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Lineare Algebra 1
N OTIZEN DER Ü BUNGSSTUNDE
TA:
Rathes Sriram
Herbstsemester 2023
Dieses Dokument dient als Ergänzung zu meiner Übungsstunde des Moduls ’Lineare
Algebra 1’ im Herbstsemester 2023 und beinhaltet vor allem weitere Erklärungen zur
Theorie oder auch Tipps für die Übungsserien.
Achtung: Das Dokument kann Fehler beinhalten. Falls sich etwas zum offiziellem
Skript von Prof. Kresch widersprechen sollte, so hat das auch Vorrang.
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Inhaltsverzeichnis
6.1 Quotienvektorraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
6.3 Körpererweiterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
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1 Übungsstunde 2 - 11. Oktober 2023
Definition 1: Äquivalenzrelation
1. ∀ a ∈ A : a ∼ a (Reflexivität)
2. ∀ a, b ∈ A : a ∼ b =⇒ b ∼ a (Symmetrie)
3. ∀ a, b, c ∈ A : a ∼ b ∧ b ∼ c =⇒ a ∼ c (Transitivität)
Example 1: Äquivalenzrelation
Sei A = { P1 , P2 , . . . , P12 } die Menge der Personen in diesem Zimmer. Wir gehen
also davon aus, dass in diesem Zimmer 12 Personen anwesend sind.
Nun will ich auf dieser Menge eine Relation ∼ definieren und zwar wie folgt:
Definition 2: Äquivalenzklasse
Sei A eine Menge und ∼ eine Äquivalenzrelation auf A und a ∈ A. Dann wird
mit {b ∈ A| a ∼ b} die Äquivalenzklasse von a bezeichnet, wir schreiben [ a].
Mit A/ ∼ wird die Menge aller Äquivalenzklassen bezeichnet.
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Example 2: Fortsetzung des vorherigen Beispiels
[ P1 ] = { P ∈ A| P1 ∼ P}
Das heisst, dass die Äquivalenzklasse von P1 genau diejenigen Personen
beinhaltet, welche die gleiche Haarfarbe wie P1 haben.
Wir verstehen nun, was mit der Äquivalenzrelation und Äquivalenzklasse gemeint
ist.
Nun wollen wir ein interessantes Resultat festhalten. Jedoch müssen wir vorher noch
definieren, was eine Partition ist.
Sei ∼ eine Äquivalenzrelation auf einer nicht-leeren Menge A, dann bildet die
Menge A/ ∼ eine Partition der Menge A.
Beweis. Übung
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Example 3: Tipp: Aufgabe 1 - Serie 3
z.B ist {{0, 1}, {2}} eine Partition der Menge und gemäss dem Theorem
induziert das auch eine Äquivalenzrelation auf der Menge M.
Definition 3: Gruppe
∀ a, b, c ∈ G : ( a ⋆ b) ⋆ c = a ⋆ (b ⋆ c)
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Example 4: Z ist eine Gruppe
2. + in Z ist assoziativ.
Wir schauen uns ein Beispiel an, welches die Bedingungen der Gruppe nicht erfüllt.
Schauen wir uns nun also die Aufgabe 2 der Serie 3 an.
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Example 6: Aufgabe 2a) - Serie 3
Wir definieren G := {±1} × {±1} = {(1, 1), (1, −1), (−1, 1), (−1, −1)}. Nun
definieren wir die Gruppenoperation · wie folgt:
( a, b) · ( a′ , b′ ) := ( a · a′ , b · b′ )
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Example 7: Aufgabe 2b) - Serie 3
Wir definieren auf H := {±1} × {±1} × {±1} eine Verknüpfung ⋆. Die Menge
H besteht aus den Elementen: ( a1 , a−1 , b), ( a1′ , a′−1 , b′ ), ( a1′′ , a′′−1 , b′′ ), . . . .
Ich bin mir bewusst, dass die Indizes verwirrend sein können, jedoch würde
ich mir vorstellen, dass der Index 1 für das erste Element des Triplets steht und
der Index −1 für das zweite Element im Triplet. Das heisst, dass a1 das erste
Element des ersten Triplets ist. a−1 ist das zweite Element des ersten Triplets.
a′−1 ist ebenfalls das zweite Element aber des zweiten Triplets. Das heisst also,
dass die Indizes darüber Auskunft geben, ob ich mich für das erste oder zweite
Element des Triplets interessiere und die Anzahl der Apostrophe sagen aus, um
das wie vielte Triplet es sich handelt. In dieser Aufgabe schauen wir jedoch nur
(irgendwelche) zwei Elemente an, weshalb wir nie mehr als einen Apostroph
verwenden werden.
Nun beschäftigen wir uns mit der Gruppenoperation, welche wie folgt definiert
ist:
In der zweiten Zeile, der obigen Gleichung habe ich den Wert von b eingesetzt.
Ich rechne ein zweites Beispiel noch vor, in welchem ich ( a1 , a−1 , b) =
(−1, −1, −1) und ( a1′ , a′−1 , b′ ) = (1, −1, 1) wähle. Wir bemerken wieder, dass
b = −1 ist und b′ = 1. Es gilt also:
Definition 4: Gruppenhomomorphismus
1. f ( a) ◦ f (b) = f ( a ⋆ b)
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2 Übungsstunde 3 - 18. Oktober 2023
Definition: Gruppe
∀ a, b, c ∈ G : ( a ⋆ b) ⋆ c = a ⋆ (b ⋆ c)
Das intuivste Beispiel zur Gruppe, welche wir uns merken wollen, ist (Z, +). Gleichzeitig
ist (Z, ·) eines der Beispiele für eine Menge, welche die Eigenschaften einer Gruppe
nicht erfüllt.
Es ist also naheliegend, dass wir auf einer Menge eine Struktur vorgeben wollen,
welche über zwei Operationen verfügt. Wir denken wieder intuitiv an + sowie ·.
Definition 5: Ring
Ein Ring ist eine Menge R mit zwei Verknüpfungen + und ·, welche folgende
Bedingungen erfüllen:
4. ∀ a, b, c ∈ R : a · (b + c) = a · b + a · c sowie (b + c) · a = b · a + c · a
Bemerkung: R ist gemäss Definition immer bezüglich + kommutativ. Fall der Ring
jedoch auch bezüglich · kommutativ ist, nennen wir ihn einen kommutativen Ring.
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Wir bemerken, dass ein Ring R nicht zwingend ein neutrales Element bezüglich Multiplikation
besitzen muss. Falls dies jedoch der Fall ist, gilt folgendes.
1 · a = a · 1 ∀a ∈ R
4. ∀ a, b, c ∈ Z : a · (b + c) = a · b + a · c sowie (b + c) · a = b · a + c · a
Als Vorbereitung auf die Aufgabe 1 des Übungsblattes 4 wollen wir uns den Ring
End( G ) anschauen.
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Example 9: Aufgabe 1 - Serie 4
Sei G := {±1} × {±1} die Gruppe, auf welcher die Verknüpfung wie folgt
definiert ist
( a, b) ⋆ ( a′ , b′ ) = ( a · a′ , b · b′ )
Wie sieht nun End( G ) aus?
Das heisst, dass die Elemente in End( G ) Funktionen sind, welche von G nach
G abbilden und zusätzlich die Eigenschaft des Homomorphismus erfüllen.
Ausserdem bemerken wir, dass + und · wie folgt auf dem Ring End( G ) definiert
sind:
1. Wir zeigen, dass f und g Homomorphismen sind. Es muss also gelten, dass
∀( a, b), ( a′ , b′ ) ∈ G:
f (( a, b) ⋆ ( a′ , b′ )) = f ( a, b) ⋆ f ( a′ , b′ )
und
g(( a, b) ⋆ ( a′ , b′ )) = g( a, b) ⋆ g( a′ , b′ )
2. Berechne f ( g( a, b)) und g( f ( a, b)) und zeige, dass das nicht immer gleich
sein muss.
Nun möchten wir der Struktur des Ringes eine weitere Bedingung hinzufügen. Gemäss
der Definition eines Ringes muss nicht jedes Element ein multiplikatives Inverses
besitzen. So gilt z.B in (Z, +, ·), was ein Ring ist, dass 3 kein multiplikatives Inverse
/ Z). Tatsächlich sind die einzigen Elemente, welche in Z ein multiplikatives
besitzt (da 13 ∈
Inverse besitzen {+1, −1}.
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Die zusätzliche Bedingung an den Ring R, welche wir nun stellen, ist, dass jedes
Element ausser 0R (das additive neutrale Element in R) besitzt ein multiplikatives
Inverse. Falls das erfüllt ist, nennen wir R auch einen Körper F (oder im engl. field
F).
Definition 7: Körper
Eine Menge F ist ein Körper F (oder engl. field), falls folgende Bedingungen
erfüllt sind:
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Example 10: Aufgabe 2 - Serie 4
Wichtig: Wir dürfen annehmen, dass es sich bei diesen Mengen bereits um
kommutative Ringe mit Einselelement handelt.
Somit müssen wir nur noch beweisen, dass jedes Element - ausser der 0 - ein
multiplikatives Inverses besitzt.
Wir wollen uns zuerst mit der Menge F2 und den Verknüpfungen, welche
darauf definiert sind, vertraut machen.
F2 = {0, 1}
Die Tabellen auf dem Übungsblatt geben vor, wie die zwei Elemente
miteinander summiert oder multipliziert werden. Es gilt
0+0 = 0
0+1 = 1
1+0 = 1
1+1 = 0
und
0·0 = 0
0·1 = 0
1·0 = 0
1·1 = 1
1. Zeige, dass in F2 jedes Element, welches nicht 0 ist ein inverses Element
besitzt. Ich muss in diesem Schritt also nur für 1 zeigen, dass es ein inverses
Element besitzt und bin somit direkt fertig.
R := { a + bx | a, b ∈ F2 }
vertraut machen. Wir stellen uns x als Variable vor (analog zu dem x, welches in
Polynomen vorkommt). Wie sehen die Elemente in R aus?
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Example: Aufgabe 2 - Serie 4 - Fortsetzung
Ich weiss nun wie die Elemente in R aussehen, muss jetzt aber auch noch wissen,
wie diese miteinander äddiertünd ”multipliziert”werden. Die Aufgabenstellung
gibt an
( a + bx ) + ( a′ + b′ x ) := ( a + a′ ) + (b + b′ ) x
( a + bx ) · ( a′ + b′ x ) := a · a′ + ( a · b′ + a′ · b) x
Ich weiss, wie die Elemente in R aussehen, ich weiss, wie ich diese miteinander
verrechne und gemäss Aufgabenstellung darf ich annehmen, dass R ein
kommutativer Ring mit Einselelement ist.
2. Wir wollen zuerst R× bestimmen. Dazu muss ich jedoch zuerst wissen,
was ”0” und ”1” in meinem Ring sind. Also welche Elemente sind die
neutralen Elemente bzgl. Addition und Multplikation? Danach überlegt
man sich, ob es der Fall sein kann, dass gewisse Elemente keine
multiplikative Inverse besitzen.
Besitzen alle Elemente ausser der ”0” ein multiplikatives Inverse, dann ist
R ein Körper. Ist dies nicht der Fall, so ist es kein Körper.
In der nächsten Aufgabe wollen wir alle Homomorphismen von Ringen mit Eins
R → R bestimmen und den Kern der Funktionen angeben. Wir definieren die dazu
notwendigen Begriffe.
Falls R und R′ Ringe sind mit Einselelementen 1R und 1R′ und es gilt, dass
f (1 R ) = 1 R ′
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Definition 9: Kern
Seien R und R′ zwei Ringe und f : R → R′ eine Funktion. Dann ist der Kern von
f wie folgt definiert
ker( f ) := { a ∈ R| f ( a) = 0}
Der Kern von f beinhaltet also genau diejenigen Elemente, welche durch f auf
0 abgebildet werden.
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3 Übungsstunde 4 - 25. Oktober 2023
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6 Übungsstunde 7 - 15. November 2023
6.1 Quotienvektorraum
Wir wollen uns zuerst mit der Definition des Quotientenvektorraums vertraut machen.
Definition: Quotientenvektorraum
Sei K ein Körper, V ein K-Vektorrraum und U ⊂ V ein Untervektorraum. Wir
definieren auf V die folgende Äquivalenzrelation:
v ∼ v′ : ⇐⇒ v − v′ ∈ U
Dann bezeichnen wir als Quotientenvektorraum
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Lemma 1: Äquivalenzklasse in V/U
v = v + U = {v + u|u ∈ U }
Aufgrund des eben genannten Lemmas können wir also die Elemente des
Quotientenvektorraums V/U in folgender Form schreiben: v + U.
Abbildung 2: Wir haben wieder die gleichen Äquivalenzklassen wie in der vorherigen
Figur. Jetzt wählen wir jedoch einen Repräsentanten pro Äquivalenzklasse. So wählen
wir für die grüne Äquivalenzklasse den Repräsentanten v1 und können alle Elemente
in der grünen Äquivalenzklasse durch v1 + U darstellen. Analog für die anderen
Äquivalenzklassen.
Da wir nun wissen, wie die Elemente in dem Quotientenvektorraum V/U aussehen,
wollen wir nun auch V/U die Struktur eines K-Vektorraums geben. Dafür müssen wir
definieren, wie wir auf der Menge V/U addieren und multiplizieren.
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Definition: Quotientenvektorraum: Addition und Multiplikation
(v + U ) + (v′ + U ) := (v + v′ ) + U a · (v + U ) := a · v + U
wobei a ∈ K und K der Körper ist.
Wir können also V/U nun ebenfalls als Vektorraum über dem Körper K betrachten.
Die folgende Bemerkung ist essenziell für das Verständnis des Quotientenvektorraums
V/U. Wir machen uns nämlich Gedanken darüber, was das additive neutrale Element
im Quotientenvektorraum V/U ist.
( v + U ) + (0 + U ) = ( v + 0) + U = v + U
Wir sehen also, dass in V/U das neutrale Element bzgl. Addition nicht anders als U
ist.
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6.2 Lineare Unabhängigkeit, Erzeugendensystem und Basis
Wir definieren, was es heisst, wenn eine Familie von Vektoren zueinanden linear unabhängig
sind.
Sei K ein Körper und V ein K-Vektorraum. Eine Familie von (vi )i∈ I von Vektoren
aus V heisst linear unabhängig, wenn für alle ( ai )i∈ I mit ai ∈ K und ai ̸= 0 nur
für endlich viele i ∈ I gilt:
∑ ai vi = 0 =⇒ (∀i ∈ I : ai = 0)
i∈ I
Wir betrachten den Vektorraum V = R3 über dem Körper R. Sind die Vektoren
(1, −2, 3) und (2, −6, 9) linear unabhängig?
Ja, denn:
Definition: Erzeugendensystem
Sei K ein Körper und V ein K-Vektorraum. Eine Familie (vi )i∈ I von Vektoren aus
V heisst Erzeugendensystem, wenn es für alle w ∈ V ein ( ai )i∈ I mit ai ∈ K und
ai ̸= 0 für endlich viele i ∈ I gibt mit
∑ ai vi = w
i∈ I
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Example 12: Erzeugendensystem
Sei V ein Vektorraum über dem Körper K und V ′ ⊂ V eine Teilmenge des
Vektorraum, dann ist:
n
⟨V ′ ⟩ = { ∑ λi vi′ |λi ∈ K, vi′ ∈ V ′ , n ∈ N}
i =1
Definition: Basis
Eine Basis ist ein linear unabhängiges Erzeugendensystem eines Vektorraums.
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Example 13: Aufgabe 2 - Serie 8
Sei K ein Körper, V ein K-Vektorraum und (vi )i∈ I eine Basis von V und U ein
Untervektorraum von V.
2. In der ersten Teilaufgabe haben wir bereits gezeigt, dass (v̄i )i∈ I ein
Erzeugendensystem von V/U ist. Um also zu zeigen, dass es keine Basis
ist, zeigen wir, dass (v̄i )i∈ I linear abhängig ist. Also nehmen wir an, dass
∑i∈ I ai v̄i = 0̄ und zeigen, dass es ein ai gibt, so dass ai ̸= 0.
Was bedeutet es, wenn ∑i∈ I ai v̄i = 0̄? Was ist das additive neutrale Element
in V/U?
6.3 Körpererweiterung
Wir wollen uns das Konzept der Körpererweiterung anschauen. Die Motivation dazu
ist fast analog zu den bekannten Konzepten wie Subgroups, Subrings, Subspaces, etc.
Ausser, dass wir in diesem Fall die Perspektive wechseln.
Abbildung 4: Gegeben eine Gruppe schauen wir uns eine Untergruppe (subgroup) an,
welche in der Gruppe enthalten ist.
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Abbildung 5: Gegeben sei ein Körper F und wir betrachten einen grösseren Körper K,
welcher F beinhaltet.
Definition: Körpererweiterung
Seien K und F Körper. Falls F ein Unterkörper von K ist, dann ist K die
Körpererweiterung von F.
Notation: Falls K die Körpererweiterung von F ist, schreiben wir K/F. Man darf das
jedoch nicht verwechseln mit dem Quotientenvektorraum, welches im nächsten Abschnitt
eingeführt wird!
Der grössere Körper K kann als Vektorraum über dem Körper F betrachtet
werden.
Beweis. Übung.
Wir wollen uns kurz überlegen, was die Motivation für das Lernen der Körpererweiterungen
ist.
Betrachten wir einen Körper F und ein Polynom p( x ) ∈ F [ x ], welches irreduzierbar ist
über F. Das Polynom p wird keine Nullstellen haben, ansonsten wäre es reduzierbar.
Ziel: Wir wollen einen grösseren Körper konstruieren, welcher Nullstellen von p hat.
Das heisst wir konstruieren eine Körpererweiterung des Körpers F.
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Proposition 2
Der folgende Körper F [ x ]/( p( x )) ist eine Körpererweiterung von F und hat
mindestens eine Nullstelle für das Polynom p( x ). Mit
Bitte beachtet, dass (noch) nicht das gesamte notwendige Wissen eingeführt wurde,
damit ihr das beweisen könnt. Ich führe das hier nur auf, damit es für das Verständnis
hilft.
Wir fassen zusammen. Sei ein Körper F und ein irreduzibles Polynom p über diesem
Körper gegeben. Dann kann ich die Körpererweiterung von F konstruieren, so dass
ich eine Nullstelle für das Polynom p finde.
ie Aufgabe lautet:
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