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Abs: 5Gfrei.ch c/o A. Gross - Althusweg 12 - CH 6315 Morgarten

Einschreiben
Regierungsrat des Kantons Zug
Postfach
6301 Zug Morgarten, den 5. Mai 2022

Bearbeiter: ag

Inhaltsverzeichnis
VERWALTUNGSBESCHWERDE......................................................................................................3
1 Baugesuchsgegner........................................................................................................................3
2 Vorinstanz,....................................................................................................................................3
ANTRÄGE:..........................................................................................................................................6
VERFAHRENSANTRÄGE.................................................................................................................6
BEGRÜNDUNG..................................................................................................................................7
I. Formelles..........................................................................................................................................7
Zuständigkeit........................................................................................................................................7
Frist.......................................................................................................................................................7
Aufschiebende Wirkung.......................................................................................................................8
II. Materielles......................................................................................................................................8
1. Sachverhalt......................................................................................................................................8
2. Rechtsverletzungen..........................................................................................................................8
2.1. Vorbemerkungen......................................................................................................................8
2.2. Rechtswidriger Korrekturfaktor...............................................................................................9
2.2.1. Massive Privilegierung.........................................................................................................9
2.2.2. Falsche Prämissen...............................................................................................................10
2.2.3. Mittelung vereitelt durch Reflexionen................................................................................15
2.2.4. Mittelung vereitelt durch Bewegung..................................................................................16

CH 6315 Morgarten/ZG Website: www.5Gfrei.ch

5Gfrei.ch Telefon: 041-512 00

Präsident: Andreas Gross

22
Althusweg 12
eMail: admin@5Gfrei.ch
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2.2.5. Fehlende wissenschaftliche Grundlage...............................................................................17


2.2.6. Spitzenwerte vs. Durchschnitt............................................................................................17
2.2.7. Keine Sicherheitsmarge......................................................................................................18
2.2.8. Heftige Kritik von ärztlicher Seite......................................................................................19
2.2.9. Änderung des Anlagegrenzwerts auf der Stufe Vollzugshilfe............................................20
2.3. Mangelhaftes QS-System und falsche Antennendiagramme (Verletzung von Art. 12 Abs. 1
und 2 NISV)...................................................................................................................................21
2.3.2. Untaugliches Qualitätssicherungssystem............................................................................21
2.3.3. Keine Echtzeitüberwachung...............................................................................................22
2.3.4. «Vergessene» Überprüfung aller QS-Systeme....................................................................23
2.3.5. Kein Zugriff auf das QS-System durch Vollzugsbehörden.................................................23
2.3.6. Antennendiagramm ungenügend im QS-System................................................................24
2.3.7. Änderungen des Antennendiagramms nicht kontrolliert....................................................26
2.3.8. Überprüfung der Gesamtleistung ist ungenügend..............................................................36
2.3.10. BAKOM QS-Zertifikate...................................................................................................38
2.3.11. Kein Messverfahren (Verletzung von Art. 12 Abs. 1 und 2 NISV)..................................40
2.3.12. Messkampagne des Kantons Waadt..................................................................................40
2.3.13. Keine Einsicht in Abnahmemessprotokolle......................................................................42
2.3.14. Vollzugsdefizite.................................................................................................................43
2.3.15. Zwischenfazit....................................................................................................................43
2.4. Mögliche Grenzwertüberschreitungen und Abnahmemessungen..........................................44
2.5. Verletzung des Vorsorgeprinzips (Art. 4 NISV, Art. 11 USG, Art. 74 BV) 2........................44
2.6. Ungültiges Standort-Datenblatt.............................................................................................58
3. Kosten........................................................................................................................................59
Beilagenverzeichnis............................................................................................................................61
Anhang...............................................................................................................................................63
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Vorbemerkung zum Glossar


Am Ende des Textes befindet sich ein Glossar der hier verwendeten Fachwor-
te. Bitte jeweils dort nachschlagen, wenn der Leser sich nicht wirklich sicher
ist, was das jeweilige Wort bedeutet. Man kann einen Text unmöglich verste-
hen, wenn man die Bedeutung der Worte nicht kennt. Das ist bei solchen fach-
spezifischen Texten wie diesen besonders offensichtlich.

VERWALTUNGSBESCHWERDE
gegen

1 Baugesuchsgegner
Sunrise Communications AG, Thurgauerstrasse 101b, 8152 Glattpark (Opfikon),

und

Gemeinde Oberägeri, vertreten durch den Gemeinderat, Alosenstrasse 2

6315 Oberägeri

2 Vorinstanz,
betreffend Baubewilligung vom 11. April 2022 der Gemeinde Oberägeri,
Neubau Mobilfunk-Antennenmasten mit technischen Anlagen (4G und 5G)
bei bestehenden Gebäude, Gewerbezone 3a-3d, Morgarten, Assek.-Nr.
1143a, GS 1404

Korrespondenzadresse der Beschwerdeführer

Ing.-Büro Andreas Gross GmbH

Althusweg 12

6315 Oberägeri
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Beschwerdeführer

Josef Hürlimann
Teufli 4
6315 Morgarten

Janine Keller
Sattelstrasse 15

6315 Morgarten

Marcus Klein
Sattelstrasse 17

6315 Morgarten

Ludwig Kraft
Sattelstrasse 17

6315 Morgarten

Yvonne Kraft
Sattelstrasse 17

6315 Morgarten

Andreas Krapf
Teufli 24

6315 Morgarten

Evelin Schuler-Müller
Hauptseestrasse 119

6315 Morgarten
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Astrid Trutmann-Appert
Teufli 16

6315 Morgarten
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ANTRÄGE:
1. Die Baubewilligung vom 11. April 2022 sei aufzuheben.

2. Eventualiter sei die Baubewilligung mit folgender Auflage zu ergänzen:

«Die adaptiven Antennen im Sinne von Anhang 1 Ziffer 62 Abs. 6 NISV dürfen
nicht mit einem Korrekturfaktor betrieben werden.»

3. Unter den gesetzlichen Kosten- und Entschädigungsfolgen zu Lasten der Beschwer-


degegnerin und der Vorinstanz.

VERFAHRENSANTRÄGE
4. Die Beschwerdegegnerin sei zu verpflichten, Belege für ein funktionierendes Quali-
tätssicherungssystems, insbesondere in Bezug auf adaptive Antennen, einzurei-
chen.

5. Es sei ein Amtsbericht oder ein unabhängiges Gutachten einzuholen zu den Fragen,
ob bei adaptiven Antennen bereits Abnahmemessungen durchgeführt werden
können und ob bereits erfolgte Abnahmemessungen von in Betrieb genom-
menen Anlagen den im Standortdatenblatt prognostizierten Werten entspre-
chen.
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BEGRÜNDUNG

I. Formelles

Zuständigkeit
Angefochten wird ein baurechtlicher Entscheid der Gemeinde Oberägeri. Die Rechts-
mittelbelehrung weist übereinstimmend mit der gesetzlichen Ordnung (§ 67 Abs. 2 lit.
a PBG, § 40 Abs. 1 VRG) auf das Recht hin, gegen den baurechtlichen Entscheid beim
Regierungsrat Beschwerde zu erheben. Der Regierungsrat Zug ist demnach für die Be -
handlung der vorliegenden Beschwerde sachlich und örtlich zuständig.

BEWEIS:

Baubewilligung vom 11. 4 .2022 Beilage 2

Frist
Der angefochtene Entscheid datiert vom 11. 4 .2022. Er wurde offenbar am 14. April
2022 versandt. Gemäss dem Hinweis im Verteiler wurde der Entscheid eingeschrieben
zugestellt. Der Entscheid wurde am 19. April 2022 gegen Unterschrift beim Einspre-
cher Andreas Gross, Morgarten zugestellt. Damit läuft die 20-tägige Beschwerdefrist
am 9. Mai 2022 ab. Die vorliegende Eingabe erfolgt fristgerecht.

BEWEIS:

Baubewilligung vom 11. 4 .2022 Beilage 2


Sendeverfolgung
Poststempel

Legitimation
Zur Beschwerde ist berechtigt, wer vor der Vorinstanz am Verfahren teilgenommen
oder zu Unrecht keine Möglichkeit zur Teilnahme erhalten hat, durch den angefochte-
nen Entscheid oder Erlass besonders berührt ist und ein schutzwürdiges Interesse an
dessen Aufhebung oder Änderung hat (§ 41 Abs. 1 VRG). Nach der bundesgerichtli -
chen Rechtsprechung sind die in der näheren Umgebung einer projektierten Mobilfunk -
anlage wohnenden Personen durch die von der Anlage ausgehenden Strahlen in be-
sonderer Weise betroffen und daher zur Beschwerde legitimiert.
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Die Beschwerdeführer sind Bewohner oder sogar Eigentümer der Liegenschaften in


Morgarten gemäss den angegebenen Adressen. Die Liegenschaft liegen im Ein-
spracheperimeter von 657m gemäss Seite 5 des Standortdatenblattes. Die Beschwer-
deführer sind daher vom umstrittenen Vorhaben besonders berührt (BGE 128 II 168 E.
2 S. 169 ff.). Sie nahmen zudem schon meist am vorinstanzlichen Verfahren als Ein-
sprecher teil. Als Adressat des angefochtenen Entscheids oder Bewohner im Kreis der
Einspracheberechtigten verfügen sie über ein schutzwürdiges Interesse an dessen Auf-
hebung oder Änderung, weshalb sie zur Beschwerde berechtigt sind (Art. 89 Abs. 1
BGG; BGE 133 II 249 E. 1.3 S. 252 f.).

Aufschiebende Wirkung
Der vorliegenden Beschwerde kommt von Gesetzes wegen aufschiebende Wirkung zu
(§ 45 Abs. 1 VRG). Das strittige Bauvorhaben darf bis zur rechtskräftigen Erledigung
des Verfahrens nicht ausgeführt werden.

II. Materielles

1. Sachverhalt
Die Beschwerdegegnerin will neun neue Sendeantennen mit drei Hauptstrahlrichtun-
gen (80°, 215° und 330° von Nord). Die Sendeantennen 7 bis 9 im Frequenzband um
3600 MHz sollen adaptiv betrieben werden. Die Beschwerdegegnerin will für die Sen-
deantennen 7 bis 9 einen Korrekturfaktor beanspruchen.

Diese Sendeantennen verfügen über 16 Sub-Arrays, was gemäss der neuen Voll-
zugshilfe des BAFU bedeutet, dass ein Korrekturfaktor von 0.20 beansprucht wird. Die
adaptiven Antennen dürften damit rund 5 x stärker strahlen, als im Standortdatenblatt
ausgewiesen (aus den deklarierten 300 W bei der Sendeantenne 8 würden also 1500
W Maximalleistung). Die Beschwerdeführer bestreiten die Zulässigkeit dieser Anten-
nen.

2. Rechtsverletzungen

2.1. Vorbemerkungen
Die Beschwerdeführer sind der Auffassung, dass die erteilte Bewilligung rechtswidrig
ist. Sie bestreitet insbesondere die Rechtmässigkeit der Korrekturfaktors gemäss dem
Nachtrag zur Vollzugshilfe vom 23. Februar 2021 und die Anwendung des umhüllenden
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Antennendiagramms für adaptive Antennen. Sie bestreitet weiter, dass adaptive An-
tennen im QS-System der Beschwerdegegnerin kontrolliert werden können und dass
bei adaptiven Antennen bereits zuverlässige Abnahmemessungen durchgeführt wer-
den können. Im Weiteren begründet sie, weshalb die Immissionsprognose im Standort-
datenblatt fehlerhaft ist, weshalb Grenzwertüberschreitungen vorliegen und weshalb
die aktuellen Grenzwerte der NISV gesetzes- und verfassungswidrig sind.

2.2. Rechtswidriger Korrekturfaktor

2.2.1. Massive Privilegierung


Mit dem Nachtrag vom 23. Februar 2021 will das BAFU will mittels Vollzugshilfe eine
Privilegierung adaptiver Antennen einführen, indem ein Korrekturfaktor und eine über
sechs Minuten gemittelte Sendeleistung zur Anwendung gelangen dürften. Konkret
würde das bedeuten, dass bei einer adaptiven Sendeantenne mit 64 Sub-Arrays mit
zehnfacher Leistung gestrahlt werden dürfte und extreme, kurzzeitige Leistungsspit-
zen über einen Zeitraum von sechs Minuten gemittelt werden dürften. Das ergibt Spit-
zen vom x-fachen des geltenden Anlagegrenzwerts, wenn auch nur während ein paar
Minuten. Im vorliegenden Fall mit 16 Sub-Arrays pro adaptive Sendeantenne dürfte die
Beschwerdegegnerin die Leistung gegenüber den Angaben im Standortdatenblatt so-
mit mehr als verfünffachen.

Eine derart massive Privilegierung lässt sich mit der spezifischen Sendecharakteristik
adaptiver Antennen nicht rechtfertigen. Dem vorsorglichen Anlagegrenzwert liegt zu
Grunde, dass der Wert (hier: 5 V/m) zu jeder Zeit eingehalten wird und somit einen
Maximalwert darstellt. Die Sicherheitsmarge zur Verhinderung von unerwünschten ge-
sundheitlichen Beeinträchtigungen soll immer gelten, nicht nur zeitweise oder gemit-
telt über sechs Minuten. Die Vollzugshilfe (Nachtrag) vom 23. Februar 2021 höhlt mit
der Idee des Korrekturfaktors und der zeitlichen Mittelung den Gesundheitsschutz wei-
ter aus und verletzt das Vorsorgeprinzip zusätzlich. Gerade jetzt, wo gestützt auf dem
neusten Stand der Wissenschaft der Anlagegrenzwert deutlich reduziert werden müss-
te, stünde die Anwendung eines Korrekturfaktors und einer zeitlichen Mittelung diame-
tral zu den Bestrebungen, dem Gesundheitsschutz in der NISV vermehrt Rechnung zu
tragen.
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2.2.2. Falsche Prämissen


Die Privilegierung wird vom BAFU damit begründet, dass bei adaptiven Antennen die
für eine Antenne verfügbare Sendeleistung aufgeteilt werde, wenn Signale in verschie-
dene Richtungen fokussiert werden und dass die Sendeleistungen ausserhalb dieser
Richtungen während dieser Zeit zurückgingen.

Diese Annahme basiert auf den Presseunterlagen der Mobilfunkbetreibern, in denen


sich z.B. auf der Webseite der Deutsche Telekom die folgende Graphik finden lässt:

Dieses Bild legt folgendes nahe:

1. Die Antenne bedient jeweils nur einen Nutzer, Personen die daneben stehen
bleiben von dieser Kommunikation unberührt.

2. Die Keule ist genau so berechnet, dass sie nur gerade bis zum Nutzer hinreicht,
aber nicht darüber hinaus strahlt.

3. Es gibt keine unbeteiligten Personen zwischen Antenne und Nutzer, die die
Strahlung abbekommen würden.
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4. Da der Strahl von einem Nutzer zum nächsten springen muss, kann er natürlich
nur zu einem winzigen Bruchteil der Zeit einen Punkt versorgen, so dass sich die
erhaltene Strahlenlast auf diesen winzigen Bruchteil reduziert.

Doch alle diese Suggestionen sind falsch, denn sie gehen von falschen Annahmen aus.

Denn sie missachten, dass auch der am stärksten fokussierte Beam bei der vorliegen-
den AAU-Antenne noch eine Winkelbreite von 7° aufweist.

BEWEIS:

HUAWEI «AAU5831 Technical Specifications (V100R016C10_02)», S. 7 Beilage 3

Die Antennen sind so ausgerichtet, dass sie sich den gesamten Umkreis in drei Sekto-
ren je 120° teilen. Diese Zeichnung stammt von Seite 31 des Standort-Datenblattes
und zeigt mit den grünen Pfeilen die drei Hauptstrahlrichtungen der Antennen. Beila-
ge 3B

In einer Entfernung von 1000 m von der Antenne ist die Keule auch ca 100 m breit und
nicht wie von der Telekom-PR suggeriert auf den Punkt genau oder verschwindet gera-
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de am Empfangspunkt. Tatsächlich strahlt sie nach hinten durch den Nutzer hindurch
und wird dabei immer breiter. Hier ein Beispiel für unsere Gemeinde. Eine Anfrage ei -
nes Handynutzers bestrahlt etwa die Hälfte der Einwohner Morgartens.

Schaubild 1: Einsprecherkreis MG mit 7° Beam


Es werden deshalb auch im Falle von nur einem einzigen Nutzer je nach Besiedelungs-
dichte Dutzende, Hunderte oder auch Tausende Personen mit bestrahlt. Eine Reduktion
der Strahlung ist bei realistischen Nutzungsszenarien im Siedlungsgebiet unmöglich.

Es werden folglich alle Personen mit bestrahlt, die sich zwischen dem Nutzer und der
Antenne befinden, alle die sich im 7°-Keulen-Winkel neben dem Nutzer befinden und
alle, die sich in diesem Winkel hinter dem Nutzer befinden.

Richtungen, wo die Strahlung geringer ist, wird es am Berg, Wald , Feld und See geben,
aber kaum je im Siedlungsgebiet.

Das wird gerade für Morgarten eindeutig, wenn man sich die folgende Karte anschaut:
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Schaubild 2: Unmgebungskarte mit dem Kreis der Einspracheberechtigten um die Antenne

Der rote Kreis markiert den Kreis der Betroffenen, im Mittelpunkt die geplante Anten-
ne. Radius der Einspruchsberechtigten 657m.

Die drei roten Pfeile zeigen die geplanten Hauptstrahlrichtungen der drei Sektorenan-
tennen. Man würde erwarten, dass die Antennen aufgrund der angeblichen Dämpfun-
gen abseits der Hauptstrahlrichtung auf die Siedlungsgebiete ausgerichtet sind, um
diese mit einem Minimum an Energie versorgen zu können.

Doch das Gegenteil ist der Fall:

95% der Siedlung befindet sich an der Hauptstrasse entlang dem See. Also genau zwi-
schen den beiden Hauptstrahlrichtungen. Diese werden aufgrund der angeblichen Ho-
rizontaldämpfung mit einem Minimum an Effizienz erreicht. Macht keinen Sinn!

Verständlich wird diese Entscheidung der Montagerichtungen eher, wenn wir uns die
Übersichtskarte aus dem Standort-Datenblatt anschauen:
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Schaubild 3: Übersichtskarte aus dem Standort-Datenblatt mit Hauptstrahlrichtungen


Durch diese Wahl der Hauptstrahlrichtungen weg von den nächsten OMEN gelingt es
dem Bauantragsteller, rein rechnerisch die Einhaltung der NIS-Grenzwerte zu «bewei-
sen». Das dem jedoch in der Realität nicht so ist, beweist das Ingenieur-Gutachten –
Beilage 21.

Und da die Mobilfunkbetreiber selbst nicht an die dämpfende Wirkung gemäss dem
Antennendiagramm glauben, macht es ihnen auch gar nichts aus, die Hauptstrahlrich-
tung mitten auf den See oder hoch in die unbewohnten Berge zu richten. Denn im
Siedlungsgebiet dazwischen kommt dank der Fähigkeit der 5G-Antennen zur Adaption
(Ausrichtung des Strahls in beliebige Richtung direkt auf den Endbenutzer) die volle
Strahlung auch wie gewünscht an.

Die Antennen Diagramme dienen also nur der Augenwischerei im Rahmen der An-
tragstellung, sie haben für den praktischen Betrieb keine Bedeutung, da sie völlig fal-
sche Daten beinhalten.

Die o.g. Umgebungskarte mit dem Einsprecherkreis auf Seite 13 zeigt aber auch, dass
der Korrekturfaktor Unsinn ist:
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Wie wahrscheinlich ist es, dass die Strahlenkeule sich nicht zu 95% der Zeit dieser
Richtung entlang der Hauptstrasse und Bebauung befindet?

Es stimmt also nicht, dass sich die maximal mögliche Sendeleistung gleichzeitig auf
alle möglichen Richtungen verteilt – wie die Telcos behaupten. Denn die 5G-Antennen
der AAU-Serie bestehen aus 192 kleiner Elementen, die in verschiedene Richtungen
strahlen können.

Der Korrekturfaktor von 5 (in diesem Fall) wird damit begründet, dass die Beams nur
zu einem Fünftel (oder weniger) der Zeit den jeweiligen Menschen belästigen. Die Um-
gebungskarte legt jedoch durch die Konzentration der Siedlung entlang der Haupt-
strasse nahe, dass der Strahl sich eher zu über 95% der Zeit dort befindet und maxi -
mal zu 5% der Zeit Wanderer auf dem Berg oder Segelschiffe auf dem See versorgen.

Auch die Begründung für die Privilegierung ist technisch falsch, solange die maximale
bewilligte Sendeleistung nur ein Bruchteil der technisch möglichen Sendeleistung der
Antenne beträgt, wie das hier der Fall ist.

Eine MIMO (Multiple Input, Multiple Output)-Antenne ist genau dafür konzipiert, in
mehrere Richtungen gleichzeitig zu senden. Das ist die Bedeutung der Bezeichnung
«multiple Output».

BEWEIS:

BAKOM: Bericht Testkonzession und Messungen adaptive Antennen vom 24.09.2020,


S. 5-6

Beilage 4

Im vorliegenden Fall sollen die adaptiven Antennen mit 200 bis 300 Watt ERP senden,
während die maximal mögliche Sendeleistung gemäss Herstellerangaben rund 30'000
Watt ERP betragen dürfte. Es ist also problemlos möglich, dass diese Antennen in der
Hauptsenderichtung mit 200 oder 300 Watt ERP senden und gleichzeitig weitere Berei-
che rundherum versorgen. Eine Aufteilung der Sendeleistung gibt es aus technischer
Sicht gar nicht. Eine Reduktion der Strahlung in gewisse Richtungen – während dem
die Antenne in eine Richtung mit maximaler Sendeleistung strahlt - ist zwar möglich,
aber keineswegs zwingend.

Wie auch dem BAKOM Bericht zur Testkonzession vom 24. September 2020 zu entneh-
men ist, ist bei den allermeisten installierten Anlagen die Sendeleistung der Antenne
durch die Bewilligung auf einen bestimmten Wert limitiert. Die thermische Belastbar-
keitsgrenze ist bei weitem nicht erreicht.
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Der darauffolgende Satz des BAKOM («Somit wird die bewilligte Sendeleistung auf die
Transmitter-Elemente und damit auch auf die einzelnen Keulen aufgeteilt») ist jedoch
falsch. Die bewilligte Sendeleistung ist angegeben in Watt ERP. Sie ist ein rechneri-
sches Produkt aus Ausgangsleistung mal Antennengewinn, jeweils errechnet für jede
einzelne punktgenaue Richtung. Ausgangsleistung und Antennengewinn können von
der Antenne laufend aneinander und am Datenbedarf angepasst werden. Soweit das
Antennendiagramm nichts anderes vorgibt und die thermische Belastbarkeitsgrenze
nicht erreicht ist, kann und darf diese bewilligte Sendeleistung in jede Richtung abge-
geben werden. Eine «Aufteilung» findet nicht statt.

Eine Aufteilung wäre nur dann notwendig, wenn anstelle der Sendeleistung in Watt
ERP die maximale Ausgangsleistung Teil der Bewilligung wäre. Dies ist jedoch nicht der
Fall.

Die Annahme, wonach die maximale Sendeleistung nur in eine Richtung gleichzeitig
möglich sei, ist folglich bei den durch die Beschwerdegegnerin beantragten Sendeleis-
tungen nicht richtig. Die Herleitung der Privilegierung adaptiver Antennen basiert auf
falschen Prämissen.

2.2.3. Mittelung vereitelt durch Reflexionen


Das BAFU rechtfertigt die Einführung des Korrekturfaktors und damit die Über-
schreitung der Grenzwerte durch deren Einhaltung im 6-Minuten Mittel. Dabei verkennt
das BAFU einmal mehr die Relevanz der Reflexionen, die adaptive Antennen gezielt
nutzen. Die Mittelung, so wie sie vorgesehen ist, bezieht sich auf jedes Antennen-Panel
einzeln. Da sich die Senderichtungen der drei Antennenpanels horizontal vollständig
überschneiden, wird ein OMEN abwechslungsweise direkt vom 1. Panel und indirekt
vom 2. und 3. Panel bestrahlt. Jedes Panel kann dabei während einer bestimmten Zeit
die maximale Leistung inklusive Korrekturfaktor verwenden. Dies hat zur Folge, dass
an diesem OMEN die Grenzwerte auch im 6-Minuten-Mittel (ständig) überschritten wer-
den.

BEWEIS:

Beilage 03 das Antennendiagramm von HUAWEI (siehe Bild auf der nächsten Seite):

Denn da eine Antenne nach Hinten (Richtung 180°) nur eine Dämpfung von -10 dB
hat, kann dort auch ein Endgerät immerhin mit einem Zehntel der maximalen Sende-
leistung versorgt werden. Da die Antenne mit deutlich mehr Leistung gespeist ist, als
sie zugelassen ist, kann eine Dämpfung von -10 dB leicht ausgeglichen werden.
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2.2.4. Mittelung vereitelt durch Bewegung


Die Limitierung der Strahlung durch die 6-Minuten-Mittelung versagt ebenfalls in Hin-
blick auf Personen in fahrenden Nahverkehrsmitteln wie unserem Linienbus der Linie
9. Das Nahverkehrsmittel passiert die Versorgungsgebiete einer Antenne nach der an-
deren während jeweils in deutlich weniger als 6 Minuten. Solange diese Antennen
hauptsächlich der Versorgung der Fahrgäste dienen, können sie bei Durchfahrt des
Fahrzeuges je die Korrekturfaktoren maximal ausschöpfen und die Exposition der Fahr-
gäste steigt stark an gegenüber der Situation ohne Mittelung. Aus der Sicht der jeweili-
gen Antenne wird dann der Mittelwert eingehalten, obwohl während der Minute, wo
der Bus vorbeifährt die Leistung bis zum 6-fachen des Maximalwertes hochgeschraubt
werden kann. Und schon ist das Fahrzeug in der nächsten Funkzelle. Dort läuft das
gleiche Spiel. Die Fahrgäste dagegen sind jedoch kontinuierlich der sechsfachen Strah-
lung wie zugelassen ausgesetzt, denn es ist nicht ungewöhnlich, dass dutzende auf
der Fahrt zur Arbeit video-streamen oder telefonieren. - Solche Beispiele zeigen, dass
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die an den Haaren herbeigezogenen Rechtfertigungen von Grenzwertüberschreitungen


in der Praxis dann doch scheitern und schweren Schaden anrichten.

Dazu kommt noch, dass die ganzen Berechnungen eines Standort-Datenblattes nur je-
weils zeigen wollen, dass diese konkrete Antenne, keine Grenzwertüberschreitung für
die Menschen bedeutet. Dabei wird vergessen, dass wir es hier in der Schweiz mit ei -
ner Konkurrenz von drei Anbietern – Swisscom, Sunrise und SALT – haben, die alle ihre
Antennen platzieren und die Menschen oft von mehreren Seiten bestrahlt werden.

2.2.5. Fehlende wissenschaftliche Grundlage


Für die Einführung des Korrekturfaktors fehlen nachvollziehbare wissenschaftliche Er-
läuterungen. Die Erläuterungen zu adaptiven Antennen, S. 20 ff., zeigen deut lich, dass
ausschliesslich technische Aspekte in Betracht gezogen wurden. Im Endresultat hängt
die Höhe des Korrekturfaktors, also die Höhe der erlaubten Grenzwertüberschreitung
von der Anzahl Sub-Arrays einer Antenne ab. Das heisst mit anderen Worten, je fokus-
sierter eine Antenne strahlen kann, desto stärker soll sie auch dürfen. Absurd.

Es fehlen jegliche, auch nur ansatzweise Überlegungen zu gesundheitlichen Aus-


wirkungen. Dass dies nicht ausreicht, hat auch das Rechtsgutachten des Instituts für
Schweizerisches und Internationales Baurecht vom 7. Juni 2021 2021 im Auftrag der
BPUK festgehalten (S. 8). Grenzwerte müssen primär aufgrund des potentiellen Scha-
denausmasses festgelegt werden, also aufgrund medizinisch-biologischer Erkenntnis-
se, nicht technischen.

2.2.6. Spitzenwerte vs. Durchschnitt


Das BAFU rechtfertigt die Einführung des Korrekturfaktors damit, dass die Lang-
zeitbelastung dank der Mittelung trotzdem begrenzt bleibe und das geltende Schutzni -
veau nicht gesenkt werde. Damit das Ziel, das bestehende Schutzniveau nicht zu sen-
ken, erreicht wird, müssen jedoch neben den technischen Aspekten auch biologische
berücksichtigt werden. Das Schutzniveau muss anhand der gesundheitlichen Auswir-
kungen auf die Bevölkerung gemessen werden und nicht rein technisch.

Wenn die Möglichkeit besteht, dass eine neue Technologie bei gleichbleibender maxi-
maler Sendeleistung gesundheitlich grössere Schäden anrichtet, bedeutet die Anwen-
dung des Vorsorgeprinzips nicht eine Gleichbehandlung, sondern gebietet vorsorglich
strengere Vorschriften.
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Genauso absurd wäre es, wenn bei der Kleinkindpflege die Richtlinie, das Badewasser
nicht heisser als 40°C anzumischen, dahingehend aufzuweichen, dass das Badewasser
so zu mischen, dass es im Mittel der letzten 6 Minuten 40° erreicht. Also wenn das
Kind mal kurz gekocht wurde, dann bitte schnell ein Eisbad hinterher.

Das BAFU verkennt insbesondere, dass - im Gegensatz zu den thermischen Effekten -


bei den biologischen Effekten nicht die Durchschnittswerte, sondern gesetzlich die
Spitzenwerte ausschlaggebend sind.

BEWEIS:

Hug et. al. Beurteilung der Evidenz für biologische Effekte schwacher Hochfrequenz-
strahlung, Bericht im Auftrag des Bundesamts für Umwelt (BAFU), 2014, S. 35 –
Beilage 5

Auch A.H. Frey hatte bereits 1974 festgestellt, dass meistens die Spitzenwerte der ver -
wendeten EMF relevanter sind als die durchschnittliche Intensität. Jede Erhöhung der
möglichen Spitzenwerte führt somit per se zu einer Senkung des Schutzniveaus, auch
wenn der bisherige Grenzwert im Durchschnitt eingehalten wird: https://www.emf-por-
tal.org/de/article/12544

Und auch Cindy Sage und David O. Carpenter, Co-Editoren der BioinitiativeReports
2007 und 2012 halten in ihrer Eingabe im Rahmen der Vernehmlassung zur Aktualität
der NIS-Grenzwerte an die Federal Communications Commission (FCC) der USA fest,
dass es keine vernünftige Basis gibt für zeitlich und örtlich gemittelt gemessene Werte
als alleinige Basis für den Schutz vor Gesundheitsbeeinträchtigungen durch chronische
Exposition. Gepulste Funkstrahlung müsse durch schützende Grenzwerte reguliert wer-
den, die chronische Exposition gemessen an Spitzenwerten, nicht gemittelten Werten
festlegt (https://ecfsapi.fcc.gov/file/7520957942.pdf).

Bereits daraus ergibt sich, dass das BAFU die Privilegierung adaptiver Antennen auf
falschen technischen Annahmen aufbaut und gleichzeitig biologischmedizinische As-
pekte überhaupt nicht berücksichtigt.

2.2.7. Keine Sicherheitsmarge


Das BAFU betont im Zusammenhang mit dem Korrekturfaktor, dass eine Sicher-
heitsmarge berücksichtigt werde - gegenüber dem Immissions-Grenzwert (IGW). Die
mit Korrekturfaktor erreichten Feldstärken seien «immer noch deutlich unterhalb des
IGW. Diese angebliche Sicherheitsmarge ist jedoch ein Trugschluss, da die IGW nach-
weislich nicht vor biologischen Effekten schützen und es keinen Grund zur Annahme
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gibt, dass eine allfällige Schädlichkeitsgrenze bezüglich biologischer Effekte in irgend-


einer Relation zu den IGW steht. Genau diesen Trugschluss der Sicherheitsmarge kriti-
sierte der UNITED STATES COURT OF APPEALS FOR THE DISTRICT OF COLUMBIA im Fall FCC vs CHD/ EHT
deutlich. Siehe den Artikel «USA. Historische Entscheidung: Bundesgericht weist FCC
an, zu erklären, warum sie wissenschaftliche Nachweise für Schäden durch drahtlose
Strahlung ignoriert hat – Ein Urteil von internationaler Bedeutung» https://www.diagno-
se-funk.org/aktuelles/artikel-archiv/detail&newsid=1739

2.2.8. Heftige Kritik von ärztlicher Seite


Die ÄRZTINNEN UND ÄRZTE FÜR UMWELTSCHUTZ (AefU) haben bereits in Reaktion auf den Bericht
Mobilfunk und Strahlung jede indirekte Grenzwerterhöhung in Form von temporären
Überschreitungen kategorisch abgelehnt.

Einen Tag nach Veröffentlichung der Vollzugsempfehlung kritisierte die AefU diese ve-
hement, da der Erhalt des Schutzniveaus nicht sichergestellt sei.

«Die Rechtfertigung für die Erhöhung der Spitzenwerte von adaptiven Antennen ba-
siert auf Simulationsstudien, einmaligen Testmessungen sowie Berechnungs-
grundlagen, welche jedoch prognostizierten Entwicklungen im Mobilfunk in keiner Wei-
se gerecht werden. Es gibt keinen Beleg, dass das Schutzniveau der Anwohner erhal-
ten bleibt. Die Exposition der Anwohnerschaft durch adaptive Antennen ist zeitlich
hoch dynamisch mit starken Spitzen, nutzerabhängig und kaum monitorisierbar. Diese
Dynamik ist bezüglich ihrer Auswirkungen auf Mensch und Umwelt bis jetzt uner-
forscht und wird still geredet.»

BEWEIS:

AefU Medienmitteilung vom 28.11.2019 « Kommt jetzt die Grenzwerterhöhung für 5G


via Hintertüre?» Beilage 6

AefU Medienmitteilung vom 24.02.2021 «Grenzwerterhöhung durch die Hintertür als


einfache Vollzugsbagatelle!» Beilage 7

Übereinstimmend mit der AefU gehen wir davon aus, dass die Einführung der Korrek-
turfaktoren auf nicht nachvollziehbaren Grundlagen beruht, dass damit das Schutzni-
veau deutlich gesenkt wird und die Privilegierung adaptiver Antennen in keiner Weise
gerechtfertigt ist.
Seite 21 von 72

2.2.9. Änderung des Anlagegrenzwerts auf der Stufe Vollzugshilfe


Zudem ist die Einführung derartiger Privilegierung auf Stufe Vollzugshilfe falsch. Die
NISV macht keine Aussage dazu, wie mit der Variabilität der Senderichtungen und der
Antennendiagramme umzugehen ist (Ziffer 63 Anhang 1 NISV). Die Verordnung legt
nicht einmal fest, ob bei adaptiven Antennen eine Privilegierung stattfinden darf oder
ob aufgrund der besonderen Eigenschaften eine Verschärfung angezeigt ist (was tat-
sächlich in Anbetracht der gefährlichen Pulsationen und der extremen Signalvariabili-
tät von adaptiven Antennen angezeigt wäre).

Die Anlagegrenzwerte sind bisher als maximale Effektivwerte festgelegt, d.h. explizit
ohne Mittelung. Die Einführung eines Korrekturfaktors führt dazu, dass die maximale
Sendeleistung einer Anlage höher wird, die rechnerisch ermittelten Immissions-
grenzwerte gleichwohl nicht überschritten werden. Gemäss Rechtsgutachten des
INSTITUTS FÜR SCHWEIZERISCHES UND INTERNATIONALES BAURECHT Fribourg vom 7. Juni 2021 im Auftrag
der BPUK (abrufbar unter https://www.bpuk.ch/bpuk/dokumentation/berichte-gutach-
ten-konzepte/bereich-umwelt.) ist darin ein Paradigmenwechsel zu sehen, der vom Wil-
len des Gesetzgebers nicht gedeckt ist (S. 6, Zwischenergebnis 5 / S. 38, 4.2.2).

Die Verordnung legt nicht fest, dass für adaptive Antennen ein Korrekturfaktor einge-
setzt und die Strahlenbelastung über sechs Minuten gemittelt werden darf. Eine Um-
schreibung der Berücksichtigung der Variabilität auf Stufe einer Vollzugshilfe ist daher
nicht sachgerecht. Sie hätten im USG selbst erfolgen müssen. Zwei frühere Versuche,
das Parlament zu einer Lockerung der Grenzwerte im Gesetz zu bewegen sind an den
Mehrheiten gescheitert. Das darf die Verwaltung nicht ignorieren und den Gesetzgeber
aushebeln.

Vollzugshilfen sind ohne Weiteres als Verwaltungsverordnungen einzustufen. Die


Hauptfunktion von Verwaltungsverordnungen besteht darin, eine einheitliche, gleich-
mässige und sachrichtige Praxis des Gesetzvollzugs sicherzustellen (BIAGGINI GIOVANNI, DIE
VOLLZUGSLENKENDE VERWALTUNGSVERORDNUNG, in: ZBI 98/1997, S. 4). Diese Vollzugskonzepte sind
für Gerichte und Private massgebend, allerdings nur, soweit sie sich im Rahmen von
Verfassung und Gesetz halten (BIAGGINI GIOVANNI, Die vollzugslenkende Verwaltungsver-
ordnung, in: ZBI 98/1997, S. 17 ff.). Die neue Ziff. 63 von Anhang 1 NISV ist zu wenig
konkret, als dass sie Grundlage für ein Vollzugskonzept darstellen könnte. Sie ist ausle-
gungsbedürftig, wobei nicht einmal die Grundsätze der Auslegung in der Verordnung
selbst enthalten sind. Die Frage der Auslegung der Bestimmung darf daher aus rechts-
staatlichen Gründen nicht an das BAFU übertragen werden. Der Verordnung selbst
müsste zumindest ansatzweise zu entnehmen sein, wie der Variabilität der Senderich-
Seite 22 von 72

tungen und der Antennendiagramme Rechnung zu tragen ist. Dem Bundesamt selbst
fehlt die demokratische Legitimation zur Konkretisierung bzw. Aufweichung von derart
einschneidenden gesetzlichen Bestimmungen.

Die NISV ist somit auch hinsichtlich der Einführung von adaptiven Antennen verfas-
sungswidrig. Will der Verordnungsgeber eine bis zu 10-fache Sendeleistung mittels
Korrekturfaktor und zusätzlich eine Mittelung über 6 Minuten einführen, so ist das in ei-
ner Vollzugshilfe oder Verordnung nicht stufengerecht. Eine derart gewichtige und für
die Immissionsbelastung wesentliche Änderung hätte im Gesetz selbst verankert wer-
den müssen.

Selbst wenn die angefochtene Bewilligung zu schützen wäre, dürften die adapti ven
Sendeantennen nicht mittels Korrekturfaktor betrieben werden. So ist der Eventualan-
trag (Ziff. 2) zu verstehen.

2.3. Mangelhaftes QS-System und falsche Antennendiagramme (Verletzung


von Art. 12 Abs. 1 und 2 NISV)

2.3.1.
Gemäss Art. 12 Abs. 1 NISV überwacht die Behörde die Einhaltung der Emissions-
begrenzungen. Die Anwohner von Mobilfunkanlagen haben ein schutzwürdiges Interes-
se, dass die Einhaltung der Grenzwerte der NISV durch objektive und überprüfbare
bauliche Vorkehrungen gewährleistet wird. Als alternative Kontrollmöglichkeit können
die Mobilfunkanbieter ein Qualitätssicherungssystem implementieren (siehe Urteil des
Bundesgerichts 1C_97/2018 vom 3. September 2019).

2.3.2. Untaugliches Qualitätssicherungssystem


Die Anwohner von Mobilfunkanlagen haben laut bundesgerichtlicher Rechtsprechung
ein schutzwürdiges Interesse daran, dass die Einhaltung der NIS-Grenzwerte durch ob-
jektive und überprüfbare bauliche Vorkehrungen gewährleistet wird (BGer 1A.160/
2004). Dies ist mit dem derzeitigen QS-System der Beschwerdegegnerin mit Sicherheit
nicht gewährleistet. Dabei werden die bereits bisher bestehenden Defizite durch den
Einsatz adaptiver Antennen massiv verstärkt. Während bisher die meisten relevanten
Einstellungen von Antennen und Sendeanlagen manuell erfolgten, sind die adaptiven
Antennen weitgehend softwaregesteuert und zum Teil mit sogenannter künstlicher In-
telligenz ausgestattet. Dies erfordert eine neue Konzeption der Qualitätssicherung.
Seite 23 von 72

2.3.3. Keine Echtzeitüberwachung


Die Mobilfunk QS-Systeme sind bisher nichts anderes als Datenbanken, vergleichbar
mit einer Excel-Tabelle, in denen die Angaben der Standortdatenblätter sowie der aktu-
ellen Betriebsparameter aus dem operativen System eingetragen werden sollten.
Wenn jemand am produktiven Netzwerksystem relevante Parameter verändert, müss-
te das im QS-System eingetragen werden. Einmal am Tag sollte ein Script im QS-Sys-
tem prüfen, ob die veränderten Eintragungen mit den ursprünglich bewilligten Para-
metern übereinstimmen. Wenn nicht, müsste vom Script ein kurzer Report generiert
werden und die Betreiberin irgendwann Korrekturen vornehmen und eine Meldung an
den Kanton machen (Selbstanzeige).

Es besteht jedoch keine elektronische Verbindung zwischen den QS-Systemen und den
produktiven Systemen, welche eine Echtzeitübernahme der Daten sicherstellt. Gegen-
teiliges konnten die Mobilfunkbetreiber jedenfalls nicht belegen. Dadurch erfolgen
auch keine Echtzeit-Überwachung und Alarmierung bei Abweichungen. Wie die Daten
vom operativen Netzwerksystem im Detail ins QS-System gelangen, ist nicht klar.

Das bestehende QS-System der Beschwerdegegnerin überwacht also keine tatsächlich


abgestrahlte Sendeleistung und andere relevante Systemparameter. Es hat keine ef-
fektive, echtzeitbasierte Überwachungsfähigkeit. Es hat auch keine Echtzeit-Reaktions-
möglichkeit auf Defekte in der zentralen Mobilfunkanlagensteuerung, der Antennen-
elektronik und der Antennen selbst. Dies stellt insbesondere bei adaptiven Antennen
ein grosses Gefahrenrisiko dar. Die heutigen leistungsstarken aktiven massiv MIMO An-
tennen sind in der Lage, 31'000 Watt ERP auf kurzer Distanz auf wenige m 2 zu fokus-
sieren und können so innert Millisekunden Schäden verursachen oder sogar töten.

Die bestehenden QS-Systeme können den Schutz der Bevölkerung vor nichtioni-
sierender Strahlung durch adaptive massiv MIMO Antennen deshalb nicht ge-
währleisten. Möglich wäre das nur durch eine Echtzeitüberwachung der Aus-
gangsleistung durch eine unabhängige Stelle und mittels entsprechender Hardware,
was aber vom BAFU aktuell gerade nicht vorgeschlagen wird. Diese Haltung steht im
Widerspruch zu den Vorgaben des Bundesgerichts, das damals primär Hardware-ba-
sierte Sicherungsmittel vorgesehen hatte (BGE 1A_160/2004). Als Alternative sah das
Bundesgericht damals auch andere Lösungen vor, wenn damit das gleiche Ziel erreicht
werden kann. Die Kantone, das BAKOM und das BAFU einigten sich damals auf die Va-
riante mit den QS-Systemen, weil das für alle Beteiligten die Lösung mit dem gerings-
ten Aufwand war. Damals kamen lediglich konventionelle Antennen zum Einsatz. Heu-
Seite 24 von 72

te kommen adaptive massive MIMO Antennen zum Einsatz. Deshalb ist es zwingend
geworden, die Konzeption der QS-Systeme von unabhängiger Stelle neu zu entwickeln.

Technisch ist eine solche Echtzeitüberwachung möglich, denn die Validierungsberichte


des BAKOM vom Juli 2021 belegen die Existenz und Verwertbarkeit der Logfiles von Ba-
sisstationen1. Wären diese in das QS-System integriert, dürfte zumindest auch eine
Überwachung der Ausgangsleistung durch die Vollzugsbehörden in Echtzeit möglich
sein.

2.3.4. «Vergessene» Überprüfung aller QS-Systeme


Das Bundesgericht hat im Urteil 1C_97/2018 vom 3. September 2019 das BAFU aufge-
fordert, eine schweizweite Kontrolle der QS-Systeme durchführen zu lassen oder zu ko-
ordinieren, nachdem bei 8 von 14 überprüften Mobilfunkanlagen im Kanton Schwyz
Mängel von den QS-Systemen nicht erkannt worden waren. Dieses Urteil ist mittlerwei-
le 3 Jahre alt und die Überprüfung hat bis heute nicht stattgefunden, nicht einmal teil-
weise.

Bereits 2019 stand also fest, dass die Konzeption der QS-Systeme bereits bei kon-
ventionellen Mobilfunkanlagen gravierende Defizite haben können und überprüft wer-
den müssen. Diese Defizite bestehen weiterhin und es gibt keine Gewähr, dass die QS-
Systeme Überschreitungen der Grenzwerte korrekt wiedergeben. Der rechtliche An-
spruch auf objektive Überprüfung der Einhaltung der Grenzwerte ist nicht gewährleis-
tet.

2.3.5. Kein Zugriff auf das QS-System durch Vollzugsbehörden


Gemäss Aussage des Stadt-Zürcher NIS-Fachmanns, Andreas Klöser, anlässlich eines
Podiums zu 5G vom 18. Juni 2021 habe die Vollzugsstelle keinen Zugriff auf das QS-
System. Er erhalte nur zweimonatlich die Berichte betreffend allfälligen Grenzwert-
überschreitungen. Deren Richtigkeit könne er aber nicht überprüfen.

Das bestätigt, dass die Vollzugsbehörden lediglich online Zugang zur Sender-
Datenbank des BAKOM haben, aber keinen zu den QS-Systemen der Betreiber. Die
Aussage des Bundesrats, die Netzbetreiber gewährten den Vollzugsbehörden uneinge-
schränkte Einsicht in ihre QS-Systeme (vgl. Antwort auf Interpellation 21.3117 «QS-
System Adaptive Antennen»), ist somit falsch. Die Vollzugsbehörden haben keine Mög -

1 Eine Basisstation ist eine ortsfeste Übertragungseinrichtung für Funksignale von Mobilfunknetzen, von Schnurlos-
telefonen und von drahtlosen Netzwerken. Wikipedia
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lichkeit objektiv zu überprüfen, ob die Selbstanzeigen der Mobilfunkbetreiber korrekt


sind.

2.3.6. Antennendiagramm ungenügend im QS-System


Das BAFU behauptet in einer dem Unterzeichneten vorliegenden Vernehmlassung vom
13. August 2021 (Ziff. 3.2) in einem vor dem Bundesgericht hängigen Verfahren, es
reiche für die Kontrolle adaptiver Antennen aus, wenn im QS-System neben der Sende-
leistung überprüft werde, dass die Ausrichtung des umhüllenden Antennendiagramms
mit der Montagerichtung der Anlage übereinstimmt.

Hierzu muss ein Techniker vor Ort den Mast erklimmen und mit einem Winkel-
messgerät die Montagerichtung der Antennenpanels 2 erfassen, und diesen Wert dann
manuell in das QS-System eintragen. Dies wird tatsächlich so praktiziert, ist aber wie
im Urteil 1C_97/2018 ersichtlich, enorm fehleranfällig.

Die Aussage des BAFU impliziert, dass das Antennendiagramm im QS-System erfasst
ist. Dies ist jedoch nicht der Fall. Es sind lediglich die horizontalen und verti kalen
Abstrahlrichtungen eingetragen und allenfalls die Antennentypennummer der Herstel-
ler. Gegenteiliges hat das BAFU nicht belegt. Die für die QS-Datenbank vor-
geschriebenen Angaben sind in der Musterkonzession (Anhang III) unter Ziffer 5.1 auf-
geführt:

1. Dämpfungs- oder Verstärkungsfaktoren derjenigen Komponenten, die nicht durch


Fernsteuerung verändert werden können (z.B. Kabeldämpfung, Combinerdämpfung,
Antennengewinn). Dafür sind entweder die Herstellerangaben oder dokumentierte
Messungen zu verwenden.

2. Manuelle Einstellungen (insbesondere der mechanische oder ein manuell einstell-


barer elektrischer Tilt der Antennen3). Grundlage dafür bilden die Rapporte des techni-
schen Personals.

3. Ferngesteuerte Einstellungen (insbesondere der Verstärkerausgangsleistung und


des elektrischen Tilt).

2 Eine Panelantenne (englisch flat antenna, auch micro strip antenna) ist eine Flachantenne mit gerichteter Strah-
lungscharakteristik, welche nicht – wie bei Parabolantennen – durch Brennpunktfokussierung, sondern durch Inter-
ferenz der Wellen einzelner in einer Ebene ausgerichteter Erregerelemente als Array (Gruppe) erreicht wird. Die
Fokussierung wird hier also durch Überlagerung der Erregerwelle jedes einzelnen Elementes erreicht. Wikipedia
3 Bei dem Remote Electrical Tilt kurz RET handelt es sich um ein System das es ermöglicht den elektrischen Tilt ei-
ner Antenne aus der Ferne, ohne die Antenne zu berühren, einzustellen. Der Tilt beschreibt die Neigung der vertika-
len Hauptstrahlrichtung gerichteter Antennen.
Seite 26 von 72

4. Für jede Sendeantenne die effektiv eingestellte ERP pro Funkdienst, die aus den
oben genannten Hardware-Spezifikationen und den aktuellen Einstellungen automa-
tisch berechnet wird.

5. Für jede Sendeantenne die bewilligte ERP pro Funkdienst und den bewilligten Win-
kelbereich für die Senderichtungen.

Die Musterkonzessionen sind abrufbar unter: https://www.bakom.admin.ch/dam/ba-


kom/de/dokumente/musterkonzessionmobilfunktechnologieneutral.pdf.download.pdf/
musterkonzessionmobilfunktechnologieneutral.pdf

Die Vollzugsempfehlung des BAFU vom 23. Februar 2021, Kapitel 4, schreibt zu-
sätzliche Parameter vor, die im QS-System erfasst sein müssten, darunter auch Fol-
genden Punkt:

«Angabe des Betriebsmodus (eingestelltes Antennendiagramm, resp. «Coverage Sze-


nario»); stimmt der Betriebsmodus mit dem umhüllenden Diagramm überein? (Wird
die Antenne also derart betrieben, dass alle möglichen Antennendiagramme innerhalb
des umhüllenden Antennendiagramms liegen?)«

Wie diese Vorgabe im QS-System von der Beschwerdegegnerin umgesetzt wird, ist un-
bekannt. Die als Frage formulierten Vorgaben könnten theoretisch ganz einfach je mit
«ja/nein» Angaben umgesetzt werden. Welche Antennengewinne sich im Detail hinter
dem Begriff «Coverage Szenario» verbergen, ist nicht dargelegt. Eine eigentliche Über-
prüfung durch das QS-System, ob die Einstellungen der Antenne nie über die bewillig-
ten Antennendiagramme hinausgehen, die auch für die Vollzugsbehörden nachvoll-
ziehbar wäre, wäre damit noch lange nicht erreicht. Wie das BAFU selbst schrieb, wer-
de lediglich die im QS-System (irgendwie) eingetragene Ausrichtung der Antennendia-
gramme sowie die Montagerichtungen überprüft. Das Antennendiagramm selber ist
folglich gar nicht im QS-System abgebildet, geschweige denn von Seiten Unabhängi-
ger überprüfbar.

Die Vollzugsbehörden können weder überprüfen, ob die initial eingestellte Anten-


nendiagramm-Form der bewilligten entspricht, noch ob das Antennendiagramm im
laufenden Betrieb abgeändert wird. Dies ist - zur Erinnerung - tausendfach pro Sekun-
de und aus der Ferne möglich.

Ein QS-System, das adaptive Antennen zuverlässig kontrollieren kann, müsste deshalb
zwingend alle Senderichtungen erfassen können, unabhängig davon, ob die Sendean-
tennen im Rahmen der Prognose (Modell-Rechnungen) wie konventionelle Antennen
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beurteilt wurden oder nicht und unabhängig davon, ob die Hauptsenderichtung mit der
Montagerichtung übereinstimmt. Sich ausschliesslich auf Selbstdeklarationen der Be-
treiber zu verlassen, bietet keinerlei Garantie dafür, den rechtlichen Anspruch der An-
wohner auf Einhaltung der Grenzwerte zu gewährleisten.

2.3.7. Änderungen des Antennendiagramms nicht kontrolliert


Das Antennendiagramm einer adaptiven Antenne kann zahlreiche andere Formen an-
nehmen, als dies im Standortdatenblatt abgebildet ist.

BEWEIS ERLÄUTERUNGEN ZU ADAPTIVEN ANTENNEN UND DEREN BEURTEILUNG GEMÄSS DER VERORDNUNG ÜBER

DEN SCHUTZ VOR NICHTIONISIERENDER STRAHLUNG (NISV) des BAFU vom 23. 2. 2021 – Beilage 19

In diesen Erläuterungen steht auf Seite 10 unter Punkt 5.3 zunächst:

«Bei adaptiven Antennen kann das Abstrahlungsmuster beim maximalen Gesprächs-


und Datenverkehr bei maximaler Sendeleistung unterschiedliche räumliche Ausprä-
gungen annehmen.»

Es wird weiter ausgeführt, dass adaptive Antennen bisher «schlecht versorgte Zonen
am Rand der versorgten Zelle bei Bedarf mit einer höheren Feldstärke versorgen kön-
nen. Es können auch mehrere Beams gleichzeitig abgestrahlt werden, auch bei diesen
kann ihre Hauptsenderichtung variieren.» Daraus folgt, dass das Antennendiagramm
im massgebenden Betriebszustand völlig bedeutungslos geworden ist.

Deshalb müssten gemäss diesen Erläuterungen die rechnerischen Prognosen auf ei-
nem umhüllenden Antennendiagramm basieren, welches sämtliche Antennen-
diagramme einschliesse, die im massgebenden Betriebszustand auftreten können. Das
wird veranschaulicht durch das Beispiel des umhüllenden Antennendiagramms der
verwendeten HUAWEI-Antenne AAU5831 (Beilage 3, Seite 23):
Seite 28 von 72

Es zeichnet sich aus durch maximale Sendeleistungen (in Blau) in dem 120°-Sektor
zwischen 300° bis 60°. D.h. die bei früherer, nicht-adaptiven Antennen erforderlichen
Antennendiagramme, um die Dämpfung der Strahlenlast für abseits von der Haupt-
strahlrichtung gelegenen OMEN berechnen zu können, ist durch die moderne Technik
überflüssig geworden.

Wir gehen davon aus, dass das gleiche auch für die vertikale Ablenkung gilt, denn die
Antennenaufbau besteht oft aus 8 mal 8 auf einer quadratischen Fläche montierten
Elementen, die die Strahlablenkung durch Phasenverschiebung in jede beliebige Rich-
tung ohne Leistungsverlust (Dämpfung) ermöglicht.

Dies bestätigt auch das BAFU-Dokument «Erläuterungen ...» (Beleg 19) auf Seite 10:

Bei konventionellen Antennen ist das räumliche Abstrahlungsmuster (darge-


stellt als Antennendiagramm) immer das gleiche. Bei adaptiven Antennen
hingegen kann das Abstrahlungsmuster beim maximalem Gesprächs- und
Datenverkehr bei maximaler Sendeleistung unterschiedliche räumliche Aus-
prägungen annehmen. Es kann zum Beispiel nur ein Beam gebildet werden.
Dieser kann in verschiedene Richtungen gesendet werden (vgl. Abbildung
6), wodurch adaptive Antennen eine hohe Abdeckung in der Fläche erzielen
und bisher schlecht versorgte Zonen am Rand der versorgten Zelle bei Be-
darf mit einer höheren Feldstärke versorgen können. Es können auch mehre-
re Beams gleichzeitig abgestrahlt werden, auch bei diesen kann ihre Haupt-
senderichtung variieren.

Die beiden auf Seite 13 (links Ericsson, rechts HUAWEI) gezeigten umhüllenden verti-
kalen Antennendiagramme (in Blau) können jedoch gar nicht stimmen:
Seite 29 von 72

Denn wenn die richtig wären, könnten die Antennenstrahlen nur noch Endgeräte errei-
chen, die in etwa auf der gleichen Höhe wie die Antenne selbst platziert sein. Da die
Antennen jedoch meist in grosser Höhe über den zu bedeckenden Raum stehen – auf
Hochhäusern plus dann noch einem hohen Mast – muss natürlich eine erhebliche Nei-
gung des Beams nach unten möglich sein, um die Endgeräte zu erreichen.

Da das Innere einer 5G-Antenne jedoch aus einer quadratischen Matrix von 8 mal 8
Elementen aufgebaut ist, wie das Foto der Telekom hier zeigt (https://www.tele-
kom.com/de/blog/netz/artikel/5g-antenne-funktionen-575464), können diese Elemente
den Strahl gleichermassen in alle Richtungen ablenken: vertikal wie horizontal:
Seite 30 von 72

Und nur durch diese Architektur kann die Antenne dann auch die Nutzer wie folgt im
steilen Winkel nach unten versorgen:
Seite 31 von 72

Das horizontale Antennendiagramm einer adaptiven Antenne kann jedoch auch völlig anders ausse-
hen: Läuft die Antenne nicht an ihrer Belastungsgrenze, kann praktisch für jede einzelne Senderich-
tung eine eigene maximale Senderichtung programmiert werden. Es wäre zum Beispiel folgende
Möglichkeit denkbar: Direkt vor einer Mobilfunkanlage steht ein Hochhaus. Rechts und links neben
dem Hochhaus befinden sich Einfamilienhausquartiere. Das Hochhaus steht der Antenne sozusagen
im Weg und benötigt aufgrund seiner Nähe zur Antenne nur sehr geringe Feldstärken. Die weit ver-
streuten Einfamilienhäuser hingegen benötigen deutlich mehr Leistung. Die Antenne ist in diesem
Szenario in der Lage, die Leistung in die Hauptsenderichtung entsprechend zu reduzieren, und statt-
dessen in Richtung der Einfamilienhausquartiere zu verstärken. Ohne zusätzliche Verstärkung wäre
die Strahlung neben der Hauptsenderichtung wegen den Richtungsabschwächungen geringer. Mit
Verstärkung kann dieser Bereich überproportional bestrahlt werden. In anderen Worten: Die Anten-
ne kann die Richtungsabschwächung in den Bereichen neben der Hauptsenderichtung durch ver-
stärkte Ansteuerung der Tx kompensieren (blaue Linie, Hauptsenderichtung bei 0°):

Das Antennendiagramm kann jedoch auch so aussehen:


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BEWEIS:

BAKOM: Testkonzession und Messungen adaptive Antennen / Bericht vom 24.09.2020,


S. 11 Beilage 8

Das vom BAFU in seinen Erläuterungen als «umhüllendes» horizontales Anten-


nendiagramm» bezeichnete, deckt nicht annähernd alle Bereiche ab, die eine adaptive
Antenne gemäss BAKOM Bericht abdecken könnte. Es ist folglich nur teilweise umhül-
lend und deckt nicht den «worst case» ab.

In der Praxis zeigt sich, dass auch die in den Baugesuchen abgebildeten «umhül-
lenden» Antennendiagramme nicht den «worst case» wiedergeben.

Die gleiche Antenne HUAWEI AAU5831 wie in Morgarten ist zum Beispiel vorgesehen in
Baugesuchen der Sunrise Communications AG an den Standorten Zug Chamerstr. 120
und Steinhausen Hinterbergstr. 56. Die in den drei Standortdatenblättern eingereich-
ten «umhüllenden» vertikalen Antennendiagramme der gleichen Antenne unterschei-
den sich deutlich voneinander, wie die Bilder auf den nächsten drei Seiten zeigen:
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Schaubild 5: Ziegeleistrasse 8252


Schlat

Schaubild 4: StDB Morgarten Gewerbezone 3


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Schaubild 6: StDB Zug Chamerstr. 120


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Schaubild 7: StDB Steinhausen Hin-


terbergstr. 56
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Die Beschwerdegegnerin wählt selber aus, in welchem Betriebsmodus sie die Antenne
betreiben möchte. Entsprechend diesem Betriebsmodus, oder auch Abdeckungsszena-
rio/Coverage Szenario genannt (siehe auch Nachtrag zur Vollzugsempfehlung adaptive
Antennen, Seite 13), hat sie hunderten für diesen Standort vorgesehenen Antennen-
diagramme übereinandergelegt. Somit resultiert je nach Kombination ein anderes An-
tennendiagramm. Allerdings kann sie jederzeit über die Fernwartung dieses Abde-
ckungsszenario über die Programmierung ändern, womit sich auch das Antennendia-
gramm ändern würde und dann nicht mehr dem vorgelegten Antennendiagramm ent-
spricht.

Das umhüllende Antennendiagramm in den Baugesuchsunterlagen ist somit von der


Beschwerdegegnerin editiert und nicht technisch vorgegeben. Es stammt nicht aus
den technischen Unterlagen des Antennenherstellers, hier HUAWEI. Je nach tatsächli-
cher Einstellung der Antenne im laufenden Betrieb ist es folglich möglich, dass die
«Beams» über das beantragte Antennendiagramm massiv hinausgehen.

Die sogenannten worst-case Diagramme mit umhüllenden Kurven in den Standortda-


tenblättern, bilden gemäss den Angaben in den Produktspezifikationen der Hersteller
nicht alle tatsächlich technisch möglichen Einstellungen ab (vgl. bspw. Huawei Techni -
cal Specifications, AAU5831, Seite 30). Allein mittels Software-Steuerung kann jedes
erdenkliche Antennendiagramm erzeugt werden. So ist es schlussendlich auch mög-
lich, in mehr als nur die Hauptsenderichtung die maximal bewilligte Sendeleistung ab-
zugeben und es sind nicht alle möglichen «Beams» vom bewilligten «umhüllenden»
Antennendiagramm abgedeckt.

Alle diese Möglichkeiten entziehen sich einer Kontrolle durch das QS-System. Auch
wenn dieses den Betriebsmodus erfassen sollte - ob durch einzelne Ansteuerung der
Transmitter-Elemente neue Antennendiagramme geformt werden, kann durch das QS-
System nicht bemerkt werden. Es ist daher ausgeschlossen, dass das QS-System der
Beschwerdegegnerin die bewilligten adaptiven Antennen kontrollieren kann.

Im Bericht Testkonzession wird mehrmals betont, dass die anderen Antennendia-


gramme immer innerhalb der bewilligten Diagramme bleiben würden, da die Sen -
deleistung bei mehreren Beams aufgeteilt würde. Dem gilt entgegenzuhalten, dass die
Anlage weit entfernt von ihrer thermischen Kapazitätsgrenze arbeitet und so durchaus
mehrere Beams gleichzeitig mit maximal zulässiger Leistung in verschiedene Richtun-
gen abgeben kann. Daher ist es nicht notwendig, die Leistung aufzuteilen, um die Sys-
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temelektronik vor Überhitzung zu schützen, womit die (bloss behauptete) Feststellung


des BAKOM fehlschlägt.

Es ist in keiner Weise gewährleistet, dass die Antenne ihr Antennendiagramm nicht so
einstellt, dass es über das bewilligte «worst-case» Diagramm im Standortdatenblatt
hinausgeht.

2.3.8. Überprüfung der Gesamtleistung ist ungenügend


Adaptive massiv MIMO Antennen können das Antennendiagramm über 30'000 Mal pro
Sekunde ändern und haben rund 3000 verschiedene Senderichtungen. Daraus ist un-
mittelbar erkennbar, dass für aktive adaptive Antennen das vorhandene, statische QS-
System - einmal pro Tag Ausführung einer automatisierten Überprüfungsroutine für
den Abgleich der bewilligten zu den eingetragenen, zum Abgleichzeitpunkt wirkenden
Antennenparametern - die dynamische Charakteristik der adaptiven Antennen nicht
einmal ansatzweise erfassen und daher die ursprünglich intendierte Überwachungs-
funktion nicht erbringen kann. Solange die Antenne 3000 verschiedene Senderichtun-
gen hat, in denen sie je einzeln die bewilligte Sendeleistung überschreiten könnte, ge-
währleistet eine ein einziges Mal im QS-System (nicht im produktiven System) über-
prüfte Gesamtleistung in keiner Art und Weise, die ständige und vor allem tatsächliche
Einhaltung der Grenzwerte in jeder einzelnen Senderichtung.

Diese Umstände haben überhaupt nichts damit zu tun, ob eine adaptive Antenne im
Rahmen einer Übergangsphase rechnerisch wie eine konventionelle Antenne beurteilt
worden ist oder ob ein Korrekturfaktor rechnerisch bereits angewendet wird oder nicht.
Die «worst case»-Betrachtung kann das Problem der fehlenden Kontrolle nicht behe-
ben. Sobald adaptive Antennen aktiv eingesetzt werden, muss auch eine entsprechen-
de Kontrollmöglichkeit vorhanden sein. Es reicht daher nicht aus, wenn nur Sendeleis-
tung und Ausrichtung des umhüllenden Antennendiagramms kontrolliert werden. Die
bisherigen QS-Systeme sind untauglich. Die geforderte Kontrolle ist nicht gewährleis-
tet.

BEWEIS:

Validierungsbericht / Automatische Leistungsbegrenzung vom 08.07.2021, Beilage 9

Die Validation-Berichte sind ungenügend dokumentiert, fehlerhaft und bezüglich der


Messunsicherheit irreführend.

Zu bemängeln ist weiter, dass die Messung pro Validationsbericht nur einmalig bei ei-
ner einzigen Antenne durchgeführt wurde. Hierbei wurden maximal zwei Mobiltelefone
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verwendet, und die Antenne arbeitete bereits mit maximaler Leistung. Die Mobilfunk-
betreiber wurden vorgängig über die Messung informiert und für die Messung wurde
eine spezielle Simulations-App benutzt. Der Betreiber konnte folglich erkennen, dass
es sich um eine Kontrolle handelt. Die Software für die automatische Leistungsbegren-
zung könnte jederzeit geändert werden und ist schwer zu überwachen. Dieses Prüfkon -
zept ist vom Ansatz her vergleichbar mit den inzwischen als betrügerisch taxierten
Prüfstandmessungen bei den Abgasen von Fahrzeugen (Diesel-Skandal), wo manipu-
lierte Software zum Einsatz kam.

2.3.9. Validierungsbericht zur automatischen Leistungsbegrenzung


Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass am 19. August 2021 Validierungsberichte
zur automatischen Leistungsbegrenzung (Power Lock) veröffentlicht wurden. Diese
Leistungsbegrenzung ist kein Qualitätssicherungssystem, sondern höchstens ein Teil
davon. Die automatische Leistungsbegrenzung ist softwarebasiert und erfordert eine
laufende Nachkontrolle insbesondere unter Beachtung allfälliger Softwareaktualisie-
rungen. Die Feldstärkemessung während des Downloads (Abbildung unten) bspw. bei
der Ericsson AIR 6488 zeigt, dass der Regelalgorithmus einer rudimentären Zweipunkt-
Regelung entspricht und so zu starken und gesundheitsschädlichen Feldstärken-
schwankungen (Pulsierung) führt. Zudem sendet die Antenne im 360-Sekunden-Mess-
zyklus während ca. 100 Sekunden mit Maximalleistung ERP max,n. Das sind mehr als
«kurzzeitige Leistungsspitzen».

Man würde ja auch ein Kind nicht kurzzeitig in kochendem Wasser baden, «war ja nur
für 1 bis 2 Minuten, anschliessen schnell ins frische Eiswasser».

Ein Validierungsbericht, der entscheidend dafür ist, die Einhaltung der Grenzwerte si-
cherzustellen, hat hohen Standards zu genügen. Unter anderem heisst dies, dass Re-
sultate dargestellt, der Versuch mehrmals durchgeführt, und auch realitätsnahe Gege-
benheiten gewählt werden. Die vom BAKOM vorgelegte Validierungsberichte lassen
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bereits minimalste Sorgfalt vermissen. Nebst dem, dass die Messung nur einmalig und
an nur einer Antenne mit nur zwei Mobiltelefonen und abseits von den nächstgelege-
nen OMEN durchgeführt wurden, fehlen die detaillierten Messresultate gänzlich (übli-
cherweise Print-Screens von Spektrum-Analysern sowie Tabellen aller einzelnen Resul-
tate). Die Feldstärkeverläufe und andere Grafiken wurden zwar nachgezeichnet, die
Daten, welche die Beschwerdegegnerin dem BAKOM zur Verfügung gestellt hat (Ver-
lauf der Sendeleistung) bleiben jedoch verborgen.

Der Powerlock Validierungsbericht ist folglich nicht geeignet, zu belegen, dass die An-
forderungen an die automatische Leistungsbegrenzung erfüllt sind und auch im realen
Betrieb über längere Zeit zuverlässig funktionieren.

2.3.10. BAKOM QS-Zertifikate


Das BAKOM hat der Beschwerdegegnerin am 8. Juli 2021 ein sogenanntes «Vali-
dierungszertifikat» ausgestellt. Dieses gelte als Übergangszertifikat und bestätige,
dass die Vorgaben der Vollzugsempfehlung vom 23. Februar 2021 erfüllt seien.

Die Ausstellung eines solchen «Zertifikats» ist in verschiedener Hinsicht merkwürdig.


Während bisher stets klar war, dass das QS-System durch eine unabhängige Stelle au-
ditiert werden muss, kann dies nun plötzlich das BAKOM selbst tun. Wie kann eine Bun-
desbehörde, welche an der Konzeption der QS-Systeme mitbeteiligt war, glaubwürdige
Validierungszertifikate zu dessen Umsetzung ausstellen? Es ist unklar, gestützt auf
welche Rechtsgrundlage das BAKOM legitimiert ist, dies zu tun.

Das BAKOM als Bundesbehörde kann in diesem Zusammenhang nicht als neutrale In-
stanz gelten. Es sei daran erinnert, dass das BAKOM die Geschäfte der ComCom vor-
bereitet und ihr Anträge zur Weiterbehandlung der Geschäfte stellt sowie ihre Ent-
scheide vollzieht (Vgl. comcom.ch/Die Kommission/Organisation/Häufige Fragen: Wie
sind die Aufgaben zwischen ComCom und BAKOM aufgeteilt?). Es besteht also organi-
satorisch eine starke Verflechtung und vor allem offenkundige Interessenkonflikte.

Zweitens erstaunt, dass zur Validierung des Powerlock-Mechanismus ein relativ aus-
führlicher Bericht veröffentlicht wird, zu den übrigen Anpassungen im QS-System und
deren Überprüfung jedoch überhaupt nichts zu finden ist. Wie hiervor ausgeführt, ist
aus der Vollzugsempfehlung keineswegs klar, wie die Vorgaben genau umgesetzt wer-
den können und sollen. Es wäre zu erwarten, dass das BAKOM auch zu diesen Punkten
die Grundzüge der Umsetzung und die Methodik der Überprüfung ausführen würde.
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Drittens schreibt das BAKOM selbst, es handle sich um Übergangszertifikate als Über-
brückung bis zum nächsten ordentlichen Audit. Das BAKOM geht anscheinend davon
aus, dass es sich bei den zusätzlichen Voraussetzungen an das QS-System für adapti-
ve Antennen um Kleinigkeiten handelt, für die ein normales Audit zu aufwändig wäre.
Die Aufrüstung von konventionellen auf adaptiven Antennen ist jedoch keine Bagatel-
le, im Gegenteil, es handelt sich um den Wechsel auf eine völlig andere Technologie.
Es sind nun nicht mehr primär Hardwareeinstellungen ausschlaggebend für die Einstel-
lung der Antennen, sondern Software. Dass diese Änderung keine Bagatelle darstellt,
ergibt sich auch klar aus dem Rechtsgutachten des Instituts für Schweizerisches und
Internationales Baurecht vom 7. Juni 2021. Wenn Baubewilligungen im Bagatellverfah-
ren ausgeschlossen sind für den Wechsel von konventionellen auf adaptive Antennen,
so dürfte klar sein, dass auch die Anforderungen an ein QS-Audit entsprechend beson-
ders hoch sein müssen.

Die «Zertifikate» des BAKOM sind folglich nicht geeignet, die Tauglichkeit der QS- Sys-
teme für adaptive Antennen zu bestätigen.

Entgegen der Annahme des BAFU und der Beschwerdegegnerin reichen folglich die
herkömmlichen QS-Systeme nicht aus, adaptive Antennen, die im «worst cases-Szena-
rio beurteilt wurden, zu kontrollieren. Die Defizite, die bereits 2019 durch das Bundes-
gericht festgestellt wurden, bestehen weiterhin und verschärfen sich im Falle von ad-
aptiven Antennen.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die QS-Systeme der Komplexität


adaptiver Antennen in keiner Weise gerecht werden, dass Grenzwertüberschreitungen
nicht zuverlässig festgestellt werden und dass die kantonalen Vollzugsbehörden keine
Möglichkeit haben, die Richtigkeit der Angaben zu adaptiven Antennen in der QS-Da-
tenbank zu überprüfen. Die Konzeption eines QS-Systems ohne Echtzeitüberwachung,
ohne Erfassung der einzelnen Senderichtungen und Antennendiagramme, und ohne
Kontrollmöglichkeiten auf Ebene der Betriebszentralen ist grundsätzlich untauglich für
adaptive Antennen und kann Grenzwertüberschreitungen weder zuverlässig feststel-
len, noch verhindern.

Der Vollzug gemäss Art. 12 NISV ist demnach nicht gewährleistet. Die Bewilligung hät-
te nicht erteilt werden dürfen. Auch wenn die Vorinstanz ihren Aussagen entsprechend
über kein spezifisches Fachwissen zur Mobilfunktechnik verfügt, hätte sie kritisch über-
prüfen lassen müssen, ob das bestehende QS-System die strittigen Sendeantennen
kontrollieren kann.
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2.3.11. Kein Messverfahren (Verletzung von Art. 12 Abs. 1 und 2 NISV)


Zur Kontrolle der Einhaltung der Grenzwerte sind nicht nur Modellrechnungen (Prog-
nosen), sondern auch wirkliche Messungen durchzuführen. Dazu empfiehlt das BAFU
geeignete Massnahmen (Art. 12 Abs. 2 und Art. 14 Abs. 2 NISV).

Die Vorinstanz nahm offenbar an, dass für adaptive Antennen bereits eine Mess-
empfehlung in Form der technischen Berichte des METAS bestehe (E. 1.1.8).

Auch das BAFU argumentiert, seit dem Vorliegen des technischen Berichts des METAS
vom 18. Februar 2020 und dem Nachtrag vom 15. Juni 2020 könnten sich Messfirmen
bei der SAS für die Messmethode METAS/BAFU akkreditieren lassen und entsprechend
Abnahmemessungen an adaptiven Antennen vornehmen.

Das BAFU erwähnt jedoch nicht, dass diese «Messmethode» eine Hochrechnung bein-
haltet, deren Faktoren teilweise bei der Mobilfunkbetreiberin angefragt werden müs-
sen. So steht im Bericht des METAS auf Seite 9:

«Die bewilligte Leistung und die aktuelle Leistung der Referenzsignale sind den Anga-
ben der Netzbetreiber zu entnehmen.»

So ist relativ einfach ersichtlich, dass der Hochrechnungsfaktor bei der obersten Da-
tenkeule etwa 2 ist, bei der untersten jedoch etwa 10-20.

Wie oben dargelegt, kann der falsche Hochrechnungsfaktor zu einem falschen Resultat
führen und die maximal mögliche Strahlung bis ums 10-fache unterschätzt werden.

2.3.12. Messkampagne des Kantons Waadt


Das BAFU erwähnt in einer Vernehmlassung in einem noch hängigen Verfahren vor
Bundesgericht die Messkampagne des Kantons Waadt, die die Praktikabilität der Mess-
methode des METAS unter realistischen Bedingungen bestätige.

Dasselbe wurde auch in der SRF Sendung «Kassensturz» vom 25.05.2021 bestätigt:

Ab Min. 13:36: «Damit die Experten überhaupt messen können, brauchen sie Angaben
der Mobilfunkbetreiber. Das Signal dieser Antennen sendet sehr unregelmässig. Darum
müssen wir einen Kanal messen, der die ganze Zeit konstant sendet. So können wir
eine Verbindung herstellen zwischen dem Messwert und der Emissionsleistung. Mit
dem gemessenen Wert machen wir eine Hochrechnung, das heisst, wir ermitteln die
maximale Strahlung anhand der gemessenen Werte. Das heisst, die tatsächliche Ge-
samtstrahlung wird nicht gemessen, sondern dieser konstante Kanal wird mit Hilfe von
Angaben der Mobilfunkfirma und der Antennenhersteller hochgerechnet.»
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Folgende Graphik stammt aus dem erwähnten technischen Bericht, S. 13.

Der genannte Bericht bestätigt ebenfalls, dass die Messmethode des METAS nicht un-
abhängig ist. So ist auf Seite 21, Ziff. 3.1.2 zu lesen:

«Avant d'effectuer la mesure, Tentreprise en charge doit collector les don-


nees operationnelles aupres des Operateurs. Ces donnees sont disponibles
en annexe, dans le rapport de mesure.

Sur la base des informations transmises par les Operateurs, II est alors pos-
sible d'etablir le type et les frequences qui devront etre mesurees.»

Meine Übersetzung:

"Vor der Durchführung der Messung muss das beauftragte Unternehmen die
Betriebsdaten von den Betreibern sammeln. Diese Daten sind im Anhang
des Messberichts zu finden.

Auf der Grundlage der von den Betreibern übermittelten Informationen ist es
dann möglich, den Typ und die Frequenzen festzulegen, die gemessen wer-
den sollen."

Wenn nun der Bericht daraus die Schlussfolgerung zieht, die Messmethode sei brauch -
bar und zeige, dass die gemessenen Werte den prognostizierten entsprechen (vgl. Be-
richt, S. 25), so bleibt diese Feststellung doch abhängig von den durch die Beschwer-
degegnerin gelieferten Informationen.

Daraus ergibt sich, dass Abnahmemessungen basierend auf dem technischen Bericht
METAS nie objektiv sind.
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Eine kurze Begriffsklärung zu der obigen Graphik ist nötig, um ein Verstehen davon zu
ermöglichen:

Der SS/PBCH (Synchronization Signal/Physical Broadcast Channel) ist ein Funk-Kanal,


der nach Endgeräte wie Handies Ausschau hält und herausfindet, wer wo Kontakt
sucht. Denn nicht jedes eingeschaltete Gerät will auch gerade Daten abfragen.

Der ähnlich klingende PDSCH (Physical Downlink Shared Channel) dagegen transpor-
tiert die eigentlichen Nutzerdaten: Also Gespräche, Dateidownloads etc.

Im Grunde wird hier versucht, die Mobilfunk-Laien auf den Arm zu nehmen, wenn be-
hauptet wird, man könne aus der messbaren Feldstärke des SS/PBCH die nicht-mess-
bare Feldstärke des PDSCH durch eine Formel errechnen oder auch nur abschätzen.

Das ist genauso unlogisch, also wollte man aus den Adress- und Absenderangaben ei -
nes Briefes (entsprechend dem SS/PBCH) das Gewicht der Sendung (PDSCH) abschät-
zen können. Es gibt da keinen Zusammenhang.

Offenbar geht es nur darum, zu verhindern, dass die wirkliche Strahlenbelastung ge-
messen wird und uns als Ersatz für eine wirkliche Messung eine Abschätzung durch
undurchschaubare Rechenmodelle anzubieten.

Ein solches Vorgehen ist absurd und verletzt die Anforderungen von Art. 12 NISV.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die vom BAFU vorgeschlagenen


Vollzugsmethoden - QS-System und Messmethode - eine effektive und objektive Kon-
trolle der bewilligten Parameter und insbesondere der Einhaltung der Grenzwerte ver-
unmöglichen. Die klare Aufforderung des Bundesgerichts die Defizite der QS-Systeme
schweizweit zu überprüfen, wird schlicht ignoriert. Die beantragten Antennen kön-
nen 100-mal stärker senden, als beantragt. Angesichts des riesigen Schadenpotenzials
dieser Antennen darf die Kontrolle auf keinen Fall eine Selbstkontrolle bleiben, denn
die Anwohner von Mobilfunkanlagen haben laut bundesgerichtlicher Rechtsprechung
ein schutzwürdiges Interesse daran, dass die Einhaltung der NIS-Grenzwerte durch ob-
jektive und überprüfbare bauliche Vorkehrungen gewährleistet wird (BGer
1A.160/2004).

2.3.13. Keine Einsicht in Abnahmemessprotokolle


Trotz zahlreicher Einsichtsgesuche in verschiedenen Kantonen weigern sich die Voll-
zugsbehörden weitgehend Abnahmemessprotokolle herauszugeben, meist unter dem
Vorwand des Datenschutzes. Dies erstaunt, war es doch bis 2018 in aller Regel kein
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Problem die - stellenweise geschwärzten - Messprotokolle zu erhalten. Die derzeitige


Zurückhaltung führt unweigerlich zu Spekulationen über die Qualität dieser Abnahme-
messungen. Wären diese einwandfrei, gäbe es wohl keinen Grund sie der Bevölkerung
vorzuenthalten.

BEWEIS: Bewertung des ersten veröffentlichten Messprotokolls im Kanton Zug durch


den Autor vom 30. April 2022 – Beilage 20

2.3.14. Vollzugsdefizite
Diese Ausführungen führen zu folgenden gravierenden Defiziten im Vollzug:

• Die Einstellungen im QS-System sind manipulierbar.

• Die Vollzugsbehörden wissen nicht, ob die 2-monatlichen Fehlermeldun-


gen korrekt und /oder vollständig sind.

• Das Antennendiagramm im Betrieb entspricht nicht demjenigen im Stand-


ortdatenblatt. Es kann zu keinem Zeitpunkt überprüft werden.

• Eine Änderung des Antennendiagramms wird nie bemerkt.

• Ob eine allfällige Richtungsabschwächung gegen unten den Angaben im


Standortdatenblatt entspricht, wird zu keinem Zeitpunkt überprüft.

• Die Validierung der rechnerischen Immissionsprognosen bei der Abnah-


memessung ist abhängig von Angaben der Betreiber. Reine Theorie.

• Die Prognosen und OMEN im Standortdatenblatt sind unvollständig, da


aufgrund der gezielt genutzten Reflexionen die Strahlung sich anders aus-
breitet als bei konventionellen Antennen und Grenzwertüberschreitungen
an unerwarteten Orten auftreten können.

2.3.15. Ein Porsche für 14 Jährige


In der Schweiz gibt es einen Führerschein schon für 14 Jährige: Kategorie M (Spezialka-
tegorie), der berechtigt das Führen eines Elektro-Motorfahrrad („Elektro-Mofas“ mit
Mofanummer) mit einer Leistung bis max. 1000 Watt, Tretunterstützung bis max. 45
km/h, bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit bis max. 30 km/h: ab 14 Jahren.

Jetzt gibt es ein eMobil Porsche Taycan Turbo mit 460 PS, von 0 auf 100 in 3 Sekunden.
Den schenke ich meinem 14-jährigen Sohn und beantrage dafür einen Führerschein
Kategorie M, weil wir den Wagen auf 30 km/h gedrosselt haben. Eindrucksvoll. Man
gönnt sich ja sonst nichts.
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So ähnlich kommt mir der Einsatz der beantragten HUAWEI-Antenne AAU5831 vor: Sie
wird mit einer Leistung von einigen 10000 Watt betrieben, genutzt wird eine maximale
Ausgangsleistung von 240 W, die dank einem Antennengewinn von 23.5 dBi (= einem
Faktor von 224) zu einer EIRP-Leistung von über 53‛000 Watt fähig.

Beantragt werden im Standort-Datenblatt jedoch nur die Verwendung von 200 bzw
300 Watt. Heimlich meinen die natürlich – wegen dem Korrekturfaktor von fünf –
1000 bzw 1500 Watt.

Aber warum nehmen sie dann eine Antenne, die das 35-fache leisten kann, wenn
nicht geplant ist, das auch einmal einzusetzen!?

Da wir nicht naiv und gutgläubig sind, bestehen wir angesichts dieser Un-
stimmigkeiten darauf, dass die Verwaltungen (BAFU, BAKOM und auch die
Baupolizei) sich in die Lage versetzen muss, ohne Vorankündigung und Ko-
operation mit den Telcos wirkliche Messungen der verwendeten Leistung im
Alltag messen zu können.

Bevor dieses QS-System nicht etabliert ist, wäre es grob fahrlässig, so eine
überdimensionierte Antenne zu genehmigen.

2.3.16.Zwischenfazit
Es gibt weder ein taugliches QS-System, das in der Lage ist, alle Senderichtungen der
adaptiven Antennen zu kontrollieren, noch eine objektive Messmethode. Die vom BAFU
empfohlenen Vollzugsmethoden berücksichtigen die Komplexität der adaptiven Anten-
nen nicht annähernd ausreichend. Der strittige Entscheid muss daher auch wegen Ver -
letzung von Art. 12 Abs. 2 und Art. 14 Abs. 2 NISV aufgehoben werden.

2.4. Mögliche Grenzwertüberschreitungen und Abnahmemessungen


Bei der Prüfung der Immissionsprognosen an dem OMEN im Standortdatenblatt wur-
den erhebliche Unstimmigkeiten festgestellt, gemäss dem der NIS-Grenzwert bei drei
OMEN um mehr als das Doppelte, in einem Fall sogar um das sechsfache überschritten
wird:

BEWEIS: Die ausführliche Studie des Ing.-Büro Andreas Gross GmbH vom 3. Mai 2022
– Beilage 21

Allein diese Überprüfung muss dazu führen, dass die Baugenehmigung storniert wird.
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2.5. Verletzung des Vorsorgeprinzips (Art. 4 NISV, Art. 11 USG, Art. 74 BV) 2
Die für den Schutz vor nichtionisierender Strahlung in der NISV festgelegten Grenzwer-
te beruhen auf wissenschaftlich erhärteten Erkenntnissen über die von Mobilfunkan-
tennen ausgehende Gesundheitsgefährdung. Der Bundesrat bzw. seine Fachbehörde,
das BAFU, verfolgt die wissenschaftliche Entwicklung permanent mit einer beratenden
Expertengruppe und hat die Grenzwerte gegebenenfalls dem Stand der Wissenschaft
oder der Erfahrung anzupassen (vgl. Art. 14 USG; Urteile 1C_518/2O18 vom 14. April
2020 E. 5.1.1; 1C_348/2O17 vom 21. Februar 2018 E. 4; 1C_118/2O1O vom 20. Okto-
ber 2010 E. 4.2.3).

Da dem Bundesrat bei der Festlegung der Grenzwerte in der NISV ein gewisses Ermes-
sen zusteht und gemäss bisherigem Wissensstand konkrete Anhaltspunkte dafür feh-
len, dass diese Grenzwerte abgeändert werden müssten, hat das Bundesgericht bis
anhin die in der NISV festgelegten Grenzwerte verschiedentlich als verfassungs- und
gesetzeskonform beurteilt (vgl. Urteile 1C_518/2O18 vom 14. April 2020 E. 5.1.1;
1C_348/2O17 vom 21. Februar 2018 E. 4.3; 1C_323/ 2017 vom 15. Januar 2018 E. 2.5).

Zuletzt hat das Bundesgericht - soweit ersichtlich - im Verfahren 1C_375/2020, Urteil


vom 5. Mai 2021, gestützt auf die Ausführungen in der Beschwerde keine Veranlas-
sung gesehen, von der nachvollziehbaren Einschätzung des BAFU abzuweichen, wo-
nach eine Anpassung der Grenzwerte in der NISV derzeit nicht angezeigt sei (vgl. kürz-
lich auch Urteile 1C_518/2O18 vom 14. April 2020 E. 5; 1C_97/2O18 vom 3. September
2018 E. 5.5).

Die Beschwerdeführer sind der Meinung, dass diese Auffassung überholt ist. Sie be-
gründen dies nachfolgend mit aktuellen Erkenntnissen zum oxidativen Zellstress sowie
mit der besonderen Wirkungsweise der hier strittigen adaptiven und pulsmodulierten
Sendeantennen.

2.5.1.
Seit der Einführung der NISV wurden die Gesundheitsrisiken nichtionisierender Strah-
len eingehend untersucht, Entgegen der häufig zu lesenden Behauptung liegen auch
zu schädlichen nicht-thermischen (biologischen) Wirkungen gefestigte wissenschaftli-
che Erkenntnisse vor. Sogar der Bund anerkennt die gesundheitlichen Risiken offen
(vgl. dazu die Internetseite des BAFU: https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/elektro-
smog/fachinformationen/auswirkungen-elektrosmog/gesundheitliche-auswirkungen-von-hochfrequenz-

strahlung.html#-1872767350 – Kurzlink: https://ingag.de/9pe


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Da heisst es unter der Überschrift 3. NICHT-THERMISCHE WIRKUNGEN:

Verschiedene Studien weisen auf biologische Effekte hin, die durch Strah-
lung mit einer Intensität deutlich unterhalb der internationalen Grenzwerte
ausgelöst werden. Derartige Effekte werden auch als nicht-thermische Wir-
kungen bezeichnet.

Hinweise auf solche Effekte stammen zum einen aus epidemiologischen Stu-
dien, zum anderen aus Experimenten im Labor. So wurden beispielsweise
Beeinflussungen der menschlichen Gehirnaktivität, vermehrtes Auftreten
von Tumoren bei Tieren oder Veränderungen in Zellexperimenten beobach-
tet.

Die Beeinflussung der menschlichen Gehirnaktivität im Schlaf- wie im Wach-


zustand, welche durch Elektroenzephalographie (EEG) gemessen wird, wur-
de unabhängig in verschiedenen Labors festgestellt. Dabei reicht eine halb-
stündige Exposition vor dem zu Bett Gehen, um den Effekt im nachfolgen-
den Schlaf zu messen. Allerdings ist nicht bekannt, welche Bedeutung sol-
che Veränderungen für die menschliche Gesundheit haben.

In einer grossen epidemiologischen Studie in 13 Ländern fand man,


dass Personen, die in den vorangegangenen 5 bis 10 Jahren häufig
mit einem Mobiltelefon telefoniert hatten, ein erhöhtes Risiko für
bösartige Hirntumore und gutartige Tumore des Hör-Gleichge-
wichtsnervs hatten. Aufgrund dieser und weiterer Studien hat die
IARC, die zur WHO gehörende Internationale Agentur für Krebsfor-
schung, die hochfrequente Strahlung als möglicherweise kanzero-
gen klassiert.

Eine Studie mit Mäusen ergab, dass die kombinierte Exposition mit Hochfre-
quenzstrahlung und einem bekannten chemischen Kanzerogen mehr Leber-
und Lungentumore zur Folge hatten als das chemische Karzinogen alleine.
Hochfrequenzstrahlung scheint demnach eine co-kanzerogene Wir-
kung zu haben. Die Ergebnisse wurden in einer Replikationsstudie bestä-
tigt.

Eine grosse Lebenszeitstudie in den USA fand Tumore im Herz und im Gehirn
von männlichen Ratten unter mobiltelefon-ähnlicher Exposition. Bemerkens-
werterweise fand eine andere grosse Lebenszeitstudie in Italien mit basis-
stations-ähnlicher Exposition und Intensitäten im Bereich der Immissions-
grenzwerte dieselben Tumortypen bei männlichen Ratten.

Immer wieder werden in Zellexperimenten als Folge von Exposition ver-


mehrt oxidativer Stress und/oder beeinträchtigte Reparatur von DNA-Schä-
den gefunden.

Dass es nicht-thermische Wirkungen gibt, ist also unbestritten. Wie


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solche Effekte zustande kommen, ist jedoch nicht bekannt. Ebenso wenig
lässt sich beim heutigen Kenntnisstand sagen, ob und unter welchen Bedin-
gungen sie zu einem Gesundheitsrisiko werden. Es ist auch unklar, wie sich
die Ergebnisse aus den Rattenstudien auf den Menschen übertragen lassen.
Für die Bewertung erschwerend ist, dass sich die Experimente zum Teil nicht
wiederholen liessen oder dass widersprüchliche Ergebnisse vorliegen. Die
Auswirkungen schwacher Hochfrequenz-Strahlung auf den Menschen müs-
sen deshalb weiter wissenschaftlich untersucht werden.

Beim Erlass der NISV konnte der Bundesrat jedoch nicht abwarten, bis die
Wissenschaft die gewünschten Antworten liefert. Das Vorsorgeprinzip des
Umweltschutzgesetzes (USG) verlangt nämlich, dass die Belastung grund-
sätzlich niedrig sein soll, so niedrig, wie es technisch und betrieblich möglich
und wirtschaftlich tragbar ist. Der Bundesrat hat deshalb - basierend auf
dem Vorsorgeprinzip des USG - zusätzlich noch die strengeren Anlagegrenz-
werte festgelegt, mit denen vor allem die Langzeitbelastung niedrig gehal-
ten wird.

Dass es biologische Wirkungen gibt, ist demnach unbestritten.

Natürlich bringt der Bund eine Menge Relativierungen der alarmierenden Erkenntnisse
im Text:

• Allerdings ist nicht bekannt, welche Bedeutung solche Veränderungen für die
menschliche Gesundheit haben.

• Wie solche Effekte zustande kommen, ist jedoch nicht bekannt.

• Ebenso wenig lässt sich beim heutigen Kenntnisstand sagen, ob und unter wel-
chen Bedingungen sie zu einem Gesundheitsrisiko werden.

• Es ist auch unklar, wie sich die Ergebnisse aus den Rattenstudien auf den Men -
schen übertragen lassen.

• Für die Bewertung erschwerend ist, dass sich die Experimente zum Teil nicht
wiederholen liessen oder dass widersprüchliche Ergebnisse vorliegen.

• Die Auswirkungen schwacher Hochfrequenz-Strahlung auf den Menschen müs-


sen deshalb weiter wissenschaftlich untersucht werden.

Diese ganzen Unsicherheiten gehen jedoch nur zu Lasten der Mobilfunkbetreiber:


denn gemäss dem Vorsorgeprinzip, müssen nicht die Geschädigten den Beweis
antreten, sondern die Industrie muss vor Inbetriebnahme der Technologie bewei-
sen, dass sie unschädlich ist. - All die zitierten Relativierungen zeigen, dass die
Industrie diesen Beweis schuldig ist.
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2.5.2.
Unzählige Studien belegen, dass ein beträchtliches Gesundheitsrisiko besteht. Dabei
ist insbesondere auf zwei neuere Tierstudien zu verweisen. Die NTP Studie (Langzeit-
studie an Mäusen und Ratten) ist klar zum Schluss gekommen, dass es «eindeutige
Beweise» für eine krebserregende Wirkung von Mobilfunkstrahlung bei den der Mobil-
funkstrahlung ausgesetzten Nagetieren gebe. Auch die zweite Studie (Ramazzini-Stu-
die) zeigte ähnliche Ergebnisse. Beide neuen Tierstudien (NTP und Ramazzini) zeigen
trotz methodischer Unterschiede relativ konsistente Ergebnisse bei Schwannomen 4
und Gliomen5, und zudem einen dosisabhängigen Trend in Bezug auf eine Zunahme
der Karzinogenität dieser Tumoren. Diese beiden Studien wurden auch im BERENIS
Newsletter vom November 2018 (Sonderausgabe - Beilage 11) kommentiert, aller-
dings ohne der wirklichen Gefahr genügend Beachtung zu schenken. Die Tatsache,
dass bereits die heute geltenden Vorsorgewerte zu einer Zunahme der Karzinogenität
bei Schwannomen und Gliomen führen, müsste eigentlich dazu führen, dass die Grenz-
werte (massiv) reduziert werden.

Weitere zusammenfassende Übersichtsartikel zeigen, dass hochfrequente Strahlung


auch unterhalb der Grenzwerte folgende Auswirkungen haben kann (Übersicht aus Ko-
stoff et al 2020 – Beilage 12): Karzinogenität (Hirntumore / Gliomen, Brustkrebs,
Akustikneurinome6, Leukämie, Tumore der Ohrspeicheldrüse), Genotoxizität (DNA-
Schäden, Hemmung der DNA-Reparatur, Chromatinstruktur), Mutagenität, Teratogeni-
tät7; neurodegenerative Erkrankungen (Alzheimer-Krankheit, Amyotrophe Lateralskle-
rose), neurologische Verhaltensstörungen, Autismus, Fortpflanzungsprobleme,
Schwangerschaftskomplikationen, Übermass an reaktiven Sauerstoffderivaten / oxida-
tiver Stress, Entzündung, Apoptose [programmierter Zelltod], Störung der Blut-Hirn-
Schranke, Zirbeldrüsen- / Melatoninproduktion, Schlafstörung, Kopfschmerzen, Reiz-
barkeit, Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Depressionen, Schwindel, Tinnitus,
brennende und gerötete Haut, Verdauungsstörungen, Zittern, Herzunregelmässigkei-
ten schädliche Auswirkungen auf das Nerven-, Kreislauf-, Immun-, endokrine und Ske-
lettsystem.

4 langsam wachsender Tumor des peripheren Nervensystems


5 Gliome sind primäre Tumoren des zentralen Nervennervensystems und kommen vor allem im Gehirn, selten aber
auch im Rückenmark vor
6 Tumor des Hör- und Gleichgewichtsnervs
7 Teratogene sind äußere Einwirkungen, die Fehlbildungen hervorrufen können: fruchtschädigende Stoffe, sowie Vi-
ren und Strahlung
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Während ungefähr 50% der Studien mit simulierten Expositionen keine Auswirkungen
feststellen, zeigen Studien mit realistischen Expositionen von handelsüblichen Geräten
eine nahezu 100%-ige Konsistenz bei der Darstellung von negativen Auswirkungen
(Panagopoulos, 2019 – Beilage 13). Erwartungsgemäss zeigen nur die von der
Mobilfunkindustrie gesponserten Studien in der Regel keine schädlichen Wir-
kungen auf.

Dies ist auch in einem neuen Übersichtsartikel und systematischen Metaanalyse (Choi
et al 2020 - Beilage 14) beschrieben. Hier wurde die Qualität der Studien nach zwei
Quaitätsbewertungs-Instrumenten bewertet sowie die finanziellen Zuwendungen be-
rücksichtigt. Eine umfangreiche Forschungsliteratur dokumentiert potenzielle Me-
chanismen für die zellulären Effekte von Telefonnutzung auf das Tumor-Risiko. Obwohl
die Erwärmung die einzige biologische Wirkung von nichtionisierender Strahlung ist,
die von den meisten Gesundheitsbehörden anerkannt wird, zeigen zahlreiche in-vitro-
Studien und Tierstudien weitere mögliche Mechanismen, einschliesslich Erhöhung der
oxidativen DNA-Schädigung und Veränderung der Proteinstruktur und -expression. In
dieser umfassenden systematischen Übersicht und Metaanalyse fanden sich statis-
tisch signifikante Unterschiede in den Befunden zum Zusammenhang zwischen Handy-
nutzung und Tumor-Risiko, die je nach Forschungsgruppe unterschiedlich waren. Es
gab nämlich eine statistisch signifikant erhöhte Assoziation um 15 % in den von der
Mobilfunkindustrie unabhängigen Studien, dahingegen eine statistisch signifikant um
19% verringerte Assoziation in den INTERPHONE-Studien (multinationale Fall-Kontroll-
Studien, koordiniert von der IARC [International Agency for Research and Cancer]) und
keine signifikante Assoziation in den Studien anderer Forschungsgruppen. Wichtig ist,
dass in einer Subgruppen-Metaanalyse aller Studienberichte (also auch der der Inter-
phone) eine Handynutzung mit kumulierter Gesprächsdauer grösser als 1000 h (ca. 17
min pro Tag über einen Zeitraum von 10 Jahren) das Tumor-Risiko um 60 % erhöhten.

In den INTERPHONE-Studien scheint Nutzung von Mobiltelefonen das Tumor-Risiko zu


verringern, was möglicherweise durch methodische Mängel bedingt war. Diese Studien
wurden teilweise von der Mobilfunkindustrie finanziert, hatten schlechte methodische
Qualität, zeigten grössere Unterschiede in den Rücklaufquoten (Response Rate) zwi-
schen Fall und Kontrolle Gruppen und verwendeten keine Verblindung beim Interview.

Zusammenfassend ergab die aktualisierte umfassende Metaanalyse von Fall-Kontroll-


Studien signifikante Evidenz, die die Nutzung von Mobiltelefonen mit einem erhöhten
Tumor-Risiko in Verbindung bringen, insbesondere bei Mobiltelefonbenutzern mit ku-
mulative Handynutzung von 1000 oder mehr Stunden in ihrer Lebensdauer (entspricht
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ca. 17 min pro Tag über 10 Jahre) und insbesondere bei Studien mit qualitativ hoch-
wertigen Methoden.

Aus dieser umfangreichen Evidenz resultiert, dass das bisherige Grenzwert-


modell jegliche Legitimation verloren hat und dass die Grenzwerte neu definiert
werden müssen unter Berücksichtigung von realen Expositionsszenarien, wie Pulsatio-
nen, Modulationen, in Kombination mit weiteren Umwelteinflüssen sowie der pausen-
losen Exposition. Erklärungsbedürftig ist, warum derart gewichtige Metastudien wie
die von Kostoff und Panagopolous von der BERENIS in ihrem Newsletter vom Januar
2021 nicht kommentiert werden.

BEWEIS:

Prof. James C. Lin: Die Bedeutung von Primär-Tumoren in der NTP-Studie zur Langzei-
texposition von Ratten gegenüber Mobilfunkstrahlung Beilage 10

BERENIS Newsletter vom November 2018 Beilage 11

Kostoff et al 2020 Beilage 12

Panagopolous et al 2019 Beilage 13

Choi et al 2020 Beilage 14

Die aktuellen Grenzwerte in der Schweiz gehen auf Empfehlungen der Internationalen
Kommission für Strahlenschutz (International Commission on Non Ionizing Radiation
Protection [ICNIRP]) zurück. Diese hält immer noch an ihrem Dogma fest, dass Mobil-
funkstrahlung nur thermische Effekte habe. Studien, die nicht-thermische Effekte, also
chemisch-biologische Effekte auf zellulärer Ebene haben, werden mit wissenschaftlich
nicht haltbaren Begründungen disqualifiziert.

Im BERENIS-Newsletter Sonderausgabe November 2018 steht jedoch ganz klar:

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die BERENIS aufgrund der Ergeb-
nisse und deren Bewertung das Vorsorgeprinzip zur Regulierung von HF-EMF
unterstützt. Eine vollständige Risikobewertung unter Berücksichtigung aller
verfügbaren Studien (Tierstudien und epidemiologische Studien) ist ausser-
dem notwendig, um abzuschätzen, ob die derzeitig gültigen Grenzwerte ge-
ändert werden sollten.»

Dies ist ein klarer Auftrag an das BAFU. Hierbei sollten zwingend adäquate und aner-
kannte Qualitätsbewertungs-Instrumente für biomedizinische sowie epidemiologische
Studien herangezogen werden, um die Qualität der Studien kritisch zu würdigen. Eine
solche umfassende Risikobewertung wurde bis heute nie vorgenommen. D.h., dass
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sich das BAFU nicht an die Anweisung seiner eigenen Beratungsgruppe hält / gehalten
hat. Der Bericht Mobilfunk und Strahlung von 2019 ist explizit keine vollständige Beur-
teilung der gesundheitlichen Auswirkungen.

In den USA hat die gemeinsame Klage des ENVIRONMENTAL HEALTH TRUST (EHT) und der
CHILDREN'S HEALTH DEFENCE (CHD) von 2020 gegen die FEDERAL COMMUNICATIONS COMMISSION (FCC)
wegen «Nichtbeachtung wichtiger Kommentare» und Vernachlässigung der Wissen-
schaft zu einem ähnlich klaren Auftrag geführt: Seit dem vom UNITED STATES COURT OF

APPEALS FOR THE DISTRICT OF COLUMBIA CIRCUIT am 13. August 2021 veröffentlichten Urteil muss
die FCC folgendes tun:

• eine begründete Erklärung für ihre Entscheidung liefern, ihre Testverfahren bei-
zubehalten, um festzustelien, ob Mobiltelefone und andere tragbare elektroni-
sche Geräte ihren Richtlinien entsprechen.

• sich mit den Auswirkungen von HF (Hochfrequenz)-Strahlung auf Kinder, den


gesundheitlichen Folgen einer langfristigen Exposition gegenüber HF-Strahlung,
der Allgegenwärtigkeit drahtloser Geräte und anderen technologischen Entwick-
lungen auseinandersetzen, die seit der letzten Aktualisierung der Richtlinien
durch die Kommission stattgefunden haben.

• die Auswirkungen von HF-Strahlung auf die Umwelt berücksichtigen.

Gemäss diesem Urteil hat der Court of Appeals insbesondere festgestellt, dass es die
FCC versäumt habe, auf Kommentare zu Umweltschäden zu reagieren und dass es
willkürlich gewesen sei, die Sicherheitsgrenzwerte von 1996 für die Exposition von
Menschen gegenüber drahtloser Strahlung beizubehalten. Im Besonderen habe die
FCC es versäumt, auf Nachweise zu reagieren, die zeigten, dass HF-Strahlung unter-
halb der aktuellen Grenzwerte negative gesundheitliche Auswirkungen haben könne
(Vgl. diagnose:funk: USA. Historische Entscheidung: Bundesgericht weist FCC an, zu
erklären, warum sie wissenschaftliche Nachweise für Schäden durch drahtlose Strah-
lung ignoriert hat, Ein Urteil von internationaler Bedeutung; und: UNITED STATES COURT OF

APPEALS FOR THE DISTRICT OF COLUMBIA CIRCUIT, Urteil (engl.) vom 13.8.2021, Beilagen).

2.5.3.
Diese Ausgangslage verschärft sich mit der neuen Antennentechnik und der Ein-
führung von adaptiven Antennen zusätzlich. Der neuen Ziff. 63 von Anhang 1 NISV
liegt die Absicht zugrunde, die Einführung von adaptiven Antennen nicht zu behindern
(wie sich aus Ziff. 4.4 der Erläuterungen zur Änderung der NISV vom 17. April 2019
Seite 53 von 72

wörtlich ergibt). Diese Absicht darf jedoch nicht zu einer zusätzlichen Aushöhlung des
Gesundheitsschutzes führen. Indem die neue Ziff. 63 für adaptive Sendeantennen eine
Sonderregelung eingeführt hat und die konkrete Ausgestaltung des Grundsatzes auf
Stufe Vollzugshilfe delegiert, kann zum heutigen Zeitpunkt eine Umgehung der Grenz-
werte und damit zusätzlich schädigende Auswirkungen auf Mensch und Umwelt nicht
ausgeschlossen werden.

2.5.4.
Die Beschwerdegegnerin rechtfertigt die Forcierung der 5G-Einführung durch eine
mangelhafte wissenschaftliche Studienlage in Bezug auf adaptive Antennen. Allerdings
zeigen die Resultate der «Studie Kuster» (SYSTEMATIC DERIVATION OF SAFETY LIMITS FOR TIME-
VARYING 5G RADIOFREQUENCY EXPOSURE BASED ON ANALYTICAL MODELS AND THERMAL DOSE, 2018) ein ein-
deutiges Ergebnis. Der ETH Professor Niels Kuster veröffentlichte schon 2018 eine Stu-
die, die sich mit dem Zusammenspiel von 5G-Strahlungsbelastung, Strahlungsdauer
und den daraus resultierenden Gewebsschäden befasste. Die Studie untersuchte, wie
die Gewebetemperatur inklusive deren Struktur bei verschiedenen Frequenzen und mit
variablen Bestrahlungsintervallen verändert wird. Bereits bei einer Bestrahlungszeit
von 30 Sekunden mit einer durchschnittlichen Feldstärke einer 5G-Antenne wurde der
jeweilige Grenzwert deutlich überschritten. Die Ergebnisse zeigen, dass das von den
Richtlinien der Internationalen Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strah-
lung (INTERNATIONAL COMMISSION ON NON-IONIZING RADIATION PROTECTION [ICNIRP]) tolerierte Verhält-
nis von Spitzenwerten zu Durchschnittswerten zu dauerhaften Gewebeschäden nach
selbst kurzen Expositionen (30 Sekunden) führt, was die Bedeutung einer Überprüfung
der bestehenden Expositionsrichtlinien unterstreicht.

Das Ergebnis ist damit zu erklären, dass bei einer 5G-Antenne punktuell viel höhere
Strahlungsbelastungen aufgrund des gerichteten und gezielten Strahlungsimpulses
möglich sind. Dass bei maximaler Strahlungsleistung einer 5G-Antenne die gemesse-
nen Werte weit über dem Grenzwert liegen, ist daher naheliegend. Das technische Ziel
der Mobilfunkbetreiber ist, dass mit maximaler zur Verfügung stehender Leistung ge-
strahlt werden kann, um so eine möglichst hohe Datenrate zu gewährleis ten. Das
ignoriert jedoch die Ansprüche der Bevölkerung auf Unversehrtheit.

BEWEIS:

«Studie Kuster» (SYSTEMATIC DERIVATION OF SAFETY LIMITS FOR TIME-VARYING 5G RADIOFREQUENCY


EXPOSURE BASED ON ANALYTICAL MODELS AND THERMAL DOSE), Beilage 15
Seite 54 von 72

Systematische Ableitung von Sicherheitsgrenzwerten für zeitlich veränderliche 5G-


Hochfrequenzexposition auf der Grundlage analytischer Modelle und thermischer Do-
sen – Kuster, unsere Übersetzung , Beilage 15B

Studie 2019 von Kuster (Modelling of Total Exposure in 5G Networks for Varied Topolo-
gies and User Scenarios (Auszug, S. 1-5) Beilage 16

2.5.5.
In Zusammenhang mit den durch Mobilfunkstrahlung verursachten biologischen Aus-
wirkungen wird in Studien immer wieder die Bedeutung des oxidativen Stresses her-
vorgehoben. Henry Lais Forschungszusammenfassungen sind unschätzbare Ressour-
cen, die nach Schlüsselwörtern durchsucht werden können. Diese Zusammenfassun-
gen decken die relevante, von Fachkollegen begutachtete, veröffentlichte Literatur ab,
die biologische Wirkungen nichtionisierender Strahlung dokumentiert.

In den acht Jahren seit der Veröffentlichung des Bioinitiative 2012-Berichts https://
bioinitiative.org/ hat es eine beträchtliche Anzahl neuer Forschungsarbeiten gegeben.
Die grosse Mehrheit der Studien berichtet über biologische Wirkungen im Gegensatz
zu «keine Wirkung». Der Trend zeigt weiterhin, dass die Exposition gegenüber ELF-EMF
/statischen Feldern und RFR niedriger Intensität auf einem Niveau, das nach den gel-
tenden Grenzwerten für die öffentliche Sicherheit zulässig ist, Gesundheitsrisiken mit
sich bringt. Die aktualisierten Dateien im Abschnitt Forschungszusammenfassungen
enthalten Einzelheiten über die Anzahl der Studien, die «Wirkung vs. keine Wirkung»
für freie Radikale (oxidative Schäden), genetische und neurologische Studien und Elek -
trohypersensitivität zeigen. Hier sind die neuen Ergebnisse für 2020:
Seite 55 von 72

Die aktuellen Forschungen sprechen klar dafür, dass die heutigen Grenzwerte zu noch
sind, um die gesundheitsschädigenden Auswirkungen zu verhindern. Endlich hat auch
die beratende Expertengruppe nicht-ionisierender Strahlung (BERENIS) in der Newslet-
ter-Sonderausgabe Januar 2021 die Hinweise auf vermehrten oxidativen Stress durch
elektromagnetische Felder untersucht.

BEWEIS:

BERENIS-Newsletter-Sonderausgabe Januar 2021 Beilage 17

Seit April 2021 liegt nun der definitive, vom Bund finanzierte Review der BERENIS-Mit-
glieder Schuermann und Mevissen vor. Die Veröffentlichung hat am 6. April 2021 im
«International Journal of Molecular Sciences» stattgefunden (https://www.mdpi.com/
1422-0067/22/7/3772/pdf). Die Beschwerdeführer reichen dem Regierungsrat eine
deutsche Übersetzung davon ein.

BEWEIS:

Review Schuermann/Mevissen (dt. Übersetzung) Beilage 18


Seite 56 von 72

In diesem Übersichtartikel wird erläutert, dass Reaktive Sauerstoffspezies (ROS) sowie


verwandte reaktive Stickstoffspezies (RNS) an vielen biologischen Prozessen beteiligt
sind. Erhöhte ROS-Spiegel beeinträchtigen viele lebenswichtige zelluläre Prozesse und
Funktionen, wie Entzündung, Zellproliferation und -differenzierung, Wundheilung, neu-
ronale Aktivität, Reproduktion und Verhalten indem sie biochemische Prozesse und Si-
gnalprozesse verändern oder sogar zu oxidativen Schäden an DNA, RNA und Proteinen
oder zur Peroxidation von Fettsäuren führen. Hält dieser ungünstige Zustand über ei-
nen längeren Zeitraum an oder tritt er wiederholt auf, kann er zu Veränderungen des
biologischen Materials sowie der genetischen und epigenetischen Informationen füh-
ren und zu gesundheitlichen Störungen führen. Dementsprechend wurden bei vielen
Erkrankungen veränderte ROS-Spiegel und Veränderungen der Biomarker von oxidati-
vem Stress als Ursache oder Folge beobachtet, wie z.B. Krebs, Diabetes, angeborene
Fehlbildungen oder neurodegenerative Syndrome.

Zusammenfassend wurden Hinweise auf erhöhten oxidativen Stress durch RF-EMF (Ra-
dio Frequency Electromagnetic Field) und ELF-MF (Extremly Low Frequency Magnetic
Fields) in den meisten Tierstudien und in mehr als der Hälfte der Zellen berichtet. Die-
se Beobachtungen wurden gemacht mit Ratten und Mäusen sowie einer Vielzahl von
Zelltypen, Expositionszeiten und Dosierungen (SAR oder Feldstärken), innerhalb der
Bandbreite der behördlichen Grenzwerte und Empfehlungen. Es zeichnet sich ein Trend
ab, auch bei Berücksichtigung der methodischen Schwächen, dass EMF-Exposition
auch im Niedrigdosisbereich zu Veränderungen des zellulären oxidativen Gleichge-
wichts führen kann. Organismen und Zellen können zwar bis zu einem gewissen Grad
mit einer Anpassung auf oxidativen Stress reagieren. Allerdings ist die Dauer des
Stressors entscheidend und in der heutigen Zeit ist es fast unmöglich, der Dauerbe-
strahlung durch EMF aus dem Weg zu gehen. Personen mit Vorerkrankungen (Diabe-
tes, neurodegenerative Erkrankungen) haben eine geringere Abwehrkapazität gegen-
über oxidativem Stress. Diese Risikogruppen haben eine höhere Wahrscheinlichkeit,
gesundheitliche Auswirkungen durch EMF zu erleiden. Die Studien zeigen auch, dass
sehr junge oder alte Menschen weniger effizient auf oxidativen Stress reagieren kön-
nen.

BEWEIS:

Review Schuermann/Mevissen (dt. Übersetzung) Beilage 18

Damit ist wissenschaftlich bewiesen, dass elektromagnetische Felder bereits im Be-


reich der Anlagegrenzwerte unserer NISV die Zellen durch oxidativen Zellstress schädi-
Seite 57 von 72

gen. Die Nachweise durch In-Vivo, In-Vitro und epidemiologische Studien über die
Schädlichkeit von Mobilfunkstrahlung, dokumentiert in über 90 Reviews, ergaben
schon ein klares Bild der Forschungslage. Dieser neue Review von Schuermann/Mevis-
sen legt nun auch klar: Der Wirkmechanismus, d.h. die Zellkaskaden, wie elek-
tromagnetische Felder zu pathologischen Veränderungen führen, ist nachge-
wiesen. Damit ist das Kausalitätskriterium erfüllt, was von den Mobilfunk-
anbietern und deren Interessenverbänden stets verneint wurde.

Bei der Beurteilung der Wirkungsweisen von EMF auf biologische Systeme liegen genü-
gend Beweise auf allen Evidenz-Ebenen vor: Es liegen detaillierte Beschreibungen der
Wirkungsmechanismen auf zellulärer Ebene vor, es gibt Evidenz im Tierversuch sowie
Evidenz aus epidemiologischen Studien.

Im BERENIS-Newsletter, Sonderausgabe Januar 2021, heisst es, dass ein ausführlicher


Bericht, in dem diese Studien detailliert vorgestellt werden, in Kürze vom BAFU veröf-
fentlicht werde. Der Bericht soll auf der Website des BAFU (https://
www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/elektrosmog/publikationen-studien.html)
veröffentlicht werden.

Der Bericht wurde vom BAFU mit Verzögerung und in aller Stille auf einer Unterseite
seiner Internetseite publiziert. Sein Titel ist nun eine Fragestellung:

«Gibt es Hinweise auf vermehrten oxidativen Stress durch elektromagnetische Felder»

Im Original lautete der Titel noch wie folgt:

«Vom Menschen erzeugte elektromagnetische Felder und oxidativer Stress - Biolo-


gische Effekte und Konsequenzen für die Gesundheit»

Der Bericht ist so gut versteckt, dass er erst kürzlich durch eine von Mobil -
funkstrahlung betroffene Person aufgefunden werden konnte. Es wurde auch nicht wie
üblich eine Medienmitteilung dazu versandt.

https://www.bafu.admin.ch/dam/bafu/de/dokumente/elektrosmog/externe-studien-be-
richte/gibt-es-hinweise-auf-vermehrten-oxidativen-stress-durch-elektromagnetische-
felder.pdf.download.pdf/Bericht-Stress_durch_elektromagnetische_Felder.pdf

Kurzlink: https://ingag.de/eef8b2

Durch diese stille Publikation auf einer Unterseite sind den Medienschaffenden und der
breiten Öffentlichkeit brisante Fakten bislang vorenthalten worden. Beispielsweise,
dass
Seite 58 von 72

«EMF-Exposition, selbst im niedrigen Dosisbereich [d.h. unterhalb geltender


Grenzwerte] durchaus zu Veränderungen im zellulären oxidativen Gleichge-
wicht führen kann. (....) Ungünstige Bedingungen, wie Krankheiten (Diabe-
tes, neurodegenerative Erkrankungen), beeinträchtigen die Abwehrmecha-
nismen des Körpers, einschliesslich der antioxidativen Schutzmechanismen,
und Personen mit solchen vorbestehenden Zuständen sind eher in der Lage,
gesundheitliche Auswirkungen zu erleiden. Die Studien zeigen, dass sehr
junge oder alte Individuen weniger effizient auf oxidativen Stress reagieren
können (...)».

Diese Information ist in der aktuellen medizinischen Ausnahmesituation von höchstem


Interesse, weil sie wichtige und sehr weit verbreitete, unser Immunsystem schwächen-
de Einwirkungen aufzeigt. Die von Viruserkrankungen am stärksten betroffenen Grup-
pen sind die Alten - und durch die Belastung durch die omnipräsente Funkstrahlung
und die jüngst ausgelösten Massnahmen doppelt betroffen - die Kinder sowie die Ju-
gendlichen. Dass das BAFU bisher die Öffentlichkeit nicht über den bereits im Januar
2021 in Aussicht gestellten Bericht informiere, ist nicht nachvollziehbar. Ob dies Aus-
druck des Desinteresses oder eines Interessenskonflikts darstellt, vermögen der Leser
entscheiden.

Die Beschwerdeführer erwarten, dass der im Auftrag des Bundes erfolgte Review von
Schuermann/Mevissen zur Empfehlung an den Bundesrat führen wird, in Anwendung
des Vorsorgeprinzips die Grenzwerte zu verschärfen und dem vorgeschlagenen Korrek-
turfaktor für adaptive Antennen schliesslich die Anwendung zu versagen.

Gemäss Art. 1 Abs. 1 USG soll das Umweltschutzgesetz Menschen, Tiere und Pflanzen,
ihre Lebensgemeinschaften und Lebensräume gegen schädliche oder lästige Einwir-
kungen schützen sowie die natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft erhalten. Einwir-
kungen, die schädlich oder lästig werden könnten, sind im Sinne der Vorsorge frühzei-
tig zu begrenzen (Art. 1 Abs. 2 USG). Zur Konkretisierung des Vorsorgeprinzips gemäss
Art. 11 Abs. 2 USG legt der Bundesrat Anlagegrenzwerte fest (Art. 3 Abs. 6 und Art. 4
Abs. 1 sowie Anhang 1 Ziff. 64 NISV). Die Anlagegrenzwerte weisen zwar keinen direk-
ten Bezug zu nachgewiesenen Gesundheitsgefährdungen auf, sondern wurden nach
Massgabe der technischen und betrieblichen Möglichkeit sowie der wirtschaftlichen
Tragbarkeit festgelegt, um das Risiko schädlicher Auswirkungen, die zum Teil erst ver -
mutet werden und noch nicht absehbar sind, möglichst gering zu halten (BGE 126 II
399 E. 3b; Urteil 1C_627/2019 vom 6. Oktober 2020 E. 3.1). Mit den Anlagegrenzwer-
ten wollte der Bundesrat im Hinblick auf nachgewiesene Gesundheitsgefährdungen
Seite 59 von 72

eine Sicherheitsmarge geschaffen (vgl. BGE 128 II 378 E. 6.2.2; Urteile 1C_627/2O19
vom 6. Oktober 2020 E. 3.1; 1C_S76/2O16 vom 27. Oktober 2017 E. 3.5,1).

Genau diese Sicherheitsmarge besteht nach den Ergebnissen der im Review von
Schürmann und Mevissen untersuchten Studien nicht mehr. Elektromagnetische Felder
schädigen bereits im Bereich der Anlagegrenzwerte von 4 - 6 V/m die Zellen durch oxi-
dativen Zellstress. Der Wirkmechanismus, d.h. die Zellkaskaden, wie elektromagneti-
sche Felder zu pathologischen Veränderungen führen, ist nachgewiesen und zwar wie
gesehen schon bei den Anlagegrenzwerten, welche zur Konkretisierung des Vorsorge-
prinzips erlassen worden sind. Damit sind die Anlagegrenzwerte der NISV nicht (mehr)
gesetzes- und verfassungsmässig, was die Vorinstanz unter Berücksichtigung der ihr
vorgelegten Studien und insbesondere der BERENIS-Newsletter-Sonderausgabe vom
Januar 2021 hätte feststellen müssen.

Schäden trotz Grenzwerte

2.5.6.
Die strittige Baubewilligung beruht auf der Einhaltung des Anlagegrenzwerte von 5
V/m (Ziff. 64 Anhang 1 NiSV). Wie gesehen, ist dem Anlagegrenzwert der NISV auf-
grund seiner Gesetzes- und Verfassungswidrigkeit die Anwendung zu versagen.

Gestützt auf den Stand der Wissenschaft muss das Grenzwertmodell grundsätzlich neu
definiert werden oder ist der Anlagegrenzwert deutlich zu reduzieren.

2.5.7.
Zusammenfassend ist sowohl der Anlagegrenzwert der NISV sowie Ziff. 63 von Anhang
1 der NISV zu adaptiven Antennen gesetzes- und verfassungswidrig. Die Vorinstanz
hätte diese Bestimmungen nicht anwenden dürfen. Indem die Vorinstanz annahm, mit
Einhaltung der in der NISV geregelten Grenzwerte sei nicht von einer Gesundheitsge-
fährdung auszugehen, verletzte sie Bundesrecht. Das Vorsorgeprinzip ist von allen Be-
Seite 60 von 72

hörden auf allen Stufen zu berücksichtigen. Der strittige Entscheid der Vorinstanz ist
antragsgemäss aufzuheben.

2.6. Ungültiges Standort-Datenblatt


Ein Schlüsseldokument im Antragsverfahren ist das Standort-Datenblatt der Sunrise vom 30. Au-
gust 2021, Revision 1.2 – Beilage 3B

Im Abschnitt 7 Erklärung der anlageverantwortlichen Firma (Anlageinhaber oder Standortkoordina-


tor) heisst es:

Die anlageverantwortliche Firma erklärt, dass die Angaben in diesem Standortdatenblatt


und den Beilagen vollständig und korrekt sind.

Für die Korrektheit der enthaltenen Angaben garantiert eine Rumänin namens Codreanu Maria am
30. August 2021 und stempelte das Dokument ab mit einem Gummistempel der Sunrise Communi-
cations AG.

Diese Sunrise Communications AG existierte jedoch zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr, denn
durch Fusion ist sie in der Sunrise UPC GmbH seit 4. Mai 2021 aufgegangen:

«Die Gesellschaft wird gelöscht.»

BEWEIS
Handelsregister-Auszug für die SUNRISE COMMUNICATIONS AG, in Opfikon vom 30. April 2022 –
Beilage 22

Das tangiert natürlich nicht den Bauantrag im allgemeinen, da dieser von der Sunrise
Communications AG im Jahr 2020 vor der Fusion gestartet wurde, fällt der Bescheid
den Aktiva der Sunrise UPC GmbH zu.

Aber da der Betreiber bereits die Sunrise UPC GmbH war als das korrigierte Standort-
Datenblatt eingereicht wurde, hätte auch ein unterschriftsberechtigter Mitarbeiter die-
ser Firma das Standort-Datenblatt unterzeichnen müssen und auch einen Stempel der
Firma Sunrise UPC GmbH verwenden müssen.

Eine kurze Googlesuche ergab, dass die unterzeichnende RAN-Ingenieurin Maria


Codreanu seit über 9 Jahren bei der HUAWEI Technologies angestellt ist. Von Sunrise ist
keine Rede. Osteuropäische Leiharbeiter des chinesischen Konzerns als Verantwortli-
che für die Richtigkeit kritischer technischer Dokumentationen?

BEWEIS
Seite 61 von 72

linkedin.com-Profil der Codreanu Maria, abgerufen am 3. Mai 2022 - Beilage 23

Schon rein von der Form her ist das Standort-Datenblatt also ungültig, da nicht korrekt
unterschrieben.

Darüber hinaus ist es inhaltlich falsch – ob in betrügerischer Absicht wäre noch zu er-
mitteln, wie diese Studie zeigt:

Gutachten des Ing.-Büro Andreas Gross GmbH vom 3. Mai 2022 zum Standort-Daten-
blatt Mobilfunkantenne Morgarten, Gewerbezone 3a- Beilage 21

Also auch aufgrund der Fehlerhaftigkeit des Dokuments ist es zu verwerfen und damit
fehlt der Baugenehmigung jegliche Grundlage.

In diesem Zusammenhang spielt noch ein Formfehler der Gemeinde eine Rolle. Der ur-
sprüngliche Bauantrag, gegen den die Unterzeichner am 12. September 2020 Einspra-
che eingelegt haben, basierte auf einem älteren Standort-Datenblatt (Rev. 1.0 vom 10.
Juni 2020) mit einem anderen Antennentyp AAU5811.

Dann reichte die Sunrise bei der Gemeinde ein revidiertes Standort-Datenblatt Rev. 1.0
vom 10. Juni 2020 ein. Die Bauverwaltung versäumte es, auch nur einen der fast 100
Einsprecher darüber zu informieren.

Schliesslich änderte die Sunrise erneute und reichte das Standort-Datenblatt Rev. 1.1
vom 30. Aug 2021 ein und auch darüber informierte das Bauamt die Einsprecher nicht.

Schon dieser Formfehler führte zu einer unnötigen Eskalation des Verfahrens. Das feh -
lerhafte Standort-Datenblatt hätte noch auf der Ebene des gemeindlichen Bauantrages
korrigiert werden können. Dafür braucht es keine Verwaltungsbeschwerde.

3. Kosten
Bei diesem Ausgang des Verfahrens werden die unterliegende Vorinstanz sowie die Be-
schwerde kostenpflichtig. Sie haben die Verfahrenskosten zu tragen und den Be-
schwerdeführern einen angemessenen Ersatz für die entstandenen Parteikosten zu
leisten.

4. Fazit
Die strittige Baubewilligung verletzt geltendes Recht; insbesondere erweisen sich der
beantragte Korrekturfaktor und die heutigen Grenzwerte als rechtswidrig. Da die von
der NISV verlangten Vollzugsmöglichkeiten (Abnahmemessungen, QS-System) nicht
vorhanden sind bzw. sie nicht zuverlässig die Einhaltung der Grenzwerte kontrollieren
Seite 62 von 72

können, ist das Bauvorhaben einer Bewilligung nicht zugänglich. Die angefochtene
Baubewilligung ist antragsgemäss und unter Kostenfolgen aufzuheben.

Namens der Beschwerdeführer ersuche ich Sie höflich, die eingangs gestellten Anträge
gutzuheissen. Ich danke Ihnen für die Bemühungen.

Freundliche Grüsse

Dreifach
Seite 63 von 72

Beilagenverzeichnis
• Vollmacht Beschwerdeführer Beilage 1

• Baubewilligung vom 14. 4. 2022 Beilage 2

• HUAWEI «AAU5831 Technical Specifications (V100R016C10_02)» S. 7, Beilage 3

• Standort-Datenblatt der Sunrise vom 30. August 2021, Revision 1.2 – Beilage 3B

• BAKOM: Bericht Testkonzession und Messungen adaptive Antennen vom


24.09.2020, S. 5-6 Beilage 4

• Hug et. al. Beurteilung der Evidenz für biologische Effekte schwacher Hochfre-
quenzstrahlung, Bericht im Auftrag des BAFU, 2014, S. 35 Beilage 5

• AefU Medienmitteilung vom 28.11.2019« Kommt jetzt die Grenzwerterhöhung


für 5G via Hintertüre?»Beilage 6

• AefU Medienmitteilung vom 24.02.2021 «Grenzwerterhöhung durch die Hinter-


tür als einfache Vollzugsbagatelle!» Beilage 7

• BAKOM: Testkonzession und Messungen adaptive Antennen / Bericht vom


24.09.2020, 5. 11 Beilage 8

• Validierungsbericht/Automatische Leistungsbegrenzung 08.07.2021 Beilage 9

• Prof. James C. Lin: Die Bedeutung von Primär-Tumoren In der NTP-Studie zur
Langzeitexposition von Ratten gegenüber Mobilfunkstrahlung Beilage 10

• BERENIS Newsletter vom November 2018 Beilage 11

• Kostoff et al 2020 Beilage 12

• Panagopolous et al 2019 Beilage 13

• Choi et al 2020 Beilage 14

• «Studie Kuster» (SYSTEMATIC DERIVATION OF SAFETY LIMITS FOR TIME-VARYING 5G RADIOFREQUENCY


EXPOSURE BASED ON ANALYTICAL MODELS AND THERMAL DOSE) Beilage 15

• Studie 2019 von Kuster (Modelling of Total Exposure in 5G Networks for Varied
Topologies and User Scenarios (Auszug, S. 1-5) Beilage 16

• BERENIS-Newsletter-Sonderausgabe Januar 2021 Beilage 17

• Review Schuermann/Mevissen (dt. Übersetzung) Beilage 18

• «Erläuterungen zu adaptiven Antennen und deren Beurteilung gemäss der


NISV» des BAFU vom 23. 2. 2021 – Beilage 19
Seite 64 von 72

• Presse-Erklärung vom 30. April 2022 zur Abnahmemessung Mobilfunk-Antenne


in Baar – Beilage 20

• Gutachten vom 3. Mai 2022 zum Standort-Datenblatt Mobilfunkantenne Morgar-


ten, Gewerbezone 3a – Beilage 21

• Handelsregister-Auszug für die SUNRISE COMMUNICATIONS AG, in Opfikon vom 30. April
2022 – Beilage 22

###
Seite 65 von 72

Anhang

Glossar der Fachworte

4
4G
Mobilfunksystem der 4. Generation ^ siehe auch LTE

5
5G
Fifth Generation Wireless, kurz 5G, ist die Mobilfunktechnologie der fünften Generation. Das
Ziel von 5G besteht darin, die Geschwindigkeit und Reaktionsfähigkeit des Netzwerks zu stei-
gern, um Echtzeitkommunikation zu ermöglichen und Daten mit höherem Tempo zu übertragen.
Im Zusammenhang mit 5G ergeben sich viele neue Funktionen, die alle in diesem 5G-Glossar
enthalten sind.
5G NR

A
AAU
5G AAU (Active Antenna Unit) ist die brandneue 5G-Basisstation für den Außenbereich von
Huawei. Die groß angelegte Antennengruppen-Technologie verspricht schnelle und stabile 5G-
Netze in dichten Städten. Die innovative bionische Kühlkörperabdeckung verbirgt und schützt
nicht nur die Kühlkörperlamellen, sondern trägt auch dazu bei, das Problem der Wärmeableitung
zu lösen, wodurch das Produkt kleiner und leichter wird. Mit den gewichtsreduzierten Monta-
gesätzen wird der Einsatz zuverlässiger und benutzerfreundlicher.

B
BAKOM
Bundesamt für Kommunikation der Schweiz. Das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM)
nimmt Aufgaben im Bereich der Medien, des Fernmelde- und Postwesens sowie der Informati-
onsgesellschaft in der Schweiz wahr. Es sorgt für eine stabile, fortschrittliche Kommunikations-
infrastruktur und schafft Grundlagen für einen starken Medienplatz Schweiz. Das Amt bereitet
die Entscheide des Bundesrates, des Eidgenössischen Departementes für Umwelt, Verkehr, Ener-
gie und Kommunikation (UVEK) und der Eidgenössischen Kommunikationskommission (Com-
Com) vor. Auch auf internationaler Ebene ist das BAKOM tätig.
Seite 66 von 72

Bandbreite
Mit Bandbreite wird die Differenz zwischen der niedrigsten und der höchsten Frequenz, die auf
einem Übertragungskanal möglich ist, bezeichnet. Sie wird in Bit pro Sekunde gemessen und be-
schreibt damit die Menge an Daten, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums übertragen wer-
den kann. Mit einer höheren Bandbreite können mehr Daten übertragen werden. Dementspre-
chend ist mit Bandbreite auch oft die Geschwindigkeit im Download und Upload gemeint.
Basisstation
ortsfeste Übertragungseinrichtung für Funksignale von öffentlichen Mobilfunknetzen, bestehend
aus Masten, Antennen und sonstigen Funkanlagen.
Beam
Strahl oder auch Keule genannt.
BERENIS
Die beratende Expertengruppe nicht-ionisierender Strahlung der Schweizer Regierung. «Zur
fachlichen Unterstützung hat das BAFU im Jahr 2014 eine Beratende Expertengruppe NIS (BE-
RENIS) einberufen. Diese sichtet die neu publizierten wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema
und wählt diejenigen zur detaillierten Bewertung aus, die aus ihrer Sicht für den Schutz des
Menschen von Bedeutung sind oder sein könnten.»
Broadcast
Ein Broadcast in einem Netzwerk ist eine Nachricht, bei der Daten von einem Punkt aus an alle
Teilnehmer eines Netzes übertragen werden („point to multipoint“). ^ siehe auch Simulcast und
Unicast

C
ComCom
Die Eidgenössische Kommunikationskommission (ComCom) ist die unabhängige Konzessions-
und Regulierungsbehörde im Fernmeldebereich und wurde durch das Fernmeldegesetz (FMG)
vom 30. April 1997 ins Leben gerufen. Die ComCom ist unter anderem für die Vergabe der Fre-
quenzen und die Überwachung der Konzessionsbedingungen zuständig.

E
Elemente
Eine 5G-Antenne wiegt bis zu 75 kg, was rund 40 kg mehr sind als Exemplare der vorigen Gene-
rationen. Der Gewichtszuwachs begründet sich darauf, dass zahlreiche Elemente der Radiotech-
nik in die Antenne integriert sind (5G arbeitet mit aktiven Antennen).
ELF-MF
Extremly Low Frequency Magnetic Fields – bei den sehr niedrigen Frquenzen spielen nur die
Seite 67 von 72

magnetischen Anteile des EMF eine Rolle.


EMF
Elektromagnetische Felder
ERP
Die effektive Strahlungsleistung (auch effektiv abgestrahlte Leistung - englisch effective radiated
power, ERP oder auch e.r.p.) ist eine Rechengröße, die im Bereich der Antennentechnik die in
eine Sendeantenne eingespeiste Leistung mit deren Antennengewinn multipliziert ausdrückt. Der
so ermittelte Wert der Leistung tritt bei Antennen mit Richtwirkung nicht physikalisch auf – er
würde nur dann auftreten, wenn als Antenne die jeweiligen, ungerichteten Bezugsantennen ver-
wendet werden würden. Bei Antennen mit Richtwirkung und wenn keine Richtung explizit ange-
geben wird, wird die Hauptstrahlrichtung der Sendeantenne angenommen. In dieser Richtung ist
der Antennengewinn maximal. Je nach verwendeter Bezugsantenne wird zwischen den beiden
Ausdrücken ERP und EIRP unterschieden.
"Eine sehr grosse / starke Mobilfunkstation (mit 5 - 6 Kanälen) sendet bei maximaler Auslastung
mit bis zu 50 W pro Antennensektor. 50 W Eingangsleistung entspricht einer ERP-Leistung (sie-
he ""Antennencharakteristik"") in der Grössenordnung von 1‘000 W (oder 1 kW - beim Mobil-
funk liegen die ERP-Leistungen einen Faktor 20-30 höher als die Eingangsleistungen). Eine
durchschnittliche Antenne sendet im Tagesschnitt aber nur mit einigen hundert Watt ERP, weil
sie selten voll ausgelastet ist. Ein Lokalradio sendet mit vergleichbarer ERP-Leistung, allerdings
in alle Richtung recht gleichmässig. Mobilfunkantennen haben demgegenüber eine deutliche
Richtwirkung"

F
Frequenzen
Eine Frequenz ist die Anzahl periodischer Veränderungen des elektrischen Stroms oder einer
Schallwelle pro Zeiteinheit. Die Masseinheit ist Hertz (Hz). In der Schweiz werden zum einen
bestehende Frequenzen (700, 800, 900, 1400, 1800, 2100 und 3500 MHz) für 5G genutzt, und
zum anderen können die drei Betreiber Salt, Sunrise und Swisscom, die die Frequenzkonzessio-
nen ersteigert haben, die neu zugeteilten Frequenzen für 5G verwenden.
Funkzelle
Eine Funkzelle ist der räumliche Bereich, in dem das Funksignal ausgehend von einem Sende-
mast übertragen werden kann. Alle Nutzer, die sich mit ihrem Endgerät innerhalb einer Funkzelle
bewegen, teilen sich deren Kapazität.

G
Grenzwerte
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine Empfehlung hinsichtlich der
Seite 68 von 72

(Immissions-)Grenzwerte (IGW) ausgesprochen: 40-60 V/m (Volt pro Meter1). Der IGW darf an
einem Ort generell nicht überschritten werden, an dem sich Menschen aufhalten können. Er ist
höher als der Anlagegrenzwert und ist abgestuft und abhängig von der Frequenz der Strahlung.
In der Schweiz liegt er beispielsweise für 900 MHz bei 42 V/m und für 3600 MHz bei 61 V/m.
In der Schweiz gibt es allerdings noch ein Anlagegrenzwert (AGW) als Messwert ausschliesslich
für die einzelne Funkanlage. Er liegt je nach Anlagentyp zwischen 4,0 und 6,0 V/m. Dieser
Grenzwert gilt jedoch nur für Orte mit empfindlicher Nutzung. Das sind Räume in Gebäuden, in
denen sich Personen regelmässig während längerer Zeit aufhalten. In der Regel davon ausge-
nommen sind Tierställe. 1Volt pro Meter ist die Masseinheit für die Stärke elektrischer Felder.

H
Hauptstrahlrichtung
Die Richtung, in der eine Sektorantenne gemäss der Montage ausgerichtet ist. Macht nur Sinn
bei 2G, 3G u 4G. Dort brauchts ein Antennendiagramm, dass die Abschwächung in dB für jeden
Winkel weg von der Hauptstrahlrichtung zeigt. Bei 5G ist das egal, weil der Beam dort in alle
Richtungen (auch oben und unten) gerichtet werden kann.
HF
Hochfrequenz

I
IGW
(Immissions-)Grenzwerte, siehe Grenzwerte

K
Korrekturfaktor
Mit der Vollzugshilfe für den Ausbau des 5G-Netzes mit adaptiven Antennen wird ein Korrektur-
faktor eingeführt. Die Mobilfunkbetreiber dürfen bei der Baueingabe eine fiktive, tiefere Strah-
lungsleistung angeben. Damit darf eine Antenne einen Smartphone-Nutzer mit bis zu 10-mal hö-
heren Spitzenwerten anstrahlen, als es bisherige Antennen durften. Faktisch wird dadurch der
Grenzwert (in Volt pro Meter) auf das fast Dreifache erhöht. Die Zusicherung des Bundes, dass
der Grenzwert nicht erhöht werde, gilt also nur formal, nicht real. Dabei war die Strahlenbelas-
tung schon bisher zu hoch. Gesundheitliche Probleme entstehen weit unterhalb der Grenzwerte,
wie Fachleute und Umweltmediziner seit langem kritisieren.

M
METAS
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Eidgenössisches Institut für Metrologie. Zuständig für Abnahmemessungen und Kontrolle be-
züglich Einhaltung der EMF Grenzwerte
MIMO
MIMO steht für Multiple Input, Multiple Output. Es handelt sich um ein Übertragungsverfahren,
das für die Kommunikation mehrere Antennen bei Sendern und Empfängern nutzt. MIMO setzt
eine intelligente Antennentechnik ein, die verfügbare Antennen kombiniert, um potenzielle Feh-
ler bei Datenübertragungen zu minimieren und die Übertragungsgeschwindigkeiten zu optimie-
ren. 5G verwendet massive MIMO, das den Anbietern hilft, ihre Netzwerke auf die Unterstüt-
zung erhöhter Datenmengen vorzubereiten.
Multiple Input Multiple Output Eine Übertragungstechnik bei Antennen, die aus mehreren Sen-
de-und Empfangsantennen oder -antennenteilen besteht. Die Sendeleistung kann auf alle Sende-
antennen aufgeteilt und das zu übertragende Signal von allen Antennenelementen ausgesendet
bzw. empfangen werden. Damit kann die Empfangsqualität verbessert sowie die Reichweite und
die Datenübertragungsrate erhöht werden.
MIMO
Multiple Input, Multiple Output: Eine Antenne bedient viele Endgeräte über getrennte Kanäle

N
NIS
NIS und NIS-Berechnung – nicht ionisierende Strahlung. In der Verordnung über den Schutz vor
nicht ionisierender Strahlung (NISV) hat die Schweiz die Grenzwerte für die zulässige elektri-
sche, magnetische und elektromagnetische Strahlung von ortsfesten Anlagen im Frequenzbereich
von 0 bis 300 GHz geregelt. Anhand der NIS-Berechnung wird pro Antenne die Einhaltung der
vorgegebenen Grenzwerte ermittelt.
NISV
NIS-Verordnung – nicht ionisierende Strahlung. In der Verordnung über den Schutz vor nicht io-
nisierender Strahlung (NISV) hat die Schweiz die Grenzwerte für die zulässige elektrische, ma-
gnetische und elektromagnetische Strahlung von ortsfesten Anlagen im Frequenzbereich von 0
bis 300 GHz geregelt. Anhand der NIS-Berechnung wird pro Antenne die Einhaltung der vorge-
gebenen Grenzwerte ermittelt.
Nutzer
jeder, der einen öffentlich zugänglichen elektronischen Kommunikationsdienst in Anspruch
nimmt oder beantragt oder eine Kommunikationsendeinrichtung benutzt.

O
OMEN
Ort mit empfindlicher Nutzung. Vorwiegend Wohnungen und Schulhäuser wo die Anlagegrenz-
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werte (ca.1/10 der Immissionsgrenzwerte in V/m) gelten.


oxidativen Stress
Als oxidativen Stress bezeichnet man eine Stoffwechsellage, bei der es zu Schäden von Zellen
oder deren Funktionen kommt. Dabei kann ein breites Spektrum an biologischen Funktionen be-
troffen sein. Verantwortlich hierfür ist ein Ungleichgewicht zwischen oxidativen und antioxidati-
ven Prozessen.

P
Panelantenne
Eine Panelantenne (englisch flat antenna, auch micro strip antenna) ist eine Flachantenne mit ge-
richteter Strahlungscharakteristik, welche nicht – wie bei Parabolantennen – durch Brennpunkt-
fokussierung, sondern durch Interferenz der Wellen einzelner in einer Ebene ausgerichteter Erre-
gerelemente als Array (Gruppe) erreicht wird. Die Fokussierung wird hier also durch Überlage-
rung der Erregerwelle jedes einzelnen Elementes erreicht.
PBCH
Physical Broadcast Channel, PBCH and Master Information Block (MIB) Cell search is the pro-
cedure for a UE to acquire time and frequency synchronization with a cell and to detect Physical
layer Cell ID (PCI) of the cell. During cell search operations which are carried out when a UE is
powered ON, mobility in connected mode, idle mode mobility (e.g. reselections), inter-RAT mo-
bility to NR system etc., the UE uses NR synchronization signals and PBCH to derive the neces -
sary information required to access the cell. Similar to LTE, two types of synchronization signals
are defined for NR - Primary Synchronization Signal (PSS) and the Secondary Synchronization
Signal (SSS). The Synchronization Signal/PBCH block (SSB) consists of PSS, SSS and Physical
Broadcast Channel (PBCH). The UE needs to first decode PBCH/MIB in order for it to receive
other system information transmitted on PDSCH.

Q
QS-System
Im Frühling 2005 hat das Bundesgericht befunden, der Betrieb von Mobilfunkantennen müsse
noch besser kontrolliert werden als bisher, insbesondere sei sicherzustellen, dass bewilligte Sen-
deleistungen und Senderichtungen eingehalten werden. Um dieser Forderung des Bundesgerichts
nachzukommen, hat das BAFU am 16. Januar 2006 in einem Rundschreiben die Einrichtung ei-
nes Qualitätssicherungssystems (QS-System) auf den Steuerzentralen der Netzbetreiber empfoh-
len. Das QS-System soll durch eine unabhängige Stelle periodisch überprüft und beglaubigt wer-
den. In einer Datenbank werden für jede einzelne Antenne die eingestellten Werte für die Sende-
richtung und die maximale Sendeleistung erfasst und täglich mit den bewilligten verglichen.
Überschreitungen müssen innert 24 Stunden behoben werden, sofern dies durch Fernsteuerung
möglich ist, andernfalls innerhalb einer Arbeitswoche. Die Vollzugsbehörden werden über alle
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allfälligen Überschreitungen informiert und haben zur Kontrolle auch eine uneingeschränkte
Einsicht in die Datenbank.

R
RAN
Radio Access Network
Radio access network (RAN)
(Radio Access Network) A combination of wireless network elements and wireline network ele-
ments connecting end-users, man and machine, to the network core delivering specific services.
The network elements present in this segment of the network include the base stations, base stati-
on controllers, mobile backhaul transmission equipment etc.
RET
"Bei dem Remote Electrical Tilt kurz ""RET"" handelt es sich um ein System das es ermöglicht
den elektrischen Tilt einer Antenne aus der Ferne, ohne die Antenne zu berühren, einzustellen.
Der Tilt beschreibt die Neigung der vertikalen Hauptstrahlrichtung gerichteter Antennen. Das
System wird vorwiegend bei Mobilfunkanlagen verwendet und dient hier zur Kostenminimie-
rung und zur verkehrsabhängigen Ausbreitungs(Coverage)-Einstellung. Bei Letzteren ist es vor
allem in UMTS-Netzen das Ziel, sich tageszeit- oder verkehrslastabhängig auf sogenannte Hot-
spots einzustellen, wie es zum Beispiel Großveranstaltungen – aber auch der alltägliche Stau auf
einer Autobahn – sein können, auf die sich das Mobilfunknetz einstellt. Die meisten RET-Syste-
me verwenden das Protokoll von AISG (Antenna Interface Standards Group), einige das Erics-
son-RET-Protokoll, andere unterstützen beide, wobei 3GPP das AISG-Protokoll befürwortet und
sich auch dieses System durchsetzen wird. "
Review
Review ist Englisch für Zusammenfassung

S
SAR
SAR ist die Abkürzung für die spezifische Absorptionsrate und ein Maß für die Absorption von
elektromagnetischen Feldern in einem Material. Sie führt stets zu dessen Erwärmung. Die spezi-
fische Absorptionsrate wird als Leistung pro Masse in der Einheit W/kg ausgedrückt. Häufig
wird bei Mobiltelefonen ein SAR-Wert angegeben. Dieser liegt bei modernen Geräten ungefähr
zwischen 0,10 und 1,99 W/kg.[2] Je kleiner der SAR-Wert ist, desto geringer wird benachbartes
Gewebe durch die Strahlung erwärmt. Der empfohlene oberste Grenzwert der Weltgesundheits-
organisation liegt bei 2,0 W/kg. Früher wurde der SAR-Wert für Mobiltelefone von den Herstel-
lern unter uneinheitlichen Bedingungen bestimmt, was ihn wenig verlässlich machte. Seit Herbst
2001 existiert eine europäische Norm (EN 50361), welche die Messbedingungen genau festlegt.
Im März 2007 wurde die EN 50361 durch die EN 62209-1 ersetzt. - Für die Auszeichnung eines
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Mobiltelefons mit dem blauen Engel ist ein maximaler SAR-Wert von 0,5 W/kg beim Betrieb am
Ohr und 1,0 W/kg beim Betrieb am Körper erlaubt. Für die Auszeichnung mit dem TCO ’01 Mo-
bile Phone-Logo liegt die Grenze bei 0,8 W/kg.

T
Tilt
"Der Tilt beschreibt die Neigung der vertikalen Hauptstrahlrichtung gerichteter Antennen. Das
System wird vorwiegend bei Mobilfunkanlagen verwendet und dient hier zur Kostenminimie-
rung und zur verkehrsabhängigen Ausbreitungs(Coverage)-Einstellung. Bei Letzteren ist es vor
allem in UMTS-Netzen das Ziel, sich tageszeit- oder verkehrslastabhängig auf sogenannte Hot-
spots einzustellen, wie es zum Beispiel Großveranstaltungen – aber auch der alltägliche Stau auf
einer Autobahn – sein können, auf die sich das Mobilfunknetz einstellt. Bei dem Remote Electri-
cal Tilt kurz ""RET"" handelt es sich um ein System das es ermöglicht den elektrischen Tilt einer
Antenne aus der Ferne, ohne die Antenne zu berühren, einzustellen. Die meisten RET-Systeme
verwenden das Protokoll von AISG (Antenna Interface Standards Group), einige das Ericsson-
RET-Protokoll, andere unterstützen beide, wobei 3GPP das AISG-Protokoll befürwortet und sich
auch dieses System durchsetzen wird. "

U
USG
Umweltschutzgesetz (der Schweiz)

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