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Exzerpt zu „Der Nihilismus“ von Helmut Thielicke S.

161-172
(Kolja Sand)

Laut Thielicke lässt der Nihilist die Sinnfrage, anstatt diese zu beantworten
nicht mehr aufkommen. Auf diese Weise umgehe der Nihilist die Ratlosigkeit und
beängstigende Leere, welche auf die Frage folge. Dieser sagt nicht, dass das
Leben sinnlos sei, sondern lässt die Sinnfrage nicht mehr entstehen. Der Nihilist
suche „Angstlosigkeit wie ein Tier“ (S.162). So löst sich dieser von all seinen
Bindungen und gibt auch seine Verantwortung ab. Er versteht sich nur noch als
„Teil einer Maschine“ (S.163), welches stumpfsinnig ausführt, ohne zu fragen
warum oder wozu. Die Person löst sich auf wird so bspw. zum „Funktionär“.
Die Ursache hinter dieser Angst des Nihilisten ist der Verlust der letzten
Bindung des Menschen – beispielsweise die Bindung zwischen Menschen und
Gott. Diese Angst sei bei heutigen Menschen weit verbreitet. Diese sollten nicht
nach der letzten Wirklichkeit suchen, sondern offen sein für diese und sich von
dieser ergreifen lassen. Für Thielicke repräsentieren Leid und Tod die
Sinnlosigkeit, welche die „Mächte der Angst“ sind. Das Gegenteil dieser Angst sei
die Liebe. Diese verdränge die Angst nicht, sondern überwinde sie. Im christlichen
Sinne verliere der Mensch die Angst, da er einen väterlichen Weltgrund habe und
geliebt werde. Thielicke versteht dies nicht als Rezept gegen die Angst des
Nihilisten, – es wäre eine unechte Lösung sich nun einfach Gott zuzuwenden –
jedoch erhofft er sich, dass die Menschen sich offen dafür zeigen „jene letzte
verlorengegangene Bindung sich aufs neue schenken zu lassen“ (S.172).

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