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Analysis 1
Stefan Müller
Universität Bonn
Wintersemester 2022-2023
Dies ist eine gekürzte Zusammenfassung und kein vollständiges Skript der
Vorlesung. Deshalb kann diese Zusammenfassung den Besuch der Vorlesung
oder ein Lehrbuch nicht ersetzen. Wie in der Vorlesung besprochen, werden
folgende Bücher empfohlen:
Als kleiner Leitfaden für das Lesen und Schreiben mathematischer Texte
wird empfohlen
3 Reihen 59
3.1 Partialsummen, Konvergenz einer Reihe . . . . . . . . . . . . 59
3.2 Reihen mit nichtnegativen Gliedern . . . . . . . . . . . . . . . 61
3.3 Absolute Konvergenz, Konvergenzkriterien . . . . . . . . . . . 64
3.4 Umordnungssatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
3.5 Summe über beliebige abzählbare Mengen, Doppelsummen . 69
3.6 Potenzreihen und Exponentialfunktion . . . . . . . . . . . . . 73
1 Zahlenmengen: R, N, Z, Q, C
Wir benutzen die übliche Notation für Mengen (A ⊂ B, a ∈ A, A∩B, A∪B,
A \ B, A × B) und für Funktionen (f : A → B, a 7→ f (a)). Diese Konzepte
werden in der linearen Algebra besprochen.
Definition 1.2. Eine Menge K ist ein Körper, falls zwei Operationen + :
K × K → K und · : K × K → K (Addition und Multiplikation bzw. Summe
und Produkt genannt) und zwei Elemente 0, 1 ∈ K existieren (mit 1 6= 0),
so dass gilt:
Beweis der übrigen Identitäten: Hausaufgabe, vgl. auch [Hi1, Kap. 1.3].
Wir wollen definieren, wann a größer als b ist, in Symbolen a > b. Außerdem
soll diese Ordnung mit den üblichen Rechenregeln verträglich sein. Dazu
führen wir eine Teilmenge der Zahlen ein, die größer als 0 sind.
Definition 1.5 (Ordnung). Ein Körper K heißt geordnet, wenn eine Teil-
menge K+ von K existiert, so dass gilt:
Beweis von (1.9). Sei a 6= 0. Aus Definition 1.5 (i) folgt, dass genau eine
der zwei Bedingungen a ∈ K+ , −a ∈ K+ gilt. Wenn a ∈ K+ , dann folgt
1.1.3 Vollständigkeit
Wir werden später (Sekt. 1.5) die Konsequenzen dieser Eigenschaft genauer
besprechen, und im Kapitel 2 eine allgemeinere Definition von Vollständig-
keit geben, die auch auf nichtgeordnete (aber metrisierte) Mengen anwend-
bar ist.
[Vorlesung 1, 10.10. 2022]
[Vorlesung 2, 12.10. 2022]
(i) 0 ∈ M ;
(ii) für alle a ∈ M gilt a + 1 ∈ M .
Die Menge der natürlichen Zahlen N ist der Durchschnitt aller induktiven
Teilmengen von R : \
N := X. (1.19)
X∈Mind
Aus Formel (1.19) folgt, dass n ∈ N genau dann, wenn n ∈ X für alle
X ∈ Mind .
Beweis. Sei X ein beliebiges Element in Mind . Dann ist X eine induktive
Teilmenge, und insbesondere 0 ∈ X. Da dies für jedes X inMind gilt, folgt
aus (1.19), dass 0 ∈ N.
Sei jetzt n ∈ N . Sei X ein beliebiges Element in Mind . Aus der Definition
von N folgt, dass n ∈ X. Da X induktiv ist und n ∈ X folgt, dass auch
n + 1 ∈ X. Da X beliebig ist, gilt n + 1 ∈ X für alle X ∈ Mind , d.h.
n + 1 ∈ N.
Man kann deshalb die Definition von N auch so formulieren: “N ist die kleins-
te induktive Teilmenge von R”. Dabei wird die Bedeutung von “kleinste”
durch die obige Konstruktion geklärt wird. Wir haben insbesondere gezeigt,
dass N ∈ Mind .
(ii) Für alle n ∈ N, für die A(n) richtig ist, ist auch A(n + 1) richtig.
[man schreibt auch “A(n) richtig ⇒ A(n + 1) richtig”]
Notation: Man nennt (i) den Induktionsanfang (IA) oder die Induktions-
verankerung und (ii) den Induktionsschritt (IS). In (ii) heißt die Aussage
“A(n) ist richtig” Induktionshypothese (IH).
A(n) : m + n ∈ N, (1.21)
A0 (n) : m · n ∈ N. (1.22)
für alle k ∈ N. Mit k = n + 1 folgt die Behauptung (da N induktiv ist, folgt
aus n ∈ N dass k ∈ N).
Für k = 0 folgt die Aussage aus Lemma 1.12. Die Aussage sei für k richtig.
Falls A(k + 1) falsch wäre, gäbe es m ∈ N mit k < m < k + 1. Nach (ii)
Bemerkung. Im Beweis von (iii) wurde gezeigt, dass falls A(n + 1) falsch
ist, dann muss auch A(n) falsch sein. Falls A(n) wahr ist (wie im In-
duktionsbeweis angenommen), dann folgt, dass A(n + 1) ebenfalls wahr
sein muss. Dieses Beweisverfahren wird Widerspruchsbeweis genannt (vgl.
Präsenzübung).
Lemma 1.15. Für jedes n ∈ N gilt genau eine der zwei Bedingungen
n
(i) ∈N d.h., es gibt ein m ∈ N so dass n = 2m
2
n−1
(ii) ∈N d.h., es gibt ein m ∈ N so dass n = 2m + 1.
2
Wenn (i) gilt, heißt n gerade Zahl. Wenn (ii) gilt, heißt n ungerade Zahl.
Beweis. Übung.
Mit Lemma 1.14(iv) kann die Aussage von Satz 1.13 verallgemeinert werden.
Bemerkung 1.16. Sei N0 ∈ N. Um die Aussage A(n) für alle n ∈ N,
n ≥ N0 zu beweisen, reicht es statt (i)
zu zeigen.
Beweis. Für h ∈ N sei A∗ (h) := A(N0 + h). Aus (i’) folgt, dass A∗ (0) richtig
ist, und aus (ii) dass A∗ (h) ⇒ A∗ (h + 1). Dann zeigt Satz 1.13, dass A∗ (h)
für alle h ∈ N wahr ist. Für n ∈ N, n ≥ N0 , ist n − N0 ∈ N. Deshalb ist
A(n) = A∗ (n − N0 ) auch wahr.
Bemerkung. Wir werden später (Satz 1.28) zeigen, dass man statt (ii)
den schwächeren Schluss
(ii’) Für jedes n, für welches A(0), . . . , A(n) richtig sind (d.h., A(k) ist
richtig für alle k ∈ N, k ≤ n), ist auch A(n + 1) richtig
benutzen kann.
Die Methode der vollständigen Induktion wird auch für Definitionen benutzt
(Konstruktion durch vollständige Induktion oder rekursive Definition):
(i) x0 := 1;
(ii) xn+1 := xn · x
Das folgende Argument zeigt, dass durch diese rekursive Definition die re-
elle Zahl xk für alle k ∈ N eindeutig definiert ist. Sei M := {k ∈ N :
xk ist eindeutig definiert}. Für k = 0 gilt nach Definition 1.17 (i) x0 = 0.
Definition 1.17 (ii) kommt hier nicht zum Zug, da n + 1 > 0 für alle n ∈ N.
Also gilt 0 ∈ M .
Sei nun k ∈ M . Dann ist k + 1 > 0. Für die Definiton von xk+1 kommt als
nur Definition 1.17 (ii) in Betracht. Da k ∈ M ist xk eindeutig definiert.
Daher ist xk+1 durch Definition 1.17 (ii) eindeutig definiert.
Daraus folgt, dass M eine induktive Menge ist. Nach Definition von N folgt
daher, dass N ⊂ M . Nach Definition ist auch M ⊂ N. Daher gilt M = N.
Das gleiche Argument gilt für alle rekursiven Definition später im Text.
[Vorlesung 2, 12.10. 2022]
[Vorlesung 3, 17.10. 2022]
Beweis. Wir beweisen die Aussage mit vollständiger Induktion. Sei A(n) die
Aussage (1.24).
Induktionsanfang: für n = 0 gilt 1 = 1.
Induktionsschritt: diie Aussage sei für n wahr. Dann gilt (mit (1.18))
Definition 1.19 (Rekursive Definition von Summe und Produkt). Sei für
alle i ∈ N eine reelle Zahl ai gegeben. Dann ist für alle n ∈ N die Summe
P n
i=0 ai rekursiv definiert durch
Qn
Analog definiert man das Produkt i=m ai rekursiv durch
Qm
(i) für n = m gilt i=m ai
:= am ;
(1.32)
n
X n+k
X
ai = ai−k (1.33)
i=m i=m+k
Beweis. Wir wenden vollständige Induktion an. Sei A(n) die Aussage (1.34).
Induktionsanfang: Für n = 0 erhalten wir x0 = (1 − x)/(1 − x), was wahr
ist. Deshalb gilt A(0).
Induktionsschritt: Falls A(n) richtig ist, dann zeigt die Rechnung
n+1 n
X X 1 − xn+1 1 − xn+2
xi = xn+1 + xi = xn+1 + = , (1.35)
1−x 1−x
i=0 i=0
definiert.
(i) 0! = 1;
n
gilt. Der Binomialkoeffizient k tritt bei vielen kombinatorischen Problemen
n
auf. So ist k die Zahl der k-elementigen Teilmengen einer n-elementigen
Menge (der kurze Beweis wurde in der Vorlesung besprochen).
Beweis. Die Aussage (1.41) wird in der Hausaufgabe bewiesen. Daraus kann
n
man leicht mit Induktion die Aussage B(n) beweisen, die besagt, dass ∈
k
N für alle k.
n n
wobei c0 = 0 = 1, cn+1 = n = 1 und
n n
ck = + (1.47)
k−1 k
für 1 ≤ k < n gilt. Mit Lemma 1.24 ist der Beweis beendet.
Wir beweisen mit vollständiger Induktion, dass A(n) für alle n ∈ N wahr
ist.
IA: A(0) ist wahr, da a ∈ M .
IS: Sei A(n) wahr. Dann gibt es b ∈ M mit b ≤ a − n. Da b kein Minimum
von M ist, gibt es b0 ∈ M mit b0 < b. Da es keine natürliche Zahl m mit
der Eigenschaft b − 1 < m < b gibt (siehe Lemma 1.14 1.14), folgt dass
b0 ≤ b − 1 = a − n − 1 = a − (n + 1). Also ist A(n + 1).
Betrachte nun A(n) mit n = a + 1. Daraus folgt, dass es ein b ∈ M gibt
mit b ≤ −1. Dies widerspricht der Annahme M ⊂ N. Daher muss M ein
Minimum besitzen.
Der entscheidende Idee in beiden Beweisen ist, dass aus b, b0 ∈ N und b0 < b
die Aussage b0 ≤ b − 1 folgt, siehe Lemma 1.14 (iii).
[Vorlesung 3, 17.10. 2022]
[Vorlesung 4, 19.10. 2022]
(ii) Für jedes n ≥ N0 , für welches A(N0 ), . . . , A(n) wahr sind (d.h., A(k)
ist wahr für alle k ∈ N, N0 ≤ k ≤ n), ist auch A(n + 1) wahr
Z := N ∪ {x ∈ R : −x ∈ N} definiert.
Beweis. Zu zeigen:
Wir werden später sehen, dass es ein x ∈ R gibt mit x2 = 2. Damit ist
insbesondere Q 6= R.
(i) Eine Menge X ist endlich, wenn X = ∅ oder ein n ∈ N und eine
bijektive Abbildung f : Kn → X existieren. In diesem Fall setzt man
#X := n; #∅ := 0.
(ii) Falls X nicht endlich ist, dann wird X unendlich genannt, und man
setzt #X := ∞.
(iv) Eine Menge X ist überabzählbar, wenn sie weder endlich noch abzähl-
bar ist.
Bemerkung. Die Größe #X ist wohldefiniert, weil aus der Existenz zweier
bijektiver Abbildungen f : Kn → X und g : Km → X folgt, dass n = m.
Ferner kann man für kein X und kein n ∈ N zwei bijektive Abbildungen
f : Kn → X und g : N → X finden. Beweis: Hausaufgabe.
Beispiel. Sei 2N := {2n : n ∈ N}. Diese Menge ist abzählbar.
Beweis. Sei f : N → 2N durch f (n) := 2n definiert. Die Funktion f ist
bijektiv (Übung).
Wir werden später (Satz 1.51) zeigen, dass R nicht abzählbar ist.
Bevor wir Satz 1.36 zu beweisen führen wir zwei weitere Aussagen ein.
g(n) = f (mn ).
Dann gilt g(n) ∈ / g(Kn ). Da Kn+1 = Kn ∪ {n} und g auf Kn injektiv ist,
folgt, dass g auf Kn+1 injektiv ist.
Es bleibt zu zeigen, dass g(Kn+1 ) ⊃ f (Kn+1 ). Aus der Definition von mn
folgt, dass mn ≥ mn−1 + 1. Also gilt mn ≥ n. Falls mn = n, so folgt mit
A(n)
Falls mn > n, so folgt aus der Definition von mn , dass f (n) ∈ g(Kn ). Dann
gilt, wiederum mit A(n),
(ii). Sei h wie angegeben. Sei a0 ∈ A (A ist unendlich und deshalb nicht
leer). Wir definieren f : N → A durch
(
a falls ein a ∈ A existiert, so dass h(a) = n
f (n) := (1.51)
a0 sonst.
Aus der Injektivität von h folgt, dass f wohldefiniert ist. Für alle a ∈ A gilt
f (h(a)) = a. Also ist f surjektiv. Die Aussage folgt dann aus (i).
H(0) := min M ;
H(n + 1) := min Mn mit Mn := M \ {H(i) : i ∈ N, i ≤ n}.
Man beachte, dass Mn nichtleer ist, da M unendlich ist. Daher existiert das
Minimum in der Definition von H(n + 1).
Wir behaupten, dass
(iii) H(n) ≥ n
Bemerkung 1.39. Die Abbildung, die in (1.52) definiert wurde, ist bijektiv.
f (y + 1, 0) = f (0, y) + 1 = n + 1 . (1.56)
Deshalb ist A(n + 1) auch im zweiten Fall wahr und der Beweis ist beendet.
Alternativer Beweis von Lemma 1.38. Wenn man schon weiss, dass die
Primzahlzerlegung eindeutig ist kann man auch wie folgt argumentieren.
Definiere f : N × N → N durch
f (n, m) = 2n 3m .
Beweis von Satz 1.36. (iii) folgt unmittelbar aus Lemma 1.38.
(i): Sei g : N × N → Z durch g(n, m) := n − m definiert, f : N → N × N
bijektiv (Lemma 1.38). Aus der Definition von Z folgt, dass g surjektiv ist.
Deshalb ist g̃ := g ◦ f : N → Z surjektiv. Aus Lemma 1.37(i) folgt die
Aussage.
(ii): Sei h : Z × N∗ → Q durch h(p, q) := p/q definiert. Die Abbildung h ist
surjektiv. Die Aussage folgt aus (i), (iii), und Lemma 1.37.
Beweis. Wir beweisen durch Induktion die Aussage A(n): jede Menge X ⊂
R mit #X = n besitzt ein Minimum, für alle n ∈ N∗ .
Falls X nur ein Element hat, dann ist A(1) wahr. Wir nehmen jetzt an,
dass A(n) wahr ist und #X = n + 1. Sei x ∈ X, X 0 := X \ {x}. Dann gilt
#X 0 = n, und deshalb gibt es ein y = min X 0 . Ist y < x, dann ist y auch ein
Minimum von X, sonst ist x ein Minimum von X. Deshalb gilt A(n+1).
die Zahl p wird dann obere Schranke für A genannt. Analog ist A nach unten
beschränkt wenn ein q ∈ R existiert, so dass q ≤ a für alle a ∈ A; die Zahl
q wird dann untere Schranke für A genannt. Die Menge A wird beschränkt
genannt, wenn sie sowohl nach oben als auch nach unten beschränkt ist.
Bemerkung. Falls A ein Minimum besitzt, dann ist A nach unten be-
schränkt (und min A eine untere Schranke). Es gibt Mengen die nach unten
beschränkt sind und trotzdem kein Minimum besitzen, wie zum Beispiel
R+ = {x ∈ R : x > 0}.
Satz 1.42 (Archimedes). N ist nicht nach oben beschränkt, d.h., für alle
a ∈ R gibt es ein n ∈ N, so dass a < n gilt.
Beweis. Sei
B := {a ∈ R : n ≤ a für alle n ∈ N} . (1.58)
Es reicht zu zeigen, dass B = ∅. Falls B 6= ∅, folgt aus der Vollständigkeit
von R (und der Tatsache dass N 6= ∅), dass es ein x ∈ R gibt, so dass gilt:
Aus x − 1 < x folgt, dass x − 1 6∈ B. Aus der Definition von B folgt, dass
es ein n ∈ N gibt, mit x − 1 < n. Deshalb gilt x < n + 1. Da n + 1 ∈ N,
widerspricht dies (1.59).
Satz 1.43. Sei A ⊂ R nichtleer, nach oben beschränkt. Dann besitzt die
Menge
ein Minimum. Analog, wenn A nichtleer und nach unten beschränkt ist,
besitzt die Menge {q ∈ R : a ≥ q für alle a ∈ A} ein Maximum.
Beweis. Aus der Vollständigkeit von R folgt, dass es ein x ∈ R gibt, so dass
gilt:
a ≤ x für alle a ∈ A (1.62)
und
x ≤ p für alle p ∈ B . (1.63)
Aus (1.62) folgt, dass x ∈ B. Aus (1.63) folgt, dass x = min B.
Falls A nichtleer aber nicht nach oben beschränkt ist, definieren wir sup A :=
∞. Außerdem setzen wir sup ∅ := −∞. Analog gilt für A nichtleer und nach
unten beschränkt:
Falls A nicht nach unten beschränkt ist, definieren wird inf A := −∞. Au-
ßerdem setzen wir inf ∅ := ∞.
Insbesondere folgt aus (i) und (ii), dass A nichtleer und nach oben beschränkt
ist. Analoges gilt für das Infimum.
Beweis. Hausaufgabe.
(−∞, b] := {x ∈ R : x ≤ b} , (1.70)
(−∞, b) := {x ∈ R : x < b} , (1.71)
[a, ∞) := {x ∈ R : a ≤ x} , (1.72)
(a, ∞) := {x ∈ R : a < x} , (1.73)
(−∞, ∞) := R . (1.74)
Das Intervall [a, b] heißt kompaktes Intervall; (a, b), (−∞, b), (a, ∞) und
(−∞, ∞) nennt man offene Intervalle.
Beweis. Eindeutigkeit: Falls die Zahl nicht eindeutig ist, dann gibt es x, y ∈
R mit x < y und x, y ∈ In für alle n ∈ N. Sei ε = y − x. Aus (ii) folgt, dass
es ein n gibt, für das gilt bn − an < ε. Aber aus y, x ∈ In folgt
an ≤ x < y ≤ bn , (1.75)
Beweis von (1.77): Für k = 1 ist die Aussage wahr. Falls die Aussage für k
gilt, dann gilt ak+1 = a · ak ≤ a · bk < b · bk = bk+1 (weil aus a < b und c > 0
die Ungleichung ac < bc folgt). Daher ist (1.77) bewiesen.
Beweis der Eindeutigkeit von y: Falls man zwei Lösungen y < y 0 hätte, dann
wäre y k < (y 0 )k , entgegen der Annahme y k = (y 0 )k = x.
Existenz, Schritt 1: Wir konstruieren induktiv eine Intervallschachtelung
In := [an , bn ] mit der Eigenschaft, dass
b0 − a0
bn − an = und akn ≤ x ≤ bkn für alle n ∈ N . (1.78)
2n
Daher gibt es für jedes ε > 0 ein n ∈ N so dass bkn − akn < ε. Deshalb bilden
die Intervalle Jn eine Intervallschachtelung und
es gibt nur ein z ∈ R, für das akn ≤ z ≤ bkn für alle n gilt. (1.80)
Aus an ≤ y ≤ bn folgt akn ≤ y k ≤ bkn für alle n; aus (1.78) folgt akn ≤ x ≤ bkn
für alle n. Mit (1.80) folgt schließlich y k = x.
Lemma 1.52. Sei A ⊂ Z nicht leer, nach oben beschänkt. Dann besitzt A
ein Maximum.
Sei A ⊂ Z nicht leer, nach unten beschänkt. Dann besitzt A ein Minimum.
Sei x ∈ R. Dann hat {z ∈ Z : z ≤ x} ein Maximum und {z ∈ Z : z ≥ x} ein
Minimum.
und
dxe := min{z ∈ Z : z ≥ x} . (1.85)
und
x ≤ dxe < x + 1 (1.87)
für alle x ∈ R.
Beispiel. b 17 5
6 c = b2 + 6 c = 2.
Satz 1.54. Für alle ε > 0 und x ∈ R gibt es ein q ∈ Q und ein p ∈ R \ Q,
so dass x − ε < q < x + ε und x − ε < p < x + ε gelten.
Beweis. Hausaufgabe.
und
(a, b) · (c, d) := (ac − bd, ad + bc) . (1.90)
Ferner gilt i := (0, 1).
Satz 1.58. C ist ein Körper mit (0, 0) als Nullelement und (1, 0) als Eins-
element.
Beweis. Die Eigenschaften der Summe sowie das Distributivgesetz und das
Kommutativgesetz des Produktes sind leicht nachzuprüfen. Assoziativgesetz
des Produktes: Hausaufgabe.
hat:
a −b −b a
(a, b)x = a− 2 b, a+ 2 b (1.92)
a2 + b2 a + b2 a2 + b2 a + b2
2
a + b2 ab − ba
= , = (1, 0) . (1.93)
a2 + b2 a2 + b2
Dann folgt, dass die Gleichung (a, b) · y = (c, d) die Lösung (c, d) · x hat.
Bemerkung. Aus (1.102) folgt, dass z · z ∈ [0, ∞), deshalb ist die Wurzel
wohldefiniert. Falls z ∈ R, dann stimmt diese Definition mit der alten (Def.
1.55) überein.
Beweis. Die Aussagen (i) und (ii) folgen unmittelbar aus den Definitionen.
Um (iii) zu beweisen, reicht es zu zeigen, dass
1
Beispiel. Die Folge an := 2−n ist eine Nullfolge, lim = 0.
n→∞ 2n
(
0 falls n gerade,
Beispiel. Die Folge bn := ist divergent.
1 sonst
Konvergenz beschreibt das Verhalten der Folge für n sehr groß. Deshalb ist
es irrelevant, wenn man endlich viele Werte modifiziert oder weglässt. Der
Wert von n0 ist ebenfalls unwichtig.
Lemma 2.2. Sei a : N≥n0 → R eine Folge, a∗ ∈ R. Die Folge (an )n∈N≥n0
ist genau dann gegen a∗ konvergent, wenn folgendes gilt:
für alle ε > 0 ist die Menge {n ∈ N≥n0 : |an − a∗ | ≥ ε} endlich. (2.2)
Beweis. Falls nicht, dann ist ε := |ã∗ − a∗ |/2 > 0. Sei Nε so, dass |an − a∗ | <
ε für alle n ≥ Nε . Sei Ñε so, dass |an − ã∗ | < ε für alle n ≥ Ñε . Sei
n = max{Nε , Ñε }. Dann erhält man:
1 1 1
|ã∗ − a∗ | ≤ |ã∗ − an | + |ã∗ − ãn | < ε + ε = ε = |ã∗ − a∗ | , (2.4)
2 2 2
und somit einen Widerspruch.
Lemma 2.5. Falls die Folge a : N≥n0 → R gegen a∗ konvergiert, und die
Folge b : N≥m0 → R gegen b∗ konvergiert, dann konvergiert a + b gegen
a∗ + b∗ , und a − b gegen a∗ − b∗ .
Beweis. (i): Sei ε > 0 gegeben. Da an → a∗ , existiert ein Nε0 , so dass gilt:
1
|an − a∗ | < ε für alle n ∈ N mit n ≥ Nε0 . (2.5)
2
Da bn → b∗ , existiert ein Nε00 , so dass gilt:
1
|bn − b∗ | < ε für alle n ∈ N mit n ≥ Nε00 . (2.6)
2
Sei Nε := max{Nε0 , Nε00 }. Dann gilt
|(an +bn )−(a∗ +b∗ )| ≤ |an −a∗ |+|bn −b∗ | < ε für alle n ∈ N mit n ≥ Nε .
(2.7)
Deshalb gilt lim (an + bn ) = a∗ + b∗ .
n→∞
Definition 2.6. Eine Folge a : N≥n0 → R wird nach oben beschränkt ge-
nannt, wenn die Menge a(N≥n0 ) ⊂ R nach oben beschränkt ist. Analog wer-
den “nach unten beschränkt” und “beschränkt” definiert.
Lemma 2.7. Sei a : N≥n0 → R eine konvergente Folge. Dann ist a be-
schränkt.
Aus Lemma 2.5 und Lemma 2.8 folgt insbesondere, dass, falls limn→∞ an =
a∗ und limn→∞ bn = b∗ , und λ, µ ∈ R, dann limn→∞ (λan +µbn ) = λa∗ +µb∗ .
|an bn −a∗ b∗ | = |an bn −an b∗ +an b∗ −a∗ b∗ | ≤ |an | |bn −b∗ |+|b∗ | |an −a∗ | . (2.8)
Dann wählen wir M ∈ R so, dass |an | ≤ M für alle N gilt (das existiert
wegen Lemma 2.7), und Nε00 ∈ N so, dass gilt:
1
|bn − b∗ | < ε für alle n ∈ N mit n ≥ Nε00 . (2.10)
2(1 + M )
1 1 |bn − b∗ | 2
− ∗ = ∗
≤ ∗ 2 |bn − b∗ | . (2.13)
bn b |bn | |b | |b |
1 1
− ∗ ≤ε für alle n ≥ max{p0 , Nε } . (2.14)
bn b
Beweis. Es reicht zu zeigen, dass aus b∗ < a∗ die Existenz eines n ∈ N mit
bn < an folgt. Sei ε := (a∗ − b∗ )/2. Sei Nε0 so, dass |an − a∗ | < ε, und sei Nε00
so, dass |bn − b∗ | < ε. Dann gilt, mit n := max{Nε0 , Nε00 },
Beweis. Sei ε > 0 gegeben. Dann existiert ein Nε , so dass |an − a∗ | < ε und
|cn − a∗ | < ε für alle n ≥ Nε . Es folgt, dass für alle n ≥ Nε gilt:
(ii) streng monoton wachsend, falls f (x) < f (y) für alle x, y ∈ X mit
x < y;
(iv) streng monoton fallend, falls f (x) > f (y) für alle x, y ∈ X mit x < y;
Satz 2.13. Eine monotone Folge ist genau dann konvergent, wenn sie be-
schränkt ist. Falls a : N → R monoton wachsend ist, dann limn→∞ an =
sup a(N). Falls a : N → R monoton fallend ist, dann limn→∞ an = inf a(N).
Beweis. Jede konvergente Folge ist beschränkt (Lemma 2.7). Es reicht des-
halb zu zeigen, dass jede monotone und beschränkte Folge konvergiert. Sei
(an )n∈N monoton wachsend und beschränkt, und sei s = sup a(N). Da s eine
obere Schranke für a(N) ist, gilt an ≤ s für alle n. Sei ε > 0. Da s − ε < s
keine obere Schranke ist, gibt es Nε ∈ N, so dass s − ε < aNε gilt (vgl.
auch Lemma 1.45). Aus der Monotonie folgt dann s − ε < aNε ≤ an für alle
n ≥ Nε , und deshalb
Es folgt, dass limn→∞ an = s. Für monoton fallende Folgen wird analog mit
inf argumentiert.
Beispiel. Der Beweis von Satz 1.49 kann jetzt umformuliert werden. Man
hat Folgen a, b : N → R konstruiert, die (1.78) erfüllen. Aus In+1 ⊂ In
folgt an ≤ an+1 ≤ bn+1 ≤ b0 für alle n. Daraus folgt, dass a monoton
wachsend und beschränkt ist, und deshalb konvergent. Sei a∗ := limn→∞ an .
Aus limn→∞ (bn − an ) = 0 und Lemma 2.5 folgt, dass bn auch gegen a∗
konvergiert. Aus Lemma 2.8 folgt, dass akn und bkn gegen ak∗ konvergieren
(Induktionsbeweis: Hausaufgabe). Mit akn ≤ x ≤ bkn und Lemma 2.11 folgt,
dass die konstante Folge x ebenfalls gegen ak∗ konvergiert. Deshalb ist ak∗ = x.
Beispiel. Die Folge an := (−1)n ist divergent, aber die zwei Teilfolgen
k 7→ a2k und k 7→ a2k+1 sind beide konvergent, mit
Beweis. Hausaufgabe.
Satz 2.16. Jede Folge reeller Zahlen besitzt eine monotone Teilfolge.
Beweis. Aus Satz 2.16 folgt, dass x eine monotone Teilfolge besitzt. Da x
beschränkt ist, ist die Teilfolge auch beschränkt, und deshalb konvergent
(Satz 2.13).
Bemerkung. Man kann den Satz auch durch Konstruktion einer pas-
senden Intervallschachtelung beweisen, vgl., zum Beispiel, [Kö1] oder
www.youtube.com/watch?v=eM3S74kchoM.
Beweis. Hausaufgabe.
gilt.
Bemerkung. Bei (ii) und (iv) reicht es natürlich, wenn die Bedingungen
an 6= 0 und an ≤ bn für alle n ≥ n0 erfüllt sind.
Beweis. Hausaufgabe.
Beweis. Hausaufgabe.
(iii) Es gibt zwei Teilfolgen a und b von x mit der Eigenschaft, dass
und
lim bk = lim sup xn . (2.33)
k→∞ n→∞
ϕ(k + 1) := min Mk .
1
Daraus folgt, Iϕ(k)+1 ≤ xϕ(k+1) ≤ Iϕ(k)+1 + k+1 . Mit dem Quetschlemma
(Lemma 2.11) und Lemma 2.15 folgt, dass limk→∞ xϕ(k) = limk→∞ Iϕ(k)+1 =
limk→∞ Ik = lim inf n→∞ xn .
Der Fall, dass x nach unten unbeschränkt ist, kann analog behandelt werden.
In diesem Fall setzt man
Satz 2.24. Eine Folge reeller Zahlen x : N → R ist genau dann konvergent,
wenn
lim inf xn = lim sup xn ∈ R , (2.35)
n→∞ n→∞
Lemma 2.26. Die Funktion d(x, y) := |x − y| ist eine Metrik auf R und auf
C.
Beweis. Die erste Aussage folgt aus der Definition und Lemma 1.56, die
zweite aus Lemma 1.61.
Wenn nicht weiter spezifiziert, benutzt man auf R und C diese beiden Me-
triken.
Beweis. Analog zum Beweis von Lemma 2.4: Falls d(a∗ , ã∗ ) > 0, betrachten
wir ε := 21 d(a∗ , ã∗ ), ein n so, dass d(an , a∗ ) < ε und d(an , ã∗ ) < ε, und
erhalten durch die Dreiecksungleichung einen Widerspruch.
Bemerkung. Das Konvergenzkonzept hängt von der Metrik ab. Zum Bei-
spiel ist die durch an := 2−n definierte Folge in (R, d) konvergent, aber in
(R, δ) divergent.
definiert.
(i) A ist offen, wenn für alle x ∈ A ein ε > 0 existiert, so dass Bε (x) ⊂ A.
Lemma 2.31. Sei (X, d) ein metrischer Raum, z ∈ X, r > 0. Dann ist die
Menge Br (z) offen.
Bemerkung. Aus Lemma 2.31 und der Bemerkung nach Definition 2.29
folgt eine weitere äquivalente Charakterisierung von Konvergenz. Eine Folge
a : N → X konvergiert genau dann gegen a∗ wenn folgendes gilt
Beweis: (2.42) =⇒ (2.40): klar, weil alle Bε (a∗ ) offen sind und a∗ enthalten.
(2.40) =⇒ (2.42): sei U offen und a∗ ∈ U . Dann gibt es ε > 0 mit Bε (a∗ ) ⊂ U .
Also gilt {n ∈ N : an ∈/ U } ⊂ {n ∈ N : an ∈/ Bε (a∗ )} und die Menge auf der
rechten Seite ist wegen (2.40) endlich.
Wir sagen, dass eine Menge A ⊂ X folgenabgeschlossen ist, wenn sie folgende
Eigenschaft hat: falls a : N → X eine konvergente Folge ist, und an ∈ A für
alle n, dann limn→∞ an ∈ A.
Satz 2.32. Sei (X, d) ein metrischer Raum. Eine Menge A ⊂ X ist genau
dann abgeschlossen, wenn sie folgenabgeschlossen ist.
Bemerkung. Die Eigenschaften (i) und (ii) motivieren das Konzept des
topologischen Raumes. Sei X eine Menge. Sei 2X die Potenzmenge von X,
also die Menge aller Teilmengen von X. Eine Menge T ⊂ 2X heißt Topologie
auf X, falls sie folgende Eigenschaften hat.
(i) ∅ ∈ T , X ∈T;
Falls (X, d) ein metrischer Raum mit der Topologie Td ist, so stimmt die-
se Definition aufgrund der Bemerkung nach Lemma 2.31 mit der üblichen
Definition der Konvergenz überein.
In allgemeinen ist der Grenzwert eine Folge in einem topologischen Raum
nicht eindeutig. Sei zum Beispiel X eine beliebige nicht leere Menge und
T = {∅, X} die triviale Topologie. Dann konvergiert jede Folge a gegen
jedes Element a∗ ∈ X.
Man nennt A◦ ist die Menge der inneren Punkten von A, A den Abschluß
von A und ∂A den Rand von A (oder: die Menge der Randpunkte). Die
Elemente von X \ A werden äußere Punkte genannt.
T
(iv) A = {M ⊂ X : M ist abgeschlossen, und A ⊂ M };
Aus (iii) und (iv) folgt mit Lemma 2.33: A◦ ist die größte offene Teilmenge
von A und A ist die kleinste abgeschlossene Menge, die A enthält. Manch-
mal wird auch die rechte Seite von (iii) bzw. (iv) als Definition A◦ bzw. A
benutzt.
Beweis. Hausaufgabe.
Beweis. Hausaufgabe.
Definition 2.38. Sei (X, d) ein metrischer Raum. Eine Menge M ⊂ X ist
beschränkt, wenn x ∈ X und r > 0 existieren, so dass M ⊂ B(x, r).
Eine Folge y : N → X heißt beschränkt, wenn die Menge y(N) beschränkt
ist.
Bemerkung. Es ist klar, dass |x| ∈ [0, ∞) für alle x ∈ Rn gilt und dass
x = 0 aus |x| = 0 folgt.
Beweis. (i) Die Identität (2.52) folgt direkt aus der Definition von |x| und
hx, yi.
(ii) Zum Beweis von (2.53) zeigen wir zunächst die schwächere Abschätzung
hx, yi ≤ 12 (|x|2 + |y|2 ) und nutzen dann Homogenität aus, um (2.53) zu
erhalten. Die schwächere Abschätzung erinnert an die Ungleichung 2ab ≤
a2 + b2 für a, b ∈ R, die aus der binomischen Formel für (a − b)2 folgt.
Dadurch motiviert berechnen wir
n
X n
X
|x − y|2 = (xi − yi )2 = x2i − 2xi yi + yi2 = |x|2 − 2hx, yi + |y|2
i=1 i=1
(2.55)
|x + y|2 = |x|2 + 2hx, yi + |y|2 ≤ |x|2 + 2|x| |y| + |y|2 = (|x| + |y|)2 . (2.56)
Bemerkung. Wenn nicht weiter spezifiziert, wird diese Metrik für Rn be-
nutzt.
Beweis. Hausaufgabe.
Aus der ersten Ungleichung folgt, dass |x(k)i − x∗i | ≤ d(x(k), x∗ (k)). Falls x
gegen x∗ konvergiert, so folgt dass xi gegen x∗i konvergiert.
Falls für alle i die Folgen xi gegen x∗i konvergieren, so folgt aus der zweiten
Ungleichung das x gegen x∗ konvergiert.
Da x1 eine beschränkte Folge ist, folgt A(1) direkt aus Satz 2.17. Sei A(j)
richtig, j < n, und m : N → N wie oben. Die Folge xj+1 ◦ m ist beschränkt,
Da xi ◦ m ◦ p eine Teilfolge von xi ◦ m ist, gilt (2.60) auch entlang der neuen
Teilfolge (Lemma 2.15). Somit ist A(j + 1) bewiesen.
Die Aussage folgt dann aus A(n) und Satz 2.44.
Beweis. Sei an eine Folge die gegen a∗ konvergiert. Sei ε > 0 gegeben. Dann
gibt es Nε ∈ N so, dass d(an , a∗ ) < ε/2 für alle n ≥ Nε . Dann gilt, für alle
n, m ≥ Nε ,
ε ε
d(an , am ) ≤ d(an , a∗ ) + d(a∗ , am ) < + = ε. (2.63)
2 2
Definition 2.49. Ein metrischer Raum (X, d) heißt vollständig, wenn jede
Cauchy-Folge konvergiert.
Lemma 2.50. Jede Cauchy-Folge, die eine konvergente Teilfolge besitzt, ist
selbst konvergent.
gilt. Sei x := aN1 , r := max{1, 2d(aN1 , a0 ), . . . , 2d(aN1 , aN1 −1 )}. Dann gilt
√
Bemerkung. Q ist nicht vollständig. Beweis: es gilt 2 ∈ R \√Q. Da Q
dicht in R ist gibt es eine Folge a : N → Q mit limn→∞ an = 2. Nach
Lemma 2.48 ist a eine Cauchy-Folge in R also eine Cauchy-Folge in Q. Die
Folge a hat aber keinen Grenzwert in Q, da der Grenzwert in R eindeutig
ist.
2.7 Kompaktheit
Definition 2.53. Sei (X, d) ein metrischer Raum, K ⊂ X.
Beweis. Sei a : N → A eine Folge. Wir zeigen zuerst, dass ein Punkt a∗ ∈ A
existieren muss, so dass
Wegen (2.70) ist die Menge auf der rechten Seite unendliche Teilmengen von
N, also nicht leer. Daher existiert das Minimum. Dann ist (aϕ(k) )k∈N eine
Teilfolge von a, die gegen a∗ konvergiert.
Wir beginnen jetzt mit dem eigentlichen Beweis. Wir können annehmen,
dass A 6= ∅, da ∅ trivialerweise überdeckungskompakt ist. Wir argumentieren
mit Widerspruch und nehmen an A sei nicht überdeckungskompakt. Dann
gibt es eine Überdeckung (Oα )α∈I von A, für die keine endliche Teilüberde-
ckung existiert.
Teil 1. Wir zeigen zuerst, dass ein ε > 0 existiert mit folgender Eigenschaft:
Falls nicht, gäbe es zu jedem εn = 2−n ein xn ∈ A so, dass Bεn (xn ) \ Oα 6= ∅
für alle α ∈ I. Da die Menge A folgenkompakt ist, muss x eine konvergente
Teilfolge (xnk )k∈N haben. Sei x∗ = lim xnk . Da x∗ ∈ A gibt es ein α∗ ∈ I
k→∞
mit x∗ ∈ Oα∗ . Da Oα∗ offen ist, gibt es ε∗ > 0 so, dass Bε∗ (x∗ ) ⊂ Oα∗ . Da
d(xnk , x∗ ) und 2−nk Nullfolgen sind, gibt es ein k ∈ N so, dass gilt:
Dann ist Bεnk (xnk ) ⊂ Oα∗ , ein Widerspruch. Deshalb gibt es ein ε > 0 mit
der Eigenschaft (2.74).
Teil 2. Wir definieren jetzt eine Folge y : N → A und eine Folge (Ak )k∈N
von Teilmengen von A: Sei ε wie in (2.74), A0 = A, y0 ∈ A beliebig, und
α0 ∈ I so, dass Bε (y0 ) ⊂ Oα0 . Wenn Ak und yk definiert sind, setzen wir
Ak+1 = Ak \Oαk . Es gilt Ak+1 6= ∅, denn sonst wäre (Oαi )0≤i≤k eine endliche
Teilüberdeckung von A. Daher existiert yk+1 ∈ Ak+1 und αk+1 so, dass
Bε (yk+1 ) ⊂ Oαk+1 . Da A folgenkompakt ist, besitzt die Folge y : N → A
eine konvergente Teilfolge. Dies kann aber nicht sein, weil für alle h > k gilt
d(yk , yh ) ≥ ε (Beweis: yh ∈ Ah ⊂ Ak+1 ⊂ A \ Oαk ⊂ A \ Bε (yk )).
Nach Definition von r(x) folgt aus r(x) < 21 , dass R(x) = 2r(x). Damit gilt
lim Rϕ(j) = 0. (2.79)
j→∞
Andererseits ist y ∗ ∈ A und somit gibt es ein α∗ und ein r∗ > 0, so dass
Br∗ (y ∗ ) ⊂ Oα∗ Es gibt ein J ∈ N, so dass für allle j ≥ J die Abschätzung
d(xϕ(j) , y ∗ ) < r∗ /2 gilt und somit
Br∗ /2 (xϕ(j) ) ⊂ Br∗ (y ∗ ) ⊂ Oα∗ .
Daraus folgt Rϕ(j) ≥ r∗ /2 für alle j ≥ J. Dies widerspricht (2.79).
Satz 2.56. Sei (X, d) ein metrischer Raum. Jede folgenkompakte Menge
A ⊂ X ist abgeschlossen und beschränkt.
Dann ist jede Teilfolge von x unbeschränkt. Daher besitzt die Folge x besitzt
keine konvergente Teilfolge und somit ist A nicht folgenkompakt.
Alternativer Beweis: Sei x∗ ∈ X gegeben. Die Familie Br (x∗ ), r > 0, ist eine
offene Überdeckung von X und deshalb von A. Da A überdeckungskompakt
S
ist, gibt es eine endliche Teilmenge E ⊂ (0, ∞) so, dass A ⊂ r∈E Br (x∗ ).
Sei R := max E (R = 1 falls E = ∅). Dann A ⊂ BR (x∗ ).
Satz 2.57. Eine Menge A ⊂ Rn ist genau dann folgenkompakt, wenn sie
beschränkt und abgeschlossen ist.
Die Reihe heißt divergent, wenn die Folge s divergent ist. Analoges gilt für
a : N → Rn .
Falls a : N → R, dann heißt die Reihe bestimmtP∞divergent, wenn s bestimmt
divergent ist; man setzt auch in diesem Fall j=0 aj := limn→∞ sn .
Für a : N≥n0 , n0 ∈ N, werden sn = nj=n0 aj und ∞
P P
j=n0 aj analog definiert.
Beweis. Sei s die Folge der Partialsummen, die nach Annahme konvergiert.
Aus
lim sn = lim sn−1 (3.3)
n→∞ n→∞
Beweis. Es reicht, die entsprechende Aussage für die Folgen der Partialsum-
men zu formulieren und Lemma 2.46 anzuwenden.
Beweis. Falls |q| ≥ 1 dann ist |q n | = |q|n ≥ 1 und deshalb ist n 7→ q n keine
Nullfolge, und die Reihe divergiert wegen Lemma 3.2.
Für |q| < 1 rechnen wir mit Lemma 1.21
1 1 − q n+1 1 q n+1
sn − = − =− , (3.7)
1−q 1−q 1−q 1−q
und deshalb
1 |q|
sn − = |q|n . (3.8)
1−q |1 − q|
1
Für |q| < 1 gilt lim |q|n = 0, und deshalb lim sn = .
n→∞ n→∞ 1−q
Beweis dass lim |q|n = 0: Für q = 0 ist die Aussage wahr. Für q 6= 0: Aus
n→∞
|q| < 1 folgt 1/|q| > 1, deshalb gilt, mit δ := 1/|q| − 1 > 0 und Bernoulli
(Lemma 1.18), n
1 1
= = (1 + δ)n ≥ 1 + nδ. (3.9)
|q|n |q|
Daraus folgt (direkt aus der Definition oder mit Lemma 2.20) dass
1
lim = ∞, und daraus, mit Lemma 2.20, dass lim |q|n = 0.
n→∞ |q|n n→∞
i
Falls q ∈ [1, ∞) dann gilt q ≥ 1 und sn ≥ n, deshalb divergiert die Folge
der Partialsummen bestimmt gegen ∞.
P∞
Lemma 3.5. Sei n0 ∈ N, a : P
N → X, (X = R, C). Die Reihe j=0 aj ist
genau dann konvergent, wenn ∞j=n0 aj konvergent ist.
In diesem Fall gilt
X∞ ∞
X 0 −1
nX
aj = x + aj , mit x := aj .
j=0 j=n0 j=0
∞ ∞ 0 −1
nX
X
j
X
j 1 1 − z n0 z n0
z = z − zj = − = . (3.11)
1−z 1−z 1−z
j=n0 j=0 j=0
2n+1
X−1 1 1 1
bn = ≥ 2n n+1 ≥ .
j 2 2
j=2n
P∞
Nach dem Majorantenkriterium ist n=0 bn divergent, also ist die harmo-
nische Reihe divergent.
p p
X 1 X 1 1
sp := = − (3.12)
n(n − 1) n−1 n
n=2 n=2
p−1 p
X 1 X1
= − (3.13)
n n
n=1 n=2
1
=1 − . (3.14)
p
Deshalb konvergiert sp gegen 1, und die erste Aussage ist bewiesen.
1 1
Die Identität n(n−1) = n−1 − n1 ist ein Spezialfall der Partialbruchzerlegung2
1 1 1 1
(x−a)(x−b) = a−b x−a − x−b .
2
Allgemeiner kann man zeigen, dass für a1 , . . . an mit ai 6= aj für i 6= j für alle x ∈
/
{a1 , . . . , an } gilt:
n
1 X cj 1
Qn = mit cj = Q .
i=1 (x − ai ) j=1
x − aj i6=j (aj − ai )
Ausführlicher lautet dies Aussage des Satzes wiePfolgt. Falls die Reihe
∞
die Reihe ∞
P
i=0 ai konvergiert, so konvergiert
Pauch j=0 aϕ(j) und die Sum-
∞
men sind gleich. Falls die ReiheP∞ i=0 ai bestimmt gegen ∞ divergiert, so
gilt das gleiche
P∞ für die Reihe j=0 aϕ(j) . Man beachte, dass nach Lemma 3.6
die Reihe i=0 ai entweder konvergiert oder bestimmt gegen ∞ divergiert.
Diese allgemeine Partialbruchzerlegung und der folgende Beweis wurden in der Vorlesung
nicht besprochen.
Beweis: eine notwendige und P hinreichende
Q Bedingung für die Identität auf der linken Seite
n
ist, dass für alle x gilt 1 = j=1 cj i6=j (x − ai ). Die rechte Seite ist ein Polynom der
Pn Pn−1 k
Ordnung n − 1 und lässt sich schreiben als j=1 k=0 cj Akj x , wobei die Koeffizien-
ten
Pn Akj nur von a1 , . . . , an abhängen.
Pn Die gewünschte Identität gilt genau dann, wenn
j=1 Akj cj = 1 für k = 0 und j=1 Akj cj = 0 für 1 ≤ k ≤ n − 1. Dies ist ein lineares
Gleichungssystem von n Gleichungen (k = 0, . . . , n − 1) in n Unbekannten c1 , . . . , cn . Das
zugehörige homogene Gleichungssystem
n
X
Akj cj = 0 für alle k ∈ {0, . . . , n − 1}
j=1
Pcj 1
ist genau dann erfüllt, wenn j x−aj = 0 für alle x ∈
/ {a1 , . . . , an }. Setzt man x = ak + m ,
1
multipliziert die Gleichung mit m und betrachtet den Limes m → ∞ so folgt ck = 0.
Daher hat das homogene Gleichungssystem nur die triviale Lösung c1 = . . . = cn =
0. In der Linearen Algebra haben sie gelernt, dass daraus folgt, dass das inhomogene
Gleichungssystem für jede rechte Seite eine eindeutige Lösung hat. Also existieren die
1
gewünschte cj . Die konkrete Formel fürPcj kann man herleiten, indem man x = aj + m
1 n cj 1
betrachtet, die Gleichung Qn (x−ai ) = j=1 x−aj mit m multipliziert und den Grenzwert
i=1
für m → ∞ betrachtet.
Satz 3.12. Jede absolut konvergente Reihe ist konvergent. Ferner gilt
∞
X ∞
X
| an | ≤ |an |.
n=0 n=0
P∞
Beweis. Sei a : N → C so, dass n=0 |an | < ∞. Wir betrachten die zwei Fol-
gen b, c : N → R, die durch bn := max{Re an , 0} und cn := max{− Re an , 0}
definiert
P∞ sind. Aus 0 ≤ bn ≤ |an | und P Lemma 3.7 folgt, dass die Reihe
∞
n=0 nb konvergiert. Analog konvergiert n=0 cn , und mit Lemma 3.3 folgt,
dass
X∞ X∞
Re an = (bn − cn ) (3.22)
n=0 n=0
P∞
konvergiert. Analog zeigt man, dass n=0 Im
P an konvergiert, und mit an =
Re an + i Im an und Lemma 3.3 folgt, dass ∞
n=0 an konvergiert.
N
X
|sN | ≤ |an | (3.23)
n=0
erfüllen. Für sn = a0 ist die Aussage wahr, und |sN +1 | = |sN +PaN +1 | ≤
|sN | + |aN +1 | beweist den Induktionsschritt. Daraus folgt sN ≤ N n=0 |an |
PN
und −sN ≤ n=0 |an |. Mit Lemma 2.10 folgt dann die Aussage.
und
∞
X
sk − (−1)n an ≤ ak+1 (3.26)
n=0
für alle k ∈ N.
Beweis. Aus sk+2 − sk = (−1)k+2 (ak+2 − ak+1 ) folgt, dass k 7→ s2k monoton
fallend ist und k 7→ s2k+1 monoton wachsend ist. Aus s2k+1 = s2k − a2k+1
folgt, dass s2k+1 ≤ s2k . Deshalb ist [s2k+1 , s2k ] eine Intervallschachtelung,
und die Teilfolgen k 7→ s2k und k 7→ s2k+1 konvergieren gegen den glei-
chen
P∞ Grenzwert s∗ . Also konvergiert die Folge s gegen s∗ und somit gilt
n ∗
n=0 (−1) an = s Da [s2k+1 , s2k ] eine Intervallschachtelung ist gilt
∞
X
s2k+1 ≤ (−1)n an ≤ s2j für all k, j ∈ N.
n=0
Mit j = k und und s2k+1 = s2k −a2k+1 folgt (3.26) für gerade k. Mit j = k+1
und s2k+2 = s2k+1 + a2k+2 folgt (3.26) für ungerade k.
P∞ (−1)n
Beispiel. Die alternierende harmonische Reihe n=1 n ist konvergent,
aber nicht absolut konvergent.
3.4 Umordnungssatz
Satz 3.16. (i) Sei a : N → C,P ∞
P
n=0 an absolut konvergent, ϕ : N → N
∞
bijektiv. Dann konvergiert n=0 aϕ(n) und
∞
X ∞
X
an = aϕ(n) . (3.27)
n=0 n=0
(ii) Sei a : N → R, ∞
P
n=0 an konvergent, aber nicht absolut konvergent,
x ∈ R. Dann gibt es eine bijektive Abbildung ϕ : N → N, so dass gilt
∞
X
aϕ(n) = x . (3.28)
n=0
x+
n := (Re an )+ = max{Re an , 0} , x−
n := (Re an )− = max{− Re an , 0},
(3.29)
sowie
Das gleiche gilt für die anderen drei Reihen. Die Aussage folgt dann mit
a = (x+ − x− ) + i(y + − y − ) und Lemma 3.3.
(ii): Vorüberlegungen. Als Beispiel betrachten wir die alternierende harmo-
nisch Reihe 1 − 21 + 13 + 41 ± . . . = a1 + a2 + a3 + a4 + . . . und skizzieren, wie
sich diese zu einer Reihe umordnen lässt die bestimmt gegen ∞ divergiert.
Wenn man die Terme mit den geschweiften Klammern zusammen fasst sieht
man, das die Partialsummen der umgeordneten Reihe für genügend großes
Argument durch
1 1 1 1 1 1 1
≥1− + − + − + − ...±
2 4 4 4 6 |4 {z 8}
≥ 18
von unten abgeschätzt sind. Daraus folgt leicht, dass die umgeordnete Reihe
bestimmt gegen ∞ divergiert.
Der entscheidende Punkt ist, dass gilt, dass gilt n=0 a+
P
n = ∞ (wobei wieder
a+
n = max(a n , 0). Daher kann man immer erreichen, dass die Summen der
verbleibenden Terme mit an > 0 beliebig groß werden, egal wieviele Terme
man schon benutzt hat.
Wir beginnen jetzt mit dem eigentlichen Beweis. Dieser Beweis wurde in
der Vorlesung nicht besprochen.
gegen x konvergiert.
Um Surjektivität zu zeigen, reicht es zu zeigen, dass die Mengen {k ∈ N :
Tk < x} und I{k ∈ N : Tk ≥ x} unendlich sind3 . Falls ein m existieren
3
Sei I + := {k ∈ N : Tk < x} und I− := I{k ∈ N : Tk ≥ x}. Wir zeigen, dass
ϕ(I ) = N + falls I + unendlich ist. Die informelle Idee ist, dass die Abbildung ϕ nach
+
Definition die Elemente von N + der Reihe nach“ abgreift und daher kein Element von
”
N + überspringt“.
”
Rigoros argumentiert man wie folgt. Sei K ∈ N + \ ϕ(I + ). Dann gilt insbesondere K ∈
N \ ϕ(N ∩ [0, k]) für alle k ∈ N. Nach Definition von ϕ folgt, dass ϕ(I + ) ∈ {0, 1, . . . , K}.
+
Da ϕ injektiv ist, muss I + endlich sein. Dies ist ein Widerspruch, also gibt es kein solches
K und es gilt ϕ(I + ) = N + . Analog zeigt man, dass ϕ(I − ) = N − falls I − unendlich ist.
X ∞
X
a(x) = bn mit b = a ◦ ϕ.
x∈E n=0
Sei ψ : N → E eine andere Bijektion und c = a◦ψ. Dann ist c = b◦η P∞mit η =
−1
ψ ◦ψ und η : N → N is bijektiv. Mit anderen Worten, die Reihe n=0 cn ist
eine Umordnung der Reihe ∞
P
n=0 bn . Da es im allgemeinen keine
P ’natürliche’
Wahl einer Bijektion von N nach E gibt, kann die Summe x∈E a(x) nur
sinnvoll definiert werden, wenn sie invariant unter Umordnung ist. Dies ist
gerade dann der Fall, wenn die Reihe b absolut konvergiert. In diesem Fall
konvergiert auch c absolut (nach dem Umordnungssatz für nichtnegative
Reihen). Dies führt auf die folgende Definition.
P
Definition 3.17. Sei E abzählbar, a : E → C. Die Summe x∈E a(x)
konvergiert
P∞ absolut wenn, es eine PBijektion ϕ : N → E gibt, so dass
n=0 |(a ◦ ϕ)n | konvergiert. Falls x∈E a(x) absolut konvergiert, definie-
ren wir
X X X∞
a := a(x) := bn mit b = a ◦ ϕ. (3.41)
E x∈E n=0
Aus der obigen Diskussion und dem Umordnungssatz folgt, dass die Eigen-
schaft absolut zu konvergieren und der Wert der Summe nicht von der Wahl
der Bijektion ϕ abhängen.
∞
X
bm := a(n, m).
n=0
X ∞ X
X ∞
a(n, m) = a(n, m) (3.42)
(n,m)∈N×N m=0 n=0
X ∞
X ∞
X
a(n, m) = fn gm (3.43)
(n,m)∈N×N n=0 m=0
P
Bemerkung. Die analoge Aussage gilt für A×B a, wenn A und B abzähl-
bare Mengen sind. Mit dieser Aussage P und vollständiger Induktion beweist
man leicht die analoge Aussage für x∈Nk a(x). Insbesondere gilt folgendes:
(i)
falls für i = 1, . . . , k die Reihen ∞
P
n=0 fn : N → R absolut konvergieren und
Qk (i) P
falls a(n1 , . . . , nk ) = i=1 fni , dann ist Nk a absolut konvergent und
X Y ∞
k X
a(n1 , . . . nk ) = fn(i)
i
, (3.44)
(n1 ,...,nk )∈Nk i=1 ni =0
Bemerkung. Eine interessante Anwendung der Formel (3.44) ist die fol-
gende Aussage (s. Übungsaufgabe 8.4), die eine wichtige Rolle beim Beweis
des Primzahlsatzes spielt. Sei P ⊂ N≥2 die Menge der Primzahlen und sei
p : N∗ → P eine strenge monoton wachsende Bijektion. Sei s ∈ N, s ≥ 2.
Dann gilt
∞ k
X 1 Y 1
= lim . (3.45)
n=1
n s k→∞
i=1
1 − p−s
i
Für die rechte Seite schreibt man auch kompakt p∈P 1−p1 −s und die linke
Q
Seite ist nach Definition gerade der Werte der Riemannschen ζ Funktion bei
s. Wir werden in Kürze ns auch für beliebige Werte s ∈ C definieren. Dann
gilt die Identität (3.45) für alle s ∈ C mit Re s > 1.
X M X
X N
a(n, m) = a(n, m)
(n,m)∈RN,M m=0 n=0
wobei
RN,M := {(n, m) ∈ N × N : n ≤ N, m ≤ M }
(diese Identität folgt leicht mit vollständiger Induktion über M und (3.40)).
Da a ≥ 0, sind alle auftretenden Reihen konvergent oder bestimmt gegen ∞
divergent. Betrachten Sie
X ∞ X
X ∞
S := a, S0 = a(n, m)
N×N m=0 n=0
wobei a : N → C und z ∈ C.
∞
X ∞
X
an z n = an z n (3.48)
n=0 n=0
Pn Pn
Dies folgt sofort aus der Identität j=0 an zj = j=0 an z
n für die entspre-
chenden Partialsummen.
Definition
P∞3.21. Sei a : N → C gegeben. Der Konvergenzradius der Po-
tenzreihe n=0 an z n ist durch
∞
X
R := sup{|z| : z ∈ C, an z n konvergiert} (3.49)
n=0
definiert.
P∞ n
Bemerkung. R ∈ [0, ∞], da die Reihe n=0 an 0 = a0 immer konver-
giert.
(iii) Falls 0 < R < ∞, konvergiert die Potenzreihe absolut für z ∈ BR (0),
und divergiert für alle z ∈ C mit |z| > R.
P(i): Sei zn ∈ C. Dann gibt es ein w ∈ C, so dass |w| > |z| und die
Beweis.
Reihe ∞ n=0 an w konvergiert. Die Aussage folgt aus Lemma 3.20.
(ii): Folgt direkt aus der Definition.
(iii): Sei z ∈ C mit |z| < R. Dann ist |z| keine obere Schranke für die
P∞ in n(3.49), deshalb gibt es ein w ∈ C, so dass |z| < |w| ≤ R und
Menge
n=0 an w konvergiert. Die Aussage folgt dann P∞aus Lemma 3.20. Da R
n
eine obere Schranke für die Menge {|z| : z ∈ C, n=0 an z konvergiert} ist,
folgt, dass die Reihe für kein z ∈ C mit |z| > R konvergieren kann.
Lemma 3.23. Sei a : N → C, und L := lim sup |an |1/n . Dann gilt R = 1/L
n→∞
(mit der Konvention R = 0, falls L = ∞ und R = ∞, falls L = 0).
Aus dem Wurzekriterium (Satz 3.14) folgt, dass die Reihe n an xn konver-
P
giert, wenn xL < 1, und divergiert, wenn xL > 1 . Das beweist die Aussage
für L ∈ [0, ∞). Falls L = ∞, dann ist analog lim supn→∞ |an xn |1/n gleich 0
für x = 0, und ∞ sonst. Deshalb ist in diesem Fall R = 0.
gilt sowie
n!
lim = 1. (3.56)
n→∞ nk (n − k)!
Sei ε ∈ (0, 1) beliebig. Nach Lemma 3.24 konvergiert die Reihe
P∞ (|w∗ |+1)k
k=0 k! . Nach Voraussetzung konvergiert die Folge w gegen w∗ . Also
gibt es ein Nε ∈ N, so dass gilt:
∞
X (|w∗ | + 1)k ε ε
≤ und |wn − w∗ | ≤ für n ≥ Nε . (3.57)
k! 3 3
k=Nε
Nε k n ∞
wk wnk w∗k
X w n! X n X
|an | ≤ n
− ∗ + + .
nk k!(n − k)! k! nk k k!
k=0 k=Nε +1 k=Nε +1
(3.60)
Nε k
wk
X w n!
lim n
− ∗ = 0. (3.61)
n→∞ nk k!(n − k)! k!
k=0
n n n
wnk |wn |k (|w∗ | + 1)k
X n X X ε
≤ ≤ ≤ (3.62)
nk k k! k! 3
k=Nε +1 k=Nε +1 k=Nε +1
P∞ w∗k ε
für alle n ≥ Nε , und analog | k=Nε +1 k! | ≤ 3 .
Damit folgt lim supn→∞ |an | ≤ 23 ε. Da ε
> 0 beliebig war, gilt
lim supn→∞ |an | = 0 (weil aus 0 ≤ x ≤ ε für alle ε folgt x = 0). Mit
lim inf |an | ≥ 0 folgt, dass an → 0.
gilt.
Aus (3.55) und (3.57) folgt, dass
n n n
wnk |wn |k (|w∗ | + 1)k
X n X X ε
≤ ≤ ≤ (3.64)
nk k k! k! 3
k=Nε +1 k=Nε +1 k=Nε +1
Beweis. (i): Wir rechnen, mit drei Anwendungen von Lemma 3.26 (mit den
konstanten Folgen z und w sowie mit der konvergenten Folge z+w+zw/n →
z + w)
h z n i h w n i
exp(z) exp(w) = lim 1 + lim 1 + (3.66)
n→∞ n n→∞ i n
h z n w n
= lim 1+ 1+ (3.67)
n→∞ n n
w + z + wz/n n
= lim 1 + = exp(w + z) . (3.68)
n→∞ n