Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
in PV-Info 7/2011, 10
Wird das Arbeitsverhältnis durch den Tod des Arbeitnehmers beendet, stellen
sich für den Personalverrechner ua die Fragen,
welche Entgeltansprüche
entstanden sind und an wen diese ausbezahlt werden dürfen und müssen. Der
erste Teil behandelt ausschließlich
die arbeitsrechtlichen Fragestellungen
hinsichtlich der Todfallsabfertigungen.
1. Todfallsabfertigung „alt“
Anspruch auf Todfallsabfertigung haben nur „die im Zeitpunkt des Todes des
Arbeitnehmers (des Erblassers) noch unterhaltsberechtigt gewesenen
gesetzlichen Erben “ . Folglich können die Erben dann keinen Abfertigungs-
anspruch geltend machen, wenn sie keinen gesetzlichen Unterhaltsanspruch
im
Todeszeitpunkt hatten. Der Unterhaltsanspruch zu einem späteren Zeitpunkt ist
für die Todfallsabfertigung daher irrelevant.
Sind keine unterhaltsberechtigten
gesetzlichen Erben vorhanden , so verfällt der Abfertigungsanspruch zur Gänze.
Die Fälligkeitsbestimmungen gelten bei der Todfallsabfertigung unverändert. Die
Zahlung ist daher auch in diesem Fall in ganzen Monatsentgelten und nicht in
halben Monatsentgelten vorzunehmen.
Erbenkreis
Gemäß dem
ABGB bzw aufgrund der Rechtsprechung kommen folgende
Unterhaltsberechtigte in Betracht:
Beispiel 1
+ (Netto-)Einkommen des verstorbenen Arbeitnehmers: € 2.850,– +
(Netto-)Einkommen der Witwe: € 750,– = Familieneinkommen: € 3.600,– 40 %
davon: € 1.440,–
Die Witwe war (zum Todeszeitpunkt) deshalb unterhaltsberechtigt, weil sie
weniger als 40 % (€ 1.440,–) zum Familieneinkommen
beigetragen hat; ihr
steht die Todfallsabfertigung zu .
Rückzahlungsverpflichtung
Wird nach dem Tod des Arbeitnehmers dennoch (zB unwissend) die halbe
Abfertigung an den überlebenden Ehepartner ausbezahlt,
obwohl dieser keinen
gesetzlichen Unterhaltsanspruch gegenüber dem Verstorbenen hatte, kommt
dieser Zahlung keine Unterhaltsfunktion
zu. In diesem Fall ist der überlebende
Ehepartner zur Rückzahlung verpflichtet ; der Grundsatz des gutgläubigen
Verbrauchs gilt nicht.
Hat das Arbeitsverhältnis vor dem Tod des Arbeitnehmers geendet und wurde
ein Abfertigungsanspruch erworben, die Abfertigung vom Arbeitnehmer jedoch
noch nicht
oder mangels Fälligkeit noch nicht zur Gänze bezogen, so steht der
(noch ausstehende) Abfertigungsanspruch den testamentarischen
oder
gesetzlichen Erben in voller Höhe zu. Dieser Abfertigungsanspruch fällt, wie alle
anderen Ansprüche (zB Lohn/Gehalt, Remunerationen bis zum Todestag), in
den
Nachlass . 1)
1) Die Hinterlassenschaft (Erbschaft) des Erblassers im Zeitpunkt des Todes. Sie ist vom Ausgang
des Verlassenschaftsverfahrens,
insbesondere von der Abgabe einer Erbserklärung, völlig
unabhängig.
Beispiel 2
Das Arbeitsverhältnis wird vom Arbeitgeber nach 22 Dienstjahren per 30. 6.
2011 gekündigt.
Der Abfertigungsanspruch „alt“ beträgt für 9 Monatsentgelte 9 x € 3.000,– =
€ 27.000,– und wird vom Arbeitgeber im Sinne
des § 23 Abs 4 AngG in Raten
gezahlt.
Davon werden 3 Monatsentgelte (€ 9.000,–) bei Arbeitsverhältnisende am
30. 6. 2011 und die restlichen 6 Monatsentgelte
in monatlichen Teilbeträgen
jeweils in Höhe eines Monatsentgelts (je € 3.000,–) ab dem vierten Monat im
Voraus, ab 1. 10.
2011, gezahlt.
Der ehemalige Mitarbeiter verstirbt am 10. 11. 2011.
Seite 12
Lösung:
Das Arbeitsverhältnis wurde durch Kündigung per 30. 6. 2011 ordnungsgemäß
beendet. Der noch offene Abfertigungsbetrag in
Höhe von € 12.000,–
(Gesamtabfertigung in Höhe von € 27.000,– abzüglich bereits ausbezahlter
Abfertigung in Höhe von € 15.000,–)
fällt in vollem Ausmaß in die
Verlassenschaft und wird in weiterer Folge daher auf den bzw die übrigen
Erben aufgeteilt.
Der Anspruch der gesetzlichen Erben besteht gegebenenfalls auch dann, wenn
der Arbeitnehmer zwar selbst gekündigt hat, vor Ablauf der Kündigungsfrist
jedoch
verstorben ist, weil das Arbeitsverhältnis diesfalls durch den Tod und
nicht durch die Arbeitnehmerkündigung beendet wurde
(
OGH 12. 9. 1961, 4 Ob
82/61).
Beispiel 3
Das Arbeitsverhältnis wird vom Arbeitgeber nach 22 Jahren Dienstzeit am
25. 2. 2011 per 30. 6. 2011 gekündigt.
Am 30. 6. 2011 würde der Abfertigungsanspruch „alt“ für 9 Monatsentgelte
zustehen.
Der Arbeitnehmer verstirbt am 3. 5. 2011.
Lösung:
Das Arbeitsverhältnis wurde vor dem Kündigungstermin am 3. 5. 2011 durch
Tod des Arbeitnehmers beendet. Die Todfallsabfertigung (die Hälfte der sonst
zustehenden gesetzlichen Abfertigung zum 3. 5. 2011 ) steht direkt den
Unterhaltsberechtigten zu und kommt nicht in den Nachlass .
Ungekürzte Todfallsabfertigung
2. Todfallsabfertigung „neu“
Erbenkreis
Aviso
Der zweite Teil zu diesem Thema in der nächsten PV-Info beinhaltet die abgaben-
rechtliche Behandlung von Todfallsabfertigungen.