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Korrosion der Metalle –


Korrosionswahrscheinlichkeit metallischer Werkstoffe bei äußerer
Korrosionsbelastung –
Teil 3: Rohrleitungen und Bauteile in Böden und Wässern;
Beiblatt 1: Korrosionsraten von Bauteilen in Gewässern
Corrosion of metals –
Probability of corrosion of metallic materials when subject to corrosion from the outside –
Part 3: Buried and underwater pipelines and structural components;
Supplement 1: Corrosion rates of structural components in water
Corrosion des métaux –
Probabilité de corrosion des matériaux métalliques sous chargement corrosif extérieure –
Partie 3: Conduites et éléments de construction enterrées et dans l’eau;
Supplément 1: Taux de corrosion d’éléments de construction dans l’eau

2/ +
DIN 50929-3 Bbl 1:2014-11

Inhalt
Seite

Vorwort ................................................................................................................................................................3
Einleitung .............................................................................................................................................................4
1 Anwendungsbereich .............................................................................................................................5
2 Verweisungen .........................................................................................................................................5
3 Begriffe ...................................................................................................................................................6
4 Allgemeines ............................................................................................................................................7
5 Berechnungen der Abrostungen..........................................................................................................8
5.1 Neuerungen ............................................................................................................................................8
5.2 Grundlagen .............................................................................................................................................9
5.2.1 Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit ...........................................................................................9
5.2.2 Bestimmung der Abrostung anhand eines Beispiels ........................................................................9
5.3 Spundwandstatik – Ansätze zur semiprobalistischen Betrachtung ............................................. 11
Literaturhinweise ............................................................................................................................................. 12

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DIN 50929-3 Bbl 1:2014-11

Vorwort
In DIN EN 1993-5 und EAU [1] wird beschrieben, wie sich z. B. Spundwandbauwerke im Wasser hinsichtlich
des zu erwartenden korrosiven Abtrags in Abhängigkeit zur Standzeit verhalten. Grundsätzlich sind dabei die
zwei Gewässertypen Binnen- und Meerwasser beschrieben. DIN 50929-3 gibt Korrosionsgeschwindigkeiten in
Abhängigkeit von der Wasserzusammensetzung bzw. des Bodeneluats an. In einem Forschungsvorhaben der
EU (ECSC, [2]) bzw. der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW, [3]) wurde darüber hinaus ein statistisch
signifikanter Zusammenhang von Abrostungsraten an Spundwandbauwerken mit dem Wasserchemismus
(Bewertungszahlsumme W0 nach DIN 50929-3) nachgewiesen.

Dieses Beiblatt wurde vom Arbeitsausschuss NA 062-01-71 AA „Korrosion und Korrosionsschutz“ im DIN-
Normenausschuss Materialprüfung (NMP) erstellt. Es ergänzt DIN 50929-3 mit diesen Ergebnissen.

Es wird auf die Möglichkeit hingewiesen, dass einige Elemente dieses Dokuments Patentrechte berühren
können. Das DIN ist nicht dafür verantwortlich, einige oder alle diesbezüglichen Patentrechte zu identifizieren.

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DIN 50929-3 Bbl 1:2014-11

Einleitung
DIN 50929-3 legt aus der Kenntnis des Wasserchemismus eines Immersionsmediums die Berechnung zur
Abrostung eines Stahlbauteils fest. Dieser Ansatz wird hier aufgegriffen und auf Spundwandbauwerke
erweitert. Basierend auf neueren Daten von Restwanddickenmessungen an bestehenden Spundwandbau-
werken in verschiedenen, natürlichen Gewässern wurden statistische Untersuchungen mit den aktuell
bestimmten Werten der Bewertungszahlsumme W0 vorgenommen. Die in den Variationsdiagrammen
erzeugten Kurven ermöglichen das Ablesen der Korrosionsrate (in µm/a), die dann auf das Bauwerk, in
Abhängigkeit zur Standzeit und zur Korrosionszone, übertragen werden können.

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DIN 50929-3 Bbl 1:2014-11

1 Anwendungsbereich
Zweck von DIN 50929-3 Beiblatt 1 ist die Herleitung der zu erwartenden Abrostung aus der Bestimmung der
Wasseraggressivität (Bewertungszahlsumme W0) nach DIN 50929-3, 1985-09, 6.1.1 bzw. Tabelle 1. Damit
kann eine Prognose zur Standzeit und Nutzungsdauer eines Bauwerkes bzw. Bauteils aus Baustahl ermittelt
werden. Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, den Sauerstoffgehalt des Immersionsmediums ergänzend zu W0
in die Korrosivität einfließen zu lassen.

Die vorgeschlagenen Korrosionsraten sind für Bauwerke der Uferbefestigung („Spundwandbauwerke“) für die
in Deutschland vorkommenden Gewässertypen anzuwenden. Die Abrostung verläuft dabei zur Tiefe hin nicht
gleichmäßig, wodurch eine Untergliederung in Abrostungszonen erfolgt. Im Detail werden Korrosionsraten für
die Spritzwasser- (SprWZ), Niedrigwasser- (NWZ) und Unterwasserzone (UWZ) unterschieden. Für den
Wasserwechselbereich (WWZ) kann erfahrungsgemäß der Wert der Unterwasserzone (UWZ) eingesetzt
werden. Bei der Ermittlung und Anwendung der Korrosionsraten ist zu beachten:

Die Abrostungswerte beziehen sich nur auf Spundwandbauwerke ohne Schutzanstrich bzw.
Kathodischem Korrosionsschutz.

Bei einem Bauteil, das beidseitig bzw. allseitig von Wasser umflossen wird, ist dementsprechend die
Korrosionsrate zu verdoppeln.

Die Korrosion der Erdseite ist hier nicht berücksichtigt, da bei den untersuchten Objekten derartige
Befunde nicht auftraten. Daher handelt es sich insgesamt um Daten einer einseitigen Abrostung, wenn
das Bauteil auf der Rückseite z. B. mit schützendem Material aufgefüllt bzw. auf der Rückseite vor
Korrosion geschützt ist. Ansonsten kann der Wert des Bodeneluats dem hier maßgeblichen W0 des
Wassers gleichgesetzt werden.

Der Einfluss an Mikrobiell Induzierter Korrosion (MIC), welche üblicherweise nur stellenweise als
Lochfraß auftritt, wurde bei den untersuchten Objekten nicht festgestellt bzw. nicht berücksichtigt.
Korrosionsraten durch MIC betragen erfahrungsgemäß ein Mehrfaches der maximalen Korrosion.

Durch die Restwanddickenbestimmung mit der Ultraschallmethode kann die Richtung der Abrostung nicht
bestimmt werden. Im Allgemeinen weisen Rostnarben usw. darauf hin. Hat die Korrosion an
Spundwänden ihren Ausgang von der Rückseite, wird sie erst bei der Durchrostung sichtbar. Ein
eindeutiger Nachweis der Korrosionsrichtung kann durch orientierte Stahlprobennahme mit
nachfolgender Zuordnung der für die ehemalige Mitte kennzeichnenden MnS-Züge des Gefüges unter
dem Mikroskop (Anschliff) durchgeführt werden.

Die Korrosionsraten können auch für beliebige Bauteile aus Baustahl angewendet werden,
vorausgesetzt, der Wasserchemismus des Immersionsmediums entspricht den Einteilungen nach W0.

Die Anwendung der Korrosionsraten erfordert eine Mindeststandzeit des Bauteils von zehn Jahren, weil
erst dann die Korrosionsraten als linear zur Standzeit angesehen werden können.

2 Verweisungen
Die folgenden Dokumente, die in diesem Dokument teilweise oder als Ganzes zitiert werden, sind für die
Anwendung dieses Dokuments erforderlich. Bei datierten Verweisungen gilt nur die in Bezug genommene
Ausgabe. Bei undatierten Verweisungen gilt die letzte Ausgabe des in Bezug genommenen Dokuments
(einschließlich aller Änderungen).

DIN 50929-3, Korrosion der Metalle — Korrosionswahrscheinlichkeit metallischer Werkstoffe bei äußerer
Korrosionsbelastung — Rohrleitungen und Bauteile in Böden und Wässern

DIN EN 1993-5, Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten — Teil 5: Pfähle und
Spundwände

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DIN 50929-3 Bbl 1:2014-11

DIN EN 10025 (alle Teile), Warmgewalzte Erzeugnisse aus Baustählen

DIN EN ISO 5814, Wasserbeschaffenheit — Bestimmung des gelösten Sauerstoffs — Elektrochemisches


Verfahren

[1] Empfehlungen des Arbeitsausschusses „Ufereinfassung“ Häfen und Wasserstraßen (EAU 2012);
Fachausschuss Ufereinfassung der Hafenbautechnischen Gesellschaft, Ernst und Sohn, Berlin,
11. Auflage Juli 2013

[2] Design Method for Steel Structures in Marine Environment including the Corrosion Behaviour, ECSC-Nr.
7210 (2005) 1)

[3] Die Bewertung der Korrosion von Spundwänden; Forschungsbericht der BAW
http://www.baw.de/upload/EWisA/FuEVorhaben/documents/A39510210108.pdf (2011)

[4] Alberts, D. & Heeling, A.: Wanddickenmessungen an korrodierten Stahlspundwänden – statistische


)
Datenauswertung; Mittbl. d. BAW 75 (1997) 77-941

[5] Binder, G.: Neue Abrostungsdaten von Stahl in Wasser und deren Bezug zur DIN 50929; 3R, Fachbericht
FKKS Aktuelles, S. 178-180, H. 3-4, 201 2 (N 868) 2)

3 Begriffe
Für die Anwendung dieses Dokuments gelten die Begriffe nach DIN 50929-3 und die folgenden Begriffe:

3.1
Abrostung
Spundwanddickenminderung

Anmerkung 1 zum Begriff: Die Abrostung wird in mm oder µm angegeben.

Anmerkung 2 zum Begriff: Die Ermittlung erfolgt einerseits durch die Messung der Restwanddicke, welche von der
Ausgangswanddicke subtrahiert wird. Andererseits kann die Abrostung durch Multiplikation der anzusetzenden
Korrosionsrate mit der Anzahl der Jahre der Standzeit vorab ermittelt werden.

3.2
Immersionsmedium
Flüssigkeit in welchem das korrodierende (Bau-)Teil eingelagert bzw. eingetaucht ist

Anmerkung 1 zum Begriff: Als Elektrolyt ist es maßgeblich an der Korrosion von Metallen beteiligt, indem es den
Korrosionsstrom zwischen Anode und Kathode wesentlich beeinflusst.

3.3
Korrosionsrate
r
Spundwanddickenverlust je einer bestimmten Anzahl an Jahren der Bauwerksnutzung bis zum Zeitpunkt der
Messung

Anmerkung 1 zum Begriff: Die Korrosionsrate wird in µm/a angegeben.

Anmerkung 2 zum Begriff: Die in DIN 50929-3 verwendeten Begriffe Korrosionsgeschwindigkeit und Abtragsrate ( in
mm/a) werden in diesem Beiblatt als Korrosionsrate in µm/a bezeichnet.

1) Zu beziehen über Verkehrswasserbauliche Zentralbibliothek (VZB) bei der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW),
Kussmaulstr. 17, 76187 Karlsruhe.
2) Zu beziehen bei: Fachverband Kathodischer Korrosionsschutz (FKKS), Im Efeu 1/1, 73728 Esslingen.

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DIN 50929-3 Bbl 1:2014-11

3.4
Korrosivität
K
Produkt der Bewertungszahlsumme W0 und dem Sauerstoffsätttigungsindex O2-Sätt.

Anmerkung 1 zum Begriff: In DIN 50929-3 wird die Bewertungszahlsumme W0 aus verschiedenen Parametern der
Wasseranalytik zusammengesetzt (siehe DIN 50929-3:1985-09, 6.1.1 bzw. Tabelle 1).

3.5
maximale Eindringtiefe
<Korrosion der Metalle> Eindringtiefe, welche als Lochfraß auftreten kann

Anmerkung 1 zum Begriff: Als Lochfraß wird die in DIN 50929-3 verwendete maximale Eindringtiefe und gelegentlich
maximale Korrosion verstanden.

3.6
Spundwand
aus Spundbohlen bestehende durchgehende Wand

[Quelle: DIN EN 12063:1999-05, Begriff 3.23; modifiziert; 1.Satz übernommen und Anmerkungen ergänzt]

Anmerkung 1 zum Begriff: Üblicherweise handelt es sich dabei um einen gewöhnlichen, unlegierten Stahl mit
insgesamt ähnlicher Korrosionseigenschaft wie Baustähle, wie sie in DIN EN 10025 festgelegt sind.

Anmerkung 2 zum Begriff: Unterschiede in den Korrosionseigenschaften zwischen unberuhigt und beruhigt
vergossenen Spundwandstählen konnten in den Untersuchungen nicht gefunden werden (siehe [3] und [5]).

3.7
Widerstandsmomentenverlauf
Beanspruchung und die jeweils erforderliche Wanddicke über die Spundbohlenlänge

Anmerkung 1 zum Begriff: Wird diese durch Korrosion gemindert, leidet das Widerstandsmoment bzw. die
Tragfähigkeit des Bauwerks.

4 Allgemeines
Umfangreiche Ultraschall-Messungen zur Bestimmung der Restwanddicken von Stahlspundwänden
ermöglichen die Zusammenstellung von Abrostungskurven für Binnen- und Meerwasser in Abhängigkeit zum
Bauwerksalter (DIN EN 1993-5, [1] und [3]). Die in [1] verwendeten Abrostungsdaten von 32 Spundwand-
bauwerken wurden in einer weiteren Arbeit [3] zu vertiefenden statistischen Berechnungen herangezogen. Die
Auswertungen in Variationsdiagrammen ergaben statistisch belegbare Abhängigkeiten der Korrosionsraten
vom Wasserchemismus. Dabei konnten nur Abrostungswerte von Bauwerken Verwendung finden, die sich
linear und konstant zum Alter verhalten. Dies ist nach zehn Jahren Standzeit der Fall, und somit können die
Fehler, welche durch die starke Anfangskorrosion und unbekannte Walztoleranz bei der Herstellung entsteht,
ausgeschlossen werden. Das heißt, dass, im Unterschied zu allen bisherigen Betrachtungen, die
Korrosionsrate unabhängig von der Standzeit als konstant angesetzt werden kann, wenn das Bauwerk älter
als zehn Jahre ist. Die Korrosionsraten an Spundwänden mit einem Bauwerksalter von weniger als zehn
Jahren weisen, wegen der dort herrschenden Anfangskorrosion, dementsprechend höhere Werte für die
Bewertungszahlsumme W0 auf.

Es wird ferner zwischen mittlerer (Tendenz: flächenmäßige Spundwanddickenminderung) und maximaler


Korrosionsrate (Tendenz: Lochfraß) explizit unterschieden. Die Korrosionsrate r wird nach Gleichung (1)
bestimmt.

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DIN 50929-3 Bbl 1:2014-11

X t1 " X t 2 !
r# (1)
nt 2

Dabei ist

X t1 " X t 2 ! die Spundwanddickenminderung, in mm;

nt2 die Anzahl der Jahre der Bauwerksnutzung zum Zeitpunkt der Messung.

Gleichzeitig wird über die Bestimmung der chemischen Wasserparameter die Bewertungszahlsumme W0
jedes Wassertyps bestimmt. Eine verbesserte Bestimmung der Korrosivität wird erreicht, wenn der
Sauerstoffindex des Wassers (O2-Sätt) mit berücksichtigt wird. Der Sauerstoffsättigungsindex O2-Sätt lässt sich
nach Gleichung (2) berechnen.

$ mt1
O2"Sätt # (2)
$st1

Dabei ist

$mt1 der Sauerstoffgehalt in mg/l Sauerstoff in Abhängigkeit des Messtemperatur t1;

% $st1 der Sauerstoffsättigungswert in mg/l Sauerstoff in Abhängigkeit des Messtemperatur t1.

ANMERKUNG 1 Entsprechend der Messtemperatur (t1) ist der Sauerstoffsättigungswert zu korrigieren.

ANMERKUNG 2 Neben der Abhängigkeit zur Wassertemperatur ist noch begrenzt ein Einfluss des Salzgehalts gegeben,
siehe auch DIN EN ISO 5814.

Die Korrosivität K lässt sich dann nach Gleichung (3) berechnen:

K # O2 "Sätt & W0 (3)

Dabei ist

O2-Sätt der Sauerstoffsättigungsindex;

W0 der Bewertungszahlsumme.

Mit der Einführung des Sauerstoffsättigungsindex wird dem realen Umstand Rechnung getragen, dass auch in
hochsalinaren oder sauren Gewässern mit hohem W0-Wert keine nennenswerte Korrosion auftritt, wenn
Sauerstoff fehlt und somit der Faktor O2-Sätt gegen Null geht. Die Probenahme zur Bestimmung der
Wasserparameter erfolgt etwa 2 m unterhalb des Niedrigwasserstandes.

5 Berechnungen der Abrostungen

5.1 Neuerungen

Die Bestimmung der Korrosionsraten setzt Untersuchungen zur Restwanddickenmessung an


Spundwandbauwerken voraus (siehe [4]). Die Basis der Datenerfassung für [1] ist jener des hier vorliegenden
Beiblatts vergleichbar. Die Korrosionsdaten in DIN EN 1993-5 sind hingegen nicht weiter erläutert. Als Vorteil
dieses Beiblattes sind daher nun zum Nachweis bzw. zur Vorhersage des korrosiven Abtrags an
Stahlbauteilen aufwändige Restwanddickenmessungen an Ort und Stelle nicht mehr nötig. Es genügt die
Bestimmung von W0 sowie des Sauerstoffgehaltes $mt1 zur Ermittlung des Sauerstoffsätttigungindex (O2-Sätt).
Mit Hilfe der hier nachgewiesenen und in Abschnitt 4 beschriebenen Abhängigkeit der Korrosion vom
Wasserchemismus kann in den Bildern 1 bis 3 am Schnittpunkt der Korrosivität K mit der Ausgleichskurve die
Korrosionsrate r an der Ordinate abgelesen werden.

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DIN 50929-3 Bbl 1:2014-11

Die Angaben zu Korrosionsraten in DIN 50929-3:1985-09, Tabelle 8 betreffen Stahlbauteile allgemeiner Art.
Die ursprünglich auf Abschätzung beruhenden Daten sind mit diesem Beiblatt 1 insofern vergleichbar, als
dessen Korrosionsraten der (erhöhten) Niedrigwasserzone (NWZ) in etwa den Werten der flächigen
„Abtragsraten“ im Unterwasserbereich nach DIN 50929-3:1985-09, Tabelle 8 entsprechen.

5.2 Grundlagen

5.2.1 Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit

Entsprechend der Ausbildung von Korrosionselementen und der Schichtung der Immersionsmedien tritt zur
Tiefe hin zonare Abrostung auf. In Verbindung mit den daraus ermittelbaren Korrosionsraten ist eine
differenzierte Betrachtung der Wanddickenminimierung entlang der Spundbohle möglich. Damit können auch
Angaben zur Standsicherheit und Nutzungsdauer von Spundwandbauwerken gemacht werden. Hier gibt es
zweierlei Grenzwertbetrachtungen:

a) Grenzzustand der statischen Zuverlässigkeit (Tragfähigkeit) durch Minderung des Widerstandsmoments.

b) Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit in Form von Durchrostungen.

Beide Grenzzustände sind gewöhnlich unterschiedlichen Zonen zugeordnet und können somit getrennt
vorherbestimmt werden.

ANMERKUNG Ein Beispiel für beide Grenzwertbetrachtungen ist in 5.3 ausgeführt.

5.2.2 Bestimmung der Abrostung anhand eines Beispiels

Nach DIN 50929-3:1985-09, Tabelle 1 sind die Parameter des Immersionsmediums sowie der Sauerstoff-
gehalt zu bestimmen. Als vorteilhaft hat sich die wiederholte Bestimmung mit der Bildung eines Mittelwerts
aus einer Sommer- und Wintermessung erwiesen.

Die Korrosivität K, welche nach Gleichung (3) ermittelt wurde, wird in der Abszisse der Bilder 1 bis 3
eingetragen. Von hier aus wird eine (gedachte) senkrechte Linie bis zum Schnittpunkt der Ausgleichskurve
(Exponentialfunktion) gezogen. Von dort wird wiederum eine (gedachte) horizontale Linie bis zur Ordinate
gezogen und am Schnittpunkt die Korrosionsrate r bestimmt.

Die gesamte Abrostung für den vorgesehenen Nutzungszeitraum wird, wie in Gleichung (4) dargestellt,
errechnet.

X t1 $ X t 2 ! # r " nt 2 (4)

Dabei ist

r die Korrosionsrate µm/a;

nt2 die Anzahl der Jahre der vorgesehenen Bauwerksnutzung

Es kann zwischen mittlerer (flächiger Abtrag) und maximaler Eindringtiefe (Lochfraß) unterschieden werden.
Im vorliegenden Fall einer Unterwasserkorrosion (siehe Bild 2) ergibt sich für den Wert der Korrosivität K von
$ 11 eine mittlere Korrosionsrate (r) von 40 µm/a und eine maximale Korrosionsrate von 148 µm/a. Davon
ausgehend lässt sich nach 50 Jahren Standzeit die mittlere Abrostung mit 2 mm und die maximale Abrostung
7,4 mm errechnen. In der entsprechenden Niedrigwasserzone (siehe Bild 3) ergibt sich eine maximale
Korrosionsrate von 295 µm/a, wonach eine Spundwand mit einer Dicke von 18 mm nach 61 Jahren
durchrostet wäre.

Fehlerbetrachtungen bzw. Angaben über die Vertrauensbereiche der jeweiligen Ausgleichskurven sind in [2]
und [4] beschrieben und abgebildet.

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DIN 50929-3 Bbl 1:2014-11

Legende
K Korrosivität r Korrosionsrate in µm/a

Bild 1 — Abrostungskurven für die Spritzwasserzone (SprWZ)

Legende
K Korrosivität r Korrosionsrate in µm/a

Bild 2 — Abrostungskurven für die Unterwasserzone (UWZ)

Legende
K Korrosivität r Korrosionsrate in µm/a

Bild 3 — Abrostungskurven für die Niedrigwasserzone (NWZ)

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DIN 50929-3 Bbl 1:2014-11

5.3 Spundwandstatik – Ansätze zur semiprobalistischen Betrachtung


Am praktischen Beispiel eines Spundwandbauwerks eines Seehafens mit einer Spundwandlänge (l) von
12 m, Ankerlage von 2 m unterhalb der Wasseroberkante bzw. Spritzwasserzone (SprWZ), einer
Wanddicke (d) von 18 mm und entsprechenden äußeren Beanspruchungen lässt sich der
Biegemomentenverlauf für das Bauwerk angeben (Bild 4). Die angesetzten Korrosionsraten entsprechen den
Werten der Korrosivität K von 11 (siehe 5.2.2 sowie Bild 1 bis Bild 3).
Nach 44 Jahren Standzeit stellt sich nach Bild 4 folgende Situation ein: Durch die Schwächung des
Widerstandsmoments in Form von Spundwanddickenminderung in der Niedrigwasserzone (NWZ) erreicht zu
diesem Zeitraum die mittlere Abrostung (Korrosionsrate (r): 69 µm/a) bereits die maximal notwendige
Wanddicke (im Allgemeinen zwischen Ankerlage und Boden; Linie 2 bei etwa 8 m). Das heißt, dass ab dieser
Nutzungsdauer eine kritische Situation hinsichtlich der statischen Sicherheit (Tragfähigkeit) entsteht.
Hingegen ist die maximale Abrostung z. B. in der NWZ (Korrosionsrate (r): 295 µm/a), welche die
Gebrauchstauglichkeit in Form der Durchrostung tangiert, weiter vorangeschritten, hat aber noch nicht die
gesamte Spundwanddicke durchdrungen (Linie 1 zwischen 6 m und 8 m). Auf Grund abgeschwächter
Korrosionsraten in der Unterwasserzone (UWZ; 40 µm/a bzw. 148 µm/a) und der Spritzwasserzone (SprWZ;
40 µm/a bzw. 192 µm/a) sind in diesen Zonen keine maßgeblichen Schäden bzw. Einschränkungen für diesen
Zeitraum der Nutzungsdauer zu erwarten. Im vorliegenden Fall wäre die Spundwand in der NWZ nach 61
Jahren auf Grund der dortigen maximalen Korrosionsrate durchgerostet ( 18mm 0,295 mm a ! 61a ), womit der
Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit erreicht worden ist. Der Widerstandsmomentenverlauf erfordert eine
minimale Wanddicke von 13,6 mm für die Tragfähigkeit. Durch seine zufällige Lage in der NWZ wird die dort
abgeleitete mittlere Korrosionsrate von 69 µm/a angesetzt. Demzufolge ergibt sich hier eine Lebensdauer von
63,8 bzw. 64 Jahren ( 4,4mm 0,069 mm a ! 64a ).

Legende
d Wanddicke in mm 2 mittlere Abrostung in µm/a 4 Ankerlage
l Spundwandlänge in m 3 notwendige Wanddicke auf 5 Sohle
1 maximale Abrostung in µm/a Grund des Widerstands-
momentenverlaufs

Bild 4 — Maximale und mittlere Abrostung der verschiedenen Abrostzonen im Verhältnis zum
Widerstandsmomentenverlauf der Spundwand (Maximum in NWZ)

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DIN 50929-3 Bbl 1:2014-11

Literaturhinweise

Hein, W.: Zur Korrosion von Stahlspundwänden; Mittbl. der BAW 67 (1990) 1-40 3)

Binder, G. & Graff, M.: Mikrobiell verursachte Korrosion an Stahlbauteilen; Werkstoffe und Korrosion 46
(1995) 639-648 4)

Accelerated Low Water Corrosion; MarCom, Report of WG 44, PIANC/AIPCN (Oct. 2005) page 32 5)

3) Zu beziehen über Verkehrswasserbauliche Zentralbibliothek (VZB) bei der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW),
Kussmaulstr. 17, 76187 Karlsruhe.
4) Zu beziehen bei WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim
5) Zu beziehen über PIANC/AIPCN ,General Secretariat, Bâtiment Graaf de Ferraris - 11ième étage, Blvd. du Roi Albert
II, 20 - Boîte 3,B-1000 Bruxelles (la Belgique)

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