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Mikrosensorik

Mikro- und Funksensoren


Aktive Funksensoren

Prof. Dr.-Ing. Christian Rembe

Unterlagen zur Vorlesung:


 Folien
 Bücher: Sensortechnik, Ed. Tränkler, Reindl, 2. Auflage, Springer 2014
Microsystems and Nanotechnology, Ed. Zhou, Wang, Lin, Springer, 2012

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Funksensorik - Motivation
 Vielfach lassen sich Aufnehmer und Sensoren nicht
drahtgebunden mit Messgeräten verbinden, die dann die Daten
erfassen oder an eine übergeordnete Steuerung oder Regelung
weitergeben.
 Ursachen z. B.:
 ein unzugänglicher Messort,
 eine Vielzahl von Sensoren und ein damit einhergehender erheblicher
Verbindungsaufwand,
 eine nachträgliche „Add-on-Lösung“ ohne die Möglichkeit, die Leitungen
geeignet zu verlegen oder
 eine Bewegung des Messobjektes (z. B. drehende Welle).

2
Funksensorik - Frequenzbereich
 Die Übertragung findet dabei typischerweise in lizenzfreien, für solche
Anwendungen zugelassenen Frequenzbereichen statt.
 Dazu gehören die von der Bundesnetzagentur für industrielle, wissenschaftliche
und medizinische und teilweise für „häusliche oder ähnliche Anwendungen“
freigegebenen ISM (Industrial, Scientific and Medical Band)-Bänder.
 Daneben können weitere Frequenzbereiche wie Teile des Bereichs zwischen 863
und 870 MHz, die für nicht weiter spezifizierte „Short Range Devices“ der
Allgemeinheit zugeteilt wurden.
 Reichweite:
̶ Meist auf 10-100m beschränkt.
̶ Hängt zunächst vor allem von der zum Senden verwendeten Leistung ab.
̶ Wird aber auch durch Hindernisse für die elektromagnetischen Wellen wie Wände, Türen,
Fenster, Einrichtungsgegenstände oder Prüfstandsaufbauten beschränkt.

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Funksensorik – ISM-Bänder

 * Freigabe auch für „häusliche oder ähnliche Anwendungen“

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Funksensorik - Freiraumdämpfung
 Ausgangspunkt:
 Der Empfang von Radiowellen mit hohen Frequenzen erfordert kleinere Antennen.
 Positiv für die Kompaktheit der Geräte.
 Nachteil: Die von der Antenne abgedeckte, wirksame Antennenfläche wird
ebenfalls kleiner.
 Leistungsdichte durch den Sender:
 Strahlt der Sender eine Leistung von PS ab, nimmt die Leistungsdichte S über
PS
S  GS
4  R 2
ab.
 GS: Gewinn der Sendeantenne (berücksichtigt, Richtwirkung und Wirkungsgrad)
 R: Abstand zwischen Sender und Empfänger
5
Funksensorik - Freiraumdämpfung
 Leistung an der Antenne:
2
  
PE  S  AE  GS GE   PS
 4R 
Mit:
2
̶ AE: Wirksame Antennenfläche der Empfangsantenne Ae  Ge
̶ G: E Gewinn der Empfangsantenne 4
̶ λ: Wellenlänge des Signals
̶ f: Zugehörige Frequenz
̶ c: Lichtgeschwindigkeit
 Folge: Bei einer gleichartigen Antenne ist die Leistung am Ausgang der
Empfangsantenne proportional zum Quadrat der Wellenlänge λ, d. h. umgekehrt
proportional zum Quadrat der Frequenz f .

6
Funksensorik – Aktive und passive Sensoren
 Die Reichweite wird auch maßgeblich durch die
Sendeleistung bestimmt.
 Für Funksensoren gibt es zwei Ausführungsformen:
̶ Aktive Funksensoren:
 Benötigen eine Energieversorgung, z. B. einen Anschluss an das Versorgungsnetz oder
eine Batterie.
 Je nach Ausführung kann es sinnvoll sein, dass die Sensoren ihre Energie aus der
Umgebung gewinnen (sog. Energy Harvesting).
Ziel: Herauszögern oder gar Vermeiden des Batteriewechsels.
 Sind sind in der Lage, Messgrößen aufzunehmen, ggf. zu verarbeiten und dann
selbsttätig zu senden.
 Reichweite: Je nach verwendeter Technologie und Sendeleistung 10-100 m.
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Funksensorik – Aktive und passive Sensoren
̶ Passive Funksensoren (behandeln wir hier nicht):
 Beziehen ihre Energie aus dem Lesegerät bzw. dem Funksignal mit dem sie aktiviert
werden.
 Sind nicht in der Lage, selbsttätig Messgrößen aufzunehmen oder zu verarbeiten.
 Der Abstand zwischen dem Lesegerät bzw. dem Sender und einem passiven
Funksensor ist meist auf unter einen Meter beschränkt.

8
Aktiver Funksensor

Energie wird z.B. von


einer Batterie oder
durch Energy
Harvesting bereitgestellt

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Aktive Funksensoren
 Eine analoge Übertragung der Messsignale wird dabei nur noch in den seltensten
Fällen angewendet. Zweckmäßigerweise werden die entsprechenden Daten digital
übertragen.
̶ Der Messwert muss entsprechend vorverarbeitet werden.
̶ Auf jeden Fall ist eine Analog-Digital-Umsetzung (Messtechnik I) erforderlich.
 Grundsätzlich können auch mehrere Aufnehmer bzw. Sensoren (z. B. für Helligkeit,
Temperatur und Luftfeuchtigkeit) an eine gemeinsame (mikrocontrollerbasierte)
Auswerteeinheit angeschlossen sein, die dann die drahtlose Kommunikation
ausführt.
 In den seltensten Fällen wird nur ein Sensor oder Aufnehmer drahtlos mit einer
nachgelagerten Messdatenverarbeitung verbunden.
 Stattdessen: Gleichzeitige Verwendung mehrerer Sensoren.
 Die Kommunikation erfolgt meist über ein Funknetzwerk und nicht über getrennte
Funkverbindungen, die lediglich die Leitungen ersetzen.
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Funksensornetzwerke / Zugriffssteuerung
 Im Folgenden werden die Elemente eines solchen Sensornetzwerks, d. h.
Funksensoren, Geräte, die mehrere Sensoren auswerten und nur eine
Sendeeinheit haben sowie die zugehörige Auswerteeinheit allgemein als „Knoten“
des Netzwerks bezeichnet.
 Generelles Problem bei einem drahtlosen Netzwerk wie auch drahtgebundenen
Netzwerken: Mehrere potenzielle Sender müssen sich ein Übertragungsmedium
teilen.
 Auch wenn das Übertragungsmedium nicht materiell in Form einer Leitung o. ä.
vorhanden ist, teilen sich die Knoten eines Netzwerkes eine oder mehrere
Frequenzen, auf denen immer nur ein Teilnehmer gleichzeitig senden darf.
 Durch eine sog. Zugriffssteuerung muss sichergestellt sein, dass immer nur ein
Sender gleichzeitig sendet.
 Andernfalls: Kollisionen, die zu Übertragungsfehlern oder einer erheblichen
Reduktion des Datendurchsatzes führen.
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Funksensornetzwerke / Routing
 Problem gerade bei ausgedehnten Netzwerken und Knoten mit
geringer Sendeleistung: Viele Knoten können nicht direkt
miteinander kommunizieren.
 Die Nachricht muss durch andere Knoten wiederholt werden, die näher in
Richtung des Empfängers liegen.
 Sog. Router.
 Herausforderung: Gerade bei sehr ausgedehnten
Sensornetzwerken muss bekannt sein, wie die Nachricht zum
Empfänger kommt.
 Lösung: Sog. Routing-Algorithmen.

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Funksensornetzwerke / Senden der Daten
 Die einzelnen Datenbits können nicht einfach direkt abgestrahlt werden.
 Ergänzung um zusätzliche Informationen, wie den Absender, ggf. den Empfänger,
zusätzliche Bits zur Absicherung (Prüfsummen bzw. CRCs), sind erforderlich.
 Die Nutzdaten werden mit diesen Zusatzinformationen zu einem sog. Frame ergänzt.
 Weiterhin: Für eine Übertragung ist eine sog. Modulation eines Funksenders
erforderlich.
 Modulation: Veränderung von Eigenschaften des abgestrahlten Signals wie
Amplitude, Frequenz oder Phase entsprechend des Dateninhalts.
 Wichtig: Die Übertragung von Information ist mit einer einzelnen Frequenz nicht
möglich. Zur Informationsübertragung ist immer ein bestimmter Frequenzbereich
erforderlich, der meist innerhalb vorgegebener Grenzen eines sog. Kanals mit
einer vorgegebenen Breite liegen muss.

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Funksensornetzwerke / Senden der Daten
Beispiel:
 Einfache Amplitudenmodulation eines Senders mit der Frequenz fS mit einem
sinusförmigen Signal mit der Frequenz fM:

x t   xˆT  xˆ M sin 2 f M t sin 2 f S t 



 xˆT sin 2 f S t   M cos 2  f S  f M t  cos 2  f S  f M t 
2
 Das modulierte Signal weist nicht nur die ursprüngliche Trägerfrequenz fS sondern
zwei Spektralanteile auf, die um ±fM von der Trägerfrequenz abweichen.

x t   1 M sin 2 f M t  xˆT sin 2 f S t 

M: Modulationsindex
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Funksensornetzwerke / Senden der Daten
Digitale Modulationstechniken
 PSK (phase-shift keying): Eine diskrete Anzahl von Phasen wird
verwendet.
 FSK (frequency-shift keying): Eine diskrete Anzahl von
Frequenzen wird verwendet.
 ASK (amplitude-shift keying): Eine diskrete Anzahl von Amplituden
wird verwendet.
 QAM (quadrature amplitude modulation): Eine diskrete Anzahl von
wenigsten 2 Phasen und 2 Amplituden wird verwendet.

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Funksensornetzwerke / Spread Spectrum Übertragung
 Zur Verringerung der Störempfindlichkeit, zur Reduktion der Störungen durch den
Sensor selbst und auch, um das Abhören entsprechender Daten zu erschweren,
werden wird meist eine Übertragung mit einer Frequenzspreizung (sog. Spread
Spectrum) genutzt.
 Idee: Vergrößerung des Spektrums der gesendeten Daten, so dass bei gleicher
Sendeleistung die Leistungsdichte der Nutzdaten entsprechend abnimmt.
 Idealfall: Für andere Empfänger gehen die gesendeten Daten im
Hintergrundrauschen unter, man bezeichnet das Verfahren als Code Division
Multiple Access (CDMA).
 Um das zu fördern: Den Daten wird eine (pseudo-)zufällige Komponente gegeben,
die nur die rechtmäßigen Empfänger kennen.
 Pseudozufällig: Die Werte sind unter denselben Eingangsdaten und Rahmenbedingungen
reproduzierbar. Sie besitzen jedoch statistische Eigenschaften wie die Realisation einer
Zufallsvariablen.
 Erschwert auch das unbefugte Mitlauschen.
16
Funksensornetzwerke / Spread Spectrum Übertragung

 Die hier betrachteten aktiven Verfahren, WLAN, Bluetooth bzw.


Zigbee nutzen dabei das Frequency Hopping Spread Spectrum
(FHSS) bzw. des Direct Sequence Spread Spectrum (DSSS).
 FHSS:
 Die Frequenz, auf der die Daten übermittelt werden, nach einer
pseudozufälligen Abfolge alle x ms variiert.
 Folge: Ein Empfang ist nur möglich, wenn man die Sprungfolge kennt
 Einfacher Schutz gegen ein Belauschen des Datenaustausches
 Anwendung: Z. B. Bluetooth (s. u.)

17
Funksensornetzwerke – Frequency Hopping Spread Spectrum

 Beispiel: FHSS bei Bluetooth


18
Funksensornetzwerke / Spread Spectrum Übertragung

 Direct Sequence Spread Spectrum (DSSS):


̶ Die ursprünglichen Daten werden durch einen sog. Spreizcodes künstlich
erweitert.
̶ Man erreicht dies z. B. dadurch, dass man eine Null in den Eingangsdaten
durch eine bestimmte Sequenz von m Bit ersetzt und eine Eins durch eine dazu
inverse Bitfolge.
̶ Folge. Die Anzahl zu übertragender Daten steigt deutlich an, der erforderliche
Frequenzbereich für eine Übertragung wird größer.
̶ Ist eigentlich unerwünscht. Die abgestrahlte Leistung verteilt sich jedoch – bei
gleicher Sendeleistung – auf einen deutlich größeren Frequenzbereich.
̶ Reduktion der Beeinflussung anderer Geräte, die in dem Frequenzbereich aktiv
sind.

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Funksensornetzwerke / Spread Spectrum Übertragung

 Vergrößerung der Störunempfindlichkeit: Die empfangenen


Daten auf der Empfängerseite mit dem bekannten Spreizcode
korreliert.
 Signale anderer Sender sind mit dem Spreizcode unkorrelliert und
heben sich dadurch heraus.
 Zusätzlich: Ein Empfang ist nur bei bekanntem Spreizcode
möglich (Erschwerung des Mitlauschens).
 Anwendung: WLAN, Zigbee, Funknetze ab 3G.

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Funksensornetzwerke – Direct Sequence Spread Spectrum

21
Funksensornetzwerke / Datensicherheit
 Bei der Auswahl von Funknetzwerken ist immer auch auf das
Problem der Datensicherheit zu achten.
 Drahtlos übertragene Sensordaten können abgehört oder
manipuliert werden.
 Übersprechen zwischen den Kanälen vermeiden, damit Daten
störungsfrei übertragen werden.
 Je nach Anwendung ist daher auf eine ausreichende
Verschlüsselung zu achten.

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WLAN
 Standards nach IEEE 802.11
 Datenrate:
Je nach Standard Bruttodatenraten von 11 MBit/s (802.11b), 54 MBit/s
(802.11a/g) oder 300 MBit/s (802.11n)
 Achtung: Davon zu unterscheiden ist die Nettodatenrate, die teilweise um
mehr als Faktor 2 darunter liegt.
̶ Differenz: Daten für Adressierung, Checksummen, Netzwerkmanagement u. ä.
 Problem bei Geräten nach dem IEEE802.11-Standard:
Knoten sind primär auf hohe Datenraten ausgelegt.
 Hoher Hardwareaufwand,
 hohe Kosten,
 relativ großer Leistungsbedarf.
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WLAN
 Vorteile:
̶ Entsprechende Chipsätze sind verfügbar,
̶ Sensorknoten könnten leicht in vorhandene Drahtlosnetzwerke
integriert werden.
 Dennoch: WLAN spielt für drahtlose Sensoranwendungen
praktisch keine Rolle.

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Bluetooth
 Der erste Bluetooth-Standard wurde 1999 von der Bluetooth
Special Interest Group (SIG), einer Kooperation von ursprünglich
Ericsson, IBM, Intel, Nokia und Toshiba veröffentlicht.
 Inzwischen ist Bluetooth unter dem Standard IEEE 802.15.1
normiert.
 Standard beschreibt sogenannte PANs (Personal Area Networks),
d. h. Funknetzwerke mit geringer Reichweite.

25
Bluetooth
 Bluetooth ist nach dem Master-Slave-Prinzip organisiert.
 Netztopologie:
̶ Der Master bildet mit bis zu sieben aktiven Slaves ein sog. Piconetz.
̶ Insgesamt können dem Piconetz 255 Slaves angehören, allerdings
müssen die restlichen 247 Slaves passiv („geparkt“) sein.
̶ Mehrere Piconetze können zu einem sog. Scatternetz verbunden
werden, wenn ein Knoten in einem der Piconetze der Master und im
anderen Slave ist.
 Frequenzbereich:
2,4 GHz-Bereich, genutzt werden 79 Kanäle, die jeweils um 1 MHz
auseinander liegen und ab 2402 MHz beginnen.
26
Bluetooth - Piconetze

 Der Masterknoten A bildet zusammen mit den Slaves B, C, D und E das Piconetz 1.
 Der Knoten E ist im Piconetz 1 Slave, im Piconetz 2 ist er der Master.
 Die Piconetze 1 und 2 bilden ein sog. Scatternetz.
 Der Knoten C gehört sowohl dem Piconetz 1 als auch dem Piconetz 3 an. Diese
Netze sind allerdings getrennt.
27
Bluetooth
 Bluetooth nutzt FHSS:
̶ Jeder der 79 Kanäle wird in einer pseudozufälligen Abfolge durchlaufen.
̶ Der Kanal wird 1600 Mal je Sekunde gewechselt.
̶ Die Hopping-Abfolge wird beim Anmelden vom Master übertragen.
 Besonderheit: Das Sprungmuster kann angepasst werden, um
Frequenzen auszuschließen, die durch andere Sender fest belegt sind
(adaptives Frequenz Hopping).
 Sendeleistungen:
̶ 1, 2, 5 und 100mW (entsprechend 0, 3, 7 und 20 dBm) sind genormt
̶ Bei 100mW sind Reichweiten bis über 100m möglich.
 Datenrate:
̶ Basic Rate: 1 MBit/s brutto erlaubt 720 kBit/s Nutzdaten netto
̶ Enhanced Data Rate: 3 MBit/s brutto, 2,1 MBit/s netto 28
Bluetooth
 Leistungsbedarf:
̶ Bluetooth ist für die Verwendung in batteriebetriebenen Geräten
ausgelegt.
̶ Für den Einsatz von drahtloser Sensorik für die meisten Anwendungen
immer noch zu hoch.
̶ Verbesserung daher: Definition von Bluetooth Low Energy mit Version
4.0 des Standards

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Bluetooth Low Energy
 Vorteil von Bluetooth Low Energy: Deutliche Verringerung der Aktivzeit der Slaves
durch lange Schlafphasen und einen schnelleren Verbindungsaufbau .
 Verwendet ebenfalls FHSS
 Sendeleistung:
̶ Zwischen 0,01mW (=-20 dBm) und 10mW (=10dBm).
 Nutzt 40 Kanäle im Abstand von 2 MHz ab 2402 MHz .
̶ 37 dieser Kanäle werden für Daten verwendet und ebenfalls per Frequency Hopping
gewechselt.
̶ Auch hier können benutzte Frequenzen aus dem Sprungmuster ausgeschlossen werden.
 Auch hier bilden sich von einem Master gesteuerte Piconetze. Allerdings ist die
Organisation etwas anders als beim Basic Rate/Enhanced Data Rate Standard.

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Bluetooth Low Energy
 Beispiel: Baustein nRF8001 von Nordic Semiconductor
̶ Leistungsaufnahme Senden: je nach Konfiguration zwischen 10 und 13 mA bei
3V
̶ Leistungsaufnahme Empfangen: je nach Konfiguration zwischen 11 und 15 mA
bei 3 V
̶ Stromaufnahme Sleep-Modus: 2 µA
̶ Anwendung: Drahtloser Pulsmesser, der sich im Sekundenraster verbindet und
jeweils vier Byte sendet.
 Bei einer Nutzung von einer Stunde pro Tag liegt die Stromaufnahme im Mittel lediglich
zwischen 2,7 und 3,3 μA.
 Mit einer Li-Knopfzelle mit einer Kapazität von 220 mAh (z. B. CR2032) ist ein Betrieb
über 7,5 bzw. 9 Jahre möglich.

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Kommunikation Bluetooth Low Energy
• Master (z.B. Smartphone) Slave,
Peripherie-Gerät,
sendet und empfängt dauerhaft GATT Server
Slave, Slave,
als GATT (Generic Attribute Peripherie-Gerät, Peripherie-Gerät,
Profile)-Client GATT Server GATT Server
(https://www.bluetooth.com/spec Master,
ifications/generic-attributes- Slave, Zentrales Gerät Slave,
overview) . Peripherie-Gerät, GATT Client Peripherie-Gerät,
GATT Server GATT Server
• Jeder Datentransfer wird vom
GATT-Client initiiert.
• Slaves (z.B. Pulsmesssensor) Slave, Slave,
Peripherie-Gerät, Peripherie-Gerät,
schlafen als GATT-Server die
GATT Server GATT Server
meiste Zeit und werden vom
Master geweckt. Verbindungsphase Verbindungsphase Verbindungsphase
• Bei der Sende- und GATT Sever
Empfangsphase werden Daten
in beide Richtungen
ausgetauscht. GATT Client 32
Zigbee
 Mit Zigbee wurde ein energieoptimierter Standard für Drahtlosnetzwerke
geschaffen, der durch einen sehr geringen Energiebedarf Batterielaufzeiten im
Bereich mehrere Monate oder Jahre ermöglichen soll.
 Auch bei Zigbee handelt es sich um ein Personal Area Network (PAN). Es baut auf
den IEEE-Standard 802.15.4 auf.
 Unterschied zum klassischen Bluetooth: Die Leistungsaufnahme liegt nur bei ca.
1% der Leistung eines äquivalenten Bluetooth PANs.
̶ Wird auch hier durch eine sehr geringe Einschaltdauer erreicht.
̶ Die aktive Sende- oder Empfangsphase mit ihrem hohen Leistungsbedarf ist im Vergleich
zu der Zeit in der der Knoten in einem Sleep-Modus mit sehr kleiner Leistungsaufnahme
verbringt, sehr klein.
 Zigbee bietet sich für Funksensoren an, deren Messwerte nur recht selten, d. h. im
Raster von einer oder mehrere Sekunden übertragen werden müssen.

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Zigbee
 Besonderheit: Zigbee ermöglicht sehr ausgedehnte PANs mit einer eine sehr große
Zahl an Netzwerkknoten (bis zu 264) an ein Zigbee-PAN angeschlossen werden.
 Frequenzen + (Brutto-)Datenraten:
Analog zum IEEE-Standard 802.15.4, im Frequenzbereich 868/915 und 2400 MHz:

 Die Sendeleistung:
 Nach dem IEEE-Standard 802.15.4 mindestens 0,5 mW (=-3 dBm),
 Kompatible sollten Geräte 0,5-10 mW Sendeleistung aufweisen.
 Reichweiten von 10-70 m möglich.
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Zigbee - Rollen im Netzwerk
 Knoten in Zigbee-Netzwerken können drei unterschiedliche Rollen
einnehmen:
̶ Der (eine) Koordinator des Netzwerks initiiert das Netzwerk und vergibt Adressen für
Knoten, die dem Netzwerk beitreten möchten.
̶ Router dienen dazu, die räumliche Ausdehnung eines Netzwerks zu vergrößern, indem sie
Botschaften durch das Netzwerk leiten.
̶ Alle übrigen Knoten werden als Endgeräte (End Devices) bezeichnet. Sie kommunizieren
mit einem Router oder dem Koordinator.
 Technisch sind zwei unterschiedliche Arten von Geräten möglich:
̶ Full Function Devices (FFD) unterstützen den vollen Funktionsumfang. Koordinator und
Router müssen FFDs sein.
̶ Reduced Function Devices (RFD) verfügen nur über einen begrenzten Funktionsumfang.
Sie sind jedoch in der Lage, sich einem Netzwerk anzuschließen. Sie kommunizieren daher
mit FFDs.
35
Zigbee - Topologie
 Zigbee-Netzwerke können eine Stern-, Baum- oder eine Mesh-Struktur aufweisen
 In einer Sternstruktur kommunizieren alle Knoten mit dem Koordinator, der das
Netzwerk startet und die Knoten im Netzwerk verwaltet. Die anderen Knoten sind
Endgeräte, d. h. es gibt keine Router.

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Zigbee - Topologie
 Bei einer Baum- oder Mesh-Topologie startet der Koordinator ebenfalls das Netzwerk. Hier
arbeiten einzelne Knoten als Router.
 Durch die Router kann die räumliche Ausdehnung vergrößert werden.

37
Zigbee - Routing
 Das Routing kann über zwei verschiedene Methoden erfolgen:
 Nutzung der hierarchischen, baumbasierten Struktur der vom Koordinator
vergebenen Netzwerkadressen.
 Anhand der Adressen kann ein Router direkt erkennen, in welche Richtung er eine
Nachricht weiterleiten muss.
 Übertragene Frames können dazu sowohl die Adresse des Senders als auch des
Empfängers enthalten.
 Adressierung kann, wie im IEEE-Standard 802.15.4 definiert verkürzt über eine vom
Koordinator vergebene 16 Bit-Adresse (65535 Knoten adressierbar) oder über ein
erweiterte Adressierung mit 64 Bit (erlaubt >1,8·1019 Knoten) erfolgen.
 Problem: Teilweise laufen Daten sehr weite Wege durch das Netzwerk, auch wenn
zwei Knoten benachbart sind.

38
Zigbee - Routing
 Das Routing kann auf zwei verschiedene Methoden erfolgen:
 Abhilfe: Der Koordinator und Router können über entsprechende
Botschaften Routen durch das Netzwerk identifizieren.
 Können dann in Tabellen abgelegt werden.
 Die tabellierten Routen müssen überprüft und ggf. repariert werden, wenn
sich Knoten z. B. aus dem Netzwerk entfernen oder nicht mehr aktiv sind.

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Zigbee – Synchronisierung & Zugriffssteuerung
 Für einen geringen Energiebedarf müssen die Knoten möglichst lange in
ihrem Schlafmodus betrieben werden.
 Bei geringem Datenaufkommen wäre es ideal, wenn alle Knoten oder
zumindest die einem Router zugeordneten Knoten gleichzeitig kurz wach
werden, ihre Daten austauschen und dann wieder schlafen gehen.
 Bei Zigbee können dazu (je nach Implementierung) sog. Baken (engl.
Beacons) zur Synchronisierung und auch zur Zugriffssteuerung
verwendet werden.
 Beacons werden bei 2,4 GHz konfigurierbar periodisch alle 15 ms...252 s
gesendet, wobei der Koordinator des PANs die Zeitpunkte festlegt, zu
denen Beacons im Netzwerk gesendet werden.

40
Zigbee – Synchronisierung & Zugriffssteuerung
 Die Beacons kennzeichnen den Beginn eines sog. Superframes,
der wiederum aus 16 Zeitschlitzen (Slots) besteht.
̶ Im ersten Teil dieser Slots können die Netzwerkknoten, die Daten
senden möchten, über ein Zugriffsverfahren miteinander um das Recht
konkurrieren, Daten senden zu dürfen (sog. Wettbewerbsbehaftete
Phase)
̶ Im zweiten Teil können Zeitschlitze einzelnen Knoten fest zugewiesen
werden. Dadurch wird - im Sinne eines zeitscheibenbasierten
Verfahrens - sichergestellt, dass einzelne Knoten zu festen Zeitpunkten
Daten senden können.
 Nach dem Ende des Superframes können sich die Knoten
schlafen legen.
41
Zigbee – Superframes

 Vorteil der Beacons: Haben sich die Knoten auf die Beacons
synchronisiert, müssen sie zeitlich gesehen nur sehr kurz aktiv
sein.
 Die Energieaufnahme lässt sich deutlich reduzieren.
42
Zigbee – Betrieb ohne Beacons
 Zigbee kann allerdings auch ohne Beacons betrieben werden, die Zugriffssteuerung
erfolgt dann nach einem CSMA/CA-(Carrier Sense Multiple Access / Collision
Avoidance)-Verfahren:
̶ Ein Knoten, der Daten senden möchte, horcht dann zunächst, ob es gegenwärtig keine
laufende Übertragung gibt (Carrier Sense).
̶ Ist der Übertragungskanal frei, sendet er seine Daten.
̶ Ist dies nicht der Fall, wartet er eine zufällige Zeit, bis er wiederum prüft, ob der Kanal frei ist.
̶ Dies wird so lange wiederholt, bis entweder die Daten gesendet wurden oder eine bestimmt
Anzahl Fehlversuche erreicht wurde.
̶ Das mögliche Maximum der zufälligen Wartezeit kann dabei mit jedem Fehlversuch
verdoppelt werden
 Dadurch, dass die Knoten ohne Beacons quasi jeder Zeit senden könnten, wenn
dort gerade neue Daten angefallen sind, müssen Router durchgängig als Empfänger
aktiv sein.
43
Vergleich Energiebedarf Zigbee – Bluetooth Low Energy

 Zigbee ist für ausgedehnte Netzwerktopologien ausgelegt.


 Die Leistungsaufnahme eines Zigbee-Transceivers liegt beim Senden
und Empfangen etwa auf dem Niveau eines Bluetooth Low Energy
Transceivers (s. o.).
 Zur Beurteilung des Energiebedarfs müssen allerdings noch andere
Dinge berücksichtigt werden:
 Energiebedarf, um sich am Netzwerk anzumelden
 Fehlversuche im Rahmen des CSMA/CA-Verfahrens (Zigbee)
 Energie zum Senden und Empfangen
 Die höhere Datenrate von Bluetooth Low Energy ist hier von Vorteil.
 Untersuchungen bei einer Datenübermittlung alle 0,5 s ergaben einen
Vorteil für Bluetooth Low Energy.
44
EnOcean-Alliance
 Die Firma EnOcean hat mit einem inzwischen als ISO/IEC 14543-3-10
standardisierten Verfahren ein System entwickelt, das durch seinen
geringen Energiebedarf energieautarke Lösungen ermöglicht.
 Wird von der EnOcean-Alliance weiterentwickelt
 Anwendungen vor allem im Gebäudebereich: Energieautarke
Lichtschalter und (Temperatur-)sensoren.
 Frequenzbereich:
868,3 MHz
 Datenrate:
125 kBit/s

45
EnOcean – Maßnahmen zur Energieoptimierung
 Sensoren oder Schalter lassen sich als reine Sender realisieren
̶ Im Sender ist dann kein Empfänger integriert, damit kein zugehöriger Energiebedarf
̶ Problem: Keine Erkennung von Kollisionen auf dem Übertragungskanal und keine
Synchronisation mit anderen Sendern möglich
̶ Folge: Es gibt keine Rückmeldung, ob die gesendeten Daten empfangen werden konnten.
̶ Workaround: Die Frames werden dreimal mit zufällig generierten Wartezeiten dazwischen
gesendet
 Minimierung der Wahrscheinlichkeit für Kollisionen

 Kurze Frames: Ein Frame besteht nur aus 14 Byte


 Relativ hohe Datenrate (125 kBit/s)
 Energiegünstiges Modulationsverfahren
 Ziel: Energieautarke Lösungen durch Energy Harvesting
46
5th Generation Mobile Communication Technology

Bei 5G (bereits ab 3G)


wird Code Division
Multiple Access CDMA
eingesetzt. Hierzu
werden Spreizcodes
wie Direct Sequence
Spread Spectrum
(DSSS) verwendet.

https://crsreports.congress.gov
R45485

47
https://crsreports.congress.gov
5G-Frequenzen R45485

48
EM-Wellen-
Spektrum
5G-Mobilfunkzelle

https://crsreports.congress.gov
R45485
49
5G in Deutschland

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