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Dario Cotardo
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All content following this page was uploaded by Dario Cotardo on 25 April 2019.
Kurzfassung
Das Pumpen von Beton ist für die wirtschaftliche Gestaltung des Betonbaus
unbestritten ein wesentlicher Faktor. Von der störungsfreien Beherrschung des
Pumpprozesses kann zum aktuellen Zeitpunkt aufgrund der enormen Bandbreite und
Komplexität der Betoneigenschaften und aufgrund der zunehmenden Anwendungs-
breite der Pumptechnik jedoch nicht ausgegangen werden, was wiederkehrende
Ereignisse belegen. Es existieren zwar wissenschaftlich begründete Konzepte, die vor
allem die Pumpbarkeit betreffen. Der Wissenstand über die Pumpstabilität, als weitere
wesentliche Anforderung an einen pumpfähigen Beton, ist allerdings vergleichsweise
gering. Unter Verwendung bestehender Ansätze wird im vorliegenden Beitrag die
Pumpstabilität des Frischbetons vor allem über sein Entwässerungsverhalten unter
Anwendung einer Filterpressenprüftechnik abgebildet und um rheologiebasierte
Ansätze erweitert. Ziel war es, einen Zusammenhang zwischen dem Entwässerungs-
verhalten von Beton unter hohem Druck und dem rheologischen Verhalten des
Feinstmörtels herzustellen. Die vorliegenden Untersuchungsergebnisse lassen den
Schluss zu, dass vor allem die Fließgrenze des Feinstmörtels unter Berücksichtigung
der Feinstmörtelmenge im Beton maßgeblich die maximal auspressbare
Filtratwassemenge beeinflusst. Ferner deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die
plastische Viskosität des Feinstmörtels ausschlaggebend dafür ist, wie schnell der
Beton entwässert. Die Erkenntnisse tragen dazu bei, ein besseres Verständnis über
die wesentlichen Mechanismen der Entwässerung von Beton unter hohem Druck zu
erlangen. In weiteren Forschungsarbeiten soll der Zusammenhang zwischen dem
Entwässerungsverhalten und der Pumpstabiliät nachgewiesen werden.
1. Einleitung
Das Pumpen von Beton ist oftmals nicht nur die wirtschaftlichste Möglichkeit, sondern
aus bauverfahrenstechnischen und bauablauftechnischen Gründen auch die einzige
Möglichkeit, eine große Betonmenge in einer angemessener Zeit und in der
gewünschten Qualität zu fördern. In Deutschland wurden im Jahr 2017 rd. 51,6 Mio. m³
und damit rd. 30 % des Gesamtbetonvolumens mittels Pumpen gefördert und
eingebaut [1]. Es wird ersichtlich, dass der Betonförderung durch Pumpen ein
erheblicher Anteil im Betonbau zugemessen werden kann, wobei zu erwarten ist, dass
der Anteil in den kommenden Jahren weiter steigen wird [1]. Durch die zunehmende
Anwendungsbreite der Pumptechnik, aber auch durch die fortschreitenden
Entwicklungen in der Betontechnologie, werden sowohl Betontechnologen aber auch
Maschinenbetreiber vor große Herausforderungen gestellt. Trotz umfangreicher
Erfahrungen mit dem Pumpen von Beton ist die Pumptechnik auch heute noch mit
zahlreichen Risiken verbunden. Bereits bei alltäglichen Pumpaufgaben können
Störungen auftreten. Dazu gehören Stopfer mit hohen Schadenskosten, zeitliche
Ausfälle im Bauablauf oder gar Personenschäden. Die erheblichsten Schadensummen
entstehen durch Schlauchplatzer, bei dauerhafter Verstopfung des Pumpaggregats
sowie der zugehörigen Förderleitungen. In vielen Fällen kann eine Verstopfung der
Förderleitung auf eine unzureichende Betonzusammensetzung zurückgeführt werden
[2][3]. Einer Verstopfung der Förderleitung geht oftmals eine ungewollten
Entwässerung des Betons vorweg. Sichere Vorhersagen können mit den üblichen
empirischen Methoden [4][5] in Anbetracht der großen Bandbreite der
Betoneigenschaften und -qualität bislang nicht formuliert werden [6][7][8]. Zur
Beurteilung der Betoneigenschaften im Kontext des Pumpens von Beton hat sich die
Bestimmung des Ausbreitmaßes auf der Baustelle etabliert. Das komplexe Verhalten
eines zu pumpenden Betons kann alleine dadurch nur schwierig abgebidlet werden
[9][10].
Abbildung 1: Die am Institut für Baustoffe der Leibniz Universität Hannover entwickelte mobile
Hochdruckfilterpresse zur Beurteilung der Mischungsstabilität von Beton bei hohem
Druck [15]
In der Literatur sind die betontechnologische Konzipierung von pumpbaren Betonen
und die messtechnische Erfassung von pumpbarkeitsrelevanten Eigenschaften gut
beschrieben [12]-[14]. Der Wissensstand über die zielsichere Gestaltung der
Pumpstabilität von Beton weist demgegenüber größere Lücken auf.
Zur prüftechnischen Erfassung von pumpstabilitätsrelevanten Kennwerten (z.B.
Auspressmenge oder Auspressrate), erscheinen Filterpressenprüftechniken, die den
Prüfdruck mittels Druckstempel aufbringen, eine sinnvolle Wahl, da diese das
Verhalten in einer Rohrleitung realitätsnah abbilden [12]. Die Druckaufbringung mittels
Druckluft führt zu deutlich anderen Ergebnissen, da nahezu sämtliches Wasser aus der
Betonprobe extrudiert wird. Die am Baustoffinstitut in Hannover, im Rahmen des DBV-
Vorhabens 308, entwickelte Prüftechnik stellt ein Verfahren dar, das mittels
Druckstempel den Prüfdruck auf den Beton überträgt (vgl. Abbildung 1). Als
Messergebnis lässt sich die Filtratwassermenge im Zeitverlauf darstellen, die aus der
Frischbetonprobe unter praxisüblichen (Pumpen-) Drücken herausgepresst werden
kann (vgl. Abbildung 2) [15].
𝛷3 𝑓(𝑄𝑟 (𝑎𝑖 ))
𝜏0 ~ , 𝜏0 ~ (3)
𝛷𝑚 (𝛷𝑚 −𝛷) 𝑎𝑟2
3. Experimentelles Untersuchungsprogramm
3.1. Ziel der Untersuchungen
Ziel der Untersuchungen war es, einen Zusammenhang zwischen dem
Entwässerungsverhalten von Beton unter hohem Druck und den rheologischen
Eigenschaften des darin enthaltenen Feinstmörtels herzustellen. Damit soll ein
grundlegendes Verständnis über die Pumpstabilität von Beton geschaffen werden. Der
weitere Forschungsbedarf soll darin bestehen, den Einfluss wesentlicher
betontechnologischer und materialspezifischer Parameter auf das Entwässerungs-
verhalten von Beton über die Kopplung von rheologischen Materialgesetzen in einer
ingenieurmäßigen Modellvorstellung abzubilden. Großmaßstäbliche Pumpversuche
sollen den Nachweis liefern, dass die Pumpstabilität von Beton über das
Entwässerungsverhalten unter hohem Druck abgebildet werden kann.
4.1. Betonserie I
Es ist zu erkennen, dass die Fließfähigkeit sowohl der Betone als auch die der
Feinstmörtel mit steigender Feststoffkonzentration abnimmt (vgl. Tabelle 2). Da der
Leimgehalt im Beton konstant ist, lässt sich der Rückgang der Fließfähigkeit des
Betons einzig auf die steigende Fließgrenze des Feinstmörtels zurückführen (vgl.
Abbildung 4).
Gleichzeitig steigt mit steigender Feststoffkonzentration auch die rel. Viskosität der
Feinstmörtel (vgl. Abbildung 4). Infolge einer erhöhten Feststoffkonzentration werden
die Partikel des Stoffgemischs enger gepackt, wodurch interpartikuläre
Wechselwirkungen, aber auch die Anzahl interpartikulärer Kontaktpunkte zunimmt. Die
Änderung der Fließeigenschaften durch Variation der Feststoffkonzentration macht
sich auch im Entwässerungsverhalten der Betone bemerkbar (vgl. Abbildung 5). Zur
Quantifizierung des Entwässerungsverhaltens der Betone wurden zwei Kennwerte
anhand der Filtratwassermenge-Zeit-Kurven bestimmt. Zum einen wurde die maximale
Filtratwassermenge bestimmt und zum anderen wurde das frühe Entwässerungs-
verhalten als integrale Fläche der Filtratwassermenge-Zeit-Kurven in einem
festgelegten Intervall zwischen 0 sec. bis 180 sec. Prüfzeit abgebildet. Die gewählte
Intervallbreite ergibt sich aus vergleichenden Untersuchungen aus [23]. Da den
Filtratwassermenge-Zeit-Kurven keine elementare Stammfunktion zugeordnet werden
können, wurde der Flächeninhalt mit Hilfe numerischer Integration bestimmt.
Abbildung 5: Betonserie I - Filtratwassermenge-Zeit-Kurven
4.2. Betonserie II
Die in Tabelle 2 aufgeführten Versuchsergebnisse der Betonserie II zeigen, dass, wie
zu erwarten, mit steigender Fließmittelkonzentration die Fließfähigkeit des
Feinstmörtels und dadurch bedingt die des Betons steigt. Dies macht sich
gleichermaßen in der Änderung der relativen Fließgrenze und der relativen Viskosität
der Feinstmörtel als Funktion von der Fließmittelkonzentration bemerkbar
(vgl. Abbildung 7). Beide Kurvenverläufe nähern sich tendenziell asymptotisch einem
Grenzwert an, was mit der zunehmenden Fließmittelsättigung des Partikelsystems
begründet werden kann. Durch die Vergrößerung des Partikelabstandes infolge
freigesetzten Wassers nehmen interpartikuläre Wechselwirkungen immer mehr ab,
was sich in der plastischen Viskosität bemerkbar macht.
Als weitere Erklärung kann Gleichung (2) herangezogen werden. Durch einen höheren
Dispergierungsgrad steigt die maximal mögliche Feststoffkonzentration, was dazu
führt, dass bei gleichbleibender Feststoffkonzentration die plastische Viskosität sinkt. In
Anbetracht der Filtratwassermenge-Zeit-Kurven bestätigt sich dieser Zusammenhang
(vgl. Abbildung 8). Sowohl die maximalen Filtratwassermengen als auch die
Kurvenverläufe unterscheiden sich durch die Variation der Fließmittelkonzentration.
Abbildung 9 zeigt die maximale Filtratwassermenge als Funktion von der Fließmittel-
konzentration. Mit zunehmender Fließmittelkonzentration steigt die maximale
Filtratwassermenge asymptotisch an und folgt dabei tendenziell der bekannten
Fließmittelsättigungskurve. Mit zunehmender Wirkung in Abhängigkeit steigender
Anzahl an Fließmittelpolymeren werden bei gleicher Mischwirkung mehr
Agglomerationen aufgelöst, was dazu führt, dass mehr rheologisch wirksames Wasser
dem Partikelsystem zur Verfügung steht.
Abbildung 8: Betonserie II - Filtratwassermenge-Zeit-Kurven
Das auf diese Weise frei gewordene Wasser erhöht die maximal auspressbare
Filtratwassermenge. Es ist zu erwarten, dass die maximal auspressbare
Filtratwassermenge bei gleichem Leimgehalt oberhalb der Fließmittelsättigung einen
Grenzwert nicht überschreitet.
6. Ausblick
In weiterführenden Forschungsarbeiten soll für eine genauere Betrachtung nicht die
vorhandene Feststoffkonzentration als vereinfachte Maßnahme, sondern die relative
Feststoffkonzentration ermittelt werden und als betontechnologische Einflussgröße
Eingang in die Konzipierung der Betone finden. Weiterhin soll durch die Bestimmung
der Fließmittelsättigungskurve sämtlicher zur Anwendung kommenden Stoffgemische
die Oberflächenbelegung von Fließmittelpolymeren genauer erfasst werden. Ebenso ist
es für eine genauere Betrachtung der hier geschilderten Zusammenhänge notwendig,
den Anteil des chemisch gebundenen Wasser zu bestimmen, der in Abhängigkeit des
reaktiven Klinkeranteils unweigerlich variiert.
7. Literatur
[1] Pressemitteilung des Bundesverbandes der Deutschen Transportbetonindustrie
e.V., Berlin, 2018
[2] Kaplan, D.; de Larrard, F.; Sedran, T.: Avoidance of blockages in concrete
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[3] Feys, D.: Understanding the pumping of conventional vibrated and self-
compacting concrete, in: N. Roussel (Ed.), Underst. Rheol. Concr., Woodhead
Publishing Limited, Cambridgepp, 331-353, 2011
[4] Prüfung von Frischbeton - Teil 5: Ausbreitmaß; Deutsche Fassung EN 12350-
5:2009-08, Beuth, Berlin, 2009
[5] Selbstverdichtender Beton (SVB-Richtlinie), Deutscher Ausschuss für Stahlbeton
e.V., 2003
[6] Feys, D.: Understanding the pumping of conventional vibrated and self-
compacting concrete, in: N. Roussel (Ed.), Underst. Rheol. Concr., Woodhead
Publishing Limited, Cambridge, pp. 331-353, 2011
[7] Kaplan, D.; de Larrard, F.; Sedran, T.: Design of concrete pumping circuit, ACI
Mater. J. 102, pp. 110-117, 2005
[8] Secrieru, E.; Butler, M.; Mechtcherine, V.: Prüfen der Pumpbarkeit von Beton –
Vom Labor in die Praxis, Bautechnik. 11, pp. 797-811, 2014
[9] Feys, D.; Khayat, K.H.; Perez-Schell, A.; Khatib, R.: Prediction of pumping
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Compos. 57, pp. 102-115, 2015
[10] Secrieru, E.; Fataei, S.; Schröfl, C.; Mechtcherine, V.: Study on concrete
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Build. Mater. 144, pp. 451-461, 2017
[11] Kasten, K.: Betontechnologie für Betonpumpen, Putzmeister Concrete Pumps
GmbH, Aichtal 6. Auflage, BP 2158-6, 2011
[12] Secrieru, E.; Cotardo, D.; Mechtcherine, V.; Lohaus, L.; Schröfl, C.; Begemann,
C.: Changes in concrete properties during pumping and lubricating material
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[13] Secrieru, E.: Pumping behaviour of modern concretes - Characterisation and
prediction, PhD thesis, TU Dresden, 2018
[14] Mechtcherine, V.; Nerella, V.N.; Kasten, K.: Testing pumpability of concrete using
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[16] Derjaguin, B.V.: Friction and adhesion, IV. The theory of adhesion of small
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[17] Krell, J.: Einfluss chemisch-mineralogischer Reaktionen des Zements auf das
Ansteifverhalten von Zementleim und Beton, Dissertation, Düsseldorf, 1985
[18] de Larrard, F.: Concrete Mixture Proportioning, E & FN Spon, London, 1999
[19] Flatt, R.J.; Bowen, P.: A Yield Stress Model for Suspensions, J. Am. Cerm. Soc.
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[20] Mazanec, O.; Lowke, D.; Schießl, P.: Mixing of high performance concrete: effect
of concrete composition and mixing intensity on mixing time, Materials and
Structures, 43, 3, pp. 357-365, 2010
[21] Krieger, I.M.; Dougherty, T.J.: A mechanism for non-Newtonian flow suspensions
of grid spheres, Trnas. Soc. Rheol., pp. 137-148, 1959
[22] Zhou, Z.; Scales, P.J.; Boder, D.V.: Chemical and physical control of the rheology
of concentrated metal oxide suspensions, Chemical Engineering Science, V. 56,
pp. 2901-2920, 2001
[23] Lohaus, L.; Cotardo, D.: Pumpstabilität von Beton – Prüfverfahren zur
Mischungsstabilität bei hohem Druck, Schlussbericht zum DBV-
Forschungsvorhaben 308, 2017
[24] Cotardo, D.; Lohaus, L.; Begemann, C.: Pumpstabilität von Beton –
Zusammenhang zwischen dem Entwässerungsverhalten von Beton unter hohem
Druck und den rheologischen Eigenschaften des Feinstmörtels, Tagungsband
zum 4. Grazer Betonkolloquium, 2018
Ansprechpartner:
Dipl.-Ing. Dario Cotardo d.cotardo@baustoff.uni-hannover.de
Institut für Baustoffe
Leibniz Universität Hannover
Appelstraße 9a
30167 Hannover