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Beispiel: Mit einem vom Arzt verordneten Arzneimittel nimmt ein Patient
täglich 5 mg eines bestimmten Medikaments in Form einer Tablette ein. Im
Laufe eines Tages werden davon 40% vom Körper abgebaut und ausgeschieden.
Sind n der Tag und an die Menge des Medikaments in mg, (n ∈ N), so gilt
also:
a1 = 5; a2 = 8; a3 = 9, 8; a4 = 10, 88; . . ..
Oenbar wird das dem Glied an nachfolgende Glied an+1 nach der Formel
an+1 = an − 0, 4 · an + 5 berechnet, also:
an+1 = 0, 6 · an + 5, (n ∈ N).
Mit der letzten Gleichung und einer Angabe zu a1 ist eine rekursive Bil-
dungsvorschrift (bzw. eine Rekursionsgleichung) für diese Folge gegeben.
Eine solche Bildungsvorschrift gibt an, wie man ein beliebiges Glied an+1 der
Folge aus seinem Vorgänger an erhält. Rekursive Bildungsvorschriften können
sich auch auf zwei oder mehr Vorgänger beziehen. Die grasche Darstellung
der Zahlenfolge aus diesem Beispiel ergibt nachstehendes Bild, das zugleich
Folgendes deutlich macht:
Der Graph einer Folge besteht im Unterschied zu den bislang betrachteten
1
2
Funktionsbildern (mit der Menge R als Denitionsbereich) hier nur aus einzel-
nen (isolierten) Punkten.
Bei diesem Wachstumsvorgang stellt sich eine Sättigungsgrenze ein. Nach
etwa 10 Tagen sind jeweils unmittelbar nach der Einnahme praktisch konstant
12, 5 mg des Medikaments im Körper des Patienten enthalten.
Beispiel: an = n−1
n+1
⇒
1
a1 = 0;, a2 = 3
; a3 = 24 ; a4 = 35 ; . . ..
Sind alle Glieder einer Zahlenfolge untereinander gleich, so handelt es sich um
einekonstante Zahlenfolge.
Eine Zahlenfolge (an ) ist monoton wachsend (bzw. monoton fallend),
wenn ∀n ∈ N gilt:
an+1 ≥ an (bzw. an+1 ≤ an ).
Ist jedes Folgeglied tatsächlich gröÿer bzw. kleiner als seine Vorgänger (und
nicht gleich), so spricht man von strenger Monotonie.
Beispiele: (a) Die Zahlenfolge (an ) = n+3
ist streng monoton fallend.
3n+1
Beweis: Es gilt ∀n ∈ N:
n+4 n+3
an+1 − an = −
3n + 4 3n + 1
(n + 4)(3n + 1) − (n + 3)(3n + 4)
=
(3n + 1)(3n + 4)
3n + 13n + 4 − (3n2 + 13n + 12)
2
=
(3n + 1)(3n + 4)
−8
= < 0.
(3n + 1)(3n + 4)
(b) Die Zahlenfolge (an ) = (n2 − 25n) ist nicht monoton (Warum ?)
Eine Zahlenfolge (an ) heiÿt nach oben beschränkt (bzw. nach unten be-
schränkt), wenn es eine Zahl C ∈ R gibt, so daÿ ∀n ∈ N gilt:
an ≤ C , an ≥ C ).
(bzw.
Man nennt die Zahl C dann eine obere Schranke (bzw. untere Schranke).
3
Eine Zahlenfolge (an ) heiÿt beschränkt, wenn sie eine obere und eine untere
Schranke besitzt.
M.a.W., (an ) ist beschränkt, wenn ∀n ∈ N gilt:
|an | ≤ C .
Ist (an ) eine Zahlenfolge, so heiÿt
sn := a1 + . . . + an =: nk=1 ak
P
die n-te Partialsumme von (an ). Die Folge (sn ) heiÿt dann Partialsum-
menfolge von (an ).
Pn
Die Sprechweise für k=1 ak ist:
Summe aller ak von k = 1 bis n .
s1 = −2, s2 = −1, s3 = − 53 , . . .,
sn = nk=1 (−1)k · k2 , (n ∈ N).
P
Beispiele:
(a) (an ) heiÿt arithmetische Zahlenfolge, wenn die Dierenz zweier aufein-
anderfolgender Glieder konstant ist, d.h., es gilt ∀n ∈ N:
an+1 − an = d für ein d ∈ R.
Oenbar gilt dann
an = a1 + (n − 1)d ∀n ∈ N.
Pn
Man kann zeigen, dass die zugehörige Partialsummenfolge (sn ) = ( k=1 ak )
die explizite Bildungsvorschrift
sn = n · a1 + n(n−1)
2
· d, (n ∈ N),
besitzt.
(b) (an ) heiÿt geometrische Zahlenfolge, wenn der Quotient zweier aufein-
anderfolgender Glieder konstant ist, d.h. es gilt a1 6= 0 und ∀n ∈ N:
an+1
an
= q für ein q ∈ R \ {0}.
Oenbar gilt dann:
an = a1 · q n−1 ∀n ∈ N.
Pn
Man kann zeigen, daÿ die zugehörige Partialsummenfolge (sn ) = ( k=1 ak ) die
explizite Bildungsvorschrift
na1 für q=1
sn = n −1 , (n ∈ N),
a1 · qq−1 für q 6= 1
besitzt.
Übungsaufgaben 1:
1. Finden Sie obere und untere Schranken - falls diese existieren.
(a) (an ) = n102 .
Die Glieder dieser drei Zahlenfolgen kommen für wachsendes n oenbar jeweils
einer bestimmten Zahl, einem Grenzwert immer näher - und zwar (an ) der
Zahl 2, (bn ) der Zahl 1 und (cn ) der Zahl 0 (wovon man sich durch Berechnen
weiterer Folgenglieder überzeugen kann).
Die exakte Denition ist wie folgt:
nach +∞.
Beweis: Sei C>0 beliebig gegeben. Wir wählen n0 ∈ N mit (n0 )k > C . Dann
gilt∀n ≥ n0 :
an = nk ≥ (n0 )k > C .
Die folgenden wichtigen Eigenschaften geben wir ohne Beweis:
Satz von der monotonen Folge: Eine beschränkte und monotone Zahlen-
folge hat stets einen Grenzwert.
Übungsaufgaben 1, Fortsetzung:
3. Bestimmen Sie den Grenzwert der Zahlenfolge
4n2 + 5n + 7
(an ) = .
5n2 − n + 3
4. Es sei (an ) = (a1 · qn−1 ) mit a1 , q 6= 0.
(a) Zeigen Sie, dass die Folge (an ) für |q| > 1 divergiert. Entscheiden Sie, für
welche a1 und q die Zahlenfolge bestimmt nach +∞ divergiert.
(b) Zeigen Sie, dass die Folge (an ) für |q| < 1 eine Nullfolge ist.
(c) Bestimmen Sie den Grenzwert der Partialsummenfolge von (an ) für |q| < 1.
2. Grenzwerte von Funktionen
Beispiel:
Die Funktion f (x) = x+1
x−2
mit Df = R \ {2} hat an der Stelle x0 = 2 eine De-
nitionslücke , d.h., in der Umgebung von x0 = 2 ist f deniert, an der Stelle
x0 = 2 selbst jedoch nicht: Wählt man für x-Werte, die sich der Denitions-
lücke x0 = 2 immer mehr von links nähern (1, 9; 1, 99; 1, 999; . . .), so werden
die zugehörigen Funktionswerte f (x) immer kleiner (−29; −299; −2999; . . .)
und streben für x gegen 2 oensichtlich gegen −∞. Nähert man sich der De-
nitionslücke von rechts (2, 1; 2, 01; 2, 001; . . .), so wachsen die zugehörigen
Funktionswerte f (x) immer mehr (31; 301; 3001; . . .) und streben für x gegen
2 gegen +∞. Andererseits, wenn x beliebig groÿe oder beliebig kleine Werte
annimmt, also gegen +∞ bzw. −∞ geht, so scheinen sich die Funktionswerte
6
Es sei f eine in einer Umgebung der Stelle x0 (evtl. mit Ausnahme von x0
selbst) denierte Funktion. Die Zahl g heiÿt Grenzwert der Funktion f an
der Stelle x0 , wenn für alle Zahlenfolgen (xn ) ⊂ Df \ {x0 } mit dem Grenz-
wert x0 , die Folge der zugehörigen Funktionswerte (f (xn )) gegen den Wert g
konvergiert.
Schreibweise: limx→x0 f (x) = g .
Hat die Funktion f an der Stelle x0 den Grenzwert g , so bedeutet das anschau-
lich, dass der Graph von f sowohl von links als auch von rechts in den Punkt
(x0 , g) einmündet, ganz unabhängig davon, ob f an der Stelle x0 deniert
ist oder nicht. Der Wert g kann hierbei auch der uneigentliche Grenzwert +∞
oder −∞ sein.
Beispiele:
(a) f (x) = |x| ⇒ limx→0 f (x) = 0.
Beweis: Sei (xn ) eine beliebige Nullfolge. Dann ist auch (|xn |) eine Nullfolge,
und die Behauptung folgt.
x2
für x≤0
f (x) =
1+x für x>0
Dann hat f x0 = 0 keinen Grenzwert.
an der Stelle
Beweis: Sei zunächst (xn ) eine Nullfolge negativer Zahlen. Dann gilt:
limn→∞ f (xn ) = limn→∞ x2n = 0.
Nun sei (xn ) eine Nullfolge positiver Zahlen. Dann folgt
limn→∞ f (xn ) = limn→∞ (1 + xn ) = 1.
Daraus folgt die Behauptung.
Nähert man sich einer Stelle x0 von links (bzw. rechts) und konvergieren dabei
die zugehörigen Funktionswertfolgen jeweils gegen einen bestimmten Grenz-
wert, so sagt man: Die Funktion f hat in x0 einen linksseitigen (bzw. rechts-
seitigen) Grenzwert.
Schreibweise:
lim f (x) = f (x0 −) bzw. lim f (x) = f (x0 +).
x→x0 , x<x0 x→x0 , x>x0
Bemerkungen:
(a) Wenn eine Funktion f an einer Stelle x0 einen linksseitigen und einen
rechtsseitigen Grenzwert hat und beide sind gleich einer Zahl g, dann konver-
giert f an der Stelle x0 gegen den Grenzwert g.
(b) Sind sie nicht gleich bzw. existiert nur höchstens einer (oder keiner) der
7
2. Das erweiterte System der reellen Zahlen besteht aus R und den zwei
Symbolen +∞ und −∞. (Wenn es jedoch erforderlich ist, zwischen R und den
Symbolen +∞ und −∞ explizit zu unterscheiden, so nennen wir die reellen
Zahlen endlich.)
Wir behalten die ursprüngliche Ordnung inR bei und denieren
−∞ < x < +∞ für alle Zahlen x ∈ R.
Es ist klar, daÿ +∞ bzw. −∞ obere bzw. untere Schranken für jede Teilmenge
des erweiterten Systems der reellen Zahlen sind. Die folgenden Konventionen
sind dann sinnvoll:
8
1 − x−2
lim f (x) = lim = 1,
x→+∞ x→+∞ 1 + x−2
1 − x−2
lim f (x) = lim = 1.
x→−∞ x→−∞ 1 + x−2
Für x → ±∞ nähert sich der Graph immer mehr der Geraden y = 1. Eine sol-
che Gerade, an die sich der Graph einer Funktion f immer mehr anschmiegt,
wird Asymptote des Graphen von f genannt. Dabei kann dieses Anschmiegen
sowohl für beliebig groÿ werdende Argumente als auch durch Annäherung an
eine bestimmte Stelle, einen bestimmten x-Wert erfolgen. In obigem Beispiel
ist die Gerade mit der Gleichung y=1 eine waagerechte Asymptote.
(c) Man bestimme die einseitigen Grenzwerte der Funktion f (x) = x3 +1
x+2
im
Punkt x0 = −2.
Lösung: Es gilt
1
lim f (x) = lim (x3 + 1) · lim
x→−2,x>−2 x→−2,x>−2 x→−2,x>−2 x + 2
1
lim f (x) = lim (3x + 5) · lim
x→1 x→1 x→1 (x − 1)2
= 8 · (+∞) = +∞.
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Übungsaufgaben 2:
Untersuchen Sie die folgenden Funktionen auf einseitige Grenzwerte und Grenz-
werte in x0 .
x für x < 0
(a) f1 (x) = 2 , Df1 = R, x0 = 0;
x für x ≥ 0
x
(b) f2 (x) = , Df2 = R \ {1}, x0 = 1;
x−1
2x
(c) f3 (x) = , Df3 = R \ {−1}, x0 = +∞;
x+1
1
(d)∗ f4 (x) = sin , Df4 = R \ {0}, x0 = 0.
x
Hinweis für (d)∗ : Wir setzen hier elementare Kenntnisse über die Sinusfunk-
tion voraus. Untersuchen
Sie das
Verhalten von f4 längs der Nullfolgen
1 0 2
(xn ) = nπ
bzw. (xn ) = π(4n+1)
.
Wie bereits gesagt, ist f genau dann an der Stelle x0 ∈ Df stetig, falls die
einseitigen Grenzwerte existieren und gleich dem Funktionswert an der Stelle
sind, d.h.:
f (x0 −) = f (x0 +) = f (x0 ).
Ist also f in x0 unstetig, so sind die folgenden Fälle möglich:
(i) Die einseitigen Grenzwerte existieren und sind gleich und endlich, und es
gilt
10
(ii) Falls beide Grenzwerte existieren, endlich , aber ungleich sind, spricht man
von einer Sprungstelle.
Beispiel: Vorzeichenfunktion,
−1 für x<0
f (x) = sgn (x) = 0 für x=0 .
1 x>0
für
(iii) Einen Pol (oder Polstelle) nennt man eine Unstetigkeit, an der die ein-
seitigen Grenzwerte existieren, jedoch wenigstens einer von ihnen nur im un-
eigentlichen Sinne, d.h., sie nehmen die Werte +∞ oder −∞ an. Dieser Typ
von Unstetigkeit tritt insbesondere bei rationalen Funktionen die wir noch ge-
sondert behandeln werden.
1
Beispiel: f (x) = .
x
11
(iv) Schlieÿlich gibt es noch die Möglichkeit, daÿ wenigstens einer der einsei-
tigen Grenzwerte weder eigentlich noch uneigentlich existiert.
Beispiel:
1
sin x
für x 6= 0
f (x) = .
0 für x=0
Eine Funktion f hat Denitionslücken, wenn einzelne Punkte aus ihrem De-
nitionsbereich ausgeschlossen sind.
Die Denitionslücken sind die Stellen, an denen man durch Null teilen müsste
oder Ähnliches, beispielsweise bei gebrochenrationalen Funktionen. Die De-
nitionslücken einer Funktion lassen sich - ebenso wie Unstetigkeitsstellen -
klassizieren.
Lässt sich f auf die Denitionslücke x0 so fortsetzen, daÿ die neue Funktion
stetig wird, so spricht von einer stetig hebbaren Denitionslücke.
2
x −1
Beispiel: f (x) = , Df = R \ {1}.
x−1
Weil f (x) = x + 1 für x 6= 1 ist, haben wir f (1−) = f (1+) = 2. Folglich hat f
in x0 = 1 eine stetig hebbare Denitionslücke, und die fortgesetzte Funktion
f (x) für x 6= 1
g(x) = =x+1
2 für x = 1
Wenn eine Denitionslücke nicht stetig hebbar ist, zum Beispiel weil die Funk-
tion dort gegen unendlich strebt oder sehr schnell oszilliert, wird die Lücke
auch als Singularität bezeichnet, wobei der Sprachgebrauch in diesen Fällen
nicht immer einheitlich ist. Oft werden Denitionslücke und Singularität als
Synonyme verwendet.
Satz vom Maximum und Minimum: Sei f eine auf einem beschränkten
abgeschlossenen Intervall stetige Funktion. Dann nimmt f dort sein Maximum
und sein Minimum an.
Übungsaufgaben 3:
13
Ist eine Funktion auf einem Intervall streng monoton und stetig, so existiert
die Umkehrfunktion und ist ebenfalls stetig: