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I NSTITUTE OF M ATHEMATICS

Lineare Algebra 1
N OTIZEN DER Ü BUNGSSTUNDE

TA:
Rathes Sriram

Herbstsemester 2023
Dieses Dokument dient als Ergänzung zu meiner Übungsstunde des Moduls ’Lineare
Algebra 1’ im Herbstsemester 2023 und beinhaltet vor allem weitere Erklärungen zur
Theorie oder auch Tipps für die Übungsserien.

Achtung: Das Dokument kann Fehler beinhalten. Falls sich etwas zum offiziellem
Skript von Prof. Kresch widersprechen sollte, so hat das auch Vorrang.

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Inhaltsverzeichnis

1 Übungsstunde 2 - 11. Oktober 2023 3

2 Übungsstunde 3 - 18. Oktober 2023 10

3 Übungsstunde 4 - 25. Oktober 2023 17

4 Übungsstunde 5 - 1. November 2023 17

5 Übungsstunde 6 - 8. November 2023 17

6 Übungsstunde 7 - 15. November 2023 18

6.1 Quotienvektorraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

6.2 Lineare Unabhängigkeit, Erzeugendensystem und Basis . . . . . . . . . 21

6.3 Körpererweiterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

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1 Übungsstunde 2 - 11. Oktober 2023

Definition 1: Äquivalenzrelation

Sei A eine Menge. Die Relation ∼ ist eine Äquivalenzrelation, falls:

1. ∀ a ∈ A : a ∼ a (Reflexivität)

2. ∀ a, b ∈ A : a ∼ b =⇒ b ∼ a (Symmetrie)

3. ∀ a, b, c ∈ A : a ∼ b ∧ b ∼ c =⇒ a ∼ c (Transitivität)

Example 1: Äquivalenzrelation

Sei A = { P1 , P2 , . . . , P12 } die Menge der Personen in diesem Zimmer. Wir gehen
also davon aus, dass in diesem Zimmer 12 Personen anwesend sind.
Nun will ich auf dieser Menge eine Relation ∼ definieren und zwar wie folgt:

P1 ∼ P2 : ⇐⇒ P1 hat die gleiche Haarfarbe wie P2

∼ ist eine Äquivalenzrelation, da:

1. ∀ P ∈ A : P ∼ P - eine Person hat die gleiche Haarfarbe wie sich selbst

2. ∀ P1 , P2 ∈ A : P1 ∼ P2 =⇒ P2 ∼ P1 . Stimmt, da falls P1 die gleiche


Haarfarbe wie P2 hat, so gilt auch, dass P2 die gleiche Haarfarbe wie P1
hat.

3. ∀ P1 , P2 , P3 ∈ A : P1 ∼ P2 ∧ P2 ∼ P3 =⇒ P1 ∼ P3 . Stimmt, da falls P1 die


gleiche Haarfarbe wie P2 hat und P2 die gleiche Haarfarbe wie P3 hat, so
hat auch P1 die gleiche Haarfarbe wie P3 .

Definition 2: Äquivalenzklasse

Sei A eine Menge und ∼ eine Äquivalenzrelation auf A und a ∈ A. Dann wird
mit {b ∈ A| a ∼ b} die Äquivalenzklasse von a bezeichnet, wir schreiben [ a].
Mit A/ ∼ wird die Menge aller Äquivalenzklassen bezeichnet.

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Example 2: Fortsetzung des vorherigen Beispiels

Wir schauen uns nochmals das vorherige Beispiel an.

A = { P1 , P2 , . . . , P12 } die Menge der Personen in diesem Zimmer.

P1 ∼ P2 : ⇐⇒ P1 hat die gleiche Haarfarbe wie P2


Was sind jetzt nun die Äquivalenzklassen? Wir wählen als Beispiel die erste
Person, P1 ∈ A. Dann gilt gemäss Definition, dass:

[ P1 ] = { P ∈ A| P1 ∼ P}
Das heisst, dass die Äquivalenzklasse von P1 genau diejenigen Personen
beinhaltet, welche die gleiche Haarfarbe wie P1 haben.

Was ist also nun A/ ∼?

A/ ∼= {[ Pschwarz ], [ Pbraun ], [ Pblond }]


Natürlich unter der Annahme, dass sich in diesem Zimmer nur Personen mit
den Haarfarben schwarz, braun und blond befinden.

Wir verstehen nun, was mit der Äquivalenzrelation und Äquivalenzklasse gemeint
ist.

Nun wollen wir ein interessantes Resultat festhalten. Jedoch müssen wir vorher noch
definieren, was eine Partition ist.

Theorem 1: Equivalence classes form a partition

Sei ∼ eine Äquivalenzrelation auf einer nicht-leeren Menge A, dann bildet die
Menge A/ ∼ eine Partition der Menge A.

Umgekehrt gilt auch, dass eine Partition eine Äquivalenzrelation induziert.

Beweis. Übung

4
Example 3: Tipp: Aufgabe 1 - Serie 3

Wir müssen alle Äquivalenzrelation auf der Menge M = {0, 1, 2} bestimmen.


Gemäss dem Theorem vorher, reicht es wenn wir anschauen, wie viele Partition
es der Menge M gibt.

z.B ist {{0, 1}, {2}} eine Partition der Menge und gemäss dem Theorem
induziert das auch eine Äquivalenzrelation auf der Menge M.

Nun wollen wir uns die Theorie zur Aufgabe 2 betrachten.

Zuerst definieren wir, was eine Gruppe ist.

Definition 3: Gruppe

Eine Menge G heisst Gruppe, falls:

1. ⋆ : G × G → G eine Verknüpfung ist. G ist also abgeschlossen unter ⋆. Wir


überprüfen, dass ∀ a, b ∈ G =⇒ a ⋆ b ∈ G

2. ⋆ ist assoziativ. Das heisst:

∀ a, b, c ∈ G : ( a ⋆ b) ⋆ c = a ⋆ (b ⋆ c)

3. ∃e ∈ G so dass ∀ a ∈ G : a ⋆ e = e ⋆ a = g (neutrales Element)

4. ∀ a ∈ G ∃ a−1 ∈ G mit a−1 ⋆ a = a ⋆ a−1 = e

Eine Gruppe, in der zusätzlich gilt, dass ∀ a, b ∈ G a ⋆ b = b ⋆ a heisst abelsche


Gruppe.

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Example 4: Z ist eine Gruppe

Wir wollen zeigen, dass (Z, +) eine Gruppe ist.

1. Überprüfen wir, ob Z unter + abgeschlossen ist. Das stimmt, da ∀ a, b ∈ Z


es gilt, dass a + b ∈ Z ist.

2. + in Z ist assoziativ.

3. Für 0 ∈ Z gilt, dass ∀ a ∈ Z : a + 0 = 0 + a = a.

4. ∀ a ∈ Z haben wir (− a) ∈ Z so dass gilt: a + (− a) = (− a) + a = 0.

5. Die Gruppe (Z, +) ist abelsch, da + kommutativ ist.

Wir schauen uns ein Beispiel an, welches die Bedingungen der Gruppe nicht erfüllt.

Example 5: (Z, ·) keine Gruppe

Wir zeigen, dass (Z, ·) keine Gruppe ist.

1. ∀ a, b ∈ Z gilt, dass a · b ∈ Z. Es gilt also, dass Z abgeschlossen ist unter ·.

2. · ist assoziativ, wie wir wissen.

3. 1 ∈ Z erfüllt, dass ∀ a ∈ Z : a·1 = 1·a = a

4. Der vierte Punkt ist nicht erfüllt. Man nehme 3 ∈ Z. Existiert b ∈ Z so


/ Z.
dass 3 · b = b · 3 = 1 gilt? Wir wissen, dass b = 31 sein muss, aber 13 ∈

(Z, ·) ist somit keine Gruppe.

Schauen wir uns nun also die Aufgabe 2 der Serie 3 an.

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Example 6: Aufgabe 2a) - Serie 3

Wir definieren G := {±1} × {±1} = {(1, 1), (1, −1), (−1, 1), (−1, −1)}. Nun
definieren wir die Gruppenoperation · wie folgt:

( a, b) · ( a′ , b′ ) := ( a · a′ , b · b′ )

1. Wir müssen überprüfen, ob für ( a, b), ( a′ , b′ ) ∈ G gilt, dass ( a, b) · ( a′ , b′ ) ∈


G?

2. Ist · auf G assoziativ?

3. Was ist das neutrale Element, so dass für ∀( a, b) ∈ G gilt, dass:


( a, b) · (e1 , e2 ) = (e1 , e2 ) · ( a, b) = ( a, b).

4. Existiert ∀( a, b) ∈ G ein Element (c, d) ∈ G, so dass


( a, b) · (c, d) = (c, d) · ( a, b) = 1.

5. Gilt, dass ( a, b) · (c, d) = (c, d) · ( a, b)?

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Example 7: Aufgabe 2b) - Serie 3

Wir definieren auf H := {±1} × {±1} × {±1} eine Verknüpfung ⋆. Die Menge
H besteht aus den Elementen: ( a1 , a−1 , b), ( a1′ , a′−1 , b′ ), ( a1′′ , a′′−1 , b′′ ), . . . .
Ich bin mir bewusst, dass die Indizes verwirrend sein können, jedoch würde
ich mir vorstellen, dass der Index 1 für das erste Element des Triplets steht und
der Index −1 für das zweite Element im Triplet. Das heisst, dass a1 das erste
Element des ersten Triplets ist. a−1 ist das zweite Element des ersten Triplets.
a′−1 ist ebenfalls das zweite Element aber des zweiten Triplets. Das heisst also,
dass die Indizes darüber Auskunft geben, ob ich mich für das erste oder zweite
Element des Triplets interessiere und die Anzahl der Apostrophe sagen aus, um
das wie vielte Triplet es sich handelt. In dieser Aufgabe schauen wir jedoch nur
(irgendwelche) zwei Elemente an, weshalb wir nie mehr als einen Apostroph
verwenden werden.
Nun beschäftigen wir uns mit der Gruppenoperation, welche wie folgt definiert
ist:

( a1 , a−1 , b) ⋆ ( a1′ , a′−1 , b′ ) := ( a1 · a′b , a−1 · a′−b , b · b′ )


Hier ist es wichtig zu bemerken, dass die Variablen a1 , a−1 , b, a1′ , a′−1 und b′ alle
den Wert 1 oder −1 annehmen können, ohne irgendeine Einschränkung. Zum
Beispiel können also a1 und a−1 denselben Wert annehmen. Was passiert also
nun bei dieser Gruppenoperation? Wir schauen uns ein Beispiel an.
Ich wähle ( a1 , a−1 , b) = (1, −1, 1) und ( a1′ , a′−1 , b′ ) = (−1, 1, −1). Wichtig ist,
dass man hier bemerkt, dass b = 1 ist und b′ = −1.

( a1 , a−1 , b) ⋆ ( a1′ , a′−1 , b′ ) = ( a1 · a′b , a−1 · a′−b , b · b′ )


= ( a1 · a1′ , a−1 · a′−1 , 1 · (−1))
= (1 · (−1), (−1) · 1, 1 · (−1))
= (−1, −1, −1)

In der zweiten Zeile, der obigen Gleichung habe ich den Wert von b eingesetzt.
Ich rechne ein zweites Beispiel noch vor, in welchem ich ( a1 , a−1 , b) =
(−1, −1, −1) und ( a1′ , a′−1 , b′ ) = (1, −1, 1) wähle. Wir bemerken wieder, dass
b = −1 ist und b′ = 1. Es gilt also:

( a1 , a−1 , b) ⋆ ( a1′ , a′−1 , b′ ) = ( a1 · a′b , a−1 · a′−b , b · b′ )


= ( a1 · a′−1 , a−1 · a′−(−1) , (−1) · 1)
= ( a1 · a′−1 , a−1 · a1′ , −1)
= ((−1) · (−1), (−1) · 1, −1)
8 −1, −1)
= (1,
Bemerkung: Die Ordnung einer Gruppe ist die Anzahl der Elemente in dieser Gruppe.

Nun wollen wir noch die Theorie zur Aufgabe 3 besprechen.

Definition 4: Gruppenhomomorphismus

Seien ( G, ⋆) und ( G ′ , ◦) Gruppen und es ist eine Abbildung f : G → G ′ gegeben.


f heisst Gruppenhomomorphismus, falls gilt:

1. f ( a) ◦ f (b) = f ( a ⋆ b)

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2 Übungsstunde 3 - 18. Oktober 2023

Wir haben die Gruppe wie folgt definiert.

Definition: Gruppe

E Eine Menge G heisst Gruppe, falls:

1. ⋆ : G × G → G eine Verknüpfung ist. G ist also abgeschlossen unter ⋆. Wir


überprüfen, dass ∀ a, b ∈ G =⇒ a ⋆ b ∈ G

2. ⋆ ist assoziativ. Das heisst:

∀ a, b, c ∈ G : ( a ⋆ b) ⋆ c = a ⋆ (b ⋆ c)

3. ∃e ∈ G so dass ∀ a ∈ G : a ⋆ e = e ⋆ a = g (neutrales Element)

4. ∀ a ∈ G ∃ a−1 ∈ G mit a−1 ⋆ a = a ⋆ a−1 = e

Eine Gruppe, in der zusätzlich gilt, dass ∀ a, b ∈ G a ⋆ b = b ⋆ a heisst abelsche


Gruppe.

Das intuivste Beispiel zur Gruppe, welche wir uns merken wollen, ist (Z, +). Gleichzeitig
ist (Z, ·) eines der Beispiele für eine Menge, welche die Eigenschaften einer Gruppe
nicht erfüllt.

Es ist also naheliegend, dass wir auf einer Menge eine Struktur vorgeben wollen,
welche über zwei Operationen verfügt. Wir denken wieder intuitiv an + sowie ·.

Definition 5: Ring

Ein Ring ist eine Menge R mit zwei Verknüpfungen + und ·, welche folgende
Bedingungen erfüllen:

1. R ist abgeschlossen unter +

2. R ist abgeschlossen unter ·

3. ( R, +) ist eine abelsche Gruppe

4. ∀ a, b, c ∈ R : a · (b + c) = a · b + a · c sowie (b + c) · a = b · a + c · a

Bemerkung: R ist gemäss Definition immer bezüglich + kommutativ. Fall der Ring
jedoch auch bezüglich · kommutativ ist, nennen wir ihn einen kommutativen Ring.

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Wir bemerken, dass ein Ring R nicht zwingend ein neutrales Element bezüglich Multiplikation
besitzen muss. Falls dies jedoch der Fall ist, gilt folgendes.

Definition 6: Einselelement im Ring

Sei R ein Ring und 1 ∈ R und es gilt

1 · a = a · 1 ∀a ∈ R

Dann nennt sich 1 das Einselelement in R.

Das bekannteste Beispiel für einen Ring ist (Z, +, ·).

Example 8: Z ist ein Ring

Wir wollen zeigen, dass (Z, +, ·) ein Ring ist.

1. Z ist abgeschlossen unter +

2. Z ist abgeschlossen unter ·

3. (Z, +) ist eine abelsche Gruppe

4. ∀ a, b, c ∈ Z : a · (b + c) = a · b + a · c sowie (b + c) · a = b · a + c · a

Wir bemerken, dass in Z ein Einselelement existiert, nämlich 1 ∈ Z. Somit ist


Z ein Ring mit Einselelement und da · in Z gar kommutativ ist, nennen wir Z
einen kommutativen Ring mit Einselelement.

Als Vorbereitung auf die Aufgabe 1 des Übungsblattes 4 wollen wir uns den Ring
End( G ) anschauen.

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Example 9: Aufgabe 1 - Serie 4

Sei G := {±1} × {±1} die Gruppe, auf welcher die Verknüpfung wie folgt
definiert ist

( a, b) ⋆ ( a′ , b′ ) = ( a · a′ , b · b′ )
Wie sieht nun End( G ) aus?

End( G ) = { f : G → G | f ist ein Homomorphismus}

Das heisst, dass die Elemente in End( G ) Funktionen sind, welche von G nach
G abbilden und zusätzlich die Eigenschaft des Homomorphismus erfüllen.
Ausserdem bemerken wir, dass + und · wie folgt auf dem Ring End( G ) definiert
sind:

+ : End( G ) × End( G ) → End( G ), f + g := ( a 7→ f ( a) + g( a))


◦ : End( G ) × End( G ) → End( G ), f ◦ g = f ( g( a, b)) für ( a, b) ∈ G
Gegeben seien nun f : G → G, f ( a, b) := f ( a, 1) und g : G → G, g( a, b) := (b, 1).

1. Wir zeigen, dass f und g Homomorphismen sind. Es muss also gelten, dass
∀( a, b), ( a′ , b′ ) ∈ G:

f (( a, b) ⋆ ( a′ , b′ )) = f ( a, b) ⋆ f ( a′ , b′ )
und
g(( a, b) ⋆ ( a′ , b′ )) = g( a, b) ⋆ g( a′ , b′ )

Sobald das gezeigt ist, wissen wir, dass f , g ∈ End( G ).

2. Berechne f ( g( a, b)) und g( f ( a, b)) und zeige, dass das nicht immer gleich
sein muss.

3. Da f , g ∈ End( G ) und gemäss b) gilt, dass f ( g( a, b)) ̸= g( f ( a, b)), gilt...?

Nun möchten wir der Struktur des Ringes eine weitere Bedingung hinzufügen. Gemäss
der Definition eines Ringes muss nicht jedes Element ein multiplikatives Inverses
besitzen. So gilt z.B in (Z, +, ·), was ein Ring ist, dass 3 kein multiplikatives Inverse
/ Z). Tatsächlich sind die einzigen Elemente, welche in Z ein multiplikatives
besitzt (da 13 ∈
Inverse besitzen {+1, −1}.

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Die zusätzliche Bedingung an den Ring R, welche wir nun stellen, ist, dass jedes
Element ausser 0R (das additive neutrale Element in R) besitzt ein multiplikatives
Inverse. Falls das erfüllt ist, nennen wir R auch einen Körper F (oder im engl. field
F).

Definition 7: Körper

Eine Menge F ist ein Körper F (oder engl. field), falls folgende Bedingungen
erfüllt sind:

1. F ist ein kommutativer Ring mit Einselelement

2. ∀ a ∈ F \ {0F } gilt, dass ∃ a−1 ∈ F s.t. a · a−1 = a−1 · a = 1.


Das heisst, dass jedes Element ausser 0F besitzt ein multiplikatives Inverse.

Nun können wir die Aufgabe 2 der Serie 4 lösen.

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Example 10: Aufgabe 2 - Serie 4

Wichtig: Wir dürfen annehmen, dass es sich bei diesen Mengen bereits um
kommutative Ringe mit Einselelement handelt.

Somit müssen wir nur noch beweisen, dass jedes Element - ausser der 0 - ein
multiplikatives Inverses besitzt.

Wir wollen uns zuerst mit der Menge F2 und den Verknüpfungen, welche
darauf definiert sind, vertraut machen.

F2 = {0, 1}

Die Tabellen auf dem Übungsblatt geben vor, wie die zwei Elemente
miteinander summiert oder multipliziert werden. Es gilt

0+0 = 0
0+1 = 1
1+0 = 1
1+1 = 0

und

0·0 = 0
0·1 = 0
1·0 = 0
1·1 = 1

1. Zeige, dass in F2 jedes Element, welches nicht 0 ist ein inverses Element
besitzt. Ich muss in diesem Schritt also nur für 1 zeigen, dass es ein inverses
Element besitzt und bin somit direkt fertig.

Nun wollen wir uns mit dem Ring

R := { a + bx | a, b ∈ F2 }

vertraut machen. Wir stellen uns x als Variable vor (analog zu dem x, welches in
Polynomen vorkommt). Wie sehen die Elemente in R aus?

R = {0 + 0x, 0 + 1x, 1 + 0x, 1 + 1x }

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Example: Aufgabe 2 - Serie 4 - Fortsetzung

Ich weiss nun wie die Elemente in R aussehen, muss jetzt aber auch noch wissen,
wie diese miteinander äddiertünd ”multipliziert”werden. Die Aufgabenstellung
gibt an

( a + bx ) + ( a′ + b′ x ) := ( a + a′ ) + (b + b′ ) x
( a + bx ) · ( a′ + b′ x ) := a · a′ + ( a · b′ + a′ · b) x

Ich weiss, wie die Elemente in R aussehen, ich weiss, wie ich diese miteinander
verrechne und gemäss Aufgabenstellung darf ich annehmen, dass R ein
kommutativer Ring mit Einselelement ist.

Notation: R× := { a ∈ R| a besitzt ein multiplikatives Inverse}


Damit also R ein Körper ist, muss gelten, dass R× = R \ {0}

2. Wir wollen zuerst R× bestimmen. Dazu muss ich jedoch zuerst wissen,
was ”0” und ”1” in meinem Ring sind. Also welche Elemente sind die
neutralen Elemente bzgl. Addition und Multplikation? Danach überlegt
man sich, ob es der Fall sein kann, dass gewisse Elemente keine
multiplikative Inverse besitzen.

Besitzen alle Elemente ausser der ”0” ein multiplikatives Inverse, dann ist
R ein Körper. Ist dies nicht der Fall, so ist es kein Körper.

In der nächsten Aufgabe wollen wir alle Homomorphismen von Ringen mit Eins
R → R bestimmen und den Kern der Funktionen angeben. Wir definieren die dazu
notwendigen Begriffe.

Definition 8: Homomorphismus von Ringen mit Eins

Seien R und R′ Ringe, so heisst eine Abbildung f : R → R′


Ringhomomorphismus, wenn für alle a, b ∈ R gilt:

f ( a + b) = f ( a) + f (b) und f ( a · b) = f ( a) · f (b)

Falls R und R′ Ringe sind mit Einselelementen 1R und 1R′ und es gilt, dass

f (1 R ) = 1 R ′

so nennen wir f einen Homomorphismus von Ringen mit Eins.

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Definition 9: Kern
Seien R und R′ zwei Ringe und f : R → R′ eine Funktion. Dann ist der Kern von
f wie folgt definiert
ker( f ) := { a ∈ R| f ( a) = 0}
Der Kern von f beinhaltet also genau diejenigen Elemente, welche durch f auf
0 abgebildet werden.

Nun können wir die Aufgabe 3 lösen. Siehe Tafelbild.

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3 Übungsstunde 4 - 25. Oktober 2023

4 Übungsstunde 5 - 1. November 2023

5 Übungsstunde 6 - 8. November 2023

17
6 Übungsstunde 7 - 15. November 2023

6.1 Quotienvektorraum

Wir wollen uns zuerst mit der Definition des Quotientenvektorraums vertraut machen.

Definition: Quotientenvektorraum
Sei K ein Körper, V ein K-Vektorrraum und U ⊂ V ein Untervektorraum. Wir
definieren auf V die folgende Äquivalenzrelation:

v ∼ v′ : ⇐⇒ v − v′ ∈ U
Dann bezeichnen wir als Quotientenvektorraum

V/U = {v′ |v′ ∈ V }


wobei v′ = {v ∈ V |v ∼ v′ }.

Wir veranschaulichen die Definition mit folgender Figur:

Abbildung 1: Die Elemente in V werden in verschiedene Gruppen


(Äquivalenzklassen) unterteilt. In dieser Figur repräsentieren wir das mit den
verschiedenen Farben. Für jede Äquivalenzklasse gilt, dass für alle zwei Elemente
vi , v j deren Differenz in U liegt.

Gemäss der gegebenen Definition hat jedes Element im Quotientenvektorraum V/U


die Form v für ein v ∈ V. Nun wollen wir zeigen, dass wir die Äquivalenzklassen,
v ∈ V/U auch in einer anderen Form schreiben können.

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Lemma 1: Äquivalenzklasse in V/U

Sei K ein Körper, V ein K-Vektorraum und U ⊂ V ein Untervektorraum. Dann


ist die Äquivalenzklasse von v ∈ V gegeben durch:

v = v + U = {v + u|u ∈ U }

Beweis. v ∼ v′ ⇐⇒ v − v′ ∈ U ⇐⇒ ∃u ∈ U such that v − v′ = u


⇐⇒ v′ = v − u ⇐⇒ v′ = v + (−u) ∈ v + U. Beim letzten Schritt rufen wir in
Erinnerung, dass u ∈ U ist und da gem. Annahme U ein Untervektorraum ist, auch
das additive Inverse (−u) ∈ U ist.

Aufgrund des eben genannten Lemmas können wir also die Elemente des
Quotientenvektorraums V/U in folgender Form schreiben: v + U.

Wie sieht das nun in unserer Figur von vorher aus?

Abbildung 2: Wir haben wieder die gleichen Äquivalenzklassen wie in der vorherigen
Figur. Jetzt wählen wir jedoch einen Repräsentanten pro Äquivalenzklasse. So wählen
wir für die grüne Äquivalenzklasse den Repräsentanten v1 und können alle Elemente
in der grünen Äquivalenzklasse durch v1 + U darstellen. Analog für die anderen
Äquivalenzklassen.

Da wir nun wissen, wie die Elemente in dem Quotientenvektorraum V/U aussehen,
wollen wir nun auch V/U die Struktur eines K-Vektorraums geben. Dafür müssen wir
definieren, wie wir auf der Menge V/U addieren und multiplizieren.

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Definition: Quotientenvektorraum: Addition und Multiplikation

Seien v + U, v′ + U ∈ V/U, wir definieren die Addition und Multiplikation wie


folgt

(v + U ) + (v′ + U ) := (v + v′ ) + U a · (v + U ) := a · v + U
wobei a ∈ K und K der Körper ist.

Wir können also V/U nun ebenfalls als Vektorraum über dem Körper K betrachten.

Abbildung 3: V/U ist ebenfalls ein Vektorraum über dem Körper K

Die folgende Bemerkung ist essenziell für das Verständnis des Quotientenvektorraums
V/U. Wir machen uns nämlich Gedanken darüber, was das additive neutrale Element
im Quotientenvektorraum V/U ist.

Bemerkung: Im Quotientenvektorraum V/U ist 0 + U = U das neutrale additive


Element. Da offensichtlich gilt:

( v + U ) + (0 + U ) = ( v + 0) + U = v + U

Also ist 0 + U = U das neutrale Element bzgl. Addition.

Wir sehen also, dass in V/U das neutrale Element bzgl. Addition nicht anders als U
ist.

20
6.2 Lineare Unabhängigkeit, Erzeugendensystem und Basis

Wir definieren, was es heisst, wenn eine Familie von Vektoren zueinanden linear unabhängig
sind.

Definition: linear unabhängig

Sei K ein Körper und V ein K-Vektorraum. Eine Familie von (vi )i∈ I von Vektoren
aus V heisst linear unabhängig, wenn für alle ( ai )i∈ I mit ai ∈ K und ai ̸= 0 nur
für endlich viele i ∈ I gilt:

∑ ai vi = 0 =⇒ (∀i ∈ I : ai = 0)
i∈ I

Wir geben ein Beispiel.

Example 11: Lineare Unabhängigkeit

Wir betrachten den Vektorraum V = R3 über dem Körper R. Sind die Vektoren
(1, −2, 3) und (2, −6, 9) linear unabhängig?
Ja, denn:

a1 · (1, −2, 3) + a2 · (2, −6, 9) = 0 =⇒ a1 = a2 = 0

Definition: Erzeugendensystem

Sei K ein Körper und V ein K-Vektorraum. Eine Familie (vi )i∈ I von Vektoren aus
V heisst Erzeugendensystem, wenn es für alle w ∈ V ein ( ai )i∈ I mit ai ∈ K und
ai ̸= 0 für endlich viele i ∈ I gibt mit

∑ ai vi = w
i∈ I

21
Example 12: Erzeugendensystem

Wir betrachten den Vektorraum V = R3 über dem Körper R.


Die Vektoren (1, 0, 0), (0, 1, 0), (0, 0, 1) bilden ein Erzeugendensystem von R3 ,
weil jeder Vektor v ∈ R3 als Linearkombination dieser drei Vektoren dargestellt
werden kann. Gleich werden wir sehen, dass diese drei Vektoren auch eine Basis
darstellen.
Die Vektoren (1, 0, 0), (0, 1, 0), (0, 0, 1), (4, 0, 0) bilden auch ein
Erzeugendensystem von R jedoch keine Basis.
3

Definition: Lineare Hülle / span

Sei V ein Vektorraum über dem Körper K und V ′ ⊂ V eine Teilmenge des
Vektorraum, dann ist:
n
⟨V ′ ⟩ = { ∑ λi vi′ |λi ∈ K, vi′ ∈ V ′ , n ∈ N}
i =1

Erklärung: Siehe Tafelbild.

Definition: Basis
Eine Basis ist ein linear unabhängiges Erzeugendensystem eines Vektorraums.

Wir wollen uns nun die Aufgabe 2 der Serie 8 anschauen.

22
Example 13: Aufgabe 2 - Serie 8

Sei K ein Körper, V ein K-Vektorraum und (vi )i∈ I eine Basis von V und U ein
Untervektorraum von V.

1. Wir wollen zeigen, dass (v̄i )i∈ I ein Erzeugendensystem vom


Quotientenvektorraum V/U ist.
Vorgehen: Man wählt ein beliebiges Element v̄ ∈ V/U und zeigt, dass das
als Linearkombination von (v̄i )i∈ I geschrieben werden kann.
Tipp: Startet damit, dass beliebige Element v̄ ∈ V/U umzuschreiben,
nämlich als v̄ = v + . . .

2. In der ersten Teilaufgabe haben wir bereits gezeigt, dass (v̄i )i∈ I ein
Erzeugendensystem von V/U ist. Um also zu zeigen, dass es keine Basis
ist, zeigen wir, dass (v̄i )i∈ I linear abhängig ist. Also nehmen wir an, dass
∑i∈ I ai v̄i = 0̄ und zeigen, dass es ein ai gibt, so dass ai ̸= 0.
Was bedeutet es, wenn ∑i∈ I ai v̄i = 0̄? Was ist das additive neutrale Element
in V/U?

6.3 Körpererweiterung

Wir wollen uns das Konzept der Körpererweiterung anschauen. Die Motivation dazu
ist fast analog zu den bekannten Konzepten wie Subgroups, Subrings, Subspaces, etc.
Ausser, dass wir in diesem Fall die Perspektive wechseln.

So gilt zum Beispiel:

Abbildung 4: Gegeben eine Gruppe schauen wir uns eine Untergruppe (subgroup) an,
welche in der Gruppe enthalten ist.

Im Fall von Körpern betrachten wir nun einen grösseren Körper.

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Abbildung 5: Gegeben sei ein Körper F und wir betrachten einen grösseren Körper K,
welcher F beinhaltet.

Definition: Körpererweiterung

Seien K und F Körper. Falls F ein Unterkörper von K ist, dann ist K die
Körpererweiterung von F.

Notation: Falls K die Körpererweiterung von F ist, schreiben wir K/F. Man darf das
jedoch nicht verwechseln mit dem Quotientenvektorraum, welches im nächsten Abschnitt
eingeführt wird!

Proposition 1: K/F ist ein Vektorraum über F

Der grössere Körper K kann als Vektorraum über dem Körper F betrachtet
werden.

Beweis. Übung.

Wir wollen uns kurz überlegen, was die Motivation für das Lernen der Körpererweiterungen
ist.

Betrachten wir einen Körper F und ein Polynom p( x ) ∈ F [ x ], welches irreduzierbar ist
über F. Das Polynom p wird keine Nullstellen haben, ansonsten wäre es reduzierbar.

Ziel: Wir wollen einen grösseren Körper konstruieren, welcher Nullstellen von p hat.
Das heisst wir konstruieren eine Körpererweiterung des Körpers F.

Die Lösung wird in der folgenden Proposition festgehalten.

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Proposition 2

Der folgende Körper F [ x ]/( p( x )) ist eine Körpererweiterung von F und hat
mindestens eine Nullstelle für das Polynom p( x ). Mit

Beweis. Übung (eher anspruchsvoll)

Bitte beachtet, dass (noch) nicht das gesamte notwendige Wissen eingeführt wurde,
damit ihr das beweisen könnt. Ich führe das hier nur auf, damit es für das Verständnis
hilft.

Wir fassen zusammen. Sei ein Körper F und ein irreduzibles Polynom p über diesem
Körper gegeben. Dann kann ich die Körpererweiterung von F konstruieren, so dass
ich eine Nullstelle für das Polynom p finde.

Example 14: Aufgabe 3 - Serie 8

ie Aufgabe lautet:

1. Sei K := R und V := {( x1 , x2 , x3 )| x1 + x2 + x3 = 0}. Bestimme die


Dimension von V.

(a) Zeige, dass f ( x1 , x2 , x3 ) = x1 + x2 + x3 eine lineare Abbildung ist.


(b) Repräsentiere f in Matrixform.
(c) Wende das Korollar 2.16 an.

Beachte, dass das ein möglicher Lösungsweg ist.

2. Sei K := F2 und L die Körpererweiterung von K. Das Element x ∈ L erfüllt


die Eigenschaft, dass x2 + x + 1 = 0 gibt. Sei nun V := { p = a3 T 3 + a2 T 2 +
a1 T + a0 | p( x ) = 0}. Bestimme die Dimension von V.
Der Vektorraum V beinhaltet alle kubischen Polynome p mit Koeffizienten
in F2 , so dass p( x ) = 0, wobei x ∈ L ist und die Eigenschaft x2 + x + 1
erfüllt.

(a) Man überlegt sich, welche Polynome in F2 [ T ] drin sind.


(b) Welche Polynome aus dem vorherigen Schritt, ergeben in x evaluiert
0?
(c) . . .

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