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Hörsaalübung Mathematik I

Grundlagen: Mengen und Aussagen

Dr. Dennis Clemens

28. Oktober 2022

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Mengen-Symbole – Teil 1
Definition (Menge)
Eine Menge ist eine Sammlung von paarweise verschiedenen Objekten.

Mengen-Symbole – Teil 1 (siehe Vorlesung für mehr Details)




/
N
Z
Q
R

[a, b]
(a, b)
|M |
Mengen darstellen
Mengen können unterschiedlich dargestellt werden. Am häufigsten findet
man die aufzählende Darstellung und die beschreibende Darstellung.

aufzählende Darstellung:
▶ Elemente werden in geschweiften Klammern und durch Kommata
getrennt aufgelistet
   
1 0
Beispiel: {1, 2, 3, 4, 5} und ,
2 0
Hinweis: Reihenfolge und Mehrfachnennungen spielen keine Rolle.
Beispielsweise sind {2, 1, 1, 4, 3, 5, 4} und {1, 2, 3, 4, 5} dieselbe Menge.

beschreibende Darstellung:

{x ∈ M : A(x)}
▶ vor dem Doppelpunkt steht, welche Objekte relevant sind
▶ hinter dem Doppelpunkt steht, welche Bedingung diese Objekte
erfüllen müssen, damit sie in der Menge liegen
Beispiel
a o
A := b ∈ Q : a, b ∈ Z und 2 ≤ a ≤ b ≤ 4
Beispiel

M sei die Menge aller Musikinstrumente


B := {x ∈ M : x ist ein Blechblasinstrument}
Übungsaufgabe
(a) Geben Sie eine aufzählende Darstellung an!

(i) {2x + 1 : x ∈ N und x ∈ [−2, 3]} = { }


(ii) (a − 2)b ∈ R : a, b ∈ N und a + b ⩽ 3 = { }


(iii) z ∈ Z : z2 − z − 2 ⩽ 0 = { }

(b) Geben Sie eine beschreibende Darstellung an!

(i) {3, 6, 9, 12, 15, 18, 21, 24, 27} = { }

(ii) {−3, +6, −9, +12, −15} = { }

−1 1 1 1
 −1
(iii) 16 9 , 4 , 4 , 9 , 16 = {
, −1 }
Mengen-Symbole – Teil 2
Definition:
Eine Menge A heißt Teilmenge einer Menge B (kurz A B

A ⊂ B), wenn alle Elemente von A auch in B liegen.

B
Die Vereinigung zweier Mengen A und B (kurz
A∪B
A ∪ B) enthält genau jene Elemente, die in mindes-
A
tens einer der beiden Mengen A und B enthalten
sind.

Der Schnitt zweier Mengen A und B (kurz A ∩ B) B A∩B


enthält genau jene Elemente, die sowohl in A als
auch in B enthalten sind. A

B A\B Die Differenz einer Menge A minus einer Menge B


(kurz A \ B) enthält genau alle Elemente von A, die
A nicht in B enthalten sind.
Mengen-Symbole – Teil 2

Definition (Kartesisches Produkt)


Für zwei Mengen X und Y definieren wir das kartesische Produkt wie
folgt:
X × Y := {(x, y) : x ∈ X und y ∈ Y } .

Beispiel: [0, 1] × [0, 2] ist die Menge aller Paare (x, y), wobei 0 ⩽ x ⩽ 1
und 0 ⩽ y ⩽ 2.
Zeichnet man alle diese Paare als Punkte in ein Koordinatensystem, so
sieht das wie folgt aus:
y

1 x
Übungsaufgabe

M := {(x, y) ∈ N × N : 3 ⩽ x + y ⩽ 5}

2
1

1 2 x
Übungsaufgabe

M := {(x, y) ∈ R × R : |y| ⩽ |x| ⩽ 1}

1 x
Übungsaufgabe
Gegeben seien die folgenden Teilmengen von R × R:
A := (x, y) ∈ R × R : x2 ⩽ 1 und 0 ⩽ y ⩽ 2


B := {(x, y) ∈ R × R : 0.5 ⩽ |x| ⩽ 1 und 0.5 ⩽ |y| ⩽ 1} .


Skizzieren Sie die Mengen A, B, A ∪ B und A \ B.

Lösung:
y y y y
A B A∪B A\B

1 1 1 1

1 x 1 x 1 x 1 x
Venn-Diagramm
Geeigneten Bildchen (Venn-Diagramme) können helfen, um Aussagen
über Mengen zu überprüfen.
Beispiel: Ist es richtig, dass für je drei Mengen A, B, C gilt, dass
A \ (B ∪ C) = (A \ B) ∪ (A \ C) ?
Übungsaufgabe
Entscheiden Sie, ob die folgenden Aussagen richtig sind.
(i) Für alle Mengen A, B, C gilt
A ∩ (B ∪ C) = (A ∩ B) ∪ (A ∩ C).
(ii) Für alle Mengen X, Y, Z gilt
(X ∪ Y ) \ Z = (X \ Z) ∪ (Y \ Z).

Lösung:
Summen- und Produktzeichen
Definition (Summen- und Produktzeichen)
X
s
ak := ar + ar+1 + . . . + as−1 + as
k=r
Ys
ak := ar · ar+1 · . . . · as−1 · as
k=r

Übung: (a) Berechnen Sie!


X
5 Y
3
(i) (k − 1)2 (ii) (2k − 1)
k=2 k=1

(b) Schreiben Sie die folgenden Terme mit Hilfe eines Summenzeichens.
X...
(i) 3 + 6 + 9 + 12 + 15 + 18 = ...
k=...
1 1 1 1 1 1 X
...
(ii) − + − + − = ...
2 4 8 16 32 64
k=...
Quantoren
Definition (Quantoren)
∀x ∈ M : A(x) bedeutet: für alle x ∈ M gilt die Eigenschaft A(x)
∃x ∈ M : A(x) bedeutet: es existiert ein x ∈ M , sodass die
Eigenschaft A(x) gilt

Hinweis: Wenn Mathematiker:innen sagen es existiert ein“, dann ist



gemeint, dass mindestens ein Element mit der genannten Eigenschaft
existiert.
Beispiel:
▶ Die Aussage Jede natürliche Zahl ist größer als 0.“kann wie folgt

formalisiert werden:
∀n ∈ N : n > 0 .
▶ Die Aussage Es existiert eine natürliche Zahl n, sodass jede

natürliche Zahl m mindestens so groß ist wie n.“ kann wie folgt
formal dargestellt werden:
∃n ∈ N ∀m ∈ N : m ⩾ n .
Quantoren
Definition (Quantoren)
∀x ∈ M : A(x) bedeutet: für alle x ∈ M gilt die Eigenschaft A(x)
∃x ∈ M : A(x) bedeutet: es existiert ein x ∈ M , sodass die
Eigenschaft A(x) gilt

Wir nutzen ¬ als Symbol der Negation

Merkregel zum Negieren


¬(∃x ∈ M : A(x)) ist dasselbe ∀x ∈ M : ¬A(x)
¬(∀x ∈ M : A(x)) ist dasselbe ∃x ∈ M : ¬A(x)

Frage: Was ist das Gegenteil der folgenden Aussage?


∃n ∈ N ∀m ∈ N : m ⩾ n .
Übungsaufgabe
Formulieren Sie jeweils in Worten, was die Aussagen bedeuten, und
entscheiden Sie, welche Aussagen richtig sind.
(i) ∀m ∈ Q ∀n ∈ Q : m + n ∈ Q
(ii) ∀m ∈ N ∀n ∈ N : m − n ∈ N
(iii) ∀a ∈ R ∃b ∈ R : a · b = 1
folgt aus den Körperaxiomen
Notizen:
Implikation & Äquivalenz
Implikation & Äquivalenz
A⇒B bedeutet: A impliziert B
(oder auch: wenn A gilt, dann folgt B)
A⇔B bedeutet: A und B sind äquivalent
(oder auch: A, B sind entweder beide wahr oder
beide falsch)

Beispiel: Welche der folgenden Aussagen sind für alle reellen Zahlen x
wahr?
(i) x > 0 ⇒ x2 > 0
(ii) x < 0 ⇒ x3 < 0
(iii) x > 0 ⇔ x2 > 0
(iv) x < 0 ⇔ x3 < 0
Beweise: Allgemeine Tipps
Allgemeine Tipps zum Beweisen
▶ Verstehen Sie die Aussage, die zu zeigen ist!
⇝ Schauen Sie ggf. relevante Begriffe/Definitionen nach.
⇝ Machen Sie sich klar, was gegeben/vorausgesetzt ist und
was zu zeigen ist.
▶ Überlegen Sie, was Sie zum vorliegenden Thema bereits wissen (oder
schauen Sie im Skript nach), bevor Sie einen Beweis versuchen.

▶ Nutzen Sie Variablen, um relevante Objekte zu beschreiben, und


machen Sie klar, was diese bedeuten!
⇝ unterschiedliche Variablen für unterschiedliche Objekte!
▶ Machen Sie klar, wo ihr Beweis beginnt und wo ihr Beweis endet.

▶ Überprüfen Sie, ob Sie jeden einzelnen Schritt in Ihrem Beweis


begründen können.
⇝ Sie dürfen alle Inhalte der Vorlesung nutzen.
Teilbarkeit und Abgeschlossenheit bzgl. der Addition
Für das nachfolgende Beweisbeispiel werden wir die folgenden
Definitionen verwenden:

Definition (Abgeschlossenheit bzgl. der Addition)


Eine Menge M heißt abgeschlossen bzgl. der Addition, falls für alle
x, y ∈ M gilt, dass x + y ∈ M .

Definition (Teilbarkeit)
Gegeben seien Zahlen z ∈ Z und n ∈ N, dann sagen wir, dass z durch n
teilbar ist, falls es eine ganze Zahl k gibt, sodass z = k · n.

Definition (gerade und ungerade)


Eine Zahl z ∈ Z ist gerade, wenn es eine Zahl k ∈ Z gibt, sodass z = 2k.
Eine Zahl z ∈ Z ist ungerade, wenn es eine Zahl k ∈ Z gibt, sodass
z = 2k + 1.
Beweise: Ein erstes Beispiel
Gegeben sei die Menge U := {z ∈ Z : z ist durch 3 teilbar} . Man zeige,
dass U bzgl. der Addition abgeschlossen ist.

Aussage verstehen:

Voraussetzung:

Ziel:

Beweis:

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