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Wie findet man Argumente?

• Schauspielern: So tun, als wäre man jemand, der die Position vertritt und sich
in seine Interessen hineindenken (Gegen Klimaschutz: Konzernchef, Gegen das
Reisen: Umweltaktivist) – Denken aus der Perspektive eines anderen

• „Was-Wenn-Denken“: Die folgen einer Forderung für die Welt durchdenken


– gibt es positive Effekte für die Welt? Welche? -> Pro-Argument
– Gibt es negative Folgen für die Welt? Welche? -> Contra-Argument /
Gegenargument
Beispiel: „Der Kauf von Elektroautos muss vom Staat gefördert werden“
Frage: „Was könnte sich auf der Welt verändern, wenn der Kauf von
Elektroautos gefördert wird?
Antwort 1: „Es gibt weniger Autos mit Verbrennungsmotoren, daher weniger
Emissionen. Das ist gut für die Umwelt.“ -> Pro-Argument
Antwort 2: „Die deutsche Autoindustrie kann keine Autos mit
Verbrennungsmotoren mehr verkaufen, das wird der deutschen
Wirtschaft schaden“ -> Contra-Argument

• Gedankenexperimente: Konstruiere eine alternative Realität, „entführe“


deinen Diskussionspartner in dein Was-Wenn-Denken
Beispiel: Argument für das Erlernen vieler Sprachen:
Stelle dir eine Welt vor, in der jeder Mensch jeden Tag zwei Stunden Sprachen
lernen muss
- Jeder könnte einfacher miteinander kommunizieren, da alle sehr viele
Sprachen sprechen könnten
- Alle Menschen hätten eine höhere kognitive Kapazität -> Menschheit würde
mehr schaffen usw.

Veranschaulichung von Zusammenhängen

Beispiel: „Tiere zu töten verursacht Tierleid und man sollte es daher nicht
machen“

- Gedankenexperiment: „Stell dir vor, jedes Mal, wenn du Fleisch isst, hättest
du ein Tier vor dir, das du töten musst. Würdest du trotzdem noch Fleisch
essen?“
• Fundamentalfall des Argumentierens: Reduziere das Thema auf Grundsätze
- Findet heraus, wo die Uneinigkeiten genau liegen und wo ihr euch einig seid
- Findet heraus, wo der kleinste gemeinsame Nenner ist (die Ansicht, bei der
aller noch einer Meinung sind und ab der die Uneinigkeit beginnt) -> sehr
hilfreich für Kompromissfindung

Beispiel 1: „Der Verkauf von Elektroautos muss vom Staat gefördert werden“
- Reduzieren auf Grundsatz: Klimaschutz ist wichtiger als die Wirtschaft

Beispiel 2: „Jeder Mensch sollte vegan leben“


- Reduzieren auf Grundsatz: Der Genuss von Fleisch rechtfertigt nicht das
Tierleid

- Es sind immer verschieden Grundsätze zu finden. Ein anderer Grundsatz bei


Beispiel 2 wäre: Umweltschutz ist wichtiger als der Genuss von Fleisch

Wie sind Argumente aufgebaut?

Es gibt zwei Ziele, die man mit einem Argument verfolgen kann.

1. Die Gesprächsteilnehmer von der eigenen Meinung überzeugen (rhetorisches


Argument)
2. Den Gesprächsteilnehmern eine Wahrheit vermitteln (logisches Argument)

Aufbau eines rhetorischen Arguments:

Behauptung: Stellt die Meinung / These / Aussage dar, für die Argumentiert wird. „Der Kauf von
Elektroautos sollte vom Staat nicht finanziert werden“

Begründung: Erklärt, aus welchen Gründen die Meinung vertreten wird. „Wenn zu viele Menschen
sich für den Kauf eines Elektroautos entscheiden, kann die deutsche Autoindustrie mit
ihren Autos mit Verbrennungsmotoren keinen Umsatz mehr machen. Das schadet der
deutschen Wirtschaft.

Beispiel: Illustriert / veranschaulicht das Argument, macht es greifbar, naheliegender und


verständlicher, gerne auch mit Hilfe von Statistiken und Studien. „Nachdem
Kauf von Elektroautos ab dem Jahr xy vom Staat finanziert wurden, sank der Verkauf
von Autos mit Verbrennungsmotoren rapide ab und VW musste einige Mitarbeiter
entlassen
Vorsicht: Vermeidet anekdotische Evidenz, also Beweise mit Einzelfällen als Beweis:
Meine Oma ist tot umgefallen, als sie einen Apfel gegessen hat -> Alle Äpfel sind tödlich
ist kein gutes Beispiel.
Aufbau eines logischen Arguments:

Prämisse + Schlussregel -> Schlussfolgerung (Konklusion)

- Eine Prämisse stellt eine Ausgangsbehauptung dar, zum Beispiel, dass


jemand schlechte Zähne hat
- Die Schlussregel stellt dar, was darauf schließen lässt, oder wovon man
ausgehen kann, wenn jemand schlechte Zähne hat, zum Beispiel, dass
jemand, der schlechte Zähne hat, diese nicht putzt oder bald Zahnschmerzen
bekommen wird.
- Hieraus lässt sich dann die Schlussfolgerung ableiten, dass jemand, der
schlechte Zähne hat, diese nicht putzt und bald Zahnschmerzen bekommen
wird.
- Das Argument kann auf mehr Prämissen und Schlussregeln ausgeweitet
werden.
Beispiel: Prämisse: Fleisch zu essen verursacht Tierleid
Schlussregel: Wer Tierleid verursacht, ist ein schlechter Mensch
Schlusssatz: Wer Fleisch isst, ist ein schlechter Mensch

Besonderheit: Wenn man den Diskussionspartner dazu gebracht hat, sowohl die
Prämisse als auch die Schlussregel zu akzeptieren, muss er auch die Schlussfolgerung
akzeptieren, da diese logischerweise und korrekterweise daraus folgt und somit auf
jeden Fall „wahr“ ist. Um das Argument anzugreifen, muss man entweder die
Prämisse oder die Schlussregel in Frage stellen. Z.B. „Nur weil ich Tierleid
verursache, bin ich noch kein schlechter Mensch“, „Man kann auch Fleisch essen,
ohne Tierleid zu verursachen.“

Falsche Argumente, die man vermeiden sollte und einfach kritisieren


kann

• Das Strohmann-Argument
- Wiederlegen eines vermeintlichen Arguments der Gegenseite, das diese nie
hervorgebracht hat
- Beispiel zum Thema Veganismus: Man argumentiert, dass der Konsum von
Fleisch nicht unbedingt zu Tierleid führen muss, obwohl das die Gegenseite
nie behauptet hat (häufig als Vorwegnahe verwendet)
• Unvollständiges Argument (Schlussregel fehlt)
- Fleischessen verursacht Tierleid -> Fleischessen ist falsch | unvollständig!
- Fleischessen verursacht Tierleid -> Tierleid zu verursachen ist falsch ->
Fleischessen ist falsch | vollständiges Argument
- Warum sind vollständige Argumente besser?
Zusammenhänge werden besser dargestellt, Argument ist leichter
nachzuvollziehen, Gegenseite kann konstruktiver auf euer Argument
eingehen, ermöglicht bessere Diskussion
Tipp: Versucht bei Argumenten immer ausführlich und genau zu sein,
erklärt auch das, was ihr für offensichtlich haltet

• Anekdotische Argumente
- Nicht von einzelnen Geschehnissen sofort auf allgemeine Regeln schließen
Beispiel: „Meine Oma hat erzählt, dass Fleischessen gut für die Gesundheit
ist“, ist kein gutes Argument

• Themaverfehlung:
- Ablenken auf eine Frage, die nicht zur Diskussion steht
- Beispiel: „Fleischessen ist nicht verwerflich, weil Fisch zu essen ist es ja
auch nicht.“

• Totschlagargumente
- „Argumente“, nach denen eine Diskussion nicht mehr weiter gehen kann
- Beispiel: „Aber ich sehe das anders“, „Aber laut der Wissenschaft habe ich
recht“

Worauf gilt es noch zu achten?


- Versucht eure Argumente zu ordnen (vom schwächsten zum stärksten)
- Versucht nicht all eure Argumente auf einmal vorzutragen
- Versucht ruhig und sachlich zu bleiben, vermeidet es emotional und
hektisch zu werden
- Versucht nicht vom Hundertsten ins Tausendste zu kommen (nicht zu sehr
ausschweifen)

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