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So generelles zum Sprachkurs.

Die Originalversion auf Englisch stammt von dieser Seite:

https://notendur.hi.is/haukurth/norse/
und ist von "Haukur Thorgeirrson" aus Island und ich habe mir Übersetzungs- Veröffentlichungs- sowie
Erweiterungserlaubnis eingeholt.

Ich werde vieles einfach auf Deutsch übersetzen allerdings werde ich einige Texte um Erfahrungen und
Wissenswertes erweitern. Ebenso werde ich die gegebenen Beispiele wo möglich auf das Deutsche
anpassen da ihr, werte Leser, mit Beispielen anhand der englischen Sprache vermutlich eher wenig
anfangen könnt und wo sinnig auch Texte verändern (wenn es heisst "Dieser Kurs ist für englischsprachige
Menschen gedacht macht es Sinn es auf deutschsprachige abzuändern. Zudem werde ich den Kurs um ein
paar Kapitel erweitern.

Hier werde ich die im Kurs angekündigten "Kapitel 0" in jeder Lektion übersetzen, da Kapitel 0 nichts direkt
mit der jeweiligen Lektion zu tun hat sondern eher allgemeine Information beinhaltet. Ausserdem erscheint
Kapitel 0 nur in 2 der 9 Lektionen daher baue ich das noch aus.
Was in Klammern eingefügt wird, stammt von mir. Ebenso erweitere ich einige Lektionen und passe sie an
die deutsche Sprache an soweit möglich. Das Grundgerüst und Prinzip sowie die Beispiele des
Originalkurses bleiben jedoch erhalten. Allerdings sah ich mich gezwungen einiges im Kurs abzuändern. Die
Kapitel 4 der Lektionen werden am Ende zu einer einen eigenen Lektion zusammengefasst.

Generell - bei Fragen einfach an mich wenden. Ich bin auch immer froh wenn jemand mit mir üben möchte,
finden sich schwer Leute dafür.

Beginnen wir also:

Wörterbücher:

Altnordisch - Englisch
http://www.utexas.edu/cola/centers/lrc/eieol/norol-BF-X.html

Englisch - Altnordisch
http://www.yorku.ca/inpar/language/English-Old_Norse.pdf

Und
http://dict.leo.org/

http://homepage.uibk.ac.at/~c30310/anwbhinw.html

Für Deutsch -> Englisch und Englisch -> Deutsch

Lektion 0

0.0: Wozu Altnordisch?


Eine Frage die sich Leser dieses Kurses vermutlich schon beantwortet haben. Dennoch ist es gut zu
Wissen, welche Vorteile man vom Studium der altnordischen Sprache hat.
Wer Altnordisch lernt, lernt 2 Sprachen in einer - das moderne Isländisch weicht nur minimal in Aussprache
und Grammatik von Altnordisch ab, die Sprachen sind sich sehr ähnlich so dass ein Sprecher des
Altnordischen keinerlei Probleme haben sollte innerhalb weniger Tage auch das moderne isländisch zu
perfektionieren. Ebenfalls sehr nahe verwandt ist das moderne Faröerisch.
Entfernt verwandt sind die übrigen modernen skandinavischen Sprachen - Dänisch, Schwedisch und
Norwegisch. Diese weichen zwar in Aussprache, Vokabular und Grammatik deutlicher ab aber dennoch ist
das Erlernen dieser Sprachen mit der altnordischen Grundlage deutlich leichter. Ähnlich, wie jemand der
fliessend Latein spricht, wenig Probleme haben dürfte auch Spanisch und Italienisch, mit Übung auch
Französich zu meistern. Die altnordische Sprache ist der gemeinsame Ursprung der nordischen Sprachen.
Des weiteren wurden die meisten und bedeutensten Schriften der Wikingerkultur in Altnordisch verfasst, wie
etwa die Edda, die Heimskringla oder diverse Sagas. Altnordisch war die Sprache der "Wikinger" und für
einen Zeitraum von fast 600 Jahren zu hören in weiten Teilen der Welt.
Wer sich für Reenactment, Runen oder einfach die Literatur und Kultur der Wikinger interessiert, sollte diese
Sprache studieren, denn die Sprache ist letztlich ein wichtiger Bestandteil, wenn nicht gar die "Seele" eines
Volkes.

0.1: Über diesen Kurs:


Dieser Kurs ist für deutschsprachige Personen gemacht. Es werden weder Vorkenntnisse in Altnordisch oder
anderen Sprachen erwartet oder benötigt. (Der Kurs ist wirklich sehr einfach gemacht)

Das Ziel dieses Kurses ist es, dem neuen Schüler der altnordischen Sprache dabei zu helfen, sich ein
fundiertes Basiswissen anzueignen, damit er nach dem Kurs in der Lage ist, sein Studium der altnordischen
Sprache selbstständig fortzusetzen. Die Methode ist dabei, sich auf ein gründliches Studium der Grammatik
der Sprache zu vertiefen um ein tiefgreifendes Verständnis der Grammatik herauszubilden (wodurch später
nur noch Vokabeln gelernt werden müssen) indem man den Schüler die Sprache so viel wie nur möglich
gebrauchen lässt.

Wir werden im Verlauf des Kurses versuchen Hintergrundinformationen zu geben um den Stoff aufzulockern,
da viele Schüler der altnordischen Sprache auch an der altnordischen Kultur Interesse haben (was leider im
Original nicht geschehen ist aber das kann ich ja nachholen)
Wir werden uns unsinniger Sätze zu enthalten und "reale" ausgedachte Sätze verwenden oder existierende
Texte in vereinfachter Form verwenden.

Die Lektionen unterteilen sich in 5 Kapitel. Das erste Kapitel, 0, wird sich mit diversen Informationen
befassen, welche nicht wirklich mit der Materie zu tun haben, aber dennoch interessant zu lesen sind.
Das Nächste, 1, enthält die Grammatik der Lektion, dann, 2, das Vokabular welches du lernen solltest, und
dann, 3, Übungen welche dir dabei helfen ein Gefühl für das Erlernte zu bekommen. Im letzten Kapitel, 4,
sehen wir uns Texte aus der altnordischen Literatur an - lass dich nicht entmutigen wenn das sehr schwierig
ist. Du musst dir das nicht merken, lies es einfach durch.

0.2 Über das Lernen von Sprachen generell:


Das Erlernen von Sprachen wird oft falsch wahrgenommen, besonders in Kulturen die dafür keine Tradition
oder Notwendigkeit haben. Sprachenlernen ist gradual, Stück für Stück, manchmal schnell, manchmal
langsam, oft belohnend, oft frustrierend. Es gibt kein Schwarz und Weiss im Sprachenlernen, keine feste
Stufe ab der jemand die Sprache spricht, davor nichts versteht und nach der er alles beherrscht. Es ist ein
Prozess mit offenem Ende, den jeder nach seinem Willen betreten oder verlassen kann, immer von jeder
investierten Minute profitierend. Das hängt insofern mit dem Kurs zusammen, als dass du verstehen musst,
dass du nach Absolvierung nicht fliessend Altnordisch sprechen wirst, nicht die Sprache "gemeistert" haben
wirst, weil es keine Ziellinie gibt. Aber du wirst deine Zeit auch nicht verschwendet haben, denn Zeit die man
in Sprachenlernen investiert ist nie vergeudet. Nach diesem Kurs wirst du eine bestimmte Fertigkeitsstufe
erreicht haben von der du profitieren wirst, auch wenn man es nicht flüssiges Sprechen nennen kann. Am
wichtigsten ist aber, dass der Prozess dich belohnen und dir Spass machen soll, obwohl es unausweichlich
auch schwierige Zeiten geben wird.

0.3 Über das Lernen von toten Sprachen:


Das Erlernen von toten Sprachen, wie etwa Altnordisch, unterscheidet sich in einigen drastischen Punkten
vom Studium moderner Sprachen. Der wichtigste Faktor ist natürlich, dass man nie Menschen hören wird,
wie sie diese Sprache sprechen. Das kann eine wesentliche psychologische Barriere sein, ein Hindernis
beim Merken von Worten und Lesen von Texten.
Von einem erfahrenen Sprachenlerner - das Problem beim Erlernen toter Sprachen ist, dass man nicht den
Zugang zum Klang der Sprache hat, ihrer Seele, ihrer Essenz.
Das macht es schwieriger, ein Gefühl für die Sprache zu bekommen, ihrer Struktur, sich mit der Sprache
wohl zu fühlen, Gefühle für sie zu entwickeln - alles Faktoren die man nicht auf die leichte Schulter nehmen
sollte.

Wenn man tote Sprachen lernt, muss man diese Hindernisse überwinden indem man die Sprache
"durchlebt" "erlebt" und realisiert, indem man sich mit der Kultur hinter der Sprache vertraut macht, mit den
Menschen die sie einst gesprochen haben und das Leben dahinter versteht. (Dies ist auch wichtig wenn man
sich mit Religionen, Kulturen oder magischen Systemen von Menschen befasst, deren Lebens und
Denkweise heute nicht mehr existieren also grob alles was älter als 200 Jahre ist)
Man muss verstehen, dass es einst die Sprache von Nationen voller verschiedenster Menschen war, denen
die Sprache so vertraut und wichtig (und natürlich) war wie dir deine eigene Muttersprache.
Verstehe, dass diese Menschen in jener Sprache dachten, ihre Bedürfnisse darin geschildert haben, ihre
Liebe, ihren Hass, ihre Wut, ihre ersten und letzten Worte. Kind zu Eltern, Freund zu Freund, Feind zu Feind,
Mann zu Frau...jede beliebige Person zu jeder beliebigen Person.
Die Sprache war einst so lebendig wie jede Sprache der heutigen Zeit, mit Dialekten, Slang, Neologismen,
Schimpfwörtern und Unsinn, und natürlich auch die bekannte Literatur. Wenn man das wirklich verstanden
und erfasst hat, hat man einen grossen psychologischen Vorteil errungen, will man eine tote Sprache lernen.
(Daher macht es Sinn sich im Rahmen der altnordischen Sprache mit den Wikingern auseinanderzusetzen,
bei Protogermanisch mit den frühen germanischen Stämmen, bei Latein mit den Römern etc.)
0.4 Altnordisch? WELCHES Altnordisch?
Die Bezeichnung "Altnordisch" erstreckt über den skandinavischen Raum und skandinavische Siedlungen
(also bis Amerika im Westen inklusive Island, England und Irland, bis Russland im Osten und teilweise Italien
im Süden) über einen Zeitraum von ca. 800 bis 1350 nach Christus. Es sollte offensichtlich sein, dass auf
einem so grossen Raum über 550 Jahre nicht überall genau die gleiche Sprache gesprochen wurde.
Daher wird Altnordisch in 2 Gruppen unterteilt die wiederum in je 2 Dialekte unterteilt werden:

Westaltnordisch: Altisländisch, Altnorwegisch


Ostaltnordisch: Altschwedisch, Altdänisch

Von diesen Sprachzweigen hat das Altisländische die grösste Bedeutung erhalten und die meiste und
wichtigste Literatur hinterlassen. Dieser Kurs lehrt das Altisländische im 13. Jahrhundert, der Zeit in welcher
Werke wie die Edda oder Heimskringla verfasst wurden. Die Rechtschreibung folgt dem isländischen
Standard der damaligen Zeit. Wenn modernere Texte verwendet werden, nehmen wir dennoch die alte
Rechtschreibung zur Hand.

Die Bezeichnung "Altnordisch" wird oft gebraucht um GENAU die altisländische Sprache oder den
Westaltnordischen Dialekt zu bezeichnen. Sie wird teilweise für die isländische Sprache bis ins 16.
Jahrhundert verwendet.

0.5: Grammatikalisches Vokabular


Es ist durchaus möglich eine Sprache zu lernen, ohne grammatikalische Begriffe zu kennen. In der Tat lernt
ein Kind eine Sprache nicht, indem es zuerst lernt was ein Nomen ist. Dennoch sind wir der Meinung, dass
es praktisch ist grammatikalisches Vokabular zu benutzen um die altnordische Sprache zu erklären. Dieser
Kurs erwartet die Kenntnis folgender Begriffe. Eine kurze Beschreibung folgt:

Nomen: Ein Namenswort, die Bezeichnung für eine Person, einen Ort oder ein Ding (Peter, Paris, Buch)
Adjektiv: Ein Wiewort, ein Wort welches ein Nomen beschreibt (gut, schlecht, hässlich)
Pronomen: Ein Fürwort, ein Wort, welches anstatt eines Nomens benutzt wird (er, sie, welches)
Verb: Ein Tunwort, ein Wort das Beschreibt was jemand tut (tanzen, töten, sagen)
Adverb: Ein Wiewort, ein Wort das ein Verb beschreibt (schnell, langsam, hoch)
Konjunktion: Ein Verbindungswort, ein Wort das Satzteile miteinander verbindet (und, oder, aber)
Präposition: Ein lokales Wort, ein Wort welches vor einem Nomen steht um dessen Ort oder Richtung zu
beschreiben (in, vor, über)

Wenn weitere Begriffe auftauchen, lerne sie und versuche sie zu verstehen. Das ist essentiell, damit der Text
Sinn ergibt.

0.6 Variationen:
Es ist nicht möglich, eine einheitliche Schriftform für eine riesige Region und lange Zeitstpanne anzugeben.
In diesem Kurs gaben wir an, die "standartisierte" Form des Altwestnordischen wiederzugeben, welche im
13. Jahrhundert verwendet wurde. Das ist zwar richtig, bedeutet aber nicht, dass alle Texte dieser Zeit in
dieser Form geschrieben wurden. In der Tat gibt es einige Abweichungen, auch wenn sie nicht zu drastisch
ausgefallen sind.
Es ist verständlich, dass die Sprache in Island etwas anders war als in Norwegen, obwohl beide Formen zu
Altwestnordisch gehören und es ist auch verständlich, dass nicht ein ganzes Jahrhundert lang die selbe
Rechtschreibung von jedermann verwendet wurde. Also keine Panik, wenn manche Formen der
Originaltexte nicht mit dem Kurs übereinstimmen.

Variation der räumlichen Trennung:

Wie schon gesagt unterscheiden sich Altwestnordisch und Altostnordisch. Aber wie stark? Um diese Frage
zu beantworten, nehmen wir ein Beispiel - die ersten Sätze aus "Die Geschichte von Gutland"

Gutland hitti fyrsti maþr þan sum þieluar hit. þa war gutland so eluist at þet daghum sanc Oc natum war uppj.
En þann maþr quam fyrsti eldi a land Oc siþan sanc þet aldri.

Übersetzt: Gutland fand zuerst (einen Mann) welcher Thieluar (genannt wurde) Dann war Gutland derart
verhext, dass es (während der Tage) sank und (während den Nächten) auftauchte. Aber dieser Mann war
der Erste welcher ein Feuer auf (dem) Land entzündete und das Land sank nicht mehr.

In der im Kurs verwendeten Form sieht der Text so aus:


Gautland hitti fyrst maðr sá sem Þjalarr hét. Þá var Gautland svá elvíst at þat dögum sökk ok náttum var
uppi. En sá maðr kvám fyrst eldi á land ok síðan sökk þat aldri.

Wir sehen die meisten Unterschiede sind nur sehr geringfügig und beziehen sich auf die Rechtschreibung.
Ein paar Unterschiede dagegen sind signifikant:

Altgutnisch: þan, daghum, sanc


Altisländisch: sá, dögum, sökk

Sá ist nicht so weit von þan entfernt wie es aussieht. Deklinieren wir sá so haben wir im Akussativ die Form
"þann" Was Altgutnisch hier tut ist nichts anderes, als den Nominativ in die Akkusativform zu integrieren.
Genau das Selbe passierte übrigens im Englischen bis am Ende der Artikel "The" für sämtliche Fälle sowie
Geschlechter verwendet wurde und wird.

Das nächste Wort ist daghum im Gegensatz zu dögum. Zum Einen wurde im Altostnordischen ein "weiches
g" verwendet welches schriftlich durch "gh" zum Ausdruck kam. Der tatsächliche Unterschied zu gh und g ist
aber nur geringfügig.
Der Andere Unterschied ist viel bedeutender: Im Altostnordischen wurden keine Umlaute gebildet und bis
heute gibt es in den "ostnordischen" Sprachen bedeutend weniger Umlaute als in modernen westnordischen
Sprachen.

Der dritte Unterschied ist ebenfalls interessant: sanc im Gegenzug zu sökk. Im Altwestnordischen wurde "nk"
zu "kk" während das Englische und das Altostnordische die ältere Form des "nk" beibehielt.

Auch andere kleine Änderungen wurden vollzogen. So hat man im Altwestnordischen das "v" aus "vr" teilen
gestrichen - im Ostnordischen ist das "vr" bis heute vorhanden. Ein Beispiel wäre das Wort reiðr das im
Altostnordischen vreðr wäre und im modernen Dänisch vred. Auch im Englischen kann man die "Urform"
noch finden - im Equivalent zu diesem Wort wäre es "wrath"

Der Unterschied zwischen Altisländisch und Altnorwegisch ist sehr geringfügig - es ist ja der selbe Dialekt.
Dennoch gibt es einen Nennenswerten Unterschied bei der Rechtschreibung. Im Altisländischen wurde das
h in Teilen wie "hr" oder "hl" bewahrt, im Altnorwegischen wurde das h entfernt. Beispiel:

Reið kveða rossum vesta,


Reginn sló sverðit besta.
(ein Wagen ist schlecht für Pferde, Reginn schmiedete das beste Schwert)

In Altisländisch wäre das Gedicht nicht so elegant geformt, da es hrossum heissen würde.

Variation durch die Zeit:

Der Unterschied von Altisländisch zum modernen Isländisch ist ebenfalls gering. Ein wesentliches Merkmal
ist die "Aufweichung" der Konsonanten - harte, kehlige Laute werden durch weichere Laute ersetzt (vor
allem k zu g und t zu ð)

ok -> og
ek -> eg
þik -> þig
þat -> það
hvat -> hvað
vit -> við
-it -> -ið

Ausserdem wurde der Buchstabe ø im modernen Isländisch durch ein ö ersetzt und ist nicht mehr
vorhanden, so dass man modernes und altes Isländisch sehr gut Unterscheiden kann.

(0.7 - Ein Kapitel von mir zur Aussprache


Ich selbst halte es für wichtig, dass man sich vor dem Studium der Vokabel und Sprache mit der Aussprache
befasst, damit man nicht versehentlich die falsche Aussprache lernt und sie später nicht mehr wegbekommt.
Daher Liste ich hier die Aussprache der einzelnen Buchstaben auf.

a - kurzes a wie in Fass


á - langes a wie in lang oder Laab (lang gesprochene Vokale sind generell mit einem ´ gekennzeichnet)

b - normales b wie in Bett

c - immer wie ein k. Im Runenalphabet gibt es kein C in dem Sinne nur ein K beim Übertragen in die
lateinische Schrift wurde jedoch öfter ein K durch ein C ersetzt

d - d wie in Dach

e - ein deutsches e wie in Essen oder Ebbe. ACHTUNG im Altnordischen wird "ei" nicht zum gesprochenen
"ai" sondern bleibt - e - i. Das Wort stein wird also nicht "SCHTAIN" gesprochen sondern s-t-e-i-n jeder
Buchstabe für sich.

é - langes e wie in Leer

f - Im Grunde wie ein deutsches F, am Wortanfang also Feuer. In der Wortmitte oder Ende eher wie ein w -
englisches "Very" oder im deutschen Vase mit leichtem f "touch"

g - wie ein deutsches G wie bei Gold oder Glanz am Wortanfang. In der Wortmittel oder am Ende eher wie
ein ch wie in Herzlich, weltlich.

h - wie ein betontes deutsches H wie in Haus oder Hut. Stumme Hs gibt es im Altnordischen nicht.

i - kurzes i wie in Licht oder List

í - langes i wie ein deutsches ie - Liebe, Lied

j - wie ein deutsches J etwa in Jahr, Ja, Jacke

k - wie ein deutsches k. Ausnahme, wenn es direkt vor einem s oder t steht dann wie ein ch (Fuchs, Licht)

l - wie ein deutsches L wie in Leute, Lachen. in seltenen Ausnahmen wie ein l mit Stummen e wie im
englischen people - ist aber selten genug um es zu vernachlässigen, der Unterschied ist ja auch sehr gering

m - wie ein deutsches m - Mauer, Mama

n - wie ein deutsches N. Wie in Nadel, Natur. steht es direkt vor einem g oder k wird es jedoch, wie bei uns,
zu einem "ng" also wie in singen, Ding

o - wie ein deutsches o. Otto, Ort

ó - ein langes O wie in Boot. Wir sehen, Deutsch hat statt dem ´ über dem Buchstaben einfach einen zweiten
Buchstaben eingefügt

p - wie ein deutsches P - Post, Papier. AUSSER es steht direkt vor einem s oder t dann wird es zu einem f
laut wie in Feuer

q - wie ein deutsches k wie in kaufen. Normalerweise wird es kv geschrieben.

r - ein rollendes deutsches R. also nicht leicht angedeutet wie die meisten etwa Rad oder Rauch sagen
sondern ein betontes rollendes r das ist wichtig. Also rrrrrrrredet mit einem rrrrrollenden rrrrr wenn ihrrr
altnorrrrrrdisch sprrrrrrrrrechen wollt.

s - wie ein deutsches S wie in Sage. ACHTUNG - es gibt im Altnordischen keinen SCH laut. das wort Stein
wird also nicht "Schtain" (deutsch) gesprochen sondern S - t - e - i -n Buchstabe für Buchstabe.

t - deutsches hartes T wie in Tor, Troll

u - deutsches kurzes U wie in Umlaut

ú - langes deutsches u wie in Uhr


v - im Grunde wie ein deutsches W - Walter, Wald

w - wie ein Deutsches W - Wichtig, Weit

x - wie ein deutsches chs - also etwa lieblichst, herzlichst, freundlichst

y - wie ein deutsches ü wie etwa in München oder Müde

ý - langes ü wie etwa in Tür

z - wie ein deutsches "ts" also gesprochen wie ein deutsches Z wie in Zirkus oder schreibtechnisch besser
"tsunami"

ll – wie ein langes l

ð - ein weiches th wie im englischen "the" also unbetont wie in "that" Im Deutschen gibts dafür kein Beispiel

þ - ein betontes th wie im englischen "thorn" oder "thin" oder der Gott "Thor"

æ - ein englisches a wie in cat. Erneut kein deutsches Beispiel- am ehesten ae gesprochen (aber nicht wie
ein ä!) merkt euch "englisches a wie in cat" oder catch

ø - ein kurzes deutsches ö wie in östlich

œ - ein langes deutsches ö wie in Österreich oder löblich.

ǫ - ein au, kurz gesprochen wie in Laut oder lauter

ǫ́ - ein langes au wie in Laub

hv - ein kv

Ansonsten ist die Aussprache im Grunde wie im Deutschen. ein gg bleibt ein gg etc.
Wichtig ist, dass ein h am Wortanfang immer betont ist auch wenn es für uns ungewöhnlich ist wie in "hravn"
das wird nicht "ravn" gesprochen sondern Hravn - im englischen hat man das H am Anfang dann einfach
weggelassen und bekommt schliesslich "raven" - Rabe.

Generell gilt dass jeder Buchstabe für sich gesprochen wird.

ACHTUNG - das ist die standartisierte Schreibweise nach dem "Íslenzk fornrit" also quasi der ersten
offiziellen Rechtschreibreform in Island.

Es gibt zahlreiche andere Schreibweisen die davon abweichen, sind aber deutlich seltener anzutreffen. Die
Problematik ergibt sich daraus, dass man hier die Runenschrift in eine lateinische Schrift umwandeln wollte
und es viele Zeichen der Runenschrift (und Laute) im lateinischen gar nicht gab was zu seltsamen
Sonderzeichen führte und zu Problemen, da es in Runenschrift etwa nur ein Symbol für k gibt wohingegen
wir im Latein gleich 3 Buchstaben für den laut k haben (c, k, q)

ACHTUNG!
Manchmal - auch in diesem Kurs! wird das ó auch als ö geschrieben wird aber als langes o gesprochen nicht
als ö! Das ø und das œ werden aber auch oft als ö geschrieben aber auch als ö gesprochen! Hier also
grosse Vorsicht damit es nicht zu Verwechslungen kommt. Wo ich mir sicher bin werde ich daher das "ö" in
diesem Kurs durch die korrekte Schreibweise (also entweder œ, ø oder ó) ersetzen.
Wenn ihr also im Kurs auf ein ö trefft bedenkt bitte, dass es kein ö ist! sondern enweder ein œ, ø oder ó! Ein
ö kommt im altnordischen nicht vor.

Anmerkung: Das bekannte å aus dem skandinavischen Raum ist modern und hat im altnordischen noch
nicht existiert. Daher scheint es hier auch nicht auf. Allerdings hält sich das Gerücht, dass man å wie AO also
ao ausspricht - das ist aber nicht der Fall. auch ein å wird wie ein o gesprochen, jedenfalls im norwegischen
und schwedischen. Im dänischen wird das å wie ein langes a gesprochen. Im isländischen und faröerischen
wird immer noch das altnordische á verwendet. Ich ändere die Reihenfolge des Kurses insofern, als dass ich
zuerst die Vokabeln aufschreibe, da bei der Grammatikerklärung bereits Vokabeln vorkommen die ansonsten
erst später erklärt werden.
Lektion 1

1.Vokabular

1.1 Nomen:
Alle Nomen hier gehören zur "stark maskulinen" Deklination - was das ist, siehst du später nimm es mal so
an

alfr - ein Elf


baugr - ein Ring
brandr - ein Schwert
dvergr - ein Zwerg
draugr - ein Geist
hestr - ein Pferd
haukr - ein Adler
hjálmr - ein Helm
konungr - ein König
knífr - ein Messer
ormr - eine Schlange, ein Wurm
úlfr - ein Wolf

Namen:

Haukr
Óláfr
Sigurðr
Tyrfingr

1.2 Pronomen:
hann - er, sie, es

Das Wort "hann" bekommt 3 Bedeutungen (er, sie, es) weil es eine Geschlechtsangabe ist und manche
Wörter im Deutschen ein anderes Geschlecht haben als im Altnordischen. Im Altnordischen ist "Schlange"
männlich im Deutschen weiblich (die Schlange) daher ist hier hann = sie.

1.3 Verben:
Die hier vorgestellten Verben sind alle in der Präsensform (Gegenwart) und 3. Person Singular (die
Deutsche "t" Form wie er sitzT, sie liesT etc.)

á - besitzt
er - ist (benötigt ein Komplement!)
heitir - heisst (benötigt ein Komplement!)
sér - sieht
segir - sagt
tekr – nimmt, stiehlt
vegr - tötet, schlachtet (im Kampf)

Manchmal wird das Subjekt weggelassen und das Verb allein liefert die Bedeutung. "vegr" allein kann also
bedeuten "er tötet"

1.4 Adverben:
hér - hier
eigi - nicht
ok - Also, so, auch

1.5 Konjunktionen:
ok - und
en - aber

Bedenke, dass ok sowohl "also" als auch "und" heissen kann. Die Bedeutung hängt vom Kontext ab.
2. Grammatik

2.1 Deklination von Pronomen:


Im Altnordischen werden Nomen und Pronomen in Fällen dekliniert. Was heisst das? Wir nehmen Deutsch
als Ausgangspunkt für eine Erklärung. Nehmen wir den Satz "Er liebt mich" Wenn du Syntax gelernt hast,
weisst du, dass das Pronomen "Er" das Subjekt dieses Satzes ist und das Objekt des Satzes das Pronomen
"mich" ist. Wenn du kein Syntax gelernt hast, erkläre ich es dir kurz: Das Subjekt eines Satzes ist das, was
etwas tut und das Objekt eines Satzes ist das, dem es angetan wird. In diesem Satz tut "Er" etwas und es
wird "mich" angetan. Einfach.

Jetzt ein anderer Satz. "Ich liebe ihn" - Jetzt tut "ich" etwas, also ist "Ich" das Subjekt und es wird "ihn"
angetan, damit ist "ihn" das Objekt des Satzes. Jetzt überlege - wie unterscheidet die deutsche Sprache
zwischen Subjekt und Objekt in einem Satz? Wie du anhand der Beispiele siehst, gibt es 2 Methoden:

1. Die Wortreihenfolge wird geändert. Du wirst feststellen, dass das Wort vor dem Verb das Subjekt ist und
das Wort nach dem Verb das Objekt.
2. Die Wortform wird geändert. Aha! Jetzt wird es spannend. Selbstverständlich ist "Er" aus dem 1. Satz die
selbe Person wie "ihn" aus dem 2. Satz, ebenso verhält es sich mit "Ich" und "mich" Wir sehen, die
Wortreihenfolge hat sich nicht geändert, nur die Form. Wir erstellen also eine Tabelle:

Subjekt: Ich / Du / Er / Sie / Es


Objekt: Mich / Dich / Ihn / Sie / Es

Du wirst feststellen, dass das Wort sich manchmal komplett verändert wenn es die Rolle von Subjekt zu
Objekt wechselt wie "er" zu "ihn", manchmal ändert es sich leicht wie "Ich" zu "mich" und manchmal ändert
es sich gar nicht wie "sie" zu "sie"

Jetzt haben wir gesehen, dass im Deutschen verschiedene Formen von Pronomen verwendet werden um
die Rollen von Subjekt und Objekt darzustellen, aber diese verschiedenen Formen haben auch weitere
Verwendungen. Sehen wir uns diesen Satz an "Ich bin er" Etwas seltsames ist passiert - Das Wort vor dem
Verb ist in der Subjektform, aber das Wort nach dem Verb ist auch in Subjektform! Die Erklärung liegt im
Verb welches wir benutzen. "bin" bzw. "sein" beschreibt nichts was getan wird sondern einen Zustand. Es
verhält sich wie ein = Zeichen also "Ich = Er" In diesem Fall wird das Wort nach dem Verb weder Subjekt
noch Objekt genannt sondern Komplement.

Erweitern wir also unsere Tabelle:

Subjekt, Komplement: Ich / Du / Er / Sie / Es


Objekt: Mich / Dich / Ihn / Sie / Es

Jetzt wunderst du dich vielleicht, ob es auch eine andere Verwendung für die Objektform gibt. Tatsächlich
gibt es die. Nehmen wir den Satz "Ich habe es für ihn aufbewahrt" Hier ist "Ich" das Subjekt und "es" das
Objekt. Aber was ist mit "ihn"? "ihn" kommt nicht nach dem Verb also kann "ihn" nicht das Objekt sein aber
steht dennoch ihn der Objektform. Wir sehen also, Wörter vor einer Präposition sind in der Objektform.
Erneut erweitern wir unsere Tabelle:

Subjekt, Komplement: Ich / Du / Er / Sie / Es


Objekt, Präpositional: Mich / Dich / Ihn / Sie / Es

Jetzt da wir mehr als eine Verwendung für jede Form gefunden haben, benennen wir sie der Einfachheit
halber mit "Nominativ" und "Akkusativ" und bezeichnen diese als "Fälle". Die Veränderung der Form der
Nomen nennen wir Deklination in Fälle.

Nominativ: Ich / Du / Er / Sie / Es


Akkusativ: Mich / Dich / Ihn / Sie / Es

Erinnerst du dich was wir am Anfang gesagt haben? In Altnordisch werden Nomen und Pronomen in Fällen
dekliniert. Jetzt können wir sagen "Im Deutschen werden Nomen und Pronomen in Fällen dekliniert"
Das Schöne daran ist, dass die altnordischen Fälle von Nominativ und Akkusativ genauso funktionieren wie
die deutschen Fälle die wir definiert haben. Also dient der altnordische Nominativ für Subjekt und
Komplement, der altnordische Akkusativ für Objekt und Präpositional. Die altnordische Tabelle, welche auf
die Deutsche von oben abgestimmt ist sieht so aus:
Nominativ: Ek / þú / Hann / Hon / þat
Akkusativ: Mik / þik / Hann / Hanna / þat

Du siehst vielleicht eine Ähnlichkeit zwischen den beiden Tabellen. Wie du siehst, verändern sich, wie im
Deutschen, manche Worte sehr (Ek - Mik) manche wenig (Hon - Hanna) manche gar nicht (Hann - Hann)

2.2 Deklination von Nomen:


In Altnordisch werden Nomen, wie Pronomen, in Fällen dekliniert. Wir beginnen erneut, indem wir uns die
deutschen Vergleiche ansehen. Nehmen wir den Satz "Peter ruft Lisa" Hier ist Peter das Subjekt und Lisa
das Objekt. Jetzt ein anderer Satz: "Lisa ruft Peter" Die Rollen von Subjekt und Objekt wurden vertauscht,
aber wie? Jedenfalls nicht indem, wie bei Pronomen, die Form der Wörter geändert wird, sondern nur indem
die Reihenfolge der Wörter vertauscht wurde. Im Kontrast dazu unterscheidet Altnordisch zwischen Objekt
und Subjekt durch die Form - Fallendungen - der Wörter und nicht durch die Reihenfolge der Wörter.

Jetzt die gute Sache - Altnordische Nomen sind in Fällen dekliniert. Das heisst, die Endung der Nomen
ändert sich, abhängig davon welche Rolle (Fall) sie einnehmen. Die wunderbare Wissenschaft der
Grammatik unterteilt die Nomen in verschiedene Deklinationsgruppen mit ihren eigenen
Deklinationsschemata.
Die erste Gruppe, welche wir uns ansehen, heisst "stark männlich"

Das Schema der "stark männlichen" Nomen ist, dass sie im Nominativ mit -r enden. Sehen wir uns Beispiele
aus dem Vokabular an:
Nominativ: álfr / baugr / Haukr / konungr
Akkusativ: álf / baug / Hauk / konung
Achtung: Namen werden ebenfalls dekliniert, wie jedes Nomen. Das liegt unter Anderem daran, dass Namen
in Wirklichkeit Nomen sind. David ist etwa hebräisch für "Geliebter" und Gerd ist Protogermanisch für
"Speerträger" und so weiter. Im Altnordischen war das noch bewusst also Ulf = Wolf als Nomen und als
Name.

2.3 Artikel:
Im Deutschen gibt es 2 Arten von Artikeln. Unbestimmte Artikel (ein, eine, ein) und bestimmte Artikel (der,
die, das)
Die altnordische Sprache hat keine unbestimmten Artikel. Daher heisst "draugr" automatisch "ein Geist"
Altnordisch hat jedoch bestimmte Artikel, auch wenn sie etwas anders funktionieren als im Deutschen.
Sie sind keine sich verändernden Wörter vor einem Wort sondern sich verändernde Endungen an einem
Wort, ein Suffix das von Geschlecht, Fall und Anzahl abhängt. In der stark männlichen Deklination ist der
Artikel für Nominativ und Akkusativ "-inn" Daher:

Fall: unbestimmt, bestimmt


Nominativ: álfr, álfrinn
Akkusativ: álf, álfinn

ausführlicher:

álfr = ein Elf (Nominativ) álfrinn = der Elf (Nominativ)


álf = einen Elf (Akkusativ) álfinn = den Elf (Akkusativ)

2.4 Geschlecht von Nomen:


Wie gesagt ist die Deklination mit der wir uns vorerst befassen, die stark Männliche. Der "stark" Teil ist zu
merken aber das "männlich" erkläre ich. Jedes Nomen im Nordischen hat ein Geschlecht, entweder
männlich, weiblich oder neutral. Wenn wir uns auf ein Wort beziehen, das ein Geschlecht hat, müssen wir
das Pronomen mit dem selben Geschlecht verwenden. Männliche Nomen benötigen also das männliche
Pronomen hann (=er), weibliche Nomen das weibliche Pronomen hon (=sie) und neutrale Nomen das
neutrale Pronomen þat (=es)
Da alle Nomen in diesem Kapitel männlich sind, genügt vorerst hann (=er)

2.5 Anmerkung zur Wortreihenfolge:


Die Wortreihenfolge in Deutsch ist ziemlich strikt. Für einen normalen Satz ist die Reihenfolge Subjekt - Verb
- Objekt. Im Altnordischen ist das nicht der Fall, die Reihenfolge der Wörter ist sehr frei, da die Information in
welchem Bezug die Wörter zueinander stehen (welche Rolle sie spielen) in der Endung der Wörter steckt. Es
ist wichtig, dass du darauf achtest die Wortendungen zu überprüfen um im Altnordischen die Rolle eines
Wortes zu erkennen.
Das heisst nicht, dass es im Altnordischen keine üblichen, natürlichen, oft verwendeten Wortreihenfolgen
gibt, aber rechne damit, dass alles möglich ist, vor allem in skaldischer Poesie.
Im Altnordischen folgen Titel üblicherweise NACH dem Namen auf den sie sich beziehen. König Olaf wäre
also Olafr konungr.

2.6 Beispielsätze
Vegr orminn Óláfr.
Subjekt: Óláfr [Nominativ, ein Name]
Objekt: orminn [Akkusativ, mit Artikel]
Bedeutung: Óláfr tötet die Schlange

Baug á dvergr
Subjekt: dvergr Nominativ ohne Artikel]
Objekt: baug [Akkusativ ohne Artikel]
Bedeutung: Ein Zwerg besitzt einen Ring

Draugrinn sér konunginn.


Subjekt: draugrinn [Nominativ mit Artikel]
Objekt: konunginn [Akkusativ mit Artikel]
Bedeutung: Der Geist sieht den König.

Heitir konungrinn Óláfr.


Subjekt: konungrinn [Nominativ mit Artikel]
Komplement: Óláfr [Nominativ, Name]
Bedeutung: Der König heisst Olaf

3. Übungen

3.1: Übersetze ins Deutsche:


a) Dvergrinn á baug.
b) Hjálm á Haukr.
c) Álfrinn sér draug.
d) Hann er konungrinn.
e) Hann sér dverginn.

Text:
Óláfr heitir konungr. Hann á brand. Heitir brandrinn Tyrfingr. Úlf sér Óláfr ok segir: "Hér er úlfr!". Óláfr tekr
brandinn ok vegr úlfinn. En hér er ok ormr. Óláfr sér hann eigi. Óláf vegr ormrinn.

3.2: Übersetze ins Altnordische:


a) Der Geist tötet den König
b) Der Elf tötet einen Wolf
c) Der König sieht einen Adler
d) Olaf ist ein König
e) Ein König heisst Olaf.

Text: Ein König heisst Sigurð. Er besitzt ein Schwert aber kein Pferd. Olaf ist auch ein König. Er besitzt ein
Pferd. Sigurð tötet Olaf und nimmt das Pferd.

3.3: Lösungen:
a) Der Zwerg besitzt einen Ring
b) Haukr besitzt einen Helm.
c) Der Elf sieht einen Geist
d) Er ist der König
e) Er sieht den Zwerg

Ein König heisst Olaf. Er besitzt ein Schwert. Das Schwert heisst Tyrfing. Olaf sieht einen Wolf und
sagt:"Hier ist ein Wolf!" Olaf nimmt das Schwert und tötet den Wolf. Aber hier ist auch eine Schlange. Olaf
sieht sie nicht. Die Schlange tötet Olaf.

a) Draugrinn vegr konunginn.


b) Alfrinn vegr ulf.
c) Konungrinn ser hauk.
d) Olafr er konung.
e) Konungr heitir Olaf.

Heitir konungr Sigurðr. Á hann brand en hest eigi. Óláfr er ok konungr. Hest á hann. Sigurðr vegr Óláf ok tekr
hestinn.
Lektion 2

Vokabular

1.1 Nomen:

maðr - ein Mann, eine Person, ein Mensch


Norðmaðr - ein Norweger
hrafn - ein Rabe
jarl - ein Graf
bátr - ein Boot
geirr - ein Speer
Íslendingr - ein Isländer
vargr - ein Wolf
víkingr - ein Wikinger
þjófr - ein Dieb

Namen:
Eirikr - Erik
Erlingr - Erling

1.2 Pronomen:

er - dieses, diese, dieser, jener, jene, jenes, welcher, welche, welches etc.

1.3 Verben:

hafa, hefi - haben, halten, tragen


hata, hata - hassen
heita, heiti - heissen, genannt werden
deyja, dey - sterben
bíða, bíð – warten
kalla, kalla – rufen, nennen
koma, køm - kommen
mæla, mæli – sprechen, reden
sjá, sé - sehen
vega, veg - töten
segja, segi - sagen
taka, tek – nehmen, stehlen
vera (irregulär) - sein

1.4 Adverben

nú - jetzt
þar - dort

1.5 Antworten:
já - Ja
nei - Nein

1.5 Ein Gruss

Heill - einen Mann grüssen (ich grüsse dich)


Heil - eine Frau grüssen
Heilir - eine Gruppe Männer grüssen
Heilar - eine Gruppe Frauen grüssen
Heil - eine Gruppe mit gemischten Geschlechtern grüssen

2. Grammatik
2.1 Weitere Pronomen

Fangen wir mit denen an, die sich ohne weiteres Übersetzen lassen das 5. Wort "es" in der deutschen
Tabelle ist auch das 5. Wort in der altnordischen Tabelle "þat" daher bedeutet "þat" - "es"

Deutsch:
Nominativ: Ich, du, er, sie, es, wir, ihr
Akkusativ: mich, dich, ihn, sie, es, uns, euch

Altnordisch:
Nominativ: Ek, þú, hann, hon, þat, vér, þér
Akkusativ: Mik, þik, hann, hana, þat, oss, yðr

Nun zu Pronomen die komplizierter sind. Es gibt Formen im Altnordischen, die es auf Deutsch so nicht gibt,
etwa die Dualform:

Nominativ: vit, þit


Akkusativ: okkr, ykkr

Die Übersetzung wäre "wir beide" "ihr beide" im Nominativ und "uns beiden, euch beiden" im Akkusativ.
Diese Form gilt für 2 Personen.

Eine weitere besondere Form ist die deutsche Form der 3. Person Plural "sie" - im Deutschen wird das
generell für grössere Gruppen verwendet - die Frauen sind wütend - Sie sind wütend, die Männer sind stark -
Sie sind stark etc.
im Altnordischen wird hier nach Geschlecht unterschieden.
Eine Gruppe männlicher Nomen (etwa ormr, hestr) also viele "ers" wären dann im Nominativ: "þeir"
Eine Gruppe weiblicher Nomen, also viele "sies" sind "þær"
Und eine Gruppe neutraler Nomen, vieler "es" ist "þau"
- das gilt für den Nominativ.

Im Akkusativ sieht es so aus:


þá - þær - þau- Zum Glück ändert sich also nur die männliche Gruppe im Akkusativ.

2.2 Plural von Nomen

Selbstverständlich haben Nomen auch im altnordischen eine Pluralform und diese kann mit oder ohne
bestimmten Artikel sein und in verschiedenen Fällen auftreten.
Wir machen erneut eine Tabelle - diesmal nehmen wir "Stamm" als Basis und hängen die Endung zwecks
besserer Übersicht daran. Der Stamm eines Wortes ist das Wort ohne eine grammatikalische Endung.

Nominativ, ohne Artikel. Singular: Stamm + r. Plural: Stamm + ar


Akkusativ, ohne Artikel. Singular: Stamm. Plural: Stamm + a
Nominativ, mit Artikel: Singular: Stamm + r + inn Plural: Stamm + ar + nir
Akkusativ, mit Artikel: Singular: Stamm + inn. Plural: Stamm + a + na

Beispiel mit dem Elf:

Alfr Alfrinn Alfar, Alfarnir - Nominativ, Singular ohne, mit Artikel, Plural ohne, mit Artikel

Und das Selbe im Akkusativ:


Alf, Alfinn, Alfa, Alfana

2.3: Ausnahmen

Seien wir ehrlich, gäbe es nicht Ausnahmen von der Regel wäre es doch langweilig. Es gibt also auch
irreguläre Nomen die nicht ganz dem Standard entsprechen. So etwa jene stark männlichen Nomen die kein
"r" am Ende haben im Nominativ, Singular wie "Jarl" oder "hrafn" Der Grund ist vermutlich, dass "Jarlr" oder
"hrafnr" unangenehm auszusprechen ist und man es daher weggelassen hat. Sehen wir uns also die Wörter
an, selbes Schema wie beim Elf:

Jarl, Jarlinn, Jarlar, Jarlarnir


Jarl, Jarlinn, Jarla, Jarlana

Bei Hrafn verhält es sich ebenso.


(Wie ist es bei Worten mit 2 r am Ende wie "Geirr"? Nun diese Worte verhalten sich genauso wie die
normalen stark männlichen Worte wobei ein r zum Stamm gehört also wäre es:

Geirr, Geirrinn, Geirar, Geirarnir


Geir, Geirinn, Geira, Geirana
Bei der Aussprache ist das mitunter verwirrend. 2 r werden einfach als "langes r" genommen und länger
gerollt.

Ein ganz spezielles Wort ist das Wort maðr. Hier sieht es wirklich anders aus - wir nehmen wieder die
bekannte Tabelle zu Hilfe:

maðr, menn, maðrinn, menninir


mann, menn, manninn, mennina

Ähnlich ist diese Irregularität noch heute im englischen Wort "man" zu finden. Bemerke, dass der Artikel sich
dennoch sehr ähnlich verhält wie bei den anderen Wörtern. Das ist kein Zufall, denn in Wirklichkeit ist der
Artikel ein eigenes Wort, welches bei allen Wörtern des gleichen Geschlechtes auf die selbe Art dekliniert
wird, aber dazu später.

2.4 Verben konjungieren

Die Form eines Verbs hängt von der Person (ich, du, sie etc.) des Subjekts ab. Ein Beispiel:

Deutsch: Infinitiv: sein


Ich bin, du bist, er/sie/es ist, wir sind, ihr seid, sie sind.

Altnordisch: Infinitiv: vera


ek em, þú ert, hann / hon / þat er, vit / vér erum, þit / þér erið, þeir/þær/þau eru

Allerdings ist "vera" - wie auch "sein" irregulär. Sehen wir uns also "normale" Verben an.
Generell sind für uns 2 Verbformen wichtig. Der Infinitiv (=Form 1) und die 1. Person Singular (=Form 2)

ek (Form 2)
þú (Form 2) + r
hann / hon / þat (Form 2) + r
vit / vér (Form 1) - a + um
þit/þér (Form 1) - a + ið
þeir/þær/þau (Form 1)

Beispiel: vega (Form 1) veg (Form 2) = töten

ek veg - vit/vér vegum


þú vegr - þit/þér vegið
hann/hon/þat vegr - þeir/þær/þau vega

Aber auch da gibt es eine Ausnahme. Im Altnordischen gibt es kein "ji" - da wird das j weggelassen darum:

segja (Form 1) segi (Form 2) = sagen

ek segi - vit/vér segjum


þú segir - þit/þér segið
hann/hon/þat segir - þeir/þær/þau segja

Und weil es so schön ist noch ein Ausnahmefall:

sjá, sé - sehen

ek sé - vit/vér sjám (nicht sjum)


þú sér - þit/þér séð (nicht sjið)
hann/hon/þat sér - þeir/þær/þau sjá
- Anmerkung: Im modernen Isländisch sind sjáum und sjáið korrekt und werden so verwendet.

2.5 U - Umlaut

Ja nicht nur im Deutschen gibt es Umlaute. Wir kennen das - Ein Apfel wird zu viele Äpfel.
Im Altnordischen gibt es etwas ähnliches, den sogenannten u - Umlaut. Ein U am Wortende bzw. in der
Wortendung verwandelt ein vorangehendes a immer in ein ö (wie in Öl)

Beispiel:
hafa, hefi - halten, tragen, haben

ek hefi - vit/vér höfum


þú hefir - þit/þér hafið
hann/hon/þat hefir - þeir/þær/þau hafa

2.6 Er - ein allzweck Relativpronomen

Relativpronomen sind zum Beispiel "welche, jene" etc. In Altnordisch gibt es ein Wort, das für alle
Relativpronomen verwendet werden kann - er (nicht zu verwechseln mit der 3. Person Singular von "sein")

2.7. Beistrichregeln

Beistriche sind im Altnordischen sehr wichtig und werden prinzipiell immer gesetzt. (Skaldische Texte bilden
eine Ausnahme, da aber die Strophenform ohnehin die Satzteile trennt sind sie DORT nicht so wichtig) Jeder
neue Satzteil wird also vom Hauptsatz durch Beistriche getrennt. Dies erfolgt, damit man leichter den Sinn
eines Satzes verfolgen kann und nicht durch die Anwesenheit mehrerer Subjekte verwirrt wird. Im
Sprachgebrauch wird das durch Betonung gemacht.

2.8 Wortreihenfolge

Im Altnordischen ist die Reihenfolge der Wörter sehr frei und unterliegt keinen strengen Regeln wie im
Deutschen. Allerdings ist auch im Altnordischen die Form "Subjekt - Verb - Objekt" am üblichsten, kann aber
frei vertauscht werden und wird, wenn die Aufmerksamkeit auf ein anderes Wort gelenkt werden soll. Das
Wort am Satzanfang wird besonders betont und hervorgehoben, so dass das 1. Wort im Satz ein Wort ist
welches man besonders betonen möchte. Allerdings gilt, dass entweder das 1. oder 2. Wort im Satz das
Verb ist.

Wohin mit der Verneinung "eigi"? Auch das ist recht frei. Die folgenden Beispiele sind alle Korrekt:
Subjekt-Verb-Objekt
Hann sér eigi úlfinn.
Hann sér úlfinn eigi.
Verb-Subjekt-Objekt
Sér hann úlfinn eigi.
Sér hann eigi úlfinn.
Eigi sér hann úlfinn.
Objekt-Verb-Subjekt
Úlfinn sér hann eigi.

2.9 Über Fragen sowie Bildung von Fragesätzen und Antworten

Im Deutschen stellen wir bei einer Frage das Verb an den Anfang des Satzes. Im Altnordischen funkioniert
das im Prinzip ganz genauso, allerdings wird oft das Wort "hvárt" vor das Verb gesetzt und deutet nur darauf
hin, dass es sich um eine Frage handelt. Beispiel: "Fischst du Fische?" wäre im Altnordischen "Hvárt veiðir
þú fiska?" Dies ist nötig, damit man zwischen "Du fischst Fische." und "Fischst du Fische?" unterscheiden
kann.
Das gilt generell, aber wie im Deutschen gibt es auch spezielle Frageworte die am Anfang stehen können.
Etwa "Woher kommst du?" Im Altnordischen wäre der gleiche Satz "Hvaðan þú kömr?"
ALLERDINGS ist es im Altnordischen sehr unhöflich und es gilt als sehr ungebildet, eine simple ja oder nein
Frage mit ja oder nein zu beantworten! Stattdessen wird die Frage als Tatsache umformuliert
wiedergegeben.
"Ist er hier?" würde zu "Er ist hier." - also auf Altnordisch: "Hvárt er hann hér?" "Hann er hér"
Oder "Hann er her eigi" – Er ist nicht hier.
3. Übungen

Übersetze:
Sjá jarlarnir konungana.
Álfrinn á knífa.
Úlfar heita ok vargar.
Baugana sjá menninir.
Hrafnarnir deyja.

Lösung:
Die Jarle sehen die Könige
Der Elf besitzt einige Messer
Wölfe heissen auch Warge
Die Männer sehen die Ringe
Die Raben sterben

Übersetze:
Ein Adler sieht den Raben
Der König hasst Diebe
Ein Wikinger heisst Erling
Die Jarle heissen Erling und Erik
Sie (Männer) kommen

Lösung:
Haukr sér hrafninn
Konungrinn hatar þjófa.
Heitir víkingr Erlingr.
Jarlarnir heita Erlingr ok Eiríkr.
Þeir koma.

Übersetze:
Norðmenn hafa konung; hann heitir Óláfr. Maðr heitir Eiríkr; hann er jarl ok víkingr. Óláf hatar Eiríkr. Óláfr á
bát. Hann heitir Ormr. Nú sér Eiríkr bátinn. Segir hann: "Hér er bátrinn, er Óláfr á." Eiríkr hatar Óláf en hann
tekr eigi bátinn, er Óláfr á. Hann bíðr. Óláfr kømr. Eiríkr segir: "Nú deyr þú, Óláfr konungr! Ek veg þik!" ok
vegr Óláf. Óláfr segir "Þú vegr mik! Ek dey!"

Lösung:
Einige Norweger haben einen König. Er heisst Olaf. Ein Mann heisst Erik. Er ist ein Jarl und ein Wikinger.
Erik hasst Olaf. Olaf besitzt ein Boot. Es heisst Schlange. Jetzt sieht Erik das Boot. Er sagt:"Hier ist das
Boot, welches Olaf besitzt" Erik hasst Olaf aber er nimmt das Boot nicht, welches Olaf besitzt. Er wartet. Olaf
kommt. Erik sagt:"Jetzt stirbst du, König Olaf! Ich töte dich!" und tötet Olaf. Olaf sagt "Du tötest mich! Ich
sterbe!"

Übersetze:
Ein Mann heisst Erik. Er besitzt Helme, Boote und einen Speer. Er ist ein Wikinger. Er tötet Menschen und
nimmt Boote. Aber Erik ist kein Dieb. Diebe töten nicht. Jetzt sieht Erik Olaf und die Schlange. Er tötet Olaf
und nimmt (die) Schlange.

Lösung:
Maðr heitir Eiríkr. Hann á hjálma, báta ok geir. Hann er víkingr. Vegr hann menn ok tekr báta. En Eiríkr er eigi
þjóf. Þjófar vega eigi. Nú sér Eiríkr Óláf ok Orminn. Hann vegr Óláf ok tekr Orminn.

Übersetze:
[Óláfr bíðr.]
Óláfr: Ek sé mann!
[maðr kømr]
Maðr: Heill Óláfr konungr! Ek heiti Eiríkr ok ek em Íslendingr.
Óláfr: Heill Eiríkr!
Eiríkr: Hvárt sér þú orminn þar, konungr?
Óláfr: Eigi sé ek orm.
Eiríkr: En hann er hér!
[nú sér Óláfr orminn]
Óláfr: Ormr! Ek sé orm!
Ormr: Óláfr! Ek sé Óláf!
Eiríkr: Hvart segir ormrinn "Óláfr"?
Ormr: Nei. Ormar mæla eigi.
[Óláfr ok Eiríkr flýja]

Lösung:
Olaf wartet.
Olaf: Ich sehe einen Mann!
Ein Mann kommt
Mann: Sei gegrüsst König Olaf! Ich heisse Erik und ich bin ein Isländer.
Olaf: Sei gegrüsst Erik!
Erik: Siehst du die Schlange dort, König?
Olaf: Ich sehe keine Schlange.
Erik: Aber sie ist hier!
Jetzt sieht Olaf die Schlange
Olaf: Eine Schlange! Ich sehe eine Schlange!
Schlange: Olaf! Ich sehe Olaf!
Erik: Sagt die Schlange Olaf?
Schlange: Nein, Schlangen sprechen nicht.
Olaf und Erik fliehen.

Übersetze:

Eiríkr, þjófr ok víkingr, sér Orm, bát er Óláfr á]


Eiríkr: "Þar er bátr!"
[Haukr, Íslendingr, mælir]
Haukr: "Óláfr á bátinn."
[Óláfr kømr]
Óláfr: "Menn sé ek!"
Eiríkr ok Haukr: "Vit erum hér."
Óláfr: "Hvárt takið þit bátinn?"
Eiríkr ok Haukr: "Vit tökum hann eigi."
Óláfr: "Ormr heitir bátrinn. Ek á Orm"
[Eiríkr ok Haukr kalla]
E & H: "Úlfr! Úlfr! Þar er úlfr!"
Óláfr: "Úlfr? Ek hata úlfa!"
[Úlfr, Norðmaðr ok þjófr, kømr]
Óláfr: "Ek sé eigi úlf. Hvárt er hér úlfr?"
Úlfr: "Hér em ek, Óláfr konungr."
[Eiríkr, Haukr ok Úlfr taka bátinn ok flýja]
Óláfr: "Þjófar! Ek hata þjófa!"
E, H & Ú: "Vér erum víkingar, vér höfum bát er heitir Ormr!"

Lösung:

Erik, ein Dieb und Wikinger, sieht Schlange, ein Boot welches Olaf besitzt.
Erik "Dort ist ein Boot!"
Hauk, ein Isländer, spricht
H: Olaf besitzt das Boot.
Olaf kommt
O: Ich sehe Männer!
E & H: Wir Beide sind hier.
O: Nehmt ihr Beide das Boot?
E & H: Wir Beide nehmen es nicht.
O "Das Boot heisst Schlange. Ich besitze Schlange.
E & H rufen
E & H: Ein Wolf! Ein Wolf! Dort ist ein Wolf!
O "Ein Wolf? Ich hasse Wölfe!"
Wolf, ein Norweger und Dieb, kommt
O: Ich sehe keinen Wolf. Ist hier ein Wolf?
W: Hier bin ich, König Olaf.
E, H & W nehmen das Boot und fliehen
O: Diebe! Ich hasse Diebe!
E, H & W: Wir sind Wikinger, wir haben ein Boot, welches Schlange heisst!

Lektion 3:

1. Vokabular

1.1 Nomen
matr - (etwas) Essen, Nahrung
fiskr - ein Fisch
ostr - ein (Laib, etwas, Stück) Käse

Namen:
Svartr ("ein Schwarzer")
Kormákr

1.2 Pronomen:
allr - alle, das Ganze (Abhängig vom Fall siehe Grammatik)
margr - viele, unzählige

1.3 Adjektive:
danskr - dänisch
dauðr - tot
góðr – gut
glaðr - glücklich
hræddr - ängstlich
illr - böse
íslenzkr - isländisch
norskr - norwegisch
reiðr - wütend, zornig
ragr - feige
stórr - gross
svangr - hungrig

1.4 Verben:
eta, et - essen
veiða, veiði - jagen, fischen, fangen (Fische fangen)
flýja, flý - fliehen
spyrja, spyr - fragen
svara, svara - antworten
kenna, kenni - kennen (im Sinne von Bekannt sein, erkennen, wiedererkennen)
elta, elti - folgen, verfolgen, hinterherjagen
heyra, heyri - hören
fara, fer - gehen (im Sinne von sich entfernen, weggehen, schnell gehen)
deyja, dey - sterben
vilja, vil - wollen. Irregulär!: ek vil, þú vilt, hann/hon/þat vill, vit/vér viljum, þit/þér vilið,þeir/þær/þau vilja

1.5 Adverben
brátt - bald
oft - oft, häufig
hví? - warum?
mjök - sehr sehr viel, höchst, ausserordentlich, grossartig

1.6 Konjunktionen
því at - weil. (Wortreihenfolge þvi at, subjekt, verb)
er - als, während, wann, wenn

2. Grammatik

2.1 Adjektive - Formen


Im Altnordischen passt sich ein Adjektiv mit seiner Endung dem Fall des Wortes an, welches es beschreibt.
Im Deutschen kennen wir das ebenfalls – Beispiele: Ich bin schön, ich mag das schöne Haus, mir gefallen
schöne Häuser, es ist das Haus der schönen Frau, und so weiter. Das ergibt die Tabelle:

Nominativ, Singular: wütender Plural: wütende


Akkusativ, Singular: wütenden (wütende weibl.), wütenden
Hier also die entsprechende Tabelle für Altnordisch:

Nominativ, Singular: reiðr, Plural: reiðir


Akkusativ, Singular: reiðan, Plural: reiða
Die Tabellen solltet ihr euch im übrigen gut merken, das ist wichtig für korrektes Übersetzen.

Ein paar Beispiele für die Verwendung:

Hér eru reiðir menn. Hier sind einige wütende Männer


Hann sér reiðan mann. Er sieht einen wütenden Mann.
Óláfr er maðr reiðr. Olaf ist ein zorniger Mann.

Anmerkung - es ist wichtig zu verstehen, dass die Wortreihenfolge im Altnordischen frei ist. Theoretisch kann
ein Adjektiv überall im Satz stehen und nur der Fall verrät zu welchem Wort es gehört (dem im gleichen Fall)
aber die übliche Variante ist, dass das Adjektiv entweder direkt vor oder direkt nach dem Wort steht auf
welches es sich bezieht, das ermöglicht ein besseres Verständnis und ausserhalb der Poesie wird das nicht
anders gehandhabt.

Weiters ist zu bedenken, dass es eine weitere Deklination für Adjetkive gibt - die bestimmte Form (für Wörter
mit Artikel) die lassen wir aber vorerst aussen vor, der Einfachheit wegen. Pass also auf, dass du diese
Adjektivformen nicht für Wörter mit Artikel verwendest, denn das ist falsch.

Kommen wir noch zu den Wörtern allr und margr zum besseren Verständnis ihrer Handhabung, da wie
gesagt ihre Bedeutung vom Fall abhängig ist:

Allir menninir eru norskir. ALLE Männer (Alle von den Männern) sind norwegisch.
Hann sér allan manninn. Er sieht ALLES von dem Mann (der Mann ist also nackt)
Margr maðr á hest. Ein Mann von vielen besitzt ein Pferd.
Margir dvergar hafa hjalma. Viele Zwerge tragen Helme.

Schülern sollte auffallen, dass es wenige Unterschiede zwischen Pronomen und Adjektiven gibt. Beispiele:

Allir eru glaðir. Alle sind glücklich.


Hræddir eru ok ragir. Ängstliche sind auch feige.
Dauðir sjá dauða. Tote sehen Tote.
Ef blindr leiðir blindan falla báðir í gryfju. Wenn ein Blinder, einen Blinden führt, fallen beide in eine Grube.

Euch wird auffallen, dass im Deutschen die Wörter einfach zu Nomen werden obwohl es im Altnordischen
immer noch Adjektive bzw. Pronomen sind. Wörtlicher übersetzt klänge es sehr seltsam bzw. müsste
eigentlich so übersetzt werden: "Alle Menschen sind glücklich" "Ängstliche Personen sind auch feige" "Tote
Menschen sehen tote Leute" "Wenn eine blinde Person einen blinden Menschen führt, fallen beide in eine
Grube"

Was die Wortreihenfolge betrifft, kommen Adjektive üblicherweise nach dem zugehörigen Wort.
Ek et ost allan - ich esse den ganzen Käse (oder allen Käse)

2.2 Akkusativ mit Infinitiv


Jetzt da wir Akkusativ und Infinitiv kennen ist es Zeit für eine sehr schöne Satzkonstruktion. Fangen wir mit
Beispielen aus dem Deutschen an:

Ich sehe ihn kommen. Ich sehe es fliegen. Ich höre ihn rufen.

Diese Konstruktion, welche normalerweise ein "Hauptverb" wie sehen, beobachten oder hören etc. benutzt
zeigt an, dass das Subjekt das Objekt bei seiner Tätigkeit beobachtet, hört, etc. Dieses "tun" wird dann in
den Infinitiv gesetzt. Beispiele:

Ek sé Óláf konung koma. Ich sehe König Olaf kommen.


Vér sjám manninn kalla. Wir sehen den Mann rufen.
Hann heyrir drauginn mæla. Er hört den Geist sprechen.
2.3 Hilfsverben
Der Gebrauch von Hilfsverben ist im Deutschen sehr ähnlich wie im Altnordischen. Beginnen wir also mit
einigen Beispielen auf Deutsch, mit Infinitiv:

Er will gehen. Sie hat zu gehen. Vögel können fliegen. Der Hund muss bellen. Das Kind wird schlafen. Sie
wünscht zu essen.

Nur die Hilfsverben (können, haben, wünschen, tun, müssen etc.) konjungieren. Die übrigen Verben stehen
im Infinitiv. Im Deutschen stehen die Hilfsverben immer vor den anderen Verben, auf Altnordisch muss das
allerdings nicht der Fall sein (obwohl es üblich ist)

Es sollte auffallen, dass manche Wörter eine "Markierung" benötigen - das Wörtchen "zu" (zu haben, zu
wünschen) und andere nicht. Das ist im Altnordischen ebenfalls der Fall. Der Grund dafür liegt in der Natur
der Verben selbst, ob sie eine Markierung benötigen oder nicht. Altnordische Verben die keine Markierung
haben, erkennt man leicht, denn sie alle gehören zu einer speziellen Konjungation, etwa das Wort wollen /
mögen / wünschen (vilja):

Konungrinn vill vega mennina. Der König will die Männer töten.
Þeir vilja taka hestinn. Sie möchten das Pferd stehlen.
Ek vil mæla. Ich will sprechen.
Eta vil ek eigi. Ich wünsche nicht zu essen.

2.4 Der männliche Artikel


Es geht vermutlich vielen Leuten auf die Nerven, dass der Artikel an das Wortende drangehängt wird, anstatt
einfach als ein eigenes Wort vor dem Nomen zu stehen. Vermutlich ist es eine Erleichterung zu wissen, dass
es im Grunde ein eigenes Wort ist. Das "Wort" für den maskulinen Artikel heisst "inn" und dekliniert wie folgt:

Nominativ Singular: inn. Plural: inir


Akkusativ Singular: inn. Plural: ina

An ein Wort gehängt entfalten es seine Pracht:

maðr + inn = maðrinn


menn + inir = menninir

Wenn allerdings das Nomen mit einem Vokal oder auf vokal-r endet, wird das i am Anfang des Artikels
weggelassen:

ormar + inir = ormarnir


orma + ina = ormana

Und jetzt noch ein Nomen von einer Deklinationsgruppe die du noch nicht gelernt hast (der schwachen
männlichen):

(nom sg) hani + inn = haninn


(akk sg) hana + inn = hanann

Obwohl es im Grunde ein eigenes Wort ist, kann es, wie im Deutschen, nicht einfach irgendwo im Satz
auftauchen sondern muss immer am Ende des Nomens stehen auf das es sich bezieht.

Übungen:

Ragir menn sjá reiðan úlf koma.


"Ek sé svangan mann taka ost."
"Hvárt sér þú íslenzka menn koma?"
Maðrinn er oft hræddr.
Illir menn vilja vega góða menn.
Allir vilja bátinn taka því at Óláfr á hann.
Íslendingar eru eigi menn ragir. Þeir eru góðir ok eigi illir.
Maðrinn veiðir fisk ok etr hann brátt allan.

Feige Männer sehen einen wütenden Wolf kommen.


Ich sehe einen hungrigen Mann (einen Laib) Käse nehmen.
Siehst du isländische Männer kommen?
Der Mann ist oft ängstlich.
Böse Männer wollen gute Männer töten.
Alle wollen das Boot stehlen, weil Olaf es besitzt.
Isländer sind keine ängstlichen Männer. Sie sind gut und nicht böse.
Der Mann fischt einen Fisch und isst diesen bald ganz.

Esst ihr Beide den ganzen Käse?


Wir sehen einen hungrigen Wolf den Mann verfolgen.
Die Raben wollen ihn ganz essen, weil sie sehr hungrig sind.
König Olaf sieht die Diebe das Boot nehmen.
Ich sehe viele Diebe! Ich will sie alle töten.
Olaf will die Diebe töten, aber sie sehen ihn kommen.
Als die Diebe Olaf sprechen hören, fliehen sie alle. Der König verfolgt sie.
Einer von vielen Dieben will das Boot nehmen.

"Hvárt etið þit allan ostinn?"


"Vér sjám svangan úlf eltr manninn."
Hrafnarnir vilja eta hann allan, því at þeir eru mjök svangir.
Óláfr konungr sér þjófana taka bátinn.
"Ek sé marga þjófa! Ek vil vega þá alla!"
Óláfr vill vega þjófana, en þeir sjá hann koma.
Er þjófarnir heyra Óláf mæla, flýja þeir allir. Konungrinn eltir þá.
"Margr þjófr vill taka bátinn."

Illr draugr vill vega Óláf konung. Hann eltir konunginn ok er hann sér hann, kallar draugrinn, "Óláfr, þú ert
maðr illr mjök ok ragr. Ek hata þik, því at þú vegr góða menn." Óláfr er hræddr ok flýr.
Svartr heitir danskr maðr. Hann veiðir oft fiska ok etr þá því at fiskar eru matr góðr. Svartr ferr ok veiðir marga
stóra fiska er hann vill eta. Er Svartr veiðir fiskana, kømr maðr. Er maðrinn sér Svart veiða fiskana, segir
hann, "Heill, ek heiti Kormákr." Svartr heyrir Kormák mæla ok svarar, "Heill. Svartr heiti ek ok em danskr
maðr." Kormákr spyrr Svart, "Hvárt veiðir þú fiska, Svartr?" "Marga stóra fiska veiði ek, því at þeir eru góðr
matr." Kormákr segir, "Ostr er ok góðr matr, Svartr. Ek hefi hér ost góðan. Hvárt vilt þú ost eta?" "Ek vil fisk ok
ost eta, því at ostr er ok góðr matr. Hvárt vilt þú fisk eta, Kormákr?" "Fiskr er góðr," svarar Kormákr ok tekr
fisk. Svartr tekr ok ost ok etr. Menninir eru mjök svangir. Þeir eta nú alla fiskana ok allan ostinn, ok eru brátt
glaðir menn en eigi svangir.

Ein böser Geist will König Olaf töten. Er verfolgt den König und als er ihn sieht, ruft der Geist "Olaf, du bist
ein sehr böser Mann und feige. Ich hasse dich, weil du gute Menschen tötest." Olaf ist ängstlich und flieht.
Svart heisst ein dänischer Mann. Er fischt oft Fische und isst sie weil Fische gutes Essen sind. Svartr geht
und fischt viele grosse Fische welche er essen will. Als Svart die Fische fischt, kommt ein Mann. Als der
Mann Svart die Fische fischen sieht, sagt er "Hallo, ich heisse Kormak" Svart hört Kormak sprechen und
antwortet "Hallo. Svart heisse ich und bin ein dänischer Mann" Kormak fragt Svart "Fischt du Fische, Svart?"
"Viele grosse Fische fische ich, weil sie gute Nahrung sind." Kormak sagt "Käse ist auch gutes Essen, Svart.
Ich habe hier guten Käse. Willst du Käse essen?" "Ich will Fisch und Käse essen, weil Käse auch gutes
Essen ist. Willst du Fisch essen, Kormak?" "Fische sind gut" antwortet Kormak und nimmt Fisch. Svart
nimmt auch Käse und isst. Die Männer sind sehr hungrig. Sie essen jetzt alle Fische (all die Fische) und den
ganzen Käse und bald sind sie glückliche Männer aber nicht hungrig.

Eine Schlange sieht einen Wolf kommen. Als die Schlange den Wolf sieht, sagt sie "Sss - Wolf, warum
kommst du? Ich besitze all die Fische hier, welche du nehmen willst." Der Wolf ist nicht ängstlich und
antwortet: "Hallo Schlange, jetzt bin ich ein hungriger Wolf und will Fisch essen. Du hast dort viele Fische,
welche du nicht isst." Die Schlange ist wütend und sagt "Ich besitze alle Fische dort, Wolf. Wölfe welche die
Fische essen, sterben alle!" Jetzt ist der Wolf ängstlich, weil eine böse Schlange ihn töten will.
"Du bist eine böse Schlange! Du fischt viele Fische aber isst sie nicht alle. Wir Wölfe sind sehr hungrig und
haben keine Fische. Wir wollen auch Fische essen, Schlange!" Die Schlange sieht den Wolf fliehen. Der
Wolf ist sehr wütend und ruft "Ich hasse böse Schlangen!" Aber die Schlange verfolgt den Wolf nicht, weil sie
glücklich ist aber nicht wütend.

Ormr sér úlf koma. Er ormrinn sér úlfinn, segir hann, "Sss - úlfr, hví kømr þú? Ek á alla fiskana hér, er þú vill
taka." Úlfrinn er eigi hræddr ok svarar, "Heill ormr, nú em ek svangr úlfr ok vil et fisk. Þú hefir þar marga fiska,
er þú etr eigi." Ormrinn er reiðr ok segir, "Ek á alla fiska þar, úlfr. Úlfar er eta fiska deyja allir!" Nú er úlfrinn
hræddr, því at illr ormr vill vega hann. "- Þú ert illr ormr! Þú veiðir marga fiska en etr þá eigi alla. Vér úlfar
erum mjök svangir ok höfum eigi fiska. Vér viljum ok eta fiska, ormr!" Ormrinn sér úlfinn flýja. Úlfrinn er mjök
reiðr ok kallar, "Ek hata illa orma!" En ormrinn eltir eigi úlfinn, því at hann er glaðr en eigi reiðr.

Lektion 4

1. Vokabular

1.1 Nomen
hattr - ein Hut
grautr - ein (etwas) Haferbrei

Einarr
Fjalarr (Zwergenname)
Gandálfr (Zwergenname)

1.2 Konjunktionen:
eða - oder

1.3 Adjektive
glaðr - glücklich, froh
langr - lang
gylltr - golden, vergoldet

1.4 Verben
gefa, gef - geben
foera, foeri - bringen
finna, finn - finden
hlæja, hlæ - lachen

1.5 Adverben
þá - Dann, Danach

2. Grammatik

2.1 Dativ: Geben und bekommen


Bisher haben wir uns mit 2 gegensätzlichen Fällen befasst: Nominativ und Akkusativ. Inzwischen solltest du
das Prinzip dieser Fälle, ihre Unterschiede und Anwendungsmöglichkeiten verstehen. Nehmen wir einen
deutschen Satz: Johann erzählt eine Geschichte.
- Dieser Satz ist vollständig. Es ist klar, dass Johann das Subjekt ist und eine Geschichte das Objekt. Im
Altnordischen wäre Johann in der Nominativform und eine Geschichte in der Akkusativform.
Kommen wir zu einem weiteren Satz:
Johann erzählt Maria eine Geschichte.
- Johann ist immer noch das Subjekt im Nominativ und eine Geschichte ist immer noch das Objekt im
Akkusativ. Aber ein neuer Teilnehmer am Satz ist dazugekommen - Maria, mit einer neuen bisher
unbekannten Rolle. Nehmen wir einen weiteren Satz:
Johann gibt den Hund.
- Dieser Satz ist nicht vollständig, er klingt seltsam. Wir wollen wissen, wem der Hund gegeben wird. Machen
wir ihn also vollständig:
Johann gibt den Hund an Maria.
Und wieder ist Maria ein 3. Teilnehmer am Satz, aber wie verhält sich Maria zu Johann und dem Hund?
Bedenken wir zuerst noch einmal was die Wortreihenfolge damit zu tun hat:
An Maria gibt Johann den Hund.
Den Hund gibt Johann an Maria.
Dank der Fälle (Artikel) ist immer klar, wer was an wen gibt. Daher sind im Altnordischen die Endungen so
wichtig, denn ohne sie wird die Bedeutung des Satzes nicht deutlich, wie es hier im Englischen der Fall wäre
wo erneut die Wortreihenfolge entscheidet und daher nicht alle oben genannten Optionen korrekt wären.
Jedenfalls ist es klar, dass Maria eine neue Rolle einnimmt, welche sich von der Johanns oder der des
Hundes unterscheidet. Wir wissen, Johann ist das Subjekt und der Hund das Objekt, aber was ist mit Maria?
Sie ist ein Objekt, aber anders als der Hund. Der Hund ist ein direktes Objekt - er wird durch die Handlungen
des Subjektes (Johann) direkt beeinflusst. Maria ist ein indirektes Objekt, sie wird nur durch die Handlungen
beeinflusst die Johann mit dem Hund vollzieht.
Kurzum Marias Rolle ist speziell und es ist praktisch, diese Rolle speziell zu Kennzeichnen. Im Deutschen
tun wir das mit dem Wort "an" oder "zu" oder der Deklination des Artikels (dem, der, dem). Wie zu sehen ist,
bleibt das "an" immer vor Maria egal an welcher Stelle im Satz sie steht und zeigt an, dass sie etwas
bekommt.

Wie du sicher schon erraten hast, haben wir es mit einem neuen Fall zu tun - dem Dativ. Und wie du
vermutest, hat das Altnordische eine eigene Endung um diesen Fall zu Kennzeichnen. Das "Da" ist der
Wortstamm des lateinischen Wortes für geben - und damit ist der Sinn des Falles schon erklärt. Er
kennzeichnet den Empfänger einer Sache - die Sache kann alles sein, von Gegenständen zu Geschichten,
zu Handlungen etc. und es kann nicht nur gegeben sondern auch erzählt, geworfen oder übertragen werden
etc.
So, alles was du jetzt noch brauchst um den Dativ zu verwenden sind die Endungen. Also fangen wir an mit
einer Tabelle für die stark männliche Deklination:

Nominativ, SG, ohne Artikel: dvergr, Plural: dvergar. Mit Artikel, SG: dvergrinn, Plural: dvergarnir
Akkusativ, SG, ohne Artikel:dverg, Plural: dverga. Mit Artikel, SG: dverginn, Plural: dvergana
Dativ, SG, ohne Artikel: dvergi, Plural: dvergum. Mit Artikel, SG: dverginum, Plural: dvergunum

Bei der Dativ Plural Endung mit Artikel wird dir auffallen, dass es eine kleine Ungewöhnlichkeit gibt -
eigentlich würde man dvergumnum erwarten, und eigentlich wäre das richtig, allerdings ist es sehr schwierig
und unangenehm "mn" zu sprechen und es klingt eher wie, bzw. wird vereinfacht zu "n" - und das ist hier
passiert. Daher dvergunum.
Die meisten Worte in der stark männlichen Deklination haben das "i" im Dativ, aber nicht alle wie etwa "matr"
- da ist der Dativ gleich wie der Akkusativ der Wortstamm ohne grammatikalische Endung aber mach dir
darüber jetzt noch keine Sorgen.
Das "um" am Ende im Plural ist dagegen für ALLE Deklinationen charakteristisch (auch weiblich und neutral)
und daher typisch und leicht als Dativ plural zu erkennen.

Kommen wir zu den Pronomen:

Nom, Sg - Plural: - ek - vit - vér


Akk, Sg - Plural: - mik - okkr - oss
Dat, Sg - Plural: - mér - okkr - oss
Nom, Sg - Plural: - þú - þit - þér
Akk, Sg - Plural: - þik - ykkr - yðr
Dat, Sg - Plural: - þér - ykkr - yðr
Nom, Sg - Plural: - hann (er) - hon (sie) - þat (es) - þeir(sie, männl.) - - thær (sie weiblich) þau (sie, sächlich)
Akk, Sg - Plural: - hann (ihn) – hana (sie) - þat (es) - þá (männl.) - thær (sie, weiblich) - þau (sächl.)
Dat, Sg - Plural: - hönum (ihm) – henni (sie)- því (ihm) - þeim (männl.) - þeim (weibl.) þeim (neutr.)

Vielleicht stört es dich, dass es bei "hánum" eine -um Endung gibt, wie die Pluralform der Nomen. Das ist
allerdings für Pronomen charakteristisch, da der Artikel ursprünglich zu den Pronomen gezählt wurde.

Fehlen noch die Adjektive:


Nom, Sg: reiðr, Plural: reiðir
Akk, Sg: reiðan, Pl.: reiða
Dat, - Sg: reiðum, Pl.: reiðum

Auch hier verhält es sich ähnlich wie bei Pronomen, allerdings ist der Unterschied zwischen Pronomen und
Adjektiven im Altnordischen nicht immer deutlich.

Wie schon bekannt, führen Endungen mit "um" zu einem "U-Umlaut" Das heisst bei Worten mit "a" im
Stamm musst du aufpassen:

Nomen:
maðr, menn
mann, menn
manni, mönnum

Adjektiv:
glaðr, glaðir
glaðan, glaða
glöðum, glöðum
Pronomen:
allr, allir
allan, alla
öllum, öllum
2.2 Wortreihenfolge: Indirekte Objekte
Üblicherweise wird im Altnordischen das indirekte Objekt vor das direkte Objekt gestellt:
Maðrinn gefr konunginum bátinn. - Der Mann gibt dem König das Boot
Wie so oft ist diese Reihenfolge nicht zwingend. Es ist nur die üblichste Form, aber gerade in skaldischen
Texten kann man alles antreffen.

2.3 Imperativ
Wir befehlen, kommandieren oder legen anderen Menschen nahe etwas zu tun. Dies wird in der Befehlsform
(= Imperativ) ausgedrückt:
"Geh, finde das Auto und bring es her!"

Alle Verben in diesem Satz stehen im Imperativ. Im Altnordischen gibt es keine eigene Endung für den
Imperativ sondern, wie im Deutschen, wird jede grammatikalische Endung weggelassen und nur der infinitive
Stamm verwendet, allerdings ohne das "a" am Schluss. Beispiel:
Veg þú orminn ok tak bauginn er hann hefir. (Töte du die Schlange und nimm den Ring welchen sie hat)
Eine Ausnahme bilden jene Verben, die in der 1. Person Singular ebenfalls ein a im Stamm haben:
Kalla þú mik Hauk! (Ruf du mich Hauk - hier "nenn mich Hauk)

Das zugehörige Pronomen "þú" (oder "þit" or "þér") kann eingefügt werden und wird es normalerweise auch.
Das ist etwas ungewöhnlich für Deutschsprachige die das "du" normalerweise weglassen aber man gewöhnt
sich schnell daran. Das Pronomen kann, muss aber nicht im selben Satz wiederholt werden (...ok tak þú
bauginn...)

Um mehrere Personen zu befehligen nutzt man die Endung -ið:

Vegið þér orminn ok takið bauginn er hann hefir. (Tötet ihr die Schlange und nehmt den Ring, welchen sie
hat)

Der Imperativ wird auch in einigen Grussformen verwendet:

Ver (þú) heill! - Sei heil / gesund. "Alles Gute"


Verið (þér) heilir! Seid heil / gesund - "Alles Gute" Plural
Far vel! Englisch "Fare Well" - Gute Reise, Leb Wohl. (wörtlich - geh gut)

Es gibt aber auch negative Anweisungen:


Geh nicht!
Im Altnordischen wird, wie im Deutschen, einfach ein verneinendes / negatives Adverb verwendet um dies
auszudrücken: Far þú eigi! (Geh du nicht)

2.4 Pronomentrick: Wir Olaf, töten die Schlange


Im Deutschen kennen wir Sätze wie diesen:
Olaf und ich töten eine Schlange.

Das Altnordische hat einen interessanten Weg das Selbe zu sagen: Vit Óláfr vegum orm.
Wörtlich übersetzt würde das bedeuten Wir Zwei Olaf töten eine Schlange - in dem Fall ist klar, dass die
andere Person der Sprecher des Satzes selbst ist, also "ich" - Ich und Olaf töten eine Schlange.
Man könnte auch sagen: Ver Óláfr vegum orm.
In dem Fall wäre die Übersetzung: Wir Olaf, töten eine Schlange. Die genaue Bedeutung ist aber: Ich, Olaf
und ein paar andere Leute töten eine Schlange.

Þeir Óláfr vega orm. - Sie und Olaf töten eine Schlange.
Þit Óláfr vegið orm. - Du und Olaf töten eine Schlange.
Þér Óláfr vegið orm - Ihr und Olaf tötet eine Schlange.

3. Übungen:

Svartr gefr Kormáki fiska. Þá er Kormákr glaðr.


Menninir foera þeim góðan mat.
"Vit foerum góðum manni ost."
Svartr spyrr, "Hví gefr þú mér eigi ost, Kormákr?"
Kormákr svarar, "Ek gef þér eigi ost, því at ek hefi hann eigi."
Kormákr etr allan ostinn en gefr Svarti hann eigi.
Konungrinn foerir Norðmönnunum knífa ok geira.
Þá gefa Norðmenninir hönum langan bát ok gylltan baug.
Maðrinn gefr hánum hatt góðan.

Svart gibt Kormak Fische. Dann ist Kormak glücklich.


Die Männer bringen ihnen gutes Essen.
"Wir beide bringen dem guten Mann Käse"
Svart fragt "Warum gibst du mir keinen Käse, Kormak?"
Kormak antwortet "Ich gebe dir keinen Käse, weil ich keinen habe"
Kormak isst alles vom Käse aber gibt Svart nichts von ihm.
Der König bringt den Norwegern Messer und Speere.
Dann geben die Norweger ihm ein langes Boot und einen goldenen Ring.
Der Mann gibt ihm einen guten Hut.

Dann geben sie einem bösen König einen goldenen Ring.


Die Zwerge bringen dem König einen goldenen Ring.
Der König sagt "Ihr seid gute Zwerge"
Der König nimmt den Ring und gibt den Zwergen einen grossen (Laib) Käse.
Die Zwerge wollen keinen Käse, aber sie nehmen ihn und gehen.
"Warum gebe ich ihnen Käse, welchen sie nicht essen?" fragt König Olaf den Geist.
Der Geist antwortet "Olaf, du bist ein guter Mann. Aber gib Zwergen keinen Käse."

Þá gefa þeir illum konungi gylltan baug.


Dvergarnir foera konunginum gylltan baug.
Konungrinn segir, "Þér eruð góðir dvergar."
Konungrinn tekr bauginn ok gefr dvergunum stóran ost.
Dvergarnir vilja eigi ost, en þeir taka hann ok fara.
"Hví gef ek þeim ost er þeir eta eigi?" spyrr Óláfr konungr drauginn.
Draugrinn svarar, "Óláfr, þú ert góðr maðr. En gef eigi dvergum ost."

Óláfr gefr Svarti hatt, kníf ok hest góðan. Hann segir, "Far þú nú, Svartr, ok finn bauginn er dvergarnir Fjalarr
ok Gandálfr hafa." Svartr svarar, "En Óláfr, hví gefr þú mér eigi mat? Ek em svangr ok vil mat eta."Óláfr gefr
hánum ost, graut, ok fisk ok segir, "Hér hefir þú mat. Far nú ok finn bauginn."
Svartr etr matinn er Óláfr gefr hönum. Hann segir, "grautrinn er þú gefr mér er góðr, Óláfr. Þú ert góðr
konungr."
Svartr ferr nú ok finnr dvergana er hafa bauginn. Hann segir, "Dvergar, gefið mér bauginn. Óláfr konungr vill
hann." Dvergarnir svara, "Vit viljum eigi gefa Óláfi konungi bauginn. Hann er illr konungr." Svartr er reiðr ok
segir, "Gefið mér bauginn eða ek veg ykkr!" Dvergarnir eru eigi hræddir. Þeir hlæja ok Fjalarr segir, "Þú ert
ragr maðr, Svartr. Þú vegr okkr Gandálf eigi. Vit gefum ykkr Óláfi eigi bauginn, ok far þú nú!" Svartr hefir eigi
brand. Hann hefir kníf, en knífrinn er eigi stórr. Hann vegr eigi dvergana ok foerir Óláfi eigi bauginn.

Olaf gibt Svart einen Hut, ein Messer und ein gutes Pferd. Er sagt "Geh du jetzt Svart, und finde den Ring
welchen die Zwerge Fjalar und Gandalf haben." Svart antwortet " Aber Olaf, warum gibst du mir kein Essen?
Ich bin hungrig und will Essen essen." Olaf gibt ihm Käse, Haferbrei und einen Fisch und sagt "Hier hast du
Essen. Geh jetzt und finde den Ring"
Svart isst das Essen welches Olaf ihm gibt. Er sagt "Der Haferbrei welchen du mir gibst ist gut, Olaf. Du bist
ein guter König."
Svart geht jetzt und findet die Zwerge welche den Ring haben. Er sagt "Zwerge, gebt mir den Ring. König
Olaf will ihn." Die Zwerge antworten "Wir beide wollen König Olaf den Ring nicht geben. Er ist ein böser
König." "Svart ist wütend und sagt "Gebt mir den Ring oder ich töte euch beide!" Die Zwerge sind nicht
ängstlich. Sie lachen und Fjalar sagt "Du bist ein feiger Mann, Svart. Du tötest Gandalf und mich nicht. Wir
beide geben dir und Olaf den Ring nicht, und jetzt gehst du!" Svart hat kein Schwert. Er hat ein Messer, aber
das Messer ist nicht gross. Er tötet die Zwerge nicht und bringt Olaf keinen Ring.

Erik, ein Dieb, sieht Männer essen. Sie essen guten Haferbrei, viele Fische und einen grossen (Laib) Käse.
Erik will das Essen, weil er sehr hungrig ist. Er sagt "Hallo, ich bin hungrig. Gebt ihr einem hungrigen Mann
Essen?" Sie antworten "Nimm du Essen. Wir geben ihn dir. Aber die Elfen sind auch hungrig. Nimm den
Haferbrei und gib ihn ihnen. Erik findet Elfen. Er bringt hungrigen Elfen Essen, weil er ein guter Mann ist.

Eiríkr, þjófr, sér menn eta. Þeir eta góðan graut, marga fiska, ok stóran ost. Eiríkr vill matinn, því at hann er
mjök svangr. Hann segir, "Heilir, ek em svangr. Hvárt gefið þér svöngum manni mat?" Þeir svara, "Tak þú
mat. Vér gefum þér hann. En álfarnir eru ok svangir. Tak grautinn ok gef þeim hann. Eiríkr finnr álfa. Hann
foerir svöngum álfum mat, því at hann er góðr maðr.

Lektion 5:

1. Vokabular:

1.1 Nomen:

skógr - ein Wald


vágr - Eine Bucht, Felsniesche, kleine Höhle.
hólmr - eine Insel
garðr - eine Stadt, eine Stadtmauer, ein Hof, ein Stadtstaat aber auch : Ein Garten
haugr - ein Hügel, Grabhügel, Erdhaufen, Misthaufen. "Hügel" trifft es gut
eldr - ein Feuer
vindr- ein Wind
vangr - eine Wiese, eine Lichtung, ein freies Feld (kein Farmland), Anger
brunnr - ein Brunnen, eine Quelle
heimr - ein Heim, ein Heimatland aber auch eine Welt.
oddr - eine Spitze, ein Stachel, ein Punkt
fors - ein Wasserfall
sandr – ein Strand, (ein) Sand

Namen:
Ragnarr
Hjálmarr
Oddr
Úlfarr

Orte:
Noregr - Norwegen
Hólmgarðr - "Inselstadt" - eine schwedische Kolonie in Russland (bekannter als Nowgorod)
Austrvegr - "Ostweg" - Altnordische Bezeichnung für Russland.
Vestrvegr - "Westweg" - altnordische Bezeichnung für die britischen Inseln (inklusive Irland)
Vinland - "Weinland" - altnordische Bezeichnung für Amerika (Gegend USA)

1.2 Konjunktionen
ef - falls, wenn, ob (Vergleich Englisch: if)
þar er - wo (wörtlich - dort ist - dort wo)

1.3 Adjektive
djúpr - tief
ungr - jung
ríkr - reich - im Sinne von wohlhabend, vermögend
heiðr - klar, rein, licht, geräumt, gesäubert
bjartr - hell. Aber auch hellhäutig oder blond
sterkr - stark
víðr - weit, umfassend, ausgedehnt, umfangreich, erheblich.
breiðr - breit
feigr - todgeweiht, "bereits tod" Verflucht zum Tod
spakr – wissend, gebildet

1.4 Verben
sigla, sigli - segeln
ganga, geng - gehen, im Sinne von spazierengehen, gemütlich gehen (Englisch walk)
bjóða, býð - anbieten, befehlen, kommandieren. (Kommt daher, dass man ein "Angebot" einer
einflussreichen Person nicht einfach ablehnen kann und es daher einem Befehl gleichkommt. Wenn die
Polizei dir "anbietet" dich zu ergeben ist das auch mehr ein Befehl als ein Angebot)
sýna, sýni - zeigen, darstellen
búa, bý - bewohnen, leben in
brenna, brennr - brennen
blása, blæs - blasen, wehen
falla, fell - fallen
skína, skín - glänzen, scheinen, strahlen
standa, stend - stehen
lifa, lifi - leben
reisa, reisi - errichten, bauen, aufbauen

1.5 Adverben
meðan - während, als, solange
svá – solch, derartig, derart, anschliessend, dann, danach, damals, so, dieses, dieser, diese, es
heim - heimwärts, nach Hause
vel - gut, wohlauf, gesund
sem - sowie, ähnlich, wie, dergleichen

1.6 Präpositionen
í + Akk - in, in den, hinein,
í + Dat - im, innen drin, innen
á + Akk - hinauf, auf das
á + Dat - auf dem, oben, oberhalb
ór + Dat - aus dem, hinaus, vom...heraus.
með + Dat - mit, mit dem, mithilfe von, begleitend.

1.7 Pronomen
fáir - wenig, wenige (im Plural Dativ fám nicht fáum)
sumir - einige
báðir - beide
hvat? - was?

1.8 Phrasen

"gefa grið" - Gnade erweisen, Gnade gewähren, Gnade geben


Beispiel: illr maðr gefr mér eigi grið - ein böser Mann gewährt mir keine Gnade.

2. Grammatik

2.1 Präpositionen
Bisher sind wir ganz ohne Präpositionen ausgekommen. Allerdings sind Präpositionen im Altnordischen wie
im Deutschen sehr praktisch und wichtig um auf den Punkt zu kommen und langatmige Umschreibungen zu
vermeiden. Allerdings benötigen viele altnordische Präpositionen den Dativ, weshalb wir uns erst jetzt mit
ihnen befassen.
Warum sollten Präpositionen den Dativ benötigen? Unsere erste Erklärung war ja, dass der Dativ der Fall
von Geben und nehmen ist - das ist richtig, aber im Altnordischen erfüllt der Dativ noch einige weitere
Funktionen. Der Grund dafür ist, dass der Dativ im Altnordischen, sowie im modernen Isländisch und
Faröerisch, das Endergebnis einer Fusion (Verschmelzung) vieler verschiedener Fälle aus den Vorgängern
(Protogermanisch, Indogermanisch) ist.
In der "Ursprache" von Altnordisch (und der allermeisten Sprachen im Raum Europa bis Indien und Persien)
gab es viel mehr Fälle - und Endungen, wie wir aus der Linguistik Wissen MINDESTENS 8. (In Deutsch gibt
es nur 4, 6 in Latein und 7 in Protogermanisch)
Und jeder dieser Fälle hatte seinen eigenen Zweck. 4 Indogermanische Fälle wurden im Altnordischen zum
Dativ:
- Lokativ: Der Fall welcher den Ort angibt, er dient zur Anzeige der Position des Subjektes. Der Fall wurde zu
Wörtern wie "im" "auf "neben"
- Ablativ: Der Fall welcher angibt woher etwas kommt. Wörter wie "vom" "aus dem" "hinaus" beschreiben ihn.
- Instrumental: Beschreibt Wörter welche durch das Subjekt beeinflusst oder verwendet werden. Er wird
durch Wörter beschrieben wie "mit" "mithilfe" "durch"
- Dativ: Der Fall kennzeichnet das indirekte Objekt, meist den Empfänger einer Sache. Gekennzeichnet wird
das im Deutschen oft durch "dem" oder "der".

Im Indogermanischen hatten diese Fälle alle eigene Endungen. Im Altnordischen dagegen wurden alle diese
Fälle im Dativ vereint während sie durch spezielle Wörter ihre ursprüngliche Bedeutung und ihren Sinn
erhielten.

Damit dürfte klar sein, dass im Altnordischen der Dativ für viele Präpositionen wichtig ist. Viele Präpositionen
haben eine Bedeutung welche ansonsten dem Lokativ oder Ablativ zugeordnet würde.
Vielleicht wunderst du dich, welcher Fall "hinein" oder "hinauf" wäre. Der Lokativ beantwortet "wo? " und der
Ablativ beantwortet "woher?" und das "wohin?" - "hinein" gehört zu einem Fall, den man Allativ nennt.
Allerdings hatten nichtmal die Indogermanen Endungen für den Allativ, stattdessen wurde er dem Akkussativ
zugeordnet (mit Präpositionen) So sollte es nicht verwundern, dass auch im Altnordischen der Akkusativ für
einige Präpositionen eine wichtige Rolle spielt, und jene eine allative Bedeutung haben.

Daher werden Präpositionen mit Wort und benötigtem Fall angezeigt, da die Bedeutung einer Präposition mit
dem Fall wechselt. So bedeutet í + Akkusativ etwas anderes wie í + Dativ obwohl das "Wort" í das Gleiche
ist.

2.2 Befehle
Jetzt da du den Dativ gelernt hast, wird es Zeit weitere Verwendungsmöglichkeiten zu besprechen. Eine
Solche benötigt Wörter wie "befehlen"
"Ich befahl ihm anzuhalten"
"ihm" ist im Dativ also bekommt etwas, und er bekommt es von "ich" dem Subjekt. Aber was bekommt er?
"anzuhalten" Das ist kein Nomen, aber infinitive Verben verhalten sich manchmal wie Nomen. Man kann
auch sagen er bekommt einen Befehl - und der lautet "anzuhalten"

Wörter die ähnlich verwendet werden können sind "raten (anraten)" "empfehlen" "kommandieren" "sagen"
Die gute Nachricht ist, dass dies im Altnordischen ähnlich funktioniert. Das altnordische Wort für "sagen" ist
segja, aber auch für erzählen, da Altnordisch dazwischen nicht unterscheidet.

Kommen wir zu Beispielen:


Ek gef hánum mat. - Ich gebe ihm Essen.
Nehmen wir die neue Struktur dazu und wir haben
Ek segi hánum at eta. - Ich sage ihm zu essen (Ich sage ihm er solle essen)

Während "segja" nicht falsch ist, war es doch weit gebräuchlicher das Verb bjóða (anbieten) zu verwenden.
Ek býð hánum at eta. - Ich biete ihm an zu essen.
Wie schon gesagt haben höherrangige Wikinger jedoch oft Angebote gemacht die man nicht ausschlagen
konnte, daher bedeutet bjóða oft auch einfach nur befehlen. Obwohl man nicht gezwungen war einem
"Befehl" nachzukommen, konnten einem doch einige Nachteile entstehen, wenn man ein "Angebot" nicht
wahrnahm.

2.3 Beurteilung

Eine weitere Funktion des Dativ und Infinitiv ist die Beurteilung:
Ek kalla hann ragan. - Ich nenne ihn feige.
Altnordisch benutzt dafür oft auch das Wort "segja"
Ek segi hann ragan. - Ich sage er ist feige.

Eine weitere Verwendung ergibt sich mit dem Wort "vilja" - wollen.

Ek vil hann dauðan. - Ich will ihn tot. (sehen)

2.4 Eine weitere Verbkonjugation:

Verben die keine "a" Endung haben und deren Stamm keine langen Vokale hat und auf "s" oder "n" enden
haben keine r Endung - stattdessen wird das "r" der grammatikalischen Endung zu "s" oder n":

ek blæs
þú blæss
hann blæss
ek skín
þú skínn
hann skínn

Und eben nicht "hann blæsr" sondern blæss.

Verben die auf einen Vokal enden sind davon nicht betroffen:

ek reisi
þú reisir
hann reisir

3. Übungen

Übersetze:

Úlfrinn gengr í skóginn.


Úlfrinn gengr í skóginum.
Eldr mjök bjartr brennr í garðinum.
Ragnarr ferr með víkingum í váginn.
Þar vegr hann úlfana með geirinum.
Ragnarr kømr í Eiríksheim með bátinum.
Með hánum eru fáir menn.
"Hví eru sumir eigi glaðir?" spyrr Oddr.
"Fám mönnum, er mik feigan vilja, gef ek grið," segir Úlfarr jarl.

Lösung:

Der Wolf geht in den Wald.


Der Wolf geht im Wald (umher)
Ein helles Feuer brennt in der Stadt
Ragnar geht mit einigen Wikingern in die Bucht
Dort tötet er die Wölfe mit dem Speer.
Ragnar kommt nach Eriksheim mit dem Boot.
Mit ihm sind wenige Männer (unterwegs)
"Warum sind einige nicht glücklich?" fragt Odd.
"Wenigen Männern, welche mich verfluchen wollen, gewähre ich Gnade" sagt Jarl Ulfar.

Übersetze:

Ein junger Mann segelt in einer Bucht.


Er geht aus dem Boot und in die Insel.
Die Wikinger warten mit dem Jarl im grossen Wald, in (auf) der Insel.
Der Mann findet die Wikinger und den Jarl im Wald.
Der Jarl sagt "Einige wollen mich tot sehen. Willst du dies?"
"Das will ich, Jarl. Hier stehe und falle ich."
"Wenigen Männern gewähre ich Gnade. Wenn du nicht gehst, töte ich dich"
Die Wikinger sagen "Geh nach Hause oder sei verdammt"

Lösung:

Ungr maðr siglir í váginum.


Hann gengr ór bátinum ok í hólminn.
Víkingarnir bíða með jarlinum í stórum skógi, í hólminum.
Maðrinn finnr víkingana ok jarlinn í skóginum.
Jarlinn segir, "Sumir vilja mik feigan. Hvárt vilt þú svá?"
"Svá vil ek, jarl. Hér stend ek ok fell."
"Fám mönnum gef ek grið. Ef þú ferr eigi, veg ek þik."
Víkingarnir segja, "Far heim, eða ver feigr."

Übersetze:

Oddr ok Ragnarr heita menn. Oddr er maðr ungr ok bjartr, ok sterkr mjök. Ragnarr er maðr mjök ríkr. Ragnarr
á bát góðan ok langan mjök. Þeir eru báðir Norðmenn ok búa í Noregi.
Ragnarr býðr Oddi ok mörgum víkingum at fara í bátinn. Þeir fara nú allir ok sigla. Þeir sigla í stórum vági. Ór
bátinum sjá þeir hólm. Þar er sandr ok skógr. "Hólmrinn heitir Geirshólmr," segir Ragnarr Oddi. "Í skóginum
þar er ok Geirshaugr, en þar býr Geirr, illr draugr." Þeir sjá ok vang mjök víðan ok heiðan. Oddr spyrr, "Hvat
heitir þá vangrinn, svá heiðr?" "Hann heitir Heiðvangr. Þar blása vindar sterkir," svarar Ragnarr hönum. "Þar
á ek marga hesta, ok eta þeir vel í vanginum. Í Heiðvangi er ok brunnr mjök djúpr," segir hann. Oddr sér fors
breiðan ok spyrr, "Hvat heitir forsinn, er þar fellr?" Ragnarr svarar hönum, "Forsinn heitir Skógarfors, ok er
breiðr mjök." Ragnarr sýnir Oddi vága, hólma, skóga, sanda, forsa, ok vanga, meðan þeir sigla. Oddr segir,
"Þú ert maðr mjök spakr ok mælir vel, Ragnarr, ok kenni ek nú marga vága ok vanga hér í Noregi."
Brátt koma þeir í Úlfarsheim, þar er Úlfarr jarl býr. Úlfar hatar mjök Ragnarr ok vill hann feigan. Er þeir ganga
ór bátinum ok á sandinn, segir hann, "Hér í Úlfarsheimi býr Úlfarr, jarl illr ok ríkr. Hann gefr eigi góðum
mönnum grið."
Þeir ganga nú í Úlfarsheim ok sjá stóran garð. Ragnar maelir, "Garðrinn er mjök stórr. Hann er svá stórr sem
Hólmgarðr." Þá svarar Oddr, "Eigi kenni ek Hólmgarð." Ragnarr segir hönum, "Þú ert ungr maðr, Oddr, ok
eigi spakr. Hólmgarðr er stórr garðr í Austrvegi. Þar eru margir vargar í víðum skógum."

Lösung:

Odd und Ragnar heissen Männer. Odd ist ein junger Mann und blond und sehr stark. Ragnar ist ein sehr
reicher Mann. Ragnar besitzt ein gutes und sehr langes Boot. Sie sind beide Norweger und leben in
Norwegen.
Ragnar bietet Odd und vielen Wikingern an, in das Boot zu gehen. Sie gehen jetzt alle und segeln. Sie
segeln in einer grossen Bucht. Vom Boot aus sehen sie eine Insel. Dort ist (ein) Strand und ein Wald. "Die
Insel heisst Speerinsel" sagt Ragnar zu Odd. "Im Wald dort ist auch Speerhügel, aber dort wohnt Speer, ein
böser Geist." Sie sehen auch eine sehr weite und klare Wiese. Odd fragt "Was heisst (wie) die Wiese dort,
so frei?" "Sie heisst Lichtungswiese. Dort wehen die Winde stark." antwortet ihm Ragnar. "Dort besitze ich
viele Pferde und sie essen gut in (auf) der Wiese. In Klarwiese ist auch ein sehr tiefer Brunnen" sagt er.
Odd sieht einen breiten Wasserfall und fragt "Was (wie) heisst der Wasserfall, der dort fällt?"
Ragnar antwortet ihm "Der Wasserfall heisst Waldwasserfall und ist sehr breit."
Ragnar zeigt Odd Buchten, Inseln, Wälder, Sände (Strände), Wasserfälle und Wiesen, während sie segeln.
Odd sagt "Du bist ein sehr wissender Mann, und sprichst gut, Ragnar, und jetzt kenne ich viele Buchten und
Wiesen hier in Norwegen."
Bald kommen sie nach Wolfsheim, wo Jarl Wolf lebt. Wolf hasst Ragnar sehr und will ihn tot sehen.
Als sie vom Boot und in den Strand (auf den) gehen, sagt er "Hier in Wolfsheim lebt Wolf, ein böser und
reicher Jarl. Er gewährt keinen guten Männern Gnade."
Sie gehen jetzt nach Ulfarsheim und sehen eine grosse Stadt. Ragnar spricht "Die Stadt ist sehr gross. Sie
ist ebenso gross wie Nowgorod." Dann antwortet Odd "Ich kenne Nowgorod nicht"
Ragnar sagt zu ihm "Du bist ein junger Mann, Odd, und nicht gebildet. Nowgorod ist eine grosse Stadt in
Russland. Dort sind viele Wölfe in weitläufigen Wäldern"

Übersetze:

Als Wolf Ragnar mit einem jungen Mann und vielen Wikingern kommen sieht, sagt er "Viele Feuer brennen
in mir, während Ragnar lebt. Ich gebe ihm keine Gnade, wenn er nicht bald aus Wolfsheim geht."
Die Männer sind ängstlich, welche mit ihm sind, als sie hören, was er spricht. Wolf nimmt ein Schwert und
ein Pferd und geht.
Während sie gehen, fragt Odd Ragnar viel. Aber Ragnar antwortet ihm nicht. Er sagt "Wolf kommt bald.
Sprich nicht, er will uns alle tot (sehen)."
Aber Odd und die Wikinger sprechen nicht. Sie stehen und sind ängstlich. Jetzt sieht Ragnar auch, was sie
sehen.
Er sieht Wolf auf einem Pferd. Der Wind weht als er spricht "Ihr seid alle todgeweihte Männer. Ich gebe
Männern wie euch keine Gnade."
Als er kommt, sehen sie das Feuer in ihm brennen. Odd und die Wikinger fliehen. Sie wollen nicht in
Wolfsheim sterben. Ragnar sieht sie fliehen und ruft "Ihr seid alle feige! Aber jetzt fliehe ich auch, weil Wolf
keine Gnade gewähren will." Also flieht er mit den Männern. Wolf verfolgt sie nicht. Er sagt "Einigen Männern
gewähre ich Gnade - feigen Männern."

Lösung:

Er Úlfarr sér Ragnar koma með ungum manni ok mörgum víkingum, segir hann, "Margir eldar brenna í mér,
meðan Ragnar lifir. Ek gef hánum eigi grið ef hann ferr eigi brátt ór Úlfarsheimi." Menninir eru hræddir, er eru
með hönum, er þeir heyra hann mæla svá. Úlfarr tekr brand ok hest, ok ferr.
Er þeir ganga, spyrr Oddr mjök Ragnari. En Ragnarr svarar hönum eigi. Hann segir, "Ufarr kømr brátt. Mæl
eigi, hann vill oss alla feiga." En Oddr ok víkingarnir mæla eigi. Þeir standa ok eru hræddir. Nú sér Ragnarr
ok þat þeir sjá.
Hann sér Úlfar á hesti. Vindrinn blæss er hann mælir, "Þér eruð allir feigir menn. Ek gef eigi mönnum sem
yðr grið." Er hann kømr, sjá þeir eldinn er brennr í hönum.
Oddr ok víkingarnir flýja. Þeir vilja eigi deyja í Úlfarsheimi. Ragnarr sér þá flýja ok kallar, "Þér eruð allir ragir!
En nú flý ek ok, því at Úlfarr vill gefa eigi grið." Svá flýr hann með mönnunum. Úlfarr eltir þá eigi. Hann segir,
"Sumum mönnum gef ek grið - rögum mönnum."
Lektion 6

Vokabular

1.1 Verben:
elda, elda: kochen

2. Grammatik:

2.1 Umlaute
Umlaute sind ein wesentlicher Bestandteil der altnordischen und anderer germanischer Sprachen. Für
Studenten mit nichtgermanischer Muttersprache sind die Umlaute oft die grösste Hürde. Um das zu
verstehen sehen wir uns kurz den Ursprung der Umlaute an.
In den germanischen Sprachen traten die Umlaute über grössere Zeitperioden auf, wobei die Sprecher der
Sprache versuchten die grosse Anzahl verschiedener Endungen zu beseitigen und stattdessen die Qualität
eines Vokals zu ändern (Qualität - a zu o oder o zu ü. Quantität wäre die Anzahl bzw. Länge der Vokale wie
bei Boot)
Vor der Einführung der Umlaute waren die germanischen Vokale auf (wie im modernen Deutsch gesprochen)
a, e, i, o, u beschränkt. Durch den Umlaut wird oft eine Endung weggelassen aber dafür ein Vokal im
Wortstamm verändert. So entstanden neue Vokale wie ä, ö, ü.
Es gibt 3 "übliche" Umlaute in der altnordischen Sprache - den a, u und i Umlaut, benannt nach dem am
Ende verschwindenden Vokal. Für die altnordische Sprache ist nur eine Form des u Umlautes und der i
Umlaut wichtig. Der i Umlaut ist sehr wichtig, da einige Deklinationen davon abhängen, ob er vorhanden ist
oder nicht.
Der i Umlaut sorgt dafür, dass Vokale in Richtung eines "i" verschoben werden:
a>e
á>æ
o>ø
ó > oe
u>y
ú>ý
jú > ý
jó > ý
au > ey

Ein paar Beispiele von Wörtern die wir schon kennen:

hafa > hef


blása > blæs
koma > køm
róa > roe
búa > bý
bjóða > býð

Der i Umlaut ist wichtig für viele Deklinationen, Verbformen und Anderes.
Der u Umlaut hat nur eine Form die wichtig ist:
a>ö
Diese Form ist der "beständige" u Umlaut, da die Endung trotz Umlaut erhalten geblieben ist - etwa bei
bekannten Dativ Formen: rögum mönnum
Es gibt noch andere Formen des U Umlauts diese sind aber seltener und befassen sich mit einer Deklination
die wir noch nicht kennen gelernt haben.

2.2 Artikelverwendung
Es ist eine generelle Problematik, dass die Verwendung von bestimmten Artikeln in verschiedenen Sprachen
unterschiedlich ausfällt. Die Artikel im altnordischen werden ähnlich, aber nicht genauso wie im Deutschen
verwendet. Sehen wir uns also einige Beispiele zur Verwendung des altnordischen bestimmten Artikels an.
Vorweg, im Altnordischen werden bestimmte Artikel seltener verwendet als im Deutschen - in der Poesie
werden bestimmte Artikel so gut wie überhaupt nicht verwendet. Eine generelle Regel wäre - wenn du dir
nicht sicher bist ob an einer Stelle ein bestimmter Artikel verwendet wird oder nicht, lass ihn weg. Wenn du
altnordische Texte ins Deutsche übersetzt, wirst du den Artikel aufgrund eines besseren Deutschs öfter
einfügen müssen.
Der uns bekannte bestimmte Artikel ist ein schwer zu definierendes Konzept. Vereinfachend gesagt, wird der
Artikel verwendet um sich auf etwas zu beziehen, das dem Leser bereits bekannt ist, entweder aus dem
früheren Text oder einer anderen Quelle deren Kenntnis der Autor vom Leser erwartet (etwa der
Weihnachtsmann) Auf Deutsch könnte das so aussehen:
Ein Graf lebt in Norwegen (Vorstellung). Der Graf ist reich (Bezug)
Würde man sagen "Ein Graf ist reich" wäre der Leser verwirrt. Er würde nun denken es handle sich um einen
anderen Grafen, also 2 Grafen, nicht ein und den selben. Der 2. Satz impliziert, dass er sich auf einen
anderen Grafen bezieht und der 1. Satz in keinerlei Bezug zum 2. steht. Machen wir weiter:
Der Graf heisst Ragnar. - Jetzt haben wir eine 3. Bezugsmöglichkeit für den Grafen - und natürlich eine 4.
Indem wir "er" sagen was hier im 3. Satz normalerweise als Bezugswort verwendet worden wäre, aber wir
lassen Pronomen mal aussen vor. Von jetzt an wäre es üblich den Grafen einfach als Ragnar zu bezeichnen:
Eines Tages geht Ragnar jagen. - damit haben wir 3 Ebenen des Bezuges:
Unbekannt (unbestimmer Artikel - ein Graf)
Vorgestellt (bestimmter Artikel - der Graf)
Bekannt (Name)
Das ist das deutsche System. Im Altnordischen ist das ein wenig anders:
Í Noregi býr jarl. (Unbekannt, Vorstellung)
Jarlinn heitir Eiríkr. (Vorgestellt, Bezug)
Gengr nú Eiríkr í skóg. (Bekannt)
Anders als im Deutschen, können wir uns auf Eirik aber auch durch seinen Titel beziehen, aber ohne Artikel:
Gengr nú jarl í skóg.
- Das ist in altnordischen Texten üblich. Mit "Titel" ist in diesem Kontext aber etwas spezifisches, die Person
deutlich identifizierendes gemeint wie etwa ein Titel (so viele Jarle gibts nun nicht) es kann aber auch eine
Eigenschaft sein wie sveinn (junger Mann) oder karl (alter Mann) aber nicht zu allgemeines wie maðr -
obwohl auch das vorkommen kann (etwa wenn sonst nur Frauen in der Geschichte erwähnt werden)
Auf den Namen wird weniger Bezug genommen, ausser es ist die einzige Möglichkeit dem Leser klar zu
machen wer gemeint ist.

2.3 Wortreihenfolge
Wir haben damit begonnen, dass im Altnordischen, anders als im Deutschen, die Wortreihenfolge frei ist.
Das ist korrekt in Bezug auf "Nomenteile" also Wörter die sich auf ein Nomen beziehen wie etwa Adjektive,
Präpositionen etc. Das Altnordische benutzt Endungen um klar zu machen, welches Wort sich auf welches
Wort bezieht.
Syntax ist die Lehre der Wortreihenfolge - die "Nomensyntax" kennen wir nun, dort ist die Wortreihenfolge
frei (obwohl manche Dinge üblicher sind und allgemein verwendet werden wie etwa, dass der Titel nach dem
Namen steht). Die Verbsyntax im Altnordischen ist jedoch ziemlich strikt.
Nehmen wir
"Der Wolf geht aus dem Wald"
"Dann geht der Wolf aus dem Wald"
Wie im Deutschen, ist es im Altnordischen zwingend nötig, dass das Verb an 1. oder 2. Stelle im Satz steht
(bekannt als V2 Regel) also:
Úlfrinn gengr ór skóginum.
Nú gengr úlfrinn ór skóginum.
Aber NICHT: Nú úlfrinn gengr ór skóginum (was im Englischen zulässig wäre)
Nehmen wir nun einen Satz in dem der "Verbteil" mehr als nur ein Wort beinhaltet:
Nú vill Úlfrinn ganga ór skóginum
- hier ist "vill ganga" der Verbteil. vill ist die finite Verbform und muss daher an 1. oder 2. Stelle stehen.
Ganga steht im infinitiv und ist nicht an seine Position gebunden da es zum "Nomenteil" gezählt wird
(Praktisch gesehen ist der ganze Verbteil nur ein Stück des Nomenteiles) und damit ist die Position von
ganga nicht relevant. Es könnte auch heissen:
Nú vill Úlfrinn ór skóginum ganga.
Das klingt kompliziert, aber wenn man fleissig altnordische Texte liest gewöhnt man sich schnell daran.
Allerdings darf man sich nicht drauf verlassen, dass die grammatikalischen Regeln von Altnordisch immer im
Deutschen zutreffen auch wenn es oft der Fall ist (das gilt übrigens für alle heutigen germanischen Sprachen
ausgenommen Englisch)
Eine weitere wichtige Regel ist, dass Konjunktionen nicht als Satzteil gezählt werden:
Menninir vilja flýja.
Svá vilja menninir flýja.
Því at menninir vilja flýja.
Svá ist ein Adverb, Því at ist eine Konjunktion - darum steht das Verb hier scheinbar an 3.er Stelle (bzw 4.
aber Því at ist im Grunde ein Wort auch wenn es aus 2 besteht)
Technisch gesehen ist der 3. Satz mit dem 1. Satz identisch, nur dass eine Konjunktion vorne dran gesetzt
wurde.
Es ist daher wichtig zu überlegen ob solche "strukturellen" Worte Konjunktionen oder Adverben sind.
Besonders beim Wort "ok" das je nachdem Konjunktion oder Adverb sein kann:
"-ok þú ert maðr feigr, jarl." (Konjunktion) -und du bist ein todgeweihter Mann, Graf
"Þú ert ok maðr feigr, jarl." (Adverb) -Du bist auch ein verfluchter Mann, Graf
Auch muss man beachten, dass in einer Satzreihe, welche Komponenten teilt - also nachfolgende Satzteile
sich auf etwas beziehen das schon in vorigen Satzteilen gesagt wurde - das Bezugswort weggelassen wird
sofern klar ist, auf was man Bezug nimmt - gilt die V2 Regel wie im 1. Satzteil. Das klingt ziemlich verwirrend
also ein Beispiel:
Þá ferr hann, ok [þá] vegr hann marga menn.
Þá wird im 2. Satztteil weggelassen weil es unnötig ist, aber was die Wortreihenfolge betrifft, beeinflusst es
den Satz als wäre es vorhanden.
Ef maðrinn sér úlfa, [þá] flýr hann.
- Oft wird das þá in "Wenn, dann" Sätzen weggelassen, die Wortreihenfolge bleibt aber davon beeinflusst als
ob es vorhanden wäre.
Direkte Rede gilt im Satz als eine adverbiale Komponente innerhalb des Teilsatzes. Ein ganzer Satz in der
direkten Rede kann zu einem adverbialen Anteil einer "sagt er" Konstruktion werden:
Maðr heitir Haukr. "Eigi em ek norskr maðr," segir Haukr
Es kann aber NICHT "Haukr segir" sein, weil es die V2 Regel verletzen würde, da die vorangehende Rede
als Satzteil gilt und daher das Verb an 2.er Stelle stehen muss.

3. Übungen:

Í Noregi eru margir vágar, sumir djúpir, sumir langir. Norskir víkingar sigla í vágana, í löngum bátum. Í
vágunum eru ok oft hólmar. Í hólmunum vega víkingarnir menn. Þar eru ok haugar, þar er illir draugar búa.
Draugarnir eru oft reiðir, ok hata alla menn.
Í Noregi eru ok skógar víðir, vangar heiðir ok forsar breiðir. Í skógunum búa góðir álfar, en ok illir vargar.
Menn er ganga í skóga eru oft hræddir, því at vargarnir vilja vega þá ok eta. Ef vargar finna menn í
skógunum, eru menninir feigir. Í vöngunum eru hestar, er eta þar ok lifa vel. Í forsunum er falla eru margir
fiskar, er menn veiða.
Dvergar eru þar ok, er hafa gyllta bauga. Dvergarnir vilja eigi gefa mönnum baugana.
Þar í Noregi búa margir menn. Sumir eru jarlar mjök ríkir, sumir víkingar sterkir. Fáir eru konungar, fáir eru illir
ok fáir ragir. Sumir menn eru spakir mjök, ok mæla vel. Spakir kenna marga heima ok marga menn.
Fiskr er norskum mönnum ("for Norwegian men") góðr matr. Þeir fara í vágana ok forsana ok veiða fisk. Svá
elda þeir fiskinn í eldi, er brennr. Meðan þeir elda hann, mæla þeir ok hlæja. Ostr er ok góðr matr, ok eta
menninir ok ost með fiskinum. Góðir menn gefa svöngum ost ok fisk at eta. Svangir eta allan mat, er góðir
gefa þeim.
Ragnarr er jarl spakr. Hann kennir Austrveg, heim mjök stóran. Í Austrvegi eru margir garðar, víðir skógar ok
vargar mjök illir. Garðr í Austrvegi heitir Hólmgarðr. Fáir garðar eru svá stórir, sem Hólmgarðr er. Í Noregi eru
eigi garðar svá stórir. Í Hólmgarð sigla víkingar er vilja vera ríkir. Því at í Hólmgarði eru margir ríkir.

In Norwegen sind viele Buchten, einige tief, einige lang. Norwegische Wikinger segeln in die Buchten hinein,
in (auf) langen Booten. In den Buchten sind oft auch Inseln. In (auf) den Inseln töten die Wikinger Menschen.
Dort sind auch Gräber, wo (in denen) böse Geister wohnen. Die Geister sind oft wütend und hassen alle
Menschen.
In Norwegen sind auch weite Wälder, freie Wiesen und breite Wasserfälle. Innerhalb der Wälder wohnen
gute Elfen, aber auch böse Wölfe. Menschen welche in Wälder gehen sind oft ängstlich, weil die Wölfe sie
töten und dann essen wollen. Wenn Wölfe Menschen in den Wäldern finden, sind die Menschen todgeweiht.
In den Wiesen (auf den) sind Pferde, welche dort essen und gut leben.
In den Wasserfällen, welche fallen, sind viele Fische, welche Menschen fischen (von Menschen gefischt
werden)
Dort sind auch Zwerge, welche goldene Ringe haben. Die Zwerge wollen Menschen die Ringe nicht geben.
Dort in Norwegen, leben viele Menschen. Manche sind sehr reiche Jarle, Manche starke Wikinger. Wenige
sind Könige, Wenige sind böse und Wenige feige. Einige Menschen sind sehr weise, und reden gut.
Weise kennen viele Welten und viele Menschen.
Fisch ist (für) norwegische Menschen gutes Essen. Sie gehen in (zu) Buchten und Wasserfällen und fischen
Fisch. Dann kochen sie den Fisch im Feuer, welches brennt. Während sie ihn kochen, sprechen sie und
lachen. Käse ist auch gutes Essen, und die Männer essen auch Käse mit dem Fisch (zu dem)
Gute Männer geben Hungrigen Käse und Fisch zu essen.
Hungrige essen alles vom Essen, welches Gute ihnen geben.
Ragnar ist ein weiser Jarl. Er kennt Russland, ein grosses Land. In Russland sind viele Städte, weite Wälder
und sehr böse Wölfe. Eine Stadt in Russland heisst Inselstadt (Nowgorod) Wenige Städte sind so gross, wie
Inselstadt es ist. In Norwegen sind keine so grossen Städte. Nach Inselstadt segeln Wikinger, welche reich
sein wollen. Weil in Inselstadt Viele reich sind.

Lektion 7

1. Vokabular

1.1 Nomen
þegn - Thane, Adliger
sporðr - Schwanz (etwa eines Fisches oder einer Schlange)

1.2 Pronomen
sik - ihmselbst, ihrselbst, ihmselbst, sichselbst, sich

1.3 Adjetive
saðr / saddr - satt sein, gesättigt sein
vándr - böse, bösartig, krank, schlimm, furchtbar, grauenhaft
fastr - eng, fest, festgefahren, verbohrt
sjálfr - selbst

2. Grammatik

2.1 Genitiv: Besitz


Der letzte noch fehlende Fall im Altnordischen ist der Genitiv. Es ist der Fall, welcher Besitz anzeigt. Generell
in den germanischen Sprachen wird der Genitiv mit der "s" Endung gekennzeichnet. Beispiele:
Johanns Buch. Annas Bild. Englisch: Davids car, Michaels house. Auch im Altnordischen wird der Genitiv
durch ein s gekennzeichnet. Erweitern wir unsere Tabelle:
Singular, ohne Artikel, plural ohne Artikel, mit Artikel Sg, mit Artikel pl.
Nominativ: hestr, hestar, hestrinn, hestarnir
Genitiv: hests, hesta, hestsins, hestanna
Dativ: hesti, hestum, hestinum, hestunum
Akkusativ: hest, hesta, hestinn, hestana

Der Artikel in den Fällen lautet also (Sg, Pl):


inn, inir
ins, inna
inum, inum
inn, ina

Achtung - das Gesagte gilt natürlich für die stark männliche Form

2.2 Formen
Ich, du, er, sie, es, wir beide, wir, ihr beide, ihr

Nominativ: ek, þú, hann, hon, þat, vit, vér, þit, þér
Genitiv: mín, þín, hans, hennar, þess, okkar, vár, ykkar, yðvar
Dativ: mér, þér, hánum, henni, því, okkr, oss, ykkr, yðr
Akkusativ: mik, þik, hann, hana, þat, okkr, oss, ykkr, yðr

3. Person Plural von "er" "sie" "es"


Nominativ: þeir, þær, þau
Genitiv: þeira, þeira, þeira
Dativ: þeim, þeim, þeim
Akkusativ: þá, þær, þau

Adjektive (für stark männliche Nomen):


Singular, plural
Nominativ: reiðr, reiðir
Genitiv: reiðs, reiðra
Dativ: reiðum, reiðum
Akkusativ: reiðan, reiða
Anmerkung: Genitiv und Dativplural ist für ALLE Deklinationen gleich.
2.3 Artikelverwendung im Genitiv
Im Deutschen gibt es Sätze wie:

Der König von Norwegen


Der Kiel des Schiffes

Der "Titel" hat hier immer einen Artikel. Wir können das Selbe aber auch mit der "s" Form darstellen:

Norwegens König
Schiffskiel

Es ist jedoch üblicher die Form mit Artikel zu verwenden. Im Altnordischen dagegen ist es weit
gebräuchlicher ohne Artikel zu arbeiten:

Konungr Noregs.
Drottinn mannanna.

Wenn man allerdings einen Artikel verwenden möchte, muss man eine Präposition einfügen:

Konungrinn í Noregi.
Allerdings ist diese letztere Form nicht üblich im Altnordischen.

2.4 Reflexivpronomen
Wenn das Objekt eines Satzes auch das Subjekt eines Satzes ist, kommen Reflexivpronomen ins Spiel. Auf
Deutsch sieht das so aus:
Er sieht sich selbst. Ich Ohrfeige mich. Du hörst dich. Wir sind wir...
Auf Altnordisch: (Ich sehe mich selbst etc.)
Ek sé mik.
Þú sér þik.
Vit sjám okkr.
Þit séð ykkr.
Vér sjám oss.
Þér séð yðr.
Diese Wörter kennen wir ja schon (ich sehe mich) In der 3. Person kommt jedoch ein spezielles Pronomen
ins Spiel:
Hann sér sik.
Hon sér sik.
Þat sér sik.
Þeir sjá sik.
Þær sjá sik.

3. Übungen

Hvárt etr ormrinn sjálfan sik?


Menn konungs eru þegnar hans.
Eigi er sporðr fisks matr góðr.
Ragnarr vill vega orm; hann hefir geirinn með sér.
Ragnar vegr orminn en oddr geirs hans stendr fastr í honum.

Isst die Schlange sich selbst?


Des Königs Männer sind seine Vasallen.
Des Fisches Schwanz ist kein gutes Essen.
Ragnar will eine Schlange töten. Er hat den Speer mit sich.
Ragnar tötet die Schlange aber seines Speeres Spitze steckt in ihr fest.

Des Zwerges Helm ist vergoldet


Des Jarls Adler sieht sich selbst.
Menschen essen nicht der Schlange Schwanz.
Ragnars Speer ist breit.
Die Spitze von Ragnars Speer ist gross.

Gylltr er hjálmr dvergsins.


Haukr jarls sér sjálfan sik.
Eigi eta menn sporð ormsins.
Geirr Ragnars er breiðr.
Stórr er oddr geirs Ragnars.
Lektion 8

1.Vokabular

1.1 Nomen
áss - ein Gott (ein Ase - Æsir), ein Ass
íss - Eis
þræll - ein Sklave
vagn- ein Wagen, Kutsche
hamarr - ein Hammer
himinn - Himmel
jötunn - ein Riese
drottinn - ein Fürst (christlich – "der Herr" - der christliche Gott)
hringr - Kreis, Ring (etwa aus Steinen am Boden, kein Ring für den Finger)
hundr - Hund
níðingr - Bösewicht, Abschaum, Krimineller, Ehrloser, Gesetzloser
viðr - Holz
Þórr - Thor
Þórshamarr - Thors Hammer
Ásgarðr - Asgard ("Asenwelt")
Miðgarðr - Midgard ("Menschenwelt")
Miðgarðsormr - Midgardschlange
Jötunheimr - Jötunheim (Riesenwelt)
Vestrvegr - Westweg (gemeint sind die britischen Inseln inklusive Irland)

1.2 Pronomen
annarr - ein Anderer, Andere, Anderes
hverr? - Wer? Was?
hverr - Jeder
hinn - der Andere

Anarr hat eine irreguläre Konjugation:

Fall: Sg, Pl
Nom: ann-ar-r, að-r-ir
Gen: ann-ar-s, ann-ar-ra
Dat: öð-r-um, öð-r-um
Akk: ann-an, að-r-a

Hverr tanzt insofern aus der Reihe, als dass ein j im 3. Fall eingefügt wird: hverjum (sg und pl) Sowie der
Akkusativ Sg der lautet: hvern
Hverr þeira segir þá öðrum...Ein jeder von ihnen sagt dann zum Anderen...

Hinn dekliniert wie der Artikel (Im Grunde ist es eine Modifikation des Pronomens das den Artikel bildet)

1.3 Adjektive
írskr - irisch
slíkr - dergleichen, solcherlei
groenn - grün
háll - rutschig, glitschig
heill - gesund, ganz, vollständig. Ein Gruss
víss - weise
gamall - alt
gulr - gelb
vanr - gewöhnlich, gewohnt
djarfr – tapfer

1.4 Verben
gjøra, gjøri - tun, machen
aka, ek + dat - fahren
hringa, hringa - ringeln, winden, umwinden
hjálpa, help - helfen
róa, roe - rudern
leiða, leiði - leiten, anleiten, führen
vernda, vernda - beschützen
reka, rek - antreiben, heraustreiben, treiben (etwa eine Herde)
verða, verðr + nom - werden

1.5 Adverben
aftr - wieder, nochmal, erneut
saman - zusammen, gemeinsam, miteinander
bæði - beide
því næst - anschliessend, danach, nachher, sodann
né - weder noch, auch nicht, nicht

1.6 Präpositionen
við + acc - bei, neben
um + acc - durch, hindurch, drumherum
af + dat - aus
yfir + dat - über, darüber, oben
gegn + dat - gegenüber, vor
hjá + dat - bei, mit, in Begleitung von, zusammen mit
til + gen - zu

1.7 Konjunktionen
at - dass
svá at - sodass (manchmal wird aus svá at auch einfach svát)

1.8 Phrasen
standa saman - zusammenstehen, zusammenhalten, zusammenbleiben
standa með + dat - jemandem helfen, bei jemandem bleiben, jemanden unterstützen
gefa sik - aufgeben, sich ergeben

2. Grammatik

2.1 Irreguläre Konjungationen


Manche Wörter konjungieren auf eine spezielle Weise - hier sind sie:

Person, Singular, Plural

vera (sein)
1p: em, erum
2p: ert, eruð
3p: er, eru

vilja (wollen, mögen)


1p: vil, viljum
2p: vilt, vilið
3p: vill, vilja

skulu (sollen, werden)


1p: skal, skulum
2p: skalt, skuluð
3p: skal, skulu

munu (wollen, in der Zukunft wollen)


1p: mun, munum
2p: munt, munuð
3p: mun, munu

kunna (können, fähig sein zu)


1p: kann, kunnum
2p: kannt, kunnuð
3p: kann, kunnu

eiga (besitzen)
1p: á, eigum
2p: átt, eiguð
3p: á, eigu

Die Wörter skulu, munu und kunna sind die häufigsten Hilfswörter im Altnordischen so wie ihre Äquivalente
es im Deutschen sind. Wie im Deutschen entfällt das "zu":
Du wirst gehen. !!Aber NICHT: Du wirst zu gehen
Þú munt fara. !!Aber NICHT:Þú munt at fara

2.2 Assimilative Nomen und Adjektive


Es kommt manchmal vor, dass ein Konsonant zu einem benachbarten Konsonanten wird. Beispiele:
benkt -> bekkr (Bank)
áhta -> átta (Acht)

Eine wichtige Variante, welche für Deklination entscheidend ist, ist die Mutation von "r" zu "s" "l" oder "n",
welche aber nur erfolgt wenn der Konsonant ein "r" ist und der Vokal des Wortstammes lang:
ísr -> íss (Eis)
hólr -> hóll (Hügel)
steinr -> steinn (Stein)

Die Deklination der Wörter sieht so aus:

Singular
Nom: íss, hóll, steinn
Gen: íss, hóls, steins
Dat: ísi, hóli, steini
Akk: ís, hól, stein

Plural
Nom: ísar, hólar, steinar
Gen: ísa, hóla, steina
Dat: ísum, hólum, steinum
Akk: ísa, hóla, steina

Nun das Ganze mit Adjektiven:

Singular:
Nom: háss, háll, groenn
Gen: háss, háls, groens
Dat: hásum, hálum, groenum
Akk: hásan, hálan, groenan

Plural:
Nom: hásir, hálir, groenir
Gen: hássa, hálla, groenna
Dat: hásum, hálum, groenum
Akk: hása, hála, groena

2.3 Zweisilbige Stämme

Wörter, welche einen 2 silbigen Stamm haben, konjungieren auf eine spezielle Weise:

Sg, Pl
Nom: ham-ar-r, ham-r-ar
Gen: ham-ar-s, ham-r-a
Dat: ham-r-i, höm-r-um
Akk:ham-ar, ham-r-a
Nom: him-in-n, him-n-ar
Gen: him-in-s, him-n-um
Dat. him-n-i, him-n-um
Akk: him-in, him-n-a
Nom: gam-al-l, gam-l-ir
Gen: gam-al-s, gam-al-la
Dat: göm-l-um, göm-l-um
Akk: gam-l-an, gam-l-a

Was hier geschieht ist, dass wenn eine Endung durch den Fall ein Vokal ist, wird der Vokal der 2. Silbe
gestrichen. Also hamar + i > hamri !NICHT hamari !

3. Übungen

Übersetze:

Þeir ganga saman um víðan vang.


Þeir sjá menn standa við forsinn.
Annarr spyrr, "Hverir standa þar, við forsinn?"
Þá svarar hinn, "Þeir kalla sik Eirík ok Hauk, ok eru norskir."
"Hvat gøra slíkir menn hér?", spyrr annarr hinn.
Jarlar Noregs eigu marga hunda ok þræla írska.
Í Noregi er oft íss í vágum, svá at vísir menn sigla þar eigi.
Hann gengr til groenna skóga, þar er álfarnir búa.
Þeir ganga saman á hálum ísi, en falla eigi.
"Hér er háll íss. Ek vil eigi ganga hér um."

Sie gehen zusammen über eine weite Wiese.


Sie sehen Männer beim Wasserfall stehen.
Einer von ihnen fragt: "Wer steht dort bei dem Wasserfall?"
Dann antwortet ein Anderer "Sie nennen sich Eirik und Hauk, und sind Norweger"
"Was tun solche Männer hier?" fragt einer den Anderen
Jarle Norwegens besitzen viele Hunde und irische Sklaven.
In Norwegen ist oft Eis in den Buchten, so dass weise Männer dort nicht segeln.
Er geht zu grünen Wäldern, dort wo die Elfen leben.
Sie gehen gemeinsam auf dem rutschtigen Eis, aber fallen nicht.
"Hier ist rutschitges Eis. Ich will nicht hier umhergehen"

"Herr beschütze uns" sagt ein irischer Mann.


"Ich bin der Herr hier und beschütze euch" sagt der Jarl.
"Der Herr im Himmel hilft nicht"
"Der Herr selbst ist mit uns" sagt ein anderer irischer Mann
"Aber ist er nicht im Himmel?" fragt der Jarl.
Der Herr im Himmel beschützt die Männer während sie segeln.
Der Jarl nennt sich (sagt von sich) Herr der Sklaven.
Isländische Männer schützen sich gegen norwegische Könige.
Sie gehen mit einem alten Mann auf das Boot.

"Drottinn, vernda oss," segir írskr maðr.


"Ek em drottinn hér ok vernda yðr," segir jarlinn.
"Drottinn á himni hjálpar eigi."
"Drottin sjálfr er með oss," segir annarr írskr maðr.
"En er hann eigi á himni?", spyrr jarlinn.
Drottinn á himni verndar mennina meðan þeir sigla.
Jarlinn segir sik drottin þræla.
Íslenzkir menn vernda sik gegn norskum konungum.
Þeir fara með gamlan manni í bátinn.

Þórr heitir áss, ok er sterkr mjök ok oft reiðr. Hann á hamar góðan. Þórr ferr oft til Jötunheima ok vegr þar
marga jötna með hamrinum. Þórr á ok vagn er flýgr. Hann ekr vagninum um himininn. Þar er Þórr ekr, er
stormr.
Þórr kennir orm, er menn kalla Miðgarðsorm. Ormrinn er langr ok hringar sik allan um heim manna, Miðgarð.
Þórr vill veiða orminn ok vega hann, því at hann er illr.
Þórr kennir ok jötun er á bát. Þórr tekr vagninn ok ekr. Hann ekr vagninum ór Ásgarði ok um himininn. Hann
ferr til jötunsins. Er hann finnr jötuninn kallar hann til hans, "Jötunn, þú skalt taka bátinn er þú átt ok hjálpa
mér. Vit munum fara ok veiða sjálfan Miðgarðsorm." Jötunninn er mjök hræddr, ok svarar, "Ek skal gjøra sem
þú býðr, Þórr, því at ef ek gjøri eigi svá, vegr þú mik. En ormrinn mun eta okkr báða, því at hann er stórr ok
illr." En Þórr er áss bæði djarfr ok reiðr ok vill fara gegn Miðgarðsormi.
Því næst róa þeir saman á báti jötunsins. Þá kømr slíkr stormr, at jötunninn verðr hræddr mjök. Er Þórr sér
hann svá hræddan, mælir hann, "Sjá, jötunn, hér er hamarrinn er vegr þik ef þú roer eigi," ok sýnir hánum
reiðr hamarinn.

Óláfr kallar sik konung alls Noregs. Jarlar Noregs skulu ok kalla hann konung. Ef jarl gørir eigi svá, ferr Óláfr
konungr gegn hánum ok rekr hann ór Noregi. En margir jarlar vilja eigi kalla Óláf konung, svá at þeir standa
saman gegn hánum.

Jarl heitir Ragnarr, er kallar Óláf eigi konung. Óláfr konungr foerir marga menn gegn hánum ok segir: "Heill,
Ragnarr jarl. Kalla þú mik Drottin, eða ek mun reka þik ór Noregi." Svá býðr konungr jarli. Ragnarr svarar,
"Heill, Óláfr. Vit skulum eigi leiða svá marga menn gegn öðrum. Ek skal nú fara ok leiða alla er standa með
mér. Vér skulum sigla brott í bátunum ok vér skulum eigi koma aftr til Noregs, meðan þú lifir. En ek mun eigi
kalla þik konung, Óláfr, því at þú ert eigi góðr maðr ok þú munt eigi góðr konungr verða."

Hinir jarlarnir standa eigi með Ragnari gegn Óláfi. Konungrinn hefir svá marga menn, at Ragnarr gefr sik
hánum ok ferr. Hann segir mönnunum er eru með hánum: "Vér skulum nú fara, því at níðingrinn Óláfr leiðir
marga menn gegn oss, ok hinir jarlarnir standa eigi með oss. Óláfr gefr oss grið, svá at vér skulum sigla brott
ok finna oss nýjan heim." Margir menn fara með hánum í bátana, en sumir gøra eigi svá. Þeir fara til Óláfs
konungs, því at þeir eru norskir menn ok vilja búa í Noregi.

Kormákr heitir þræll ok Svartr annarr. Kormákr er írskr maðr. Svartr er danskr, ok ungr mjök ok sterkr.
Kormákr er gamall maðr ok spakr.

Jarl býðr nú bæði Kormáki ok Svarti at fara í skóginn ok finna við. Viðinn skal brenna hjá jarli.

Þeir fara nú báðir í skóginn. Við skóginn er stórr hóll, ok háll íss í vangi. Svartr segir við Kormák, "Vit skulum
ganga yfir ísinn." Kormákr mælir þá Svarti, "Eigi skal þat svá, því at yfir ís svá hálan, sem þú sér þar, skal eigi
ganga. Þar falla menn í ísinn, ok deyja. Kom þú með mér, ok göngum vér nú á hólinn."

Ganga þeir svá á hólinn ok af hánum í skóginn. Kormákr mælir, "Í skógum eru oft illir vargar. En ver eigi
hræddr, því at Drottinn himna verndar okkr." Svartr segir þá, "himna-drottin kenni ek, er hefir hamar góðan ok
flýgr í vagni um himininn. Sjá, Kormákr, hér hefi ek Þórshamar, ok meðan ek hefi hann mun Þórr vernda okkr
báða." Kormákr segir, "Eigi verndar okkr Þórr né hamarrinn; Drottinn á himni er með okkr, ok mun vernda
okkr gegn illum vörgum." Finna þeir nú viðinn ok foera hann jarli.

Lösung:

Ein Gott heisst Thor und er ist sehr stark und oft wütend. Er besitzt einen guten Hammer. Thor geht oft nach
Riesenheim und tötet dort viele Riesen mit dem Hammer. Thor besitzt auch einen Wagen welcher fliegt. Er
fährt den Wagen durch den Himmel. Wo Thor fährt, ist Sturm.
Thor kennt eine Schlange, welche Menschen Midgardschlange nennen. Die Schlange ist lang und ringelt
sich um eine (die) ganze Welt der Menschen, Midgard. Thor will die Schlange jagen und sie töten, weil sie
böse ist.

Thor kennt auch einen Riesen, welcher ein Boot besitzt. Thor nimmt den Wagen und fährt. Er fährt den
Wagen von Asgard weg und durch den Himmel. Er geht zu dem Riesen. Als er den Riesen findet sagt er zu
ihm: "Riese, du sollst (wirst) das Boot nehmen, welches du besitzt und mir helfen.
Wir werden Beide gehen und die Midgardschlange selbst jagen." Der Riese ist sehr ängstlich und antwortet
"Ich will tun worum du bittest, Thor, denn wenn ich es nicht tue, tötest du mich. Aber die Schlange wird uns
Beide essen (verschlingen), weil sie gross und böse ist."
Aber Thor ist Beides, ein tapferer und wütender Ase, und will gegen die Midgardschlange gehen (ziehen).

Als Nächstes rudern sie gemeinsam auf dem Boot des Riesen. Dann kommt ein solcher Sturm, dass der
Riese sehr ängstlich wird. Als Thor ihn so ängstlich sieht, spricht er: "Sieh, Riese, hier ist der Hammer,
welcher dich tötet, wenn du nicht ruderst." und zeigt ihm wütend den Hammer.

Olaf nennt sich ein König ganz Norwegens. Jarle von Norwegen sollen ihn auch König nennen.
Wenn ein Jarl das nicht tut, geht König Olaf gegen ihn und jagt ihn aus Norwegen. Aber viele Jarle wollen
Olaf nicht König nennen, deswegen stehen sie gegen ihn zusammen.

Ein Jarl heisst Ragnar, welcher Olaf nicht König nennt. König Olaf bringt viele Männer gegen ihn und sagt:
"Grüsse, Jarl Ragnar. Nenne mich Herr, oder ich muss dich aus Norwegen jagen."
Darum bittet ein (der) König einen (den) Jarl. Ragnar antwortet: "Grüsse Olaf. Wir Beide sollen nicht so viele
Männer gegen den Anderen führen. Ich soll (werde) jetzt gehen und alle (welche) mit mir stehen führen. Wir
sollen (werden) in den Booten fortsegeln und wir sollen nicht wieder nach Norwegen kommen, solange du
lebst. Aber ich werde dich nicht König nennen, Olaf, weil du kein guter Mann bist und du wirst kein guter
König sein."

Die anderen Jarle stehen nicht mit Ragnar gegen Olaf. Der König hat so viele Männer, dass Ragnar sich ihm
ergibt und geht. Er sagt zu den Männern, welche mit ihm sind: "Wir sollen nun gehen, weil der Gauner Olaf
viele Männer gegen uns führt und die anderen Jarle nicht mit uns (zu uns) stehen. Olaf gewährt uns Gnade,
sodass wir fortsegeln sollen und uns eine neue Heimat finden."
Viele Männer gehen mit ihm in (auf) die Boote, aber manche tun es nicht. Sie gehen zu König Olaf, weil sie
norwegische Männer sind und in Norwegen leben wollen.

Kormak heisst ein Sklave, und ein Anderer Svart. Kormak ist ein irischer Mann. Svart ist dänisch und sehr
jung und stark. Kormak ist ein alter Mann und weise.

Ein Jarl (der) bittet nun Beide, Kormak und Svart, in den Wald zu gehen und Holz zu finden. Das Holz soll
bei des Jarls (dort wo der Jarl ist) brennen.
Sie gehen jetzt beide in den Wald. Beim Wald ist ein grosser Hügel und rutschiges Eis auf der Wiese. Svart
sagt bei (zu) Kormak: "Wir sollten über das Eis gehen." Dann spricht Kormak zu Svart "Das soll nicht sein,
weil über derart rutschiges Eis, wie du dort siehst, soll (man) nicht gehen. Dort fallen Männer in das Eis und
sterben. Komm du mit mir und wir gehen jetzt auf den Hügel."

So gehen sie auf den Hügel und von ihm in den Wald. Kormak spricht: "Im Wald sind oft böse Wölfe. Aber
sei nicht ängstlich, weil der Herr im Himmel uns beschützt." Svart sagt dann: "Einen Herrn-des-Himmels
kenne ich, welcher einen guten Hammer hat und in einem Wagen durch den Himmel fliegt. Schau, Kormak,
hier habe ich einen Thorshammer und solange ich ihn habe wird Thor uns Beide beschützen." Kormak sagt:"
Weder Thor noch der Hammer beschützen uns. Der Herr im Himmel ist mit uns und wird uns gegen böse
Wölfe schützen." Jetzt finden sie das Holz und bringen es zum Jarl.

Übersetze:

Jetzt führt Ragnar viele Wikinger auf / in die Boote und segelt fort. Wir haben keine Sklaven, weil Olaf der
Abschaum sie alle (weg)nimmt. Wir sollten / werden gehen und in Westweg irische Sklaven finden. Dann
werden wir eine andere Heimat finden und dort leben. Die Wikinger sagen "Du sollst uns führen, Jarl Ragnar,
nach Westweg und wir werden tun worum du uns bittest."
Als sie aus der Bucht segeln, sehen sie viele grüne Wiesen, breite Wasserfälle und weite Wälder. Ragnar
spricht "Böse ist Olaf der Kriminelle, uns aus Norwegen zu vertreiben, mit solch grünen Wiesen und
Wäldern. Wir werden keine solchen Fälle in anderen Ländern finden."

Lösung:

Ragnarr leiðir nú marga víkinga í bátana ok siglir brott. "Vér höfum enga þræla því at níðingrinn Óláfr tekr þá
alla. Vér skulum fara í vestrveg ok finna írska þræla. Þar næst skulum vér finnum annan heim ok búa þar."
Víkingarnir segja, "Þú skalt leiða oss, Ragnarr jarl, í Vestrveg, ok vér skulum gøra svá er þú býðr."
Sem þeir sigla úr váginum sjá þeir marga groena vanga, breiða fossa ok skóga víða. Ragnar mælir, "Illr er
Óláfr níðingr at reka oss úr Noregi er hefir svá groena vanga ok skóga. Eigi munum vér finna slíka fossa í
öðrum heimi.
Lektion 9

1. Vokabular:

1.1 Nomen

vinr, vinar, vinir - Freund


áss, áss, æsir - Ein Gott (einer der Asen)
askr, asks, askar - Esche (Baumart) aber auch: eine kleine Holzschüssel
sveinn, sveins, sveinar - junger Mann
peningr, penings, peningar - Geld
máttr, máttar, mættir - Macht
kaupmaðr, -manns, -menn - Händler (Kaufmann)
dómr, dóms, dómar - Urteil, Beurteilung, Art und Weise, ein Zustand
þrældómr, -dóms, -dómar - Sklaverei
Kristr, Krists - Christ
Mjölnir, Mjölnis - Thors Hammer
Askr Yggdrasils - Die Weltenesche Yggdrasil (Schreckenspferd oder Älter Eschensäule)
Útgarðr - "äussere Welt"

1.2 Pronomen

sá - der, derjenige welche, der eine der,

1.3 Adjektive

heitr - heiss
norroenn - nordisch
vitr - weise, wissend, gebildet
alvitr - Allwissend, Allbewusst
frjáls - frei
sjúkr - krank, schlecht, übel
blindr - blind

1.4 Verben:

smíða, smíð - schmieden, erschaffen


trúa, trúi + dat - Glaube, Glauben an, Vertrauen, Vertrauen haben in
leita, leita + gen - suchen, nach etwas / jemand suchen
kaupa, kaupi - kaufen, erwerben
halda, held + dat. - halten, behalten
velja, vel - wählen, auswählen, aussuchen, erwählen
gjalda, geld + dat - zahlen, bezahlen
sigla, sigli + dat - segeln
rísa, rís - aufgehen, aufsteigen, aufnehmen, aufstehen, wachsen
lækna, lækna - heilen

1p veit vitum
2p veizt vituð
3p veit vitu - Wissen

1.5 Adverben:

aldregi - niemals, nie


hvar - wo
hvaðan - von wo, woher
þaðan - von dort, dorther, daher
héðan - von hier, hierher
heldr - eher, vielmehr, eher als, lieber, im Gegenteil
enn - immer noch, noch immer, dennoch, doch
til - mehr, noch mehr, weitere

1.6 Präpositionen

undir + dat - unter


meðal + gen - zwischen, dazwischen
frá + dat - von, vom, aus, ab

1.7 Konjunktionen

svá sem - sowie, wie, wie zum Beispiel

2. Grammatik:

2.1 Genitiv: Partition

Anders als im Deutschen, wo der Genitiv ledeglich gebraucht wird um Besitz anzuzeigen, gibt es im
Altnordischen noch einige weitere Verwendungszwecke für den Genitiv, das wir uns in dieser Lektion
genauer ansehen werden. Fangen wir mit Deutschen Beispielen an:

Norwegens König heisst Olaf. Der König von Norwegen heisst Olaf.
Peters Auto ist blau. Das Auto von Peter ist blau.

Es ist üblich, dass wir den Genitivfall in Bezug auf Besitz zu verwenden, obwohl es bei Titel wie "Der König
von" gebräuchlicher ist den "von - Form" zu verwenden. Es gibt aber auch andere Formen des Genitivs oder
zumindest der von Form die hier Abstrakt verwendet wird:

Drei von uns gingen hin. Ich sah alles von ihm.

Das nennt man Partitiver Genitiv. Hier verwenden wir den Genitiv um das Ganze anzuzeigen, wenn sich eine
Teilmenge ableitet: "Hunderte von Männern" - Von einer unbekannten Menge genannt "Männer" werden
"Hunderte" ausgewählt.
Der Genitiv erscheint hier logisch, da die ausgewählte Menge ja zur unbekannten Menge von der sie sich
ableitet gehört, also ein "Besitz" des Ganzen ist.
Zum Glück verwendet Altnordisch den Genitiv genau so, nur mit dem Unterschied, dass eine Endung den
Fall anzeigt und keine Präposition. Nehmen wir ein Beispiel: Bátr Óláfs er langr.

Und jetzt eines mit Partitivem Genitiv: Sumir vár vilja eigi vera í Úlfarsheimi.

Beachte, dass das Verb hier in der 3. Person konjungiert da "Sumir" zwar Plural ist aber dennoch das
Subjektiv und daher im Nominativ steht.

2.2: Dativ: Instrumental

Wie früher erwähnt, ist der altnordische Dativ das Ergebnis einer Fusion mehrerer Protogermanischer Fälle
zu einem. Dabei verblieben jedoch die Funktionen der früher mehreren Fälle im Dativ erhalten. Eine dieser
Funktionen nennt man Instrumental, und wird verwendet um das Objekt zu markieren mit dessen Hilfe das
Verb ausgeführt wird. Beispiel:
Er tötet den Drachen mit dem Schwert. Er fährt mit dem Schiff nach England.

In diesen Sätzen funktionieren "Schwert" und "Schiff" als Instrumental und werden im Deutschen mit den
Präpositionen "mit" und dem Artikel im Dativ "dem" markiert.
Im Altnordischen haben wir bisher með" + Dativ verwendet, was den Instrumental und andere Dinge anzeigt.
Altnordisch kann aber jede Präposition fallen lassen und nur mit der reinen Dativendung operieren um den
Instrumental anuzuzeigen:
Þórr vegr jötuninn hamri.
Allerdings ist diese Funktion des Dativ eher selten anzutreffen.

2.3 Verben mit Genitiv und Dativ

Bisher haben wir nur eine Form verwendet, bei der das Verb von einem direkten Objekt im Akkusativ gefolgt
wurde. Jedenfalls, um das alles komplizierter zu machen, sind die "Patienten" vieler altnordischer Verben
nicht mit dem Akkusativ gekennzeichnet sondern eher mit dem Dativ oder Genititv (selten). Auch wenn das
unlogisch erscheint:

"Ek kasta steini." - Ich werfe einen Stein (Dativ)


"Þeir moeta hánum." 'Sie treffen ihn (Dativ)
"Hon saknar hans." Sie vermisst ihn (Genitiv)

Die Erklärung für dieses Phänomen liegt vermutlich in der Herkunft der ursprünglichen Verben - die
Bedeutung eines Verbes mag einst den jeweiligen Fall logisch verlangt haben, aber mit der Zeit änderte sich
die Bedeutung des Verbes während der Fall blieb.
Der obilgatorische Dativ Marker mag in den meisten Fällen vom einstigen Instrumental herrühren.
Gleichzeitig dürften Verben die eine ähnliche Bedeutung hatten, sich angepasst haben, so dass alle Verben
eines "Themas" den selben Fall verlangten. Als Beispiel verlangen alle Verben die etwas mit "Projektilen" zu
tun haben (etwa werfen) den Dativ.

Jedenfalls ist es nicht so wichtig, die historischen Hintergründe zu kennen wenn man Altnordisch lernt. Der
Einfachheit halber, kann man den Gebrauch verschiedener Fälle bei verschiedenen Verben als einen
individuellen Bestandteil der altnordischen Sprache sehen, welcher gelernt werden sollte, sobald man ein
Verb lernt.
Deswegen werden Verben ab jetzt mit dem Fall angezeigt, den sie verlangen:

vega, veg + Akk - töten


kasta, kasta + Dat - werfen
sakna, sakna + Gen - vermissen, den Verlust fühlen.

Die meisten der bisher gelernten Verben verlangen den Akkusativ. Die Ausnahme ist:
sigla, sigli + Dativ - segeln
Akkusativ ist der Standard, wenn keine andere Form angegeben wird.

Es mag einigen Lernenden helfen dennoch zu versuchen, eine wenig Logik in der Verwendung der
ungewöhnlichen Fälle zu erkennen, vor allem bei Verben welche den Genitiv verlangen. Beispiel am Wort
sakna:
Hon saknar hans - sie vermisst seine (Nähe).
Jedenfalls soll das nur als eine kleine Stütze für jene dienen, welchen es hilft.

2.4 Stark maskuline Deklination

Die stark männliche Deklination ist die Vielseitigste im Altnordischen. Manche stark männliche Wörter enden
auf "ir" im Singular Nominativ - sie deklinieren folgenderweise:

hilmir: König (Behelmter - Könige trugen oft prunkvolle Helme. In anderen Völkern Kronen - da wärens die
"Gekrönten")

Fall, Singular, Plural


Nom: hilmir, hilmar
Gen: hilmis, hilma
Dat: hilmi, hilmum
Akk: hilmi, hilma

Achtung: Der Dativ ist nicht hilmii da ii im Altnordischen nicht existiert.

Eine weitere Gruppe, genannt i Deklination, dekliniert so:

staðr Platz, Ort

Nom: staðr, staðir


Gen: staðar, staða
Dat: stað, stöðum
Akk: stað, staði

Die anderen stark männlichen Nomen die wir kennen nennt man "a Deklination" Als Zusammenfassung, die
Unterschiede von a Deklination zu i Deklination:
a) gen sg -ar, nicht -s
b) nom pl -ir, nicht -ar
c) akk pl -i, nicht -a
d) dat sg -Ø, nicht -i ('Ø' wird hier (und generell) benutzt um keine Endung, also das fehlen einer Solchen
anzuzeigen, nicht den Buchstaben grosses Ö)

Sehr wenige stark männliche Wörter deklinieren wie ein Mix aus a und i Deklination:

Nom: skógr, skógar


Gen: skógar, skóga
Dat: skógi, skógum
Akk: skóg, skóga

Die einzigen Wörter mit der Mischdeklination die wir bisher kennen sind skogr und matr.

Wie soll man sich das alles merken und im kopf behalten? Naja...Übung macht den Meister. Aber zur
Einfachheit werden in Zukunft Nomen so vorgestellt:

hestr, hests, hestar - Pferd


vinr, vinar, vinir - Freund
skógr, skógar, skógar - Wald
hilmir, hilmis, hilmar - König
áss, áss, æsir - Ase, Gott

Diese 3 Fälle bestimmen, also zeigen an, zu welcher Deklinationsgruppe ein Nomen gehört. Also Nom Sg.,
Gen Sg., und Nom. Pl. Von jetzt an, versuche die Deklination der neuen Nomen zu lernen bevor du sie
verwendest um Fehlern vorzubeugen. Namen werden ähnlich dekliniert und vorgestellt, allerdings ohne
Plural:

Njáll, Njáls
Haraldr, Haralds
Þorvarðr, Þorvarðar

2.5 Sätze im Infinitiv

Da im Deutschen der Vergleich fehlt, muss ich auf Englische Beispiele ausweichen - im Englischen kann
mithilfe von Wörtern wie "believe" oder "claim" ein ganzer Satz im Infinitiv gehalten werden, dazu benötigt
man den Marker "to":

I believe him to be passed away. I claim her to be may legal heir. I believe it to have happened already.

Im Altnordischen sind solche infinitiven Sätze weitaus reichhaltiger und wertvoller. Der Hauptunterschied zu
englischen Infinitivsätzen ist der, dass der Marker "at" nie verwendet wird und wie im Deutschen wird das
infintive Verb am Satzende angebracht.
Wie im Englischen ist das Subjekt des infinitiven Teilsatzes im Akkusativ anstatt im Nominativ:

Ek tel hann góðan mann vera. (Ich glaube er sei ein guter Mann)
Ek segi þik illan konung vera. (Ich sage dir du seist ein schlechter König)

In Lektion 3 haben wir das bereits mit "Sinnes"wörtern wie Hören und sehen kennen gelernt. Hier Sätze in
der bekannten Form:

Vér sjám þá ganga um skóginn.


Þeir heyra konunginn mæla.

oder Sätze mit dem Word vita (wissen):


Ask veit ek standa.

2.6 Satzteile des Zweckes

Manche Teilsätze drücken den Zweck einer Handlung aus: Sie gehen, um Holz zu finden.
Im Altnordischen sind solche Teilsätze mit til at gekennzeichnet:
Þeir fara til at finna viðinn.
Es kommt aber auch vor, dass "til" weggelassen wird:
Þeir fara at finna viðinn.
3. Übungen

Übersetze:

Sumir yðvar fara aldregi heim til Noregs.


"Veizt þú eigi, hvárt menninir skulu sigla brott?"
"Eigi veit ek, hverir mannanna skulu sigla."
"Kristr heitir drottinn, er verndar oss."
"Ek veit annan, er verndar oss hamri gegn illum jötnum."
"Hvárt mun sá Þórr heita, ok hamarrinn Mjölnir?"
"Eigi hefir sá Kristr slíkan hamar er Mjölnir er."
"Kristr hefir eigi hamra eða branda, því at hann er góðr ok vegr eigi menn né jötna."

Lösung:

Manche von euch gehen nie wieder nach Norwegen nach Hause.
Weisst du nicht, ob die Männer fortsegeln werden?
Ich weiss nicht, welche der Männer segeln werden.
Christus heisst der Herr, welcher uns beschützt.
Ich kenne einen Anderen, welcher uns beschützt, mit einem Hammer gegen die bösen Riesen.
Wird er Thor genannt und der Hammer Mjölnir?
Christus hat keinen solchen Hammer, der wie Mjölnir ist.
Christus hat keine Hämmer oder Schwerter, weil er gut ist und weder Menschen noch Riesen tötet.

Übersetze:

Dort sind viele Bösewichte unter Olafs Freunden.


Dieser Wikinger ist solch ein Krimineller, dass er niemals guten Männern Gnade gibt.
Die Macht von Thor ist in seinem Hammer.
Weisst du, Sklave, woher sie kommen, wo sie sind, und wie sie sich nennen?
Sie kommen aus / von Westweg, und sind irische Männer. Sie nennen sich Freie.
Von dort kommen keine guten Männer. Nimm du das Schwert und bring sie zu mir.
Manche von euch sind Diebe, welche Pferde nehmen. Wer sind sie?
Sie welche wissen (Diejenigen die es wissen) sollen mir die Diebe bringen.
Die Diebe sollen sich (er)geben. Wenn sie das nicht tun, werde ich euch alle töten.

Þat eru margir níðingar meðal vina Óláfs.


Sá víkingr er slíkr níðingr, at hann gefr góðum mönnum aldregi grið.
Máttr Þórs er í hamrinum.
Hvárt veist þú, þræll, hvaðan þeir koma, hverir þeir eru, ok hvat þeir kalla sik?
Þeir koma ór Vestrvegi, ok eru írskir menn. Þeir kalla sik frjálsa.
þaðan engir góðir menn koma. Tak þú brandinn ok foer mér þá.
Sumir yðvar eru þjófar, er taka hesta. Hverir eru þeir?
Þeir er vita, skulu foera mér þjófana.
Þjófarnir skulu gefa sik. Ef þeir göra þat eigi, mun ek vega yðr alla.

Oddr segir við Ragnar jarl, "Seg mér, jarl, af heiminum, af jötnum ok ásum." Ragnarr svarar, "Þat skal ek,
Oddr."
"Í heimi stendr askr stórr er vér köllum Ask Yggdrasils. Við askinn eru heimar er heita Miðgarðr, þar er vér
búm; Útgarðr, þar er jötnar búa, en hann heitir ok Jötunheimr; ok Ásgarðr, þar er æsir búa. Undir askinum
búa dvergar, er smíða bauga ok branda."
"Drottin ása köllum vér Óðin, ok er hann áss mjök spakr. Hann hefir hrafna, er heita Huginn ok Muninn, ok
fljúga þeir hrafnar um heimana. Þat, er hrafnarnir sjá, sér ok Óðinn. Því er Óðinn áss alvitr. Í Ásgarði býr ok
áss er Þórr heitir. Þórr hefir hamarinn Mjölni ok flýgr hann oft til Jötunheims ok vegr með hánum jötna. Margir
æsir búa í Ásgarði, ok vernda þeir allir mennina ok heiminn, gegn illum jötnum."
"Surt veit ek búa í Múspellsheimi. Sá er stórr ok illr jötunn elds. Í heimi þeim brenna heitir eldar ok mun Surtr
leiða þaðan jötna gegn ásum. Hann mun vega æsi eldi ok brandi þeim, er hann hefir. Illr er mjök jötunn sá."
"Í Miðgarði búm vér menninir. Um Miðgarð allan veit ek orm hringa sik, er vér köllum Miðgarðsorm. Ormr sá
er illr. Ása-Þór vill veiða þann orm ok vega hann hamrinum."
Oddr mælir nú, "Kenni ek nú marga æsi. En sumir segja mér af öðrum, er þeir nefna Krist. Hvárt er sá meðal
ása?" Ragnarr svarar, "Sá er eigi áss, heldr maðr. Menn segja hann lækna sjúka ok blinda, rísa aftr dauðr, ok
koma af himnum. Margir norroenna manna trúa nú hánum, en sjálfr veit ek eigi mátt Krists."
Fara nú Ragnarr ok víkingarnir at leita sér þræla meðal írskra manna. Þeir kaupa þar í Vestrvegi marga unga
sveina af norroenum kaupmönnum, er halda sveinunum þrældómi. Kaupmaðr segir, "Sveinarnir eru sterkir
mjök, ok sá kaupir vel er þá velr. Tak þú, jarl, þá sveina er þar standa, þá gef ek þér annan til."
Ragnarr telr kaupmanninn bjóða sér vel, ok geldr hánum peningum. Býðr hann svá þrælunum at ganga í
bátana, ok siglir brott.
Er Svartr ok Kormákr foera viðinn heim til jarls, spyrr Svartr Kormák, "Hvárt eru allir írskir menn þrælar, sem
þú ert, Kormákr?" Kormákr svarar, "Eigi erum vér allir þrælar en mörgum vár halda norroenir menn í
þrældómi."

Lösung:

Odd sagt zu Jarl Ragnar: "Erzähl mir Jarl, von der Welt, von Riesen und Göttern. Ragnar antwortet: "Das soll
/ werde ich, Odd. Auf der Welt steht eine grosse Esche, welche wir die Esche Yggdrasil nennen. Bei / auf der
Esche sind Welten welche Mittstadt heissen, dort wo wir leben, Aussenwelt, wo Riesen leben, aber sie heisst
auch Riesenwelt, und Götterwelt, wo Asen leben.
Unter der Esche leben Zwerge, welche Ringe und Schwerter schmieden.
Den Herrn der Götter nennen wir "der Geist" und er ist ein sehr weiser Gott. Er hat Raben, welche "Der
Gedanke" und "die Erinnerung" heissen, und sie (diese) Raben fliegen um die Welten. Das, was die Raben
sehen, sieht auch Odin (der Geist). Darum ist Odin ein allwissender Gott. Innerhalb von Asgard lebt auch ein
Gott, welcher Thor heisst. Thor hat den Hammer Mjölnir und er fliegt oft nach Riesenheim und tötet Riesen
mit dem Hammer.
Viele Götter leben in Asgard und sie alle (verteidigen) beschützen die Menschen und die Welten (gegen) vor
bösen Riesen.
Ich weiss, Surt lebt in Flammenheim (Welt der Flammen). Er ist ein grosser und böser Riese des Feuers. In
dieser Welt von ihm brennen heisse Feuer und Surt wird von dort Riesen gegen Asen führen. Er wird Götter
mit Feuer und seinem Schwert, welches er trägt, töten. Dieser ist ein sehr böser Riese.
In Mittstadt leben wir, die Menschen. Ich weiss, um ganz Midgard ringelt sich eine Schlange, welche wir
Mittstadtschlange nennen. Diese Schlange ist böse. Asenthor will diese Schlange fangen und mit dem
Hammer töten. "
Jetzt spricht Odd: "Jetzt kenne ich viele Götter. Aber manches sag mir über jenen, den sie Christus nennen.
Ist er unter den Asen?"
Ragnar antwortet: "Dieser ist kein Ase, vielmehr ein Mensch. Leute sagen, er heile Kranke und Blinde,
(aufersteht erneut die Toten) wiederbelebt die Toten und kommt aus dem Himmel. Viele norwegische
Menschen glauben jetzt an ihn, aber ich selbst weiss nichts von Christus Macht.

Jetzt gehen Ragnar und die Wikinger um sich Sklaven unter den irischen Menschen zu suchen.
Dort in Westweg kaufen sie junge Knaben von norwegischen Kaufmännern, welche die Jungen in Sklaverei /
Gefangenschaft halten.
Ein Händler sagt: "Die Jungen sind sehr stark und (dieser gute Kauf ist gut) wer kauft macht ein gutes
Geschäft. Nimm du Jarl, diese Jungen welche dort stehen, dann gebe ich dir einen Anderen dazu." Ragnar
glaubt / zieht in Erwägung der Kaufmann biete ihm gut (ein gutes Angebot) und bezahlt ihm das Geld. So
befiehlt er den Sklaven in die Boote zu gehen und segelt fort.

Während Svart und Kormak das Holz zu den Jarlen nach Hause bringen fragt Svart Kormak "Sind alle
irischen Menschen Sklaven, so wie du (einer) bist, Kormak?" Kormak antwortet "Wir sind nicht alle Sklaven,
aber viele von uns (werden) von norwegischen Menschen in Gefangenschaft gehalten."

Übersetze:

Viele der norwegischen Menschen glauben an Asen, aber nicht alle. Manche glauben an Christus, den Herrn
des Himmels. Irische Menschen glauben nicht an Asen, eher an den Herrn Christus. Ein König Norwegens
bittet / befiehlt allen norwegischen Menschen ihn selbst König zu nennen(ihn König zu nennen). Er befiehlt
ihnen auch, nicht an die Asen eher Christus zu glauben. Andere, so wie Jarle Norwegens, sagen Thor werde
selbst Christus töten, mit seinem Hammer Mjölnir. Viele der Norweger vertrauen den Jarlen.

Lösung:

Margir norrænna manna trúa á Ásu, en eigi allir. Sumir trúa á Krist, drottin himna. Írskir menn trúa ekki á Ásu
heldur á drottin Krist. Konungr Noregs býðr öllum norskum mönnum at kalla sjálfan sik konung. Hann býðr
þeim ok at trúa eigi á Ásu heldr Krist. Aðrir, sem jarlar Noregs, segja Þór munu vega sjálfan Krist hamri
sínum Mjölni. Margir Norðmannanna trúa jörlunum.

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