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UKW-Tagung 2022

Das Schulübergreifende Projekt «Wetterstation»


FSK-Signale empfangen und als LoRa(WAN)-Paket
versenden

Rainer Wieland
Rainer.Wieland@KKS.KBS.Schule

Motivation
Der Klimawandel führt zu vermehrten regionalen Wetterereignisse wie beispielsweise
Niederschlag, Starkregen oder Hagel, welche durch die allgemeinen, meist überregionalen
Wettervorhersagen nicht erkannt oder nur ungenau in Zeit und Umfang prognostiziert werden.
Wir alle haben es bereits erlebt:
Kurzer Starkregen oder Orkanböen in einem Gebiet und nur wenige km entfernt an einem
anderen Ort, der davon vollkommen verschont bleibt. Auch die Angaben in den regionalen
Wetterberichten enthalten darüber keine Angaben.
Extrem hohe Temperaturen in Teilen von Wohngebieten, die es fast unmöglich machen sich dort
über längere Zeit aufzuhalten und dann wieder Stadtteile, die sich auf den ersten Blick baulich
nicht wesentlich davon unterscheiden aber eine deutlich lebensfreundlichere Temperatur haben.
Beides sind nur Beispiele und sind von uns Menschen verursacht. Sie werden unter dem breit
gefassten Begriff Klimawandel verortet. Ziel muss es sein, diesen Wandel zu entschleunigen oder
sogar umzukehren. In unserer schnellebigen Zeit geht alles schneller aber eben nicht auf
Knopfdruck. Es gibt hinreichend gute wissenschaftliche Artikel, die belegen, dass eine
Klimaänderung in die richtige Richtung mehrere Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte dauern
werden, auch wenn man entscheidende Verursacher in großem Umfang schnellstmöglich beseitigen
würde.
Nun sind wir Menschen eine Spezie, die es immer wieder schafft, sich an verändernde Situationen
anzupassen und die Umwelt urban zu machen. Weniger durch dawinistische Veränderungen als
durch den gezielten Einsatz von Technik und Verfahren.
In diesem Zusammenhang kann es durch die Nutzung hinreichend vieler Umwelt-Messstation und
das Aufzeichnen und Auswerten der Messdaten gelingen, wesentliche Einflüsse zu erkennen und
die Grundlagen für eine verbesserte Lebenqualität, nicht nur für Menschen, zu schaffen.
Diese Idee ist nicht neu und als Pate für unser Vorhaben steht das UHI-Projekt, welches in London
UK umgesetzt wurde.[1]

Bild 1: Definition der lokalen Klimazonen LCZs (Bild von Bechtel et al. [2], angepasst von Stewart and Oke [3]
Dabei wurden die Daten aus 1303 Wetterstationen ausgewertet. Die dabei genutzten Wetter-
stationen liegen heute bei einem Preis von ca. 320,-€.
Günstigere Wetterstationen -mit Niederschlagssensor, Sensoren für Luftfeuchte, Luftdruck,
Lufttemperatur, Windstärke und Windrichtung gibt es bereits für unter 50,-€. Diese sind jedoch
ohne terrestrische Anbindung an weitere Systeme, wie WLAN oder LoRaWAN©, konzipiert.

Allgemeine Zielsetzung
Bei unserem schulübergreifenden Projekt sollen möglichst viele Wetterstationen und Bodefeuchte-
Sensoren für einen Testbetrieb in der Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) eingesetzt, die
Umweltdaten gesammelt und über eine terrestrische Anbindung auf einem zentralen ChirpStack-
Server in einer Zeitreihendatenbank gespeichert und zur Darstellung mit grafana mit
entsprechenden Plugins aufbereitet werden.
Die dazu notwendige Soft- und Hardwareerweiterung der Wetterstation, sowie das Aufbereiten der
Serverinfrastruktur und Anbindung über LoRaWAN© bildet den Backbone dieses Vorhabens und
wird im schulischen Kontext an der Karl Kübel Schule in Bensheim umgesetzt.
Die notwendigen finanziellen Mittel sollen durch Spenden und Förderbeträge gedeckt werden, da
die juristischen und an Verordnung gebundenenVorgaben zur Finanzierung eines schul- und
länderübergreifenden Projekts erst noch geschaffen werden müsste.
Das gesamte Projekt soll gut dokumentiert und die Komponenten als OpenSource zum Nachbau
geeignet und als Crowdfunding über den Bildungsbereich hinaus zum Einsatz kommen.

Abgrenzung
Der in diesem Tagungsband veröffentlichte Text begrenzt sich im Wesentlichen auf die Analyse des
von der Wetterstation ausgesendeten Funksignals und die Softwaretechnische Realisierung.
Die Analyse wurde zunächst mit einem Sprektrumanalyzer und dann mit einem SDR-Stick und der
OpenSource-SW GNU RADIO realisiert.

Teilziel I Soft- und Hardwareerweiterung der Wetterstation


Die in unserem Projekt eingesetzte Wetterstation muss um eine terrestrische Anbindung erweitert
werden. Dabei sollen die von der Wetterstation ausgesendeten Daten empfangen und als WLAN
und/oder LoRaWAN©-Paket versendet werden. Diese Bridge soll möglichst kostengünstig
entwickelt und später realisiert werden können. Bereits auf dem Markt verfügbare und stabile
Boards sollen mit alternativen Compiler-Einstellungen ebenfalls unterstützt werden.

Bild 2: Bresser Wetterstation


Analyse des Funksignals der Wetterstation mit dem Spektrumananlysator
Für die Analyse des Funksignals wurde der Spektrumanalysator SVA1032X von Siglent verwendet.

Bild 3 Spektrumanalysator SVA1032X


Zunächst wurde geprüft auf welcher Frequenz die Wetterstation sendet. Hierzu wurde der
Frequenzbereich auf 868 MHz Mittenfrequenz mit einem Span von 225 MHz eingestellt.

Bild 4 Seitenbänder.
Das empfangene Signal befindet sich auf einer Frequenz von 868,296MHz. Aus dem Verlauf der
Anzeige lässt sich erkennen, dass es sich um eine FSK Modulation mit einem Frequenzhub von 60
kHz handelt.
Mit Hilfe der optionalen Funktion des Spektrumanalysators zur Analyse von digital modulierten
Signalen lassen sich die Dateninhalte der von der Wetterstation gesendeten Pakete ermitteln. Bei
einer Symbolrate von 48ksps und 6 Abtastpunkte pro Symbol ergibt sich die folgende Datenreihe.

Bild 5 Bitfolge mit 6 Abtastpunkten

Bei 6 Abtastpunkten pro Symbol ergeben sich die daraus abzulesenden Informationen:

111111 000000 111111 000000 Abtastpunkte


1 0 1 0 Symbole
0x0A Wert
Zusammengefast mit allen Abtastpunkten und Symbolen ergeben sich folgende Werte innerhalb
eines Datenpaketes:

Bild 6 Aufbau des Protokolls


Analyse des Funksignals mit SDR-Stick und GNU RADIO
Zur Analyse des Funksignals wurde ein SDR-Stick aus dem elektorstore [5] verwendet.

Bild 7 RTL-SDR-Kit von elektorstore

Die Antene wurde mit 9cm grob auf den Frequenbereich von 868MHz angepasst.
Mit wenigen GNU Radio Blöcken kann das empfangene Signal soweit aufbereitet werden, dass die
Bitfolge des Nutzsignals entsprechend den Protokollvorgaben interpretiert werden kann.

Bild 8 GNU Radio Blöcke für die FSK-Demodulation


Der RTL-Stick übergibt die Wetterdaten als Basisband (I/Q-Daten) an GNU Radio zur weiteren
Verarbeitung. Das Xlating FIR Filter hat in dieser Schaltung zuerst die Aufgabe, die Mittenfrequenz
der beiden FSK-Signale auf 0 Hz zu schieben und danach eine Tiefpassfilterung durchzuführen. Der
Block Frequency Sink visualisiert dieses Zwischenergebnis als Spektrumanalyse. Nach der
Quadratur Demodulation und dem Entfernen des Rauschanteils durch entsprechende Blöcke, ist die
Bitfolge des Nutzsignals zur weiteren Interpretation im Block Time Sink erkennbar.
Bild 9 Ergebnis der Demodulation
Softwaretechnische Realisierung
Für die softwaretechnische Realisierung wurde ein von Semtech entwickelte Chip SX1276
verwendet.

Bild 10 Blockschaltbild SX1276

Dieser Baustein kann sowohl FSK als auch LoRa und ist damit für die Realisierung der FSK2LoRa-
Bridge bestens geeignet.
In vielen Anwendungen für LoRaWAN© wird dieser Chip verwendet. Da einige externe
Komponenten benötigt werden, wird dieser auch als Breakout-Board wie beispielsweise das
RFM95-Modul [6] von hoperf angeboten.

Bild 10 Breakout-Board RFM95 von hoperf


Wenn keine LoRa-Übertragung notwendig ist, kann der unwesentlich kostengünstigere CHIP
CC1101 [7]von TI eingesetzt werden.

Bild 11 Blockschaltbild CC1101 von TI

Auch dieser benötigt externe Bauelemente und wird von div. Herstellern als Breakout-Board [8]
angeboten.

Bild 12 Breakout-Board mit CC1101

Der CC1101, wie auch der SX1276, verfügt über einen Low-IF-Empfänger. Das empfangene RF-
Signal wird durch einen rauscharmen Verstärker verstärkt (LNA) und in Quadratur (I und Q) auf
die Zwischenfrequenz (ZF) heruntergemischt. Bei der ZF werden die I/Q-Signale von den ADCs
(Sigma-Delta-ADC) digitalisiert. Automatische Verstärkungsregelung (AGC), Feinkanalfilterung,
Demodulation und Bit-/Paketsynchronisation werden digital durchgeführt.
Damit das Signal richtig dekodiert werden kann, werden die notwendigen Werte in die
entsprechenden Register der Bausteine geladen.
Dabei handelt es sich um folgende Werte für die Demodulation:
Trägerfrequenz: 868.3MHz
Bitrate: 8.21
Deviation: 57.136417kHz
Bandbreite: 250.0
Darüber hinaus müssen u.a. noch Register für den minimalen Empfangspegel, der Preamble-Länge,
automatische Verstärkungsregelung (AGC), Feinkanalfilterung, Demodulation und Bit-
/Paketsynchronisation. eingestellt werden.
Sind alle Register gesetzt und der Baustein in Empfangsbereitschaft, so lauscht er auf den
entsprechenden Frequenzen. Empfängt er ein Signal, wird dieses demoduliert.und die Ergebnisse im
Epmfangsbuffer bereitgestlle. Voraussetzung ist, dass die Preamble-Länge und deren Werte
entsprechend empfangen wurden. Bei unserer Anwendung wurde die Preamble auf die Hexfolge
AA AA AA AA AA 2D D4 eingestellt.

Bild 13: Auswertung der empfangenen und demodulierten Protokolldaten


Weitere Einzelheiten erfahren Sie auf der 67. UKW-Tagung 2022 im entsprechenden Vortrag.

Verzeichnis:
1. https://www.mdpi.com/1996-1073/14/16/5208
2. Bechtel, B.; Demuzere, M.; Sismanidis, P.; Fenner, D.; Brousse, O.; Beck, C.; Van Coillie, F.;
Conrad, O.; Keramitsoglou, I.; Middel, A.; et al. Quality of crowdsourced data on urban
morphology—The human influence experiment (HUMINEX). Urban Sci. 2017,1, 15
3. Stewart, I.D.; Oke, T.R. Local climate zones for urban temperature studies. Bull. Am. Meteorol.
Soc. 2012, 93, 1879–1900.
4. https://shop.netatmo.com/de-de/weather/smart-weather-station/weatherstation
5. https://www.elektor.de/rtl-sdr-software-defined-radio-with-dipole-antenna-kit
6. https://www.hoperf.com/modules/lora/RFM95.html
7. https://www.ti.com/lit/ds/symlink/cc1101.pdf?ts=1660274435838&ref_url=https%253A%252F
%252Fwww.google.com%252F
8. https://www.mikrocontroller.net/topic/505750

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