Sie sind auf Seite 1von 5

Russel – Über das Kennzeichnen

 [S.3] Kennzeichen = denoting phrase (Phrase = Ausdruck):


o Bsp: Ein Mensch, Irgendein Mensch, alle Menschen, der gegenwärtige König
von England/Frankreich…
o 3 Arten von Ausdrücken, die Kennzeichnungen sind:
 (1) Kennzeichnung ohne etwas zu kennzeichnen („gegenwärtiger
König von Frankreich“)
 (2) bestimmte Kennzeichnung („gegenwärtiger König von England“)
 (3) unbestimmte Kennzeichnung („ein Mensch“)
 Dinge, von denen wir keine unmittelbare Bekanntschaft haben (z.B.:
Massenmittelpunkt des Sonnensystems), erreichen wir durch Kennzeichnungen. Von
diesen Dingen haben wir nur Kenntnis. (Gegenbegriff: Von Dingen, die uns bekannt
sind, haben wir eine Vorstellung)
o [S.4] „Wir haben nicht unbedingt Bekanntschaft mit Gegenständen, die unsere
Ausdrücke kennzeichnen, die aus Wörtern zusammengesetzt sind, deren
Bedeutung wir kennen.“
 Bsp: geistige und seelische Zustände Anderer erhalten wir nur durch
Kennzeichen, da wir selbst nicht wahrnehmen können.

 Russels Theorie in Kurzform:


o „Ich nehme den Begriff der Variablen als Grundbegriff; für eine Aussage
[Aussagefunktion], in der x vorkommt, verwende ich »C(x)«, wobei es
wesentlich ist, dass x, die Variable, völlig unbestimmt ist.“
o [S.5] Prinzip seiner Theorie: „Kennzeichen haben für sich keine Bedeutung,
aber jede Aussage, in deren verbalem Ausdruck sie vorkommen, hat eine
Bedeutung.“
o ›C(x) ist immer wahr‹ ist elementar undefinierbar; aus diesem leitet sich alles
ab
C (alles) bedeutet ›C(x) ist immer wahr‹
C (nichts) bedeutet ›»C(x) ist falsch« ist immer wahr‹
C (etwas) bedeutet ›Es ist falsch, dass »C(x) ist falsch« immer wahr ist‹

 (S.6) Beispiele (unbestimmte Kennzeichnungen):


 ›Ich traf einen Menschen‹; Daraus wird:
 ›»Ich traf x und x ist menschlich« ist nicht immer falsch‹
(Klasse der Menschen: Klasse der Gegenstände, die das Prädikat
menschlich haben)
›C (ein Mensch)‹ bedeutet ›»C(x) und x ist menschlich« ist nicht
immer falsch.‹

 ›Alle Menschen sind sterblich‹


 ›»Wenn x menschlich ist, ist x sterblich« ist immer wahr.‹
Allgemeiner: ›C (alle Menschen)‹ bedeutet ›»Wenn x menschlich ist,
dann ist C(x) wahr«, ist immer wahr
[sind sterblich wird hier zum C verallgemeinert; C ist eine beliebige
Aussage über x)

›Kein Mensch ist sterblich‹


 ›»Wenn x menschlich ist, ist x nicht sterblich« ist immer wahr‹
[unsicher, ob korrekt]
Allgemeiner: ›C (Kein Mensch)‹ bedeutet ›»Wenn x menschlich ist,
dann ist C(x) falsch« ist immer wahr.‹

›Ein Mensch ist sterblich‹


C (ein Mensch) bedeutet ›Es ist falsch, dass »C (x) und x ist
menschlich« immer falsch ist‹

 (S. 7) Beispiel (bestimmte Kennzeichnung):


 ›Der Vater Karls II. wurde hingerichtet‹
 X war der Vater von Karl II.  x zeugte Karl II. + x ist identisch mit y,
wenn y ebenso Karl II. zeugte
 ›Es ist nicht immer falsch von x, dass x Karl II. zeugte und dass x
hingerichtet wurde und dass »wenn y Karl II. zeugte, y identisch mit x
ist« immer wahr von y ist‹

o C (der Vater Karls II.) macht eine beliebige Aussage über den Vater Karl II.
(›x wurde hingerichtet‹ = C(x))
Ist die grundsätzliche Bedingung (›Es ist nicht immer falsch von x, dass »wenn
y Karl II. zeugte, y identisch mit x ist« immer wahr von y ist‹) nicht erfüllt ist
jede Aussage ›C (der Vater Karls II.)‹ falsch.
o (S.8) Beispiel dafür (, dass die Bedingung des Kennzeichens nicht erfüllt ist):
›C(Der gegenwärtige König von Frankreich)‹
 Zurückführung aller Kennzeichnungen auf Formen, in denen solche Ausdrücke
nicht mehr vorkommen

 Probleme in der Debatte um Kennzeichnungen:


o Jede Kennzeichnung vertritt einen Gegenstand (Postion von Meinong) 
Problem: Der gegenwärtige König von Frankr. existiert nicht; ein rundes
Quadrat existiert nicht.  Verletzung des Gesetzt vom Widerspruch
o (S.9) Unterscheidung von Sinn und Bedeutung (Frege):
›der Massenmittelpunkt des Sonnensystems zu Beginn des 20. Jahrhunderts‹
ist zusammengesetzter Sinn. Seine Bedeutung ein bestimmter Punkt. Auch
nicht zusammengesetzte Kennzeichnungen haben Sinn und Bedeutung. In
Zusammensetzungen geht der Sinn zusammen, nicht die Bedeutung.
(Beispiel: ›Der Montblanc ist 1000 Meter hoch‹ - der Sinn von ›Montblanc‹
geht in den Zusammenhang mit ein, nicht seine Bedeutung, der tatsächliche
Berg.)
o Probleme:
 1. Kennzeichnungen ohne (offensichtliche) Bedeutung:
(1. Beispiel)
›Der König von England hat eine Glatze‹ - keine Aussage über den
zusammengesetzten Sinn, sondern über den wirklichen Mann
(Bedeutung)

Dem steht entgegen:


›Der König von Frankreich hat eine Glatze‹ - müsste auch eine Aussage
über den wirklichen Mann sein, aber diesen gibt es nicht. Keine
Bedeutung.
(S.10) Oder: ›Der König von Frankreich hat eine Glatze‹ ist ohne Sinn /
Unsinn [unsicher, ob korrekt]. Aber es muss Sinn haben, da es
offensichtlich falsch ist.

(2. Beispiel)
König sagt: ›Wenn Ferdinand nicht ertrunken ist, ist Ferdinand mein
einziger Sohn‹
›Mein einziger Sohn‹ har nur eine Bedeutung, wenn man genau einen
Sohn hat. ›Mein einziger Sohn‹ wird jedoch kein Unsinn, wenn
Ferdinand tatsächlich ertrunken wäre.

 2 Auswege:
1. Bedeutungen einführen, die auf den ersten Blick fehlen (wie bei
Meinong) Frege auch (?))
Frege führt Nullklassen ein, die konventionelle
Bedeutung einführt. Dies ist Russel zu künstlich (führt
jedoch nicht zu logischen Widerspruch wie bei
Meinong)
2. Es geht bei Aussagen mit Kennzeichnungen nicht um Bedeutung
(Russels Weg)
(S. 9 Fußnote) ergänzend: Keinen Sinn, nur manchmal Bedeutung
(S. 12) ergänzend: Die Beziehung von Sinn und Bedeutung und die
Theorie dahinter muss falsch sein.

 (S.11) Probleme, die eine Theorie der Beschreibung lösen muss:


o 1. Ist a = b, dann muss was für a wahr ist auch für b gelten. Sie können in
Aussagen füreinander ersetzt werden, ohne dass der Wahrheitswert sich ändert
»Ist Scott der Autor von Waverly?« (Scott ist der Autor von Waverly) ist nicht
gleich mit der Frage: »Ist Scott Scott?«
o 2. Das Gesetztes vom ausgeschlossenen Dritten (a ist b oder a ist nicht b) darf
nicht verletzt werden: ›Der gegenwärtige König von Frankreich hat eine
Glatze‹ oder ›Der gegenwärtige König von Frankreich hat keine Glatze‹ muss
wahr sein. Wie gehen wir mit diesem Satz um?
o (S.12) 3. Wie kann eine Nicht-Entität das Subjekt einer Aussage sein?
Beispiel: ›Der Unterschied zwischen a und b.‹ a und b sind jedoch gleich.

 Problem der Beziehung von Sinn und Bedeutung:


o Vorinformation:
Der Sinn bedeute die Bedeutung (bei Frege)
Unterscheidung von Sinn und Bedeutung durch Anführungszeichen: C ist die
Bedeutung und ›C‹ ist der Sinn
 Bsp: Der Massenmittelpunkt des Sonnensystems ist ein Punkt, kein
kennzeichnender Komplex;
›Der Massenmittelpunkt des Sonnensystems‹ ist ein kennzeichnender
Komplex, kein Punkt
o (S.13) (1) Es ist schwierig die Verbindung von Sinn und Bedeutung zu
erhalten, ohne dass diese dasselbe sind.
o (2) Sinn kann nur durch Kennzeichnungen erreicht werden
 Erläuterung: Das Grays elegy Argument (verwirrend)
 (S.14)„Sobald der Komplex in einer Aussage vorkommt, handelt die
Aussage von der Bedeutung, und wenn wir eine Aussage mit ›der Sinn
von C‹ als Subjekt machen, dann ist das Subjekt der Sinn der
Bedeutung, was nicht gewünscht war.“

 (S. 15) Russel: Der Sinn ist relevant, wenn Kennzeichen in der Aussage enthalten
sind: Bsp: Scott war der Autor von Waverly. (korrekt?)

 Russels Theorie:

o Zu Rätsel 1:
o Ein Kennzeichen hat nur Bedeutung als Teil eines Satzes
o Bsp: ›Scott war ein Mensch‹  ›x war ein Mensch‹ (mit Subjekt Scott)
(S.16):
›Der Autor von Waverly war Scott‹ (ungleich): x war ein Mensch; ›Autor von
Waverly‹ ist nicht das Subjekt; sondern  Eine und nur eine Entität schrieb
Waverly, und diese war ein Mensch
Daraus folgt, wenn wir sagen: Scott ist der Autor von Waverly
 ›Eine und nur eine Entität schrieb Waverly und diese war identisch mit
Scott‹
 Allgemeiner ›C‹ bedeutet ›Es ist nicht immer falsch von x, dass x Waverly
schrieb, dass es immer wahr von y ist , dass wenn y Waverly schrieb, y mit x
identisch ist, und dass Scott identisch mit x ist.‹
 X ist die Bedeutung des Ausdrucks ›C‹
 ›C‹ ist nur ein Ausdruck kein Sinn (da der Ausdruck für sich genommen
keinen Sinn hat, da er in der Aussage aufgelöst wird)
o (S.17) Unterscheidung von primären und sekundären Gebrauch von
Kennzeichnungen (Immer noch Lösung zu Rätsel 1):
George der IV. wollte wissen, ob Scott der Autor von Waverly ist.
 primär (›Autor von Waverly‹): ›Ein und nur ein Mensch schrieb Waverly,
und George IV. wollte wissen, ob Scott dieser Mensch war‹; Oder: ›George IV.
wollte in Bezug auf den Mann, der tatsächlich Waverly schrieb, wissen, ob er
Scott war.‹ („Ist das Scott?“)
 sekundär (›Autor von Waverly‹): ›George der IV. wollten wissen, ob ein
und nur ein Mensch Waverly schrieb und Scott dieser Mensch war.‹
 Def. Sekundärer Gebrauch: Ausdruck in Aussage p, die selbst nur
Bestandteil der gerade untersuchten Aussage ist, und die Ersetzung der
Kennzeichnung in p geschieht nicht in der vollständigen Aussage.

o (S. 18) Zu Rätsel 2 (ausgeschlossener Dritter):


›C‹ = Begriff mit Eigenschaft F
›C hat die Eigenschaft q‹  ›Ein und nur ein Begriff hat die Eigenschaft F,
und der hat die Eigenschaft q‹
Daraus folgt, dass wenn F zu keinem Begriff oder mehr als einem gehört ist der
Satz ›C hat die Eigenschaft q‹ immer falsch.
o Bezogen auf den König von Frankreich:
›Der gegenwärtige König von Frankreich hat eine Glatze‹ ist falsch
›Der gegenwärtige König von Frankreich hat keine Glatze‹ ist falsch, wenn
man schreibt: ›Es gibt eine Entität, die jetzt König von Frankreich ist und
keine Glatze hat‹. (primärer Gebrauch = wahr)
Dies ist wahr, wenn: ›Es ist falsch, dass es eine Entität gibt, die jetzt König
von Frankreich ist und eine Glatze hat‹. (sekundärer Gebrauch = falsch)
o In der Negation gebrauchen wir ›der König von Frankreich‹ sekundär und
entgehen so einem logischen Widerspruch (ausgeschlossener Dritter)

o (S.19) Zu Rätsel 3:
 Der Unterschied zwischen A und B bezeichnet nichts, wenn A und B
identisch sind.
 Kurzer Absatz über a R b (nicht verständlich)
 Derartige nicht-existierende Entitäten sind Kennzeichnungen, die nichts
kennzeichnen. Wenn eine solche primär gebraucht wird, ist die
Aussage falsch, wird sie sekundär gebraucht, kann die Aussage wahr
sein. [Primär verwendet macht die Aussage eine Existenzaussagen?]

o (S.20) Konsequenzen der Theorie für Interpretationen von Definitionen (m-n)


o (S.21) Identität ist ein nützlicher Begriff
o (S.21/22) Konsequenz der Theorie:
 Aussagen, die über eine Kennzeichnung ein Ding einführen, mit dem
wir keine unmittelbare Bekanntschaft haben, entalten dies nicht
wirklich als Bestandteil, sondern alle Bestandteile, die durch die
zusammengesetzten Wörter der Kennzeichnung ausgedrückt werden.
 Alle Bestandteile einer Aussage sind tatsächliche Entitäten

Fragen

 Unterscheidung von: Denotation (denoting phrase), definite describtion,


Beschreibung, Ausdruck, Eigenname (S. 11 „Theorie der Beschreibung“)
 Verbaler Ausdruck?
 Wieso Kennzeichen so wichtig?
 Etwas, das wahr oder falsch sein kann, kann nicht Unsinn sein? Was ist Unsinn?
Verbindung zu Sinn bei Frege?
 S.10 Element u?
 Nullkassen bei Frege
 S. 12 Unterschied: Subsistenz und Existenz (im Rahmen von Ich denke, also bin ich)
 Warum habe ich den Sinn, wenn ich ihn in Anführungszeichen packe? (S. 12)
 Ist der Sinn der Bedeutung etwas anderes als der Sinn des Kennzeichens?

Das könnte Ihnen auch gefallen