Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Standortfaktoren Text
Standortfaktoren Text
2. Text: Standortfaktoren
Enthält: Beispiele · Definition · Grafiken · Übungsfragen
Als Standortfaktoren werden alle Aspekte bezeichnet, die bei der Standortwahl eines
Unternehmens berücksichtigt werden sollten. Die Standortfaktoren ergeben sich stets aus
den Gegebenheiten des Standortes selbst sowie dessen Umfeld. Die Standortfaktoren
lassen sich in „harte“ (bspw. Verkehrsanbindung) und „weiche“ Standortfaktoren (bspw.
Kulturangebot) einteilen. Der Standort kann sich auf die Entwicklung des Unternehmens
auswirken. Deshalb sollten die Standortfaktoren hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile
sorgfältig analysiert werden.
In folgender Lektion erfährst du, wann Standortfaktoren eine Rolle spielen, wie sie unterteilt
werden und wie sie sich auswerten lassen. Unter der Erklärung findest du noch einige
Übungsaufgaben.
o Harte Standortfaktoren
o Weiche Standortfaktoren
Quantitative und Qualitative Standortfaktoren
Standortfaktoren nach Einflussbereich unterteilt
o Beschaffungsorientierte Standortfaktoren
o Arbeitsorientierte Standortfaktoren
o Produktionsorientierte Standortfaktoren
o Absatzorientierte Standortfaktoren
Standortfaktoren auswerten
o Steiner-Weber-Modell
o Scoring-Verfahren
Übungsfragen
Standortfaktoren spielen immer dann eine Rolle, wenn für ein Unternehmen, eine
Produktionsstätte oder eine Filiale ein neuer Standort gefunden werden muss.
Unternehmensgründung
Erweiterung (neue Filiale oder Fabrik)
Standortwechsel
Standortspaltung
Outsourcing
Standortfaktoren können auf jeden Bereich des Unternehmens Einfluss nehmen. Daher
sollten sie bei der Wahl eines neuen Standortes sorgfältig auf ihre Vor- und Nachteile geprüft
werden.
Die Festlegung auf einen Standort ist mit langfristigen Konsequenzen verbunden, die nur
schwer rückgängig zu machen sind. Deshalb handelt es sich bei der Standortwahl um eine
konstitutive Führungsentscheidung (Entscheidung, die wesentlich für den Bestand des
Unternehmens ist).
Herkunfts-Goodwill
Spricht man Gütern aufgrund ihrer Herkunft eine Einzigartigkeit oder besonders hohe
Qualität zu, spricht man von einem Herkunfts-Goodwill. Dieser kann regional (Lübecker
Marzipan, Thüringer Rostbratwurst) oder national (Schweizer Uhren, Französische Weine)
auftreten.
Für einige Unternehmen kann auch dieser ein wichtiger Faktor bei der Standortsuche sein.
Die Unterscheidung von harten und weichen Standortfaktoren bezieht sich auf die
Veränderlichkeit der Gegebenheiten am jeweiligen Standort.
Harte Standortfaktoren ändern sich nicht oder nur selten und sehr langsam.
Weiche Standortfaktoren hingegen unterliegen einem stetigen Wandel und sind
deshalb nur kurzfristig bestimmbar.
Harte Standortfaktoren
Harte Standortfaktoren lassen sich objektiv gut messen und beziffern. Zudem verändern sie
sich nicht oder nur langsam, weshalb sie für die langfristige Unternehmensplanung von
besonderer Bedeutung sind.
Lage
Verkehrsanbindung
Infrastruktur
Steuern (z. B. Hebesatz bei Gewerbesteuer)
Umweltbestimmungen
Subventionen
Ressourcenverfügbarkeit
Absatzmöglichkeiten
Es soll eine Lebensmittelfabrik eröffnet werden. Für die Anschaffung von Zutaten und
Verpackungsmaterialien sollte eine praktische Anbindung an das Verkehrsnetz vorhanden
sein. Auch die Vertragspartner sollten Standorte in der Nähe haben, damit die
Transportwege und somit die Transportkosten möglichst gering gehalten werden. Gleiches
gilt für den Absatz der Endprodukte.
Zudem benötigt die Fabrik Strom und eine Verbindung zum Internet, muss sich an die
örtlichen Umweltbestimmungen halten und Steuern zahlen. All diese Faktoren müssen bei
der Wahl des Standortes berücksichtigt werden.
Weiche Standortfaktoren
Weiche Standortfaktoren lassen sich nicht so genau beziffern wie harte Standortfaktoren.
Hierbei handelt es sich um subjektive Einschätzungen der Gegebenheiten, die außerdem
einem stetigen Wandel unterliegen. Daher eignen sie sich auch eher schlecht für die
langfristige Unternehmensplanung. Dennoch werden sie immer wichtiger.
Eine Restaurantkette will eine neue Filiale eröffnen. Hier spielen die Konkurrenz durch
vergleichbare Restaurants in der Umgebung, die Verfügbarkeit von Personal (z. B. mit
Kochausbildung für die Küche oder Minijobber oder Studierende für den Service) sowie die
Kaufkraft in der Umgebung (ist das Restaurant eventuell zu teuer oder nicht gut genug für
die Gegend?) eine Rolle.
Auch Freizeit- und Kulturangebote in der Nähe sowie der Bildungsgrad der Anwohner
können eine Rolle spielen.
Steuern
Mieten
Gehälter
Subventionen
öffentliche Meinung
Bildungsniveau
kulturelle Angebot
Infrastruktur
Konkurrenz
Eine detailliertere Unterteilung der Standortfaktoren erfolgt nach den Einflussbereichen auf
die verschiedenen Arbeitsbereiche und -prozesse des Unternehmens. Der Standort kann
sich auf die Beschaffung, die Arbeit, die Produktion und den Absatz auswirken.
Beschaffungsorientierte Standortfaktoren
Beschaffungsorientierte Standortfaktoren betreffen die Räumlichkeiten und die Versorgung
des Betriebes mit Energie und Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen. Sie sind von besonderer
Bedeutung für die Standortwahl und sollten daher als erstes bedacht werden.
Beispiele:
Stromkosten
Ölpreise
Transportkosten für Hilfsgüter
Staatsleistungen
Arbeitsorientierte Standortfaktoren
Beispiele:
Produktionsorientierte Standortfaktoren
Beispiele:
Absatzorientierte Standortfaktoren
Der Absatz ist für das Unternehmen überlebenswichtig. Nur wenn genügend Produkte
verkauft werden, kann die Produktion weiterhin finanziert werden. Daher sind bei der
Standortwahl auch die absatzorientierten Standortfaktoren zu berücksichtigen.
Beispiele:
Kaufkraft
Konkurrenz
Transportmöglichkeiten und -kosten
Absatzkontakte
Standortfaktoren auswerten
Sind die Standortfaktoren ausgemacht, gilt es, diese auszuwerten, um den idealen Standort
für das Unternehmen zu finden. Hierzu gibt es mehrere mögliche Vorgehensweisen. Im
folgenden erklären wir beispielhaft das Steiner-Weber-Modell und das Scoring-Verfahren.
Steiner-Weber-Modell
Das Steiner-Weber-Modell dient zur Findung eines kostenminimalen Standortes für ein
Lager oder eine Produktionsstätte. Mithilfe der Koordinaten der Absatzregionen und des
jeweiligen Bedarfs an Waren wird der zentrale Lager- oder Fabrikstandort berechnet, der mit
den geringsten Transportkosten verbunden ist.
Es wird nur auf die Entfernung bzw. die Transportkosten geachtet. Faktoren wie die
öffentliche Meinung, demografische Aspekte, Umweltschutzbestimmungen,
Infrastruktur usw. werden außer Acht gelassen.
Das Ergebnis kann ein Standort in einem unbebaubaren Gebiet (Naturschutzgebiet,
Gebirge etc.) oder in einem schlecht angebundenen Ort sein.
Beispiel Steiner-Weber-Modell
Eine kleine Schreibwarenladenkette hat Filialen in Berlin und Dresden. Es soll nun ein
zentrales Lager errichtet werden. Die Koordinaten für das zentrale Lager nach dem Steiner
Weber Modell liegen im Naturpark Niederlausitzer Landrücken, wo sich unmöglich ein Lager
errichten lässt.
Jedoch befinden sich im weiteren Umkreis einige Orte, in denen ein Lager errichtet werden
kann, und die obendrein besser an das Verkehrsnetz angebunden sind (z. B. Cottbus,
Lübbenau, Schönewalde). Mögliche Standorte in der Region können dann mit einem
anderen Verfahren bewertet werden.
Scoring-Verfahren
Hierzu wird eine Tabelle erstellt, in der zunächst die zu beachtenden Kriterien und die
entsprechende Gewichtung eingetragen werden. Die Bewertung kann dann individuell bspw.
nach dem Notensystem (1-6) oder auf einer Punkteskala (z. B. 1-10) erfolgen.
Beispiel Scoring-Verfahren
Eine Supermarktkette zieht für seine neue Filiale drei mögliche Standorte in Betracht.
Standort A liegt in der Großstadt, wo es viel Konkurrenz aber eine gut ausgebaute
Infrastruktur gibt.
Standort B liegt auf dem Land. Die Konkurrenz ist hier nur klein, doch es gibt wenig
Arbeitnehmer und Kunden, und die Anbindung ist deutlich schlechter.
Standort C liegt in einer kleineren Stadt, in der sich alle Faktoren die Waage halten.
Im folgenden Beispiel haben wir die Bewertung mit 1-10 Punkten vorgenommen, wobei 10
die beste Bewertung darstellt.
Übungsfragen
Nürnberger Lebkuchen
Kölner Karneval
#4. Wann stellt sich die Frage nach den Standortfaktoren NICHT?
Renovierungsarbeiten
Unternehmensgründung
Standortspaltung / Outsourcing
Richtig
Falsch
Häufig gestellte Fragen zu Standortfaktoren
1. Was sind produktionsbezogene Standortfaktoren?
Standortfaktoren unterstützen Unternehmen bei der Wahl des richtigen Standorts. Die
Standortfaktoren werden in unterschiedliche Kategorien eingeteilt. Neben den beschaffungs-
und den arbeitsorientierten Standortfaktoren gibt es die absatzorientierten und die
produktbezogenen Standortfaktoren.
Die produktbezogenen Standortfaktoren sind für ein Unternehmen wichtig, weil sie sich auf
den Produktentstehungsprozess auswirken. Hierzu gehören die örtlichen und technischen
Gegebenheiten, die Umweltschutzbestimmungen der Behörden und die Möglichkeiten, den
eigenen Betrieb zu erweitern.
2. Warum ist die Standortwahl für ein Unternehmen so wichtig?
Die richtige Standortwahl ist für ein Unternehmen entscheidend, weil dies einen
störungsfreien Fertigungsprozess und den Absatz der Produkte unterstützt. Deshalb sollte
der Standort sowohl für Kunden als auch für Lieferanten gut erreichbar sein. Ist das
Unternehmen auf dem internationalen Markt aktiv, wäre es z. B. von Vorteil, wenn sich der
Betrieb in der Nähe einer Autobahnanbindung ansiedelt.
3. Was sind absatzorientierte Standortfaktoren?
Ein hoher Absatz der eigenen Produkte ist ein Ziel, das ein Unternehmen verfolgt. Deshalb
müssen bei der Standortwahl auch die absatzorientierten Standortfaktoren beachtet werden.
Hierzu gehören die Kaufkraft der Abnehmer, die Nähe zu Mitbewerbern, die logistischen
Möglichkeiten (Lieferantenverkehr und Transport der Ware zum Kunden) und die
Absatzkontakte.
4. Was sind wichtige Standortfaktoren für Unternehmen?
Bei der Wahl des richtigen Standorts muss das Unternehmen verschiedene Aspekte in die
Entscheidungsfindung einbinden. Hierzu gehören der benötigte Platz, die Ausstattung der
Immobilie, die Kosten, die Lage und die Verkehrsanbindung.