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Die dialektische Erörterung(C1)

Zwei Prinzipien
Bei der dialektischen Erörterung müssen die Argumente, die du zu einer bestimmten Fragestellung
darlegen sollst, sowohl die Pro- als auch die Kontra-Seite miteinbeziehen. Manchmal wird dir auch
nur das Thema vorgegeben und du musst daraus selbst eine relevante Fragestellung ableiten.
Diese nennst du dann in deiner Einleitung. Im Hauptteil hast du dann zwei Möglichkeiten, deine
Argumente zu präsentieren. Zum Schluss kommst du in der Synthese zu einem begründeten Fazit.

Die zwei Möglichkeiten im Hauptteil:

1. Das Sanduhrprinzip

Im ersten Teil legst du die Argumente der Gegenseite dar. Dazu beginnst du mit dem stärksten
Gegenargument und endest mit dem schwächsten. Im anschließenden zweiten Teil gehst du genau
umgekehrt vor: Beginne mit deinem schwächsten und schließe mit deinem stärksten Argument. Der
Sinn dahinter ist, dass dem Leser die Argumente, die er zuletzt liest, am ehesten im Kopf bleiben.
Und du willst den Leser ja von deinem Standpunkt überzeugen.

2. Das Reißverschluss-Prinzip

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Hier wechseln sich Pro- und Kontraargumente ab. Auf ein Argument folgt somit sofort ein
Gegenargument. Diese Form der Argumentation gilt als schwieriger, weil du dir im Vorfeld
Gedanken darüber machen musst, welche Argumente von welcher Seite zueinander passen und
wie sie sinnvoll aufeinander aufbauen. Auch hier solltest du mit dem stärksten Argument deiner
eigenen Position enden.

Argumente

Um überzeugend zu argumentieren und eine gelungene Erörterung zu schreiben, kommt es vor


allem bei den freien Erörterungen, also der dialektischen, maßgeblich auf die Qualität deiner
Argumente an.

Ein richtiges Argument besteht aus drei Teilen: Behauptung, Begründung, Beleg.

Ein Beispiel,

1. Fragestellung: Sollte es ein Handyverbot an deutschen Schulen geben?

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2. Deine These: Es sollte kein Handyverbot geben.

3. Dein Argument: Handys sollten als Lernmedium stärker in den Unterricht einbezogen werden.

4. Begründung: Das Handy ist heutzutage ein selbstverständlicher Teil des Alltags. In einer immer
digitaler werdenden Welt ist es wichtig, dass Lerninhalte auf neue Medien angepasst werden. Nur so
können Schülerinnen und Schüler realistisch auf den Arbeitsmarkt vorbereitet werden.

5. Dein Beispiel: In anderen Ländern, beispielsweise in Skandinavien, ist es längst


selbstverständlich, dass Schülerinnen und Schüler ihre Handys mit in den Unterricht nehmen und
damit arbeiten dürfen. Dort stehen ihnen zudem noch eine Vielzahl weiterer digitaler Lernmittel zur
Verfügung.

**Wählst du ein Beispiel aus deinen persönlichen Erfahrungen, muss es nicht der Wahrheit
entsprechen. Du kannst es dir auch ausdenken.

Viel sinnvoller ist es, sich auf weniger Argumente zu beschränken und diese vernünftig darzulegen.
Mindestens fünf Argumente solltest du in deine Erörterung aber schon einbauen. In einer
dialektischen Erörterung sollte die Anzahl von Pro- und Kontraargumenten ausgewogen sein.
Sortiere also auch hier die schwächeren, weniger wichtigen Argumente aus und konzertiere dich
darauf, dass Pro- und Kontraargumente schlüssig zueinander passen. Entscheide dich dann für die
Seite, von der du denkst, dass du sie besser verkaufen kannst.

Argumentationstypen
Es gibt verschiedene Argumentationstypen. Schreibst du selbst eine Erörterung, empfiehlt es sich,
ebenfalls unterschiedliche Argumentationstypen zu verwenden. So machst du deinen
Argumentationsstrang abwechslungsreicher und überzeugender. Zu den wichtigsten
Argumentationstypen gehören:

Faktenargument Diese Argumente beruhen auf Fakten, etwa auf Statistiken oder wissenschaftlich
klar nachweisbaren Sachverhalten. Das macht das Argument nachvollziehbar und nicht so leicht zu
entkräften.

Autoritätsargument Dieser Argumentationstyp beruft sich auf eine zum Großteil akzeptierte
Autorität, etwa einen Wissenschaftler oder andere namhafte Personen, die sich zu dem zu
erörternden Sachverhalt ähnlich oder identisch geäußert haben. Allerdings gibt es oft andere
Autoritäten, die eine Gegenposition vertreten.

Normatives Argument Hier wird die These mit allgemein gültigen Norm- und Wertvorstellungen
verknüpft.

Analogisierendes Argument Der Autor oder die Autorin schafft eine Analogie, das heißt, er
verbindet das Thema der Argumentation mit einem anderen Lebensbereich.

Indirektes Argument Die eigene These soll gestärkt werden, indem die Gegenseite entkräftet wird.

Plausibilitätsargument Die These wird dadurch gestützt, dass sie für Leser und Leserin oder
Zuhörer und Zuhörerin besonders nachvollziehbar erscheint.

Der Schluss deiner Erörterung


Durch deine Argumentation sollte sich im Schlussteil ein Fazit ergeben, aus dem du dann eine
Schlussfolgerung ziehst. Hierbei ist es wichtig, dass du nicht all deine Ausführungen nochmals
wiederholst, sondern diese kurz und präzise auf den Punkt bringst. Ein guter Schluss sollte deine
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Arbeit immer abrunden und einen Bezug zur Einleitung darstellen, sodass Einleitung und Schluss
den Rahmen für deine Erörterung bilden. Deshalb solltest du am Ende auch nochmal die
Fragestellung aufgreifen. Außerdem empfiehlt es sich, einen Ausblick oder eine Prognose
abzugeben, um dein Verständnis für das Thema zu demonstrieren.

Die sprachliche Gestaltung


Bei einer Erörterung, insbesondere bei der dialektischen Erörterung, ist der Schreibstil wichtig,
schließlich willst du ja deine Leser von deinem Standpunkt überzeugen. Hier greift das
Politikerprinzip. Die tollsten Argumente wirken direkt viel weniger überzeugend, wenn es dir nicht
gelingt, sie auch sprachlich ansprechend zu übermitteln. Andersherum kannst du mit einer
überzeugenden Sprache selbst schwächere Argumente stark wirken lassen – denk an Politiker, die
oft toll erzählen, inhaltlich aber nicht viel sagen.

Das bedeutet natürlich nicht, dass du einfach nur schön schreiben musst und dann merkt dein
Lehrer oder deine Lehrerin nicht, dass dir nicht ganz so tolle Argumente eingefallen sind. Die
Qualität deiner Argumentation ist Bewertungskriterium Nummer eins. Mit einem guten
sprachlichen Ausdruck kannst du aber noch mehr aus deiner Erörterung rausholen. Das ist nicht
besonders schwer. Alleinmit Überleitungen kannst du schon viel dazu beitragen, dass sich deine
Erörterung flüssig lesen und dein Argumentationsgang nachvollziehen lässt. Das können zum
Beispiel sein:

Weitere Tipps:

 Wortwiederholungen vermeiden.

 Einen abwechselnden Satzbau sein. Achtung: Überlagen Sätze machen deinen Text

unleserlich, also vermeide Schachtelsätze.

 Auf Füllwörter wie "wohl", "eben", "ja" oder "halt" verzichten.

 Im Präsens schreiben.

 Auf Rechtschreibung und Grammatik achten.

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So beginnst du die Einleitung...
Die Einleitung soll gekonnt zum Thema hinführen und beim Leser ein Grundinteresse wecken. Der
Leser soll mit der Einleitung vorbereitet werden, was ihn zu erwarten hat, besonders im Hinblick auf
die Forschungsfrage, welche in der Arbeit beantwortet werden soll. Genauso müssen in der
Einleitung kurz die Ziele beschrieben werden, die man mit der Arbeit erreichen möchte, und welche
Methoden dazu verwendet werden.

Zudem muss in der Einleitung begründet werden, wie und vor allem warum man das Thema
eingrenzt. Das Ganze wird durch eine kurze Beschreibung der Vorgehensweise bei der
Argumentation, des Aufbaus der Arbeit abgerundet; dies sollte aber nie eine bloße Nacherzählung
des Inhaltsverzeichnisses sein.

Wenn dir für die Einleitung nichts einfällt, schreibe sie erst nach dem Hauptteil. Das hat auch den
Vorteil, dass du genau weißt, was noch folgt. Weiterhin gilt für den Einführungsteil sowie für die
komplette Arbeit, dass diese für Leser nachprüfbar ist, das Thema kritisch reflektiert wird und
systematisch vorgegangen wird (Preißner, 2012).

Die Länge der Einleitung hängt von der gesamten Länge der Arbeit ab. Grundsätzlich sollte die
Einleitung etwa 5-15 % des Textumfangs ausmachen.

Inhalt einer Einleitung


Eine gute Einleitung umfasst vor allem drei Kernaspekte, nämlich,

1. Relevanz: Warum ist das Thema wichtig? Warum der Text überhaupt geschrieben wurde? 2.
Forschungsfrage: Wie lautet die Forschungsfrage, die beantwortet werden soll? 3. Vorgehensweise:
Wie wird beim Beantworten der Frage vorgegangen?

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Beispiel 1 Die vorliegende Hausarbeit setzt sich mit der globalen Erwärmung auseinander. Dabei
stehen besonders die Folgen in den Niederlanden im Fokus. Die globale Erwärmung und somit der
Anstieg der Durchschnittstemperaturen auf der Erde ist der Anreicherung der Erdatmosphäre durch
Treibhausgase geschuldet. Die Folgen sind besonders verheerend in Regionen, die unter dem
Meeresspiegel liegen (Musterfrau, 2019).

Beispiel 2 Gerade die großen sozialen Netzwerke sind heute, teils vom Gesetzgeber und teils aus
eigenem Antrieb oder auf Druck der Benutzer, zur Kontrolle der Beiträge ihrer Nutzer gezwungen.
Und diese Moderation stellt ein komplexes Problem dar. Dieser Artikel erklärt, warum das so ist und
woher das Problem kommt.

Beispiel 3 In einer Welt, in der sich virtuelle und offline Realität zu einem Ganzen vermischen, ist es
nichts Neues mehr, Wissen online zu erwerben. Unzählige Bildungsangebote findet man im Internet:
für jeden Geschmack ist etwas dabei. Ob dieses Phänomen jedoch nur Positives zu bieten hat, soll
im Folgenden untersucht werden.

Ob man eine Fremdsprache lernen möchte, einen Schulabschluss nachholen oder etwas für sein
Hobby lernen – heutzutage findet man im Internet eine bunte Auswahl an Onlinekursen, sowohl
kostenlosen (z. B. auf Youtube, FutureLearn oder Coursera) als auch kostenpflichtigen (MasterClass
o.ä.).

Formulierungshilfen
Themenanker Viele Jugendliche / Büger / Angestellten... In letzter Zeit wird oft ...

In den letzten Jahren hat die Nutzung von A durch B erheblich zugenommen und die Wirkung auf C
grundlegend verändert.

X % der Deutschen Bevölkerungen haben sich schon einmal mit Thema A auseinandergesetzt.

Der jüngst erschienene Bericht des Institut X, zeigt auf, wie wichtig Thema A für die Entwicklung von
B ist.

Bezug zum Text In der vorliegenden Arbeit geht es um ... Diese Arbeit beschäftigt sich mit ... In
dieser Arbeit wird ... behandelt. Diese Arbeit setzt sich mit ... auseinander. Die vorliegende Arbeit
behandelt die Frage, wie/ob ... In dieser Arbeit soll ... dargestellt werden. Im Mittelpunkt dieser Arbeit
steht die Frage ... Der vorliegende Artikel/Text thematisiert, ...

Relevanz des Themas & Motivation Aktuelle Forschungsliteratur beschäftigt sich mit der
Auswirkung von A auf B, allerdings ist über den Bezug zu C bislang wenig bekannt. Durch die
zunehmende Präsenz von A, ist Thema B in den wissenschaftlichen Fokus gerückt. Ereignis A hat
dafür gesorgt, dass Thema B den gesellschaftlichen Diskurs maßgeblich beeinflusst.

Zielsetzung Das Ziel der Forschung ist die Wirkung von A auf B zu untersuchen und einen
Überblick der vorhandenen Literatur zu dem Thema zu schaffen. Die Bachelorarbeit hat zum Ziel
den Forschungsstand zu Thema A zusammenzufassen und neue Erkenntnisse in Hinblick auf
Aspekt B zu liefern. Das Ergebnis dieser Bachelorarbeit eignet sich für die weiterführende Analyse
von Thema A und leistet einen akademischen Beitrag zu der Diskussion um Aspekt B.

Verben angeben – aufzeigen – beschreiben – dokumentieren – erläutern – erörtern – sich mit einer
Sache auseinandersetzen – schildern – veranschaulichen – verbinden – verdeutlichen – vergleichen

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