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Skript zur Vorlesung

Elementarmathematik I

Wintersemester 2019/2020

Prof. Dr. Alex Küronya


Inhaltsverzeichnis
1 Logik 1

2 Mengentheorie 7
1 Logik

Abstraktes Denken
Mathematik
Problemlösungsfähigkeiten
Basis für Natur- Ingenieurwissenschaften
(aber durch Statistik: ∼)
Wie eine reine Sprache

Die Grundlage für diese Sprache ist die sogenannte Aussagenlogik:

• Eine Aussage ist der als Satz formulierte Gedanke, den man auf sinnvollem
Wege dem Wahrheitswert zuordnen kann.

• Insbesondere: In der Mathematik beschäftigen wir uns mit Aussagen, die ent-
weder wahr oder falsch sind, aber nicht beides.

z.B.: 2 ist eine gerade Zahl


4 ist eine Potenzzahl usw.

Wir benutzen w oder 1 für wahr


f oder 0 für falsch.

Aussagen kann man auf verschiedene Art und Weise kombinieren.

Definition 1.1 (Konjugation, und)


Die Konjugation zweier Aussagen A und B ist die Aussage „A∧B“, die genau dann wahr ist,
wenn A und B gleichzeitig wahr sind. Das lässt sich durch eine Wahrheitstafel ausdrücken:
A B A ∧ B
1 1 1
1 0 0
0 1 0
0 0 0

Beispiel: A = 24 ist eine gerade Zahl


B = 24 ist durch 3 teilbar
C = 24 ist durch 5 teilbar.

Übungsaufgabe 1 Welche von A ∧ B, A ∧ C, B ∧ C sind richtig?

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Definition 1.2 (Disjunktion, oder) Die Disjunktion zweier Aussagen A und B ist die Aus-
sage „A ∨ B“, die genau dann wahr ist, wenn wenigstens eine der Aussagen A oder B wahr
ist.

Achtung: In der natürlichen Sprache bedeutet „oder“ oft „A oder B, aber nicht bei-
des“. Das ist hier nicht der Fall. Wahrheitstafel:
A B A ∨ B
1 1 1
1 0 1
0 1 1
0 0 0
Beispiel: Seien A, B, C wie im Beispiel oben, welche von A ∨ B, A ∨ C, B ∨ C sind
wahr?

Definition 1.3 (Negation, nicht) Die Negation der Aussage A ist ¬A, die genau dann wahr
ist, wenn A falsch ist.

Beispiel: A = „5 ist gerade“, ¬A = „5 ist ungerade“


A = Diese Kuh ist schwarz“, ¬A = „Diese Kuh ist nicht schwarz“.

Die Wahrheitstafel der Negation ist:


A ¬ A
1 0
0 1
Beispiel: Seien A, B, C wie im Beispiel oben. Was ist ¬A ∨ A, ¬A ∧ B, (B ∨ ¬A) ∧ C?

Definition 1.4 (Implikation, ⇒) unter A ⇒ B (A impliziert B, aus A folgt B) verstehen


wir die Aussage ¬A ∨ B.

Die Wahrheitstafel der Implikation ist:


A B A ⇒ B
1 1 1
1 0 0
0 1 1
0 0 1
Beispiel: Seien A, B Aussagen, betrachten wir beispielsweise die Wahrheitstafel von
(A ∧ B) ⇒ A:

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A B (A ∧ B)⇒ A
1 1 1
1 0 1
0 1 1
0 0 1
die Wahrheitstafel von A ⇒ (A ∧ B):
A B A ⇒(A ∧ B)
1 1 1
1 0 0
0 1 1
0 0 1
die Wahrheitstafel von A ∨ B ⇒ A:
A B (A ∨ B)⇒ A
1 1 1
1 0 1
0 1 0
0 0 1
und die Wahrheitstafel von A ⇒ (A ∨ B):
A B A ⇒(A ∨ B)
1 1 1
1 0 1
0 1 1
0 0 1

Definition 1.5 (Äquivalenz, ⇔) Die logische Äquivalenz der Aussagen A und B ist ("A gilt
genau dann, wenn B gilt") ist die zusammengesetzte Aussage (A ⇒ B) ∧ (B ⇒ A).

Übungsaufgabe 2 Drücken Sie A ⇔ B mithilfe von ∧, ∨, ¬ aus.

Beispiel: Seien A, B Aussagen. Dann sind die Wahrheitstafeln von A ⇒ B, B ⇒ A


und A ⇔ B wie folgt.
A B A ⇒ B
1 1 1
1 0 0
0 1 1
0 0 1

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A B B ⇒ A
1 1 1
1 0 1
0 1 0
0 0 1
A B B ⇔ A
1 1 1
1 0 0
0 1 0
0 0 1
Zwei Aussagen sind logisch äquivalent, wenn sie den gleichen Wahrheitswert haben:

Definition 1.6 Eine zusammengesetzte Aussage heißt eine Tautologie, falls sie immer wahr
ist, unabhängig davon, welche Wahrheitswerte die verknüpften Einzelaussagen besitzen.

Satz 1.7 Die folgenden Ausdrücke sind Tautologien:

i) (doppelte Verneinung) ¬(¬A) ⇔ A

ii) (Verneinungsregeln / Die Morgan’schen Regeln)

¬(A ∧ B) ⇔ (¬A) ∨ (¬B)


¬(A ∨ B) ⇔ (¬A) ∨ (¬B).

iii) (Kommutativgesetze)

A ∧ B ⇔ B ∧ A und A ∨ B ⇔ B ∧ A

iv) (Assoziativgesetze)

A ∧ (B ∧ C) ⇔ (A ∧ B) ∧ C
und A ∨ (B) ∨ C ⇔ (A ∨ B) ∨ C


v) Distributivgesetze

A ∧ (B ∧ C) ⇔ (A ∧ B) ∨ (A ∧ C)
A ∨ (B ∧ C) ⇔ (A ∨ B) ∧ (A ∨ C)

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Beweis : Alle Aussagen können wir mit Wahrheitstafeln beweisen. Exemplarisch
zeigt zum Beispiel die Wahrheitstafel für A ∧ (B ∧ C) ⇔ (A ∧ B) ∨ (A ∧ C):
A B C (( A ∧ B ) ∧ C ) ⇔ ( A ∧ ( B ∧ C ))
1 1 1 1
1 1 0 1
1 0 1 1
1 0 0 1
0 1 1 1
0 1 0 1
0 0 1 1
0 0 0 1
sofort, dass A ∧ (B ∧ C) ⇔ (A ∧ B) ∨ (A ∧ C) eine Tautologie ist. 

Übungsaufgabe 3 (Äquivalenzprinzip)
Ist A eine Tautologie und A ⇔ B eine Tautologie, dann ist B ebenfalls eine Tautologie.

Mathematische Argumentation beruht auf dem Begriff von Implikation.


Idee: Wenn A stimmt, und aus A folgt B, dann soll auch B stimmen. Jetzt können wir
diese Idee formalisieren:

Satz 1.8 (Ableitungsregel)



A ∧ (A ⇒ B) ⇒ B
ist eine Tautologie.

Beweis : Wahrheitstafel:
A B ( A ∧ ( A ⇒ B )) ⇒ B
1 1 1
1 0 1
0 1 1
0 0 1

Ein weiteres Argumentationsbeispiel: Falls aus A folgt B und aus B folgt C, dann soll
aus A auch C folgen.

Satz 1.9 (Syllogismusregel)



(A ⇒ B) ∧ (B ⇒ C) ⇒ (A ⇒ C)

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Beweis : Wahrheitstafel:
A B C (( A ⇒ B ) ∧ ( B ⇒ C )) ⇒ ( A ⇒ C )
1 1 1 1
1 1 0 1
1 0 1 1
1 0 0 1 
0 1 1 1
0 1 0 1
0 0 1 1
0 0 0 1
Jetzt gehen wir ein Stück weiter, und machen unsere Logik komplizierter und nützli-
cher auf einmal: Prädikantenlogik.

Definition 1.10 Eine Aussageform ist ein Satz, der formal wie eine Aussage aussieht, aber
eine oder mehrere Variablen enthält.
Zu jedem Intervall gehört ein zulässiger Objektbereich, woher die sinnvollen Werte kommen
können.

Beispiel:
23 + 25 · 2 − 1 = 0 Aussage
x3 + 25x − 1 = 0 , x ∈ R
ist eine Aussageform A(x) für jede x ∈ R (zulässiger Objektbereich) ist A(x = r) eine
Aussage, die entweder wahr oder falsch ist (in Abhängigkeit von dem Wert von r).
Wichtig: Alles, das wir über Aussagen gelernt haben, bleibt für Aussageformen wich-
tig: Diese kann man verknüpfen:

A(x) ∧ B(x) , ¬A(x) usw.

sind ebenfalls Aussageformen.


Neuigkeit: Es kann sein, dass für die Aussageform A(x) die Aussage A(a) für jedes a
aus dem zulässigen Objektbereich richtig ist. Dann sagen wir: „Für jedes a gilt A(a)“
oder
∀a : A(a) .
Gilt die Aussage A(a) für (mindestens) ein a aus dem Objektbereich, so sagen wir „es
gibt ein a, für das A(a) gilt“ oder
∃a : A(a).

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2 Mengentheorie
Mengentheorie bildet das Fundament der modernen Mathematik.

Definition 2.1 Eine Menge ist eine Zusammenfassung von bestimmten wohlunterscheidba-
ren Objekten („Elemente der Menge“) zu einem Ganzen.

Hauptsache: Wir können irgendwie entscheiden, ob Objekte zu einer gegebenen


Menge gehören oder nicht.
Ein Objekt gehört zu einer Menge oder nicht, aber mehrmals kann es nicht dazuge-
hören.

Definition 2.2 Sei M eine Menge, a ein Objekt, „a ∈ M“ bedeutet „a ist ein Element von
M“.

Wie beschreibt man Mengen?


Durch Aufzählen: {1, 2, 5, 6},
( ) ( )
, , , Fenster, Tür

Aber auch: Mengen können Elemente anderer Mengen sein, z.B.



{1}, {1, 2}, {2} .

{1, 2, . . . , 100} geht auch (wenn klar ist, was sich unter . . . versteckt).
Durch eine Aussageform: M := {x | A(x)} oder {x : A(x)} wobei A(x) eine Aussa-
geform ist
Beispiel: {x | x ist ein Fenster}
{x | ist eine gerade ganze Zahl}
{x | x = α2 , α ist eine reelle Zahl.}
Wichtige Symbole: N steht für die Menge natürlichen Zahlen, N0 für die Menge der
natürlichen Zahlen zusammen mit der 0, Z für die Menge der ganzen Zahlen und R
für die Menge der reellen Zahlen.

Definition 2.3 Zwei Mengen A und B sind gleich (A = B), wenn sie die gleichen Elemente
besitzen.

Bemerkung: Sei A := {x | P (x)} und B := {x | Q(x)}, wo P (x), Q(x) Aussageformen


sind.
Dann: A = B heißt: ∀x : P (x) ⇔ Q(x).

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Definition 2.4 (Teilmenge) A ⊆ B („A ist eine Teilmenge von B), falls aus x ∈ A folgt
x ∈ B (d.h. ∀x : P (x) ⇒ Q(x)). Es folgt insbesondere: A = B dann und genau dann, wenn
A ⊆ B ∧ B ⊆ A.

Beispiel: N ⊆ Z ⊆ R. Eine wichtige Frage ist: Wie zeigt man, dass zwei Mengen
gleich sind?

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