikation der einzelnen Stucke diente. Sein
kulturrevolutionärer Beitrag bestand, so gese-
hen, darin, daß er Adler aller Art lhrer Privile-
gien beraubte, ihrer Klassifizierung entfrem-
dete oder ihres Zweckes enthob, um sie
egalitär nebeneinander auszustellen. Die Un-
terschiede zwischen einem archäologischen
Ornament, einem historischen Emblem, einem
Markenzeichen oder wie immer die Figuren
einzuordnen gewesen wären, waren vorüber-
gehend aufgehoben, und der Dissens, den die
Plakette signalisierte, wurde noch durch die
Verwirrung verstärkt, den die Mischunq aus
Blick in die Ausstellung Objekten, Drucksachen und kostbaren Mu-
seumsstücken trotz vorsichtiger, den Charak-
Chronos), wie er rauchend die Titelseite eines binären Opposition in der Sprachwissenschaft ter der Exponate respektierender Gruppierung
Buches uber die Erfindung des Kinos vorzeigte, gedacht? War er tatsächlich an einem heuristi- anrichtete.
die mit der Schablone >fig. 1< beschriftet schen Experiment interessiert, oder hat er nur Wenn also das >Museum< das Medium der Ka-
war.2a Die Requisiten dieses Theaters der Pro- Theorle simuliert, um die Simulation zum ln- talyse des Adlersymbols war, so funktionierte
jektion, darunter selbstverständlich eine Pfeife, strument einer eigenen >Th6orie des Figures< die Plakette, ihrerseits Stilmittel der museologi-
hatte er indessen in der zweiten bedeuten- zu machen? Hat er das gemeint, als er sagte, schen Fiktion, wie ein Katalysator. Dabei ent-
den, heute in Mönchengladbach leider nur un- daß er die Nummern f igürlich verwendet habe, sprach der Text >Dies ist kein Kunstwerk<
vollständig nachgestellten lnstallation des >D6- die Abkürzungen >Fig.< ihrem Sinn aber nur formal dem Magritteschen >Dies ist keine
partement des Aigles< zu einem Ensemble aus- schlecht gerecht geworden seien? Die 0, soviel Pfeife<, bezog sich jedoch inhaltlich nicht auf
gesuchter Gegenstände zusammengestellt.2s stand fest, wurde als Null im Sinne von >nlcht die Evidenz der Bilder, etwa im Sinne von >Dies
Jedem Objekt war außerdem abwechselnd die vorhanden< oder >null und nichtig<, also als ist kein Adler<, sondern auf das Prädikat
Null-Figur gelesen. Bei vergleichbarer >figür- >Kunst< in seiner obskuren Selbstverständlich-
Bezeichnung >Fig. 1 <, >Fig.2<, >Fig. 0< oder
>Fig. 12< zugeordnet. Was auf den ersten Blick licher< Lesart konnten die Ziffern 1 und 2 als keit. Und nachdem Duchamp einen kunstlosen
vielleicht einen Handlungszusammenhang in konzeptuelle Chiffre einer primären bzw se- Gegenstand von niedrigster Bestimmung, das
der Art eines Gesellschaftsromans vor- kundären Anschaulichkeit der Figur gelten. Pissoir, durch bloße Ernennung zum Kunst-
täuschte, war in Wahrheit darauf angelegt, die Ging diese Unterscheidung allgemein von dem werk erhoben hatte, drehte Broodthaers den
gewöhnlich angenommene Selbstverständ- Sprung zwischen der materiellen Faktur der Fi- Spieß um, indem er, nicht weniger ironisch,
lichkeit der Dinge anzuzweifeln und sie als gur und ihrer Sinnbildlichkeit aus oder konzen- den ästhetischen Derivaten eines Vorbilds von
mehrdeutige, sogar untereinander funktionell trierte sie sich speziell auf die Differenz höchster Erhabenheit, den Adlern, ihre Kunst-
austauschbare Konstituenten der Objektspra- zwischen einer Figur von vorbildlicher und ei- würde aberkannte. Wo die lronie, bei beiden
che vorzustellen.26 Da konnten verschiedene ner von abgeleiteter Anschaulichkeit? Und ein Akt des Widerstands, einem institutionel-
Objekte unter der gleichen Bezeichnung, etwa hätte >Fig. 12< dann sinngemäß für die po- len Kunstbegriff gegolten hatte, dessen numi-
>Fig.2<, figurieren, wie umgekehrt ein und tenzierte, für die figurierende Figur stehen noser Anspruch als unverbindlich behandelt,
dasselbe Objekt auch abwechselnd als Figur 1 können, für die Pfeife, die Rauch ausstößt, das heißt permanent ebenso widerrufen wie
oder Figur 2 hätte betrachtet werden können. ohne geraucht zu werden, oder für die Uhr, die behauptet worden war, erprobte Broodthaers
Broodthaers sprach von einer >doppelten An- zwölf schlägt? War dies der Moment der >Ma- an den Beispielen des Adlers die alternative
weisung<. Hat er dabei an das Prinzip der gie<, wo die Figur vorübergehend mit dem Autorität der Definition, um um so deutlicher
226 Jürqen Harten

das Numinose als den mythologlschen >Mehr-


wert<28 der Figur erkennen zu lassen.
Anläßlich der Ausstellung widmete Brood-
thaers das Mus6e d'Art Moderne, DÖparte-
ment des Aigles, seiner Frau Maria Gilissen. Die
Widmung war im Katalog mit bunten, comicar-
tigen Bildchen illustriert, die, wie es schien, in
aller Unschuld die uberlieferten Adlerphanta-
sien fortsetzten. Am Ende der betreffenden
Seite erschien Mickeymouse vor der Kulisse ei-
nes fernen Gebirges als Repoussoir für ein
Schild >Vers le Rocher du Nid d'Aigle<, zum
Adlerhorst. Was dieser intime Humor nur an-
deutete, war dem ganzen Layout anzusehen.
Frei von der fügsamen Gleichgültigkeit moder-
nistischer Gestaltung, plädierte der Katalog,
der Ausstellung gemäß, für die Lebendigkeit
der möglichst unverstellten Figur. Mochte das
Zeichen >Fig.< für sich allein sonst in scheinbar
hermetischer lsolierung die Abwesenheit des-
sen ersetzen, was es eigentlich zu bezeichnen
hätte, in der >Section des Figures< war mit den
Figuren auch die >Figur< anwesend. Und die
Inschrift >Dies ist kein Kunstwerk< verlangte
von dem Betrachter das gleiche, was Brood-
thaers schon 1957 von ihm verlangt hatte, als Detailansicht aus der Ausstellung. Zeichnung des Adlerskeletts
er in seinem Film >La Clef de I'Horloge< mit
einer Taschenlampe versuchte, einem Merzbild tet, die u.a. Auszüge aus einem lnterview mit dem Umstand fehlender Leihgaben abgese-
von Schwitters das >Geheimnis der Dachbö- Broodthaers enthielt.3l Die Presse reagierte her., bewältigte er dort das Dilemma von
den< zu entlocken, nämlich >Apprendre ä sehr lebhaft, 5 Rundfunk- und 3 Fernsehstatio- Bildmagie und konzeptueller Esoterik mit der
lire<, Lesen zu lernen, nicht anders als 1965 bei nen sendeten Berlchte. Die Ausstellung dau- ihm eigenen affirmativen lronie: An den Wän-
seinem Auftritt im Palais des Beaux-Arts, Brüs- erte vom 16. Mai bis 9. Juli 1972 und zählte den hingen leere Rahmen, hier und da mit der
sel.2eWenn aber das Musde d'Art Moderne, rund 10000 Besucher. Legende Fig. 1 oder Fig 2 versehen, während
Departement des Aigles, in der Kombination Konnte man von einem Erfolg sprechen? Es die Adlerexponate per Diakarussell vorgefuhrt
des Adlerkonzepts mit der lnstitutionellen Fik- versteht sich von selbst, daß die >Section des wurden.
tion die globale Voraussetzung für eine Kritik Figures<, wie das Presseecho und die Eintra- Broodthaers hätte sich die Freiheit des Aus-
an den gegebenen kulturellen Verhältnissen gungen der Besucher in das ausgelegte Gäste- drucks, und das hieß nicht zuletzt der öffent'
geboten hatte, dann wurden in den verschie- buchJ2 belegen, überwiegend thematisch als lichen Kontroverse, um keinen Preis nehmen
denen Sektionen des fiktiven Museums tat- Adlerausstellung rezipiert wurde, kalauerhafte lassen, schon gar nicht um den Preis zynischer
sächlich Ausschnitte der kulturellen Wirk- Bemerkungen zum Kunstbegriff inbegriffen. Anpassung. Doch obwohl die Fiktion seines
lichkeit erfaßt. ln den Sektionen war Brood- Broodthaers bemerkte naturlich, daß seine Pla- Museums, von den Kisten in der rue de la Pepi-
thaers' Kritik manifest. Die >Section des Fi- kette mit der Inschrift >Dies ist kein Kunst- niöre bis zu den Leihgaben in der Kunsthalle,
gures< repräsentierte jenen Teil unserer Kultur, werk< kaum als konzeptuelle Aufforderung eigentlich nach einer lrritation des Publikums,
den man als Lager aller Figur bezeichnen kann, zur Kritik verstanden wurde; sie habe, gestand wenn schon nicht des Kunstbetriebs verlangte,
das Haus unserer gattungsgeschichtlichen Er- er, >letztlich nicht das Bewußtsein< des Besu- machte er sich von dem Einfluß der Künste auf
innerungen.lo chers erreicht. Zugleich glaubte er, daß seine die Gesellschaft keine lllusionen. Wenn er
Broodthaers hat die Adlerausstellung mit größ- kritische Methode bei der Projektion von Dias selbstkritisch formulierte, daß der Adler >wie
ter Sorgfalt eingerichtet. Vor jeder Wand, in nach Bildern aus der Werbung versagt habe. überhaupt alle kulturellen Institutionen. . . die
jederVitrine wurden die Exponate noch einmal >Außerhalb der Konventionen, die das kunstle- Rolle einer gesellschaftlichen Parodie kunstleri-
auf ihre Wurde oder Belanglosigkeit gepruft rische Leben strukturieren< ziele die Werbung, scher Hervorbringungen, andererseits die einer
Einige wenige der 282 im Katalog verzeichne- so schrieb er, >auf das Unterbewußtsein des künstlerischen Parodie gesellschaftlicher Sach-
ten Stücke hielten dieser Prüfung nicht stand, Konsumenten-Betrachters<, wodurch der verhalte< verkörperer5, setzte er bereits die
ein paar andere wurden >außer Katalog< hin- >magische Adler seine ganze Macht< zurück- tiefere, eben nur noch parodistisch geleugnete
zugefugt. 3/s aller Leihgaben stammten aus gewonnen habe.33 Als hätte ihn diese Einsicht Unverwechselbarkeit von Traum und Realität
öffentlichen Sammlungen, 7o gehörte dem zu einem Nachspiel angeregt, richtete er auf voraus. Er hätte seine heroisch-romantische
D6partement des Aigles. Zur Pressekonferenz der 5. documenta eine >Sectlon de Publici- Existenz als Kunstler gar nicht behaupten kön-
hatte Katharina Schmidt eine Mappe vorberei- t6<34 seines Musöe d'Art Moderne ein. Von nen, wenn er sich als Mensch nicht seiner
)Der Adler vom Oligozän bis heute<, Düsseldorf 1972 221

?{ Betrachter durch sein konzeptuelles >Verwirr- Museum Krefeld einen Raum einzurichten,
/..-i!l:. .-l
Y*. spiel< und die >enzyklopädische Anhäufung< stellte er aus den Beständen der Sammlung ein
der Exponate von der doch eigentlich beab- >Mus6e d'Egalit6< zusammen; er ordnete
sichtigten Adler-Kritik abgelenkt zu haben3e, Kunstwerke verschiedener Epochen und Gat-
und stellte dann selber den Adler an einer Fülle tungen gleichwertig an, ignorierte dabei ihre
von Beispielen aus dem Bereich der Werbung historische und qualitative Ungleichwertigkeit
und Propaganda mit aller Deutlichkeit als Em- und ermöglichte so die Revision der geltenden
blem politisch konservativer Autorität vor, um Bewertung einzelner Stücke, das heißt die Kor-
daneben durch begleitende Texte auf die ge- rektur von Vorurteilen.a3
sellschaftliche Funktion, der jedes Exponat lm Rückblick war es jedoch nicht so sehr das
gedient hatte, aufmerksam zu machen. ausstellungsdidaktische lnteresse der 70er
1977 widmete Walter Grasskamp, damals mit Jahre, das dazu berechtigte, den trotz allem
dem Problem der >Ausstellung als Gattung nicht unpolitischen Vorstoß des Einzelgängers
künstlerischer Arbeit< beschäftigt, eine Folge Broodthaers für exemplarisch zu halten. Was
fotografischer Aufnahmen mit dem Titel >Das eigentlich zählte, war ein Thema der Kunst: die
Neue Kolonialmuseum< ausdrucklich Marcel Suche nach dem verlorenen Sujet. Nicht von
Broodthaers. Die Affinität zu seinem Vorbild ungefähr hatte Broodthaers großen Wert dar-
war in der Tat unübersehbar, wenngleich der auf gelegt, in seine Ausstellung auch bedeu-
Essayist den Ausstellungskünstler Grasskamp tende Kunstwerke seiner Wahl aufzunehmen,
Datailansicht aus der Ausstellung. Skizzen von Ad mit Aufsätzen über >Museumsstürmer und zum Beispiel Gemälde von Böcklin, Magritte
lern und Adlerköpfen Museumsgründer< und über das >Das lmagi- oder Klapheck; er hatte außerdem Kollegen
näre Museum und sein Medium<, gemeint wie Gerhard Richter oder Richard Hamilton um
partiellen Weltf remdheit bewußt gewesen waren fotografische Serien, noch zu überbie- eigene Beiträge gebeten. Bezeichnend fur dle
wäre. Daß er sich vorgenommen hatte, den ten trachtete.40 ubrigens lebhafte Rezeption der Adlerausstel-
>Adler aus dem imaginären Himmel zu reißen, Das Bild des Adlers machte dem des Negers lung unter Künstlern war aber nicht allein die
in dem er seit Jahrhunderten kreist<36, betraf Platz, die Kritik richtete sich gegen den Kolo- Bereitschaft zur Mitwirkung oder gar der un-
zugleich den Mythos, die ldeologie und ihn nialismus statt gegen den lmperialismus und bedeutende Umstand, daß etwa Baselitz und
selbst. Die Konsequenz gab er erst später zu der institutionelle Vergleich verknüpfte das lmmendorf früher oder später ebenfalls das
erkennen, nämlich als er schrieb, daß er sich herkömmliche Museum kolonialer Trophäen Adlermotiv verwendet haben, sondern einige
entschlossen habe, >die Kunst als eine un- mit der kolonialistischen Emblematik populä- nicht ganz unmißverständliche Sympathiebe-
nutze, apolitische und wenig moralische Arbelt rer Bildwelten, wobei das Thema wohl ebenso kundungen, die einen Nerv des D6partement
a nzu5ehen (.37 von Belgien inspiriert war wie manche Fotos des Aigles zu treffen schienen.
lndessen war das DÖpartement des Aigles zu vom Broodthaersschen Blick. Eine Woche nach der Eröff nung derAusstellung

einer Zeit erfunden worden, als der offizielle Daniel Spoerris >Mus6e sentimentale de Co- in der Kunsthalle zeigten Lothar Baumgarten
Kunstbetrieb mit seinen ästhetischen Konven- logne< von 1979, ein erlesenes Sammelsurium und Michael Oppitz bei Konrad Fischer in einer
tionen, seinem ideologischen Rahmen und trivialer Reliquien und Souvenirs >aus zwei >Ausstellung fur die Sinne und den Verstand<
seinen institutionellen Abhängigkeiten selber Jahrtausenden >Köln lncognito<<, aufgemacht einige Adlerfedern, die mit Namen von lndia-
zum Thema künstlerischer Auseinandersetzun- wie eine Kunst- und Wunderkammer, war hin- nerstä mmen beschriftet waren. Die Ein lad ungs-
gen geworden war. Das MusÖe d'Art Moderne gegen ein Post-Fluxus-Produkt, das dem Düs- karte trug in roter Schrift das auch typografisch
entstand zu Beginn einer später viel breiter ge- seldorfer Vorbild nur insofern nacheiferte, als an Broodthaers erinnernde Wortbild RABE und
fuhrten Diskussion38 über das Museum als es auch hier darauf ankam, alle möglichen umseitig ein beinahe eulenähnliches Adlerfoto
imaginäre lnstitution, fixe ldee, Ordnungsprin- Leihgaben für ein temporäres Kunstler-Mu- von Baumgarten mit der Legende >Hommageä
zip oder Kunstler-Tempel. Künstler wie Brood- seum zu beschaffen.allm übrigen konnte M. B., Aigle<. Was Broodthaers daran gestört
thaers traten als Sammler oder Kuratoren auf, Herzogenrath sich auf Broodthaers berufen, haben durfte, war wohl kaum die gezielte Ko-
fanden aber auch Verbündete unter den Orga- als er Spoerris lnteresse an dem >Gef ühlswert< inzidenz, sondern eher die Verwendung seiner
nisatoren und Funktionären. Mehrere Veran- der Dinge und der mit den Dingen verknÜpften Metaphern und seines Namens im Zusammen-
stalter alternativer Themenausstellungen ha- Geschichten gegen analytische Absichten ab- hang mit dem Versuch einer zwar rein künstle-
ben sich ausdrücklich auf Broodthaers berufen, grenzle.a2 Wo der eine das Kunsturteil heraus- rischen, ihm aber fremden Versöhnung von
sei es auch nur, um ihr Konzept gegen das seine gefordert hatte, wählte der andere die Mythos und Objekt.aa
abzugrenzen. Obszönität des Kitsches, um den guten Ge- Und Beuys erlaubte sich einen Verstoß gegen
Gut ein Jahr nach dem Dusseldorfer Experi- schmack Lügen zu strafen. die Spielregeln der Kollegialität, als er unange-
ment hat Georg Bussmann in Frankfurt unter Georg Ettl kam dann noch einmal 19BB einem meldet in der Adlerausstellung ein Fernsehin-
dem Titel > Der deutsche Adler< eine didaktisch der möglichen Ziele der >Section des Figures< terview gab. Er erweckte dadurch den Ein-
auf die >Funktion des Adlers als politisches nahe, ohne dabei an Broodthaers zu denken, druck, als ob er die Kulisse der höchsten
Symbol in der deutschen Geschichte< seit dem obwohl ihm zumindest dessen lnstallation in Symbole zur Selbstauratisierung benutzte -
lg.Jahrhundert beschränkte Ausstellung Mönchengladbach bekannt war. Eingeladen, Beuyssche lronie auf Kosten der Broodthaers-
durchgeführt. Er warf Broodthaers vor, den anläßlich eines Jubiläums im Kaiser-Wilhelm- schen D6tente.a5
228 Jürgen Harten

Auch Anselm Kiefer, der seit 1969 Posen >he- Anmerkungen


roischer Sinnbilder< untersucht hatte, erlebte
die Adlerausstellung, ohne besonders an der 1 Katalog der Städtischen Kunsthalle Düsseldorf,
konzeptuellen Analyse interessiert gewesen zu verantwortlch für den lnhalt: Karl Ruhrberg; Re-
sein, unmittelbar vom Sujet her: lhn beein- daktion Marcel Broodthaers und Jürgen Harten,
druckte das >Abrutschen< des Pathos, der Band I Mai 1972, Band ll )uni 1972.
groteske Widerspruch zwischen dem Bedeute- 2 So bei Wulf Herzogenrath, in: Le Mus6e senti,
mentaie de Cologne, Kölnischer Kunstverein,
ten und dem tatsächlichen Gestus der Expo-
1979, S. 13. Vgl. auch Benjamin Buchloh, La Fic-
nate.a6 Broodthaers hat in anderem Zusam-
tion du Musee de Marcel Broodthaers/The
menhang später eingeräumt, daß Demagogie
Museum Fiction of Marcel Broodthaers sowie
auch >Teil des Dekors der plastischen Künste( Walter Grasskamp, Les Artistes et les autres Col-
und dort sogar leichter greifbar sei als im öf- lectioneurs/Artists and other Collectors, in: Mu-
fentlichen Leben.aT Aber jemand, der die seum by Artists, ed. by AA Bronson and peggy
Figuren der Sprache, auch der Sprache der Bil- Gale, Toronto 1983.
der und Dinge, bei aller Bewunderung für 3 Dirk Snauwaert, Marcel Broodthaers, Musde
kunstlerische Qualität zum Gegenstand eines d'Art Moderne, Departement des Aigles, Section
vor allem analytischen, gerade ldentifikations- des Figures, Der Adler vom Oligozän bis heute,
Een Analyse, Lizenziatenarbeit, Gent 1985. Rai-
möglichkeiten kritisch reflektierenden lnteres-
ner Borgemeister, Zum Lob des Sujets - Der
ses gemacht hatte, konnte kaum mit einer
Gegenstand in der Avantgarde am Beispiel von
Asthetik einverstanden sein, die geschichtliche
Duchamp, Magritte und Broodthaers, Magister-
Überlieferungen demagogisch aufgewertet, arbeit, Essen, 1986. Broodthaers, Writings, Inter-
nämlich zugleich remythologisiert und politi- Detailansicht aus der Ausstellung. Nilittelalterliche views, Photographs, ed. by Benjamin H. D.
siert hätte. Die Quintessenz dieses Konflikts Plastik Buchloh, October Nr. 42, Fall 1987.
war noch in einem offenen Brief an Joseph 4 ZuersI in dem Gedichtband Mon Livre d'Oqre,
Beuys zu erkennen, den Broodthaers aus ande- chard Wagner, mit: >...auf jeden Fall erkläre Ostende 1957.
rem Anlaß im September 1972 geschrieben ich meine Ablehnung, wenn Du in Deiner Defj- 5 Loses Blatt, A mes amis, Palis des Beaux Arts, 7. 6.

und unter dem Titel >Politik der Magie?< kurz 68. Auf einem nachfolgenden losen Blatt, Kassel,
nition der Kunst die der Politik mit einschließen
27. 6.68, änderte Broodthaers die Formulierung
darauf auch in der Rheinischen Post veröffent- willst.< Gerade weil Broodthaers die Magie der
im Sinne von: Man sollte sich erst nach dem Kauf
licht hatte.as Die Frage war, was für eine Politik Kunst nicht unterschätzte, bestand er darauf,
verkauft fühlen.
das ser, die Beuys vertrete, wenn seine Arbeit in das Artifizielle von der politischen Demagogie 6 Loses Blatt, Kassel, 27. 6.88. Der Begriff >formes
einem Museum (das Guggenheim Museum zu unterscheiden und zu entiasten. Wie anders acadömiques< wurde 1969/70 als Titel für eines
New York) toleriert werde, das zuvor eine poli- als nach dem Modell des Museums hätte denn der Plastikschilder mit entsprechenden Formen
tisch engagierte Ausstellung Hans Haackes aus Geschichte, hätte sogar das Gesamtkunstwerk verwendet.
angeblich kunstlerischen Gründen geschlos- noch vorgestellt werden können? Auf der 7 Loses Blatt, Mon cher Beuys, Brüssel, 14. 7. 68.
sen hatte. Gemeint war ebenso, was für eine 5. documenta ersetzte Broodthaers das Kon- B Vgl. Broodthaers : > Les discours ont eu pour objet
Kunst das sei, die sich mit solcher Politik ver- zept einer zunächst installierten >Section d'Art le rapport entre la violence institutionalisöe et la
violence poötique<, loses Blatt mit Stempel >D6
trag e.ae Moderne<, ausgewiesen als >privateigen-
partement des Aigles<, Paris, 29.11. 68. N/it
10 Jahre später hat sich Haacke mit einer lnstal- tum<, durch das Konzept einer >Galerie du
>discours< waren Reden zur Eröffnung des Muse
lation auf der 7. documenta in Kassel gewisser- XXme siöcle< seines nun in >Musde d'Art An-
d'Art Moderne, Section 19e siöcle gemeint.
maßen nachträglich bei Broodthaers bedankt. cienne( umbenannten Museums, dem er, 9 Vgl. Dix Mille Francs de Recompense, une inter-
Sie hieß >Ölgemälde, Hommage ä Marcel gleich einem Vermächtnis, die Worte widmete: view d'lrmeline Lebeer, in: Katalog Marcel
Broodthaers<. DerTitel bildete zugleich die Le- >Schreiben Malen Kopieren / Figurieren / Spre- Broodthaers DU 27 -9-1974 AU 3-1 1,1 974, palais
gende eines Porträts Ronald Reagans in her- chen / Bllden / Träumen / Tauschen / Machen des Beux Arts, Brüssel 'i974.
ausfordernd anmaßender Pose und gehörte, in lnformieren Macht.<so 10 Loses Blatt, Cablnet des Ministres de la Culture,
Kupfer graviert, zu einer ironisch pompösen Ostende, 7.9.68, mit dem Titel OUVERTURE.
Präsentation, mit der Haacke an die Brood- 11 Vgl Gislind Nabakowski und Marcel Brood-
thaerssche Kritik politisch kultureller Demago- thaers. Ein Museum und seine Perspektiven, in:
gie anknupfte, indem er diese seiner eigenen heute Kunst, Nr. 1, April 1973, S. i8-20.
12 Loses Blatt mit Stempel >Döpartement des
Methode des inszenierten Widerspruchs unter-
Aigles<, Paris 29.11. 68, Zwischentitel )Politi-
stellte.
que<: >Le döpartement des aigles du musöe
Jenen offenen Brief an Beuys konnte man in- d'art moderne, section XlXe siöcle, a ete effecti-
dessen wie eine andere Antwort auf die vement inaugurö le 27 septembre 1968 en
Herausforderungen von 1968 lesen. Obwohl presence de personnalites du monde civil et mili-
nicht mehr unter dem Slegel des Döpartement ta ire <.
des Aigles, war er wieder in der Form einer 13 Antwerpen 1 1. '10. 68, dort: >Le De-
Loses Blatt,
poetischen Frktion erschienen. Broodthaers, partement des Aigles recommande vivement
teilte Beuys, alias Ri-
alias Jacques Offenbach, l'augmentation des budgets du Ministöre de la
)Der Adler vom Oligozän bis heute<, Düsseldorf 1972 229

Culture m6me s'il faut pour cela diminuer l6gÖre- Vitrine eingeschlossene Auflage eines einzeln nie rechnen, die in der Hamburger Griffelkunst-Ver-
ment les budgets et la D6fense et de l'lnt6- freigegebenen >Catalogue raisonn6... 1970' einigung erschien. Auf Broodthaers' Veranlas-
rieur. < 1971 <, der ähnliche fotografische Aufnahmen sung wurden die Briefe den Mitgliedern als
14 Katalog Düsseldorf, ll, S. 19. enthält (siehe Marcel Broodthaers, Katalog der Massendrucksache zugesandt, bevor das Ange-
1 5 lm Januar '1969 hatten Studenten mit einem Go- Bücher 1957-1975, Galerie Michael Werner, bot der sorgfältig im Buchdruck hergestellten
in die Eröffnung der Ausstellung Minimal Art in Köln, u.a., 1982, S.34-35). Es bleibt offen, ob Blätter vorlag.
der Düsseldorfer Kunsthalle zu blockieren ver- dieses Verschließen der Gesamtauflage als Zei- 35 Katalog Düsseldorf, ll, S. 19.
sucht. ,Between< geht auf Gespräche mit Tony chen des Scheiterns oder der Hermetik der von 36 Katalog Düsseldorf, ll, S. 18.
Morgan zurück, der seinen Protest dann in einem Broodthaers selbst als rudimentär bezeichneten 37 Marcel Broodthaers über die Kunst, in: Magazin
alternativen Workshop vortrug: Jedermann war >Thöorie des Figures< zu verstehen sei (vgl. Kunst, 15. Jg., Nr.2/1975, S.74
eingeladen, ihm bei der Herstellung von >Sta- Anm.27). 38 Siehe Anm. 2.
laktiten< zuzusehen; between 1, 27.2.-2.3. 26 Vgl. Dix Mille Francs de Röcompense, une inter- 39 Der deutsche Adler, Funktionen eines politischen
1969. view d'lrmeline Lebeer (s. Anm. 9). Symbols, Katalog Frankfurter Kunstverein und
16 between 4, 14.-15.2. 1970. 2-/ >Ceci n'est pas un objet d'art: la formule est une Kulturdezernat der Stadt Frankfurt, 1973; s. Vor-
'17 Loses Blatt, Antwerpen 10. 5. 69, >Chers amis, figure 0. Chaque piöce de cette exposltion de wort.
... J'aime Düsseldorf : . . . Lacadömie et ses cou- Düsseldorf est une Figure 1 ou une Figure 2. 40 Walter Grasskamp, Das Neue Kolonialmuseum,
loirs du XlXe siöcle parce que Beuys, Palermo, Chaque ötape de ce mus6e entre dans ce sys- Publikation zur Ausstellung im Westfälischen
Ulrich (.. .), lmmendorf (qui m'invita dans des cir- töme rudimentaire 6galement<, Marcel Brood- Kunstverein Münster ff ., 1977. Grasskamp bezog
constances sp6ciales)... il est 6trange que je thaers in: Dix Mille Francs de R6compense (s. sich auch auf Hamilton, Duchamp und Szee-
puisse ä la fois rdfl6chir ä mon musde et aux sen- Anm.9). mann.
timents qui me lient ä Düsseldorf.< 28 Das Wort >Mehrwert< qebrauchte Oppitz in 41 Le Musöe sentimentale de Cologne, Entwurf zu
18 Loses Blatt des D6partement des Aigles, Düssel- nicht ganz demselben Sinn, s. Katalog Düssel- einem Lexikon eines Mus6e Sentimentale de Co-
dorf, 19. 9. 68. Dort: >Je me sens solidaire de dorf, ll, S.20-21. logne, Reliquien und Relikte aus zwei Jahrtau-
toutes les dömarches qui ont pour but la commu- 29 Vgl. Marcel Broodthaers, Die Null-Figur(zu einem senden >Köln Incognito(, nach einer ldee von
nication objective, ce qui suppose une critique Film über Schwitters), in: Kurt Schwitters, Kata- Daniel Spoerri, Katalogbuch zur Ausstellung im
rdvolutionnaire de l'emploi malhonnöte de ces log der Kunsthalle Düsseldorf,1971, S.15. Der Kölnischen Kunstverein, 1979.
moyens extraordinaires qui sont les nötres: Auftritt in Brüssel am 5.2. 1965 unter dem Titel 42 Vgl. Broodthaers, Katalog Düsseldorf, l, S.4.
presse, radio, töl6vision en noir et en couleur.< >Academy: A Lesson of National Pop Art(. 43 Nach Auskunft des Künstlers. Vgl. Anselm Kiefer,
19 Loses Blatt vom 2. 11. 71, vermutlich in der 30 lm Französischen wird das Wort Musee auch Besetzungen, 1969, in: interfunktionen No 12,
Kunsthalle im Diktat aufgenommen oder vom ganz allgemein im Sinne von Anthologie ge- Köln 1975.
Manuskript abgeschrieben, unterzeichnet mit: braucht, z. B. bei einer Sammlung von Redewen- 44 Die Publikation zu dieser Ausstellung erschien
Musee d'Art Moderne/D6partement des Aigles/ dungen unter dem Titel >Le Musöe de la ers|1974 bei Konrad Fischer, Düsseldorf, unter
Conservateur: Marcel Broodthaers. Conversation <. dem Titel T'E - NE *T'E. Eine mythologische Vor-
20 Loses Blatt, Departement des Aigles, ohne Da- 31 Die Pressemappeenthielt: PressetextzurAusstel- führung. Oppitz ging dort auf die Kontroverse
tum, Mus6e au temps prösent, vermutlich in der lung, Daten zur Person und zum Werk Brood- ein und begründete Baumgartens Standpunkt.
Kunsthalle vom Manuskript abgeschrieben. thaers'; Auszug aus einem Gespräch mit Marcel Broodthaers revanchierte sich mit einer beidsei-
21 Museum-lvluseum, Ed. Staeck, Heidelberg, Broodthaers (mit Jürgen Harten und Katharina tig bedruckten Karte, deren eine Seite das
1972 Schmidt); Marcel Duchamp, Auszug aus: Ge- Wortbild FUCHS mitder Frage kombinierte >Mais
22 Pour Cause de Faillite, Galerie Michael Werner, spräche mit Marcel Duchamp von Pierre Ca- qui mangera le fromage?<.
Köln, 1971. banne; Rend Magritte,Wörter und Bilder, aus: La 45 Broodthaers beschwerte sich spontan, nachdem
23 Katalog Düsseldorf l, S. 13. Vgl. auch Marcel r6volution surr6aliste, Bd 5, Nr. 12, 1929; Der er zufällig davon erfahren hatte. Es kam zwi-
Broodthaers über die Kunst in: Magazin Kunst, Physiologos: Vom Adler; Schmeil/Lehrbuch der schen den beiden Künstlern zu einer Aussprache
15. Jg., Nr.2/1915,5 74. Zoologie: Der Steinadler; Gordon, A Manual of im Büro der Kunsthalle.
24 Einladungskarte der modern art agency napoli, Flags: Der amerikanische Wappen-Adler; Fried- 46 Nach Auskunft des Künstlers.
Text: Marcel Broodthaers Programme de Films rich Hölderlin, Patmos, George Bataille, Auszug 47 Marcel Broodthaers, Das Wort Film?, in: Marcel
Fig. 1 Fig.Z Fig 0 Fig. 12 aus einem Artikel in TEL QUEL, Nr. 34, Sommer Broodthaers, Ausstellungskatalog der National-
umseitig die beschriebene Abbildung nach ei- 1968, 5 7 (von Broodthaers handschriftlich in galerie und des DAAD Berlin (West), 1975.
nem Foto von Joaquin Romero, Düsseldorf. Xerokopie hinzugef ügt). 48 Düsseldorfer Feuilleton der Tageszeitung Rheini-
25 Nach Maria Gilissen entspricht der Titel der lnstal- 32 Dokumentiert in: Katalog Düsseldorf, ll, S.8- sche Post, 3.10. 1972, später auf französisch,
lation in Mönchengladbach >Th6orie des Figu- 12. englisch und deutsch Bestandteil der Buchedi-
res< möglicherweise nicht genau Broodthaers 33 Katalog Düsseldorf, ll, S. '19. tion Magie (Art et politique), Paris 1973.
Absichten. Die lnstallation hieß ursprünglich >Un 34 Dazu erschienen 10 hektographierte Blätter un- 49 Beuys beteiligte sich 1972 ebenso wie Brood-
ensemble d'objets ayant figuröes ä la Section Ci- ter dem Obertitel Mus6e d'Art Moderne, D6par- thaers an der Ausstellung Amsterdam-Düssel-
n6ma du Mus6e d'Art Moderne, Ddpartement tement des Aigles, Section Art-Moderne et dorf-Paris im Guggenheim-Museum New York.
des Aigles<. Der Titel >Th6orie des Figures< ist Publicit6; sie enthielten ein kritisches Resumöe Für die folgenden Stationen in Pasadena und Dal-
jedoch von Broodthaers für eine fotografische von Broodthaers, Statements von Johannes las sagte Broodthaers jedoch seine Beteiligung
Arbeit von 1914 über dieses Ensemble von Ob- Cladders, Titel: Section Art Moderne (Propri6td ab; vgl. Die Kunst bleibt zu einer Hoffnung ge-
jekten gebraucht worden (6fotografische Kon- Priv6e) sowie den Text von Michael Oppitz >Ad- zwungen, Broodthaers, Harten, Schuldt, ln:
taktabzüqe, siehe Marcel Broodthaers, Katalog ler, Pfeife, Urinoir<, hier unter >Section des Kunstjahrbuch 3, Hannover 1973.
The Tate Gallery, London 1980, Nr. 126, auch Figures<, der im Auszug im Düsseldorfer Kata- 50 Dokumentiert in: interfunktionen 10, Köln o..J.,

dort jedoch unvollständig betitelt). ln den glei- log ll, S. 20-21, abgedruckt war. 5.78-79; dort begründet Broodthaers auch die
chen Zusammenhang gehört vermutlich auch Zur Rezeption der Adlerausstellung kann man Anderung.
dieals >Fig 1 -Fig. 2<betitelte, komplettin eine auch die Edition von 6 offenen Briefen (Avis)

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