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Zur Pumpstabilität von Beton - Steuerung des Entwässerungsverhaltens von


Beton unter hohem Druck

Conference Paper · September 2018

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3 authors, including:

Dario Cotardo
Institute of Building Materials Science
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GREAM: Quantification of the Influence of Early-Age-Movement on the Bearing Behavior of Grout-Connections for the Optimization of the Design and Installation of
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Cotardo, D., Lohaus, L., Schack, T., Begemann, C.
Institut für Baustoffe, Leibniz Universität Hannover, Deutschland

Zur Pumpstabilität von Beton – Steuerung des


Entwässerungsverhaltens von Beton unter hohem Druck

Kurzfassung
Das Pumpen von Beton ist für die wirtschaftliche Gestaltung des Betonbaus
unbestritten ein wesentlicher Faktor. Von der störungsfreien Beherrschung des
Pumpprozesses kann zum aktuellen Zeitpunkt aufgrund der enormen Bandbreite und
Komplexität der Betoneigenschaften und aufgrund der zunehmenden Anwendungs-
breite der Pumptechnik jedoch nicht ausgegangen werden, was wiederkehrende
Ereignisse belegen. Es existieren zwar wissenschaftlich begründete Konzepte, die vor
allem die Pumpbarkeit betreffen. Der Wissenstand über die Pumpstabilität, als weitere
wesentliche Anforderung an einen pumpfähigen Beton, ist allerdings vergleichsweise
gering. Unter Verwendung bestehender Ansätze wird im vorliegenden Beitrag die
Pumpstabilität des Frischbetons vor allem über sein Entwässerungsverhalten unter
Anwendung einer Filterpressenprüftechnik abgebildet und um rheologiebasierte
Ansätze erweitert. Ziel war es, einen Zusammenhang zwischen dem Entwässerungs-
verhalten von Beton unter hohem Druck und dem rheologischen Verhalten des
Feinstmörtels herzustellen. Die vorliegenden Untersuchungsergebnisse lassen den
Schluss zu, dass vor allem die Fließgrenze des Feinstmörtels unter Berücksichtigung
der Feinstmörtelmenge im Beton maßgeblich die maximal auspressbare
Filtratwassemenge beeinflusst. Ferner deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die
plastische Viskosität des Feinstmörtels ausschlaggebend dafür ist, wie schnell der
Beton entwässert. Die Erkenntnisse tragen dazu bei, ein besseres Verständnis über
die wesentlichen Mechanismen der Entwässerung von Beton unter hohem Druck zu
erlangen. In weiteren Forschungsarbeiten soll der Zusammenhang zwischen dem
Entwässerungsverhalten und der Pumpstabiliät nachgewiesen werden.

1. Einleitung
Das Pumpen von Beton ist oftmals nicht nur die wirtschaftlichste Möglichkeit, sondern
aus bauverfahrenstechnischen und bauablauftechnischen Gründen auch die einzige
Möglichkeit, eine große Betonmenge in einer angemessener Zeit und in der
gewünschten Qualität zu fördern. In Deutschland wurden im Jahr 2017 rd. 51,6 Mio. m³
und damit rd. 30 % des Gesamtbetonvolumens mittels Pumpen gefördert und
eingebaut [1]. Es wird ersichtlich, dass der Betonförderung durch Pumpen ein
erheblicher Anteil im Betonbau zugemessen werden kann, wobei zu erwarten ist, dass
der Anteil in den kommenden Jahren weiter steigen wird [1]. Durch die zunehmende
Anwendungsbreite der Pumptechnik, aber auch durch die fortschreitenden
Entwicklungen in der Betontechnologie, werden sowohl Betontechnologen aber auch
Maschinenbetreiber vor große Herausforderungen gestellt. Trotz umfangreicher
Erfahrungen mit dem Pumpen von Beton ist die Pumptechnik auch heute noch mit
zahlreichen Risiken verbunden. Bereits bei alltäglichen Pumpaufgaben können
Störungen auftreten. Dazu gehören Stopfer mit hohen Schadenskosten, zeitliche
Ausfälle im Bauablauf oder gar Personenschäden. Die erheblichsten Schadensummen
entstehen durch Schlauchplatzer, bei dauerhafter Verstopfung des Pumpaggregats
sowie der zugehörigen Förderleitungen. In vielen Fällen kann eine Verstopfung der
Förderleitung auf eine unzureichende Betonzusammensetzung zurückgeführt werden
[2][3]. Einer Verstopfung der Förderleitung geht oftmals eine ungewollten
Entwässerung des Betons vorweg. Sichere Vorhersagen können mit den üblichen
empirischen Methoden [4][5] in Anbetracht der großen Bandbreite der
Betoneigenschaften und -qualität bislang nicht formuliert werden [6][7][8]. Zur
Beurteilung der Betoneigenschaften im Kontext des Pumpens von Beton hat sich die
Bestimmung des Ausbreitmaßes auf der Baustelle etabliert. Das komplexe Verhalten
eines zu pumpenden Betons kann alleine dadurch nur schwierig abgebidlet werden
[9][10].

2. Stand der Forschung


Die Pumpfähigkeit eines Betons beschreibt dessen Fähigkeit unter Druck durch eine
Förderleitung zu strömen, ohne dabei seine ursprünglichen Eigenschaften zu verlieren
[11]. Demnach setzt sich die Pumpfähigkeit eines Betons aus den zum Teil
konkurrierenden Anforderungen Pumpbarkeit und Pumpstabilität zusammen. Die
Pumpbarkeit und die Pumpstabilität stellen zwar keine direkt messbaren, physikalisch
definierten Größen dar [12], indes lassen sie sich zum Teil über rheologische
Eigenschaften des Betons beschreiben. Die Pumpbarkeit wird für gewöhnlich über das
Druck-Fördermenge-Verhätlnis abgebildet, wobei die Viskosität des Betons dabei eine
entscheidende Rolle spielt [13]. Die Pumpstabilität beschreibt grundsätzlich die
Fähigkeit des Betons, die Eigenschaften unter Druck beizubehalten.

Abbildung 1: Die am Institut für Baustoffe der Leibniz Universität Hannover entwickelte mobile
Hochdruckfilterpresse zur Beurteilung der Mischungsstabilität von Beton bei hohem
Druck [15]
In der Literatur sind die betontechnologische Konzipierung von pumpbaren Betonen
und die messtechnische Erfassung von pumpbarkeitsrelevanten Eigenschaften gut
beschrieben [12]-[14]. Der Wissensstand über die zielsichere Gestaltung der
Pumpstabilität von Beton weist demgegenüber größere Lücken auf.
Zur prüftechnischen Erfassung von pumpstabilitätsrelevanten Kennwerten (z.B.
Auspressmenge oder Auspressrate), erscheinen Filterpressenprüftechniken, die den
Prüfdruck mittels Druckstempel aufbringen, eine sinnvolle Wahl, da diese das
Verhalten in einer Rohrleitung realitätsnah abbilden [12]. Die Druckaufbringung mittels
Druckluft führt zu deutlich anderen Ergebnissen, da nahezu sämtliches Wasser aus der
Betonprobe extrudiert wird. Die am Baustoffinstitut in Hannover, im Rahmen des DBV-
Vorhabens 308, entwickelte Prüftechnik stellt ein Verfahren dar, das mittels
Druckstempel den Prüfdruck auf den Beton überträgt (vgl. Abbildung 1). Als
Messergebnis lässt sich die Filtratwassermenge im Zeitverlauf darstellen, die aus der
Frischbetonprobe unter praxisüblichen (Pumpen-) Drücken herausgepresst werden
kann (vgl. Abbildung 2) [15].

Abbildung 2: Charakteristische Filtratwassermenge-Zeit-Kurven verschiedener Betonzusammen-


setzungen

Untersuchungen von SECRIERU et al. lassen darauf schließen, dass ein


Zusammenhang zwischen den rheologischen Eigenschaften des im Beton enthaltenen
Feinstmörtels und dem Entwässerungsverhaltendes Betons besteht [12]. Allerdings
konnten im Rahmen der durchgeführten Untersuchungen betontechnologische
Einflussgrößen nur im begrenzten Umfang und noch nicht systematisch untersucht
werden. Weiterhin wurde in [12] eine Modellvorstellung entwickelt, welche die
Bindungsarten des Wassers im Partikelgemisch des Betons beschreibt. Die
Modellvorstellung erlaubt es die wesentlichen Mechanismen und Abhängigkeiten der
Entwässerung eines Betons zu beschreiben.
Abbildung 3: Schematische Darstellung der Entwässerung eines Betons im
Druckstempelverfahren [12]

Unter Berücksichtigung der vorliegenden Abstraktionsebene wurden für den


vorliegenden Beitrag folgende Hypothesen formuliert:
 Nach der Entwässerung verbleiben ein Großteil des Zwickelwassers und sämtliches
chemisch und physikalisch gebunde Wasser in der Betonprobe.
 Das als „rheologisch wirksam“ zu bezeichnende Wasser (freies Wasser) wird im
zeitlichen Verlauf in Abhängigkeit von der Druckhöhe und der Filtereigenschaften
(Filterpapier und Partikelgemisch) aus der Probe extrudiert.
 Die maximal auspressbare Filtratwassermenge hängt im Wesentlichen von der
(rheologisch wirksamen) Wasserfilmdicke des Partikelgemischs (≤ 0,125 mm) und
von der Leimmenge ab.
 Die zeitliche Entwicklung der Entwässerung hängt im Wesentlichen von der
(rheologisch wirksamen) Wasserfilmdicke des Partikelgemischs (≤ 0,125 mm) und
den nach DLVO-Theorie [16] resultierenden interpartikulären Wechselwirkungen ab.
Die Wasserfilmdicke dw des Partikelgemischs (≤ 0,125 mm) kann generell als Funktion
verschiedener betontechnologischer und materialspezifischer Einflussgrößen
abgebildet werden. Gleichung (1) stellt einige solcher Funktionsgrößen dar.

𝑑𝑤 = 𝑓{𝑆𝑚 , 𝑄𝑟 (𝑎𝑖 ), 𝑎𝑟 𝛷, 𝛷𝑚 , 𝜃} (1)

Sm ............. massebezogene spezifische Oberfläche [m²/g]


Qr (ai) ........ Partikelgrößenverteilung [-]
ar .............. mittlerer Partikelradius [m]
𝛷 ............... vorhandene vol. Feststoffkonzentration der Suspension [-]
𝛷m ............. maximal mögliche vol. Feststoffanteil der Suspension [-]
𝜃 ............... Oberflächenbelegung von Fließmittelpolymeren [-]

Die Wasserfilmdicke dw lässt sich beispielsweise nach KRELL rechnerisch in


Abhängigkeit geometrischer Randbedingungen des Partikelgemischs und des
Wassergehalts der Suspension bestimmen [17]. Die Wasserfilmdicke dw stellt eine
Modellgröße dar, bei der eine vollständige Dipergierung der Zementpartikel
vorausgesetzt wird. Der Partikelabstand scheint für die Beschreibung des
Entwässerungsverhaltens einen brauchbaren Kennwert darzustellen, der vor allem von
der Mischenergie und von der Anzahl und der Wirkung dispergierender
Fließmittelpolymere bzw. von in der Suspension verbleibenden Agglomeratstrukturen
abhängt. Die Bestimmung solcher zeit- und schervarianten in-situ Kennwerte ist jedoch
sehr komplex und aufwendig. Ingenieurmäßig erscheint daher die integrale Erfassung
von Partikelabständen und die daraus resultierenden interpartikulären
Wechselwirkungen über die rheologischen Eigenschaften der Suspension, bzw. des
Feinstmörtels sinnvoll. Die Fließgrenze und die plastische Viskosität sind als wichtigste
rheologischen Kennwerte zu nennen. Als wesentliche Einflussgröße auf die plastische
Viskosität einer zementösen Suspension kann die relative Feststoffkonzentration als
das Verhältnis aus der vorhandenen vol. Feststoffkonzentration und der maximal
möglichen vol. Feststoffkonzentration definiert werden [18]. Mit zunehmender relativer
Feststoffkonzentration werden die Partikel enger gepackt. Dadurch bedingt nehmen
interpartikuläre Wechselwirkungen, aber auch interpartikuläre Kontaktpunkte zu [19].
Mit steigender relativer Feststoffkonzentration ist eine exponentielle Zunahme der
plastischen Viskosität zu verzeichnen [20]. In einer zementösen Suspension ohne
Zusatzstoffe kann die relative Feststoffkonzentration in klassischer Weise
näherungsweise über den w/z-Wert abgebildet werden. Dabei gilt, je geringer der w/z-
Wert, desto höher ist die Feststoffkonzentration. Zur Beschreibung der Fließgrenze
sind neben der vorhandenen und der maximal möglichen Feststoffkonzentration vor
allem die mittlere Partikelgröße und die Partikelgrößenverteilung, die wiederum vom
Dispergierungsgrad abhängen, maßgebend. Der Einfluss dieser Kenngrößen auf die
plastische Viskosität und auf die Fließgrenze einer zementösen Suspension können
durch die Gleichungen (2) und (3) gemäß [21] und [22] beschrieben werden.
𝛷 −𝛷𝑚
µ ~ (1 − ) (2)
𝛷 𝑚

𝛷3 𝑓(𝑄𝑟 (𝑎𝑖 ))
𝜏0 ~ , 𝜏0 ~ (3)
𝛷𝑚 (𝛷𝑚 −𝛷) 𝑎𝑟2

µ ............... plastische Viskosität [Pa ∙ s]


τ0 .............. Fließgrenze [Pa]

3. Experimentelles Untersuchungsprogramm
3.1. Ziel der Untersuchungen
Ziel der Untersuchungen war es, einen Zusammenhang zwischen dem
Entwässerungsverhalten von Beton unter hohem Druck und den rheologischen
Eigenschaften des darin enthaltenen Feinstmörtels herzustellen. Damit soll ein
grundlegendes Verständnis über die Pumpstabilität von Beton geschaffen werden. Der
weitere Forschungsbedarf soll darin bestehen, den Einfluss wesentlicher
betontechnologischer und materialspezifischer Parameter auf das Entwässerungs-
verhalten von Beton über die Kopplung von rheologischen Materialgesetzen in einer
ingenieurmäßigen Modellvorstellung abzubilden. Großmaßstäbliche Pumpversuche
sollen den Nachweis liefern, dass die Pumpstabilität von Beton über das
Entwässerungsverhalten unter hohem Druck abgebildet werden kann.

3.2. Konzeption der Versuche


Im Rahmen dieses Beitrages wurden Kenngrößen des Frischbetons, die durch die
Filterpressenprüftechnik ermittelt wurden, rheologischen Kenngrößen des aus dem
Beton extrahierten Feinstmörtels gegenübergestellt. Als betontechnologische
Einflussgrößen wurden die vorhandene Feststoffkonzentration und die
Fließmittelkonzentration variiert, um die rheologischen Eigenschaften des
Feinstmörtels zu beeinflussen.
Zur Erfassung der rheologischen Eigenschaften des Feinstmörtels wurden die durch
mechanische Siebung (Maschenweite = 0,5 mm) aus den Betonen separierten
Feinstmörtel unter Anwendung eines Rotationsviskosimeters (Viskomat NT,
Schleibinger Geräte Teubert u. Greim GmbH) charakterisiert. Die Ermittlung der
rheologischen Eigenschaften erfolgte stets 20 min. nach Wasserzugabe. Auf
Grundlage der so durchgeführten Untersuchungen konnten die Versuchsergebnisse
aus den rheologischen Untersuchungen den Kennwerten des
Entwässerungsverhaltens direkt gegenübergestellt werden. Die Durchführung der
rheologischen Untersuchungen an den auf diese Weise separierten Feinstmörtel hat
einen elementaren Grund. Da besonders die Mischwirkung ausschlaggebend dafür ist,
welcher Dispergierungsgrad erreicht wird, ist es nicht zielführend, die Leimphase rein
rechnerisch zu bestimmen und darauf beruhend separat herzustellen.
Die analytisch ermittelten rheologischen Kennwerte wurden durch eine empirische
Methode (Hägermann-Versuch) abgesichert.
Die prüftechnische Erfassung des Entwässerungsverhaltens der Betone unter hohem
Druck erfolgte unter Anwendung der mobilen Hochdruckfilterpresse (vgl. Abbildung 1).
Der Prüfdruck wurde 20 min. nach Wasserzugabe innerhalb von 30 sec. stetig von
0 bar auf 55 bar (max. Pumpendruck in der Praxis) aufgebaut. Daraufhin wurde der
Prüfdruck von 55 bar für insgesamt 570 sec. konstant gehalten. Danach wurde der
Druck auf ca. 80 bar erhöht und solange aufrechterhalten, bis die Betonprobe nahezu
vollständig entwässert war (ΔM. ≤ 0,3 g/min). Die Filtratwassermenge wurde
aufgefangen und mit einer Messrate von 1 Hz erfasst.

3.3. Ausgangsstoffe und Betonzusammensetzungen


Für die Konzipierung der Betone wurde ein Portlandzement der Festigkeitsklasse 42,5
mit hoher Anfangsfestigkeit verwendet. Die Gesteinskörnungssieblinie wurde unter
Verwendung von natürlichem Flussmaterial nahe der Regelsieblinie B mit einem
Größtkorn von 8 mm gewählt. Beide Kornfraktionen wurden an der Luft getrocknet. Als
Zusatzmittel wurde ein kommerziell erhältliches Fließmittel basierend auf
Polycarboxylatether genutzt. Zur Variation rheologischer Eigenschaften des
Feinstmörtels wurden zwei Betonserien konzipiert. Für die Betonserie I wurde die
vorhandene Feststoffkonzentration als betontechnologische Einflussgröße variiert.
Dabei wurde bei steigendem Zementanteil die Zugabemenge an Wasser sukzessive
reduziert, wobei keine Änderung im Leimgehalt des Betons angestrebt wurde. Der
Fließmittelgehalt wurde mit 1,0 M.-% von Zement konstant gehalten.
Tabelle 1: Ausgangsstoffe, Betonzusammensetzungen und betontechnologische Kenngrößen
Betonserie I Betonserie II
Dichte
I-1 I-2 I-3 II-1 II-2 II-3
Ausgangsstoffe
Masse Masse Masse Masse Masse Masse
[kg/dm³]
[kg/m³] [kg/m³] [kg/m³] [kg/m³] [kg/m³] [kg/m³]
CEM I 42,5 R 3,1 375 372 391 391 391 391
Wasser 1,0 180 175 169 180 180 180
Sand 0/2 2,63 750 750 750 738 738 738
Kies 2/8 2,57 1041 1041 1041 1024 1024 1024
PCE-Fließmittel 1,05 3,75 3,72 3,91 2,34 3,13 3,91
w/z-Wert [-] 0,5 0,47 0,43 0,46 0,46 0,46
Leimgehalt [dm³/m³] 295 295 295 306 306 306
Fließmittel- [M.-% v.
1,0 1,0 1,0 0,6 0,8 1,0
konzentration Zement]
Feststoff-
[-] 0,39 0,41 0,43 0,41 0,41 0,41
konzentration ϕ
Dichte ρ [kg/dm³] 2,33 2,34 2,35 2,33 2,33 2,33

Für die Betonserie II wurde bei ansonsten gleicher Zusammensetzung die


Fließmittelkonzentration als betontechnologische Einflussgröße variiert. Die
verwendeten Ausgangsstoffe, die Betonzusammensetzungen der jeweiligen
Betonserien und davon abgeleitete Kenngrößen der Betone sind in Tabelle 1
zusammengefasst.

4. Versuchsergebnisse und Diskussion


Im Folgenden werden die Versuchsergebnisse der jeweiligen Betonserien
gegenübergestellt und diskutiert.
Tabelle 2: Beton- und Feinstmörteleigenschaften
Betonserie I Betonserie II
Eigenschaften
I-1 I-2 I-3 II-1 II-2 II-3
Ausbreitmaß* [mm] 430 415 400 360 390 420
Ausbreitfließmaß** [mm] 365 350 340 320 345 360
Luftporengehalt*[%] 1,40 1,30 1,40 1,45 1,50 1,40
Frischbetonrohdichte* [kg/dm³] 2,35 2,38 2,41 1,39 2,41 2,40
rel. Fließgrenze** [Nmm] 2,12 5,64 9,26 9,56 5,32 2,19
rel. plastische Viskosität** [Nmm∙s] 5,13 9,54 12,05 14,13 8,90 6,75
max. Filtratwassermenge* [dm³/m³] 42,14 37,43 33,28 28,14 38,24 44,37
Integral der Filtratwassermenge-Zeit-
1893 1370 1337 551 1652 2078
Kurven bis 180 sec.* [s∙dm³/m³]
* **
Messung am Beton; Messung am Feinstmörtel;
Die Versuchsergebnisse der jeweiligen Prüfungen (physikalische Eigenschaften im
frischen Zustand, rheologische Eigenschaften des Feinstmörtels, Kenngrößen des
Entwässerungsverhaltens der Betone) sind in Tabelle 2 zusammengefasst. Es ist zu
beachten, dass die aufgeführten Werte entweder am Beton oder am Feinstmörtel
bestimmt wurden (vgl. Fußnote, Tabelle 2)

4.1. Betonserie I
Es ist zu erkennen, dass die Fließfähigkeit sowohl der Betone als auch die der
Feinstmörtel mit steigender Feststoffkonzentration abnimmt (vgl. Tabelle 2). Da der
Leimgehalt im Beton konstant ist, lässt sich der Rückgang der Fließfähigkeit des
Betons einzig auf die steigende Fließgrenze des Feinstmörtels zurückführen (vgl.
Abbildung 4).

Abbildung 4: Betonserie I – Relative Viskosität (ausgefülltes Symbol) und relative Fließgrenze


(nicht ausgefülltes Symbol) der Feinstmörtel als Funktion von der
Feststoffkonzentration.

Gleichzeitig steigt mit steigender Feststoffkonzentration auch die rel. Viskosität der
Feinstmörtel (vgl. Abbildung 4). Infolge einer erhöhten Feststoffkonzentration werden
die Partikel des Stoffgemischs enger gepackt, wodurch interpartikuläre
Wechselwirkungen, aber auch die Anzahl interpartikulärer Kontaktpunkte zunimmt. Die
Änderung der Fließeigenschaften durch Variation der Feststoffkonzentration macht
sich auch im Entwässerungsverhalten der Betone bemerkbar (vgl. Abbildung 5). Zur
Quantifizierung des Entwässerungsverhaltens der Betone wurden zwei Kennwerte
anhand der Filtratwassermenge-Zeit-Kurven bestimmt. Zum einen wurde die maximale
Filtratwassermenge bestimmt und zum anderen wurde das frühe Entwässerungs-
verhalten als integrale Fläche der Filtratwassermenge-Zeit-Kurven in einem
festgelegten Intervall zwischen 0 sec. bis 180 sec. Prüfzeit abgebildet. Die gewählte
Intervallbreite ergibt sich aus vergleichenden Untersuchungen aus [23]. Da den
Filtratwassermenge-Zeit-Kurven keine elementare Stammfunktion zugeordnet werden
können, wurde der Flächeninhalt mit Hilfe numerischer Integration bestimmt.
Abbildung 5: Betonserie I - Filtratwassermenge-Zeit-Kurven

Anhand der Versuchsergebnisse ist zu erkennen, dass mit steigender Feststoff-


konzentration die maximal auspressbare Filtratwassermenge sinkt (vgl. Abbildung 6).

Abbildung 6: Betonserie I - Maximale Filtratwassermenge (ausgefülltes Symbol) und Integral der


Filtratwassermenge-Zeit-Kurven bis 180 sec. Prüfdauer (nicht ausgefülltes Symbol)
als Funktion von der Feststoffkonzentration

Durch Variation der Feststoffkonzentration steigt bei gleichbleibendem Leimgehalt die


Fließgrenze des Feinstmörtels, was dazu führt, dass die max. Filtratwassermenge
sinkt. Der Trend, dass vor allem die Fließgrenze des Feinstmörtels die maximale
Filtratwassermenge beeinflusst, wurde durch noch nicht veröffentlichte
Untersuchungen, in denen die Fließgrenze konstant gehalten wurde und die Viskosität
variierte, bestätigt (vgl. [24]). Ferner ist zu erkennen, dass mit steigender
Feststoffkonzentration das Wasserrückhaltevermögen in der frühen Phase der
Entwässerung steigt. Anhand der vorliegenden Versuchsergebnisse kann nicht
verifiziert werden, in welcher Weise das Wasserrückhaltevermögen von der
Fließgrenze und/oder der plastischen Viskosität abhängt. Dass die plastische
Viskosität nicht unwesentlich zum Wasserrückhaltevermögen beiträgt, kann mitunter
durch das Hagen-Poiseuille-Gesetz begründet werden.

4.2. Betonserie II
Die in Tabelle 2 aufgeführten Versuchsergebnisse der Betonserie II zeigen, dass, wie
zu erwarten, mit steigender Fließmittelkonzentration die Fließfähigkeit des
Feinstmörtels und dadurch bedingt die des Betons steigt. Dies macht sich
gleichermaßen in der Änderung der relativen Fließgrenze und der relativen Viskosität
der Feinstmörtel als Funktion von der Fließmittelkonzentration bemerkbar
(vgl. Abbildung 7). Beide Kurvenverläufe nähern sich tendenziell asymptotisch einem
Grenzwert an, was mit der zunehmenden Fließmittelsättigung des Partikelsystems
begründet werden kann. Durch die Vergrößerung des Partikelabstandes infolge
freigesetzten Wassers nehmen interpartikuläre Wechselwirkungen immer mehr ab,
was sich in der plastischen Viskosität bemerkbar macht.

Abbildung 7: Betonserie II – Relative Viskosität (ausgefülltes Symbol) und relative Fließgrenze


(nicht ausgefülltes Symbol) der Feinstmörtel als Funktion von der
Fließmittelkonzentration

Als weitere Erklärung kann Gleichung (2) herangezogen werden. Durch einen höheren
Dispergierungsgrad steigt die maximal mögliche Feststoffkonzentration, was dazu
führt, dass bei gleichbleibender Feststoffkonzentration die plastische Viskosität sinkt. In
Anbetracht der Filtratwassermenge-Zeit-Kurven bestätigt sich dieser Zusammenhang
(vgl. Abbildung 8). Sowohl die maximalen Filtratwassermengen als auch die
Kurvenverläufe unterscheiden sich durch die Variation der Fließmittelkonzentration.
Abbildung 9 zeigt die maximale Filtratwassermenge als Funktion von der Fließmittel-
konzentration. Mit zunehmender Fließmittelkonzentration steigt die maximale
Filtratwassermenge asymptotisch an und folgt dabei tendenziell der bekannten
Fließmittelsättigungskurve. Mit zunehmender Wirkung in Abhängigkeit steigender
Anzahl an Fließmittelpolymeren werden bei gleicher Mischwirkung mehr
Agglomerationen aufgelöst, was dazu führt, dass mehr rheologisch wirksames Wasser
dem Partikelsystem zur Verfügung steht.
Abbildung 8: Betonserie II - Filtratwassermenge-Zeit-Kurven

Das auf diese Weise frei gewordene Wasser erhöht die maximal auspressbare
Filtratwassermenge. Es ist zu erwarten, dass die maximal auspressbare
Filtratwassermenge bei gleichem Leimgehalt oberhalb der Fließmittelsättigung einen
Grenzwert nicht überschreitet.

Abbildung 9: Betonserie II - Maximale Filtratwassermenge (ausgefülltes Symbol) und Integral der


Filtratwassermenge-Zeit-Kurven bis 180 sec. Prüfdauer (nicht ausgefülltes Symbol)
als Funktion von der Fließmittelkonzentration

Weiterhin ist festzustellen, dass das Wasserrückhaltevermögen in der frühen Phase


der Entwässerung mit zunehmender Fließmittelkonzentration sinkt. Dies ist darauf
zurückzuführen, dass mit steigender Fließmittelkonzentration die maximal mögliche
Feststoffkonzentration steigt und dazu führt, dass die relative Feststoffkonzentration
sinkt. Durch diesen Effekt sinken sowohl die Fließgrenze als auch die plastische
Viskosität, was sich in einem Rückgang des Wasserrückhaltevermögens bemerkbar
macht.
5. Zusammenfassung
Das Pumpen von Beton stellt für die Sicherstellung eines reibungslosen Bauablaufs
eine zentrale Rolle dar. Die Entwicklungen in der Betontechnologie, wie beispielsweise
die Entwicklung und Bereitstellung hochwirksamer Fließmittelpolymere, führen jedoch
zunehmend dazu, dass das Baustoffsystem immer komplexer und sensibler wird.
Daraus resultierend treten beim Pumpen von Beton trotz umfangreicher Erfahrungen
bereits im alltäglichen Baugeschehen Störungen auf, die zu hohen Schadensummen
führen. Als Grund dafür kann in den häufigsten Fällen eine unzureichende
Betonzusammensetzung genannt werden. Neue Methoden und wissenschaftliche
Konzepte vor allem zur Bestimmung der Pumpbarkeit sind in der Literatur gut
beschrieben. Allerdings besteht hinsichtlich der Pumpstabilität von Beton noch
erheblicher Forschungsbedarf. Der vorliegende Artikel soll einen Beitrag dazu liefern,
einen Teil dieses Bedarfs zu decken. Ziel der Untersuchungen war es, einen
Zusammenhang zwischen dem Entwässerungsverhalten von Beton unter hohem Druck
und den rheologischen Eigenschaften des Feinstmörtels herzustellen, um Grundlagen
für ein besseres Verständnis zur Pumpstabilität zu liefern. Es konnte gezeigt werden,
dass das Entwässerungsverhalten von Beton unter hohem Druck stark mit den
rheologischen Eigenschaften des Feinstmörtels korreliert. Dabei zeigte sich, dass die
gewählten betontechnologischen Einflussgrößen (Feststoffkonzentration und
Fließmittelkonzentration) nicht nur das rheologische Verhalten stark beeinflussen,
sondern, dass damit auch Einfluss auf das Entwässerungsverhalten genommen
werden kann. Es konnte tendenziell bestätigt werden, dass vor allem die Fließgrenze
die maximal auspressbare Filtratwassermenge und das Zusammenspiel aus
Fließgrenze und plastischer Viskosität das Verhalten in der frühen Phase der
Entwässerung beeinflusst. Die erlangten Erkenntnisse sollen für weiterführende
Forschungsaktivitäten genutzt werden, um den Einfluss wesentlicher
betontechnologischer und materialspezifischer Parameter auf das
Entwässerungsverhalten von Beton über die Kopplung von rheologischen
Materialgesetzen in einer ingenieurmäßigen Modellvorstellung abzubilden.
Großmaßstäbliche Pumpversuche sollen den Nachweis liefern, dass die Pumpstabilität
von Beton über das Entwässerungsverhalten unter hohem Druck abgebildet werden
kann.

6. Ausblick
In weiterführenden Forschungsarbeiten soll für eine genauere Betrachtung nicht die
vorhandene Feststoffkonzentration als vereinfachte Maßnahme, sondern die relative
Feststoffkonzentration ermittelt werden und als betontechnologische Einflussgröße
Eingang in die Konzipierung der Betone finden. Weiterhin soll durch die Bestimmung
der Fließmittelsättigungskurve sämtlicher zur Anwendung kommenden Stoffgemische
die Oberflächenbelegung von Fließmittelpolymeren genauer erfasst werden. Ebenso ist
es für eine genauere Betrachtung der hier geschilderten Zusammenhänge notwendig,
den Anteil des chemisch gebundenen Wasser zu bestimmen, der in Abhängigkeit des
reaktiven Klinkeranteils unweigerlich variiert.
7. Literatur
[1] Pressemitteilung des Bundesverbandes der Deutschen Transportbetonindustrie
e.V., Berlin, 2018
[2] Kaplan, D.; de Larrard, F.; Sedran, T.: Avoidance of blockages in concrete
pumping process, ACI Mater. J. 102, 183-191, 2005
[3] Feys, D.: Understanding the pumping of conventional vibrated and self-
compacting concrete, in: N. Roussel (Ed.), Underst. Rheol. Concr., Woodhead
Publishing Limited, Cambridgepp, 331-353, 2011
[4] Prüfung von Frischbeton - Teil 5: Ausbreitmaß; Deutsche Fassung EN 12350-
5:2009-08, Beuth, Berlin, 2009
[5] Selbstverdichtender Beton (SVB-Richtlinie), Deutscher Ausschuss für Stahlbeton
e.V., 2003
[6] Feys, D.: Understanding the pumping of conventional vibrated and self-
compacting concrete, in: N. Roussel (Ed.), Underst. Rheol. Concr., Woodhead
Publishing Limited, Cambridge, pp. 331-353, 2011
[7] Kaplan, D.; de Larrard, F.; Sedran, T.: Design of concrete pumping circuit, ACI
Mater. J. 102, pp. 110-117, 2005
[8] Secrieru, E.; Butler, M.; Mechtcherine, V.: Prüfen der Pumpbarkeit von Beton –
Vom Labor in die Praxis, Bautechnik. 11, pp. 797-811, 2014
[9] Feys, D.; Khayat, K.H.; Perez-Schell, A.; Khatib, R.: Prediction of pumping
pressure by means of new tribometer for highly-workable concrete, Cem. Concr.
Compos. 57, pp. 102-115, 2015
[10] Secrieru, E.; Fataei, S.; Schröfl, C.; Mechtcherine, V.: Study on concrete
pumpability combining different laboratory tools and linkage to rheology, Constr.
Build. Mater. 144, pp. 451-461, 2017
[11] Kasten, K.: Betontechnologie für Betonpumpen, Putzmeister Concrete Pumps
GmbH, Aichtal 6. Auflage, BP 2158-6, 2011
[12] Secrieru, E.; Cotardo, D.; Mechtcherine, V.; Lohaus, L.; Schröfl, C.; Begemann,
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Ansprechpartner:
Dipl.-Ing. Dario Cotardo d.cotardo@baustoff.uni-hannover.de
Institut für Baustoffe
Leibniz Universität Hannover
Appelstraße 9a
30167 Hannover

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