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Ortner

in PV-Info 9/2011, 19

Todfalls­zahlungen (Teil 3): Sterbe­bezüge,


Sterbegelder und Todfallsbeiträge
HANNELORE ORTNER

Wird das Arbeits­verhältnis durch den Tod des Arbeitnehmers beendet, stellen
sich für den Personalverrechner ua die Fragen,
welche Entgeltansprüche
entstanden sind und an wen diese ausbezahlt werden dürfen und müssen
(siehe PV-Info 7/2011, Seite 10 ff) . Dieser Beitrag ist der dritte Teil (letzte Teil)
einer Serie und behandelt ausschließlich die Frage­stellungen hinsichtlich
der
Sterbe­bezüge, Sterbegelder und Todfallsbeiträge.

Sterbe­bezüge, Sterbegelder, Todfallsbeiträge

Einige Kollektiv­verträge (zB Handelsangestelltenkollektiv­vertrag,


Rahmenkollektiv­vertrag für Angestellte der Industrie) sehen für den Todesfall
die
Weiter­zahlung des Gehalts (eventuell auch der Sonder­zahlungen) bis zum Ende
des Sterbemonats oder noch für darauf folgende
Monate als sog „ Sterbe­bezüge“
vor. Solche Sterbe­bezüge stehen gegebenenfalls nicht nur den unterhaltsbe-­
rechtigten gesetzlichen Erben zu, sondern auch
jenen Personen, die die
Begräbnis­kosten bezahlen, wenn unterhaltsbe­rechtigte Erben nicht vorhanden
sind.
Weiters können auch noch kollektiv­vertragliche bzw vertragliche Ansprüche wie
zB sog „ Sterbegelder“ (Sterbequ­artal, Todfallsbeiträge) gebühren.
Zu beachten ist, dass die meisten Kollektiv­verträge diese Sterbezüge bzw
Sterbegelder nicht zusätzlich zur Todfallsabfertigung
vorsehen, sondern
entweder die Sterbebe­züge bzw Sterbegelder oder die Abfertigung auszuzahlen
ist. Allerdings ist der für
die Hinterbliebenen jeweils günstigere Anspruch zu
zahlen.

1. Sozial­versicherung
Vergütungen, die aus Anlass der Beendigung des Dienst­verhältnisses gewährt
werden, wie zB Sterbe­bezüge, Sterbegelder (Sterbequ­artale),
Todfallsbeiträge,
gehören nicht zum Entgelt und sind daher gemäß §  49 Abs  3 Z  7 ASVG
beitragsfrei zu behandeln.
Durch den Tod des Dienstnehmers enden das Dienst­verhältnis und seine Pflicht-­
versicherung. Daher sind auch über den Sterbetag
des Dienstnehmers hinaus an
dessen Rechtsnachfolger (zB Witwe) bezahlte Sterbe­bezüge beitragsfrei zu
behandeln.

2. Lohnsteuer

Allgemeines

Gemäß §  32 Z  2 EStG sind Einkünfte aus einer ehemaligen nichtselbständigen


Tätigkeit den Einkünften des Verstorbenen zuzuordnen , auch wenn diese dem
Rechtsnachfolger zufließen.
Wenn nach einem verstorbenen Arbeitnehmer an dessen Rechtsnachfolger kein
laufender Arbeitslohn bezahlt wird (zB Witwenpension), hat die Besteuerung von
Bezügen aufgrund der vom Arbeitgeber beim verstorbenen Arbeitnehmer zu
beachtenden Besteuerungsmerkmale (zB Alleinverdiener­absetzbetrag/Kinder)
zu erfolgen.
Soweit solche Bezüge in die Veranlagung einzubeziehen sind, sind sie bei der
Veranlagung der Einkommen- bzw Lohnsteuer des verstorbenen Arbeitnehmers
zu berücksichtigen.
Werden nach dem Ableben des Arbeitnehmers Bezüge an Hinterbliebene (zB
Witwe, Kinder) aufgrund von Sonder­verträgen ausbezahlt, sind diese als
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit nach den steuerlichen Merkmalen des
Empfängers (des Hinterbliebenen) zu versteuern.

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Sterbe­bezüge

Erfolgt eine Weiter­zahlung der Bezüge über den Sterbetag des Arbeitnehmers
hinaus bis zum Ende des Sterbemonats (aufgrund des Kollektiv­vertrags, einer
Betriebs­vereinbarung, des Dienst­vertrags oder freiwillig), ist diese gemeinsam
mit dem noch vor dem Tod verdienten laufenden Bezug (zB Gehalt/Lohn,
Überstunden­entgelt) des Sterbemonats nach dem Monatslohn­steuertarif zu
versteuern (Rz 1085a LStR 2002).
Weiter­zahlungen der Bezüge, die

aufgrund kollektiv­vertraglicher Regelungen


über den Sterbemonat hinaus
von der Anzahl der zurückgelegten Dienstjahre abhängen ,

erfüllen die Voraussetzungen des § 67 Abs 3 EStG und sind demnach als kollektiv-­
vertragliche Abfertigung (nach der Vervielfacher­methode bzw 6-%-Methode) zu
behandeln, sofern das Dienst­verhältnis des Verstorbenen vor dem 1. 1. 2003
begonnen hat und somit dem „alten“ Abfertigungs­recht unterlag.
Andernfalls sind diese Weiter­zahlungen gem §  67 Abs  10 EStG (nach dem
Monatslohn­steuertarif) zu versteuern (Rz 1076a LStR 2002).

Sterbegelder (Sterbequ­artale), Todfallsbeiträge

Sonstige (fixe) Sterbegelder (Sterbequ­artale), Todfallsbeiträge, die unabhängig


von der Dauer der zurückgelegten Dienstjahre zu gewähren sind, sind, je
nachdem, ob es sich beim Verstorbenen um einen aktiven Arbeitnehmer oder
um einen Firmenpensionisten
handelte, nach § 67 Abs 6 erster Satz EStG (mit 6
%, siehe nachstehend) oder nach §  67 Abs  1 und 2 EStG (mit 6 % unter
Berücksichtigung des Freibetrags, der Freigrenze und des Jahresssechstels) zu
behandeln (Rz 1076a, 1076b
LStR 2002).
In
Rz 1085a LStR 2002 wird dazu folgende Rechtsansicht vertreten:

Wird im Fall des Todes eines aktiven Arbeitnehmers Sterbegeld ausbezahlt


und erhält der Rechtsnachfolger (zB die Witwe) keine Bezüge (weder Aktiv-­
bezüge noch Pensions­bezüge)
vom Arbeitgeber des Verstorbenen, ist das
Sterbegeld gemäß §  32 EStG in Verbindung mit §  67 Abs  6 EStG (siehe
nachstehend) beim Rechtsnachfolger nach den Besteuerungsmerkmalen des
Verstorbenen zu versteuern, und zwar auch dann , wenn der Verstorbene dem
Betrieblichen Mitarbeiter- und Selbständigenvorsorge­gesetz (BMSVG)
unterliegt .
Erhält der Rechtsnachfolger nach einem verstorbenen Firmenpensionisten
eine Firmenpension (Hinterbliebenenversorgung) und hat der
Rechtsnachfolger auch Anspruch auf das Sterbegeld, ist dieses beim
Rechtsnachfolger
gemäß §  67 Abs  1 und 2 EStG 1)
1 zu versteuern. Gleiches
gilt, falls der Rechtsnachfolger für einen verstorbenen
Pensionskassenpensionisten Pensionskassen­leistungen
und Sterbegeld
bezieht.
Erhält der Rechtsnachfolger nach einem verstorbenen Firmenpensionisten
keine Firmenpension (Hinterbliebenenversorgung), sondern nur ein
Sterbegeld, ist dieses gemäß §  32 iVm §  67 Abs  1 und 2 EStG beim
Rechtsnachfolger nach den Besteuerungsmerkmalen des Verstorbenen zu
versteuern.

1) §  67 Abs  6 EStG kann bei Firmenpensionen nicht angewendet werden, weil der Bezug von
Firmenpensionen kein (steuerliches) Dienst­verhältnis
gemäß § 47 Abs 2 EStG begründet.

Als Rechtsnachfolger gilt jede Person, an die Sterbegeld ausbezahlt wird, wobei
kein Unterschied besteht, ob das Sterbegeld nach den Bezügen des
Verstorbenen bemessen wird, einen verein­barten Absolut­betrag darstellt
oder
sich nach der Höhe der tatsächlichen Kosten des Begräbnisses orientiert.

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Besteuerung nach § 67 Abs 6 EStG

Erster Satz (Viertelregelung)


Nach § 67 Abs 6 erster Satz EStG können sonstige Bezüge, soweit sie anlässlich
der Beendigung des Dienst­verhältnisses anfallen, mit 6 % versteuert werden,
soweit sie insgesamt ein Viertel der laufenden Bezüge der letzten zwölf Monate
nicht übersteigen. Der
Freibetrag bzw die Freigrenze gemäß § 67 Abs 1 EStG und
die Jahressechstelbestimmung gemäß § 67 Abs 2 EStG finden keine Anwendung .
Zweiter Satz (Zwölftelregelung)
§ 67 Abs 6 zweiter Satz EStG ist hingegen nicht anzuwenden (!) .
Vorletzter Satz
Ein eventuell übersteigender Betrag ist gemäß §  67 Abs  6 vorletzter Satz EStG
nach dem Monatslohn­steuertarif (nicht sechstelerhöhend) zu versteuern.
Die geforderte zeitliche Nähe zum Tod des Arbeitnehmers bedeutet, dass das
Dienst­verhältnis entweder zum Zeitpunkt des Todes
noch aufrecht war oder dass
der Arbeitnehmer spätestens zwölf Monate nach Beendigung des Dienst-­
verhältnisses stirbt. Wenn das Dienst­verhältnis bereits länger vor dem Tod des
Arbeitnehmers beendet wurde, sind
Sterbegelder gemäß §  67 Abs  10 EStG mit
dem Monatslohn­steuertarif (nicht sechstelerhöhend) im Zuflussmonat zu
versteuern.

Übersicht

Sozial-­
versicherung, DB, DZ,
Lohnsteuer
Betriebliche KommSt
Vorsorge
Sterbe­bezüge (bis Ende des beitragsfrei steuer­pflichtig als abgaben­-
Sterbemonats Bezugsweiter­- laufender Bezug pflichtig
zahlung) (Tariflohn­steuer)
Sterbe­bezüge (über den beitragsfrei steuer­pflichtig als abgabenfrei
Sterbemonat hinaus aufgrund sonstiger Bezug
kollektiv­vertraglicher gem § 67 Abs 3
Regelungen, abhängig von den EStG (vervielfachte
Dienstjahren, sofern
es sich um Tariflohn­steuer bzw
einen Fall der Abfertigung „alt“ 6 %)
handelt)
Sterbegelder, Sterbequ­artale, beitragsfrei steuer­pflichtig als abgabenfrei
Todfallsbeiträge (Zahlung aus sonstiger Bezug
Anlass des Todes des gem § 67 Abs 6
Arbeitnehmers bzw innerhalb EStG
von zwölf Monaten
nach dem (Viertelregelung →
Tod) 6 % bzw Überhang
→ Tariflohn­steuer)
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Steuer­rechtlicher Überblick zu Todfalls­zahlungen

Bezüge beim Tod des Arbeitnehmers


Todfallsabfertigung + KV- Sterbegelder, Sterbequ­artale,
Sterbe­bezüge
Sterbe­bezüge Todfallsbeiträge
↓ ↓ ↓
gesetzliche bzw kollektiv-­ Bezugsweiter-­
Abfindungen aus Anlass des
vertragliche Abfertigungen zahlung für den
Todes des Arbeitnehmers
„alt“ Sterbemonat
sowie
kollektiv­vertragliche
Sterbe­bezugsansprüche,
sofern
deren Höhe von der unabhängig von der Anzahl
Anzahl der Dienstjahre der Dienstjahre
abhängig ist,
diese
Folgesterbemonat/e
betreffen und
es sich um Fälle der
Abfertigung „alt“
handelt.

↓ ↓ ↓
gem § 67 Abs 3 EStG gem § 66 EStG gem § 67 Abs 6 EStG (erster Satz:
(Vervielfacher­methode bzw (Monatslohn-­ 6 % bzw Überhang: Monatslohn-­
6-%-Methode) steuertarif) steuertarif)

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