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Deutsches Dachdeckerhandwerk

Zentralverband

ZVDH-Planungshilfe

Barrierefreie Übergänge bei


Dachterrassen und Balkonen

Inhaltsverzeichnis

1 Ziel und Grundlagen 3

2 Anforderungen an Fensterelemente sowie die geometrische Ausbildung des


Anschlusses 4

3 Anforderungen an die Entwässerung 9

4 Ausführungsvarianten für barrierefreie Übergänge 9


4.1 Ausführungen für Beläge auf Stelzlager mit Schlitz-/Drainage-/Fassadenrinne und
oberseitigem Rost vor dem Fenster 10
4.2 Ausführungen für Beläge auf Kies mit Schlitz-/Drainage-/Fassadenrinne und
oberseitigem Rost vor dem Fenster 15
ZVDH-Planungshilfe - Barrierefreie Übergänge bei Dachterrassen und Balkonen

Impressum

Herausgeber
Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks
- Fachverband Dach-, Wand und Abdichtungstechnik – e.V.
Fritz-Reuter-Str. 1
50968 Köln
Tel.: 0221-398038-0
Fax: 0221-398038-99
E-Mail: technik@dachdecker.de
www.dachdecker.de

Autor
Dipl.-Ing. (FH) Christian Anders
Technischischer Referent
Leiter der Informationsstelle Technik beim ZVDH
Gewerbespezifische Informationstransferstelle

Stand: 18. August 2020

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck und Vervielfältigung, sowohl in Print- als auch
in allen Online-Medien, bedürfen der schriftlichen Genehmigung des Herausgebers, auch wenn es
sich nur um Auszüge handelt.

Sämtliche Skizzen wurden vom Autor erstellt.

Die ZVDH-Planungshilfe „Barrierefreie Übergänge bei Dachterrassen und Balkonen“ ist auf Basis der
Arbeiten des ZVDH-Fachausschusses Abdichtungen entstanden. An dieser Stelle möchten wir uns
bei allen Mitgliedern des ZVDH-Fachausschusses Abdichtungen bedanken.

Die Planungshilfe steht als PDF im internen Bereich allen Mitgliedsbetrieben kostenlos zur
Verfügung. Nicht-Innungsbetriebe können sich bei Interesse direkt an den Zentralverband wenden.

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ZVDH-Planungshilfe - Barrierefreie Übergänge bei Dachterrassen und Balkonen

1 Ziel und Grundlagen


Diese Planungshilfe soll Dachdecker-Unternehmen eine Hilfestellung für die Planung und
Ausführung des Anschlusses von Abdichtungen mit Flüssigkunststoffen bei barrierefreien
Übergängen (Schwellen) vom Gebäudeinneren zu Dachterrassen und Balkonen geben.
Der Anschluss von bahnenförmigen Abdichtungsmaterialien an Fensterelemente ist in den
vergangenen Jahren im Vergleich zu den Anschlüssen mit Flüssigkunststoffen deutlich seltener
in der Baupraxis vorzufinden. Dies liegt insbesondere daran, dass
• bei Polymerbitumenbahnen die hohe thermische Einwirkung durch den Brenner bzw. den
Heißluftfön zu einer Zerstörung und/oder Verfärbung des Fensterelements führt.
• bei Kunststoff- und Elastomerbahnen eine Fügung der Bahnen mit dem Fensterprofil
materialbedingt nicht möglich ist.
Die Anforderungen und Ausführungsvarianten sind für Fensterelemente dargestellt, gelten
sinngemäß aber auch für Türelemente.
Diese Planungshilfe gilt nur in Verbindung mit „Fachregel für Abdichtungen -
Flachdachrichtlinie-“ und ergänzt diese im Abschnitt 4.4 „Anschlüsse an Türen“ in der
Klammer 3 zu den barrierefreien Übergängen. Die Informationen dieser Planungshilfe sollen
zeitnah in die Flachdachrichtlinie aufgenommen werden.
Für die dauerhafte Funktion des Anschlusses an das Fensterelement müssen in Abschnitt 2
definierte Anforderungen an Fensterelemente sowie Anforderungen an die geometrische
Ausbildung des Anschlusses eingehalten werden und die Verträglichkeit der Materialien,
insbesondere zwischen Flüssigkunststoff und Fensterelement, sichergestellt sein.
Bei barrierefreien Übergängen besteht durch die nicht vorhandene Aufkantung der
Abdichtung am Fensteranschluss ein erhöhtes Risiko der Überflutung des Gebäudeinneren
durch Niederschlagswasser. Dieses Risiko wird minimiert indem
• Anforderungen an die Entwässerung der Dachterrassen und Balkonen nach Abschnitt 3
und
• Maßnahmen nach Abschnitt 4 zur Wasserableitung vom Anschluss in die Fläche und zur
Minimierung der Spritzwasserbelastung des Übergangs
eingehalten werden.
Insbesondere in der Planungsphase sind diese Maßnahmen zu berücksichtigen, da sie sehr
großen Einfluss auf die Gestaltung, die Material- und Produktauswahl sowie den Bauablauf
haben.
Bei den Abbildungen dieser Planungshilfe handelt es sich um Prinzip- bzw. Systemskizzen, die
nicht in allen Details maßstabsgetreu sind. Die Abbildungen stellen nicht alle Details sowie
Bauteilschichten dar und können nicht als Ausführungszeichnungen verwendet werden.

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2 Anforderungen an Fensterelemente sowie die geometrische Ausbildung des Anschlusses


Zur Ausführung des Anschlusses muss die Aufkantungshöhe von Oberkante der
Flächenabdichtung bis zum oberen Ende des Flüssigkunststoffs am Schwellenprofil
mindestens 10 cm betragen, siehe Abbildung 1. D.h. die Aufbauhöhe für den Nutzbelag
einschließlich Stelzlager oder Kies beträgt mindestens 10 cm.
Die bahnenförmige Flächenabdichtung ist am Fensterelement hochzuführen, siehe
Abbildungen 1, 2 und 3.
Die Fügebreite des Flüssigkunststoffs auf dem Fensterelement muss ausgeführt mindestens 5
cm betragen (Mindestfügebreite), siehe Abbildungen 1, 2 und 3.
Blendrahmen- und Schwellenprofile sollten daher an den Fügeflächen eine Breite von
mindestens 8 cm aufweisen.
Die Anschlussflächen auf dem Fensterelement müssen eben sein und dürfen keine Versätze
aufweisen (z.B. im Schwellenprofil), siehe Abbildungen 1, 2 und 3.
Um eine ausreichende Haftung des Flüssigkunststoffs in der Laibung zu erreichen, ist bei
Einbau des Fensters in der Laibung ein Versatz von mindestens 5 cm erforderlich, siehe
Abbildung 1. Die Zahl der Versätze sollte minimiert werden. Bei vorhanden Versätzen muss
die handwerkliche Ausführung der Abdichtung berücksichtigt werden.
Die Anschlusshöhe im Bereich der Laibung und an der Wand beträgt mindestens 15 cm ab
Oberkante des Nutzbelags.
Anschlussflächen auf dem Blendrahmen und der Schwelle – Einbauposition: in der
Laibung

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Anschlussflächen auf dem Blendrahmen und der Schwelle – Einbauposition:


flächenbündig mit der Wandkonstruktion

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Werden Fenster ganz oder teilweise vor tragende Wandkonstruktion bzw. in der Dämmebene
eingebaut, so muss die Mindestfügefläche auf den jeweiligen Fensterprofil-Oberflächen
mindestens 5 cm betragen, siehe Abbildung 3. Die jeweiligen Fensterprofil-Oberflächen
müssen eben sein und dürfen keine Versätze, Falze etc. aufweisen. Um eine ausreichende
Haftung des Flüssigkunststoffs zu erreichen, ist das Fenster mindestens 5 cm nach außen
versetzt einzubauen.
Anschlussflächen auf dem Blendrahmen und der Schwelle – Einbauposition: ganz
oder teilweise vor der Wandkonstruktion

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Rollladen-Führungsschienen dürfen erst nach Ausführung des Flüssigkunststoffs angebracht


werden. Befestigungen für Rollladen-Führungsschienen dürfen den Flüssigkunststoff nicht
durchdringen. Clips für die Befestigung der Rollladen-Führungsschienen dürfen nicht
innerhalb der Fügefläche des Flüssigkunststoffs angeordnet sein, siehe Abbildung 4.
Innerhalb der Mindestfügebreite dürfen keine Entwässerungsöffnungen des Fensterelements
angeordnet sein, siehe Abbildung 4.
Befestigungen von Rollladen-Führungsschienen und Entwässerungsöffnungen von
Schwellenprofilen

Innerhalb dieser Mindestfügebreite dürfen keine Fugen zwischen


• Schwellenprofil und Aufdopplungsprofil,
• Blendrahmenprofil und seitliches Verbreitungsprofil,
• Blendrahmenprofil und Außenwand (Baukörperfuge)
liegen. Dies gilt nicht, wenn die Fugen wasserdicht abgedichtet sind und über die Fuge keine
mechanische Beanspruchung auf den Flüssigkunststoff erfolgt.

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Im Bereich von Elementstößen sind Entkopplungsbänder mit einer Breite von mindestens 2,5
cm anzuordnen, die Mindestfügebreite von 5 cm ist entsprechend Abbildung 5 einzuhalten.
Ausbildung von Fensterelementstößen – vor Montage des Abdeckprofils

Ausbildung von Fensterelementstößen – nach Montage des Abdeckprofils

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3 Anforderungen an die Entwässerung


Jede Dachterrasse und jeder Balkon benötigt mindestens
• einen Ablauf für die Hauptentwässerung
und
• einen Ablauf oder einen Speier für die Notentwässerung.
Über Abläufen und Speiern sind Roste anstelle des Belags anzuordnen, siehe Abbildung 7 bis
16.
Die Notentwässerung ist grundsätzlich für die Ableitung des gesamten Jahrhundert-Regens zu
bemessen.
Der Abflussbeiwert C ist in der Bemessung der Haupt- und Notentwässerung jeweils mit C=1,0
anzusetzen. Der Sicherheitsfaktor muss mindestens 2 betragen, siehe „Merkblatt zur
Bemessung von Entwässerungen“.
Die Haupt- und die Notentwässerungen müssen in einem Abstand von maximal 10,0 m vom
barrierefreien Übergang entfernt geplant und eingebaut werden, siehe Abbildung 7 bis 16.
Die Oberkante der Notentwässerung muss mindestens 5 cm niedriger als das obere Ende des
Flüssigkunststoffs am Schwellenprofil geplant und eingebaut werden, siehe Abbildung 7 bis
16.
Schlitz-/Drainage-/Fassadenrinnen und anderen Bauteile dürfen Entwässerungsöffnungen der
Fensterelemente nicht abdecken. Sie müssen einen Abstand von mindestens 1 cm und
maximal 2 cm zu den Entwässerungsöffnungen haben, siehe Abbildung 7 bis 16.
Schlitz-/Drainage-/Fassadenrinnen, die vor dem Fenster eingebaut werden, müssen eine
Nennbreite von ≥ 15 cm haben.
Ab Schneelastzone 3 muss die Nennbreite ≥ 20 cm betragen, siehe Abbildung 7 bis 16. Auf den
Rinnen sind Roste (Maschenroste, Querstabroste, Längsstabroste) mit einem Lochanteil von
mindestens 50% anzuordnen.
Stichkanäle von Rinnen zu Abläufen müssen einen eckigen Querschnitt ≥ 20 cm2 haben.
Industriell hergestellte Rinnen müssen den Anschluss von Stichkanälen ermöglichen.
Ab Schneelastzone 3 benötigen Rinnen, Abläufe für die Haupt- und Notentwässerung, Speier
und Stichkanäle eine Beheizung, siehe Abbildung 7 bis 16.

4 Ausführungsvarianten für barrierefreie Übergänge


Die nachfolgend, grafisch dargestellten Ausführungsvarianten dienen der
• Ableitung von Niederschlagswasser vom Anschluss in die Fläche
und
• Minimierung der Spritzwasserbelastung des Übergangs.
Bei diesen Ausführungsvarianten sind die Anforderungen der Abschnitte 1 bis 3 einzuhalten.
Für alle Ausführungsvarianten gilt, dass vor dem Fensterelement eine Rinne mit oberseitigem
Rost angeordnet ist.
Der Abschnitt 4.1 gilt für Beläge auf Stelzlager, der Abschnitt 4.2 für Beläge auf Kies. In diesen
Varianten werden Schlitz-/Drainage-/Fassadenrinne vor dem Fensterelement eingebaut, die
einen Wasserablauf in der Fläche ermöglichen
Ergänzend zu den Abschnitten 4.1 und 4.2 ist auch die Ausführung mit einer geschlossenen
Rinne mit oberseitigem Rost vor dem Fensterelement möglich. In diesem Fall muss die Rinne
das Niederschlagswasser zu einem Ablauf leiten. Hinsichtlich der Rinnenbreite und den Rosten
sind die Anforderungen der Abschnitte 4.1 bzw. 4.2 einzuhalten.

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4.1 Ausführungen für Beläge auf Stelzlager mit Schlitz-/Drainage-/Fassadenrinne und oberseitigem Rost vor dem Fenster
Belag auf Stelzlager mit Schlitz-/Drainage-/Fassadenrinne und oberseitigem Rost vor dem Fenster - Hauptentwässerung über
Attikaablauf (Notentwässerung siehe Abbildung 8 oder 9)

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Belag auf Stelzlager mit Schlitz-/Drainage-/Fassadenrinne und oberseitigem Rost vor dem Fenster - Notentwässerung über Attikaablauf

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Belag auf Stelzlager mit Schlitz-/Drainage-/Fassadenrinne und oberseitigem Rost vor dem Fenster - Notentwässerung über Attikaablauf

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Belag auf Stelzlager mit Schlitz-/Drainage-/Fassadenrinne und oberseitigem Rost vor dem Fenster – Hauptentwässerung über
Dachablauf / Notentwässerung über Attikaablauf

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Belag auf Stelzlager mit Schlitz-/Drainage-/Fassadenrinne und oberseitigem Rost vor dem Fenster – Hauptentwässerung über
Dachablauf / Notentwässerung über Speier

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4.2 Ausführungen für Beläge auf Kies mit Schlitz-/Drainage-/Fassadenrinne und oberseitigem Rost vor dem Fenster

Belag auf Kies mit Schlitz-/Drainage-/Fassadenrinne und oberseitigem Rost vor dem Fenster - Hauptentwässerung über Attikaablauf
(Notentwässerung siehe Abbildung 13 oder 14)

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Belag auf Kies mit Schlitz-/Drainage-/Fassadenrinne und oberseitigem Rost vor dem Fenster - Notentwässerung über Attikaablauf

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Belag auf Kies mit Schlitz-/Drainage-/Fassadenrinne und oberseitigem Rost vor dem Fenster - Notentwässerung über Speier

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Belag auf Kies mit Schlitz-/Drainage-/Fassadenrinne und oberseitigem Rost vor dem Fenster - Hauptentwässerung über Dachablauf /
Notentwässerung über Attikaablauf

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Belag auf Kies mit Schlitz-/Drainage-/Fassadenrinne und oberseitigem Rost vor dem Fenster - Hauptentwässerung über Dachablauf /
Notentwässerung über Speier

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