Sie sind auf Seite 1von 7

F

Die Bibel Es gibt keinen anderen Text, der so genau, so gewissenhaft, so gründlich, so scharfsin-
kann als „heiliger Text“, als Grundlage zweier Offenba-
nig übersetzt worden ist durch die Jahrhunderte, wo es sich niemand leicht gemacht hat
rungsrelipionen, der jüdischen und der christlichen, gelesen werden. Sie — wie das bei so vielen Übersetzungen der Fall ist —, wo kein Zeitdruck vorhanden war,
kann jedoch auch — darüber hinaus oder statt dessen — als literarisches. wo nicht irgendwie schnell, ja ein bißchen gewissenlos, übersetzt worden ist, sondern da
stwerk, als Zeugnis der hebräischen Literatur aufgefaßt werden. So geht es tatsächlich um die Essenz der Übersetzung. Und da haben wir nun die allerbeste
erklärt sich, daß insb. jüdische Übersetzer, die mit den älteren Stadien ih- Möglichkeit, uns Gedanken zu machen darüber, was Übersetzung ist und was Sprachen
rer Kultur vertraut sind, zu ganz anderen Übersetzungsstrategien greifen sind."
als christliche Missionare. In dieser Hinsicht gibt es nahezu unüber-
brückbare Gegensätze zwischen Übersetzungstheoretikern wie Henri Die Bibel ist aber nicht nur für den Übersetzungshistoriker von Bedeu-
Meschonnic auf der einen und Eugene A. Nida auf der anderen Seite tung, der gern mit bereits vorhandenen Übersetzungen arbeitet, mit sol-
(vgl. 3.3). chen, die der Mühe eines vergleichenden Studiums wirklich wert sind.
Die Bibel ist zusammen mit einigen wenigen anderen Texten der Sie ist auch für den prospektiv und präskriptiv argumentierenden Theo-
Weltliteratur für das Phänomen der „Kanonisierung“, auf das bereits hin- retiker von besonderem Interesse, der sich darüber äußert, wie eine künf-
gewiesen wurde, besonders anfällig. Wem eine bestimmte Fassung eines tige Übersetzung aussehen könnte oder sollte. Der Bibeltext kann den
Textes in ihrem Klang, ihren Metaphern oder altertümlichen Satzkon- Übersetzer in eine »Zwickmühle« versetzen (vg. w. o. 2.2): Er stellt den
struktionen — Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Übersetzer vor die schwierige Wahl zwischen zwei diametral entgegen-
Hilfe kommt? — von Kindheit an vertraut war, der steht textkritischen gesetzten Übersetzungsstrategien. Es gibt für den Bibelübersetzer gute
Verbesserungen ebenso ablehnend gegenüber wie der Kulturkonservative Gründe, sich möglichst eng an den am besten abgesicherten Wortlaut zü
einer allgemeinen Orthographiereform. Texte sind eben mehr als Sie Bot- halten; es gibt ebenso gute Gründe dafür, sich für eine »souveräne«, in
schaften, die sie angeblich enthalten: erster Linie auf die Wirksamkeit des Textes bedachte Strategie zu ent-
scheiden.
it seems to be the fate of biblical versions which are read in churches that the commu-
nity accepts them as final and rejects changes in the wording [...] The congregation is 3.1 Die aporetische Situation der Bibelübersetzer
familiar with the wording, its ring and rhythm, and will oppose any change, especially
in prayers to which they have been used from earliest childhood, even if the language is Im vorhergehenden Kapitel hatten wir Hieronymus, den inoffiziellen
archaic and hardly understandable.” chutzpatron der Übersetzer, in der »Zwickmühle« zurückgelassen, von
der nun die Rede sein soll. Hieronymus hatte sich als erfahrener Überset-
Wer Übersetzungen kritisch miteinander vergleicht - sei es zu sprachwis- zer, der er war, verschiedentlich gegenüber seinen Kritikern für die freie,
senschaftlichen, sei es zu übersetzungswissenschaftlichen Zwecken —, sinngemäße Übertragung ausgesprochen. Er wußte jedoch sehr wohl, daß
muß immer in Rechnung stellen, daß er seine Argumentation auf Befun- im Umgang mit einem »heiligen Text« Vorsicht geboten war. Und so
den aufbaut, die eher Zeitmangel oder Nachlässigkeit als charakteristi- hatte er in seinem Brief an Pammachius den Zusatz „absque scripturis
schen Unterschieden in der Sprachstruktur oder eigenwilligen übersetze- sanctis, ubi et verborum ordo mysterium est“ (vgl. 2.2, Anm. 32) einge-
rischen Entscheidungen zuzuschreiben sind. Diese Gefahr ist bei Bibel- fügt, der sich im Kontext des gesamten Briefs fast wie eine Schutzbe-
übersetzungen ungleich geringer: hauptung ausnimmt. Andererseits war er ein rhetorisch und philologisch
geschulter Schriftsteller - der Herr selbst hatte ihm das vorgehalten, als
er ihm im Traum erschienen war und ihn einen Anhänger Ciceros ge-
Hier (Psalm 121) hat sich Luther an eine späte Fassung, an die Vulgata gehalten.
scholten hatte'' — und empfand als solcher das Bedürfnis, einen lesbaren,
Ebenso offenbar die Authorized Version: „from whence cometh my help“. Die revi-
dierte Fassung der Luther-Bibel von 1964 folgt einer älteren Überlieferung: Woher
kommt mir Hilfe?“ (vgl. Bible de Jerusalem: „D’oü viendra mon secours”“). !° Wandruszka in Gnilka/Rüger 1985, 189.
Schwarz 1963, 20. " !! Vgl. Köpf 1978, 72.

114 115
sprachlich ansprechenden Text zu verf:
assen, der die Leser mitreißen und Words thus are known to have
von den Heilswahrhei ten des Chri stentums überzeugen
in datable texts can be recorded in formal definitions.

ähnlichen Situation befanden sich alle sollte. In einer layers of meaning > many of them quite irrelevant to ordinary present meanıngs.

Übersetzer sakrosankter Texte,


solange sie diese aussc
hließlich als religiöse Botschaft und nicht nicht nur religiöse Vorstellungen
etwa als. i i
kulturgeschichtliches Dokument zu
übertragen hatten. Mit dem Auftrag, en “ he en z aktuellen gesellschaftlichen Wirk-
einen heiligen Text zu übersetzen,
ist im allgemeinen die Forderung ver- ae = passen scheinen; es wird auch (allerdings vn = ee
bunden, sehr vorsichtig und »treu« zu ı
übersetzen, »dunkle« Stellen des . sewissen Grad) die Erinnerung an ältere Sprachzustände in
Originals lieber behutsam nachzubilden
zuhellen. Zum anderen enthalten viele
als eigenmächtig exegetisch auf- ö haft wachgehalten. Natürlich hatten auch orale ann = nn.
Offenbarungstexte einen Missi- ie Methoden, die der Fixierung von Botschaften n En
onsauftrag. Bei Matthäus 28, 19f. heißt un =
es- „Darum gehet hin und machet Reim, Alliteration, rhetorische Figuren, Techniken,
zu Jüngern alle Völker: taufet sie auf nn
Sohnes und des heiligen Geistes und
den Namen des Vaters und des Schriftkulturen zum großen Teil auf das Niveau ee
lehret sie halten alles, was ich euch
befohlen habe“. Sehr viel weniger expli a ee als Füll-
zite Missionsaufträge finden sich a cn eran
jekti
im Koran.’ Daraus kann nun wiederum die Forderun
g nach besonders er zu gewinnen, um sich auf das Fe
freiem, einbürgerndem, »wirkungsägu
ivalente m« Übersetzen abgeleitet - - en (vgl. w.o. 2.4). Mit der Entstehung der Schriftkultur =
werden. Der Text soll von jederman -
überzeugen. Die Geschichte der Bibe
n verstanden werden und er soll di Antmesksekeit auf alle Einzelheiten des Textes gelenkt, und we
lübersetzung von Hieronymus bis = beginnt man, den Sprachwandel als eine Beunruhigung zu emp or
Eugene A. Nida liefert Beispiele für eine rn 2
aus diesem Dilemma.
ständige Suche nach Auswegen den Die Fixierung der Texte, die für die a
Wie die meisten anderen Weltreligion
eine Offenbarungsreligion. Religionen
en ist auch das Christentum ee Tann
dieser Art gründen sich auf einen me i einen aufbewahrt. Später,
oder mehrere »heilige« Texte, Sie sind waren, wurden sie —
fast alle in einem frühen Stadium = = . en
der Schriftkultur entstanden, zu ne a "
einer Zeit, in der das Instrument
Schrift einer kleinen Elite vorbehalten der en Preisde der Archäologen) vergraben, um so der
war und nicht selten zur Tradie- = Selbst die bereits erwähnte griechische Übersetzun g es :
rung von »Herrschaftswissen« im wahr sprachige Ju enge
sten Sinne des Wortes diente. ch, di Septuaginta, die für die griechisch
Frühere Religionen, wie etwa die grie durch die Legende um ihre
sche Mythologie, die auf gemeinsame
chisch-römische und die germani- nn m Alasandia bestimmt war, erhielt
Wurzeln zurückgehen, waren in in die Aura der Unantastbarkeit: Wenn siebzig Übersetzer (oder
oralen Kulturen entstanden und unter r genau den glei-
lagen somit dem Prinzip der „Ho- ebzi ; vel. Anm. 5) unabhängig voneinande
meostase“. In einer solchen Kultur nn
paßt sich der mythologische »Über-
bau« geschmeidig den gesellschaftlichen chen T . blicfern "dann muß — das wird jedem, der etwas von
Bedingungen an: or Vetsthl. einleuchten — der Herr seine Hand im Spiel u
haben, Augustinus hielt die Septuaginta für von Gott en . 2
„... oral societies live very much in

la ds Ihe Line Int


a present which keeps itself in equil
der die ur
ne na
meostasis by sloughing off memories ibrium or ho-
which no longer have present relev
eultures have invented dictionaries
in which the various meanings of
ance. [...] Print Hieronymus, Entstehung
a word as it occurs

Be iermit sind wir bei i einem


ei inin übersetzung
ü s theoretischer und 3
n Matthäusevangelium zit. nach der
Luther-Bibel, revidierte Fassung von
1964. Im tee nn bedeutsamen Unterschie d zwischen den großen Of-
Koran ist verschiedentlich davon die
Rede, das Gesagte sei als „eine Erma
alle Welt“ zu verstehen (Suren hnung für
68, 52 und 82, 27, Formulierung
übersetzt von Max Henning; Einleitung nach Der Koran,
durchsicht, Anmerkungen, Register von
von Ernst Werner und Kurt Rudolph;
Text- Ong 1982, 46.
Kurt Rudolph, Wiesbaden o, J.). * vgl. Köpf 1978, 78.
116
117
ee
fenbarungsreligionen angelangt. Das Judentum und seine jüngere zu machen. Wenn man es dennoch versuchte, so tat man es, um

a mil
die Mis-
Tochterreligion, der Islam, sind im wesentlichen »sprachrelativistisch« sionsaufgabe zu erfüllen. Dabei war man — von wenigen Ausnah

>; a
men ab-
eingestellt. Ihre Verkünder mißtrauten der Möglichkeit, die heilige Bot- gesehen —, ängstlich darum

BE
bemüht, den Eigentümlichkeiten des Aus-
schaft von ihrer einzelsprachlichen Gestaltung abzulösen; eine Möglich- gangstextes in allen Einzelheiten gerecht zu werden. Die

“ige,
dabei verwen-
keit, die eine conditio sine qua non für jede Übersetzung darstellt. Im Be- deten Techniken lassen sich anhand der Anrede und der ersten
Bitte des
reich dieser Religionen hatten Übersetzungen — wenn sie denn überhaup Vaterunser aufzeigen. Schon diese auch heute noch gebräuc
t hliche Be-

mug
gestattet waren — eine sekundäre Funktion. Sie standen nicht an Stelle des zeichnung ist, wie sich anhand der im Deutschen
unüblichen Wortstel-
Originals, sie sollten nur den Weg zu ihm ebnen. Wie bei diplomatischen lung unschwer erkennen läßt, auf dem Wege einer »sklavi
schen« Nach-
Verträgen in neuerer Zeit blieb und bleibt in Zweifelsfällen allein das bildung des lateinischen pater noster entstanden. In der
Anrede und der
Original maßgebend. ersten Bitte treten einige Strukturen auf, mit denen althoch
deutsche und
Ganz anders das Christentum, zumindest in seiner früheren Zeit. Es altsächsische Übersetzer ihre Schwierigkeiten hatten.
In der längeren
war in einer mehrsprachigen Umgebung entstanden und hatte Fassung, die in der sog. „Bergpredigt“ erscheint (Matth.
6, 9-15), lauten
»sprachuniversalistische« Züge. Die Möglichkeit der Ablösung der „fro- sie folgendermaßen (die beigegebenen Übersetzungen stamme
n aus ver-
hen Botschaft“ von ihrer einzelsprachlichen Form wurde im Prinzip be- schiedenen süddeutschen Klöstern und sind in spätkarolingis
cher Zeit
Jaht. Eugene A. Nida, ein moderner Vertreter dieser universalistischen entstanden):

ey
Position, von dem etwas später noch die Rede sein wird, leugnet aus-
drücklich den besonderen Status der beiden biblischen »Originalspra- Pater noster, qui es in caelis:
!
chen«: „They are neither the languages of heaven nor the speech of the sanctificetur nomen tuum,
Holy spirit.“'” Und sogar ein jüdischer Bibelforscher, der kürzlich ver- Fater unseer, thü pist in himile
storbene Pinchas Lapide, lehnt den strengen Offenbarungsgedanken in uufhi namun dinan. („St. Galler Paternoster“)
seiner sprachrelativistischen Form entschieden ab. Der Vorstellung, man
habe in der Heiligen Schrift ein wörtliches Diktat Gottes zu sehen, tritt er Fater uns£r, der ist in himilom,
mit dem fröhlichen Spott eines ungebrochenen Aufklärers entgegen: kaeuufhit uuerde din namo. („Altbairisches Paternoster“)

Fater uns£r, thu in himilom bist,


Es bedurfte etlicher Jahrhunderte der Bibelerforschung, Aufklärung und kritischer
giuufhit si namo thin. (Weißenburger Katechismus)”
Theologie, bis man darauf kam, daß solch eine Vorstellung nicht nur den menschlich
en
Anteil an der Entstehung der Schrift wesentlich unterschätzte, sondern auch
die Pro-
pheten zu Schreibmaschinen Gottes und die Evangelisten zu einer Art von Tippfräulei Nicht ohne weiteres genau im Deutschen nachzubilden
n sind: die Nach-
des Heiligen Geistes entwürdigen mußte.'* 1 stellung der Possessivpronomina, der relativische Anschl
uß in der zwei-
ten Person Singular „der du bist“; der Plural von Himmel
, der der germa-
on dergleichen prometheischen Attitüden war man im frühen Mittelal- nischen Mythologie möglicherweise fremd war,'® und
schließlich der
weit entfernt. Zu einer Zeit, als fromme Mönche sich anschickten, Konjunktiv Passiv in iussiver Funktion „werde geheili
gt“. Ein genauer
einzelne Stellen aus den heiligen Schriften in kaum verschriftete Volks- Vergleich der Texte zeigt, wie sehr sich die Überse
tzer bemüht haben,
sprachen zu übertragen, hatte das Lateinische eine derart dominierende
Stellung, daß der Offenbarungsgedanke gelegentlich sprachrelativistische
Züge annahm. Es fiel schwer, sich vorzustellen, daß man Gottes Wort in Texte nach: Hans Eggers: Deutsche Sprachgeschichte I, Reinbek bei Hamburg
1963, 257f.
eines dieser Idiome übertragen könne, ohne sich eines Sakrilegs schuldig
Das biblische Muster hat sich zumindest bildungssprach
lich durchgesetzt. Noch im
18. Jahrhundert formuliert Christian Fürchtegott Gellert
5 Nida/Taber 1969, 6. in seiner Paraphrase des 19.
Psalms, die durch Beethovens Vertonung berühmt wurde:
„Die Himmel rühmen des
'° Pinchas Lapide: Ist die Bibel richtig übersetzt?, Gütersloh 1986, 13. Ewigen Ehre, ...“

118
119

F
sich möglichst eng an
die Vorlage zu halten.
keinem Fall genau nac Der Relativsatz wurde Ion romanischen Volkssprachen
hgebildet; im ersten Fall in als den Kommunikationsmitteln
rataktischen Reihung zu haben wir es mit einer \lltags konnte
des
tun, im zwe pa dazu führen — diese Ansicht vertrat der
Relativsatz in der dritten iten mit einem »typisch Ibersetzungshistoriker Abbe Labeuf bereits im
französische
Person; der dritte ist sch deutschens 18. Jahrhundert -, daß
nicht auszuschl
chliieß
e en ist 5 daß durch die wer zu beu rte ilen, de or Bibeltext im Gottesdienst zunächst auf Latein
Endstellun 8 des Verbs vorgetragen und im
von Abhängigkeit ausged i
eine An Ei \nsch
luß daran in der Volkssprache
rückt werden soll. Im zwe paraphrasiert und
ntiert komme
Stellung des Possessivums iten Beispiel ist du wurde. Diese »Übersetzungen« konnten recht
inkonsequent; das Passiv frei ausfallen, denn sie
Text wie im modernen wird im bairischen \raten ja nicht mit dem Anspruch auf, das Origi
Deutsch durch eine Periph nal zu ersetzen. Der enge
nicht weit von der romani rase mit werden Im x kontakt zwischen der Sprache der Liturgie und
schen Sprachgrenze ent der Sprache der Predigt
ger Text hingegen mit sei standenen Weißenhur. hat sogar den Anstoß zu einer „Relatinis
n gebildet. All diese Sch ierung“ der romanischen
der neuesten, konsequent wie rigkeiten werden in Volkssprachen gegeben,” eine Entwicklung, die in
zielsprachenorientierten
Sog. Gute Nachricht. der Renaissanc e aus
„nderen Gründen ein weit größeres Ausmaß anna
hm.
Für den Übersetzer bringt die Relativierung des
Unser Vater im Himmel
Offenbarungsgedan-
! kens, die mit einer »Säkularisierung« des Urtex
Mach deinen Namen groß tes einhergeht, unüber-
in der Welt. schbare Vorteile mit sich: Er kann die übersetzer
ische Strategie der „Ein-
bürgerung“ in den Dienst des Missionsgedanke
Hans Eggers, dessen Deu ns stellen, ohne befürch-
tsche[r] Sprachgeschicht (en zu müssen, ein Sakrileg zu begehen. Hieronymus
fragmente entnommen e die kurzen Text. war einer der er-
wurden, hielt die aktivisch sten, der wenigstens den göttlichen Ursprung des
Galler Text „weihe/he e Konstruktion im $ı Septuagintatextes in
ilige deinen Namen“ l'rage stellte und somit den Weg für eine » menschlich
noch für einen „Überseis e, d. h. historisch-
kritische Auseinandersetzung mit den heiligen Texte
n bereitete. Nicht
umsonst berief sich Luther auf ihn, als er in seine
m Sendbrief gegen die
Kritiker seiner eigenen Übersetzung zu Felde zog:
Fassung, aus der hier ziti
ert wird, im Hinblick auf
ric die konsequente Aus.
Schehtu
ittngzurt
amickmod
derernen Sprachgebrauch so etwas wie ei Also gie(n)g es S(ankt) Hieronymo auch/ da er die
Biblia dolmetscht/ da war alle welt
einen vorsicichti
htigen sein meister/ Er allein war es/ der nichts kunte/
Und urteileten dem guten sein werck/
In der ‚Romania bestanden die | so ym nicht gnug gewest weren/ das sie ym
im Mittelalter etwas anders die schuch hetten solle(n)
artige Bedin- wischen.””
sche, die tägliche Umgang
ssprache jedoch das Ara vV "Luther gilt als einer der entschiedensten Vertre
auch hier eine Art von mäische war, gab es ter eines zielsprachen-
„Diglossiesituation“?!. orientierten, pragmatisch-kommunikativen Überse
Symbiose zwischen dem Die noch relativ enge tzens. Seine Bedeu-
Lateinischen als der Spr tung für die Übersetzungstheorie ist so häufig gewürd
ache der Liturgie und igt worden, daß
9
Gute Nachricht Bibel, revi
dierte Fassung, Stuttgart
20
Immerhin wird die den
1997.
meisten Gläubigen vert 2 Dies läßt sich anhand einer kleinen Eigentümlich
Text orientierende raut e, sich stärker am Lut keit zeigen: Wörter, die im Lateini-
Fußnote angeführt. Fa ssung der sog. Einhei
inhoiten herschen schen mit s + Verschlußlaut anlauten, erhalten in
tsübersetzung (Stuttgart 1980) inZe volkstümlichen gesprochenen Sprache („Vulgä
großen Teilen der Romania in der
21
einer rlatein“) einen „Vorschlagvokal“;
später verstummt im Französischen das s: schola
> *iscola > &cole; spatha > ispatha
> Epee; stagnum „Zinn“ > istagnu > tain. Die ständig
e Erwähnung des Wortes spi
ritus in der Liturgie hat dazu geführt, daß das volkst
ümliche Pendant esprit zwar ei-
2. B. Alemannisch im tägl nen Vorschlagvokal erhalten, das s jedoch behalte
ichen Leben und Schriftd n hat. Man spricht in einem sol-
der deutschsprachigen Schw eutsch bei i chen Fall von einem „halbgelehrten Wort“
eiz. in (Semikultismus).
PARESRER Fülle ® Luther 1530/1983, 482.
120
\end, der andere als nicht zutreffend hingestellt werden soll, so verstärk
e
man den, der als gültig hingestellt werden soll, mit dem Wort allein.
grammatisch-lexikalische Das
n Korrekthe
it, sondern auch zur ist sicher nicht unrichtig. Auch im modernen Deutsch ist in solchen
(val. w. u. 4.1). Die Treue Idiomati ral
zum Ausgangstext hört dort Ion allein, häufiger nur, durchaus üblich: „Ich habe das Buch
willen die Norm der Zie auf, wo um nur durch
lsprac yeblättert, nicht wirklich gelesen.“ Es darf aber darüber nicht vergessen
der Kritik, die seine Überse he angetastet werden müßte.) gesichts werden, daß die Verstärkung von per fidem seinem zentrale
tzung einer theologisch mos n theolozn
ım Römerbrief erfahren hat, ie] An n Stelle chen Anliegen entsprach, durch das er sich in Widerspruch zur
poltert er los: römi
hen Kirche setzte, die er reformieren wollte. Ein drittes Beispiel aus
em Sendbrief verdient es, hier erwähnt zu werden: Luther rühmt
sich
Jer Tatsache, daß er den „engelischen Gruß“ in Lukas I, 28
Ave gratia
plena: Dominus tecum: Benedicta tu in mulieribus nicht wörtlich mil
hen sie es den / un(d) mercken „(iegru(e)sset seistu Maria vol gnade(n)“ übersetzt habe, sondern idio
/ das man Deutsch mit jn redet.
matisch mit „Du holdselige“.”” Es erscheint sonderbar, daß ein Mann. dei
sich so oft seiner zupackenden Sprache gerühmt hat, nicht auf den
Ge
danken gekommen ist, daß mit der Wendung gratia plena mög}iche
ı
weise auf die bevorstehende Schwangerschaft, auf den Zustand
des „se
segneten Leibes“ angespielt wird.
Luther war jedoch nicht der konsequent zielsprachenorientiert und
gen. In geläufigem Deutsch müsse die Stelle teilweise auch einbürgernd übersetzende Pragmatiker, als der er in
lauten: man
ist/ des gehet der mund ube chen übersetzungsgeschichtlichen Arbeiten erscheint. Wo immer
r“% Bei der sonen
Brief an die Römer (3, 28) verhält Meinung nach „an einem ort [etwas] gelegenn“ war, hat er die Bı
bitramur enim iustificari es sich etwas anders. Den
hominem per fidem sine ope Passus Ar- ben „nicht allzu frey [...] lassen fahren“, sondern „hat es [seil. den
wieder mit „So halten wir ribus legis gibt er inhalt] nach den Buchstaben behalten“. Er gibt selbst Beispiele für
es nu Fäl e,
Gesetzes Werck / alleine dur / das der Mensch gerecht werde / on des in denen er sich für eine wörtliche Übersetzung entschieden hat, obschon
ch den Glauben“.?”” Der Zus
allein, für das sich weder atz des Wortes diese, wie er selbst einräumt, dem Leser reichlich unverständlich
im late inischen noch im griechisc erschei
unmittelbares Gegenstüc
k findet,
hen Text ein nen mußte. Er tat dies in dem Bewußtsein, daß jede Übersetzung not
rech
tfertigt er nicht etwa
schen Argumenten, sonder mit exegeti- wendigerweise Exegese ist, daß der exegetische Anteil jedoch in
n mit der Idiomatik des Deu dem
zwei Sachverhalte einander tschen. Wenn a Maße geringer wird, in dem sich der Übersetzer hütet, die Dunkelheiten

ws
Pa
gegenüberstelle, von denen
einer als zutref- des Originals aufzuhellen und statt dessen diese Arbeit so weit
wie mög
4 in lich dem Leser überläßt.” Luther war — und das ist für die hier verfolstr
=
Hier kann nur eine äußerst knappe Auswahl
aus neueren Veröffentlichungen
Interessen besonders bedeutsam — nicht nur ein bedeutender Übersct»ci
gebenA werden: Sonderegger ange-
ü
speziell zur Geschichte der
1984°;; Gardt 1992, 5 Delisle/W,
oodsworth 1995,
sondern auch ein Übersetzungstheoretiker. Er tadelt ausdrücklich diejo
Revisionen der Lutherbibel: 56:
25 Sauer-Geppert 1982 en nigen, „die auch der sprachen kündig / und doch des dolmetschens
Luther 1530/1983, 486. un.
26
Vgl. ebda, 486f. Angesich
ts der Wirkungsmächtigkei
Ist es häufig schwer zu ents t des Lutherschen Bibeltex
cheiden, ob eine bildhafte tes
und erst später populär wurd Wendung von Luther gepr ’*_ Vgl. Sauer-Geppert 1982, 197.
e oder ob er auf eine zu ägt
che Wendung zurückgegrif seiner Zeit bereits volkstüm
27
fen hat. li ” Vgl. Luther 1550/1983, 487£.
Luther 1545/1972, Bd. II, "
2274. ” Vgl. u. a. Gardt 1992, 101£. (Zitate); Sauer-Geppert 1982, 196f.;
NEE

Sonderegger 1901
146a.
122
HE DR
late
übt" seien." Er zieht die beiden »Ursprachen«, das Hebräische und das bekannte Sprachen mit reicher historischer Tradition beschrieben worden
Griechische, dem Lateinischen nicht deshalb als Quelle vor, weil er der waren. Die amerikanische Sprachwissenschaft ist stark empirisch ausge-
These anhinge, daß es Sprachen unterschiedlicher Dignität gebe, sondern richtet; sie beginnt als eine Art von Hilfswissenschaft der Ethnologie. Ein
weil er als erfahrener Übersetzer weiß, daß sich bei indirekten Überset- amerikanischer Linguist studierte keine alten Urkunden, sondern war
zungen, die über eine oder mehrere Zwischenstufen verlaufen — derglei- gewohnt, sich auf dem Wege von „Informantenbefragungen“ Informatio-
chen war im Mittelalter und in der Frührenaissance gang und gäbe — nen über Sprachen zu verschaffen, über die man noch fast überhaupt
notwendigerweise Fehler einschleichen müssen. Er hat der Überzeugung nichts wußte. Die europäischen und auch die vorderasiatischen Kulturen
Ausdruck verliehen — und darin gleicht er einem modernene Fachüber- haben jahrtausendelang in einer Symbiose gelebt. Selbst die gewaltige
setzer —, man müsse zunächst einmal etwas von der Sache verstehen, historische und kulturelle Kluft zwischen den halbnomadischen Semiten,
über die man (auch als Übersetzer) reden wolle” Auf die Nach- denen wir den Pentateuch verdanken, und unserer modernen europäi-
wirkungen der Lutherschen Bibelübersetzung wird im folgenden Ab- schen Welt wird dadurch gemildert, daß Kenntnisse über diese vergan-
schnitt zurückzukommen sein. gene Welt in einer langen, freilich zeitweise brüchigen Traditionslinie
Weit konsequenter als Luther hat sich in unserer Zeit ein bedeuten- übermittelt wurden. Wir verstehen mühelos, was mit „unser täglich Brot“
der Theoretiker der Bibelübersetzung in den Dienst der Mission gestellt »eigentlich« gemeint ist, auch wenn wir uns vorwiegend von Steaks er-
und Bedenken gegenüber den »Abweichungen« vom heiligen Text im nähren sollten. Nida geht es nicht um die Übersetzung der Bibel in euro-
Interesse eines wirkungsäquivalenten Übersetzens energisch zurückge- päische Sprachen, zumindest nicht in erster Linie. Er möchte die frohe
wiesen: Die Rede ist von dem amerikanischen Missionar Eugene A. Botschaft möglichst überzeugend in die Sprachen von Völkern überträ-
Nida, der zum Linguisten und Übersetzungstheoretiker wurde, um seiner gen, die noch keinen tiefen und langandauernden Kontakt mit der euro-
eigentlichen Berufung besser folgen zu können. Für Nida hat die Wir- päischen Zivilisation hatten. Diese konnte somit auch nicht als Brücke
kung des Textes auf den Leser Priorität gegenüber allen anderen Fakto- zur wenigstens räumlich noch ferner liegenden biblischen Welt dienen.
ren; sie nimmt den höchsten Rang in der „Hierarchie der Invarianzforde- Die Eingriffe, die Nida bei der Übersetzung in diese sog. »primitiven«
rungen“ (vgl. w. u. 7.3) ein. Er hat dafür den Begriff „dynamic equi- Sprachen für nötig hält, liegen fast alle auf dem Gebiet der sog. „Realia“
valence“ (vgl. w. 0. 3.1) geprägt: oder „Kulturspezifika“. Es geht um Naturgegenstände, die in einer be-
stimmten Region unbekannt sind, um Artefakte, von denen man in der
Dynamic equivalence is therefore to be defined in terms of degree to which the Zielkultur nichts weiß, oder um soziale Institutionen, die an bestimmte
re-
ceptors of the message in the receptor language respond to it in substantially the
same Gesellschaften gebunden sind. Die »Einbürgerungsvorschläge«, die Nida
manner as the receptors in the source language.”
im Sinne seiner Forderung nach Wirkungsäquivalenz unterbreitet, sind
somit fast immer in theologischer Hinsicht unbedenklich. Wer in der Bi-
Es handelt sich um eine Forderung, die plausibel klingt, deren Einlösung
bel weniger eine religiöse Botschaft als ein literarisches Kunstwerk sieht,
sich jedoch schlecht überprüfen läßt. Nidas Zugriff auf das Problem der
wird ihnen keineswegs ohne Bedenken zustimmen. Es können hier nur
Übersetzung muß vor dem Hintergrund einer Linguistik gesehen werden,
einige wenige Beispiele angeführt werden: Bei Markus 13, 28 heißt es in
die aus ganz anderen wissenschaftstheoretischen Rahmenbedingungen
der Fassung der Lutherbibel von 1964: „An dem Feigenbaum aber lernet
hervorgegangen ist als die europäische Sprachwissenschaft. Diese ent-
ein Gleichnis: Wenn sein Zweig jetzt treibt und die Blätter kommen, so
stammt einer langen philologischen Tradition, in der vornehmlich gut
wißt ihr, daß der Sommer nahe ist.“ Wie soll man das den Bewohnern der
Halbinsel Yucatan vermitteln, die keine Jahreszeiten in unserem Sinne
’! Summarien über die Psalmen, zit. nach Sonderegger 1984, 145b.
32 kennen, und bei denen ein Gehölz, das dem Feigenbaum am ehesten ent-
Vgl. Gardt 1992, 103. Allerdings ist bei der Beurteilung dieser Äußerung Vorsicht
angebracht. Es könnte sich auch um den Reflex eines alten rhetorischen Topos
spricht, in der heißen Trockenzeit alle Blätter verliert? Wenn das Bild ei-
han- nigermaßen stimmig sein soll, darf man — auch wenn man in das mexika-
deln: Rem tene, verba sequentur.
Nida/Taber 1969, 24 nische Spanisch übersetzt — das Wort verano „Sommer“ nicht verwen-

124 125
den, sondern man sollte besser den Monat einsetzen, in dem die von Rezipienten gedient sein könne: „Zwei Ziele habe ich mit meiner
Regen-
zeit beginnt und manche Gewächse neue Blätter kriegen. Im Johanne Übersetzung verfolgt: Zum einen wollte ich, daß man an Homer Gefallen
s-
ovanyı m (15, 1-8) kommt das berühmte Gleichnis vom Weinstock finde, zum anderen, daß man ihn kennen lernen sollte. [..-:] Eine Überset-
vor, in dem Jesus sich als den Stock und seine Jünger als die (fruchtt zung, die Gefallen finden soll, muß frei sein, eine Übersetzung, die eine
rei-
benden) Reben bezeichnet. Bei der Übersetzung dieses Gleichnisses genaue Kenntnis des Originals vermitteln will, muß sich streng an den
in
die Sprache einer Kultur, die keinen Weinbau, aber sehr wohl wilden Wortlaut halten. Nun macht jedoch die Treue zum Wortlaut jede Anmut
Wein kennt, ist die größtmögliche botanische Ähnlichkeit ein denkbar zunichte, der freie Umgang mit dem Original schließt wiederum die Ge-
schlechtes Äquivalenzkriterium. Der Sinn des Gleichnisses beruht auf nauigkeit aus“.’° Cesarotti, der übrigens auch eine bemerkenswerte Os-
dem Verhältnis zwischen einer fruchttragenden Pflanze und ihren sian-Übersetzung vorgelegt hatte, entschloß sich angesichts dieses Di-
Früchten und einem, der diese Pflanze pflegt und unfruchtbare Triebe lemmas, gleich zwei Jlias-Übersetzungen anzufertigen: eine in Versen für
entfernt, und an diesem Verhältnis hat man sich bei der Suche nach die Liebhaber, eine in Prosa für die Kenner. Ähnlich kann man natürlich
ei-
nem geeigneten Äquivalent zu orientieren. Bei Markus 13, 27 ist davon auch bei der Übersetzung der Bibel vorgehen. Je nachdem, ob die Über-
die Rede, daß Gott seine Auserwählten aus allen Himmelsrichtungen setzung für unbefangene Leser bestimmt ist, die man für die christliche
und
(wiederum nach dem revidierten Luthertext) „vom Ende der Erde bis Religion wenn nicht gleich gewinnen, so doch zunächst einmal interes-
zum Ende des Himmels“ zusammenrufen werde. Dies würde, so gibt sieren will, oder ob sie für einen Personenkreis bestimmt ist, der sich ra-
Nida zu bedenken, bei den Totonaken an der Golfküste Mexikos nur tional und kritisch mit dem Text auseinandersetzen will, ohne die dafür
Gelächter auslösen. In ihrer Kosmogonie ist der Himmel eine Schale, die notwendigen sprachlichen und historischen Kenntnisse mitzubringen)
über die flache Erde gestülpt ist; das Ende des Himmels und das Ende der wird man zu völlig unterschiedlichen Übersetzungsstrategien greifen.
Erde fallen somit in einem Punkt zusammen.” So unbedenklich die mei- Allein das Wissen darum, daß es für ein und denselben Text verschie-
sten dieser von Nida als unumgänglich erachteten übersetzerischen Ein- dene »zweckgebundene« Übersetzungen gibt, wird beim Leser das ge-

et
griffe in theologischer Hinsicht sein mögen, denjenigen, der in der Ehr- sunde naive Vertrauen zerstören, die Übersetzung, die er da in Händen
furcht vor den heiligen Texten aufgewachsen ist — und sei es nur im hält, könne das Original ersetzen.
Rahmen einer sentimentalen Anhänglichkeit —, werden

dies
sie nicht selten
vor den Kopf stoßen. Im zuletzt geschilderten Fall verzichtet auch die 3.2 Die Reformation als »Motor« der Übersetzungsgeschichte
Gute Nachricht auf das möglicherweise uns Mitteleuropäern nicht

N
unmittelbar einleuchtende Bild. Statt „vom Ende der Erde bis zum Ende Es soll hier nicht der Eindruck vermittelt werden, die Kirche habe sich zu
des Himmels“ heißt es schlicht „‚von überall her“. Darin werden manche allen Zeiten einer Übersetzung der Bibel in die Volkssprachen wider-

4
zumindest eine » Verflachung« erkennen, auch wenn es mit der Festigkeit setzt. Im Mittelalter wurden Teile der Bibel häufiger übersetzt, vor allem

nen
ihres Glaubens nicht zum besten steht (vgl. w. u. 3.3), in die Sprachen, die dem Lateinischen verhältnismäßig fern standen. So
Die aporetische Situation der Bibelübersetzer läßt sich auf zweierlei ist es auch nicht weiter verwunderlich, daß innerhalb der Romania be-

ee
Weise mildern. Man kann versuchen, in ein und demselben Text einen sonders frühzeitig religiöse Texte ins Französische und dann erst später
übersetzerischen Kompromiß zu finden, wie er Buber und Rosenzweig aus dem Französischen in die südromanischen Sprachen übersetzt wur-
vorschwebte (vgl. w. u. 3.3). Man kann aber auch einen Weg gehen, den
ein genialer Übersetzer und Übersetzungstheoretiker schon im ” „Due sono gli oggetti ch’io mi son proposto con essa: l’uno di far gustare Omero,
18. Jahrhundert gewiesen hat. Vor die Aufgabe gestellt, die Ilias zu über-
l’altro di farlo conoscere. Per far gustare un originale straniero la Traduzione
setzen, sagte sich der italienische Literat Melchiorre Cesarotti, daß mit dee
esser libera, per farlo conoscere con precisione & necessario ch’ella sia scrupolosa-
einer einheitlichen Übersetzung dieses Textes immer nur einer Gruppe mente fedele. Ora la fedeltä esclude la grazia, la libertä l’esattezza“. Melchiorre
Cesarotti zit. nach Emilio Mattioli: „Storia della traduzione e poetiche del
tradurre“,
in: Processi traduttivi: Teorie ed Applicazioni. Atti del Seminario
”* Alle Beispiele nach Nida 1945. zione“, Brescia, 19-20 novembre 1981, Brescia 1982, 39-58, hier 49.
su „La tradu-

126
127

Das könnte Ihnen auch gefallen