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Institut für Analysis 09.11.

2020
Universität Hannover
W. Bauer und Team

5. Übungsblatt zur Analysis A


Lösung

Aufgabe 16 5 Punkte
Gibt es Teilmengen A ⊂ R mit den Eigenschaften
(i) HP(A) = Z.
(ii) HP(A) = Q ∩ [0, 1].

Falls ja, geben Sie solche an.

Lösung:
1
(i) Ja, z. B. gilt HP(A) = Z, falls A := {m + n : m ∈ Z, n ∈ N}.
Beweis: Sei a ∈ R.
Fall 1: a ∈ Z
1
Sei ε > 0. Dann ∃n0 ∈ N, so dass n < ε ∀n ≥ n0 . Also gilt ∀n ≥ n0

1
a−ε<a<a+ < a + ε,
n
d. h. a+ n1 ∈ Uε (a) und a+ n1 6= a, und außerdem gilt a+ n1 ∈ A. Somit gilt a+ n1 ∈ A∩(Uε (a)\{a}),
d. h. A ∩ (Uε (a) \ {a}) 6= ∅. Nach Aufgabe 2 a) vom 5. Tutorienblatt erhalten wir, dass a ein
Häufungspunkt von A ist.
Fall 2: a ∈
/Z
Dann gibt es ein p ∈ Z mit p < a < p + 1. Sei nun
1
ε := min{|a − p|, |a − (p + 1)|}.
2
Dann ist ε > 0. Außerdem gilt
1 1 a p+1
a + ε ≤ a + |a − (p + 1)| = a + (p + 1 − a) = + (1)
2 2 2 2
p+1 p+1
< + =p+1
2 2
und
1 1 a p p p
a − ε ≥ a − |a − p| = a − (a − p) = + > + = p. (2)
2 2 2 2 2 2
Da somit a − ε − p > 0, gibt es also ein n0 ∈ N, so dass n1 < a − ε − p ∀n ≥ n0 . Somit gilt
p + n1 < a − ε ∀n ≥ n0 , und damit ist p + n1 ∈ / Uε (a) ∀n ≥ n0 . Da außerdem m + n1 ≤ p, falls
1
m ∈ Z, n ∈ N mit m < p, und m + n > p + 1, falls m ∈ Z, n ∈ N mit m > p , können sich wegen
(1) und (2) in A ∩ Uε (a) höchstens die Elemente p + 12 , p + 13 , . . . , p + n01−1 befinden. Also ist a kein
Häufungspunkt von A.
Insgesamt erhalten wir HP(A) = Z.
(ii) Nein. Angenommen es gibt A ⊂ R mit HP(A) = Q ∩ [0, 1]. Sei a ∈ (R \ Q) ∩ [0, 1]. Wir zeigen,
dass a dann ebenfalls ein Häufungspunkt von A ist, was einen Widerspruch ergibt. Sei ε > 0.
Sei r := min{ε, a} > 0. Wegen a − 2r < a gibt es ein x ∈ Q mit a − 2r < x < a. Da außerdem
0 ≤ a2 = a − a2 ≤ a − 2r < a ≤ 1, ist x ∈ Q ∩ [0, 1]. Nach Annahme ist x also ein Häufungspunkt von
A. Somit befinden sich in U 2ε (x) unendlich viele Elemente aus A. Wegen U 2ε (x) ⊂ Uε (a) (denn: Sei
y ∈ U 2ε (x). Dann gilt |y −x| < 2ε . Daraus folgt |y −a| = |y −x+x−a| ≤ |y −x|+|x−a| < 2ε + 2r ≤ ε,
d. h. y ∈ Uε (a)) befinden sich in Uε (a) ebenfalls unendlich viele Elemente aus A. Also ist a ein
Häufungspunkt von A.

Aufgabe 17 Jede Teilaufgabe 5 Punkte


a) Bestimmen Sie für die folgenden Teilmengen A ⊂ R die Menge HP(A) aller Häufungspunkte von A
(mit genauer Begründung):
(i) A := Q,
n o
(ii) A := n1 + 1
m : n, m ∈ N .

b) Sei A eine beschränkte unendliche Teilmenge von R. Man zeige:

”Der Limes Superior lim A von A existiert in R. Ist lim A < sup A, so hat A ein Maximum max A.”

Lösung:
a) (i) Wir zeigen HP(A) = R:
Sei a ∈ R und ε > 0. Dann gibt es ein x ∈ Q mit a < x < a + ε. Also ist x ∈ A ∩ (Uε (a) \ {a}).
Nach Aufgabe 2 a) vom 5. Tutorienblatt folgt, dass a ein Häufungspunkt von A ist.
(ii) Wir zeigen HP(A) = { n1 : n ∈ N} ∪ {0}: Sei dazu a ∈ R.
Fall 1: a ∈ { n1 : n ∈ N}
Dann ∃n ∈ N mit a = n1 . Sei ε > 0. Dann ∃m0 ∈ N, so dass m 1
< ε ∀m ≥ m0 . Also ist
1 1 1 1 1
n + m < n + ε ∀m ≥ m 0 und damit n + m ∈ U ε (a) ∀m ≥ m 0 . Somit befinden sich unendlich
viele Elemente aus A in Uε (a). Also ist a ein Häufungspunkt von A.
Fall 2: a = 0
Sei ε > 0. Dann ∃n0 ∈ N mit n1 < 2ε ∀n ≥ n0 . Also folgt n1 + m1
< 2ε + 2ε = ε ∀m, n ≥ n0 . Somit
befinden sich unendlich viele Elemente aus A in Uε (a). Also ist a ein Häufungspunkt von A.
Fall 3: a ∈/ { n1 : n ∈ N} ∪ {0}
Fall A: a < 0
Sei ε := |a| > 0. Dann ist a + ε = a − a = 0 und somit A ∩ Uε (a) = ∅. Also ist a kein
Häufungspunkt von A.
Fall B: 0 < a < 1
1
Dann ∃k ∈ N mit k+1 < a < k1 (denn a1 > 1 und a1 ∈ / N (wegen a ∈ / { n1 : n ∈ N} ∪ {0}),
so dass es ein k ∈ N gibt mit k < a1 < k + 1). Wähle nun m0 ∈ N mit k+1 1
+ m10 < a. Sei
1 1 1
r := min{|a − ( k+1 + m0 )|, |a − k |} > 0. Dann gilt

1 1
∀m ≥ m0 ∀n ∈ N : + ∈
/ Ur (a) (3)
n m
1 1 1
(denn ist n ≤ k, so ist n + m > n ≥ k1 , und ist n > k und m ≥ m0 , so ist 1
n + 1
m ≤ 1
k+1 + 1
m0 ).
1
Sei nun s := min{| m − a| : m ∈ {1, . . . , m0 − 1}} > 0. Dann ist

1
∀m ∈ {1, . . . , m0 − 1} : U 2s ( ) ∩ U 2s (a) = ∅. (4)
m
Außerdem ∃n0 ∈ N mit n1 < 2s ∀n ≥ n0 , so dass 1
m + n1 ∈ U 2s ( m
1
) ∀m ∈ {1, . . . , m0 − 1} ∀n ≥ n0 .
Zusammen mit (4) ergibt das
1 1
∀m ∈ {1, . . . , m0 − 1} ∀n ≥ n0 : + ∈/ U 2s (a). (5)
m n
Sei schließlich ε := min{r, 2s } > 0. Dann folgt aus (3) und (5), dass sich in Uε (a) höchstens
endlich viele Elemente aus A befinden. Also ist a kein Häufungspunkt von A
Fall C: a > 1
Wähle m0 ∈ N mit 1 + m10 < a. Sei ε := |a − (1 + m10 )| > 0. Dann ist ∀n ∈ N ∀m ≥ m0
1 1 1 1 1 1
n + m ≤ 1 + m ≤ 1 + m0 , so dass n + m ∈ / Uε (a). Genauso ist ∀n ≥ m0 ∀m ∈ N n1 + m 1
∈/ Uε (a).
1 1 1 1
Da schließlich ∀n ≥ 2 ∀m ≥ 2 n + m ≤ 1, so dass ebenfalls n + m ∈ / Uε (a), befinden sich in
Uε (a) höchstens endlich viele Elemente aus A. Also ist a kein Häufungspunkt von A.
Insgesamt haben wir somit HP(A) = { n1 : n ∈ N} ∪ {0} gezeigt.
b) Ist A ⊂ R eine beschränkte, unendliche Teilmenge von R, so ist HP(A) 6= ∅ (Satz von Bolzano-
Weierstrass). Außerdem ist A 6= ∅ und nach oben beschränkt. Da nach Satz 2.1.1. jede obere Schran-
ke von A auch eine obere Schranke von HP(A) ist, existiert somit lim A = sup HP(A) nach dem
Vollständigkeitsaxiom. Ist lim A < sup A, so gibt es ein ε > 0 mit lim A + ε < sup A. Nach Satz
2.1.3. gilt dann lim A + ε < b für höchstens endlich viele b ∈ A. Zudem gibt es mindestens ein b1 ∈ A
mit lim A + ε < b1 (denn sonst wäre lim A + ε eine obere Schranke von A. Widerspruch.). Also ist
die Menge M := {x ∈ R : x ∈ A und lim A + ε < x} nichtleer und endlich, und besitzt somit ein
Maximum y ∈ M . Angenommen, ∃a ∈ A mit a > y. Dann kann nicht a ∈ M gelten, d. h. es gilt
lim A + ε ≥ a. Es folgt
y ≥ b1 > lim A + ε ≥ a,
Widerspruch. Also gilt ∀a ∈ A : a ≤ y, und da y ∈ A ist y somit ein Maximum von A.

Aufgabe 18 5 Punkte
Zeigen Sie, dass für eine beschränkte Menge A ⊂ R gilt: inf A ≤ limA ≤ limA ≤ sup A.

Lösung: Sei A 6= ∅ beschränkt und HP(A) 6= ∅ (ansonsten existieren lim A und lim A nicht). Da nach
Satz 2.1.1.(b) jede obere (untere) Schranke von A auch eine obere (untere) Schranke von HP(A) ist, gilt
somit inf A ≤ inf HP(A) = lim A und lim A = sup HP(A) ≤ sup A. Da außerdem inf HP(A) sup HP(A),
folgt die Behauptung.

Aufgabe 19 5 Punkte
Bestimmen Sie für die Folge (an ) mit
   
5 1
an = (−1)n 3 + + (−1)n+1 5 −
n n

die Mengen HP({an : n ∈ N}) und HW(an ) sowie limn→∞ an und limn→∞ an .

Lösung: Es ist
   
n 5 n+1 1
an = (−1) 3 + + (−1) 5−
n n
  
5 1
= (−1)n 3 + − 5 −
n n
 
n 5 1
= (−1) 3 + − 5 +
n n
 
6
= (−1)n −2 +
n
(
−2 + n6 , wenn n gerade
=
2 − n6 , wenn n ungerade

Daher ist HW(an ) = {−2, 2} =HP({an : n ∈ N}) und

limn→∞ an = −2, limn→∞ an = 2.


Aufgabe 20 5 Punkte
Sei (an ) eine Folge reeller Zahlen. Zeigen Sie, dass jeder Häufungspunkt von HW(an ) bereits in HW(an )
enthalten ist.

Lösung: Sei also x0 ein Häufungspunkt von HW(an ). Zu zeigen ist, dass x0 auch Häufungswert der
Folge (an ) ist, also dass es zu jedem ε > 0 und jedem Index n0 ein n > n0 gibt mit |x0 − an | < ε. Seien
also ε > 0 und n0 ∈ N beliebig vorgegeben. Da x0 Häufungspunkt von Häufungswerten ist, existiert zu
ε ε
2 ein Häufungswert a der Folge mit |a − x0 | < 2 . Da a Häufungswert der Folge (an ) ist, existiert zu n0
ε
ein n > n0 mit |a − an | < 2 . Für dieses n gilt
ε ε
|x0 − an | = |x0 − a + a − an | ≤ |x0 − a| + |a − an| < + = ε.
2 2

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