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Graue Reihe des Instituts für Stadt- und Regionalplanung

Technische Universität Berlin

Annemarie Rothe & Gabi Dolff-Bonekämper

Die Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgens


Strategien zur Erhaltung des europäischen Kulturerbes
der Kirchenburgen in Siebenbürgen/Rumänien
Annemarie Rothe
Gabi Dolff-Bonekämper
Die Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgens
Strategien zur Erhaltung des europäischen Kulturerbes
der Kirchenburgen in Siebenbürgen/Rumänien
Die Graue Reihe des Instituts für Stadt- und Regionalplanung
an der Technischen Universität Berlin wird herausgegeben vom
Forum Stadt- und Regionalplanung e.V.
c/o Institut für Stadt- und Regionalplanung
Sekretariat B7
Hardenbergstaße 40a
10623 Berlin
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Graue Reihe des Instituts für Stadt- und Regionalplanung | 49

Annemarie Rothe & Gabi Dolff-Bonekämper

Die Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgens


Strategien zur Erhaltung des europäischen Kulturerbes
der Kirchenburgen in Siebenbürgen/Rumänien

Universitätsverlag der TU Berlin


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.dnb.de/ abrufbar.

Die Beiträge der Grauen Reihe dienen der zeitnahen Publikation von Arbeiten im Internet,
die aktuelle wissenschaftlich oder planungsbezogen relevante Themen angehen und sich
mit unterschiedlichen Positionen in Politikbereichen der Stadt- und Regionalplanung,
Stadtgeschichte und Stadtentwicklung, des Wohnungs­wesens und des Planungs- und
Baurechts auseinandersetzen. In dieser Reihe finden Sie ­u. a. Diplomarbeiten, Tagungs-
und Veranstaltungsdokumentationen oder Forschungs­berichte.

Universitätsverlag der TU Berlin 2013


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Das Manuskript ist urheberrechtlich geschützt.

Das Projekt wurde gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur
und Medien (BKM)

Projektleitung in Rumänien
Philipp Harfmann

Mitarbeiter in Rumänien
Arch. Liliana Cazacu
Sebastian Bethge
Ana Lechintan

Layout
Annemarie Rothe

Satz & Umschlaggestaltung


Thomas Rutschke
Publikationsstelle
Institut für Stadt- und Regionalplanung
E-Mail: publikationen@isr.tu-berlin.de

Titelbild
Kirchenburg in Eibesdorf/Bezirk Mediasch
Leitstelle Kirchenburgen, 2012

ISSN 1864-8037 (online)


ISBN 978-3-7983-2618-7 (online)

Online veröffentlicht auf dem Digitalen Repositorium der Technischen Universität Berlin:
URL http://opus4.kobv.de/opus4-tuberlin/frontdoor/index/index/docId/4067
URN urn:nbn:de:kobv:83-opus4-40671
[http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:83-opus4-40671]


Inhalt

1 Einleitung  9
2 Anlass und Ziel des Projektes  11
2.1. Ausgangssituation  11
2.2. Situation des immobilen und mobilen sächsischen Kulturerbes  14
2.3. Perspektiven der nächsten Jahre  15
2.4. Ziele des Projektes  16
2.5. Zielgruppen  17

3 Durchführung der Bestandsaufnahme  19


3.1. Kriterien der Auswahl der Kirchenburgen:  19
3.2. Parameter der Bestandsaufnahme  20
3.3. Durchführung der Bestandsaufnahme  22

4 Auswertung der Bestandsaufnahme  23


4.1. Baulicher Zustand der Kirchenburgen  27
4.2. Gebäude im Kircheneigentum  43
4.3. Bestandsaufnahme der Dörfer  49
4.4. Akteure in den Dörfern  57
4.5. Situation in der EKR   60
Zusammenfassung der Auswertung:  61
5 Kategorien zur Beurteilung der Kirchenburgen  63
6 Erbe ausschlagen - Erbe annehmen  69
Analyse der Auswertung und Perspektiven zum Erhalt der Kirchenburgen  69
6.1. Nutzungserweiterungen und Umnutzungen  72
6.1.1. Dauerhafte/temporäre Nutzung durch die Dorfbewohner  76
6.1.2. Touristische Nutzung  77
6.1.3. Nutzung der Kirchenburgen für Veranstaltungen  80
6.1.4. Soziale Projekte   81
6.1.5. Umnutzungen  81
6.1.6. Aufgabe einer Kirche  82
6.2. Wer wird und soll zukünftig Träger des Erbes sein?  82
6.3. Welche Finanzierungsmöglichkeiten bieten sich?  83
6.4. Strukturen für eine effiziente und sinnvolle Verwaltung   84
7 Europäischer Vergleich der Situation ländlicher Kirchen  91
8 Zusammenfassung  95
9 Ideen für thematische Schwerpunkte zu den Kirchenburgen   98
10 Literatur- und Quellenverzeichnis, Abbildungsverzeichnis, links  99
9

1
1 Einleitung

Das Hochland im Karpatenbogen zählt zu den ganz besonderen Landschaften in Rumä-


nien und Europa. Neben der Schönheit des Naturraumes findet man noch landwirtschaftli-
che Strukturen, wie sie in Westeuropa seit den großen Flurbereinigungen der 1960er und
1970er Jahre größtenteils verschwunden sind. Vor allem aber besticht diese Landschaft
als Kulturlandschaft durch die hohe Dichte an Kirchenburgen: In fast jedem Dorf zwischen
Broos und Draas ist eine Kirchenburg zu finden. Mit oft noch imposanten Wehranlagen bie-
ten diese Ensembles ein einmaliges Bild mittelalterlicher Wehrarchitektur, der besonderen
historischen Entwicklung dieser Gegend und der über 800 Jahre tradierten Lebensformen
der Siebenbürger Sachsen.
Diese Kulturlandschaft der Kirchenburgen ist seit der politischen Wende 1989 durch die
Auswanderung der Sachsen massiv bedroht, weil die Instandhaltung oder Instandsetzung
der Gebäude nur sehr eingeschränkt erfolgen kann. Die Evangelische Landeskirche als
Trägerin dieser Kirchen hat es mit großer Anstrengung vermocht, die Kirchenburgen bis
heute so zu sichern, dass es noch nicht zu allzu großen Verlusten gekommen ist.
Auf Grund des demografischen Prozesses, der hohen Überalterung der sächsischen Ge-
meinschaft ist jedoch eine dramatische Verschlechterung der Situation in den nächsten 10
bis 15 Jahren zu erwarten. Dies vor Augen, hat die Landeskirche einen mutigen Reform-
prozess angestoßen, der sich über die Fragen des Kulturerbes hinaus mit allen Lebensbe-
reichen der kirchlichen Gemeinschaft beschäftigt.
Zeitgleich wurde über die TU Berlin, Institut für Stadt- und Regionalplanung am Lehrstuhl
für Denkmalpflege von Frau Prof. Dolff-Bonekämper in Kooperation mit der Leitstelle Kir-
chenburgen, einem Projektbüro der Landeskirche in Rumänien, ein Projekt initiiert, das
diesen Reformprozess in Bezug auf das Kulturerbe der Kirchenburgen unterstützen soll.
Die Ergebnisse dieses Projektes sind als Unterstützung und Anregung in einem Prozess
gedacht, den die Kirche letztendlich allein steuern muss. Vorschläge von außen als ideale
Lösungen zu präsentieren wird hier nicht beabsichtigt.
Das Projekt wurde vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geför-
dert.
Wir danken vor allem der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, namentlich Herrn Bi-
schof Guib und Herrn Hauptanwalt Gunesch, für die Unterstützung und Kooperation, ohne
die die Durchführung nicht möglich gewesen wäre. Ferner danken wir den Pfarrerinnen und
Pfarrern, die sich die Zeit für Gespräche mit uns nahmen und natürlich den Burghüterinnen
und Burghütern, die, zum Teil hochbetagt, mit uns ihre Burgen und Türme erklommen, un-
sere Fragen geduldig beantworteten und uns bewirteten.
Berlin, im April 2012 Gabi Dolff-Bonekämper und Annemarie Rothe
10 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

1 Physische Karte Mitteleuropa

Farbig hervorgehoben das


Kernland Siebenbürgens
11

2
Kapitel 2 Anlass und Ziel des Projektes

2.1. Ausgangssituation
Vor ungefähr 850 Jahren wurde der Land- dem österreichisch - ungarischen Ausgleich
strich innerhalb des Karpatenbogens im 1867 direkt der ungarischen Regierung
heutigen Rumänien durch Siedler aus dem unterstellt –, begann die nationale Selbst-
deutschsprachigen Raum – aus Flandern behauptung der Siebenbürger Sachsen
und wohl auch aus romanischsprachigen schwieriger zu werden. Auf die Magyari-
Landesteilen – in mehreren Einwande- sierungspolitik im 19. und die Romanisie-
rungswellen im Verlauf von etwa einhun- rungsversuche im 20. Jahrhundert haben
dert Jahren besiedelt. Die Handwerker, die Sachsen mit dem verstärkten Festhal-
Bauern und niedrigen Adelsleute folgten ei- ten an ihren Traditionen und ihrer Sprache
ner Aufforderung des ungarischen Königs, geantwortet.
der die östliche Grenze seines Reiches aus Erst mit dem Kommunismus und seiner
eigenen Kräften nur unzureichend sichern Vereinheitlichung der Lebenswelten auch
konnte. auf dem Lande wurden in vielen Dörfern, in
Die Zusicherung von eigenem, erblichen denen bis dahin 75% der Sachsen gelebt
Grundbesitz auf Königsboden und zahlrei- hatten, die Traditionslinien unterbrochen.
cher Privilegien wie persönlicher Freihei- Dennoch war gerade das Leben in den
ten und Freizügigkeit waren Anreiz, dieses sächsischen Dörfern bis zur Massenaus-
Wagnis auf sich zu nehmen. Bis zum Zer- wanderung der 1990er Jahre oft von den
fall des ungarischen Königsreiches im 16. überkommenen oder wiederbelebten Tra-
Jahrhundert kamen die später einheitlich ditionen geprägt, die das Leben der dörf-
Sachsen genannten Siedler ihrer Aufgabe lichen Gemeinschaft bis ins Detail regelte.
der Grenzsicherung nach. Sie entwickel- Beispielhaft seien hier die Nachbarschaften
ten in dieser Zeit des Hochmittelalters ihre genannt. Hierbei handelt es sich um den Zu-
Identität als deutschsprachige Bewohner sammenschluss – in der Regel straßenwei-
außerhalb der Reichsgrenzen mit eigener se – einer bestimmten Anzahl von Höfen,
Verwaltungsinstanz, der Sächsischen Na- in dem alle gemeinschaftlich anfallenden
tionsuniversität, als politische, administra- Arbeiten, aber auch die nachbarschaftliche
tive und gerichtliche Vertretung innerhalb Hilfe genau festgelegt waren. Dies betraf
der Union der drei Nationen: dem Komi- auch Arbeiten an den Kirchenburgen und
tatsadel, den Szeklern und den Sachsen. den Kirchhöfen.
Unter wechselnder Herrschaft wurde diese Die Kirchenburgen entstanden ab dem
Instanz jahrhundertelang aufrechterhalten Ende des 12. Jahrhunderts, vielfach im 13.
und ausgebaut und erst 1876 aufgelöst. Jahrhundert zunächst als unbefestigte Kir-
Mit der Einverleibung des auf dem Gebiet chen. Dem Mongolensturm 1241 folgte in
Siebenbürgens entstandenen Fürstentums der Zeit des Spätmittelalters trotz der zahl-
1699 in die habsburgische Monarchie – ab reichen Überfälle verschiedener Aggresso-
12 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

ren eine Blütezeit, die sich in zahlreichen Neubauten ersetzt. Häufig wurden statt der
gotischen Neubauten, Umbauten und Er- Wehranlagen der Kirchtürme neue Turm-
weiterungen widerspiegelt. Der Ausbau zu helme in zeittypischen Formen errichtet.
den heute noch beeindruckenden Anlagen Weitere Veränderungen erfuhren die Bur-
als Kirchenburgen mit Ringmauern, Wehr- gen in den 1960er und 1970er Jahren, in
türmen und befestigten Kirchen erfolgte ab denen häufig kleinere Gebäude wie Vor-
dem 14. Jahrhundert über viele Jahrhun- ratskammern abgetragen wurden.
derte hinweg. Nötig wurde er auf Grund der Trotz der sich für sie verschlechternden
bis ins 18. Jahrhundert hinein anhaltenden politischen Situation bis zum Zweiten
Bedrohungen durch Überfälle, Kriegszüge Weltkrieg konnte sich die sächsische Ge-
und Bürgerkriege, die diesen Landstrich an sellschaft nach 1918 zahlenmäßig und in
der Schnittstelle zwischen den Großmäch- ihren Traditionen erhalten. Erst seit 1944
ten der Habsburger und der Osmanen erodierte die Gemeinschaft: Zunächst ge-
überzogen. schah dies durch Flucht der in den nörd-
Die Kirchenburgen wurden Teil der säch- lichen Gebieten lebenden Sachsen vor
sischen Identität, so dass sogar nach dem der anrückenden Sowjetarmee, nach dem
Ende der Bedrohung die Wehranlagen ge- Krieg durch Verschleppung in die Sowjet-
pflegt und instandgehalten wurden. Erst union wegen der vermeintlichen oder tat-
im 19. Jahrhundert setzte eine Welle von sächlichen Verstrickung mit dem national-
Abrissen vor allem von Ringmauern und sozialistischen Deutschland. Später reiste
kleineren Türmen ein, deren Material vor- auf Grundlage des deutsch-rumänischen
2 Holzmengen/
Bezirk Hermannstadt wiegend für den Bau von Schulen und Ge- Übereinkommens von 1978 jährlich eine in
Blick aus dem Harbachtal meindehäusern genutzt wurde. In einigen die zehntausende gehende Zahl der säch-
auf die Fogarascher Ge- Anlagen wurden sogar die Kirchen selbst sischen Bevölkerung aus. 1986 wurden in
birge ganz oder teilweise abgetragen und durch der Evangelischen Kirche A.B. in Rumä-

3 Kirchenburg in Klein-
schenk/Bezirk Kronstadt
(links)

4 Kirchenburg in Probst-
dorf/Bezirk Hermannstadt
(rechts)
2 Anlass und Ziel 13

nien (im Folgenden EKR) noch 171 000 Auch zukünftig wird es durch den EU-
Gemeindeglieder gezählt. 1990 waren es Beitritt und die bis jetzt überwiegend auf
schon nur noch 102 000, die in den der Großbetriebe ausgerichtete EU-Landwirt-
Revolution folgenden Monaten in einer an schaftspolitik Veränderungen geben, die
Massenpanik grenzenden Welle zu 90 % noch nicht abzusehen sind.
das Land verließen (Fußnote:Quelle: LKI In den letzten zwanzig Jahren haben sich
5/2012). Zurück blieb eine Gemeinschaft eine Reihe neuer Akteure im Gebiet Süd-
nach einer Zählung von 2011 rund 13 000 siebenbürgens eingefunden, vorwiegend
Gemeindegliedern, die besonders auf dem aus dem westlichen Ausland – zum Teil
Land durch ein hohes Durchschnittsalter zurückgekehrte Sachsen – , die die gegen-
gekennzeichnet ist. Heute gibt es etliche über den westlichen Ländern relativ großen
Dörfer, in denen kein Sachse mehr lebt und Freiräume und geringen Lebenshaltungs-
mehr als ein Drittel hat weniger als 10, fast kosten für eigene Projekte nutzen. Teilwei-
nur ältere, häufig allein lebende sächsische se ist es diesen Akteuren gelungen, sich in
Bewohner. den Dörfern und der Region zu etablieren,
Erschwerend kommt der Strukturwandel im teilweise blieb dies ein vorübergehendes
ländlichen Raum hinzu, der wie bei allen Gastspiel.
Transformationsländern besonders heftig In den Dörfern lebt heute eine Mischung
ist, weil er innerhalb weniger Jahre eine aus sehr verschiedenen Gruppen: altein-
Entwicklung vollzieht, die sich in den west- gesessene und neu hinzugezogene Ru-
lichen Ländern auf die Jahrzehnte nach mänen und Roma, einige Ungarn, wenige
1945 bis heute verteilte. Ferner sind die Ausländer und noch weniger Sachsen. Das
Veränderungen durch die Arbeitsmigration Zusammenleben hält sich in einem mehr
mit den darauf folgenden sozialen Proble- oder weniger prekären Gleichgewicht, es
men zu benennen, die auch im ländlichen funktioniert im täglichen Leben, geprägt von
Raum die traditionellen Bindungen aller den historischen Antagonismen und Vorur-
Bevölkerungsgruppen aufbrechen. Hinzu teilen: Rumänen gegen Ungarn, Sachsen
kommen die sozialen Folgen der Binnenmi- für sich selbst oder mit den Ungarn und
gration vor allem von größeren Romagrup- alle gegenüber den Roma eher abweisend.
pen, die sich – freiwillig oder unfreiwillig – Gemeinsam ist den nicht-sächsischen Eth- 5 Großschenk/
entweder in den verlassenen Höfen oder in nien, dass sie zu dem sächsischen Kultur- Bezirk Hermannstadt
slumähnlichen Siedlungen am Rande der erbe noch keine dauerhafte eigene Bezie- Blick auf Kirchturm und
Dörfer ansiedeln. hung aufbauen konnten oder wollten. Dorf
14 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

2.2. Situation des immobilen und mobilen sächsischen Kulturerbes

Die über Jahrhunderte gemeinschaftlich chen Besitz wie Pfarrhäuser, Schulen etc.
genutzten und instandgehaltenen Kirchen- zeigen sich in einer Bandbreite von sehr
burgen sind zukünftig in hohem Maße vom gut erhalten und genutzt bis zu Ruinen.
Verfall bedroht. Noch stellt sich die Situati- Diese Situation, die von der EKR klar gese-
on oberflächlich betrachtet relativ gut dar. hen und benannt wird, erfordert heute ein
Es gab kaum Einstürze ganzer Kirchen, Handeln, damit die Weichen für die zukünf-
auch akut einsturzgefährdete Kirchen sind tig absehbare Situation gestellt werden und
eher selten. Noch wird ein großer Teil der Maßnahmen ergriffen werden können. Nur
etwa 240 Kirchen für Gottesdienste ge- so kann die Entwicklung, die man anstrebt,
nutzt, wenn auch oft nur einmal im Monat selbst bestimmt und gesteuert werden.
oder weniger. Mit dem voraussichtlichen
Die Kirchenburgen sowie die anderen
Verschwinden der letzten Sachsen in ei-
kirchlichen Gebäude sind Eigentum der Kir-
ner Vielzahl der Dörfer in den nächsten
chengemeinden. Für vollständig aufgelöste
10 Jahren wird sich das Problem jedoch
Gemeinden ist die Landeskirche zustän-
dramatisch verschärfen. Schon der jet-
dig[1]. Bei den zahlreichen Orten, die über
zige Zustand konnte nur in einer großen
keine rechtlich eigenständige Gemeinde
Anstrengung durch die EKR mit vielerlei
6 Baaßen/Bezirk Mediasch mehr verfügen, den Diasporagemeinden,
Unterstützung erreicht werden. Allein die
Die gut erhaltene Kirchen- ist der jeweilige Kirchenbezirk Rechtsnach-
Bauunterhaltung überfordert bereits heute
burg wird hauptsächlich folger und Eigentümer der Immobilien und
durch Aktivitäten der HOG die Kräfte der kirchlichen Institutionen. Die
damit für den Bauunterhalt verantwortlich.
unterhalten bald in den meisten Dörfern fehlende Kon-
Dieser Aufgabe kann in den meisten Fällen
trolle öffnet dem Vandalismus Tür und Tor,
schon heute aus personellen und finanziel-
7 Wölz/Bezirk Mediasch was sich besonders auf die Kirchenausstat-
len Gründen sowie auf Grund der großen
Einer der dramatischsten tungen und das mobile Kulturgut auswirkt.
Einstürze der letzten Jahre Flächenausdehnung der Bezirke nicht aus-
Einbrüche sind in den letzten zwanzig Jah-
war der Zusammenburch reichend oder gar nicht mehr nachgekom-
ren an der Tagesordnung, was zum Ver-
des Chores der kleinen men werden.
Kirchenburg in dem abgele- barrikadieren der Kirchen geführt hat. Die
1 arüber hinaus ist die EKR auch für die ver-
genen Örtchen Wölz zahlreichen anderen Gebäude im kirchli-
bliebenen deutschprachigen evangelischen Gemeinden im
Banat, Suceava und Bukarest zuständig
2 Anlass und Ziel 15

Eine Besonderheit in dieser Konstellation


sind die Heimatortsgemeinschaften (HOG).
Dies sind ortsweise organisierte Vereine
der ausgewanderten Sachsen in Deutsch-
land, die sich zum Teil stark für die Kirchen-
burgen ihrer ehemaligen Dörfer engagie-
ren, die jedoch rechtlich eigentlich keinen
Zugriff auf die Gebäude haben. Da sie oft
Geld für Reparaturarbeiten selbst aufbrin-
gen, werden die Arbeiten im Sinne einer tä-
tigen Nachbarschaftshilfe zugelassen und
befürwortet. Diese Vereine und ihre Aktivi-
täten müssen im übergeordneten Zusam-
menhang der strategischen Entwicklung
der Kirchenburgen betrachtet werden.

8 Dobring/Bezirk Mühlbach
Die Kirchenburg ist in
einem sozial sehr schwieri-
gen Dorf ohne sächsische
Gemeinde immer wieder
Ziel von Diebstahl und
Vandalismus, zuletzt im
März 2012

2.3. Perspektiven der nächsten Jahre

Anhand der Entwicklung der Mitgliedszah- lische Gemeindeglieder gezählt werden,


len der EKR der letzten 10 Jahre und die werden vermutlich nur noch wenige in 20
demografische Situation vor Augen kann Jahren existieren.
man eine Prognose der nächsten Jahre
Hervorheben Das bedeutet, dass das Kul-
wagen:
turerbe der Siebenbürger Sachsen in den
Die deutsche Minderheit wird sich überwie- Städten für die nächsten Jahre als gesi-
gend in den fünf großen Städten Hermann- chert gelten kann, während schon in naher
stadt, Bukarest, Mediasch, Schäßburg und Zukunft weitere vielleicht 100 Kirchenbur-
Kronstadt konzentrieren. Dazu werden sich gen auf dem Lande ohne ihre Hüter sein
vermutlich die größeren Gemeinden mit werden. Es ist anzunehmen, dass auch
über 200 evangelischen Gemeindegliedern die Aktivitäten der HOGs mit der nächsten
in fünf weiteren Orten (Sächsisch Regen, Generation, die vollständig in Deutschland
Bistritz, Fogarasch, Heltau, Zeiden) halten sozialisiert sein wird, tendenziell weniger
und mit ein wenig Glück einige der 18 Orte, werden. Zudem ist die wirtschaftliche Ent-
die noch 100 und mehr Gemeindeglieder wicklung des rumänischen Staates unge-
zählen. Von all diesen Orten kann man nur wiss und sein Engagement für das Kultur-
Malmkrog noch als Dorf, also als Land- erbe der Sachsen, wenn nicht ein radikaler
gemeinde bezeichnen alle anderen sind Umschwung in der Denkmalpflegepraxis
Kleinstädte oder verstädterte Dörfer im Ein- erfolgt, findet nur sehr punktuell statt. So
zugsbereich der Großstädte. Das Problem steht der Verfall von einem Großteil der
der Kirchenburgen ist also ein Problem der Kirchenburgen zu befürchten, es sei denn,
Gemeinden auf dem Lande. vom Eigentümer werden in naher Zukunft
Von den verbliebenen kirchlichen Landge- Maßnahmen zur Sicherung des dauerhaf-
meinden, 218 im Verantwortungsbereich ten Unterhalts der Kirchenburgen auf dem
der EKR, in denen zurzeit noch evange- Land eingeleitet.
16 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

Welche Grundlagen sind erforderlich, könnte über den Bestand und Zustand. Le-
um diese Maßnahmen effektiv und ziel- diglich die Orgeln sind in einer sehr guten
gerichtet planen zu können? Datenbank erfasst, die auch online abrufbar
Um zu planen, was man machen möch- ist. Ähnliches wird für die Kirchenburgen,
te, muss man wissen, was man hat. Eine die anderen Gebäude, die Ausstattung und
gründliche Bestandsaufnahme und Inven- das mobile Kulturgut erforderlich sein.
tarisation hilft, sich nicht auf Nebenschau- Daten zu den Kirchenburgen werden seit 5
plätzen zu verlieren oder parallel an glei- Jahren in der Leitstelle Kirchenburgen ge-
chen Themen zu arbeiten, sondern gezielt sammelt, jedoch nicht systematisch, da aus
Maßnahmen zu planen und die für Denk- personellen und finanziellen Gründen keine
malpflege und Kultur immer zu spärlichen gezielte Bestandsaufnahme erfolgen kann,
Mittel effektiv einzusetzen. Es existieren sondern nur zufällig bekannt werdende Da-
9 Online-Orgeldatei der zwar umfangreiche allgemeine oder kunst- ten eingearbeitet werden können. Dennoch
EKR historische Darstellungen der Kirchenbur- ist hier eine gute Grundlage gelegt.
Beispiel für eine informative gen, aber es gibt weder für die Gebäude Ferner ist es erforderlich, Informationen
umfassende Datenbank noch für die Ausstattung oder das mobile
über den Bestand der Or-
über die Situation der Dörfer und der vor-
Kulturgut ein aktuelles Zentralregister, das handenen Akteure zu erhalten, da das
geln mit laufender Aktuali-
sierung. (screenshot) bei guter Pflege fortlaufend Auskunft geben Umfeld der Kirchenburgen zukünftig noch
wichtiger werden wird, wenn die Sachsen
weniger werden.
Für die Entwicklung von Strategien, die
Nutzungskonzeptionen einschließen, kann
es hilfreich sein, sich den Umgang mit
ähnlich gelagerten Problemen in anderen
Ländern anzuschauen. Auch andere Kir-
chen haben mit der großen Zahl an leer
stehenden Kirchengebäuden und mit dem
demografischen Wandel auf dem Land zu
kämpfen und beschäftigen sich mit der Fra-
ge von Umnutzungen und Nutzungserwei-
terungen von Kirchengebäuden. Bei allen
Unterschieden lassen sich hier sicher An-
regungen finden.

2.4. Ziele des Projektes

Ziel des Projektes ist es, in einem Strate- burgen in Kurzerfassungen der Gebäude
giekonzept nachhaltige Perspektiven für ergänzt um eine Bestandsaufnahme der
den Erhalt der Kirchenburgenlandschaft Dörfer aufgenommen. Die Ergebnisse flie-
aufzuzeigen. Das Konzept soll als Grundla- ßen in alle Aspekte des Konzeptes ein.
ge für alle Beteiligten dienen, um die erfor- Ein Schwerpunkt des Konzeptes liegt auf
derlichen Maßnahmen der nächsten Jahre der Betrachtung des Zusammenhangs zwi-
fundiert zu diskutieren und strukturiert zu schen baulicher Erhaltung und Nutzung,
planen. Es soll helfen, den Wandel der darunter besonders der touristischen Nut-
nächsten Jahre aktiv zu gestalten. zung und hier der Chancen, die hier der
Dazu werden 75 repräsentative Kirchen- Kulturtourismus bietet. Der Kulturtourismus
2 Anlass und Ziel 17

ist eine der ressourcenschonendsten For- nen Daten aus der Bestandsaufnahme ein-
men des Fremdenverkehrs und steht im gearbeitet werden.
Allgemeinen im Einklang mit den Interes- Mit den durch die Bestandsaufnahme ak-
sen des Denkmalschutzes. tualisierten Daten soll ein elektronischer
Weiterhin stellt das Konzept Möglichkeiten Reiseführer als Anwendungsprogramm für
und Formen der Kooperation mit geeigne- internetfähige Mobiltelefone (Smartpho-
ten lokalen und regionalen Partnern dar, um ne) in Form einer sogenannten Application
zusätzliche Ressourcen für den Erhalt der (App) hergestellt werden. Dies ermöglicht
Kirchenburgenlandschaft zu mobilisieren. die effektivere Nutzung der Chancen, die
Für die Strukturierung der Prozesse soll der Kulturtourismus für den Erhalt der Kir-
das Konzept Anregungen und Ideen liefern, chenburgenlandschaft bietet. Die in der
ohne einer Festlegung auf bestimmte Or- Feldforschung gewonnenen Daten werden
ganisationsformen vorzugreifen. so parallel zum Konzept für eine prakti-
sche Anwendung mit Hilfe der neuen Me-
Als Hilfestellung für Entscheidungen zu
dien genutzt. Die App „Kirchenburgenland-
weiteren Maßnahmen werden aus der Be-
schaft“ ist die erste dieser Art im Bereich
standsaufnahme heraus Kategorien für die
des Kulturtourismus‘ in Rumänien. Sie hat
Kirchenburgen entwickelt, die das gesamte
damit Pilotcharakter und eröffnet der EKR
Potential berücksichtigen.
erhebliche Möglichkeiten auf diesem noch
Für alle zukünftigen Arbeiten und For- jungen und rasant wachsenden Markt. Ein
schungen wird eine Datenbank mit einer möglichst frühzeitiger Einstieg sichert eine
gängigen Software angelegt, in die die bis adäquate Teilhabe.
dahin vorhandenen und die neu gewonne-

2.5. Zielgruppen

Zuvorderst ist natürlich die Eigentüme- um gemeinsame Strategien zu entwickeln.


rin der Kirchenburgen, die EKR Zielgrup- Dies sind besonders die HOGs und Förder-
pe des Strategiekonzeptes. Hier sind alle vereine aus der Gruppe der Siebenbürger
Ebenen der EKR angesprochen, von den Sachsen, alle im Land vorhandenen Ak-
Gemeinden über die Bezirksebene bis hin teure, Reiseunternehmen, Initiativen und
zum Landeskonsistorium. Auch soll sowohl Vereine im Land. Langfristig wäre es gut,
die geistliche wie die weltliche Vertretung wenn die aufzubauende Datenbank auch
davon profitieren, also Pfarrer ebenso wie einer Vernetzung vorhandener Kapazitäten
Kuratoren. und interessierter Nutzer dienen würde, so
Daneben können alle Interessierten, die dass eine Plattform des gegenseitigen Aus-
sich für den Erhalt der Kirchenburgen ein- tauschs entstünde.
setzen, an den Erkenntnissen teilhaben,
18

Karte 1

wählten Orten
Übersichtskarte
Siebenbürgen mit den
für das Projekt ausge-
Kreis (JudeĠ) Grenze

re
reú
Grenzen der Kirchenbezirke

Mu sch
Mie
Für die Bestandserfassung
ausgewählte Orte mit Kirchen-
THORENBURG burgen
TURDA
NEUMARKT Andere Orte mit Kirchenbur-
TÂRGU-MUREù
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HG Sonstige Orte

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Städte/Bezirkskonsistorien

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Kleinlasseln MAßSTAB/ SCARA 1: 350.000 M
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Rode Zuckmantel 0 4 8 12 16 20 24 28 km
Seleuú Zagăr ğigmandru
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Straßburg a. M. Viiúoara Magheruú

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Wurmloch Nimesch Brădeni Me‫܈‬endorf
Arbegen Valea Viilor Nemúa Neithausen Streitfort
Agârbiciu Jakobsdorf Netu‫܈‬ Mercheasa
Scholten Abtsdorf Mortesdorf Magarei Iacobeni
WEIßENBURG Blutroth Cenade Tapu Schaal Motiú Peliúor Deutschweißkirch
Berghin Kleinschelken ùoala Probstdorf Reps Hamruden
ALBA-IULIA ùeica Mica Stejăriúu Neustadt Viscri Rupea Alt
Almen Noi‫܈‬tat Homorod
Alma-Vii Schlatt Abtsdorf
Marktschelken Zlagna Apo‫܈‬ Seiburg
Olt
ùeica Mare Petersdorf
Petiú Hundertbücheln Jibert
Mardisch Martinsdorf
AB Schorsten
Metiú
Ruja Movile Stein
Burgberg ùoroútin Michelsdf. Moardăú Roseln Dacia Galt
Törnen Rosch
Bekokten
Vurpăr Weingartskirchen Gergeschdorf Boarta Schönberg BarcuĠ Ungara
Păuca Engenthal Răvăúel
Vingard Ungurei Agnetheln Dealul Frumos
Bell Mighindoala Agnita Seligstadt Leblang Aitau
Buia Lovnic
Haschagen Seli‫܈‬tat Aita Mare
Haúag Wassid Mergeln
Bußd Reussen Veseud Merghindeal Kiewern
Boz Ru‫܈‬i Werd Cobor Blumendorf
MÜHLBACH Vărd Scharosch Belin
SEBEù Gieshübel Harbach ùoars
Gusu Felmern Deutschtekes
Alzen Hârtibaciu Großschenk Felmer
Deutschpien AlĠina Zied Cincu Tuicuúu Vechi
Pianu de Jos Veseud
Stolzenburg Rohrbach Nußbach ST. GEORGEN
Slimnic Tarteln Rodbav Maieruú
Petersdorf Burgberg Toarcla SFÎNTU GHEORGHE
Petreúti Reußmarkt Vurpăr Leschkirch Kirchberg
Benzenz Nocrich Chirpăr Braller
Aurel Vlaicu Kelling Miercurea Sibiului
Câlnic Bruiu
h Salzburg
Ocna Sibiului
Hahnbach Marpod Alt
eú Hamba Marpod Kleinschenk Rothbach
Großscheuern Gürteln
Rätsch Großpold ùura Mare Martinsberg Cincúor Olt Rotbav
Reciu Urwegen Apoldu de Sus Hamlesch ùomartin Gherdeal
Rumes Gârbova Dobring Amna‫܈‬ Neudorf Fogarasch Schirkanyen
Romos Kleinscheuern Nou
Broos Dobârca ùura Mica Rothberg Holzmengen Făgăraúi ùercaia Marienburg
Oraútie Hammersdf Roúia Hosman Feldioara
GuúteriĠa Thalheim
Neppendorf Daia
Turniúor Kerz
CârĠa
Großau Kastenholz Heldsdorf
Cristian HERMANNSTADT CaúolĠ Hălchiu Brenndorf
SIBIU Schellenberg Bod
ùelimbar
Honigberg
Hărman

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Freck Tartlau
Gierelsau Avrig Petersberg
Bradu Sânpetru Prejmer
Heltau Zeiden

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Cisnădie Codlea

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Michelsberg Weidenbach
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Cisnădioara Ghimbav
ran

Talmesch KRONSTADT
Tălmaciu
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BRAùOV
Wolkendorf
Vulcan Neustadt
Cristian
STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

SB BV
Rosenau
Râúnov
MunĠii Cîndrel / Zibinsgebirge
MunĠii Făgăraú / Fogarascher Gebirge Schwarzbach
Râul Negru
Alt
Olt

LEITSTELLE KIRCHENBURGEN LANDESKONSISTORIUM TU BERLIN


Projektbüro beim Landeskonsistorium DER EV. KIRCHE A.B. IN RUMÄNIEN INSTITUT FÜR STADT- UND REGIONALPLANUNG
STRATEGIEN ZUR ERHALTUNG DER ANHANG 1
MunĠii Bucegi / Butschetsch-Gebirge
der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien LEHRSTUHL DENKMALPFLEGE
Str. Gen. Magheru, 4 Str. Gen. Magheru, 4 Prof. Dr. G. Dolff-Bohnekämper
KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN Übersichtskarte Siebenbürgen
Hermannstadt/Sibiu, RO- 550185 Hermannstadt/Sibiu, RO- 550185 Str. d. 17. Juni 44
D-10623 Berlin

Tel./Fax: (+40)269 -22 10 10


Ein Projekt gefördert aus Mitteln des Für das Projekt ausgewählte
E-Mail: office@projekt-kirchenburgen.ro Beauftragten bei der Bundesregierung
Web: www.projekt-kirchenburgen.ro für Kultur und Medien Orte und Kirchenburgen
19

3
Kapitel 3: Durchführung der Bestandsaufnahme

3.1. Kriterien der Auswahl der Kirchenburgen:

Für das vorliegende Projekt musste eine da städtische Kirchengemeinden und ihre
Auswahl aus der Gesamtheit der noch er- Kirchen eine eigene Problematik darstel-
haltenen Kirchenburgen getroffen werden, len. Von den in diesem Gebiet liegenden
da auf Grund der zeitlichen Begrenzung ca. 185 bei der EKR verzeichneten Orten
des Projektes nicht alle 286 Ortschaften wurden diejenigen nicht berücksichtigt, die
untersucht werden konnten. Generell kon- eine einfache Dorfkirche ohne Kirchenburg
zentriert sich das Projekt auf das Kernge- oder gar kein eigenes Kirchengebäude ha-
biet Südsiebenbürgens. Alle Orte mit zur ben. Zum einen geht das Projekt von der
EKR gehörenden Kirchengemeinden, die Kirchenburgen-Landschaft als ein in Eu-
in anderen Landesteilen liegen, wurden ropa einmaliges Phänomen aus und zum
ausgenommen. Das betrifft Dörfer im Ba- anderen werden die Probleme kleinerer
nat, in der Bukowina sowie im Altreich[2]. Kirchen vermutlich leichter zu lösen sein,
Außerdem wurde das Bistritzer Gebiet, wenn man für größere Anlagen Lösungs-
also Nordsiebenbürgen, nicht betrachtet, ansätze gefunden hat.
da es durch seine besondere historische Von den verbleibenden 138 Orten wurden
Situation eigene Merkmale aufweist wie solche ausgewählt, die in Bezug auf die
z.B. aufgegebene und veräußerte Kirchen weiter unten aufgeführten Parameter der
auf Grund der Auswanderung bzw. Flucht Untersuchung für die vielfältigen Probleme
schon am Ende des Krieges. einen repräsentativen Durchschnitt darstel-
Das Untersuchungsgebiet umfasst dem- len. Die Denkmalkategorie spielte in die-
nach die historischen Landschaften Un- sem Zusammenhang keine Rolle, da hier
terwald und Hermannstädter Umgebung, nicht vordringlich nach Lösungen für be-
Harbachtal und Alttal, das Kokelgebiet sonders hochwertige Kirchenburgen, son-
(Großes und Kleines Kokeltal), das Repser dern für die gesamte Landschaft gefragt
Land und das Burzenland. Innerhalb dieser wurde. Auf Grund der langjährigen Erfah-
Landschaften, die heute vier Verwaltungs- rung, die die Leitstelle Kirchenburgen durch
bezirken (judeţ) zugeordnet sind (Alba, ihre Arbeit hat, und in Zusammenarbeit mit
Sibiu, Mureș und Brașov), wurden die gro- dem Landeskonsistorium konnte eine Aus-
ßen Stadtgemeinden nicht einbezogen, wahl von 75 Orten getroffen werden. Am
Rande mit einbezogen wurden auch die
2 Als Altreich (rumänisch „Regatul Vechi“ oder „Regat“) 18 Kirchenburgen, die sich derzeit in der
wurde nach dem Ersten Weltkrieg jenes Gebiet Rumäniens
bezeichnet, das schon vor dem Krieg zu diesem Staat Umsetzungsphase eines EU-geförderten
gehört hatte. Im Jahre 1881 wurde das Land unter König
Carol I. vom Fürstentum zum Königreich Rumänien um-
Instandsetzungsprojektes befinden, sowie
gewandelt. Das Land bestand aus folgenden historischen einige zusätzlich besuchte Kirchenburgen,
Regionen: Moldau, Walachei und Dobrudscha.
20 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

so dass am Ende die Daten von rund 100


Orten in die Untersuchung einflossen. Die
Verteilung auf die Kirchenbezirke stellt sich
wie folgt dar:
Bezirk Hermannstadt: 30 Kirchenburgen
Bezirk Kronstadt: 24 Kirchenburgen Bezirk Mühlbach: 10 Kirchenburgen
Bezirk Mediasch: 25 Kirchenburgen Bezirk Schäßburg: 15 Kirchenburgen

3.2. Parameter der Bestandsaufnahme


Für die hier angestrebten ganzheitlichen besitz befindlichen Gebäude ebenfalls in
Lösungsansätze zum Erhalt sollten nicht Bestand und Zustand erfasst und, wenn
nur die üblichen Daten der Kirchenburgen, diese Informationen vorlagen, die Besitz-
sondern zusätzlich auch die sonstigen Ge- verhältnisse und die derzeitigen Nutzungen
bäude im Eigentum der EKR und die Dörfer dargestellt.
selbst erfasst werden, um das Gesamtpo- Diese Gebäude und deren Grundstücke
tential eines Ortes beschreiben zu können. wurden zu einem großen Teil nach 1945
Folgende Parameter wurden aufgenom- enteignet. Die Rückübertragung für zwi-
men: schen 1945 und 1989 enteignete Immobili-
en ist seit dem Jahr 2000 auf Grundlage des
• Kirchenburgen: Dringlichkeitserlasses 94/2000 möglich. Ab
Januar 2003 konnten Anträge auf Restituti-
Für die Erarbeitung von Konzepten zum
on gestellt werden. Diese werden von einer
Erhalt der Kirchenburgen ist der für die Si-
Sonderkommission in Bukarest („Comisia
cherung und Instandsetzung erforderliche
Specială de Retrocedare Bucureşti“) be-
Aufwand eine bedeutende Größe. Deshalb
arbeitet. Bisher ist erst ein Teil der Gebäu-
wurden Bestand und Zustand aller inner-
de in den Besitz der EKR rückübertragen
halb der Burg befindlichen Gebäude (Kir-
worden. Daneben besaßen kirchliche Insti-
che, Türme, Ringmauern, Wehranlagen,
tutionen trotz der Bodenreform der 1920er
Nebengebäude) in einer Kurzerfassung
Jahre noch erhebliche land- und forstwirt-
beschrieben. Dazu gehören auch frühere
schaftliche Flächen, die zum Teil bereits
Interventionen, sofern sichtbar oder be-
ebenfalls restituiert wurden.
kannt, sowie eine Beschreibung der Au-
ßenanlagen. Bezüglich des Zustandes In einer ganzheitlichen Betrachtung der
kann dies nur eine Momentaufnahme sein, Kirchenburgen und den Überlegungen zu
da neue Schäden relativ schnell entstehen ihrem Erhalt spielen diese Gebäude und
können und darüber hinaus durchgeführ- Wirtschaftsflächen eine große Rolle, da sie
te Maßnahmen nicht zentral dokumentiert sich, je nach Lage, durchaus gewinnbrin-
und deshalb nicht immer bekannt sind. Die gend einsetzen lassen.
Erfassung erfolgte in Textform als tabellari- Im Einzelnen handelt es sich um folgende
sches Datenblatt für jede Kirchenburg so- Gebäude:
wie mit digitalen Fotos. Pfarrhäuser als fester Bestandteil einer
Kirchengemeinde sind noch in nahezu je-
• Sonstige Kirchliche Gebäude: dem Ort vorhanden;

So weit bekannt und zur Besichtigung zu- Schulen, häufig sogar mehrere in einem
gänglich wurden die sonstigen im Kirchen- Dorf, die in großer Zahl vor allem im aus-
3 Durchführung 21

gehenden 18. und im 19. Jahrhundert, oft einen wesentlichen finanziellen Beitrag zur
aus dem Material der abgetragenen Ring- Erhaltung leisten.
mauern oder Wehrtürme gebaut und An- Da nicht alle Kirchenburgen als eigenstän-
fang des 20. Jahrhunderts häufig erweitert diges Kulturobjekt für Touristen interessant
wurden. Da sie von den Kirchengemeinden sind, sind andere Faktoren für einen alter-
errichtet wurden, gehörten sie diesen bis nativen Tourismus bedeutend; dazu zählen
1945 und die Restitution konnte deshalb das Potential der Kirchenburg als Ensem-
von der EKR beantragt werden. Schulen ble, die Einbindung in die landschaftliche
finden sich in jedem Dorf. Umgebung und die Existenz von neuen
Kulturhäuser oder Gemeindesäle, die im Projekten im Bereich Kultur und Landwirt-
Leben einer sächsischen Gemeinde (wie schaft.
auch für die rumänischen Bewohner) eine
große Rolle spielen, da alle Feste, auch
• Dörfer:
private Feiern wie Hochzeiten in großem
Rahmen im öffentlichen Saal gefeiert wur- Ein wesentlicher Bestandteil der Erfassung
den. Kulturhäuser wurden noch in den waren die Dörfer selbst. Für eine umfas-
1930er Jahren in großer Zahl gebaut. Sie sende Strategie sollte auch das Potential
sind häufig vorhanden, aber nicht in allen der Orte untersucht werden. Dazu wurden
Ortschaften. auf der einen Seite die Fakten betrachtet,
die sich zusammensetzen aus:
Prediger- oder Lehrerhäuser für die ne-
ben dem Pfarrer angestellten Laienpredi- -- Erreichbarkeit: Art der Straße, Zu-
ger, die oft auch die Lehrer waren. stand, Entfernung zum nächstgröße-
ren Ort; Möglichkeiten des öffentlichen
Kindergärten, die in kleineren vorhande-
Nahverkehrs
nen Gebäuden in der Burg oder in Häusern
im Dorf untergebracht waren. -- Schätzung des Gebäudebestandes
nach Zustand und Leerstand
Sogenannte Alte Rathäuser, Verwaltungs-
gebäude aus dem 19. und 20.Jahrhundert. -- technische Infrastruktur, soziale Infra-
struktur (Schulen, Läden, Bars, Arzt)
-- bereits vorhandene touristische Infra-
• Bewohner:
struktur
Für die Einschätzung der Situation der Kir-
-- Einwohnerzahlen, ethnische Zusam-
chengemeinden werden die Zahlen zu Ge-
mensetzung, sofern bekannt
meindegliedern vom 30.06.2011 aus der
Statistik des Landekonsistoriums berück- Daneben wurden auch hier weitere Fak-
sichtigt. Dazu erfolgt eine Einschätzung toren betrachtet wie die landschaftliche
der jeweiligen Heimatortsgemeinschaften Umgebung, bereits ansässige lokale oder
als ehemalige Bewohner, die zumindest im regionale Akteure sowie soziale und gesell-
Moment und perspektivisch auch noch für schaftliche Aktivitäten und Initiativen und
eine geraume Zeit wichtige Träger von Ak- weitere Sehenswürdigkeiten in der nähe-
tivitäten und Maßnahmen sind und derzeit ren Umgebung.
22 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

3.3. Durchführung der Bestandsaufnahme

Die Bestandsaufnahme wurde mit Teams mationen über diese Gebäude, deren Sta-
aus zwei, insgesamt vier Personen in der tus (verkauft, vermietet, in Restitution) und
Zeit zwischen dem 12. September und Nutzung zu erhalten war nicht immer ein-
dem 16. November 2011 an 36 Fahrtagen fach, da sie nicht zentral erfasst sind und
durchgeführt. An diesen Tagen wurden 84 die Kenntnisse bzw. Auskünfte darüber im
Dörfer und Kleinstädte und deren Kirchen- Ort und im Bezirk manchmal divergieren.
burgen besichtigt. Sechs Kirchenburgen Anfänglich wurde versucht, jeweils eine
wurden nur von außen begutachtet: Zwei Fahrtwoche mit allen Terminen im Voraus
Verabredungen zur Besichtigung konnten mit den jeweiligen Ansprechpartnern zu or-
nicht stattfinden (Radeln, Großscheuern), ganisieren. Von diesem Verfahren wurde
zwei Kirchenburgen wurden zusätzlich be- Abstand genommen, weil eine kurzfristige
sichtigt, da sie auf dem Weg lagen und in Ankündigung für viele der älteren Burg-
der Kategorie der fast aufgegebenen Dörfer hüter oder Kuratoren besser einzuordnen
das Spektrum am unteren Rand beleuch- war. Auch Termine mit den Bürgermeistern
ten (Rohrbach, Felmern) sowie die Burgen erwiesen sich als leichter spontan zu orga-
in Birthälm und Deutsch-Weißkirch, über nisieren. Vor Ort wurde versucht, mit Leh-
die ausreichend Informationen vorliegen. rern und orthodoxen Pfarrern zu sprechen,
Ferner wurden sechs der derzeit in Arbeit um Informationen über das soziale Leben
befindlichen EU-Kirchenburgen besichtigt, im Dorf zu erhalten.
jedoch nicht näher beschrieben, da sie
Eine große Unterstützung war die Bereit-
nach Abschluss der Maßnahmen instand-
stellung von Unterkunft und Verpflegung
gesetzt sein werden (Bodendorf, Deutsch-
durch die EKR bzw. die Kirchengemein-
Kreuz, Meschendorf, Probstdorf, Klosdorf,
den während der mehrere Tage dauernde
Trappold).
Fahrten im Mediascher und im Kronstädter
Von den weiteren Gebäuden im Kirchenbe- Bezirk.
sitz wurden einige innen besichtigt. Infor-

10 Das Team bei der Arbeit

Annemarie Rothe
Sebastian Bethge
Liliana Cazacu
Ana Lechinţan
23

4
Kapitel 4: Auswertung der Bestandsaufnahme

Zur Veranschaulichung der Situation in den Landgemeinden soll hier eine Übersicht über
die Gemeindegliederzahlen dienen, die besonders deutlich die derzeitige Lage, aber auch
in dramatischer Weise die zukünftige Entwicklung aufzeigt. Angegeben sind die Personen-
zahlen pro Ort, unabhängig davon, ob dort eine eigenständige evangelische Kirchenge-
meinde existiert oder der Ort als Diasporagemeinde geführt wird:

Gebiet / Evangelische Gemeindeglieder pro Ort 0 1-20 21-100 > 100


Alle 286 Orte aus der Statistik des LK, 30.06.2011 40 135 84 27
In % 14% 47,2% 29,4% 9,4%

Alle Orte im Untersuchungsgebiet ohne die Stadtgemeinden 14 91 58 15


(Mühlbach/ Hermannstadt/ Schäßburg/Kronstadt/Mediasch)
In % 7,9% 51,1% 32,6% 8,4%

Alle in der Bestandsaufnahme erfassten Orte 6 50 34 14


(ohne Stadtgemeinden)
In % 5,8% 48,1% 32,7% 13,5%

Die absoluten Zahlen bilden das Problem die Verhältnisse sehr schnell ändern. Mit-
noch drastischer ab: unter weichen die Angaben, die man im Ort
Von den am 30.06.2011 gezählten 13.096 erhält, von den offiziellen Zahlen ab.
Gemeindegliedern lebt knapp die Hälfte in Zu dieser Entwicklung kommt erschwerend
den 10 größten Orten. Die andere Hälfte hinzu, dass die EKR, wie Kirchen in ande-
verteilt sich auf 236 Ortschaften, von de- ren Ländern auch, mit der zunehmenden
nen allein 99 Orte mit weniger als 10 evan- Säkularisierung der Gesellschaft zu kämp-
gelischen Bewohnern sind. Zukünftig wird fen hat. Es ist keine Statistik bekannt, wie
sich das Verhältnis weiter zu Ungunsten viele Deutsche in Siebenbürgen leben, die
der Landgemeinden verschieben, da diese nicht Mitglieder der EKR sind (Eingewan-
besonders überaltert sind. derte nicht gezählt). Anhand der Gottes-
Diese Statistik bezieht sich auf die jährliche dienstbesucher im Vergleich zu den offizi-
Zählung der Evangelischen Kirche vom 30. ellen Mitgliederzahlen wird deutlich, dass
Juni 2011. Diese Zahlen geben einen unge- auch in Rumänien etliche Gemeindeglieder
fähren Stand wieder, da sich durch Abwan- nur Zahlmitglieder sind. Auch hier wird man
derung und die demografische Entwicklung einen Teil dem hohen Altersdurchschnitt
24

Orten
Karte 2

Siebenbürgen
Übersichtskarte

Verteilung der Ge-


meindeglieder in den
Kreis (JudeĠ) Grenze

re
reú
Grenzen der Kirchenbezirke

Mu sch
Mie
Verteilung der evangelischen Bevölkerung
THORENBURG Stand: 30.06.2011 Zählung Konsistorien
TURDA
NEUMARKT Orte mit 0 ev. Gemeindegliedern
TÂRGU-MUREù

ica
HG Orte mit 1 - 20 ev. Gemeindegliedern

a M el
av ok
rn e K
K
â
Orte mit 21 -100 ev. Gemeindegliedern

T lein
CJ MS
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Ar
Orte mit > 100 ev. Gemeindegliedern
ch
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Mie reú
Mu
S
Kleinalisch Felldorf MAßSTAB/ SCARA 1: 350.000 M
MIERESCHHALL Seleuú Filitelnic
OCNA MUREù Kleinlasseln Zuckmantel
Laslău Mic Rode ğigmandru 0 4 8 12 16 20 24 28 km
Zagăr

Irmesch Zendersch
Senereuú
Ormeniú Nadesch
Maldorf Maniersch Nadeú
Straßburg a. M. Viiúoara Magheruú ODORHELLEN

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Aiud Hohndorf (HOFMARKT)
Mu

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Belleschdorf Reußdorf
Johannisdorf Marienburg
Idiciu ODORHEIU

Michelsdorf Bogeschdorf Cund Sântioana Hetiur

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Große Kokel
Veseuú Băgaciu
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Kirtsch Pruden Seleuú

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Păucea Schmiegen
Großlasseln

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Bonnesdorf ùmig
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SCHÄßBURG
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Seiden Durles Daneú SIGHIùOARA Keisd/Saschiz Arkeden


Jidvei Scharosch

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Kleinblasendorf Darloú Archita
Blăjel ùaroú
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Schönau Taterloch
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Tătârlaua Baaßen Waldhütten

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Bazna Pretai Valchid Schaas/ùaeú
Felsendorf Ioneúti

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Bulkesch MEDIASCH Meeburg


Bălcaciu
Brăteiu Tobsdf Floreúti Wolkendorf/Vulcan Klosdorf Beia

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Krakau Hetzeldorf Dupuú Cloaúterf Draas


Rauthal
Cricău Großprobstdf A‫܊‬el Birthälm Roandola Peschendorf Drăuúeni
irg

Mu
Târnava Biertan Stejărenii
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Donnersmarkt Kleinprobstdf. Bußd Trappold Denndorf/Daia Radeln


Krapundorf Târnăvioara Buzd Kreisch Apold
Mănărade Cri‫܈‬ Roadeú Sommerburg
Ighiu
Eibesdorf Großkopisch Jimbor
Schard Langenthal Deutschkreuz
Valea Lungă Ighiúu Nou Malmkrog Bodendorf
Alt

ùard Meschen Reichesdorf Copúa Mare CriĠ


Olt

Richiú Neudorf Malâncrav Buneúti Schweischer


Frauendorf Moúna Henndorf Katzendorf
Wurmloch Nou Săsesc Fiúer Cata
Axente Sever Brădeni
Valea Viilor Nimesch Meschendorf
Neithausen Me‫܈‬endorf Streitfort
Arbegen Nemúa Jakobsdorf Netu‫܈‬ Mercheasa
Agârbiciu Iacobeni
Scholten Mortesdorf Magarei
WEIßENBURG Blutroth Abtsdorf Kleinschelken Motiú Peliúor Probstdorf Deutschweißkirch
Cenade Tapu Schaal Almen Schlatt Reps
ALBA-IULIA Berghin ùeica Mica Abtsdorf Stejăriúu Viscri Hamruden
ùoala Alma-Vii Zlagna Apo‫܈‬ Neustadt Rupea Homorod Alt
Noi‫܈‬tat
Marktschelken Petersdorf Olt
ùeica Mare Michelsdf. Petiú Seiburg
Boarta Jibert
Gergeschdorf Schorsten Mardisch Ruja Hundertbücheln
AB Ungurei ùoroútin Moardăú Martinsdorf Roseln Movile Bekokten Stein Galt
Burgberg Törnen Engenthal Dacia Ungara
Vurpăr Metiú BarcuĠ
Weingartskirchen Păuca Mighindoala Rosch Agnetheln Schönberg
Vingard Bell Răvăúel Agnita Dealul Frumos
Leblang Aitau
Haschagen Buia Seligstadt Lovnic Aita Mare
Haúag Mergeln Seli‫܈‬tat Kiewern
Reussen Wassid Merghindeal Cobor
Bußd Veseud Blumendorf
Boz Ru‫܈‬i Werd Scharosch
MÜHLBACH Vărd Belin
Gießhübel Harbach ùoars
SEBEù Gusu Alzen Hârtibaciu Zied Großschenk
Deutschpien AlĠina Veseud Cincu Felmern Deutschtekes
Pianu de Jos Stolzenburg Tuicuúu Vechi
Felmer Nußbach
Slimnic ST. GEORGEN
Petersdorf Burgberg Kirchberg Tarteln Rohrbach Maieruú
Petreúti Vurpăr Leschkirch Chirpăr Toarcla Rodbav
SFÎNTU GHEORGHE
Kelling Reußmarkt Nocrich Braller
Miercurea Sibiului Marpod Bruiu
Benzenz Câlnic Marpod
h Aurel Vlaicu Salzburg
Ocna Sibiului Rothbach
Hahnbach Alt
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Großpold Großscheuern Cincúor
Reciu Apoldu de Sus Gürteln Olt
ùura Mare Martinsberg
Urwegen Hamlesch Neudorf Gherdeal
Rumes Amna‫܈‬ Nou ùomartin Fogarasch
Romos Gârbova Dobring Kleinscheuern Rothberg Schirkanyen
Broos ùura Mica Roúia Făgăraúi ùercaia Marienburg
Dobârca Reußdörfchen Holzmengen
Oraútie Rusciori Hammersdf Feldioara
GuúteriĠa Hosman
Neppendorf Thalheim
Turniúor Daia

Großau Kerz Heldsdorf


Cristian HERMANNSTADT Kastenholz CârĠa Hălchiu
SIBIU CaúolĠ
Brenndorf
Schellenberg Bod
ùelimbar
Honigberg
Hărman

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Gierelsau Freck Tartlau
Bradu Avrig Petersberg
Sânpetru Prejmer
Heltau Zeiden

Sebe h
Cisnădie Codlea

Mühlb
Michelsberg Weidenbach
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Cisnădioara Ghimbav
ran

Talmesch KRONSTADT
Tălmaciu
Tat

BRAùOV
Wolkendorf Neustadt
Vulcan Cristian
STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

SB BV
Rosenau
Râúnov
MunĠii Cîndrel / Zibinsgebirge
MunĠii Făgăraú / Fogarascher Gebirge Schwarzbach
Râul Negru
Alt
Olt

LEITSTELLE KIRCHENBURGEN LANDESKONSISTORIUM TU BERLIN


Projektbüro beim Landeskonsistorium DER EV. KIRCHE A.B. IN RUMÄNIEN INSTITUT FÜR STADT- UND REGIONALPLANUNG
STRATEGIEN ZUR ERHALTUNG DER ANHANG 2
MunĠii Bucegi / Butschetsch-Gebirge
der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien LEHRSTUHL DENKMALPFLEGE
Str. Gen. Magheru, 4 Str. Gen. Magheru, 4 Prof. Dr. G. Dolff-Bohnekämper
KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN Übersichtskarte Siebenbürgen
Hermannstadt/Sibiu, RO- 550185 Hermannstadt/Sibiu, RO- 550185 Str. d. 17. Juni 44
D-10623 Berlin

Tel./Fax: (+40)269 -22 10 10


Ein Projekt gefördert aus Mitteln des Verteilung der Seelen/ Ge-
E-Mail: office@projekt-kirchenburgen.ro Beauftragten bei der Bundesregierung
Web: www.projekt-kirchenburgen.ro für Kultur und Medien meindeglieder in den Orten
4 Auswertung 25

zurechnen müssen. Von den Jüngeren ist gesichts der Situation in Deutschland und
jedoch auch mit einem höheren Prozent- Rumänien scheint dies jedoch nicht ratio-
satz an Kirchenfernen zu rechnen. nal begründet und für den sozialen Frieden
Es ist nicht unbedingt so, dass die Kir- auch nicht unbedingt wünschenswert. Des-
chenburgen kleiner Gemeinden mit unter halb müssen die durchaus vorhandenen
20 Gemeindegliedern per se gefährdeter Kräfte gebündelt und Strukturen geschaf-
sind oder sich hier weniger Aktivitäten ver- fen werden, die dem einzelnen helfen, sei-
zeichnen lassen als in größeren. Es gibt ne Aufgaben auszufüllen.
durchaus Orte, an denen nur noch 2 oder Der Vergleich der Daten für alle von der
3 evangelische Kirchenmitglieder leben, Kirche erfassten Gemeinden mit den Ge-
deren Kirchenburgen und Pfarrhäuser je- meinden insgesamt im Untersuchungsge-
doch besser unterhalten sind als andere, in biet sowie den für die vorliegende Studie
denen noch 50 oder mehr leben. Dennoch erfassten Orte zeigt, dass die Auswahl der
bildet diese Statistik die Gefährdung der Ortschaften für das Projekt hinsichtlich der
Kleinstgemeinden ab. Auf Grund der de- Gemeindegliederzahlen repräsentativ ist.
mografischen Entwicklung in den nächsten Abweichungen sind in den Zahlen zu den
zehn – 15 Jahren werden wahrscheinlich Gemeinden ohne und Gemeinden mit über
bis zu 100 weitere Dörfer, in denen jetzt 100 Gemeindegliedern zu finden, haupt-
20 und weniger Gemeindegliedern gezählt sächlich durch die Herausnahme der Bis-
werden, ohne oder mit wenigen – dann tritzer Gegend.
hochbetagten – evangelischen Gemeinde-
gliedern sein.
Die Auswertung der Bestandsaufnahme
Dass dieser Prozess unwiderruflich ist, steht gliedert sich nach Bauzustand der Kirchen-
außer Frage. bei vielen besteht zwar der burgen und sonstigen Gebäude, nach Dör-
Traum, dass sich von den in Deutschland fern, Akteuren und der Situation der EKR.
lebenden Sachsen wieder eine signifikante
Zahl in Siebenbürgen ansiedeln möge. An-
26 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

11 Bulkesch
Bezirk Mühlbach
Gut gepflegte und mit
Unterstützung der HOG
erhaltene Kirchenburg

12 Katzendorf
Bezirk Kronstadt
Trotzdem es nur noch zwei
sächsische Frauen im Dorf
gibt, gelingt es dem Förder-
verein mit Unterstützung
der Niermann-Stiftung,
diese Kirchenburg laufend
zu sanieren.

13 Kleinschelken/
Bezirk Mediasch
Diese große und bedeu-
tende Kirchenburg sowie
derPfarrhof werden mit der
sehr aktiven HOG instand-
gehalten, der Pfarrhof auch
bewirtschaftet
4 Auswertung 27

4.1. Baulicher Zustand der Kirchenburgen

14 Neustadt
Bezirk Kronstadt
Im Einzugsbereich Kron-
stadts liegt diese Kirchen-
burg mit einer aktiven
Gemeinde, die ihre Kirche
selbst mit Unterstützung
von außen unterhält

Angesichts der oben dargestellten Zahlen in einem gesicherten, wenn nicht sogar
ist das Ergebnis der Zustandsbesichtigung renovierten Zustand. Die Anstrengungen,
umso bemerkenswerter. Selbst eingerech- die dafür von den Gemeinden, auf Bezirks-
net, dass einige der bekanntermaßen hoch und Landesebene und bei den Heimatorts-
gefährdeten Kirchenburgen hier nicht er- gemeinschaften erforderlich waren, können
fasst sind, kann man feststellen, dass die gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Kirchenburgen insgesamt in erstaunlich Besonders in den letzten 10 bis 12 Jah-
gutem Zustand sind. Es gibt einige Fälle, ren sind viele kleinere, aber auch größere
bei denen aus unterschiedlichen Gründen Maßnahmen durchgeführt worden, durch
akuter und dringender Handlungsbedarf die der Bestand an Kirchenburgen bis heu-
besteht. Viele Kirchenburgen aber sind, te über die Zeit gerettet werden konnte.
zumindest was die Kirche selbst betrifft,

Dennoch darf die Momentaufnahme dieser Bestandserfassung im Herbst


2011 nicht zu der Annahme verleiten, die hier als gut bezeichneten Kirchen
seien dauerhaft gesichert. Im Grunde beginnen bei vielen Kirchenburgen
die Probleme erst jetzt, da immer mehr Menschen am Ort fehlen, die ihre
Kirchenburg im Auge haben. Die Bestandserfassung hat gezeigt, dass trotz
dieser Anstrengungen weiterhin große Gefährdungen vorhanden sind:
28 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

15 Marktschelken
Bezirk Mediasch
Die stark gefährdete
Kirchenburg zeigt neben
Problemen am Mauerwerk
immer wieder Schäden am
Dach, die zu Folgeschäden
am Tragwerk und den Wän-
den führen. In Marktschel-
ken gibt es nur wenige, alte
Sachsen.

16 Hahnbach
Bezirk Hermannstadt
Undichte und zerstörte
Regenrinnen und -fall-
rohre stellen die größte
Gefahr dar, wenn, wie hier,
keine laufende Aufsicht des
Bauwerkes gewährleistet
werden kann.
4 Auswertung 29

17 Bogeschdorf
Bezirk Mediasch (links)
Nach einem Sturm waren
größere Flächen des
Daches dieser gut über-
wachten und gepflegten
Kirchenburg abgedeckt; sie
konnten nicht gleich besei-
tigt werden und bieten dem
Wind neue Angriffsflächen

18 Braller
Bezirk Hermannstadt
Schäden an der Blechein-
deckung des Turmdaches

1)
Das größte Problem ist die kontinuierliche Bauunterhaltung; bei etlichen Kirchen, die generell in gutem Zu-
stand sind, zeigen sich kleinere Schäden, die wegen der fehlenden kontinuierlichen Überwachung vor Ort
und den mangelnden finanziellen und personellen Möglichkeiten einer Instandhaltung schnell zu neuen
substanziellen Schäden führen;

19 Scharosch/Fog.
Bezirk Kronstadt (links)
Schäden an der Blechein-
deckung des Turmdaches

20 Magarei
Bezirk Mediasch
Zerstörtes Fenster mit
Gefahr des Eindringens von
Menschen, Tieren und der
Witterung
30 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

21 Großkopisch
Bezirk Mediasch
Durch Feuchtigkeit, Vanda-
lismus und Tiere zerstörte
Orgel in der ungenutzten
Kirche

22 Bonnesdorf
Bezirk Mediasch
Die wenigen verbliebenen
Fresken im Chor stehen
durch vielfältige Ursachen
kurz vor dem Totalverlust
4 Auswertung 31

23 Magarei
Bezirk Mediasch (links)
Von dem Altar, Teil einer
schönen klassizistischen
Gesamtausattung im Chor,
fehlen etliche Teile

24 Bonnesdorf
Bezirk Mediasch
Häufig anzutreffen sind
Schäden an den Kanzel-
deckeln mit Verlusten von
Teilen und Versagen der
tragenden Konstruktion

2)
Im Gegensatz zu der relativ guten, weil soliden tragenden Bausubstanz zeigen die Ausstattungen häufig
Schäden: Orgeln sind nicht nur nicht mehr spielbar, sondern durch Vandalismus oder von Tieren wie
Mardern zerstört. Kanzeldeckel brechen ein und Kanzeln ab, an Kanzeln und Altären fehlen fast immer
hölzerne Schmuckteile und Altarbilder, Statuen, Taufbecken und Glocken werden gestohlen. Uhrwerke und
Uhren sind oft nicht mehr funktionstüchtig, die Holzfußböden zeigen in der Regel größere und kleinere
Schäden, meistens durch Feuchtigkeit. Ausbauteile wie Treppen, Außentreppen, Türen und Fenster sind
oft beschädigt, Fensterglas zerbrochen. Diese Schäden stellen keine grundsätzliche Gefahr für die Bau-
substanz dar (von den offenen Fenstern abgesehen), aber sie zeigen ein Bild des stetigen Verfalls, das ab
einem bestimmten Grad auf Besucher nicht mehr romantisch, sondern deprimierend wirkt.

25 Magarei
Bezirk Mediasch (links)
Abgebrochene Teile der
Ausstattung, hier des
Altars, überdauern nicht
lange die Lagerung auf den
Kirchenbänken

26 Bonnesdorf
Bezirk Mediasch
Hölzerne Spindeltreppe
zum Kirchendach
Beschädigte Treppen wie
diese erschweren die not-
wendigen Kontrollen
32 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

27 Alzen
Bezirk Hermannstadt
Der Ostturm des ehema-
ligen inneren Berings ist
in seinem Bestand stark
gefährdet, das Dach ist
offen und die Mauern in
prekärem Zustand
4 Auswertung 33

28 Hundertbücheln
Bezirk Hermannstadt (links)
Eingestürzter Bering an der
Eingangs-/Westseite
Durch den Höhenunter-
schied zwischen Kirchhof
und Außenseite kommt es
häufig zu Einstürzen von
Ringmauern

29 Petersberg
Bezirk Kronstadt (rechts)
Innerer Bering an der West-
seite; An mehreren Stellen
weist die Mauer erhebliche
statische Schäden auf, die
möglicherweise mit dem
Untergrund zusammen-
hängen

3)
Die Kirchengebäude stehen bei Reparaturen meistens im Vordergrund; deshalb zeigen die Nebengebäu-
de, die Ringmauern und Wehrtürme oft größere Schäden, die dringend bearbeitet werden müssen. Viele
Gebäude und Bauteile zeigen ähnliche Schadensbilder, zum Beispiel Feuchtigkeitsprobleme der Kirche
oder statische Probleme an den Ringmauern.

30 Schaas
Bezirk Schäßburg
Nebengebäude innerhalb
der Burg, vermutlich als
Bethaus genutzt; das Ge-
bäude, das zu den ältesten
Teilen der Anlage zählt,
steht kurz vor dem Einsturz
34 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

31 Almen
Bezirk Mediasch
Verwilderte Außenanlagen
mit Bewuchs der Mauern
sind nur bis zu einem
gewissen Grad roman-
tisch und verhindern eine
ausreichende Kontrolle der
Bauten

32 Mitte rechts und links


Gegen Tierhaltung inner-
halb der Burg ist grundsätz-
lich nichts einzuwenden; sie
sollte jedoch in angemesse-
ner Weise in abgezäunten
Bereichen stattfinden und
nicht direkt an den Kirch-
mauern.

33 Durles
Bezirk Mediasch
Wildwuchs und angewach-
senes Gelände machen
diese Gebäudeseite unzu-
gänglich
4 Auswertung 35

34 Schaal
Bezirk Mediasch
Das angewachsene Gelän-
de hat das kleine Vorrats-
häuschen an der RInge-
mauer halb verschüttet

4)
Aus demselben Grund und wegen der personellen Schwierigkeiten sind die Außenanlagen häufig in ei-
nem schlechten Zustand. Wiesenflächen können oft nicht mehr oder nicht regelmäßig gemäht werden,
Bäume werden nicht beschnitten und Obst nicht geerntet oder die Flächen sind durch Tierhaltung und
Landwirtschaft übernutzt. Die Pflege der Freiflächen mag vor den baulichen Reparaturen nebensächlich
erscheinen, jedoch nicht nur im Hinblick auf eine Nutzung ist es von Bedeutung, wenn das Gelände um
die Kirche gepflegt wird. Auch für die Substanz der Bauten ist es wichtig, den Bewuchs zu kontrollieren
und das Gelände nicht anwachsen zu lassen.

35 Rothbach
Bezirk Kronstadt
Das hüfthohe Gras und
Disteln machen diese Ge-
bäudeseite unzugänglich
36 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

36 Zied
Bezirk Hermannstadt
Das Dach der Kirche wurde
2011 mit Hilfe der HOG
neu gedeckt, die alten
Ziegel wurden ncht wieder
verwendet; die Regenrin-
ne ist falsch bzw. nutzlos
angebracht und an der
Stelle des nicht sanierten
Mauerrisses bereits wieder
kaputt;
Das Turmdach (rechts) soll
2012 neu gedeckt werden,
obwohl es kaum Schäden
aufweist.

37 Zied
Bezirk Hermannstadt
Eingangstorturm, durch den
Einbau eines Sicherungs-
gitters, einer im Prinzip
sinnvolle Maßnahme, mit
Betonmörtel wurde die
Stuckrahmung des Torbo-
gens zerstört.
4 Auswertung 37

38 Bulkesch
Bezirk Mühlbach
Reparatur des teilweise
eingestürzten Berings mit
unangemessenen Materia-
lien: Betonmörtel, Stahlbe-
tonfundament, neue Ziegel

5)
Aus fachlich-denkmalpflegerischer Sicht sind, das darf an dieser Stelle nicht verschwiegen werden,
viele der kleineren, leider aber auch der größeren bereits erfolgten Instandsetzungsmaßnahmen als
kritisch zu bewerten. Nicht nur, dass etliche Arbeiten ohne denkmalrechtliche Genehmigung ausge-
führt wurden, es bestand auch keine fachliche Planung oder zumindest Begleitung. So werden oft
falsche Materialien verwendet (Betonmauer in Bulkesch). Gerade im Dachbereich werden Ziegel und
Latten vollständig erneuert ohne Berücksichtigung des Bestandes und Zustandes (Scharosch a.d.K.,
Zied, Kerz) und es gibt zum Teil nicht fachgerechte Detailkonstruktionen (Zied). Alle diese Maßnahmen
sind gut gemeint und durch die Fremdfinanzierung schwer abzulehnen, dennoch scheinen hier eine
fachliche Beratung und Überwachung dringend angeraten.

39 Zied
Bezirk Hermannstadt
Diese Putzausbesserun-
gen sind mit dem falschen,
nämlich Zementmörtel
hergestellt, die Anschlüsse
an den alten Putz sind nicht
fachgerecht, der neue Putz
ist entlang der Mauer-
werksrisse bereits wieder
gerissen
38 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

40 Draas
Bezirk Kronstadt (oben)
Die Baustelle wurde
abgebrochen, das Dach
unzureichend abgedeckt,
die Plane ist verschlissen
und leitet das Wasser direkt
ins Dach

41 Petersberg
Bezirk Kronstadt (rechts)
Die Verpressarbeiten
wurden unsachgenäß
ausgeführt, das Verpress-
gut lief unkontrolliert über
historische Putze und
Mauerwerk

42 Marktschelken
Bezirk Mediasch (nächste
Seite oben links)
Arbeiten an der Horizontal-
sperre wurden nicht been-
det, eine Erfolgskontrolle
fand nicht statt
4 Auswertung 39

6)
Die Frage der Überwachung von Baumaßnahmen betrifft auch die Zuständigkeiten, die auf verschiede-
nen Schultern liegen. Die Entscheidungskompetenz über bauliche Maßnahmen ist damit nicht immer
eindeutig definiert. Ein spezielles Problem stellen aus fachlicher Sicht auch die Maßnahmen des rumä-
nischen Kulturministeriums dar, das bei von ihm finanzierten Maßnahmen selbst als Bauherr auftritt.
Bei diesen Arbeiten, die ja nicht nur behutsame Reparaturen umfassen, sondern teilweise tief in den
Bestand eingreifen, ist die zuständige Kirchengemeinde oder der Bezirk meistens überhaupt nicht
eingebunden. Eine kontinuierliche Diskussion der Maßnahmen zwischen Eigentümerin, ausführender
Institution und Denkmalamt findet nicht statt. Allein bei der für dieses Projekt durchgeführten Besich-
tigung wurden drei Fälle festgestellt, bei denen Maßnahmen des Kulturministeriums auf Grund von
ausbleibenden finanziellen Mitteln unterbrochen und die Baustelle in einem katastrophalen Zustand
hinterlassen wurde. Die kirchlichen Gremien wurden darüber nicht oder zu spät informiert, so dass sie
keine Gelegenheit gehabt hatten, prioritäre Maßnahmen zu benennen oder auch nur eine ordnungsge-
mäße Sicherung der Baustelle einzufordern (Draas, Honigberg, Petersberg).

43 Meschen
Bezirk Mediasch (o. rechts)
Eine der größten und längs-
ten Baustellen des Kultur-
minsteriums mit schlecht
ausgeführten Dacharbeiten

44 Honigberg
Bezirk Kronstadt (u. links)
Auch hier eine Baustelle,
mit unsachgenmäßen Ver-
pressarbeiten

45 Honigberg
Bezirk Kronstadt (u. rechts)
Verlassene Baustelle, die
angeblich für die Statik not-
wendigen Maßnahmen sind
nicht zu Ende geführt
40 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

Mu sch
reú
re
Mie
THORENBURG
TURDA
NEUMARKT
TÂRGU-MUREù

CJ MS
ieú
Ar

ch
res
Mie reú
M u
Kleinlasseln
MIERESCHHALL Laslău Mic Felldorf
Filitelnic
OCNA MUREù
Kleinalisch Rode
Seleuú Zagăr
Zendersch
Irmesch Senereuú
Ormeniú
Maldorf Maniersch
Straßburg a. M. Viiúoara Magheruú
e

Aiud Hohndorf
irg

Reußdorf Johannisdorf
Bogeschdorf
eb

Michelsdorf Belleschdorf Cund Sântioana


Veseuú Băgaciu Idiciu
u-G

Groß
Pruden Seleu
ca

Kirtsch Halwelagen Prod


Curciu Elisabethstd Hoghilag
s

Wölz
Tra

VelĠ Puschendf. Dumbrăveni


Păucea Schmiegen
Baaßen ùmig Großlasseln D
u/

D
Seiden Taterloch
Tătârlaua
Bazna Kleinblasendorf Durles Laslea
ca

Schönau Jidvei Blăjel Darloú Scharosch


Bonnesdorf ùaroú Waldhütten
ras

ùona
Boian Valchid
Bulkesch Pretai
MEDIASCH
iT

Bălcaciu Brăteiu Tobsdf Felsendo


nĠi

Krakau MEDIAù Hetzeldorf Dupuú Rauthal Floreúti


Großprobstdf A‫܊‬el Birthälm
Mu

Cricău Roandola
Târnava Biertan
Donnersmarkt Kleinprobstdf. Kreisc
Krapundorf Mănărade Târnăvioara Bußd Großkopisch Cri‫܈‬
Ighiu Buzd Copúa Mare
Schard Langenthal
Valea Lungă Eibesdorf Neudorf Malmkro
ùard Ighiúu Nou Meschen Reichesdorf Nou Săsesc Malâncrav
Frauendorf Moúna Richiú
Axente Sever
Wurmloch Nimesch
Arbegen Valea Viilor Nemúa
Agârbiciu Almen Jakobsd
WEIßENBURG Scholten Abtsdorf Alma-Vii Magarei Iacobeni
Blutroth Cenade Tapu Kleinschelken Schaal Peliúor Probstdorf
ALBA-IULIA Berghin ùoala Mortesdorf Stejăriú

AB
ùeica Mica Motiú
Marktschelken Schlatt Abtsdorf
Zlagna Apo‫܈‬
ùeica Mare Petersdorf
Schorsten Petiú Mardisch
Moardăú Ruja
Burgberg Törnen
ùoroútin Michelsdf. Martinsdorf Roseln
Vurpăr Weingartskirchen Gergeschdorf Boarta Rosch Metiú
Vingard Ungurei
Păuca Engenthal Răvăúel Agnetheln
Bell Mighindoala Agnita
Haschagen Buia
Haúag Wassid Mergel
Reussen Veseud Merghinde
Bußd
MÜHLBACH Boz Ru‫܈‬i Werd
Harbach Vărd
SEBEù Gieshübel
Gusu
Alzen Hârtibaciu
Deutschpien AlĠina
Pianu de Jos
Stolzenburg Zied
Slimnic Kirchberg Veseud
Petersdorf Burgberg Chirpăr
Petreúti Reußmarkt Vurpăr Leschkirch
Benzenz Nocrich Braller
Aurel Vlaicu Kelling Miercurea Sibiului
h Câlnic Salzburg
Bruiu
Ocna Sibiului
Hahnbach

Marpod
Großscheuern Hamba Marpod
Rätsch Großpold ùura Mare Martinsberg
Reciu Urwegen Apoldu de Sus Hamlesch ùomartin
Rumes Gârbova Dobring Neudorf
Romos
Amna‫܈‬ Kleinscheuern
Broos Dobârca ùura Mica
Nou Rothberg Holzmengen
Oraútie Hammersdf Roúia Hosman
GuúteriĠa Thalheim
Neppendorf Daia
Turniúor Kerz
CârĠa
Großau
Cristian HERMANNSTADT Kastenholz
CaúolĠ
SIBIU Schellenberg
ùelimbar
Sebe h
ac
ú

Freck
Mühlb

Gierelsau Avrig
Bradu
Heltau
Cisnădie
Michelsberg
Cisnădioara
Talmesch

SB
Tălmaciu

MunĠii Cîndrel / Zibinsgebirge


Alt
Olt

LEITSTELLE KIRCHENBURGEN
Projektbüro beim Landeskonsistorium
LANDESKONSISTORIUM
DER EV. KIRCHE A.B. IN RUMÄNIEN
TU BERLIN
INSTITUT FÜR STADT- UND REGIONALPLANUNG
STR
der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien
Str. Gen. Magheru, 4
LEHRSTUHL DENKMALPFLEGE
Prof. Dr. G. Dolff-Bohnekämper
KIRC
Str. Gen. Magheru, 4
Hermannstadt/Sibiu, RO- 550185 Hermannstadt/Sibiu, RO- 550185 Str. d. 17. Juni 44
D-10623 Berlin

Tel./Fax: (+40)269 -22 10 10


Ein P
E-Mail: office@projekt-kirchenburgen.ro Beau
Web: www.projekt-kirchenburgen.ro für Ku
4 Auswertung 41

Mu sch

Kreis (JudeĠ) Grenze


reú
re

Grenzen der Kirchenbezirke


Mie

Baulicher Zustand der Kirchenburgen

HG
Stand: Herbst 2011
NEUMARKT Zustand Kirche und/oder
TÂRGU-MUREù
Burg schlecht

a M el
große Schäden

ica
av Kok
MS
Tâ leine
Zustand Kirche und Burg

rn
mittel,
K kleinere bis mittlere Schäden

Zustand Kirche und Burg


gut
kleine Schäden möglich

Kirche und Burg z.Zt. S


Kleinlasseln M
Laslău Mic Felldorf
Filitelnic
in der Instandsetzung
Kleinalisch Rode Zuckmantel (EU-Projekt)
Zagăr ğigmandru
Seleuú
Zendersch
Irmesch
Ormeniú
Senereuú
Nadesch MAßSTAB/ SCARA 1: 350.000
Maldorf Maniersch Nadeú
Viiúoara Magheruú ODORHELLEN 0 4 8 12 16 20 24 28 km
Hohndorf (HOFMARKT)
Johannisdorf
Belleschdorf
Reußdorf
Cund Sântioana Marienburg Große Kokel ODORHEIU
Idiciu Hetiur
Großalisch
Târnava Mare
Pruden Seleuú
Kirtsch Halwelagen Prod Weisskirch
Curciu Elisabethstd Hoghilag

Mu
Albeúti
ndf. Dumbrăveni
Schmiegen
SCHÄßBURG

nĠi
ùmig Großlasseln Dunesdorf
Daneú

iH
f Durles Laslea SIGHIùOARA Keisd/Saschiz Arkeden
Darloú Scharosch

arg
Archita
ùaroú Waldhütten

hit
Pretai Valchid Schaas/ùaeú Eisdorf
H Ioneúti

a/
Brăteiu Tobsdf Felsendorf Klosdorf Meeburg
Wolkendorf/Vulcan Beia
Hetzeldorf Dupuú Rauthal Floreúti Cloaúterf Draas

Ha
A‫܊‬el Birthälm Roandola Peschendorf Drăuúeni
Biertan Stejărenii

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Kreisch Trappold Denndorf/Daia Radeln
Bußd Großkopisch Cri‫܈‬ Apold Roadeú

ita
Buzd Copúa Mare
Deutschkreuz

-G

Alt
Neudorf Malmkrog Bodendorf

Olt
Meschen Reichesdorf CriĠ Sommerburg
Nou Săsesc

eb
Richiú Malâncrav Buneúti Katzendorf Jimbor
Moúna Schweischer
Henndorf Cata

irg
Fiúer
Nimesch Brădeni Meschendorf

e
Nemúa Neithausen Me‫܈‬endorf
Netu‫܈‬ Streitfort
Almen Jakobsdorf Mercheasa
Alma-Vii Magarei Iacobeni
Probstdorf Deutschweißkirch
Alt
sdorf Peliúor Reps Hamruden
Stejăriú Neustadt Viscri Rupea Homorod
Olt
Abtsdorf Noi‫܈‬tat
Schlatt
Zlagna Apo‫܈‬ Seiburg
Jibert
Ruja Hundertbücheln Stein
Martinsdorf Roseln Movile Bekokten Dacia Galt
Rosch Metiú Schönberg BarcuĠ Ungara
Răvăúel Agnetheln
Agnita Dealul Frumos Leblang
Seligstadt Lovnic Aitau
Seli‫܈‬tat Aita Mare
Mergeln
Merghindeal Kiewern
Werd Scharosch Cobor Blumendorf
Vărd Belin
Harbach ùoars
Alzen Hârtibaciu Großschenk Deutschtekes
AlĠina Cincu Felmern Tuicuúu Vechi
Zied Felmer
Kirchberg Veseud Tarteln
Rohrbach Nußbach
ST. GEORGE
Rodbav Maieruú
Leschkirch Chirpăr Toarcla SFÎNTU GHEOR
Nocrich Braller
Bruiu
Gürteln
Marpod
Marpod
Gherdeal Alt Rothbach
Kleinschenk
Martinsberg Cincúor Olt Rotbav
ùomartin
Fogarasch Schirkanyen
berg Holzmengen Făgăraúi ùercaia Marienburg
Hosman Feldioara

Kerz
CârĠa
Heldsdorf
Hălchiu Brenndorf
Bod

Honigberg
Hărman
Freck Tartlau
Avrig Petersberg
Sânpetru Prejmer
Zeiden
Codlea
Weidenbach
Ghimbav
g
ran

KRONSTADT

BV
Tat

BRAùOV
Wolkendorf
Vulcan Neustadt
Cristian

Rosenau
Râúnov

MunĠii Făgăraú / Fogarascher Gebirge Schwarzbach


Râul Negru

LPLANUNG
STRATEGIEN ZUR ERHALTUNG DER KARTE 3
MunĠii Bucegi / Butschetsch-Gebirge
KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN Übersichtskarte Siebenbürgen

Ein Projekt gefördert aus Mitteln des Baulicher Zustand der


Beauftragten bei der Bundesregierung
für Kultur und Medien Kirchenburgen
42 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

46 Almen
Bezirk Mediasch
Pfarrhaus, vermietet (?)
leer stehend

47 Mardisch
Bezirk Mediasch
Ehemalige Schule,
leer stehend
4 Auswertung 43

4.2. Gebäude im Kircheneigentum

Bis auf wenige Ausnahmen befinden sich ragemeinden sind die Bezirke und die Lan-
die Kirchenburgen im Eigentum der EKR. deskirche Eigentümer und damit zuständig.
Bei allen anderen, ursprünglich im kirchli- Die ebenfalls hier engagierten HOGs als
chen Eigentum befindlichen Gebäuden ist Vereine nach deutschem Recht haben for-
die Situation uneinheitlich. Etliche Gebäu- mal-rechtlich keinen Zugriff auf die Gebäu-
de wurden bereits restituiert, bei vielen ist de. Ihr starkes Engagement rührt aus ihrer
der Prozess jedoch noch nicht abgeschlos- Heimatverbundenheit. Diese moralisch be-
sen. Andere wurden nicht zurückgegeben, gründeten Angebote und Aktivitäten sind
sondern blieben in staatlichem bzw. kom- nur schwer zu kanalisieren oder zu steu-
munalem Eigentum oder die Restitution ern. Überdies werden sie möglicherweise
wurde nicht beantragt. Das Gleiche gilt für vor nicht-sächsischen Interessenten be-
land- und forstwirtschaftliche Flächen. vorzugt, da so die Immobilie in sächsischer
Ursprünglich waren die Kirchengemein- Hand bleibt und damit das Gefühl entsteht,
den die Eigentümer dieser Gebäude und ein Teil der sächsischen Welt könne wei-
Flächen. Seit der Auflösung zahlreicher terleben.
Gemeinden bzw. dem Übergang in Diaspo-

Übersicht über die vorhandenen


Gebäude:

Pfarrhäuser:
Einige Pfarrhäuser wurden verkauft, die
meisten sind vermietet, davon eine er-
hebliche Zahl an die HOGs, die sie als
Gästehäuser nutzen. Ob hier Mieteinnah-
men fließen, muss noch geprüft werden.
Einige Pfarrhäuser sind nach wie vor als
solche genutzt, andere werden von den
Kirchengemeinden selbst als Gästehäuser
bewirtschaftet oder für Gemeindezwecke
genutzt. Für wenige der Häuser gibt es
spezielle Mietverträge mit Institutionen wie
der Universität Klausenburg oder der Uni- 48 Kleinschelken
versität Bukarest. Bezirk Mediasch
Pfarrhof, zum Gästehaus
Ferner existieren Mietverträge mit Privat- ausgebaut
personen, die die Pfarrhäuser für touris-
tische Zwecke, als Privatwohnung oder 49 Großkopisch
auch gar nicht nutzen. Es gibt aber auch Bezirk Mediasch
Pfarrhäuser, die nach jahrzehntelangem Pfarrhaus, vermietet
Leerstand als nahezu irreparable Ruinen Die neuen Fenster wurden
von dem Mieter eingebaut.
vorzufinden sind und einige, die bereits ab-
Trotz des Versuches, die
getragen wurden. Der Zustand der genutz-
alte Fensterform aufzugrei-
ten Pfarrhäuser ist in der Regel gut, vielfach fen, stimmen die Proportio-
sind schon Sanierungsmaßnahmen durch- nen nicht. Außerdem wurde
geführt worden. Aus denkmalpflegerischer beim Einbau unnötig die
Stuckumrahmung beschä-
Sicht sind nicht alle diese Maßnahmen als
digt und das falsche Materi-
geglückt zu bezeichnen. al (Beton) verwendet
44 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

50 Zied
Bezirk Hermannstadt
Pfarrhaus, verkauft, nach
der Instandsetzung

Die auf den ersten Blick


ordentliche Arbeit wird stark
durch die Verwendung von
unpassenden Dachziegeln
(Falzziegel) beeinträchtigt.

Schulen:
51 Gürteln Die meisten restituierten Schulgebäude
Bezirk Hermannstadt sind zur Zeit an die Kommunen vermietet
Ehemalige Schule, ver- und werden, wie auch vor 1989, als Schu-
kauft,
len weiter genutzt. Es gibt heute noch in fast
Durch einen nicht sehr
jedem Dorf mindestens eine vierklassige
großen Schaden im Dach
wurden die Dach- und Grundschule, was diese Nutzung begüns-
Deckenbalken über Jahre tigt. Es gibt einige Fälle von leerstehenden
naß und sind durch alle Schulgebäuden, manche davon kurz vor
Geschosse eingebrochen.
dem Totalverlust. Umnutzungen wurden
sehr selten vorgefunden. Verschiedentlich
gibt es Auseinandersetzungen mit den Bür-
germeisterämtern um die Restitution, um
Miete oder Kauf, um angeblich überhöhte
Mietforderungen usw. Die von den Kommu-
nen genutzten Schulen werden in Allgemei-
nen gut unterhalten, wenn man keine allzu
hohen denkmalpflegerischen Maßstäbe

52 Martinsberg
Bezirk Hermannstadt
Ehemalige Schule, verkauft
oder vermietet (?)
leerstehend, im Inneren
zum Teil verfallen, alle
Fenster zerstört
4 Auswertung 45

anlegt. Allerdings wurden die Innenräu-


me, besonders die sanitären Anlagen nur
in Einzelfällen besichtigt. In etlichen Dör-
fern wurden neue Schulen gebaut, so dass
möglicherweise in naher Zukunft weitere
Schulgebäude leer stehen werden. Eine
Entwicklung hin zu einer Zentralisierung
der Schulen im ländlichen Raum kann nicht
ausgeschlossen werden. Dadurch würden
noch mehr Schulgebäude frei.

Kulturhäuser/Gemeindesäle:
Hier stellt sich die Situation ähnlich dar wie
bei den Schulen. Diese Säle spielen im
Dorfleben bei allen Bewohnern nach wie
vor eine große Rolle für Hochzeiten, Be-
53 Reußdorf
erdigungen und andere große Feiern. Wie Bezirk Schäßburg
auch die Schulen wurden sie teilweise ver- Ehemalige Schule, verkauft
kauft, teilweise vermietet und einige stehen leerstehend, im westlichen
leer. Umnutzungen kommen in der Regel Teil weitgehend verfallen,
nicht vor. Nur sehr selten nutzt die säch- Fenster zerstört

sische Gemeinde das Kulturhaus noch


selbst.
54 Martinsberg
Bezirk Hermannstadt
Alte Rathäuser, Predigerhäuser und Kin- Ehemaliges Kulturhaus,
dergärten: verkauft oder vermietet (?)
leerstehend, beginnender
Diese Gebäudetypen finden sich nur in ei- lassen sich durchaus für bestimmte Zwe- Verfall, Fenster weitgehend
nigen Orten. Bestand, Zustand und Prob- cke nutzen. Da sie zum engeren Ensemble zerstört
lematik sind ähnlich wie bei den Pfarrhäu- der Kirchenburgen gehören und oft mit zu
sern. dem ältesten Baubestand zählen, sind hier
Nutzungsüberlegungen sehr sorgfältig ab- 55 Schaas
Bezirk Schäßburg
zuwägen.
Feuerwehren und andere Gebäude: Burghüterhaus innerhalb
der Burg,
Vereinzelt haben sich die ursprünglich wohl
leerstehend, noch in gutem
in vielen Dörfern vorhandenen Feuerwehr- Zustand
gebäude erhalten, teils stark überformt
oder als Nebengelass genutzt. Wohnhäu-
ser sind meist vermietet, andere Gebäude
stehen eher leer.

Nebengebäude in den Kirchenburgen:


Auch innerhalb der Kirchenburgen existie-
ren nutzbare Nebengebäude, meist kleine
Burghüterhäuschen mit zwei bis drei Räu-
men, Wehrtürme an den Ringmauern und
Speichergebäude und in wenigen Fällen
die Wohn- und Vorratskammern an der
Ringmauer. Der Zustand ist im Durchschnitt
eher mäßig bis schlecht. Diese Gebäude
46 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

56 Mardisch
Bezirk Mediasch
ehemaliges Pfarrhaus
(2011), verkauft
Das Gebäude wird von den
neuen Eigentümern in Form
und Material verunstaltend
umgebaut

57 Mardisch
Bezirk Mediasch
ehemaliges Pfarrhaus
(2008)
Das Gebäude vor dem
Umbau

58 Nimesch
Bezirk Mediasch (links)
ehemaliges Pfarrhaus, ver-
mietet (?), leerstehend
beginnender Verfall, Fens-
ter weitgehend zerstört.,
Arbeiten begonnen mit Ab-
bruch von Innentüren u.a.,
keine Tätigkeit erkennbar

59 Denndorf
Bezirk Mediasch
ehemaliges Pfarrhaus, 60 Irmesch
zum Verkauf angeboten, Bezirk Mediasch (oben)
leerstehend ehemalige Schule, Kirchen-
beginnender Verfall, eigentum,
Fenster noch in Ordnung, überwiegend leerstehend,
Arbeiten von ehemlaigem beginnender Verfall im ab-
Mieter (?) begonnen mit gebildeten Raum (Decken-
Putz abstemmen u.a., keine balken brechen von oben
Tätigkeit erkennbar. In den ein), hier Schlafstellen für
Innenräumen noch wertvol- Tagelöhner o.ä. eingerich-
le Barocktüren tet.
4 Auswertung 47

Probleme:
Bei der Besichtigung dieser Immobilien diese Häuser als Gästehäuser geführt wer-
zeigte sich eine Reihe von Problemen: den, sind sie doch eigentlich dem freien
Es lässt sich keine einheitliche Linie im Markt fast entzogen, da sie in der Haupt-
Umgang mit den bereits restituierten Ge- saison durch die HOGs belegt sind und
bäuden erkennen. Sie wurden zum Teil daher die Nutzung durch nicht-sächsische
verkauft, teils vermietet oder werden eigen- Touristen oft sehr gering ist. Sie sind nur
genutzt. Der Prozess der Verwertung ist im wenige Wochen im Jahr bewohnt, stehen
vollen Gange, es ist aber nicht erkennbar, also überwiegend leer und tragen somit
nach welchen Kriterien er erfolgt. nicht zur Belebung des Dorfes oder zum
Unterhalt der Kirchenburgen bei.
Bei der Vermietung gibt es keinen Bezug
zu den Kirchenburgen, keine Aufsichts-
61 Baaßen
pflicht oder ähnliche Tätigkeiten als Miet-
Bezirk Mediasch
bedingung. Es ist außerdem festzustellen,
Pfarrhaus, Kircheneigen-
dass der Verkauf oder die Vermietung noch tum,
lange nicht bedeuten, dass die Gebäude Das Pfarrhaus wird als
auch renoviert und genutzt werden. Das Gästehaus genutzt und
ist besonders zu bedauern, nicht nur, weil sukzessive ausgebaut;
Standard noch eher Ju-
hier wertvolle Bausubstanz verloren geht
gendherberge
und kulturelles Erbe zerstört wird, sondern
auch, weil die Existenz und der Anblick von
ruinösen Gebäuden der Entwicklung eines
Ortes nicht förderlich sind (siehe auch Ka-
pitel 6.1)
62 Scharosch (Kokel)
Bei der Fremdvermietung von Pfarrhäu- Bezirk Mediasch
sern und anderen Gebäuden, von der man Pfarrhaus, Kircheneigen-
sich kontinuierliche Einnahmen und den tum,
Das Pfarrhaus wird als
Unterhalt der Gebäude versprach, traten
Gästehaus genutzt, einfa-
und treten ganz eigene Probleme auf wie cher Standard
Mietschulden, Nicht-Einhaltung der verab-
redeten Bauunterhaltung, Auseinanderset-
zungen über die Nutzung, Leerstand usw.
Vermutlich resultieren viele dieser Prob-
leme aus unklaren Absprachen bzw. feh-
lender Kommunikation einerseits und teils
Ein weiteres Problem ist die Vermarktung
überzogenen Erwartungen seitens der EKR
und der Standard der Häuser. Die Initia-
und mangelndem Engagement der Mieter
tiven zur Einrichtung von Gästehäusern
andererseits oder aus der Überschätzung
durch HOGs und Kirchengemeinden sind
der eigenen Möglichkeiten der Nutzer.
grundsätzlich zu begrüßen. Der Standard,
In zahlreichen Pfarrhäusern werden Gäs- der sich im Allgemeinen auf Jugendher-
tezimmer angeboten. Einige haben es im bergsniveau bewegt, ist natürlich den ein-
Laufe der Jahre zu einer beachtlichen Aus- geschränkten finanziellen Mitteln für die
lastung geschafft. Die meisten jedoch wer- Renovierung, aber auch der zahlenden
den wenig und oft fast nur durch die soge- Gäste geschuldet. Mehrbettzimmer mit bis
nannten Sommersachsen – ausgewanderte zu zehn Betten, einem Waschraum für alle,
Sachsen, die ihren Urlaub in Siebenbürgen gemeinsame Küchennutzung, nur selten
verbringen – frequentiert. Bei manchen ha- Aufenthaltsräume und fast überall ein Sam-
ben die HOGs selbst die Vermietung in die melsurium an Möbeln und Ausstattungen
Hand genommen, ob mit oder ohne Abga- mögen für jüngere oder nicht so zahlungs-
ben an die Kirchengemeinden. Auch wenn kräftige Touristen ausreichend sein und
48 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

sollten in jedem Fall auch Teil eines touristi- gen werden könnten, wenn man gemein-
schen Angebotes bleiben. Will man jedoch sam agierte.
eine größere Bandbreite an Touristen an- Es bleibt festzustellen, dass die kirchlichen
sprechen, muss die Palette der Angebote Gebäude für die Erhaltung der Kirchenbur-
erweitert werden, so dass auch Reisende gen durch die Möglichkeit der wirtschaftli-
mit höheren Ansprüchen beherbergt wer- chen Verwertung ein großes Potential dar-
den können. stellen, dass die gegenwärtige Situation
Auch bei der Vermarktung haben sich De- jedoch unübersichtlich, uneinheitlich im
fizite gezeigt. Die Gästehäuser sind in zwei Umgang und von Partikularinteressen ge-
kleinen, ausschließlich deutschsprachigen prägt ist und der Nutzen für die Kirchenbur-
Reiseführern von 2006 bzw. 2009 aufge- gen selbst zweifelhaft. Besonders neuere
führt. Zu dem einen gab es 2011 immerhin Aktivitäten zur Entwicklung einer Immobili-
eine Aktualisierung. In anderen Reisefüh- enbörse für kirchliche Gebäude im Internet
rern, insbesondere auch nicht-deutsch- sind hier kontraproduktiv, da jegliche Über-
sprachigen, finden sie kaum Erwähnung. legungen zur gemeinsamen Entwicklung
In den Orten selbst gibt es keine Hinweise von Kirchenburg und anderen Gebäuden
auf die Unterkünfte, weder an den Gebäu- von vornherein vergeblich sind. Die EKR
den selbst, noch als Straßenschild oder in beraubt sich dadurch ihrer größten Chance
Schaukästen mit den örtlichen Mitteilun- zur Nutzung guter Immobilien als Unterstüt-
gen. Im Internet finden sich fast nur veral- zung zum Erhalt der Kirchenburgen. Denn
tete Webseiten. Es gibt keine gemeinsame wenn diese Gebäude auf dem freien Markt
Organisation der kirchlichen Gästehäuser, ohne Bezug zur Kirchenburg angeboten
die ja auch als „Marke“ beworben werden werden, werden die attraktiven Immobilien
könnten. Dem stehen zum Teil bürokrati- aus der Hand gegeben und der EKR blei-
sche Hürden bei der Zulassung als Pension ben die schwierigen Fälle.
im Wege, die vielleicht effektiver angegan-
4 Auswertung 49

4.3. Bestandsaufnahme der Dörfer

Zur Einschätzung des Potentials eines Or- steht.


tes und seiner Kirchenburg wurden in der Grundsätzlich sind in den Dörfern Sieben-
Bestandsaufnahme auch die Dörfer be- bürgens dieselben Phänomene zu beob-
trachtet. Die daraus gewonnenen Daten achten wie in anderen Transformations-
sind relativ schwer zu bewerten, da sie von ländern nach 1989: auch die rumänischen
unterschiedlicher Dichte sind, auf Grund Bewohner sind der Arbeit nachgezogen,
der kurzen Ausführungsphase nicht alle teils in die Städte Rumäniens, vor allem
Orte intensiv besucht werden konnten oder aber als Saisonarbeiter ins westliche Aus-
nicht immer Ansprechpartner im Ort ange- land. Die sozialen Folgen dieser Migratio-
troffen wurden. nen sind hinreichend beschrieben.
Das Spezifische der siebenbürgischen Dör- 63 Felsendorf
fer liegt in der großen Auswanderungswel- Bezirk Schäßburg

le der Siebenbürger Sachsen nach 1989, Kleines Dorf mit ziemlich


intakten Strukturen. Der Ort
die zwar in den meisten Orten schon lange wird im Programm des MET
nicht mehr die Mehrheit, aber die am längs- betreut (siehe Akteure)
ten im Dorf siedelnde Bevölkerung mit
starken Traditionslinien stellten. In vielen
sächsischen Ortschaften lebten schon seit
Jahrhunderten Rumänen und Roma. Doch
schon zwischen 1945 und 1989 veränder-
te sich die Bevölkerungssituation durch
die Zwangsansiedlung von Rumänen und
Die Einschätzung des Gebäudebestandes Roma aus dem Altreich. Nach der Revolu-
ist nur als grobe Richtung zu werten, da tion und der sächsischen Auswanderung
natürlich keine vollständige Gebäudeerhe-
bung durchgeführt werden konnte.
Die wichtigsten Daten sind die touristischen
Möglichkeiten und die Akteure, die im Ort
oder in der Region aktiv sind. In die Bewer-
tung des Gesamteindrucks, wie er in der
Tabelle im Anhang dargestellt ist, fließt fer-
ner die eher subjektive Beurteilung ein, ob
das Dorf einen vitalen Eindruck macht oder 64 Deutsch Weißkirch
Bezirk Kronstadt
eher von Landflucht und Verfall geprägt ist
Traditionelle Architektur der
und ob Ansätze für eine Kooperation oder
Höfe in einem sächsischen
ein Interesse an den Kirchenburgen be- Dorf
50 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

erfolgte eine weitere große Besiedlung vor dass eine leicht rückläufige Bewegung in
allem mit Roma, deren Ursachen und Ab- die Dörfer zu verzeichnen wäre, weil im
läufe nicht erforscht werden konnten. Zeichen der Wirtschaftskrise eine Selbst-
So zeigt sich die Situation heute als äußerst versorgung auf dem Land der Arbeitslo-
heterogen: es gibt Dörfer mit einer Mehr- sigkeit in den Städten vorgezogen wird.
heit an alteingesessenen Rumänen, mit Das kann an dieser Stelle nicht überprüft
einer Mehrheit an zugezogenen Roma, mit werden. Fakt ist, dass es in Siebenbürgen,
annähernd gleichen Anteilen der Ethnien, wie vermutlich auch in den anderen Lan-
mit Mischungen aus alteingesessenen und desteilen, entvölkerte Dörfer gibt, die zum
zugezogenen Roma oder Rumänen. Unter Teil schon wüst gefallen sind oder dies zu
65 Rohrbach werden drohen.
Bezirk Kronstadt
den Roma gibt es sehr unterschiedliche
traditionelle Dorfgasse mit
Gruppen mit stark variierenden sozialen Mit der Bevölkerungssituation hängt ganz
leerstehenden Gebäuden in Schichtungen, auch wenn sie generell mar- unmittelbar der bauliche Zustand der Dörfer
allen Stadien des Verfalls ginalisiert und häufig diskriminiert werden. zusammen. In der Regel sind die Ortschaf-

ten, in denen sich das Bürgermeisteramt


befindet, nicht so auffällig von Abwande-
rung und Verfall bedroht. Es gibt weniger
leerstehende oder ruinöse bzw. abgebro-
chene Höfe.
66 Martinsberg In den entlegeneren Dörfern dagegen (z.B.
Bezirk Hermannstadt
(rechts)
Gürteln, Rohrbach, Zied, Martinsberg,
Verfallenen Gebäude an
Bekokten, Draas, Meschendorf, Irmesch,
der Hauptgasse des Dorfes Kleinalisch, Felmern, Seligstadt, Mardisch,
Hundertbücheln, Denndorf, Arkeden) ist
der Verfall manchmal so weit fortgeschrit-
67 Draas ten, dass die ursprüngliche Dorfstruktur
Bezirk Kronstadt (rechts nicht mehr gut erkennbar ist, d.h. es ste-
oben)
hen nicht nur viele Gebäude leer, zum Teil
Verfallenes Gehöft neben
einem stark veränderten
als Ruine, sondern es sind schon ganze
Bauernhaus Hofstellen abgeräumt, die ursprünglich ge-
schlossenen Straßenzüge durchbrochen
und lückenhaft.
Für die Entwicklung der Dörfer ist aber we- Der Zustand der bewohnten Gebäude ist
niger entscheidend, welche Ethnien ansäs- sehr unterschiedlich, aber man kann ver-
sig sind, als vielmehr, wie sich die Sozial- allgemeinernd feststellen, dass bei Sanie-
struktur darstellt. rungen und Modernisierungen nur wenig
Nach dem letzten Zensus 2011 heißt es, Rücksicht auf den traditionellen Bestand
4 Auswertung 51

genommen wird. Und dies nicht nur bei 68 Kleinschelken


Bezirk Mediasch
den Gebäuden, die im Eigentum von Neu-
Dorfgasse mit Umbauten
siedlern sind. Auch die Höfe, die von in
an jedem Gebäude. Nach
Deutschland lebenden Sachsen renoviert Aussage der Bewohner sind
werden, werden nach modischen oder dies Häuser, die von „Som-
praktischen Gesichtspunkten bis zur Un- mersachsen“ zurückgekauft
und umgebaut wurden
kenntlichkeit verändert, so dass die tradi-
tionelle Dorfstruktur zusätzlich durch Um-
bauten, Aufbauten und Veränderungen in
Farbe und Material bedroht ist. Vermutlich
durch die Saisonarbeit gelangt Geld bis in

69 Birthälm
Bezirk Mediasch
Überdimesionierter Neubau
im Hof eines kleinen rumä-
nischen Gehöftes in der
Dorfmitte; nach Fertigstel-
lung des Neubaus wird das
alte Gebäude vermutlich
abgebrochen

die entlegensten Dörfer und damit kommen 70 Rohrbach


auch die Veränderungen im Eigenbau mit Bezirk Kronstadt

nicht angepassten Bauformen und moder- Neubau eines Wohnhauses


nach Abbruch des alten
nen Materialien aus den Baumärkten. Die-
Hofes
ses Phänomen hat in den letzten Jahren
deutlich zugenommen, es gibt kaum noch
ein Dorf, in dem kein Gebäude verändert
wurde. Das Gleiche gilt für die Zersiede-
lung der stadtnahen Dörfer, die zunehmend
Pendler beherbergen (Großscheuern, Pe-
tersberg, s.Abb 71). Hier wird offenbar
Bauland an den Dorfrändern ausgewiesen,
mit Grundstücken, die weder in der Größe
noch in der Bebauungsdichte einen Zusam-
menhang mit der traditionellen Dorfstruktur
aufweisen.
71 Petersberg
Eine weitere strukturelle Veränderung ist Bezirk Kronstadt
der Neubau von Wohnhäusern im hinteren Neubausiedlung am
Teil des Hofgrundstückes entweder im Gar- Dorfrand (Werbeprospekt
für eine Neubauresidenz,
ten oder an Stelle der ehemaligen Scheu-
http://www.lempes-
nen, auch dies vorwiegend in größeren Ge- residenz.ro/lempes/de/
meinden oder jenen um die Städte herum. [25.03.2012])
52 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

Die neu zugezogenen Bewohner der Dör- Zum Teil leben die Menschen in Teilruinen
fer, die traditionell keine Bauern sind, woh- oder einsturzgefährdeten Gebäuden. Jene,
nen einerseits in den ehemaligen Höfen die nicht in Bestandsgebäuden unterge-
der Rumänen oder Sachsen. Da sie oft ei- bracht wurden, leben in den sogenann-
ner sozial schwachen Schicht angehören, ten „Ziganie“, meist in Kleinsthäusern am
können, oder wollen sie ihre Wohnhäuser Dorfrand oder in einer gesonderten Gasse.
kaum oder gar nicht unterhalten. Die Häuser aus Lehm, Stroh und Blech
beherbergen auf manchmal nur wenigen
Quadratmetern ganze Großfamilien. Die-
se Ziganien können teilweise beträchtliche
Größen erreichen und je nach Lage das
Ortsbild mitbestimmen. Sozial gesehen ist
dies ein dringend durch den rumänischen
Staat zu lösendes Problem, da die Behau-
sungen kaum als menschenwürdig ange-
sehen werden können. Auch im Interesse
72 Bulkesch
einer positiven Dorfentwicklung müssen
Bezirk Mühlbach
diese Siedlungen geordnet werden.
Bewohnte Teilruine
Die wirtschaftliche Situation ist sehr unter-
schiedlich. Die staatlichen Landwirtschafts-
unternehmen, in denen alle Dorfbewohner
arbeiteten, wurden nach 1989 aufgelöst
oder verkauft, die landwirtschaftlichen Flä-
chen nur teilweise weiter bewirtschaftet, in
manchen Gegenden liegen große Flächen
brach. Die örtliche Bevölkerung betreibt
überwiegend eine kleinbäuerliche Subsis-
tenzwirtschaft. Dazwischen gibt es einige
wenige größere landwirtschaftliche Betrie-
be. Der Weinbau außerhalb des Kleinen
Kokeltales ist fast völlig zum Erliegen ge-
kommen, desgleichen der Obstbau, außer
für den Eigenbedarf. Vorherrschend ist die

73 Scharosch/Kokel
Bezirk Mediasch
Ziganie am Dorfrand ge-
genüber der Kirchenburg

74 Birthälm
Bezirk Mediasch
Ehemalige Weinbauterras-
sen und Obstgärten hinter
den Höfen; am rechten
BIldrand der Neubau einer
Kläranlage oder eines
anderen technischen Ge-
bäudes im Obstgarten
4 Auswertung 53

75 Maniersch
Bezirk Schäßburg
Traditionelle Struktur der
Feldfluren während der
Frühjahrsbestellung

76 Scharosch /Fogarasch
Bezirk Kronstadt
Die Heuernte mit dem Pfer-
dewagen ist in allen Dörfern
noch weit verbreitet

Weidewirtschaft, die überwiegend noch Vielzahl von Förderprogrammen, deren


in traditioneller Weise betrieben wird: das Umsetzungen jetzt zum Tragen kommen.
Vieh (Kühe, Schafe, weniger Ziegen und Noch vor drei Jahren war an solchen Maß-
Büffel) wird in gemeinsamen Herden von nahmen fast nichts zu bemerken, wogegen
Hirten gehütet. jetzt in fast jeder Ortschaft ein Schild auf
Trotz der Verstaatlichungen nach 1945 und EU-geförderte Maßnahmen hinweist und
den damit verbundenen Veränderungen diese auch begonnen oder schon abge-
der Besitzstrukturen und der Einführung schlossen wurden.
von Staatsfarmen ist das Bild der meisten
Orte noch heute überwiegend von den ur-
sprünglichen kleinbäuerlichen Betrieben
geprägt. Eine Mechanisierung ist oft nicht
festzustellen, seit die Maschinenparks der
Staatsfarmen mit deren Auflösung verrot-
ten oder verkauft wurden.
Das bedeutet, dass im Moment noch die
vorhandene Gebäudestruktur der klassi-
schen sächsischen, aber auch der alten
rumänischen Höfe mit den kleinen Toren,
schmalen Höfen und Scheunen für die Be-
wirtschaftung ausreichend und passend
ist. Welche Veränderungen der EU-Beitritt
und die Auflagen, Anforderungen und Be-
dingungen der EU-Landwirtschaftspolitik
und damit einhergehend die Wandlung
der landwirtschaftlichen Strukturen bewir- 77 Reussmarkt
ken werden, ist ungewiss. Für den Erhalt Bezirk Mühlbach
der traditionellen Dorfstrukturen kann man Der Markzplatz vor der
nur hoffen, dass ein Teil der regional und Kirchenburg nach der Um-
gestaltung mit Betonstein-
lokal orientierten Kleinbauernwirtschaften pflaster; das kleine Haus
erhalten bleiben. Denn auch diese und die rechts wurde abgebrochen,
dazugehörenden landwirtschaftlichen und damit wird die Platzkante
weiter durchlöchert
baulichen Strukturen sind ein Potential Sie-
benbürgens.
78 Reussmarkt
Auch der öffentliche Raum der Dörfer ver-
Bezirk Mühlbach
ändert sich in den letzten Jahren gravie- Der Marktplatz vor der
rend. Seit dem EU-Beitritt 2007 gibt es eine Umgestaltung
54 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

Darunter fallen vor allem Straßenbau und Für das Abwasser ist der Bau von Kläran-
die Verlegung von Wasser- und Abwasser- lagen erforderlich, die meist am Ortsrand
leitungen. Die Sinnhaftigkeit dieser Maß- oder mitten in der Natur stehen. Die Ver-
nahmen soll an dieser Stelle nicht bewertet legung von Trinkwasser macht die traditi-
werden; die dadurch bewirkten Verände- onellen Ziehbrunnen sowie Wasch- und
rungen im Ortsbild und auch im Leben der Tränkplätze überflüssig.
Bewohner sind aber nicht zu unterschät- Wohlgemerkt: hier soll keiner falschen
zen. Dorfromantik gehuldigt werden. Es soll
Asphaltierte Straßen bedeuten neben der nur festgestellt werden, dass auch solche
besseren Erreichbarkeit auch schnelleren Maßnahmen Auswirkungen auf das Bild
und langfristig mehr Autoverkehr, der, da der Dörfer und auf die gewohnten Lebens-
alle Straßen mitten durch die Ortschaften formen haben und dass es leider durch die
führen, die Überquerung der Hauptgassen Bedingungen der EU-Förderungen und
und damit der gewohnten nachbarschaftli- dem damit einzuhaltenden Zeitrahmen
chen Beziehungen erschwert. Beim Neubau nicht möglich scheint, über alternative Kon-
der Straßen werden auch oft die Straßen- zepte nachzudenken.
profile verändert, das Niveau erhöht oder In verschiedenen Orten wurden auch all-
städtische Elemente wie Verkehrsinseln gemeine Verschönerungsmaßnahmen
eingeführt, die als weitere Barrieren zwi- festgestellt, die von der Aufstellung einiger
schen den beiden Straßenseiten wirken.

79 Hundertbücheln
Bezirk Hermannstadt
Traditionelle Tränke aus
einem Baumstamm

Spielgeräte bis zur vollständigen Neuord-


nung der Dorfplätze reichen. Auch hier wird
leider einem wenig reflektierten Modernis-
mus gehuldigt, von den Baumaterialien wie
dem allgegenwärtigen Betonsteinpflaster
bis zu den landesweit aufgestellten Orts-
schildern und Bushaltestellen aus buntem
80 Meschendorf Kunststoff.
Bezirk Kronstadt
Noch erscheint den Menschen in den Dör-
Nicht mehr genutzter
fern die neue, asphaltierte Straße als Vor-
gemauerter Wasch-/Tränk-
platz in der Dorfmitte teil. Auch die Lage an einer vielbefahrenen
4 Auswertung 55

81 Schaas
Bezirk Schäßburg
Der Spielplatz wurde an der
Hauptgasse neu einge-
richtet. Oft finden solche
Aktionen kurz vor Kommu-
nalwahlen statt

82 Katzendorf
Bezirk Kronstadt
In unterschiedlichen For-
men, aber immer aus dem
Hauptstraße ist in den Augen der Dorfbe- gleichen Kunststoffmaterial
wohner ein Glücksfall, erhoffen sie sich wurden landesweit neue
Ortsschilder aufgestellt.
doch dadurch Kunden für Geschäfte, Bars
und Restaurants. Die Störung des sozia-
waren und jenen, die erst danach kamen.
len Lebens, die Beeinträchtigungen durch
Soweit dies unter den Bedingungen der
den Verkehrslärm und die mangelnde At-
durchgeführten Bestandsaufnahme fest-
traktivität für Touristen fallen noch nicht so
stellbar war, haben die alteingesessenen
sehr ins Gewicht oder werden nicht negativ
Rumänen und Roma sehr wohl ein Gefühl
wahrgenommen.
für die Kirchenburgen, sie kannten die Situ-
Für die Suche nach geeigneten Lösungen ation mit den funktionierenden sächsischen
durch neue Nutzungen oder Tourismus Gemeinden und haben zum Teil soziale
spielen das Ortserscheinungsbild und die Strukturen wie die Nachbarschaften selbst
soziale Struktur eine nicht zu unterschät- in ihren Gemeinschaften eingeführt und
zende Rolle. Zwar gibt es auch ein kleines gelebt. Sachsen waren Teil ihres sozialen
Klientel neuer Nutzer, das gerade in verfal- Umfelds, auch wenn die Gemeinschaften
lenden Orten ein Potential sucht und findet. streng getrennt lebten. Sie haben die Aus-
Aber zum Einen ist nicht jeder für diese wanderung erlebt und sie vermissen z.B.
Art Aufbauarbeit geeignet und zum Ande- häufig das Läuten der Kirchenglocken zur
ren handelt es sich dabei im Allgemeinen Strukturierung des Arbeitstages. Dieses
um wenig finanzkräftige Personen. Sie Gefühl ist jedoch noch kaum übergegan-
können nur einen Teil der wünschenswer- gen in ein Verantwortungsbewusstsein für
ten Belebung abdecken. Touristen suchen den Erhalt der Kirchenburgen. Schwieriger
in Landschaftsräumen wie Siebenbürgen ist es mit den später angesiedelten Bewoh-
ein wenig nostalgisch die Ruhe und Abge- nern, die oft keine Bauern sind, die also
schiedenheit traditioneller Dörfer. Sie mei- keine Kenntnisse über die traditionelle Welt
den verkehrsreiche und stark veränderte auf dem Land haben. Diese kennen das ge-
Ortschaften. samte soziale Leben rund um die Kirchen-
Für die meisten Dörfer muss konstatiert burgen nicht aus eigener Anschauung, son-
werden, dass für die jetzigen Bewohner die dern haben sie immer nur als ungenutzte,
Kirchenburgen kaum eine Rolle spielen und verschlossene Gebäude erfahren. Hier ein
eine Identifizierung mit diesem Kulturerbe Bewusstsein und eine Verantwortung für
noch nicht stattgefunden hat. Dabei muss das ja auch unfreiwillige Erbe zu wecken,
jedoch unterschieden werden zwischen ist eine besonders große, lang andauernde
den nicht-sächsischen Bewohnern, die Aufgabe über mehrere Generationen mit
bereits vor der Revolution im Ort ansässig ungewissem Ausgang.
56 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN
4 Auswertung 57

4.4. Akteure in den Dörfern

Auf der Suche nach möglichen Partnern - die HOGs, die durch ihre Geldspen- 83 Marpod
Bezirk Hermannstadt
für den Erhalt der Kirchenburgenaußer- den den Erhalt der Kirchenburgen oft erst
(gegenüberliegende Seite)
halb der EKR wird man schnell fündig; es möglich machen und aus denen häufig ak-
Die Teilnehmer des 1.
mangelt nicht an Menschen, die in der Re- tive Mitglieder durch eigenen Einsatz zur caruţa - Rennens 2008
gion Siebenbürgen Projekte planen und Erhaltung beitragen. Die HOGs, vielfach hatten einen Parcour mit
durchführen. Die Schwierigkeit besteht in Nutzer der Pfarrhäuser, haben ein sehr Geschicklichkeitsprüfungen
zu absolvieren. Caruţa sind
der großen Heterogenität der Akteure, der unterschiedliches Engagement und ver-
die traditionellen Bauern-
überwiegend geringen Bandbreite der Pro- schiedene Einstellungen zur ihrer Heimat. wagen.
jektinhalte (Gästehaus, landwirtschaftliche Es gibt zwar einen Dachverband, doch ge-
Produkte) sowie der bis jetzt fehlenden meinsame Aktivitäten wie z.B. die Finanzie-
Einbeziehung der Kirchenburgen über die rung der Leitstelle stehen noch am Anfang
Funktion als malerisches Hintergrundbild der Diskussion.
hinaus. Was ebenfalls noch wenig entwi-
84 Frauendorf
ckelt ist, sind gemeinsame, kooperative Bezirk Mediasch
Projekte. Innerhalb der Bevölkerung ist Die ehemaligen Frucht-
noch stark eine individualistische Haltung häuser wurden zu einem
verbreitet, die vielfach in den post-kommu- Museum und Gästezim-
mern umgebaut bzw.
nistischen Staaten anzutreffen ist: nach 40 rekonstruiert
Jahren Gängelung durch den Staat und der
Zwangsgemeinschaften in Partei und Mas- 85 Reussmarkt
senorganisationen ist die Bereitschaft, sich Bezirk Mühlbach
in einer Gruppe möglicherweise wieder Als Museum genutztes
persönlichen Einschränkungen zu unter- altes Pfarrhaus

werfen verständlicherweise wenig attraktiv.


Die Vorteile eines gemeinsamen Vorge-
hens bei gleichzeitiger Beibehaltung der
persönlichen Entscheidungsfreiheiten wer-
den noch nicht wahrgenommen. Dasselbe
gilt z.B. auch für die Landwirtschaft, wo Ko-
operativen zur besseren Vermarktung der
Produkte nur schwer zu etablieren sind.
Als Akteure lassen sich benennen:
innerhalb der EKR:
- als Akteure innerhalb der EKR finden
sich die Pfarrer selbst, aktive Gemeinde-
glieder sowie die Kuratoren aus den grö-
ßeren Kirchengemeinden, die sich um die
Kirchenburgen kümmern und oft auch wei-
tergehende Pläne für Nebengebäude ha-
ben. Manchmal gibt es auf Bezirksebene
Ansätze für ein gemeinsames Vorgehen
- die Leitstelle Kirchenburgen, ein mit Hil-
fe der GTZ (jetzt GIZ Gesellschaft für In-
ternationale Zusammenarbeit GmbH) 2007
eingerichtetes Projektbüro innerhalb des
Landeskonsistoriums zur Koordinierung
der Aktivitäten rund um die Kirchenburgen
58 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

innerhalb der Dörfer: Regel nur eine Rolle als schönes Hinter-
- die kommunalen Verwaltungen: die Ak- grundbild. Dennoch ließe sich das Potential
tivitäten der Kommunalverwaltungen sind dieser Projekte und Menschen sicher auch
nicht immer eindeutig; meistens beschrän- für die Kirchenburgen gewinnbringend nut-
ken sie sich auf Infrastrukturmaßnahmen zen, wenn man als Eigentümer seinen Ko-
wie oben beschrieben oder das vage Be- operationswillen offener zeigte.
86 Wurmloch kenntnis zu mehr Tourismus. Dennoch
Bezirk Mediasch ist die Verwaltungsebene ein wichtiger auf regionaler Ebene:
Plakat für das jährlich Ansprechpartner und als Unterstützer zu
stattfindende Fest zu Ehren Einige Organisationen betätigen sich mit
gewinnen, denn gegen sie als die lokalen
des Komponisten Martian kleinteiligen Projekten, jedoch auf regiona-
Negrea (1893-1972), der in Autoritäten etwas durchsetzen zu wollen,
ler Ebene mit dem Anspruch, übergreifen-
Wurmloch geboren wurde wäre nicht möglich oder sinnvoll.
de und beispielgebende Ansätze zu ver-
folgen. Unterstützt werden diese Initiativen
meistens aus dem Ausland oder durch EU-
Förderungen im Rahmen der Strukturent-
wicklung des ländlichen Raumes.
- Die durch die Schirmherrschaft des
Prince of Wales sicher bekannteste Orga-
nisation, der Mihai Eminescu Trust (MET),
engagierte sich schon vor 1989 für die Er-
haltung des traditionellen ländlichen Raums
nicht nur in Siebenbürgen, sondern auch in
der Maramuresch. Die Stiftung versucht vor
allem, auch den heutigen Bewohnern das
Verständnis für die traditionelle Architektur
nahezubringen, mit unterschiedlichem Er-
folg. Rund um Deutsch-Weißkirch sind die
Aktivitäten sehr vielfältig und erfolgreich, in
anderen Orten wurden nach einem nicht
klar erkennbaren Konzept Fassaden in-
- die örtlichen „Kulturträger“, in erster Li- standgesetzt, die jetzt teilweise schon wie-
nie die Lehrer, aber auch die orthodoxen der verfallen, weil die Häuser leer stehen.
Priester. Hier gibt es durchaus Ansätze zu Auch die Konzentration auf die Fassaden
eigenen Projekten, die man insbesondere ist zum Teil kritisch zu bewerten. Unbestrit-
in Orten ohne aktive sächsische Gemeinde ten positiv sind die Auswirkungen der Ge-
aufmerksam wahrnehmen und sich für eine samtarbeit durch Stärkung der lokalen Tra-
Zusammenarbeit offen zeigen sollte. ditionen und Wiederbelebung historischer
Bautechniken sowie die große Öffentlich-
keitsarbeit für den Schutz des ländlichen
neue und alte einzelne Akteure:
Kulturerbes in allen seinen Dimensionen.
- eine Vielzahl von Einzelkämpfern ist
in den letzten Jahren vorwiegend aus
Deutschland, darunter einige zurückge-
kehrte Sachsen, aber auch aus anderen
Ländern nach Siebenbürgen in die Dörfer
gezogen, die sich mit unterschiedlichen
Projekten überwiegend in den Bereichen
87 Draas Tourismus, regionale Landwirtschaft und
Bezirk Kronstadt
Dorfentwicklung beschäftigen, häufig mit
Leerstehender Hof, der
im Programm des MET
ökologischem Anspruch. Die Kirchenbur-
instandgesetzt worden war gen spielen bei diesen Projekten in der
4 Auswertung 59

- Fundaṭia ADEPT versucht mit Einzel- 88 Denndorf


Bezirk Schäßburg
projekten und Programmen, die lokale
Die mit Hilfe der ADEPT
kleinbäuerliche Landwirtschaft als Trä-
eingerichtete Milchsam-
ger und Bewahrer der Kulturlandschaft melstelle wurde in dem
zu erhalten und zu fördern. Thematische ehemaligen Feuerwehrhaus
Schwerpunkte sind die lokale Produktion untergebracht

und Vermarktung von landwirtschaftlichen


Produkten, der ländliche Tourismus, die
Schulung der dörflichen Bevölkerung und
der Erhalt der Biodiversität. Traditionelle
Architektur, Kirchenburgen und Baumaß-
nahmen liegen außerhalb der eigentlichen
Programmschwerpunkte. Anknüpfungs- vergeben. In der östlichen Region ist ein
punkte ließen sich aber bei gezielter Suche Fahrradwegenetz geplant.
auch hier finden. Im Harbachtal zählen zu den Aktivitäten
An ADEPT angeschlossen bzw. von AD- die Herrichtung von Wanderwegen und die
EPT ins Leben gerufen hat sich die Tȃrnava Wieder-Inbetriebnahme der Alten Mühle in
Mare Tourist Association zur Entwicklung Holzmengen. Eine weitere Initiave ist die
des sanften Tourismus in der Region der Wieder-Inbetriebnahme der „mocaniţa“ der
Großen Kokel gegründet. ADEPT arbeitet Schmalspurbahn von Hermannstadt nach
sehr an der Basis und erzielte bislang ei- Agnetheln, die mit sommerlichen Aktivitä-
nige Erfolge durch Entwicklung von Struk- ten wie Draisine - Fahrten ihr Projekt be-
turen, die die kleinteilige Landwirtschaft kannt machen. Die GAL Harbachtal ist sehr
erhalten helfen und gleichzeitig eine Ver- aktiv.
besserung der Arbeitssituation darstellen,
z.B. Vertriebsstrukturen für Produkte, den 89 Holzmengen
Bezirk Hermannstadt
landschaftlichen Gegebenheiten ange- (links)
passte Maschinen. Die wieder hergerichtete
Alte Mühle, in der lokale
Bauern ihr Getreide mahlen
lassen können und in der
auch Brot gebacken und
verkauft wird

90 Harbachtal
Bezirk Hermannstadt
(rechts)
Im Juli 2012 wurde mit ei-
Probleme dieser regionalen Organisationen ner motorisierten Draisine
sind zum einen die inhaltliche Konkurrenz Fahrten von Holzmengen
untereinander, zum anderen Streitigkeiten nach Cornaţel organisiert
um die Dominanz in bestimmten Regio-
- Grup Acţiune Locale (GAL), eine Art nen, die zu Synergieverlusten führen. Bei
Dachorganisation für Gruppen und Initi- manchen hat man auch den Eindruck, dass
ativen, die sich im Bereich der ländlichen Weniger mehr wäre und sich die Aktivitäten
Entwicklung engagieren. Die GAL können effektiver auswirken würden, wenn sie sich
sich in räumlich abgegrenzten und in der räumlich konzentrierten.
Größe beschränkten Gebieten bilden und
finazieren sich aus verschiedenen Europa-
programmen. In der Region Siebenbürgen Spezielle Projekte von Institutionen:
gibt es zwei: Podișul Mediașului und Micro- Neben privaten Initiativen, die hier nicht
regiunea Hȃrtibaciu. Aus dem Förderetat alle aufgezählt werden können, haben sich
werden Projektgelder an andere Akteure auch einige Institutionen etabliert, die sich
60 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

über eine bloße Spendentätigkeit hinaus für diesen Organisationen, dass sie entweder
dauerhaftere Projekte engagieren. Manche durch zurückgekehrte Sachsen oder durch
haben den Erhalt der Kirchenburgen als ein ausländische Partner unterhalten werden.
Ziel ihrer Tätigkeit, bei anderen gehört die Die einzige rumänische Organisation in
Kirchenburg neben den eigentlichen Pro- dieser Gegend, die bisher gefunden wurde,
jektzielen zum als wichtig angesehenen sind die Pfadfinder, die in Leschkirch ein
Umfeld dazu. Zentrum aufbauen und sich gelegentlich
Als Beispiel sind zu nennen die Stiftung der Kirche annehmen.
AURO in Probstdorf, der Verein contra- Die Zusammenarbeit mit diesen Orga-
fort in Kleinschenk, die Michael-Schmidt- nisationen hat sich hier im Allgemeinen
Stiftung in Deutsch-Kreuz, die Evangeli- besonders auch durch die Leitstelle Kir-
sche Kirche Kurhessen-Waldeck mit der chenburgen gut etabliert. Eine Vernetzung
Kirchenbauhütte in Pretai und die Peter- untereinander allerdings findet nur teilwei-
Maffay-Stiftung mit der Einrichtung eines se statt. Eine Systematisierung der Zusam-
Kinderheimes in Radeln. Gemeinsam ist menarbeit wäre wünschenswert.

4.5. Situation in der EKR

Im Zuge der Bestandsaufnahme sind et- netzt und haben Ideen für die Zukunft der
liche Gespräche mit den jeweils zustän- Kirche.
digen Pfarrern geführt worden. Es sollte Bezüglich der Erhaltung der Kirchenbur-
so ein Eindruck gewonnen werden, wie gen findet man sehr konträre Haltungen:
die Situation gesehen wird, welche Pläne, sie reichen von Abriss der nicht mehr be-
welche Wünsche bestehen. Die allgemei- nötigten Kirchen in Orten ohne evangeli-
ne Ausgangssituation wurde eingangs be- sche Bewohner und Aufstellen eines Ge-
schrieben und ist in aller Klarheit auch in denksteines über einfach Weitermachen
den Landeskirchlichen Informationen (LKI) und Zusehen, was kommt bis zum Erhalt
vom März 2012 im Zusammenhang mit den der Kirchenburgen ausschließlich als Got-
Berichten über die Arbeitsgruppen zur Zu- tesdienstraum ohne andere Nutzung. Etli-
kunft der Kirche dargelegt. che haben aber auch ganz konkrete Ideen,
Abgesehen von der Personalebene der De- was sie mit den Nebengebäuden und zum
chanten und einigen anderen Ausnahmen Erhalt der Kirchenburg machen möchten,
ist es auffallend, dass die Pfarrerschaft finden jedoch nach eigener Aussage der
praktisch einer Generation angehört, die Pfarrer nicht immer die Unterstützung der
zwischen 30 und 40 Jahre alt ist. Zum höheren Ebenen.
Zeitpunkt der Revolution waren die Pfarrer In der Pfarrerschaft finden sich viele kom-
Jugendliche oder Schulabgänger und sind petente und aufgeschlossene Menschen,
aus welcher Motivation heraus auch immer die bereit sind auch an Projekten mitzu-
im Land geblieben oder dorthin zurückge- arbeiten, die eigentlich außerhalb ihres
kehrt sind. Ihre Vorgängergeneration der seelsorgerischen Aufgabenbereiches lie-
jetzt fünfzig Jahre alten und älteren ist in gen wie Tourismusaufgaben. Das ist ein
den 1990er Jahren mit ihren Gemeinden begrüßenswerter Einsatz. Jedoch sollte
ausgewandert. Diese Pfarrerschaft bedeu- nicht übersehen werden, dass die Pfarrer
tet ein großes Potential für die EKR, denn für viele dieser Aufgaben nicht ausgebildet
sie sind aktiv, in der modernen Welt ver-
4 Auswertung 61

sind und möglicherweise dadurch zeitlich chen Ebenen. An dieser Stelle geht es nicht
und kräftemäßig über Gebühr belastet wer- um persönliche Auseinandersetzungen, die
den. Fachlich kompetente Unterstützung sicher auch eine Rolle spielen, sondern um
und Hilfe scheinen hier dringend angera- eine allgemeine gute Kommunikation, die
ten, ohne dieses Engagement bremsen zu für eine erfolgreiche und von allen Beteilig-
wollen. ten getragene Umsetzung von Konzepten
Innerhalb der EKR, aber auch nach außen und Projekten Voraussetzung ist.
fehlt es in der Kommunikation teilweise an Die EKR und die sächsische Gemeinschaft
Transparenz und Offenheit. Dies sei hier sind nach wie vor bemüht, den Bestand an
ohne Wertung und ohne Analyse der Hin- Gebäuden in der eigenen Gemeinschaft zu
tergründe als Beobachtung festgestellt. Es behalten. Das scheint angesichts der Si-
ist nicht leicht, alle nötigen Informationen zu tuation eine wenig zukunftsweisende Ten-
erhalten, es herrscht spürbar und manchmal denz, schließt die örtliche Bevölkerung aus
auch ausgesprochen Unfrieden zwischen und lässt keinen Spielraum für langfristig
manchen Mitgliedern der einzelnen kirchli- tragende Konzepte.

Zusammenfassung der Auswertung:

Die Bestandsaufnahme hat gezeigt, dass ist und welche Kirchenburgen unter Ein-
viele Kirchenburgen dank des großen Ein- beziehung der Gesamtsituation dringen-
satzes der EKR und vieler Einzelakteure in den Handlungsbedarf haben. Dazu soll
einem besseren Zustand sind, als erwartet. im Folgenden eine Kategorisierung vorge-
Gleichzeitig wurde mehr als deutlich, dass nommen werden, die diesen Arbeitsschritt
auf Grund der fortschreitenden Entvölke- erleichtern soll.
rung der Dörfer und der demografischen Im Ergebnis mag die Aufteilung der Kir-
Entwicklung der ländlichen evangelischen chenburgen der Priorisierung ähnlich sein,
Kirchengemeinden gerade jetzt eine grund- die aus der Arbeitsgruppe Kulturerbe im
legende Debatte über den zukünftigen Um- Landeskonsistorium (siehe auch Kapitel 6)
gang mit dem gebauten Kulturerbe, neben entstehen soll. Grundlage ist hier jedoch
anderen Zukunftsdebatten, dringend erfor- nicht nur die kunsthistorische Bedeutung
derlich ist, um die vielleicht erst in zehn Jah- und die subjektive Einschätzung, ob die Kir-
ren notwendigen Maßnahmen jetzt struktu- chenburg pittoresk genug für Kulturtouris-
rell und richtungsweisend vorzubereiten. ten ist, sondern auch die Einbeziehung von
Wesentliches Merkmal zukünftiger Schritte Parametern wie der Zustand des Dorfes
scheinen nach den Erfahrungen der Be- oder das Potential über den touristischen
sichtigungen die Kommunikation unterei- Zweck hinaus. Die sich daraus ergebenden
nander, die Entscheidung über zukünftige Handlungsmaßgaben überschneiden sich
Organisationsformen für die Bewältigung möglicherweise an vielen Stellen mit dem
der Aufgaben, die Professionalisierung be- Ergebnis der Arbeitsgruppe, sie führen je-
stimmter Aufgaben und Arbeitsgänge und doch darüber hinaus zur Eröffnung neuer
die Vernetzung mit anderen Akteuren und Handlungsspielräume hinsichtlich Nutzung
Initiativen zu sein. und Bauunterhaltung.
Für die inhaltliche Entwicklung wird es er-
forderlich sein, sich darüber Gedanken zu
machen, was für welchen Ort und für wel-
che Kirchenburg an Konzepten machbar
62

Karte 4

Einteilung der
Siebenbürgen
Übersichtskarte

Kategorien 1 - 4
Kirchenburgen in
Kreis (JudeĠ) Grenze

re
reú
Grenzen der Kirchenbezirke

Mu sch
Mie
Kategorien der Kirchenburgen für
Maßnahmenstrategien
THORENBURG Kategorie 4:
TURDA
NEUMARKT sehr schwierig: schlechter
TÂRGU-MUREù Zustand, kein Potential, keine
Akteure, schwieriges Dorf

ca
HG

Mi l
Kategorie 3:

va ke
Zustand mäßig bis schlecht, keine

rna e Ko
K
Akteure oder schwieriges Dorf,

Tâ lein
CJ MS wenig Potential
ieú
Ar Kategorie 2:
Potential vorhanden, Zustand
ch mittel, Dorf mittel, Akteure tw.
res
Mie reú vorhanden
Mu
Kategorie 1: S
Kleinlasseln Zustand gut oder in Arbeit, M
MIERESCHHALL Laslău Mic Felldorf
Filitelnic Akteure vorhanden, Potential
OCNA MUREù
Kleinalisch Rode Zuckmantel
Zagăr ğigmandru vorhanden
Seleuú
Irmesch Zendersch
Ormeniú Senereuú
Nadesch
Maldorf Maniersch Nadeú MAßSTAB/ SCARA 1: 350.000
Straßburg a. M. Viiúoara Magheruú

e
Aiud
ODORHELLEN
Hohndorf (HOFMARKT) 0 4 8 12 16 20 24 28 km

irg
Belleschdorf Reußdorf Johannisdorf
Bogeschdorf Idiciu Cund Sântioana Marienburg ODORHEIU SECUIESC
Michelsdorf

eb
Große Kokel
Veseuú Băgaciu Hetiur
Großalisch
Târnava Mare

u-G
Pruden Seleuú

ca
Mu

Kirtsch Halwelagen Prod


Curciu Weisskirch

Wölz Elisabethstd Hoghilag Albeúti

ras
VelĠ Puschendf. Dumbrăveni
Păucea Schmiegen
ii H

/T
ùmig Dunesdorf
a

Baaßen Großlasseln SCHÄßBURG


Daneú

u
Taterloch Bazna Laslea SIGHIùOARA Keisd/Saschiz
Seiden Tătârlaua Kleinblasendorf Durles Arkeden
rgh

ca
Jidvei Blăjel Darloú Scharosch Archita

s
Schönau
ita

ùona
Bonnesdorf ùaroú Waldhütten
Boian Valchid Eisdorf

Tra
Pretai Schaas/ùaeú Ioneúti
/H

Bulkesch MEDIASCH Meeburg


a

Bălcaciu
Brăteiu Tobsdf Felsendorf Wolkendorf/Vulcan Klosdorf Beia

nĠii
Krakau MEDIAù Dupuú Rauthal Floreúti Cloaúterf
Hetzeldorf Draas
rgh

Cricău Großprobstdf Birthälm Roandola Peschendorf Drăuúeni


A‫܊‬el
it

Mu
Târnava Biertan Stejărenii Trappold
Donnersmarkt Kleinprobstdf. Kreisch Denndorf/Daia Radeln
Krapundorf Mănărade Târnăvioara Bußd Großkopisch Apold Roadeú
Cri‫܈‬
a-G

Ighiu Buzd Copúa Mare


Langenthal
eb

Schard Valea Lungă Eibesdorf Neudorf Deutschkreuz


Sommerburg
Alt

ùard Meschen Reichesdorf Malmkrog CriĠ Bodendorf


Olt

Nou Săsesc
irg

Frauendorf Ighiúu Nou Richiú Malâncrav Buneúti Schweischer Jimbor


Moúna Katzendorf
e

Axente Sever Henndorf Fiúer Cata


Wurmloch Nimesch Brădeni Meschendorf
Valea Viilor
Neithausen Me‫܈‬endorf
Arbegen Nemúa Netu‫܈‬ Streitfort
Agârbiciu Almen Jakobsdorf Hamruden Mercheasa
Scholten Abtsdorf Alma-Vii Magarei Iacobeni Homorod
WEIßENBURG Blutroth Cenade Tapu Schaal Peliúor Probstdorf
Berghin Kleinschelken ùoala Mortesdorf Deutschweißkirch Reps
ALBA-IULIA ùeica Mica Stejăriú Neustadt Viscri Rupea
Motiú Noi‫܈‬tat
Alt
Marktschelken Schlatt Abtsdorf
Zlagna Apo‫܈‬ Seiburg
Olt
ùeica Mare Petersdorf
Petiú Mardisch Jibert
Schorsten Ruja Hundertbücheln Stein
Moardăú
AB Burgberg ùoroútin Michelsdf. Martinsdorf Roseln Movile Bekokten Dacia Galt
Vurpăr Törnen Boarta Rosch Metiú Ungara
Weingartskirchen Gergeschdorf Păuca Agnetheln Schönberg BarcuĠ
Vingard Ungurei Engenthal Răvăúel
Agnita Dealul Frumos Leblang
Bell Mighindoala Aitau
Buia Seligstadt Lovnic
Haschagen Aita Mare
Haúag Reussen Wassid Mergeln Seli‫܈‬tat
Ru‫܈‬i Veseud Merghindeal Kiewern
Bußd Cobor Blumendorf
Boz Werd Scharosch
MÜHLBACH Vărd Belin
Harbach ùoars
SEBEù Gieshübel Großschenk
Alzen Hârtibaciu Deutschtekes
Deutschpien Gusu AlĠina Cincu Felmern Tuicuúu Vechi
Pianu de Jos Stolzenburg Zied Felmer
Slimnic Kirchberg Veseud Nußbach
Tarteln Maieruú ST. GEORGE
Petersdorf Burgberg Leschkirch Chirpăr Toarcla Rohrbach
Petreúti Vurpăr Rodbav SFÎNTU GHEOR
Benzenz Reußmarkt Nocrich Braller
Kelling Miercurea Sibiului
Aurel Vlaicu Câlnic Bruiu
h Salzburg
Ocna Sibiului Hahnbach
Hamba Marpod Alt
eú Großpold Großscheuern Marpod Kleinschenk Rothbach
Rätsch Apoldu de Sus ùura Mare Gürteln Cincúor Rotbav
Martinsberg Gherdeal Olt
Reciu Hamlesch ùomartin
Rumes Urwegen Amna‫܈‬ Neudorf Fogarasch
Romos Gârbova Dobring Kleinscheuern Schirkanyen
Broos Nou Rothberg Făgăraúi ùercaia
Dobârca ùura Mica Holzmengen Marienburg
Oraútie Hammersdf Roúia Feldioara
Hosman
GuúteriĠa Thalheim
Neppendorf Daia
Turniúor
Kerz
Großau Kastenholz CârĠa Heldsdorf
Cristian HERMANNSTADT CaúolĠ Hălchiu Brenndorf
SIBIU Schellenberg Bod
ùelimbar
Honigberg
Hărman

ú
ac
Freck
Gierelsau Avrig Petersberg Tartlau
Heltau Bradu Zeiden Sânpetru Prejmer

Sebe h
Cisnădie Codlea

Mühlb
Weidenbach
Ghimbav
g

Michelsberg
Cisnădioara
ran

Talmesch KRONSTADT
Tălmaciu
Tat

BRAùOV
Wolkendorf Neustadt
Vulcan Cristian
STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

SB BV
Rosenau
Râúnov
MunĠii Cîndrel / Zibinsgebirge
MunĠii Făgăraú / Fogarascher Gebirge Schwarzbach
Râul Negru
Alt
Olt

LEITSTELLE KIRCHENBURGEN LANDESKONSISTORIUM TU BERLIN


Projektbüro beim Landeskonsistorium DER EV. KIRCHE A.B. IN RUMÄNIEN INSTITUT FÜR STADT- UND REGIONALPLANUNG
STRATEGIEN ZUR ERHALTUNG DER ANHANG 6
MunĠii Bucegi / Butschetsch-Gebirge
der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien LEHRSTUHL DENKMALPFLEGE
Str. Gen. Magheru, 4 Str. Gen. Magheru, 4 Prof. Dr. G. Dolff-Bohnekämper
KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN Übersichtskarte Siebenbürgen
Hermannstadt/Sibiu, RO- 550185 Hermannstadt/Sibiu, RO- 550185 Str. d. 17. Juni 44
D-10623 Berlin

Tel./Fax: (+40)269 -22 10 10


Ein Projekt gefördert aus Mitteln des Kategorien der Kirchenbur-
E-Mail: office@projekt-kirchenburgen.ro Beauftragten bei der Bundesregierung
Web: www.projekt-kirchenburgen.ro für Kultur und Medien gen für Strategien
63

5
Kapitel 5: Kategorien zur Beurteilung der Kirchenburgen

Um für die Kirchenburgenlandschaft ins- -- Akteure im Ort oder in der Region:


gesamt nachhaltige Lösungen zu finden, hier sind auch die Pfarrer und Kirchenge-
scheint es sinnvoll, Kategorien zur Eintei- meinden erfasst, nicht jedoch die HOGs,
lung der Kirchenburgen zu finden. Die Er- die ein gesondertes Feld darstellen. Die
arbeitung von individuellen Lösungen für Akteure werden in die Wertung einbe-
einzelne oder Gruppen von Kirchenburgen zogen, da für Maßnahmenkonzeptionen
kann dadurch erleichtert werden. Damit wichtig ist, ob schon mögliche Partner im
wird keine Hierarchisierung zur Feststellung Ort vorhanden sind oder ob man vollständi-
„überflüssiger“ Kirchenburgen angestrebt, ges Neuland betritt.
auch wenn dies im Einzelfall das Ergebnis
-- Touristisches Potential: hier wird
sein mag. Vielmehr wird die Identifizierung
unterschieden nach dem Potential als Be-
der jeweils spezifischen, aber auch von
sichtigungsobjekt auf Grund der kunsthis-
gemeinsamen Problemen angestrebt. Es
torischen Bedeutung und dem Potential
werden die Chancen analysiert, wie das
als Kirche am Wegesrand. Das sind Kir-
Potential einzelner Kirchenburgen im Ver-
chenburgen, die durch ihre Anlage, land-
bund mit anderen Kirchenburgen besser zu
schaftliche Lage oder das umgebende Dorf
nutzen ist.
besonders interessant sind sowie Kirchen-
In die Kategorien fließt deshalb eine Reihe burgen, für die kein touristisches Potential
von Merkmalen ein, die sich wie folgt glie- festgestellt werden konnte.
dern:
-- Allgemeine Bewertung des Dorfes:
-- Anzahl der evangelischen Gemein- unterschieden in drei Stufen, je nach Ein-
deglieder in der Gemeinde: zur Identi- schätzung, ob das Dorf eher einen aktiven,
fizierung der in näherer Zukunft zu erwar- lebendigen Eindruck macht, mit Schwierig-
tenden Orte ohne eigene Gemeindeglieder, keiten in sozialer Hinsicht zu kämpfen hat
unterteilt in vier Gruppen: oder sich in Richtung Auflösung bewegt.
0 Gemeindeglieder, 1–20, 21–100 und grö- Der bauliche Zustand der Dörfer ist hier In-
ßer 100 Gemeindeglieder. diz, nicht Bewertungsmerkmal selbst, denn
er ändert sich schnell, zeigt aber die beste-
-- Erhaltungszustand von Kirche und
henden Probleme an.
Burg: Grundlage für die Einschätzung
des kurz- und langfristigen Bedarfes an Sa- Wenn Konzepte in die Tat umgesetzt wer-
nierungsmaßnahmen mit entsprechendem den sollen, dürfen aktuelle überregionale
Einsatz an finanziellen Mitteln. Planungen nicht vergessen werden. Zu
diesen gehören Autobahntrassen oder
-- Kunst- oder kulturhistorische Be-
Flughafenplanungen, Umgehungsstraßen
deutung: vor allem im Hinblick auf das
und andere großräumliche Infrastruktur-
touristische Potential relevant, aber auch
maßnahmen, die erhebliche Auswirkungen
zum zielgerichteten Einsatz der Mittel.
64 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

auf die Orte haben und große Veränderun- -- Kategorie 3 schwierig:


gen gegenüber dem derzeitigen Zustand Diese Kirchenburgen leiden an mehreren
bringen können. benachteiligenden Faktoren: Ihr Instand-
Aus diesen Parametern wurden vier Kate- setzungsbedarf ist hoch, das Potential ist
gorien entwickelt, die den Handlungsbedarf gering bis mittel, es gibt keine aktiven Per-
wiederspiegeln sollen: sonen im Ort, das Dorf selbst hat Proble-
me, die sich auf die Kirchenburg auswirken
oder ist unattraktiv, finanzielle Mittel sind
-- Kategorie 1 gut:
kaum vorhanden. Diese Kirchenburgen
Hier finden sich Kirchenburgen, die in gu- brauchen dringend neben den Sanierungs-
tem Erhaltungszustand sind, d.h. keine maßnahmen auch Konzepte zur weiteren
größeren Schäden außerhalb des üblichen Nutzung und Unterhaltung.
Instandsetzungsbedarfes haben. In diesen
Ortschaften gibt es entweder eine intakte,
eigenständige Kirchengemeinde oder an- -- Kategorie 4 sehr schwierig:
dere in Bezug auf die Kirchenburg aktive Hier finden sich einige Kirchenburgen, de-
Initiativen, die aus eigenen Quellen über ren Zustand entweder besorgniserregend
gewisse finanzielle Mittel verfügen, welche ist, wo also ein akuter Sanierungsbedarf
sie zum Erhalt der Kirchenburg verwenden. besteht, oder die Situation des Dorfes ist so
Darüber hinaus gehören hierzu auch Anla- schwierig, dass sie die Kirchenburg gefähr-
gen, bei denen es schon Aktivitäten zur Ent- det, oder Kirchenburg und Dorf haben kein
wicklung der Kirchenburg und anderer Ge- Potential und es sind keine Akteure vor-
bäude vorhanden sind, bzw. die entweder handen. Nicht immer treffen alle Parameter
alleine oder mit dem Ort zusammen über zu, doch in der Zusammenschau sind dies
ausreichend Potential zur touristischen Orte, für die es sehr schwierig sein wird,
Nutzung verfügen. Der Handlungsbedarf geeignete Konzepte zu finden.
beschränkt sich auf die fachliche Beratung
bei Baumaßnahmen.
Die Zuordnung der Kirchenburgen in diese
Kategorien ist nicht statisch, sondern ver-
-- Kategorie 2 mittel: ändert sich mit den Gegebenheiten. Auch
Diese Kirchenburgen haben aus ihrem Zu- konnte nicht verhindert werden, dass die
stand her keinen unmittelbaren Bedarf an Wertung von subjektiven Eindrücken beein-
Instandsetzung oder es gibt Akteure, die flusst wird. Die Einteilung sollte unbedingt
sich kümmern. Die finanziellen Mittel sind mit den zuständigen Pfarrern und Dechan-
sehr begrenzt. Das Potential jedoch ist vor- ten, die ihren Bezirk am besten kennen,
handen und kann ausgebaut werden. Lang- diskutiert werden.
fristig fehlen Mittel oder Initiativen. Neben Ziel ist es, den Handlungsbedarf herauszu-
beratenden Tätigkeiten ist hier auch aktiv filtern, den jede Kirchenburg erfordert und
die Erarbeitung von Konzepten gefragt, al- dann individuell, aber die Gesamtheit der
lerdings eher unterstützend als initiativ. Kirchenburgenlandschaft im Blick, Konzep-
te zu finden.
5 Kategorien 65

• Beispiele:

91 Probstdorf 92 Reußdorf
Bezirk Hermannstadt Bezirk Schäßburg
Kategorie 1 Kategorie 2
Zustand der Kirchenburg: Nach der Sanierung im Zustand der Kirchenburg: mäßiger Zustand, Kirche
Rahmen des EU-Projektes in gutem Zustand nicht in Gebrauch, wertvolller Altar nach Schäßburg
Dorf: Dorf mit weitgehend intakten Strukturen und verbracht
schön gelegen, kleine sächsische Gemeinde, mit Dorf: Dorf mit weitgehend intakten Strukturen,
einer letzten Adjuvantengruppen (Bläserensemble hauptsächlich neu angesiedelte Bewohner
der Kirchengemeinde) Potential: mittel, landschaftlich schön, Kirchenburg
Potential: groß, landschaftlich schön, Kirchenburg nicht so bedeutend, Aktivitäten finden statt
als attraktives Ensemble, Aktivitäten finden statt Akteure: Tourismusunternehmen Schäfer mit Hotel,
Akteure: Stiftung AURO im Pfarrhaus, die Sozialpro- Gästewohnungen in alten sächsischen Höfen, Sozi-
jekte im Dorf, einen Laden in der Burg mit örtlichen alprojekt mit dt. u. rum. Jugendlichen
Produkten und andere Aktivitäten organisiert

93 Rothbach 94 Felmern
Bezirk Kronstadt Bezirk Kronstadt
Kategorie 3 Kategorie 4
Zustand der Kirchenburg: mittlerer Zustand Zustand der Kirchenburg: sehr schlecht, Teile der
Dorf: Strukturen intakt, jedoch viel Umbauten und Burg einsturzgefährdet
Neubaugebiet am Rand, beeinträchtig durch hoch Dorf: sehr abgelegen, Strukturen lösen sich auf, viel
frequentierte Europastraße mitten durch das Dorf Leerstand und Ruinen
direkt an der Kirchenburg Potential: kaum, landschaftlich schön, Kirchenburg
Potential: wenig, landschaftlich nichts besonderes, nicht bedeutend, Nebengebäude Ruinen
Kirchenburg nicht so bedeutend Akteure: keine
Akteure: Ein aktives Gemeindemitglied
im Ort ein Kinderheim (von Deutschen organisertes
Sozialprojekt) kein Bezug zur Kirchenburg
66

Karte 5

und A.Franke)
Einteilung der Kir-
chenburgen nach ihrer
kunsthistorischen oder
historischen Bedeutung

(Auswahl nach H.Fabini


Kreis (JudeĠ) Grenze

re
reú
Grenzen der Kirchenbezirke

Mu sch
Mie
Kunsthistorische Bedeutung
THORENBURG der Kirchenburgen
TURDA
NEUMARKT
TÂRGU-MUREù Hohe Bedeutung von
Gebäuden und Ausstattung

ica
HG

a M el
av ok
rn e K
Mittlere Bedeutung von

K
â
T lein
Gebäuden oder Ausstattung
CJ MS
ieú
Ar
Geringe Bedeutung von
ch Gebäuden und Ausstattung
res
Mie reú
Mu
S
Kleinlasseln M
MIERESCHHALL Laslău Mic Felldorf MAßSTAB/ SCARA 1: 350.000
Filitelnic
OCNA MUREù
Kleinalisch Rode Zuckmantel
Zagăr ğigmandru 0 4 8 12 16 20 24 28 km
Seleuú
Zendersch
Irmesch Senereuú
Ormeniú Nadesch
Maldorf Maniersch Nadeú
Straßburg a. M. Viiúoara Magheruú

e
Aiud
ODORHELLEN
Hohndorf
(HOFMARKT)
Mu

irg
Belleschdorf Johannisdorf
Reußdorf
n

Bogeschdorf Idiciu Sântioana Marienburg ODORHEIU SECUIESC


Michelsdorf

eb
Cund
Ġii

Große Kokel
Veseuú Băgaciu Hetiur
H

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Târnava Mare

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Pruden Seleuú
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Curciu
hit

Wölz Elisabethstd Hoghilag Albeúti

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VelĠ Puschendf. Dumbrăveni
a/

Păucea Schmiegen

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H

Baaßen Daneú
SCHÄßBURG

u
Seiden Taterloch Bazna Laslea SIGHIùOARA Keisd/Saschiz
Tătârlaua Kleinblasendorf Durles Arkeden
arg

Schönau

ca
Jidvei Blăjel Darloú Scharosch Archita
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ras
ita

Boian Valchid Eisdorf


Bulkesch Pretai Schaas/ùaeú Ioneúti
-G

Bălcaciu MEDIASCH Felsendorf Meeburg

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Brăteiu Tobsdf
Wolkendorf/Vulcan Klosdorf Beia

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MEDIAù Floreúti Cloaúterf
eb

Krakau Hetzeldorf Dupuú Rauthal Draas


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irg

Mu
Târnava Biertan Stejărenii
e

Kleinprobstdf. Trappold Denndorf/Daia Radeln


Donnersmarkt Kreisch Apold
Krapundorf Mănărade Târnăvioara Bußd Großkopisch Roadeú
Ighiu Cri‫܈‬
Buzd Copúa Mare
Schard Langenthal Deutschkreuz
Valea Lungă Eibesdorf Neudorf Sommerburg
Alt

ùard Meschen Reichesdorf Malmkrog CriĠ Bodendorf


Olt

Richiú Nou Săsesc Malâncrav Buneúti Schweischer Jimbor


Frauendorf Ighiúu Nou Moúna Katzendorf
Axente Sever Henndorf Fiúer Cata
Wurmloch Nimesch Brădeni Meschendorf
Valea Viilor Nemúa Neithausen Me‫܈‬endorf
Arbegen Netu‫܈‬ Hamruden Streitfort
Agârbiciu Almen Jakobsdorf Mercheasa
Scholten Abtsdorf Alma-Vii Magarei Iacobeni Homorod
WEIßENBURG Blutroth Cenade Tapu Kleinschelken Schaal Peliúor Probstdorf
Berghin ùoala Mortesdorf Deutschweißkirch Reps
ALBA-IULIA ùeica Mica Stejăriú Neustadt Viscri Rupea
Motiú Noi‫܈‬tat
Alt
Marktschelken Schlatt Abtsdorf
Zlagna Apo‫܈‬ Seiburg
Olt
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Petiú Mardisch Jibert
Schorsten Ruja Hundertbücheln Stein
Moardăú
AB Burgberg ùoroútin Michelsdf. Martinsdorf Roseln Movile Bekokten Dacia Galt
Vurpăr Törnen Boarta Rosch Metiú Ungara
Weingartskirchen Gergeschdorf Păuca Agnetheln Schönberg BarcuĠ
Vingard Ungurei Engenthal Răvăúel
Agnita Dealul Frumos Leblang
Bell Mighindoala Aitau
Buia Seligstadt Lovnic
Haschagen Aita Mare
Haúag Wassid Mergeln Seli‫܈‬tat
Reussen Veseud Merghindeal Kiewern
Bußd Cobor Blumendorf
Boz Ru‫܈‬i Werd Scharosch
MÜHLBACH Vărd Belin
Harbach ùoars
SEBEù Gieshübel Großschenk
Alzen Hârtibaciu Deutschtekes
Deutschpien Gusu AlĠina Cincu Tuicuúu Vechi
Pianu de Jos Stolzenburg Zied Felmern
Rohrbach Felmer Nußbach
Slimnic Kirchberg Veseud Tarteln ST. GEORGE
Petersdorf Burgberg Rodbav Maieruú
Leschkirch Chirpăr Toarcla SFÎNTU GHEOR
Petreúti Reußmarkt Vurpăr
Benzenz Kelling Nocrich Braller
Aurel Vlaicu Miercurea Sibiului
Câlnic Bruiu
h Salzburg Gürteln
Ocna Sibiului
Hahnbach Marpod Gherdeal Alt
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Großscheuern Cincúor
Rätsch Großpold ùura Mare Martinsberg Olt Rotbav
Reciu Apoldu de Sus Hamlesch ùomartin
Rumes Urwegen Amna‫܈‬ Neudorf Fogarasch
Romos Gârbova Dobring Kleinscheuern Schirkanyen
Broos Dobârca Nou Rothberg Făgăraúi ùercaia
ùura Mica Holzmengen Marienburg
Oraútie Hammersdf Roúia Feldioara
Hosman
GuúteriĠa Thalheim
Neppendorf Daia
Turniúor
Kerz
Großau Kastenholz CârĠa Heldsdorf
Cristian HERMANNSTADT CaúolĠ Hălchiu Brenndorf
SIBIU Schellenberg Bod
ùelimbar
Honigberg
Hărman

ú
ac
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Gierelsau Avrig Petersberg Tartlau
Heltau Bradu Zeiden Sânpetru Prejmer

Sebe h
Cisnădie Codlea

Mühlb
Weidenbach
Ghimbav
g

Michelsberg
Cisnădioara
ran

Talmesch KRONSTADT
Tălmaciu
Tat

BRAùOV
Wolkendorf Neustadt
SB BV Vulcan Cristian
STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

Rosenau
Râúnov
MunĠii Cîndrel / Zibinsgebirge
MunĠii Făgăraú / Fogarascher Gebirge Schwarzbach
Râul Negru
Alt
Olt

LEITSTELLE KIRCHENBURGEN LANDESKONSISTORIUM TU BERLIN


Projektbüro beim Landeskonsistorium DER EV. KIRCHE A.B. IN RUMÄNIEN INSTITUT FÜR STADT- UND REGIONALPLANUNG
STRATEGIEN ZUR ERHALTUNG DER ANHANG 4
MunĠii Bucegi / Butschetsch-Gebirge
der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien LEHRSTUHL DENKMALPFLEGE
Str. Gen. Magheru, 4 Str. Gen. Magheru, 4 Prof. Dr. G. Dolff-Bohnekämper
KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN Übersichtskarte Siebenbürgen
Hermannstadt/Sibiu, RO- 550185 Hermannstadt/Sibiu, RO- 550185 Str. d. 17. Juni 44
D-10623 Berlin

Tel./Fax: (+40)269 -22 10 10


Ein Projekt gefördert aus Mitteln des Kirchenburgen nach kunst-
E-Mail: office@projekt-kirchenburgen.ro Beauftragten bei der Bundesregierung
Web: www.projekt-kirchenburgen.ro für Kultur und Medien historischer Bedeutung
Kreis (JudeĠ) Grenze

re
reú
Grenzen der Kirchenbezirke

Mu sch
Mie
Touristisches Potential der Kirchenburgen
THORENBURG Besichtigungsstand Herbst 2011
TURDA
NEUMARKT
TÂRGU-MUREù Potential als Besichtigungs-
objekt, Kulturtourismus

ica
HG

a M el
Potential für alternativen

av Kok
rn
Tourismus wegen Ensemble-

K
Tâ leine
wirkung, Landschaft, Agro-
CJ MS
ieú tourismus etc.
Ar
kein Potential vorhanden,
ch oder dauerhaft beein-
res trächtigt durch Lage,
Mie reú
Mu Verkehr o.ä.
S
Kleinlasseln M
MIERESCHHALL Laslău Mic Felldorf
Filitelnic
OCNA MUREù MAßSTAB/ SCARA 1: 350.000
Kleinalisch Rode Zuckmantel
Zagăr ğigmandru
Seleuú
Zendersch 0 4 8 12 16 20 24 28 km
Irmesch Senereuú
Ormeniú Nadesch
Maldorf Maniersch Nadeú
Straßburg a. M. Viiúoara Magheruú

e
Aiud ODORHELLEN
Hohndorf
Mu

(HOFMARKT)

irg
Belleschdorf Johannisdorf
Idiciu Reußdorf

Michelsdorf Bogeschdorf Sântioana Marienburg ODORHEIU SECUIESC

eb
Cund Hetiur
Große Kokel
Veseuú Băgaciu
ii H

Großalisch
Târnava Mare
a

u-G
Pruden Seleuú

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Frauendorf Ighiúu Nou Moúna Katzendorf
Axente Sever Henndorf Fiúer Cata
Wurmloch Nimesch Brădeni Meschendorf
Valea Viilor Nemúa Neithausen Me‫܈‬endorf
Arbegen Netu‫܈‬ Hamruden Streitfort
Agârbiciu Almen Jakobsdorf Mercheasa
Scholten Abtsdorf Alma-Vii Magarei Iacobeni Homorod
WEIßENBURG Blutroth Cenade Tapu Kleinschelken Schaal Peliúor Probstdorf
Berghin ùoala Mortesdorf Deutschweißkirch Reps
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Weingartskirchen Gergeschdorf Păuca Agnetheln Schönberg BarcuĠ
Vingard Ungurei Engenthal Răvăúel
Agnita Dealul Frumos Leblang
Bell Mighindoala Aitau
Buia Seligstadt Lovnic
Haschagen Aita Mare
Haúag Wassid Mergeln Seli‫܈‬tat
Reussen Veseud Merghindeal Kiewern
Bußd Cobor Blumendorf
Boz Ru‫܈‬i Werd Scharosch
MÜHLBACH Vărd Belin
Harbach ùoars
SEBEù Gieshübel Großschenk
Alzen Hârtibaciu Deutschtekes
Deutschpien Gusu AlĠina Cincu Tuicuúu Vechi
Pianu de Jos Stolzenburg Zied Felmern
Rohrbach Felmer Nußbach
Slimnic Kirchberg Veseud Tarteln ST. GEORGE
Petersdorf Burgberg Rodbav Maieruú
Leschkirch Chirpăr Toarcla SFÎNTU GHEOR
Petreúti Reußmarkt Vurpăr
Benzenz Kelling Nocrich Braller
Aurel Vlaicu Miercurea Sibiului
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Ocna Sibiului
Hahnbach Marpod Alt
eú Hamba Marpod Kleinschenk Rothbach
Großscheuern Gürteln Cincúor
Rätsch Großpold ùura Mare Martinsberg Olt Rotbav
Reciu Apoldu de Sus ùomartin Gherdeal
Urwegen Hamlesch
Rumes Dobring Amna‫܈‬ Neudorf Fogarasch Schirkanyen
Romos Gârbova Kleinscheuern Nou
Broos Dobârca ùura Mica Rothberg Făgăraúi ùercaia Marienburg
Oraútie Hammersdf Roúia Holzmengen
Hosman Feldioara
GuúteriĠa Thalheim
Neppendorf Daia
Turniúor
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Großau Kastenholz CârĠa Heldsdorf
Cristian HERMANNSTADT CaúolĠ Hălchiu Brenndorf
SIBIU Schellenberg Bod
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Gierelsau Avrig Petersberg Tartlau
Heltau Bradu Zeiden Sânpetru Prejmer

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Weidenbach
Ghimbav
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Michelsberg
Cisnădioara
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Talmesch KRONSTADT
Tălmaciu
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BRAùOV
Wolkendorf Neustadt
SB BV Vulcan Cristian
5 Kategorien

Rosenau
Râúnov
MunĠii Cîndrel / Zibinsgebirge
MunĠii Făgăraú / Fogarascher Gebirge Schwarzbach
Râul Negru

Alt
LANDESKONSISTORIUM TU BERLIN
Olt
LEITSTELLE KIRCHENBURGEN STRATEGIEN ZUR ERHALTUNG DER
Projektbüro beim Landeskonsistorium DER EV. KIRCHE A.B. IN RUMÄNIEN INSTITUT FÜR STADT- UND REGIONALPLANUNG ANHANG 5
MunĠii Bucegi / Butschetsch-Gebirge
der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien LEHRSTUHL DENKMALPFLEGE

Karte 6
Str. Gen. Magheru, 4 Str. Gen. Magheru, 4 Prof. Dr. G. Dolff-Bohnekämper
KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN Übersichtskarte Siebenbürgen
Hermannstadt/Sibiu, RO- 550185 Hermannstadt/Sibiu, RO- 550185 Str. d. 17. Juni 44
D-10623 Berlin

Tel./Fax: (+40)269 -22 10 10


Ein Projekt gefördert aus Mitteln des Touristisches Potential
E-Mail: office@projekt-kirchenburgen.ro Beauftragten bei der Bundesregierung
Web: www.projekt-kirchenburgen.ro für Kultur und Medien der Kirchenburgen

burgen nach ihrem


touristischen Potential
Einteilung der Kirchen-
67
68 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN
69

6
Kapitel 6: Erbe ausschlagen - Erbe annehmen

Analyse der Auswertung und Perspektiven zum Erhalt der Kirchenburgen

Betrachtet man die Situation der EKR und und des mobilen Kulturgutes her verschärft 95 Kirchenburg und Dorf
in Großkopisch/Bezirk
der verbliebenen Siebenbürger Sachsen haben, aber es werden keine Strukturen
Mediasch
mit realistischen Augen, müsste man ei- zur Lösung der Probleme vorhanden sein. (gegenüberliegende Seite)
gentlich das Kapitel Sächsische Geschich- Die Auswahl der verbliebenen Gemeinden
te schließen. Mit 13 000 im Land verbliebe- und Kirchenbauten wird beliebig und vom
nen evangelischen Kirchenmitgliedern bei zufälligen Engagement Einzelner abhängig
abnehmender Tendenz, mit einer Bausub- sein, Kirchenburgen werden unkontrolliert
stanz, die trotz aller Anstrengungen weiter verfallen.
verfällt, scheint es nicht sehr aussichts-
reich, die Rettung anzustreben.
Für den Fortgang kann man verschiedene Wir haben kein recht dazu, dass eine Frage, die wir nicht lösen können, ei-
Szenarien durchspielen: ner nächsten Generation gar nicht mehr gestellt werden kann. Auch Kirchen-
gebäude, die nicht kurzfristig instand zu setzen sind, behalten alles Recht
Szenario 1: „Troja oder Karthago“ auf ihrer Seite, von einer nächsten Generation zu neuer geistlicher Kraft und
zu neuem Leben erweckt zu werden.
Die EKR zieht sich auf einige Standorte
zurück, vornehmlich die Städte und die
großen Landgemeinden; alle anderen Kir-
chen werden aufgegeben, Schilder mit der Szenario 3: „Das Erbe aktiv annehmen“ Wolfgang Huber, Bischof i.R.
der Ev.Kirche Berlin-Branden-
Aufschrift „Einsturzgefahr“ weisen auf die Die EKR bleibt verantwortlich für das sächsi- burg-Schl. Oberlausitz, 2005.
Situation hin. Die Kirchen werden langsam sche Kulturerbe und schafft sich Strukturen, Zitiert nach: B.Janowski in:
und kontrolliert verfallen und zukünftigen um es sinnvoll zu verwalten. Gemeinsam Kirche leer - Was dann? 2011

Archäologen Arbeit geben. Alternativ wer- mit den Mitgliedern und allen Interessierten
den alle nicht genutzten Kirchen dem Staat werden Konzepte zum Erhalt des Kulturer-
überschrieben, der damit machen kann, bes entwickelt und durchgeführt. Die EKR
was er will. bleibt dabei das steuernde und gestaltende
Szenario 2: „Vogel-Strauß-Politik“ Entscheidungsforum.

Jeder macht nach seinen Möglichkeiten


weiter wie bisher, manche mehr, manche Selbstverständlich ist sich die EKR der Si-
weniger erfolgreich. Mit EU- und Projekt- tuation bewusst. Sie hat darauf Anfang des
geldern kann immer wieder ein bisschen Jahres 2011 mit der Gründung verschiede-
gearbeitet werden, wer auch immer Inter- ner thematischer Arbeitsgruppen zur Zu-
esse hat, kann sich beteiligen. In zehn bis kunft der Kirche reagiert (Theologie, Ord-
15 Jahren wird sich die Situation von der nung und Strukturen, Kommunikation und
Mitgliederzahl und dem Zustand der Bauten Öffentlichkeitsarbeit, Kulturgut, Finanzen,
70 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

Verwaltung und Management) und die Er- • Welche Nutzungsmöglichkeiten


gebnisse der verschiedenen Arbeitsgrup- eröffnen sich, welche sind denkbar
pen in einer Zusammenfassung den Kir- und welche gewollt?
chengemeinden und Bezirken Anfang 2012 • Wer soll und kann zukünftig Träger
zur Diskussion weitergereicht. des Erbes sein?
In diesem Text[3] ist die Situation klar analy- • Welche Finanzierungsmöglichkei-
siert, für jeden Arbeitsbereich werden Ziele ten bieten sich?
formuliert und zum Teil allgemeine, zum Teil
• Welche Strukturen sind denkbar,
sehr konkrete Forderungen gestellt. Für die
welche gewollt, um die Verwaltung
Umsetzung allerdings fehlen konkrete oder
effizient und sinnvoll durchzufüh-
realistische Vorschläge bzw. müssen diese
ren?
noch erarbeitet werden.
Ein Ergebnis der Diskussionen der Arbeits-
gruppe Kulturgut ist, dass sich die EKR zu Bevor näher auf diese Fragen eingegangen
ihrer Verantwortung für das kulturelle Erbe wird, sollen an dieser Stelle einige generel-
bekennt und sich für dessen Erhalt einsetzt. le Gedanken stehen.
Das erste oben dargestellte Szenario ist für Das kulturelle Erbe, immobil, mobil und
die EKR demnach keine Option. Die zweite immateriell, das hier betrachtet wird, wur-
Perspektive hat sich mit der Gründung der de zwar ausschließlich von den Sachsen
Arbeitsgruppen überholt, da die EKR damit geschaffen. Es ist aber eine Illusion zu
zeigt, dass sie die Gestaltung der zukünfti- glauben, es könne zukünftig auch nur an-
gen Prozesse aktiv die Hand nehmen will. satzweise in seiner Gesamtheit von den
Für die Umsetzung der in den Arbeitsgrup- Sachsen, sei es den ausgewanderten, sei
pen entwickelten Vorschläge soll dieses es den am Ort gebliebenen, erhalten wer-
Konzept Unterstützung und Anregungen den und dies nicht nur in finanzieller, son-
geben. dern vor allem in personeller Hinsicht.

Deshalb muss sich die EKR als Institution


Eine Restaurierung allein hilft nicht weit, vielmehr müssen vor Ort eine und jede Gemeinde klar darüber werden,
Bauwerks-Nutzung entwickelt und umgesetzt werden, die künftig Erhalt und
Unterhalt gewährleistet.
wo das kirchlich-gemeindliche Leben ge-
halten werden soll oder welche Orte für
die EKR aus anderen Gründen, z.B. aus
theologisch-historischer Sicht, wichtig sind.
Matthias Ludwig: Stiftungs- Für die Überlegungen zu einer Strategie Für diese Kirchen muss die volle Verant-
programme und Manage-
zum Erhalt der Kirchenburgen wird von der wortung übernommen, Instandsetzung,
ment. In: Nichts für die
Prämisse ausgegangen, dass zunächst Wartung und Pflege muss durch die Kirche
Ewigkeit, 2000
das Kulturerbe als Gesamtheit erhalten selbst sichergestellt werden.
werden soll, da für den historischen Wert Die Verantwortung für die anderen Orte
und die Einmaligkeit der Kirchenburgen als sollte nicht abgegeben, sondern geteilt
Kulturlandschaft alle Kirchenburgen mit ih- werden. Die EKR sollte hier weiter selbst-
rer Ausstattung, dem mobilen Kulturgut und bewusst als Eigentümer nicht nur um recht-
den Nebengebäuden wichtig sind. Um den lichen Sinn, sondern ideell als Vertreter der
Erhalt dieses Kulturerbes zu sichern, müs- Schöpfer des Kulturerbes auftreten. Für
sen Antworten auf folgende Fragestellun- diese nicht mehr genutzten Kirchen muss
gen gefunden werden: die Trägerschaft sichergestellt werden.
Um diese Verantwortung teilen zu können,
muss sich die EKR öffnen, im wörtlichen
und auch im übertragenen Sinne. Die Kir-
chenburgen werden sich in Zukunft nur er-
3 Landeskirchliche Informationen März 2012
unveröffentlichtes Informationsblatt der EKR
halten lassen, wenn die heutigen Bewohner
6 Analyse und Perspektiven 71

der Dörfer dafür auch eine Verantwortung den können und dass die touristische Nut-
fühlen. Es ist klar, dass dies ein sehr lan- zung alleine nur in Ausnahmefällen den Er-
ger und schwierig zu steuernder Prozess halt der Kirchenburg finanzieren kann. Dies
ist. Dennoch steht hier am Anfang die Be- zeigen viele Beispiele aus dem ländlichen
reitschaft der EKR und ihrer Mitglieder zu Raum in Ostdeutschland.
einer Kooperation.
Auch wenn man nicht um jeden Preis nach
Nutzungen suchen muss – es darf auch Eine verfallene oder gar abgerissene Kirche gereicht Gott weniger zur Ehre
als respektvolle Mit- und Nachnutzer in Gottes Haus.
mal nutzungsfreie Räume geben –lassen
sich als Gottesdienstraum funktionslos ge-
wordene Kirchen dauerhaft nur erhalten,
wenn sie anders und neu genutzt werden. Ulrike Wendland: Kirchen in
Wird es trotz aller Bemühungen unumgäng-
Sachsen-Anhalt. In: Kirche
lich, eine Kirche aufzugeben, sollte auch leer - Was dann?, 2011
dieser Prozess gesteuert werden. Denn die
Die EKR muss sich darüber klar werden,
Aufgabe einer Kirche, auch schon die Ver-
wenn sie über Nutzungserweiterungen und
nachlässigung, ist für die Bewohner eines
Umnutzungen nachdenkt, welche Nutzun-
Dorfes verstörend, selbst wenn es nicht
gen sie in Kirchen tolerieren kann und will.
ihre Kirche ist, und hat mit Sicherheit lang-
Adäquate Umnutzungen müssen von der
fristig sozialpsychologische Auswirkungen.
EKR organisiert, zumindest aber beglei-
tet werden. Dabei muss man bedenken: Die öffentliche Ankündigung der Aufgabe
Kirchen waren früher nicht nur Verkündi- oder des Rückbaus eines Kirchengebäu-
gungsort, sondern auch öffentliche Orte, des vermag möglicherweise sogar neue
Versammlungsstätten, Fluchtorte, Wohn- Kräfte zum Erhalt zu mobilisieren. Wird ein
orte. Abriss doch einmal unumgänglich, sollte im
Sinne einer Nachhaltigkeit die Kirchenburg
in diesem Fall gezielt zurückgebaut (selek- Bernd Janowski: Gottes-
Der Begriff „Lebensqualität“ gehört nicht zu tiver Rückbau zur Wiederverwendung) und häuser oder Museen? In:
den „harten“ Standortfaktoren und gilt förder- Kirche leer - Was dann?,
nicht einfach abgerissen und entsorgt wer- 2011
technisch als nicht relevant. Kirchen sind – im
ökonomischen Sinne – nutzlose Räume. Die
den.
ökonomische Nutzlosigkeit unserer Kirchenge-
bäude jedoch sollte nicht nur akzeptiert, son-
dern als bewusste Stärke empfunden werden. Qualitätsstandard:
Die Kirchenburgen sind das Vermögen der
Sachsen und der EKR im realen, vor allem
Demnach muss man die anderen im Besitz aber im ideellen Sinn. Sie sind neben der
der EKR befindlichen Gebäude betrachten, Natur der größte Schatz der Region Sie-
wenn man über die ökonomische Verwer- benbürgen, ohne die Kirchenburgen fehlte
tung spricht. im Angebot für Touristen wie für Einheimi-
Die EKR möchte die touristische Ent- sche ein wesentlicher Bestandteil. Dieses
wicklung der Kirchenburgen fördern. Hier Potential muss aber nicht nur notdürftig,
scheint es unabdingbar für eine erfolg- sondern seinem Wert entsprechend quali-
reiche langfristige Strategie, dass nicht tätvoll instandgesetzt werden. Diese Quali-
räumlich isolierte Konzepte durchgesetzt tät als Wert zu erkennen und von allen, die
werden, sondern übergreifend, regional sich mit den Arbeiten an den Kirchenburgen
gedacht und geplant wird. Diese erweiterte beschäftigen, einzufordern, muss Aufgabe
Sichtweise ist essentiell in der Kommunika- der EKR als Eigentümer sein.
tion und in der Zusammenarbeit mit bereits Es kann nicht nur darum gehen, die Kir-
vorhandenen Akteuren, mit Initiativen, die chenburgen irgendwie zu retten, sondern
schon lokal und regional verankert sind. die Rettung sollte ihrem Status als Denkmal
Auch muss klar sein, dass längst nicht alle und ihrem kulturhistorischen Wert entspre-
Kirchenburgen touristisch entwickelt wer- chend in hoher Qualität bei der Planung wie
72 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

auch der Ausführung der Instandsetzungs- Die EKR braucht sich nicht hinter ihrer der-
arbeiten durchgeführt werden. zeit schwierigen Lage zu verstecken, son-
Dies betrifft gleichermaßen vermietete Im- dern kann durchaus selbstbewusst dieses
mobilien wie Pfarrhäuser und Schulen, die Potential anbieten und die Qualitätsstan-
mindestens den Umgebungsschutz genie- dards bei Anderen, z. B. den HOGs oder
ßen und kulturhistorisch oft ebenfalls wert- dem Kulturministerium, einfordern, selbst
voll sind. Die Einhaltung der Qualität von wenn die finanziellen Mittel von diesen be-
Baumaßnahmen sollte organisatorisch und reitgestellt werden.
vertraglich geregelt sein.

6.1. Nutzungserweiterungen und Umnutzungen

Über Umnutzungen, Nutzungserweite- wenige Wochen im Sommer konzentriert,


rungen und Umbauten von nicht mehr für öfter andere, kontinuierlichere Ansätze für
den Gottesdienst benötigten Kirchen ist in die Nebengebäude.
den letzten 20 Jahren in Deutschland und
- Gesellschaftliche Organisationsformen
in anderen Ländern wie den Niederlanden
wie bürgerschaftliches Engagement, Ver-
und England schon oft und ausgiebig nach-
einswesen oder Bürgerinitiativen, die in
gedacht und geschrieben worden. Vieles
Ländern wie Deutschland, England oder
wurde bislang auch erprobt. Die Möglich-
den Niederlanden sehr ausgeprägt sind,
keiten und Grenzen sind bezogen auf die
sind in Rumänien im Allgemeinen erst im
länderspezifischen Situationen weitgehend
Entstehen. Die durchaus vorhandenen An-
ausgelotet.
sätze gehen oft auf Einzelakteure zurück,
Gegenüber diesen Ländern gibt es in Sie- die mangels Kapital, Fachkompetenzen und
benbürgen einige spezifische, erschweren- Unterstützung häufig nicht sehr erfolgreich
de Merkmale: sind. Ein Stiftungs- und Spendenwesen
- Die Kirchen dienten über Jahrhunderte aus privatem Kapital ist nicht vorhanden
ausschließlich als Gottesdiensträume der oder konzentriert sich auf andere Belange.
Sachsen, die jetzt fast gänzlich aus den - Förderprogramme für denkmalpflegeri-
Dörfern verschwunden sind. Eine Identifi- sche Arbeiten seitens des Staates gibt es
kation der heute in den Dörfern lebenden fast nicht oder diese sind erst im Aufbau.
Menschen mit diesen Bauten hat noch Wenn der Staat sich in Form der obersten
nicht stattgefunden. Denkmalbehörde, dem Kulturministerium,
- Die besondere Situation der großen engagiert, dann übernimmt er die gesam-
Gruppe der in den HOGs organisierten te Restaurierung eines Baudenkmals in
ausgewanderten Sachsen, die sich zum der Rolle des Bauherrn mit der vollen Ver-
Teil stark für ihre ehemalige Kirche enga- antwortung, meist ohne Beteiligung des
gieren, stellt ein spezielles Problem dar. Eigentümers, weder finanziell noch in der
Einerseits wird das Engagement, das vor inhaltlichen Ausrichtung.
allem oft die einzige finanzielle Unterstüt- - Die allgemein schlechte Finanzlage der
zung bedeutet, begrüßt; andererseits fes- öffentlichen Hand macht eine Beteiligung
tigt der Fokus auf die sächsische Kontinui- beispielsweise der Kommunen schwierig.
tät die Situation, dass die Kirchen von den
- Der Tourismus und die touristischen
heutigen Bewohnern nicht wahr- und nicht
Infrastrukturen sind noch nicht sehr ent-
angenommen werden. Außerdem blockiert
wickelt. Ausländische Besucher kommen
die Nutzung durch die HOGs, die sich auf
6 Analyse und Perspektiven 73

nicht sehr zahlreich und rumänische Tou- Es gibt viele einzelne Akteure, die die Frei-
risten scheinen sich mehr für andere For- räume eines Transformationslandes nut-
men der Freizeitgestaltung wie Aktivurlaub zen, um mit geringen Mitteln ihre Lebens-
in den Bergen oder Urlaub an der See zu vorstellungen zu verwirklichen. Auch wenn
interessieren. sie in der Regel die Kirchen nicht als ihre
- Rumänien hat noch zahlreiche andere Aufgabe ansehen, stellen sie ein Potential
Gegenden mit ähnlichen Attraktionen wie dar.
Naturschönheiten, ländliches Leben und Das Alleinstellungsmerkmal Siebenbürgens
kulturelle Sehenswürdigkeiten zu bieten, gegenüber den anderen touristischen Re-
die eine starke Konkurrenz bilden. gionen sind eindeutig die Kirchenburgen.
Auf der anderen Seite bietet diese Situati- „Unberührte“ Dörfer sind an anderen Stellen
on auch Chancen. Viele kleinere Arbeiten vielleicht sogar besser erhalten zu finden,
lassen sich auf dem Lande noch mit relativ da die dörflichen Traditionen in Siebenbür-
geringen Mitteln verwirklichen. Es gibt ein gen mit der Auswanderung der Sachsen an
großes Potential an Gebäuden, die durch vielen Orten abgebrochen sind. Gelegen-
eine Nutzung einen Beitrag zum Erhalt heiten zum Urlaub in der Natur sind in allen
leisten können. Noch gibt es in jedem Dorf Landschaften Rumäniens vorhanden. Die
eine Schule, oft mit sehr engagierten Leh- Kulturlandschaft der Kirchenburgen aber
rern, mit denen man ein Bewusstsein auf- findet sich nur in Siebenbürgen – und das
bauen könnte. europaweit einmalig.

Neue Nutzungen in den Kirchen und anderen Gebäuden

Grundsätzlich muss sich die EKR als Ge- im Allgemeinen auf dem Lande mangels
meinschaft der Gläubigen darüber bewusst Nachfrage noch schwerer zu realisieren
werden, ob, und wenn ja welche Nutzun- als in den Städten. Sie sind aber möglich.
gen sie zulassen möchte. Ob sie eine Bevor man allerdings überhaupt über neue
Kirche eher aufgeben als musealisieren Nutzungen nachdenkt, sollte man die Fra-
will, ob die Entscheidung darüber den je- gen stellen: warum und wozu?
weiligen Pfarrern oder Bezirksdechanten
überlassen bleibt oder ob es dazu, ähnlich
wie bei der EKD oder einigen katholischen Warum suchen wir neue Nutzungen?
Bistümern ein Leitpapier oder Richtlinien Kirchenburgen sind wichtige Orte: sie sind
geben soll. für persönliche Biografien wichtig, für die
Für dieses Konzept wird davon ausgegan- Geschichte der Siebenbürger Sachsen im
gen, dass Nutzungserweiterungen möglich Ganzen, aber auch der heutigen Dorfbe-
sein sollen. Vollständige Umnutzungen sind wohner, für die die sächsische Gemein-
74 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

schaft Teil ihres Lebens war. Sie sollen ihre Machbarkeit geprüft werden und dabei
also aus einem persönlichem und aus ei- müssen alle Randbedingungen, wie sie in
nem öffentlichen Interesse heraus erhalten der Bestandsaufnahme dargestellt wurden,
werden. Aus persönlichem Interesse wäre einbezogen werden.
es den Sachsen am liebsten, alles bliebe, Dies bedenkend, sollte man sich nicht nur
wie es ist (oder besser noch: wie es einmal auf die touristische Nutzung konzentrie-
war) und die Kirchen würden als reine Got- ren, sondern auch andere Möglichkeiten
tesdiensträume genutzt, was zunehmend in Betracht ziehen. Um den dafür notwen-
nicht mehr möglich sein wird. Aus allgemei- digen Handlungsspielraum zu haben und
nem Interesse heraus ist es wichtig, dass sich auch zu erhalten, müssen alle ande-
die Würde des Ortes gewahrt bleibt, dass ren Gebäude in die Überlegungen einbe-
das Denkmal in seiner Denkmalqualität er- zogen werden. Das ist nur möglich, wenn
halten bleibt bei gleichzeitiger Öffnung für sie im Eigentum der EKR sind. Ein Verkauf
ein größeres Publikum. Außerdem wäre brächte zwar kurzfristig die nötigen Mittel
es wünschenswert, dass die Kirchen in für Sanierungen oder andere Aufgaben,
übertragener oder neuer Form wieder die langfristig jedoch schränkt es die Hand-
Bedeutung im Dorf erhalten, die sie einst, lungsspielräume für neue Nutzungen oder
wenigstens für einen Teil der Bewohner, Nutzungserweiterungen stark ein, wenn
hatten. die Kirchenburgen als einzige Immobilien
zurückbleiben[4]. Ob dieses Eigentum dann
in Eigennutzung, zur Vermietung oder Ver-
Wenn also von einer „angemessenen Nutzung“ gesprochen wird, so meinen pachtung bewirtschaftet wird, hängt von
die Protagonisten damit nicht eine ökonomische oder denkmalverträgliche den jeweiligen Gegebenheiten ab.
Verwendung, sondern eine Funktion, die den Wertvorstellungen nach der
sakralen Nutzung möglichst nahe kommt. Welche zusätzlichen Nutzungen sich mit
dem Kirchenraum als Gottesdienstraum
vertragen, muss die EKR für sich bestim-
men. Nach allgemeiner Auffassung sind kul-
turelle Veranstaltungen unproblematisch,
Rainer Fisch: Kultur oder Wozu braucht es neue Nutzungen?
Kommerz? In: Kirche leer - aber es sind durchaus auch noch andere
Was dann?, 2011 Da die Kirchenburgen ihre Bedeutung nicht verträgliche Nutzungen denkbar. Auch hier
mehr durch ihre ursprüngliche Nutzung be- sollte es ein abgestuftes Konzept geben, je
wahren können, müssen wir ihnen durch nachdem, wie weit eine Kirchenburg schon
neue Nutzungen oder Nutzungserweiterun- aus dem kontinuierlichen kirchlichen Leben
gen wieder eine Bedeutung geben, die die ausgeschieden ist. Zu grundsätzlichen Ge-
veränderten Bedingungen widerspiegeln. danken über Neunutzungen sei auf die Li-
Dabei ist aus baufachlicher Sicht, aber teratur im Anhang hingewiesen.
auch für das Leben im Ort eine dauerhafte
Nutzung vorzuziehen. Betrachtet man die
Kirchenburgenlandschaft als Ganzes, wird Nutzungskonzeptionen
deutlich, dass dies nur für einen kleinen Teil Grundsätzlich sollte man bei der Erstellung
der Kirchenburgen zu realisieren sein wird. von Nutzungskonzeptionen für die Kirchen-
Es wird aber auch klar, dass man zwar nicht burgen nicht isoliert, sondern übergreifend
jede Kirchenburg losgelöst von ihrer Um- denken, sowohl räumlich als auch bei den
gebung betrachten sollte, aber dennoch für Nutzern, also Mehrfachnutzungen in Be-
jede Kirchenburg eine maßgeschneiderte tracht ziehen. Auch wird es unumgänglich
Lösung finden muss. Es handelt sich also, sein, im konkreten Fall eine zu dieser Be-
wie so häufig bei denkmalpflegerischen standsaufnahme vertiefende „Marktana-
Aufgabenstellungen, um eine Gratwande- lyse“ durchzuführen, also eine Analyse
rung zwischen allgemeinen Problemen und
individuellen Lösungen. Jede Nutzungs- 4 u diesem Thema gibt es sehr kontroverse Hal-
tungen und Konzepte auch innerhalb der Kirchen. Verglei-
idee muss für jede Kirchenburg neu auf che hierzu auch Dr. Peter Klein: Initiative und Verwaltung.
In: LKI Nr. 4/Feb. 2012
6 Analyse und Perspektiven 75

dessen, was in der Umgebung vorhanden Zu einer erfolgreichen Entwicklung und


ist, was gebraucht wird, was Chancen hät- Durchführung von Konzepten muss auch
te sich zu entwickeln. Wesentlich ist, seine gehören, aktiv nach Nutzern zu suchen,
Grenzen zu erkennen: nicht alles, was man wenn man sich für eine Konzeption ent-
sich an Konzeptionen ausdenkt, kann man schieden hat, oder aktiv nach passenden
selbst durchführen. Es ist notwendig, sich Immobilien zu suchen, wenn man Nutzer
bereits zu Beginn Partner zu suchen, mit gefunden hat. Das geht darüber hinaus, Im-
denen man etwas entwickeln möchte, nicht mobilien nur ins Internet zustellen. Um sich
erst am Schluss, wenn alles feststeht und Spielräume und Entscheidungsfreiheiten zu
der Raum für Beteiligungen der Partner erhalten, muss man aktiv auf den Prozess
eingeschränkt ist. Einfluss nehmen. Schwierig wird es, wenn
Es erscheint in der Durchführung auch man auf Initiativen wartet, auf Nutzer ange-
sinnvoll, die Kirchenburgen zu gruppieren, wiesen ist, die zufällig des Weges kommen
so dass oder wenn man diffusen oder fragwürdigen
Nutzungskonzepten anderer zustimmen
soll, weil man für diesen Fall noch keine
• in einem Verbund starke und eigenen Vorstellungen entwickelt hat. Da-
schwache Glieder sich gegenseitig durch wird die Gestaltung des Prozesses
stützen können unmöglich und das Ergebnis völlig beliebig
• mehrere Nutzergruppen in Frage werden. Dabei sollte man bedenken:
kommen, um eine möglichst lange
oder häufige Nutzungsdauer zu
gewährleisten
Kirchengebäude waren in der Vergangenheit immer Teil des öffentlichen
• sich die Nutzungen räumlich gut Raums, den man ohne Konsumzwang betreten konnte. […] Die Abgabe eines
verteilen und sich nicht in manchen Kirchengebäudes an einen privaten Investor bedeutet im Regelfall den Ver-
lust an öffentlichem Raum. Dabei ist über den geschilderten Aspekt hinaus
Ecken Nester der gleichen Nutzung zu bedenken, dass damit eine soziale Kontrolle, was in diesen Räumen ge-
bilden, die miteinander konkurrie- schieht, verloren geht.
ren, in anderen Ecken diese Nut-
zung überhaupt nicht angeboten
wird
Dies betrifft im Übrigen auch die anderen Rainer Fisch: Kultur oder
• sich inhaltlich ähnliche Projek- Kommerz? In: Kirche leer -
Gebäude der EKR.
te gegenseitig unterstützen und Was dann?, 2011

unterschiedlich gelagerte ergänzen


können Über 800 Jahre ist Gemeinschaft die Stär-
• für Gruppen von Kirchenburgen ke der Siebenbürger Sachsen gewesen.
Markenzeichen gebildet werden Das sollte Ansporn sein, Gemeinschaft als
können, die sich besser bekannt Grundlage neuer Konzeptionen zu verste-
machen lassen, als jede einzelne hen. Diesmal ist es nicht die abgeschlos-
Kirchenburg allein sene Gemeinschaft der Sachsen, die sich
behaupten muss, sondern die Formung
• Gruppen von Kirchen oder ein
einer offenen Gemeinschaft all derer, die
Verbund von Dörfern besser nach
die Kirchenburgen aufsuchen, besuchen
außen vertreten werden können
und an ihrem Leben teilnehmen wollen, im
und besser darstellbar sind.
Sinne einer freiwilligen, solidarischen Er-
bengemeinschaft.
76 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

Welche Möglichkeiten gibt es? sätze für neue Nutzungen oder für touristi-
An dieser Stelle kann kein abschließender sche Möglichkeiten wie z.B. die Idee einer
Katalog von Nutzungsmöglichkeiten aufge- Pilgertour oder die Konzertreihe „Pontus
stellt werden. Jeder, der sich mit dem The- Musicae“, die 2011 verschiedene Spielorte
ma beschäftigt, ist aufgefordert, dazu bei- in eine thematische Konzertreihe eingebun-
zusteuern. Alle folgenden Vorschläge sind den hat. Für die darüber hinausgehende
als Anregung gemeint. Suche nach Nutzungen soll hier versucht
werden, eine Systematik zu erstellen, um
Selbstverständlich gibt es innerhalb der
zukünftig zielgerichteter arbeiten zu kön-
EKR und in Siebenbürgen schon viele An-
nen:

6.1.1. Dauerhafte/temporäre Nutzung durch die Dorfbewohner

Natürlich wäre es am besten für die Kirchen- - Gemeinschaftsnutzung durch und für
burgen wie für jedes Baudenkmal, wenn sie das Dorf als Kindergarten, Bibliothek, Kin-
dauerhaft genutzt würden, möglichst durch derkino, Schaugarten, Lesenachmittage für
diejenigen, die im Ort wohnen. Dann wäre Kinder, Schulaula, Wahllokal, Versamm-
durch das eigene Interesse sichergestellt, lungsraum…
dass sich jemand kümmert, dass eine ge- - Übergabe an andere kirchliche Ge-
wisse Pflege erfolgt und Vandalismus vor- meinschaften: dies scheint im Augenblick
gebeugt wird. Von allen Nutzungen ist dies keine realistische Option, da der orthodo-
aber wegen der historischen Entwicklung xe liturgische Raum sich fundamental vom
sicherlich die schwierigste Variante, für die protestantischen unterscheidet, also gro-
es Geduld und kooperationswillige Partner ße räumliche Veränderungen verlangt, die
auf beiden Seiten braucht. momentan nicht gewünscht sind. Außer-
dem gibt es in fast allen Dörfern historische
96 Zuschauer beim 1. orthodoxe Kirchen oder es werden neue
caruţa-Rennen 2008 in gebaut. Andere, zumeist freikirchliche Ge-
Marpod
meinschaften begnügen sich oft mit einem
einfachen Betraum. den sie sich neu errich-
ten oder problemlos in anderen Gebäuden
unterbringen können. Die Chancen, eine
andere christliche Gemeinschaft als Nutzer
zu finden, tendieren gegen Null.
- Nutzung durch verschiedene religiöse
Gemeinschaften oder für mehrere evan-
gelische Landgemeinden mit thematischen
Schwerpunkten wie Weihnachtskirche, Os-
terkirche, Erntedankfeste.
6 Analyse und Perspektiven 77

6.1.2. Touristische Nutzung

Große Hoffnungen für einen Beitrag zum Kerz; eine Reise zu Pferd geht von Schäß-
Erhalt der Kirchenburgen werden auf den burg über Kreisch, Schönberg, Bekokten,
Tourismus gesetzt. Zwar hat sich der Tou- Deutsch-Weißkirch, Trappold zurück nach
rismus in den letzten Jahren in Rumänien Schäßburg.
entwickelt, aber er ist noch ausbaufähig. Bei allen Reisen und allen Anbietern ohne
Von den 99 auf der internet-Seite des ru- Ausnahme ist ein Besuch in Törzburg
mänischen Touristenamtes gelisteten deut- (Schloss Bran als angebliches Dracula-
schen Reiseunternehmen, die Rumäni- Schloss) im Programm, bei vielen das
en als Pauschalreise in ihrem Programm Schloss Peleș und das Glasikonenmuse-
haben, bieten 2/3 mindestens eine Reise um in Sibiel.
nach Transsylvanien an, häufig in Kombi-
Die Liste der Reiseunternehmen ist keines-
nation mit den Moldauklöstern. Viele haben
wegs vollständig, es gibt darüber hinaus ei-
keine festen Reisen, sondern übernehmen
nige Sonderfälle wie Weiterbildungsreisen
nur die Organisation, wenn man ausrei-
von Akademien, Universitäten und anderen
chend Reiseteilnehmer findet. Es gibt eini-
Institutionen, Leserreisen von Zeitungen
ge Rad- oder Wanderreisen und ein oder
und ähnliches, die dann zum Teil zusätzlich
zwei Exoten, die Reisen mit land- oder
andere Kirchenburgen besichtigen. Andere
forstwirtschaftlichem Schwerpunkt oder
europäische Unternehmen wurden stich-
ähnliches anbieten. Die Reiserouten dieser
probenweise recherchiert. Es zeigt sich,
Unternehmen teilen sich grob in folgende
dass sich die Programme nur unwesentlich
Gruppen auf:
von den deutschen Anbietern unterschei-
-- Rundreisen mit Aufenthalt nur in den den.
Städten Hermannstadt, Schäßburg,
Natürlich sind dies nur die Pauschalreisen.
Kronstadt, gelegentlich Mediasch und
Es spiegelt aber die Wahrnehmung des
Neumarkt
Landes im Ausland wieder und zeigt, wel-
-- Rundreisen von Bukarest aus mit che Sehenswürdigkeiten bis jetzt populär
den Städten, dazu Birthälm, manch- und bekannt sind.
mal Bistritz, einige noch Tartlau oder
Honigberg
Touristische Entwicklung der Kirchen-
-- Rundreisen von Westen aus über
burgen:
Klausenburg oder Neumarkt mit den
Städten, teilweise Übernachtungen Es wäre illusorisch zu glauben, alle Kir-
in Baaßen mit Besuch in Bonnesdorf, chenburgen könnten touristisch so ent-
Fahrt über Agnetheln nach Kronstadt wickelt werden, dass sie sich vollständig
mit Tartlau oder Honigberg. selbst finanzieren. Tourismus ist ein sai-
sonales Geschäft. Nur wenige Monate
Bei einigen gibt es noch Abstecher nach
im Jahr zählen zur Hochsaison, in denen
Wurmloch, Deutsch-Weißkirch und Mi-
Gästehäuser genutzt werden und Besu-
chelsberg, je nach Länge der Reise und
cher nach den Kirchenburgen fragen. Der
Kombination. Die Wandertouren haben
Kultur- aber auch der alternative Tourismus
meistens Reichesdorf und Meschen im
können also immer nur ein Standbein zur
Programm.
Erhaltung der Kirchenburgen sein.
Die Fahrradreisen führen entweder von
Mit der Entwicklung der App „Kirchenbur-
Hermannstadt über Stolzenburg nach Me-
genlandschaft“ ist zwar ein erster Schritt
diasch und Schäßburg mit Birthälm und
getan, auch die etwas abseitig liegenden
Hetzeldorf, anschließend durch das Har-
Kirchenburgen vor allem Individualreisen-
bachtal mit Alzen und Holzmengen zurück
den bekannt zu machen. Dennoch muss
nach Hermannstadt oder durch das Alttal
man sich klar darüber werden, dass nur
mit Besuch von Michelsberg, Freck und
eine kleine Anzahl von Kirchenburgen
78 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

als touristisches Objekt aus seiner kunst- Handlung wichtiger ist als das besondere
und kulturhistorischen Bedeutung heraus kunsthistorische Detail. Man kann ein Netz
für eine Besichtigung interessant ist. Das von Fahrradkirchen aufbauen, die als Ru-
sind die Burzenländer Kirchenburgen, die hepunkte für Fahrradtouren dienen.
UNESCO-Kirchen, dazu noch etwa 15 an-
dere wegen ihrer besonderen Ausstattung, [...]
Wehranlagen, Fresken oder ähnlichem. Auch wenn ich keiner Religion angehöre, so
Von diesen etwa 25 Kirchenburgen tau- habe ich die Fahrradfahrerkirche als sehr an-
chen zehn in den genannten Reisen auf, genehm empfunden. Die Kirche ist ein kleiner
ruhiger Rückzugsort, wo man mal ganz in
von diesen zehn Birthälm immer und die Ruhe in sich kehren kann.
anderen ab und zu. Baaßen und Bonnes- [...]
dorf werden nur deswegen besucht, weil es Wenn ich nocheinmal die gleiche Route für
meine Fahrradtour wähle, werde ich wieder in
in Baaßen ein Hotel gibt, das groß genug
die Kirche gehen.
Kommentar zu der Fahrrad- für Gruppen ist. Bogeschdorf ist der Son-
kirche in Glambeck/Bran- derfall des exklusiven Standortes eines dä-
denburg: http://www.pointoo. nischen Reisunternehmens.
de/poi/Friedrichswalde/
Fahrrad-Kirche-Glambeck- Das bedeutet, dass noch nicht einmal Es gibt Reisen mit dem Thema „Wandern
5290769.html alle als Besichtigungsziel interessanten und Singen in alten Kirchen“, die mehr
Kirchenburgen im Programm der großen den atmosphärischen Klang einer Kirche
Anbieter aufgenommen sind. Umso mehr suchen als das kunsthistorische Großer-
muss man sich überlegen, was für Entwick- eignis. Es gibt Orgelreisen, die spezielle
lungsmöglichkeiten es gibt, Besucher auch Orgeln besuchen, von denen es in Sieben-
zu anderen Kirchenburgen zu bringen. Das bürgen wahrhaftig genug schöne und be-
Potential hierfür haben die Kirchenburgen sondere gibt.
durchaus. Viele sind reizvolle Bauensem- Man könnte die oft noch praktizierte Gärtne-
bles, liegen in schöner Landschaft und in rei in den Burghöfen kultivieren und Obst-
(noch) weitgehend erhaltenen Dörfern. kirchen benennen, bei denen es besonders
Grundsätzlich scheint für diese Landschaft gutes Obst zum Pflücken gibt. Es gibt si-
und das Kulturerbe der sogenannte sanf- cher noch etliche andere Themen, die man
te Tourismus adäquat zu sein und er soll- mit Reisen verbinden kann (Landwirtschaft,
te dementsprechend entwickelt werden. Botanik, Biohöfe, historische Ereignisse,
Wenn Kirchenburgen selbst nicht interes- traditionelles Handwerk …).
sant genug sind, können sie doch als at- Wichtig ist, dass für all diese Reisen, die die
mosphärische „Beigabe“ für Touristen die- Kirchen am Rande mitnehmen sollen, die
Kirchenburgen auch zugänglich sind und
zwar je offener, desto besser. Zumindest
innerhalb der Saison sollte es verlässliche
Öffnungszeiten geben und sei es nur für
zwei oder drei Stunden. Dies würde auch
den Bewohnern des Dorfes den Zugang
97 Werbeplakat für die erleichtern und dadurch den Prozess der
Fahrradkirche in Zöbick
Identifikation fördern. Anregungen und Hin-
Sachsen (DE)
weise zur Durchführung kann man sicher
Spendenaktion für die
Sanierungsarbeiten aus den verschiedenen bereits verwirklich-
ten Konzepten zu „Offenen Kirchen“, „Ver-
nen, als Kirchen „am Wegesrand“ für eine lässlich geöffnete Kirchen“ oder der Stiftung
Pause, zum Picknick entlang von Fahrrad-, „Entschlossene Kirchen in Sachsen-Anhalt“
Reiter-, Wander- oder Busrouten. u.a. ziehen[5].
Sie können als Ziele für Pilgertouren ge-
5 u diesen Initiativen siehe die link-Liste im
nutzt werden, bei denen die spirituelle Anhang
6 Analyse und Perspektiven 79

Um die Kirchenburgen für Touristen und Außerdem muss man überlegen, wie die
Dorfbewohner ein wenig attraktiver zu ma- Kirchenburgen über zufällige Spenden
chen, genügen manchmal schon kleine oder die Nutzung von Gästehäusern hinaus
Maßnahmen wie eine gewisse Grundord- vom Tourismus direkt profitieren können.
nung und Reinhaltung, ohne die Innenräu- Die Entscheidung über die Erhebung ei-
me zu polieren. Es macht einen besseren nes obligatorischen Eintrittsgeldes oder die
Eindruck, zumindest den der Sorge um Aufforderung zu einer freiwilligen Spende
das Kulturerbe, wenn zum Beispiel herab- muss die EKR für sich klären. Es stellt sich
gefallene Bauteile oder Teile der Orgeln, aber die Frage, inwieweit gerade Gruppen-
Altäre usw. nicht verstreut und damit zum reisen einen Beitrag leisten können, wenn
Mitnehmen einladend herumliegen, son- kein Eintritt verlangt wird. Hier kann man
dern in beschrifteten Kästen oder Regalen über Pauschalen mit den Reiseunterneh-
gesammelt werden, die dann als Kleinst- men nachdenken.
Lapidarien in der Kirche stehen und als An- Die meisten der oben angeführten Gedan-
reiz für Spenden dienen können. Auch die ken sind auf westliche Touristen und die
Wiederinbetriebnahme von Turmuhren und dort üblicherweise angebotenen Reisen
Glocken setzen ein positives Zeichen von ausgerichtet. Wie sich der nationale Touris-
Leben und Pflege, im Übrigen auch für die mus entwickeln wird, ist schwer zu sagen.
dörfliche Bevölkerung. Zurzeit scheinen die Interessen hier noch
Ein weiteres Problem ist der Abtransport mehr im Aktivurlaub und in Städtetouren
wertvoller Ausstattungsstücke aus kaum zu liegen. Innerhalb Siebenbürgens ist
noch benutzten Kirchen in Museen oder die Entwicklung von Aktivitäten wie Mo-
andere Kirchen. In vielen Fällen dringend torcross- oder Quad-Fahren oder anderen
geboten, um Diebstahl und Vandalismus nicht sehr umweltverträglichen Sportarten
vorzubeugen, verstärkt dies doch den Cha- eher kontraproduktiv, da das Potential in
rakter von Verlassenheit und Aufgabe, der der landschaftlichen Schönheit, der Ruhe
die Kirchenburgen für Besucher nicht at- und der Abgeschiedenheit liegt, auch wenn
traktiver macht. dies im Moment noch nicht unbedingt der
Vielen Besuchern prägt sich ihr Reiseerleb- Nachfrage des innerrumänischen Touris-
nis besonders ein, wenn sie ein Angebot mus entspricht.
zum Mitnehmen erhalten, das spezifisch Bei der Entwicklung der Nebengebäude
für diese Kirchenburg ist. Dazu eignen zu Unterkünften für Touristen fehlt bis jetzt
sich Broschüren, Postkarten, aber auch noch das Segment der Ferienwohnungen
Sinnsprüche oder Gebete oder speziell für Selbstversorger nahezu vollständig. Ne-
hergestellte Artikel. Auch allgemeine In- ben Hotels und Pensionen gibt es die be-
formationen z.B. über die Geschichte der reits erwähnten Gästezimmer, oft ohne Kü-
Siegenbürger Sachsen, die Bräuche und che oder nur mit Jugendherbergscharakter
Traditionen, die Sitzordnung in den Kirchen (Mehrbett-Zimmer, Gemeinschaftsbädern
sind den meisten Touristen unbekannt und und -küchen). Ferienhäuser oder Wohnun-
für sie wertvoll zum Verständnis. gen für Selbstversorger, die wochenweise
Ferner sollten in allen Kirchen Hinweise auf gebucht werden können, sind fast gar nicht
die anderen Kirchenburgen ausliegen, Falt- zu finden, und nur wenige einfache, aber
blätter zu Touren und Routen, Listen mit auf Individualreisen ausgerichtete Pensio-
den Unterkünften, auf jeden Fall mehrspra- nen oder Restaurants.
chig und mit einem Wiedererkennungswert,
also einer gewissen Einheitlichkeit in der
Darstellung.
80 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

6.1.3. Nutzung der Kirchenburgen für Veranstaltungen

Die Nutzung der Kirchenburgen durch Tou- Hier nur einige Ideen und Anregungen zu
risten ist passiv besichtigend. Um weitere Veranstaltungen in und um die Kirchen:
Anreize zu bieten, aber auch, um die Kir-
in den Kirchen
chen wieder dauerhaft in Nutzung zu brin-
gen, gibt es ein Spektrum an Veranstal- -- Konzerte der Musikschulen oder
tungen, die in ländlichen Kirchen möglich Schulen, Orgelsommer, Kooperation
sind. Sie zu etablieren, bedarf es Ausdauer, mit Musikhochschulen
Geduld und Netzwerke im Land. Bestimm- -- Theater innerhalb des Kirchenraumes,
te kulturelle Ereignisse sind in den Städten Lesungen
Siebenbürgens bereits verankert. Für den -- Kunstausstellungen
ländlichen Raum fehlt dies noch fast ganz.
-- um die Kirchen herum:
Ansätze der letzten Jahre finden sich im
Harbachtal beispielsweise mit dem Müh- -- Tag des offenen Denkmals/der offe-
lentag in Holzmengen und dem Pferde- nen Kirchen
wagen-Rennen in Marpod, das schon ins -- offene Kirchen zu den Markttagen mit
vierte Jahr geht. Diese Ereignisse stehen Führungen
jedoch noch in keinem Zusammenhang mit
-- Land Art (künstlerische Konzepte zur
den Kirchenburgen.
Umwandlung von geografischen in
Kulturereignisse in ländlichen Kirchen le- architektonischen Raum bzw. in ein
ben überwiegend von dem städtischen Pu- Kunstwerk), Landschaftskunst
blikum, das sich dazu als Ausflug auf den
-- Kunst zwischen den Kirchenburgen,
Weg macht. Sinnvoll kann es auch sein,
Skulpturenweg, Begleitung auf Pilger-
Reihen oder mehrere Veranstaltungen an
wegen und anderen Touren
unterschiedlichen Orten durchzuführen,
um auch weniger bekannte und besuchte -- Thementage mit landwirtschaftlichem
Kirchenburgen einzubinden. Schwieriger Bezug
ist es, für das örtliche Publikum passende -- Thementage für Schulen
Veranstaltungen zu konzipieren. Dies wird -- und vieles mehr.
nur in Kooperation mit den Kommunen und
Schulen möglich sein.

98 Magarei
Bezirk Mediasch
Private, informelle Kunst-
ausstellung im Kirchen-
schiff der kleinen Kirchen-
burg in Magarei
6 Analyse und Perspektiven 81

6.1.4. Soziale Projekte

Soziale Projekte umfassen ein Spektrum an Kursen, Seminaren, Tagungen, Probenta-


Zielgruppen: alte Menschen, Kinder oder gen für Chöre und Orchester. Für alle diese
Jugendliche, ebendiese mit besonderem Gruppen könnten die Kirchen auch als „Ar-
Betreuungsbedarf, behinderte Menschen, beitsraum“, also für Diskussionen, Proben,
Erwachsene in besonderer Betreuung usw. Vorführungen dienen und deshalb mit ver-
Inwieweit hier Möglichkeiten für Einrichtun- mietet werden.
gen auf dem Lande nach der rumänischen Für Tagungshäuser ist der Markt allerdings
Gesetzeslage möglich sind, muss geklärt begrenzt, schnell gibt es zu viel Konkur-
werden. Die Nutzung der Kirchenburgen renz. Ein guter Standort, eine schöne At-
selbst durch soziale Projekte – welcher Art mosphäre, ein besonderes Kennzeichen
auch immer – ist durchaus denkbar. Für sollten vorhanden sein, um sich von ande-
dauerhafte Einrichtungen kann die Kirche ren ähnlichen Anbietern abzuheben.
dann als Versammlungsraum, Mensa oder
für Veranstaltungen dienen. Die Unterbrin-
gung selbst muss natürlich in anderen Ge-
bäuden erfolgen.
Auch eine temporäre Nutzung ist möglich
wie z.B. für Kinder- und Jugendfreizeiten,
99 Leschkirch
wie dies schon teilweise stattfindet. Bezirk Hermannstadt
Eine weitere Möglichkeit ist die Einrichtung Die Pfadfinder renovieren
von Tagungshäusern mit entsprechenden und nutzen das Pfarrhaus
und wären auch bereit, an
Gruppenräumen für die Durchführung von der KIrche zu helfen.

6.1.5. Umnutzungen
Unter Umnutzung wird hier die Aufgabe schwerer zu realisieren als in Städten mit
der gottesdienstlichen und Herstellen einer einem an besonderen Orten interessierten
gänzlich neuen Nutzung verstanden, ohne Kundenkreis. Unter der Voraussetzung ei-
dass eine kirchliche Nutzung dann noch nes freien Raumes ohne Inventar ist die
möglich ist, sei es in Eigennutzung, durch Nutzung als Depot für Kirchenkulturgut, für
Verkauf oder in Verpachtung. Verpachtung bestimmte Werkstätten wie Restauratoren,
wird hier deshalb als die mögliche adäquate Tischler o.ä., als Atelier für Künstler durch-
Form angesprochen, weil in einem Pacht- aus denkbar. Als Museum wird die eine oder
vertrag noch Bedingungen hinsichtlich der andere Kirche bereits genutzt, allerdings
Nutzung und ihrer Verträglichkeit mit dem ohne Umbauten. Die Entscheidung für eine
immer noch kirchlichen Charakter festge- vollständige Umnutzung steht in der Priori-
legt werden können. tät hinter der Nutzungserweiterung und vor
der totalen Aufgabe der Kirche.
Umnutzungen sind auf dem Land sicher
82 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

6.1.6. Aufgabe einer Kirche

Vielleicht wird es bei allen Bemühungen Deshalb wird hier die Auffassung vertre-
dennoch vorkommen, dass eine Kirche ten, dass auch die Aufgabe und der Abriss
aufgegeben werden muss, weil sich kein bzw. das Abtragen mit einem besonderen
Nutzer findet oder weil keine eigene Per- Ritual begleitet werden sollten, damit alle
spektive entwickelt werden konnte. Die- von der Kirche Abschied nehmen können.
ser Prozess ist für die ehemaligen Nutzer Eine langsam verfallende Kirche mag ihren
schmerzvoll und die Auswirkungen auf Reiz für manchen Touristen haben, die täg-
eine dörfliche Gemeinschaft, selbst wenn liche Konfrontation mit diesem Anblick ist
sie nicht Nutzer der Kirche ist, sollten nicht der allgemeinen Stimmung sicherlich nicht
unterschätzt werden. Der Verfall einer Kir- förderlich. Auch sollte der Abriss als selek-
che bringt auch diese Gemeinschaft ins tiver Rückbau zur Wieder- und Weiterver-
Wanken, gehörten doch die sächsische wendung der Materialien erfolgen, wie es
Gemeinde und ihre Kirchenburg zum Dorf, mit anderen Gebäuden der Burgen schon
selbst wenn man die Burg nicht betrat. lange geschehen ist.

6.2. Wer wird und soll zukünftig Träger des Erbes sein?

In den letzten Jahren wird verstärkt zu dem Ferner werden mindestens noch einige
Thema Identität und Erbe geforscht und pu- Jahre die HOGs wichtige Handlungsteil-
bliziert. Ohne hier näher darauf eingehen nehmer bleiben. Diese Vereine wurden teil-
zu können, wird darauf verwiesen, dass weise schon lange vor 1989 gegründet. Zu
die früher tatsächliche oder angenomme- einer Gesamtorganisation kam es jedoch
ne Einheit von Kulturerbe und Ethnizität im erst nach dem Exodus 1989. In den ersten
Grunde seit Beginn des 20. Jahrhunderts zehn Jahren nach der Revolution entwi-
durch die Bildung neuer Nationalstaaten ckelte sich das Vereinsleben vorwiegend in
nicht mehr gegeben ist. Verstärkt wurde Deutschland, da die ausgewanderten Sach-
diese Prozess durch den Zweiten Weltkrieg sen damit beschäftigt waren anzukommen
mit den in seiner Folge durchgeführten und ihr neues Leben zu organisieren.
Bevölkerungsverschiebungen und später Seit etwa zehn – 15 Jahren sind vor allem
durch die wirtschaftlichen Migrationsbewe- ältere Sachsen vermehrt im Sommerurlaub
gungen. nach Siebenbürgen zurückgekehrt. Mit der
Dieses Phänomen ist auch in Siebenbür- Konsolidierung ihrer Lebensverhältnisse in
gen zutreffend, d.h. die ursprünglichen Deutschland verstärkte sich ihr Interesse an
Träger der sächsischen Kultur und damit der alten Heimat und viele der HOGs enga-
die verantwortlichen Erben – die Sachsen gieren sich für ihre Kirchenburg. Manch ein
– sind nicht mehr am Ort und die altein- Ausgewanderter kauft sich sein altes oder
gesessenen und neuen nicht-sächsischen ein anderes Haus im Dorf zurück.
Bewohner identifizieren sich nicht oder Dennoch ist absehbar, dass mit dem Her-
nicht in dem erforderlichen Maße mit dem anwachsen der in Deutschland sozialisier-
gebauten Kulturerbe der Sachsen. ten jungen Generation diese Aktivitäten
Natürlich werden die verbliebenen Sach- nachlassen werden. Auch ist die Konzen-
sen, besonders in und mit der EKR, im tration der HOGs auf ihr sächsisches Erbe
Maße ihrer Möglichkeiten weiterhin die nicht nur positiv. Wer lieber ein Haus ver-
emotional stärkste Trägergruppe sein. fallen sieht, solange es noch sächsisches
6 Analyse und Perspektiven 83

Eigentum ist, als sich über die Instandset- und die Erziehung allgemein eine große
zung durch einen neuen nicht-sächsischen Rolle. Es sollte verstärkt darüber nach-
Eigentümer zu freuen, beweist wenig Weit- gedacht werden, wie man mit kontinuier-
sicht angesichts der Situation. Auch wird es lichen Programmen an den Schulen oder
schwer, zukunftsfähige Konzeptionen zu in der außerschulischen Jugendarbeit das
realisieren, wenn man mit dieser Haltung sächsische Erbe als Teil der gemeinsamen
konfrontiert wird. Auf das Problem der kur- Geschichte vermitteln, die Kinder dafür
zen Nutzungsdauer im Laufe eines Jahres sensibilisieren und sie zu einer Verantwor-
durch die HOGs und die Auswirkungen für tung erziehen kann, ohne dass sie ihre ei-
die Dörfer wurde an anderer Stelle schon gene Identität und Geschichte verleugnen
eingegangen. müssen. Wesentlicher Faktor hierbei ist
Deshalb scheint es unumgänglich, da die die Kontinuität solcher Aktivitäten. Es gibt
Bevölkerungssituation nicht revidiert wer- durchaus Lehrer und Direktoren, die dem
den kann, neue Träger, neue Erben zu fin- aufgeschlossen gegenüberstehen, wenn
den und zu mobilisieren. man ihnen offen begegnet. Beispiele gibt
es dafür in Henndorf und Meschen.
Hier spielen die Schulen, die Jugendarbeit

6.3. Welche Finanzierungsmöglichkeiten bieten sich?


Bei Fragen der Finanzierung muss man die Finanzierung kontinuierlich sichert; in
zwischen den Investitionskosten und den dieses Vermögen könnten eigene Fundrai-
Betriebskosten unterscheiden. Für die In- sing-Einnahmen, Beiträge von Förderverei-
vestitionen, also die Instandsetzung der nen, Umlagen anderer Kirchengemeinden,
Kirchenburgen oder die Instandsetzung, Spenden, Miet- und Pachteinnahmen und
Modernisierung und Umbau von anderen andere Mittel fließen.
Gebäuden lassen sich leichter Finanzie- - Fördervereine für einzelne Kirchenbur-
rungsquellen finden als für den laufenden gen, die einen kontinuierlichen Geldfluss
Unterhalt von Gebäuden oder gar laufende aus den Mitgliedsbeiträgen und Spenden
Personalkosten. sichern
Für Investitionen stehen im Rahmen der - ein Fonds aller Kirchengemeinden, der
EU-Förderungen aus verschiedenen För- über ein Umlageverfahren einen geregel-
dergebieten (Kultur, ländliche Entwicklung, ten Ausgleich zwischen vermögenderen
Strukturfonds) Mittel bereit. Der EU-För- und ärmeren Kirchengemeinden schafft
der-Dschungel ist jedoch unübersichtlich
- einzelne Projektförderungen für Sozi-
und zudem läuft die EU-Haushaltsperiode
al- Bildungs-, Kulturprojekte sowie andere
2013 ab, womit sich möglicherweise wieder
Konzepte, in deren Schlepptau auch der
Förderrichtlinien und Ressortzuschnitte än-
Unterhalt der Gebäude enthalten ist
dern; deshalb kann hier nicht detailliert auf
einzelne Förderprogramme eingegangen - eine Zwangsabgabe auf eine kontinu-
werden. ierlich fließende Abgabe, eine Art Kulturp-
fennig in geringer, aber konstanter Höhe;
Für den laufenden Unterhalt und Betrieb,
ähnlich wie die 2%-Umwidmung der Steu-
für die es vor allem auf einen kontinuierli-
erlast
chen Geldfluss ankommt, sind verschiede-
ne Möglichkeiten denkbar und auch kom- - was ist in Rumänien möglich? Recher-
binierbar: che zu Förderungen in Rumänien, Stif-
tungsrecht, Vereinsmöglichkeiten müssen
- von der EKR finanziert z.B. über eine
hier aktuell noch erfolgen.
Stiftung, Verein oder eine ähnliche Orga-
nisation die ein Vermögen aufbaut, dass
84 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

6.4. Strukturen für eine effiziente und sinnvolle Verwaltung

Die EKR ist traditionell dreigliedrig aufge- häufig nicht nachkommen können. Eine
baut mit Verwaltungsstrukturen auf lokaler eigene ausführende Bauabteilung gibt es
(Kirchengemeinden), regionaler (Bezir- nicht, die Vergabe und Durchführung von
ke) und nationaler (Landeskirche) Ebene. Maßnahmen ist in den Bezirken unter-
Durch die Auswanderungen nach 1944 und schiedlich geregelt.
besonders nach 1990 sind diese Strukturen Neben den Kirchen gibt es die zahlreichen
teilweise schon aufgelöst bzw. verändert. anderen Immobilien, die ebenfalls durch
Die historisch weitgehend in der Verwaltung die Kirchengemeinden selbst oder die Be-
autonomen Kirchengemeinden existieren zirke verwaltet werden. Wie weiter oben
nur noch in Ausnahmefällen, viele werden beschrieben, geschieht dies auf sehr un-
als Diasporagemeinden durch die Bezirke einheitliche Weise.
als Rechtsnachfolger verwaltet, manche
Seit vier Jahren gibt es die Leitstelle Kir-
sind vollständig aufgelöst.
chenburgen, die Aktivitäten rund um die
Alle Bauangelegenheiten an den Kirchen Kirchenburgen koordinieren und Notrepa-
unterstanden früher den Ortskuratoren, raturprogramme durchführen soll. Da sie
die die notwendigen Arbeiten, die gemein- personell und finanziell nicht ausreichend
schaftlich durchgeführt wurden, organisier- ausgestattet und ihr Fortbestehen perma-
ten. Heute gibt es zwar in vielen Orten mit nent gefährdet ist, kann sie über diese Ba-
etwas Glück noch Kuratoren, jedoch keine sisarbeit hinaus keine strategischen Aufga-
für solche Aufgaben geeignete Gemein- ben wahrnehmen.
schaft mehr. Ein ständiges „monitoring“,
Wenn man von einem ganzheitlichen An-
also eine kontinuierliche Beobachtung der
satz ausgeht, dass die kirchlichen Immobi-
Gebäude und die unmittelbare Beseitigung
lien und der Grundbesitz zur Erhaltung der
von kleinen Schäden, fehlt deshalb heute
Kirchenburgen beitragen sollen, dass für
wegen der personellen Situation weitge-
die Kirchen Nutzungskonzepte entwickelt
hend.
und Nutzer gesucht sowie Baumaßnah-
Auf Bezirks- und Landesebene gibt es Bau- men durchgeführt werden sollen, müssen
abteilungen, die auf Grund der Flächenaus- folgende Aufgaben geregelt werden:
dehnungen der Bezirke diesen Aufgaben

-- Bauzustandsüberwachung
-- Bau- und Unterhaltungsmaßnahmen an den Kirchenburgen
-- Verwaltung der sonstigen Immobilien und des Grundbesitzes an land-
und forstwirtschaftlichen Flächen, einschließlich Verkauf, Verpachtung,
Vermietung, Bewirtschaftung
-- Klärung der Verteilung der Einnahmen
-- Tourismusmanagement, Kulturmanagement, Nutzungsmanagement
-- Fundraising, Finanzierung, Förderer für Instandsetzungsarbeiten und
andere Projekte
-- Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit, Kontaktbörse.
6 Analyse und Perspektiven 85

Bauzustandsüberwachung
Die kontinuierliche Zustandsüberwachung aus dem Dorf selbst, den man bei entspre-
der Gebäude könnte ganz ausgegliedert chender Suche finden sollte.
werden, an eine Art externe Kuratoren, de-
ren Dienste man mietet. Ihre Aufgabe wäre
die Kontrolle der Gebäude und die Sofort-
reparatur kleiner Schäden. Vorbild sind hier
der niederländische „monumentenwacht“
oder der Monumentendienst in Ostfries-
land, die z.B. bereits über 700 Denkmäler in
dieser Art betreuen. Auf jeden Fall muss zu-
künftig geregelt werden, wie eine regelmä-
ßige, fachkundige Zustandsüberwachung
gewährleistet werden kann, um größeren 100 Internetauftritt des
Schäden aus mangelnder Instandhaltung Monumentendienstes aus
vorzubeugen. Bestenfalls ist dies jemand Ostfriesland

Bau- und Unterhaltungsmaßnahmen an


den Kirchenburgen
Die Planung und Ausführung von Instand- Büro muss entsprechende Kompetenzen
setzungsarbeiten über die notwendigen auch Dritten gegenüber besitzen. Die Bau-
Schnellreparaturen hinaus sollte aus beratungspflicht sollte sich auch auf Mieter
fachlich-denkmalpflegerischer Sicht zur oder Pächter von Nebengebäuden sowie
Einhaltung von Mindestqualitätsstandards die HOGs beziehen. Gegenüber Dritten wie
von Fachleuten geplant oder mindestens dem Kulturministerium müssen gleichfalls
begleitet werden. Dazu ist u.E. eine zent- die Zuständigkeiten eindeutig sein. Der Ei-
rale Stelle notwendig, an die alle geplanten gentümer in Form dieses Baubüros muss
Maßnahmen gemeldet werden müssen. für Maßnahmen des Kulturministeriums,
Gemeinsam kann dann entschieden wer- aber auch der Universitäten und anderer
den, in welcher Form und mit wem die Ar- Institutionen auf jeden Fall ein Mitsprache-
beiten ausgeführt werden können. Dieses und Vetorecht haben.

Verwaltung der sonstigen Immobilien


und des Grundbesitzes, Bewirtschaf-
tung
Wenn der Grundbesitz der EKR, welcher Dieser Prozess wird sicher nur langsam und
Ebene auch immer, die wirtschaftliche behutsam durchgeführt werden können, da
Grundlage für unter anderem die Erhaltung die Kirchengemeinden und Bezirke noch
der Kirchenburgen und sicher auch ande- sehr auf ihre Eigenständigkeit pochen.
rer Gebäude bieten soll, ist eine gewisse
Einer Vermietung oder Verpachtung von
Zusammenfassung der Liegenschaften
Gebäuden sollte vor dem Verkauf der Vor-
und eine übergeordnete Verwaltung sicher
zug gegeben werden, da man hierdurch
unumgänglich. Auch wenn historisch jede
kontinuierliche Einnahmen erzielt und ver-
Kirchengemeinde ihren eigenen Grund und
traglich Einfluss auf die Nutzung und Ge-
Boden, Acker- und Waldflächen hatte, die
staltung nehmen kann.
jetzt überwiegenden im Eigentum der Be-
zirke sind, ist im Sinne einer wirtschaftlich Falls doch verkauft wird, muss sicherge-
effizienten Nutzung eine Zusammenlegung stellt werden, dass der Erlös nicht oder
und gemeinsame Verwaltung sinnvoll. nicht vollständig einfach ausgegeben wird,
86 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

sei es, um Sanierungsmaßnahmen zu be- Gebäude zu veräußern, die sich am besten


zahlen, sei es, um diverse Haushaltslöcher für Projekte eignen würden.
zu stopfen, sondern dass ein guter Teil in Grundsätzlich darf man bei der Verteilung
einen Fonds fließt, von dem nur die Erträge der Mittel oder bei Maßnahmen zur Kon-
für Maßnahmen genutzt werden. Auf die- zentration von Liegenschaften und ähnli-
se Weise wäre sichergestellt, dass nicht in ches nicht außer Acht lassen, die verbliebe-
zehn oder 15 Jahren nicht nur keine liqui- nen Gemeindeglieder einzubeziehen und
den Geldmittel mehr vorhanden sind, son- am Entscheidungsprozess zu beteiligen,
dern auch keine Immobilien mehr, die zu wie dies auch insgesamt für den Umstruk-
Geld gemacht werden könnten. Auch hier turierungsprozess gilt, um die Akzeptanz
ist eine Koordination mit anderen Projekten der getroffenen Entscheidungen sicherzu-
wie Tourismus oder anderer Nutzungskon- stellen.
zepte erforderlich, um nicht z.B. gerade die

Tourismusmanagement, Kulturmanage-
ment, Nutzungsmanagement:
Die Entwicklung von Tourismuskonzepten angriffnahme von Projekten. Wesentlich
sowie die Suche nach geeigneten Nutzun- scheint angesichts der Situation in Sieben-
gen und Nutzern für die Kirchen und die bürgen die Kooperation mit bereits existie-
anderen Gebäude greifen eng ineinander renden Initiativen und EU-geförderten Pro-
und sollten möglichst gemeinsam bearbei- jekten wie den GAL oder aktiven Schulen
tet werden. Als Organisation könnte man und Bürgermeisterämtern. Dieses Büro
am besten von einem Projektmanagement- oder Abteilung muss eng mit der Immobili-
büro sprechen. Dabei geht es nicht nur um enverwaltung und dem Fundraising zusam-
die Verwaltung, sondern um die aktive In- menarbeiten.

Fundraising, Finanzierung, Förderer


Dieses Thema sollte nicht unterschätzt wer- werden. Das bedeutet, dass diese Aufgabe
den. Professionelles und erfolgreiches Ein- eher nicht von oft wechselnden Praktikan-
werben von Spenden, Zuschüssen, Förder- ten betreut werden kann, sondern als ei-
mitteln, Zustiftungen, Förderern ist Arbeit gene Abteilung oder Position kontinuierlich
und sollte genauso zielgerichtet ausgeführt aufgebaut werden muss. Ferner muss man
werden wie die anderen Aspekte auch. Fi- sich überlegen, was man Spendern und
nanzierungen sollten aber nachgeordnet Sponsoren anbieten kann: man kann nicht
stehen nach der Projektfindung, nach dem: immer nur verlangen und nehmen und den
Was wollen wir machen? Dann kann man Geldgebern nichts anbieten. Als Beispiel
sich nach Finanzierungsquellen umsehen. mögen die Stiftung KiBa oder der Förder-
Fundraising lebt von der Kontinuität. Förde- kreis Alte Kirchen dienen.
rer und ihr Geld wollen dauerhaft gepflegt

Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit,
Kontaktbörse
Alle vorgenannten Aspekte der Gesamtver- liegen finden, also muss es mindestens
waltung sollten transparent sein und gut an eine zentrale Stelle geben, die die Verbin-
die Geldgeber und die Öffentlichkeit kom- dungen zu den passenden Partnern her-
muniziert werden. Wer von außen kommt, stellen kann. Das geht nur über eine hohe
sollte leicht Ansprechpartner für seine An- Transparenz und gute Kommunikation.
6 Analyse und Perspektiven 87

Auch und gerade gegenüber Spendern und wenn über der Abwicklung auch nur der
Förderern ist Transparenz über die Verwen- Hauch eines Verdachts auf Unkorrektheit
dung der Mittel absolut unabdingbar. Jeder liegt. Das haben große Spendenskanda-
Spender möchte wissen, was mit seinem le im sozialen Bereich in Deutschland der
Geld geschieht und er möchte dies auch letzten Jahre gezeigt haben (UNICEF, Tre-
nachgewiesen haben. Spender und Förde- berhilfe Berlin).
rer sind schneller vertrieben als gewonnen,

Um diese vorgenannten Aufgaben wahrzu- 3) Schaffung von einzelnen Institutionen


nehmen, sind grundsätzlich mehrere An- nach den oben genannten Themen. Hier
sätze für eine Organisation denkbar: besteht die Gefahr der Verzettelung, des
parallelen Arbeitens und der Vergeudung
1) Schaffung einer zentralen Institution, von Ressourcen.
die das gesamte Management rund um
die Kirchenburgen übernimmt. Der Vorteil Am erfolgversprechendsten ist möglicher-
der Zentralität liegt in der Bündelung der weise eine Kombination der Varianten.
Kräfte und der Vermeidung von parallelen Themen wie Fundraising oder Tourismus
Strukturen und Doppelungen. Die Kommu- sind effizienter in Abstimmung mit anderen
nikation wird einfacher, die Zuständigkei- Belangen zentral zu bearbeiten, während
ten klarer. Inwieweit eine solche Institution das Baumanagement, in welcher Form
Entscheidungsfreiheit oder nur beratende auch immer, auch bei den Bezirken ange-
bzw. koordinierende Tätigkeit hat, richtet siedelt sein kann.
sich nach den Themen und den Wünschen
Für die Immobilienverwaltung sollten min-
der Beteiligten und muss im Detail ausge-
destens einheitliche Richtlinien zum Um-
arbeitet werden. Nachteilig ist die schwieri-
gang erstellt werden, einerlei, wer sie ver-
ge Beteiligung der lokalen Ebene durch die
waltet (siehe dazu auch unter Kapitel 6).
Zentralisierung.
Wenn Aufgaben dezentral bearbeitet wer-
2) Schaffung solcher Institutionen auf Be-
den, sollte eine Koordinierungsstelle im
zirksebene: klarer Vorteil ist die schnellere
Landeskonsistorium dennoch alle Informa-
Einrichtung der Institutionen, die geringere
tionen verbindlich erhalten. Eine Berichts-
Bürokratie, die sich vermutlich einstellen
pflicht wäre erforderlich, um einen vollstän-
wird, die kürzeren Wege untereinander.
digen Informationspool zu haben, auf den
Diese Aufteilung entspricht mehr der der-
die einzelnen Ressorts zurückgreifen kön-
zeitigen Struktur und könnte den unter-
nen und um die Transparenz zu sichern.
schiedlichen Belangen der Bezirke Rech-
nung tragen. Nachteile sind die mögliche
Loslösung einzelner Bezirke mit Herausbil-
dung von Konkurrenzen zum Schaden der
Gesamtheit.
88 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

Organisationsformen:
Angesichts der Lage der EKR ist man ver- wenn sie innerhalb der kirchlichen Struktu-
sucht zu sagen, dass die oben genannten ren angesiedelt ist, eine gewisse wirtschaft-
Aufgaben aus den eigenen Reihen bestrit- liche Unabhängigkeit, ein eigenes Budget
ten werden müssten, weil sie aus finanzi- hat, um eine Vermischung der laufenden
ellen Gründen nicht nach außen vergeben Buchhaltung der originär kirchlichen Ange-
werden können. Für einige Aufgaben mag legenheiten mit denen der im Grunde kir-
das funktionieren, wird man sicher geeig- chenfernen Aufgaben zu vermeiden. Eine
nete, fachlich kompetente Mitarbeiter in- Stiftung könnte entweder nur die finanziel-
nerhalb der EKR finden. len Mittel bereitstellen oder alle Immobilien
Es ist jedoch die Frage, ob dies sinnvoll ist der Diasporagemeinden treuhänderisch
und ob man nicht zunächst von der Struktur in Obhut nehmen. Wie weit die Aufgaben
her denken sollte, um dann entsprechend gehen, müsste im Einzelnen diskutiert wer-
dem gewählten Organisationsmodell nach den. Diese Aufteilung sagt zunächst nichts
geeignetem Personal zu suchen. Denn alle aus über die Kontrolle der verwalteten
genannten Aufgaben professionell und ef- Mittel oder die Einflussmöglichkeiten der
fektiv aus eigenen Kräften bestreiten zu kirchlichen Instanzen auf die Arbeit dieser
können, wird der EKR nicht möglich sein. Organisation. Dies wäre unabhängig davon
Unbestritten scheint auch, dass neben der in den entsprechenden Statuten zu regeln.
Beteiligung der EKR ein großer Teil des
potentiellen Zielpublikums und damit der Vorteil einer Stiftung (hier nach deutschem
Arbeit in Deutschland liegt, einerseits we- Recht, für Rumänien muss dies eingehend
gen der starken Bindung nach Deutschland geprüft werden): Unabhängig von Mitglie-
über die ausgewanderten Sachsen, ande- derversammlungen wird die Stiftung wie
rerseits wegen der vielfältigen Verbindung ein Unternehmen von einem Gremium mit
der EKR zu den deutschen Landeskirchen, Geschäftsführer geleitet. Sie kann gemein-
aber auch weil in Deutschland das Kapital nützig sein und ist damit von den meisten
und der Wille zur Mithilfe vorhanden sind. Steuern befreit, Zahlungen in das Stiftungs-
Dennoch ist es strategisch und langfristig vermögen sind abzugsfähig. In Deutsch-
unabdingbar, in Rumänien ein ähnliches land gibt es neben privatrechtlichen und
Standbein aufzubauen. Vorbild könnte öffentlich-rechtlichen Stiftungen auch in
hier die Deutsch-polnische Stiftung Denk- einigen Bundesländern besondere kirchli-
malschutz sein, die zusammen mit ihrer che Stiftungen. Durch die Finanzierung der
polnischen Schwester-Stiftung Polsko-Nie- laufenden Arbeiten aus den Erträgen eines
miecka Fundacja Zabytków i Ochrony 2007 Stiftungsvermögens ist die Arbeit relativ
gegründet wurde und sich der Förderung unabhängig von Mitgliedsbeiträgen oder
von Kunst, Kultur und Denkmalpflege so- schwankendem Spendenaufkommen. In
wie der Völkerverständigung verschrieben eine Stiftung nach öffentlichem Recht kann
hat. auch Grundbesitz als Kapital eingebracht
werden.
Für die Organisation dieser Aufgaben, un- Nachteil: Zur Gründung, vor allem aber
abhängig ob zentral oder dezentral oder ob für den Betrieb ist ein nicht unerhebliches
für alle Aufgaben oder verschiedene ge- Kapital erforderlich, da die laufende Arbeit
bündelte Aufgabenbereiche, lässt sich als überwiegend aus den Kapitalerträgen finan-
Modell eine Stiftung denken, die entweder ziert wird. In Deutschland sagt man, dass
als kircheneigene Stiftung oder als externe Kleinststiftungen mit weniger als 1 000 000
Stiftung mit Beteiligung der EKR in allen Euro Kapital nicht sinnvoll sind. Für Rumä-
Entscheidungsgremien, treuhänderisch für nien wäre diese Mindestkapitalgrenze zu
die EKR festgelegte Aufgaben übernimmt. ermitteln. Die Gründung einer Stiftung ist
Wichtig ist, dass diese Institution, selbst aufwendig und braucht eine längere Vor-
6 Analyse und Perspektiven 89

bereitungszeit, kompetente Beratung und ßes Kapital oder Rücklagen ansammeln.


jemand muss sich ausschließlich damit Das bedeutet, dass nahezu alle Mittel im
beschäftigen. Eine Stiftung gründet man si- laufenden Haushalt verwendet werden
cher nicht nebenher am Feierabend. müssen.
Vereine sind, nach deutschem Recht, sehr Zur Unterstützung einer zentralen oder
viel unkomplizierter zu gründen und zu be- semi-zentralen Verwaltung können Förder-
treiben und sind in vielerlei Hinsicht flexi- vereine tätig werden, die man auch gut in
bler. Nach normalem Vereinsrecht bestim- einem Dachverband, ähnlich wie die HOGs
men jedoch die Mitglieder die Ausrichtung, bündeln kann. Einige HOGs haben bereits
was die laufenden Arbeit mit gewissen für die Kirchenburgen gesonderte Vereine
Unwägbarkeiten behaftet. Hier müsste die gegründet. Es wäre wünschenswert, wenn
Satzung entsprechend ausgearbeitet sein. man diese Energien nicht immer auf einzel-
Ferner dürfen mindestens gemeinnützige ne Kirchen, sondern auf die Gesamtheit im
Vereine, und ein solcher sollte es schon gemeinschaftlichen Sinne lenken könnte.
aus steuerlichen Gründen sein, kein gro-
90 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

101 Internet-Auftritte unter-


schiedlicher Organisationen
zur Rettung verlassener
oder nicht mehr genutzter
Kirchen
91

7
Kapitel 7: Europäischer Vergleich der Situation ländlicher Kirchen

Kirchen, die ihrer gottesdienstlichen Funk- gefroren sind. Der Trust hat mehr als 340
tion beraubt leer stehen und verfallen, sind Kirchen in seiner Obhut oder auch Eigen-
in Europa kein neues oder überraschendes tum, seine Konservierungsarbeiten zielen
Phänomen. Auch die nicht immer adäqua- in erster Linie auf die Bauunterhaltung ab,
te Umnutzung hat bereits Geschichte, man er kümmert sich jedoch auch um eine Nach-
denke nur an die Säkularisierungswellen nutzung, wobei sämtliche Kirchen auch bei
nach der Reformation oder der Französi- neuer Nutzung Gottesdiensträume bleiben.
schen Revolution. In den meisten europä- Weil nicht alle Kirchen, die der Ursprungs-
ischen Ländern, vielleicht von Polen abge- verein für erhaltungswürdig befand, hier
sehen, gibt es ähnliche Probleme mit leer aufgenommen wurden, gründete dieser
stehenden Kirchen sowohl in den Städten selbst ein Unternehmen, The Friendless
als auch im ländlichen Raum. Die Ursachen Churches Trust Ltd., das mittlerweile 40
mögen vielfältig und die Ausgangssituatio- Kirchen im Eigentum hat.
nen unterschiedlich sein; dennoch lohnt ein Nach Angaben der Church of England
Blick über die Grenzen hinweg.[6] wurden seit 1969 für über die Hälfte der
In England wurde das Problem bereits in aufgegebenen Kirche neue Nutzungen ge-
den 1950er Jahren so akut, dass sich 1957 funden, davon 130 durch andere Konfessi-
der Verein Friends of friendless Churches onen. 21% wurden dem Conservation Trust
(s. Abb. 101) mit dem Ziel der Rettung übergeben, weil keine Nutzung gefunden
der nach dem Verständnis der Church of wurde, 20% wurden abgerissen. Unter den
England überflüssigen Kirchen gründete. neuen Nutzungen finden sich am meisten:
Durch zähe Lobbyarbeit ist es diesem Ver- Öffentliche Nutzungen einschließlich kul-
ein gelungen, 1968 ein Übereinkommen tureller Nutzungen: Nachtasyl, Kindergar-
der Church of England mit dem Staat zu ten; Museum; Wohnen; Lagerraum z.B. für
erzielen. Dies geschah mit dem Ergebnis, Bücher, Theaterrequisiten, kirchliche Mö-
dass der Redundant Churches Fund, heu- bel; Kunstzentrum, Galerie; Gewerbe wie
te Churches Conservation Trust gegründet Töpfer, Büro, Antiquitätenladen, Ateliers;
wurde, der sich im Interesse der Nation, private oder Schulkapellen; Sportaktivitä-
also der Öffentlichkeit und der Church of ten, darunter Squash-Halle, Klettergarten,
England, um den Erhalt von aufgegebenen Sporthalle.
Kirchen kümmert.
Diese Entwicklung ist in England noch nicht
Der Trust wird zum Teil staatlich finanziert, abgeschlossen, denn bis heute werden
wobei seit gut zehn Jahren diese Mittel ein- jährlich etwa 20 Kirchen für den regulären
6 Die folgende Darstellung bezieht sich auf die Gottesdienst geschlossen und stehen dann
Vorträge anlässlich einer Tagung in Erfurt im Jahr 2000, zum Verkauf, werden an den Trust überge-
publiziert in der Schriftenreihe des Deutschen Nationalko-
mitees für Denkmalschutz Band 63 ben oder abgerissen. Wichtig ist, dass den
92 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

Kirchenverantwortlichen durch die pastoral Français (s. abb.101) kümmert sich eine
measures (Handreichungen für die Pfarrer) Sektion seit 40 Jahren besonders um die
von 1968/1983 volle Entscheidungsfreiheit Pfarrkirchen und Kapellen und unterstützt
gegeben ist, welche Nutzung sie passend die Kommunen und private Eigentümer mit
finden, ohne die Verpflichtung, den höchs- Geld und Beratung.
ten Preis zu erzielen. Die Church of Eng- Ein großer Unterschied zwischen diesen
land hat auf ihren internet-Seiten nicht nur Ländern und Deutschland besteht in der
Listen mit den verfügbaren Kirchen, son- Kirchensteuer, die unabhängig von Spen-
dern auch eine Reihe von Handreichungen den und Zuwendungen der tatsächlichen
für Pastoren, Planungsbehörden, potentiel- Gottesdienstbesucher von allen Kirchen-
le Nutzer oder Käufer. mitgliedern erhoben wird und somit für alle
Auch in den Niederlanden hat die Kirche verfügbar ist. Außerdem gibt es oder gab es
so viele Mitglieder verloren, dass schon umfangreiche staatliche Förderprogramme
lange etliche Kirchengebäude überflüssig für denkmalgeschützte Bauten. Es gibt mit
sind. Nur noch etwas über 30% der Hol- der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ei-
länder geben an, einer christlichen Kon- nen mehr als potenten Partner und es gibt
fession anzugehören. Besonders Kirchen ein hohes bürgerschaftliches Engagement
aus dem 19. Jahrhundert wurden seit den für den Erhalt der Kirchen.
1960er Jahren in großer Zahl abgerissen. So ist es in den vergangenen zwanzig Jah-
Die Stichting Oude Hollandse Kerken (s. ren seit der Wende gelungen, etwa 80 %
abb.101) hat zehn große und bedeutende der akut vom Verfall bedrohten Branden-
Kirchen in ihr Eigentum und Obhut über- burger Dorfkirchen zu retten. Und bei den
nommen und bewirtschaftet sie vor allem hohen Standards, die in Deutschland an-
durch kulturelle Veranstaltungen. Andere gelegt werden, heißt retten oft von Grund
aufgegebene Kirchen wurden verkauft und auf instand setzen. Ähnlich sieht es in den
diversen Nutzungen wie z.B. Restaurants anderen östlichen Bundesländern aus, in
und Diskotheken zugeführt, die in ihrer denen die Situation der Kirchen nach 1990
Radikalität so z.B. in Deutschland nicht besonders dramatisch war und die durch
konsensfähig wären. Die 1969 gegründete den niedrigen Anteil an Kirchenmitgliedern
Stichting Oude Groninger Kerken verwal- besonders bedroht waren.
tet rund sechzig Groninger Kirchen. Durch
Heute setzt sich die Problematik trotz der
Ankauf, Restaurierung und Instandhaltung
umfangreichen Sanierungen fort, denn
pflegt die Stiftung das Kulturerbe Gronin-
trotz der vielen Fördervereine gibt es große
gens. Auch der Zugang zu den Kirchen
Gebiete, in denen die Kirchen nicht mehr
wird von der Stiftung organisiert.
als solche genutzt werden. In absehbarer
In Frankreich stellt sich die Situation inso- Zukunft dürften diese auch nicht mehr für
fern anders dar, als die nach der Revolu- Gottesdienste dienen, da sich durch die
tion durchgeführte Säkularisierung, die mit demografische Situation besonders in den
dem Gesetz der Trennung von Kirche und östlichen Ländern ganze Dörfer entvölkern
Staat von 1905 nochmals verschärft wurde, werden, in denen ohnehin nur noch etwa
alle Kirchen in staatliches (für Kathedralen) 20% Mitglieder der Kirche sind.
bzw. kommunales (für Pfarrkirchen und
Noch sind die Gotteshäuser fast alle im Ei-
Kapellen) Eigentum überführte. Die Kirche
gentum der Kirche, Verkäufe waren bisher
kann diese Gebäude lediglich nutzen. Der
die Ausnahme. Die hohe Dichte an Dorfkir-
Staat ist deshalb schon seit mehr als hun-
chen jedoch lässt eine kulturelle Nutzung
dert Jahren für den Unterhalt verantwort-
nicht für alle zu. Schon jetzt ist der inter-
lich.
essierte Besucher mit dem Angebot des
Dennoch stellt sich das Problem der feh- Kulturprogramms allein in Brandenburger
lenden gottesdienstlichen Nutzung auch Dorfkirchen überfordert. Auch sind solche
hier. Innerhalb des seit 1921 bestehenden Veranstaltungen nur in Dorfkirchen im er-
privaten Vereins La Sauvegarde de l’Art reichbaren Umfeld der Großstädte erfolg-
7 Eurpäischer Vergleich 93

versprechend. Wie viele aber gibt es, die den Förderverein Stiftung KiBa, der die Ar-
fern des städtischen Bürgertums zum Bei- beit der Stiftung kontinuierlich unterstützt.
spiel in Sachsen-Anhalt oder Mecklenburg Zwei gravierende Unterschiede der vorge-
ihr Dasein fristen? Hier gleicht sich die Situ- stellten Länder, vor allem aber Deutsch-
ation der in Siebenbürgen in den nächsten lands zu Siebenbürgen lassen sich fest-
Jahren möglicherweise an. stellen:
In Deutschland gibt es ein großes Netz Der eine ist das bürgerschaftliche Engage-
von Kirchbauvereinen und Förderkreisen ment für den Erhalt der Kirchen, selbst von
zur Unterstützung von Dorfkirchen, deren Menschen, die nicht Kirchenmitglied sind
Mitglieder oft nicht Kirchenmitglied sind. und oft weit ab auf dem Lande; von Men-
In Berlin/Brandenburg gibt es den Förder- schen, die sich aus den unterschiedlichsten
kreis Alte Kirchen e.V., der sich mit Unter- Gründen mit ihren Kirchen identifizieren.
stützung des bereits 1975 entstandenen
Der zweite Unterschied ist die immer noch
gleichnamigen Vereins aus Marburg nach
relativ komfortable finanzielle Situation mit
1989 gegründet hat. Mit zurzeit etwa 400
diversen Förderprogrammen des Staates,
Mitgliedern (allerdings überwiegend in Ber-
von Stiftungen und einem hohen Spen-
lin ansässig) werden eigene Kulturprojekte
denaufkommen privater und institutionel-
in den Dorfkirchen organisiert, Anschub-
ler Spender. Dieses beides gibt es in dem
finanzierungen für Förderkreise einzelner
Maße in Siebenbürgen nicht.
Kirchen und Bauhilfen gewährt. Der Verein
fungiert als Dachverband für die Vielzahl Eine ähnlich schwierige Situation findet
an einzelnen Förderkreisen. sich eigentlich nur im nördlichen ehemali-
gen Ostpreußen, im Kaliningrader Gebiet,
Von der Evangelischen Kirche in Deutsch-
in dem nach 1945 praktisch keiner der ur-
land (EKD) und ihren Gliedkirchen wurde
sprünglichen Dorfbewohner mehr lebten
1997 die Stiftung KiBa – Stiftung zur Be-
und die neuen Nutzer, aus verschiedenen
wahrung kirchlicher Baudenkmäler ge-
Landesteilen der Sowjetunion umgesiedel-
gründet, deren Ziel es ist, möglichst viele
te Menschen, auf Grund des politischen
Kirchen instandzuhalten. Sie unterstützt
Systems keine Verwendung für die Kir-
Instandsetzungsprojekte in ganz Deutsch-
chengebäude hatten. Diese wurden teilwei-
land mit dem Fokus auf den ländlichen
se zweckentfremdet genutzt, zum größten
Kirchen Ostdeutschlands. Aus dem Stif-
Teil aber sich selbst überlassen mit dem
tungsvermögen stehen jährlich ca. 1 Million
Ergebnis, dass sie heute weitgehend ver-
Euro zur Verfügung. Die Stiftung ist eine
fallen sind. Bis heute interessieren sich die
reine Förderinstitution ohne weitere Arbeit
dort angesiedelten Menschen nicht für die
im Bereich des Kulturmanagements. Sie ist
Kirchen, es sei denn, sie nutzen sie als ihre
im Medienbereich über Partnerschaften gut
eigenen, dann orthodoxen Kirchen.
vernetzt. Seit 2000 gibt es darüber hinaus
94 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN
95

8
8 Zusammenfassung

Die Situation der Kirchenburgenlandschaft Die Bestandsaufnahme bezog sich nicht


und des kulturellen Erbes der Siebenbür- nur auf die Kirchenburgen, sondern auch
ger Sachsen stellt sich nach der durchge- auf die übrigen kirchlichen Gebäude so-
führten Bestandsaufnahme gleichermaßen wie auf die Dörfer, in denen die Burgen
ermutigend wie besorgniserregend, aber stehen. Der Umgang mit den profanen
nicht hoffnungslos dar: Gebäuden im Kirchenbesitz ist von einer
großen Heterogenität hinsichtlich der Ver-
wertung, Instandsetzung und Nutzung ge-
-- ermutigend, weil die bauliche Situation
kennzeichnet. Ebenso verhält es sich mit
vieler Kirchenburgen sich als besser
dem Zustand dieses Gebäudebestandes.
herausgestellt hat, als erwartet;
Kennzeichnend ist die Aufspaltung des
-- ermutigend, weil innerhalb der EKR Eigentums und der Verwaltung in die drei
Prozesse angestoßen wurden, wie die kirchlichen Verwaltungsebenen, die eine
Zukunft der Evangelischen Kirche in Gesamtbetrachtung und -konzeption er-
Rumänien und damit des sächsischen schwert.
Kulturerbes aussehen soll;
-- ermutigend, weil die Kirchenburgen
Die nunmehr mehrheitlich rumänisch be-
selbst, aber auch die Menschen inner-
siedelten Dörfer erleiden die Schwierig-
halb der kirchlichen Gemeinschaft ein
keiten, die in vielen ost- und mitteleuropä-
großes Potential darstellen;
ischen Ländern des Post-Kommunismus
-- besorgniserregend, weil schon kleine, beobachtet werden können: Zusammen-
ständig auftretende Schäden den Zu- bruch der alten und zögerlicher Aufbau
stand der Kirchenburgen dramatisch neuer Strukturen mit reichlich Wildwuchs,
verschlechtern können, da die In- nicht zuletzt Korruption, Abwanderung der
standhaltung nicht oder nicht zeitnah jungen Generation zur Arbeit ins Ausland,
angemessen durchgeführt werden soziale Spannungen durch Ansiedlung
kann; neuer Bevölkerungsgruppen, Leerzug und
-- besorgniserregend, weil in absehba- Verfall abgelegener Ortschaften. Mit den
rer Zeit noch viel mehr Dörfer ohne Kirchenburgen als dem Erbe der ehemali-
Sachsen und damit die Kirchenburgen gen Bewohner besteht seitens der jetzigen
ohne Hüter sein werden; Bewohner noch kaum eine Identifikation.
Meistens äußert sich dies in Desinteresse,
-- besorgniserregend, weil bei allem
in manchen Orten auch in massivem Van-
guten Willen die Kräfte der Kirche
dalismus.
alleine nicht ausreichen werden, die
anstehenden Aufgaben dauerhaft zu
schultern.
96 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

Für den zukünftigen Umgang mit dem Kul- kann man Überlegungen anstellen, wer
turerbe, und das betrifft nicht nur die Kir- dafür geeignet ist, ob professionelle Hilfe in
chenburgen selbst, sowie zu den Fragen Anspruch genommen werden soll und wie
zur Erhaltung sollen hier einige Gedanken sich die finanziellen Ressourcen aufteilen
und Ideen in Ergänzung und Fortführung bzw. wie neue Quellen erschlossen werden
der Ergebnispapiere der kirchlichen Ar- können. Dazu gehören Überlegungen, wie
beitsgruppen zusammengefasst werden: mit den Immobilien verfahren werden soll
Grundlegend erscheint es, dass sich die ebenso wie die Frage, wie die Erträge der
EKR mit allen ihren Mitgliedern klar darüber Wirtschaftsflächen verwendet werden.
wird, wie sie mit ihrem Kulturerbe umgehen Da langfristig der Erhalt nicht mit eigenen
will. Dazu ist es erforderlich, die Kirchenbur- Kräften durchführbar ist, sollte man recht-
genlandschaft mit allen ihren Bestandteilen zeitig darüber nachdenken, wer für welche
als Gesamtheit zu betrachten und nicht auf Aufgaben und Bereiche als Kooperations-
einzelne „Leuchttürme“ abzustellen. partner in Frage kommt. Unabdingbar er-
Die EKR sollte klären, mit welchen Struk- scheint es hier, die Menschen, die jetzt in
turen sie zukünftig die Verwaltung der Im- den Dörfern leben, in diese Überlegungen
mobilien organisieren will. Anschließend einzubinden und aktiv zu beteiligen.

Aus baufachlicher Sicht ist es unerlässlich, dass jede zukünftige Organisation der Kirchenburgen-Verwaltung
so beschaffen sein muss, dass die denkmalpflegerische Qualität aller Maßnahmen sichergestellt ist. Dazu
müssen die Zuständigkeiten und Kompetenzen klar geregelt sein. Das Bewusstsein, dass die Qualität von
Instandsetzungsmaßnahmen dem Wert des Kulturerbes angemessen sein muss, sollte geschärft werden.

Zur Durchführung wäre es möglich, einen


Masterplan für alle Kirchenburgen aufzu-
stellen, der für jedes Objekt die Optionen
des Umgangs aufzeigt. Dazu gehört vor-
ab eine Bestandserfassung, also genaue
Kenntnisse, des gesamten Immobilien-
und Grundbesitzes, der Kirchenburgen
und ihres Inventars. Es gehört ferner dazu,
Nutzungsoptionen für Kirchen und andere
Gebäude zu durchdenken, hierin einge-
schlossen die Klärung der Ziele im Bereich
des Tourismus. Für diese Arbeiten sind Ko-
operationen mit Universitäten denkbar, da
diese auch z.B. Machbarkeitsstudien für
Nutzungen als Grundlage für weitere Pla-
nungen erstellen könnten.
8 Zusammenfassung 97

Für die zukünftige Struktur können folgen- extern, zentral oder dezentral organisiert
de Arbeitsbereiche definiert werden, die zu- sein können, jedenfalls aber eng zusam-
sammengefasst oder separat, intern oder menarbeiten müssen:

1. Die Verwaltung der Kirchenburgen und Immobilien: Dies umfasst die aktive
Suche nach Nutzungen und Nutzern vor allem für Nebengebäude ebenso wie die
Organisation der notwendigen Instandhaltungs- und Instandsetzungsarbeiten.
2. Das Fundraising: Die Suche nach Finanzierungsquellen, die Beantragung von
Fördermitteln, die Suche und Pflege von Spendern und Sponsoren als eigenstän-
dige, anspruchsvolle Aufgabe.
3. Das Tourismus-Management: Neben der Definition der Ziele und der konzep-
tionellen Überlegungen zu der Art der touristischen Nutzung können auch eigene
Konzepte verwirklicht werden. Für eine effektive touristische Nutzung ist die Ko-
operation mit nationalen und ausländischen Tourismus-Unternehmen erforderlich.
4. Das Kultur-Management kümmert sich um alle kulturellen Aktivitäten rund um
die Kirchenburgen. Hierzu sollte auch die Zusammenarbeit mit den örtlichen Schu-
len und anderen in diesem Feld tätigen Institutionen gehören.
5. Das Kommunikationsmanagement: Übergreifend für die vorgenannten Ar-
beitsbereiche müssen die Vernetzung intern und extern sowie die Öffentlichkeits-
arbeit sichergestellt werden.

Für diese Aufgaben ist ein hohes Maß an Prozess nicht am Rande gelassen werden.
Kommunikation und Transparenz notwen- Ein solcher Strukturierungsprozess braucht
dig, da sonst die Gefahr besteht, dass sich Zeit. Diese Zeit sollte man sich nehmen und
Aktivitäten überschneiden oder zuwider- nicht in Aktionismus wie z.B. unbedachte
laufen und finanzielle und personelle Res- Verkäufe von vielleicht später notwendigen
sourcen ineffektiv eingesetzt werden. Es ist Gebäuden verfallen. Die Kirchenburgen
vor allem auch wichtig, alle Planungen und haben 600 Jahre und schlimmere Zeiten
Maßnahmen transparent zu kommunizie- überdauert. Wenn dafür gesorgt wird, dass
ren, um die Akzeptanz bei den Beteiligten, die laufende Instandhaltung durchgeführt
besonders bei denen, die möglicherweise wird, wofür vor allem die Leitstelle Kirchen-
burgen unersetzlich ist, dann werden die
Kompetenzen abgeben sollen, zu errei-
Kirchenburgen diese absehbare Zeitspan-
chen. Die Menschen, die sich bisher uner-
ne überstehen und zukünftig gemeinsam
müdlich und voll Sorge um ihre Kirchenbur-
gehütet und genutzt werden können.
gen gekümmert haben, dürfen in diesem
98 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

9
Ideen für thematische Schwerpunkte zu den Kirchenburgen

Das Leben und die Traditionen der Siebenbürger Sachsen ist so reich an historischen und
gegenwärtigen Themen, dass es nicht schwierig sein sollte, für Gruppen von Kirchenbur-
gen Schwerpunkte zu finden, aus denen heraus sich das touristische und kulturelle Profil
für eine zukünftige Nutzung entwickeln lassen könnte. Hier sind nur einige wenige Ideen
aufgeführt, die uns auf den Fahrten durch das Land in den Sinn kamen:

• Krautwinkel: Leben in der Abgeschiedenheit (Gürteln, Braller, Martinsberg, Tarteln)


• Jugendkirchenburgen Holzmengen-Leschkirch-Alzen (Ziegler/Vaida/R.Müller)
• Weinland Kleine Kokel (Schönau, Seiden, Bulkesch, Taterloch)
• Schule der Sachsen: Meschen-Nimesch-Almen (Stefan Roth)
• Kirchenburgen mit den schönsten Steinmetzarbeiten im Mediascher Raum (Medi-
asch, Hetzeldorf, Durles, Bogeschdorf, Reichesdorf, Birthälm, Kirtsch, Meschen)
• Reichmuth-Kirchen: wo finden sich noch Original-Gestühle von Reichmuth oder aus
seiner Werkstatt; Beschreibung der Arbeiten, Katalog, Restaurierung,
• Wehrarchitektur: Kleinschelken, Wurmloch, Bussd, Mergeln,
• Neue Kunst in nahezu aufgelassenen Kirchen: Magarei, Bonnesdorf, Denndorf, Sc-
haal, Mardisch)
• Das soziale Leben in einem sächsischen Dorf, Traditionen, Nachbarschaften, Kir-
chenordnung etc. (Großalisch, Malmkrog, Agnetheln u.a. mit lebendigen Traditionen)
• Die Sachsen und die Osmanen: Teppiche, Knüpfereien (Burzenland)
• Grenzland und Verteidigung, die Anfänge, das Verhältnis zu Ungarn: Draas, Katzen-
dorf, Meeburg, Streitfort, Hamruden)
• Das Verwaltungssystem, die Sächsische Nationsuniversität
• Die Landwirtschaft und das Handwerk
• Die Malereien auf den Emporenbrüstungen und an den Gestühlen
99

10
10 Literatur- und Quellenverzeichnis, Abbildungsverzeichnis, links
Literatur- und Quellenverzeichnis:
Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Vereinigung der Landesdenkmalpfleger, (Hg.)
(2009): Kirche leer – was dann? Neue Nutzungskonzepte für alte Kirchen. Berichte zur
Forschung und Praxis der Denkmalpflege in Deutschland Band 17 Tagungsdokumentation.
Petersberg
Deutsches Nationalkomitees für Denkmalschutz (Hg.) (2000): Nichts für die Ewigkeit?
Kirchengebäude zwischen Wertschätzung und Altlast. Schriftenreihe des Deutschen Natio-
nalkomitees für Denkmalschutz Nr. 63. Bonn

Weiterführende Literatur und Quellen:


Bauer, Katrin (2011): Gotteshäuser zu verkaufen. Gemeindefusionen, Kirchenschließun-
gen und Kirchenumnutzungen. Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland Bd.117.
Münster
Bogenstätter, Ulrich (2009): Nachhaltigkeit im Umgang mit kirchlichen Immobilien, in:
Kunst und Kirche Heft 04/2009. Wien
Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Vereinigung der Landesdenkmalpfleger, Deut-
sches Nationalkomitees für Denkmalschutz (Hg.) (2012): Kirchen im Dorf lassen. Erhal-
tung und Nutzung von Kirchen im ländlichen Raum. Schriftenreihe des Deutschen National-
komitees für Denkmalschutz Nr.81. Bonn
Fabini, Hermann (2008): Atlas der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen und Dorf-
kirchen, Bd.1. 3. überarb. Aufl. Hermannstadt/Heidelberg
Fisch, Rainer (2008): Umnutzung von Kirchengebäuden in Deutschland; eine kritische Be-
standsaufnahme. Dissertation, erschienen als Publikation der Deutschen Stiftung Denkmal-
schutz, Bonn
Franke, Arne (2010): Das wehrhafte Sachsenland. Kirchenburgen im südlichen Siebenbür-
gen. 2., aktualisierte Aufl. Potsdam
Gündisch, Konrad (2005): Siebenbürgen und die Siebenbürger Sachsen. 2.Aufl. Mün-
chen
KirchenBurgenSchutzVerein Siebenbürgen (Hg.) (2008): Siebenbürgen – Gästehäuser
und Wanderwege in der Kirchenburgenlandschaft. Sibiu/RO
Niedermaier, Paul (2008): Städte, Dörfer, Baudenkmäler. Studien zur Siedlungs- und Bau-
geschichte Siebenbürgens. Köln
Roth, Anselm (2007): Siebenbürgische Gästehäuser. Sibiu/RO mit Ergänzung von 2011
Roth, Harald (2007): Kleine Geschichte Siebenbürgens. 3., aktualisierte Aufl. Köln
ders. (Hg.) (2003): Siebenbürgen. Handbuch der historischen Stätten. Stuttgart
Tavernier, Ludwig u. Herrmanns, Henner, (Hg.) (2008): Das letzte Abendmahl.

„Auf dem Land daheim“. Dokumentation der 1. Landkirchen-Konferenz der EKD vom 14. –
16. Juni 2011 in Gotha. Download von: http://www.kirche-im-aufbruch.ekd.de/themen_pro-
jekte/land_kirchen_konferenz1.html (05.März 2012)
Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (Hg.) 2006: Kirchen
–Häuser Gottes für Menschen. Informationen zum lebendigen Umgang mit kirchlichen Ge-
bäuden. Download von: http://www.ekbo.de/1032279/ (05.März 2012)
Evangelische Kirche von Westfalen, Landeskirchenamt (Hg.) 2.Aufl. 2004: Kirchen umbau-
en, neu nutzen, umwidmen. Download von: http://www.evangelisch-in-westfalen.de/filead-
min/ekvw/dokumente/handreichungen/kirchbau.pdf (05.März 2012)
Klein, Peter Dr.: Initiative und Verwaltung. Bericht zur Hospitation in der ZPV der EKHN. in :
100 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

LANDESKIRCHLICHE INFORMATION, Amtliches Informationsblatt des Landeskonsistori-


ums der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien; Nr. 4/29. Februar 2012 (unveröffentlicht)
LANDESKIRCHLICHE INFORMATION, Amtliches Informationsblatt des Landeskonsistori-
ums der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien; Nr. 5/15. März 2012; darin Strategiekon-
zept „Zukunft Kirche“ (unveröffentlicht)
Neue Nutzungen von alten Kirchen; Viertes Berliner Gespräch, organisiert von der Evange-
lischen Kirche in Berlin-Brandenburg und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und
Umweltschutz am 16. und 17. Januar 1992 (Broschüre)

Abbildungsverzeichniss:
Abb. 90, 97, 100, 101 sind zum Textverständnis notwendig
Abb. 90: download von: http://www.sibiuagnitarailway.com/
Abb. 97: download von: http://www.martin-luther-kirchgemeinde.de/Fahrradkirche/Fahrrad-
kirche_uebersicht.htm
Abb. 101: screenshots von:
http://www.friendsoffriendlesschurches.org.uk/CMSMS/index.php
http://www.sohk.nl/
http://www.sauvegardeartfrancais.fr/
Alle anderen Abbildungen und Karten: © Leitstelle Kirchenburgen, Annemarie Rothe und
Sebastian Bethge, 2011

Links und Adressen:


Unterstützende Vereine und Stiftungen:
http://www.altekirchen.de/
http://www.stiftung-kiba.de/
http://verband-der-kirchbauvereine-sachsen-anhalt.de/
http://www.kirchenstiftung-zerbst.de/
Stiftungen allgemein
http://www.stiftungen.org/
http://www.deutsches-stiftungszentrum.de/index.html
http://www.kulturstiftung-des-bundes.de/cms/de/programme/restaurierung/ (Restaurie-
rungsprojekte z.B. mobiles Kulturgut)

Bauunterhaltung
http://www.monumentendienst.de/monumentendienst/
http://www.monumentenwacht.nl/

Tourismus und Kultur


http://www.radwegekirchen.de/
http://www.ekd.de/freizeit-und-tourismus/
http://www.ekd.de/kultur/kulturbuero/
http://www.kirche-im-tourismus.de/
http://www.kirche-und-tourismus.de/
http://www.offene-kirchen.de/

Ländlicher Raum:
http://www.ecovast.de/ (European Council fort he Village And Small Town, Netzwerk von
10 Verzeichnisse 101

Initiativen zur Rettung des Ländlichen Raums, leider sehr schlechte website)

Andere Länder:
http://www.sauvegardeartfrancais.fr/ Zugriff 18.03.2012
http://www.friendsoffriendlesschurches.org.uk/ ( erste Organisation zur Rettung aufgegebe-
ner Kirchen) Zugriff 18.03.2012
http://www.visitchurches.org.uk/AboutCCTourwork/Aboutus/ Zugriff 18.03.2012
http://www.churchofengland.org/clergy-office-holders/pastoralandclosedchurches/closed-
churches.aspx (Richtlinien und Hinweise der Church of England) 18.03.2012

Reiseveranstalter und ihre Reiseziele in Siebenbürgen


Reiseveranstalter mit Transsylvanien im Programm; Liste von der internet-Seite des Ru-
mänischen Fremdenverkehrsamtes, http://www.rumaenien-tourismus.de/reiseveranstalter.
html am 22.01.2012

ACCEPT-Reisen Radtour Sib./Med./Biertan/Sigh./Viscri/Brasov/Harman/


Agnita
ADAC Reisen
alpetour Sigh./Brasov/Sibiu
Bayerisches Pilgerbüro Sib./Sigh./Biertan/Brasov + Moldau
Behringer Touristik Sib./Bazna/Valea Viilor/Sigh./Biertan
Biblische Reisen Sib./Sigh./Brasov/Harman/Biertan + Moldau
Bike Romania
Biss Reisen
Bottenschein Reisen GmbH & Co. KG
Bus-Partner Paketreisen
Danubius Hotel und Service GmbH
DerTOUR
Dr. Koch Reisen
Dr. Tigges
Easy Sprachreisen
EBT Europa Bustouristik
F & T ReiseService
Fromm Reisen
Gebeco mit dem Pferdewagen von Bazna nach Boian
Goldmann Touristik Landwirtschaftliche Reisen, Forstwirtschaft!
Grimm Touristik Bazna, Boian, Axente Sever, Valea Viilor, Biertan, Har-
man, Prejmer, Bagaciu, viele verschiedene Touren
Grüninger Bustouristik
Hauser Exkursionen
Hermann Hock GmbH nur Städte
Ikarus Tours
Intertouring Transsylvanien per Fahrrad, Rundreisen
Josef Klemm Omnibus Reisebüro
Karpaten Outdoor&Offroad Tours
Karpaten Tours
Kästl Osttouristik
102 STRATEGIEN ZUM ERHALT DER KIRCHENBURGENLANDSCHAFT IN SIEBENBÜRGEN

Kipferl‘s Touristik
KUGA TOURS
Leitzinger, Michael Training & Events
Lernidee Erlebnis Reisen Biertan, Sibiu, Brasov, Burzenland
Marco Polo Reisen GmbH
MUNDUS Gruppen- und Sprachreisen keine festen Reisen
Natours-Reisen Radreise Sibiu-Brasov Alttal/2.Tour Kokel- und Har-
bachtal/Pensionen
Naturfreundejugend Deutschlands
Neues Reisen Rumänien benannt, aber nicht angeboten; Radreisen
Radissimo Reisen Radreise, Brasov, Medias, Birthälm, Sibiu, Viscrii, Ho-
morod, als individuelle Reise zu buchen
Re-el Touren „betreutes Reisen durch Rumänien“ mit dem Cara-van;
Privatunternehmer aus SB
Reiseservice Vogt keine festen Reisen, organisieren für Gruppen, z.B. Ag-
rarreisen (Büffelzucht)
ReiseSpaß
ReNatour
ROM Travel
Rotala Studienreisen
Rotel Tours
Rumänien Touring
Russ Reisen
Schmetterling Reisebüro
Schulz Aktiv Reisen 1 Wandertour
Service Reisen Giessen Städte, Targu Mures,
Sofrone Messerschmidt Reisen Städte, Targu Mures, Bazna, Boian, Biertan, Agnita;
Strehlau-Reisen
Studiosus Reisen 1 Tour mit Moldau, Brasov, Harman, Bran, Targu M.,
Sigh.,Sibiu, Biertan, Richis, Calnic; 1 Wandertour Ri-
chis, Cisnadioara, Harman
Studytours
Tobit Reisen 1 Sib., Med., Sigh., Biertan, Sibiel Ikonenmuseum
Transilvania Aktiv- & Kulturreisen Roma-Musikreise mir Medias,Sigh., Viscrii
TransylvaniaTravel Radtour wie Natours
Urlaubspferd Reiter Reisen Reiterreise ab Cris, Dealu Fr., Barcut, Viscrii,
Ventus Reisen eine Reise Städte/Cristian, Biertan, Burzenland, Peles
Wikinger Reisen GmbH 1 Moldau + Transs. Städte, Biertan Richis und Wandern;
2 Radtour, Harbachtal (Ü Nucet, Cornatel!!), Mosna, Ri-
chis, Biertan, Valchid, Copsa Mare und Moldau
Wild Ost Natur- & Erlebnisreisen Bus/Wandertour Sibiu, Cristian, Cisnadie und Gebirge
Wolff Ost-Reisen Kurzreisen, Städte
ZeitRäume - Urlaub, Studien, Reisen
ZIK Gruppenreisen 1 Städte, Biertan. 2 Städte, Targu Mures, Bazna, Boian,
Biertan, Agnita; Angebot auf Anfrage. 3 Wander
Reiseveranstalter mit Sitz in Rumänien:
http://eye-tours.com/index.php
http://www.kentauro.nl/
http://www.wanderlust-tour.ro/
http://www.reky-travel.de/
WIR DANKEN ALLEN BURGHÜTERINNEN UND BURGHÜTERN FÜR IHRE MÜHE, GEDULD UND BEREIT-
SCHAFT ZUR AUSKUNFT WÄHREND UNSERER FAHRTEN VOM SEPTEMBER BIS NOVEMBER 2011
Annemarie Rothe und Sebastian Bethge

Danke
Mulţumim
Köszönöm
Weitere Publikationen aus dem
Institut für Stadt- und
Regionalplanung
Arbeitshefte

Arbeitshefte des Instituts für Stadt und Regionalplanung


Technische Universität Berlin
Nr. 77
Ragna Körby & Tobias Kurtz
Das Parlament der Visionen
Ragna Körby & Tobias Kurtz
Entwurf für einen partizipativen Stadtplanungsprozess
Das Parlament der Visionen
Entwurf für einen partizipativen Stadtplanungsprozess
Kann Bürgerbeteiligung Spaß machen? Bring Beteiligung in der Stadtplanung überhaupt was? Erreichtman im-
mer nur die gleichen Leute? Machen Politik und Verwaltung am Ende doch nur das, was sie für richtig halten?
Bürgerbeteiligung ist aktuell ein stark strapazierter Begriff. Alle wollen sie, weil sie eine stärkere Legitimation
für die Entscheidungsträger und eine Annäherung zwischen Politik und Bürgern verspricht aber keiner weiß
so genau, wie das gehen soll. Die etablierten Formate der Beteiligung werden zunehmend in Frage gestellt,
formalisierbare neue Methoden sind rar. Das Parlament der Visionen ist eine Annäherung an dieses Feld mit dem
Ziel, Stadtplanung mit anderen Mitteln zu kommunizieren, anders darüber zu reden und vor allem, die dahinter
liegenden Vorstellungenvon einer guten und richtigen Stadtentwicklung offen zu diskutieren.

77 2012, 146 S., ISBN 978-3-7983-2415-2 14,90 €

Arbeitshefte des Instituts für Stadt und Regionalplanung


Technische Universität Berlin
Nr. 76
Sylvia Butenschön (Hrsg.)
Frühe Baumschulen in Deutschland
Sylvia Butenschön (Hrsg.)
Zum Nutzen, zur Zierde und zum Besten des Landes
Frühe Baumschulen in Deutschland
Zum Nutzen, zur Zierde und zum Besten des Landes
Ein zunehmendes Interesse an ausländischen Gehölzen, die Beschäftigung mit der Pomologie und die
Verbreitung des Landschaftsgartens führten in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts zur Gründung zahlreicher
Baumschulen in Deutschland, über die bislang wenig bekannt ist. Dieser Tagungsband gibt einen Einblick in
das Forschungsfeld der frühen Baumschulen. Die Beiträge behandeln die Entstehung der verschiedenen Typen
von Baumschulen im Überblick sowie die theoretischen Anforderungen an ihre Organisation und Gestaltung.
Als ausgewählte Beispiele werden Anlagen in Hannover, Kassel, Harbke, Schwöbber, Hamburg und Eldena im
Detail vorgestellt.

2012, 195 S., ISBN 978-3-7983-2414-5 14,90 €


76

Arbeitshefte des Instituts für Stadt und Regionalplanung


Technische Universität Berlin
Nr. 75
Michael König
Regionalstadt Frankfurt
Michael König
Ein Konzept nach 100 Jahren Stadt-Umland-Diskurs in Berlin, Hannover und Frankfurt am Main
Regionalstadt Frankfurt
Ein Konzept nach 100 Jahren Stadt-Umland-Diskurs
in Berlin, Hannover und Frankfurt am Main Die Suburbanisierung führt in Großstadtregionen zu erheblichen Stadt-Umland-Problemen, die erforderliche re-
gionale Koordination scheitert aber meist an politischen Widerständen. Diese Arbeit untersucht die Probleme,
Konfl ikte und Lösungen, mit dem Ergebnis, dass Großstadtregionen in einer Gebietskörperschaft existent wer-
den müssen. Drei solcher Vereinigungsprojekte (Berlin 1920, Frankfurt 1971, Hannover 2001) werden vorgestellt
und der politische Wille der Landesregierung als entscheidender Faktor identifi ziert. Aus den Fallbeispielen wird
ein Entwurf für eine vereinte Stadtregion Frankfurt abgeleitet. Denn nur durch innere Befriedung und staatliche
Unterstützung kann die Region ihre Energien auf den internationalen Metropolenwettbewerb konzentrieren.

2009, 224 S., ISBN 978-3-7983-2114-4 12,90 €


75
08-12-08_Umschlag AH 75.indd 1 10.02.2009 16:34:16

Arbeitshefte des Instituts für Stadt und Regionalplanung


Technische Universität Berlin
Nr. 74
Mathias Güthling
Innerstädtische Brachflächen
Mathias Güthling
Untersuchungen zur Umgestaltung von innerstädtischen Bahnflächen am Beispiel des
Innerstädtische Brachflächen Reichsbahnausbesserungswerkes Potsdam
Untersuchungen zur Umgestaltung von innerstädtischen Bahnflächen
am Beispiel des Reichsbahnausbesserungswerkes Potsdam

Obwohl flächenhafte Bahnliegenschaften weit verbreitet als Potenziale der Stadtentwicklung gelten, haben
zahlreiche Kommunen Schwierigkeiten bei der Umstrukturierung ehemaliger Ausbesserungswerke. Diese sind
aufgrund ihrer früheren Nutzung und der zugehörigen Bebauungsstruktur gegenüber anderen entbehrlichen
Bahnflächen von besonderer Charakteristik. Die vorliegende Arbeit untersucht, ob die brach gefallenen Flächen
der Ausbesserungswerke für die betroffenen Städte doch eher Risiken und Belastungen als Chancen und
Potenziale darstellen. Sind sie lediglich eine von vielen Flächenreserven oder kann dieser Typus von Bahnbrache
einschließlich der prägenden Bebauung als wichtiger Baustein für die Stadtentwicklung fungieren?

74 2009, 221 S., ISBN 978-3-7983-2107-6 12,90 €

Das vollständige Programm finden sie unter www.isr.tu-berlin.de


Sonderpublikationen

Sonderpublikation des Instituts für Stadt- und Regionalplanung


Technische Universität Berlin
Sylvia Butenschön (Hrsg.)
Garten – Kultur – Geschichte
Gartenhistorisches Forschungskolloquium 2010

Sylvia Butenschön (Hrsg.) Der Tagungsband des Gartenhistorischen Forschungskolloquiums 2010 gibt einen aktuellen Einblick in das von
Garten – Kultur – Geschichte
Gartenhistorisches Forschungskolloquium 2010
WissenschaftlerInnen verschiedener Disziplinen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtete Forschungsfeld
der Gartengeschichte. So behandeln die 20 Textbeiträge Aspekte der Gartenkultur aus einem Zeitraum von über
400 Jahren und einem Betrachtungsgebiet von ganz Europa - von den Wasserkünsten in Renaissancegärten
über das Stadtgrün des 19. Jahrhunderts bis zu Hausgärten des frühen 20. Jahrhunderts und Fragen des denk-
malpflegerischen Umgangs mit Freiflächen der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts.

2011, 134 S., ISBN 978-3-7983-2340-7 14,90 €

Sonderpublikation
erpublikation des Instituts für Stadt- und Regionalplanung Ursula Flecken, Laura Calbet i Elias (Hg.)
ische Universität Berlin
Technische

Der öffentliche Raum


Sichten, Reflexionen, Beispiele

Ursula Flecken, Laura Calbet i Elias (Hg.)


g.) Der öffentliche Raum ist zugleich konstituierendes Element und Gedächtnis der Stadt. Er ist in höchstem Maße
Der öffentliche Raum
Sichten, Reflexionen, Beispiele
komplex und unterliegt ständigen Veränderungen. In der Entwicklung der Städte muss er deshalb immer wieder
neu verhandelt werden. Raumwissenschaften und Stadtplanung haben als integrale Disziplinen den Anspruch,
unterschiedlichste Perspektiven zum öffentlichen Raum zusammen zu führen. Dieser Sammelband bietet ein
vielschichtiges Bild der Funktionen, Aufgaben und Bedeutungen des öffentlichen Raumes. Er versteht sich als
Beitrag, der die aktuelle Debatte bereichern und voranbringen soll.

2011, 250 S., ISBN 978-3-7983-2318-6 19,90 €

Sonderpublikation des Instituts für Stadt- und Regionalplanung


Stephanie Herold, Benjamin Langer, Julia Lechler (Hrsg.)
Technische Universität Berlin

Reading the City


Urban Space and Memory in Skopje

Stephanie Herold, Benjamin Langer, Julia Lechler (Hrsg.)


The workshop “Reading the city” took place in Skopje in May 2009 and followed the hypothesis that every his-
Reading the City torical, political, and social development and trend is mirrored in the city’s built environment. Cities, accordingly,
Urban Space and Memory in Skopje
consist of a multitude of layers of narratives and thus become an image of individual and collective memory.
Investigating different sites of the city under this focus, the publication shows, how history is mirrored in the
urban space of Skopje today, how it is perceived and constructed, and which historical periods influence the
city’s current planning discourse.

2010, 153 S., ISBN 978-3-7983-2129-8 13,90 €

Adrian Atkinson, Manuela Graetz, Daniel Karsch (Eds.)


Atkinson, Graetz, Karsch (Eds.)

Techniques and Technologies


Techniques and Technologies for Sustainability
for Sustainability
Proceedings: International Conference
Proceedings: International Conference and Summer School 2007
and Summer School 2007

This years URDN Summer School, the fifth in the series, focused on techniques and technologies for sustainable
urban development. The Summer School was introduced with presentations by the Deutsche Gesellschaft für
Technische Zusammenarbeit (GTZ) and some 30 papers were then submitted and discussed by participants

isr
from 15 countries.
Current dynamics of urban development in the South suffer from problems of unsustainable supply of resources
and removal of wastes. The papers thus focused on innovative approaches to improving on the management of
Institut für Stadt- und Regionalplanung
Technische Universität Berlin

ISR
urban resources and the infrastructure necessary to deliver these. These proceedings include all the papers and
Sonderpublikation

presentations where these were not accompanied by a paper, together with summaries of workshop discussions
and introductions to the document as a whole and to the three major topic sections.

2008, 338 S., ISBN 978-3-7983-2085-7 13,90 €

Das vollständige Programm finden sie unter www.isr.tu-berlin.de


Diskussionsbeiträge

Nr. 59
Isabella Haidle/Christoph Arndt
Isabella Haidle, Christoph Arndt
Urbane Gärten in
Buenos Aires Urbane Gärten in Buenos Aires
Im Zuge der Modernisierung und Industrialisierung im letzten Jahrhundert geriet die Praxis des innerstädtischen
Gemüseanbaus jedoch weitgehend aus dem Blickfeld der Stadtplanung. In der Realität verschwand sie nie-
mals ganz, sondern bestand informell weiter. Erst die Krisen der Moderne bzw. das Ende des fordistischen

isr
Entwicklungsmodells haben weltweit zu einer intensiveren theoretischen Beschäftigung mit kleinteiligen, vor
Ort organisierten, informellen Praxen geführt. Die Interaktion der GärtnerInnen mit der Stadtentwicklung und
Institut für Stadt- und Regionalplanung
Technische Universität Berlin
Stadtplanung rückt seit einigen Jahren ins Zentrum des Interesses. Die AutorInnen versuchen zwischen der
ISR
Diskussionsbeiträge Heft 59
Planung und den Ideen der GärtnerInnen zu vermitteln, indem sie mögliche Potenziale und Defizite der einzelnen
Projekte aufzeigen und Unterstützungsmöglichkeiten formulieren.

2007, 204 S., ISBN 978-3-7983-2053-6 9,90 €

Nr. 58
Guido Spars (Hrsg.) Guido Spars (Hrsg.)
Wohnungsmarktentwicklung
Deutschland
Trends, Segmente, Instrumente Wohnungsmarktentwicklung Deutschland
Trends, Segmente, Instrumente

Die Wohnungsmarktentwicklung in Deutschland ist zunehmend von Ausdifferenzierungsprozessen auf der

isr
Nachfrage- und der Angebotsseite geprägt. Die Teilmärkte entwickeln sich höchst unterschiedlich. Die Parallelität
von Schrumpfung und Wachstum einzelner Segmente z.B. aufgrund  regionaler Bevölkerungsgewinne und
-verluste,  der Überalterung der Gesellschaft,  der Vereinzelung und Heterogenisierung von Nachfragern,
Institut für Stadt- und Regionalplanung
Technische Universität Berlin
 des wachsenden Interesses internationaler Kapitalanleger stellen neue Anforderungen an die Stadt- und
ISR
Diskussionsbeiträge Heft 58 Wohnungspolitik, an die Wohnungsunternehmen und Investoren und ebenso an die wissenschaftliche Begleitung
dieser Prozesse.

Mit Beiträgen von Thomas Hafner, Nancy Häusel, Tobias Just, Frank Jost, Anke Bergner, Christian
Strauß, u.a.
2006, 313 S., ISBN 3 7983 2016 0 9,90 €

Nr. 57
Ulrike Lange/Florian Hutterer
Ulrike Lange/Florian Hutterer
Hafen und Stadt im Austausch
Ein strategisches Entwicklungskonzept für
einen Hafenbereich in Hamburg
Hafen und Stadt im Austausch
Ein strategisches Entwicklungskonzept für eine Hafenbereich in Hamburg

In den zentral gelegenen Hafenbereichen von Hamburg hat in den letzten Jahren ein Umwandlungsprozess

isr
eingesetzt, der noch immer andauert. Allgemein zurückgehende Investitionstätigkeit und die unsichere wirt-
schaftliche Entwicklung, sowie räumliche Besonderheiten des Ortes lassen Zweifel aufkommen, ob die viel
praktizierte Masterplanung für eine Entwicklung der Hafenbereiche am südlichen Elbufer geeignet ist. Die vorlie-
Institut für Stadt- und Regionalplanung
Technische Universität Berlin gende Arbeit schlägt daher eine Strategie der Nadelstiche vor. Für die Umstrukturierung dieses Hafenbereichs
ISR
Diskussionsbeiträge Heft 57 soll eine Herangehensweise angewendet werden, die sich die sukzessiven Wachstumsprozesse einer Stadt zu
eigen macht. Durch Projekte als Initialzündungen und ausgewählte räumliche Vorgaben soll unter Einbeziehung
wichtiger Akteure ein Prozess in Gang gebracht und geleitet werden, der flexibel auf wirtschaftliche, soziale und
räumlich-strukturelle Veränderungen reagieren kann.

2006, 129 S., ISBN 978-3-7983-2016-1 9,90 €

Nr. 56
Anja Besecke, Robert Hänsch, Michael Pinetzki (Hrsg.)
Anja Besecke, Robert Hänsch, Michael Pinetzki (Hrsg.)

Das Flächensparbuch
Diskussion zu Flächenverbrauch
und lokalem Bodenbewusstsein
Das Flächensparbuch
Diskussion zu Flächenverbrauch und lokalem Bodenbewusstsein

Brauchen wir ein „Flächensparbuch“, wenn in Deutschland die Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung
stagniert oder sogar rückläufig ist? Ja, denn trotz Stagnation der Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung

isr
wächst die Inanspruchnahme von Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke. Dies läuft dem Ziel zu einem
schonenden und sparsamen Umgang mit der Ressource Boden und damit dem Leitbild einer nachhaltigen
Institut für Stadt- und Regionalplanung
Siedlungsentwicklung entgegen. Das Gut „Fläche“ ist vielseitigen Nutzungsansprüchen ausgesetzt und dessen
Technische Universität Berlin

ISR
Inanspruchnahme ist aufgrund divergierender Interessen häufig ein Streitthema. Dieser Sammelband soll die
Diskussionsbeiträge Heft 56

aktuelle Diskussion aufzeigen, die auf dem Weg zu einer Reduktion der Flächenneuinanspruchnahme von den
verschiedenen Akteuren geprägt wird. Dabei reicht der Blick von der Bundespolitik bis zur kommunalen Ebene
und von der wissenschaftlichen Theorie bis zur planerischen Praxis.

2005, 207 S., ISBN 3 7983 1994 4 9,90 €

Das vollständige Programm finden sie unter www.isr.tu-berlin.de


Online-Veröffentlichungen – Graue Reihe

Graue Reihe des Instituts für Stadt- und Regionalplanung


Technische Universität Berlin
Nr. 48
Henry Wilke
Raum ist Zeit
Henry Wilke
Zeitentfernungskarten als Orientierungssystem im städtischen Fußverkehr
Raum ist Zeit
Zeitentfernungskarten als Orientierungssystem im städtischen Fußverkehr

Zeitentfernungskarten bilden das Verhältnis von räumlicher und zeitlicher Distanz ab. Am Beispiel von
Webanwendungen und Orientierungssystemen europäischer Städte werden Isochronenkarten im Fußverkehr
untersucht. Fokussiert wird dabei der Unterschied zwischen abstrakten Darstellungen, deren Distanzen lediglich
Luftlinien entsprechen und realitätsnahen Abbildungen, die alle räumlichen und topografischen Parameter
berücksichtigen. Eine nicht repräsentative Umfrage kommt zu dem Ergebnis, dass Nutzer eine einfache und klar
verständliche Karte höher bewerten als eine detailreiche und realistische Darstellung.

2013, 83 S., ISBN 978-3-7983-2439-8 kostenloser download unter www.isr.tu-berlin.de/grauereihe


48

Graue Reihe des Instituts für Stadt- und Regionalplanung


Technische Universität Berlin
Nr. 46
Michael Färber
Energetische und Soziale Problemlagen in Berlin
Michael Färber
Eine GIS-gestützte Untersuchung von energieeffizienter Wohngebäudesanierung
Energetische und Soziale Problemlagen in Berlin
Eine GIS-gestützte Untersuchung von energieeffizienter Wohngebäudesanierung
im Hinblick auf sozioökonomisch schwache Gebiete
im Hinblick auf sozioökonomisch schwache Gebiete

Die Arbeit „Energetische und Soziale Problemlagen in Berlin - Eine GISgestützte Untersuchung von
energieeffizienter Wohngebäudesanierung im Hinblick auf sozioökonomisch schwache Gebiete“ untersucht
vor dem Hintergrund zunehmender Relevanz von Klimaschutzmaßnahmen die Zusammenhänge von
Gebäudebeständen, Sanierungskosten und sozialräumlichen Daten auf räumlicher Ebene am Beispiel Berlin.
Dabei werden energetische Problemlagen und soziale Problemlagen identifiziert, miteinander verschränkt und
darüber eine soziale Dimension der energetischen Stadterneuerung erschlossen.

4 2013, 177 S., ISBN 978-3-7983-2434-3 kostenloser download unter www.isr.tu-berlin.de/grauereihe

Graue Reihe des Instituts für Stadt- und Regionalplanung


Technische Universität Berlin
in Kooperation mit der Warsaw University of Technology
Nr. 45
Ursula Flecken, Florian Hutterer (Hrsg.)
Ursula Flecken, Florian Hutterer (Hrsg.)
Public Space in Outer Warsaw:
Ideas for the large housing estate Ursynów
Public Space in Outer Warsaw:
Urban Design Workshop 2011

Ideas for the large housing estate Ursynów


Urban Design Workshop 2011

Zwischen dem ISR und der Politechnika Warschau besteht seit 20 Jahren eine Kooperation. Deren Schwerpunkt
ist ein jährlicher Entwurfsworkshop, in dem polnische und deutsche Studierende zusammenarbeiten. 2011
45 widmete sich der Workshop dem öffentlichen Raum in einer Warschauer Plattenbausiedlung. Dieses Heft zeigt
die Ergebnisse daraus. Gemeinsam ist ihnen eine intensive Beschäftigung mit Qualitäten des Freiraums, mit
der Aktivierung der Bewohner und mit sozioökonomischen Rahmenbedingungen. Mit diesem Fokus leisten die
Entwürfe einen Beitrag zur Debatte, wie Großsiedlungen weiter qualifiziert werden sollen.

2012, 65 S., ISBN 978-3-7983-2437-4 kostenloser download unter www.isr.tu-berlin.de/grauereihe

Graue Reihe des Instituts für Stadt- und Regionalplanung


Technische Universität Berlin
Nr. 44
Laura Calbet i Elias, Sebastian Däßler, Larissa Rensing (Hrsg.)
Rethink your University!
Laura Calbet i Elias, Sebastian Däßler, Larissa Rensing (Hrsg.)
Städtebauliche Entwürfe zum Campus Charlottenburg
Rethink Your University!
Städtebauliche Entwürfe zum Campus Charlottenburg
als Reflexion einer sich verändernden Hochschullandschaft
als Reflexion einer sich verändernden Hochschullandschaft

Universitäten befinden sich im Wettbewerb um Ressourcen und Imagegewinn. Auch über städtebauliche
Maßnahmen streben es Universitäten an, sich neu zu positionieren. In der Auseinandersetzung dem neuen
Universitätstypus der unternehmerischen Universität und dem Bau von „Leuchttürmen der Wissenschaft“
geben die hier vorgestellten drei Entwürfe verschiedene Haltungen wieder, wie sich der Campus Charlottenburg
innerhalb der verstärkten interuniversitären Wettbewerbssituation zukünftig entwickeln kann.

2012, 86 S., ISBN 978-3-7983-2436-7 kostenloser download unter www.isr.tu-berlin.de/grauereihe


44
4

Das vollständige Programm finden sie unter www.isr.tu-berlin.de


Jahrbuch Stadterneuerung

2012
40 Jahre Städtebauförderung – 50 Jahre Nachmoderne
-DKUH6WlGWHEDXI|UGHUXQJ Das Jahrbuch Stadterneuerung 2012 ist das 20. Jahrbuch, nachdem kurz nach der Wende 1990/91 die erste
±-DKUH1DFKPRGHUQH Ausgabe erschienen war. Zentraler Anlass für die aktuell geleistete Refl exion über Errungenschaften, Stand-
ortbestimmung und Perspektiven der Stadterneuerung war das 40jährige Jubiläum des Städtebauförderungs-
gesetzes, das bis heute als Besonderes Städtebaurecht in weiterentwickelter Form den rechtlichen Rahmen
der Bund-Länder-Städtebauförderung und damit die Stadterneuerung in der Bundesrepublik Deutschland maß-
geblich bestimmt. Im Mittelpunkt steht dabei die Herausbildung der noch immer gültigen Grundprinzipien einer
Bestandspolitik, die Zug um Zug auf weitere Quartierstypen und stadtentwicklungspolitische Herausforderungen
-DKUEXFK67$'7(51(8(581* angepasst und übertragen wurden. Dabei geht es sowohl um die beziehungsreiche Nachzeichnung und Einord-

 nung des historischen Wandels in der Planungs- und insbesondere Stadterneuerungskultur als auch um die Refl
exion der Wirkungsmächtigkeit nachmoderner Prinzipien in der Bestandsentwicklung.
Arbeitskreis Stadterneuerung an deutschsprachigen Hochschulen
Institut für Stadt- und Regionalplanung der Technischen Universität Berlin
Herausgeber: Uwe Altrock, Ronald Kunze, Gisela Schmitt, Dirk Schubert

2012, 369 S., ISBN 978-3-7983-2420-6 20,90 €

2011
Stadterneuerung und Festivalisierung
STADTERNEUERUNG Seit zwei Jahrzehnten wird das Thema der Festivalisierung der Stadtplanung und der Stadterneuerung kontrovers
UND FESTIVALISIERUNG diskutiert. Kleine und große Festivals und diverse Veranstaltungen unterschiedlichen Formats sind weiter en
vogue, und derartige Events werden gezielt als strategisches Instrument der Stadtpolitik eingesetzt. Auch in
den letzten Jahren spielen sie als Internationale Bauausstellungen, Gartenschauen und ähnliche Ereignisse für
Stadtumbau und Stadterneuerung eine besondere Rolle. Anlass genug, dieses Thema – inzwischen durchgängig
Gegenstand von Stadtforschung und Planungstheorie – in diesem Jahrbuch Stadterneuerung schwerpunktmäßig
aufzunehmen und in den einzelnen Beiträgen aus verschiedenen Perspektiven kritisch zu refl ektieren. Daneben
Jahrbuch STADTERNEUERUNG werden auch in diesem Jahrbuch neben dem Schwerpunktthema Lehre und Forschung theoretische und histo-
2011
rische Aspekte der Stadterneuerung sowie auch Praxen im In- und Ausland in den Beiträgen thematisiert.

Arbeitskreis Stadterneuerung an deutschsprachigen Hochschulen


Institut für Stadt- und Regionalplanung der Technischen Universität Berlin
2011, 378 S., ISBN 978-3-7983-2339-1 20,90 €
Herausgeber: Uwe Altrock, Ronald Kunze, Gisela Schmitt, Dirk Schubert

2010
Infrastrukturen und Stadtumbau
INFRASTRUKTUREN Das Jahrbuch Stadterneuerung 2010 beinhaltet in diesem Jahr den Schwerpunkt „Soziale und technische In-
UND STADTUMBAU frastruktur im Wandel“. Die Rahmenbedingungen, der Stellenwert und der Zusammenhang von Infrastruktur
und Stadterneuerung haben sich in den letzten Jahren gravierend verändert. Schrumpfende Städte, Rückbau,
kommunale Haushaltsprobleme und der Niedergang sowie die Schließung von Einrichtungen, die in früheren
Stadterneuerungsphasen mit öffentlichen Mittel gefördert wurden, machen eine Neubewertung und eine dif-
ferenzierte Bestandsaufnahme erforderlich, um neue Herausforderungen zu refl ektieren. Vor dem Hintergrund
des demographischen Wandels sind „bewährte“ Strukturen für Bemessung, Bau, Betrieb und Nutzung von In-
Jahrbuch STADTERNEUERUNG frastrukturen im Kontext des Stadtumbaus in Frage gestellt. Neben diesem Schwerpunktthema werden Lehre
2010
und Forschung, theoretische und historische Aspekte der Stadterneuerung sowie auch neue Praxen im In- und
Ausland in den Beiträgen thematisiert.
Arbeitskreis Stadterneuerung an deutschsprachigen Hochschulen
Institut für Stadt- und Regionalplanung der Technischen Universität Berlin
Herausgeber: Uwe Altrock, Ronald Kunze, Ursula von Petz, Dirk Schubert
2010, 376 S., ISBN 978-3-7983-2230-1 20,90 €

2009
Megacities und Stadterneuerung
MEGACITIES UND Das Jahrbuch Stadterneuerung 2009 widmet sich dem Schwerpunkt Stadterneuerung und Stadtumbau in den
STADTERNEUERUNG rasch wachsenden Metropolen des Südens. Die wachsende Wohnungsnot, Elendsviertelentwicklung, Verkehrs-
chaos, Umweltprobleme und Klimaschutz erfordern ein Umdenken und machen prekäre globale Abhängigkeiten
auch für die „Erste Welt“ deutlich.
Die Beiträge in diesem Band beziehen sich neben theoretischen und historischen Aspekten der Stadterneue-
rung vor allem auf Einordnungen, Fallstudien und Handlungsansätze von Mega-Städten vor dem Hintergrund
sehr unterschiedlicher Problemlagen und Akteurskonstellationen. Bisherige Muster und „bewährte“ Konzepte
Jahrbuch STADTERNEUERUNG der Stadterneuerung und des Stadtumbaus werden durch die epochale Krise in Frage gestellt, und es gilt stärker
2009
denn je nach innovativen Konzepten der Bestandsentwicklungspolitik zu suchen, mit denen auf die weltweiten
Arbeitskreis Stadterneuerung an deutschsprachigen Hochschulen
komplexen Herausforderungen reagiert werden kann. „Yes, we can?“
Institut für Stadt- und Regionalplanung der Technischen Universität Berlin
Herausgeber:
Uwe Altrock, Ronald Kunze, Elke Pahl-Weber, Ursula von Petz, Dirk Schubert

2009, 343 S., ISBN 978-3-7983-2134-2 18,90 €

Das vollständige Programm finden sie unter www.isr.tu-berlin.de


Portrait des Instituts für Stadt- und Regionalplanung

Menschen beanspruchen in sehr unterschiedlicher Art und Weise ihren Lebensraum. Die damit verbun-
denen Auseinandersetzungen um verschiedene Nutzungsansprüche an den Boden, die Natur, Gebäude,
Anlagen oder Finanzmittel schaffen Anlass und Arbeitsfelder für die Stadt- und Regionalplanung. Das
Institut für Stadt- und Regionalplanung (ISR) an der Technischen Universität Berlin ist mit Forschung und
Lehre in diesem Spannungsfeld tätig.

Institut
Das 1974 gegründete Institut setzt sich heute aus sieben Fachgebieten zusammen: Bestandsentwick-
lung und Erneuerung von Siedlungseinheiten, Bau- und Planungsrecht, Denkmalpflege, Orts-, Regional-
und Landesplanung, Planungstheorie, Städtebau- und Siedlungswesen sowie Stadt- und Regionalöko-
nomie. Gemeinsam mit weiteren Fachgebieten der Fakultät VI Planen Bauen Umwelt verantwortet das
Institut die Studiengänge Stadt- und Regionalplanung, Urban Design, Real Estate Management und
Urban Management.
Mit dem Informations- und Projektzentrum hat das ISR eine zentrale Koordinierungseinrichtung, in der
die Publikationsstelle und eine kleine Bibliothek, u.a. mit studentischen Abschlussarbeiten angesiedelt
sind. Der Kartographieverbund im Institut pflegt einen großen Bestand an digitalen und analogen Karten,
die der gesamten Fakultät zur Verfügung stehen.

Studium
Stadt- und Regionalplanung an der Technischen Universität Berlin ist ein interdisziplinärer und prozess-
orientierter Bachelor- und Masterstudiengang. Die Studierenden lernen, bezogen auf Planungsräume
unterschiedlicher Größe (vom Einzelgrundstück bis zu länderübergreifenden Geltungsbereichen), plane-
rische, städtebauliche, gestalterische, (kultur-)historische, rechtliche, soziale, wirtschaftliche und öko-
logische Zusammenhänge zu erfassen, in einem Abwägungsprozess zu bewerten und vor dem Hinter-
grund neuer Anforderungen Nutzungs- und Gestaltungskonzepte zu entwickeln.
Traditionell profiliert sich das Bachelor-Studium der Stadt-und Regionalplanung an der TU Berlin durch
eine besondere Betonung des Projektstudiums. Im zweijährigen konsekutiven Masterstudiengang kön-
nen die Studierenden ihr Wissen in fünf Schwerpunkten vertiefen: Städtebau und Wohnungswesen,
Bestandsentwicklung und Erneuerung von Siedlungseinheiten, örtliche und regionale Gesamtplanung,
Raumplanung im internationalen Kontext oder Stadt- und Regionalforschung.
Internationale Kooperationen, unter anderem mit China, Italien, Polen, Rumänien und dem Iran, werden
für interdisziplinäre Studien- und Forschungsprojekte genutzt.

Forschung
Das Institut für Stadt- und Regionalplanung zeichnet sich durch eine breite Forschungstätigkeit der
Fachgebiete aus. Ein bedeutender Anteil der Forschung ist fremdfinanziert (sog. Drittmittel). Auftrag-
geber der Drittmittelprojekte sind die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Europäische Kom-
mission, Ministerien und deren Forschungsabteilungen, Bundesländer, Kommunen, Stiftungen und Ver-
bände sowie in Einzelfällen Unternehmen. Eine weitere wichtige Forschungsleistung des Instituts sind
Dissertationen und Habilitationen.
Die Ergebnisse der Forschungsprojekte fließen sowohl methodisch als auch inhaltlich in die Lehre ein.
Eine profilgestaltende Beziehung zwischen Forschungsaktivitäten und Studium ist durch den eigenen
Studienschwerpunkt „Stadt- und Regionalforschung“ im Master vorgesehen.
Sowohl über Forschungs- als auch über Studienprojekte bestehen enge Kooperationen und institutio-
nelle Verbindungen mit Kommunen und Regionen wie auch mit anderen universitären oder außeruniver-
sitären wissenschaftlichen Einrichtungen.

Weitere Informationen über das ISR finden Sie auf der Homepage des Instituts unter: http://www.isr.tu-berlin.de/ und
in dem regelmäßig erscheinenden „ereignIS.Reich“, das Sie kostenlos per Mail oder Post beziehen können.

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