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Formale Logik, Wintersemester 05/06

Übungsaufgaben 1

1. Prämissen und Konklusionen


Identifizieren und markieren Sie in den folgenden Textabschnitten Prämissen und
Konklusionen (durch Unterstreichung und Kennzeichnung mit „P“ und „K“).

Dass Richter in wichtigen Fällen ihr Amt lebenslang ausüben, ist eine fragwürdige Sache,
denn Körper und Geist altern gleichermaßen.
(Aristoteles, Politik, Buch II, Kap. 9)

Der letzte Urheber aller unsrer Entschlüsse ist der Schöpfer der Welt, der dieser ungeheuren
Maschine zuerst Bewegung mitteilte und allen Wesen die bestimmte Stellung gab, aus der alle
späteren Vorgänge mit unerbittlicher Notwendigkeit sich ergeben mussten. Menschliche
Handlungen können deshalb niemals moralisch schlecht sein, da sie von einer so guten
Ursache kommen.
(David Hume, Untersuchung in Betreff des menschlichen Verstandes, Abteilung VIII)

Der gesunde Verstand ist die bestverteilte Sache der Welt; denn jedermann glaubt, so wohl
damit versehen zu sein, dass selbst einer, der in allen anderen Dingen nur sehr schwer
zufriedenzustellen ist, für gewöhnlich nicht mehr davon wünscht, als er besitzt.
(René Descartes, Diskurs über die Methode, 1. Teil)

2. Gültigkeit und Schlüssigkeit


a) Welche der folgenden Argumente halten Sie für gültig?
b) Für alle der folgenden Argumente, die Sie für gültig halten: Halten Sie sie auch für
schlüssig?
c) Für alle der folgenden Argumente, die Sie nicht für gültig halten: Geben Sie ein analoges
Argument an, das von offensichtlich wahren Prämissen zu einer offensichtlich falschen
Schlussfolgerung führt.

Moby Dick ist ein Fisch oder Moby Dick ist ein Schalentier.
Moby Dick ist kein Schalentier.
Moby Dick ist ein Fisch.

Einige Polizisten sind Brillenträger.


Einige Polizisten sind Schnurbartträger.
Einige Schnurbartträger sind Brillenträger.

Nur wenn der Eiffelturm nass wird, regnet es in Paris.


Der Eiffelturm wird jetzt gerade nass.
Es regnet jetzt gerade in Paris

Einige Studierende der Philosophie sind Frauen.


Alle Studierende der Philosophie sind sterblich.
Einige Frauen sind sterblich.

Der Landwirtschaftsminister ist ein alter Hase oder ein Mitglied der CSU.
Der Landwirtschaftsminister ist ein alter Hase.
Der Landwirtschaftsminister ist ein Mitglied der CSU.

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In der Vergangenheit hat gegen die Kälte im Wohnzimmer immer geholfen, die Heizung
anzustellen.
Man sollte gegen die Kälte im Wohnzimmer etwas tun.
Man sollte im Wohnzimmer die Heizung anstellen.

3. Deduktive Gültigkeit
Die folgenden zwei Argumente sind deduktiv gültig.
a) Formulieren Sie ein formal analoges Argument, das ebenfalls deduktiv gültig ist.
b) Versuchen Sie, die logische Form des Arguments zu beschreiben, indem Sie die
inhaltlichen Bestandteile durch Buchstaben ersetzen.

Die Weihnachtsfeier ist am 1. Adventssonntag oder die Weihnachtsfeier ist am 2.


Adventssonntag.
Die Weihnachtsfeier ist nicht am 1. Adventssonntag
Die Weihnachtsfeier ist am 2. Adventssonntag.

Wenn es regnet, wird die Erde nass.


Es regnet.
Die Erde wird nass.

Beispiel: Die Erde ist rund und der Himmel ist blau.
Die Erde ist rund.

a) Analoges Argument:
Der Papst ist ein Mann und Finnland ist baumreich.
Der Papst ist ein Mann.

b) Logische Form:
A und B
A

Probieren Sie dies auch für diejenigen Argumente aus Aufgabe 2, die deduktiv gültig sind.

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Formale Logik, Wintersemester 05/06
Übungsaufgaben 2

Aufgabe 2.1 Bestimmung von Aussagen

a) Welche der folgenden Sätze sind Aussagen und welche nicht.?


b) Welche der Aussagen sind atomar und welche zusammengesetzt?
c) Unterstreichen Sie in den Aussagen alle wahrheitsfunktionalen Aussagenverknüpfungen.
d) Welche der Aussagen sind wahr?

1. Pinguine sind Vögel.


2. Lauf, Forrest, lauf!
3. Es ist nicht der Fall, dass Peter Hugo sucht, oder es ist der Fall, dass Peter Hugo vermisst.
4. Der Bundeskanzler der BRD heißt Gerhard Schröder und der Bundeskanzler der BRD
wird bald eine Frau sein.
5. Wenn Gabi gerne Logik studiert oder Hörsaal 15 besonders liebt, dann ist sie jeden
Donnerstag Nachmittag an der Uni und lauscht gespannt der Logikvorlesung oder Gabi
bleibt zu Hause und leidet unter dem Gefühl etwas zu verpassen.
6. Kirschen sind schmackhafte Früchte.
7. Wenn die SPD es nicht schafft einen neuen Vorsitzenden zu finden, dann wird der
Koalitionsprozess scheitern und die Wahrscheinlichkeit für eine Jamaikakoalition steigt
oder die Unwahrscheinlichkeit einer Rot-Rot-Grünen Regierung sinkt.
8. Ist es eine Frage der Syntax oder der Semantik, ob eine Aussage wahr ist oder nicht?

Aufgabe 2.2. Begriffe der Gültigkeit, der deduktiven Gültigkeit und Schlüssigkeit

Welche der folgenden Aussagesätze sind wahr? Begründen sie ihre Aussage.

a) Wenn ein gültiges Argument nicht schlüssig ist, dann sind alle seine Prämissen falsch.
b) Kein ungültiges Argument ist schlüssig.
c) Ein schlüssiges Argument kann eine falsche Prämisse haben.
d) Ein schlüssiges Argument ist gültig und hat nur wahre Prämissen.
e) Ein Argument ist gültig, wenn unter der Annahme, dass alle seine Prämissen wahr sind,
es rational ist auch die Konklusion für wahr zu halten.
f) Kein Argument ist gültig, wenn es nicht mindestens eine wahre Prämisse hat.
g) Ein deduktiv gültiges Argument ist von der Form, dass die Konklusion wahr sein muss,
sofern alle seine Prämissen wahr sind.
h) Ist die Konklusion eines Arguments falsch, so ist es nicht gültig.

Aufgabe 2.3. Wahrheitsfunktionale Aussagenverknüpfungen

a) Konjunktion.

- Gebens Sie die Wahrheitstafel für die Konjunktion an.

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- Formulieren Sie in eigenen Worten wann eine Konjunktion wahr und wann sie falsch
ist.
- Formulieren Sie mindestens einen deutschen Satz in dem sich das ,und‘
wahrheitsfunktional verhält, und auch einen deutschen Satz, in dem sich das ‚und‘
nicht wahrheitsfunktional verhält.

b) Wiederholen Sie diese Übung für die Adjunktion.


c) Wiederholen Sie diese Übung für die Negation.
d) Wiederholen Sie diese Übung für die Subjunktion.
e) Wiederholen Sie diese Übung für die Bisubjunktion.

Aufgabe 2.4.

a) Erläutern Sie den Satz vom Widerspruch.


b) Erläutern Sie den Satz vom Ausgeschlossenen Dritten.
c) Erläutern Sie den Unterschied zwischen dem einschließenden Oder und dem
ausschließenden Oder.

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Formale Logik, Wintersemester 05/06
Übungsaufgaben 3

Aufgabe 3.1 Objekt- und Metasprache


In welchen der folgenden Sätze werden sprachliche Ausdrücke verwendet, in welchen
erwähnt? Ergänzen, bzw. streichen Sie die Anführungszeichen.

1. Tisch besteht aus fünf Buchstaben.


2. „Athen“ ist die Hauptstadt Griechenlands.
3. Schön ist ein Adjektiv.
4. „Wale“ sind Säugetiere.
5. Friederike mag Lakritze oder Schokolade.
6. „Kaffee“ besteht aus gemahlenen Kaffeebohnen.
7. „Ehrenfried“ ist ein Igel.
8. Ehrenfried besitzt ein stachelbewährtes Äußeres.

Aufgabe 3.2 Syntax und Semantik


Geben Sie Beispiele für syntaktische und semantische Aspekte der folgenden Sätze.

1. Entweder Friederike mag Lakritze oder Schokolade oder sie ist krank.
2. A ∨ B ↔ ¬C

Aufgabe 3.3 Sätze von AL


Welche der folgenden Sätze sind Sätze von AL, welche nicht? Welche sind wohlgebildet,
welche nicht? Wo müssen Klammern gesetzt werden, wo gestrichen?

1. (A ∧ B) ∧ C
2. ((F ↔ G) ∧ G) → F
3. T ∧ G → H
4. P1 → P2 ∧ P1 → P3
5. (A ∨ B) ∧ ¬A → B
6. (A ∧ B) ↔ (B ∧ A)
7. a → ¬b
8. A ↔ (¬B)
9. A ∧ B ∨ B ∧ C ↔ ¬D
Aufgabe 3.4 Intensionale und extensionale Interpretationen

a) Was ist eine intensionale, was eine extensionale Interpretation?

b) Geben Sie eine intensionale Interpretation an, so dass alle drei folgenden Aussagen wahr
sind.

(¬A ∨ B) ∧ (¬C ∨ B)
¬A ∧ ¬C → ¬B
A∨C→B

c) Welche Wahrheitswerte haben diese Aussagen, wenn die atomaren Sätze die darunter
geschriebene extensionale Interpretation zugewiesen bekommen?

(B ∧ C) ∨ (¬B → A)
f w f f

(A→B) ∨ (A→C) → (B ∧ C → A)
f w f f w f f

(A ↔ B) ∧ (B ↔ C) → (A ↔ C)
w w w f w f

d) Schlagen Sie für jeden der folgenden Sätze mindestens eine extensionale Interpretation vor
und geben Sie an, ob der Satz dadurch wahr oder falsch ist. Legen Sie Wahrheitswerttabellen
an.

(A → B) ∧ (A → C) → (A → B ∧ C)
(A ∧ B) ∨ (¬A ∧ ¬B)
(A → B) ∨ (C → B) → (A ∧ B → C)
(A ∧ B) ↔ (¬A ∧ ¬B)

Aufgabe 3.5 Überlegen Sie sich, wie man einen natürlichsprachlichen Satz, der das
ausschließende „oder“ enthält, in AL übersetzen könnte.
Formale Logik, Wintersemester 05/06
Übungsaufgaben 4

Aufgabe 4.1.

a) Welche der folgenden Satzpaare von AL haben dieselbe logische Form?

1. A → B ∧ (F ∨ D) 2. P ∧ K ↔ D ∨ (F → H)
A → C ∧ (G ∨ A) J ∧ Z1 ↔ Z2 ∨ (Z3 → Z4)

3. ¬(A ↔ B) ↔ ¬A ↔ B 4. A ∨ B ↔ ¬A → B
¬C ↔ D ↔ ¬(D ↔ C) G1 ∨ G2 ↔ ¬G2 → G1

Aufgabe 4.2.

a) Überprüfen Sie die folgenden aussagenlogischen Argumente auf deduktive Gültigkeit.

1. A→D 2. H→A∨B 3. ¬(P1 ∧ U5)


D→B H P1
B→A ---------------- --------------
-------- A∨B U5
A

4. A ∧ ¬A → ¬B ∨ C
¬(A ∧ ¬A) → ¬B ∨ C
-----------------------------
C ∨ ¬B

Aufgabe 4.3.

a) Überprüfen sie die folgenden Sätze von AL auf logische Wahrheit.

1. H ↔ ¬(G ∧ H)

2. P ∧ Q → (¬P ∧ ¬Q)

3. (¬A9 → A5 ∨ A9) ↔ (A9 → ¬A9)

4. (R ↔ L5 ∨ F) ↔ (¬(¬L5 ∨ ¬F) ↔ R)

5. (A ∧ B) ∨ (A ∧ C) ↔ (A ∨ B) ∧ (A ∨ C)

6. ¬((A → B) ∧ ¬B → ¬A)

7. ¬(¬B → ¬A) → (A → B)

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Aufgabe 4.4.

Gegeben sei folgende Situation X: Es gibt Heidi, Stephan, Lothar, Julia und Klaus. Die
Beziehungen der fünf sehen wie folgt aus: Klaus mag Heidi. Stephan mag Klaus. Lothar
wiederum mag Stephan nicht. Zudem hasst Klaus Julia. Julia mag Heidi, Lothar und Klaus.
Heidi sind alle Menschen egal, sie hasst oder mag niemanden.

Gegeben sei auch folgende intensionale Interpretation:

„P“ möge bedeuten „Lothar mag Stephan“


„Q“ möge bedeuten „Julia hasst Heidi“
„R“ möge bedeuten „Stephan mag Klaus“
„S“ möge bedeuten „Julia hasst Lothar“
„T“ möge bedeuten „Klaus mag Heidi“

Welche der folgenden Sätze von AL sind nun, gegeben die Situation X, bezüglich der
Interpretation wahr?

a) P → ¬S
b) ¬P ∧ ¬Q → (R ∧ T → P ∧ Q)
c) ¬P ∧ (¬Q ∧ (¬R ∨ ¬T))
d) ¬S
e) (R ↔ T) ∧ (P ↔ ¬T)
f) (((R ↔ T) → (R → P)) → S ∨ ((P ∨ Q) ∧ R) → P) → ¬ S

Aufgabe 4.5.

Welche der folgenden Aussagenmengen sind inkonsistent?

a) {„A ∨ B“, „A ∨ ¬B“, „¬A“}

b) {„P → Q“, „Q → R“, „R → ¬P“}

c) {„(F ∨ G) ∧ (F → G)“, „¬H ∨ ¬G“, „H“}

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Formale Logik, Wintersemester 05/06
Übungsaufgaben 5

Aufgabe 5.1
Welche der folgenden Behauptungen stimmen? (Überprüfen Sie die logische Äquivalenz bzw.
Folgerung im Zweifelsfall mit Hilfe von Wahrheitstafeln.)

A∨B≡B∨A
¬(A ∧ B) ≡ ¬A ∧ ¬B
¬(¬A ∨ ¬B) ≡ A ∨ B
(A → B) ∧ (B → C) } (A → C)
(A → B) ∧ (B → C) } (A → B)
(A → B) ∧ (B → C) } (A → D)
A ∨ (B ∨ C) ≡ (A ∨ B) ∨ C
¬(A ∨ B) ≡ ¬A ∧ ¬B
(A ∧ B) ∨ ((C ∨ ¬A) → (A ∧ D)) ≡ (A ∧ B) ∨ ¬(C ∨ ¬A) ∨ (A ∧ D)
A → B } ¬B → ¬A
¬A ∨ ¬B ≡ AB

Aufgabe 5.2
Widerholung: Was versteht man unter
a) Gültigkeit, b) Schlüssigkeit, c) Deduktiver Gültigkeit,
d) Logischer Wahrheit und e) Inkonsistenz?

Aufgabe 5.3
a) Formen Sie so um, dass die Junktoren „→“ und „↔“ nicht mehr vorkommen.
¬A → B ¬A ∧ ¬B → C ∨ D ¬(A → ¬B ∨ ¬C)

b) Formen Sie so um, dass keine Junktoren außer „∨“ und „¬“ mehr vorkommen.
A→B (A → B) → C A∧B∧C

c) Formen Sie so um, dass keine Junktoren außer „∧“ und „¬“ mehr vorkommen.
A→B C→A∨B A↔B
d) Vereinfachen Sie die folgenden Sätze von AL.
(¬A ∨ B) ∧ (¬A ∨ C) (A ∧ B) ∧ (A ∧ C) (A ∨ B) ∨ (C ∨ B)
(A ∨ B) ∨ (C → B) (A ∧ B ∧ C) ∨ (A ∧ B ∧ D) (B ∧ A) ∨ (B ∧ ¬A)

Aufgabe 5.4
Übersetzten Sie die folgenden Sätze bzw. Argumente möglichst strukturgleich in die Sprache
AL. Geben Sie dabei an, welche Sachverhalte die Satzbuchstaben ausdrücken, die Sie
verwenden. Legen Sie für die formalisierten Argumente Wahrheitstafeln an.

a) Es hat gestern in Bielefeld geregnet.


b) Hans geht morgen zur Schule oder er schwänzt.
c) Gabi liebt Kuchen, aber keine Torte.
d) Entweder die Menschheit besinnt sich auf den Umweltschutz oder alle nichtessbaren
Tiere werden aussterben.
e) Dass jemand ein Lebewesen und vernunftbegabt ist, ist sowohl notwendig als auch
hinreichend dafür, dass dieser jemand ein Mensch ist.
f) Nur dann wenn Julian ein Auto mitbringt, fährt der Turnverein nach Italien. Dass
Julian ein Auto mitbringt ist aber nicht hinreichend dafür, dass der Turnverein nach
Italien fährt.
g) Wenn Bob eine raucht, fühlt er sich besser. Bob raucht gerade eine. Bob fühlt sich also
besser.
h) Wenn Bob Musik macht, kann sein Nachbar nicht schlafen. Bob macht gerade keine
Musik. Somit kann sein Nachbar in Ruhe schlafen.
i) Putin ist ein demokratisch gewählter Präsident oder ein skrupelloser Diktator. Da
Putin kein Diktator ist, ist er ein demokratisch gewählter Präsident.
j) Es kann nicht sein, dass Gerhard Schröder nicht mehr Bundeskanzler ist und trotzdem
in der Politik bleibt. Schröder bleibt nicht Bundeskanzler. Somit wird Schröder sich
aus der Politik zurückziehen.
k) Wenn die große Koalition kommt, wird die Mehrwertsteuer steigen. Wenn die
Mehrwertsteuer steigen wird, wird alles teurer. Somit wird alles teurer wenn die große
Koalition kommt.

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