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Einführung in die Logik Sitzung 5 16.05.

2022
Adäquate Übersetzung, klassische Schlussformen und klassische Fehlschlüsse

Wiederholung: Wahrheitstafeln und Bäume:


Sprache AL mit ihren zwei Beweisverfahren, mit denen geprüft werden kann

 Ob ein Satz in AL logisch wahr oder logisch falsch ist


 Ob ein Argument in AL gültig oder ungültig ist

Übersetzung in die Sprache AL:


Wozu ist die künstliche Sprache AL nützlich? Wir können sie benutzen, um von ihr auf die logischen
Eigenschaften natürlicher Sprachen zu schließen.
- Jedem atomaren Satz einen Satzbuchstaben zuordnen
- Umgangssprachliche logische Ausdrücke mittels Junktoren ausdrücken

Voraussetzungen um einen deutschen Satz in einen Satz der Sprache AL zu übersetzen:

 Übersetzung muss adäquat sein


 Übersetzung muss strukturreich sein
 Ähnlichkeit: Der Satz von AL muss in seiner Struktur dem deutschen Satz ähnlich sein

Adäquatheit:
Die beiden Sätze müssen bedeutungsgleich sein
Ein Satz A ist genau dann eine adäquate Übersetzung eines Satzes A´, wenn A und A´ dieselben
Wahrheitsbedingungen besitzen
Strukturreichtum:
Jede Möglichkeit, logische Ausdrücke in dem logischen Satz wiederzugeben nutzen.
Bsp.: Wuppertal liegt nicht in Frankreich
¬p anstatt p (negierte Sätze nicht als atomare Sätze von AL übersetzen!)
Ähnlichkeit:
Die logische Struktur des umgangssprachlichen Satzes sollte der logischen Struktur des Satzes von AL
ähnlich sein
Besonderheiten und Schwierigkeiten beim Übersetzen in die Sprache AL durch die Junktoren:
Negationen: Versionen
Im Deutschen existieren verschiedenste Versionen um Negationen zu bilden
Nicht / es ist nicht der Fall, dass / kein / niemand /nichts

Negationen der Vorsilbe Un-:


Bsp: Das Haus ist unbewohnt -> ¬p
ABER VORSICHT: Nur möglich, weil zwischen den Sätzen „Das Haus ist bewohnt“ und „Das Haus ist
unbewohnt“ ein kontradiktorischer Gegensatz vorliegt:

Zwei Aussagen bilden genau dann einen kontradiktorischen Gegensatz, wenn die eine genau dann wahr
ist, wenn die andere falsch ist, d.h. wenn die eine mit der Negation der anderen äquivalent ist.

Beispiel für einen nicht-kontradiktorischen Gegensatz:


Frau Heinzelmann ist unbeliebt.
Nicht gleichbedeutend mit „Es ist nicht der Fall, dass Frau Heinzelmann beliebt ist.
Also: P anstatt ¬p -> eine Person, die nicht beliebt ist muss nicht unbeliebt sein.

Konjunktionen: Versionen
Im Deutschen existieren verschiedenste Versionen um Konjunktionen zu bilden Sie alle unterscheiden sich
nicht in ihren Wahrheitsbedingungen.
Und / sowohl, als auch / ebenso, wie / obwohl / aber / weil / dadurch, dass
Bsp.: Hannes ist glücklich, weil die Sonne scheint“ entspricht: „Hannes ist glücklich, und die Sonne scheint

Konjunktionen: Zweideutigkeiten:
Bsp.: Hans und Gerda sind verheiratet
Aus dieser Aussage geht nicht klar hervor, ob die beiden miteinander verheiratet sind oder jeweils mit einer
anderen Person
 P oder p ⋀ q

Adjunktionen: ausschließendes oder einschließendes Oder:


Der Adjunktor „V“ meint stets das einschließende „oder“
Ausschließende „Oder“:

 Aussage ist dann und nur dann wahr, wenn genau eine Teilaussage wahr ist
 wird als negierte Bisubjunktion übersetzt: ¬(p ↔ q)
 nur „entweder…oder“ meint das ausschließende „oder“!!
Subjunktionen: Grundproblem:
Die inhaltliche Relevanz, die im Deutschen bei der Verwendung von „wenn…, dann …“ zum Ausdruck
kommt, geht mit der Übersetzung in die Sprache AL mittels Subjunktor verloren

Subjunktionen: „Nur dann,wenn“:


Umgangssprachliche Sätze der Form „A nur dann, wenn B“ können wir durch Subjunktionen der Form „¬B
→ ¬A“ oder durch Subjunktionen der Form „A → B“ in die Sprache AL übersetzen.
„Hans kommt nur zur Party, wenn Helga kommt.“
P: Helga kommt zur Party
Q: Hans kommt zur Party -> ¬q → ¬p oder q→p

Subjunktionen: Notwendige und hinreichende Bedingung:


Hinreichend: Wenn A, dann B A -> B (Konsequens einer Subjunktion)
Notwendig: Wenn nicht A, dann nicht B ¬A → ¬B oder B -> A (Antecedens einer S.)

Bisubjunktionen: Erläuterung:
(A ↔ B) lässt sich ausdrücken durch den Satz (A → B) ⋀ (B → A).

Klassische Schlussformen (erkennen und benennen können):

 Modus Ponens
 Modus Tollens
 Disjunktiver Syllogismus
 Konjunktiver Syllogismus
 Hypothetischer Syllogismus
 Klassisches Dilemma
Klassische Fehlschlussformen erkennen und benennen können):

 Bejahung des Konsequens


 Verneinung des Antecedens
 Disjunktiver Fehschluss

Einzelne Erklärung der klassischen Schlussformen:


Modus Ponens:

1. Prämisse Wenn Torsten raucht, hat er ein schlechtes Gewissen


2. Prämisse Torsten raucht

Konklusion Also hat Torsten ein schlechtes Gewissen


p -> q, p ⊨ q
Modus Tollens:

1. Prämisse Wenn Torsten raucht, hat er ein schlechtes Gewissen


2. Prämisse Torsten hat kein schlechtes Gewissen

Konklusion Also raucht Torsten nicht


p -> q, ¬q ⊨ ¬p

Disjunktiver Syllogismus:
1. Prämisse: Der Eiffelturm ist 224 Meter hoch oder der Eiffelturm ist 324 Meter hoch.
2. Prämisse: 224 Meter ist der Eiffelturm nicht hoch.
Konklusion: Also ist der Eiffelturm 324 Meter hoch.
p ⋁ q, ¬p ⊨ q

Konjunktiver Syllogismus:
1. Prämisse: Es ist nicht der Fall, dass Kreise rund und quadratisch sind.
2. Prämisse: Kreise sind rund.
Konklusion: Also sind Kreise nicht quadratisch.
¬ (p ⋀ q), p ⊨ ¬q

Hypothetischer Syllogismus:

1. Prämisse: Wenn Paris in Frankreich liegt, dann liegt Paris in Europa.


2. Prämisse: Wenn Paris in Europa liegt, dann befindet sich der Eiffelturm in Europa.
Konklusion: Wenn Paris also in Frankreich liegt, dann befindet sich der Eiffelturm in Europa
p → q, q → r ⊨ p → r

Klassisches Dilemma:
1. Prämisse: Wenn Neo die Pille schluckt, wird er unglücklich werden.
2. Prämisse: Wenn Neo die Pille nicht schluckt, wird er unglücklich werden.
Konklusion: Also wird Neo unglücklich werden.

p → q, ¬p → q ⊨ q

Einzelne Erklärung der klassischen Fehlschlussformen:

Bejahung des Konsequens:


1. Prämisse: Wenn Torsten raucht, hat er ein schlechtes Gewissen.
2. Prämisse: Torsten hat ein schlechtes Gewissen.
Konklusion: Also raucht Torsten.

p → q, q ⊨ p

Verneinung des Antecedens:


1. Prämisse: Wenn Torsten raucht, hat er ein schlechtes Gewissen.
2. Prämisse: Torsten raucht nicht.
Konklusion: Also hat Torsten kein schlechtes Gewissen

p → q, ¬p ⊨ ¬q
Disjunktiver Fehlschluss:
1. Prämisse: Schnabeltiere sind Säugetiere oder legen Eier.
2. Prämisse: Schnabeltiere sind Säugetiere.
Konklusion: Also legen Schnabeltiere keine Eier.

p ⋁ q, p ⊨ ¬q

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